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- 7- 1 Entdeckung der Radioaktivität, natürliche Radioaktivität Inhalt: Entdeckung der Radioaktivität, primordiale und nachgebildete Radionuklide, kosmi- sche Strahlung, radioaktiver Zerfall, natürliche Zerfallsreihen, Strahlenarten, Radiokarbon- Datierung, Entdeckung der Höhenstrahlung, Rutherfordstreuung und Atommodell, Wirkungs- querschnitt, Massenbelegung. 1.1 Entdeckung Die Entdeckung der natürlichen Radioaktivität erfolgte 1896 durch Henri Becquerel, als er im Anschluss an die von Röntgen entdeckten Strahlung, bei der von Poincaré als Ausgangs- punkt der Strahlung fälschlicherweise der grüne Phosphoreszenzfleck der Geislerröhre vermu- tet wurde, Untersuchungen an phosphoreszierenden Stoffen durchführte. Als glücklicher Um- stand erwies sich, dass er im Besitz von (phosphoreszierenden) Uransalzen war und sehr bald feststellen konnte, dass diese Substanzen durch Papier und Aluminium hindurch fotografische Platten schwärzen konnten. Die ersten Ergebnisse wurden am 24. Februar 1896 veröffentlicht (Sitzung der franz. Akademie d. Wissenschaften), aber schon am 5. März 1896 erkannte er, dass keine Vorbelichtung der verwendeten Uransalze notwendig war, um die fotografische Wirkung zu erzielen. Außerdem konnte er zeigen, dass andere phosphoreszierende Substan- zen diese Wirkung nicht besaßen. Schließlich folgerte er, dass die Strahlung eine Eigenschaft des Uranatoms war und in keinem Zusammenhang mit der Phosphoreszenz der ursprünglich untersuchten Substanzen stand. Die ausgesandten Strahlen hatten große Ähnlichkeit mit Röntgenstrahlen und wurden später als Becquerelstrahlen bezeichnet. Wir wissen heute, dass neben Uran noch viele andere Elemente radioaktive Strahlung emittieren, ohne dass dem eine durch den Menschen verursachte Aktivierung (Kernumwand- lung) vorangeht. Man bezeichnet solche ohne menschliches Zutun bestehende Radioaktivität als natürliche Radioaktivität. Durch Messung, z. B. mittels Geigerzählers, kann man sich leicht überzeugen, dass dies kein selten auftretendes Phänomen ist, sondern vielmehr als all- gegenwärtig angesehen werden kann. So ist Uran in Spurenelemente nahezu überall in der anorganischen Natur vorhanden, und auch in der Biosphäre werden verschiedene radioaktive Substanzen in alle Körper

Entdeckung Der Radioaktivität

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1 Entdeckung der Radioaktivitt, natrliche Radioaktivitt

Inhalt: Entdeckung der Radioaktivitt, primordiale und nachgebildete Radionuklide, kosmi- sche Strahlung, radioaktiver Zerfall, natrliche Zerfallsreihen, Strahlenarten, Radiokarbon- Datierung, Entdeckung der Hhenstrahlung, Rutherfordstreuung und Atommodell, Wirkungs- querschnitt, Massenbelegung.

1.1 EntdeckungDie Entdeckung der natrlichen Radioaktivitt erfolgte 1896 durch Henri Becquerel, als er im Anschluss an die von Rntgen entdeckten Strahlung, bei der von Poincar als Ausgangs- punkt der Strahlung flschlicherweise der grne Phosphoreszenzfleck der Geislerrhre vermu- tet wurde, Untersuchungen an phosphoreszierenden Stoffen durchfhrte. Als glcklicher Um- stand erwies sich, dass er im Besitz von (phosphoreszierenden) Uransalzen war und sehr bald feststellen konnte, dass diese Substanzen durch Papier und Aluminium hindurch fotografische Platten schwrzen konnten. Die ersten Ergebnisse wurden am 24. Februar 1896 verffentlicht (Sitzung der franz. Akademie d. Wissenschaften), aber schon am 5. Mrz 1896 erkannte er, dass keine Vorbelichtung der verwendeten Uransalze notwendig war, um die fotografische Wirkung zu erzielen. Auerdem konnte er zeigen, dass andere phosphoreszierende Substan- zen diese Wirkung nicht besaen. Schlielich folgerte er, dass die Strahlung eine Eigenschaft des Uranatoms war und in keinem Zusammenhang mit der Phosphoreszenz der ursprnglich untersuchten Substanzen stand. Die ausgesandten Strahlen hatten groe hnlichkeit mit Rntgenstrahlen und wurden spter als Becquerelstrahlen bezeichnet.Wir wissen heute, dass neben Uran noch viele andere Elemente radioaktive Strahlung emittieren, ohne dass dem eine durch den Menschen verursachte Aktivierung (Kernumwand- lung) vorangeht. Man bezeichnet solche ohne menschliches Zutun bestehende Radioaktivitt als natrliche Radioaktivitt. Durch Messung, z. B. mittels Geigerzhlers, kann man sich leicht berzeugen, dass dies kein selten auftretendes Phnomen ist, sondern vielmehr als all- gegenwrtig angesehen werden kann. So ist Uran in Spurenelemente nahezu berall in der anorganischen Natur vorhanden, und auch in der Biosphre werden verschiedene radioaktive Substanzen in alle Krper eingebaut, so dass es keine Lebewesen gibt, die nicht auch von sich aus radioaktiv sind.Schon sehr frh erkannte man, dass mit der Radioaktivitt eine Elementumwandlung ver- bunden ist, wobei sich die Menge des Ausgangselements (und auch die Strahlenintensitt) exponentiell verringert. Es waren der neuseelndische Physiker Ernest Rutherford (Nobelpreis fr Chemie 1908) und der englische Chemiker Frederick Soddy, die an der McGill Universitt in Montreal die Theorie der Elementumwandlung entwickelten.1 Der Nachweis erfolgte durch chemisches Abtrennen der Elemente. Fr die Intensitt I der Strahlung oder die Anzahl N der Atome eines Elementes ergab sich als Funktion der Zeit t folgendes Verhalten:I = Ioe-tbzw.N = Noe-t(1.1)mit Io der Intensitt, No der Atomzahl zum Zeitpunkt t=0 und einer fr das untersuchte Ele- ment charakteristischen Konstante. Man bezeichnet als Zerfallskonstante und wie man

1 E. Rutherford, F. Soddy: The radioactivity of thorium compounds. I. An investigation on the radioactive ema- nation. J. Chem. Soc. 81, p. 321350; The radioactivity of thorium compounds. I. The cause and nature of ra- dioactivity. J. Chem. Soc. 81, p. 837, 1902; The cause and nature of radioactivity. Part I. Phil. Mag. Series 6, 4 (21), p. 370396, 1902 ; The cause and nature of radioactivity. Part II. Phil. Mag. ,Series 6, 4 (23), p. 569-585, 1902; The radioactivity of uranium. Phil. Mag. Series 6, 5 (28), p. 441445; Radioactive Change. Phil.Mag. Series 6, 5 (29), p. 576591, 1903.

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leicht einsieht T1/2=ln(2)/als Halbwertszeit und =1/als mittlere Lebensdauer. Aufgrund von Ablenkungsversuchen im Magnetfeld konnten verschiedene Strahlenarten und Energien nachgewiesen werden, die schlielich durch Ernest Rutherford2,3 in drei Arten von Strahlung eingeteilt wurden, und zwar die -Strahlung, die, wie man heute wei, aus Heliumkernen be- steht, die -Strahlung, die aus Elektronen besteht, und die -Strahlung, die hochenergetische, elektromagnetische Strahlung ist.

1.2 Natrliche RadioaktivittAus der Tatsache, dass die Radioaktivitt exponentiell abnimmt, sollte man schlieen knnen, dass nach gengend langer Zeit keine Radioaktivitt mehr vorhanden sein drfte. Es stellt sich also die Frage, wieso eine natrliche Radioaktivitt berhaupt nachweisbar ist bzw. wie sie entstanden ist. Zwei Mechanismen der Entstehung radioaktiver Substanzen sind denk- bar und beide tragen zur natrlichen Radioaktivitt bei.Die erste Mglichkeit der Entstehung natrlicher Radionuklide ist deren Erzeugung bei der Bildung der chemischen Elemente im Zug der Sternentwicklung. Damit sie auch heute noch vorhanden sind, muss ihre Halbwertszeit in der Grenordnung von mindestens 108 Jah- ren liegen. Man nennt diese Radionuklide primordial. Man kann zu dieser Gruppe auch jene zhlen, die durch den Zerfall primordialer Radionuklide entstehen und selbst radioaktiv sind(natrliche Zerfallsreihen). Letztere werden auch als radiogene Radionuklide bezeichnet. Ty- pische Beispiele fr primordiale Nuklide sind 235U (T1/2 = 7108y), 238U (T1/2 = 4,5109y), 232Th (T1/2 = 14109y), 40K (T1/2 = 1,3109y) usw.Da eine Reihe von natrlich vorkommenden Radionukliden Halbwertszeiten aufweisen, die zu gering sind, als dass diese Nuklide bei der Sternentwicklung entstanden sein knnen, muss geschlossen werden, dass auch andere Mechanismen die Entstehung von Radionukliden ermglichen. Diese Mechanismen mssen zu einer dauernden Bildung von Radionukliden fhren, wie etwa die Existenz einer natrlichen Tritiumkonzentration (berschwerer Wasser-stoff: 3H) mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren oder die in allen Lebewesen sowie in der Atmosphre vorhandene Konzentration an Radiokohlenstoff (14C, T1/2 = 5730y) zeigt.1.3 Die kosmische StrahlungAls Ursache fr diese dauernde Nachbildung ist die kosmische Strahlung anzusehen, de- ren Entdeckung u. a. auf Viktor Hess zurckgeht (siehe spter). Es treffen etwa 1000 Kerne pro Quadratmeter und Sekunde auf die Erdatmosphre, wobei Protonen mit etwa 90%, - Teilchen mit 9% und schwerere Kerne sowie Elektronen mit etwa je 1% zur kosmischen Strahlung beitragen. Ein Teil dieser Teilchen weist sehr hohe Energien auf, manchmal bis zu1020 eV (ultrarelativistisch), was 11 Grenordnungen ber der Ruhemasse der Protonen liegt. Aufgrund des Magnetfeldes der Erde kommt es zu einer Abhngigkeit der Intensitt der kos-mischen Strahlung von der geographischen Breite. Zumeist werden in der Literatur Werte fr mittlere Breiten angegeben. Kommt es zur Bildung von Radionukliden in der Atmosphre, so ist die Breitenabhngigkeit von nicht allzu groer Bedeutung, da in der Atmosphre stets eine relativ rasche Durchmischung stattfindet. Im Fall von Radionukliden, die an der Erdoberfl- che gebildet werden, ist jedoch die Abhngigkeit von der geographischen Breite der kosmi- schen Strahlung sehr wohl zu bercksichtigen. Natrlich werden durch die kosmische Strah- lung auch in der interstellaren Materie Radionuklide gebildet, jedoch ist dieser Beitrag fr die auf der Erde relevanten natrlichen Radionuklide als vernachlssigbar anzusehen.

2 E. Rutherford: Comparison of the radiations from radioactive substances. Phil Mag. Series 6, 4 (19), p. 123, 1902.3 E. Rutherford, S. J. Allen: Erregte Radioaktivitt und in der Atmosphre hervorgerufene Ionisation. Phys. Z. 3, p. 235-236, 1902.

Man unterscheidet in der kosmischen Strahlung aufgrund ihrer Herkunft eine solare Kom- ponente, eine galaktische Komponente (Entstehung auerhalb unseres Sonnensystems, aber innerhalb unserer Galaxie) und eine auergalaktische (extragalaktische) Komponente.Als Ursache der beobachteten hohen Energien in der so genannten primren Komponente der kosmischen Strahlung knnen Supernova-Explosionen angenommen werden (Superno- vadruckwelle), wobei die bertragung von kinetischer Energie eines Plasmas auf individuel- le Teilchen zu einer nichtthermischen Energieverteilung mit einer berhhung der Intensitt im hochenergetischen Bereich fhrt. Der Mechanismus beruht einerseits auf der wiederholten Wechselwirkung geladener Teilchen mit dem Magnetfeld von Schockwellen (Fermi- Mechanismus 1. Ordnung), andererseits auf der Diffusion geladener Teilchen in bewegten, inhomogenen Magnetfeldern (Irregularitten in einer Magnetfeldwolke), die sich mit dem Plasma mitbewegen (Fermi-Mechanismus 2. Ordnung). Der ursprnglich von Fermi ange- nommene Effekt skaliert mit 2 (=v/c mit v Geschwindigkeit des bewegten Magnetfeldes) daher auch Fermi-Mechanismus 2. Ordnung. Der spter gefundene Fermi-Mechanismus 1. Ordnung hingegen skaliert mit und kann zu noch hheren Energien fhren kann. Beide Me- chanismen beruhen auf dem Effekt, dass geladenen Teilchen beim Durchlaufen von beweg- ten, magnetischen Gradientenfeldern eine Energienderung erfahren.Untersuchungen (AGASA Experiment)4,5 haben gezeigt, dass jenseits jener Energien, die durch den Fermi-Mechanismus 1. Ordnung erreichbar sind (Abschtzung beruht auf mgli- chen Magnetfeldstrken und deren maximalen Ausdehnungen), immer noch Teilchen nach- weisbar sind. Bis vor Kurzem konnte man sich keine Quelle fr diese extrem hochenergeti- schen Teilchen vorstellen6, wobei noch zustzlich das Problem der Greisen-Zatsepin-Kuzmin-Schwelle (GZK-cutoff) besteht. Man kann nmlich zeigen, dass bei sehr hohen Protonenenergien die kosmische Hintergrundstrahlung eine signifikante Absorption verursacht. Der Effekt beruht auf der Pionenproduktion (p+p+o und p+n++), die bei einer Schwellenenergie von etwa 61019 eV ein- setzt (Photonendichte der kosmischen Hintergrund- strahlung ca. 412 Quanten/cm3) und zu einer mittle- ren freien Weglnge von etwa 6 MPc (1 Parsec = 1Pc 3,26 Lichtjahre 3,11016 m, entspricht jener Entfernung, aus der der Erdbahnradius unter einer Bogensekunde gesehen wird) fhrt. Das bedeutet, dass die Quelle der beobachteten extrem hochener- getischen Strahlung nher als etwa 50 MPc liegen sollte. Es gibt derzeit die starke Vermutung, dass die Quelle suppermassive schwarze Lcher in den Zent- ren der Galaxien sind.7 (Zum Vergleich: Durchmes- ser der Milchstrae ca. 30 kPc, Abstand zum nchs-

Abbildung 1: Viktor Hess bei einem seiner Ballonaufstiege.

ten Galaxienhaufen (Virgo) ca. 20 MPc, Abstand zur entferntesten beobachteten Galaxie ca. 1 GPc.)Die kosmische Strahlung wurde von Viktor

4 N. Hayashida et al.: Observation of a Very Energetic Cosmic Ray Beyond the Predicted 2.7K Cutoff in the Primary Energy Spectrum. Phys. Rev. Letters 73 (26), p. 3491-3494, 1994.5 M. Takeda et al.: Extension of the Cosmic Ray Energy Spectrum Beyond the Predicted Greisen-Zatsepin- Kuzmin Cutoff. Phys. Rev. Letters 81 (6), p. 1163-1166, 1998.6 M. Nagano, A. A. Watson: Observation and implications of the ultra high energy cosmic rays. Rev. of Modern Phys. 72 (3), p. 689732, 2000.7 The Pierre Auge Collaboration: Correlation of the Highest-Energy Cosmic Rays with Nearby Extragalactic Objects. Science 318 (5852), p. 938-943, 2007.

Franz Hess8 (27.6.1883 17.12.1964) bei seinen Arbeiten ber radioaktive Stoffe in der At- mosphre entdeckt. Viktor Hess war damals Erster Assistent unter Stefan Meyer am neu gegrndeten Institut fr Radiumforschung. Da damals bereits die Verteilung natrlicher ra- dioaktiver Substanzen in der Erde und Atmosphre im Groen und Ganzen bekannt war, konnte erwartet werden, dass mit zunehmendem Abstand von der Erdoberflche die durch- dringende Strahlung abnahm. In den Jahren 1909 und 1910 untersuchten auch andere For- scher (Wulf, Bergwitz, Gockel) die Radioaktivitt in greren Hhen und unternahmen sogar Ballonfahrten, jedoch konnten keine eindeutigen Ergebnisse erzielt werden. In den Jahren 1911 und 1912 unternahm Hess mehrere Ballonfahrten und konnte dabei eindeutig eine Zu- nahme der Strahlenintensitt mit der Hhe feststellen.9Es wurden 1913-14 auch von Kolhrster Ballonaufstiege bis 9 km Hhe unternommen, jedoch wurden die Experimente durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Hess errichtete noch 1913 eine Station zur Dauerbeobachtung auf dem Hochobir. In den Dreissigerjahren erfolgte schlielich die endgltige Identifikation der Hhenstrahlung als kosmische Strahlung mit Hilfe von Arbeiten von Piccard, Cosyns, Regener, Pfotzer, Bothe und Kolhrster. Schlielich erhielt Vikor Hess 1936 den Nobelpreis fr Physik fr die Entdeckung der kosmischen Strah-lung.LeichterKernHochenergetischesProtonNeutronLeichterKernNeutronp, , strange particles

Treffen die hochenergetischen Protonen der kosmischen Strahlung auf die Atomkerne der Elemente in der Atmosphre, so kommt es einer- seits zu einer Zertrmmerung der Tar- getkerne, andererseits vor allem zur Erzeugung von Pionen (+, -, o), Protonen, Antiprotonen und sogenann- ten strange particles. Es werden dabei zumeist mehrere hochenergeti- sche Teilchen pro Sto erzeugt, die aufgrund der hohen Energie des ein- fallenden Teilchens parallel zur Ein- fallsrichtung gebndelt emittiert wer- den. Diese knnen mit anderen Ker-

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Abbildung 2: Symbolische Darstellung der Wech- selwirkung hochenergetischer Protonen aus der kos- mischen Strahlung mit Nukliden der Atmosphre.

nen neuerlich eine Kernreaktion ein- gehen und es entsteht ein Schauer von sekundren Teilchen, die teilweise die Erdoberflche erreichen knnen. Mit-

tels Koinzidenzmessungen an der Erdoberflche kann auf die ursprngliche Quelle eines Schauers zurckgeschlossen werden. Die verwendeten Detektoren knnen dabei Flchen von mehreren hundert Quadratmetern belegen. Getroffene Kerne verbleiben meist in hoch ange- regten Zustnden, wobei die Anregungsenergie durch Abdampfen von Kernfragmenten, insbesondere Neutronen, abgegeben wird. Diese Abdampfung ist isotrop (kein Winkel be- vorzugt). Fr die Produktion von radioaktiven Nukliden ist das Entstehen von Neutronen von entscheidender Bedeutung. Da Neutronen keine elektrische Ladung besitzen, knnen sie leicht in den Kern eindringen und Kernreaktionen auslsen. Daneben kann ein Teil der Anre- gungsenergie natrlich auch ber -Emission abgegeben werden. Diese Art von nuklearer

8 G. Federmann: Viktor Hess und die Entdeckung der kosmischen Strahlung. Diplomarbeit Univ. Wien, (2003); http://www.mpi-hd.mpg.de/hfm/HESS/public/vfHess.pdf9 V. F. Hess: Messung der durchdringenden Strahlung bei zwei Freiballonfahrten. Sitzungsberichte der kaiserli- chen Akademie der Wissenschaften in Wien, mathem.-naturw. Klasse, 120, Abt. IIa, Nov. 1911 und Beobach- tung der durchdringenden Strahlung bei sieben Freiballonfahrten. 121, Abt. IIa, Nov. 1912.

Wechselwirkung hochenergetischer Projektile mit Atomkernen wird als Spallationsreaktion bezeichnet (siehe Abbildung 2).

1.4 Strahlenarten und natrliche ZerfallsreihenNach der Entdeckung der Becquerelstrahlen 1898 untersuchten unabhngig voneinander G. C. Schmidt und Marya Curie (geb. Sklodowska) ob noch andere Elemente die Eigenschaft der Becquerelstrahlung aufweisen. (Pierre Curie hatte mit seinem Bruder Jacques die piezoelekt- rischen Eigenschaften von Quarz entdeckt und damit Luftionisationsmessungen durchgefhrt. Er schlug infolgedessen seiner Frau Marie, unmittelbar nach der Geburt ihrer Tochter Irne, die genaue Messung der Uranstrahlen als Dissertationsthema vor.) Sie fanden, dass auch Tho- rium eine solche Strahlung emittiert. Es fiel sofort auf, dass diese beiden Elemente unter den damals bekannten Elemente jene mit den grten Atomgewichten (238 und 232) waren und dass diese relativ weit von den nchsten bekannten schweren Elementen Wismut (AG=208) und Blei (AG=207) entfernt lagen. M. Curie untersuchte systematisch alle ihr zugnglichen Mineralien, fand jedoch, dass nur jene strahlten, die uran- oder thoriumhltig waren. Die Messmethoden wurden nach der Erkenntnis ber die ionisierende Wirkung der Strahlen bald verbessert und M. Curie bediente sich bei ihren grundlegenden Versuchen bereits elektrischer Messmethoden (Elektroskope). Dank der damit erzielten Messgenauigkeit konnte sie feststel- len, dass einige Mineralien eine hhere Aktivitt aufwiesen, als es dem Urangehalt entsprach. Es war bereits damals einigermaen gesichert, dass die Strahlung eine Atomeigenschaft ist und nicht von der chemischen Bindung abhngt. M. Curie zog daher den Schluss, dass ein noch strker strahlendes Element dem Uran in ganz geringer Konzentration beigemengt sein msste. Zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie versuchte sie nun die Uranmineralien che- misch aufzuarbeiten und zu trennen, wobei die Radioaktivitt als Indikator verwendet wurde. In ihren Trenngngen fand sie in der Fraktion, in der sich Wismut abschied, einen Stoff, der etwa 400 Mal so stark strahlte wie Uran. Zu Ehren ihrer Heimat nannte sie dieses neue Ele- ment Polonium. Schon am 26. Dezember 1898 konnte das Ehepaar Curie gemeinsam mit dem Chemiker Gustave Bmont berichten, dass in der Bariumfraktion ein weiteres radioaktives Element gefunden wurde, das sie Radium nannten. Diese Elemente wurden aus der Uran- pechblende gewonnen, nachdem das Uran bereits abgeschieden worden war. Sie nahmen da- her an, dass die gefundenen radioaktiven Substanzen in den Rckstnden der Uranverarbei- tung angereichert sein mssten. Da um die Jahrhundertwende das bedeutendste Uranbergwerk in sterreich-Ungarn lag, wandten sie sich an den damaligen Prsidenten der Wiener Akade- mie der Wissenschaften, Eduard Sue, mit der Bitte um berlassung von Rckstnden aus der Uranaufbereitung von St. Joachimsthal. (Uran wurde damals vorwiegend zur Herstellung von Farben und Emailglasuren verwendet.) Dem Bergwerk St. Joachimsthal ging es damals wirt- schaftlich nicht besonders gut, denn der Uranabbau war nicht allzu ertragreich und das frher vorhandene Silber- und Bleierz bereits abgebaut. Der zustndige Bergrat berlegte, ob aus den Rckstnden der Uranverarbeitung nicht spter nochmals Silber extrahiert werden knnte und lie einen groen Teil davon lagern, so dass zur Zeit der Anfrage aus Frankreich eine groe Menge dieser Rckstnde vorhanden war. Das sterreichische Ackerbauministerium stellte den Curies unentgeltlich bzw. zum Selbstkostenpreis zwei Waggonladungen davon zur Verfgung, aus denen dann grere Mengen der strahlenden Substanzen gewonnen werden konnten (aus 11 t Material wurden ca. 85 mg Radium gewonnen) und die schlielich zur Auf- klrung der Zusammenhnge dienten. (Das war brigens der erste und wahrscheinlich wich- tigste Transport radioaktiver Abflle.)Es war sehr bald klar geworden, dass verschiedene Arten von Strahlung zu unterscheiden waren, denn Absorptionsversuche zeigten, dass es eine Art der Strahlung gab, die sehr leicht zu absorbieren war, eine andere, die schon dickere Schichten durchdrang, und schlielich eine weitere Art der Strahlung, die nur durch massive Abschirmmaterialien zu schwchen war. 1899/1900 zeigten unabhngig voneinander F. Giesel, St. Meyer u. E. v. Schweidler sowie H.

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Becquerel, dass sich Radiumstrahlen im Magnetfeld ablenken lassen. Nicht ablenken lieen sich aber Poloniumstrahlen. Man fand eine Flle von Kombinationen von weichen, harten, ablenkbaren und nichtablenkbaren Strahlen. Schlielich war es E. Rutherford2, dem schlie- lich die richtige Deutung all dieser Strahlungserscheinungen gelang. Man unterscheidet zwi- schen: -Strahlen, das sind 4He-Kerne (Nachweis aufgrund der Messung des Funkenspekt- rums des gebildeten Gases durch Rutherford10), die im Magnetfeld aufgrund ihrer po- sitiven Ladung abgelenkt werden. -Strahlen, das sind Elektronen, die aufgrund ihrer negativen Ladung im Magnetfeld in die andere Richtung abgelenkt werden und, da ihre Masse viel geringer ist als die der He-Kerne, auch eine viel strkere Ablenkung erfahren. (Da die ablenkende Kraft proportional vB ist und da v=(2E/m)1/2, wird bei gleicher Energie der Teilchen ein Magnetfeld als Massenseparator wirken.) Anders als - und -Strahlen werden - Strahlen mit keiner festen Energie emittiert sondern zeigen eine kontinuierliche Ener- gieverteilung. -Strahlen, das sind elektromagnetische Strahlen, die im Magnetfeld keine Ablenkung erfahren. Historisch war man sich ber diese Art der Strahlung lange Zeit nicht sicher, so wurde auch vermutet, dass es sich um neutrale Teilchen handeln knnte.Die meisten Forscher vermuteten bereits damals, dass alle diese unterschiedlichen Effekte auf sukzessiven Zerfllen radioaktiver Substanzen beruhen. Es waren wieder E. Rutherford und F. Soddy, die diese Zerfallshypothese im Einzelnen systematisch untersucht haben.Heute wei man, dass im Prinzip maximal vier natrliche Zerfallsreihen existieren kn- nen, da bei -Zerfall die Massenzahl nicht gendert wird und bei -Zerfall sich die Massen- zahl stets um 4 ndert. Tatschlich existieren nur drei natrliche Zerfallsreihen, ausgehend von den langlebigen Nukliden 232Th, 238U und 235U mit den historischen Bezeichnungen Tho- rium-Reihe, Uran-Radium-Reihe und Actinium-Reihe. Die vierte mgliche Zerfallsreihe (4n+1 Reihe) sollte von 237Np ausgehen, welches aber mit einer Halbwertszeit von nur 2,14 Millionen Jahren viel zu kurzlebig ist, als dass noch ausreichend Material vorhanden wre, diese Zerfallsreihe zu speisen. In Abbildung 3 sind die natrlichen Zerfallsketten (wie heute bekannt) schematisch dargestellt (auf die historischen Namen wurde verzichtet).Man sieht, dass innerhalb dieser Zerfallsreihen die Halbwertszeiten sehr unterschiedlich sind. Einerseits gibt es sehr lange Halbwertszeiten (z. B.234U: T1/2 = 2,5105y), andererseits auch extrem kurze (z. B. 212Po: T1/2 = 0,3 s). Auerdem kommt es innerhalb der Zerfallsrei- hen zu Verzweigungen, d. h. einige Nuklide zerfallen auf mehr als eine Art, nmlich sowohl ber -Emission als auch ber -Radioaktivitt. Schlielich muss noch erklrt werden, wieso es auerdem noch zur Emission von -Strahlung kommt. Der Zerfall eines Mutternuklids in ein Tochternuklid muss nicht in den energetisch tiefsten Zustand des Tochternuklids fh- ren. Dieses Folgeprodukt kann also in einem angeregten Zustand gebildet werden. Der bergang in den energetisch tiefsten Zustand kann somit durch Emission eines -Quants er- folgen. In Abbildung 4 ist ein Ausschnitt aus der 238U-Reihe dargestellt, der dieses Verhalten in einem Energiediagramm zeigt.Die radioaktiven Substanzen knnen also aus sich selbst heraus Energie freisetzen, was zu einer Krise der klassischen Physik gefhrt hat, die ja eine Erhaltung der Energie verlangt. Die Lsung dieses Problems ergab sich erst durch Einsteins spezielle Relativittstheorie.

10 E. Rutherford, t. Royds: The nature of the particles from radioactive substances. Phil Mag. Series 6, 17 (98), p. 281, 1909.

238U Zerfallskette (A = 4n + 2)234Th24.1d 100%238U4.5E9y

234Pa1.2m+

214Pb26.8m99.98%218Po3.05m100%222Rn3.825d100%226Ra1600y100%230Th7.5E4y100%234U2.5E5y

210TI1.30m0.4%214Bi19.9m100%218At2s

206Hg8.15m75E-6%210Pb22.3y100%214Po0.16ms

206TI4.2m 5E-5%210Bi5.0d

206PbstabIe100%210Po138.4d

232Th Zerfallskette (A = 4n)228Ra5.75y 100%232Th14E9y

228Ac6.13h

212Pb100%216Po100%220Rn100%224Ra100%228Th

10.6h 0.15s55.6s3.66d1.91y

208TI36.2%212Bi

3.1m 60.6m

208Pb100%212Po

stabIe0.3E-6s

235U Zerfallskette (A = 4n + 3)231Th25.5h 100%235U7E8y

215Bi97%219At4E-3%223Fr1.2%227Ac100%231Pa

7.4m 0.9m 21.8m21.8y 3.3E4y

211Pb>99.9%215Po100%219Rn100%223Ra100%227Th

36.1m1.8ms 3.96s11.4d18.7d

207TI99.68%211Bi100%215At

4.8m 2.13m0.1ms

207Pb100%211Po

stabIe0.52s

Z=80818283848586878889909192

Abbildung 3: Die natrlichen Zerfallsreihen: Pfeile nach links bedeuten -Zerflle mit in Prozent angegebenen Hufigkeiten, Pfeile nach rechts unten stellen -Zerflle dar. Die Halb- wertszeiten der Nuklide sind unter ihren Symbolen notiert. Dicke Pfeile symbolisieren die bevorzugten Zerfallsverlufe.

Aber schon damals hat sich etwa Soddy die Frage gestellt, ob diese Energie in Zukunft zu Gutem oder zu Bsem genutzt werden knnte. Die unbegrenzte und billige Energie der Kerne knnte zu einem Paradies auf Erden oder aber zu gewaltigen Zerstrungen bis zur Ausl- schung der menschlichen Zivilisation durch radioaktive Bomben fhren. Auch H. G.

Wells11 wurde durch solche Szenarien zu einer 1913 geschriebenen Science-Fiction-Novelle inspiriert. Wells spricht darin erstmalig von einer atomic bomb, die in einem europischen Konflikt (The Last War) 1956 eingesetzt und spter dieser Krieg durch eine Friedenskonfe- renz am Lago Maggiore beendet wird. Diese Konferenz sichert der Welt den immerwhren- den Frieden und durch die Atomenergie kann eine glckliche Zukunft garantiert werden. Am Beginn dieses Buches erklrt ein Universittsprofessor seinen Schlern folgendes:Zitat: This little box contains about a pint of uranium-oxide; that is to say about fourteen ounces of elementary uranium. It is worth a pound. And in this bottle, ladies and gentlemen, in the atoms in this bottle there slumbers at least as much energy as we could get by burning a hundred and sixty tons of coal. If at a word, in one instant, I could suddenly release that energy here and now, it would blow us and everything about us to fragments; if I could turn it into a machinery that lights this city, it would keep Edinburgh brightly lit for a week. But at present no man has an inkling of how this little lump of stuff can be made to hasten the re- lease of its store!

226Ra222RnEnergie100% E=5,49MeV5,5% : E=4,60MeV94,5% : E=4,78MeV218Po

Abbildung 4: Der Zerfall von 226Ra in 222Rn erfolgt zu 94,5% durch -Emission mit einer Energie von 4,78 MeV in den Grundzustand von 222Rn und zu 5,5% mit einer Energie von 4,60 MeV in den angeregten Zustand von 222Rn (Anregungsenergie 0,18 MeV). Der bergang in den Grundzustand erfolgt ber Emission eines (z. T. konvertierten*) -Quants der Energie 0,18 MeV (Rcksto vernachlssigt).

Die Einschtzung vieler Wissenschafter war damals wesentlich skeptischer. Als Beispiel sei hier ein Zitat aus dem Buch Radioaktivitt von St. Meyer und E. v. Schweidler12 ange- fhrt: Die grotechnische Anwendung der in den radioaktiven Substanzen aufgespeicherten Energien in der Form irgendwelcher Atom-Explosions-Motoren gehrt jedoch in das Reich der Fabel, da hierzu die vorhandenen auf kleinem Raum konzentrierbaren Mengen nicht hin- reichen knnen.

1.5 Zerfallsgesetze, radioaktives GleichgewichtDer zeitliche Verlauf der Bildung und Zerfall von Aktivitten soll nun genauer untersucht werden. Die Aktivitt A ist die Anzahl der pro Zeiteinheit zerfallenden Atome einer Substanz (entspricht der zeitlichen Abnahme der Atomzahl). Die Einheit der Aktivitt ist 1 Bq (1 Bec- querel), was einen Zerfall pro Sekunde bedeutet. Da der radioaktive Zerfall ein stochastischer

11 H. G. Wells: The World Set Free, MacMillan & Co., 1914.* Die -bergangsenergie wird auf ein Hllenelektron bertragen und dieses wird aus dem Atom emittiert. Da- mit ergibt sich die Energie der Konversionselektronen als Differenz von -Energie und atomarer Bindungsener- gie des Elektrons.12 St. Meyer und E. R. v. Schweidler: Radioaktivitt. Verlag B.G. Teubner, Leipzig, Berlin (1916).

Prozess ist, ist die Anzahl der Zerflle pro Zeiteinheit, also die Aktivitt, zur Gesamtzahl N der vorhandenen Atome proportional:

A dNdt

N .(1.2)

Diese Differentialgleichung lsst sich mit dem AnsatzN (t) N eto

(1.3)

lsen mit der Konstanten No der Atomzahl zum Zeitpunkt t=0. Entsprechend ergibt sich fr die Aktivitt

A(t) Noe

t

Aoe

t

(1.4)

Die Konstante ist die Zerfallskonstante und hngt mit der Halbwertszeit folgendermaen zusammen:ln 2 .(1.5)T1/ 2Betrachten wir nun den Fall, dass ein Nuklid einerseits von einer Muttersubstanz gebildet wird, andererseits selbst mit einer gewissen Halbwertszeit zerfllt. Die zugehrige Differenti- algleichung muss also folgendermaen lauten (12):

dN2dt

2 N2

dN1 dt

2 N2 1Noe

1t

(1.6)

Der erste Term auf der rechten Seite der Gleichung bedeutet den Zerfall des Tochterprodukts, der proportional der Atomzahl des Tochterprodukts (N2) ist, und der zweite Teil bedeutet die Nachbildung des Tochterprodukts aus dem Zerfall der Muttersubstanz (dN1/dt). Das negative Vorzeichen stammt daher, dass N1 mit der Zeit weniger wird, also (dN1/dt) negativ ist, jedoch jeder zerfallende Kern der Muttersubstanz einen zustzlichen Tochterkern erzeugt, also einen positiven Beitrag zu (dN2/dt) liefern muss. Fr diesen Beitrag kann bereits der vorher berech- nete exponentielle Abfall eingesetzt werden. Obige Differentialgleichung ist eine gewhnli- che, inhomogene Differentialgleichung 1. Ordnung. Die allgemeine Lsung ergibt sich als Summe aus den Lsungen der homogenen Differentialgleichung und einer speziellen Lsung der inhomogenen Differentialgleichung, die man aus der allgemeinen Lsung der homogenen Differentialgleichung durch Variation der Konstanten erhlt. Fr die spezielle Anfangsbedin- gung N1=No und N2=0 fr t=0 ergibt sich fr die Anzahl der Tochterkerne zur Zeit t

N 2

12 1

No (e

1t

e2t )

.(1.7)

Abbildung 5 zeigt die Teilchenzahlen als Funktion der Zeit von Mutter- und von Toch- ternuklid in den Fllen, dass das Tochternuklid grere bzw. kleinere Halbwertszeit als die Mutter aufweist. Man erkennt aus dieser Abbildung, dass bei Zeiten viel grer als die Halb- wertszeit der Mutter das Folgeprodukt mit lngerer Halbwertszeit zuerst gebildet wird (An- stieg) und auch nach nahezu vollstndigem Zerfall der Muttersubstanz noch immer vorhanden ist und danach mit der eigenen Halbwertszeit abnimmt. Bei einem Folgeprodukt, das eine krzere Halbwertszeit als die Mutter hat, steigt am Anfang natrlich auch die Teilchenzahl, jedoch wird sie nie die der Mutter bersteigen. Vielmehr stellt sich asymptotisch das so ge- nannte radioaktives Gleichgewicht ein, d. h. es werden gerade so viele Tochterkerne pro Zeiteinheit zerfallen wie durch den Zerfall der Muttersubstanz nachbildet werden. In diesem

Fall ist die Aktivitt der Mutter gleich jener der Tochter, d. h. die Aktivitt der Tochtersub- stanz fllt mit der Halbwertszeit der Muttersubstanz ab (laufendes radioaktives Gleichge- wicht). Ist die Muttersubstanz sehr langlebig (Aktivitt nahezu konstant), nhert sich die Ak- tivitt der Tochtersubstanz dieser konstanten Aktivitt stetig an, was auch als skulres radio- aktives Gleichgewicht (Dauergleichgewicht) bezeichnet wird.

-22-

dN1 dN2 A A

radioaktives Gleichgewicht(1.8)

dtdt12Rechnerisch ergibt sich fr t >> T1/2(2) und T1/2(1)>T1/2(2) (1> T1/2(2) (1