24
Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in Mittelalter und Früher Neuzeit Hospitals and Institutional Care in Medieval and Early Modern Europe Herausgegeben von Martin Scheutz, Andrea Sommerlechner, Herwig Weigl, Alfred Stefan Weiß R. Oldenbourg VerlagWien München 2008

Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Europäisches Spitalwesen.Institutionelle Fürsorge

in Mittelalter und Früher NeuzeitHospitals and Institutional Care inMedieval and Early Modern Europe

Herausgegeben vonMartin Scheutz, Andrea Sommerlechner,

Herwig Weigl, Alfred Stefan Weiß

R. Oldenbourg VerlagWien München 2008

Page 2: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings
Page 3: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fragen und Perspektiven der Hospitalgeschichte

Christina Vanja

Was ist ein Hospiul?

Der Begriff .Hospiul·, so heißt es bei Jolunn Georg Krünitz, leite sich vom mittellatei-nischen hospitale ab und meine eigentlich ..ein jedes öffentliches G3Sthaus". Zu seiner Zeitverstand man d3S Hospiul, (\'elldiat) Spiul, jedoch bereits spezifischer als "eine öffentlichegutthätige Aruult, in welcher alte betagte. kranke: oder verarmte Personen, oder Findelkinderund Waisen, oder auch reisende Personen, ihren Aufenthalt, Wanung und nothdürftigenUnterl1alt haben", Stichwom'elweise nennen in diesem lexikon ,.Armen·Hospital oder Ar.menhaus", .Kr.mken.Hospital", auch .Krankenhaus, Lazare« oder Siechhaus", "Findlings.Hospital oder Findel-Haus", .Kinder-Hospital", .Waisen·HospiulM und schließlich ..Kriegs-Hospital oder Kricgslazarett". Im 19.Jahrhunden fand dieses um 1800 immer noch sehrbreite Verständnis von Hospitälern als Filrsorgeeimichtungen eine neue Pointierung, Immerdeutlicher wurde nun dem Hospital als "Pflegcanstalt" das Krankenhaus ab therapeutischeInstitution mit kurzen Verweildauern und Klinikfunktionen (Unterricht am Krankenbett,medizinische Forschung) gcgenilbergestelltl. Daneben setzte sich die ..Heilanstalt" zur Be-handlung lanj;\\ieriger Leiden (psychische und orthopädische Behinderungen, Tuberkulose,Rheuma, Nervenleiden etc.) mit therapeutischem Optimismus vom Hospital als Vcrwah·nnsult abI. Schließlich fanden auch die Erziehungs- oder "Zucht"-Funklionen des allenHospitals in besonderen Institutionen tuum, insbesondere in Waisenhäusern neuen Typs,Fürsergeerziehungs- und Korrektionsanstalten', Zusätzlich breitete sich seit dem 18. Jahr-hundert nicht nur das Netz von G3St- und Wirtshäusern weiter aus, in denen man aufReisenfür kurze Zeit Unterkunft fand, es entstand vielmehr zugleich der Typus des Hotels bzw.der Pension, welcher der Erholung in schöner, vielfach auch kultivierter und nicht zuletzt

e .

I Johmn Ccorg KJ.Ol\iTl, OckollOmischc Enc)'klop1die. oder :ingcmcincs S)'Jtem der St •• ts- St.dt· Hau .. u.Landl\inlnclWi. in a1ph.abcWcher Ordll"'" (Bulin Im-18S8), Aniktl Hospiul, entnommen aus www.kruenitz.uni-lriCLd. (zuGriff Aupast 2007).

• Au!Hiruich MUIlCEN, Vom Armmho.piul zum Croßk1iniL-um. Die Ceschichte: des Knnkcnhauscs voml8.jolllbundm bis &ur C<s<n,,"Ut (KGln 1988).

• Christina VMJA, HeiUnsult .... in: Dicnsl am Know.. Knnk£nvcßolJllng %Wischen COri .... Medizinund Olonomi., hs- '''0 CaIwd Am.lOUU-Komdia ClUND~lANN-Chri.tina VANJ" (Historische Kommission IllrH_MOIb~lOO7) Cun Druck).

• RalfTAm, Ocr Armuht ZUlU bestCD. O.u CoWer Armen- und W.isenluus und die Sozialpolitik derFreien Rciclwlldt im 18. J.brbuodcn (BeiUJge zur Cachichtc der Stadt Goslar. Com .... Fundu. 44, Bid.fdd1997); ChrUtina VMJA, Die .CorriscndClWUult" zu llidornar (1883-1906) - Besserung durch das Arbeitshaus?NIW4MistbtA.uInr 117 (2006) 361-380.

Page 4: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

20 Christina Yanj.1

gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behieltenallerdings ihnen gemeinsame Merkmale, nämlich One der Pflege bzw. Wiederherstellungvon .Gesundheit" (zumeist unter Beachtung eines diätetisch oder pädagogisch geregeltenTagesablaufs) zu sein.

Diese Differenzierung der vielfältigen Aufgaben, die ursprünglich das multifimk-tionale Hospital übernahm, in einem breiten Spektrum von Einrichtungen offensichtlichsehr unterschiedlichen Charakters spiegelte sich bald auch in unterschiedlichen Sparten derGeschichtsschreibung. Wahrend die Medizingeschichte sich der Hospitäler und Kranken-häuser als Orten von Therapie und Krankenpflege' annahm, wiirdigte die Kirchengeschichtevor allem die Stätten der .Karitas"7, die sich über das 18.Jahrhundert hinaus durch neuePflegeorden fortsetzte. Waisenhäuser und Erzichungseinrichtungen wurden ihrerseits zumbesonderen Forschungsgegenstand der Erziehungsgeschichtel, während Rechts- und Krimi-nalitätsgeschichte sich .Zuchthäuserna, Korrekticnsanstalten und Gef:ingnissen' zuwandte.Viden dieser Einrichtungen näherte sich die Sozialgeschichte seit dem späten 20. Jahr-hundert in neuer Weise und versuchte, nicht zuletzt mit Hilfe soziologischer Konzepte,Entwicklungsphasen und Einrichtungstypen gesellschafugeschichtlich zu systematisieren 10.

Auf diesem Wege is! ein breites, die Forschung anregendes Fragespektrum entstanden. Erstallmählich jedoch führen diese neuen Ansätze (LB• ..sozialdisziplinierung", ..totale Insti-tution", .Medikalisierung", ..Modemisierung", ..Inklusion und Exklusion", .Diskurse derMacht") auch zu vergleichenden Betrachtungen über akademische Fach- und geogrnphischclnationale Grenzen hinweg". Dass in diesem Band das Spektrum des Themas ..Hospital"

• CorduLt SEGElt,G .. nd Hotei, Soh>upL1tz der Ut ... tur (K6In-Uünur-Wien 2005); B.!neo. Archi.e.,urs'"schich,e des Bad.. , bg. von Su.. nne GROn-UnuLt QUEa£ (M.ubu'l2oo6); zur Verbinduns von Hospil.1! und Kur.heilbad "SI. den Beil'" von Mutin SafElll'z-A1fred S,.f ... W£JSs mil BauI aufl&dl Castein in diesem Band.

• Diet er ]ErTEJt, Dos .urop5i.chc Ho.pil.1!. Von d .. Spluntikt bis 1800 (l-:61n 1986); DUS.. G.. chichtedes Ho;pitol. I: Wtstd.uuchland .on den Ann",.n bis 1850 (Sudhnfl"s Archi. Beih. S, StUIt,"" 1966); DD!.,GrundlOs. der Ho'pi.olgeschicht. (Oum.udt 1973).

• Wilhdm LIESE,Geschichte der Canw (F.tibu'l1922); Galwd UHUIOr.N, Die christlicheü.be>'l'igkdl(Oa.mstodt 1959; unpr. 2 Bd .. 1884 und 1890); Cuistina VA.'>JA,1m Zeichen '1>D Philantltlopie und Natur.wisstnschofttß, Der Dien'lam Kmtktn im 19. Jahrhundert und flÜhen 20. ]alubunderr, in: Efj .. bcth inMarburg.Der Di.nst am Kr.mken. Eine AUlSldlung d .. Mu ••wn. IlIr KUDSIund KuI'urgeoehich,. M.uburz. red. \'On !'aul}Drgen WrrTSTClCK(Marburg 2007) 134-173.

• Morku. MEUIdANN,KindalllnoJge in IIOrd"""dtuuchtnStldtm d .. 17. und 18.]Jbrbundau ",ischenL1nd.. herrfich .. Regf.mentierung und kommun>ltm EigminltnUe, in: SLidtisch .. G.. unelhei ... und Fllnorg ....... en YOt 1800, hg. .on Pe... ]oIlANEK (Stldleforschung AlSO. K6In-Wtim.u-Wien 2000)181-198; DER!., Find.~kinder, Wai.enh~u.er, Kindsmord. Unvrno'lte Kind .. in der frilhneuzcitlichm G ... lIsch.fl (Ancien Ri;im.,AufltfJru", und RevoIu,ion 29. München 1995); Dttkv J. K.I'wxuT. G ••nzen d .. Sozi.1Idisziplini.rung. Auf.tiq;und Krise der deutschtn ]ugendlllno'l. ¥OD 1878-1932 (Köln 1986).

, Honn .. Srnu. O.tttrdch, Zuch,· und ArbtitshJu ... 1671-1920. lrulituliontn zwisch.ft FDnorse undSt .. fvoIf.zug (Sozi'" und wirtschaftshistorisch. Studien 12, Wien 1978); Smf., Disziplin und 8css.rung. O.lemichi.sehe Zucht· und Arbtitshlu", \'On 1750 bis 1850, hg. \'On GerIwd AMMDn-A1frod SI.fon W£JSs (F .. nkfurt amMain u. a. 2006).

.. Ein ... da enten Tagungsblnde mit in.tilutioruDbesptif.ndalharutifc Instilution. ofConfintmtnL Ho ..pi •.!., Asylum., and Pri.on. in Wat.rn Europe ... d North Ameria, 1500-1950, bg. '1>ft NOlben FL'IlSOI-RobtnJOfm (Carnbridg.1996).

11 Johann .. RIonu, Frnhn.uuilliche Armenlhnorzt m Diszipliniuung (Ra Humono .. Arbeil.n fIlrdie P.id.gogik 7, F.. nkfurt am Main u.L 2001); SIefan Bowu, Sozialdisziplinicru"5-l'roblcme uncll'robl.m' ....bp:rungtft .in .. Konl'pts bti Mu W.ber, G ••bord Ocsll.icb und Michd Fouault, in: Sozi.!. Sich"h.it undsoziale Disziplinierung. Beitrage zu clnu historischtn Theori. du Sozi.!polililc, hg. \'On ChrUloph SAcUSE-Florian TENNSIl!OT (Edi,ion Suhr"mp 1323· N. F. 323, mnkfwt am Mlin 1986)45-69; Ulrich BalEWl" Oi.Unubittlicbktit dtt Historizitli. Foucault m Histori ... (BdIlJse zur Gcschichtskuflur 14, Köln 1998); Mlnin

Page 5: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fragen und Perspektiven der Hospitalgeschichte 21

bzw. "Institutionelle Fürsorge" nicht nur zeitlich und räumlich, sondern auch im Hinblickauf unterschiedliche Typen von Einrichtungen breit gesetzt wurde, ist daher der Diskus-sion lOn!erlichll• Es wird deutlich, dass europaweit die Hospitallandschaft durch ein sehrbreites Spektrum von Institutionen geprllgt war, das von ..Gotteshäusern", "almshouses"und Bürgerspitälern, Krankenhäusern der Pflegeorden und Universitätskliniken bis hinzu Zucht- und Arbeitshäusern (den englischen "workhouses") und "Asylen" im Sinne derfianzösischen _höpitaux gencraux" reicht. Die Diskussion über Gemeinsamkeiten undUnterschiede dieser auf den ersten Blick recht differenten Institutionen hat erst begonnen,Dennoch sollen im Folgenden, ohne Anspruch aufVollständigkeit, einige Aspekte der Has-pitalgeschichte angesprochen werden, die aus meiner Sicht nicht allein Desiderate der For-schung darstellen, sondern auch unser Wissen über die Geschichte institutiondler Fürsorgebereichern können.

Das Hospital als Gotteshaus

Durch das rnedizingeschichtliche Interesse an der Hospitalgeschichte sowie zuletztaufgrund sozialwissenschaftlicher Konzepte'! ist der religiöse Charakter von Hospitälern inden letzten Jahruhmen in den Hintergrund getreten, Die Beiträge zu den mittelalterlichenHospitälern in diesem Band" ebenso wie andernorts publizierte mediävistische Studien"zeigen jedoch deutlich, welche eminente Bedeutung das Hospital als ..Heilsstätte" besaß,Sie win! im Stiftungszweck, den Patrozinien, im geistlichen Impetus der Pflegenden, den

DL'<CtS, The RCeption ofMichel Fouault'o id ... on social discipline, menbl asylums. hospitals end the medicalprorc:uioll in Gcmu.n hi .. onolll2phr, in: Rcassc:sslnj; Fouault. Po ....er. medicine and the body, hg, von ColinJONES-Ray I'ollrut (lDndoll-N ..... \ork (994) 181-212; Francisea WETZ, Vom KJ:onken zum !':ltienten. .Medikalisi.runS"und medizinische VasacUsch..rtung "'" Beispiel Bodens 1750-185G (Medizin, Gesellschaft und GC£Chicht e, Beih,Z. Stullgan 1993); Ra)' l'oRTU, FouQult'sgreat amfinancnL HÜloryt{lbt HM""'" Sdmcu3/1 (1990) 41-54; Onoder \~-.hru"" Die innue OcpnWtion ''On GcBngnwen. Hospit~lern und Klöstern soit dem SpmtmitteWter.IntaNtion.Je Tasu", in Sclwn/FL 27.-30. September 2001 (Kloster E1isabeth). Tagung.band, b,. ~n GerhanlML\If.W.-Anhur BRUSIlART-Mmin 5cHEUTZ-Alfml Stefan \ltJls (in Vorb.).

U Filr den Blick aufdas b re ite Spekuum der Hospiullandschaft pl~die re n auch: Gisda DROSSBAClI-Fnn~is-Olhia Tou.m-Thonw FM."IK, Einf'uhrung; Zur Penpektivit.t und Komplcxit5t des mitteWterlichen Hospiuls- Fonchungssund, Arbcitstechniken, Zielseuunsen. in: Hospitllu in Mittebher und Früber NeuzeiL Fr:tnkreich.Deutschlmd und Iulien. Eine '-ao!eichende Geschiehte / HöpilaWl au Moren Age et aWl Tempo modernes. Franc ..JIIIem'gne et lulic. Une Mtoirc mmpar'" hg. ''On Ci.eIa DlClSSBAOI (!':lrisu Historische Studien 7S, M nneben2007)9-24.

11 Chrilloph SAaISSE-F1orian ltr.."öSTIDr, Geschichte der Armcnllll'$Org. in Deutschland I: Vom Spltmiltc~alter bis zum Ersten UI:lt1:riq; (Stullgul '1998).

.. \iJ, die Bciu~g. ''On PeU S''OBOD:'''Y und Thomas Jusr-Huwig WaGL in dia.m Band; auch Carol. RAw.aJm, Medicine for the Soul. The üf .. D .. th and Rcsurnctioß of an English Mediewl Hospit;ü (Suoud 1999),

U So l?it noch um 1500 das Hospibl Zeitsenossen a1s:oahor/U und .Winshaus Christi", wo man beispiels-.. -eise Scdenmesscn 1= fiel! oder ",'Ohin IIWI Prozeuioncn lenkte: rgl. den Beitrag wn Manin 5cHEUTZ-A1fredSteran Um in dicsem Band; ''sI- .uch Andrcas SalMAtTDEI, Seelsorge im Spital, in: Macht der B,rmhcrzig~eiLLcbm...-eJt Spital, hJ;. ''OR DUlS. (Hiilorische Sudt Ra-.'C1\,bllr& I, Konstanz 2000) 36-42; Ulrich KNEFEIJW,lP.Om/i."u Clm illfirm."1II1, Vom Tas ... b4ufin einem sp~tmitteWterlichen Spila~ in: Rhythmus und S3ison;üit~LKongreßokten da S. Symposions da Medil,-utemnbanda in GÖlli",en 1993, hg. wn Peter Dn.c-GundolfK£n.,.Dietz.Rüdi,<r MosEl. (SiptWingen 1995) 101-116; Thomas FRANK,Die Sorg. um das Seelenheit in ilalieni,chcn,deutschen und franzllsischen Hospitllern, in: Hospit1ler in Mittelaltu und FrOher Ncuuit (wie Anm.12) 215-224;John HL,'DD50.o,:, Medizin flit den Körper und Medizin Illr die Sed. - Hospi!!ler im Florenz der Renaissance,in: Funküo .... lind Suuktw,..andd spltmiueWtulieher Hoopil51er im .uroplischen Vergleich, hg. wn MichadMAnlWS (Geschichtliche Landal-undo 56. SlulI&O<12005) 29-57.

Page 6: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

22 Christina Vanj2

geradezu klösterlichen Strukturen des HospitaWItags und durch die große Bedeutung derSeelsorge deutlich". Die religiösen Ursprünge des Hospiuls mit ihren biblischen Bezügenl7lebten, wenn auch mit neuen Inhalten und ~'Uändcrten Algumenten, im konfessioncllenZeitalter ebenso wie im Zeichen von Aufklärung und Modeme fort. Die .Liebcstätigkeit"gegenüber Hilfsbedürftigen verband sich dabei mit neuen Zielsetzungen, beispielsweise derlandesväterliehen Fürsorge im Rahmen eines christlichen Regiments oder der Erzichung zurArbeit zwecks Beförderung gesellschaftlicher Wohlfahnli. Bezeichnenderweise behielten dieHospitäler grundsätzlich ihren Stiftungszweck .ad piu ClUW" ebenso wie den klosterähnli-chen Alltag Doch weit bis in die Moderne hinein, wodurch der ursprüngliche mittdalterlicheHospiralgedanke eine erstaunliche Wandlungsiahigkcit zeigtei'. Wie sich jeweils geistlicheund wehliehe Zielsetzungen miteinander und mit ",dcher Gewichtung verbanden, wird dieweitere Forschung noch genauer zu zeigen haben. Dabei sind konfessionelle Unterschiedeebenso zu berücksichtigen wie Einflüsse auch auf nicht christliche, LB. jüdische, Fürsorge-einrichtungen20•

Bemerkenswert, jedoch noch kaum untersucht, ist die Unglcichuitigkeit der Akzeptanzvon Säkularisierungsprozcssen bei Hospitaiadministratorcn. Insassen und Bevölkerung..ModerneM Zielsetzungen derTrägervon Fürso1j;einstitutioncn, L B. Erziehung von Bettlern",therapeutische Angebote fUrAkutkranJ.:eUoder Hilfen zum Erwerb des eigenen UntcrhaltcsU,wurden nicht unbedingt von allen Zeitgenossen als positn-e Errungenschaften akzeptiert; derwissenschaftliche Fortschritt beispielsweise durch die Sektion der Körper verstorbener Hospi-talinsassen wurde von den Betroffenen ebenso wie von großen Teilen der Bevölkerung :IUS re-

.. Vp. die Bciuige von I'<tr SvoaooNt und Lud";, OIIliCUlAal iD diesem &nd; auch KuDO UWIOJU,.Ein H.ul fllr Arme und Kr.mke _'. Kurze C",c1üc1l1e do Hospiuls zum Heili,en Geist in Schwlbisch Hall(Schrifienmhe des Vereins Alt-Hall 14. Schwlbiscb H.Jl199S); Ad.Ibm MllOllEC'SXI, AUtag im Spiul.u BeginndCJ 16.Jahrhunderu, in: AUuS im 16.Jaluhundm Studien zu L:bcmrormen in milldcwoplischrn SlldlCR, hI:-von Alfred KoHtn-HeiDrich Lurz (Wimer 8cilrlse zur Ccschicllle der Neuzeit 14. Warn 1987) IS2-17J.

" Die Werke der Barmhcrzi&kci~ b&- ..,.. Fria Mnu (Dienst am Wort 81, Cöuin8CD 1998t. RalfvANBOHIIEN,Die Werke der Barmherzigkeit in der Kuml do 12.-18. }mmundens. Zum W.ndd eines BildmalM vordem Hintergrund ncuuitlicher Rhctoriktcuption (Sludim zur KunstgeschiclllcUS. Hildcshcim IL'_ 1998)_. "Christina VANJA.Die Stifiung du Hohm HospiJäler als ncuc "arius', in: Undgnf Philipp der CroG-

mQtige von Hessen und leine Raidcn KasseL ErgdllliSJC do Intmlisziplinlrm Symposiums der Unh-cnilltKassd zum 500_ Gehumug des Lmd&f2l"cn Philipp \-on Hessen (17_ bis la. Juni 200l). h&- ''On Hdde WuNOEl\-Christina VANJA-Benhold H!NZ (Veröffentlichungen der Hislorischen Kommission fllr Hessen 24/8 • Q_udIenund D.nlellungen zur Ccschichle des Undgnfen Pbilipp des CroflmDti"" 8, Muhurg 200l) 207-220; Macht derBarmhcniglceil (wie Anm. IS).

If WolCgan, FJUEDIUCH,Vom Kloster zum Hospiul. Rcchu""ndt.gen geistliches Stifiungcn in Hessen \'IIt

und nach der Reformation. in: Das Hospiul am BqinD der NcuuiL SoziaL: Reform iD Hessen im Spicsd euro-plischer Kullurgachichtc, h&- .on Arnd FmDRIOI-Fria HEI:wcH-OuistiJu VMJA (Historische Schriflenrcihedes Landcswohlfabruvctbando Hessen.. Q_ucUm und Swdiat 11, Pctcnbaz 20(1) 63-77; Cisda DlOSSBfoOl,ChrisJliche ",rillU als RcchuinslituL Hospiul und Orden ",n Sonto Spirito iD Smia (Kirchen- und SUal.kirchcn-rechl 2, Podttborn IL L 2005); H. C. Erik MlDEIJOU'. Pro'es ..... MolWJay? A Rcfonnatioo Ho.piul iD H ..... iD:Marmation Principle and Pncticc. Essays iD Honour of Anhur CcolIiq- DICWa, b&-..,.. Peter Ne..-nun BROOKS(London 1980) 71-93. •

• VgI_dir Beiu~ge von Kaulin SZENDE-Judil MljOltOSSY _le Pcu S\'OBODlIoi'in diesem Band... VgI_den Beilng von Daniel HICKEYin diesem Band... Chrislina VANJA,lnslilutionm aufgeklärter Wohlfahrt und miudallalicha- Karius.in:Kassdim 18_Jahrhun-

dert. Raidenz und Stadt, bs- .on Heide WUNO£l-ChristiD. VMJA--Kar~Humann W£CN£l (Kassd 2000) 1().1-142,hierl21£. .•

" Vp. den Beiln, .on D."icl HICKEYin dic:scm Bond.

Page 7: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fr.lgenund Pcrspd:.th"Cnder Hospitalgeschichte 23

ligiösen Gründen sogar vehement abgelehnt", Andererseits begnügten sich Hospitalinsassennicht mit seelsorgerliehen Trost, sondern forderten ihrerseits eine medizinische Betreuung",Der Blick auf das Hospital als Gotteshaus birgt also noch zahlreiche interessante Fragen,welche die üblichen, linear gezeichneten Entwicklungsprozesse vom .christlichen Mittelalter"zur .naturwissenschaftlichen Modeme" neu interpretieren lassen.

Das .gesunde" Hospital

Die These von der .Geburt der Klinik" als einer epochalen Schnittstdie in der Ge-schichte: institutioneller Fürsorge wird bereits seit längerer Zeit in Frage gestclltl'. NeuereStudien verweisen auf therapeutische Implikationen auch bei Hospitalgründungen. DieEinrichtungen der Barmherzigen Brüder und andere größere Fürsorgeeinrichtungen zeigen,wie .modern" Hospitäler bereits im 17.Jahrhundert sein konnten", Auch ältere Spezialein-richtungen (Blatterhäuser, Antoniterspitäler, nNarrcnspitäler" u. a.) nahmen bereits gezielteHeilbchandlungen ,"Ora.

Der nKlinikch.mkter" vieler älterer Hospitäler ist nicht zuletzt deshalb unerforscht, weileine einseitig am naturwissenschaftlichen Medizinbegriff des 19. Jahrhunderts und an einerakademisch professionalisierten Anteschafi orientierte Geschichtsschreibung das Selbst.verständnls der Hospitäler unberücksichtigt ließ. Demgegenüber gilt es heute, Hospitälerin die medizinische Welt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit einzuordnen, wo nebenhandwerklich betriebener Chirurgie und praktischer Arzneil..-unde in hohem Maße eine ausder Antike überlieferte diätetische Heilkunst den medizinischen Charakter einer Einrieb-tung bestimmte", Die Rrgi/tlitla SUlitatü, die im ganzheitlichen Sinne auf das richtige Maß

.. Im""'''t s,uUI1A.'''' FonIcm und ,~";&cm: der Karpcr als ZanhprcL Ein lkit"', zur Sozialgeschichteder Anatomie, in: Concatino. Ein ErucmbIc aus Kultu ... unci Mcclizingcschichte. Eine mtschrirt Illr GultardAtn.IOIWt, h&-''On Komdia G~m."D~IA-"X·lnntrautSAHMIAND (MMbu'l2008, im Druck).

.. CaIwd Aul.IOIWt, Ämliche Vcnarplll; lind WN", der h ... ischen Holten Ho.pil~ler im 16. undI7.Johrbundat, in: 0" Ho.piuJ .... iI<prut der NouuiI (..it ARm. 19) 79-~2; Dos., Die Holten Ho.pit11.,H .... ns als ,eozdn .. e chrUtJichc lUushaIcc - Die &I:onomischen Grundbgen der Ho.pilIlu in einer frllh.n Ph .. eder M.dibJüjcrung. in: Dicm&am Kranlcn ("ie Anm. 3) (im Druck): UJrich KNEFEIJWdP, Ober die Pfloge undmccIizinische Bdwtdlu", ''On Knnlm in Spitilcrn ''Om 14. bis 16. Jaltrhund.n, in: Funktions- und Struktur."'2Ilclel(..ie ARm. IS) 175-194•

.. Michd Foucu.u, Die Gebwt der Klinik. Eine AttMoIo,ie des Sntliclten Blick. (F .. nkrurt am Main u. L1976);cbgcscn: Gumthu B. RIssE, Ber.". the OiJÜc ""2$ .Bom·: Methadolo,ial Pmptcuvcs in Ho.piuJ History,in: Inwtuüons ofCanflJlCD1CßI (..';e Nun. 10) 75-96-

" V&l zu den Bmnhcnigen BrOclem die BriuI,e ''On Martin SCIIEtIrZ-AlfrcclStef~n W'flSs sowie Ludmil.HlAvAä;ovA und h-ma EaaovA in diacm Bond; auch Carloa WATZNI, Vom Hospit.! zum Kranlmbaus. ZumUm"", mit psydsisch und sa .... tisch KDnlm im frllhncuzritlichen Euro", (Menschen une! Kuhu .. n. Bcih. zumSaceulwn I, K&ln u. a. 200S); einen Itohen Sunclard batten cbcmo clie italienisclten .Ospcdali·: Katharine PAll<,H~ the pao~ Hospiuls and medial assi.. ..,cc in Rauiuancc Flormcc, in: Medicine and Charity before theweir SUte, h&-,'Onjonathan Il.u&I"-CoIinJo.,TS (tonclan·NcwYork 1991) 26-45: auclt das fnnzosische H6td-Di , .. -slut< \';dm>ns .... pruchn'Dlle modizinische Hilr", Y&I. den lkitra, von D.nid HICI:Et in diesem Band.

.. RobcrtJOTTt,Syphilis and Conlinement: Hospiuls in Early Moclcrn Germany, in: Institutiona ofConlin ..menl (..~ Anm. 10) 97-IIS; Elis.tbcth CWW:I? Die lscnheimer Anlonit.r: Kontinuit5t vom Spltmittcl.rter biain die FrIlhncuuit? in: Funktio ..... une! Struktllnlo'2lldd (.. ';e Anm. 15) 161-174; Gco'lle WINDHOlZ, The Case orthe Rcnaiwnc. rl)-düauin Pna Mar. Si.um<th Car"'7 , •• rut U (19ll1) 163-172-

" Die Geschichte des mcclizinischcn Dmkens. Antike und Milleblltt, !lg. von Mirl:o GRMEK(München1996);Mjd,.eI STOtAUG,Homo p>ticns. KDnkhci .... und KOrpcrcrfmrung in du FrOh.n N... ..;t (KOln.Wcimar.W.... 2003); s.bine $A.'"DD. Hand ..ukschirurztn. SoiliIgcschichte einer Wrclr!nslCn Bcrur.gruppc (KritischeStuclien zur Gcschich .... isscnschaft 83. Göttin,cn 1989).

Page 8: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

24 Cluinina Vani.

im Lebensalltag verwiesen, wurden schlidllich sogar trotz des Siegeszuges der akademischen.Schulmedizin- auch Ober das Ende der Frühen Neuzeit hinaus in .Heilanstalten" und.Sanatorien" weiterhin gepflegtlll. Ein durch offene FragCSldlungen bestimmter Vergleich derInstimtionen wird, trotz des Anspruchs der Klinik auf Neuartigkeit, Verbindungslinien derälteren Hospitäler mit dem .modernen" Krankenhaus erkennen lassen und (entgegen demuniversalen Anspruch des modernen Krankenhauses im Gesundheitsbereich) überdies eineFortsetzung der älteren Hospitalgeschichte in anderen Instituten der Fürsorge von Kurein-richtungen bis hin zu den Hospizen des späten 20. Jahrhunderts verdeutlichen, Auch wennHospitäler nie reine Sterbeorte waren, so ist doch die mitmenschliche Zuwendung zum(Sterbens-)Kranken dem älteren Hospitalgedanken verwandt",

Relativ gut untersucht ist der .gesunde" Alltag im Hospital hinsichtlich der Ernährung,die offensichtlich mit stärkenden Weingabcn, Weizenbrot, Gewürzen etc. auf relativ ho-hem Niveau doch mehr als eine Grundvcrsorgung chntdltcU. Nur ansatzweise sind dieBadegewohnheiten (Schwitzbäder mit Aderlass. Haarschnitt etc.) erforscht, die entgegenälteren Thesen zum Verbot von Badehäusern als Folge der Ausbreitung der Syphilis um1500 während der gesamten Frühen Neuzeit wie bereits im Mittelalter in den Hospitälerneine große Rolle spielten". Während in der älteren Literatur gerne ein Mangel ärztlicherVersorgung im Hospital betont wurde, verweist die Forschung inzwischen zumindest filrdie Frühe Neuzeit auf eine unerwartete Heilerdichte", Dabei ist allerdings zu beachten, dassauch im Hospital weniger studierte Ärzte als hand,,'Uklich zum Teil recht gut ausgebildete,teilweise auch in der Anneikunde bewanderte Chirurgen tätig wurden, die vor allem beiakuten Leiden bzw. Verletzungen gdiagt waren. Auch Barbiere, Bader. Baderinnen, Okulis-ten und sonstige (Wander-)Medici finden sich in Hospitalrechnungen. Eine systematischeErfassung dieses vidBltigen Gcsundheiupersonm filr eine größere Zahl von Hospitälern

.. VANJA,HeilOJUw,en (wie Anm. 3).JI Vg!. zum Sterben im HÖIcl-Di ... den Beim, ''OD Dmid HOD' iD diesem &nd; auch GerIwd AUMOUD.-

Mallhi .. MENCEL-Friedhdm SaiuBuT. Behanddn, I.tbas und Sterben im modan... KnnkaWus. Die Medizin im21.J.lllltundert undderTod. in: E1i .. bctb in MubWZ(.n.Anm. 7) 11-1-209.hier1911-209;Marion KoH"EawDr.SttlsolJUlicht lkgleitung ",n banhn UDd stabcnd ... Mensdtcn in der Uni,asitlulJinik, in: cbd. 210-214.

" Beate FALK,Lebcnltlum, VerpOcputSo ADupkonJliktc, in:Mothl der Bmnheniskrit (wie Anm. 15) 72-94;Barba .. KlIuc-RDmI, Zwisch ... Fasten UDd Fatnuhl. Hospiw.upO"""" iD Mllnsler 1540 bis 1650 (Studienzur Geschichte des ADugs 11. StUllprt 1994); Rill' K1.OJZu, Kleiden, Speisen, I!chabagen. Armmfliaotge undIOzi.Jc: Stiliungen in MOnster im 16. Johrbunden (1535-1588) (Studi ... zur Gachichte der ArmmlblSOJIO und derSozialpolitikin MOns,er 3 -Q!ldlcn undFonchungmzurGeschidtu:clerSwtMOnsler N.F.17/l.MOnster 1997);Edith 5awErER, Die Emlhrun5 iD den Hoh ... Hospitllcm H ....... 1549-1850 mit eini, ... kllltwzeschichtlichenBeobachtungen, in: 450 Jah .. Psyd!iatrie iDHessen, h" 'vn w.wer Hm;ulElu.-tilman PIlNIU (VerOfTmtlichuncender Historischm Kommission /lir He ..... und ~dcd: 'fT. "Ivbwz 1983)211-265; RobcnJom. Die _Koche derArmen· in der FrOhm Neuzeit am BeUpid WIt Armcmpeisungcn iD deutschen und ..... t... roplischen SlldlelL711Aviw j.brlmdJ flit tI",tJdx GtsdIidIU 16 (1987) 24-47; AndIas KIlH.'y. Essen UDd liinkm in SOddeuuchlancl.D .. R<gensbwser SL Kotharinenspital in der FrOh ... Narztit (Sludi ... zur Geschich,e des SpiuJs.. Wohlfahrt>- undGesundbeitsw<s .... 8. Regensbwz 2(06); bemerlcenswert ist die BeibeJ..llung der Tmmunc 'vn F1eisch- und F"JICb.usen auch in PlDtesuntisclten Hospilllem.

• IJ Ulrib KiBY. B5der und Bad.kultur in Orient und OkzidcnL Antil< biJ Spltbamclc (Koln 1995); zurVerbinduna yon Hospiul und Badehaus inWics!.adm: Malm;" ROscH.'"D. Hospiul und Residenz. Kranlcen· undArmenomor",ng in Darmsl2dr. W...baden und Karlsruhc '"Dm Ende des 11. }aluhundcns biJ in die Mine des19.Jahrhundcns (Mchen 2002).

M RobertJom. Anle, Heiler und Patienten. Medizinischer ADu, in derli1lbcn N ... uit (MOnchcn-ZOriclt1991); Christina VANJA,Medizin, Religion und Magie - Krankheit und Heilung in du FrIlhen Neu";r. in: D ..Vablltnis YOn Arzl und !'atienr. h" YOn Annellt Bow-Dictmar Sarutn (Heinz-Nizdorf-t.luseumsForum P.der-bom. Padcrbom 2007) (im Drude); Laurma: Baooum-COOn Jo...-n. The Medial World or E>rly Modem F.... ce(oxrord (997).

Page 9: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene FngCII und Pcnpekü''m der Hospitalgeschichte 2S

steht jedoch noch auS». Neben Rechnungsunterlagen könnten hierzu Gerichtsprotokolleund Berichte über Konflikte im Hospital ausgewertet werden.

Zum ..gesunden" Hospital gehörte schließlich auch die tägliche und noch kaum detail-lien untersuchte (Kr.mkcn-)Pllcge. Zur Versorgung im Alltag zählten die Sorge filr Reinlich-keit im Hospltal (z.B. durch Kehren der Stuben, lUuchern mit Wacholder), Überwachungund Hilfe bei Körpcrrcinigung der Insassen (z.B. Wolrtägliches Händewaschen erwünscht),die Bereitung .reinlicherM Nahrung. die Säuberung von Kleidung und Bettwäsche, die Her-stellung einer angemessenen Raumtemperatur (Heizen der Öfen, im späteren 18.Jahrhun.dert Lüften), die Applibtion von Anoeien", die Vermeidung von Unfällen, die Sorge filr einbrüderliches bzw, schwesterliches Zusammenleben mit gemeinsamem Singen und Beten unddamit die Gewährleistung christlicher Ordnung im Hospital als Voraussetzung des Heilungs-prozcssCS».Mit diesem Aufgabcnspel:uum erweist sich nicht nur das Engagement von Pfle-gcordenJl, sondern auch die TIitigkeit von Lohnarbeitskräften als wichtiger Bestandteil desdiätetischen Hospitalalltags, auch wenn .Wanleute" noch über keine eigentliche Berufsaus-bildung \'Cffilgtenl'. Eine Revision des zumeist negativen Bildes der praktischen Krankenver-sorgung im Hospital ist hier durch weitere detaillierte Forschungsvorhaben notwendig.

Insbesondere fehlen bisbng pharmazie- und medizingeschichtliche Untersuchungenüber die Arzneien und sonnigen Therapeutica, die Hospitalinsassen zugute kamen. Vermut-lich unterschieden diese sich nicht grundslitzlich von Behandlungen außerhalb des Hospi-tals, ihre Durchfllhrung war jedoch im Hospital auch bei armen Leuten abgesichert unddurch die filr die Heilung nötige Allgemeim'CI'Sorgung optimiert"'.

Das Hospil3l als ökonomischer Betrieb

Hospitäler waren Betriebe mit Gärten, l.:md,virtschaft und Viehzucht. Manchmalgehörten Forste und Weinberge, gclcgentlicl\ Bergbau und Hüttenwesen oder eine Textil·..Fa-brik" zur Ökonomie, um nur die wichtigsten Bereiche zu nennen. Mit diesem Fundament

» So kommt Aulllilllcr tur die modWnischc 1ktrtuW1&da lnwun da hcssischen Ho.pit31er durch eineinteru;'l: Qyclkzucchathc zu lehr lid posim=n Erscbniucn als hcskOmlll6ch bcluuptet: Ccrh~nl AUMOLWl,ArztIjche Ycnorpu1& in der Grflndunpplwc der Hcssischen Hohen Hospit.ller - Die RoUe der Lc:iblrztc, in:Gesund und kDnl; im MittcWta. M.ubu,," BcitrJ&<zur Kultlllicschichle der Medizin, he- von And,us MmR-JilI;<a SOruIz.cWWT (Lc:ipzi, 2007) 297-319.

.. Di. UatenuchW1& ''DD AIIspbcn zu. lnsuscn''CßOrpt,,& kOnnt. zu einer neuen Bewertung von Armen-einrichlWlj;<Dflihml, ...-it cs cl.. ~ Beispiel ,vd ...~ichl. Zwischen 1480 und 1660 wurden hier dreimalIGhohe GcldbetrJ&<in _.tauhousos· ,,-it in offlZidl medizinisch orientierte Spi~ler in''CStien: vsI. den Beit.. , von!an W.AlOwt in di ...... 8lnd.

• Chrüti~ VA.'JA,AufGeh';!; der \'C!,ün - Amuf .. uen in hcssischen Hospit3lem der F,nhen Neuzeit, in:Weiber, Menscha, F.. ucnzimmcr; Fn ..... in der Undlichcn Gcsdlscluft der FrOhen Neuzeit, hg. wn Heide WtJN·Du-Chrütina V""J.\ (Cotlingcn 1996) 76-95;DIß" Aufidnuinn.n, N~mnm3,de und SiecherunQuer - Fnuen inder KDalcnpO<&edcr Frilhcn Neuuil.Mti_ Gatl/JdJ.zft, GGUidJu 11 (1992J 9-24.

• "&I. dm BälDe ''OD Andru Smu.IUUOI.'U in diesem Bmd... Di. PO". der Armen und KDakcn ...... d.bci keine n:in weiblicheTltigkcit, cs go.bzum Beispiel .Siechen-

kneeln": '"&I- den Beim, ''OR M~rsin SoIwrz-Alfrcd Stefm ~ in diesem Band... Heinrich TILWJ, IntcrprtUtion eil1<l'medizinischen Handschrift aw dem Armenspital Badpstein

(1636-1638).AIGSL 128 (19S1) 177-182; Innsm! MOlUll, Arzneien Ibr den .scmeinen Mann'. Zur Vontenungmauridler und imllUtcridler Wukun&<n stoffiicher SubsIDte in d.r Mtdizin des 16. und 17. J3hrhundcru, in:PIwmazj. und der ,emeine M>n". HaUYrZJ1Cica und Apothcloe in d... uchcn Schriften der f,Uhen Neuzcit, he-,"OnJoachim 'ItuL (Au.. tdlunpUulo,e der Heno. August Bibliothek 36, WolfenbUtleI 1982) 27-43; im FachPIwnwi"cschichIC an der Unhmillt Mubllli lind zu. Zeit ... -.i Diuc:rtationen zu Anndmittdrcchnu",en derHospitllcr lWna und McnhauS<ll in H..sm in Yorbcr<ilUß&.

Page 10: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

26 . Christina Vanj2

glichen Hospitäler als "Großbetriebe" einerseits Klöstern, lassen sich andererseits aber :auchmit größeren weltlichen Haushalten vergleichen, die sich am antiken .oikos· (dem "ganzenHaus") orientierten". In den christlichen Anst31ten "",,ren Hospit3ladministrationen gehal-ten, so zu wirtschaften, dass den Armen nichts an dem ihnen gewidmeten Unterhalt verlorenging. Eine professiondl geleitete, gute VetW2ltung war daher notwendig, ohne dass das Perso-nal (die "freiwilligen· Armen) Illr sich persönlich Gewinn 2USihren Ämtern ziehen durfte".Offensichtlich ging dieses Konzept nicht immer 2uE; ,,"oraufVolWÜrfe wegen Misswirtschaftverweisen", Auch wirtschafteten die Verantwortlichen zum Teil mit Gewinn Illr die Einrich-tungen (z.B. durch Kredirvergabe) und wichen insofern vorn Armutsidcal ab". W~hrend dieältere wirtsch2ftshistorische Forschung die Ökonomie von Hospitälern vielfach un:abhängigvon den speziellen Zwecken der Einrichtungen betrachtete, stellt sich nun die Frage, wie sichdie Armen- und Krankenlllrsorge mit dem Hospital als Wutsch2ftsbetrieb verband oder zudiesem in einem Widerspruch stand, Diese Überlegung gilt auch Illr die Arbeitstätigkeit derInsassen, die in der Regel als nicht-profitabel eingeschätzt wird. Bestimmten tatsächlich nurchristlich-moralische; erzieherische und diätetische Grunde ihren Arbeitseinsatz? NeuereStudien deuten an, dass Hospita1leitungen die Arbcitsknft der Insassen in ihre Kalkubtioneinrechneten, ohne allzu sehr auf den Hospitalcharakter der Einrichtung zu achten". Deut-lich wird ein neuer Umgang mit der Arbeit von Insassen vor allem bei den jüngeren Zucht-,Arbeits- und Waisenhäusern, welche Verträge mit Manufakturbesitzern schlossen oder denLandesherren (Herstdlung von Unifonnen, Seidenraupenzucht etc.) vrrpflichtet waren".

.. Ouo BaUNNU, 0 .. .pnu llius· und die ahewoplische .Ökonomik·, in: aDS.. N<Ue Wege derVerfassung .. und Sozialgeschichte (G6tbngcn '1956) 103-127; lliuslWt und Familie ia MillWl,er und f,DherN<Uzeit, hg. von Trude ElIlur (WiesNden 1997); Hannes WIBAOIIlI. Das Spiw der Relclw .. dt Memmingen..Geschichte einer FIlno'lle..,.w~ eines Hemchafistr3gm und ..irudulilichen C",llbetriebes und dessen BeimSzur Entwicklung ..,n S,adt und UmUnd (Memrninga Fonchungcn I. Kemp,en 1991); Wolfpn, SANNwAlD,Spil1Jer in !'<sI und Krieg. Un'e .. uchungm zur WIltSdufU. und SozW,cschich~ .Dd .... 'deuucher Spil1la im17.J.b,hundert (Gomaringtn 1993).

.. Vs', dtn Bei"", von Thomas Jusr-Herwi, WElGI. in diesem Bmd; auch Amd FlImltlCl~ Die ViJiL1'ionund Abh6rung der J.hrurtchnungm der Hohen Hospitller in Hessen und ohs Hospiw Holhcim, in: Ji3h .... tionPhiliPFshospiw·, Ein psyrhi.trisches Zentrum - Kontinuit3t und \'tmId. 1535· 19Q.I. 2004. Eine Fcsuchrift zum500, Gebunsug Philipps von Hessen, bg. ''00 1rmtr2ut SAHmM'D d aL (Historische Schrif'tcnrtihe d .. LancI.... ,ohI-fahnrmb.1ndes Hessen, Qpdlen und S,udien 10. t.wbWB 2(04) 6S-7B; Dorothec Il!m.wtN. D .. Gesinde im BaskrHciliggcist-Spilal. in: A:btit • Uebe - SrmL T.. ~ zur Geschich~ des GeschJechknma!uüsses und des All .. ",15. bis 18. Jahrhundert. hg. von Dorotb .. 1lImw,'N-KatIwüu SIMo.%iusow!)..(;bris'; ... ~lo.'1 (QptUen undFonchungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons llasd-L1ndJcluli 55, Uesw 1996) Ill-ISO.

.. Vgl. den Beim8 von Thorn .. Jusr-Herwi, ~ in diesem Bmd; auch 1'atricia AuDRlDCE, M.... 'tmentand Misman.,ement at Bedlun, 1547-1633. in: Health. Medicine and Morulity in the Sixteenth Century, bg. ",nCh:u:l .. W£astu (Cambridgel979) 141-164 •

.. And,,,". MEYD, Orpnisierter Be,tel und aud," Füunzgcsch3f .. des HospiWs ''Oll Ahopascio im Il.Jahrhundert, in: Ho.pitlkr in Mitttlal,er und FrDher Neuzei, (..ie Anm. 12) 55-105; Arnd FlI£IJ,uclI •• Celdau( Pension .usgelOn·. Ein Bei"", zur Finanzwinsch.tfl des HospiWs lliina. in: Du Hospiw am IIq;inn derNeuzei, (wie Anm. 19) 93-104; HoI,er R. SlllNZ. HOJpi1l1er im deuuchspt>chi,en Roum im SpltmiucWter.lsUnttmchmen f'ur die at,;w - Typen und PIwcn der Finanzierung. in: Funklians- und Slrukt ......... dd (..ie Anm.IS) 129-159, .

.. N.tascha Neu. 1'atientinnen ... Arbcitskrilie, in: An der Wende zur Moderne· Die h ... ischen HohtnHo.pitller auf dem Weg zu psyrhiatrischtn Knnkcnh3usem (18. und 19.}.brhundat). hg..'On ArncI FRlmllCll-Irm":lUt SAHMIAND-Cbri.tina VANJA(Kassd 2008) [m Vorb.).

.. Vg(. den Beimg von Danid Htem' in diesem &ad; Pie ... SftEwIIUJ.C, The Prison Experience.Disciplinary Instilutions and Their Inma, .. in Early MooIcm Europe (N.... BlW1S1Iick-Loudon 1991); WtI1iboldKAlZINGEI, 0.. Thcraianische Waiscnb.aus. Ein Kopitd ober Kindembcit im Lita des la. J.brbundcru. HJbÜltz1982 (1984) 75-113; Ulrich E!sENBAOI. Zuchth3user. Armcnansw .... und ~hlu .... inN ...... FDnoli .........

Page 11: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fr.lgen und Pcnpcku\'en der Hospiulgeschichte 27

SpezidIe Studien zur Arbeit der Plleglinge im Hospital erweisen sich ebenso als Oe-sider.lt wie FOllchunsen über Dienstleute und Lohnarbeiter und deren Motivation zumDienst an den Armen. Fragen nach ihrer Ausbildung (Juristen oder Ärzte als Leiter?), dieBewerbungsmodi und Protegierung, ihre Familienverhältnisse (Ehepaare oder ledige Leute,Kinder erwünsdu oder unU\\iinscht?) und weitere berufliche Laufbahn (Hospital als Kar.rieresprungbrett oder Versorgungsstdle?) könnten nicht zuletzt Hinweise auf die Reputation,den Profc:ssionalisic:rungs8llld und den _Familiencharakter" des Hospitals geben'!.

Hospitalan:hitektur

Hospitalbauten bildeten lange Zeit einen Schwerpunkt der Hospitalgeschichtsschrei.bung". Ihr Verdienst ist es insbesondere, neben der kunstgeschichtlichen Einordnung vonArchitektur und Bildschmuck zahlreiche Anlagen photographisch festgehalten zu haben.Durch die inzwischen fortgeschrittene Forschung muss dieser Themenbereich jedoch weiter.gehend anaI)"Sien werden, John Henderson hat an oberitalienischen Beispielen vorgeführt,in welcher Weise Fresken im Hospital bzw. in der Hospitalkirche ölb Qyellen genutzt wer.den können, um dem Selbstverständnis der Stifier nachzugehen". Von großem Interessesind ebenso Reliefs und Figuren im Engangsberc:ich oder an anderen markanten Stellender Hospitäler, die deutlich machen, wie ,id Wert die GrUnder auf die positive Außenwir.kung der Stiftung legten'". Darstellungen der .Karitas" mit oder ohne Krankenbetten undÄrzte werfen ein Licht auf die FllIge, ob Fürsorgeinstitutionen eher als Gotteshaus oder alsmedizinische Einrichtung gezeigt werden sollten. Pädagogische Leitsprüche wiederum ver.deutlichen den erzieherischen Impetus.

Aus Sicht der neueren Krmkenhausgeschichtsschreibung sind Fragen nach der Binnen.differenzierung im Hospital interessant". Hier sollten auch archäologische Studien zu ROItegezoscn werdenu. Offensichtlich lebten Männer und Frauen foISt immer getrennt vonein-

und ArlxiUcnichun; TOm Il bis zum Ik&inn des 19.J,uubundcns (VorölTentlichungen dor Historischen Kom-mission flit N.... u S6, WicsbWcn 199~~Dilk Bmm;E, Arbciudiuiplin und Armut in der Ftilhen NcuzeiL DieZucht· und ArlxiuhluKl iD c!cn lhmc:stld,CI> Braue ... lUmb"" und IIlbctk und die DUMmzung bUrserlicherArlxitsruon1 im 17.und I8.J.uuhundat (Bäul&e zur Geschichte H.unbwp 59, Hunburs 2ooo~

CI Heiko Dwm, Die Ho'piuh..,.,.-.I,,,,,, niKhcn stlndiscbcr Ordnung und modemer Orpnwtion. Zudtn Bcdin;un;cn ''Oll P",fcssiorulisicrun; im I8.JWbundm, in: Dienn am Knnken (wie Anm. 3) (im Druck) •

.. D.tnI......n 1mtwrI", Hos~utal in Ewopa aus zehn J.uubundenen. Ein Beiu.g zur Geschichtedes ~IIJCS O~cim = Rhein 1961); Ulrich CME.\IfI!,. Du Hospit.1l als Bautyp da Miucblters (KOln1963); lltlIadings o.ud~HEJ..\IA.~ Du Luumer Armc:nspit.1l. Eine luthitcktu,&eschichte miuel.uterlicherund IiiIhn<uuiilichtr Spiulh.ulm im ad&CDOssiscbenund ewopliscbcn Vet;lcich, 2 Bol.. (Luumer Historische'~lTellllidll'''''''' J9.1üsd 2()().1);o.rüün. Sm=~ Medicine and 1.bgniliccncr. British Hospital and "')'10mArchü.aure, 1660-1815 (N.... tm-m-lDndDD 2000).

.. John HL'llwo.~ The M.lClÜI CWtlltt ofH..,]u.. HD.piuls and the Care of the Sick in Ren.iSlam. luly,in: Gesundheit- Nm1hci .. KWlI.nnnsr .. mcdWnische .. W"wens \'On der SpUmtike bis in die Frllhe Neuzeit, hg.\'Oll FIori ... SJIGD,·K..y P.... J.'-'WJFI' (Beih. zum AlK 55, Köln 2004) 155-166; Dw.. The Rcnai ... nce Haspit.!.HeaIin; the Body and H..tin; the Soul (New tmm-lDndon 2006).

• Enno BO:-;z, Stifierbild und Stift"""",td. Bemerkungc:n zur .,steinernen Stif'W1l1'urkunde- 01..WOnb""<l Juliusspiuls \'Dn IS76/7i (U'OnbUll2<XH); Gury SaINElDU·LuooIlFF, Die HD.piulstiftung Land""rPhilipps des GroGmOü,cn-lhcoloPschcs Propamm und poIitiscb.l.q;iunution, in: Du Hospi!.11 :m Beginn derNCllUit (..i.AnDL 19)~9-'O •

.. Guruw Srou..auc-I",o TMtM. Die BillMndifrcrmzimmc in deuuchen KDnkenhSu .. m bi. zum Erst<n'lI;'dtkri"P.1edizia, GcsdIsdWt und Geschidlle Beih. 17,Stutlpn 2001).

SI "p. dm Beim, , .....Judit t.~-Kau1in SzE.''DE in diesem Bmd.

Page 12: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

28

ander in unterschiedlichen Stockwerken, Gebludeflügdn oder, nach dem Vorbild vonKlöstern, in unterschiedlichen Häusern!). Auch Kinder erhielten zum Teil eigene "Kinder.stuben'?' ... Diagnosen" spielten dann eine gewisseRolle,wenn Hospitäler spezialisiert waren(Leprosarien, Tollhäuser, Hospitalschifrcll etc.) oder Kranke mit ansteckenden Kmnkheitenoder aggressivemVerhalten separiert werden soUten". Ansonsten lebten Hospitalinsassen, so-weit dies überhaupt bekannt ist, nach praktischco Gesichtspunkten zusammen (zum Beispielalle Bettlägerigen zur gemeinsamen Pflege in einem Raum oder Sehende und Blinde zurgegenseitigen Hilfe in einer Abteilung)S1.Die Fnge, wann und in welchem Zusammenhangeine .medikale" Strukrurierung der Räume einsetzte, ist rur die Geschichte des Hospitalsebenso interessant wie Forschungen zur veränderten Stcllung des Altars im Gebäudeensem.ble. Zwar fand offensichtlich in allen Hospitälern eine Separicrung des Kirchenraumes vomKrankensaal statt, man legte jedoch noch bis wcit in die Frühe Neuzeit hinein großen Wertdarauf dass Bettlägerige wenigstens akustisch dem Gottesdienst folgen konntenD.

Zur Architektur gehört auch die Fnge nach der Bewegungsfreiheit der Insassen. Je nachGröße konnten sich Hospitalinsassen innerhalb des Hospitals wie in einer kleinen Stadt odereinem Dorf bewegen, vor allem um ihren Arbeiten in Küche, Werkstatt oder Garten nach.zugehen oder den Gottesdienst zu besuchen", Nach außen hin hemehte zumeist eine Anvon Klausur, die fUrArmeneinrichtungen noch bis in das 20. Jahrhundert hinein nachweis-bar ist, jedoch weniger strikt als inKlöstern waf'O. Ausgangsgenehmigungen, aber auch Ar.beitstätigkeiten außerhalb des Hospitalbc:zirks, ebenso wie Besucher (Reisende, Angehörise),Händler und Handwerker, die in das Hospital kamen, schufen offensichtlich eine gewisseDurchlässigkeit. Einen besonders weiten Bewegungshorizont besaßen Botengänger bzw.Botengängerinnen, während Insassen mit .,anstecl:enden· Krankheiten und .Wahnsinnige"in der Regel auf eine Abteilung oder einen Raum fixiert waren". Interessante Pragen ergeben

.. Zu ,etrennlen Sluben IlIr Mlnncr und Fr.wm '"51- den Bcitn, ''On r.:u S\,OBOONYin diocm Band; inH essen pb cs ei,ene FDU.... und MJnnmpitllct: vzl. auch Ad..!bcn MISaUE<5K1, Di. F.. u im AlJug d es Spitals,lufgezeigl Im Bci.pid d .. Antorulmtrdens, in: F.. u und .plurUncWlalicha AlIu," Intermtionola KanuasKrerru an da Donau 2. bis 5. Oktober 1934 (SB da OAW, plül-hisL KL 473 • Vcr6ffentlichungen d .. lnstiluts Illrmiudolterliche Rcalienkunde Ostmeichs 9.Wien 1986) 587-615 •

.. V&L den BeitDg..,.. Martin Saiwn·Alfud Std"m 'I'V£m in diesem Band.

.. Vg!. den Beil .. ,..,n LiIb KRAsz in diesem Band.

.. So wurden in Wi.n p .. Mnl3chü,. Pmonen im J.&n: 1657 im .Kontunuzbol" "",ie auf einzelnenDonauins,ln "!Wiert: vg!. den Beimg..,.. Martin Samrrz-Alfied Slefm W£Iss in diesem Band; bmiu um 1500wurd, da Elcd 'II>r Knnken mitabsloSenden, als ansudmd än&achl1Zlm I.ciden formuliert: '-gl. d." BciIJ:lg..,nPeu SVOBOONtin diesem Band. Es konnt, sich um Hmtkmtkhcitat. tin. Form da Epikp>io mil don ,olllrthletonARBlkn oda das Geb.ron ..,n .Tollen· handeln - Studim lWß Verhallen sq;müber oinuInen Knnkh,iten bildenjedoch noch cin D .. id.,.t.. "Eine Ii1Ihc Dmldlu", da JUum,-ertciIuns in änan Hospital: JoIwws I.£m,D, Historischo, Kunu,

Ein&lligo und Ordenlliche Bachroibung d .. CIostm und HOIpiuIs zu Haim in HCIICDgoIq;at (MQh1bausen 1588)... Chrislm. VANjA,Zwischm AmxnIllIlOtlt und Heilkunde. Tadition und Wandd - das Londecho.pital

Hofhcim. in: .Haltestation Philippsbospital· (wie ARm. 42) 46-64... In den englischen .,aImobou ... • wurden den AImeD sopr cip. GanCJUtücb: zugewi ...... ""0 oie IlIr sich

Gemüse anpO.nun loMten: vzl. dm Bcitn, ,'On 1m W. Aaatu. in diesem Bmd... .In der Verso""",·. Vom VUIOrgunpluUS l.ainz Z1UDCaiotmzmUUm .,Am Wi.........Jd· ... 5o wn Ingrid

AruAs-Sonia HOr.N-Michad HUBENSro&F (Wien 200S) bes. 43-. .. Kaulin SZENDE und Judit MAJOWSSYuntascheidm Ditchen .unsidttbarcn· Hospitalin .... en (zum

Bei,pid Krüppel. Alle). die ObClWiegend im Hospitalb<zirk blieben" und andor,n Arm .... die zum Teil in der Sudlwohnlen; vgI. den Bcitng in diesem Band; flIr die "cWschm Hobm Hospilller sind obenf.J!s Unlmchicd. f.. t-zustell .... einige, z. T.lOpr als .b16dünnit bouidutcu:Jnsassen untormhmen jedoch auch ,.-.itlJuli,e BolcngJngoIlIr ihr Hospital.

Page 13: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Olfme Fr.a&m und Pcnpckt;,-m d er Hospltalgeschichte 29

sich flir das Hospiul als Sehenswürdigkeit im Rahmen von Bildungsreisen=, Dem zumeistnegativen Urteil, Hospiulinsassen seien gleichsam wie Tiere gegen Trinkgelder ausgestelltworden, stellte Roy Porter die These entgegen, dass Hospitalbesuche die Öffentlichkeit derEinrichtungen verdeutlichten und die Insassen eben nicht isoliert gewesen seien". Es wärezweifellos ein Gewinn flir die Hcspltalgeschichte, wenn auch Texte dieses historisch-literari-sehen Genres des Hospiulbesuchs "gegen den Strich" gelesen würdenw•

Die Frage nach der Ausstattung von Hospitälern mit Mobiliar wirft ein Licht auf dasAllugsleben. Nicht bekannt ist beispielsweise, wann und lVO und mit welchen Argumenten(Ansted-ung. Scham?) einschläferige Betten üblich wurden. In jedem Fall wurden Bettenh~ufig ebensowie Kleidung und sonsüge Utensilien von den Insassen in das Hospital mitge-bracht'-'. Daraus ergibt sich, dass die Einrichtung in Hospitälern im Gegensatz zu modernenKrankenhäusern selten homogen gewesen sein dürfie und, in allerdings durch Armut undräumliche Enge begrenztem Malk, Individualität ermöglichte. Dabei waren offensichtlichdie Standards für einzelne Insassen- oder l'.1tientengruppen unterschiedlich. Hospitalitenbzw, Hcspitalitinnen .\"on Sunde" bzw. Selbstzahler richteten sich in eigenen Räumen mitihren Möbeln ein". Am anderen Ende der Niveauleiste verbrachten "unsinnige" Insassenon viele Wochen oder gar Jahre in weitgehend leeren, mit Stroh ausgelegten Kammernoder Zellen". Um zu klären, über welche Einrichtungsgegenstände und sonstige Utensilien(Instrumente, Bücher) Hosphaliten l"Cnugten, wären weitere Inventare und Testamente aus-zuwenen".

Eine deutliche Veränderung der Architektur von Hospitalbauten einschließlich ihresStandortes brachte die Aufklirung. Aus dem Jahr 1634 ist der idealtypische Plan filr einPesthospital des Ulmer Baumeisters Joseph Furnenbach überliefert, der getrennte Räum-lichkeiten filr Kranke, Rekoß\-a!cszente und Personal, zudem gut durchlüftete Räume mit

u An"" BE.'-~T-Tllo.'ISL"-A1rm!o Guzzo,',l, Der Imnluusb<such. Ein Topos in der ütcntur um 1800."btou ~2(1982) 82-IID.

" Mu BilD, Vuiu 10 Sedum. IIlldncss and litcnturc in the Ei&J>tccnth Century (Columbia 1974), RayI'oIllU, Hcaring the ""d. Communiaüon and Euommuruation, in: Proceedings of the I· European Congr...on the History of PJ)'thUtry and Menul Huloh c.... hs- ,un L:oni. Dt COEt-JOOSI VljSEtMR (Rottenbm 1993)338-352.

.. Christitu VA.'ll, Nur .ruutcn: und u .... ub= CIostaßlngc'? Die hcssischcn Hohen Hospitäler in derKritik .. äsender AulUlrcr, in: ..loIodane· Ansulup.)"dü~trie im 19. und 20. )ahrhundcrl - ugitimotian undKritik, h&- ''On Heiner FA.'iCIWJ-Kmn Nom (Medizin, GcsdIschJfi und Ceschichte Bcih. 26, Stuttg:tn 2006)23-42; Irm ... ut s.\lIMIA.,,,, D~ Hospi..! der Frühm Neuzci,aw der Sicht zwrier Stadt311tr, in: D~. Hospiw amBeginn der Ncuuit (.. ir Anm. 19) 203-224, Jhrro ZL\ßtll.'IANN, Irrcn.nswten, Zuchthluser und CeBngniuc,in: RcisckultllL \'on der PilsaUhn zum modemen Tourismus, hg. lun H.rm.nn BAUstNGEI\-Klau. BEYRER-GOllfried!\om (MOnc!tCD 1991) l07-213, eine cnuprecll<ndc Q!'clIrnkritik in.uch &<tcoDb .. zeitg.nöuischenLailonanikdn und "issrnsdulilichen SchrirtCD nOli&: ,"". zum nCg:tIi,YII Uneil von Denis Diderol Ilber di.HOIpi1l1cr seiner Zeit. irubesondcn: ells Hötd-Di<u in ~ den Bei ... , ''On D.nic! HICKEYin diesem B.nd •

.. Nur fUr l<prosorim sind Klcidcn-onchrifim bcbnnt (rsxht mit HoIzlJappcr oder uprosenglock.): vgldm s.;..., ,'On Lud";, OIL>;GUtAOl indi &.nd; crhicltCD di. I ilft Kleidun, vom Hospitol,lO mnn·te os jc:doch pmicrm, olm diese lieb ..pntnl.. -oII· ''On der K1cidun, der denn Armen .bhob: vd. den Beitns vonLudmib Ht.\,·AO;ovA in diesem 8.1nd.

.. Haspiulitm .'un Sunde· luttm zum Bcispid im hcssiJchm Hospit>1 Haina .isen. Suiten •

.. Irmtnut s.\lWlA.'"D. Dos H<»isch. Hohe Hospiul H.i.,. in der frUhen Neuzei .. in: Eli",b.th in Marburg(o.;' Anm. 7) 9-1-133, bet.. 116-118.

.. \lL zu HOIpiulimmtmn den Bei... , 'UD Tha .... )usr-Hct\\ig W£Jct. in diesem Band; auch ChristinaVA.'"JA.Vcrlnhmische und ,eflhrlichc Lcktllrc - ein .altes Modium- im DislulS d.. FrUhen NcuuiL HiJlDrisd>tnwlitopo/4zi111,l3 (2O<H)37~396; DIU., Musik im HospiUl, in: Conccnino (..ie Anm. 24) (im Druck~

Page 14: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

30 CluUtina Vanja

Fenstern und Ventilationslöchern vorsah. Ob dieser Entwurf realisiert wurde, iSIunbek:mnt".In jedemFall wurden die Hospitalgebäude in der Folgezeit heller und die Räume gröller, dieBaugrundstücke lagen nun oft an der städtischen Peripherie, während sie noch bis in das17.Jahrhundert hinein zum Teil mitten in die Wohnhausquartiere gebaut wurden'". Darausergab sich nicht zuletzt eine soziale Trennung zwischen Gemeinde und Institution. Die neueLage war mit der Vorstellung einer Gcsundu,,& durch licht und Luft verbunden, Dabeispielten im Gebäudeensemble fortan neben Nutzgärten nun auch Erholungsplätze (Höfe,Gärten) eine wichtige Rolle, Insbesondere Bauzeichnungen können über diese neuen Vorstel-lungen vom Hospital als einer Heilstätte Auskunft geben".

Die Ordnung des Hospitals

Die Hospiralordnung bildete stets ein zentrales Moment des Hospitallebcns. Sie regelteAufnahme- und Entlassungsvcrfahren, strukturierte den Hospita1alltag fUr Insassen undPersonal, enthielt Dienstanweisungen fUr Beschäftigte, legte (Rechnungs-)Prüf\'erfabren fest,bestimmte Suafen sowohl für die Insassen als auch für das Personal bei Verstößen gegen dieOrdnung" und machte überdies flir die meisten Vcrsorgungsberciche genaue Vorgaben». Alsnormative Textewerfen Hospitalordnungen ein licht auf die Absichten der Gründer. Auf dieBezüge zwischen Hospital- und Klostcrordnung wurde bereits hingewiesen. Die Übernahmezahlreicher Bestimmungen fUr mittelalterliche Komente machen Hospitäler auch in dieserHinsicht als Gotteshäuser kenntlich. Ebenso schlagen sich in Hospitalordnungen jedochauch zeitgenössische religiöse Bewegungen einer .vita activ:l" nieder, z.B. der Bettelorden, desProtestantismus, der Gegenreformation oder des Pietismus". Noch kaum untersucht sindnicht religiöse Konzepte, welche Hospitalordnungen beeinflussten, nämlich die medizinischeDiätetik, die Ordnung des "ganzen Hauses", höfische Ordnungsvorstcllungen, militärischeReglements und Gemeindeordnungen, um nur einige Möglichkeiten zu benennen", Anre-

.. vgI. d.n Beimg von M..nin Sa!wTZ-A1frtd S.d ... Wms ill di ...... Bmd.» So wurde das Kas.cnhospital inFnnkfiut am Main im 1B.Jh. an einen fmen Pla~ ''Orlcgt O,&nur BRAUIo~

Vom Tollhaus turn Kastenhospital. Ein Bei ... , %Ur Ccschidll. der PJ)wuic in Frankfurt am Main (FrankfurterBci.dg. zur C.schich te, Theorie und Ethik der M.cJizin 5, Hildahcim 1986~ inKassd lag das ...... Krankenhaus\'Or der Stadt Herfried HOMJItml, Ein gesunder Zufluchtsort rur Kranke die Ch>ri.c, in: Z" .. ihund.rt J"n"Chari •• - Sad.ische K1iniJc.n Kassd. Ba.dge %ut En ... -hlIuß&lgoscbicht. des KrankenlullS1ll'tStllS ''On 1785 bi.1985, hg. \'OnJoxhim BAlDE et al. (Kassd 1985) 7--48.. . n Christina VANJA,Ocr 1trenh>u."rt.n als Th ... pauikum.Schrijinll'iMUr!ko/sd,n, GtJil/sdlAjijil,GrsdidJuIhr Nmxd,iIJ..nrh 12 (2006) 287-313.

n Zu den Slnfcn zlhhm in der Re&cI mundlich. V.".m._ dit Su.ichuna: \'Oll Es.scnmtionen und Arrest vgl. die:Bci!dgc \'On M..nin SolE11IZ-A11ia1 Std'an wtIlS, Wwig 0tINcL\I.I0l und 1.wImiIa H1AvAO;ovA in diCS<lll&od.

... M..llhi .. M. Esru, .Ruhe - Onlnuns - FIciJl". Disziplia, Arbeit und Vabaltauthmpi. in der Irrenanstaltdes (.Ub.n 19.J.lnhundms..t1/K71 (1989) 349-376; Eva Bw.'KSOlIIIJl:-PasaI CRDSSI.,Oie: !'ahm.en desJuliusspita1s_ Aufnahmoweg. und Aufnahmd,.cJingunsen, in: Kranh undKnnkbätm im Juliusspital zu WOnbuq; 1819-1829.Zur frOhen Ceschieh .. dOl ADgomtincn Krankenluwcs in Otuuchland, hg.. .... n Jobanna BLEXU et .t. (Abhandlun-J,n zur GtJcbich •• d.r Mtdizin und der N .. ......wenschaftm 72, Huswn 1995) 43-74.

" Zum WOnbu'Bcr Juliusspital als .BoIho.uI: der Gcgmroformatioo- '"BI- d.n Bei ... , wn Martin SaI£IIIZ-Alfred St.f"" Wms in di ... m B.nd; p..., 'WtMGU, AnB"", der .Fnnckcscbm Stif.unsCll". Bem.rkunsen zurErforschuns dcr Ceschichte der G1aucbaschen Ansta1ten in ihmn ersten JahtUhnt.l'Iitism .. 'M Nnalil17 (1991)95-120; Karlheinrich OUMM1lI, Das E"""clischc Waisenhau. in O.ningen, ein Wak pietistischer Fr6mmigk.it.Jllhrb."'jil, frinAistht IAnJqfondJ."8 34/35 (1975) 531-563.

ft Onistina VMJA, Das Nxhwirkm der anükm Diltaik in frllhneuuitlicben Hospitllan. Hw.,;" Hosp;'",li.",24 (2004/05) 11-23; M3rtm BRfOIT, Lutherische Kirchcnzucht his in die Anflng.dos 17.Jahrhunduu imSp ... nungsrdd von pramm' und ctsdlschar .. in: Oie lutherisch. KonfasX,rtalisierwll in Deutschland. Wwen-

Page 15: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offen. Fr:lgm und Perspdcm"n der Hospiulgeschichte 31

gend kann die Annäherung an Hospitalordnungen mit soziologischen Konzepten (z. B. der.Sozialdisziplinierung" oder .Sozi:ilregulierung", der .totalen Institution") und so genann-ten "Meistererzlhlungen" (Zivilisatioruprozc:ss, Diskurs über den "Wahnsinn", ..Medikalisie-rung") sein, sofern diese eigene historische Analysen nicht ersetzen".

Wenig berücksichtigt wurde bislang die Beeinflussung von Hospitalordnungen durchneue zeitgenössische Diskurse (z.B. Aufklärung), aktuelle Notstände oder die Nachfrage ausder Bevölkerung. zum Beispiel neue Gruppen von Hilfsbedürftigen zuzulassen".

Abweichungen der Wirklichkeit von in Armenordnungen festgehaltenen Normenstehen bereits länger zur Disl.-ussion'". Für Hospitäler bestehen dabei jedoch weiterhin De-siderate, denn überlieferte Bußregister und ..Inquisitions·-Protokolle sind kaum ausgewertet.Konfliktanalysen können nicht allein auf den Alltag der Hospitaliten verweisen, sondernauch das Machtgefilge in einem Hospital beleuchten. Letztlich stellt sich die Frage,was trium-phiert, die Hospitalordnung mit ihren Stralbestimmungen oder die FUrsorgepflicht auch ruraufsässige Insassen".

Die Insassen des Hospitals

Im Unterschied zur Rechts-, Besitz- und Wirtschaftsgeschichte der Hospitäler ist dieQiellenlage zu einer Geschichte der Insassen zumeist relativ dürftig. Für das Mittdalterlässt sich fast nur aus Stifterurl.-unden und Hospitalordnungen auf die Insassen schließen.Besser stellt sich die Lage in der Frühen Neuzeit dar, wo bereits im 16.Jahrhundert Lis-ten mit Hospitalinsassen angefertigt wurden. Sie bieten allerdings oft nur Vornamen undHerkunfiscrte, gdegentlich auch sehr allgemeine Angaben zu den ..Gebrechen" (lahm, siech,toll USW.)IO_ In den seltensten Fällen handelte es sich um eine systematische Verwendung vonBegriffen derzeitgenössischen MedizinII, zumeist waren es zudem nicht Mediziner, sondern

schMtliches S)'DIpos;on des Vatins flir Rcfomutionsscschichl' 1988, h" von H • ....chrntoph RuBIACK (SchriflendCl Vcnins fllr RtfO ..... tiOIU'cschiclll. 1'Tl,GDlmloh 1992) 4<JO..1Zo.

It Vg). dnu: Christina VANjA, Erving Cofl'nwu .TouIc Instilutionen" IUS medizinhillorischer Sicht. in:Totale IlUtilutionm, hg. '"On Martin SCHwrz (WZGN 8/I,IMsbruck 2008) (im Druck).

" So wurd.n in den hcssi.ch.n Hospil1lem enlSC£co der ursprünglichen Onlnuns. die nur alten hilfsbedürf-tigen Menschen ,"Om Und. p1r, nxh unci tuch auch Slldler, Kinder und schließlich zahlende P:ltienten vonSunde aufgenommen.

• Martin DIl'CU, Normsctzung als ~ Oder: W:arum vmden die Normen zur s"chkultur unci zumVedWlm 10 hluli, wiedctholt und ,. ... bedeutet dies Illt den Prozea der .5ozi>1dilzipliniaung·l, in: Norm undPJUis im AnU& des MiucWtcn unci der Frühen NeuuiL Intem.lliona1cs Round.T.bI~cspr'ch Krtms an derDolUU 7. Oklober 1996. h" \'On Ccrlwd j.wn (Forschungen des Instituu Illr Rcalienkunde des Mittelaben undder Frühen NeuuiL Dnkussionen und Materiali.n Z. Wien 1997) 39-S3; Cuda DROSSBACH,HOlpilalstatuten imSpiC£d '"On Norm und Wuk1icltkeit. in: Hospilllu inMiuWltCl und Früher Neuzeil (wi. Anm. 12) 41-S4.

" wmul SAIIJ.uM'D, Z"ischen Fünorg., Ordnung, Okonomie und Moral. Auswcis"",en VOD Hospital-insassen aus IUina und Mcrxluusen im 18.)aluhundert, in: Dienst am Knnkcn (wi. Anm. 3) (im Druck).

• And .... t.1.waf, Behinderungen und bchindrn. Menschen in der Reichsstadl Schw'bi.ch HaU.).hrbMddtsHÜIIItisÜm Vmimfir Wiäutlll~ FraU. 86 (2002) 321-332; Karl E. DEMANDT,Di. Anflng. du staatlichenArmen- unci Elendenlllnors. in Hessen. HtSSisdKs}4hrblllh fir ~idlt 30 (1980) 176-235; OERS., Di. Hoh.nHOlpilllcr Hessens. Anrange und Aufbou der UndCllbnorge Ibr die C.ntcsgeslllrtcn unci KllrperbehindcnenHessens (1528-1591), mit bcsond .... Bcrücbichti_ der Hospilllu Haina und Mcrxluusen, in: 450 Jab ..PsychUtrie in Hcsscn (wi. Anm. 32) 3S-I34; H. C. En. MtDWQ~T, It. History orMadness in Siltleenth.c.nluryCermany (Stanford. California 1999); Beat. FAU, Di. s..."Ohner des Spitals: arm. Alt., Kinder, Siech. und Geist ...kruW: sowie Pfrünclner, in:Macht der Barmherzigkeit (wie Anm. IS) 43-S7.

11 )ohmn.a BtßII, Die Knnkcnjoumalc des )ulilWpiuls al.Quene der Morbidil1lS- und MortalilllSV<rhlll'nissc. Theomische, hiltorisch. und barbcitungstechnische Aspekte, in: Kmkc und Kmkheiten im )u1iusspital(..ir Anm. 73) 75-".

Page 16: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

32 ChrUtina Vanja

Administrntoren oder Pfarrer, welche die Amtsbücher führten, Von diesen Eintragungen aufmoderne Diagnosen zu schließen, erscheint, wie andemoru bereiu herausgearbeitet, nichtempfehlenswert; interessant wäre jedoch eine sprachliche Analyse der Begriffe hinsichtlichzeitgenössischer Knmkheiuvorstellungen12•

Selten untersucht wurden bislang Aufnahmegesuche Hilfsbedürftiger bzw. Bitten umAlmosen aus dem Hospital und deren Beurteilung durch st3dtische oder territoriale Obrig.keiten, Sie können im weiteren Sinne als ..Ego-Dokumente" dienen, aus denen Hinweiseauf die Lebens- bzw. Leidensgeschichte der Insassen bis zum Eintritt in das Hospital ent-nommen werden können", Damit ist insbesondere ein Zugang zur Fr.1gedes .coping withsickness", der Selbsthilfe im Knmkheiufal1, in der städtischen oder ländlichen Gesellschafteröffnet Besonders interessant sind hierbei Therapie- und sonstige Heilversuche (auch Wall-fahrten und Exorzismen) sowie die Wahl von Heilem und Heilerinnen, die insbesondere fUrdie ländliche Bevölkerung weitgehend unerforscht is~.

Schon länger ist es bekannt, dass Hospitalplätze bereits im Mittelalter durch Men-schen genutzt wurden, die nicht arm waren. Pfründner, die sich mit Geldbeträgen oderErbanteilen in Fürsorgeeinrichtungen einkauften, finden sich insbesondere in den spätmit-tclalterlichen Bürgerspitälemu• Es stdlt sich daher die Frage, inwelchen Zusammenhängenund in welchen Zeiträumen Hospitalpfründen insbesondere erworben werden konnten underworben wurden. Reformation und Gegenreforrnationen versuchten, dem Handel mit Hos-pitalplätzen Einhalt zu gebieten. Spätestens seit dem späteren 17.Jahrhundert jedoch lebtenin einigen Hospitälern erneut so genannte .Hospitiliten von Stande", die ein "Inferendum"mitbrachten und eine gehobene Versorgung genossen". Diese Erweherung des Aufnahme-

u K2r~Hoinz l£vEN, Knnkheitcn: Historische Deulung ''mUS mro'pcl;c;", Di.lgnosc, in: Modizinseschiehtt!Aurll"ben, Problern e, Pmpcktiwn, bg. '"On Norben PAUl-Thomas SaIIlOI (Fnn1f"wt am Moin-NcwYork 1998)153-185.

.. Christina VANJA,Arm und bank. P.llicolrnbi"""pIücn im Spqd fiiibnawitlichcr Billscbrifien. Bi ...Ztitsthrifi flir BiolTllpbit/o",bJln:. Oflll Hiswry .d bmr-n.ujWul;rnt 19/1 (2006) 26-35; Cbudia ULBlJCIl.Zeuginnen und Bilutdlcrinn ea, Obalcsungm DIr Bedeutung ''Dn Ego-Do1umcotco fIIr die Erf'orscbung "'tibli.eher Sdb.tw.thrn.hmung in der landlichrn CcsclIscIWt d .. 18. J.brbundcns. in: Ego-Dokum.ntt. Annlh.run; ~nden Menschen in der Ceschichte, hg. \'On Wmfriod SoIlJlZE (SelbslUtlpüu<: der Neuuill, Berlin 1996) 207-226 •

.. Copin; wilb sickness. Historial aspectS of bcaltb arc in • European pcnpccth ... hg. ''On JohnWOODWARD-Robat JOllE (History of modicinc, balth and discse series I, Sbdlidd 19951; Ouuide the ",.)I, ofIh. asylum. The bislory of are in th. community 175G-2000, bg. ''OD Peter B.u.nm-O",;d WRlCIIT (London u.I.1999): Alfr..! Slef:ll\ WfISs, .Aus Unglück arm &<,",'Ordcn.·l.tbcrubcdin,ungcn in Biirgmpilllcrn wIhrcnd dClFrlihcn Neuzeil (mit einem Ausblick ins 19.J>hrbundm) - Bcispidc aw K1mtm und s..Izbuq;. in: Arm. - obneCh:tnee?, hg. von Hdmut BUl/EIl (Leipzig 2(01) 191-221; IrmInut SAmtlA.''D, -"((Ich .. ich hiermit ~urbc&ehRnPnichtmlllig aueslirtn soom· - Geistcs1:nnkheitCß in Ph)'uuusuuchtm des 18.}.>brhundrru..AltJizin, CtJllIKhajl.NI GtKb;{hlt 25 (2007) 9-58: a"istina VANJA,.Und kIIMtesich poll Leid antun·. Zum Umpng mit sclb .. mord.,el11hrdetcn psychisch kl:lllkcn Männan und mum am Beispiel der rriihncuzcitlichen .Hohen Ho.pilller"Hesscn.s, in: Trauer, Verzweiflung und Anfechtung. Selbstmord und SdbstmoRhmuchc: in miucWlerlichen undrruhncuzeitlichm Gadlschaft.n, hg. ... n C.brich StGl<ou (Forum P'lmolUston. 3, Tilbingm 1994) 21G-232;Loui •• C ....Y. P.llientenbiogr:lphien: Armu!, Knnkboi!, karpcrliche Leiden, in: Du Hospiut.m Besinn der Neu .. il(wie Anm. 19) 243-252. Ein Forscbunpproj.kt zum Thema .Krankheit im Dorf" ist zur bil in Verbindung mild.m An:hiv dOl Landcswohlr.>brm..ro.ndcs Hasen in Vorbcrritung.

. a Die Pfründntt hmddlm ihR Aurnmmcsebübrcn, aber auch den Bc.-q;un~um im AIIug aus: 'ozl. dieBeitri,e \'On Thomas Jusr-Hawi, WflCI. und lud ..;,OH.'lGEW.01 in dicscm Band; '"Gl auch Herben AoWlAUEIt,Das 'Ilibinger Spiul und der Wandd seiner sozWcn Fun1üon in der fiiibcn Nawil (Bcitrlg. zur 'Ilibins ... Geschieh.te 9, 'Ilibingen 1997); U1rich I<Nmuw.tP. Sudl und Spiut im spll<n MituW .... Ein struktureller Überblick zuBU"enpitäl.rn sOddcuuchcr SLldtc, in: SLldtischcs Ccsundhei~ wtd filno'EC"'OSen (..ie Anm. 8) 19....10.

.. So haue das Hospilal in Etoile (O.uphini) drei IJcinc Kamman flir durthziehcnde geistliche od.rvomehme Arme: vsl. den Beitrag \'On Danid Hact in diesem Band.

Page 17: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fr.I"", und Prßpektivm der Haspitolgeschichte 33

kreise! widerspricht auf den ersten Blick dem Armutsgebot karitativer Einrichtungen. Esstellt sich daher die Frage, ob mit diesem .trade in lunacy"l7 und anderen Gebrechen etwaeine finanzielle Verbesserung des Hospitalhaushaltes angestrebt wurde. Eine erste Studie zuHessen erweist eine derartige Interpretation als fraglich, handelte es sich bei den ..vorneh-menu Insassen doch zumeist um Dienstleute des Landesherrn. Überdies stellte die Zahlung,wie auch bei 14 IDS3SSendes Grazer Bilrgerspitals, welche 1727 eine Aufnahmegebilhr ent-richtet hatten, mehr oder weniger nur eine symbolische Zahlung dar und reichte zum Unter.halt nur fUr eine kurze Frist'".

"Gender studies- fehlen zur Hospitalgeschichte noch weitgehend. Eine Reihe von Hos-pitälern war nur fur ein Ge!chlecht bestimmt, Dies konnte dem Stiftungszweck (Einrichtun.gen flir Reuerinnen), den männlichen oder weiblichen Pflegeorden (Barmherzige Brüder,Elisabethinerinnen] oder der Systematik eines Hospitalnetzwerkes (Hessen) geschuldetsein". Die meisten Einrichtungen boten Plätze flir beide Geschlechter. Über das Zahlenver-hältnis von versorgten Männern und Frauen ist allerdings wenig bekannt. Die den Frauenzugeschriebene größere Armut und Hilfsbedürftigkeit fühne otrensichtlich nicht unbedingtzu einerweiblichen Überproponion in den Hospitälern", Bei der Versorgung Geisteskrankerzum Beispiel scheinen vorrangig Männer in Institutionen verwahrt worden zu sein", Auchkönnten Eintrittsgelder, die Männer eher aufbringen konnten, und das bei Männern of-fensichtlich stärker vorhandene Bedürfnis, in einem Haushalt verpflegt zu werden, einGegengewicht zur vorrangigen Hilfsbedürftigkeit der Frauen dargestellt haben. Möglicher.weise spielte auch der Bedarf der Hospitalökonomie an m5nnlichen Arbeitskräften bei derAufnahmepolitik eine Rolle",

Dass Hospitäler in hohem Maße den Charakter von Altersheimen besaßen, vielfachauch explizit für alte Menschen gestiftet wurden, ist bekannt. Dennoch fehlen Studien zumLeben .alter" Hospitalinsassen und deren Betreuung". Welche Definitionen von .Alter"finden sich zum Beispiel in Aufnahmegesuchen, was waren Ahersgebrechlichkeiten, auswelchen Lebensverhältnissen kamen diese Hospitalinsassen, wurden sie möglicherweise vonAngehörigen .abgeschobenu oder war der Lebensabend im Hospital Teil der Lebensplanungquasi als ,.AltenteilU? Die Stiftung mancher Hospitäler explizit fUr alte Menschen deutetzum einen auf gesellschaftliche Probleme in der Versorgung dieser Personengruppe, macht

., WiIlWn ItI'IJUI.V:!ONES, The Trade in Lunxy. A Study ofPriV:lte ~dhaulCS in Engl3nd in the Eighteenth2nd Nineteenth Centuries (London 1972).

U V&J.den Bcitrol ven MuUn SaI£UlZ-A1frcd St.r.n Wnss in diesem Band; Christin. VANJA,Hospitolitcn\'On Sunde - AbUhr \'Om Armuuprinzip?, in:An der W.nck zur Modeme (wieAnm. 45) (in Vorb.).

" ZIIDl 1372 in Pnl ",tiflCle ... der Maria Macchlen. ~ihten Hospital IlIr "gtfallene· Frauen vgl. denBcitroJ ''On Peu S\'OBODNYin diesem Band; IlIr Obcritolien ShcrriU CoHEN.The Evolution afWamm', Asylum.since 1500. From Refuges Cor &·PIOStitutcs to Shdter {orBattered Women (Oxford 1992); in Hessen wurden in derRtromutionszcit na Hospiu!cr IlIr Fraum und zwei Illr MiMer bestimmt: Christin. VANjA,Gender and MentalDiseases in the Early Modem Society: Th. Hcssiaa HospitaJs. in: Proccedu,gs (wieAnm. 63) 7t-75.

• WoIfpl18 \'0.'1 HIlI'B. Armut, Untorschichtc ... Randgruppcn in der {rUhm Neuuit (Enzyklop5die deut.scher Geschichte 34. Manchen 1995).

" So ...., in HCSSCQdas "UlIJI(rhospital in Haina mit rund 400 PUtzen im 18.Jh. etwa doppelt so groB wiecW FDumhospital Mraha .......

.. Es pb cnuprcchcnd im hcssischen FDucobospital Mmluulen schon frOh eine Abteilung Illr MInn ... diebei kcrperlich sch1l.. ttn Arbeiten ang= ......dm koMten.

.. Ludmila HtAv}.twY}. kann Illr Böhmm bcispids1l.. isc aur an. minimale medizinische Betreuung inHospiulcm Illr .lte und bchiodau Pmoncn r..utcu .... vsL ihttn Ikill" in diesem Band; vgl. auch Rcinho!dBlOCKl, IWsam fllr .alte .b&dcbte und ,cbrcchlichc Pmoneo". Aus der Anf.ngszeit des Hamburger Waisenh.uses.J«hrltacIJ HtJCIJIJl...1IJhris 1996 (1996) 2~-209.

Page 18: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

34 Chn.Una Vanja

zum anderen aber auch eine besondere Aufmerksamkeit von Stiftern flir ältere Menschen alskaritative Aufgabe deutlich.

Die Geschichte hilfsbedürftiger Kinder und junger Menschen ist speziell mit der Grün.dung von Waisen· und Finddhäusern verbunden, welche als Varianten von Hospitälern gese-hen werden können". Heranwachsende lebten jedoch auch in gemischten Hospitälern, insbe-sondere wenn, was vor dem 18.Jahrhundert und in kleineren Territorien und Städten häufigder Fallwar, gar keine gesonderten Einrichtungen flir diese Klientel bestanden". Erste Studienzur medizinischen Versorgung von Kindern in Hospitälern zeigen inzwischen, dass auch denjungen Menschen besondere Aufmerksamkeit zukam". Vide von ihnen konnten überdieseinen Schulunterricht und später, durch Vermittlung der Hospitaladministr.uion, eine Lehreabsolvieren. Zum Alltag und Werdegang dieser Hospitalkinder besteht zweifdlos weiterer For.schungsbedarf, der dasWissen über die Geschichte der Kindheit verändern dürfte".

Eine besondere Variante bildeten Findel- und Waisenhäuser imKonnex mit den seit derMitte des 18. Jahrhundens entstehenden Gebärhäusern". Gründungsprogramme strebtenhier zusammen mit der Entkriminalisierung der Frauen eine umfassende Versorgung von(unehelich schwangeren) Müttern und deren Kindern an". Zumindest in der hcssischcnResidenzstadt Kassel misslang dieses Projekt jedoch durch die mangdhafie Versorgung derSäuglinge und Kleinkinder'DO• Erfolgreicher war man imWiener Allgemeinen Kr:mkenhaus,wo die Vermittlung in Pflegefamilien wirksam betrieben wurde. Zumeist ist jedoch nochunerforscht, welchen weiteren Lebensweg die Kinder ..liederlicher Frauenzimmer" in Hos-pitälern oder bei Pflegefamilien nahmen'?',

Zur Klientel von Hospitälern gehörten verletzte bzw. erkrankte Soldaten. Sie wurdenin gemischten Hospitälern, zunehmend aber auch in speziellen Lazarenen bzw. Militärhos-pitälern versorgt. Offensichtlich besaßen diese durch Feldscherer betreuten Einrichtungen

M Zum Wiener Waisenh.u. von 1742 "gI. elm Bei ... S '",n Martin So!anz-Alfn:cl Stefan \'Ibss in diesemBand; auch MWMANI'I, Finddkinder (wie Anm. 8); Thonw Mn 5.um', Clusiry and Economy in Ihe Orph.nag ..of Early Modern Augsburg (New Jcmy 1997); Ono ULBRlCIIT, The Debne .boUI Foundling Ho.pitili in Enlighle ....ment Germany: Infanlicide,lUegilimacy, and Infant Moruliry lUtes. Cm/nU Ü1DjJt4. HiJto1718 (1985) 211-256;UI3 LlNDCREN, Die VerwaJtung der Wai.enfiicsorxe in &reden .. Hospitllcrn (ca. 1370-1500). His/oM Hospi14lill'"IS (1983/84) 189-211; K.r~Heinz \Va!EOT. B.!d Leid, b.ld Fmrd. Die Gc:sdüchte der Stifluag SI. Peui W.i.enluusvon 1692 in B,emm (Bremen 1992) •

.. ChriSlina VAI'IjA.Die Versorsung ,,,,n Kindern und jugendlichm in dm hcssisehm Hohen Hospit3lernder Frühen Neuzei~ in: Waisenhäuser in der Frilhco Neuzeit, bJ;. '"On Udo SnAtu.-JosefN. NWMANN (H.illescheFonchungen 10, llibingen 2003) 23-40.• • H Ein eigenes Kindenpiw befand sich seit dem 17.jh. auf der P""er K1cinscilc, ,-gI. den Bcilr.lg ,"OnPe" SVOBODNYin diesem Band; auch Iris llrrzI.w,.'N, Kindennccfazin in frlihncuzcirlichen HospiUlem, in: DasHespit.! .m Beginn der Neuzeil (wie Anm. 19) 253-262;Jurxco HEU~ .Kinder·und l.chrmnkenluus· im frnhen18.j.hrhundert? Die Einrichlungm zur Knnlmfii"""c in den Fr:u>cl:eschm Stiflungen. "f<Jizi• .lJis/orisclm}oJ/mIll33 (1998) 107-142 •

.. Philippe ARlts, Geschichte der Kindheit (München '1988); Hush CUNNII>GIIA.\~ Die GCKhicllte desKinde. in der Neuzeit (DUsselderf2006).

• Auch in den ~Ileren Ho.pi.i1cm konnlen muen Kinder zur Wdt bringen. ob auch unehdich Sch .... ngeredarunter waren, isl jedoch f",g1ich. VgI. den Beimg \'On Lud,,';, OK.\"CUIAOl in diesem Band.

". Vg!. den Beimg von Martin SOfEucz·Alfied S,cfm \'Ibss in diesem Band.101 Chri.lina VANjA.Du 1UsscIer Acrouchier· und Frnddhaus 1763 bis 1787. Zide und Grenzen _'.. rnDnfü.

gen Mitleiden." mit Gebärenden und Kindern, in: Dje Enulehungder Gcbwuldinik in Dcuucht.nd 1751-1850.GÖltingen, Kmd, B",uruchweig. hg. VDn Jllrsen SOIlur.lBOfßl-Chudia WIESE1IA.""N(G611ingen 200-1) 96.126.

101 Veren. PAWLOMKY, MUlier ledig- Voter SuaL Du GeWr·.nd Finddluus in Wien 1784-1910 (Inn.brur:k2001).

Page 19: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fragen und Perspektiven der Hospitalgeschichte 3S

gelegentlich einen relativ hohen Versorgungsstandard und dürften, wie das Invalidenhospitalin Paris zeigt, zur "Mc:dikalisierungM des Hospitalwesens beigetragen haben'Ol•

Einen speziellen Forschungsschwerpunkt bildet bereits seit den 1980er Jahren die "Psy-chiatrie" -Geschichte. Die Versorgung geisteskranker Menschen in Hospitälern ist seit demspäten Mittelalter nachvollziehbar'", Im Sog von Michel Foucaults These einer Ausgrc:n-lung des ~ahnsinns" im .k1assischen Zeitalter"IOIkam Studien, welche einen fürsorglichenUmgang mit Gemütskranken in Hospitälern deutlich machten, jedoch lange Zeit eineAußenseitersteIlung lU'OS• Diese Situation scheint sich jedoch neuerdings zu verändern, sodass auf weitere Qpellenstudien und insbesondere auf eine differenziertere Darstellung auchin Oberblickswerken zu hoffen istt06• Unter anderem stellt sich die Frage, wie zeitgenössischLeibes- und Gemütskrankheiten verstanden wurden, ob bzw. inwiefern sich der Umgang mitGeisteskranken vom Verhalten gegenüber anderen Patientengruppen unterschied und seitwann man von einer besonderen Therapie für psychiatrische Insassen sprechen kann.

Hospitäler dienten seit dem späten Mittelalter überwiegend der Versorgung "wnrdiger"Untertanen im Sinne des Subsidiaritätsprinzips. Zu diesen Pfleglingen gehörten keineTrinker und Verschwender"'. aber Str.Jnäter. welche bei ihrer Tat als unzurechnungsfähiggalten. Offensichtlich lebten sie - im Gegensatz zur Absonderung in den späteren Heil- und

... v&l ~u den Fddspitllern in Böhmen im Drcißi&i~hrigen Krieg und zur Vorbildlichkeit d .. Jolunnit<r'hospiuls .urder Insd Rhodos den Bc:itn5 'VOn Pctr SYosoDN"i und IIIr Chelst~ bei London den Bdt"'g von lanW. AltOlU in diesem B~d; Elk SOIL£NKIUCH, Von Leuten auf dem Sterbestroh. Sozialgeschichte obenlchsischcrLszareete in der liiihcn Ncuuit (Schriflm der lludolf.Katzschk..GeseUschaft 8, Bc:uclu 2002); Jarg HOFF. ZurCcschichte des Mili!lnanitlts\\'escns inHasen-1WscI ''On Beginn des liebenden Hccres unter undgr.sfKarl (1670-1730) bis zum Überpng Kutis ....... an P..ußcn im Jahn: 1866 (Diss. M.rburg 1980); Erwin H. AcKERxNrorr,Di. Pariser SpiUlcr ''On 1800 oh AuspngspunkL CibaS)mposillm 7/3 (1959) 98-105; lludolfBRUl'I'AOIER, Militlr·medizin in der AuIkUrung (Diss. ZOrich 1967).

w U~ lA'DGRIN, Namn und lien:. Ober das Vernahni. der Menschen zur ~nunftlolCß Kreatur. S.Jh'!ffiArdiu60/3 (1976) 271-288; Christim VAN)A,Dle frilhneuzcitlich. Entwicklung des psychiatrischen AnstallSWCIens"'" Beispiel lhiru/Hcssm, in: Heilen - Vawoh= - Vernichten. Mocbcntala Gcspr3ch. zur Geschidu. derScdenheilkundt, hI- '"On GURter WAlIL-Wallmn Scmtrrr (Wissenschaftliche Beitr!&e zur Geschichte der Seden·heilkunde Z. Rcichenbach 1997) 28-44; DIES., Cm of the Insan. in the Hospitals of H .... from the 161h to tbe18th Ccntwy, in: DoIhuiun - M.dhoulCS. Chaptm from the History of~dhouscs in Europe 1400-1800, hg. vonJoost VI}SEIAM (NcGv (Nedorlands Centrum C .... eüjlo Volks&aondbcid] m:ks 95-10, Utrcch(1995) 67-nö DIES.,

Madhou .... Children'. WanI .. and Oinia - Th. D .. -dopment oflmane Asylums in Germany, in: Institutions ofConfinement (wie Anns.10) 117-132.

... Michd FoUCAUll', Wahnsinn und Gcscllsch.Ut: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunfi(Frankfurum Main 1973).

'" Kritisch: H. C. Erik MIDWOlT, Madnas and Civilization in Early Mod<rn Europe: A Ileapprai..t ofMichel Fouault, in: Mer the Reformation. Essays in Honor of J. H. HOOER, hg. von Barba,. C. MAlJ,I.IENT(Philaddphia 1980) 247-265; Ray I'oUEIt, Mincl-Fo'll'd Manacles: A History of Madne .. in England (rom theRestor.stion 10 the Il<gency (Cambridgr/MassachusctU 1987); Christina VAN)A,Disabled and Insane People andthe wly Modern Christim HospiuJ. in: Proceedings of the XXXllnd International Congress On the Historyof Medicine 1990 (Brilssd 1992) 855-858; DIES., Vom Hospital zum Bet..uten Wohnen _ Die institutioneneVersorgung behinderter Mmschen seit dem MiueWter, in: Leben und Arbeiten unter enchwcrten Bedingungen.Menschen mil Behinderungen im Netz der Instituüonen, hg. von Günther o.oww-Jörg Mich,,1 KAm(M.atcrWim zur Soziolope der Behinderten 3. Hciddbcrg 2007) 79-100.

lOOWATlSA, Hospital (wie AnOL 27~ A1aand,. Lurz, Von rasenden Dims und tiefsinnig.n Schiffern. EinLobccka Irrenhaus und seine Insassen, 1693-1828, in: Neue Blick .. Historisch. Anlhropologi. in der Pmis, hg.''On Erh .. d Cm'OJI'A-Richard VAN DOIAlEN-Ver.s JUI\'C (Wien u. a. 1997) 249-274; And .... M£TIENUIlEK, DasJuliullpital in WORburg (Medizingcschichte 3, Wünbu'll2001) •

.. V&l d ... Bc:itro, \'On ~ SOIWI'Z-Al(rcd Stef.n ~ in diesem Band.

Page 20: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

36 ChrisMa Vmja

Pflegeanstalten - in den Hospitälern zusammen mit anderen Hilfsbedürftigen'''. Systema-tische Zusammenstellungen zu diesem Thema, das einen Einblick in die Vorgeschichte derforensischen Psychiatrie gibt, fehlen jedoch bisLmg'''.

Die Geschichte der Einrichtungen fUr ..unwürdige" Arme, die um 1500 beginnt"· undseit dem späten 17. Jahrhundert eine wachsende Bedeutung erfährt, ist trotz zahlreichersozialwissenschaftlicher Überblicke nur wenig erfonchtlll• Offensichtlich war die Klienteldieser Einrichtungen recht gemischt Aufgenommen wurden keineswegs nur Arbeitsfähige,sondern auch Pflegebedürftige. Insbesondere waren auch die Zucht- und Arbeitshäuser ineiner Art Netzwerk mit herkömmlichen Hospitälern verbunden, d. h. Insassen wechseltenim Laufe ihrer "Hospitalk.arriere" vom Zucht- oder Arbeitshaus in ein Hospital und umge-kehrt III Ähnliche Transfers sind für Frankreich zwischen den .Hötels-Dieu· als therapeu-tischen Einrichtungen und den ..höpitaux generaux", wo die Insassen zur Arbeit angewiesenwurden, bekannt'", In letztere wurden Pfleglinge zumeist erst nach Behandlungsvenuchen inden durch Pflegeorden betreuten Hospitälern aufgenommen. Diese Verbindungen zwischenunterschiedlichen Institutionen sind nicht zuletzt insofern bedeutsam, als der Aufenthaltin Zucht-, Arbeits- und anderen Erziehungsanstalten offensichtlich nicht automatisch zubesonderer Stigmatisicrung der Insassen fUhne'''.

An diese Überlegung knüpft die Frage nach dem Rcchtsstatus von Hospitalinsassenan. Eine Entmündigung war offensichtlich keineswegs sclbshl:CStändlich. Zumeist bliebenHospitalinsassen erbberechtigt und konnten Prozesse filhren. Scheidungen selbst von geistes-kranken Ehepannern,die in Hospitälern lebten, waren nicht ohneweiteres möglichllJ.Auchgab es ein Klagerecht gegen die Hospita1leitung bei der Obrigkeit"'. Vermutlich bestanden in

IO. Gelrennr unl.".br.lcbl wv<n j<doch lruth:GcUn&eM.1I-dchc au. elCDGcBn&nWcn Illr d~ Zeit bis zurW.edererlanguns der G .. undhcit in abscbUdlbarmlUumm der Hmpiukr ,,,,,,,,,t 1I'Wden: v&J.elm Bcilr.lg '"OnLudwig OHNGIMAOf in diaem B... d Rir c!aJ Hospiul in Ilo'ta";~ auch die der Hauci ,nd3ch,isen Kinder imWOrzbu'Ser Juliusspiral dürflm eine Sondcrrolle eing<DOmmm haben: ,-gl.dCD Bcilr.lg,"O .... bnin Salwn-A1fmlSIefan mass in di .. em Band.

'" Mil uhlrdchcn Ang2ben zu ObCl\l'tisungm in HCKpi1l1er: Marm LoRE.~ Krimindlc 1\6rpcr - GeslöneGemUIt< Die Normierung des Individuum. in Gerichumedwn lind PJ}-chi.ouie der AulllIrung (Hamburg1999); Chri.lina VANJA, Vom Hospiul zum Fcum Haus. Die irutitutionelle Unlubringuns unzurechnungs-~hig., Slnftl,., .om SplleR MiueWlu biJ zum EnI<1I U~h1rirg. in: Formsüche Psychi .. rie in Bmldenbu,,"Entwicklungen und BreMpunkle, h&- ,"On Andrta T. L SIX-1Iatria FAll( (Schriflalrcih. zur Medizin-Ccschichl.des und .. B ... nd.nbu" 17, Bcrlin-Br.andmbll'l 2007) 9-30.

'" Zum grollen Vorbild wurde c!aJ m&JiscIu: Arbciubaus Bride,..ell. '"Po den BcilDg '"On !an W. ARaIEJ. indi ... m Band.

III Sonja SOJROtEJ., Psychiatrie in Waldheim/5.ldum (1716-1946). Ein Bcilr.lg zur Geschich,e eler foren ••ischen Psychiatrie in D .. uchland (Mabu ...V.,t., Wwaucbaft 11, Fnnkfiut am Main 1994); Bcmbanl Snu.FOnorge und Disziplinicrung im Zciuller des Absohllismus. D.u Pforzbeimu Zuchl. und W.ü .. nbaus und diebadische Sozialpolilik im 18. Jahrhundert (Q.udIm und Sludien zur CcschichIC der Sudl Pforzheim I, Sigmarinsen1988); Falk BKrnClINODU, FOno1p' oder DUziplinierun&? Die Armm und cI.s W.Jdheimer ZuchlhauJ im 18.J.hrhunden. in: Arme - ohne Chmcc? (wi. AML 8~) J35-IS9; Ilolf ~ Di. PII",e und BehandlungG.islftk ... nk .. im .Waismbaus· zu Pfonbei .. um die Miuc da 18.J.lubundcns bis zur CrQnd"", der AnstalllIIenau (Diss. Freibuli i. BL 1966).

'" VANJA,lrutilulionm (wi. Anm. 22) J36£liSVsI. den Beil'" .on Daniel HICK£Y in di ...... Band; Jxques l'om1.-Oaudc Q.utru., NOII\'dlc hinoirc de

la psychi.trie (Toulou .. 1983); DDS.,The ArchaeoloS)' of Inlernmenl in Fnnu. in: DoIhuizen - M.1dhoUJOS (.. ieAnm. 103) 47-66.

'" Die F"se, ob der Aufenthalt in Armmdnriclllu""" allgemön .1i"n.,.isi.,l<. .. 3,. jedoch nIhu zu unlU.,uchen: vsl. den Beil ... g von Martin Sc!wn-A1fml Std...Um in diaem 8Jnd..

'" Zu Erbsrrciligkcilen vgl. den Bcilr.lg ,"On ThomasJusr-H"";g U'ElC1. in diaem B... d.'" VsI. den Beilr.l& 'On Manin SamITz-A1fml Stt&n "m in diosem Band.

Page 21: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Olfene Fngen und Perspektiven der Hospitalgeschichte 37

dieser Hinsicht zeitliche und regionale Unterschiede, wie es zum Beispiel englische Studienfilr das 18.Jahrhundert zcigenll7•

Hospital-Netzwerke

Neben multifunktionalen Hospitälern, über die spätestens um 1500 fast alle Städteund auch manche Landstriche vufiigtenlll, bestanden in allen Regionen Europas eigeneEinrichtungen filr .anstecl.:end· Kranke, insbesondere Leprcscrien'", Soweit bekannt, warendiese im Allgemeinen schlechter ausgestattet als die gemischten Bürgerspitalerllo• Danebenentstanden vor allem in größeren Städten weitere Spezialeinrichtungen'", Inwiefern diesenGründungen Pläne zugrunde lagen, ist zumeist unklar. Ofrensichtlich hingen einzelne Grün·dangen vielfach mit bestimmten Stifierwilnschen und aktuellen Bedürfnissen (Pilgerhospitalan Wallfahrtsorten, Hospiz am Passübergang, Pesthospital nach Ausbruch einer Seuche ete.)zusammen'", Neben diesen weiterhin zu erforschenden Einzelgründungen spielten bereitsseit dem Mittelalter auch Hospitalverbünde eine Rolle. Bereits bestehende Einrichtungenkonnten wie Klöster und Stifte Gebetsverbrüderungen eingehen'", sie konnten jedochebenso von vornherein als Ensemble geplant sein bzw. sich von einer Muttergründung aus,wie bei der Klosterfiliation, zum Hospitalverbund weiterentwickeln. Ein frühes Beispielbietet die Entstchung des Hellig-Geist-Hospitalordens zu Beginn des 13. JahrhundertS vonRom aus durch die Päpste, ein Hospitalverbund, der sich über mehrere europäische Länderausbreitete'", Noch wenig erfol'3cht sind die Hof- und Montanhospitäler, welche KaiserFerdinand I. begründete, Die im heutigen Österreich gelegenen Versorgungseinrichtungenwaren Teil einer umfangreicheren, auch andere habsburgische Regionen betreffenden Hospi-talstifiung im Testament Kaiser Maximilians I. von 1518"5• Nurwenigejahre später(1533-

'" AkihilO SUZIJIU,lullX)' in Sc\...,tcenlh- and Eightccnth-Ccntwy England. Analysis of Q!larter SessionsRecords, Pm L HiJrot;1 t{ A)dim1;J2 (1991) 437-456; DW., Lurucy in ~ntccntIJ. and Eightccnth-CenluryEn&Imd: Arulysis of Q.uaner Sessions Records. Part u. HiJrDty tf PsydJUuty 3 «(992) 29-44; Jod Peter EIGEN,Witncssin; IlWlÜry. Modncu and Mad-Doctors in the t:npish Coun (New Ha.. n-London 1995).

,.. Zur F.,gc der Hospilller auf dem Land vgI. den Beit.,g von Ludmila HlAvAtKovA tu. a. zur Hospiul.lIiftWlg ,..... A1brccht \1>0 W..ncnslein fUr Kine kmIkcn, allen und arbeiuunf.higen Unlertanen) in diesem Band.

,ItWozu auch roigiasc Impulsc beiuugen: vd. den lkit .. g von And ... SoM},IElU.EOINEJ. indiCSCIIIBand.la Vg!.den lkitlag '''0 Martin Saiwrz-A1frcd Stcfan \lItJSS in diesem Band.W VgI.den Beilla, \'011 M.rtin SOIwrz-A1frcd SIefanW£lSs (u. a. ZU Spczialeinrichtungen in Au&,burg.cl.wn-

let auch das BllllaNUS und die Fugg=l in dicsan Band; auch Mared MAYER, Hilf.bcdü,ftigc und Ddinquenten.Die Ansultsinuucn der Sadl SI.CaIIm 1750-1798 (SI. Caller KuI.us und CcscUscluft 17,SI. Callcn 1987).

IIIZu Stif.W1gCllillS roigi6scr Mou.'2Iion beim Hochadd vgl. den Beitag von Pctr SVOBODNY in diesemBmd; Stificrwllmdu: <tC. zur Grilnd"", wn Ho.pilllcrn im KIIsICnber.ich vgI. elm Beilla, ,,,n Ftank HAl]Iii.. diesem Band; zu Ho.pi .... an Ve,lch ... und Pa.....q;en 'JI. Dotothcc R1wMANN, Spil~ler in der Schweiz imMincW.er und an der Wende JUt Frllhen Neu .. i~ in: Das Ho.pilal am Besinn der Neuzeit (wieAnm. 19) 107-120;Waller Sau>'tIDU, Die Hospilllcr im Raum A11·limL Probleme einer Pm- und ObcrgangSlq;ion, in: Funktions-und Stmk•...,.....dd (wieAnm. IS) 59-99.

IIIJ ..... Luc FItA~ Di. Ho.pilll<r in "lcnuaJfnnmich" im Mindal.ct: Auvcrgn<, Bourbon ..ai.. Vday, in:Funktions- und Suuktuno'lDdd (wie Anm. IS) 117-l2i:

u, DWSSMOl, c"ri"" (..-ie Anm. 19~W Abdruck des Testamentes in: Q!ldlcn zur Geschicht. Muimilians I. und Kiner Zei~ hg. von Inge

WI£SflIaEIl·FuIDHIJBEI. (Ausg.,.,lhl.. Q.uellen zur deutschen Ccschich.. der Neuzeit. Fn:ihelf vom Slcin-Gcdlchtnisausgabc 14, Dumstadt 1996) 289-295; eine .... itere SYSlematischeGrUndu", von FDßO,&ccinrichtungenuntcrnahm KoiserJoscph IL in Ostcmich.Unpm durch die E!öfTnu", AUgemeiner Kr.tnkenhiluser Kitl78S bis1789: \-gI. den Bcilla, '"n Martin Salwrz-A1ticd Sldin W£lSs in diesem Band.

Page 22: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

38

1542) stiftete der protestamisehe LandgrafPhilipp d. Großmütige von Hessen erstmals aufein ~nzes Territorium ausgelegte Arrnenhospitälerw• Erst im 18.Jahrhunden sollten aller-dings derartige auf einander abgestimmte territoriale Einrichtungen in jedem Fürstentumzur Diskussion stehen'l7• Eine Besonderheit bildet das französische Konzept der Ober dasKönigreich verteilten, insgesamt 104 rdativ großen .höpitaux generaux" als Einrichtungenzwischen Hospital und Geiangnis entsprechend einem Edikt König Ludwigs XIv. von1672u1•Spätestens OlmEnde des 17.Jahrhunderts und im 18. Jahrhunden wurden auch inallen größeren Städten Überlegungen über eine sinnvolle Ordnung des Hospitalwesens, z.B.durch Zusammenlegung und Spezialüierung von Einrichrungen sowie eine gemeinsameAdministmtion, angesteUt'Zt•

Aufschlussreich wären bei allen diesen Hospitalprojckten Hinweise auf frühe Bedarfs.berechnungen. Die Relation zwischen Bcvölkerungsgröße und Spitalangebote schwankte,so weit wir überhaupt Zahlen besitzen, deutlich'lO• Es lässt sich daher, auch wenn man dieambulanten Dienste mit in das Kalkül nimmt, sehr schwer ermessen, welche realen HilfenHospitäler der Bevölkerung boten. Weitergehende Studien ct"':I über abgelehnte Aufnah-me~ntr5ge und Wartdisten aufHospitalpl5tzc könnten diese Frage klären helfen. LetztlichstcUtsich auch um 1800 noch die Frage, ob Hospitäler selbst bei einer planmäßigen Anlageeher der Demonstration von Wohlfahrtspflege oder tatsächlich effektvoller Sozi3lpolitikdienten'!' •

... Chri.ün. VANJA,Die Ncuonlnung der Armen- und Knnkcniuno'lo in Hcum, in: Roforma.ion undundeshcrlKh.fL Vort'!g. da Kon"t .... anIls.slich da ,soo. Gtbwuusesda Und",fen Philipp des GroGmO.igenvon He",n vom ID. bis JJ. Nol'tmber 2004 in M.rbwz, h" \'On Inge AUUMOI (VtrOlfendichungon derHiSlorischen Kommiwon Illr Hessen 24/9 • QJ!cIlcn und D.alJldlungcn zur Gcschich.e des Lond",fm Philippdes GroßmOügm 9, MJrblllJ 2005) 137-14l

U1 VgI. die BeiltJ,e von Ludmila HlAvAOrovA und Muün Satwrz-A1frtd S.eÜD IXtIss in diacm B;md.III Vs!. don Behng \'On Danid HIC>EY in dics<m Bmd; .. ..i1a1 Dw., LoaI HospibIs in Ancien R'sim.

France: IUlionaliz.'IIion, Resillance, Ren ... ..!, 1530-1789 (McGi~ .. nVH.wuh Insti.u •• S.udics in Ibe Hilloryof Medicine, He.llh .nd Society S, Montreal 1997).

'" Eine slld.isch • ..HospiuJImdscholi· findet sieb bmiu inViwbo im 14.Jh.:'"&l den Bci.ra, ''On Gi.ebDllOlSMClI in diesem Band; im ",fermierun Genf ,,'W1Icn 1531 sieben ci&<JUllndige Hospitlla zu eintrn .HöpiuJGencr.1l· zUI.mmtngelllgc vgI. den Bei ... , ,'On Lud,,;, OIL'>'CDLIOt in diesem B;md; zu der anlnenden Bedeulungdes O.pedale M.ggio ... in NonliuJien vsf, den Bei ... , ,'Oft Ed<wda BIWSA.'1in diestrn Bond; zu frnhncuzeidicbonS~d.en Milc,hin: Frank H/i!)£, .GolI zu Ehren, der Armut zum Bcsu:n·. HalpiuJ zum htiligen Grist und "Wien.M.,dalcn .... Kloller in der Geschich.o Hambuop ''Om MinWlrer hi> in die Gqen1o'Ut (Hombwg 2oo2~ WolfgongRwo'G, B~'1enpiuJ und Bischof .. udt. Dos SI. KotJwincn. und dos SI. EIWbctlupiul in Bombcrx ''Om 13.-18.J.hrbundert. Ve'l:lcichendo S.udi. zu SltUk.Uf, BcsilZ und Wuuchaft (Spektrum KlIllwwWcnschafl2, B:unbrrx-Fnnkfurt IOde,11998): S.ifiungen und ArmeniußO'It inMOns.tf ''Or 1800, hg. ''On Franz;loscfJAK081-H.onncs1AMBAo1EJ. et al. (Sludien zur Geschichte der Armeniu"""e und der SaWlpoIitik in MÜß.IIer I • QJ!dlen undFonchungen zur GcschichlC der Sud. Münstcr N. F. 17, Monstcr t996~ auch die cnsIischcn kb<iuhluscr " ......lufeinand., bezogen: vgI. den Bei ... , \'On Ion W. Mala in dicsesn B:md.

n, VD' .nem im Mind,lIer orien.iene .ich die Bet.muhlan der biblischen Zahl zoo'lllf.ln der FrOhen Neuzei.reichte das Spekltum von Hlusern mi. 20 oder 30 PIJIZm hi> zu Einrichtungen flir mch...., hunden Ins.use1LFOr Böhmen b...chnct.l.udmib HlAvAaovA nur einen PbIZ Illr 330 UuIC (rund OJ qo). in Wien .. 'W1Ien 1783bei einer Einwohnuuhl wn 200.000 Ein .. "Dbncr luupp 1.250 Knnkt bcucur, eine Zahl, die icdoch immer nochun.er einem Prozcn.liqt. FOr Italien winl eine Vcnorzuns '"On m.~20 Prozent der Bc\'6Ikorun, dwth die aber.iuJienischen HOlpilJler ongtnammen, während Illt Englond ei... Sp;mnc zooischen dn:i und 23 Proun. bescchnetwurde v&l. die Beilt3gc von Ludmila HlAvAö;ov.l, M.rtin Satwn-A1fn:c! S•• ün \11. Edomlo BIlESS.I.~,I;mW.Aw.EI. und Danid HICKEYin diesem B.nd.

'" Mmin DINGES,F,ühncuzci.üch. Armenllinorxe als SoiliIdisziplini~ Problesne mi. einem Konzepl.CC 17 (1991) 5-29; Arme- ohne Chonu! (wie Anon. 84).

Page 23: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

Offene Fragen und Pmpekth..,n der HospilOlgeschichte 39

Resümee

Dieser kleine Überblick konnte nur wenige Themen ansprechen, welche die Hospital-geschichtsschreibung weiter untersuchen sollte. Weiterhin wichtig wäre eine stärkere Einbin-dung der Hospiblgeschichte in größere Themenzusammenhänge (Armut, Familie, Gemein-de, Religion, 'Ierritorium etc.)_

Bedeutsam wird fUr die Forschung die weitere Erschließung von Q,!IellenbeständenScinlll• Die Archivfindbücher sollten dabei zukünftig auch im Internet recherchierbar sein,so dass die Tr:ldition der Einzeldarstellung von Hospitälern bzw. der regionalen Studiendurch VI:'8leichende, stärker an systematischen Fragen orientierte Forschungen ergänzt wer-den kann. Wichtig wäre hierbei die Einbeziehung bislang wenig genutzter Q,!Iellengattungenzu Insassen und Lebensalhag, insbesondere Rechnungen, Inquisitionen, Supplikationen,Wärter- und anderer Dienstordnungen, aber auch Baupläne und Bilder.

Wie dieser Band zeigt, ist die Diskussion zwischen Forschern und Forscherinnen un-terschiedlicher europäischer Under und Regionen !iußerst fruchtbar. Eine Erweiterung desAus~usches auch auf außereuropäische Kulturkreise ist wünschenswert, um den Forschungs-gegenstand .HospitalN mit erweitertem Fragehorizont zu beleuchten.

lnterdisziplinarität ist ger:Jde fUr die Hospitalgeschichtsschreibung bedeutsam, daarchäologische Funde, Baudenkmäler und künstlerische Präsentationen, überlieferte Rechts-statuten ebenso wie museale Exponate, aber auch literarische Darstellungen und Reiseberich-te sowie medizingeschichtliche Überlieferungen, um nur einige Beispiele zu nennen, Teil deskomplexen Q.udlcnkorpus der Hospitalgeschlchte sind'lJ.

Schließlich erweisen sich neue Forschungsansätze (z.B. Mentalitätsgeschichte, Frauen-und Geschlechtergeschichte, Sozialgeschichte der Medizin, Historische Anthropologie, Ku!-

IJI Au! die Tawche, cbss nur ein kleiner Teil der Archionlien zur Hospiblgcschkhte bisher g.nullt wurde,,.."...;.t in diesem &nd u. L Ludmiu HlAvJ.aovJ. zum Bei.pid mit Bezug auf den BesWld der .Fundations-kommission· imN.tio...wdüv in I'nt;. oder Bitcschrificn Init PrlHbaichten aus snddeuuchhnd benennen MminSarWTZ-Alfred Ster.n wtm; \"&1. .uch Hm..w..Iter HEl\MANN,Archi,.., von Spitalun und Knnken.n.b1ten.Cnbnken bei derLd:tll ... inct Neucrscheinung.Hirt.,;., HtIS{'il4lillllf IS (1983/84)413-418; Axel HOF,DersozialeOn der GdundbeiL Toposnphische BibliOgr.Jphiezur Sozialgeschichte des FnlSOrg.,.,Ho.pit:l!·, MedizinaJ. undWohlfshru ...cscns (Studien zur Geschichte des Spibls-, Wohlfshrt>- und Cesundheitswesens. Sduiftenreihe dotArchivs des SL KatlurlnenspiWi Rqensburg 4, Rqcnsburg 2000); Beate Sophie Fw:t<, Ql'cUcn zu Insassen west-fllischcr Ho.pitller im IS. und I6.Jahrhundat, in: Hospit5ler in Mittelalter und Früher Neuzeit (wie Anm. 12)25-39.

W Bdspidluli zu den MO&!ichkeitender AuSl\"CItUng besonderer Ql'dlen: W.lter JAN~EN.Der Wind.hcimerSpiulfund aus der Zeit um ISoo. Ein Dokummt reiclwt3dtischer Kulturgeschichte d.. Refo.mationsz.ibltcn(Wwauclu.filiche Bciblndezum Anuigcrdes Germanischen N.tionalmuseums 11, Nn.nbelS 1994); AxelHinriebMUUIN. Au&.burger Ho.piul- lind Knnl:cnhausansichten von der Spllgotik bis zum Ende des 19. J:duhundens.HÜkNiJt H"'Pi/lt1ill1lf IJ (1976) 40-58; Thonw FIWUJ, Augenzeugenbcrichte ober die Knnkcnvwc)I&ung amOrdcnsho.piw dcr]olwmitct .uo.Wu.Hirtorür HtIS{'illllill'" 21 (1998(99) 9-27; Wolfram ScHMnT, Die D.rsteUungder Geistcskrutkhcit ill der BarodIitmtur, in:Heilkunde und Knnkhciuuf.shrung in dcr f.ühen Neuzei~ Studien.... ClCIWOin , ..... Utcmurscschichte "nd Mcdizingcschichle, h&-von Udo BENZENItOFEll-WilhdmKOHtMANN(Frühe Neuuit 10. liibin&cu 199Z) Zitl-28Z; Kkmms Ot£altOFU, Lope de Vega und die c... de Orat .. inValenci. im GoidenUl Zeitalter Spaniens, in: Das Hospibl am Beginn der Neuzeit (wie Arun. 19) 279-286;Gah.ud Am.tOUn-Natascha Nou.-Inntraut SAlIMWID, .TtoIZ '" znilll'. ",tditinttlis,bl1l Pflru Fbi"" es doch,4ruJ altW 8f1U1DI" - Eine Reise in diel.cbclt$l\'dt \'OnW.shnsinni,en ~hn:nd der Splt.1ut1cU,ung. in: MedizinischeSchn:iinl'tisc ... be. \'On Sandra Forr-N"1CDIas I'EmEs (HambWS-Maiu 2007) (im Druck); G.rhanl Am.IOuu, DieAuJlensicht dcrlnnauichl- Spibl und Spiblmeister im KontCllI wn Johann Beers .Der BerQhmte Narn:nspibl·(1681) als Spicgd \'On Nmbeit ..nd IUtio im 12 J.shrhundert. Arpbis (2007) (Im Drua); vgl. luch Hinweise in:Litmtur und Medizin. Ein Lai""...he. '"OnBetuna \"011 JACOW-FlorianSneEr. (GÖllingen 200S).

Page 24: Europäisches Spitalwesen. Institutionelle Fürsorge in ... · 20 Christina Yanj.1 gesunder Umgebung über längere Zeiträume dienteS. AUe diese Einrichtungen behielten allerdings

40 Chrisuna Vanja

turgeschichte), wie die zahlreichen Neuveröffentlichungen zur Hospitalgeschichte der letztenJahre zeigen, £lir einen anderen Blick auf die Institutionen der Fürsorge als äußerst anregend.

Für alle diese wünschenswerten Fcrschungsperspektiven bietet nicht zuletzt diesesHandbuch eine hervorragende Ausgangsb.uis, da Forschungsstand, Qycllenlage und offeneFragen hier fIlr weite Teile Europas profund ,'OrgesteUtwerden. Eine lebendige Diskussionum Themen der institutionellen Fürsorge in historischer Perspektive is! daher :lUf neuerGrundlage zu erwarten.