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162 Experimentelle Arbeiten russischer Mediziner an der Leipziger Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts * Regine Pfrepper und Gerd Pfrepper The aim of the treatise is the proof of educational stays of Russian physicians at the university of Leipzig in the second half of the 19th century. At that time famous scholars of the university of Leipzig like Carl Ludwig, Paul Flechsig,Wilhelm His, Julius Cohnheim and Felix Marchand made an important contribution to the development of physiology, pathology, physiological chemistry and pharmacology.Therefore their institutes were attended by many student trainees.Among them were a lot of Russian physicians too.They went to Leipzig with fellowships from their government to prepare themselves for a professorship in Russia. A bibliography of their experimental works is given.The findings are based on an investigation in German medical magazines. Forschungen zu den Beziehungen zwischen Deutschland und Russland im 18. und 19. Jahrhundert sind ein aktuelles Tätigkeitsfeld für die Historiker beider Länder, da sich nach 1990 der Zugang zu den russischen Archiven wesentlich verbessert hat und die in der sowjetischen Zeit vor allem ideologisch bedingten Auslassungen histo- rischer Fakten korrigiert werden können. Die vorliegende Arbeit ist Teil eines DFG-Forschungsprojektes zu den deutsch- russischen Beziehungen in Medizin und Naturwissenschaften im 18. und 19. Jahr- hundert insbesondere zum Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen zwischen beiden Ländern. Dabei spielen in den experimentellen Disziplinen neben der Lite- ratur vor allem die persönlichen Kontakte von Wissenschaftlern, z. B. im Rahmen längerer Gastaufenthalte, eine wichtige Rolle. Da es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland üblich war, junge Wissenschaftler zur Vorbereitung auf ein Professorenamt meist auf Kosten des Staates für ein bis zwei Jahre nach West- europa, vor allem nach Deutschland und Frankreich zu delegieren, bildet die Rei- setätigkeit zu Gastaufenthalten einen Schwerpunkt unserer Arbeit. Die Biographien von russischen Gelehrten des 19.Jahrhunderts in russischen und sowjetischen Lexika, die eine wichtige sekundäre Quelle zu diesem Thema darstel- len, enthalten in vielen Fällen keine oder wenig aussagefähige Angaben über Stu- dienaufenthalte im Ausland, vor allem fehlen bibliographische Angaben zu Publi- kationen in ausländischen Zeitschriften. Russische Editionen der letzten Jahre zu N.T. M. 14 (2006) 162–173 0036-6978/06/030162–12 DOI 10.1007/s00048-005-0223-5 © 2006 Birkhäuser Verlag, Basel * Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn für die Unterstützung dieser Arbeit, die im Rahmen des Projektes „Deutsch-russische Beziehungen in Medizin und Naturwissen- schaften im 18. und 19. Jahrhundert“ angefertigt wurde.

Experimentelle Arbeiten russischer Mediziner an der Leipziger Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

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Experimentelle Arbeiten russischer Mediziner ander Leipziger Universität in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts*

Regine Pfrepper und Gerd Pfrepper

The aim of the treatise is the proof of educational stays of Russian physicians at the university ofLeipzig in the second half of the 19th century. At that time famous scholars of the university ofLeipzig like Carl Ludwig, Paul Flechsig,Wilhelm His, Julius Cohnheim and Felix Marchand madean important contribution to the development of physiology, pathology, physiological chemistryand pharmacology.Therefore their institutes were attended by many student trainees.Among themwere a lot of Russian physicians too.They went to Leipzig with fellowships from their governmentto prepare themselves for a professorship in Russia. A bibliography of their experimental worksis given. The findings are based on an investigation in German medical magazines.

Forschungen zu den Beziehungen zwischen Deutschland und Russland im 18. und19. Jahrhundert sind ein aktuelles Tätigkeitsfeld für die Historiker beider Länder,da sich nach 1990 der Zugang zu den russischen Archiven wesentlich verbessert hatund die in der sowjetischen Zeit vor allem ideologisch bedingten Auslassungen histo-rischer Fakten korrigiert werden können.

Die vorliegende Arbeit ist Teil eines DFG-Forschungsprojektes zu den deutsch-russischen Beziehungen in Medizin und Naturwissenschaften im 18. und 19. Jahr-hundert insbesondere zum Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen zwischenbeiden Ländern. Dabei spielen in den experimentellen Disziplinen neben der Lite-ratur vor allem die persönlichen Kontakte von Wissenschaftlern, z. B. im Rahmenlängerer Gastaufenthalte, eine wichtige Rolle. Da es in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts in Russland üblich war, junge Wissenschaftler zur Vorbereitung aufein Professorenamt meist auf Kosten des Staates für ein bis zwei Jahre nach West-europa, vor allem nach Deutschland und Frankreich zu delegieren, bildet die Rei-setätigkeit zu Gastaufenthalten einen Schwerpunkt unserer Arbeit.

Die Biographien von russischen Gelehrten des 19.Jahrhunderts in russischen undsowjetischen Lexika, die eine wichtige sekundäre Quelle zu diesem Thema darstel-len, enthalten in vielen Fällen keine oder wenig aussagefähige Angaben über Stu-dienaufenthalte im Ausland, vor allem fehlen bibliographische Angaben zu Publi-kationen in ausländischen Zeitschriften. Russische Editionen der letzten Jahre zu

N. T. M. 14 (2006) 162–1730036-6978/06/030162–12DOI 10.1007/s00048-005-0223-5© 2006 Birkhäuser Verlag, Basel

* Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn für die Unterstützung dieser Arbeit,die im Rahmen des Projektes „Deutsch-russische Beziehungen in Medizin und Naturwissen-schaften im 18. und 19. Jahrhundert“ angefertigt wurde.

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den Professoren der russischen Universitäten des 18. und 19. Jahrhunderts konn-ten die vorhandenen Lücken bisher nicht schließen [Smintina, 2000; Volkov, Kuli-kova, 2003].

Aus den genannten Gründen beruhen unsere bisherigen und auch die hier vor-gelegten Ergebnisse hauptsächlich auf einer Recherche in deutschen Periodika des19. Jahrhunderts, die als Primärquelle für den Nachweis von Studienaufenthaltenrussischer Wissenschaftler in Deutschland, speziell für die gewählte Universität,dasInstitut, das bearbeitete Thema und den betreuenden Professor angesehen werdenmüssen.

Der bedeutende Umfang der Reisetätigkeit nach Deutschland im 19. Jahrhun-dert steht in engem Zusammenhang mit der Situation der russischen Universitä-ten, denn im Gegensatz zur langen Tradition der universitären Ausbildung und For-schung in den westeuropäischen Ländern war Russland zu Beginn des 19. Jahr-hunderts, als in Westeuropa eine Epoche der stürmischen Entwicklung derNaturwissenschaften und Medizin begann,ein wissenschaftlich rückständiges Land,dessen einzige bedeutende wissenschaftliche Einrichtungen die seit 1725 bestehendeAkademie der Wissenschaften in St. Petersburg, die 1755 eröffnete UniversitätMoskau und die 1798 gegründete Mediko-chirurgische Akademie (ab 1881 Militär-medizinische Akademie) in St. Petersburg waren. Um diesen Rückstand aufzuho-len und den wachsenden Bedarf an Ärzten und qualifizierten Naturwissenschaft-lern durch Ausbildung im eigenen Land zu decken, wurden im 19. Jahrhundert eineReihe von Universitäten gegründet und verstärkt junge Russen zur Ausbildung insAusland delegiert [Anonymus, 1864, S. 335–354]. Zunächst wurde 1802 die Univer-sität Dorpat wieder eröffnet,danach folgten die Gründung der Universitäten Kazan’(1804), Char’kov (1805), St. Petersburg (1819), Kiev (1834), Odessa (1865), der rus-sischen Universität Warschau (1869) und Tomsk (1880). Die Entwicklung der Uni-versitäten war allerdings vom jeweils geltenden Universitätsstatut abhängig,das denUniversitäten entsprechend der innenpolitischen Situation im Zeitraum von 1804bis 1835 und von 1863 bis 1884 Autonomie gewährte, sie aber in den Jahren 1835–1863 und 1884–1917 unter die Aufsicht eines vom Zaren eingesetzten Kurators stellte.Die fehlende Autonomie behinderte die Anpassung der Universitätsstruktur an denschnellen wissenschaftlichen Fortschritt und die wachsenden Studentenzahlen, vorallem aber den Ausbau der personellen Basis der Universitäten. Die Dynamik derUniversitätsentwicklung verdeutlicht beispielhaft die wachsende Anzahl der Lehr-stühle an der Medizinischen Fakultät der Universität Kazan’ [Zagoskin, 1904] vonsechs im Jahre 1804, zehn im Jahre 1835, 17 im Jahre 1863 auf 23 im Jahre 1884, fürdie Universität Kiev gelten im Zeitraum von 1835 bis 1917 die gleichen Zahlen [Vasy-lyev, in: Kästner, Pfrepper, 2004, S. 141–164]. Besonders vor der Einführung des Sta-tuts von 1863, bei dem die Anzahl der Lehrstühle der medizinischen und naturwis-senschaftlichen Fakultäten nahezu verdoppelt wurde, unternahm das Ministeriumfür Volksaufklärung große Anstrengungen,um junge russische Wissenschaftler durcheinen Aufenthalt im Ausland auf die Übernahme eines Lehrstuhls in Russland vor-zubereiten [Anonymus, 1863, S. 179–186; Mouktan, in: Kästner, Pfrepper, 2004, S.259–272]. Nach Angaben des Ministeriums wurden im Zeitraum von 1860 bis 1867insgesamt 117 Personen zur Qualifizierung in 46 verschiedenen Fachrichtungen insAusland delegiert, darunter sind 24 Mediziner, drei Physiker, vier Chemiker, achtMathematiker und fünf Zoologen [Anonymus, 1867, S. 283–292].

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In früheren Arbeiten haben wir erste Ergebnisse zum Aufenthalt von russischenMedizinern an deutschsprachigen Universitäten im Zeitraum von 1852 bis 1915 vor-gelegt [Pfrepper, in:Kästner,Pfrepper,2004,S.273–292;Pfrepper, in:Kästner,Pfrep-per, 2004, S. 293–314]. Sie weisen nach, dass in den 1860er und 1880er Jahren einstarker Anstieg der Reisen nach Deutschland zu beobachten ist,was mit dem gestie-genen Bedarf an akademischen Lehrern infolge der Universitätsreformen erklärtwerden kann. Dabei werden von den Russen vor allem die Universitäten Berlin,Leipzig, Heidelberg, Tübingen, Breslau und Würzburg und nach 1872 auch Straß-burg bevorzugt.Zum Studienprogramm der Mediziner gehörten neben dem Besuchvon Vorlesungen insbesondere Praktika, um moderne Forschungsmethoden ken-nenzulernen,bei längeren Aufenthalten wurden auch experimentelle Arbeiten durch-geführt, deren Ergebnisse veröffentlicht werden konnten.

Mitte des 19. Jahrhunderts war, basierend auf den Naturwissenschaften, auch inder Medizin der Übergang in das Zeitalter der experimentellen Forschung weitge-hend vollzogen.Die vor allem in Deutschland und Frankreich erreichten Fortschritteder Physiologie,Pathologie und organischen Chemie sowie der physiologischen Che-mie und experimentellen Pharmakologie bildeten die Grundlage für eine „natur-wissenschaftliche Medizin“, die auch der klinischen Praxis neue Wege aufzeigte.

Um dem Aufschwung von Medizin und Naturwissenschaften Rechnung zu tra-gen und die wissenschaftliche Forschung zu fördern, erfolgten an vielen deutschenUniversitäten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutende Investitionenfür die Einrichtung neuer Ordinariate sowie zum Bau moderner Institute und Labo-ratorien [Eulner, 1970].

Auch die 1409 gegründete sächsische Landesuniversität Leipzig, die noch 1833in einer Denkschrift auf ihre schwierige materielle Situation hingewiesen hatte [Ano-nymus, 1833], folgte diesem Trend. Es ist vor allem das Verdienst von Johann Paulvon Falkenstein (1801–1882), seit 1853 Kultusminister in Sachsen, dass sich durchden Neubau von Instituten und die Berufung von bedeutenden Gelehrten eine grund-legende Modernisierung der Universität Leipzig vollzog, so dass diese am Ende des19. Jahrhunderts zu den besten Universitäten in Deutschland gehörte. So schreibtWilhelm His jun. (1863–1934), dass die Universität die Erhebung von einer kleinenProvinzialanstalt zu ihrer heutigen Bedeutung nur dem Wirken von Falkenstein ver-dankt [His jun., 1899, S. 9]. Der Anatom Gustav Schwalbe (1844–1916), von 1871 bis1873 Extraordinarius für Histologie in Leipzig,bezeichnete schon 1874 die UniversitätLeipzig als die „blühendste deutsche Hochschule“ [Schwalbe, 1874, S. XVII].

Entsprechend entwickelten sich die Studentenzahlen,z.B.studierten an der Medi-zinischen Fakultät der Leipziger Universität in den 1880er Jahren zwischen 695 (WS1884/85) und 840 (WS 1888/89) Studenten, von denen in dieser Zeit 405 bzw. 424aus dem Ausland kamen. Damit nahm Leipzig mit einem Anteil von etwa 9,8 % beider Anzahl der Medizinstudenten in Deutschland nach Berlin, München und Würz-burg den vierten Platz ein,während der Ausländeranteil in Berlin bei 19% bzw.26%,München bei 47% bzw. 56%, Würzburg bei 77% bzw. 81% und Leipzig bei 58%bzw. 50% lag. Die Bevorzugung von kleineren Universitätsstädten durch ausländi-sche Medizinstudenten, die schon Nikolaj Ivanovic Pirogov (1810–1881) den russi-schen Praktikanten wegen der intensiveren Betreuung durch die Professoren emp-fohlen hatte [Anonymus II, 1863, S. 89f.], zeigt der hohe Ausländeranteil von Frei-burg i.Br.mit 79% bzw.72%,Heidelberg mit 72% bzw.68% und Straßburg mit 67%

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bzw. 67% [Anonymus, 1886, S. 89; Anonymus, 1889, S. 495]. Zum Vergleich betrugdie Zahl der Medizinstudenten an den russischen Universitäten Kazan’, Char’kovund Jur’ev nach der Universitätsreform von 1884 zwischen 700 und 950 [Eulenburg,1896, S. 718], lag damit etwa in der Größenordnung der Leipziger Universität.

Falkenstein schlug zum planmäßigen Ausbau der Medizinischen Fakultät vor[Kästner, Thom, 1990], zunächst die Lehrstühle für Anatomie und Physiologie, dieErnst Heinrich Weber (1795–1878) seit 1840 gemeinsam wahrnahm, zu trennen undein modernes physiologisches Institut zu bauen. Unter Anleitung von Otto Funke(1828–1879), einem Schüler Webers, hat Ivan Michajlovic Secenov (1829–1905) beiseinem kurzen Aufenthalt in Leipzig Ende 1857 gearbeitet.1 Auf den Lehrstuhl fürPhysiologie wurde zum 1. Mai 1865 Carl Ludwig (1816–1895), einer der bedeu-tendsten Physiologen des 19. Jahrhunderts, berufen. Ludwig hatte vorher als Pro-fessor in Zürich (1849–1855) und am Wiener Josephinum (1855–1865) gewirkt. InWien lehrte er neben Physiologie auch medizinische Physik und konnte aufgrundseiner Neigung zu physikalischen Methoden den Fortschritt der Physiologie durchdie Entwicklung neuer Geräte und Messverfahren entscheidend bereichern.

Die Leipziger Physiologische Anstalt wurde 1869 eröffnet und entwickelte sichunter Ludwigs Leitung zu einem Zentrum der physiologischen Lehre und Forschung,was auch zahlreiche Wissenschaftler aus dem Ausland an die Leipziger Universitätführte. Die Studienaufenthalte dauerten von einigen Monaten bis zu etwa zwei Jah-ren, viele ausländische Praktikanten kamen mehrmals nach Leipzig. Da nicht allePraktikanten die wissenschaftlichen Ergebnisse publiziert haben, ist heute der Nach-weis über ihren Aufenthalt im Institut erschwert, insbesondere da das Institutsar-chiv 1943 bei einem Bombenangriff vernichtet wurde.

Umfangreiche Dokumentationen über die Tätigkeit der physiologischen Anstaltund der Ludwig-Schüler sind in zwei Monographien dargelegt [Schröer, 1967;Ces-nokova, 1973]. Durch unsere Recherchen konnte die Liste der russischen Ludwig-Schüler erweitert werden, sie umfasst die Namen von 42 russischen Medizinern,vondenen Publikationen in deutschen Zeitschriften bekannt sind [Pfrepper,2003;Pfrep-per, 2004, S. 273–292].

Geht man von einer Gesamtzahl von etwa 210 Ludwig-Schülern in Leipzig aus,so kam etwa jeder Fünfte aus Russland. Die Mehrzahl von ihnen hat nach dem Aus-landsaufenthalt an einer russischen Universität gewirkt, vor allem als Professor fürPhysiologie, Pharmakologie oder Pathologie.

Nach Ludwigs Tod 1895 übernahm Ewald Hering (1834–1918) die Leitung desInstituts. Während seiner Amtszeit arbeiteten im Institut der Gynäkologe EfgenijMitrofanovic Kurdinovskij (1874–1933),2 Privatdozent der MilitärmedizinischenAkademie (MMA) und Professor in Perm (1920) und Moskau (1923), sowie dieSchüler und Assistenten Ivan Petrovic Pavlovs (1849–1936) Anton Antonovic Val’-ter (1870–1902),3 Boris Petrovic Babkin (1877–1950),4 Professor in Odessa,nach 1922in London und Montreal,Nikolaj Pavlovic Tichomirov (1879–nach 1955),5 1913 Pro-fessor für Physiologie am Polytechnischen Institut in Novo cerkassk, sowie LeonAbgarovic Orbeli (1882–1958),6 Nachfolger Pavlovs als Professor der Physiologieder MMA in St. Petersburg.

Eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung einer naturwissenschaftlich begrün-deten Medizin spielte neben der Physiologie vor allem die pathologische Anatomie,die zum Studienprogramm nahezu aller russischen Mediziner gehörte. Am häufig-

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sten wurden in den 1860er bis 1880er Jahren das pathologische Institut von RudolfVirchow (1821–1902) in Berlin und die Institute des Virchow-Schülers FriedrichDaniel von Recklinghausen (1833–1910) in Würzburg und Straßburg besucht [Pfrep-per,2004,S.273–292].Nach 1882 zogen dann auch Ernst Ziegler (1849–1905) in Tübin-gen und Freiburg i. Br. sowie der aus der Wiener Schule von Carl von Rokitansky(1804–1878) und Richard Heschl (1824–1881) kommende Hanns Chiari (1851–1916)an der deutschen Universität in Prag zahlreiche russische Mediziner zu Studien-aufenthalten an.Erster Ordinarius für allgemeine Pathologie und pathologische Ana-tomie in Leipzig wurde 1869 Ernst Leberecht Wagner (1829–1888), der 1871 denNeubau des pathologischen Instituts einweihen konnte. Nach dem Tod des Klini-kers Carl Reinhold August Wunderlich (1815–1877) wechselte Wagner 1877 als des-sen Nachfolger auf den Lehrstuhl für Medizinische Klinik. Für das Ordinariat derPathologie konnte die Fakultät den Virchow-Schüler Julius Cohnheim (1839–1884)gewinnen, der am 1.April 1878 sein Amt antrat und in der kurzen Zeit seiner Leip-ziger Tätigkeit zahlreiche russische Praktikanten anzog, die er gemeinsam mit sei-nem Stellvertreter Karl Weigert (1845–1904) betreute. Im Zeitraum von 1879 bis1884 besuchten das Leipziger pathologische Institut der praktische Arzt RomanAmfilochievic Sotnicevskij (geb. 1840),7 der Militärarzt Petr Nikolaevic Belousov(geb. 1853)8 aus Moskau, der Gynäkologe Aleksej Ivanovic Lebedev (1850–1923)9

aus St. Petersburg, seit 1884 Professor der MMA, der Chirurg Konstantin Vladi-mirovic Jankovskij (1849–1883)10 aus Moskau,Assistent von Nikolaj Vasil’evic Skli-fasovskij (1836–1904), sowie der Gynäkologe Dmitrij Oskarovic von Ott (1855 bis1929)11 und der Pathologe Michail Ivanovic Afanas’ev (1850–1910)12 aus St. Peters-burg, die seit 1889 bzw. 1885 als Professoren am Klinischen Institut der GroßfürstinElena Pavlovna in St. Petersburg wirkten.

Die hohe Wertschätzung Cohnheims durch die russischen Mediziner wird dadurchverdeutlicht, dass die beiden Bände seiner „Vorlesungen über allgemeine Patholo-gie“ bereits 1878 bzw. 1881, d. h. ein Jahr nach ihrem Erscheinen in Deutschland, inrussischer Übersetzung in St. Petersburg herausgegeben wurden und dort großeResonanz fanden. Der St. Petersburger Kliniker Vjaceslav Avksent’evic Manassein(1841–1901) hebt im Vorwort [Manassein,1887] zum ersten Band die Aktualität vonCohnheims Werk hervor und würdigt es

„[...] als einen Leitfaden der Physiologie des kranken Menschen, das den aktuellen Stand dermedizinischen Wissenschaften repräsentiert, in dem nicht nur die anatomischen, sondern auchchemische und physikalische Fakten Berücksichtigung finden und auch das pathologische Expe-riment breiten Raum einnimmt.“

Der Erfolg des Buches hat sicher dazu beigetragen, dass russische Mediziner einenAufenthalt in Leipzig in ihren Studienplan aufgenommen haben. Mehrere biogra-phische Artikel in der russischen Fachliteratur beweisen,dass die wissenschaftlichenLeistungen Cohnheims auch 100 Jahre nach seinem Tode in Russland nicht verges-sen sind [Serov, 1959, S. 68–73; Serov, Perov, 1989, S. 80–90].

Von 1885 bis 1899 stand das pathologische Institut unter Leitung von Felix Vic-tor Birch-Hirschfeld (1842–1899), der sich vor allem bakteriologischen Fragestel-lungen zuwandte. In dieser Zeit konnten bisher keine experimentellen Arbeiten rus-sischer Mediziner im Institut nachgewiesen werden. Als Nachfolger Birch-Hirsch-felds wurde 1900 Felix Marchand (1846–1918) aus Marburg nach Leipzig berufen,

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unter dessen Leitung 1906 der Neubau des pathologischen Instituts eingeweiht wer-den konnte. Hier arbeiteten zwischen 1906 und 1912 der Kiever Pathologe Vladi-mir Nikolaevic Konstantinovic (1872–1920),13 Petr Pavlovic Zabolotnov (1858–1935)14 aus Kazan’, von 1911 bis 1926 Professor am neu gegründeten Lehrstuhl fürpathologische Anatomie der Universität Saratov,Iosif Fomic Požariskij (1875–1919)15

aus Char’kov,1907 Privatdozent der Novorossijskij Universität Odessa,danach Pro-fessor in Warschau (1910) und Rostov am Don (1915), und Gregor Proschkin (geb.1885),16 Arzt aus Volcansk.

Auf Vorschlag von Ludwig berief die Medizinische Fakultät 1872 Wilhelm His(1831–1904) zum Nachfolger von Weber als Professor für Anatomie. His, Schülervon Johannes Müller (1801–1858),Rudolf Virchow und Albert Koelliker (1817–1905),hatte seit 1857 als Professor für Anatomie und Physiologie in Basel gewirkt. Dernach seinen Plänen errichtete Neubau des Leipziger anatomischen Institutes wurde1875 eröffnet. Mit Emil Du Bois-Reymond (1818–1896) und seinem Leipziger Kol-legen Wilhelm Braune (1831–1892) war His seit 1877 Herausgeber der Zeitschrift„Archiv für Anatomie und Physiologie“.

Im anatomischen Institut arbeiteten unter der Leitung von His und Braune,betreut auch von Prosektor Richard Altmann (1852–1900), der St. PetersburgerGynäkologe Aleksej Ivanovic Lebedev,17 Philipp Fischelis aus Odessa,18 der Zoo-loge und Anatom Nikolaj Feofanovic Kašcenko (1855–1935)19 aus Char’kov,der 1889als Professor an die neu eröffnete Universität Tomsk berufen wurde,sowie der Gynä-kologe Aleksandr Petrovic Gubarev (1855–1931)20 aus Moskau, seit 1893 Professorin Jur’ev (Dorpat) und ab 1897 an der Moskauer Universität.

Außerdem lehrte in dieser Zeit an der Medizinischen Fakultät Franz Adolf Hof-mann (1843–1920), seit 1878 Direktor des Hygiene-Instituts, der sich um die Ver-besserung der sanitären und hygienischen Verhältnisse des zur Großstadt wachsendenLeipzig sehr verdient machte und nach dessen Plänen z. B. die Wasserversorgung inLeipzig 1875–1879 saniert wurde. 1875 arbeitete im Auftrag der russischen Regie-rung der Militärarzt Ruvim Moiseevic Kulišer (1828–1896),21 Absolvent der St.Petersburger Mediko-chirurgischen Akademie, bei Hofmann und dessen AssistentKarl Flügge (1847–1923) über Fragen der städtischen Wasserversorgung.Da das Insti-tut über ein chemisches Labor verfügte, unterstützte Hofmann bei Bedarf auch dieArbeiten von anderen Praktikanten.

International bekannt waren durch ihre Arbeiten auch Paul Flechsig (1847–1929),seit 1877 Extraordinarius für Psychiatrie und Direktor der 1882 eröffneten Klinikfür Psychiatrie und Nervenkrankheiten, und an der Philosophischen Fakultät Wil-helm Wundt (1832–1920), der das erste Institut für experimentelle Psychologie derWelt gründete.Bald nach der Eröffnung besuchten die ersten russischen Praktikantendie neue Klinik. Zu den russischen Gästen zählten der später bekannte Neurologeund Psychiater Vladimir Michajlovic Bechterev (1857–1927)22 aus St. Petersburg,1886 Professor an der Universität Kazan’ und ab 1894 Professor an der MMA, undder Neuropathologe Liverij Osipovic Darkševic (1858–1925)23 aus Moskau,seit 1892Professor in Kazan’. Weiterhin arbeiteten bei Flechsig die Absolventen der MMA,der Neuropathologe und Psychiater Nikolaj Michajlovic Popov (1854–1939),24 1888Professor an der Russischen Universität Warschau, danach in Kazan’ als Nachfol-ger von Bechterev und 1903 an der Novorossijskij Universität in Odessa, der Neu-ropathologe Leonid Vasil’evic Blumenau (1862–1931),25 1903 Professor am Klini-

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schen Institut „Elena Pavlovna“ in St.Petersburg,der Psychiater Vladimir FedorovicCiž (1855–1922),26 1891 Professor in Jur’ev (Dorpat) und der Neuropathologe Alek-sandr Efimovic Šcerbak (1863–1934),27 1894 Professor an der Warschauer Univer-sität sowie der Char’kover Neurologe Michail Nikolaevic Popov (1864–1908).28

Weniger Möglichkeiten zu Publikationen boten den ausländischen Praktikan-ten naturgemäß die klinischen Fächer.Einen engen Kontakt nach Leipzig hatte derSt. Petersburger Gynäkologe Kronid Fedorovic Slavjanskij (1847–1898), der 1872für zwei Jahre ins Ausland delegiert wurde, die er vor allem in Leipzig bei Ludwigund in der Klinik von Carl Siegmund Franz Credé (1819–1892) verbrachte. In die-ser Zeit hielt er zwei Vorträge in der Leipziger Gesellschaft für Geburtshilfe, dieebenso wie eine unter Leitung von Credé durchgeführte Untersuchung zu denErkrankungen der Placenta veröffentlicht wurden.29 1877 zum Professor ernannt,begründete er an der Mediko-chirurgischen Akademie in St.Petersburg eine Schuleder Geburtshilfe und Gynäkologie, die zahlreiche Arbeiten in deutschen Zeit-schriften publizierte. 1890 war er neben von Ott, Gubarev und Georgij ErmolaevicRejn (1854–1942) aus Kiev einer der russischen Teilnehmer am X. InternationalenMedizinischen Kongress vom 4. bis 9. August 1890 in Berlin [Anonymus, 1891, S.125–169].

Der St.Petersburger Georg von Voss (1872–1964)30 absolvierte von 1890 bis 1895ein Medizinstudium in Dorpat und setzte danach seine Ausbildung von 1896 bis 1898in Leipzig, Heidelberg, Berlin und Paris fort. In Leipzig arbeitete er in der Medizi-nischen Klinik bei Heinrich Curschmann (1846–1910) und im anatomischen Insti-tut bei His.Nach seinem Aufenthalt in Deutschland praktizierte er von 1898 bis 1904als Arzt in St. Petersburg, siedelte 1906 nach Greifswald über, wo er als Oberarztund Privatdozent tätig war; 1923 erhielt er einen Ruf als Professor für Psychiatrienach Düsseldorf.

Die Vielzahl der in der Arbeit genannten Namen russischer Mediziner, die zeit-weilig an der Universität Leipzig tätig waren, macht die engen deutsch-russischenBeziehungen auf diesen Gebieten deutlich und spricht für das hohe Niveau von Lehreund Forschung in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts. Es ist deshalb ver-ständlich, dass viele russische Professoren Deutschland als ihre wissenschaftlicheHeimat betrachtet haben.

Vasilij Jakovlevic Danilevskij (1852–1939), Ordinarius für Physiologie der Uni-versität Char’kov seit 1883, der von 1878 bis 1879 zu einem Studienaufenthalt beiAdolf Fick (1829–1901) in Würzburg, Isidor Rosenthal (1836–1915) in Erlangen undCarl Ludwig in Leipzig weilte, schrieb 1888, anlässlich seiner Wahl zum Mitglied derLeopoldina an den Präsidenten Hermann Knoblauch (1820–1895):

„Von jeher die deutsche Wissenschaft überaus hochstellend, welche auch für mich persönlichdie größte Lehrmeisterin meines wissenschaftlichen Bestrebens gewesen ist und sein wird,schätze ich mich desto mehr glücklich, da ich jetzt auch Ihrer ‚ältesten deutschen gelehrtenCorporation’ anzugehören die Ehre habe.“31

Ohne Zweifel haben auch die führenden Leipziger Mediziner einen Beitrag gelei-stet, dass Russland am Ende des 19. Jahrhunderts über eine Reihe wissenschaftli-cher Schulen verfügte,die neben der Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs auchden wissenschaftlichen Fortschritt in der Welt mitbestimmen konnten. Beispielhaftsoll hier nur die St. Petersburger physiologische Schule genannt werden, die durch

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das Wirken der Ludwig-Schüler Secenov, Filip Vasilevic Ovsjannikov (1827–1906),Ilja Faddeic Cion (1842–1912), Victor Vasil’evic Pašutin (1845–1901), KonstantinNikolaevic Ustimovic (1838–nach 1917) und Ivan Petrovic Pavlov (1849–1936) sowieIvan RomanovicTarchanov (1846–1908) und Nikolaj Jevgen’evicVvedenskij (1852–1922) eine lange Tradition besitzt und insbesondere durch die Arbeiten von Pavlovund dessen Schülern [Kvasov, Fedorova-Grot, 1967] in den 1890er Jahren zu einemführenden Zentrum der experimentellen Physiologie in der Welt wurde, so dass nunauch junge Wissenschaftler aus Deutschland wie z. B. der Leipziger PharmakologeWalter Straub (1874–1944) [Merkulov, 1961] und der Berliner Arzt und späterebekannte Pazifist Georg Friedrich Nicolai (1874–1964) [Kästner, 2004] zu Studien-aufenthalten nach St. Petersburg reisten.

Für ihren Beitrag zur Entwicklung der russischen Wissenschaft wurden die Leip-ziger Professoren Rudolf Leuckart (1895) und Wilhelm Wundt (1902) zu ausländi-schen Ehrenmitgliedern sowie Ernst Heinrich Weber (1869), Carl Ludwig (1871),Wilhelm His (1885), Wilhelm Ostwald (1896) und Ewald Hering (1905) zu korre-spondierenden Mitgliedern der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St.Petersburg gewählt.

Anmerkungen

Die von den russischen Medizinern in Leipzig durchgeführten experimentellen Arbeiten werdenin der Originalschreibweise in den Anmerkungen dargestellt, im Text werden die russischen Vor-und Familiennamen nach DIN 1460 transliteriert [Duden, 2000, S. 118].

1 Setchenow, I. M.: „Einiges über die Vergiftung mit Schwefelkalium.“ Archiv für pathologischeAnatomie und Physiologie und für klinische Medizin 14 (1858), S. 356–370.

2 Kurdinowsky, E. M.: „Experimente zur Frage über den Einfluss der Asphyxie und der Anämieauf die Uteruscontractionen.“ Archiv für Gynaekologie 76 (1905), S. 313–336.Kurdinowsky, E. M.: „Einige neue Angaben über die experimentelle Methodik des Uterus imallgemeinen und die Registration der Kontraktionen seiner Hörner im besonderen.“ Centralblattfür Gynäkologie 29 (1905), S. 677–689.

3 Walther, Anton: „Beobachtungen über den Verlauf centraler und extramacularer negativerNachbilder.“ Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 77 (1899), S.53–69.Walther, Anton: „Zur Lehre vom Tetanus des Herzens.“ Archiv für die gesammte Physiologiedes Menschen und der Thiere 78 (1899), S. 597–636.

4 Babkin, B. P.: „Zeigen die Aktionsströme verschieden rasch zuckender Muskeln des Froscheseinen verschiedenen zeitlichen Verlauf?“ Archiv für die gesammte Physiologie des Menschenund der Thiere 125 (1908), S. 595–600.

5 Tichomirow,N.P.und Dittler,R.:„Zur Kenntnis des Muskelrhythmus.“ Archiv für die gesammtePhysiologie des Menschen und der Thiere 125 (1908), S. 111–136.Tichomirow, N. P. und Brücke, E. Th. v.: „Über die Lage der Flimmergrenze im direkten undindirekten Sehen.“ Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 128 (1909),S. 177–190.

6 Dittler, Rudolf und Orbeli, Lewon: „Über die Herstellung gleicher Helligkeit auf ungleichgestimmten Sehfeldstellen.“ Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere132 (1910), S. 338–352.Orbeli, Lewon und Dittler, Rudolf: „Über das Verhalten des Dreibildphänomens bei Reizungdes Sehorgans mittels zweier bewegter verschiedenfarbiger Lichtquellen.“ Pflügers Archiv fürdie gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 132, 1910, S. 600–606.Orbeli, Lewon und Brücke, E.Th. v.: „Beiträge zur Physiologie der autonom innervierten Mus-kulatur. II.Die Aktionsströme der Uretermuskulatur während des Ablaufs spontaner Wellen.“

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Pflügers Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 133 (1910), S. 341–364.

7 Sotnitschewsky: „Ueber Stauungsödem.“ Archiv für pathologische Anatomie und Physiologieund für klinische Medicin 77 (1879), S. 85–101.

8 Beloussow, P. N.: „Ueber die Folgen der Unterbindung des Ductus choledochus.“ Archiv fürexperimentelle Pathologie und Pharmakologie 14 (1881), S. 200–211.

9 Lebedeff, A.: „Ueber die Gascysten der Scheide.“ Archiv für Gynaekologie 18 (1881), S. 132–149.

10 Jankowski, K. W.: „Ueber die Bedeutung der Gefässnerven für die Entstehung des Oedems.“Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin 93 (1883),S.259–285.

11 Ott, von: „Ueber den Einfluss der Kochsalzinfusion auf den verbluteten Organismus im Ver-gleich mit anderen zur Transfusion verwendeten Flüssigkeiten.“ Archiv für pathologische Ana-tomie und Physiologie und für klinische Medicin 93 (1883), S. 114–168.

12 Afanassiew, M.: „Ueber die pathologisch-anatomischen Veränderungen in den Nieren und inder Leber bei einigen mit Hämoglobinurie oder Icterus verbundenen Vergiftungen.“ Archivfür pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin 98 (1884), S. 460–500.

13 Konstantinowitsch,W.:„Beitrag zur Kenntnis der Leberveränderungen bei Eklampsie.“ Beiträgezur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 40 (1906), S. 483–533.

14 Sabolotnow, P.: „Zur Lehre von den Nierengeschwülsten suprarenalen Ursprungs.“ Beiträgezur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 41 (1907), S. 1–51.

15 Poscharissky, J.: „Über die histologischen Vorgänge an den peripherischen Nerven nach Kon-tinuitätstrennung.“ Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 41(1907), S. 52–94.

16 Proschkin war vom 19. April 1906 bis 15. März 1912 als Student der Medizinischen Fakultäteingeschrieben. Vgl. Universitätsarchiv Leipzig (UAL), Quästurkartei.Seine Arbeit über Poliomyelitis wurde von der Medizinischen Fakultät als Inaugural-Disser-tation am 18. November 1911 angenommen. Vgl. UAL, Med. Fak. 7522, Bl. 1–9: Prüfungsaktefür Proschkin Gregor.Proschkin,Gregor:„Untersuchung eines Falles von sporadischer akuter Poliomyelitis.“ Beiträgezur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 53 (1912), S. 38–68.

17 Lebedeff,A.: „Ueber die Entstehung der Anencephalie und Spina bifida bei Vögeln und Men-schen.“ Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin 86 (1881),S. 263–298.

18 Philipp Fischelis war seit 18. Dezember 1879 an der Medizinischen Fakultät der UniversitätLeipzig als Medizinstudent eingeschrieben. Vgl. UAL, Film-Nr. 49, Protokoll erteilte Sitten-zeugnisse März – August 1882.Fischelis,Philipp:„Beiträge zur Kenntniss der Entwickelungsgeschichte der Gl.Thyreoidea undGl. Thymus.“ Archiv für mikroskopische Anatomie 25 (1885), S. 405–440.

19 Kastschenko, N.: „Methode zur genauen Reconstruction kleinerer makroskopischer Gegen-stände.“ Archiv für Anatomie und Physiologie, Anat. Abt. 1886, S. 388–394.

20 Gubaroff, A. v.: „Ueber den Verschluss des menschlichen Magens an der Cardia.“ Archiv fürAnatomie und Physiologie, Anat. Abt. 1886, S. 395–402.

21 Kulischer: „Ueber das Eindringen von Stoffen in undichte Wasserleitungen.“ Archiv für Ana-tomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin 1875, S. 668–680.Kulischer: „Ueber Endosmose von Kochsalzlösung vermittelst starrer und dehnbarer Schei-dewände bei gegenwirkendem Drucke.“ Archiv für Anatomie, Physiologie und wiss. Medicin1875, S. 681–712.

22 Bechterew, W.: „Ueber die Bestandtheile der Hinterstränge des Rückenmarks auf Grund derUntersuchung ihrer Entwickelung. Vorläufige Mittheilung.“ Neurologisches Centralblatt 4(1885), S. 31–33.Bechterew,W.: „Zur Anatomie der Schenkel des Kleinhirns, insbesondere der Brückenarme.“Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 121–125.Bechterew,W.: „Ueber die innere Abtheilung des Strickkörpers und den achten Hirnnerven.“Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 145–147.

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Bechterew,W.: „Ueber eine bisher unbekannte Verbindung der grossen Oliven mit dem Gros-shirn.“ Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 194–196.Bechterew, W.: „Ueber die Längsfaserzüge der Formatio reticularis medullae oblongatae etpontis.“ Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 337–346.Bechterew, W.: „Zur Frage über die secundären Degenerationen des Hirnschenkels.“ Archivfür Psychiatrie und Nervenkrankheiten 19 (1888), S. 1–17.

23 Darkschewitsch, L.: „Ueber die hintere Commissur des Gehirns.“ Neurologisches Centralblatt4 (1885), S. 100–101.Darkschewitsch,L.:„Ueber den centralen Ursprung des N.accessorius Willisii.Vorläufige Mitt-heilung.“ Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 134–135.Darkschewitsch, L.: „Ueber den Ursprung und den zentralen Verlauf des Nervus accessoriusWillisii.“ Archiv für Anatomie und Physiologie, Anat. Abt. 1885, S. 361–378.Darkschewitsch, L.: „Zur Anatomie des Corpus quadrigeminum.“ Neurologisches Centralblatt4 (1885), S. 251–252.

24 Popoff, N.: „Zur Frage vom Ursprungsgebiete der Fasern der vorderen Commissur in derHirnrinde des Menschen.“ Neurologisches Centralblatt 5 (1886), S. 521–525.

25 Blumenau, L.: „Ueber den äusseren Kern des Keilstranges im verlängerten Mark.“ Neurolo-gisches Centralblatt 10 (1891), S. 226–232.

26 Tschisch, W. v.: „Ueber die Zeitdauer der einfachen psychischen Vorgänge bei Geisteskran-ken. Vorläufige Mittheilung.“ Neurologisches Centralblatt 4 (1885), S. 217–219.

27 Stscherbak,A. E.: „Ueber den Flockenstiel und die innere Abtheilung des Corpus restiforme.“Neurologisches Centralblatt 12 (1893), S. 227–229.Stscherbak,A. E.: „Bemerkungen über die Loalisation des Geschmackcentrums beim Kanin-chen.“ Neurologisches Centralblatt 12 (1893), S. 261–262.

28 Popoff, Michael: „Zur Histologie der disseminirten Sklerose des Gehirns und Rückenmarks.“Neurologisches Centralblatt 13 (1894), S. 321–325.

29 Slavjansky, Kronid: „Endometritis decidualis haemorrhagica bei Cholera-Kranken.“ Archivfür Gynaekologie 4 (1872), S. 285–296.Slavjansky, Kronid: „Ueber sogenannte Indurationen der Placenta.“ Archiv für Gynaekologie5 (1873), S. 403–404.Slavjansky,Kronid:„Zur Lehre von den Erkrankungen der Placenta. (Thrombosis sinuum pla-centae).“ Archiv für Gynaekologie 5 (1873), S. 360–366.

30 Voss, G. v.: „Anatomische und experimentelle Untersuchungen über die Rückenmarksverän-derungen bei Anämie.“ Deutsches Archiv für klinische Medizin 58 (1897), S. 489–522.

31 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Archiv, MN 2731, Brief vom 6. Oktober1888.

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Anschrift der Verfasser:

Dr. rer. nat. Regine PfrepperUniversität LeipzigKarl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der NaturwissenschaftenAugustusplatz 10/1104109 Leipzig

Dr. rer. nat. habil. Gerd PfrepperBreisgaustr. 1704209 Leipzig