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Jg. 30, He~t 45/46 Kurze wissensehaftliehe Mitteilungen. 1103 1. Dezember1952 G. VIOLLIER und It. SULLD,fANNvor. Each ihren VerSffent- lichungen seheinen sic nur tierische Linsen studiert zu haben. Die l~Iethode der Papierchromatogr~phie diirfte bei Linsen noch nieht angewendet worden seiu. In sinngemal~er Anwen- dung wurden P~pierelelrtrophoresen normaler tierlscher und krankha~t verS~uderter mensehlicher Linsen versucht. Hierbei zeigten sieh im ~[inblick auf die Kurven normaler Linsen bei den versehiedenen Saugetieren keine verwertbaren Unter- schiede. Selbst bei der Linse eines LSwenbabys fiel lediglich eine ausgepragte fl~-Zaeke auf, wie ma~ sic in ahnlieher Weise aber aueh bei der Sehweinelinse sehen kann. Das mensehliehe Untersuehungsmaterial stammte yon Staroperationen. Vergleichende Untersuchungen an extracap- sul~r und intraeapsular entbundenen Sehweinelinsen zeigten, dal~ hierbei 'keine fa~baren Differenzen des Elektrophorese- brides auftraten. Auf Einzelheiten der hierbei angewandten Methodik sell ausfiihrlicher an anderer Stelle eingegangen werden, ebenso auf die im Rfickstand verbleibenden unlSs- lichen Protelne. Als atfffallend und fibereinstimmend bei Linsen veto IV~enschen und Schwei~ mu~ angesehen werden, dab bei der 2 Abb, 1. angewandten ]~ethodik Albumin fehlt. Die gewonuenen Kur- yen zeigen in normalen Fgllen 2 Hauptgipfel, yon denen der erste zwisehen ~- und ~-Globulin (naher an ~) liegt, wahrend der zweite dem fl-Globulinentsprieht (s.Abbildung). Oft finder sieh die fl-Zaeke zweigipfelig aufgespaIten. Im fallenden Knr- venschenkel sieht man einen -- stets gegeniiber dem fl-Glo- bulin wesentlieh geringeren -- Anteil an y-Globulin. Bei den Untersuchungen erg~ben sich schlie~lieh aueh Anhaltspunkte ffir eine klinisehe Answertba~keit der Methode bei krankhaft veranderten Linsen vom Mensehen. Au~ diese Frage so~l ein- gegangen werden, wenn ein grSBeres l~Iaterial fiberblickt werden kann. Literatur. D~¢, L.: Klin. Wsehr. 1952, Nr 3/4, 74. -- HSSSS, LVIK, L.: Skand. Arch. Physiol. (BEE. u. Lpz.) 8~, 151 (1936). - - LOBKART, H., H. Si)~L~ANN U. G. VIOLL~ER: Experientia (Basel) ~, 418 (1947). -- VIonnI~SR,G., H. LO~- ~A~T U. tt. SfdnL~ANN: Helvet. physiol. Aeta 5, 10 (1947). ELEKTROPHORETISCHE UNTERSUCHUNGEN AM GLASKORPER VON MENSCH UND TIER*. Yon ~ILHEL~5 STE~MERMAt~I~ ~. Aus der Univ.-Augenklinik Erlangen (Direktor: Prof, Dr. E. Sem~ECK), (Eingegangen am 8. September 1952.) Im p~pierehromatographisehen Verfahren ergeben mensch- licher und tieriseher GlaskSrper kein auswertbares elektro- phoretisehes Bild, denn die Eiweil3konzentr~tionen in ihm sind Zu gering. Zur Darstellung normaler Kurven erweisen sich daher besondere Anreicherungsverfahren als notwendig, wie sie analog flit andere eiweiBarme Fliissigkeiten -- so Liquor und Kammerwasser -- bereits zur Anwendung kamen. Vom klinischen Gesichtspunkt aus seheint die leere Elek- trophorese des Glaskiirpers jedoch nicht unerhebtiche Vortefle zu bieten: besagt sie doch, dab jede erhaltene auswel%bare Kurve sicher pathotogisch sein diirfte, so lunge man bei der einfaehen Papierelektrophorese btcibt. In pathologisehen Fallen finder man aJJerdings die Protein- konzentrationen im Glaskerper um ein Vielfaches gegeniiber der Norm erhSht. Als Beispiel mug das El~ktrophoresediagramm eines Patienten mit einem Melanoma malignum ehorioideae angefiihrt werden. Der GlaskSrper ersehien bei der Entnahme * Hezrn Oberchemierat Dr. K. LIN~ARDT (St~dt. Krankenhaus Nflrn- berg) und tIerrn Dr. A. WALLiWR (Med. Univ.~PoUklinik Erlangen), bin ich ftir ihre freundliche Hilfe bei tier Durchfiihrung der Versuche zu Dank ver- bunden. direkt nach der Enueteation verftfissigt, gelblieh, leieht triib. Mikroskopiseh sah man im Ausstriehpraparat keine geformten Blutbestandtefle. Das Bild der Elektrophorese (Abbfldung) ergab einwandfrei das Vorliegen einer ana!og dem Blutserum zusammengesetzten LGsung (alte GlaskSrperblutung). Dieser Befund lie~ sich mehrfach beim ~el~noma malignum ehori- oideae bestatigen. Abb. 1. Wo der GlaskSrper nicht prim/ir veffltissigt ist, laBt sieh dies leicht dutch Zugahe yon Hyaluronidase erreiehen. Far gew61mlieh genfigen: 0,2--0,3 em3 einer Kinetinls6stmg, die auf 1 cm3 10 Schering-Einheiten enth~lt. Klinische wie methodische Einzelheiten seien einer aus- fiihrliehen VerSffentliehung vorbehalten. ZUR FRAGE DES EINFLUSSES DE S DES OXYCORTICOSTER ON AUF DIE PERMEABILIT~T DER CAPILLAREN*. Von G. G~rv~ und E. K~IBL. Aus der I. ~edizinischen Universit~tsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. E. LAUDA). (Eingegangen am 10. September 1952.) Es ist friiher bereits mehrfach auf Zusammenhange zwischen den Hormonen der Nebennierenrinde und der Perme~blitat der membranSsen Capillar- und Zellgrenz. flachen des Organismus hingewiesen wordenL Experimentelle Untersuehungen in dieser Richtung wurden n~ch der Dar- stelhmg des lt--Desoxycorticosteron (DOC), das damals als das aktivste der. Rindenhormone angesehen wtwde, vorgenommen. Eine Reihe yon Antoren~a hat diese ihre Versuchsergebnisse dahingehend ausgelegt, dal~ DOC im Sinue einer Capillar- dichtung und Normalisierung der Permeabilitat wirksam ware, eine Interpretation, die zum Tell auch in neuesten Arbeiten akzeptiert wirdS-L Zweifel an der Richtigkeit dieser Vorstellung kamen erst auf, als mit Fortsehreiten der Kennt- nis der Steroidchemie 2 Gruppen yon Nebennierenrinden- hormonen dargestellt werden konnten, die sich in manchen Zfigen ihrer biologischen Wirksamkeit und ganz besonders in ihrem Einflut~ auf das Entziindungsgeschehen als Anta- gonisten erwiesen: Die ll-Oxycorticoide wirken deutlich antiphtogistiseh, wahrend den ll-Desoxycorticoiden ein pro- phlogistischer Effekt zukommt. Ffir das der erstgenannten Gruppe zugehSrende Cor~ison haben wir einen die patho- logisch gesteigerte Capfltarpermeabilitat normalisierenden EinfluB nachweisen kSnnen s. ~iber den Hauptvertreter der tetztgenannten Steroidgruppe, das DOC, liegen gegeniiber den obengenannten Befunden nun solche vet, die vine Ferde- rung yon exsudativ-ser5sen Entziindungsformen zeigen~,10) und deshalb eine capillardichtende Wirkung fiir nicht wahr- scheinIieh h~lten lassen. Auch bei PermeabiHtatsuntersuchun- gen an der Synovi~ in rive wurde ein ihre Durchlassigkeit betrachttich steigernder EinfluB des DOC festgestellt, der der dichtenden Wirkung des Cortison diametral entgegengesetzt warn. Nach dem Gesagten ist die in der Literatur vertretene Meinung fiber die Permeabilita~swirkung des Dec eine recht uneinheitliche, was sicher zum Tell der einheitlichen Inter- pretation yon Ergebnissen, die mit so verschiedenen ]~Iethoden gewonnen wurden, zuzuschreiben ist. "Wir haben uns, um zur Klarung dieser offenen Frage bei- zutragen, der 1V[ethode bedient, mit der wir, wie erwahnt, ftir Cortison und ACTH einen Capillardichtungseffekt nach- zuweisen in der Lage waren: Der Bestimmung des Capillar- filtrates an Fliissigkeit und Plasmaprotein bei Belastung der Capillarwand dutch Hervorrufen" einer dosierten venSsen Stase einer Extremitat mittels Stauung. LANDIS und MSt- a.rbeiter 12 haben diese Methodik angegeben und bereits ihre * Erscheint ausffihrlich in der ,,Wiener klinisehen Wochensct~ift",

Elektrophoretische Untersuchungen am Glaskörper von Mensch und Tier

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Page 1: Elektrophoretische Untersuchungen am Glaskörper von Mensch und Tier

Jg. 30, He~t 45/46 Kurze wissensehaftliehe Mitteilungen. 1103 1. Dezember 1952

G. VIOLLIER und It. SULLD,fANN vor. Each ihren VerSffent- lichungen seheinen sic nur tierische Linsen studiert zu haben. Die l~Iethode der Papierchromatogr~phie diirfte bei Linsen noch nieht angewendet worden seiu. In sinngemal~er Anwen- dung wurden P~pierelelrtrophoresen normaler tierlscher und krankha~t verS~uderter mensehlicher Linsen versucht. Hierbei zeigten sieh im ~[inblick auf die Kurven normaler Linsen bei den versehiedenen Saugetieren keine verwertbaren Unter- schiede. Selbst bei der Linse eines LSwenbabys fiel lediglich eine ausgepragte fl~-Zaeke auf, wie ma~ sic in ahnlieher Weise aber aueh bei der Sehweinelinse sehen kann.

Das mensehliehe Untersuehungsmaterial stammte yon Staroperationen. Vergleichende Untersuchungen an extracap- sul~r und intraeapsular entbundenen Sehweinelinsen zeigten, dal~ hierbei 'keine fa~baren Differenzen des Elektrophorese- brides auftraten. Auf Einzelheiten der hierbei angewandten Methodik sell ausfiihrlicher an anderer Stelle eingegangen werden, ebenso auf die im Rfickstand verbleibenden unlSs- lichen Protelne.

Als atfffallend und fibereinstimmend bei Linsen veto IV~enschen und Schwei~ mu~ angesehen werden, dab bei der

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Abb, 1.

angewandten ]~ethodik Albumin fehlt. Die gewonuenen Kur- yen zeigen in normalen Fgllen 2 Hauptgipfel, yon denen der erste zwisehen ~ - und ~-Globulin (naher an ~) liegt, wahrend der zweite dem fl-Globulin entsprieht (s.Abbildung). Oft finder sieh die fl-Zaeke zweigipfelig aufgespaIten. Im fallenden Knr- venschenkel sieht man einen - - stets gegeniiber dem fl-Glo- bulin wesentlieh geringeren - - Anteil an y-Globulin. Bei den Untersuchungen erg~ben sich schlie~lieh aueh Anhaltspunkte ffir eine klinisehe Answertba~keit der Methode bei krankhaft veranderten Linsen vom Mensehen. Au~ diese Frage so~l ein- gegangen werden, wenn ein grSBeres l~Iaterial fiberblickt werden kann.

Literatur. D ~ ¢ , L.: Klin. Wsehr. 1952, Nr 3/4, 74. - - HSSSS, LVIK, L.: Skand. Arch. Physiol. (BEE. u. Lpz.) 8~, 151 (1936). - - LOBKART, H., H. Si)~L~ANN U. G. VIOLL~ER: Experientia (Basel) ~, 418 (1947). - - VIonnI~SR, G., H. LO~- ~A~T U. tt. SfdnL~ANN: Helvet. physiol. Aeta 5, 10 (1947).

ELEKTROPHORETISCHE UNTERSUCHUNGEN AM GLASKORPER VON MENSCH UND TIER*.

Yon ~ILHEL~5 STE~MERMAt~I~ ~.

Aus der Univ.-Augenklinik Erlangen (Direktor: Prof, Dr. E. Sem~ECK),

(Eingegangen am 8. September 1952.)

Im p~pierehromatographisehen Verfahren ergeben mensch- licher und tieriseher GlaskSrper kein auswertbares elektro- phoretisehes Bild, denn die Eiweil3konzentr~tionen in i h m sind Zu gering. Zur Darstellung normaler Kurven erweisen sich daher besondere Anreicherungsverfahren als notwendig, wie sie analog flit andere eiweiBarme Fliissigkeiten - - so Liquor und Kammerwasser - - bereits zur Anwendung kamen.

Vom klinischen Gesichtspunkt aus seheint die leere Elek- trophorese des Glaskiirpers jedoch nicht unerhebtiche Vortefle zu bieten: besagt sie doch, dab jede erhaltene auswel%bare Kurve sicher pathotogisch sein diirfte, so lunge man bei der einfaehen Papierelektrophorese btcibt.

In pathologisehen Fallen finder man aJJerdings die Protein- konzentrationen im Glaskerper um ein Vielfaches gegeniiber der Norm erhSht. Als Beispiel mug das El~ktrophoresediagramm eines Patienten mit einem Melanoma malignum ehorioideae angefiihrt werden. Der GlaskSrper ersehien bei der Entnahme

* Hezrn Oberchemierat Dr. K. LIN~ARDT (St~dt. Krankenhaus Nflrn- berg) und tIerrn Dr. A. WALLiWR (Med. Univ.~PoUklinik Erlangen), bin ich ftir ihre freundliche Hilfe bei tier Durchfiihrung der Versuche zu Dank ver- bunden.

direkt nach der Enueteation verftfissigt, gelblieh, leieht triib. Mikroskopiseh sah man im Ausstriehpraparat keine geformten Blutbestandtefle. Das Bild der Elektrophorese (Abbfldung) ergab einwandfrei das Vorliegen einer ana!og dem Blutserum zusammengesetzten LGsung (alte GlaskSrperblutung). Dieser Befund lie~ sich mehrfach beim ~el~noma malignum ehori- oideae bestatigen.

Abb. 1.

Wo der GlaskSrper nicht prim/ir veffltissigt ist, laBt sieh dies leicht dutch Zugahe yon Hyaluronidase erreiehen. Far gew61mlieh genfigen: 0,2--0,3 em 3 einer Kinetinls6stmg, die auf 1 cm 3 10 Schering-Einheiten enth~lt.

Klinische wie methodische Einzelheiten seien einer aus- fiihrliehen VerSffentliehung vorbehalten.

ZUR FRAGE DES EINFLUSSES DE S DES OXYC ORTICO STER ON AUF DIE PERMEABILIT~T

DER CAPILLAREN*.

Von G. G~rv~ und E. K~IBL.

Aus der I. ~edizinischen Universit~tsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. E. LAUDA).

(Eingegangen am 10. September 1952.)

Es ist friiher bereits mehrfach auf Zusammenhange zwischen den Hormonen der Nebennierenrinde und der Perme~blitat der membranSsen Capillar- und Zellgrenz. flachen des Organismus hingewiesen wordenL Experimentelle Untersuehungen in dieser Richtung wurden n~ch der Dar- stelhmg des lt--Desoxycorticosteron (DOC), das damals als das aktivste der. Rindenhormone angesehen wtwde, vorgenommen. Eine Reihe yon Antoren ~a hat diese ihre Versuchsergebnisse dahingehend ausgelegt, dal~ DOC im Sinue einer Capillar- dichtung und Normalisierung der Permeabilitat wirksam ware, eine Interpretation, die zum Tell auch in neuesten Arbeiten akzeptiert wirdS-L Zweifel an der Richtigkeit dieser Vorstellung kamen erst auf, als mit Fortsehreiten der Kennt- nis der Steroidchemie 2 Gruppen yon Nebennierenrinden- hormonen dargestellt werden konnten, die sich in manchen Zfigen ihrer biologischen Wirksamkeit und ganz besonders in ihrem Einflut~ auf das Entziindungsgeschehen als Anta- gonisten erwiesen: Die ll-Oxycorticoide wirken deutlich antiphtogistiseh, wahrend den ll-Desoxycorticoiden ein pro- phlogistischer Effekt zukommt. Ffir das der erstgenannten Gruppe zugehSrende Cor~ison haben wir einen die patho- logisch gesteigerte Capfltarpermeabilitat normalisierenden EinfluB nachweisen kSnnen s. ~iber den Hauptvertreter der tetztgenannten Steroidgruppe, das DOC, liegen gegeniiber den obengenannten Befunden nun solche vet, die vine Ferde- rung yon exsudativ-ser5sen Entziindungsformen zeigen ~,10) und deshalb eine capillardichtende Wirkung fiir nicht wahr- scheinIieh h~lten lassen. Auch bei PermeabiHtatsuntersuchun- gen an der Synovi~ in rive wurde ein ihre Durchlassigkeit betrachttich steigernder EinfluB des DOC festgestellt, der der dichtenden Wirkung des Cortison diametral entgegengesetzt war n. Nach dem Gesagten ist die in der Literatur vertretene Meinung fiber die Permeabilita~swirkung des D e c eine recht uneinheitliche, was sicher zum Tell der einheitlichen Inter- pretation yon Ergebnissen, die mit so verschiedenen ]~Iethoden gewonnen wurden, zuzuschreiben ist.

"Wir haben uns, um zur Klarung dieser offenen Frage bei- zutragen, der 1V[ethode bedient, mit der wir, wie erwahnt, ftir Cortison und ACTH einen Capillardichtungseffekt nach- zuweisen in der Lage waren: Der Bestimmung des Capillar- filtrates an Fliissigkeit und Plasmaprotein bei Belastung der Capillarwand dutch Hervorrufen" einer dosierten venSsen Stase einer Extremitat mittels Stauung. LANDIS und MSt- a.rbeiter 12 haben diese Methodik angegeben und bereits ihre

* Erscheint ausffihrlich in der ,,Wiener klinisehen Wochensct~ift",