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Elektrische Schädigungen des Ohres

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Page 1: Elektrische Schädigungen des Ohres

Archiv Ohren- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk., Bd. 170, S. 503--526 (1957)

Aus der Universit~ts-Klinik fiir ttals-Nasen-Ohren-Krankheiten Kiel (Direktor: Prof. Dr. K. VoGeL)

Elektrische Sch~idigungen des 0hres Von

WILLM WAGEMANN

Mit 2 Textabbfldungen

(Eingegangen am 11. MSrz 1957)

In eindrucksvoller Vielgestalt erscheinen im gesamtmedizinischen Sehrift tum die klinJschen Bilder, die 1)athologischen Befunde u~d tier- experimentellen Ergebnisse, wie sie durch Ei~wirkung yon elektrischem Strom oder durch Blitzschlag entstehen. Sie sind mehrfach gesichtet und georduet, so in den jiingsten Monographien yon K o ~ P P ~ und JENNY. Zusammenfassend mSge ein Hinweis auf das ausfiihrliche Literaturver- zeichnis genfigen. Auch auf dem Gebiet des Ohres sind wichtige Arbeiten erschienen, die einer besonderen Betrachtung unterzogen werden.

Die otologische Symptomatologie erscheint uns indessen noch keines- wegs so fest umschrieben, dab man daraus eine eindeutige differential- diagnostische Kl~rung ableiten kSnnte, z .B. gegeniiber einem Schall- trauma. Zwar ist die Hauptzahl der Autoren in Anlehnung an die neuro- logischen und Hirnsektionsbefunde der Ansicht, dab die Schi~digungen sowohl im H5r- wie im Gleichgewichtsapparat retrolabyrinth~re bzw. zentrale Ursachen haben, doch gilt das nicht in aller Ausschliei~lichkeit. Vielmehr kSnnen auch. endolabyrinth~re St5rungen beobachtet werden, wie im folgenden nachgewiesen werden soll.

1. Elektrobiologie

Die Schwere eines EleIctrotraumas richter sich nach der Stromst~rke, Strombahn, Einwirkungsdauer und der Frequenz. Eine Stromst~rke yon etwa 100 Milliamp. bei einer Frequenz yon 50--60 Hz kann als gesicher- ter Wert der tSdlichen Stromsti~rke angesehen werden (Lo]~BL, KOEP- PEN U. a.). Die Stromst~rke (J) ergibt sich nach dem Ohmschen Gesetz

V aus der Spannung (V) und dem Widerstand (W) : J = ~ .

Der das Elektrotrauma am meisten bestimmende Faktor in diesem Gesetz ist der Widerstand. Er gilt fiir den gesamten Stromkreis, yon dem der Mensch einen Tell bildet. Meist ist der Widerstand des Menschen fiir die GrSBe des Stromes bestimmend. Die ]~bergangswidersts an den Berfihrungsstellen sind sehr verschieden. Sie betragen z. B. bei trockener

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schwieliger Haut einige Zehntausend Ohm und sind nach Hautdurch- sehlag nahezu Null. Der Widerstand des Schuhwerkes schwankt praktisch zwisehen sehr niedrigen (feuchte Ledersohlen) und sehr hohen Wer- ten (Gummisohlen). Auch die Beschaffenheit des Standortes bestimmt den Widerstand und damit reziprok Spannung und Sts (Ko~,PP~).

Die l~eststellung in der Literatur ( J~Ln~]~ , KOLB~, N~UB~OWR), dab weniger die Spannung als die Stromstgrke fiir die Gefghrliehkeit des Traumas verantwort]ich sei, muB insofern eingeschrgnkt werden, als ja mit zunehmender Ampere,Zahl aueh die Voltzahl ansteigt und um- gekehrt. Wenn in den F~llen yon CROUZO~, FO~SC~NE~, J~LLr~EK, KOL- ~ N u. a. Spannungen yon 65--110 Volt geniigt haben, um Sch~digungen (Ohr) bzw. den Tod zu verursachen, so lag eine auBerordentlich gute Stromleitfs vor. Dureh besonders ungiinstige Verh~tltnisse (Feuch- tigkeit ira Falle KOLB~NS) wurden die ~bergangswiderst/~nde sehr klein. Zum andern ist aus tierexperimentellen Untersuchungen be- kannt, dab niedrige Stromstgrken yon 25--80 Milliamp. sogar einen HerzstiUstand hervorrufen kSimen, vorausgesetzt, dab das t terz i n der Strombahn liegt.

Die Beriicksiehtigung des Stromweges ist auch fiir die Beurteilung des elektrischen Ohrtraumas wichtig. Sowohl PE~WIWZSO~KY wie HAAR- ~ANN U. a. haben einen Zusammenhang zwischen den Bahnen des Strom- durchflusses und den Sehgden nicht erkannt. Der Strom nimmt immer den Weg des geringsten Widerstandes. Und dies ist meist auch innerhalb des KSrpers der kfirzeste. Wie schon oben ausgeffihrt, ist der Widerstand naeh dem Hautdurcht r i t t nahezu Null. Er erhSht sich wesentlich nur an den Knoehenpartien. Eine unmittelbare, primgre elektrische Schs des Ohres kann nut dann als solehe anerkannt werden, wenn dies tat- sgehlich in tier nahen Umgebung tier Strombahnen gelegen hat. Wertvolle ttilfe ]eisten die,,Strommarken" der Haut - oder - - wenn diese nieht vor- handen sind - - Brandspuren an den Kleidern (Fall 1, M.H.) . Ist der Strom also yon Hand zu t t and oder Hand zu FuB geflossen, wfirde eine StSrung im Bereieh des Kopfes nicht als unmittelbar anzusehen sein.

Anders sind die Traumen zu beurteilen, die auch primer, abet nur mittelbar bezeichnet werden sollen. Sic entstehen durch die Muskel- krgmpfe und deren Fo]gen, auf die noeh eingegangen werden wird. Hier braueht der Stromweg fiber den Schs nicht gefordert zu werden.

Als weiterer Faktor, der die Schwere des Elektrotraumas bedingt, ist eingangs die Dauer der Strome'mwirkung angegeben. AUVENSLE~E~ hat sie nachgeprfift, indem er die Strecke des Befreiers mit der Stoppuhr nachmaB. Sie ~ r d sowohl yon dem Verungliickten wie yon den Befreiem im allgemeinen wesentlich zu lang angegeben.

Beziiglich der Frequenz ist zu sagen, dab bei den gebrguchlichen Spannungen der Wechse!strom mit 50 Perioden gefghrlicher ist als tier

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Gleichstrom und als der hochfrequente Wechselstrom. Bei Gleichstrom sind 20 Milliamp. und bei 50periodischem Wechselstrom nur 10 Milliamp. erforderlich, um z. B. die gleiche Reaktion, den Muskelkrampf, hervor- zurufen ( K o ~ m ' ~ ) .

Eine unmittelbare primate ~oIge eines elektrisehen Insultes ist die W~rmebildung (Joulesche W~rme). Sie kann aus der Stromst~rke (J), dem Widerstand (W) und der Zeit der Einwirkung (t) errechnet werden: Q = j2 W t eonst.

Es entstehen also unmittelbar tIitzesch~den und zwar am ehesten an den Stellen im mensehliehen K6rper, wo der Strom einen hSheren Wider- stand zu fiberwinden hat. Das t r i t t vornehmlieh an der/~uBeren Haut und am Knoehen ein. Die Voraussetzung daffir dfirfte nur bei Hochspan- nungsunf/~llen erffillt sein. Dann finder man gerade am Kuoehen die schwersten thermo-elektrischen Sch~den. Es gibt hier (naeh ZEE~A.WN u. a.) yon tier Veraschung fiber die Gerinnungsnekrose bis zur lokalen, w~rmebedingten KreislaufstSrung alle pathomorphologischen I)ber- gi~nge. So gewinnt die Tatsache, dab das Labyrinth im Felsenbein ein- gebettet liegt, besondere Bedeutung.

Eine weitere nnmittelbare, prim~re Stromfolge ist zuniiehst mehr all- gemeiner Natur. Es kommt ni~mlich wEhrend der Einwirkung zu Muskel- krs die nun mittelbar zu einer Druckerh6hung in der Baueh-, Brust- und Schs ffihren. Sehon die i~lteren Autoren wie beispiels- weise K~ATTER 1896 und viele andere in der Folgezeit (siehe Literatur bei HOLTHAUS U. WICIE~ANN, JELLINEK, I~AWA~URA, LASIUS, ~OOG, I~ET - ZAL, URQ~ART und vielen anderen) heben die anf~ngliehe enorme Blut- drueksteigerung hervor. Ubereinstimmend wird in allen loathologiseh- anatomischen Befunden des Schrifttums die starke ven6se Stauung be- sehrieben, als deren Zeichen auch perivaseulgre Blutaustri t te beobaehtet werden kormten. Wieweit hier noch Reizwirkungen auf das Gef/iB- System eine Rolle spielen, ist eine Frage, deren Beantwortung uns im Augenblick ferner liegt. Es sei auf CglTSCHLEY, J~LLI~WK, Jv.NgY, KOEPPElV, 1V~ACDONALD, NATORP, ])ANsE, PIETRUSKI, I:~ADASCH, SPITZKA, STADTM_AN~, Z]~MAN~ U. a. verwiesen. Es t reten also DruckerhShung, Venenstauung, kleinste Hi~morrhagien und 0deme in der Sch/~delhShle auf. Die Annahme, dab das Labyrinth an solchen mittelbaren, primiiren Erscheinungen beteiligt ist, were also naehzuweisen.

Als weiterer mittelbarer, aber prim/~rer Schaden ist das ,,elektrische 0de m " J ~ r s ] ~ K s aufzufassen. Es t r i t t flfichtig vorfibergehend als Aus- druck lokaler Capillarseh~digung auf. Urs~chlich kSnnen wohl W~rme- bildung und H0chdruck (vielleicht weniger) bei motorisch gest6rter GefEBwandung angeschuldigt werden.

Die toxischen 0deme bilden dann schon den Ubergang yon den pri- m/~ren zu den sekund/~ren Folgen der elektrisehen bzw. elektrothermischen

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506 W. WAG~AN~:

Ver le tzung. H ie rh in gehSr t auch die otologisch in te ressan te Meningi t is serosa.

Es s ieht ~ach der L i t e r a t u r so aus, als wi i rden vest ibul / i re S tSr tmgen weniger h/~ufig e r k a n n t als cochleare Sch/~den. ESCHWE~V.~, PETZAT~ U. a . mein ten , dab der phy logene t i sche j i ingere Cochlearis se lek t iv bet roffen wfirde. S~Aeu~ov b e o b a c h t e t e an M/~usen u n d I-Iunden, dab Cochlea und S a c c u l u s vie l h/iufiger befa l len werden als de r V e s t i b u l a r a p p a r a t ; auch LOEBELLs E x p e r i m e n t e ffihren zu / ihn l i chen Ergebnissen . Die Schwindel- e rsche inungen - - wenn ihnen an:fangs i i be rhaup t die A u f m e r k s a m k e i t zu- gewand~ wurde - - k l ingen auch oft schnel ler ab. _A_namnestisch werden sie a l lerd ings r e l a t i v h/~ufig angegeben.

U n t e r d iesen Ges i ch t spunk t en seien unsere F~l le vorges te l l t .

2. Kasu i s t ik

1. r r a u M . H . (geb. 1927), kam mit denI(leidungsstiicken, die sie wahrend des Unfalles trug, zu unserer Untersuchung. Sic liatte am 13. Juli 1953 um 18.00 Uhr einen Blitzschlag erlitten. Es regnete. Der Blitz war durch das Kopftuch, in dem ein Brandlocli nachgew!esen werden konnte, in den Sch/~del re. parietal, we eine haarlose •arbe bestelit, eingedrungen. Naeli einem Brandloch im Herod und einer Hautnarbe lag die Aus$rittsstelle in der Gegend der re. Hiifte. Hier befand sich die Querstange des Herrenfahrrades, das sie schob. Uberliaupt war ihre Erinnerung an die Situation beimEinselilag gut. Sie sank auf einen weiclien Boden nieder un4 wurde bewuBtlos, bere t sie sieh erlieben konnte. Einlieferung in ein Krankenliaus. Als sie am n~chsten Tage aufwaelite, liabe sie sfarkes 0lirensausen empfunden, sei schwer- h6rig und sehr 1/~rmempfindlich gewesen, was erst nach Monaten nachgelassen h/~tte. Sie wurde wegen ZirkulationsstSrungen an den H/inden behandelt. Mit dem Aufstehen babe sich ein Drehschwindelgefiihl eingestellt, welches st~ndig etwas best~nde und bei Kopfbewegungen schlimmer wiirde.

Be/und (1.11. 1955). Keine Klopf- und Oruekschmerzhaftigkeit des Sch~dels. FiinfmarkstiickgroBe Narbe im Bereich des Os parietale re. hinten. Stirnast des N. trigeminus beiderseits druekschmerzhaft. Trommeffelle beiderseits reizlos, spie- gelnd, intakt, gut beweglieh. Umgangs- und Fliisterspraclie wird beiderseits aus 6 m gut verstanden.

Audiologlscher Be]und. Beiderseits gleichma$iger HSrverlust yon durelischnitt- ]ich 10 db. Lediglicli fiber 8000 Hz liesteht re. mehr als li. ein Steflabfall mit Adap- tationsrfiekstand, deutlieh abfallender Gerausclikurve und etwas eingeschri~nkter Unterschiedsseliwelle. Die spraehaudiometrischen Kurven liegen in der 50~oigen Verstandliclikeit 10 db unter dem Normalen.

Gleichgewichtspri~fungen. Beim Blindgang wird eine geringgradige, standig re- produzierbare Abweichung nacli re. beobachtet. ROSE,G, B~ranysclier Zeige- versueh, Fingernasen-Zeigeversueh, Fingerfinger-Zeigeversueh und Diadocho- kinese sind in Ordnung.

Spontane Vestibularissymptome: Spontannystagmus vereinzelt nacli li. End- stellungsnystagmus naeh li. lieim Blick nach li. Kein ausgesprochener Blick- riehtungsnystagmus. Naeli Kopfseliiitteln etwas verstarkter Spontannystagmus naeli li. Nach Rechtslage periplierer Lagenystagmus mit Latenz ror naeh re., erschSpfbar. Nach Linkslage verstarkter Spontannystagmus naeh li. Nach AuG riehten aus den angegebenen Lagen kein Nystagmus.

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Drehlrri~]unc J. Nach Rechtsdrehung grobschl~giger, mittelffequenter Nach- nystagmus nach li., welcher 35 sec anh~lt; nach Linksdrehung gleiehartiger Nachnystagmus nach re. yon 39 see Dauer.

Calorische Pri~[unfl. Re. : mittelsehl/~giger, mi~telfrequenter Nystagmus nach li. yon 13--118 sec, li.: gleichartiger l~ystagmus nach re. yon 31--140 see.

Bei einer Nachuntersuchung am 23.11. 1956, also fast 3 ~ Jahre nach dem Unfall, wurden die audiologischen Werte fast unver~nder~ wiedergemessen. Es bestand allerdings eine pathologische Adaptation in den hohen ~requenzen ent- sprechend folgenden Werten nach SCHU~ERT-J~THO. Die Sekundenzah]en geben den Zeitraum des Schwellenabfal]es fiir jeweils weitere 5 db an:

Re.: 1000 Hz kein Abfall bis 120 see. 6000 Hz: 30, 45, 40, 40, 85, t15, 120 sec. Li.: 1000 Hz: 43, 180 sec. - - 6000 Hz: 25, 40, 85, 65, 75, 180 sec. Je l~nger die

Zahlenkolonnen, desto grSBer die Ermiidung. Die Vestibularispriifungen ergaben weder einen Spontannystagmus noch konnte

solcher nach Kopfschiitteln und Lagewechsel mobilisiert werden. In gleicher Weise indessen konnte naeh Rechtslage ein rotatorisch nach re. geriehteter, erschSpfbarer Nystagmus mit Latenz ausgelSst werden. Die nystagmographisehe Auswertung der calorischen Prfifung ergab diese Werte: Rechtsspiilung/Linksspiilung: Latenz 25/25, Dauer 180/192 sec, Gesamtamplitude 329/389 ram, Schl~ge 142[141.

Epikrise. I m Falle Frau M. H. war abends ein Blitz in den Seh/~del reehts parietal eingedrungen und an der rechten Hfifte ausgetreten. Ein gleichzeitiges erhebliches Seh/~deltrauma ist nicht wahrscheinlich, zu- mindest besteht kein eindeutiges Commotio-Syndrom. Als sic am folgen- den Morgen aus der Bewul]tlosigkeit erwachte, empfand sie starkes Ohr- sausen, eine SchwerhSrigkeit und L/~rmempfindlichkeit, was erst nach Monarch verging. Nach dem Aufstehen t r a t ein Drehsehwindelgefiihl auf, welches sich nach Kofbewegungen verschlimmerte. Nach fiber 1 Jahr konnte, abgesehen yon einem Steilabfall bei 8000 Hz und einer patholo- gischen Adaptation, in diesem Bereich kein besonderer audiologiseher Befund erhoben werden. So blieb es aueh bis zur weiteren l~achunter- suchung naeh fast 3 ~ Jahren post t rauma. Der Drehschwindel wurde zu- n/~chst durch die Gangabweiehung nach rechts, den mobilisierbaren Spontannystagmus nach links und den peripheren Rechtslage-Nystag- mus rotatorisch nach rechts objektiviert , wovon nach fast 3 ~ Jahren nur noeh der periphere Lagenystagmus in typischer Weise bestand.

Da hier ein Lagenystagmus beur~eilt werden mul3, sei gleich an dieser Stelle eine Anmerkung fiber die an unserer Klinik gfiltige Meinung er- laubt. Sie ist in den Arbeiten von V o G ~ und sp/~ter yon SrE~GEB be- griindet. Es handelt sich dabei um den Baranyschen Kopfstellungs- nystagmus. Typisch fiir ihn ist eine kurze Latenzzeit , ein plStzliehes Ein- t re ten eines heftigen l~ystagmus, welcher rotatorisch zur Seite des Lage- wechsels (also bei Rechtslage naeh rechts) gerichtet ist und racist sehr bald wieder vSllig abklingt. E r ist erschSpfbar. Naeh Aufrichten oder ]~innehmen der entgegengesetzten Lage kann er in entgegengesetzter l~iehtung auftreten. Man darf ihn nicht mi t den zentral ausgelSsten Arten yon Lagenystagmus verweehseln. VOGV.L n immt an, daI3 es sich beim

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508 W. WAG~AN~:

laeripheren Lagenys tagmus u m 5rtl ich umschr iebene St rSmungshinder- nisse innerha lb der Bogengi~nge handel t . Erfahrungsgem/~fi b le ib t er meist hartn/~ckiger bes tehen als beispielsweise ein spontaner ocler l a ten te r Nys t agmus (ohne Vestibularisausfall) .

2. Der Dachdecker K. K. (geb. 1905) erli~t am 12.12. 1953 einen Starkstrom- unfall. Er arbeitete an diesem Tage auf einem mit Eternitplatten gedeekt~n Daeh. Knapp 1 m yon ihm entfernt verlief eine Starks~romanlage yon 11000 Volt (eigene Angabe: 8000 Volt). Da K. seinen Unfall recht anschaulieh sehfldert, sei eine Zu- sammenfassung der Anamnesen yon den Neurologen (ausffihrliehe Schilderung siehe L~ux) und yon uns wiedergegeben.

K. hat angeblich am Daehfirst unter der genannten Starkstromleitung aaf dem Bauche ]legend eine Firstkappe gepriift und dabei l~opf und OberkSrper ein wenig aufgeriehtet. Er meint, noch 0,5 m yon der Leitung entfernt gewesen zu sein, als er plStzlieh einen brummenden Ton hSrte, einen blitzartigen Blitzsehein sah und gleiehzei~ig einen heftigen, steehenden Schmerz im Hinterkopf li. verspiirt~. Dann habe er das Geffihl gehabt, dab sich alle Muskein anspannten und sein KSrper zu- sammenschrumpfte. Er empfand ein Ohrklingen, habe schreien wollen, abet keine Luft mehr bekommen, l~aehdem er sich noch zur Seite drehen kormte, sei er be- wul~tlos geworden. Zeugen beobachteten nut einen Lichtblitz, Schreien und Zu- sammensinken des K. Er wurde unmittelbar nach dem Unfall dicht unt~r der Lei- tung bewul~tlos in Bauehlage aufgefunden. Ein Absturz ist nicht erfolgt. Der Ver- letzte ist erstmalig fiir kurze Zeit im sehfittelnden Krankenwagen, dann im Fahr- stuhl des Krankenhauses erwacht, bis man ihn in einen Megaphensehlaf legte. In diesen Augenblieken will er nicht so sehr Sehmerzen, dagegen Ohrklingen empfun- den habem

Bei der Krankenhausaufnahme befand K. sich in einem Schockzustand. Die noeh under Unfallstelle grztlieh beobaehteten schweren Atemst6rungen waren ab- geklungen. Es bestanden ausgedehnte flaehenhafte Verbrennungen am Naeken, an der li: Halsseite, t~fieken und Brust bis herab zum ]i. Beekenkamm, am tiefgreffend- sten am Naeken, ]i. Schulterblattwinkel und vorn fiber dem Jugulum entspreehend einem ReiBverschluB. W~hrend bei der Aufnahme nur geringe neurologisehe Er- scheinungen best~nden haben, trat innerhalb der ersten 3 Tage eine schlaffe Para- lyse beider Beine mit schwerer bis zu den Mamillen heraufreiehender Hyp~sthesie sowie B]asen- und MastdarmstSrungen auf. Das Bewu~tsein war wechselnd stark getriibt. 5 Tage sparer hatte sich das neurologisehe Krankheitsbfld noch verschlech- tert. Es waren jetzt aueh Paresen und Sensibilit~tsstSrungen an den Armen hinzu- gekommen, l~Iit zunehmendem Bewul~tsein klagte er fiber Ohrensausen und Schwer- hSrigkeit, die sich in der l%lgezeit nieht veri~ndert hatten. Erst nach mehrerenWochen begann eine langsame Riiekbfldung der neurologischen Kvankheitserseheinungen.

Naeh 4 Monaten wurde aul3er neurologisehen Symptomen eine leiehto Sehwer- h6rigkeit ]i., ein Abweiehen beim Barany naeh li. und ein Horizontalnystagmus beim Bliek naeh re. erkannt.

Nach 20 Monaten bestancl als Folge einer elektrothermisehen Rfiekenmark- soh~digung rait erscheinungsarmem Intervall ein inkomplettes Querschnittsbfld. Beziiglieh der neurologischen Einzelheiten sei auf L~vx verwiesen.

Sowohl naeh 1 ~ wie nach 3 Jahren gibt K. an, dad die vor allem linksseitige SehwerhSrigkeit seit dem Unfall unveri~ndert best~nde. Er babe nur zeitweise Ohrensausen, sei nicht l~rmempfindlich und ohne Sehwindel.

Be/und (10. 8. 1955): GehSrgiinge beiderseits in Ordnung. Trommeffell beider- seits intakt, etwas eingezogen, winziger Reflex, beweglieh. Umgangssprache beider- seits 6 m; Flfistersprache re. 6 m, li. 4---6 m, beidohriges SatzgehSr 6 m.

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EYektrische Schgdigu~gen des Ohres 509

Schwellen- trod Gerguschaudiogramm undUnterschiedssehwellenmessung siehe Abb. 1. Im Sprachaudiogramm lag die 50%ige Verst~ndliehkei~ re. um 15 db und li. um 35 db; beiderseits kein Diskriminationsverlus~.

V e s t i b u l a r i s b e / u n d . Beim Baranyschen Zeigeversuch Abweichen nach li. Unterbergerscher Testversuch unsicher, l~ingernasenzeige-Versuch, Fingerfinger zeige-Verzuch, Diadochokinese, ]31indgang sind in Ordnung. Beim l~omberg Schwanken. Kein Spontannystagmus. Endstellungsnystagmus nach re. beim Blick nach re. Kein typischer Blickrichmngsnystagmus, doch Nystagmus nach re. beim Abweichen des ]3ulbus nach re. aus der Medianlage. Kein Nystagmus nach Kopf- schiitteln sowie nach Rechts- und Linkslage. Die Drehpriifung ergab einen jewefls

- - 10. V / E S & - - 2 0 . 2E: ~;3" + f 0 d ~ : l# ~'0 a 5 -~z/od~: 5 5 3 5" 5%

C C 1 C 2 C 3 C r C 5 C $ C C c "I c 2 c 3 C r C "~ C ~ - 2 0 '~g ~2,9 25.G 512 ID2~ 2#';~ ,7.08r 8~#2Hz E G: -r G ,.,q 6"r 123 256 ,512 "]O:Zq 2#t13 q.~',~ #/,e2Hz ~^

- .o , I t l l % , 0 l~ztg 2,YSel 57'3g 71 , ~ I ~ Db __ ~ I.:~q48~g89r Db Db ~L!~

recMes Ohr tinkes Ohr

Abb. 1, Audiogr~mme des K. K. Die ~usgezogenen Kurven geben das audiol, t~,rgebnls yore 10.8. 1955, die gestriehelten lKurven das u 20. i1. 1956 wieder. ~ber den Frequenzbezeiehnungen ist die Lrn~ersehiedssehwelle in Prozent n~ch ~'~ZDTIKEE, LEI~ llrtd_ ZWICKEI~ eingetragen, un4 zwar jeweil~ i0 db mad 40 db fiber der Sehwelle. Die Zahlen im Audiogramm bezeichnen die iibersehwelligen ger~tusehaudiometrisehen ]Kurven und die dazugehSrigen Ger~usehnive~mx. GS Gergusehsehwelle

zur Gegenseite gerichteten feinschl~gig-frequenten Naehnys~6ugmus, welcher nach l~echtsdrehung 25 see und nach Link.~drehung 28 see anhielt. Die Wer~e der calori- schen Kaltspiilung betrugen nach Rechtszpiilung 2 ~ - 1 1 0 see, feinscb_lagig-frequent nach li., und nach Linksspiilung 25--145 sec gleichartig nach re. Subjektiv' wurde bei den experimentellen Priifungen kein Schwindel empfunden.

Die Naehuntersuehung nach iiber 1 gahr (20. 11. 1956) erbrach~e aadiologisch im wesentlichen nut eine I-ISrverlustzunahme besonders in den h0hen Frequenzen li. (siehe Abb. 1 ). Am Vestibularisapparat konnte kein krankhaftes Symptom erkamat werden. Die Nystagmogramm-Werte der calorischen Kaltspiilung zeigten zwar eine - - doch nicht sehr eklatante - - Differenz. Die W e r ~ e Rechtsspiilung/Links- spiilung lauteten: 32/27 sec Latenz, 90/110 see Dauer, GesamtampHtude 299/483 mm 87/141 Sch]gge.

Ep ikr i se . E s h a n d e l t s ich a lso be i K . K . u m e i n e n H o c h s p a n n u n g s -

un fa l l m i t a k u t e n s u b j e k t i v e r t u n d o b j e k t i v e n v a s o m o t o r i s c h e n In i t i a l -

e r s c h e i n u n g e a . D e r S t r o m d i i r f t e a m H a l s h i n t e n m e h r l inks als r e c h t s

ur td a m R i i c k e n in H S h e d e r 6 . - - 9 . R i p p e ein- u n d in d e r B r u s t b e i n -

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510 W. WAGE~A~:

gegend ausgetreten sein. Der Stromfibergang ist vermutlich durch ~)ber- schlag geschehen. •ach einer Latenz entwickelte sich rasch ein schweres, aber nicht ganz vollst~ndiges Querschnittssyndrom mit erheblichen spinal-atrophischen Ver~nderungen. Die Unfallsituation macht ein Sch~deltrauma nicht sehr wahrscheinlich. Auch bestanden weder eine retrograde Amnesie noch sonstige besondere neurologische Commotio- symptome. Er empfand schon ws anf~nglicher bewu]ter Augen- blicke ein Ohrklingen, welches erst viele Monate sp~ter geringer wurde und auch nach 3 Jahren noch zeitweise vorhanden ist. Aagaben fiber subjektives Schwindelgeffihl fehlen. Nach mehreren Wochen Kranken- hausaufenthalt wurde dort ein Abweichen nach links beim Barany und ein Nystagmus nach rechts beim Blick nach rechts erkannt. 11/2 J a h r e sps bestand dies bei sonst nicht auff~lligem Vestibularis unver~ndert weiter und konn~e erst 3 Jahre sparer nieht mehr entdeekt werden. Je tz t deutete sich nu t noch eine leicht~ ealorische Differenz an,

Eine SchwerhSrigkeit fiberwiegead lhlks fiel erstmalig im Kranken- haus mit abklingender BewuBtlosigkeit auf. Sie blieb seither subjektiv unver/~ndert bestehen, l~aeh 1 ~ Jahren konnte beiderseits ein deutlicher umschriebener HSrverlust mit M~ximum bei 4000 Hz und mit positivem Rekruitment gemessen werden. Links, we die Senke ausgepr~gter und ein Adaptationsrfickstancl vorhanden waren, nahm der umschriebene HSrverlust in weiteren 11//2 Jahren unter verst~rktem Adaptationsrfick- stand noch zu. Hierbei ist zu bemerken, dab - - wie bei uns fiblich - - nach jeder einzelmen Tonmessung der Langcnbeckschen Audiometrie das Ger~usch einen Augenbliek abgeschaltet wurde. Rechts ist diese endo- labyrinth~re ttSrsenke im wesentlichen gleich bestehen geblieben.

8. Frau I. K. (geb. 1934) erlitt am 6. 8. 1954 einen Blitzschlag. Sie saB aufeinem Fahrrad, stiitzte sich mit einem Bein auf den Erdboden, der andere FuB befand sich auf dem Pedal. I)er Blitz sehlug in den Baum, unter welehem sie sich aufhielt, und traf auch sie. Sie fiel bei vollem BewuBtsein zu Boden, versuehte aufzustehen, sei dazu aber nieht in der Lage gewesen. Sie babe sich weder bewegen noeh atmen k5nnen, bis dann eine Besinnungslosigkeit einsetzte. Diese dauerte fiber 1/2 Std, danaeh Erbrechen und Taubheitsgefiihl re.

Der ~rztliche Befund veto gleichen Tage verzeichnet am Hals re. eine pfennig- stiiekgroBe Strommarke. Der nn re. Ohrl~ppehen getragene Ohrring (Anh~nger aus Gold-Doubl6) war verschwunden. Eine Metallhalskette hatte sich auf der Haut markiert. Verbrennungen an Schulter, Unterleib, Ges~13, Au~enseite der re. Ful~- Sohle.

6 Tage sparer (12. 8.) konnte unsererseits eine zentrale Trommeffell-Pefforation re. erkannt werden. Dieses Ohr sell naeh fast 2 Woehen fflr einige Tage getaufen haben. Am 23.6. bestand eine grol3e zentrale troekene Perforation bei reizloser Paukenschleimhaut. Der Defekt verkleinerte sieh im Laufe der folgenden 2 Jahre wesentlieh.

Es liegen Audiogramme vom 12.8. 1954, 23.8. 1954 und veto 23.6. 1955, 3.10. 1955 und 25.7. 1956 vet. Eine Schwerh5rigkeit bestand nur re. Umgangs- sprache wurde re. aus 2,5--5 m, Fliisterspraehe aus 1--2 m Entfernung verstanden.

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Elektrische Sch~digungen des Ohres 511

Das HSrvermSgen li. war wghrend dieses ganzen Zeitraumes vSllig normal. Audio- logisch ~mrde re. am 12.8. 1954 eine kombinierte Mittelohr-Innenohrschwerh6rig- keit gemessen. Bei gleichmgl~igem HSrverlust yon durehschnittlich 50--60 db und einem Steilabfall bei 6000 Hz fiir Luftleitung liel3 die Knochenleitung bis ]000 Hz ebenfalls einen gleichmgBigen H5rverlust yon rund 40 db erkennen und fiel dann yon 1000 Hz bis 2000 Hz auf das Niveau der Luftleitungskurve ab. 11 Tage spgter bereits (23.8. 1954) hatte sieh die Knoehenleitungskurve auf einen gleichmgBigen HSrverlust yon etwa 35 db gebessert, die Luftleitungskurve auf durehschnittlieh 60--70 db verschlechtert. Dieses Audiogramm re. ist in Abb. 2 wiedergegeben. Die tiberschwelligen Gerguschkurven weisen keine retrolabyrinthgren Zeichen auf. Keine Einschrgnkung der Inten- sit/itsbreite. Der Steilabfall bei 6000 Hz bestand weiterhin.

10 Monate danach wurde in der Luftleitung eine Besserung des H5rverlustes bei 6000--12000 tIz auf 70 db mit Adaptationsrtick- stand deut]ich, ohne wesentliche Veri~nderungen in den tieferen Fre- quenzen. Auch die Knochenlei- tungskurve war in den unteren Frequenzen gleiehgeblieben, zeigte indessen bei 1000 Hz wieder einen Abfall auf die Luftleitungskurve wie im allerersten Audiogramm. Sprachaudiometrisch kein Diskri- mina~ionsverlust, 50~oige Wort- verst~ndlichkeit re. 25 db schleeh-

�9 ter als li. Die sp/~terenAudiogramme (3. 10. 1955 und 25. 7. 1956) er- gaben keine wesentliehen Differen- zen mehr. Lediglieh die Knoehen- leitungskurve 15ste sich in Riehtung des geringen HSrverlustes oberhalb

C C 1 r 2 C 3 C II C "T C 6

20 6~ 728 2S# 512 I02~- 2##-8 r 81,92Hz E G-20

20 . . . ~ 2g 3G . . . " ~ - . " ~ 30

o ~ 1 1 " m o~

90 ', 2 I f 2" ~ 90

100" ~ 100

rec/z/'e* Ohr

Abb. 2. Audiogramme der I. K. - - Luftleitung, . . . . . . . Knochenleitung. Die gerituschaudiometrischen Kurven und die entsprechenden Ger~iuschniveaux sind durch Zahlen gekennzeichnet. Die senkrechte Linie neben der Sgule SG gibt die Intensitiitsbreite, das ausgef~tllte Feld innerhalb der Siiule die angenehme

Lautheit wieder

1000 Hz wieder etwas (15--30 db) yon der Luftleitung. Das AbstandsgehSr hatte sieh bei ungiinstigeren raumakustisehen Verh~ltnissen auf 2,5 m Umgangssprache und 0,5 m Fltistersprache verschlechtert.

Schon gleieh zu Beginn des ch'eiw5chigen Aufenthaltes in der Chirurgischen Univ.-Klinik Craten die ersten Schwindelbesehwerden auf. Sic empfand beim Auf- stehen, dab sich der FuBboden bewege, schwanke. Der Schwindel wurde anfallsweise gesehfldert und zwar derart, dab mehrere Alffglle aufeinander folgten und dann eine Pause eintrat. Sie dauerten etwa 5- -8 sec und wurden dutch Biicken und Aufwgrts- sehen provoziert. Zeitweise Ohrensausen.

Unser Be]und vom 23.6. 1955 verzeichnete Romberg, Blindgang, Baranyscher Zeigeversuch, Fingernasen-Versuch, Fingerfinger-Versuch, Diadoehokinese regel- reeht. An spontanen Ves~ibularissymptomen waren kein Spontannystagmus, End- stellungsnystagmus nach li., kein Blic!zaichtungsnystagmus, Kopfschiittelnystagmus nach li., kein Nystagmus nach Rechts- und Linkslage, vertikale Sehl~ge nach Riickenlage, kein Nystagmus beim Mygindschen Jugularis-Druek-Versuch vor- handen. Kein Fistelsymptom. Calorisch waren beide Labyrinthe auf Lufteinblasung hin erregbar. Nach Rechtsdrehung dauerte ein feinschlggiger, mittelfrequenter Nach- nystagmus 30 sec, nach Linksdrehung ein gleichartiger 38 see.

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512 W. WAGEMA~:

Bei einer Nachuntersuchung 4 Monate sp•ter (8.10. 1955) war obiger Vestibu- larisbefund gleich geblieben. Eine weitere Nachuntersuehung am 26.7. 1956 durch eine andere Stelle ergab: ,,Kein Spontannystagmus. Nach Kopfschiitteln beim Blick nach re. feinschlggige Zuckungen, beim Blick naeh li. kein Nystagmus. Auf der re. Seite liegend rotatorischer Nystagmus beim Blick nach re., in den anderen Lagen kein Nystagmus." Nach der Drehpriifung soll eine deutliche ~bererregbarkeit des re. Labyrinthes bestanden haben.

Internistischer- und neurologischerseits wurden vom Beginn an keinerlei Sym- p tome beobaehtet. Ein leichter Herzmuskelschaden bestand sehon frtiher.

Epikr ise . t~rau I . K . e r l i t t e inen Bl i tzunfal l , r u t sch te yon ih rem Fahr - t a d und wurde ers t a m Boden liegen.d bewuBtlos. Sie h a t t e do r t in den Augenb l i cken vorher weder Bewegungen ausfi ihren, noch a t m e n kSnnen. Der S t r o m war a m Ha l s r ech t s oben e ingedrungen, h a t t e e inen Ohrr ing e ingesehmolzen u n d das Trommelfe l l r6chts perfor ier t . Aus t r i t t s s t e l l en be famten sich in de r GesgBgegend u n d an tier r eeh ten FuBsohle augen. 6 Tage sp/~ter k o n n t e audiologiseh eine kombin i e r t e Mi t t e l - Innenohr - sehwerh6r igke i t aussehlieBlieh reehts au sgema e h t werden, wobei in der Fo lgeze i t e inmal mehr die Innenohr - , zum ande ren Male mehr die Mit te l - o h r k o m p o n e n t e i iberwog. E in S te i labfa l l oberha lb 4000 Hz war naeh 10 Mona t en versehwunden .

Die gleieh naeh dem UnfMI e inse tzenden anfal lsweisen Sehwindel- besehwerden, die d u t c h Kopfbewegungen p rovoz ie r t wurden, k o n n t e n in Ges ta l t eines nach l inks ge r ieh te ten l a t e n t e n N y s t a g m u s verif iz ier t wer- den. D i e s S y n d r o m war noeh 15 ?r sp/~ter u n d ansehe inend aueh noeh naeh fas t 2 J a h r e n ( la tenter N y s t a g m u s naeh reehts ?) nachweisbar .

4. Ein weiterer Fall wurde uns dankenswerterweise dureh den Sprachps und T~ubstummenlehrer, I-Ierrn Dr. MA~SSE, vermittelt, weleher ihn 1956 gemein- sam mi~ dem behandelnden I-INO-Arzt, Iterrn Dr. O T ~ , publizierte (s. Lit.). Da das Gewieht dieser Arbeit im wesentliehen auf spraehheilp~dagogischem Gebiet liegt und aueh otologisch interessante Einzelheiten fehlen, sei die Nxankengeschichte unter unseren Gesiehtspunkten jetzt gesehildert. Ganz besonders wertvoll ist dabei der uns entgegenkommenderweise zur Verftigung gestellte Untersuehungsbefund yon Nerrn Professor F~E~ZEL vom Dezember 1952. Leider konnten wir den Pdtien- ten heute nicht mehr spreehen, da or im M~rz 1956 - - yon einem Auto angefahren - - tSdlich verletzt wurde.

Der Landwirtssohn W.B. (geb. 1927) wurde am 5.2. 1952 auf einem Schlepper sitzend yon einem Maigewitter iiberrascht und dutch Blitzsehlag getroffen. Er hing nach dem Einschlag riickw/irts auf dem Sattelsitz and wurde yore anwesenden Vater heruntergehoben und auf die ungepfiiigte weiche Moorerde gebettet. So fand ihn 1/2 Std spgter der hinzugerufene Arzt, Dr. HILLEBttAND, vor, welcher den Ver- ungliiekten ins Krankenhaus fuhr. Es bestanden tiefe BewuBtlosigkeit und starke motorische Unruhe.

Am Hinterkopf auf den Naeken iibergreifend befanden sich 2 parallel ver- laufende tiei~reffende Verbrennungsfli~chen 3. Grades und etwas geringere an Brust, Riicken; Ges~l~ und Oberschenke]. Aus beiden Ohren, re. starker als li., tropfte Mare Fltissigkeit ab. Nach Aufhellung der 3ti~gigen Bewugtlosigkeit wurde er am 5. Tage ohren~rztlich untersuc}~t (Dr. OTTEN). In beiden GehSr- g~ngen befand sieh blutig-triibes Sekret. Ein Abfiug yon Liquor konnte nicht

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Elektrisehe Sch~digungen des 0hres 513

mit Sieherheit festgestellt werden. Eine serSse Exsudation aus den Pauken- hShlen ersehien wahrscheinlieher. Re. war das Trommelfell total zerstSrt, zer- fetzte, bhtige, blaurote Membranreste, der Hammergriff teilweise skeletiert, im Mittelohr Blutgerinnsel, auf der medialen Paukenwand sezernierende Schleimhaut mit Peteehien und Fibrinstreffen. ]:)as li. Trommelfell hatte sich mit R5tung und Schwellung entziindet und liel3 im vorderen unteren Quadranten einen zentralen Defekt mit unseharfem Rand erkennen. Augenhintergrund o.B. Der Pat. war noeh einige Tage somnolent. Die komplizierende Mittelohrentziindung konnte in wenigen Wochen gebannt werden. In dieser Zeit (seit ungef~hr dem 4. Tag post Trauma) zeigte sich eine meningeale Reizung mit Nackensteifigkeit und voriibergehendem positiven Brudzinski. Die anfi~nglieh schweren Schwindelerscheinungen besserten sich. Als der Pat. nach etwa 3 Wochen aufstand, hatte er noch einen sehr unsieheren schwankenden Gang und konnte sieh erst nach weiteren 8 Tagen ohne fremde Hflfe mit dem Stock bewegen.

Die Entlassungsuntersuchung (19.6.) best~tigte die gleieh zu Beginn erkannte beiderseitige Taubheit. Eine Erholung trat lediglich in Form einer HSrinsel um c 3 auf. Er reagierte weder auf laute Umgangssprache, noch auf Mundbewegungen (Ablesen). Re. verkleinerte sich der Defekt des Trommelfells. Li. sehloi3 es sich wieder. Die calorischen Schwach- und Starkreizproben ergaben keinerlei Erregbar- keit. Wenige Tage nach der Entlassung nahmen die GleichgewichtsstSrungen wieder zu, um nach einigen Wochen station~rer Behandlung derart abzuklingen, dal3 B. 10 km ohne Schwierigkeiten mit dem Rad zum Ablesekurs fahren konnte.

Am 4. 12. 1952 erfotgt die GSttinger Untersuchung dutch Herrn Prof. F~.NZEL. Re. bestand eine groBe zentrale Perforation mit kompletter Taubheit sowohl im Spraeh- wie im TongehSr. Li. lag eine Trommeffellnarbe vorn unten vor. Hier konnte ein HSrrest oberhalb e 3 ausgemacht werden. Mit Sprachverst~rkung (HSr- geri~t) wurde nur ein Verst~ndnis fiir einzelne Zahlen erreieht. Deshalb empfahl sich, fiir die Zukunft ein HSrger~t zur Unterstiitzung des Ablesens heranzuziehen. In der Tat stellten sich ein Jahr sparer erste HSrerfolge ein. Vestibular wurde in den zwanglosen 5 Blickrichtungen ohne Brille kein Spontannystagmus beobaehtet, wohl aber feinschli~giger sehr wenig frequenter Horizontal-Nystagmus nach li. unter der Frenzelbrille sitzend bei zuriickgebeugtem Kopf. In gleicher Art, aber etwas frequenter, konnte er naeh Kopfsehtitteln und Riiekenlage mobilisiert werden. Nach Rechtslage trat kein, naeh Linkslage ein mittelschli~giger rotierender wenig frequenter Nystagmus nach li. fiir 20 see auf. Nach Aufrichten aus tiefem Biieken bestand ffir 15 see ein grobschl~giger sehr wenig frequenter Vertika]nystagmus nach oben. Die calorisehe Priifung ergab ]i. eine herabgesetzte Erregbarkeit und bei Luft- einblasung re. nur eine unsichere Reaktion in schiefer Optimumstellung.

Ein Audiogramm yore 5.2. 1953 ergab li. bis 1000 Hz Werte yon 80--85 db, dariiber yon 75--80 db. Herr Dr. MAESSE erzielte einen beaehtenSwert schSnen p~dagogisehen Erfolg (siehe dort).

Elaikrise. Es hande l t sich bei W. B. u m e inen Bli tzunfal l . Die E in t r i t t - stelle ist in der Hinterkopf-Nackengegend, die Aust r i t t s te l le i n der Ge- s~Bgegend anzunehmen . E r sa$ auf e inem Schlepper. E i n zus~tzliches Schi~deltrauma k a n n sicher ausgeschlossen werden. I m AnschluB an eine wenige Tage anha l t ende Bewul~tlosigkeit be s t anden erhebliche Schwin- delbeschwerden, die in wenigen Wochen nachlieI3en. Bei beiderseitig per- foriertem Tromme]fell u n d einer sangu ino len ten Mi t te lohrabsonderung k o n n t e n weder eine vest ibuli ire Er regbarke i t noch ein HSrvermSgen fiber- h a u p t festgestell t werden. I n n e r h a l b der ers ten W o c h e nach dem Ur~fall

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514 W. WAGEMANN:

traten eine Mittelohrentzfindung und meningeale Symptome auf. Eine Kontrolluntersuehung (F~NZEL) gut 7 Monate sp/~ter lieB neben einer trockenen zentralen Perforation rechts und geschlossenem Trommelfell links lediglich links oberhalb c 3 HSrreste, e~nen mobilisierbaren Spontan- nystagmus nach links, herabgesetzte calorische Erregbarkeit links bei unsicherem Funktionsrest rechts erkennen./)as Verst/s besserte sieh in der Folgezeit noch dutch p/idagogische MaBnahmen.

5. Herr K.B. (geb. 1892) stand 1917 als Fernsprecher im Kriegsdienst. Als er das Feldtelefon bedien%e, erlebte er einen Blitzeinschlag in die Leitung. Er bekam einen heftigen Schlag, empfand sofort einen kurzdauernden Krampf sowie Kopf- druck und Kopfsehmerzen, als wenn der Kopf platzen wolle. Das lies nach kurzer Zeit nach, ein Drehschwindel hielt ein wenig 1/~nger an. Die Dauer einer ,,Taubheit" wird auf ~ Std gesehatzt. Vor allem empfand er mit nachlassendem Kopfdruek ein ,,schreckliches ~ Ohrsausen, das wie drShnende Posaunent6ne ldang. Als dies sehlieBlieh naeblieB, besserte sieh auch sein Vers%~ndnis. Ein Kamer~d sagte aus, sein Kopf sei hochrot gewesen. Er trug weder eine HSrstSrung noch Schwindel- erscheinungen davon.

Erst seit 1928 bemerkte er eine zunehmende Schwerh6rigkeit mit wechselnd starkem Ohrsausen, die sich besonders ab 1945 verschlimmerte. Es handelte sich audi01ogiseh um eine kombinierte Mittelohr-Innenohrst6rung. Eine Stapesankylose war nach der Gell6schen Probe 1951 re. angedeutet und li. gar nicht vorhanden, w/~hrend sie 1956 beiderseits deutlich bestand. Ves%ibul~re StOrungen waren zu keiner Zeit nachweisbar, wohl 1956 eine Seitendifferenz im calorischen Nystagmo- gramm (Latenz 57/35sec, Dauer 57/122sec, Gesamtamplitude 135/443mm, Schl~ge 55/189.).

Epikrise. Die aktenkundige Schilderung dos Elektrotrauma bei K . B. ist recht typiseh. Der Strom war an unbestimmter Stelle parietal in den Schs eingedrungen, hat indessen keine Strommarke hinterlassen. Die Initial-Symptome, weswegen dieser Fall iiberhaupt zitiert wird, bestan- den in unertr~ghchem Ohrensausen, subjektiver Taubheit und Dreh- schwindel. Sie verschwanden entsprechend damaligem Befund voll- sts Erst 11 Jahre sparer wurde eine SchwerhSrigkeit bemerkbar, die weiter zunahm und schliefilich das Bild einer Otosklerose darbot. I)er Gell6sche Versuch zeigte nach 34 Jahren nut eine einseitige ange4eutete, naeh 39 Jahren aber eine beiderseitige ausgepr/igte Bewegungseinschrs kung des Stapes an. Die K1/~rung eines Zusammenhanges zwischen dem Elektrotrauma und der SchwerhSrigkeit gestaltet sich - - auch wenn man die Zei~ nicht berficksichtigt - - schwierig und ist heute noch nicht mit Sicherheit herbeizuffihren. Eine ~hnlichkeit der otosklerotischen Kno- ehenver/s mit den im Rahmen der sekund/s Folgen angedeu- teten elektrisehen Knochendestruktionen ist nicht deutlieh.

3. Experimentelle Ergebnisse

Nach den oben angegebenen Gesichtspunkten waren di e oto!ogischen Folgen eines Elektrotraumas in primi~re und sekund~re einzuteilen. Pri- m~re sind solche, die als Initialbefunde imponieren. Sie treten entweder

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Elek~rische Seh~digungen des Ohres 515

u n m i t t e l b a r durch die S t romeinwirkung in F o r m yon Muskelkr/~mpfen bzw. du tch die Joulesche W/~rmeentwickhmg auf oder mi t t e lba r als Folge dieSer beiden in F o r m eines Uberdruckes , eines ~dems, einer Meningit is

seros~. Es muB fiir eine u n m i t t e l b a r prim/~re Ohrsch/~digung gefordert

werden, dab der S t rom auch in der N/~he des Felsenbeines geflossen ist.

Das ist bei den experimentellen Versuchen meist der Fall. Eine ganze l~eihe yon B~ex u. PLAZOTTA zitier~er Autoren ffihrt einen Hoehfrequenzstrom mittels Dia- thermie in das erSffnete Labyrinth ein. Diese kSnnen wir auBer Betracht lassen. Interessanter ist die transkapsul~re Anwendung, wie sic y o n I'~ERBEI~TS am Bogen- gangsapparat eines Meni~re-Patienten, yon Sr u. NEFF in einem Tier- versueh an der Cochlea und vor a]]em y o n B E C K ll. PLAZOTTA an der Sehneeken- kapsel yon Meersehweinchen benutzt wurden. Es handelt sich hierbei um eine reine W/~rmeschadigung. Insofern geh6rt sic hierher, wenn aueh Hochfrequenzstr6me yon fiber ~ Mill Perioden naeh den besehriebenen uns zug~nglichen F~llen in der Praxis weniger zu deutlichen Schaden zu fahren scheinen, beim Menschen zumindest kaum lebensgef~hrlich sind.

BECK u. PLAZOTTA fanden, dab ein Strom yon 1,74 MHz und 350 Watt am Orte erst naeh 60 see vereinzelte leichte Kernsehrumpfungen an den au~eren Haarzellen des Cortiorgans hervorruft, an den inneren Haarzellen erst nach 120 see. Wahrend die au~eren Haarzellen des geschgdigten Bezirkes nach der Wgrmeeinwirkung direkt oder tiber dem Umweg der Xernschwellung zugrunde gingen, erwiesen sieh die inneren als widerstandsfahiger. Die knScherne Schneckenkapsel zeigte erst naeh 8 Tagen am Applikationsort eine VersehmMerung und generellen Zelltod mit fort- sehreitender Tendenz.

Wir sehen in diesen Versuchen den exper imente l len Nachweis, dai~ es bei W~rmeen twick lung dureh unmi t t e lba r e S t romeinwirkung ~n der Labyr in thkapse l zu einer i rreversiblen, u n t e r U m s ~ n d e n progredien~en Knochensch~digung n n d endo l~byr in tha r zu e inem Ausfall der au~eren Haarze l len k o m m e n kann . Das wtirde k]inisch ia einer endo l aby r in tha ren t tSrs tSrung mi t pos i t ivem R e k r u i t m e n t seinen Ausdruck finden, wie sie yore Schal lschaden her schon bekann~ ist. Prakf isch k o m m t solch eine elektrothermisehe StSrung n u r bei hoehgradigen S t s rks t romunf~ l len mR deut l iehen Nekrosen vor.

LO~BELL benutzte bei seinen maBgebenden Versuehen Weehsel- und Gleich- strom zwischen 130 V und 440 V. Er ftihrte eine Eiektrode in den mit Wasser ge- fallten auBeren GehSrgang ein. Klinisch bemerkte er bei f~st allen Versuchs- kaninehen, Katzen und ttunden im Augenbliek des Str0mdurchtritts einen Tonus des gesamten KSrpers. Fast immer kam es zu AtemstSrungen nnd vorfibergehendem Atemstillstand, daneben zu Muskelzuckunge,~ u. a. Ersehemungen. Zum Tefl wurde heftiger Nystagmus beobachtet, allerdings nicht bei den Hunden. Als hanptsaeh- liehste h~stologische Zeichen einer Frfihsehadigung land er Blutungen. Sie be- standen meist vielfach an mehreren Organteilen des Ohres. So wurden sie v(eniger im GehSrgang, mehr schon an den Trommelfellen, mit ziemlicher Regelma~igkeit neben Fibrin und serSsen Ausscheidungen in der PaukenhShle beobachtet. In gleich starker Weise wurden der Aquaeduetus cochleae und die Schnecke, indessen seltener der Vestibularis~pparat betroffen. Bei vielen Tieren - - nicht ganz so regelmg~ig - - wurden H~morrhagien um die Nerven des inneren GehSrgangs und auch in den

Arch. Ohren- usw. Hei lk. u. Z. t t a l s - usw. Heilk. , ]3d. 170 3 6

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516 W. WAG~-~N:

benachbarten Kleinhirnpartien gesehen. Fast iiberaU fanden sich prall geffillte Gef/ifle und gelegentlich Knochenmarksblutungen.

Uns erscheint es sehr bemerkenswert, dab nicht nur das ]inke Ohr, in dessen GehSrgang die Elektrode angebracht war, sondern auch das rechte Gegenohr einen anniihernd gleichen Schaden erlitten hat. So mei- neu wir, daB 4urch L o b B i e s Tierexperimente der I~achweis ffir ein mittelbares prim~res Elektrotrauma des Ohres erbracht worden ist, wobei die tonischen Kri~mpfe des Tieres und 4er konsekutive ~berdruck die maBgebende Rolle spielen mSgen. Der anf/inglieh zu beobachtende Nystagmus kann sowohl dutch die Hypertension, wie auch - - besonders, wenn er an_h~lt - - dutch die ]3tutungen verursacht worden sein. Beide Vorgiinge wfirden zu dem klinischen ]3i14 eines Innenohrfiberdruckes bzw. Labyrinthhydrops ffihren.

4. Prim~re Mittelohrschiiden Eine Trommel]ellverletzung ist als prim//rer Elektroschaden aufzufas-

sen, sofern der Stromweg in der NiChe liegt. Kleinste t t~matome der Membran wi~ren auch Ms mittelbar prim//r anzusehen. I)er Stromweg kann dabei an ganz anderer Stelle des KSrpers verlaufen.

Im Fall 3 (I. K), wo der Blitz in cler reehten Ohrmuschel-Halsgegend eingetreten war, kormte eine Trommelfellperforation der gleiehen Seite festgestellt werden. Der Blitzeinschlag in den t t interkopf beim Fall 4 (W. ]3.) ffihrte zu einer beiderseitigen TrommelfellzerreiBtmg mit blutiger serSser Ausscheidung.

I)azu kommen noch eine Reihe weiterer ver6ffentlichter Trommelfell- und Mittelohrbefunde, und zwar Trommelfellperforationen mit trod ohne Mittelohrentziindungen in den Fi~llen yon LVDEWm, ROBn~SO~, Bff~K- NEll, MOLINEUS, HAAR~ANIV, DUDA~EV, KAZLAEV, I~RNBERG U. a. nach Blitzschlag. I~IOR~n~G land ebenfalls naeh Blitzschlag einen linsen- groBen, nicht perforierenden oberfl~chen Trommelfelldefekt. l~ach Stark- stromsch~den wurden Blutkoagula auf dem Trommelfell (Bls punkt/Srmige un4 grSBere Trommelfe]lentziindungen, Mittelohrentziin- dungen un4 MittelohrsehwerhSrigkeiten ohne Trommelfellbeiund beob- achtet (N$1CNBE~G, ESCR-WEILEIr EGEBLAD, I~LEESTADT 11. a . ) . Einige weitere Autoren berichten fiber ein gleiehzeitiges Seh~deltrauma. Sie sind bier desh~lb schlecht zu verwerten. Doch geht schon aus Obigem hervor, dab der Strom sehr stark sein bzw. giinstige Leitverh~ltnisse vorfinden muB - - es sind Starkstrom un4 Blitzunf//lle (Regen) - - , um einen Trom- melfellbefun4 erwarten zu lassen,

5. Primate endolabyrinthiire Sch~iden Die Schi~4igtmg des Innenohres ka~m zu einem Tefl direkt dutch den

Strom tin4 zwar dutch die ttitzeentwicklung an Stellen hSheren Wider- standes (~elsenbein) auitreten. Hier ist wieder eine unmittelbare N/~he

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Elektrische Schadigungen des Ohres 517

der Bahn und eine groBe Stromstarke (Hochspannung, Blitz) zu fordern: ~u erwarten da~m entspreehend B]~cK u. PLAZOT~AS Versuchen um- sehriebene degenerative Schaden.

Zum anderen Teil kann die endolabyrinthare Symptomatologie anf der Drucksteigerung mud auf den Blutungen beruhen. Eigentlieh alle unsere F/file haben initial ein Krankheitsbild gesehildert, das vom 1VIe- ni6re her bekannt ist. Zum Tefl warden eindrucksvoll die Zeiehen des Labyrinthhoehdruekes wie Ohrensausen, SehwerhSrigkeit und Larm- empfindlichkeit sowie Schwindel dargestellt. Sic waren reversibel. Je st/~rker und langer die DruckerhShung war, je mehr perivaseulare Bin- tungen innerhalb des Innenohres stattgefunden haben, um so mehr bleibt yon einer endolabyrintharen Stgrung zurfick.

Die unmittelbaren thermischen und die mittelbaren I~ochdruckseha- digtmgen sind k]iniseh nieht so ohne weiteres zu trennen.

Die endolabyrinthare StSrung driiekt sick in Fall 1 (M. H.) in dem peripheren Lagenystagmus auf der Seite des Blitzeintritts rechts aus und audiologisch eventuell in dem rechts iiberwiegenden Steilabfall mit pathologischer Adaptation. Anch im Fall 2 (K. K.), wo der Starkstrom mehr links eintrat, bestand links ausgepr/~gter als rechts eine betraeht- liche H6rsenke um 4000 Hz mit positivem Rekruitment und Adaptations- riiekstand. Im Fall 3 (I. K) ist derVestibularisbefund wesentlieh peripher, w/~hrend im Fall 4 (W. B.) eine vestibulare und kochleare erhebliche Funktionsmindernng wohl auch peripher, aber unter Umstanden dort nicht allein zu lokalisieren ist.

Solehes kan~ aueh zwanglos aus den Ver6ffentliehungen heraus ge- lesen werden. Ist durch den elektrischen Unfall keine BewuBtlosigkeit ein- getreten, schildern die Betreffenden die anfangliehen labyrintharen Er- scheinungen reeht typisch. Abet auch naeh dem Erwaehen sind sie - - manehmal herabgemindert ~ erkennbar. Leider ist diesem vielfaeh keine Aufmerksamkeit gesehenkt worden. ~berhaupt ist die Verwertung der Befunde aus der Literatur schwierig. Kormte man dock friiher nieht in der Weise eine InnenohrsehwerhSrigkeit yon einem Nervensehaden diffe- renzieren, wie dies heute audiologisch mSglich ist. Die vestibularen Be- funde gewahrleisteten da schon eine grSBere Hilfe. Zudem sind in solchen Anfangssituationen in den seltensten Fallen Ohrenarzte znr Stelle.

Wie KV~ELLA und HEER~rAN~r besehreibt auch FORSCH~R einen ausgesproehenen meni~reartigen Anfall, tier mit beginnendem BewuI3t- sein eintrat; ahn]ieh BECK und SCHACH~L bei Starkstromverletzungen Yon Telefonistinnen. Sofortige labyrinthare Beschwerden wie Ohrsansen, snbjektive Taubheit bzw. SchwerhSrigkeit, Drehschwindel, l~lbelkeit, auch Opressionsgefiihl, Nasenbluten (ohne Sehadeltrauma), Erbreehen werden yon WALLBAUM, j . FISCHER~ 1DETZAL und NEUBERGER angegeben. Sic sind fliichtig oder halten nur einen Tag, seltener wenige Tage, an.

36*

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518 W. WAoEM~:

J. FISCHER verzeichnet in seinen sorgfgltigen Untersuchungen in 4 yon 6 Fgllen eine~ Spontannystagmus ws dieser kurzen Zeit. Die rest- lichen zwei hatten bei der auch sehr prompten Befundaufnahme subjek- tiv uncl objektiv keine Krankheitszeichen mehr. Bisweflen dauern die akuten Anfangssymptome in erheblich verminderter Form noch l~nger an. Das starke Ohrensausen ist ganz allgemein ein sehr hgufiger Befund, vielfach begleitet yon voriibergehendem Taubheitsgeffihl oder einer SchwerhSrigkeit sowie auch yon Schwindel. Dies kann nach einem Inter- vall erneut auftreten. Ausfiihrliche Beschreibungen solcher Fglle linden sich noeh welter bei EULENBU~G, FINKELBURG, HOFER, C A L I C E T I

(Hyperakusis!), EGEBLAD, NAGER und Rt~DI, PEawrrzscEKY, H ~ - ~ANN und KAL~AEV. HAAR~ANN erwahnt die initiaten, reversiblen HSr- stSrungen (weniger vestibul~re), vermutet indessen zusammenfassend den Sitz der Erkrankung in den Acusticuskernen der Medulla. Die an- i~ngliche voriibergehende Ubererregbarkeit des Vestibularis-Apparates - - SO s a g t PETZAI~ - - s e i schwer zu deuten.

Diese Zitate geniigen schon, mn ein initiales und reversibles Laby- rinthsyndrom herauszustreichen, wobei sich das Felsenbein fern vom Stromweg befinden kann. Natiirlich werden ttirndruck, ttirnSdem und auch ttirnblutungen nicht ohne Einflul~ sein. Doch glauben wir, dab diese hochakute Form wesentlich durch gleiche Vorgange ira Labyrinth bedingt ist.

Bei den endolabyrintharen StSrungen sind also die mittelbaren (ttochdruck, Blutung) yon den unmittelbaren (W~rme) zu trennen. Liegt das Felsenbein innerhalb der Strombahn und ist die Starkstromeinwir- kung derartig intensiv, dab eine elektrothermische unmittelbare Scha- digung auftritt, so geniigt dieser Vorgang, um auch aul~erdem mit ziem- licher Regelmal~igkeit initial das reversible Hochdruck-Syndrom aus- zulSsen. Die ~ul~erst seltene Ausnahme bfldet der Hochfrequenzstrom, wie er z .B. in der Diathermic verwandt wird. Das elektrothermische Trauma benStigt eine gewisse Anlaufzeit bis zur vollen Entwicklung der Erscheinungen. Dies wir4 dann zum Teil yon dem aku~en Labyrinth- hypertonus iiberdeckt. :qaturgemal~ bleibt das klinisehe Bfld der elektro- traumatischen Zelldegeneration in gleicher Weise bestehen oder gestaltet sieh progredient.

6. Prim~ire retrolabyrinth~ire bzw. zentrale Sch~iden

Die retrolabyrinthgren lnsulte kSnnendaneben oder allein bestehen. Die pathologisch-physiologisohen Vorg~nge sind die gleichen wie im Laby- rinth. N~m]ich erstens durch den Hochdruek, die perivasul~ren Extra- vasate und das 0dem. Mit dem Schwinden dieser Erscheinungen gehen friiher oder sparer, ganz oder teilweise auch die Symptome seitens des I~ervus statoacusticus und tier zentralen ttSr- un4 Gleiehgewichtsbahnen

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zurfick. Zweitens ruff eine elektrothermische Einwirkung bleibende oder progrediente St6rungen wie oben beschrieben hervor.

Auf die toxischen 0deme und die Meningitis serosa wurde schon hin- gewiesen. H~ufig wird eine gewisse Latenz beobachtet . PETZ~m weist sehon darauf him MooG, tier 2 Fi~tle retrolabyrinth~rer Vestibularis- st6rungen aIfffihrt, n immt an, dab die Meningitis serosa den N. stato- acusticus in seinem retrolabyrinth/~ren Tell an der Sch~delbasis aifiziert hat. In dessert erstem Fall wurde eine Liquordrucksteigerung nach 11~ Jahren gemessen. Als Zeichen einer Meningitis serosa kann in oben besehriebenem Fall 4 (W. B.) der Meningismus gedeutet werden, der nach einer Latenz yon wenigen Wochen vorfibergehend auftrat . In un- seren anderen Fi~llen ist es sehr gut m6glich, dab auch retr0labyrinthiire StSrungen (unter Umsti~nden einsch]. Ohrensausen) zuss bestanden haben oder weiterhin bestehen, doch erseheinen sie weitgehend dureh die endolabyrinthi~re Symptomatologie iiberdeckt zu sein. Gerade bei soleh einer eklatanten Stromeinwirkung auf das Ohr wie im Fall 4 ist eine ge- naue Ortsdiagnose nieht mehr mSglieh. An der Taubheit und der vesti- bul~ren Funktionsminderung kSnnen Mitte]ohr, Innenohr und Nerv mehr oder minder gemeinsam beteiligt sein.

Nerven erweisen,sich im allgemeinen gegen mit telbare Stromeinwir- kung widerstandsfi~higer. Zerrung und Druck sind mSglich. K o ~ E ~ betont ausdriicklich, daft die hier gefundenen L~sionen postmortaler Na tur seien. Nur ein unmit telbarer elektrothermiseher EinfluB fiihrt zur ZerstSrung des HSrnerven und dann aber auch dessen Naehbarschaft .

Die g/~ngige Meinung lokalisiert die elektrisehen Folgen retrolabyrin- ths bzw. haupts/~chlieh zentral. Es soll mi t einem Hinweis auf die Lite- ra tur sein Bewenden haben. Steht solche Ortsdiagnose im vestibuls oder audiologisehen Ergebnis (Rekruitment) nicht einwandfrei lest, so sollte man sieh night dadureh verfiihren ]assen, daft neurologiseh g]eieh- zeitig zentrale Befunde erhoben worden sind.

7. Sekund~re Stromfolgen

I m Uberblick gesehen erscheinen die sebundSren Folgen vielgestaltig wie bei einer Lues. Akute Blutungen, L/~hmungen aller Arten, Nekrosen sind die hervorspringendsten Syndrome spi~terer Leiden. Um dem Gut- achter einen Anhalt zu geben, sei ein Auszug otologischer Sps aus der Li tera tur angefiihrt:

O. Voss zitiert aus dem Sanit~tsbericht 1907 einen Fall, wo eine Schwer- hSrigkeit erst 4 Wochen nach einem Blitzschlag aufgetreten war. - - Bei FII~KEL- BURGS Fall begann die HSrst5rung nach 2--3 Woehen und fiihlCe nach mehreren Monaten zu einer beiderseitigen Taubheit mit Facialisparese. - - ESCHWEILIr be- sehrieb eine allm~hlieh immer starker werdende SehwerhSrigkeit, die mit merk- wfirdigen Schwankungen nach 2 Jahren zu einer praktischen Taubheit wurde. - - RA~zI, M~YR, OBEI~HAYa~ER berichteten fiber einen Fall, welcher nach 1 Monat im

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AnschluB an einen epileptiformen Anfall klonische Zuckungen der rechten Gesicht~- hi~lfte und danach eine Facialis- und ~typoglossusparese zeigte; darauf: Epidural- absceB, Progredienz, Schl~fenlappenabsceB, tiefgreifende Knochennekrosen bei der Sektion. --CAL~CETI stellte nach 2 Monaten bei nntererregbarem Vestibularis- apparat nur noch HSrreste lest. - - FORSCm~ER land 4 Monate nach einem anf~ng- lichen Schwindelanfatl eine rapide Verschlechterung des GehSrs. - - LAsIus ver- 5ffentlicht einen Fail, bei dem 1 Std nach dem Insult kein ~ystagmus vorhanden war, eine SchwerhSrigkeit links erstmalig nach 8 Tagen und nach 12 Tagen yon VOOEL neben einer InnenohrschwerhSrigkeit links einen Spontannystagmus nach rechts bei weniger funktionsti~chtigem linkem Vestibularisapparat festgestellt wurde. - - K~swAD~ beobachtete den Beginn einer SchwerhSrigkeit links 6 Tage post trauma. Sie nahm in 2 Jaliren bis zur linksseitigen Taubheit und calorischen Unerregbarkeit zu. - - In mehreren Fi~llen yon JELLI~EK traten nach einigen Wochen beiderseits InnenohrschwerhSrigkeit auf. - - Bei ~AOE~ u. I~uEDI bestand unmittelbar nut Ohrensausen. Erst fin Laufe der folgenden Monate entwickelte sich eine hochgradige InnenohrschwerhSrigkeit beiderseits. - - t t ~ stellte eine langsam zunehmende SchwerhSrigkeit nach 4 Jahren fest. - - In MOOGs F~llen traten einmal naeh 4 ~5onaten die ersten Sehwindelanf~lle auf. - - ~q~.u]3~oE~ ver- 5ffentlicht Audiogramme, auf denen nach 5 und 12 Monaten ein jeweils weiterer HSrabfall zu erkennen ist.

S icher wfi rden n ieh t al le z i t i e r t en Fi~lle e iner k r i t i schen Kon t ro l l e s t andha l t en , geh t doch beispielsweise aus e in igen Ber i ch ten n ich t hervor , ob gle iehzei t ig e in Schs du reh F a l l usw. s t a t t ge funde n ha t . Auch is t n i eh t i m m e r sicher, ob eine A g g r a v a t i o n ausgeschlossen werden konnte , deml gerade bei d iesen P a t i e n t e n k l agen vor a l lem die Neuro logen f iber erheb]iche neurologische u n d psychische ~ b e r b e w e r t u n g e n be i ge- r ingf i igigen Be funden (siehe auch BL~GVALD, H ~ a ~ M ~ , H A B V , ~ L ~ , MVCK, N ~ U B ~ O ~ , WAOE~-~n~). J e d o c h i s t zu e rkennen , dal~ es bei e rheb l ichen S t r o m d u r c h t r i t t e n - - denn es ha nde l t sieh hier me i s t u m t I o e h s p a n n u n g s - o d e r Bl i tzunf~l le - - zu Schi~den k o m m e n kann , die e rs t v i e l e Mona t e spi~ter offenbar we rden uncl clann fiberwiegencl p rogre- client sind.

Doch is t das e igent l ich n i ch t die l~egel. F/~llt es schon auf, daI~ u n t e r de r groBen Zahl her verSffent l ich ten E l e k t r o t r a u m e n nu r ein verh/~ltnis- mgl~ig ger inger P rozen t sa t z erhebl iche b le ibende Sch~den davontr /~gt (P~ETRUSKI u n d SCH~Dv,~ nermen z. ]3. folgende Zah len : Von 589 s ta r - ben 121 ; y o n den 468 U b e r l e b e n d e n h a t t e n 72 schwere, 361 ]eichte uncl 35 ke ine Folgen) , so erschein t dieses Verhi~ltnis zwisehen den pos i t i ven Laby r in thbe func l en u n 4 den e lek t r i sehen Seh~ctelverletzungen f i be rhaup t noch deut l icher . Dies wohl ff ihr te N E U B E ~ w ~ zu dem Sehlul~, 4al~ das S t r o m m a x i m u m den akus t i schen Zen t r en ausweicht . Al lgemein s ind die l e ich te ren L a b y r i n t h s y m p t o m e , werm f ibe rhaup t vo rhanden , k o n s t a n t o4er zeigen e iae t t e i lungs tendenz . Abe r has r i ch te r sich nach tier Schwere 4e r Ver le tzung.

Abgesehen y o n F a l l 5 w u r d e n unsere Fs 21//2--3 ~ J a h r e nach dem S t r o m u n f a l l nachun te r such t . I m 1. Fa l l (M. t t . ) l~l~t cter Ves t ibular i s -

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Elektrische Schadigungen des Ohres 521

befund eher eine Besserung als Verschlechterung erkennen. I m 2. Fall (K. K.) t r a t zwar die kompakte neurologische Symptomatologie nach einer gewissen Latenz auf, doch waren die kochle/~ren Zeiehen gleich ohne Interval l vorhanden und verschlimmerten sich im Laufe der Jahre nur ein wenig. Die neurologischen L/~hmungserscheinungen waren inzwischen zum grotBen Tell zurfickgegangen. Bei unserem Fall 3 (I. K) hat ten sich sowohl der audiologische wie der vestibul/~re Befund etwas gebessert. Auch aus dem Krankhei tsverlauf des Falles 4 (W. B.) ist eine gewisse Heilungstendenz herauszulesen.

LOEBELL hat unter dem Gesichtspunkt der Sp/~tsch/~den 5 Kaninchen und 2 ttunde mit einer lJ-berlebensdauer yon 24 Tagen bis zu 8 1Vfonaten untersueh~. Bei den tt~nden fanden sich naeh 4 ~ Monaten im wesentlichen Blubungen in Trommeffell, Mittelohr, Aquaeductus cochleae, Cochlea und Vestibularisapparat. ]Bei 4 Kaninchen, deren Schnecke naturgem~B n~her der Stromeintrittsstel]e im GehSrgang liegt, wurde a]s Zeiehen einer degenerativen Sch~digung l/:ernschwund in den Nervenzellen des Ganglion cochlea festgestellt - - ein ]Gerund, den BECK und I~AZOTTA an den SinneszeUen naehwiesen. LOEBELL konnte auch bei den Kaninchen einzelne Blutungen in den untersuchten Organteflen histologisch be- legen. Er schreib~, dab auch Ver/inderungen an den neuroepithelialen Elementen des Innenohres zu sehen gewesen w/~ren, doch seien ,,diesc Befunde absichtlich nieh~ unter dem Gesichtspunkt elek~rischer Sch~digungen gewertet worden, da Verwechslungen mit den aul]erordentlich h~iufig vorkommenden (WITT~AACK) postmortalen Ver/~nderungen mSglich sind".

] n d e r Ta t sind diese Fehldeutungen im Schrift tum sehr h/~ufig. Wie sehon erw//hnt, muiste KO~rE~ erst 1953 an Hand yon Sektionsbefunden akuter Todesf/s und yon Tierversuchen ausdriicklich nachweisen, daiS lediglich die perivascul/~ren Blutaustr i t te und die ven~se Stauung den Strom prim/~r zur Last gelegt werden kSnnen und alle t~ervensch/~digun- gen postmorta leUrsachen haben. Er betont die Reversibilit/~t der elektro- biologisehen Vorg/~nge. Davon sind die W/~rmeeffekte allerdings aus- geschIossen.

Die Knochensch/~digmlg am Felsenbein ist Folge der thermischen Alteration und w/~re insofern als prim/~re Affektion anzusehen. Doch t r i t t sic khnisch racist erst sp/s inErscheinung. Es sei denn, der eindringende Strom verkocht gleich einen Teil der Sch/~delkalotte. JELLINEK lind FR~nWANN sahen rSntgenologisch feinste Sp/~ltchen, ~hnlich wie sic in elektrisch beschickten anorganischen Substanzen (Glas, Metall) bekannt sind. Risse im Knochen land MEzA~os. PORTA schilderte schwere Knochenbriiche bei seinen Versuchstieren, welche LOEBELL mit geringe- ren Stromst/~rken nicht entdecken konnte. Wird einerseits eine exorbi- tan te Heflungstendenz aseptischer Knochermekrosen vertreten, so steht dem andererseits die langsam fortschreitende Kuochensch/~digung bei BECK u. PLAZOTTA gegenfiber - - zumindest in den ersten Wochen.

Die sektmd//ren Traumafolgen beruhen a]so: auf Blutungen aus den motorisch 1/~dierten Gef/~iSen, auch SpKth//morrhagien - - i iberhaupt auf

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522 W. W A ~ :

den Auswirkungen zum Teil thermisch gest5rter Gefi~Btrophik - - auf den thermisch bedingten umschriebenen Nekrosen - - trod schlie~lich auf allen hier mSglichen entzfindliehen Komplikationen.

Je naeh der Art entwickeln sich diese Folgen naeh einem gewissen Intervall , kSnnen wieder zurfickgehen, oder nehmen einen mehr oder weniger progredienten Charakter an. Zu einem guten Teile sind sie auch als Versti~rkung primi~rer Symptome zu verstehen.

8. Differentialdiagnose Die di]/erential-diagnostischen Konsequenzen ergeben sich aus dem

bisher Gesagten ohne weiteres. ~qaturgem/~B ist ein Sch~deltrauma sehr oft mi t dem elektrischen vergesellschaftet. In unseren F~]len koImte es zum Tell mit Sicherheit, zum Teil mit sehr groBer Wahrscheinlichkeit, anamnestisch ausgeschlossen werden. I n der Ta t ]iegt bier 4as ganze Ge- wicht auf der Vorgeschichte und den Zeugenangaben. Das anf/s akute Bil4 des Labyr inthhydrops spricht ffir eine Stromsch~digung. Sonst abet sind beide Verletzungen klinisch kaum voneinander zu tren- hen. Versicherungstechnisch ist bei gleichzeitiger Sch~digung solche Frage nicht wesentlich, denn anerkannt werden mul~ die Verletzung ins- gesamt, so oder so. Sin4 beide Un/~lle zeitlieh voneinander getrennt, gewinnt die An~mnese die grSl~te Bedeutung, besonders weIm sie durch Zwischenbefunde nntermauer t wird.

Die diagnostisehe Trennung eines Schallschadens yore elektrischen Insul t ist nicht immer ]eicht. Auch das Elekt ro t rauma kann eine umschriebene Senke oberhalb 1000 Hz wie ira Fall 2 (K. K.) oder einen Steilabfall in den hohen Freqnenzen wie angedeutet ira' Fall 3 (I. K.) verursachen. Retrolabyrinthi~re Zeichen oder vestibuli~re Erscheinungen sind indessen im a]]gemeiJaen nicht beim akustisehen Sehaden zu erwarten.

Arbeiten fiber Telefonun~Klle und systematische Untersuchungen yon Telefonistinnen liegen yon BEc~ und Sc~A]) ]~ , BLEOVAD, H ~ ~ , HABEtCMAN:N, JELLI~EK, MUCK, NEUBEI~GEI~, VOSS, WALLBAUI~ vor. Die modernen Telefonanlagen sind derartig abgesichert, dab schon yon daher ein Elekt ro t rauma nicht wahrseheinlich wird. Auch sind die benutzten Stromstiirken so gering, dal~ sehon abnorme Leitbedingungen vorliegen mfissen, um eine sti~rkere Verletzung zu verursaehen. Anders liegen die Verhs wenn eine Telefonaulage - - es handelt sich fiberwiegend um Provisorien - - zum ~bermi t t l e r eines fremden Stromes wird. Un- serem Fall 5 (K. B.), wo der Blitz in ein FeI4telefon einsehlug, kSrmten in dieser Hinsicht noch eine Reihe weiterer aus der Liter~tur angefiihrt werden (JELLI~EK, S C ~ E I D ~ u.a . ) . Solehe Unfallkonstellation l ~ t sich teehnisch im wesentlichen leicht nachweisen.

Wie schon BLEGVAD (1907) and Voss annahmen, handelt es sich bei dem ,,Schlag", der yon Tele~onierenden empfunden wird, in der Regel

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um eine akustische Traumatisierung. Doch auch diese ist meist nicht sehr erheblich. BL~GVA~) spricht yon der auffallenden Hitufigkeit einer , ,traumatischen Neurose". NEUBERG~ untersuchte 2 Fiille audiologisch. Einmal war eine m~llige Senke um 6000 Hz aufgetreten, die ein wenig zugenommen haben soll, bis sie im Endstadium 40--50 db betrug. Im anderen Fall lag neben eiaer Mitte]ohrkomponente zuniichst ein breiter HSrverlust, dann eine 4000 Hz-Senke vor, welehe nach 10 Wochen nicht mehr nachweisbar war. In unserem Gutaehtenmaterial befinden sich 3 Telefontraumen. In a~len Fittlen wurde ein normales GehSr festgesteilt. Anfiinglich soil eine mehrtitgige Vertiiubung eingetreten sein. Eine Tele- fonistiu aggravierte deutlich. Wenn sich audiologisch ein akustischer Schaden nieht ieststellen l~il3t, is~ die Wahrscheinlichkeit eines Teleion. insultes nieht nachzuweisen, wie folgender 4. ,,Telefo~un~ail' dar tun soll.

Ein Oberpostinspektor (geb. 1891), wurde nach einem Knall im TelefonhSrer sofort links schwerhSrig. Nach dreit~giger Vert~ubung links trat eine leichte H6r- besserung ein, sp~iter abet nicht mehr. Er betont ausdriicklich, dab kein elektrischer Schlag, sondern ein abnorm lauter Knall stattgefunden habe. Audiologisch stellten wir beiderseitig, aber links starker als rechts, mit mehreren Methoden, einschl. FOWLE~s, eine retrolabyrinth&re SchwerhSrigkeit lest, die auch noch fiber 3 Jahre sp~ter bestand. Es w~re hier zu konzidieren, dall tats~chlich w~hrend der drei- r Vert&ubung ein voriibergehender Schallschaden links aufgetreten war, doch muBte auf Grund des danach bestehenden nicht labs-zinth~ren HSrbildes ohne Rekruitment ein Zusammenhang abgelehnt werden.

Es sollte dargelegt werden, daI] eine Differentialdiagnose nicht in 4em Sirme mSglich ist, dal~ n/~m]ich ausschliel~lich eLae retrolabyrinth/ire StS- rung einen elektrischen Insult und ein endolabyrinth/irer Befund mit positivem Rekrui tment einen akustisehen Telefonschaden nachweist.

Zusammenfassung

Zur Beurteilung elektrischer Sch~idigungen des Ohres ist eine Kennt- his der elektrobiologischen Vorg~nge unumgitnglich. Es wurde eingangs umrissen, dab die Schwere des Traumas yon Stromstiirke (Spannung, Widerstand), Einwirkungsdauer und Frequenz abhitng~. Die Strombahn gewinnt bei der Diagnose einer elektro-thermischen Sch~digung eine besondere Bedeutung.

Es wird ein unmittelbarer prim~trer Schaden durch die Stromw~irme, der innerhalb der Strombahn liegen mull, yon eiaer mittelbaren prim/iren StSrung lmterschieden, welche dutch den allgemeinen Hochdruck bedingt m14 unabhiingig yore Stromdurchtr i t t ist. Ehm zunehmende Verst~irkung prim~rer Symptome und ein nach einer gewissen Latenz spiiteres Aul- t re ten yon kochleiiren uncl vestibuliiren Erscheinungen werden als sekml- ditre Folgen bezeichnet.

An Hand eigener Untersuehungen, experimenteller Ergebnisse und Beschreibungen aus tier Li teratur soil dargelegt werden, daIl neben den

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b e k a n n t e n Trommelfe l l -Mit te lohrver le tzungen auch deutl iche endo- labyrinthi~re S tSrungen auf t r e t en kSrmen, wie sie in einer umschr iebenen HSrsenke mi t posi t ivem R e k r u i t m e n t u a d e inem umschr iebenen Schaden im Bogengangsappara t ih ren Ausdruck fmden. Wei ter wird im a k u t e n L~byrh~thhochdruck ein besonderes Syadrom her~usgestellt , welches als Folge einer al]gemeinen t t ype r t ens ion - - mi t t e lba r p r imer - - anfangs u n d meis t vor i ibergehend mi t ziemlicher Regelmi~l~igkeit eruier t werden kann.

Das ]~lektrotrauma ist nat i i r l ich keine Verletzung, welche aus- schliel~lich Mittel- ode r / zmenohr betrifft . Es soll deshalb auch keineswegs bes t r i t t en werden, dal~ neben endo labyr in th i i r en S tSrungen oder auch allein retrolabyrinth/~re u n 4 zentra le Ersche inungen bes tehen kSnnen. Diese sincl allerdings bei unse ren Blitz- u n d Starkstromunfi~llen zumeist weniger auff/~llig.

Der elektrische Unfa l l wir4 oft dureh eL~ gleiehzeitiges Schi~de]traum~ komp]iziert , ohne dal~ es im Grunde mSglich ist, die Schi~digungen von- e inander zu differenzieren. Zur Abgrenzung yon einem Seha]]schaden gewin~t ein posi t iver Vest ibul~r isbefund besondere Be4eutung . Audio- logisch k o m m e n hier wie dor t endolabyrinthi~re HSrver lus te m i t posi- t i vem R e k r u i t m e n t vor. So ha l t en wit es in Sonderhei t n ieh t fiir berech- t igt , den Z u s a m m e n h a n g einer endo labyr in thg ren StSrtmg mi t e inem Starkstromun~M1 yon vornhereL~ abzulehnen.

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Priv. Doz. Dr. WrsLM WAGEMANN, Kiel, Hospitalstr. 20