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Aus der Abteilung fiir Ohren-, Nasen- und Halskranke im Allerheiligen-ttospitai zu Breslau. (Prof. Dr. Brieger.) ExperimenteUe Studien zur Pathologie der akut- entzfindlichen Prozesse im Mittelohr. Yon Dr. Ludwig Haymann, friiherer Sekund£rarzt der Ab~eilung, jetzt Assistent der Universit~ts- Ohrenklinik zu l~[iinchen (Prof. Dr. ]Keine). (Fortsetzung.) Infektion mit Streptococcus mucosus. Stature A. Versuch 12 und 13. Versuchsanordnung: Beiderseit.s Er6ffnung der Bu]la und Einbringen yon je zwei Tropfen der 5iukosusaufschwemmung. Naht. Das Tier befindet sich anscheinend ganz wohL Am vierten und ffinften Tage n~ch der Operation macht es einen kranken Eindruck. Sp/iter ist in seinem Verh~lten nichts Ungew6hnliches zu konstatieren. 10 T~ge nach der Infektion TStung. Befund: Rechte Seite: In der Bull~ liegt eitriges Exsudat. Die Schieimh~ut ist durchgehends mittelstark verdickt und infiltriert. An manchen Stellen ist die oberfN~chlichste Schich~ abgehoben. D~s Epithel manchmal nicht mehr zu differenzieren. Streckenweise ist es kubisch oder zylindrisch. Die Schleimhaut enth~lt 6fters grSl3ere endothelausgekleidete Spalten. Hie'und da ist das Exsudat in fester Verbindung mit der Schlein~haut gesfanden, wie Reste des Exsudats beweisen, die bei der Schrumpfung desselben infolge der H~rtung in innigem Zusammenhang mit der Schleimhaut geblieben And.. Hier Organisationsvorg£nge. An der Bull~kapsel, manchmal innen, m~nchmal auBen, geringe Knochenneubildung. Im hinteren Abschnitt der Bu]lz liegt die Operationsstelle. In ihr Knochensplitterchen und Bindegewebe, an den R/indern neu- gebildete Knochensp~ngen. Ebenso am FaziMiskanal, der anscheinend verletzt wurde. Im Innern desselben wenig ~Nervenfasern, viel Binde- gewebe. In der ~7/~he der ErSffnungsstel]e zeigt das Exsudat in der Bulla homogene Massen ~us Lymphflfissigkeit und Zelldetritus. Die Schleimhaut fehlt fiber eine Strecke bin vollst/~ndig. Die knScherne Bullawand ist~ hier innen und ~ul3en stellenweise verdfinnt und weist zackige Begrenzungslinien auf. An ihrer Aul3enfl~che dringt gegen Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 92. 1

Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

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Page 1: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Aus de r A b t e i l u n g fiir Ohren- , N a s e n - u n d H a l s k r a n k e im A l l e r h e i l i g e n - t t o s p i t a i zu Bres lau . (Prof. Dr . B r i e g e r . )

ExperimenteUe Studien zur Pathologie der akut- entzfindlichen Prozesse im Mittelohr.

Y o n

Dr. Ludwig Haymann, friiherer Sekund£rarzt der Ab~eilung, jetzt Assistent der Universit~ts-

Ohrenklinik zu l~[iinchen (Prof. Dr. ]Keine).

(Fortsetzung.)

Infektion mit Streptococcus mucosus. S t a t u r e A.

V e r s u c h 12 u n d 13. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Beiderseit.s Er6ffnung der Bu]la und

Einbringen yon je zwei Tropfen der 5iukosusaufschwemmung. Naht. Das Tier befindet sich anscheinend ganz wohL Am vierten und ffinften Tage n~ch der Operation macht es einen kranken Eindruck. Sp/iter ist in seinem Verh~lten nichts Ungew6hnliches zu konstatieren. 10 T~ge nach der Infektion TStung.

B e f u n d : R e c h t e S e i t e : In der Bull~ liegt eitriges Exsudat. Die

S c h i e i m h ~ u t ist durchgehends mittelstark verdickt und infiltriert. An manchen Stellen ist die oberfN~chlichste Schich~ abgehoben. D~s Epithel manchmal nicht mehr zu differenzieren. Streckenweise ist es kubisch oder zylindrisch. Die Schleimhaut enth~lt 6fters grSl3ere endothelausgekleidete Spalten. H ie ' und da ist das Exsudat in fester Verbindung mit der Schlein~haut gesfanden, wie Reste des Exsudats beweisen, die bei der Schrumpfung desselben infolge der H~rtung in innigem Zusammenhang mit der Schleimhaut geblieben And.. Hier Organisationsvorg£nge.

An der Bull~kapsel, manchmal innen, m~nchmal auBen, geringe Knochenneubildung.

Im hinteren Abschni t t der Bu]lz liegt die Operationsstelle. In ihr Knochenspli t terchen und Bindegewebe, an den R/indern neu- gebildete Knochensp~ngen. Ebenso am FaziMiskanal, der anscheinend verletzt wurde. Im Innern desselben wenig ~Nervenfasern, viel Binde- gewebe. In der ~7/~he der ErSffnungsstel]e zeigt das Exsudat in der Bulla homogene Massen ~us Lymphflfissigkeit und Zelldetritus. Die Schleimhaut fehlt fiber eine Strecke bin vollst/~ndig. Die knScherne Bullawand ist~ hier innen und ~ul3en stellenweise verdfinnt und weist zackige Begrenzungslinien auf. An ihrer Aul3enfl~che dringt gegen

A r c h i v f. O h r e n h e i l k u n d e . Bd. 92. 1

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2 L U D W I G I t A Y MANN,

den Knoehen junges gefiiBreiches Bindegewebe vor, das massenhaft Osteoktasten enth/~lt.

Im vorde~en N e b e n r a u m ist das Exsudat teilweise in Orga- nisation beg~ffen. Die Sehleimhaut sehr stark verbreitert, enth~It grSBere J:Iohlr~ume. _An der Augenseite des Nebenraums mehr, nach innen zu weniger neugebildeter Knochen.

Die GehSrknSehelehen selbst sind intakt. Ihre Schleimhaut- bekleidung steht mit der Naehbarschaft dutch Spangen und Briicken yon teilweise mit Epithel fiberzogenem Granulationsgewebe in Zu- sammenhang. Das T r o m m e l f e l l ist ziemlieh s tark verdiekt und infiltriert, weisb abet nirgends eine Konbinuit~tstrennung auf.

Die Schteimhaut der S c h n e c k e n k a p s e l infiltriert. Die Steig- btigeisehenkel v611ig in Granulationsgewebe eingebettet. Die Schleim- hautschicht der runden Fenstermembran ist etwas verdiekt. Die Membran selbst eitrig infiltviert, an ihrer koch]eaten Seite liegt eine kleine Anh~ufung yon l%undzellen. In den beiden unteren S c hn e c k e n - windungen liegen, haupts~chlieh perilymphathiseh, hie und da geringe Anh~ufungen yon Rundzellen, sonst im Vestibulum und in den Bogen- g~ngen keine deutliehen entziindlichen Ver~nderungen. Die Labyrinth- weiehteile sind nicht besonders gut erhalten.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat liegen massenhaft kurze Ket ten yon Kapselkokken, an der 0berflgche der Schleimhaut ziemlich viel, in ihr selbst im atlgemeinen wenig.

L i n k e S e i t e : In der Bulla m~gige Mengen eitrigen Exsudats. Teilweise liegt der S c h l e i m h a u t ein ganz dfinner Saum yon Eifer auf, wodurch ihr Epi thel sehr schwer zu differenzieren ist. Es ist zum Tell verloren gegangen. Sonst erscheint es flach und nieder.

Die Schleimhaut ist m~Big gesehwollen, 5dematSs und weist mehrfach zum Teil gr5gere Hohlr~ume "auf.

Die Er6ffnungsstelle im hinteren Bullaabschnit t ist narbig ver- schlossen, enth~lt Knoehenspli t ter und zeigt an ihren Rgndern Knoehen- neubildung.

An der Bullainnenseite hie und da neugebildete Knoehenspangen. Der vordere N e b e n r a u m enthal t im Vergleieh zur Bulla etwas

mehr Eiter. Seine Schleimhaut ist aber sehr wenig, manchmal fast gar nicht vergndert . An zwei Stetlen befindet sieh an der Innenfl~che der Augenwand eine umschriebene, ziemlich stark ausgeprggte Knochen- neubildung, fiber die die dfinne Sehleimhaut zieht. Auch an der AuBenfl£ehe tier latera.len Wand etwas neugebildeter Knochen.

Die GehSrkn6chelehen zeigen keine Vergnderungen. Um sie l iegt Eiter. Strangbiidung nicht vorhanden. Das Trommelfell ist in seiner Schleimhautschicht gering infiltriert, sonst int~kt.

S c h n e c k e , Vorhof, Bogeng~nge, Labyrinthfenster ohne ent- zfindliehe Veriinderungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat ziemlich viele Kokkenket ten yon gleicher Beschaffenheit wie rechts. An der Oberfl~iche der Schleim- haut t r i f f t man stellenweise gleichfa]ts viete Bakterien. In ihr wenig, am meisten noch hie und da in der oberflachlichsten SchichL

R e s u m 6 : E i t r i g e M i t t e l o h r e n t z f i n d u n g b e i d e r -

s e i t s b e t i m p e r f o r i e r t e m T r o m m e l f e l l . - - D a u e r 10 T a g e . - - B e i d e r s e i t s g e r i n g e K n o c h e n n e u b i l d u n g .

- - R e c h t s : K n o c h e n e i n s c h m e l z u n g i m h i n t e r e n ,

o r g a n i s a t o r i s c h e V o r g a n g e i m v o r d e r e n N e b e n -

r a u m u n d u m d i e G e h S r k n S c h e l e h e n . ~ - E i t r i g e

I n f i l t r a t i o n d e r r u n d e n F e n s t e r m e m b r a n u n d

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Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 3

l e i c h t e , n a m e n t l i c h a u f d ie p a r s i n f e r i o r b e s c h r g n k t e L a b y r i n t h i t i s .

Es fgllt hier auf, daft trotz gleicher Versuchsanordnung bei demse!ben Tier ein deutlicher Unterschied im Ablauf auf beiden Seiten bemerkbar ist. Rechts scheint die Entziindung stgrker gewesen zu sein, wie aus den ausgeprggteren reaktiven Vorg~ngen wohl sicher hervorgeht. Der Grund hierfiir ist nieht ohne weiteres klar. Anatomische Variet~tten, die daffir verantwortlich gemacht werden k5nnten, sind - - bei den einfachen VerMltnissen lgftt sich hier dies ganz gut ent- scheiden - - nicht vorhanden. Auch sonstige Griinde fiir eine ,,lokale Disposition" lassen sich nicht linden. Es diirften wohI Differenzen in der Quantitgt des Infektionsstoffes, wie sie nieht auszuschalten sind, aussehlaggebend gewesen sein.

Beaehtenswert ist aueh, dab auf der reehten Seite aus- gepr~gtere Ver~nderungen im vorderen Nebenraume vorhanden sind, obwoht die Infektion in der Bulla erfolgte.

Die Infektionsstelle ist beiderseits - - trotz des meeha- nisehen und infekti5sen Insults - - in Heihmg begriffen, wenn sieh aueh reehts noeh, wie so h~ufig, an ihr Knoehen- abbauprozesse abspielen.

Der Einbrueh in das Labyrinth kann aueh hier nieht mit dem Fehlen eines Trommelfelloehs in Zusammenhang gebraeht werden. Wie sehwer es ist, die Ursaehen eines La- byrintheinbruehs zu erkl~ren, und wie man sieh hier vor sehnellen Sehliissen aus nieht geniigend gekl/~rten Befunden hiiten muft, sieht man in diesem Falle. Die Ver/inderungen der Mittelohrsehleimhaut sind hier durehaus nicht besonders sehwer; sie sind aueh nicht so lokalisiert, daft man aus der Anwesenheit besonderer, sehwerer Ver/inderungen in der Nghe der bekannten Einbruchspforten sieh die Infektion des Labyrinths erklgren k5nnte. Es kann eben aueh bei nieht besonders schweren Mittelohrver/~nderungen der Prozeg auf das Labyrinth weitersehreiten, ohne dab eine Ursache dafiir zu ergriinden wgre. Die Sehwierigkeiten, die sieh aus solehen Beobaehtungen fiir die Wiirdigung der Ver/~nderungen im Mittelohr am Mensehen und damit fiir die Prophylaxe der Labyrintheiterungen ergeben, liegen auf der Hand. Ferner sei auf die Tatsaehe hingewiesen, dab bei solehen entziind- lichen Einbriiehen ins Labyrinth Lymphgerinnungen merk- wiirdigerweise ganz ausbleiben oder wenigstens nieht naeh- weisbar sein kSnnen.

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4 L U D W I G H A Y M A N N ,

V e r s u c h 14 u n d 15. V e r s u c h s a n o r d n u n g: E r 6 f f n u n g de r B u l l a b e iderse i t s i m h i n t e r e n

N e b e n r a u m . I n f e k t i o n in de r i ib l i chen Weise. I n den e r s t e n T a g e n ze ig t das ]3ef inden des Ve r suchs t i e r e s ke ine V e r ~ n d e r u n g . U n g e f ~ h r vom fiinften Tage an macht das Tier einen kranken Eindruck. Es liegt viol zusammengekauerb in einer Ecke des K~figs, bewegt sich wenig uncl unsicher. Diese Erscheinungen danern ca. 6--8 Tage. Von da an ist das Befinden des Tieres gut, sein Verhalten ganz wie das eines normalen. 36 Tage nach der Infektion TStung dnrch Chloro- form und I)urchsehneiden der Halssehlagadern.

Befund:

I~echte Seite: In der Bulla liegt namentlich in ihren unteren Partien massenhaft organisiertes Exsudat. Daz~dschen kleine l~,este freien Eiters. Die Schieimhaut ist sehr verbreitert und meist gegen das organisierte Exsudat nicht abzugrenzen. In ihr liegen groi3e Hohlritume, In den oberen Abschnitten der ]3u]la zeigt die Schleimhautauskleidung ilrl ~llgemeinen ebensolehe Ver£nderungen. I-Iier liegt, auf ihr streckenweise oft ein schmaler StreJfen eitrigen, zum gr6Bten Teil organisierten Exsudals. We die Oberfl~che der Schleimhaut sichtbar ist, tr~gt sie sehr oft gut erhaltenes, flimmerndes Zylinderepithel. An der Innenseite der Bullakapsel enorme I(nochen- n e u b i l d u n g , die s ich m e i s t in e inze lnen e~agenfb rmigen S c h i c h t e n auf- b a u t . S te l lenweise e r s e h e i n t de r u r sp r i ing l i che B u l t a k n o c h e n v e r d i i n n t .

I m h i n ~ r e n R~ebenraum l i eg t die o p e r a t i v e E r6 f fnungss t e l l e . Sie i s t v o r w i e g e n d d u r c h B i n d e g e w e b e , z u m Tel l a u c h d u t c h K n o c h e n - n e u b f i d u n g , vol ls t~indig ve rsch lossen . I n i h r e r I ~ h e i s t die K n o c h e n - n e u b i l d u n g ganz kolossal , n a m e n t l i c h u m d e n Faz i a l i skana l , dessen K o n f i g u r a t i o n d a d u r e h ganz ver~inder t isf.

Das T r o m m e l f e l l i s t in s e inen o b e r e n P a r t i e n s t a r k v e r d i c k t , i n s e inen u n t e r e n ~ n s c h e i n e n d v b l l i g ze r s tb r t , gegen das a n se iner S te l le l i egende organis ier~e E x s u d a t n i c h t ~nehr a, h z u g r e n z e n .

Der v o r d e r e N e b e n r a u m i s t c lutch s t a r k e K n o c h e n n e u b i t d u n g r ings a n der Innenf l~iche se iner W ~ n d e e ingeeng t . ] )as L u m e n i s t b i s au f k le ine t I o h l r ~ u m e vb l l ig d u r c h B i n d e g e w e b e ausgefi i l l t . Diese t r a g e n Epi~hel , e n t h a l t e n E i t e r uncl s t e l l en j edenfa l l s R e s t e des ur- sp r i i ng l i chen L u m e n s dar . O f f e n b a r i s t das u r sp r i i ng l i che E x s u d a t h i e r i m L a n f e de r Ze i t v o l l k o m m e n o r g a n i s i e r t worden , u n d das L u m e n b is au f diese k l e i n e n l~esee g e s c h w u n d e n .

Die G e h b r k n b c h e l c h e n s ind y o n e i t r i g e m G r a n u l ~ t i o n s g e w e b e u m g e b e n , s t e h e n m i t den b e n a e h b a r t e n W ~ n d e n d u r c h k e r n r e i c h e B i n d e g e w e b s b r i i c k e n i n V e r b i n d u n g u n d ze igen s t a r k e K n o c h e n - n e u b i l d u n g . A u c h a n de r L a b y r i n t h k a p s e t i m Bere i che de r Bogen- g~nge n e u g e b i l d e t e Knoc .hensp~ngen .

I n t ier I%ische z u m r u n d e n F e n s t e r t i eg t y o n o r g a n i s i e r f e m E x s u d a t e ingeseh]ossener E i t e r . Die t 0 e n s t e r m e m b r a n i s t v e r d i c k t .

De r p e r i l y m p h ~ t i s c h e R a u m der S c h n e c k e n w i n d u n g e n i s t z u m g~bl3ten Tei l r a i l B i n d e g e w e b e ausgeff i l l t , das hie u n d da n o e h ger inge l ~ u n d z e l l e n a n h ~ u i ' u n g e n umschl iel~t . Es i s t n a m e n t l i c h sehr s t a r k i n d e n u n t e r e n ~ T i n d u n g e n e n t w i c k e l t . I n de r o b e r s t e n W i n d u n g s ind n u t F i b r i n g e r i n n u n g e n v o r h a n d e n . I n a l l en W i n d u n g e n b e m e r k t m a n e ine s t a r k e E k t a s i e des D u e t u s cochlear is . Die R e i s n e r s c h e M e m b r a n is~ meisL m i t d e m p e r i l y m p h a t i s c h e n B i n d e g e w e b e ver- k l e b t , ve rw~chsen . Sie i s t a n s c h e i n e n d d e m Zuge b e i m S c h r u m p f e n des o r g a n i s i e r t e n E x s u d ~ t s gefolgt , das h ie r den D u e t u s cochlear is a t l se i t ig u m g i b t . Das C o r t i s e h e O r g a n b i e r m e i s t n i e h t m e h r zu d i f fe renz ie ren . I n d e n b e i d e n u n t e r e n W i n d u n g e n , n a m e n t l i c h in t ier Sk~l~ ~)-mpani b e f i n d e n s ich n e u g e b i l d e t e K n 0 c h e n s p a n g e n . Sie s i t zen i m L i g ~ m e n t u m spira le , a n der m e m b r a n a spir~l is essea

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Experimentelte Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 5

und auch an der Membrana spiralis membranacea. =~_uch am ~iodiolus ]ale und da Knochenneubildung. In den oberen Schneckenw~ndungen befindet sich jedoch keine Knochenneubildung mehr, hSchstens nut ganz geringe Andeutung davon. Im Duetus cochlearis meist nu t geringe Gerinnungen.

Im Vestibulum und in den Bogengangen aul3er Gerinnungen keine besonderen ver~nderungen.

L i n k e S e i t e : Das Lumen der Bulla isb durch ausgedehnte Knochenneubildung betrachtl ich verkleinert. An der knSchernen Kapsel kann man deutl ich zwei verschieden alte Schichten unter- seheiden, eine jfingere innere, und eine £1tere ~u~ere, die manchmal mehr minder verdf innt scheint.

Hie nnd da sieht man auch Stellen, wo l e t z t e re yon mehreren unregelm~Bigen Kan~ten durchsetzt ist, die Bindegewebe und Oe- f~6e enthalten. Uber diese kn5cherne Kapsel zieh$ in den oberen Ab- schnit~en der Bulla eine zum Tell wenig verdickte, infiltrierte Schleim- haut. Im Lumen liegen geringe in Organisation begriffene Exsudat- mengen. In den unteren ,~_bselmitten ist das an und fiir sich schon dutch die Knochenneubildung sehr eingeengte Bullalumen yon or- ganisiertem Exsudat und der teilweise stark verdiekten, nicht immer davon abgrenzbaren Sehleimhaut fast ganz ausgefiillt. Auch bier sieht man wieder Stellen, wo die Schleimhaut - - wohl dadurch, dal~ sie viele neugebildete Knochenspangen enth/i.lt - - nicht sonderlich verbrei ter t erscheint. Sie t ragt 5frets gut erhaltenes Zylinderepithel.

DaM T r o m m e l f e l l ist verdickt, nach einwarts gebuchtet und zeigt in seiner unteren H~lfte eine grSBere Perforation. Der hintere Rand derselhen ist mi t der Bullaschleimhaut verwachsen. ]flier sehiebt sich geschichtetes Plat tenepithgl auf einem mi t der Sebleimhaut in Zusammenhang stehenden organisierten Exsudatklumpen fiber. Weiter nach aufw~rts gestal tet sich das Trommelfellbild folgendermal~en: Im GehSrgang ein Exsudatklumpen; die GehSrgangsw~nde Mind ver- dickt, infiltriert, enthalten Epithelzysten. Das Trommelfell ist ver- dickt, Bulla-w~rts eingebuchtet, ohne Kontinuit~tst:cennung. Ent- sprechend der tiefsten Einsenkungsstelte der i\iembran befindet sich an der ]3ulla-Innenseite eine grol~e hSckerig vorspringende ~J[asse yon neugebildetem Knochen. Hier ist das Trommelfe]l mi t der Bulla- schleimhaut so innig verwachsen, dad keine Grenzen mehr zu erkennen sind. Dadurch wird das Bullalumen gewissermal~en in zwei Teile geteilt. Der vordere Absehnit t ist yon gef~.l~reichem Granulations- gewebe erffillt, welches mi t dem Trommelfell einerseits und der Schleimhaut andererseits in festem Zusammenhang steht. Zwischen den so entstandenen strangartigen Verbindungen sieht man eiter- geffillte I-Iohlr~ume. Wo die Oberfl~che der Schleimhaut zu erkennen ist, t r~gt sit Zylinderepithel.

Im hinteren Nebenraum liegt in der ~'~he des Fazialiskanals die bindegewebig verschlossene ErSffnungsstelle. An ihren R~ndern Knochenneubildung. Der benachbarte Absctmitt der Bulla ist mi t Bindegewebe ausgeffil.lt, dam mi t Epithel tiberzogene Hohlr~ume, Reste des ehemaligen Lumens, aufweist.

Der vordere N e b e n r a u m ist durch starke Knochenneubildung eingeengt, yon jungem Bindegewebe erffillt und Zeigt kleine, eitriges Exsudat enthal tende Hohlr~ume.

A n den GehSrknSchelchen sieht man gleichfalls starke Knochen- neubildung, wodurch sie zum Teil mi t den benachbar tenKnochen- w~nden in Zusammenhang stehen. ~Tberhaupt ist der Tell der Bull~, der zwischen vorderem Nebenraum und Labyrinth liegt und die GehSrknSchelchenket~e enthal t , vollst~ndig ~on Bindegewebe aus- geftillt und yon neugebildeten Knochenspangen durchzogen. Da- z~4schen liegen I tohlr~ume mi t eitrigem Exsudat.

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6 L U D W I G H A Y ~ A N N ,

Die S c h n e c k e ist als solche nicht mehr zu erkennen. Ihre Stelle ist ersetzt dnrch Bin~legewebe und neugebitdete Knochenspan~en. Aus der Konfiguration dieser Massen kann man die Form der Schnecke ungef~hr erkennen. Die guSere kn6cherne Begrenzung tier ehemaiigen Schnecke ist meist noch erhalten, der ganze Raum innen abet, wie schon erw~hnt, mi t Bindegewebe und neugebildetem Knochen aus- gefifllt. An der Spitze weist die ehemalige Kapsel ebenfalls Defekte a.uf, die mi t neugebildeLen Knochenspangen erffillt sind. Im Vesti- bulum gleichfalls Bindegewebe und neugebildeter Knochen. Die Bogengangslumina zeigen ebenfalls teilweise lockeres Bindegewebe, die Konfiguration der hgutigen Gebilde meist n ich tmehr genau zuerkennen.

B a k t e r i e n b e f u n d : In dem Grarmlationsgewebe, das den grSSten Tell des Bultalumens ausffillt, liegen hie nnd da einzetne kurze Kokkenketten. In der Schleimhaut fast nie Bakterien, dagegen finder man ziemlich zahlreich in den oben n.~her beschriebenen, eiter- haltigen, yon Schleimhaut nnd organisiertem Exsudat gebildeten IIohlrg.umen in kurzen Ket ten liegende, eine Kapsel zeigende Kokken.

R e s u m 6 : A k u t e p e r f o r a t i v e M i t t e l o h r e i t e r u n g b e i d e r s e i t s . - - D a u e r 36 Tage . - - A u s g e d e h n t e o r g a n i s a t o r i s c h e u n d o s t e o p l a s t i s c h e V o r g & n g e . - D a z w i s e h e n u m s c h r i e b e n e E i t e r a n s a m m l u n g e n . - K n S c h e r n e F i x a t i o n d e r G e h 5 r k n 5 c h e l o h e n . - - R e c h t s : B i n d e g e w e b i g e "VerSdung d e r S c h n e c k e n - r ~ u m e be i w e n i g v e r ~ i n d e r t e m V o r h o f u n d B o g e n - g ~ i n g e n . - L i n k s : A u s f i i l l u n g f a s t des g a n z e n La - b y r i n t h s m i t K n o c h e n u n d B i n d e g e w e b e .

Die Infektion fiihrte bier beiderseits zu schweren Zer- stSrungen im mittleren und inneren 0hr. Aber im Laufe der verh&ltnism~gtig langen Versuchsdauer kam es auch zu aus- gedehnten Heilungsvorg&ngen. W~hrend die Ver~inderungen in den Mittelohrr~umen ziemlich gleieh stark sind, weist das linke Labyrinth intensivere Zerst5rungen auf wie das rechte.

Bemerkenswert ist das Schicksal des Exsudats : Es wird yon der Schleimhaut aus organisiert und tr i t t mit dieser in innigen Zusammenhang, so dal~ oft keine Grenzen mehr fest- zustellen sind. Dadurch werden ganze Teile der Mittelohr- rgume mit Bindegewebe ausgefiillt. In diesem Gewebe sieht man nun h~tufig kleine I-Iohlrgume, l~este des ehemaligen Lumens, die unver~ndertes eitriges Exsudat enthalten. Diese Herde sind, zmn Teil wenigstens --- wie man sich auf Serien- schnitten iiberzeugen kann - - , gegen ihre Umgebung abge- kapselt. Dieses Mil3verhgltnis - - iiberwiegende Heilungs- vorg~tnge, die zumeist bereits vollkommen abgeschlossen sind, und dann wieder peristierende Eiterung in abgegrenzten Bullabezirken - - l~13t, da wir ihm sonst nie in dieser Weise begegnen, wegen seiner mannigfaehen ~dbereinstimmung mit Befunden, die wir yon den Mnkosuseiternngen des Menschen

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Experiraenielle Studien zur l~athologie des Mittelohrs. 7

her kennen, an eine spezifische Eigenschaft der Mukosus- eiterung denken. Allerdings blieb in diesem Falle der Prozel~ sich so lange fiberlassen, wie fast in keinem der iibrigen Ver- suche. Hier wurde, gerade mit Rficksicht auf die protrahierte Wirkung des Mukosus bei der menschlichen Mittelohreiterung, das Versuchstier erst lange nach der Infektion getStet. Immer- hin ist es auffa~llig, daB, wo wir die sonstigen Folgen der In- fektion in Bulla wie im Labyrinth vollkommen fiberwunden sehen, doch Eiterherde in der Bulla bestehen bleiben, die den Anschein haben, dab sie unter Umstgnden jederzeit weiter- gehende Komplikationen auszulSsen vermSchten.

Beaehtenswert ist ferner, da~ man 5fters dort, wo die Schleimhautoberflgche zutage tritt , und mitunter auf das organisierte Exsudat sich hinfibersehiebend, flimmerndes Zylinderepithel, auch jenseits des tubaren Anteils der Pauke, finder. Trifft man nach st, arken, entzfindlichen Prozessen der Mittelohrauskleidung, wobei sicher das Epithel auf grSl]ere Strecken hin verloren geht, Zylinderepithel an Stellen, woes sonst hie vorkommt, so muI~ man wohl annehmen, da~ sich diese Epithelart yon dem Bezirk aus, den sie normaler Weise fiberzieht, fiber die entblSBte Schleimhaut vorgeschoben hat; ein Vorgang, der gegenfiber der Ausbreitungstendenz anderer Epithelarten allerdings selten zu sein scheint.

Die Knochenneubildung ist entsprechend der langen Dauer des Prozesses sehr ausgeprggt. Dagegen sind Knochen- abbauprozesse, wie man sie entsprechend der Erfahrungen bUS der menschlichen Pathologie hier eigentlich erwarten mii~te, gering entwickelt.

Der Versuch gewghrt weiterhin einen Einblick in die bei eitrigen Labyrinthitiden sich abspielenden Heilungsvorggnge.

Die Spontanheilungsvorggnge bei eitrigen Labyrinthitiden sind - - wohl zuerst yon B r i e g e r ~) erw~hnt - - genfigend bekannt. Sie werden jetzt auch klinisch in ihrer Bedeutung allmghlich mehr gewfirdigt. Hier, 36 Tage nach der Mittel- ohrinfektion, sehen wir die Heilung zumeist abgeschlossen, zugleich aber wieder die ungleichm~l~ige Ausbreitung inner- halb des Labyrinths, wie wir sie in unseren Versuchen vielfach beobaehtet haben, ohne dal~ sich deutliche Abschlfisse der weniger betroffenen Bezirke nachweisen liel~en. Bemerkens- wert ist ferner die Tatsache, daft, wghrend wir in einem Tell des Labyrinths schon Endstadien der Spontanheilung finden,

) B r i e g e r: Intern~tionaler otologischer Kongre 1~ zu Bordeaux. 1905.

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8 LUDWIG HAYMANN,

in a n d e r e n B e z i r k e n n u t G e r i n n u n g e n n a e h w e i s b a r s ind . I n d e n wen ig b e t r o f f e n e n Bez i rken , i n d e n e n sieh die e n t z i i n d - l i chen V e r g n d e r u n g e n n e b e n a n d e r e n l e i e h t e n A l t e r a t i o n e n h a u p t s g c h l i c h in G e s t a l t y o n G e r i n n u n g e n v o r f i n d e n , b e s t e h t also d e m n a c h ke ine oder n u t e ine sehr gerfnge N e i g u n g zur A u s f i i l l u n g de r H o h l r g u m e , so d a b in gewissen F a l l e n bet n u r l e i e h t e n S e h g d i g u n g e n u n t e r U m s g g n d e n e ine l%iiek- b i l d u n g zu r N o r m i m m e r h i n d e n k b a r ware .

V e r s u e h 16 u n d 27. V e r s u e h s a n o r d n u n g : Beiderseits ErOffnung der Bulla im

hinteren Absehnit t . Es werden zwei Tropfen einer Aufschwemmung yon Streptococcus mueosus eingebraeht. Naht. Das Tier maeht einige Tage naeh der Infekt ion einen kranken Eindruek. Es erholt sieh aber in kurzer Zeit wieder und zeigt nunmehr his zur TOtung, die 48 Tage naeh der Infekt ion erfolgte, keine krankhaf ten oder ab- normen VerKnderungen in seinem Denehmen.

B e f u n d : L i n k e S e i t e : Die S e h l e i m h a u t der Bulla ist st~rk ver-

breitert und infiltriert. Der hintere Absehni t t ist angeftillt mi t derbem Granulationsgewebe, das viele groBe, zum Teil mi t flaehem Epithel ausgekleidete und Eiter enthMtende Hohlr~mne aufweist - - Reste des ehemMigen Lumens. Aueh sonst sind vielfaeh die IKohI- r~ume der Bulla dureh loekeres 13indegewebe und die dagegen meist n ieht mehr deut/lieh abzugrenzende, stark verbreiterte Sehleimhaut ganz oder fast ganz ausgefifllt. Einzelne Par t ien dieses Gewebes sind noah starker eitrig infiltriert. An manehen Stellen tr/igt die Sehleimhaut hohes Zylinderepithel. An der kn6ehernen Bullakapsel sieht man viele neugebildete Knoehenspangen, die sieh namentl ieh an der Innenseite angesetzt haben und sieh 5fters in einzelnen, deutlieh erkennbaren Etagen aufbauen. Der urspriingliehe ]3ullaknoehen zeigt hie und da weehselnde Dieke, unregelmgBige, zaekige Be- grenzungen und stellenweise erweiterte, zum Teil seheinbar aueh neu- gebildete Gefggkani~le. Ein Sttiek der Bullawandung ist eingebrochen. Diese Verletzung erfolgte, wie aus dem Fehlen jeglieher reaktiven Vorg~nge deutlich hervorgeht, jedenfalls bet der Obduktion.

Die operative ErSffnungsste|ie im hinteren oberen Abschni t t der Bulla ist bindegewebig versehlossen und zeigt in ihrer Umgebung und an ihren R&ndern massenhaft neugebildeten Knoehen.

DaM T r o m m e l f e l l ist nament l ieh in seiner Sehleimhautsehieht stark verdiekt~ und infiltriert. I n seiner hinteren tIglfte befindet sieh eine grol~e Perforation. Der hinfere erhaltene Teil des Trommelfel!s l ~ t sieh auf die Bullasehleimhaut und das mi t ihr in Zusammenhang stehende organisierte Exsudat gelegt und ist damit verwaehsen. Der obere Tell des Trommelfellrestes ist sehr verdiekt, seine Grenzen sind verwiseht, dadureh, dal~ die Membran dureh breite Sehleimhaut- resp. Bindegewebsbriieken sowohl mi t der BullaseMeimhant als ~ueh mi t dam in Organisation befindtiehen Exsudat in fester Verbindung steht.

Der vordere N e b e n r a u m ist fast auf die Itglfte seines ursprfing- liehen Lumens verkleinert. An seiner Innenseite haben sieh massenhaft neugebildete Knoehenspangen angesetzt. Der Restraum wird yon gefi~13reiehem ]3indegewebe, das ttolalr&u:me mi{ Eiter musehliel~t, eingenommen. Gewebe yon ghntieher ]3esehaffenheit, nu t mehr Eiferk6rperehen enthaltend, umsehlieBt die OehSrkn6ehelehen, breitet sieh mn den Stapes aus und versehlieBt aueh die Nisehe zum runden Fensfer.

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Exper imen te l l e S tud ien zur Pa tho log ie des Mittelohrs. 9

A m H a m m e r und Ambot l ger]nge Knochenneub i ldung . Die Sch le imhau t der Sc lmeckenkapse l is t gering ve rd ick t und inf i l t r ier t . Sie ze igt auch hie und da geringe Knochenneubi ldung . I n S c h n e c k e , Ves t ibu lum und Bogeng~ingen nur arti~izielle, ke ine entz i indl ichen Ver~inderungen. An der Aul~enseite des Labyr in ths , im Bereiche des hor izon ta len Bogenganges , e twas neugebi lde te r Knochen .

R e e h t e S e i t e : Das L u m e n der Bul la i s t fas t ganz aufgehoben. Die Sch le imhau t i s t s t a rk verbre i te r t , bes t eh t a~ls z iemlich derbem, grSl~ere und ~ kleinere liYohlr~iume en tha l t enden Gewebe und i s t gegen das das Bu l lMumen im i ibr igen ausfi i l lende organisier te E x s u d a t me i s t n i eh t m e h r zu differenzieren. Dabe i i s t es zur ]~ildung zahl- reieher, ep i the lausgekle ide ter tIohlr~iume gekommen, von denen einige ei t r iges E x s u d a t beherbergen. A u c h das organis ier te E x s u d a t weis t hie und d~ noch ei t r ige Ste l len auf.

I m @ehSrgang l ieg t E x s u d a t yon derselben Beschaf fenhe i t wie in der Bul la und s t eh t m i t d iesem - - d~ das Trommel fe l l fas t vSllig feh l t - - in kon t inu ie r l i chem Zusammenhang . Ubera l l her, sowohl v o m GehSrgang, dessen ~V~nde ebenfal ls tei lweise entz i indl ich ver- ~nder t sind, n a m e n t l i c h yon dem an der un te ren G~hbrgangswand l iegenden b indegewebigen Wuls t , als auch yon der Bul la aus, sind lebhaf te Organisa t ionsvorg~nge a m Werke. Die Bu l l a sch le imhau t t r~g t an v ie len Stel len, auch dor t , wo sie gerade un t e r Exsuda t s - reassert s ieh tbar wird, hohes Zy]inderepi thel . Ebensolches s ieht m a n in der N~he der Tube, die e twas E i t e r enth~lt ; aber sons t unve r~nde r t ist.

Die Knoehenve r~nde rungen an der Bul lakapse l gIeichen denen der anderen Seite. F a s t i iberall is t ausgedehnte Knochenneub i ldung sichtbar~ die sich hie und da in E t agen fo rm aufbau t . Der urspr~ng- l iche Bu l l aknoehen zeigt die schon bet der Schi lderung der ~nderen Seite beschr iebenen Ver~nderungen. I m h in te ren Abschn i t t der Bul la be f inde t s ieh die kleine opera t ive Erbffnungsstel le , die m i t massen- ha f t neugebf ide ten Knochenspangen ausgeffil]t ist.

Das T r o m m e t f e l l i s t gr61~tenteils zerstSrt , a m Hammerg r i f f bef indet sich noch ein ve rd ick te r Tromme]fel l res t , der in inniger Ver- b indung m i t dem angrenzenden , in Organisa t ion bef indl ichen E x s u d a t s teh t .

Der v o r d e r e N e b e n r a u m is t du tch Knochenneub i ldung s ta rk e ingeengt . Der f ibr iggebl iebene l~,a,um is t f as t ganz yore Gewebe ausgefi i l l t , das zum Teil der s ta rk ve rb re i t e r t en Sch]e imhaut , zum Teil dem organis ier ten Exsuda t , dessen @renzen gegemiber der Schleim- h a u t me i s t n i ch t m e h r fes tzus te l len sind, angehSrt . I n e inze lnen L u m i n a dieses @ewebes l iegt ei t r iges Exsuda t . An den GehSrknSchelchen geringe Knochenneub i ldung . Ihre Sch le imh~ut s t eh t m i t dem orga- n is ier ten E x s u d a t in Zusammenhang , so dal~ sie .dadurch of t durch Str~.nge yon jungem, m i t Ep i the l bedeck tem Bindegewebe, zwisehen denen sieh noch E i t e rhe rde bef inden, an den benachb~r ten Knoehen- w~nden f ix ie r t werden. Der Teil der Bul la , der zwischen Sehnecke und GehbrknSehelchen ]iegt, i s t yore Bindegewebe vbl]ig ausgeffillt . I n den Hoh l r~umen hie und da al lsei t ig umschlossene E i t e rk lumpen . Die Nische z u m runden Fens t e r i s t ebenfatls m i t ~hnl ichem Gewebe ver legt .

Die S c h l e i m h a u t der Schneckenkapse l i s t gering ve rd ick t und inf i l t r ier t . R i n g s u m s ieh t m a n m i t u n t e r etw~s Knochenneubi ldung . -An einer Stel le an der Spi tze is t der urspTiingliche Knochen ver- sehwunden. H i e r b e m e r k t m a n nu r eine di inne Sch ich t yon n~u- geb i lde tem Knochen . I n tier Schnecke und im Ves t ibu lum geringe art if iziel le Vergnderungen . Bogeng~,nge in t ak t , g u t erhal ten . E n t - zi indl iche Ver~inderungen im :Labyr in th fehlen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Beide Sei ten des Versuchst ieres ve rha t t en sich in bezug auf den Bak te r i enbe fund ganz ~ihnlich. I~akterien f inden

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1 0 L U D W I G H A Y M A N N ,

s ich n a m e n t l i c h in den o b e n b e s c h r i e b e n e n , e i te rgef f i l l t en I-Iohl- r g u m e n , die zwischen d e m den grSl~ten Tei t d er M i t t e t o h r r g u m e f i i l lenden l ocke ren B i n d e g e w e b e l iegen. Es h a n d e l t s ich urn zah l re lche kurze , kapse l f t i h rende X o k k e n k e t t e n . A u c h in a n d e r e n e i t r i gen P a r t i e n des G r g n u l a t i o n s g e w e b e s t r i f f t m a n sie 6 f te r s an . I n d e m j u n g e n B inde - gewebe u n d i n der S c h l e i m h a u 6 d~gegen s ind sie n u t ve re inze l t vor- h a n d e n .

R e s u m e : B e i d e r s e i t s a k u t e M i t t e l o h r e i t e r u n g m i t grol3er T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n . - D a u e r ~8 Tage . - - A u s g e d e h n t e u n d w e i r f o r t g e s c h r i t t e n e o r g a - n i s a t o r i s c h e n n d o s t e o p l a s t i s c h e V o r g g n g e . D~- n e b c n n o c h S t e l l e n im M i t t e l o h r m i t f r e i e m E i t e r .

Auch dieser Fall veransch~ulicht wieder die Heitungs- vorggnge im Verlaufe schwerer infektiSscr Mittelohrprozesse. Der Teil des Exsudats, der nicht zur Entleerung kommt, wird anscheinend grSl3tenteils yon der Schleimh~ut aus organisiert. Dadurch werden ganze Abschnitte der Mittelohrrgume mit lockerem Bindegewebe ausgefiillt, das zwar im Laufe der Zeit schrumpft, immerhin aber hochgradige Verwachsungen und Verklebungen bedingt und damit AnlaB zu funktionellen StSrungen geben kann.

Beuchtenswert ist hier ferner, daB, trotz der so welt fort- gesehrittenen und so ausgedehnten Heilungsvorggnge, in einzelnen Abschnitten, rings ~'on organisiertem Gewebe um- geben, Eiterherde vorhanden sind. Man kann sich nach diesen Befunden vorstellen, dat3 bei ~hnlichen Vorg~tngen im mensch- lichen Mittelohr mehr weniger normale Trommelfellbilder ohne Perforation vorkommen kSnnen, wShrend Eiterherde in den Mittelohrr~umen iibriggeblieben sind, yon denen aus dann Komplikationen oder wenigstens neue Etappen der , ,Intervallformen" ausgelSst werdcn kSnnen.

Wir sehen hier ferner im Versuch einen Trommelfell- defekt, dessen RSnder mit der durch die Schwellung stark verdiekten Bullaschleimhaut und dem organisierten Exsud~t grSt3tenteils verlStet sind. Xhnliches kommt auch beim Menschen vor. Man sieht z. B. scheinb~r ein in der Kontinuit~it nicht unterbroehenes Trommelfell, an dem Konturen nicht zu differenzieren sind. Bei der Autopsie oder der "Autopsie in vivo bei der Operation ist man d~nn manehmal fiber- raseht, einen Defekt zu finden, ohne dab die Erscheinungen einer Perforation bestanden. Diese Fttlle finden in solchen und tthnlichen Befunden vielleicht eine Erklgrun.g. Die Bulla- sehleimhaut zeigt wieder an manchen Stellen Zy]inderepithel.

Die Knochenneubildung ist iiberall sehr ausgeprggt. Die

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E x p e r i m e n t e l l e S t n d i e n zu r P a t h o l o g i e des Mi t t e loh r s . 11

ungleichm~f3ige Dicke, die unregelmal~ige Begrenzung der urspriinglichen knSchernen Bullakapsel, die mitunter grol~e Zahl der sie durchsetzenden Kan~tle last aber wohl darauf schlie/ten, dal~ in einem gewissen Stadium des Prozesses auch ausgedehntere Knochenabbauvorga, nge hier bestanden.

S tamm B. Versuch 18 und 19.

Versuchsanordnung: Mittels einer feincn Injektionsnadel werden beiderseits dutch das Trommelfell zwei Tropfen einer &uf- schwemmung yon Streptococcus mucosus in die Bulla gebracht.

Nach 14 Tagen wird das Tier in der /iblichen Weise getStet. Nennenswerte Xrankheitserscheinungen karnen w~il~'end der Ver- suehsdauer nicht zur Beobachtung.

B e f u n d : l ~ e c h t e S e i t e : I m G e h 6 r g a n g u n d in der B u l l a b e f i n d e t

s ich m a s s e n h a f t E i te r . Die S c h l e i m h a u t der B u l l a i s t im all- g e m e i n e n ve rd i ck t , s te l lenweise s t a r k in f i l t r i e r t , e n t h g l t z u m Tell viele Gefal~e u n d gro6e, m i t E n d o t h e l ausgek le ide t e t t o h l r a u m e . Sie i s t d e m E x s u d a t a n v ie len S te l l en infolge yon Organ i sa t i ons - v o r g a n g e n adh~trent . I m v o r d e r e n B u t l a a b s c h n i t t s ind die V e r a n - d e r u n g e n viel ger inger . Die S c h l e i m h a u t i s t s te l lenweise ganz d / i n n u n d t r a g t 6f re t s Z y t i n d e r e p i t h e L I t i e u n d d a e r s c h e i n t das E p i t h e l f l ach u n d kub i sch . I m a l l gem e i nen i s t es a b e t m e i s t n i c h t m e h r d e u t l i c h zu e r k e n n e n . I n der T u b e E i t e r .

Die k n 6 c h e r n e B u l l a k a p s e l lg~l)t ihre n o r m a l sehr s cha r f en Bc- g renzungs l in i en hauf ig v o l l s t a n d i g v e r m i s s e n u n d e n t h g l t m i t u n t e r viele e r w e i t e r t e GefaGl6cher, in die s ich junges , gefg~6reiches, hie u n d d a O s t e o k l a s t e n au fwe i sendes B i ndegew ebe sch ieb t . D a d u r c h m a c h t die B u l l a k a p s e l s te l lenweise e inen s ieb- ode r n e t z a r t i g e n E i n d r u c k . A n m a n c h e n S t e l l en i s t die k n 6 c h e r n e B u l I a w a n d u n g ganz d i m n geworden , a n e iner i s t es zu e i n e m D u r c h b r u c h g e k o m m e n . I m D e f e k t l ieg t e in gefaBreiches G r anu l a t i ons gew ebe , a n se inen l ~ a n d e r n s i t zen m a s s e n h a f ~ Os teok la s t en . E i n we i t e r e r D e f e k t in der B u l l a k a p s e l i s t a r t i f iz ie l l u n d pos t rno r t a l . V on K n o c h e n n e u b i l d u n g i s t i m g a n z e n wen ig zu sehen . Solche Vorgange b e m e r k t m a n in ganz ge r ingem Grade i m v o r d e r e n u n d h i n t e r e n B u l l a a b s c l m i t t , h a u p t s a c h l i c h zwi schen F a z i a l i s k a n a t u n d h i n t e r e r G e h 6 r g a n g s w a n d .

V o m T r o m m e l f e l l s ind n u r m e h r e inze lne R e s t e s i c h t b a r , die y o n e i t r i g e m E x s u d a t umscl f lossen s ind. Die M e m b r a n i s t g r 6 6 t e n t e i l s ze r s t6 r t . Urn die G e h 6 r k n 6 c h e l c h e n l i eg t e i t r iges E x s u d a t . Desg le ichen i m v o r d e r e n N e b e n r a u m . Seine S c h l e i m h a u t i s t z u m Tell wenig v e r a n d e r t u n d d i inn , z u m Tell ze ig t sie a h n l i c h e B e f u n d e wie die der Bn l l a .

Die S c h l e i m h a u t de r S c h n e c k e n k a p s e l i s t ve rd i ck t , s t e h t z u m T.eil m i t d e m E x s u d a t d u r c h O r g a n i s a t i o n s v o r g a n g e in e n g e m Zu- s a m m e n h a n g , so d a b sie d a n n gegen d e n E i t e r n i c h t m e h r zu diffe- r enz ie ren is t . Die k n 6 c h e r n e S c h n e c k e n k a p s e l i s t a n t ier Spi tze m e h r - f ach y o n a u 2 e n he r d u r c h gefal~reiches, o s t eok l a s t en f i i h r endes Gewebe v e r d / i n n t . A n e iner Stel le tier o b e r s t e n W i n d u n g d r i n g t dieses Gewebe sogar bis z u m L i g a m e n t u m spi ra le vor . A n diesen E i n s c h m e l z u n g s - resp. Ar ros ionss t e l l en s i e h t m a n a u c h O s t e o k l a s t e n l iegen. Die Nische z u m r u n d e n F e n s t e r i s t m i t E i t e r erf / i l l t . A n tier A n 2 e n f l a c h e de r M e m b r a n i s t da s E x s u d a t e t w a s h a m o r r h a g i s c h . I n de r Schnecke u n d i m Vorhof hie u n d d a ger inge G e r i n n u n g e n . Ke ine d e u t I i c h e n e n t z / i n d l i e h e n V e r a n d e r u n g e n .

B a k t e r ~ e n b e f u n d : I m E x s u d a t l iegen, m e i s t di f fus ze r s t r eu t , zah l re iche X o k k e n , die zu zweien oder in k u r z e n K e t t e n a n g e o r d n e t

Page 12: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

12 L U D W I G t tAYMANN,

sind und eine Kapsel haben. In der Schleimhaut findet man sie im allgemeinen nur wenig, aul3er an Stellen, wo die eitrige Infil tration starker ist und sich 1Knochenabbauprozesse abspielen.

L i n k e S e i t e : Im Geh6rgang und in der Bulla eitriges, teilweise in Organis'~tion begriffenes Exsudat . Die S c h l e i m ha u t ist verbreitert , yon lockerem Gefiige und enth~lt endothelausgekleidete I=Iohlr/iume, die zum Teil blutigen Inhal t haben. An mehreren Stellen ist die Schleimhaut mi t dem Exsudat dutch Organisationsvorg~inge innig verbunden, manchmal wieder ist sie mehr flach und wenig ver~indert.

Die Bullakapsel weist durchschnit t l ich nur geringe Knochen- neubildung an ihrer Innenseite auf. Manct~nal haben sich aueh au~en etwas neugebildete I4nochenspangen angelegt, so dab sie dann ver- dickt erscheint. Im allgemeinen aber zeigt sie ahnliche t~eschaffenheit wie auf der anderen Seite: Viele stark erweiterte GefSl~lbcher, Ein- dringen yon resorbierendem t~indegewebe und dadurch streckenweise ein netzartiges Aussehen. Manchrnal erseheint tier Knochen kom- pakter, was hie und da, abet nicht immer, mi t weniger ver~inderten Schleimhautbezirken zusammentriff t .

Ira v o r d e r e n N e b e n r a u m Eiter. Die Seldeimhaut ist ver- brei ter t und enth~ilt grbl~ere, mi t Eiter geffillte ttohir~ume. Teilweise beginnende Organisation des Exsudats. Geringe Knochenneubildung.

Das T r o m m e l f e l l ist in seiner unteren H~lfte fast vbllig zer- stbrt, die noch erkennbaren Reste yon Exsudat umschiossen. Nach vorne zu erstreckt sich die Trommelfellperforation etwas nach auf- wi~rts und ist randst~indig. Die noch stehende obere tt~ilfte der Membran ist stark verdickt und innig mi t dem Exsudat verbunden. Die Gehbr- knbchelchen liegen in Ei ter eingebettet . Die Nisehe zum runden Fenster ist mi t eitr igem Exsudat erfiillt. Die Schleimhaut der Schnecken- kapsel im aUgemeinen m~il~ig verdickt und infiltriert. An einigen Stellen ist sie abet gegen das Exsudat , das bier bis har t an den Knochen herandringt, nicht zu differenzieren.

An der Schneckenspitze ist die Kapse] 5fters yon auBen her ver- diinnt. In den so ents tandenen zackigen Buchten liegt eitr.iges Granula- tionsgewebe und Osteoklasten. An einer Stelle, etwa am Ubergang yon oberster zur zweitobersten Windung, weist die Schneckenkapsel einen Defekt auf, an dessen l ~ n d e r n Osteoklasten sitzen. Die stark ver- ~nderte Schleimhaut grenzt hier direkt an das Ligamentum spirale.

Schnecke, Vorhof, Bogeng~nge zeigen keine entziindlichen Ver- ~nderungen.

In der N~he der Tube und in ihrem tympanalen Abschni t t Eiter. B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat diffus zerstreu±e t~akterien

yon derselben Beschaffenheit wie auf der anderen Seite. Sie liegen hier auch im Eiter in der Nische zum runden Fenster. In der Schleim- haut nut ganz vereinzelte ~ Bakterien, am meisten noch an starker ver- ~nderten, kleinzellig infi l i r ierten Stellen.

R e s u m e : A k u t e M i t t e l o h r e i t e r u n g m i t g r o l ] e r

T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n b e i d e r s e i t s . - - D a u e r 1 4 T a g e

- - G e r i n g e K n o c h e n n e u b i l d u n g . - - A u s g e p r ~ t g t e

K n o c h e n a b b a u v o r g ~ n g e .

D ie V e r ~ n d e r u n g e n des I n h a l t s u n d der A u s k l e i d u n g de r

M i t t e l o h r r ~ u m e ze igen d e n i ib l i chen C h a r a k t e r , die r e p a r a - t i v e n ¥org~inge s ind b i e r schw~icher a u s g e s p r o c h e n als sons t

bei g l e i ch a l t e n P rozes sen . A u f f a l l e n d ist in d i e s e m V e r s u c h e das V e r h a ] t e n des

B u l l a k n o c h e n s . W ~ h r e n d m a n sons t bet s t ~ r k e r e n e n t z i i n d -

Page 13: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

E x p e r i m e n t e l l e S t u d i e n zur P a t h o l o g i e des } I i t t e lohrs . 13

lichen Reizen neben Knocheneinschmelzungs- und Abbau- vorggngen auch eine meist sogar sehr ausgeprggte Knoehen- neubildung antrifft, finder man hier nur eine geringe Neigung zur Naubildung yon Knochen. Dagegen machen sieh aus- geprggte Abbauvorggnge yon eigentiimlichem Charakter be- merkbar: Die knScherne Bullakapsel hat dadurch, dab junges Bindegewebe in die vorhandenen und wohl anch neugebildetan Gefg~kan~le eindringt, sic erweitert und iiberhaupt dan Knochen unter Bildung yon Kan~len allenthalben dureh- setzt, stellenweise ein siebartiges Aussehen bekommen. Ihre Begrenzung nach innen und aul~en ist zackig. An manehen Stellen ist sic stark verdiinnt. Ant die Bewertung dieses Befnndes werden wir weiter unten im Zusammenhange noeh ausfiihrlieh zu sprechen kommen.

Aueh an der Schneekenkapsel, die sonst gew5hnlich sehr widerstandsfghigist, bemerken wir hier Knocheneinschmelzung~- vorg~nge. Dies tiel~e vielleicht an eine artifizielle Grnndlage bei der Yersuchsanstellung denken. Eine Verletzung mit der Injektionsnadel wgre ja immerhin m5glich. Doch spricht dagegen das histologisehe Bild und vor allem der Umstand, da6 die Arrosionsstellen an der Schneekenkapsel multipel, von- einander abliegend und auch an der medialen, yore Tromtnel- fell abgewandten Seite der Schnecke vorhanden sind.

Bemerkenswert ist, daB, obwohl die SchneekenkapseI ent- ziindliche Ver~nderungcn aufweisC zum Teil schon arrodie~ ist, ja sogar einen Defekt enthglt, sieh ira Labyrinthinnern gerade an den betreffenden Stellen keine besonderen Reak- tionserscheinungen bemerkbar machen, wenn man yon ganz geringen Gerinnungen ab~ieht, wie sie auch im normaten Labyrinth hie und da nachweisbar sind.

V e r s u c h 20 u n d 21 . V e r s u c h s a n o r d n u n g : :Beiderseits w e r d e n m i t e iner f e inen

Injekt ionsspri t~ze d u t c h das T r om m et f e l l je zwei T r o p f e n de r B a k t e r i e n - a u f s c h w e m m u n g e ingebracht , .

Das Tier zeig~ ke ine b e s o n d e r e n K r a n k h e i t s e r s c h e i n n n g e n . Es wi rd 2~ Tage n a c h der I n f e k t i o n ge tS te t .

B e f u n d : l ~ e c h t e S e i t e : I n t ier ~ u l l a v ie l E i t e r u n d o rgan i s i e r t e s

E x s u d a t . Die S e h l e i m h a u t a u s k l e i d u n g i s t s te l lenweise s eh r s t a r k v e r b r e i t e r t , m/~Big inf i l~r ier t , z u m Tel l a n c h nekrobisch . A n a n d e r e n S te l l en i s t sic wen ige r v e r b r e i t e r t u n d z ieml ich s t a r k kle inzel l ig in f i l t r i c rL Sie s f e h t o f t m i t d e m die B u l l a erf i i l lenden, z u m Teil o rgan i s i e r f en E x s u d a t i n n n t r ~ n n b a r e m Z u s a m m e n h a n g . I m h i n t e r e n Tei l t ier B u l t a bef inde~ s ich in de r Sch le imhaut , e in z y s t i s c h e r n ~ t Gewebs~ r i immern erf i i l l ter H o h l r a u m . Seh r h g u f i g s i e h t m a n in t ier S c h l e i m h a n t - - sowohl der t~u]la, Ms a n e h der S c h n e e k e n k a p s e l - - Zys ten , die L y m p h l a c h e n u n d z u m Teil n e k r o t i s c h e u n d verfe t t :e te

Page 14: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

14 L U D W I G t t A Y M A N N ,

Zel len e n t h ~ l t e n . Besonde r s s t a r k i s t die S c h l e i m h a u t v e r g n d e r u n g in d e m B e z i r k de r B u l l a ausgepr~tgt , der die G e h S r k n 6 c h e l c h e n k e t t e e n t h ~ l t . I n d ie sem ve rh~ t tn i sm~Big e n g e n u n d n i s c h e n r e i c h e n A b s c h ~ i t t b e f i n d e t s ich junges B i n d e g e w e b e , das te i lweise i n f i l t r i e r t is t , viele z u m Tell s eh r a n s e h n l i c h e zys t i sche H o h l r ~ u m e de r o b e n b e s c h r i e b e n e n A r t e n t h ~ I t u n d gegen die S c h l e i m h a u t m e i s t n i c h t m e h r s icher zu d i f f e renz ie ren ist . Das E p i t h e l der S c h l e i m h a u t i s t s t r eckenweise z u g r u n d e g e g a n g e n , Jiber m a n c h e A b s c h n i t t e z i eh t g u t e r h a l t e n e s f i i m m e r n d e s Z y l i n d e r e p i t h e L

Der K n o c h e n der Bu l l akapse ] i s t u n r e g e h n ~ i g , m a n c h m a l e n o r m st, a r k v e r d i c k t . Se in n a c h der S c h l e i m h a u t s e h e n d e r A n t e i l h u t eine unregelmgt~ige S t r u k t u r u n d ze ig t zah t re iche , un rege tmgBig ange- ordnete~ gef£~re iches B i n d e g e w e b e e n t h a l [ e n d e Kan~ le , die i h n n a c h a l len R i c h t u n g e n d u r c h s e t z e n . Bet g e n a u e r e r B e t r a c h t u n g e r k e n n t m a n a n d e m K n o c h e n de r B u l l a k a p s e ] zwei P a r t i e n , auBen eine d i m n e S c h i c h t yore A u s s e h e n des n o r m a l e n K n o c h e n s u n d z ieml ich regel- m i ~ i g e r lamel lSser S t r u k t u r . N ~ c h i n n e n zu s t6Bt d a r a n eine bet w e i t e m b r e i t e r e K n o e h e n s c h i c h t , die y o n Gef~l~kan~len n a c h a l l en R i c h t u n g e n h i n durehse%zt w i rd u n d d e r e n lamei l6se S t r u k t u r ganz v e r w i s e h t is t . A u e h n a c h der a n g r e n z e n d e n S c h l e i m h a n t zu s i eh t m a n ke ine n o r m a t e seha r fe B e g r e n z u n g . Der K n o c h e n s i e h t h i e r wie an- g e n a g t aus. M a n c h m a l f i n d e r m a n h ie r a n c h ger inge neugebHde t e K n o c h e n s p a n g e n yo re t y p i s c h e n Aussehen . I n der F ~ r b b a r k e i t u n t e r - s e h e i d e t s ich die i n n e r e K n o c h e n p a r t i e n i c h t y o n der g,u~eren Lage . Se ine K n o c h e n k 6 r p e r c h e n sind m i t u n t e r groin, wie bet neugeb i ]de~em K n o e h e n .

Das T r o m m e l f e l l i s t f a s t v61tig ze r s t6 r t , i m GehSrgang be- f i n d e r s ieh E i t e r . E b e n s o u m die G e h S r k n S c h e l c h e n . A n den- se lben zah l r e i ehe E x o s t o s e n , d u t c h die sie m i t den b e n a c h b a r t e n K n o c h e n w £ n d e n z u m Tei l f e s t v e r l 6 t e t s ind . Sotche e n t z i i n d t i c h e K n o c h e n n e u b i l d u n g b e m e r k t m a n a u c h a n de r Bas i s de r Sehneeken - k a p s e l in der Nische z u m r u n d e n F e n s t e r , wo s ich n e u g e b i l d e t e K n o c h e n b ~ . l k c h e n n a c h de r F e n s t e r m e n l b r a n se tbs t vo r sch i eben , u n d sehr a u s g e p r ~ g t a m Steigbfigel . H i e r g e h t sie a n d e n Gelenk- s p a l t h e r a n u n d f ix ie r t die S t e i g b i i g e l p l a i t e m i t d e m u m g e b e n d e n L a b y r i n t h k n o c h e n .

De r v o r d e r e N e b e n r a u m i s t d u r c h K n o c h e n n e u b i t d u n g , die y o n der I n n e n f l a e h e se iner W a n d u n g e n a u s g e h t , e ingeeng t . Seh r a u s g e b r e i t e t f i n d e r sie s ieh ~ m H u m m e r u n d A m b o ~ . Die S e h l e i m t m u t des N e b e n r a u m s i s t v e r d i c k t , i n f i l t r i e r t , i m a ] lgeme inen yon £ h n - l i che r B e s c h a f f e n h e i t wie i n de r B u l l a u n d gegen das den R e s t des N e b e n r a u m l u m e n s ausf f i l lende lockere B i n d e g e w e b e n i c h t i m m e r d e u t l i c h ~bzug ren zen . Sie e n t h ~ l t d i e se lben z y s t i s c h e n H o h l r ~ u m e wie die B u l l a s c h l e i m h a u t . E p i t h e l te l ls e r h a l t e n , te i ls ZUgTunde ge- gangen .

Die S c h n e c k e n k a p s e t s c h t e i m h a u t we i s t die g le iehen V e r £ n d e r u n g e n wie die Obrige M i t t e l o h r a n s k l e i d u n g auf . A n der S c l m e c k e n k a p s e l K n o c h e n n e u b i l d u n g . Es h a b e n s i ch h~uf ig d~inne L a m e l l e n neuge- b i I d e t e n K n o c h e n s ange leg t . Der u r sp r t i ng t i che K n o c h e n e r s c h e i n t 5 f re t s m e h r m i n d e r v e r d O n n t . A n e ine r Ste l le we i s t die K a p s e l e inen D e f e k t anf . Die s t a r k v e r d O n n t e S c h l e i m h a u t g r e n z t h ie r d i r e k t a n da s e t w a s v e r d i c k t e Lig. spi ra le . A n d e n R ~ n d e r n des De fek t e s b e m e r k t m a n aul~en u n d i n n e n e t w a s n e u g e b i l d e t e n K n o e h e n . Die N i sche z u m r u n d e n ]~enste~ i s t v o l l s t ~ n d i g m i t l o c k e r e m B i n d e g e w e b e aus- geffiltt . Die M e m b r a n s e l b s t n i c h t b e s o n d e r s v e r g n d e r t . A n den R~n- d e r n s i e h t m a n e t w a s n e u g e b i t d e t e n K n o c h e n , de r - - wie s c h o n o b e n e r w ~ h n t - - y o n der N a c h b a r s c h a f t he r s ich v o r g e s c h o b e n hat..

S c h n e c k e , V e s t i b u h ~ n , ]~ogenggnge, A q u a e d u k t e o h n e en t - z~nd l i ehe V e r ~ n d e r n n g e n .

Page 15: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 15

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat und in den eitrigen Partien des Granulationsgewebes kurze Ketten yon Kapselkokken.

L inke Sei te : In der Bulla kein Exsudat, nur an der Tuben- 6ffnung sitzt ein ganz kleiner Eiterpfropf. Die Bu l l a sch le imhau t ist dtinn. Der Knochen zeigt Lamellenanordnung, ist scharf nach innen und aul3en begrenzt und enthi~lt -- im Vergleich zur anderen Seite -- verhS~ltnism/~gig wenig G-efSfikanSle. An einer Stelle finder sich ein artifizieller postmorialer Defekt im ]3ullaknochen. Das T r o m m e l f e l l erscheint MlenthMben normal. In der Schleimhaut- schicht vielleieht hie und da ganz geringe Infiltrationen. Eine Ken- tinuit~tstrennung wurde nicht gefunden. V o r d e r e r N e b e n r a u m und Geh6rknSehelchen zeigen normalen Befund. Schnecke , Bogen- gSmge, Vestibulum ohne entzfindliche Veriinderungen. In den untersten Schneckenwindungen ist das Cortische Organ stark abgeplattet; bei starker Vergr613erung sieht man gequetschte Pfeiler. Im Ductns coehlearis hie und da feinfaserige Gerinnungen und Aufbauchung der Reisnersehen Membran. NormMer Aquaeduetus cochleae, vestibuli und saccus endolymphaticus.

B a k t e r i e n b e f u n d : Keine Bakterien. R e s u m 6 : A k u t e M i t t e l o h r e i t e r u n g m i t g r o f t e r

T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n r e e h t s . - - D a u e r 24 T a g e . - L e b h a f t e O r g a n i s a t i o n s v o r g ~ n g e . - - Z y s t e n b i l d u n g in d e r S c h l e i m h a u t . - - A m K n o c h e n in d e r t I a u p t - s a e h e a b g e l a u f e n e r o s t i t i s e h e r P r o z e B : n e b e n K n o e h e n a b b a u v o r g ~ n g e n a u s g e p r S g t e K n o e h e n n e u - b i l d u n g . - - E x o s t o s e n a n d e n GehSrkn iSche l ehen u n d a n d e n L a b y r i n t h f e n s t e r n . - - L i n k s a n n / ~ h e r n d n o r m a l e V e r h ~ l t n i s s e .

Die grofte Differenz im Verhal ten beider Seit.en ist wohl dadurch zu erkl~ren, daft es links aus irgend einem Grunde - - wahrseheinlieh durch irgend einen U m s t a n d bei der Ver- suehsanordnung - - nur zu einer ganz geringen Infek t ion ge- kommen ist, die dann im Laufe der drei Wochen vSllig aus- heilte. Darauf, daft eine, wenn auch leiehte und voriiber- gehende Entziindung in der ~Bulla bestanden hat, deutet wohl der Eiterrest an der Tubenmiindung und die hie und da er- kennbare ganz geringe Infiltration der Sehleimhautsehieht des Trommelfells hin. Die artifizielle Trommelfelliieke hat sieh wieder gesehlossen.

Auf der reehten Seite sehen wir die tibliehen Organisations- vorggnge, wie sie sieh bei lgnger bes tehenden Mittelohr- e i terungen im Exper imen t abzuspielen pflegen, und deren Folgen: Schleimhautspangen, Obli terat ion einzelner Bulla- absehnit te , Verlegung der runden Fensternisehe, entziindliehe Knoehenneubi ldung usw. Auffallend ist hier die ausgesproehene Neigung zur Zys tenbi ldung in der Sehleimhaut der gesamten Mittelohrr~iume, ein Vorgang, wie wir ihn in dieser Aus- dehnung sonst nieht gesehen haben. Die Zys ten entha l ten

Page 16: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

16 L U D W I G H A Y M A N N ,

Lyraphlachen mit zum Tell nekrotischen, verfetteten Zetlen und vielleicht Schleimderivate.

Am bemerkenswertesten ist bier die Art der Knochen- ver~tnderung an der Bulla. Die Bullakapsel ist zum grSBten Teil, bis auf eine diinne ~iuf3ere Schale, durch stellenweise enorme Mengen neugebildeten Knochens ersetzt, dessert un- regeImgftig angeordnete GefS~$kanale ihm ein siebartiges Aussehen verleihen, der sich aber in seinem farberischen Verhalten yon dem alten Knochen merkwiirdigerweise fast gar nicht nnterscheidet. An seiner dem Bullalumen zuge- kehrten Fl~iche kann man 5fters die Anlagerung neugebildeter Knochenbglkchen und Knochenabbauvorg~inge bemerken.

Es handelt sich jedenfalls urn einen im groSen und ganzen abgeschtossenen ostitischen Prozef~, der sich wahrscheinlich in verschiedenen Phasen und Etappen abgespielt hat. Die starke, entziindliche Knochenneubildung an den GehSr- knSchelchen fiihrte unter anderem such zu einer ausge- sprochenen knSchernen Stapesankylose. Es ist wohl sicher das erstemat, da.ft es gelungen ist, diesen Vorgang experi- mentell herbeizufiihren; nur dal~ sich natiirlich dabei der ganze Vorgang anders abgespielt hat, als es bei der ,,pro- gressiven Spongiosierung" der Fall ist.

V e r s u c h 22 u n d 23 . V e r s u c h s a n o r d n u n g : I n j e k t i o n e ine r A u f s c h w e m m u n g y o n

S t r e p t o c o c c u s m u c o s u s be ide r se i t s d u r c h alas T r o m m e l f e l l in die Bu l l a . Das Tie r b e f i n d e t s ich a n s c h e i n e n d i m m e r g a n z wohL Ca. 24 Tage

n a c h t ier I n f e k t i o n m ~ c h t es e i n e n e t w a s k r a n k e n E i n d r u c k . B e s o n d e r e S y m p t o m e s ind n i c h t w a h r z u n e l n n e n . 28 Tage n a c h de r Yer suchs - a n s t e l l u n g Ex i t u s .

B e f u n d : R e c h t e S e i t e : I n der Bu l l~ E i t e r , ~in m e i s t e n in d e n

o b e r e n A b s c h n i t t e n in de r T u b e n n ~ h e . Die S c h l e i m h a u t i s t i ra a l l g e m e i n e n m ~ i g v e r d i c k t , m e h r m i n d e r s t ~ r k in f i l t r i e r t , 5~ters 5 d e m a t 6 s u n d e n t h g l t h ie u n d dg B l u t ~ u s t r i t t e . Te ihveise s±eht sie m i t d e m E x s u d a t d u t c h O r g g n i s a t i o n s v o r g ~ n g e in i n n i g e r e r V e r b i n - dung . I n der N ~ h e des F~zia l i sk~n~ls f e h l t sie ~n e iner Ste l te g~nz. Das E p i t h e l i s t o f t n i c h t m e h r zu differenzie~'en: wo es e r h g l t e n , i s t es f l a ch oder kub i sch .

Der B u l l a k n o c h e n ze ig t u n s c h a r f e B e g r e n z u n g s l i n i e n u n d unrege lm~Bige L ~ m e t l e n g n o r d n u n g . Seine B e g r e n z u n g s l i n i e n s ind hguf ig sowohl n ~ c h i n n e n gts ~ u c h n a c h gulden zackig . I n diese E in - b u c h t u n g e n d r i n g t junges , i n i i l t r i e r t e s :Bindegewebe. Dieses z i eh t a n c h d u t c h die ~ n s c h e i n e n d e r w e i t e r t e n Gefa~ka.nale d u t c h d e n gomzen B u l l a k n o c h e n t f indurch , so d~B de r X n o c h e n d a d u r c h s te l len- weise e in s ieb~r t iges A u s s e h e n b e k o m m t u n d Bi lde r r e su l t i e r en , wie w i t sie s c h o n o b e n b e s c h r i e b e n h a b e n . A u f f a l l e n d i s t a u c h die GrOl~e u n d die unregelmal~ige K o n t u r m a n c h e r X n o c h e n z e l l e n i m Verg le ich z u m n o r m a l e n K n o c h e n . A n e inze lnen S te l l en s i eh t tier K n o c h e n in so fe rn s t a r k v e r a n d e r t aus , a ls er he rdwei se e ine kSrnige , k r i tmel ige S t r u k t u r ~nfweis t . I m h i ~ t e r e n B n l l a ~ b s c h n i t t i s t die k n S c h e r n e

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Exper'imentelle Studien zur P~thologie des Mittelohrs. 17

K~psel sehr verdfinnt, gn einer Stette gunz durchbrochen. }tier liegen vielfa,ch Osteoklasten. Der Defekt ist durch Gra.nula,tionsgewebe ausgefiillt. An der Innenseite der Bulla,ka.psel finder sich 5fters ganz geringe t~nochenneubildung.

Da,s T r o m m e l f e l l weis~ eine groBe Perfora,tion auf, seine Schleim- hautschicht ist verdickt und stark infiltriert.

De~ v . o r d e r e N e b e n r a u m en t l~ l t etwas mehr eitriges Exsuda.t a.ls die Butl~.~ Seine Schleimh~utbekleidung weist vieleBlutanstr i t te auf, ist sta,rk infiltriert, aber grS~tenteils nut m/~Sig verdickV. Der Knodhen~zeigt dieselbe Beschaffenheit wie der der Bulla. Um die GehSr]~nSchelchen liegt Eiter. Die Schleimha.ut der Schneckenka,psel is t wenig infiltriert, manchmal d~inn, manchm~l dicker und zeigt mi tnnter sta,rke Gef/iBffillungen. In der N/~he der runden Fenster- nische ist, die:S.chleimha.ut yore Eiter ka.um nlehr zu differenzieren, bier ist ~uch..die knScherne Schneckenka.psel etwa.s geZa,ckt. Die Nische zum. runden t~enster ist mi t Eiter voll geffillt. 'Die Membran nur hie und da ga.nz gering infiltriert.

L a b y r i n t hweichteile nicht gut erha,lten; doch otme .entzfindliche Ver~nderungen.

~ B ~ k t e r i e n b e f u n d : I m Exsuda,t der ]3ulla, und des vorderen Nebenra.ums liegen hauf ig kleine, yon einer ]~a.psel eingeschlossene Kokken, zu zweien oder in ku rzen Ketten. Auch in den Exsuda.t- streifen, die ma.nchma.1 der Schleimha,ut aufliegen, sieht man solche. In tier Schteimha,ut selbst tiegen sehr wenige, nut dort, wo sich Knochen- abba.uvorg~nge abspielen, wo meist st~rkere Infil trationen vorhanden sind, finden sie sich in grSBerer Za,hl.

L i n k e Sei te . - In der Bulla massenh~ft zum Teil in Orga,nis~tion begriffenes-eitriges Exsuda.t. Die S c h l e i m h a u t ist im a,llgemeinen nicht sehr verdickt, verschieden sta,rk infiltriert und enth~lt hie und da. Blutaustr i t te und mit flachem Epithel ausgekleidete' Hohlr/~ume. Stellenweise finder man in ihr neugebildete Knochenspa,ngen, die mi tunter bis h~rt an die Oberflgche der Schleimhaut reichen" im allgemeinen ist abet diese Knochenneubildung wenig a,usgepr/~gt. Da.s Epithel ist meis t nicht sehr deutlich erkennbar, da, es mi tunter schwer gegen da,s aufliegende Exsuda,t und die oft sehr a.usgesprochene Infi l t rat ion der oberen Schleimha,utschichten a.bzugrenzen ist. Ma, nch- real scheint es a.ueh streckenweise a.bgehoben und s ~ h t im Zusa,mmen- hange mi t den bei tier tt/ivtung geschrumpften Exsudatmassen. An mehreren Ste]len sieht man hohes Zylinderepithel. Die Schteimhaut- ver/~nderungen sind im hinteren oberen ]~ullaabschnitt durchgehends geringer.

Die kn6cherne ]3ullakapsel zeigt - - ~hnlich wie a.uf der anderen Seite - - h~ufig zackige Begrenzungs]inien, vermehrte und enorm erweiterte Gefgl]lficken, die yon eindringendem Gra.nulationsgewebe erffillt sind und so dem ganzen Bulla,knochen stellenweise ein sieb- ~rtiges Aussehen verleihen. An der Innenseite der Bulla, finder sich, wie schon erw/~hnt, eine i m allgemeinen geringe Knochenneubildung. An der Aut]enseite liegen 6fters bla,ue Klumpen, die bei stk'rkerer VergTSl3erung als Anh/~ufung yon Osieoblasten erka.nnt werden.

Im GebSrga.ng Ei ter und Epidermisschuppen. Da.s T r o m m e l f e l l ist namentl ich in seiner vorderen H~lfte sta.rk verdickt, seine Schleim- hautschicht in inniger Verbindung mi t dem anliegenden Exsudat. Es enthglt eine zentrale, nicht g r e b e Perforation ~m tta,mmergriff, fiber deren vorderen l~and sich geschichtetes Plat tenepithel yore Geh5rga.ng in. die ]3ulla hinfiberschiebt,

Im v o r d e r e n N e b e n r ~ u m Eiter. Seine knScherne Begrenzung zeigt ghnliche Ver/£nderungen wie die der Bulla.. Seine Schleimha.ut is t mehr oder weniger s tark verdickt und s teht 6fters mi t dem Exsudat in Verbindung. Auf tier an die obere (~eh6rg~ngswa.nd grenzenden

A r c h i v f. Oh renhe i l kunde . Bd . 92. 2

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18 LUD WI G I:IAY~'IANN,

Seite ist sie besonders stark vergndert und eitrig infiltriert. Der Eiter geht hier bis dieht an den Knoehen heran, der an dieser Stetle zaekige, mi t Osteoklasten besetzte Einbuehtungen aufweist und mehrfaeh yon ei~rigem Granulationsgewebe durehsetzt ist. Einer dieser Dureh- brtiehe ist etwas gr61?er, so dal3 eine kleine, mi t Granulationsgewebe erftillte Lfieke deutlieh siehtbar ist. Hier wSlben sieh die den Geh6r- gang ffillenden Et0idermissehiehten naeh dem Nebenraum ,zu vor. Natfirlieh ist aueh der entspreehende Absehnit t der Geh/~rg~gs- auskleidung verdiekt und entziindlieh ver~,ndert.

Um die Geh6rknSehelehen Eiter. Ihre Sehleimhautbedeekung verdiekt und stark in~iiti4ert. In der l~[itte des AmboBk6rpers befindet sieh ein Hohlraum, der loekeres, etwas infiltriertes Bindegewebe und dtinnwandige Gef/~Be enthgtt. Von ihm ftihrt eine 0ffnung, deren Rgnder geringe Knoehenneubildung zeigen, und dureh~itie. Granu- lationsgewebe hereindringt, naeh augen. Der H a m m e r ~ grenzt zum TeiI an die oben besehriebene Trommelfellperforation. An seiner Innenseite ist er yon dem eitrigen, zum Teil in Organisation begriffenen Exsudat umsehlossen, das kontinuierlieh in die Sehleimhautsehieht des Trommelfells iibergeht. In seiner un±eren H~tfte zeigt er kleine, zaekige, mi t Granulationsgewebe erffittte Einbuehtungen.

Die Sehleimhaut der Sehneekenkapsel etwas verdiekt, mehr weniger stark infiltriert. Der Knoehen derselben ist manehmal ver- dfinnt mad weist dann unseharfe Begrenzungen auf. In diesen Buchten liegt Oranulationsgewebe. An einer Stelle fehlt der Knochen vSllig, so dab das Gewebe direkt an das Endost grenzt. Im Schneckeninnern an der entspreehenden Stelle keine Gerinnungen oder Veri~nderungen. I~andes und ovMes Fenster intakt . Labyrinthweichteile nicht gut erhalten. Hie und da feinf/~dige Niedersehl~ge. Keine sicheren ent- ziindlichen Vergnderungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Vertei!ung und Verhatten der Bakterien in Exsudat und Sehleimhaut im grol~en und ganzen wie auf der anderen Seite.

O b e r s i e h t s t a b e l l e zu den I n f e k t i o n e n

12

Ver~nderungen in den Mittelohr-

I Versuehs- anordnung, Er6ffnung und Infek- tion yon:

S t a m m A. ErSffnung der Butla

reehts.

Dauer und Aus- gang

10 d X

Entzfind- liehe Ver-

~nderungen in der

Schleimhaut

~Sehleimhaut verdiekt, in- filtriert, en±- h~lt endo- thelausge-

kleidete Spalten

(diffuse Ver- ~nderung).

Beseh~f- fenheit des Ex- sudats

Eitrig. IIomo-

gene Ge- rinnungs-

i I ~ a s s e n .

Organ~sa- tionsvor-

g~nge

Beginnen- de Orga- nisation, nament - lich im vorderen Neben- raum.

Trommel- fell und @ehSr-

kn6chel- then

Trommel- fell im-

perforiert, s tark ver- dickt, in- filtriert. Fixat ion der KnS- chelchen

durch Bin- degewebs - spangen.

Page 19: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pat.hologie des Mittelohrs. 19

R e s u m 6 : A k u t e M i t t e l o h r e i t e r u n g m i t z e n t r a l e r P e r f o r a t i o n b e i d e r s e i t s . - D a u e r 28 T a g e . - Ge- r i n g e r e p a r a t i v e ¥ o r g ~ n g e . - - A u s g e p r i ~ g t e K n o c h e n - a b b a u p r o z e s s e m i t D u r c h b r i i e h e n an de r B u l l a - k a p s e l , A r r o s i o n e n an de r S e h n e c k e n k a p s e l .

Auch hier sehen wir wieder eigenartige Knoehen- ver/~nderungen im ¥ordergrund des histologischen Bildes stehen. Dabei fallen zwei Tatsachen besonders ins Auge: Einmal die fiir die L~nge des Prozesses geringfiigigen osteo- plastischen ¥orgi~nge, ferner die noch ausgesprochene de- struktive Tendenz des ganzen Knoehenprozesses, und zwar zu einer Zeit, wo die schweren entzfindlichen Yer/~nderungen in der Mittelohrauskleidung bereits im Abklingen sind, - - vielleicht sehen wir auch wieder Merkmale einer besonderen, diesem Erreger eigentiimlichen Ablaufsform des infekti6sen Prozesses.

Infolge des entziindlichen Prozesses kam es auch zu mehr- fachen Arrosionen an der Labyrinthkapsel. An einer Stelle ist der Knochen g~nz geschwunden. DiG entsprechenden Abschnitte des Labyrinths zeigen indessen keine stgrkeren reaktiven Vorggnge, ja nicht einmal ausgesprochene albn- minSse Gerinnungen, wie man sie wohl erwarten miil~te.

m i t S t r e p t o c o c c u s m u c o s u s .

r/~urnen.

Knochen Labyrinth Neu- Ein- Ober- t Aus-

leitung breitung bildung schmelzung

Gering.

~ber- leitung auf das Endo- kranium

In der N~he der

Er5ff- nungs-

stelle, an der Au•en- seite und

Innen- seite der

Bulla- k~psel.

Runde Fenster- membran infiltriert.

Beginnen- de Laby- rinthitis. Leuko-

zyten in den beiden unteren Schnek- kenwin- dungen,

sonst keine deutlichen Entzfin- dungser- scheinun-

gen.

Operations- stelle.

Bemer- kungen

Binde - gewebig

verschlossen.

2*

Page 20: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

20 L U D W I G H A Y M A N N ,

Nr.

13

14

15

Versuchs- anordnung , Er6ffnung und Infek- t ion yon:

Stature A. ErSf fnung der Bu l l a

l inks.

ErSf fnung der Bul la

rechts .

E r6 f fnung der Bu l l a

l inks.

D a u e r u n d Aus- gang

10 d X

36 d X

Entz i ind l iche Ver~nde- rungen in

der Sch te imhau t

Verbre i te r t , enth~.lt

Hohlr~iume (diffuse Aus- dehnung des Prozesses in der Bulla) .

I m vorde ren N e b e n r a u m Ver~i.nderun-

gen germger .

Sch le imhau t u. organis.

E x s u d a t meis t n i eh t zu trennen, dazwischen Hohlr~ume m[t Eiter.

Diffuse Aus-

bre i tung.

Wie rechts . E i te rge-

fiill fe l:iohl- r~ume in

d e m die Bu l l a gr6B- ten te i l s ffil- l enden jun- gen Bindege- webe. Zy-

l inderepi the l auf der

Schle imhaut .

Besch~f- fenhe i t des E x s u d a t s

Ei%rig.

%Venig freier E i t e r

nu r in Hohl -

rii[unen einge-

schlossen.

Wenig freier Ei ter .

Organi- sations- vorg~inge

Gering.

S t a rk aus- geprggt und aus- gebrei te t .

S t a rk und aus- gedehnt .

Trommel- fell und Geh6r-

kn6ehel- ehen

I n t ak t , wenig in- f i l t r ier t .

T rommel - fell i. ob.

Abschni t t e verd ick t , i. unt . Per . m.

Granula- t ionsge-

webe er- fttilt (Po- lypen ? ). F i x a t i o n der Ge- h6rkn6- che lchen

d u t c h K n o c h e n u n d Bin- degewebe.

Per . i. unt . T rommel -

fel labschn. Verwaeh-

sung d. Per- forat ions- randes m. der Bul la - schle imht . Der obere R e s t der

~ e m b r a n gleichfalls m e h r f a c h verwachs . F i x a t i o n

der Geh6r- kn6ehelch. du rch neu- gebi lde te Knochen- spangen.

Page 21: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mif~elohrs. 21

. l Uber- Knochen Labyr in th leitung Operations-

Neu- Ein- ] Uber- ] Aus- auf das stelle. Be- breitung leitung I kr~nium bildung schmelzung Endo- merkungen

Gering. Im vor-

deren Ne- benraum umschrie- ben star- ker (Exo- stosen).

Starke Xnochen-

neubil- dung, na- mentlich: im hin-

teren Bulla-

abschnit t und im

vorderen Neben- r~ ,12m.

Ausge- pr/~gt in

Bulla und Neben- r & u m .

Hie und da in der

Bulla- kapsel.

Ausgeheilte Labyrin- thitis. I n den unte- ten Windungen Bin- degewebe und Kno- chenneubildung. In den oberen und im Vestibulum nament- lich .. Gerinnungen.

Die Uberlei tung er- folgte ~m runden Fenster. Ektasie des Ductus cochlearis.

Ausgeheilte Labyrin- thitis. Bemerkens- weft wieder die Diffe- renz: In der Schnek- ke Knochen und Bin- degewebe; im Vesti- bulum h~upts/~ch- lich Bindegewebe, auch Knochenneu-

bi ldung; in den Bo- geng/~ngen ]ockeres

]3indegewebe.

Dutch jun- ges Binde- gewebe ver-

schlossen.

Verschlossen mi t Binde- gewebe und

Knochen- neubildung.

Verschlu~ durch

Knochen und Binde-

Ugbewebe. erwan-

dern yon Epidermis

in die Bull~.

Page 22: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

22 L U D W I G H A Y M A N N ,

Nr. Versuchs- ~. [EntztindliCheeim Trommel - Jgauer . . . . . Beschaf- anordnung , .1 v e ranae- Organi- fell und 11110- Er6f fnung ! A _ . / rungen m fenhei t des sations- Geh6r-

und Infek- ~"~" d e r Exsuda t s vorg~nge kn6chel- t ion yon : gang Sehl h a u t ! ehen

16

17

18

Er6f fnung der ]3ulla

links.

ErSf fnung der Bul l~

rechts .

S t a m m 13.

In fek t ion durch das

rech te Trommel -

fell.

48 d X

14 d X

Der Prozeg is t diffus ausgebrei te t . Sch le imhau t verbre i te r t , inf i l t r ier t . Das ganze Bul lMumen haupts/ ich- l ich yon j u n g e m Bindegewebe aus- gekleidet , dazwischen Hoh l r~ume

m i t f re iem Ei ter .

Wie links. Diffuse Ausdehnung. L u m e n des vorderen Nebenraums

aufgehoben.

Ungle ich s tarke Aus- dehnung tier entz. Veriinde- rungen.

Z u m Tei l viel Ei ter .

Teilweise.

I m infil- t r i e r t en

Trommelf . - absehn i t t

Perfor. An den Geh6r-

[ kn6cheleh. Knochen-

neubi l - dung. Bin-

degewebige F i x a t i o n

derselben.

F a s t To- ta ldefekt . Der R e s t des T rom-

melfel ls s t eh t in

Verbindung m. d. Gra- nula t ions-

gewebe der Bul la . Bindege- webige

F ixa t i on d. Geh6rkn6- chelchen.

Gr6Bten- teils zer-

s t6rt .

Page 23: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentel le Studien zur Pathologie des 1V[it,telohrs. 2~

V b e r -

Knochen Labyr in th leitung Operations- Neu- Ein- ~lber- / Aus- ~uf das stelle. Be-

leitung i brei tung bildung schmelzung kraniumEnd°" merkungen

Starke Knochen-

neubil- dung. Etagen- bildung.

Wenig.

Manchmal an der Bulla- kapsel,

Arrosion an der

Labyr inth- kapsel,

An d. Bulla- kapsel.

Ste]lenweise l i s t sie auch

yon vielen Gef/~Be und Bindege-

webe ent- hal tenden Kan/~len durchzo-

gen (sieb- f6rmiges

Aussehen ). Arrosion an der Schnek-

kenkapsel ; an einer

Stelle ein Durch- bruch.

(Nische ! z u m r u n - '

den Fen- ster bin-

degewebig verlegt.) i

(Nische z u m r u n -

den J~en- ster voll yon Gra- nulations- gewebe, )

Im La- byrinth hie und da Ge-

rinnungen.

Bindegewe- big ver- schlossen.

Bindegewe- big und kn6chern

verschlossen.

Page 24: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

2~ L U D W I G H A Y M A N N ,

Versuchs- Entziindliche Trommel- Dauer ~ n o r d n u n g , Yer~inde- l~eseha~- Organi - fel t und

N r E r S f f n u n g u n d r u n g e n in f e n h e i t des sa%ions- GehSr- Aus- n n d In fek - de r E x s u d a t s vorg/ inge knOchel-

t i o n y o n : gang S c h l e i m h a u t chert

19 E i t r i g ; Teilweise.

20

21

22

I n f e k t i o n d u r c h das

! inke T rommeI -

fell.

I n f e k t i o n d u r c h das

r e e h t e T r o m m e l -

fell.

I n f e k t i o n d. d. l i nke T r o m m e l -

fell. I n f e k t i o n d u r c h dag

r ech fe T r o m m e l -

fell.

iI d X

24. d ><

24 d X

28 X

Diffus. Ent- h&It bfters Hohlr~ume

S c h l e i m h a u t v e r b r e i t e r t , n a m e n t l i e h

in d e n INischen.

Z y s t e n d a r i n s te l lenweise

Zy l inde r - ep i the l .

S c h l e i m h a u t e fwas in-

f i l t r ie r t .

M~l~ig ver- d i ck t , 5de-

ma tSs , f eh l t an e iner Ste l le ] m h i n t e r e n

Bu l l a - a b s c h n i t t .

m~Big viel .

Z u m Teil ei t r ig.

I n de r T u b e ganz

wenig E i t e r .

M£Big v im E i t e r , s te l len-

weise in d e n Ni- sehen mehr.

S t a r k e Organi - sations-

vorg~inge.

Teilweise.

Perfora- tion in de~' unteren

Trommel- fellh~Iffe, die n~ch v o r n e z~a randstgn-

dig is t .

F a s t ganz zerstOrt , F i x a t i o n de r KnS- che l chen

i d u r c h n e u - g e b i l d e t e n X n o c h e n . A n de r

B~s is de r Sc tmecke . Sehr s t a r k

~ m S t a - pes, etwas a m r u n d e n

F e n s t e r . Intakt.

GroBe Per- foration.

Page 25: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

ExpeI4mentelle Studien zur P~thologie des l~Iittelohrs. 25

t Uber- Knochen t Labyrinth leitung Operations-

auf das stetle. Be- Neu- Ein- Uber- Aus- Endo~ merkungen

bildung schmelzung leitung breitung kr~nium

Gering. Stellen-

weise an der Bulla-

kapsel.

Sehr st~rke

Knochen- neubil- dung.

Wenig.

Dieselben Ver~nde-

rungen an der Bulla- kapsel wie rechts. An

der Schnek- kenkapsel ebenfalls mehrfach

Einschmel- zungsvor-

g~nge, die einmal den

Knochen ganz zer-

stSrt t~ben

Dt~bei gleich-

zeitig aus- gedehnte

Ein- schmel-

zungsvor- g&nge.

Arrosion und De- fekte an der Laby-

rinth- k~psel.

Oft Kno- chenabbau- prozesse in der Bulla.

Stellenweis. siebar~i- ges Aus- sehen der

Bulla- kapsel.

Im hin- teren Ab-

schnitt Durch- bruch.

In d. Nische zum runden

Fenster Eiter.

1. Der t~e- benraum ist fast vSllig

dutch junges ]3indegewebe u. Knochen- neubildung ~usgefiillt.

2.Amhinteren Perforations-

rand des Tr.-F. schiebt sich yon der

Bulla aus Zylinder-

epithel vor.

Page 26: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

26 L U D W I G HAYMANN,

Versuchs- [~ 1Entziindliche t Trommel- Nr. s~nordnung, ~aUeruna Ver~nde-. Besdhaf- I Organi- fell und

Er6ffnung Aus- rungen In fenheit des sations- GehSr- und Infek- der Exsudats vorg&nge kn6chel- t ion yon : gang Schleimhaut chen

23 28 Viel. Zum gro- x l~en Tell.

Infektion dutch das Trommel- fell links.

Verdickt; infiltriert,

enthAlt Zy- sten, stellen- weise Zy- linderepi-

thel. Die Schleimhaut- vergnderun- gen sind im

hinteren Bulla-

abschnit t geringer.

Zentrale, nicht gro- ~e Per- fora, tion.

x bedeutet get6tet .

lnfektion mit Diplococcus pneumoniae. V e r s u c h 24 u n d 25.

V e r s u c h s a n o r d n u n g : ErSffnung der Bulla beiderseits an einer kleinen Stelle. Es werden zwei Tropfen einer Pneumokokkenauf- schwemmtmg eingebracht. Das Tier zeigt keine Krankheitserschei- nungen. Nach 7 Tagen T6tung in der fiblichen Weise.

B e f u n d : R e c h t e S e i t e : In tier Bulla l iegt Eiter, ihre S c h l e i m h a u t

ist verdickt, 5dematSs und enth~lt hie und da gro~e mitunter mi t Blur geffillte Hohlr~ume. Sie ist an n~nehen Stellen oberfl~chlich ulzeriert, an anderen Stellen tr~gt sie Granulationskn6pfchen. Man kann h~ufig eine innige Verbindung zwischen Schleimhaut und Ex- sudat erkennen, die dutch Organisationsprozesse, die yon ersterer ausgehen, bedingt ist. Allerdings sind diese Verbindungen infolge der durch die H~rtung eingetretenen Schrumpfung zum Tell einge- rissen. Das Epithel ist stellenweise in ein mehrschichtiges, aus plat ten Zetlen bestehendes umgewandelt .

An der Innen- und AuBen-Seite tier B u l l a k a p s e l sieht man 6fters lebhafte Knochenneubildung. Die knScherne Bullabegrenzung zeigt an ihrer Aul~enfl~che eine in der F~rbung etwas verschiedene Knochenschale, die abet wohl nicht einem pathologischen Vorgang ihre Ents tehung verdankt. Der Operationsdefek~ ist v611ig von jungem Bindegewebe ausgeftillt. Dieses schlieBt Knochensplit terchen ein,

Page 27: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentel le Studien zm" Pathologie des ~ t t e l o h r s . 27

Knochen

Neu- Ein- bildung schmelzung

. . . .

M~l~ig an der Innen-I seite der

Bulla.

Durch- bruch

~ , r o m V O r ~

deren Neben-

r a u m

durch die obere

GehSr- gangs- wand.

Im Am- boBkSrper ausgeheil-

te Ein- schmel- zungs- herde.

Arrosio- nen ~n

der Schnek-

ken- kapsel.

Lab r in th

Uber- Aus- leitung breitung

Uber- leitung auf das Endo-

kranium

Operations- stelle. Be- merkungen

~berwan- dern yon

Pla~tenepi- t hel durch eine zentrale Trommelfell- Perforation.

die mi t Osteoklasten besetzt sind. In der Umgebung viele neuge- bildete Knoehenspangen.

Das T r o m m e l f e l l ist nicht durchbrochen, seine Sehleimhaut- schicht ist aber auf das mehrfache verdickt.

Der vordere N e b e n r a u m enth~lt Eiter, seine Schleimhaut ist verdickt, kleinzellig infiltriert, an der Aul~enseite st~rkere, an der Innenseite geringere Knochenneubildung. Um die GehSrknSchelchen liegt Eiter. An der vorderen Seite yon Hammerkopf und Ambo~- kSrper zieht eine Eiterstral3e yon der Bulla zum vorderen Nebenraum. Um die GehSrknSchelchen haben sich entzfindliche Verklebungen der hier gegenfiberliegenden Schleimh~u~e gebitdet.

In der Nische zum runden Fenster Eiter, die Fenstermembran selbst is t minimal infiltriert. Im L a b y r i n t h keine entziindlichen Ver~nderungen. In der Tube Eiter.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat m~l~ige Mengen yon Bakterien, meist Diplokokken; oft yon Zellen umschlossen, tI ie und da kleine St~bchen. Im Schleimhautgewebe wenig Bakterien.

L i n k e S e i t e : Die Bulla enth~lt eitriges Exsudat. Ihre S c h l e i m - h a u t ist verdickt, infiltriert, 5dematSs und zeigt stellenweise starke subepitheliale Infi l trat ion mi t reichlicher Emigration yon Eiter- kOrperchen. Hie und da Abhebung des Epithels. Wo das Epi±hel defek~ geworden, sieh~ man vielfach Granula~ionskn6pfchen hervor- schie~en. An der Innenseite der Bullakapsel neugebildete Knochen- spangen. Die Operationss±elle befindet sich hinter dem Fazialiskanal. In ihr Knochenspti~ter mi t Osteoklasten. Uber die Knoehenr~nder des Defekts schiebt sich Granulationsgewebe. An ihnen und in ihrer Nachbarschaft reichliche Knochenneubildung. In der N~he des Ope-

Page 28: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

2 8 L U D W I G I-I.A.YMA NN,

r ~ t i o n s d e f e k t e s Meht m a n a n de r h i n t e r e n G e h S r g a n g s w a n d e inen B e z i r k n e u g e b i l d e t e n Knoche l l s u rn e ine X n o r p e l i n s e l h e r u m liegen.

Das T r o m m e l f e l l i s t v e r d i c k t u n d n~ment . l i ch in se iner Sch le im- h g u i s c h i c h t in f i l t r i e r t . E i n e I K o n t i n u i t ~ t s t r e n n u n g w a r n i r g e n d s zu l i nden . Die G e h b r k n b c h e l c h e n s ind i n t a k t . U m sie Ei±er, der y o n de r B u l l a z u m v o r d e r e n N e b e n r a u m z ieh i . Z w l s c h e n S c h l e i m h a u t de r G e h 6 r k n 6 c h e l c h e n u n d b e n a c h b a r t e m K n o c h e n b i n d e g e w e b i g e S t r ange . Die S c h l e i m h a u t des v o r d e r e n N e b e n r ~ u m s , der gleichfMls e i t r iges E x s u d a t en th£1t , isfl s t e l l enwe i se y o n n e u g e b i l d e t e n X n o c h e n s p a n g e n d u r c h s e t z t . M~n s i e h t z~h l re i che S t r a n g e vor~ G r ~ n u l g t i o n s g e w e b e , d ie alas i n Orga, nisa.t.ion beg r i f f ene E x s u d ~ t mit. d e r S c h l e i m h a u t ve r - b i n d e n . I n d iesen P ~ r t i e n vie le d i i n n w a n d i g e Gef~l~e. A n de r A u ~ e n - se i te der B u l l a k a p s e l h a b e n s ich gle ichfal ls s t r eckenwe i se n e u g e b i l d e t e K n o c h e n s p a n g e n ange leg t .

Die r u n d e F e n s t e r m e m b r a n i s t d a d u r c h e t w a s v e r d i c k t , d a b i h r e r Aul~ensei te z u m Tei l n o c h e i t r ige P ~ r t i e n e n t h M t e n d e s Granu- ls~t, i o n s g e w e b e auf l i eg t .

I n de r S c h n e c k e - - die n i c h t s eh r g u t e r t ~ l t e n - - h ie u n d d a g~nz v e r e i n z e l t e R u n d z e l l e n . I m V e s t i b u l a r a b s c b n i t t f eh len a u c h diese. K e i n e V e r ~ n d e r u n g e n , die s icher i m S inne e iner E n t z i m d u n g zu d e u t e n wg~ren.

B g k i e r i e n b e f u I l d : I m E x s u d a t n~f3ig zah l r e i che , i n de r Sch le im- h ~ u t vere i r tze l te D i p l o k o k k e n .

l ~e sumg: B e i d e r s e i t i g e a k u t e M i t t e l o h r e i t e r u n g be i i m p e r f o r i e r t e m T r o m m e l f e l l . - A u s g e s p r o c h e n e o r g a n i s a t o r i s c h e u n d a u c h o s t e o p l a s t i s c h e ¥ o r - ggnge . - - D a u e r 7 T a g e .

Hie und da ist die Schleimhaut z wa~ noch etwas st~trker infiltriert, zum Teil auch ulzeriert; im Mlgemeinen iiber- wiegen aber die reparativen ¥org~tnge. Yon der Schleimhaut aus ziehen massenhaft junge Bindegewebssprossen und Ge- fgl~chen in das Exsudat hinein. Die Lokalisation der Heilungs- vorggnge in den Mittelohrr~umen ist ganz verschieden. Ge- wShnlich sind sie dort, wo der Prozef~ offenbar am gltesten ist,, am ausgepr~gtest, en. Aber dieses YerhMten ist, wie dieser Versuch zeigt, kein gesetzmgt~iges; so sieht man hier merk- wiirdigerweise auf der linken Seite die ausgeprSgtesten I-Ieilungsvorggnge sich im vorderen Nebenraum entwickeln, obwohl die Infektion yon der Bull~ aus erfolgte, man Mso eher bier die stgrkeren und wohl auoh Mteren Yer~tnderungen erwarten miil~te. Vielleicht darf man aus den ausgeprggten Heilungsvorg~ngen im Nebenranm auf eine besonders aus- gesprochene LokMisation der ursprfinglichen Entziindung in diesem Abschnitt des Mittelohrs schliel~en. Die Knochen- neubildung ~n der Innen- und Auf~enflgche der Bullakupsel ist fiir die relativ kurze Bauer des Versuchs erw~thnenswert.

Trotz der immerhin nicht leichten Vera.nderungen im Mittelohr kam es zu keiner Trommelfellperforation - - jeden- fMls ist keine mehr zu erkennen. ~be rhaup t scheint eine

Page 29: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur P~thologie des Ylittelohrs. 29

N e i g u n g z u m Zerfal l , wie wir sie bei e x p e r i m e n t e l l e n Mi t t e l - o h r e n t z i i n d u n g e n a n d e r e r ~ t i o l o g i e h~uf ig s a h e n , h ie r n i c h t zu ex i s t i e ren . Die o b e n b e s c h r i e b e n e n g a n z ge r ingf i ig igen V e r ~ n d e r u n g e n i n de r S c h n e c k e s ind i n A n b e t r a c h t de r n i c h t e i n w a n d f r e i e n B e s c h a f f c n h e i t des U n t e r s u c h u n g s o b j e k t s i m S i n n e e ine r L a b ~ i n t h e n t z i i n d u n g n i c h t m i t S iche rhe i t ve r - w e r t b a r .

V e r s u c h 26 u n d 27. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Beiderseits ErSffnung der Bulla an einer

kleinen Stelle ira hinteren, oberen Abschuit t (bAnterer Nebenraum). Darauf werden zwei Tropfen der Pne~mokokkenaufschwemmung in die Bulla gebracht, l~aht. Das Tier befindet sich wohl, zeig~ keine ~uff/~lligen Krankheitserscheinungen. Nach 9 Tagen TStung dutch Chloroform.

B e f u n d : R e e h t e S e i t e : In. der ]3ulla eitriges, zum Tell in Organi-

sation begriffenes Exsudat. Die S e h l e i m h a u t ist stark verdickt, i n ihren der Bull~kapsel anliegenden P~rtien Spangen neugebildeten Knochens. Solche finden sieh auch an der Au~enseite des Bulla- knochens. Im hinteren, oberen Absehnit te der Bulla ist das Exsudat bereits organisiert, die Schleimhaut stark verbi~itert, die Knoch'en- neubildung lebhafter. An einer Stelle sieht man in der knSchernen Bull~kapset einen ,,Spongiosiemmgsherd". ]~ei weiterer Verfolgung desselben in Seriensctmitten stellt sich indessen heraus, dal] eine Nische der Bulla, in deren Schleimhautbekleidung sich lebhafte Knochenneubildungsvorg~nge abgespielt bat ten, tangentiM getroffenist.

An der operativen ErSffnungsstelle sieht man einen Defekt in der Bullawand, der bis auf ein ga~z kleines Loch mit teilweise derbem Granulationsgewebe ansgefiillt ist. Er enth~lt mi t Osteoklasten besetzte Knochensplit terchen und zeigt am Rande starke Knochen- neubildung.

Das Epithel der Bultaschleimhaut ist irn allgemeinen gut erhatten, meist niedrig, 0fret mehrschichtig, stellenweise hoch.

Das T r o m m e l f e l l ist s tark verdickt, namentl ich in seiner Schleimhautschicht. Es weist keine Xont inui t~ts t rennung ~uf, zum Teil steht es durch 0rg~nisationsvorg~nge mit dem Exsudat in der Bulla in Zusammenhang.

Um die GehSrknSchelchen liegt etwas Eiter. Ihre Schleimhaut- bekleidung ist mi t der des benachbarten Knochens durch Stri~nge yon jungem, zum Teil infittriertem Bindegewebe, das an der Ober- flache mi t Epithel bedeckt ist, verbunden. Im vorderen Nebenraum Eiter, gequollene Schleimhaut, an der Innen- und Aul3enseite der la- teralen Wand Knochenneubildung. Von einer Stelle der Bultaschteim- haut zieht eine bindegewebige Spange zur Mit±e der runden Fenster- membran. Beide Fenster weisen keine entzfindlichen Ver~nderungen auf.

Im L a b y r i n t h keine entzfindlichen Ver~nderungen, hie und da ganz leichte Gerinnungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat Diplokokken, die in der Mitten ohrauskleidung nirgends nachweisbar sind.

L i n k e Se i te" In der Bulla eitriges Exsudat, zum Tell organisiert. Die S c h l e i m h a u t der Mittelohrraume ist verdickt. I n ihren tieferen Schichten zeigt sie viele groBe Zellen - - anscheinend zu Osteoblasten sich umwandelnde Bindegewebszellen - - und Spangen neugebildeten Knochens. Die oberfl~chliche Schicht ist yon derberer Konsistenz.

Page 30: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

30 L U D W I G HAYMANN,

D~s Epithel ist nieder, einschichtig, zum Teil st~irker infiltriert, so dab es nicht immer gut zu differenzieren ist. Auch an der Bulla- aul3enseite sieht m~n Knochenneubildung. Bet bl0erative Defekt ist durch Granul~tionsgewebe ausgeftillt, an seinen l~ndern neugebildeter Knochen.

Ira Geh6rg~ng etwas eitriges Exsudat. Das T r o m m e l f e l l ist teilweise verdickt. In seinen vorderen,

un±eren Partien ist es diinn, m~l~ig infiltriert. I-Iier befindet sicheine kleine zentrale Perforation, die nach dem Geh6rgange zu durch Mnen auiliegenden Exsudatklumpen verschlossen ist.

Um die Geh6rkn6chelchen Eiter, Schteimhautsp~ngen und Ver- wachsungen entzLindlichen Ursprungs zwischen ihnen und den be- nachbarten W~nden. An einer Stetle sind die Geh6rkn6chelchen durch neugebildeten Knochen mit der media.len Wand des vorderen Nebenr~umes fest verbunden. Die Schleimh~utauskleidung desselben zeigt ~hnliche Ver~nderungen wie die der ]3ulla.

Schnecke, Vorhof, Bogengange ohne entziindliche Veranderungen. B ~ k t e r i e n b e f u n d : Das Exsudat enth~lt m~il~ig z~hlreiche Diplo-

kokken, die Schlein~haut selbst ist fast bakterienfrei. )Cur hie und da vereinzelte Diplokokken.

R e s u m e : B e i d e r s e i t s a k u t e e i t r i g e M i t t e l o h r - e n t z i i n d u n g m i t o r g a n i s a t o r i s c h e n u n d o s t e o - p l a s t i s c h e n V o r g ~ i n g e n . - - D a u e r 9 T a g e . - - R e c h t s i m p e r f o r i e r t e % v e r d i c k t e s T r o m m e l f e l l ; l i n k s k l e i n e z e n t r a l e P e r f o r a t i o n . - - F i x a t i o n d e r G e h S r k n S c h e l - c h e n d u r c h S p a n g e n n e u g e b i ] d e t e n K n o c h e n s .

Schon ein oberfl~ichlicher Yergleich lgl~t die re la t iv grofte Benign i t~ t dieses Fal les he rvo r t r e t en . M a n - b r a u c h t nur den Be fund m i t den Ver~inderungen bei gt iologisch ander sa r t igen E i t e rungen zu verg]eichen, t t i e r keine nekro t i s ie renden Vorggnge, k a u m ein Trommelfe l ]defek t , ein fdberwiegen der r e p a r a t i v e n ¥ o r g g n g e - - k u r z eine Ben ign i tg t des ganzen Entz i indungsprozesses , wie sie uns kl inisch al lerdings yon F n e u m o k o k k e n i n f e k t i o n e n be im Menschen her gel~iufig ist.

Die Knochenneubi ldungsvorg~inge sind im al lgemeinen noch mg[tig, aber doch in A n b e t r a c h t der Ver suchsdaue r wei ter vorgeschr i t t en , ~ ie bei ande ren In fek t ionen . Wie hier wurden auch sonst e in igemale im [Bullaknochen u n d an der L a b y r i n t h k a p s e I , ,Spongios ie rungsherde" beobach t e t . Die weitere Yerfolgung dieser Befunde zeigte immer , daft es sich u m ]d~lachschnitte durch m i t neugeb i lde ten K n o c h e n s p a n g e n ausgefii]l te Nischen der Bul la handel te . Die :Befunde, die m a n wohl besser als ,,Pseudospongiosierungsherde" bezeichnet , werden u n t e n im Z u s a m m e n h a n g e e rSr te r t werden.

I m Verlaufe der Mi t t e lohre i t e rung ist es hier zu Ver- wachsungen , zu Bi ldung yon Sch le imhau tb r i i cken zwischen b e n a c h b a r t e n Gebi lden g e k o m m e n , ¥org~nge , wie sie auch als Resu ] t a t der mensch] ichen Mi t te ]ohre i te rung geschi lder t

Page 31: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

E x p e r i m e n t e l l e S t u d i e n zur ]?athologie des Mi t t e lohr s . 31

werden, ohne da$ indessen diesen Angaben Befunde fiber die Entwieklungsstadien dieser Adh~sionen zugrunde liegen. Diese Lficke wird durch Befunde, wie die oben geschilderten, erg~nzt.

~3ber das Zustandekommen solcher Yerwaehsungen als Konsequenz entztindlicher Vorg~nge in der Mittelohrschleim- haut vermSgen eben Tierversuche besser als anatomische Feststellungen am Mensehen Auskunft zu geben. Beim Men- schen sehen wir erst definitive Yerwachsungen, kaum je abet ihre Entwicklungsstadien. Ihre entziindliche Genese kann dutch den Befund vielleicht noch wahrscheinlich gemacht werden; h~tufig genug ist sie aber haupts~tchlich deswegen er- sehlossen worden, well diese Deutung ffir diejenigen F~lle, in denen die Verwaehsungen iiberhaupt auf pathologische Vorg~nge, nieht auf normale Faltenbildung zu beziehen waren, am n~chsten lag. Hier abet, wo wir den ¥ersuch in solchen Stadien der Entzfindung unterbreehen konnten, in denen neben definitiven Riickbildungsvorg~ngen noeh friseh ent- ziindliehe Prozesse nachweisbar geblieben waren, konnte die entzfindliehe Natur solcher Verwachsungen einwandsfrei ver- folgt werden. Wit sehen hierVerwaehsungen zw~sehen Trommel- fell und Exsuda.t, Bindegewebsspangen yon der Schleimhaut zur runden Fenstermembran, die GehSrknSehelchen teits durch Bindegewebe, tells durch neugebildete Knoahenspangen mit den bena, ehbarten Knochenw~nden verbunden; Zust~nde, die als anatomisehe Grundlage yon HSrstSrungen, wie wit sie oft naeh akuten PaukenhShlenprozessen auftreten sehen, ihre Bedeutung haben.

Interessant ist such die stellenweise Umwandlung des Bullaepithels, das gewShnlich flach und einsehiehtig ist, in mehrschichtiges.

V e r s u c h 28 u n d 29 . V e r s u c h s a n o r d n u n g : Be ide r se i t s E r 6 f f n u n g de r B u l l a a n e iner

k l e inen Stelle. E i n b r i n g e n des i n f e k t i 6 s e n Mater ia l s . Das Tier b e f i n d e t s ich w g h r e n d de r g a n z e n V e r s u c h s d a u e r mi$

A u s n a h m e e in iger Tage wohl . N a c h 12 T a g e n T 6 t u n g in de r i ib l i chen Weise.

] 3 e f u n d : R e c h t e S e i t e : I n de r ]3ul la l i eg t Eier . :Die S c h l e i m h a u t i s t

ve rd i ck t . Sie e n t h g l t grol3e H o h l r g u m e , z u m Tell a u c h b e t r g c h t - l iche Gef/~Be. I h r e o b e r s t e n S c h i c h t e n s ind s t a r k i n f i l t r i e r t , so d a b das Epit, he l n i c h t i m m e r g u t zu d i f f e renz ie ren is t . M a n c h m a l i s t es z u g r u n d e gegangen . Sonst, i s t es m e i s t f l a c h ode r k u b i s c h , a n e iner Stel le i s t es s eh r hoch . I m E x s u d a t ausgepr/~gte y o n der Sctfleim- h a u t a u s g e h e n d e O r gan i s a t i ons vo r ggnge . A n der I n n e n s e i t e de r B u l l a k a p s e l l iegen viele neugebi ldeLe K n o c h e n s p a n g e n , n a m e n t l i c h i m h i n t e r e n Abschni lb t i n de r N g h e des Faz i a l i skana l s . H i e r sieh~ m a n - - a n de r Bu l l a -Au l3ense i t e - - a u c h Knorpe l , der z u m Tei l i n Ver-

Page 32: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

32 LUD WI@ I:IAY±~IANN,

knbcherung begriffen ist. Der Operationsdefekt ist grSBtenteils von jungem Bindegewebe verschlossen. Er enth/~lt mi t Osteoklasten besetzte Knochensplit terchen. An den ]~,/~ndern ist der Versehlut3 durch derberes Bindegewebe bewirkt. Hier befinden sich anch massen- haft neugebildete Knochenspangen, die den Defekt zum Tell fast ganz ausfiillen. Innen zieht die s tark verdickte Schleimhaut dariiber. In manchen Schnitten sieht raan einen yon den schon oben n/~her beschriebenen ,,l°seudo-Spongiosierungsherden ''.

])as T r o m m e l f e l l is t ziemlich dfinn, wenig infiltriert. Seiner Innenseite liegt Exsudat an. Die Kontinuit/~t is t nirgends durch- brochen. Urn die GehSrknbchelchen eine EiterstraBe yon BulIa zurn vorderen Nebenraum. Dort Eiter, verdickte Schleimhaut, Knochen- nenbildung innen und aul3en, nament l ich an der laLeralen Wand. An tier gegen die mediale Wand des Nebenraums gerichteten Seite des Hammer-Ambol~ Knochenneubildung. In der Tube Eiter.

L a b y r i n t h ohne entziindliche Ver/~nderungen. B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat wenig, in der Schleimhaut nur

vereinzelte Diplokokken. L i n k e S e i t e : Im unteren Absehni t t der Bulla eitriges, stellen-

weise etwas fibrinOses Exsudat . Die S c h l e i m h a u t ist hier 6dematOs, gequollen, infiltriert, mi tun ter yore Exsuda t nicht zu differenzieren. Die Tiefe der Schleimhaut zeigt, ein weitmasehiges Netzwerk, in dessert Liicken sich Lymphfltissigkeit angesammelt hat. Dazu Blutaustri t te . In den oberen Par t ien der ]Bulla wird die Schleimhaut derber, ist stellenweise s tark infiltriert, enth/~lt neugebfidete Knochenspangen, s teht zum Tell mi t dem Exsuda t durch Organisationsvorg/~nge in Verbindung und zeigt im allgeraeinen ein Bi ld/ ihnl ich dem der anderen Seite.

Hinter dem Fazialiskanal l iegt die operative ErSffnungsstelle mi t Knoehenspli t terchen, Osteoklasten und ansgefiillt m i t narbigem Granulationsgewebe.

Nr.

Versuchs- t anordnung ] Infektion

von:

~ b e r s i c h t s t a b e l l e zu d e n I n f e k t i o n e n Ver/~nderungen in den Mittelohr-

Dauer I Trommel- und I Organi- fell und Ge- Ans- / Schleimhaut Exsuda$ sations- hOrknOchel- gang j vorg/£nge [ chen

24

25

Erbffnung der Bulla

reehts.

Erbffnung der Bul la

links.

Diffuse Ans- dehnung des

Prozesses

Eitrig. Z u m T e i l

organN siert

Organi- sations-

vorg/inge

Trommel- fell im-

perforiert verdickt

Page 33: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 33

Das T r o m m e l f e l t ist eitrig= infiltriert, stellenweise vom Eiter fast ganz durchsetzt. Die Gehbrknbchelchen zeigen die iiblichen Ver- ~nderungen ihrer Scbleimhautbedeckung und sind yon Eiter umgeben. Die Schleimhaut des vorderen Nebenraumes ist verdickt, infiltriert, in seinem Lumen liegt eine geringe Menge eitrigen Exsudats. Die Schneckenkapselschlein~ha~ut ist wenig verdickt. L a b y r i n t h ohne entzt~ndliche Ver~nderungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat wenig, in der Sch]eimhaut ver- einzelte Diplokokken.

R e s u m 6 : A k u t e M i t t e l o h r e n t z i i n d u n g b e i d e r s e i t s . D a u e r 12 T a g e . - - 0 r g a n i s u t o r i s e h e u n d o s t e o -

p l a s t i s c h e Y o r g ~ i n g e , n a m e n t l i c h r e e h t s . - - I m - p e r f o r i e r t e s T r o m m e l f e l l r e c h t s , b e g i n n e n d e T r o m - m e ] f e l l d u r e h b r i i e h e l i n k s . - -

A m gleiehen Tier, un te r ann&hernd den gleiehen Be- d ingungen angestel l t , zeigen diese beiden Versuehe eine, wenn auch nicht sehr erhebliche, so doch deutl iehe Verlaufsdifferenz an beiden 0 h r e n im Sinne s t~rkerer En twiek lung der repa- r a t i ven Vorg~nge a m rechten Ohr. Die ErSffnungsstel le ist beiderseits du tch Bindegewebe und zum Tell du tch Knochen - neubi ldung versehlossen. Das Vorhandense in yon , ,Psendo- Spongios ierungsherden" war aueh hier zu konsta t ieren.

Auf weitere Versuehe mi t P n e u m o k o k k e n wurde mi t Ri ieksieht auf die fas t k o m p l e t t e prinzipielle ~ b e r e i n s t i m m u n g im ana tomischen Verhal ten der seehs F~]le verziehtet . - -

m i t D i p l o c o c c u s p n e u m o n i u e : r~umen.

Knochen- ~eubil= Ein-

dung schmelzung

AuGen --- und in- h e n a l l

der Bullm

Archly f. Ohrenheilkunde. Bd. 92.

Lab rinth [Tber- -&us- greifen breitung

Geringe - - Infiltration der runden Fenster-

membran.

Opera- tions- stelle

Bindege- webig ver- schlossen.

Zum grSl3- ten TeiI

durch jung. Bindegew. verschloss. Knochen- neubildung,

}~leine Knochen-

splitterchen mit Osteo-

klasten.

Bemerkun- gen

Page 34: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

34 L U D W I G t t A Y M A N N ,

Nr. Versuchs- Daue r anordnung . I u n d I

In fek t ion Aus- / y o n : gang

Sch l e imhau t Exsudat Organi- sations- vorg~nge

Trommel- fell und Ge- h6rkn6chel-

chen

26

27

28

29

E rb f fnnng der Bu l l a

rechts .

Erbf fnung der Bu l l a

l inks.

E r6 f fnung der Bu l l a

rechts .

ErSf fnung der Bu l l a

l inks.

12 d

Diffus ver- b re i t e r t ; in- f i l t r ier t .

Diffus ver- bre i ter te , [ z u m Teil

s t a rker in- f i l t r ier te

Schle imhaut .

Ei t r ig , z u m Teil organis ier t .

In Organisation be- griffenes eitr iges Ex-

sudat .

Trommel- fell im-

perforier t , verd ick t . Fixation der Kn6- chelchen

durch Schleim-

hau t - spangen.

Trommel - fell di inn, kleine zen- t ra le Per- forat ion. F i x a t i o n der Xnb- chelchen

d u t c h Knochen-

neubi l - dung.

Trommel - fell imper-

for ier t , z ieml ich

diinn. An den GehSr-

kn6chel- chen Kno- chenneu- bi ldung.

Trommel - fell e i t r ig inf i l t r ier t , doch keine Kont inu i - t~ ts t ren- nung.

Page 35: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentetle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 35

](nochen Neubil-

dung

Knochen- neubil-

dung an der BuHa-

kapsel.

An der Bulla.

An der Bulla.

Ein- schmelzung

Labyrinth ~ber- Aus-

greifen breitung

Opera- tions- stelle

Bis auf ein kleines Loch bin- degewebig und kn6-

ehern ver- schlossen.

Zum gr6B- ten Teil I bindege-

webig ve r- schlossen.

Opera- tionsstelle bindege-

webig ver- sehlossen.

An den Knochen- splitter -

chen Oste- oklasten.

Starke Knochen-

neubil- dung.

Bindege- webig ver- schlossen. Knochen- splitter- chen mi t

Osteo- klasten.

Bemerkun- gen

Schleimhaut- spangen zur

runden Fenster-

membran.

,,Pseudo- spongiosie-

rungs- herd."

3*

Page 36: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

36 L U D W I G , H A Y N A N N ,

lnfektion mit staphylococcus pyogenes albus. S ~ a m m A.

V e r s u c h 30 u n d 31. V e r s u e h s a n o r d n u n g : Doppelsei t ige Nr6ffnung der Bul la im

hin teren oberen Abschni t t . Ninbr ingen yon zwei Tropfen ether S taphytokokk@naufschwemmung.

D e r Al lge /ne inzus tand des Tieres i s t naeh der In f ek t ion zwei Tage lang z iemi ich ~ehleeht. Ns t iegt me i s t in einer Eeke des KMigs. V o m dr i t t en Tage an besser t sieh das Bef inden zusehends. 5 [['age naeh de~ In fek t ion T6 tung in der tibIiehen Weise.

B e f u n d : R e c h t e S e i t e : Die Bul la ro l l yon e i t r igem Exsuda t . Ihre

S c h l e i m h a u t is t tei lweise h~morrhagisch, zeigt s tel lenweise Blu t - aus t r i t t e im Gewebe und hie und da z u m Tei] m i t B l u t gefii l l te Hohl - r~ume. Das Npi the l i s t teils erhat ten, teils abgestoBen. V~7o es erlq~lten, i s t es me i s t kubiseh, s tel lenweise aueh zyl indriseh. An e inzelnen Ste l len s t eh t die SeMe imhau t m i t dem E x s u d a t in F o r m von Gewebs- br i icken, die bei der Seh rumpfung infolge der Hi~rtung eingerissen sind, in fester: Verb indung. I n e inzelnen dieser Verb indungsbr i ieken s ieht m a n df i~nwandige Gef/~ge, die @us der Sch l e imhau t in das zum Teil in 0 rgan i s a t i on begriffene Nxsuda t Mneinziehen. An diesen Sfel len feh l t natiirliel~ die Ep i the lbek le idung der Sehle imhaut . In einer Nisehe zwiseh~n Faz iMiswuls t und GehSrgang zeigt die Bul lasehle im- h a u t fas t kein~e entz i indl iehen Ver~nderungen .

An der kn6ehernen Bul takapse l augen mggige , i nnen ger inge Knoehenneub iMung . Der Bu l l aknoehen selbst zeigt hie und da N i t e r enthalLende G~fiil3kan~lehen.

H i n t e r d e m Faz ia l i skanaI be f inde t sich dfe opera t ive NrSffnungs- stelle. H ie r k!eine, m i t Os teoklas ten bese tz te Knochensp l i t t e rchen , E i te r , B l u t mad inf i l t r ier te Weichtei te . An ether Stel le in der Nachbar - schaf t s ta rke Per ios tverd ickung . Die Sch le imhau tausk le idung i s t h ier s tel lenweise nek ro t i s ch . U m die Geh6rknSchelchefl E i te r , ihr Sehleim- had t t iberzug maBig verd ick t . Der ' vo rde re N e b e n r a u m en thg l t eitSriges Exsuda t , seine Sch l e imhau t ann/~hernd normal . Vom AmboB- kSrper z ieh t nach l a t e ra l an die Aul~enwand der N e b e n h S h l e ' q u e r du rch den ganzen R a u m eine dt inne Bindegewebsspange .

I m GehSrgang Niter . Die Sch l e imbau t sch i ch t des T r o m m e t - f e 11 s i s t s t a rk ge rd iek t u n d inf i l t r ier t . An ether St~tle hSren die Fasern der m e m b r a n a p ropr ia .auf, u n d der Ni ter der But ta k o m m u n i z i e r t m i t dem i m GehSrgang. Kut i s s t r e i f en und Seh le imhaufsch ich t des Trommel fe l l s s ihd in t i e r U m g e b u n g der Pe r fo ra t ion sehr s ta rk ei tr ig- hamor rhag i sch inf i l t r ier t .

Die Sch l e imhau tbek l e idung der Schneckenkapse l i s t ebenfal ls ve rd i ek t und inf i l t r ier t . An mehre ren Stel len is t sie knospenar t ig vor- gew61bt. Die Labyr in th fens fe r weisen keine en tz i ind l ichen Ver- i inderungen au~. I m L a b y r i n t h hie und da feine f~dige Ger innungen. Ke ine en tz i indI iehen Ver/~nderungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : I m E x s u d a t H a u f e n yon S taphyIokokken , in der Sch le imhau t wenig Kokken . Dor t , wo sie s t reckenweise zers t6r t ist, wie z. B. im hif i teren Bul laabse lmi t t , l iegen zahlreiehe Bak te r i en ; ebenso aul3en an der Operat ionsstel le . I n dem ve rd iek ten Trommel - fe l l absehn i t t bef inden sich fas t ke ine ; j edoch dort , wo der E i t e r an die m e m b r a n a propr ia herangeht , viele Bakte r ien , ebenso im Niter , der in der Per fora t ion und im Gehbrg'ang sieh bef indet .

L i n k e S e i t e : Die Bul la i s t von e inem :Eiterpfropf ausgefii l l t . Ihre S e h l e i m h a n t me i s t auf das Vielfaehe ve rd iek t und s ta rk klein- zellig inf i l t r ier t . Stel lenweise s ind die Vergnderungen geringer, so in der Nisehe im h in te ren Bul laabsehn i t t . Das Ep i the l i s t fiber groge

Page 37: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle.Studien zur. Pathologie des Mittelohrs. 37

Strecken zu Verlust gegangen. Dort, woes erhalten, ist es oft dureh die starke Emigration yon Eiferzellen verdeekt. An der Innenflgehe der Bulla geringe Xnochenneub'ildung, die im vorderen Absehnit t etwas ausgepr/igter ist. " An den neugebildefen Knochenspangen liegen zahlreiche Osteoblasten. Aueh an der Bullaaul3enseite geringe Knochenneubildung und Osteoblastenbesatz.

Die AuBenf]i~che des Bullaknochens steht 5fters durch Kani~le mi t dem periostMen Tell der Schleimhaut,'in Verbindung. Diese Kom/ile, die den Knochen 6frets ziemlich senkrecht durchziehen, sind entweder isoliert, oder zeigen auch Ausl/~ufer, die mi t benachbarten Kan~ten in Verbindung stehen. Sie sind z. T. zackig begwenzt und enthMten Blur- vielleieht aueh Lymphgef~Be, die erweitert; teihveise aueh st/irker gefiillt und yon Entztindungsziigen begleitet sind. In manehen Pr~- ps.raten sieht man Infiltrationsherde innen und aul3en an der Bulla- kapsel durch solehe Straiten miteinander in Verbindung stehen.

In der Er6ffnungsstelIe ]iegen Granulationsgewebe und Knochen- splitterehen. In der Nachbarschaft des Operationsdefektes ist die Bullaschleimhaut stark verdickt und infiltriert, an einer Stelle - - abseits yon dem operierten .Defekt - - ist sie besonders intensiv ver- gndert. Hier sind auch Knocheneinsehmetzungsvorg'/~nge an der Bullakapsel sichtbar: massenhaft Osfeoklasten. Entspreehend dieser Stelle findet sieh auch an der Bulla~uBenseite eine starke kleinzellige Infi l trat ion der Weichteile. An dem benachbarten Hinterhauptsbein ein kariSser Herd mit Osteoklasten.

Die GehSrknSchelchen yon Eiter umsptilt. Ihr Sehleimhaut- bezug weist/~hnliehe entziindliehe Ver~nderungen auf, wie die iibrige Bullaauskleidung. Sonst zeigen sie keine pathologischen Veri~nderungen. Im vorderen N e b e n r a u m liegt Eiter bei nicht wesentlich ver~nderter Schleimhautauskleidung. Im Geh6rgang Eiter. Das Trommelfell nieht deutlieh zu differenzieren, grOBtenteils eitrig eingesehmolzen. Man kann seine urspriingliehe Lage noeh an den Resten der membrana propria ungef/ihr erkennen.

In der Nisehe zum runden Fenster Eiter, die Fenstermembran ist sehneekenw/~rts vorgebuehtet, intakt . L a b y r i n t h ohne entziind- liehe Veri~nderungen.

In der Nghe der Bulla liegen einzelne grol~e, blutgeftillte Gef/~Be. B a k t e r i e n b e f u ' n d : Im Exsudat der Bulla massenhaf,t Staphylo-

kokken in grol3en Klumpen und mehr diffus in kleinen tt~ufehen. In den stark ~vergnderten Sehleimh~utpartien der Bulla, 6frets in den Eiterstragen, die den Ir~noehen durehziehen und in den ' damit kom- munizierenden extrabull~ren Eiterherden, ferner an der Operations- stelle, Staph}~lokokken. Ebenso irn Exsudat des Nebenraums, dessert Sehleimhaut frei ist. In dem Eiterpfropf, der in der Nisehe zum runden Fenster sitzt, einzelne Kokken.

R . e s u m 6 : B e i d e r s e i t i g e ~ k u t e p e r f o r a t i v e M i t t e l - o h r e i t e r u n g . - - D a u e r 5 T a g e . - - - K n o e h e n e i n s e h m e l - z u n g s v o r g i i n g e l i n k s . - - G e r i n g e r e p a r a t i v e V o r - g ~ n g e . - -

H ie r m a e h t sieh wieder t ro t z gteioher V e r s u e h s a n o r d n u n g e ine deu t l i ehe , w e n n a u e h n i e h t groBe Dif ferenz i m A b l a u f der a k u t e n Ot i t i s m e d i a be ider Se i ten b e m e r k b a r . R e e h t s h a t die E n t z i i n d u n g m e h r h~;morrhagisehen C h a r a k t e r ; l inks s t eh t die kleinzel l ige I n f i l t r a t i o n im V o r d e r g r u n d . H ie r k a m es a u c h zur K n o e h e n z e r s t 6 r u n g . Die r e p a r a t i v e n Vorg~nge s ind ger ing .

Page 38: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

38 LUDWIG HA¥1~IANN,

T ro t z der s chweren E n t z i i n d u n g t r e f fen wir wieder e inze]ne B u l l a a b s c h n i t t e fas t gar n i c h t v e r a n d e r t .

Bei d e m K n o c h e n e i n s e h m e l z u n g s p r o z e I ~ h a t v ie l l e ieh t die A r t de r I n f e k t i o n d u r e h e i n e n o p e r a t i v e n E ing r i f f mi tgesp ie l t , d e r a r t , d a b als d i r e k t e Fo lge der I n f e k t i o n s te l lenweise a u c h e ine st~trkere I n f i l t r a t i o n der p e r i b u l l ~ r e n We ich t e i l e z u s t a n d e k a m , w o d u r c h d a n n der B u l l a k n o c h e n y o n i n n e n u n d aul~en angeg r i f f en w u r d e ; a n m a n c h e n S te l len is t abe r s icher die I n f e k t i o n d u r c h die Gef~l~kan~tle der B u l l a k a p s e l wei te r -

g e g a n g e n .

V e r s u c h 32. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Er6ffnung der l inken Bulla und Infektion

rnit einer Staphylokokkenaufschwemmung in der fiblichen Weise. ])as Tier n ~ c h t ein paar Tage hindurch einen leicht kranken

Eindruck. Sonst zeigt es keine St6rungen. Sechs Tage nach tier Infektion TStung durch Chloroform und Durchschneiden der Hals- schlagadern.

t ] e f u n d : Hinter dem FaziMiskanM liegt rdie ErSffnungsstelle der Bulla.

Sie ist teilweise dureh eitriges Granulationsgewebe eingeengt, enth~lt Eiter und mit 0steoklasten besetzte Knochenstiickchen.

In der Bulla liegt eitriges, hie und da fibrin6ses Exsudat, das z. T. zerfallene Zellen und homogene aus Lymphflfissigkeit und Detritus bestehende Massen umschlie~t.

Im vorderen Bullaabschnit t ist die S c h l e i m h ~ u t sehr stark geschwollen, enthg]t dil~tierte Gefgl~e und Blutaustr i t te , im hinteren Tell gegen die ErSffnungsstelle zu wird sie nekrotisch und fehlt an einer Stelle ganz. Im Bereich der Infektionsstelle sieht man an der Bullaaul~enseite viele 0steoklasten. An einer Stelle ist die zwischen Bulla und hinterer GehSrgangswand liegende Knochenwand verdiinnt, arrodiert, dadurch, da~ der Eiter yon der Bull~ und der stark in- filtrierten Geh6rgangswand her gegen sie vordringt.

Im vorderen Nebenraum ]iegt spgrliches Exsud~t ~Ton ghnticher Beschaffenheit wie in d~r Bulla. Seine Schleirahaut ist im allgemeinen weniger vergndert, hie und da aber stark verdiekt und gefgl~reich.

Knochenneubildungsvorggnge sind nur bier und da in ganz ge- ringem Mal~e angedeutet.

~ber die GehSrkn6ehelchen zieht yon der Bulla zum Neben- raum eine Eiterstra~e. Die Sehleimhaut der GehSrknSchelehen ist stark h~imorrhagisch und steht mi t der t~ekleidung der benach- barren Knochenw~nde durch Briieken yon Granulationsgewebe in Verbindung. An der mecliMen Nebenraumwand eine st~rke' Periost- verdickung.

Das T r o m m e l f e l I ist zum gro~en Teil, bis guf einen kleinen peripheren Saum, eingeschmolzen. ~Tber diesen schiebt sich an einer Stelle die GehSrgangsepidermis hinfiber.

Die Schleimhaut der Schneckenkapsel weist ~hnliche, jedoch geringgradigere Ver~i.nderungen auf, ~de die der Bulla. Der Steigbiigel ist in stark h~morrha,gische Schleimhaut eingebettet. In der Nische zum runden Fenster liegt massenhaft Eiter. Die Fenstermembran eitrig h~imorrhagisch infiltriert, an ihrer coehlearen Seite etwas eitriges Exsudat. In den beiden unteren Schneekenwindungen Exsudatsicheln~ einzelne Leukocytenhaufen, in den oberen Windungen geringe Ge-

Page 39: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

E x p e r i m e n t e l l e S t u d i e n zur P a t h o l o g i e des Mi t t e lohrs . 39

r i n n u n g e n . I m Be r e i eh des S a k k u l u s e twas E i t e r . I n den o b e r e n Tei len des V e s t i b u l u m s u n d in den Bogengi~ngen ke ine d e u t l i e h e n en t - ziindliehen Vergnderungen.

Bakterienbefund: I)er Eiter in Bulla und Geh6rgang ent- h~ilt massenhaft Kokken. Sie liegen zu dicken Klumpen zus~Lmen- geba l l t u n d d i f fus v e r s t r e u t i m E x s u d a ~ ; zu ra Tel l h a b e n sie s ich s t reckenweise in d i c h t e n I-Iaufen au f die S c h l e i m h a u t n iedergesch lagen . I n dieser f i nde r m a n i ra a l lgeme inen weniger , lViehr t r i f f t m a n d o r t an , wo die S c h l e i m h a u t s t a r k e r v e r ~ n d e r t u n d naraent / l ieh doff , wo sie n e k r o t i s e h ist . H i e r t iegen m a s s e n h a f t K o k k e n d i c h t a m K n o c h e n . I m E x s u d a t des v o r d e r e n N e b e n r a u m s u m H a m r a e r u n d Amboi ] viele S f a p h y l o k o k k e n . Die S c h l e i m h a u t a u s k l e i d u n g des N e b e n r a u r a s zeigt n u r ganz wenige K o k k e n e i n l a g e r u n g e n . Die R e s t e des T r o m m e l - fells s ind y o n ganzen S t re i f en y o n K o k k e n du r chse t z t . I r a L a b F r i n t h ke ine B a k t e r i e n .

I n dera e i t r igen G r a n u l a t i o n s g e w e b e der E r6 f fnungss t e l l e u n d in d e m aul~en a n l i e g e n d e n e i t r igen E x s u d a t mal~ig viel K o k k e n .

R e s u m S : E i t r i g h ~ m o r r h a g i s e h e M i t t e l o h r e n t - z f i n d u n g m i t grol~er T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n . D a u e r 6 Ta, g e . - U b e r w a n d e r n de r G e h 5 r g a n g s - e p i d e r m i s fiber d e n n t e h e n d e n T r o m m e l f e l l s a u m . - - I n f i l t r a t i o n de r r u n d e n F e n s t e r m e m b r a n u n d h a u p t s i ~ e h l i e h au f d ie p a r s i n f e r i o r b e s c h r ~ n k t e L a b y r i n t h i t i s . - - Knochen , e i n s c h m e l z u n g s v o r g i ~ n g e .

Dieser Fall zeigt unn eine sehwere akute Entzfindung der Mittelohrauskleidung mit teilweisen Nekrosen. Der Prozel~ hat sieh diffus fiber die ganzen Mittelohrri~ume ausgebreitet, wenn auch Differenzen in der Intensit~t der ¥eranderungen bentehen. Auch der vordere Nebenraum ist befallen, trotzdem es wieder um die GehSrknSehelehen zu ausgepr~gten Sehleim- hautverklebungen gekommen ist, und dadureh gewissermal~en der Nebenraum abgegrenzt erscheint. Solohe Verklebungen gew~hren eben naturgemiil~ keinen absoluten, keinen regel- mal~ig funktionierenden Schutz. Das Trommelfell zeigt eine sehr grol~e Perforation, wie wit sie bei akuten Eiterungen sonst nieht zu sehen gewohnt sind. Uber den noeh stehenden Trommetfe]lsaum ,hat sieh die GehSrgangsepidermis hinfiber- genehoben.

Trotz des grol~en Trommelfelldefektes griff der entzfindliche Prozel~ auf dem Wege fiber dan runde Fenster auf das La- byrinth fiber u n d ffihrte zu einer eitrigen Labyrinthitis, die hauptsiichlich auf die pars inferior den Labyrinths besehr~nk~ erscheint, ohne dal~ es in den fibrigen Teilen zu den iibliehen Gerinnungen gekommen ist. Nach der geltenden ¥orstellung miil~te man doch in einem solehen Falle durch die Konzen- trationsveri~nderungen bedingte sichtbare Gerinnungen der Lymphe erwarten.

Page 40: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

40 LUDWI.G HAY~cIANN,

V e r s u c h 33. V e r s u c h s a n o r d n u n g : ErSffnung der l inken Bulla und Infekt ion

durch Einbringung einer Staphylokokk@naufschwemmung in der fibIichen VV'eise. Schneckenver]etzung.

Das Tier sieht am dr i t ten Tage nach der Operat ion krank aus, erholt sich dann aber wieder. Am siebenten Tage nach der Infektion ptStzlicher Tod.

B e f u n d : L i n k e S e i t e : In der Bull~ Eiter, Blut und Knochen-

spli t terchen. Die Er6ffnungsstelle is t durch Granulationsgewebe ein- geengt. Von auBen her quil l t hier ~[uskelgewebe hinein. Die Schleim- hau t im oberen Abschni t t der Bulla is t s tark verdickt und infil triert . In den unteren Par t ieen is t sie weniger ver~ndert.

Um die Geh6rkn6chelchen h~morrh~gisch eitriges Exsud~t. Der v o r d e r e N e b e n r ~ u m ist leer, seine Schleimhaut ohne pathologische Ver£nderungen. Das T r o m m e t f e I 1 weist geringe Inf i l t ra t ionen i~ seiner Schleimhautschicht auf ~md is t iraperforiert.

Das obere Dri t te l der Schnecke fehlt, die Spitze is t anscheinend artifiziell zerst6rt. Die entsprechenden Knochentei lchen liegen in tier N/~he, umgeben yon Exsuda,t. Der stehengebliebene Tell der Sctmecke enth~lt Anh~ufungen yon Eiterzellen und Blut. In der ersten und zweiten unteren VV~indung, die in ihrer Konfigurat ion gut erhalten sind, finden sich namentlich perilymphatisch IIaufen yon roten Blutk6rperchen und Eiterzellen. Ebenso im Vestibulum und in den Bogengiingen eitrig h~morrhagisches Exsudat. Die ~Veichteile des Labyrinths sind meist zerst6rt, stellenweise auffa]lend gut er- halten. Im Anfangsteil der Aqu~dukte etwas Eiter.

Bakterienbefund: Im Exsudat der Bulla mi~ig viel Staphylo- kokken in grSl~eren und kleineren H~i.ufchen. In tier Schleimhaut, obwohl sie teilweise stark infiltriert ist, nut hie und da vereinzelte Kokken. Im Labyrinth ganz vereinzelte Kokken im Eiter.

Resum6: Mittelohreiterung yon 7t~giger Dauer

bei imperforiertem Trommelfell.--Ungleichm~Bige

A u s b r e i t u n g d e r E n t z t i n d u n g i n d e n M i t t e l o h r - r ~ u m e n . - - A r t i f i z i e l l e S c h n e c k e n v e r l e t z u n g u n d e i t r i g h ~ m o r r h a g i s c h e L a b y r i n t h i t i s .

D i e E n t z i i n d u n g b l i e b h i e r h a u p t s ~ c h l i c h au f d e n d e r I n f e k t i o n s s t e l l e b e n a c h b a r t e n B u l l a a b s c h n i t t b e s c h r ~ n k t . B e - s o n d e r e A b g r e n z u n g e n o d e r V e r w a c h s u n g e n , d i e d ieses Ver - h a l t e n e r k l ~ r e n k S n n t e n , w u r d e n n i c h t g e f u n d e n . D ie s c h w e r e r v e r ~ n d e r t e n S c h l e i m h a u t b e z i r k e s e t z e n s ich g e g e n d ie l e ioh t o d e r g a r n i c h t v e r ~ n d e r t e n p l S t z l i c h ~b.

D i e V e r l e t z u n g d e r S c h n e c k e w a r u n b e a b s i c h t i g t ; sie f i i h r t e zu e ine r e i t r i g - h ~ t m o r r h a g i s c h e n L a b y r i n t h i t i s .

S t a t u r e B. V e r s u c h 34 u n d 35.

V e r s u c h s a n o r d n u n g : Beiderseits werden mi t einer sehr feinen l~adel zwei Tropfen einer Staphylokokkenaufschwemmung durch das Trommelfell in das ]~[ittelohr gebracht.

Schon am fibern~chsten Tage ent leer t sich aus beiden Ohren reichlich dfinnflfissiges, eitriges Sekret, das massenhaft S taphylokokken

Page 41: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des lVIittelohrs. ~1

enth~lt. Das Befinden des Tieres zeigt keine besonderen Ver~nderungen. Nach ca. vier Tagen ~drd die Sekretion viet geringer. Im Geh6rgang Krustenbildung. Aeht Tage post infektionem T6tung des Tieres durch Jxther und Durehtrennung der Halsschlagadern.

B e f u n d : R e e h t e S e i t e : Im Geh6rgang und in der Bulla eine

geringe Menge eitrigen Exsudats. Die gr613ere tt~lfte der Bulla- s c h l e i m h a u t ist sehr verdiekt, mehr minder infiltriert, bdemat6s und enthalt neben derberen Partleen Lucken, die zum Tefl ~nt Endothel ausgekleidet sind und jedenfalls erweiterte Lymphspalten darstellen. In der N~he der Tube hohes flimmerndes Zylinderepithel. Sonst ist das Epithel nieder oder kubiseh, streekenweise ist es stark infiltriert, mitunter zerst6rt, doeh im Mlgemeinen gut zu erkennen.

Im hinteren Absehnitte der Bulla ist die Sehleimhaut dtinn und nur hie und da gering infiltriert.

In den verdickten Schleimhautpartieen sieht man Spangen neu- gebitdeten Knochens in unregeIm&13iger Anordnung, die mitnnter fast ~/8 yon der Oesamtdicke der Sehleimhaut einnehmen. Streeken- weise wieder ist die Knoehenneubildung sehr gering. An der Bulla- auBenseite sieht man gleiehfatls beginnende osteoplastisehe Vorg~nge.

Das m~gig verdickte und infiltrierte T r o m m e l f e l l zeigt in seinem vorderen Abschnit t eine Perforation, in der ein Eiterpfropf liegt. - - Der vordere N e b e n r a u m ist frei yon Eiter, seine Sehleim- haut vbllig intakt. Die Schleimhautbekleidung yon Hammer und Ambog ist nut an ihrer der Bulla zugekehrten Seite etwas verdickt und infiltriert. Zwischen Hammer und Ambol~ Andeutung eines Gelenkspalts. Im Fazialiskanal eine kleine, bindegewebige Lficke.

In der l~isehe zum runden Fenster befindet sich etwas Eiter. Durch die Sehenkel des Steigbfigels zieht eine Gewebsspange ent- zfindlichen Ursprungs.

Das L a . b y r i n t h zeigt nirgends entzfindliehe Vergnderungen. In der tympanalen 0ffnung des Aqu~duktus cochleae liegt ein ganz feines Bindegewebsnetz.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat diffus vertei l t kleine I{~ufehen yon Staphylokokken. ~¢Ianchmal seheinen einzetne davon in Zellen eingesehlossen zu sein. In der SchIeimhaut ganz wenig; nur hie und da an starker infiltrierten Stellen etwas mehr. Im Eiter, der in der N~he der Labyrinthfenster liegt, gleiehfalls Staphylokokken~

L i n k e S e i t e : Im allgemeinen finden sich hier dieselben Ver- ~nderungen, wie auf der anderen Seite. Die B u l l a s e h l e i m h a u t ist mehr oder minder, im allgemeinen abet m~gig verbreitert , ziemlieh s tark infiltriert. Der vordere ~ ¢ e b e n r a u m weist ganz normale Ver- h~ltnisse auf. Die Geh6rkn6ehelchen sind intakt.

Das T r o m m e l f e l l ist wenig verdiekt, m&l]ig infiltriert und weist in seinem vorderen oberen Absehnit t eine wahrscheinlich arti- fiziell entstandene Kontinuit~tstrennung auf. Der vordere Teil der anseheinend eingerissenen Membran hat sieh nach einw~rts umge- sehlagen und ist zum Teil mi t der Bulls~uskleidung verwachsen.

Das L a b y r i n t h zeigt keine entziindliehen Ver~nderungen. B a k t e r i e n b e f u n d : Verhalten ~4e ~uf der anderen Seite.

Resum6: A k u t e p e r f o r a t i v e in H e i l u n g be- g r i f f e n e M i t t e l o h r e i t e r u n g be ide r se i t s . - - D a u e r 8 Tage. - - Unrege lm~f t i ge A u s b r e i t u n g der E n t - z i indung in den M i t t e l o h r r ~ u m e n . -

Der Pr0zeB ist hier auf beiden Seiten ziemlich gleich und zeigt eine ausgesprochene Heilungstendenz. Das Beachtens-

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42 L U D W I G HAYMANN,

w e r t e s t e in d i e s e m V e r s u c h e i s t j e d e n f a l l s d ie ungle ichm~f3ige A u s b r e i t u n g des e n t z i i n d l i c h e n P r o z e s s e s in d e n M i t t e l o h r - r ~ u m e n . W ~ h r e n d d i e S c h l e i r a h a u t in d e m v o r d e r e n Te l l d e r B u l l a - - wie es n a m e n t l i c h a u f d e r r e c h t e n Se i t e k l a r zu r A n s c h a u u n g k o m m t - - z i eml ioh v e r ~ n d e r t i s t , e r s o h e i n t sie i m h i n t e r e n A b s c h n i t t f a s t n o r m a l .

D e r v o r d e r e ~ e b e n r a u m w e i s t b e i d e r s e i t s w e d e r E i t e r n o c h e n t z i i n d l i c h e V e r ~ n d e r u n g e n s e ine r S o h l e i m h a u t a u s - k l e i d u n g auf , o b w o h t k e i n e n e n n e n s w e r t e A b t r e n n u n g d u r c h S c h l e i m h a u t b r i i c k e n n o r m a l e r o d e r e n t z i i n d l i c h e r H e r k u n f t z w i s c h e n i h m u n d d e r Bu l l~ v o r h ~ n d e n i s t . E s s i n d e b e n fi ir d a s F r e i b l e i b e n einzeLner B u l ] a - B e z i r k e n o c h a n d e r e F a k t o r e n , a ls r e in m e c h a n i s c h e - - A b s p e r r u n g d u r c h V e r k l e b u n g e n - -

v o n B e d e u t u n g . B e m e r k e n s w e r t i s t d a s f e ine B i n d e g e w e b s f a s e r n e t z , d a s

- - wie s eh r h~uf ig zu b e o b a c h t e n - - d e n c o c h l e a r e n A n f a n g s t e i l des A q u a e d u k t u s coch leae i i b e r b r i i c k t . D ie se s V e r h a l t e n k a n n u n t e r U m s t ~ n d e n f i i r d i e A u s b r e i t u n g e ines e n t z f i n d - l i c h e n P r o z e s s e s y o r e L a b y r i n t h au f d e n A r a c h n o i d e a l r a u m

B e d e u t u n g g e w i n n e n .

V e r s u c h 36 u n d 37. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Beiderseits werden rnit einer feinen

K~nfile zwei Tropfen der St~phylokokkenaufschwemmung durch das Trommelfelt in die Bull~ injiziert .

Nach zwei T~gen reichliche 0hreiferung. Das Befinden des Tieres is t gut. Die Ei terung h~lt ca. sechs Tage in gleicher St~rke an und n immt yon da an ab. Otoskopisch sieht man eingetrocknet.en Ei ter und Krus ten im Geh6rgang. Zw61f Tage nach der Infekt ion TStung des Tieres in der iiblichen Weise.

B e f u n d : R e c h t e S e i t e : In der Bulla liegt, nur stellenweise Eiter .

Die S c h l e i m h ~ u t is t mehr oder minder verdickt . In ihr sieht man ausgehend yon der Innenseite der ]~ullakapsel manchmal Anh~ufungen yon neugebildetem Knochen. An anderen Stellen is t die Schleimhaut- auskleidung der Bulla sehr st~rk verdickt , enth~l t ~ber nur ganz geringe Knochenneubildung. In einer durch den Fgzi~liskana] und eine pro- minente Knochenspange ~bgetrennten Bull~nische is t die Verg.nderung der Schleimhaut ganz minimM. I~ier auch keine Spur yon Knochen- neubildung. An der Bullagut~enfl~che 6fters geringe Anlagerung neuge- bi ldeter Knochenspangen. Die Gef£B-Kan~le tier Bullakapsel sind zum Teil etw~s erweitert . In einem Prgpara t sieht man scheinbar in der Labyr in thkapse l - - ' z w i s c h e n Querschnit ten yon Bogengangs- lumina und der Gegend des runden Fensters - - plStzlich zwei I-Ierde yon anscheinend spongiSsem Xnochen. ]~ei der Verfolgung dieser Stellen erkennt man, dal~ es sich um Flachschni t te dnrch Nischen der Bull~ handelt , die g~nz an der Labyr in thkapse l liegen und yon neu- gebildeten Knochenspangen ausgeftillt sind.

Ura die GehSrknSchelchen l iegt etwas ]~iter. Zwischen ihnen und den benachb~rten Xnochenw~nden spgnnen sich Bindegewebs-

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Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 43

str/~nge, die dutch ihre Verbindung mi t der beiderseitigen Schleimhaut- bekleidung mehrere abgegrenzte etwas Eiter enthaltende Kammern bilden. Im GehOrgang Eiter.

Das T r o m m e l f e l l ist verdickt and infiltriert, in seinem vorderen Abschnit t liegt eine yon einem Eiterpfropf ausgeffillte Perforation.

Der vordere N e b e n r a u m ist frei yon Exsudat, seine Schleim- haut ist di)mn, nur an den den GehSrknSchelchen zugewandten Partieen etwas verdickt. Ffier ist auch geringe Knochenneubildung zu er- kennen.

Die Schleimhaut der Schneckenkapsel ist gleichfalls verbreitert, infittriert; hier aber nirgends neugebildeter Xnochen. Die Steigbttgel- schenkel sind yon stark verbreiterter und infiltrierter Schleimhaut allseitig umgeben. An den Labyrinthfenstern keine Ver/~nderungen. Entziindliche Ver~nderungen im L a b y r i n t h fehlen. In der Schnecke, namen~lich im Duktus cochtearis sp/~rliche feine faserige Gerinnungen.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat der Bulla liegen einzelne StaphylokokkentHufchen. In kleinen Eiterherdchen um die Geh6r- kn6chelchen Kokken in etwas gr6$erer Zahl. Im Nebenraum, an und in den Labyrinthfenstern, im Labyr in th keine Kokken.

L i n k e S e i t e : In der t~ulla liegt nur stellenweise eitriges Exsudat. Ihre S c h l e i m h a u t ist gleichfalls nur stellenweise st/~rker ver/indert. In den unteren Abschnit ten der Bulla zeigt sie nu r ganz geringe Ver- /~nderungen. Eine Nische in der N~he der Tube enth/~lt massenhaft Eiter. t-Iier ist auch die Schleimhaut auf das vielfache verdickt. Auch an der tympanalen Tubenmiindung etwas Eiter. Der in der Gegend der Schneckenfenster liegende hintere Bultaabschnitt weist st/~rkere Ver/~nderungen auf. Die Schleimhaut ist verdiekt, infiltriert. Die Nische zmn runden Fenster ist v611ig mit jungem Bindegewebe, das steltenweise rait der Fenstermembran verwachsen ist, ansgeffillt. Die Schleimhautbekleidung der Schneekenkapset zeigt im unteren basalen Abschnit t der Schnecke st/~rkere, im oberen ganz geringe Vergndernngen. Dort, wo die Sehleimhaut der Bulla stark ver/~ndert ist, kann man/~tmtich wie ant der anderen Seite m/~t3ige Anlagerungen neugebildeten Knochens an der Bullainnenseite, in welt geringerem Grade auch an der Aultenseite wahrnehmen. Im allgemeinen sind die osteoplastischen Vorg/~nge ant der l inken Seite etwas geringer wie rechts. Auch ein ,,Pseudospongiosierung/herd" zeigt sich in einigen Schnitten. Genetisch stellte er sieh analog dem Befunde der anderen Seite als ein Ausl/~ufer einer mi t neugebildetem Knoehen ausgefi~llten Bullanische dar.

Die Geh6rkn6ehelchen sind in verdickte Sctfleimhaut eingebettet. Von Hammer und AmboB ziehen Spangen yon jungem, gef/~$reichem, mi t Epithel bedeektem Bindegewebe zu der Schleimt~ut der be- nachbarten Knochenw/~nde. Im vorderen ~N-ebenraum nirgends Eiter. Keine Spuren yon Schleimhautver/~nderung.

Das T r o m m e l f e l l ist etwas verdickt und infiltriert, eine Xon- tinuit/~tstrennung wurde nirgends gefunden.

L a b y r i n t h ohne irgendwelche entziindliche Ver~nderungen. ] 3 a k t e r i e n b e f n n d : Im Exsudat wenig, i n der Schleimhau~ fast

gar keine Xokken.

R e s u m 6 : A k u t e , i r a A b l a u t b e g r i f f e n e M i t t e l - o h r e n t z i i n d u n g b e i d e r s e i t s . R e c h t s m i t , l i n k s o h n e T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n . - - D a u e r 12 T a g e . - - U n - g l e i c h m ~ l ~ i g e S t i ~ r k e u n d A u s b r e i t u n g d e r e n t - z i i n d l i c h e n V e r i ~ n d e r u n g e n i n d e r M i ~ t e l o h r a u s - k l e i d u n g . - M a f t ! g e o r g a n i s a t o r i s c h e u n d o s t e 0 -

Page 44: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

44 LUDWIG HAYMANN,

p l a s t i s c h e V o r g g n g e ; ] ~ i l d u n g e n t z i i n d l i c h e r V e r - w a c h s u n g e n u n d S c h l e i m h a u t b r i i c k e n . - , , P s e u d o - s p o n g i o s i e r u n g s h e r d e . " - -

Die Ar t der Ver~nderungen ist beidersei ts im grol~en und ganzen ziemlieh gleich. Auf beiden Seiten zeigt sich ungleich- m/~ ige Ausbre i tung des Prozesses. Der vordere Nebenraum ist beiderseits v611ig frei von entzi indlichen Prodnkten . Man darf wohl mi t Rech t annehmen, dab sich hier i iberhaupt keine entzi indlichen Prozesse abgespielt haben. 0 b und in- wieweit hierzu die Verklebungen beitrugen, die sich zwischen der Schle imhaut der GehSrknSchelchen und der der benach- bart, en Knochenw~inde biIdeten, ist hier besonders auch des- wegen fraglich, well auch die Schleimhaut der Bulla deutliche Differenzen in ihren Ver/~nderungen zeigt und zwar auch an Stetlen, die n icht durch Leisten- oder Nischenbitdung eine besondere Lokal isat ion des Prozesses ermSglichten. I-Iier mul~ man na t firHch auch Differenzen in der Ausbrei tung und Loka.lisation der Bakter ien und die MSglichkeit eines ver- schiedenen Ablaufs und einer verschieden s tarken Riickbi ldung der entzi indlichen Ver/~nderungen des urspriinglich mehr diffusen Prozesses in Be t rach t ziehen.

Sta ture C. V e r s u c h 38 und 39.

V e r s u c hs a n o r d n u n g: Von tier St.aphylokokkenaufschwemmung wird eine gewisse Menge in die Nase eingebracht. AnschlieBend wieder- holte Lufteintreibungen nach v0rherigem aseptischen Trommelfell- stich beiderseits.

Das Tier befindet sich anscheinend immer ganz wohl. Acht Ta, ge nach der Infektion T6tung in der iiblichen ~¢Veise.

B e f u n d : L inke Sei te : In des Bulla keir~ Eiter. Die S c h l e i m h a u t ist

im allgemeinen diinn, alas Epithel gut erh~ltGen. An m~nchen Stellen ist die Schleimhaut bdematbs, hie und da-gering verbreitert, kleinzellig infiltriert und zeigt in ihrer Periostschicht geringe Ans/itze zur Knochen- neubildung. Der Bullaknochen, an dessen Aul~enfl~che hie und da gleich~alts geringe :Knochenneubildung bemerkbar ist, zeigt m~nchraal verhSlt~ism/£Big viel Gef/il3kan/ile yon normaler Konfiguration. Am tyl~pan~len Tubenende ein kleiimr Eiterpfropf.

Das Trommel fe I1 zeigt nut geringe Infiltration seiner Schleim- ha~utschicht~, sonst ist es, abgesehen yon einem kleinen artifiziellen Ril3, intakt.

Vorderer N e b e nr a u m und Gehbrknbchelchen, ebenso L a b y r in t h, ohne entziindliche Ver~nderungen. In den Sctmitten gelangen die beiden Aqu/i, dukte sehr gut zur Aasch&uung. Der Aqu/i, duktus vestibuti et~veitert sich an seinem duralen Ende und ~vird arr~ ~berg~ng in den Sakkus endolymphaticus getrofien.

R e c h t e Sei te : Im allgemeinen dieselben Ver/£nderungen wie links, in der Bulla kein Eiter. An und in der tymp~n~ler~ Tuben- miindung et~vt~s Eiter. Die S c h l e i m h a u t diinn und zart, doch stellen- weise etwas verdickt, infiltriert und 5dematSs. Nebenraum, GehOr-

Page 45: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

E x p e r i m e n t e l l e S t u d i e n zur P a t h o l o g i e des Yii t telohrs . 4 5

knSchelchen, Tromme!fell intakt. Der Bullaknochen enth~ilt r~elativ z~hlreiche Gef~Gkan~le und zeigt an den Stellen, wo die Schleimhaut ver~indert ist, ganz geringe Knochenneubildung.

Labyrinth ohne entziindliche VerSnderungen. Bakterienbefund: [Beiderseits keine Bakterien.

Versuch ~0 und ~I. Versuchsanor4nung- Einbringen yon Staphylokokken in

Aufsehwemmung in die Nase, darauf Lufteintreibungen. Das Tier zeigt nie Xrankheitserscheinungen. 20 Tage nach der ]infektion TStung dutch Chloroform und Durchschneiden der I-lalsschlagadern.

~ e f u n d " l ~ e e h t e S e i t e : I n der B u l l a ke in E i t e r . Die S e h l e i m -

h a u t der v o r d e r e n B u l l a h ~ f t e is t , n a m e n t l i c h in de r 1N~achbarschaft der Tube , e twas v e r d i c k t , l e i ch t 5 d e m a t 6 s u n d zeigt b i n u n d wiede r ger inge I n f i l t r a t i o n e n , m a n c h m a l a u c h k le ine ] ] l u tungen . Die Bu l l a - kapse l e n t h ~ l t m i t u n t e r - - i n i h r e m v o r d e r e n A b s e h n i t t - - e t w a s re ieh l ichere Gef~l~kau~te. J e n ~ c h der Schn i t t r~ch tung , ~n de r diese ge t ro f fen s ind, h a t m a n e n t w e d e r m e h r d e n E i n d r u c k von r u n d e n L6chern , oder y o n den K n o c h e n quer d u r c h z i e h e n d e n Kan~ilen.

Das T r o m r n e l f e l l i s t i n t a k t . V o m Kopf resp. K S r p e r des t t a m m e r - A m b o G z iehen e in p a a r ganz d i inne B i n d e g e w e b s s p a n g e n zu r b e n a c h b a r t e n S c h l e i m h a u t des v o r d e r e n N e b e n r a u m s .

L a b y r i n t h o h n e pa tho log i sche V e r ~nde r ungen . A q u ~ d u k t u s cochleae , ves t ibu l i u n d Sakkus e n d o l y m p h a t i c u s ge langen sehr in- s t r u k t i v zu r Da r s t e l l ung .

L i n k e S e i t e : I n der B u l l a ~und~ im v o r d e r e n N e b e n r a u m ke in Eiter. Die Schleimhaut ist im allgemeinen zart und diinn, an ein- zelnen Stellen abet 'ist sie deutlieh 5dematbs, verdickt, geringfiigig infiltriert und zeigt hie und da kleine Blutaustritte. Bet ]~ullaknochen yon ~hnlicher [Beschaffenheit wie rechts.

Trommelfell und GehSrknSchelchen intakt. Im Hammer- Ambo~ ein grSBerer ~{arkraum. (Normale Variation.) Von den Gehbr- knbchelchen ziehen zwei diinne ]~indegewebsstrange, einer nach riiek- w~rts, einer mehr nach vorn, zum angrenzenden Knochen.

Labyrinth intakt. B a k t e r i e n b e f u n d : Ke ine Bakfe r i en .

Resum6: A b g e h e i l t e M i t t e l o h r e n t z i i n d ~ n g e n ganz l e i c h t e n G r a d e s . - D a u e r 8 resp. 20 Tage.

Die letzten vier Yersuche veranschaulichen den Ahl~uf einer geringfiigigen~ wenig offensiven Infektion im Mittelohr, die nicht zur Trommelfellperforation und wahrseheinlich aueh in keinem Stadium der Entziindung zu reichlieherer Eiter- produktion gegihrt hat - - Formen der akuten Mittelohr- entziindung, wie wir sie aus der mensehlichen Pathologie geniigend kennen. DaG sich ejne Entziindung im Mittelohr abgespielt hat, beweisen einwandsfrei die zwar sehr geringen, aber doeh eharakteristisehen Ver~nderungen einzelner Ab- schnitte der Mittelohrauskleidung und in zwei Fallen die, wenn auch geringen Reste eitrigen Exsudats am tympanalen Tubenostium. Der Umstand, daG die Bullaschleimhaut zum grSl3ten Tell schon normal erscheint, dug keine Verktebungen

Page 46: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

46 L U D W I G HAYMANN,

u n d V e r w a c h s u n g e n , f a s t k e i n e Exsuda , t r e s t e , k e i n e B i n d e - g e w e b s - u n d f a s t k e i n e K n o c h e n n e u b i l d u n g v o r h a n d e n s ind ,

l ~ b e r s i c h t s t a b e l l e z u d e n I n f e k t i o n e n

Versuchs- Dauer l anordnung, und I

Nr. ErSffnung Aus- Schleimhaut un4 Infek- t ion yon: gang

Ver~nderungen in den Mittelohr-

T r o m m e l - 0rgani- fell und

Exsuda t sations- GehSr- vorg~nge knSchel-

chert

30

31

32

S tamm A. t ErOffnung ] 5 d

der rechten Bulla,

hinten oben.

Er5 ffnung ,, der l inken

Bulla .

ErOffnung der l inken 6><d

Bulla.

Inf i l t r ier t . Eine Bulla- nische frei. Ira vorderen Nebenraurn fas t n icht vergndert .

Nische im hinteren Bullaab -

schni t t wenig

ver~nder~.

Geschwollen infi l tr iert , zum Tell

nekrot isch; im vorderen Nebenraum

Ver~nde- rungen ge-

ringer.

Viel.

Viel.

Ei t r ig fibrin(is.

Beginnen- de Orga- nisabions- vorggnge.

Zentrate Perfora-

tion.

Trommel- fell grSIL tenteils

einge- schmolzen.

Grol~e zen- trale Per- foration. Bindege-

webige F ixa t ion der Ge- hSrknS-

chelchen.

Page 47: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 47

li~gt wohl den SchluB zu, dag es sich um sehr benigne In- fektionen gehandelt hat.

m i t S t a p h y l o c o c c u s p y o g e n e s .

r~umen.

Knochen Labyrinth Opera- Bemer- tions-

Neubil- Ein- Uber- Aus- stelle kungen dung schmelzung greifen breitung

M~Big.

GeAng.

Gering.

Hier und da Infil- t ra t ion

der Ha- verschen K~ni~le.

Infiltra- t ion yon Kan/~len. Stetlen- weise ex- trabull/~re Infil tra- tionen.

1. Im hin- terenBulla- abschnitt . 2. An einer

ben~ch- barren

Stelle im Innern der

Bulla. 3. Am Hinter- haupfs-

bein.

Im Be- reiche der

Infek- tionsstelle.

Durch- bruch zwischen

Bulla und hin- terer Ge- hSrg~ngs-

wand.

Rundes Geringe Fenster. eitrig fi-

brinOse Labyrin- thit is der pars inf. Im Vesti-

bulum und Bogen- ggngen

keine sich. entzfind-

lichen Ver~Lnde- rungen.

Eitrig. Knochen- splitter-

chert und Osteo- klasten.

Durch Granula- tionsge-

webe ver- schlossen.

An der ErSff- nungs- stelte

eitriges Gr~nula- gewebe. In der

Nachbar- schaft Osfeo-

klasten.

~berwan- dern yon

GehSrgangs- epidermis fiber den kteinen

Trommel- fellsaum.

Page 48: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

48 L U D W I G HAYMANI~'~

Nr. Trommel - Versuchs- Dauer t anordnung , Organi- fell und Er6 f fnung nnd F Sch le imh~ut E x s u d a t s~tions- Geh6r-

Ans- vorggnge kn6chel- und Infek- gang t ion yon : chen

33 7 d x

34

35

36

37

ErOffnung der Bulla .

Laby - r in thve r - le tzung.

S t a l i n B. In fek t ion dureh das

rech te Trom- melfell .

I n f e k t i o n durch das

l inke T r o m m e l -

fell.

Infektion dureh das

reeh te T r o m m e l -

fell.

Infek~on dureh das

l inke Trom- melfeH.

12 d x

Verdickt . Inf i l t r ie r t .

I m un te ren Tel l der

Bul la we- niger Ver-

gnderungen. Vorderer

N e b e n r a u m frei.

~Verbreitert. Ungleich-

mgBig be- fallen. Vor-

de te r Neben- r a u m ganz

frei.

Ungle iche Ausbre i tung ,

vo rde re r N e b e n r a u m ganz frei.

Sch le imhau t ve rb re i t e r t inf i l t r ie r t ,

h in te re r Bul laab-

schnitt und vorderer

Nebenraum frei.

LTngleich- mai~ig be-

fal len. Vor- derer Neben-

r a u m frei.

E[ t r ig , hgmor-

rhagisch.

Ge~ng.

Ge~ng.

Gering.

Mgl~ig.

Mg$ig ira h in te ren Bul la -

absc imi t f .

Imper- foriert , e twas

inf i l t r ier t .

Kle ine zentra le

Trommel - fellperfo-

ra t ion .

I m vor- deren Tel l ansehei-

nend arti- fizielle Perfora-

tion.

1. Zen- trMe Per- fora t ion im vor-

deren obe- t e n Ab- schni t t . 2. F ixa - t ion der

GehSr- knOchel-

chert du rch Bindege-

webs- spangen.

Imper fo- r iertes,

verd iek tes Trommel -

fell.

Page 49: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 49

Knochen Labyr in th 0pera-tions. Bemer-

Neubil- Ein- t~ber- Aus- stelle kungen dung schmelzung greifen brei tung

Innen und ~uch

auBen an der Bulla.

M~IMg, innen und aufien an der Bull~- kapsel.

Etwas weniger

wie rechts.

Oberer Teil der Sctmecke zerst6rt ,

diffuse h~morrhagisch- eitrige Labyrinthi t is .

Durch Granula-

ti'ons- gewebe

eingeeng~.

1. Dehiszenz im Fazialis- kanal. 2. Am cochlearen

Ende des aquaed. cochleae ein ganz feines

Bindegewebsnetz.

, ,Pseudospongiosierungs- herde."

t . Verwachsung der runden Fens termembran mi t Granula~ionsgewebe. 2. , ,Pseudospongiosie-

rungsherde."

Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 92.

Page 50: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

50 LUDWIG H A Y MANN,

I Versuchs- ano rdnung ,

Nr . ErOffnung fund Infek-

t ion yon : . . . . . . . . . .

t Dauer I und Aus- [ S c h l e i m h a u t _ E x s u d a t

Organi- sat ions-

vorggnge

T romms l - fell und

GehSr- knbchel-

chen

38

39

40

41

Stamm C. Einbrin- gen yon

S taphylo- kokken in die Nase. Lnf te in- t r e ibung

nach vor- hergehen-

d e m Trommel - fellstich.

(L. Seite)

(R. Seite)

E inbr in - gen yon

S taphy lo - kokken in die Nase. Luf te in - t re ibung. (R. Seite)

(L. Seite)

W

14 d

E t w a s in- f i l t r ier t .

Gering in- f i l t r ier t .

N u r an der Tube.

Intakt, etwas in- filtriert.

I n t a k t , e twas in- f i l t r ier t .

lnfektion mit Diphtheriebazillen. V e r s u e h 4=2 u n d 43.

V e r s u e h s a n o r d n u n g : In j ek t ion yon zwei Tropfen einer Auf- s c h w s m m u n g yon Diphther iebaz i l len mi t t e l s einer feinen EXanfile beidersei ts durchs Trommelfe l l .

A m n&chsten Tag ei t r ige Sekre t ion aus beiden Ohren. Oto- skopisch sieht, m a n n u t E i t e r i m GehSrg~ng. Das Tier i s t ga, nz, ~pa- th isch, l~uf t n i eh t n n d l i eg t meist, auf tier l inken Seite. N a c h drei T~gen T S t u n g durch Chloroform und Durchschne iden der HMs- schlagadern .

B e f u n d : L i n k e S e i t e : Der GehSrgang i s t mib E i t e r u n d fibri-

nSsem E x s u d g t erfiillt~. I m h in t e r sn oberen Abschnitf0 der ]3ulta er- schein t die S c h l e i r n h ~ u t wenig verbre i t e r t , im vorde ren i s t sis auf das vielf~che verd ickt , le icht inf i l t r ier t , zeigt stellenweise B l u t a u s t r i t t e und s ta rker gefii l l te Gef~l~e. Die Tube m i t E i t e r gefgllt . D e r Teit der Bulla , dessen Sch le imhau t ve rd ick t ist, i s t yon e inem fibrinSsen ze l l a rmen E x s u d a t ausgefi i l l t . Vom E x s u d a t ziehen stel lenweise F ib r in f~den in die Sch le imhgu t hinein. I n ihr fibrinSse E x s u d a t i o n , so dab sie s ich in ihrer Beschaf fenhs i t , abgesehsn yon der t iefs ten, d e m Knochen anl iegenden Sch ich t of t gar n i ch t yo re E x s u d a t ureter-

Page 51: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Fathologie des Mittelohrs. 51

Knochen Labyr in th Opera- Bemer- Lions-

Neubil- Ein- ~ber - ! Aus- stelle kungen dung schmelztmg greifen I breitung

Gering.

m

m

Die beiden Aqugdukte gelangen hier, nament- lieh links, gut z u r An-

schauung.

Benigne For- men 40--~1.

scheidet. Die (~renzen zwischen Exsudat und Schleimhaut sind daher nicht immer zu erkennen. Im fibrin6sen Exsudat liegen stellenweise Eiterklumpen, z. B. an der Schueckenspitze und in der N~he des Steigbfigels. In der 3Iitte dieser Klumpen sieht man oft eine homogene, rotgef~rbte Masse.

Das T r o m m e l f e l l ist fiber eine gro~e Strecke hin eingeschmolzen. W o e s erkennbar, ist seine Schleimhautschicht sehr stark eitrig infil- triert. Die Gehbrknbchelchen sind von fibrin6s eitrig h~morrhagischem Exsudat umgeben. Der vordere N e b e n r a u m enth~£1t stellenweise geringe fibrinSse Exsudation, seine Schleimh~ut ist sehr wenig, zum Tell gar nicht ver~ndert.

Die Schleimhaut der Schneckenkapsel ist nut ~ i g verdickt. Das Exsudat reicht bis an die beiden Labyriathfenster. Die runde Fenstermembr~n ist eitrig infiltriert, auf einigen Schnitten als distinktes Gebilde im Exsudat nicht mehr zu erkennen. Der Sp~ltraum des Steigbfigelringbandes isb vollkommen ausgeffillb mit einem h~mor- rhagischen Exsudat, das sich an einer Stelle dutch das Ringban4 selbst bis ins Vestibulum hinein fortsetzt. Die Hohlr~ume der S e h n e c k e sind ~usgefifilt mi t einem teils fibrinbsen, teils h~mor- rhagisch eitrigen Exsudat. In einzelnen Windungen gr51]ere Blut- ergfisse. In den Bogeng~ngen Exsudat yon derselben ]~eschaffenheit wie im Vestibulum und in der Schnecke.

R e e h t e S e i t e : Der hintere, obere Abschnit t der ]~ulla ist frei

Page 52: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

52 L U D W I G ttAYMANN,

yon Exsudat. Die Schleimhaut ]st hier nu t wenig verdickt. Im vor- deren Abschnit t liegt dagegen Exsudat yon derselben Beschaffenheit wie auf der l inken Seite. Manchmal liegt mi t ten im fibrinSsen Exsudat - - &tmlich wie oben geschildert - - ein Klumpen Eiter. Auch die Sehleimhautver~nderungen zeigen ein analoges Verhalten wie a.uf tier anderen Seite.

Im vorderen N e b e n r ~ u m gleichfalls etwas fibrinSses Exsudat. Die Schleimhautver~nderungen sind bier ganz gering, nu r an einer Stelle sieht man starker geffillte Gef~l~e. Die GehSrknSchelchen sind in fibrinSses, zum Tell eitrig h~morrhagisches Exsudat eingebettet.

Das T r o m m e l f e l l ]st grS~tenteils zerstSrt. In der Tube befindet sich ebenfalls fibrinSses Exsudat . Die Ver~nderungen sind im ~llgemeinen t iberhaupt yon der-

selben Art wie links, nu t vielleicht graduell etwas geringer, insbe- sondere fehlen die H~morrhagien und die starke Gef~f~tltung, wie sie ~uf der and~ren Seite stellenweise beobachtet wurden.

Die Schleimhaut der Sehneckenkapsel zeigt ~hnliche Ver- ~nderungen wie die Bullasehleimhaut, nu t geringeren Grades. Die Nische zum runden t~enster ]st mi t fibrinSsem Exsud~t ausgefiillt. An der Aul~enflgche der runden Fens termembran hat d as Exsudat t~morrhagischen Charakter. Die Steigbfigelschenkel sind yon Eiter nmspiflt. D~s Ringband des Stapes an zwei Stellen eitrig durch- brochen. I n der S c h n e c k e fibrin/3s-eitriges Exsudat, das sich nament - tich auf die untere Windung besehr~.nkt. Die Weichteile sind hier grSl~tenteils zerstSrt. Das Vestibulum ist volI yon fibrinSsem Ex- sudat, in den perilymph~tischen R~umen der Bogeng~nge stark er- weiterte Blutgefi~l~e.

] 3 ~ k t e r i e n b e f u n d : In dem die Bulla und den Nebenraum fiJllenden fibrin5sen Exsudat liegen massenhaft B~kterienhaufen. Sie bestehen zum grSl~ten Tell aus Di-Bazillen; d~neben l inden sich auch Kokken. In dem Fibrinnetz , das sich in oder ~n Stelle der Schleimhaub befindet, ebenso in ihren noch vorhandenen Resten, liegen keine oder nur ganz vereinzelte Bakterien, dagegen dort, wo die eitrige Infi l t rat ion stark ]st, sehr viele. Links ]st die Nische zum runden Fenster mi t Eiter gefiillt, der massenhaft Stiibchen enth~iit. Im Labyr in th keine Bakterien.

R e s u m e : B e i d e r s e i t i g e a k u t e f i b r i n S s - e i t r i g e , z u m T e l l h / i m o r r h a g i s c h e M i t t e t o h r e n t z i i n d u n g m i t g r o l ~ e r T r o m m e i f e l l p e r f o r a t i o n . - - D a u e r 3 T a g e . - - D u r c h b r u c h d u r c h d a s r u n d e u n d o v a l e F e n s t e r ] i n k s . - I n f i l t r u t i o n d e r r u n d e n F e n s t e r m e m b r a n u n d I ) u r c h b r u e h d u r c h d a s S t e i g b f i g e l r i n g b a n d r e e h t s . - - F i b r i n S s - e i t r i g - h ~ m o r r h a g i s c h e L a b y r i n -

% h i t i s b e i d e r s e i t s . Das B i l d der f i b r i n S s e n E x s u d a t i o n b e h e r r s c h t h ie r d e n

g a n z e n Mit te lohrproze{] . Die Y e r ~ n d e r u n g e n au f der r e c h t e n Sei te s i n d e twas ge r inger wie ] inks, doch y o n ganz de r s e l be n Ar t . A u c h be] dieser I n f e k t i o n s ehen wir die E n t z i i n d u n g s ieh n i c h t gleichmiil~ig f iber die ganze M i t t e l o h r a u s k l e i d u n g h i n e n t w i c k e l n ; e inze tne Tei le k S n n e n v i e l m e h r fast g a n z v e r s e h o n t b l e i b e n , w/~hrend a n b e n a c h b a r t e n S te l l en hoch- g r a d i g e Ver i~nde rungen z u s t a n d e k o m m e n . Solche in ganz

Page 53: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelte Studien zur Pt~thotogie des Mittelohrs. 53

verschiedener In tens i t~ t betroffene Stellen liegen oft hart. aneinander . Die ungleichmgl~ige Ausbre i tung eines entzi ind- l ichen Prozesses in einem Gewebsbezirk wgre an sieh niehts UngewShnliches. Auch bei solehen Geweben, die wie z. B. die weichen Hirnhgute , in der I~egel in allen Absehni t ten yon der Schgdigung gleichmg{~ig betroffen werden, sieht ma n Be- zirke mi t schweren Yergnderungen neben solcher/, die fas t frei seheinen. Aber bemerkenswcr t bleibt doeh, daft sich hier in der Bul la in unmi t t e lba re r :Nachbarsehaf~ so hochgradige Differenzen zeigen, obwohl man eigentl ieh annehmen muff, dal~ die infektiSse Sch~digung das Mit te lohr ziemlieh gleich- mgl~ig bet roffen hat .

Das Trommelfe]l weist beiderseits im Yerhgltnis zur Dauer der 0h re i t e rung grol~e Zers tSrungen auf.

Auf beiden Sei ten greift der entzfindliehe Prozel~ auf das L a b y r i n t h fiber. Weleher Weg begangen wurde, ist schwer zu sagen. Links sind beide Fens ter durchbrochen, die r u n d e Fen s t e rm em bran ist vol]stgndig zerstSrt . Schlfisse e twa in dem Sinne, da~ diese zuerst, d~s oyale Fens te r e twa erst sekun- da,r, yon irmen nach aul~en, ergriffen wurde, kann man aber daraus nicht ziehen. E in g]eichartiges, aber ungleichmgl~iges Verhal ten beider Fens te r ist auch bei glcichzeitiger Infek t ion nichts Ungew5hnliches. Rechts bahn te sich die Infekt ion an zwei Stellen einen Weg dnreh das Steigbfigslringband. Bemerkenswer t ist, da~ rechts die entzfindlichen Ver~ndernn- gen im Vest ibulum und in der Basalwindung der Schneeke sehr s tark ausgeprggt, im fibrigen L a b y r i n t h aber viel geringer sind, dal] sich also eine deutl iche Differenz der entzfindliehen ~]rscheinungen innerhalb der Labyr in thhoh l rgume ergibt.

Versuch 4~ und ~5. Ve r su chsan o rdnung : Beiderseits werden mit einer fei~en

Xanfile zwei Tropfen einer Aufschwemmung yon Di-Bazillen dutch alas Tronmlelfell in die Bullg gebracht.

Dgs Tier mgcht n~ch zwei Tagen einen schwerkr~nken Eindruck. Aus den Ohren l~uft Eiter. Otoskopisch sieht m~n nut Eiter im Ge- hSrgang. Naeh einigen T~gen hgt sich das Allgemeinbefinden etwg~ gebessert. TStung nach ffinf T~gen in der fiblichen Weise.

Befnnd. Rech t e Sei te: Im vorderen Teil tier Bull~ vie] fibrinSses Ex-

sudat. Die Schleimh~ut ist st~rk 6dematSs, teilweise bucklig ins Lumen vorgew61bt. Im hinteren Abschnitt der Bull~ liegt nur eine geringe ){enge fibrin6sen Exsudats. Die Sch l e imh~u t erscheint hier nur wenig verdickt. In dem Winkel zwischen hinterer GehSr- g~ngsw~nd und F~zi~lisk~n~l ist m~ssenh~ft eitrig fibrinSses Exsudat ~nges~mmelt. Im Geh6rg~ng befindet sich tiberwiegend eitriges Sekret.

D~s Trommel fe l l ist - - nt~menttich in seiner Schleimhs~ut-

Page 54: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

54 L U D W I G HAYMANN,

schicht - - stark infiltr[ei~. Es wird in seinem vorderen und hinteren Absctmit t yon Eiter durchbrochen. Um die GehSrknSchelchen liegt t~,morrhagisch-eitri ges Sekret.

Im vorderen N e b e n r a u r n sind die Ver&nderungen viel geringer wie in der Bulla: bdematbse Schleimhaut, ganz wenfg Eiter.

Die Schleimhautbekleidung der Schneckenkapsel ist verdickt und infiltriert, zeigt im Mlgemeinen aber geringere Ver&nderungen wie die Butlaschleimhaut. Die runde Fens te rmembran ist in Ei ter vbllig aufgegangen. Die Sc}~neckenkapsel ist an drei Stellen yon Ei ter durchbrochen. Zwei Durchbrfiche befinden sich in der unteren }Vindung. Eine ziemlich breite EiterstraBe durchsetzt den Knoehen zwischen Scala vestibuli der unteren und Scala tirmpani der n~ichst hbheren W'indung. Am Knochen keine Zeiehen einer Verletzung. Lateral yon dieser Durchbrdchsstelle liegen die in takten 5ul3eren GehbrknSchelchen. Das l%ingband des Steigbiigels ist ebenfalls an zwei Stellen yon Ei ter durchsetzt. In s5mtlichen Schneckenwindungen befindet sich h/~morrhagisch eitriges, im Vest ibulum und in den Bogen- g/ingen vorwiegend fibrinbses Exsudat . Die Schneckenweichteile, nament l ich die l~ervenendapparate fast iiberall zerstbrt. Im Aquae- duktus cochleae nnd im )iodiolns geringe eitrige Infi l trat ion.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat ganze Klumpen yon Bakterien. Sie bestehen vorwiegend aus Di-Bazillen, daneben auch hie u~d da Kokken. In der Schleimhaut wenig Bazillen, namentl ieh dort, wo sie s tark 6dematbs ist o~[er fibrin6se Ansschwitzungen anfweist, sind fast keine nacllweisbar. Im Labyr in th liegen sehr viele St~bchen.

L i n k e S e i t e : In der Bulla befindet sich eitrig fibrinbses Ex- sudat . In das die Bul la fiillende Fibr innetz sind viele Eiterherde ein- gestreut. Sie haben mi tunter kugelige Form und zeigen im Zentrum Nekrosen. Auch ganz kleine Punkte sieht man in dem Iibrinbsen Exsudat zerstreut liegen. Bei starker VergrbBerung erkennt man hie und da in der Mitre dieser Stellen eine Zelle. Oft ist aber keine S t ruk tur mehr zu erkennen, ringsum dagegen eine stS, rkere F~rbung eingetreten.

Die S c h l e i m h a u t der Bulla ist im allgemeinen stark verbreitert , 5dematbs, enth~l t fibrinSse Ausschwitzungen, springt stellenweise in hohen Buckeln ins Lumen vor und ist gegen das fibrinbse Exsud~t in der Bulla oftmals nicht dent, tich zu differenzieren. Im hinteren Bul laabschni t t sind die Ver~nderungen etwas geringer. Die Schleim- hau l der Schneckenkapsel is t mi tunter sehr s tark eitrig infiltriert , so da~ stellenweise der Eindruck kleiner Abszesse zustandekommt. I m ~llgemeinen ist sie aber weniger stark ergriffen wie die iibrige Bullaauskleidung.

Der t~nochen~der Bulla zeigt keine Ver~inderungen. Im GehSrgang l iegt massenhaft reiner Niter. An einer Stelle ist

die Kontinuiti~t der/hinteren an die Bulla grenzenden GehSrgangswand yon Ei ter durchbrochen.

Das Trommelfell ist vol lkommen zerstbrt. Hie un4 da kann man seinen Verlauf in den Eitermassen, die an Stelle der zerstSrten ~ e m b r a n liegen, noch andeutungsweise verfolgen. U m die @ehbrknbchelchen liegt massenhaft eitrig fibrinSses Exsudat . Ira vorderen l~eben- r a u m kein Exsudat . Seine Schleimhaut ist, nnr an der medialen Wand etwas verandert . Die Membran des runden Fensters in einigen Schni t ten gegen den Ei ter nicht mehr zu differenzieren. Wo sie er- kennbar, is t sie s tark infil triert . I m Spalt des Steigbiigelringbandes Eiter. In der S c h n e c k e eitrig fibrinbses Exsudat , nament l ich in den beiden un t e r en ~Tindungen nnd ' zwar haupts~ichlich im peri- tymphatischen l%aum. Die Weichteile sehr schwer gesch~idigt, teil- weise ganz zerst6rt. Ira Vestibulum hat das Exsudat vorwiegend fibrinbsen Charakter. Die Bogengiinge zeigen ~ihnliehe Veranderungen wie das iibrige Labyrinth, aber geringeren Grades.

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Experimentelle Studien zur Pathotogie des ~[ittelohrs. 55

Bakter ienbefund: Im Exsudat liegen teils zu ttaufen zu- sammengeb~llt, teils diffus zerstreut, grol~e ~I.engen yon Stgbchen, daneben auch Kokken. In der Schleimhaut trifft man nut wenig St~bchen, am meisten noch in den stark infiltrierten Abschnitten.

R e s u m g : F i b r i n S s e i t r i g e M i ~ t e l o h r e n t z i i n d u n g b e i d e r s e i t s . - D a u e r 5 T ~ g e . - R e c h t s zwei P e r - f o r a t i o n e n im T r o m m e l f e l ] . L i n k s grol3er D e f e k t . - - U n g l e i c h e e n t z i i n d l i c h e Y e r g n d e r u n g e n in d e n M i t t e l o h r r g u m e n . - - M u l t i p l e L a b y r i n t h e i n b r i i c h e r e c h t s . D u r c h b r u c h d u r c h b e i d e F e n s t e r l i n k s . - F i b r i n S s - e i t r i g e L a b y r i n t h i t i s b e i d e r s e i t s . -

Bei schwercn entziindlichen Vergnderungen in der Bullg sehen wir hier wiedernm den vorderen ~ebenraum beider- seits~ wenig ergriffen. Interessant ist ferner, dub die Pseudo- membranbildung - - wie dieser ¥ersuch zeigt - - , auf die Bull~, ja nur auf Teile derselben beschrgnkt sein kann. Im GehSr- gang finder sich reiner Eiter. Diese Feststelhmg ist fiir die klinische Beurteilung diphtheritischer Mittelohrentziindungen nicht nnwichtig.

Das rechte Trommelfell weist zwei voneinander getrennte Perforationen auf, ein t~efund, der immerhin bemerkens- weft ist. Wenn auch die VorsteIlung, nach der diese Erschei- nung als pathognomonisch fiir Tuberkulose gilt, lgngst durch- brochen ist, bleibt die Tatsache, dal3 bei einem diffus aus- gebreiteten, die Schleimhaut des Trommelfells in toto betreffen- den ProzeI3 doch das Vordringen des Prozesses innerh~lb des Trommelfells ungleichmgl3ig, die Einschmelzung an zwei distinkten Herden vor sich geht, erw~hnenswert.

Im rechten Ohre des Versuchstieres k~m es zu mehrfachen Labyrintheinbriichen: an den Fenstern und an der Schnecken- kapsel. Bei der Seltenheit solcher direkter Einbriiche durch die knScherne Wandung des L~byrinths mul3 man sich fragen, ob nicht bei der Injektion der Bakterien eine, wenn auch ge- ringe Lgsion an der Schneckenkapsel, den Boden fiir die sp~teren Durchbriiche vorbereitet hat. Die MSglichkeit einer ¥erletzung prinzipiell zugestanden, spricht doch gegen diese Annahme einmal die Multip]izitgt der Durchbriiche nnd der Umstand, dal3 gerade die kritische Stelle durch die GehSr- knSchelchen gewissermal~en gedeckt ist. Links erfolgte d~s ~bergreifen der Eiterung yore Mittelohr auf das La~byrinth hauptsgchlich durch das runde Fenster. In den unteren Schneckenwindungen linden sich die st~rksten Yergnderungen. Ein zweiter, weniger stark gnsgepr~gter Durchbruch vollzieht

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56 L U D W I G HAYMAiNN,

sieh gleichzeitig am Steigbiigelringband. Auch hier mu~ man dem histologischen Bride nach annehmen, dal~ der Durch- brueh yon der Bulla aus erfolgte.

Die MSglichkeit des Tdbergreifens der Labyrintheiterung auf die Hirnhaut, e illustriert die reehte Seite. Im Aquaeductus cochleae und ira Modiolus sieht man eitrige Infiltration.

V e r s u c h 46. V e r s u c h s a n o r d n u n g : ErSffnung der l inken Bulla im hinteren

oberen Abschnit t . Einbringen yon zwei Tropfen einer Aufschwemmnng yon Di-Bazillen. Naht .

Das Tier zeigt keine tKrankheitserscheinungen. Im linken Ge- hSrgang Eiter. ~Vunde gut verschlossen. Nach sieben Tagen TStung durch Chloroform.

B e f u n d . Im Geh6rgang eitriges, in der Bulla eitrig-fibrin6ses Exsudat ,

und zwar wechseln rein eitrige Stellen mi t solchen, wo sich Fibr in in konzentrischer Schichtung niedergeschlagen hat.

Die S c hle im hautauskleidung der ]~ulla ist teils mehr, tells weniger stark verdickt, infi l tr iert , zeigt fibrin6se Ex~sudation und Blu taus t r i t t e und ist gegen das Exsudat 6fters nicht sicher abzugrenzen. Hie und da ist sie fast ganz zerst6rt, der Epithelbelag fehlt auf gr6f~ere Strecken. Die kn6cherne Bullakapsel zeigt nicht immer die iiblichen scharfen Begrenzungslinien, sondern erscheint stellenweise innen und nament l ich auSen gezackt. In die so entst~ndenen Einbuchtungen und in er- weiterte G efa.f~16cher dringt junges, Osteoklasten enthaltendes Binde- gewebe ein. Hie und da sieht man geringe Xnochenneubildung.

Im oberen Abschni t t des T r o m m e l f e l l s ist nur mehr das S t ra tum propr inm gut zu differenzieren, die anderen Schichten scheinen eitrig eingeschmolzen, im unteren befindet sich eine grof~e Perforat ion. Die @ehSrkn6chelchen sind in eitrig fibrinSses @ewebe eingebettet .

I m vorderen N e b e n r a u m liegt Exsud~t yon gleicher Be- schaffenheit. Es ist gegen die Schleimhaut meist nicht sicher abzu- grenzen. Wo letztere sichtbar wird, is t sie m ~ i g geschwollen, leicht infiltriert, 6dem~tSs und enthgl t Fibrin.

Die Schleimhaut der Sehneckenkapsel ist mgf~ig verdickt , in- f i l t r iert und enth~i4t stark gefiillte @efgfte. In der Nische zum runden Fenster l iegt rein ei tr iges Exsudat . Die Bindegewebsfibrillen der runden Fens termembran sind stellenweise durch kleinzellige Inf i l t ra t ion etwas auseinandergeschoben. An der koehlearen Seite der Membran liegt eine geringe Anhgufung yon Lympho- und Leukoeyten, sowie einige rote BlutkSrperchen. In weiteren Sehni t ten sieht man dann in den beiden unteren S c h n e ckenwin%tungen sowohl der scala t~;mpani wie vestibuli einzelne kleine Hgufchen yon Rundzellen liegen. In den oberen Schneckenwindungen ist nichts rnehr davon zu sehen. Im Vest ibulum und in den Bogenggngen keine sichtbaren entziind- lichen Veranderungen. Weichteile gut erh~lten.

In der Tube liegt etwas Eiter. B a k t e r i e n b e f u n d : Die eitrigen P~rtien des Exsudats enthal ten

viele zum Tell yon Zellen eingeschlossene I)i-Bazillen. Die fibrin6sen Par t ien beherbergen bedeutend weniger, oft gar keine Bakterien. Irmerhalb der Schleimhaut liegen im atlgeraeinen sehr wenig Bak- terien. H~ufiger finden sie sich nur in den stark eitrigen Part ien, besonders doff, wo die gauze Schteimhaut oft im Eiter aufgegangen scheint. Der Eiter in der Nische zum runden Fenster zeigt nur wenig

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Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 57

Bakterien. In der Fenstermembran und an ihrer kochlearen Seite, sowie im Labyrinth negativer Befund.

R e s u m 6 : F i b r i n S s - e i t r i g e M i t t e l o h r e n t z i i n d u n g m i t g r o g e r T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n . - - D a u e r 7 Tage . - - K n o e h e n a b b a u p r o z e s s e . - - B e g i n n e n d e r D u r c h - b r u e h d u r c h d ie r u n d e F e n s t e r m e m b r a n . - U m - s c h r i e b e n e E i t e r a n s a m m l u n g in de r S e h n e e k e . - -

Die Schleimhaut der Mittelohrr~tume zeigt den fiir Diph- therie eharakteristisehen Befund. Aueh bier wechseln rein eitrige Stellen mit solchen yon ausgesproehener Membran- bildung. In diesem Versuche kam es auch zu Knoehenabbau- prozessen; Knochenneubildung ist nut in ganz geringem MaBe erkennbar.

An der runden Fenstermembran vollzieht sieh seheinbar gerade ein Durchbruch. Wir sehen bier, dag bei einem Durch- brueh der Eiterung in das Labyrinth zun~chst alle weiteren Yorg~tnge innerhalb des Labyrinths ausbleiben kSnnen. Die einzige im Labyrinth nachweisbare Ver~nderung ist eine geringe Anh~ufung yon Eiterk6rperehen an der koehlearen Fl~tehe der Fenstermembran und in den unteren Sehneekenwindungen. Alle Zeiehen - - soweit sotehe im histologisehen Bride sichtbar werden - - einer diffusen serSsen oder s, erofibrinSsen Entzfin- dung des Labyrinths in toto fehlen. Allerdings erseheint es merkwtirdig, dag bei einer Exsudation in eine KSrperftiissig- keit hinein absolut keine Spuren einer Ver~nderung des Kon- zentrationszustandes siehtbar werden. Man wird aus dem gesehilderten Befunde es aber doeh wohl flit mSglieh halten miissen.

Prinzipie]l ware es ja immerhJn denkbar, dab bei solehen ¥org~,ngen NiederseM~ge ebenso fehlen kSnnen, wie sie bei der Meningitis serosa anseheinend regelm~13ig fehlen. Es be- darf eben noeh n~herer Untersuehung auf welehem Vgege die bei der sog. serSsen Labyrinthitis vorkommenden Ge- rinnungen zu stande kommen, ob sie ein notwendiger Ausdruek der entziindliehen Vermehrung des Eiweiggehaltes der La- byrinthfliissigkeit sind. Man kSnnte sieh im vorliegenden Falle vorstellen, dab der entziindliehe Reiz gerade so sehwaeh abgestuft war, dab er nur mehr in einem Teile des in seinen Bereieh fallenden Labyrinthbezirks geringe entziindliche Yer- gnderungen, Anlockung yon Leukoeyten anszulSsen vermoehte. Jedenfalls stellt der Fall ein so friihes Stadium der Laby- rinthitis dar, wie es bei Mittelohreiterung des Mensehen hSehst setten zu Gesieht gekommen sein dfirfte.

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5 8 L U D W I G t tAY2fIANN,

V e r s u c h 47. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Die l i nke :BulLs w i r d h i n t e r d e m Geh6r-

g a n g a n e iner ganz k l e i nen Stel le e rSffne t . E i n b r i n g u n g e iner Auf - s e h w e m m u n g y o n D i p h t h e r i e b a z i l l e n i n der ~ibliehen Weise . N a h t .

]:)as T ie r m a e h t n a e h e in igen T a g e n n u r w~ihrend k u r z e r Ze i t e inen l e i ch t k r a n k e n E i n d r u c k . N a e h z e h n T a g e n T 6 t u n g .

Befund. Ira GehSrgang befindet sieh reiner Eiter. In der Bulla eitrJg

fibrinSses Exsudat, das sieh in konzentrisehen Sehiehten niederge- schlagen hat. Darin kleine sehleehtgefgrbte blaBrosarote Kliimpehen. SJe lassen rnitunter einzelne Zellen erkennen, andere zeigen eine deut- fiche K6rnelung. Im fibrin6sen Exsudat 6fters Anh/~ufungen yon Rundzellen. Das fibrin6se Exsudat in der ]3ulla geht stellenweise so in die fibrinSsen Aussehwitzungen in der Schleimhaut tiber, dab die Grenzen ganz verwiseht sind. Die Sehleimhaut der ]~ulla ist mit- unter stark gesehwo]len und infiltriert. Das Epithel streckenweise n i e h t m e h r v o r h ~ n d e n . Die I n f i l t r a t i o n i s t m a n e h l n a l a n u m s e h r i e b e n e n S te l l en so s t a r k , dab m a n den E i n d r u e k k l e i ne r Abszesse h a t . V o n so l ehen s t a r k e n t z i i n d e t e n P a r t i e n g e h t die I n f i l t r a t i o n m i t u n t e r d u r e h e in Gefgg loeh de r K n o e h e n w a n d h i n d u r e h u n d s t e h t m i t d e m i n f i l t r i e r t e n Gewebe a n de r ]3u l la -Augense i te in V e r b i n d u n g . Hie u n d d a i s t a u e h e t w a s K n o e h e n n e u b i l d u n g zu e r k e n n e n , d o e h h&lt sie s i eh i n s eh r e n g e n Grenzen . A n de r B u l l a m a r k i e r t s i eh die E r - 6 f fnungss te l l e . - -

Das T r o m m e l f e l l i s t f a s t vSll ig zers tSr t , i m E i t e r n i e h t m e h r zu d i f fe renz ie ren . U m die G e h S r k n S e h e l e h e n l i eg t wen ige r E x s u d a t .

I m v o r d e r e n N e b e n r a u r a geNnge M e n g e n e i t r ig - f ib r inSsen Sekre t s . Die S e h l e i m h a u t i s t durehg&ngig z ieml ieh d t inn , m a n e h m a l 5 d e m a t 6 s , a n a n d e r e n S~ellen wieder s t a r k e i t r ig i n f i l t r i e r t u n d o h n e E p i t h e l b e k l e i d u n g . An de r A u g e n s e i t e de r l a t e r a t e n W a n d des N e b e n - r a u m e s ebenfa l l s h ie u n d d a e i t r ige I n f i l t r a t i o n u n d ganz ger inge I<noehenneubildung.

Die Schleimhautbekleidung tier Sehneekenkapsel ist zum Teil im ]~iter, der bis an den J~noehen herangeht, nieht mehr zu diffe- r e n z i e r e n ; s o n s t i s t sie i n f i l t r i e r t , v e r b r e i t e r t u n d s te l l enweise gegen das f ib r in6se E x s u d a t i n der B u l l a n i e h t a b z u t r e n n e n .

I n der S e h n e e k e te i ls e i t r iges , te i ls f ib r in6ses E x s u d a t , sowohl endo- wie p e r i t y m p h a t i s e h . E b e n s o i m V e s t i b u l u m . I n d e n B o g e n - g g n g e n n u t f ibr inSses . Die W e i e h t e i l e des L a b y r i n t h s z u m grSBten Tel l ze rs tSr t . Die r u n d e t ~ e n s t e r m e m b r a n e i t r ig in f i l t r i e r t . Ova les F e n s t e r , S t e i g b i i g e l r i n g b a n 4 i n t a k t .

B a k t e r i e n b e f u n d : I m E x s u d a t m a s s e n h a f t S t ~ b c h e n a u e h e in ige K o k k e n . Die B a k t e r i e n s ind e n t w e d e r zn d i e h t e n H a u f e n ge- ba l l t , oder l iegen r e ihenwe i se zwi sehen den k o n z e n t r i s e h e n F i b r i n - n iedersehl~igen i n de r B u l l a ode r a u e h a u f der ep i the len tb lOl3 ten S e h l e i m h a u t . I n i h r s e l b s t f i n d e t n0.an i m a I lgeme inen wenig , n u t h ie u n d da ger inge Anh~;ufung y o n B a k t e r i e n . I m h i n t e r e n B u l l a a b s e h n i t t gteiehfMls vie le St/~behen, die b ie r h a r t a n den K n o e h e n h e r a n g e h e n . A u e h die S e h n e e k e n k a p s e l s e h l e i m h a u t enth/~It i n i h r e n e ingese ln~o lzenen t / e z i r k e n k le ine St /~behen, y o n d e n e n e inze lne sogar in Gef~Gkan/~le de r S e h n e c k e n k a p s e l e i n z u d r i n g e n sehe inen .

R e s u m 6 : A k u t e f i b r i n S s - e i t r i g e M i t t e l o h r e n t - z i i n d u n g m i t f a s t v o l l s t ~ n d i g e r Z e r s t S r u n g des T r o m m e l f e I I s . - - D a u e r 10 Tage . - - D u r e h b r u c h d u r e h das r u n d e F e n s t e r . - E i t r i g - f i b r i n 5 s e L a - b y r i n t h i t i s .

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Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 59

Auch bier ergibt sich wieder das MiltverNiltnis zwischen Eiterung und Membranbildung in dem Sinne, dab die Eiterung die ]etztere so verdeekt, dab man sieh sehr wohl vorstellen kann, wie diese kliniseh leicht entgeht.

Yon den entziindlichen Vergnderungen im Mitte]ohr ist das Bild der Sehleimhauterkrankung am pr~gnantesten. Deutlich ausgepr/igte Xnocheneinsehmelzungsvorgange fehlen. Aueh reparative Prozesse, insbesondere Xnochenneubildungs- vorggnge, sind sehr wenig ausgesprochen. In diesem l%lle, we die Erkrankung doch schon lgngere Zeit bestand, sind sic eben erst angedeutet. Auch bier bestehen wieder peribull~tre Eiteransammlungen durch :Portleitung yon innen her auf dem Wege yon Gef~Bkan~len an Stellen, we die Schleimhaut hoehgradig ver~ndert ist. Ein Zusammenhang dieser t terde mit der zur Infektion der Bulla vorgenommenen Operation ist nirgends erkennbar. Diese Vorg~nge illustrieren, wie eine rein eitrige Infektion dureh den Knochen hindureh- gehen kann, ohne dab es dabei zu siehtbaren Ver~nderungen (Fistelbildung) zu kommen braueht - - ein Umstand, auf den kiirz]ieh M a n a s s e 1) bei der t~ortleitung yon Stirnh5hlen- eiterungen auf das Endokranium hingewiesen hat ~- und wie Durchbriiehe am Knochen dadurch entstehen kSnnen, dag der betreffende Knochenabschnitt yon auflen und innen yon Eiter bespiilt wird. Bei st~rkerer Ausdehnung eines solchen Prozesses wird man aueh an die MSgliehkeit ausgedehnter Seqnestrierung auf diesem Wege denken miissen.

Die Labyrintheiterung kam infolge des Durehbruehes am runden Fenster zustande. Sie ist diffus. Eine bestimmte, stgrker ausgesproehene Lokalisation der entziindliehen Ver- ~.nderungen, etwa auf die tiefer liegenden Bezirke der Setmeeke, wie man sie naeh den Ansfiihrungen Rut lb ins ~), der bekannt- ]ieh mechanisehen Momenten eine anssehlaggebende Rolle fiir die Yerbreitnng entziindlieher Prozesse in den Labyrinth- hohlr~umen zusehrieb, erwarten kSnnte, ist aueh hier nieht eingetreten.

Versuch ~8. Versuchsanordnung: Einbringen einer Aufschwemmung yea

Diphtheriebazillen mit einer l~ravazspritze in die Nase. Dutch eine

1) Manasse: ?Jber orbitale und cerebrale Komplikationen bei akuten NebenhShleneiterungen. Verh. d. Vereins d. Laryngolog. 1911. S. 621.

~) Rut t in : Beitrag zur tIistologie der Labyrintheiterungen. Passows Beitr/ige. Bd. I.

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60 L U D W I G /~AYMANN,

folgende Lufteintreibung wird versucht, die Bakterien in das iKittelohr zu schleudern.

Das Tier zeigt keine besonderen Krankheitserseheinungen. lgach 14 Tagen T6tung in der iiblichen Weise. Makroskopisch scheint be- sonders die linke ]3ull~ ver~ndert.

B e f u n d .

In der Bulla liegen geringe Mengen yon eitrig fibrinbsem Exsudat . In der vorderen lZlglfte der Bull~ ist 'die S c h l e i m h ~ u t enorm ver- breitert, wobei es ~)ft schwer zu entscheiden ist, ob die fibrinOse Ex- sudation innerhMb oder zum Teil an Stelle der Schleimhaut liegt. Das Epithel is t tiber grOl3ere Strecken hin verloren gegangen. Plbtzl ich hSrt diese Verdickung der Schleimh~ut auf, diese zeigt nut mehr etwas gefiillte G ef~Be, hie und d~ geringe Inf i l t ra t ion und ist ira hin- teren Nebenraum so diinn, d~l~ sie oft schwer erkennbar ist. An der Grenze zwisehen den stark verAnderten und den ziemlich normalen Par t ien springt yon der kn6chernen ]3ullakapsel ein H6cker vor, der sich wie ein Wail zwischen beide Gebiete einsehiebt. Die so enorm verdickte Schleimhaut ist in ihrem tieferen, der knSchernen Bulla- kapsel anliegenden Abschni t t sehr stark 6dematSs, zeigt ein feines Fasernetz und geringe Infil tration. In ihrem oberen Teil, nach d e ~ Epithel zu, ist sie zum Tell sehr stark eitrig infiltriert. Dariiber l iegt noch ein 6frets gut erhMtener Saum yon niederem oder kubischem Epithel, der Mlerdings infolge der Infi l t rat ion streekenweise nicht mehr gut zu erkennen ist. Stellenweise enthi~lt die Schleimhaut sehr viel Fibrin und zeigt stark gefiillte Gef£Be. In manchen Pr~p~raten scheint die Sehleimhaut durch ein m~chtiges Exsudatpols ter bis auf einen s~hmalen Saum vom Knoehen abgehoben zu sein.

Die Schleimhautbekleidung der Schneckenkapsel ist im Mlge- meinen zart und dtinn. Im v o r d e r e n N e b e n r ~ u m liegt etwas Eiter. Seine Schleimhaut ist nicht ver~ndert.

Das T r o m m e l f e l l is t in seiner Schleimhautsehicht g~nz gering infiltriert, weist keine Kont inui t~ts t rennung auf. Auch die Schleim- haut um die @eh6rkn6chelchen, an den diesen benachbarten Knochen- w~nden und nament l ich an der Nische zwischen GehSrkn6chelchen und Sehnecke - - ein fiir entziindliche Ver~tnderungen sonst beso~ders disponierter Ort - - ist f~st v61Iig unver~ndert .

In der Nische zum runden Fenster ]iegt etwas Eiter. Die Fenster- membran ist stark infi]triert. Die Weichteile der Schnecke zum Tell zerstSrt. Im ganzen L a b y r i n t h trifft man hie und da kleine Zellanh£ufungen und geringe Gerinnungen an. Auch im .~/Iodiolus und im Aquaeduktus cochleae etwas Eiter.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat diffus zerstreut viele Bakterien, vorwiegend St£bchen, daneben Kokken. In den zentrMen Par t ien und in den mehr zelligen Best~-ndteilen des Exsud~ts sind sle ~m zahl- reicl~sten. In der verbrei ter ten Sehleimhaut lieg~n wenig Bakter ien, doeh auff~lligerweise manehmM ganze Haufen dieht am Knochen. Im hinteren Bu]laabschnit t sind keine n~chweisb~r.

R e s u m 6 : F i b r i n S s - e i t r i g e M i t t e l o h r e n t z i i n d u n g

m~i, f t i g e n G r a d e s b e i f a s t i n t ~ k t e m T r o m m e l f e l l . - D a u e r 14 T ~ g e . - U m s c h r i e b e n e E r k r ~ n k u n g d e r

B u l l u s c h l e i m h a u t . - I n f i l t r a t i o n d e r r u n d e n F e n -

s t e r m e m b r a n . - F r i s c h e d i f f u s e L ~ b y r i n t h i t i s . -

E i t r i g e I n f i l t r a t i o n i r a M o d i o l u s u n d i m A q u a . e -

d u e t u s c o c h l e a e .

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Experimentelle Studien zur Patholog[e des MiLtelohrs. 61

B e m e r k e n s w e r t ist, da$ hier nu r der vordere Teil der Bulla- aus lde idung entzi indliche Ver~nderungen und zwar sehr aus- geprggte , aufweis t , wghrend der h in tere fas t ganz i n t a k t scheint . Der s t a rk ve rgnder t e A b s c h n i t t und der fas t ganz no rma le N a e h b a r b e z i r k setzen sieh ohne Ube rgang pl5tzlich an e inem in die Seh le imhaut vo rd r ingenden knSehe rnen Bu l t avo r sp rung gegeneinander ab. Bei tier verhgltnismgf~ig langen Versuchsdauer ist nat i i r l ich zu bert icksicht igen, dal~ viel leicht die zungchs t diffuse En tz i indung bis auf die zumeis t be t rof fene Stelle im vorderen ]~ul laabschni t t abgehei l t war . I m m e r h i n ist das V o r k o m m e n solcher umsehr iebener E n t - zf indungen in den Mi t t e loh r rgumen a u c h d a n n beaeh tenswer t , wenn es sich selbst nu r u m zeitliche Verschiedenhei ten im Ablauf hande ln sollte.

Besonders zu be tonen ist nun, dal] es in diesem Fal le m i t r e la t iv m~Bigen Mi t t e lohrve rgnderungen zu einer diffusen Labyr in th i t i s k a m , und da$ die I nvas ion ins L a b y r i n t h jedenf~lls a m runden F ens t e r erfolgte, also in e inem Bulla- absehn i t t , dessen Sch le imhaut zur Zei t des Todes fas t gar keine entzi indl iehen Vergnderungen aufweist . Wegen der In - f i l t ra t ion im Modiolus und im Aquaeduc tu s cochleae kSnnte m a n viel leieht auch d a r a n denken, da$ die Labyr in th i t i s d u t c h eine yon der Nase aus induzier te Meningit is bed ing t wurde . Dagegen spr icht aber der ganze K r a n k h e i t s v e r l a u f des Tieres, die im Verh~l tnis geringe In f i l t r a t ion im Modiolus und im Aquaeduc tu s cochleae, vor al lem aber die oben er- w~hnte In f i l t r a t i on der runden F e n s t e r m e m b r a n , durch welche das ]~bergreifen des entzi ind]iehen Prozesses auf das L a b y r i n t h eine n~,herliegende Erk I~ rung erf~hrt.

Vers ueh ~9 und 50. V e r s u c h s a n o r d n u n g : Beiderseits Trommelfellstich mit steriler

Nadel. Einbringen der Bakterien~ufschwemmung in die Nase. Luft- eintreibung ins Mittelohr.

C~. drei oder vier Tage nach der Infektion war das Tier ein paar Tage lang sehr ruhig und zeigte verminderte Fre~Iust. 16 T~ge nach der Infektion TStung in der fiblichen ~Veise.

Befund . R e c h t e Sei te : Im Geh6rgang ]iegt Eiter, die Bulla enth~lt

namentlich in ihren vorderen Partien fibrin0s eitriges Exsu~]at. Schleim- haut im vorderen oberen Abschnitt der Bulla sehr stark geschwo]len, yon Fibrinf~den durchzogen. Diese Schwellung geht yon der Tube aus. In dieser fibrin0s eitriges Exsud~t. Der vordere obere Absctmitt der Butla ist fiberhaup~ durch fibrinbses Exsudat und die starke Schleimhautschwellung --- die nieht immer sicher voneinander zu trennen sind, da das Epithel streckenweise zerstbrt und verloren

Page 62: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

6P~ L U D W I G ttAY~CfANN,

gegangen - - ganz verlegt. ~hnl iche Veranderungen geringeren Grades finden sich ~uch im hinteren oberen Bullaabschnit t . h n vorderen und tdnteren unferen dagegen ist die Schleimhaut wenig ver~nderf~. Sie zeigt nur etwas starker gefiillte Gef~l~e. Die Sch]eimhautbekleidung der Schneckenkapsel ist diinn. Die kn6cherne Bullawand zeigt keine Ver~nderungen.

Das T r o m m e l f e l l ist in allen seinen Schiehten stark infiltriert, in der Mitre zeigt es eine kleine Perforation. Die Geh6rkn6chelchen sin/[ vollst~ndig yon fibrin6sem Exsudat eingehfillt, welches sich gegen den v o r d e r e n N e b e n r a u m dutch eine h~morrhagische Zone ab- grenzt. Dieser ~ a u m ist v6ttig frei, seine Schteimhaut nicht ver~ndert.

0vales Fenster intakt , die runde Fenstermenbran zeigt ganz geringe Infi l trat ion. In der zweitobersten Windung der scala tympani der Sclmecke sieht man peril)~mphatisch m~ssenhaft Rundzellen und zwar Leukoeyten liegen. In den benachbarten Windungen ]iegen am Rande des peri lymphatischen Ranmes ebenfalls noch einzelne Leuko- cyten. Im Vestibulum und in den Bogeng~ngen ist nichts zu sehen, was sicher aIs Entzf indungsprodukt gngesprochen werden kSnnte. Der Aqnaeductus cochleae und der Aquaeduktus vestibuli ist frei. Die Schleimhaut der Schneckenkapsel ist stellenweise, z. B. an der Spitze, s tark eitrig infil triert , so daft der Ei ter bis an den Knochen her~ngeht. Entsprechend der Ei teransammlung in der Sctmecken- spitze weist die Schneckenkapsel unscharfe Begrenzungslinien aura).

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsudat , das sich auf den vorderen Bulla- abschni t t und die Tube beschr~nkt, wenig St~bchen und vereinzelte Kokken. In tier Schleimhaut dieses Bezirks vereinzelte Bazillen. Im hinteren Bullaabschnit t und im vorderen Nebenraum keine.

L i n k e S e i t e : Im Geh6rgang liegt massenhaft Eiter. Die Ge- hSrgangsw~nde sind sehr s tark infittriert, das Epi thel kaum mehr zu erkennen. In der Bulla l iegt fast kein Eiter, dagegen in m~t3iger Menge fibrin6ses Exsuda t mi t ganz geringen Zellanh~ufungen. Die Tube enth~lt Ei ter und Fibrin. In ihrer ~ghe ist die B u l l a s c h l e i m - h a u ~ sehr s tark verbrei ter t , schliel3t~ Fibr in ein und weist reichliche Infi l t rat ionen anf. ~ b e r h a u p t ist die Schleimhaut im vorderen Ab- schnit t der Bullg sehr stark verbreitert , 6demat6s, teilweise klein- zellig infi l tr iert und enth~lt Fibrin. Manehmal springt sie in hohen Bucke ln insLumenvor . Epi thelof t l~chtmehrzudif ferenzieren. Schleim- haut und Exsudat mi tunter nieht zu trennen. Dagegen sind die Schleimhautver~nderungen im hinteren Abschni t t der t3ulla viel geringer. Schleimhaut etwas verdickt, mi t manchmal st£rker ge- ffillten Gef~13en. Anf ihr stellenweise ein Streifen eitrigen Exsudates.

Das T r o m m e l f e l l ist in allen seinen Schichten stark infiltriert und enth~lt eine raittelgrolJe zentrale Perforation.

Die Sehleimhautauskleidnng des v o r d e r e n N e b e n r a u m s zeigt im allgemeinen keine besonderen entzfindliehen Ver~nderungen, bis auf eine umschriebene Stelle, wo sie ghnliche Beschaffenheit zeigt, wie die der Bulla.

Der Knochen der Bullakgpsel ohne pathologischen Befund. Die Geh6rknSchetchen sind dutch fibrin6ses Exsudat mi t der Umgebung verbunden. Die Nische zum runden Fenster ist mi t Fibrin ausgefiillt, die Fenstermembrgn selbst ma~ig st~rk eitrig infiltriert, besonders ~m tCande. In der Sehnecke peri lymphatiseh Ei ter und f~dige Fibrin- niederschlgge, endotymphatisch keine sicheren Entzfindungsprodukte. In den unteren Windungen geringe Ektasie des Duetus cochlearis. Im Vestibulum sind, ebenso hie und da in den Bogeng~ngen, feine Gerinnungen sichtbar.

J) Einwandfrei liel~ sieh die U15erleitung nicht feststellen, da ger~de an dieser Stelle einzelne Schnit te ~usfielen.

Page 63: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur P~thologie des Mittetohrs. 63

B ~ k t e r i e n b e f u n d : Im altgemeinen wenig Bakterien (vor- wiegend Di-Bazfllen, wenig Kokken). In kernreicheren P~rtien des Exsuda~ts und der Schleimhaut einzelne, im Labyr in th keine.

R e s u m e : B e i d e r s e i t s a k u t e f i b r i n S s - e i t r i g e Mit- t e l o h r e n t z f i n d u n g mit z e n t r a l e r T r o m m e l f e l l p e r - f o r a t i o n . D a u e r 16 T a g e . - Ungle ichmal3 iges Be- f a l l e n s e i n der M i t t e l o h r a u s k l e i d u n g b e i d e r s e i t s . - U m s e h r i e b e n e E i t e r a n s a m m l u n g in e i n e m Bez i rk der r e e h t e n S e h n e e k e . - i n f i l t r a t i o n der r u n d e n F e n s t e r m e m h r a n und e i t r i g - f i b r i n S s e Labyrint.hi~.is l inks.

Bemerkenswert ist hier besonders die umsehriebene Eiter- ansammlung im rechten Labyrinth. Sie seheint wenigstens umsehrieben zu sein. Wir vermissen im iibrigen Labyrinth al]e entziindlichen Ver~nderungen. Eine (3berleitung in der N~he liel3 sich mit Sieherheit zwar nicht finden; immerhin liegt die Annahrae wohl am n~hs ten - - wofiir auch manches im histo]ogischen Bride spricht -- , dal3 sie an der Schnecken- kapsel, an einer tdeinen Stelle, die sieh der Untersuehung entzog, erfolgt ist. Wenn wir dagegen annehmen, dalt die Infektion z. B. durch das infiltrierte runde Fenster erfo!gt ist, so miif3te man, d~ jede Abgrenzung des betroffenen Bezirks fehlt, ferner aueh dieser Herd nicht in der unmittelbaren Naehbar- schaft der Eintrittspforte, sondern mitf~en ira Labyrinth liegt, an die MSgliehkei~ denken, daf~ es in der Entwieklung einer Labyrintheiterung Stadien gibt, in denen wir bei diffuser Ausbreitung der Entziindung nur umschriebene Entziindungs- herde linden, wghrend sich in der Beschaffenheit der iibrigen Labyrinthhohlr~iume der entziindliche Prozel3 noch gar nicht dokumentiert. Diese MSglichkeit scheint wenigstens plausibler als die Annahme spnrloser Riiekbildung eines entziindliehen Labyrinthprozesses, w~t.hrend an einer Stelle noch Eiter nach- weisbar gebIieben ist. So restlose Riiekbildung einer Laby- rinthitis bei sonst floriden Vergnderungen in einem umschrie: benen Bezirk ware ganz ungewShnlieh und darum diese Er- kl~rung fiir unseren Fall unwahrscheinlich.

Auf der anderen Seite besteht auch eine ausgepragte Up- gleichheit der Ver~tnderungen innerhalb des Labyrinths. Wghrend in der Schnecke eine diffuse Eiterung peritymphatiseh zu konstatieren ist, finden sieh im Vestibtflum nur hie und d~ Gerinnungen; Differenzen, wie sie aueh bei der menseh- lichen Labyrinthitis gelegentlich zur Beobachtung gekommen sind. Xhnlich liegen ja aueh die Verh~tltnisse bei der eitrigen

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64 L U D W I G HAYi~ANN,

P l eu r i t i s , wo w i r n e b e n E i t e r u n g g e l e g e n t l i c h a n a n d e r e n

S t e l l e n des P l e u r a r a u m s f ib r inSse E x s u d a t i o n u n d a u c h a b -

g e s a e k t e serSse, T r a n s s u d a t g h n l i e h e A u s s c h w i t z u n g e n sehen .

V e r s u e h 5 t u n d 52. V e r s u c h s a n o r d n u n g : :Beiderseits werden mi t einer diinnen

t tohlnadel je zwei Tropfen einer Aufschwemmung yon Di-Bazillen dureh das Trommelfell in die Bulla gebracht.

Nach ein paar Tagen maeht das Tier einen schwerkranken Ein- druek. Es nimmt wenig Nahrung zu sieh, bewegt sich wenig und kauert racist in einem %Vinkel des K/~figs. In den letzten Tagen bedeutende Besserung des Befindens. T6tung in der iibliehen Weise nach 17 Tagen.

B e f u n d . l ~ e e h t e S e i t e : Im GehSrgang und in der Bulla massenhaft

Eiter. In letzterer hie und da mehr fibrin6ses Exsudat . Die S c h l e i m - h a u t der Bulla zum Teil stark verbreitert , zeigt ausgedehnte fibrinSse Ausschwitzungen und weist groge Blutaus t r i t te auf. Hie und da ist sie nekrotiseh. Der hintere obere Bullaabsetmit t ist mi t faserigem Bindegewebe ausgefiitlt, das mi t Blutungen und Pigment durchsetzt ist. Die Sehleimhautgrenzen sind bier verwiseht.

Die Epidermis des Geh6rganges setzt sieh als Bedeekung dieses Bindegewebes in den hinteren Absehni t t der Bulla hinein fort und kleidet eine Nische ganz aus.

Vom T r o m m e t f e l l is t fast niehts mehr zu sehen. Die knSeherne B u I I a k a p s e l is t - - abgesehen yon dem kfinst-

lichen Defekt bei der ppstmortalen Erbffnung - - an mehreren Stetlen dureh Resorption stark, verdiinnt, stellenweise bis auf das Innen- periost versehwunden. An anderen Stellen dringt yon innen her resorbierendes Bindegewebe in die J3uIlakapsel hinein. An der Bulla- augenseite sieht man aueh bin und wieder Spangen neugebildeten Knochens. Die Einschmelzungsherde an der Bullakapsel liegen vor- wiegend an ihrer Augenseite. t I ier befinden sieh stellenweise massen- haft Osteoklasten. Im Bereiche solcher Einschmelzungsherde sieht man nieht se]ten eitrig infiltrierte Gef/~2kanS~le in der Bullakapsel und an der entspreehenden Innenseite reine Eiterhaufen dem Knochen ~nliegen. Die Einsehmelzung geht dem histologisehen :Bilde naeh vorwiegend yon augen naeh innen.

An zwei Stellen ist die Bullakapsel ganz durehbrochen. An den Durehbruchstellen sitzen innen und augen Osteoklasten.

Im vorderen Nebenraum kann man Schleimhaut und Exsudat nicht differenzieren. Der ganze Raum ist mi t feinfaserigem Gewebe ausgeftillt, das Blutaust r i t te aufweist und ganz dtinnwandige Gef/iBe enthiilt. Der Zwisehenraum zwisehen Geh6rkn6ehelehen und ben~ch- barten Knochenw~nden ist tells mi t lockerem Bindegewebe, teils mi t Eiter gefiillt. Am AmboBk6rper ein offenbar in Ausheilung begriffener Einschmelzungsherd.

Der ~ a u m zwisehen GehSrknSchelehenkette und S e h n e c k e ist mi t lockerem Bindegewebe ausgefiillt. Die runde Fenstermembran is t in diesem Gewebe vollst/~ndig aufgegangen, nieht mehr zu diffe- renzieren. Die Sehneeke ist yon lockerem hie und da etwas h~mor- rhagisehen Bindegewebe ausgeffillt und zwar so vollst/~ndig, dab auger an einzelnen Stelien Details nicht mehr zu erkennen sind. Alles - - sogar das ]Agamentum spirale - - ist in dem lockeren Bindegewebe aufgegangen, besonders in den oberen Windungen. In den unteren sieht man noch schat tenhafte Umrisse der normMen Gebilde. Auch an der tnnenseite der runden Fens termembran in tier Basalwindung

Page 65: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 65

l iegt Gewebe yon der gleichen ]~esch~ffenheit, das auch den Anfan2~steil des Aquaeduktus cochleae verschliel~t. In seinem iibrigen Ver]auf ist er frei. In der Schueckenspitze befindet sich an einer Stelle, die der kn6cherhen Begrenzung anliegt, noch etwas eitrige Infil tration, in deren ]~ereich der Knochen yon innenher stark verdfinnt ist. Im Vesti- bulum g]eiches Gewebe wie in der Schnecke, das dutch Verwachsungen und dutch Verklebungen verschieden figurierte Hohlriiume und Ab- schliisse gebildet hat. Die Ver~nderungen sind aber bier geringer als wie in der Schnecke.

Die Bogeng~nge zeigen geringe Vesmehrung des perilymphatischen Gewebes.

Am Fazialiskanal eine Dehiszenz, der Nerv ist intakt . B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsuda t wimmel t es von kurzen kolbigen

St~bchen. Daneben auch Kokken. Die St~bchen liegen i n kleinen I taufen o der mehr einzeln, diffus zerstreut. In den durch 0dem und fibrinbse Exsudat ion stark verbrei terten Schleimhautpartien finden sich ganz wenig, hingegen in den eitrigen Abschnit ten sehs viel t~ak- terien. Wo der Eiter dicht an den Knochen herangeht, liegen die Bazillen ebenfalls har t am Knochen und dringen in die Gef~Bkan~le ein. In den Ei terherden im Labyrinth keine Bakterien.

L i n k e S e i t e : Ira Gehbrgang Eiter. In des Bulla fibrinbs h~mor- rhagisches Exsudat , dessen Fibrinniedesschliige deutlich voneinandes abzugrenzende Schichten bilden.

Die S c h l e i m h a u t der Bulla ist im allgemeinen miiBig verdickt, stellenweise h~morrhagisch infiltriert. Im unteren Abschnit t tier Bulla ist sie stark 6dematbs, yon Fibrin durchsetzt. Ein Abschnitt , der dem hintersten obersten Teil des Bulla entspricht (hinferer l~ebenraum), zeigt fast keine Ver£nderungen. Es scheint bier dusch das fibrinSse Exsudat zu einem Abschlu~ des einen ]~ullateils gekommen zu sein. In dem Abschni t t der Bulla, der zwischen @ehSrkn6chelchen und Schnecke liegt, befindet sich zum Tell noch starker infiltsiertes, zum Teil mehr derbeses Granulationsgewebe. An des Bullakapsel hie und da geringe Knochenneubildung.

Das T r o m m e l f e l l ist s tark eitrig infiltriert, nu t das S t ra tum proprium meist noch deutlich zu erkennen, l~ach innen hangt die Membran mi t dern fibrinSsen Exsuda t der ]~ulla zusammen. Im vorderen untesen und hinteren oberen Abschni t t sieht man je einen Durchbruch. Letzteser zeigt gegen die GehSrgangswan4 zu keinen Saum yon Trommelfell mehr. Die Geh6rknSchelchen sind in Exsudat yon des oben beschriebenen Beschaffenheit eingebettet .

Im vorderen Nebenraum eitrig fibrinSses h~morrhagisches Exsudat . Die @senzen zwischen ihrn und der Schleimhaut sind verwischt. An tier knSchernen ]~egrenzung des Nebenraums finder sich gegen den GehOrgang zu ein Durchbruch.

Die Schleimhaut der Schneckenkapsel wenig verdickt. Das Steigbfi~elringband intakt . Die runde Fenstermembran in ihres Konf.inuit~t erhalten. An ihser cochlearen Seite ein dickes Binde- gewebspolster. Dusch aUe S c h n e c k e n w i n d u n g e n hindurch sieht man einen vSlligen Kollaps des Ductus cochlearis. Man kann deutlich erkennen, dab die Reil~nersche Membran dem Ligamentnm spirMe resp. der Basilarmembran nur aufliegt, n icht mi t ihr verl6tet ist. Der Sakkulus ist gleichfalls kollabiert, der Utrikulus yon normaler Konfigurat.ion.

B a k t e r i e n b e f u n d : Im Exsud~t der Bulla und des vorderen Nebenraums kleine Stgbchen, hie und da auch kleine Kokken. Die Schleimhaut enth£1t ebenso wie auf der anderen Seite im altgemeinen sehr wenig Bakterien. Nut in ihren stark ver~nderten Bezisken liegen etwas mehr. ])as Labyrinth ist frei davon.

Archly f. Ohrenheilkunde. B'd. 92. 5

Page 66: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

66 LUDWIG ttAYMANN,

R e s u m e : A k u t e f ib r inSs h ~ m o r r h a g i s c h e Mi t t e l - o h r e i t e r u n g b e i d e r s e i t s . - - D a u e r 17 T a g e . - - R e p a - r a t i v e Vorg~nge in E x s u d a t u n d S c h l e i m h a u t . - R e e h t s : T o t a l d e f e k t des T r o m m e l f e l l s mi t ~ b e r - w a n d e r u n g de r G e h S r g a n g s e p i d e r m i s . - - K n o c h e n - e i n s e h m e l z u n g s v o r g ~ n g e . - - D u r c h b r u c h d u r c h das r u n d e F e n s t e r . - In H e i l u n g b e g r i f f e n e d i f fu se Labyr in t , h i t i s . - - L inks : Ungle iehm~l~ige A u s d e h - n u n g d e r E n t z i i n d u n g in de r B u l l a . - M e h r f a c h e T r o m m e l f e l l p e r f o r a t i o n e n . - - A u s g e h e i l t e r um- s e h r i e b e n e r E n t z i i n d u n g s h e r d an de r I n n e n s e i t e de r r u n d e n F e n s t e r m e m b r a n . K o n f i g u r a t i o n s v e r - ~ n d e r u n g de r pa r s i n f e r i o r des h ~ u t i g e n L a b y - r i n th s .

Die Schleimhaut der Mittelohrr~ume zeigt wiederum die fiir Diphtherie eharakteristisehen Yer~nderungen: ]~ibrinSse Exsudation und Bildung yon Pseudomembranen. In einzelnen Bullaabschnitten finder man auch mehr eitrige Absonderung. Ira GehSrgang iiberwiegt das eitrige Exsudat bei weitem. Die ~rer~nderungen im Mittelohr sind auf beiden Seiten nicht gleichwertig. Links sind sie geringer wie rechts. Links f~llt wieder die ungleichm~Bige Ausbreitung des Prozesses in der Sehleimhaut auf. Es hat den Anschein, als ob der ProzeB sehrittweise vorw~rts gegangen, als ob dureh die starke fibrinSse Exsudation der zuerst befallene Bullateil gegen die Naehbarschaft abgesehlossen worden w~re.

Auf beiden Seiten treffen wir im Exsudat Organisations= vorg~nge, die besonders dort, we die r~umliehen Yerh~ltnisse sehr enge sind - - w i e zwischen GehSrknSehelehenkette und Labyrinthkapsel - - zu Verwachsungen ffihrten. Das linke Trommelfell weist zwei Perforationen auf, yon denen die eine randst~ndig ist. Wie rasch bei ausgiebiger ZerstSrung des Trommelfells aueh bei akuten Prozessen die Grundlage zur Cholesteatombildung geschaffen sein kann, zeigt d~e rechte Seite, we infolge yon Uberwanderung der GehSrgangsepidermis sehon ein grSl~erer Absehnitt der Butla epidermisiert ist.

Auch in diesem Yersuehe linden sieh wieder an der Bulla- aul~enseite umschriebene Eiteransammlungen, die durch in- filtrierte Gef~l~l~n~lchen mit stark ver~nderten Partien im Bullainnern in Zusammenhang stehen. Daft ihre Entstehung nicht auf operative Eingriffe an der Bu~a, sondern tats~ch- lieh auf die Fortleitung der Entziindung yon innen her zurfiek- zufiihren ist, wird dureh diesen Versuch, bei dem die Infektion

Page 67: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 67

durch das Trommelfell erfolgte, einwandsfrei bewiesen. Kno- cheneinschmelzungsvorg~nge sowohl yon den extrabulli~ren Herden ausgehend, als auoh an der Innenseite ~ obwohl das Trommelfe]l total fehlte und yon Eiterretention keine Rode sein konnte - - wurden an der rechten Bulla mehrfaeh be- obachtet. An zwei Stellen ffihrten sie zu Durehbriiehen. Knochenneubildungsprozesse, die sonst im Yerlaufe gleich- altriger experimenteller Mittelohrentziindungen sehr aus- gepr~gt sind, finden sieh aueh in diesem Versuche mtr sp~rlich.

Die Mittelohreiterung fiihrte rechts zu einem Durchbruch durch die runde Fenstermembran mit konsekutiver diffuser Labyrinthitis und im weiteren Ver]aufe zur Ausfifllung des Labyrinths mit ]ockerem Bindegewebe. Die Ver~nderungen im Labyrinth sind nieht alle gleichwertig. Am ausgepr~gtesten sind .sie am Ort des Einbruchs und in der Setmecke; am ge- ringsten in den Bogeng~ngen. Sie batten, namentlich im Yestibulum, massenhaft Abgrenzungen und Verklebun.gen zur Folge. Bemerkenswert ist an dem Yersuch das vielfaehe aber ungleiehmaBige Auftreten yon tIeilungsvorg~ngen: Innerhalb der Bulla partieHe Organisation mit sieh vorbereitenden Yer- waehsungen - - am Ambol~ Iteilung einer Arrosion des Knochens - - im Labyrinth, welter fortgeschritten als im Mittelohr, Heilungsvorg~nge yon dem bekannten Typus, wie wir ihn yon den Spontanheflungen mensehlieher Labyrinthitiden her kennen. Es ist auch ffir die menschliche Pathologie wiehtig, aus solehen Befunden zu erkennen, dal~ gerade im Labyrinth, in dem sieh relativ frfih Abdiehtungsvorg~nge gegen den Araehnoideal- raum entwiekeln, nicht nut dieser Schutz gegen die ~berleitung einer Infektion auf die Meningen zustande kommen, sondern zugleich die Iteilung manehma] zu einer Zeit beginnen kann, zu der im Mittelohr noch sowohl die Erreger als aueh deut]iche Spuren ihrer Einwirkung naehweisbar sind. Worauf dieses MiBverh/~ltnis im Ablauf des tympanalen und labyrinth~ren Prozesses zu bezie]~en ist, soll hier nicht n/~her erSrtert werden. Nur die auch fiir die Spontaninfektion beim Menschen wichtige Tatsaehe, dab innerhalb der Labyrinthhohtr/~ume unver- h~ltnism~l~ig friih reparative ¥org~nge im Sinne der Spontan- heilung sich entwickeln, verdient besonders hervorgehoben zu ~erdel~.

Auf der ]inken Seite verlief die Infek~ion bedeutend milder. Auch hier scheinen sich am runden Fenster, wie das Binde- gewebspolster an dex cochlearen Seite der Membran beweist, Entzfindungsvorg/~nge abgespielt zu haben. In dem vSlligen

5*

Page 68: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

68 L U D W I G HAYMANN,

Kollaps yon Ductus cochlearis und Sakkulus daft man viel- leicht den Ausdruck einer perilymphatischen Drucksteigerung

~ b e r s i c h t s t a b e l l e zu d e n I n f e k t i o n e n Ver~nderungen in den Mittelohr-

I Versuchs- Dauer i Exsudat a n o r d n u n g . . . ~ Auskleidung Nr. Erbffnung ! ~us . I 0rgani- der Mittel-

und Infek- Geh6r- Bul l s sations- ohrr~,nme t ion yon: 1 g~ng / gang vorgange

42 Fibrin6ses

43

44

45

Infekt ion du tch das

linke Trommel-

fell.

Infekt ion durch das

rechte Trommel-

fell.

Infekt ion du tch das

rechte Trommel-

fell.

In fek t ion durch das

l inke Trommel-

fell.

3 d Eiter , fibrin6ses Exsudat .

d 1Jber- wiegend

Eiter .

I~einer Eiter.

Exsud~t mi t Ei ter- klumpen.

FibrinOse Exsuda-

t ion.

FibrinSs eitrig.

Ungleich- m~Bige Aus- breitung.

Schleinohaut verbrei ter t ; infi l tr iert , fibrinSs.

Vorderer Nebenr~um

weniger Ver- ~nderungen.

Im vorde- ten Neben- raum ganz

geringe Ver- ~nderungen.

Hinterer Bullaab-

schni t t frei. Sonst wie

links.

Pseudomem- branen bei-

derseits. St~rke

erbrei ter ung der Schleim- hau t durch

fibrin6se Ex- sudation. Im vorderen Ne- benraum

sind die Ver- ~nderungen bedeutend geringer.

Wie rechts ; manchmal s tark in fil-

t r ier t . Vor- deter Neben-

raum fas t ganz frei.

Page 69: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittetohrs. 69

entziindlichen Ursprungs erblicken. Lange scheint der Kollaps nicht bestanden zu h~ben, da Verklebungen fehlen.

mi t D i p h t h e r i e b a z i l l e n . r ~ a m e n .

Trommel- fell

Grol3e Perfora-

tion.

2 Per- forationer

Membran fast vS1- lig ein-

geschmol- zen; grol~e 1)erfora-

tion.

Knochen

~eu- Ein- bil- schmel- lung zung

[ For t - Labyrinth schreiten

auf das Aus- ~ber- Endo-

breitung leitung kranium

- - Rundes und aueh

ovales Fenster.

- - Ovales Fenster.

Rtmdes und ovales

Fenster.

Rundes und

ovMes Fenster.

3 Durch- br~iche an

der Schnek-

kenbasis.

Durch- brueh an der hin- teren Ge-

hSr- g~ugs- wand.

Diffuse, h~mor-

r ha#seh fibrin6se Labyrin-

thitis.

Diffuse, fibrinSs eitrige

Labyrin- thttis. Die st~rksten Ver~nde- rungen in d. tmteren Schnecken- windungen.

Diffuse eitrige

Labyrin- thitis.

Diffus ; eit, rig

fibrin6s.

Geringe Infil-

t ra t ion des

Acusti- cus un4 aquaed. cocl]]ea~

Bemer- kungen

Page 70: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

70 L U D W I G t IAYMANN,

t Versuchs- Nr. anordnung.

Er6ffnung und Infek-

tion von:

Dauer und I Aus- gang

Geh6r- gang

Exsudat

Bulla Organi- sations-

vorggnge

Auskleidung der Mittel- ohrr~ume

46

47

48

49

Erbffnung der Bulla

links.

Er6ffnnng der Bulla

link~.

Infekt ion dutch die Nase mi t

nachfolgen- der Luft- eintrei- bung.

Dutch die Nase nach

vorher- gehendem Trommel- fellstich u. folgender Luftein- treibung (rechte Seite).

V

l o d

14 d X

14 d x

Ei~ig .

Eitrig.

Ei~ig.

Eitrig fibrinSs.

Fibrinbs eitrig.

Eitr ig fibrinbs.

Fibrin6s eitrig.

Diffus er- griffen.

Ziemlich dif- fuse Aus- brei tung,

wenn auch in wechseln- der St~rke.

FibrinSse Ausschwitz- ungen und eitrige In- fi l tration. Ungleich-

m~fiige Aus- breitung. Im

hinteren Bullaab -

sclmitt un4 vorderen

Nebenraum zeigt die

Schleimhaut keine Ver- anderungen; sonst die fiblichen.

Im hinteren unteren Bul- la~bsehnitt

sind die Ver- ~nderungen gering, der vordere Ne- benraum ist

frei. Schleim- hau t 6dema~ t6s, verbrei-

te r t dutch fibrin6seAus- schw~tzun- gen. Pseudo-

membran.

Page 71: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des Mittelohrs. 71

Trommel- fell

Grol~e Perfora- t ion im unteren

Abschnftt

@roBe Perfora-

tion, l~Iembran f~st ganz einge-

schmol- zen.

Fas t intakt .

Kleine zentrale Perfora-

tion,

Knochen

Neu- Ein- bil- sehmel-

d_un~ zung

Ganz Hier und gerin~ da Ein-

schmel- zuug an

der Bulta- kapsel

dutch re- sorbieren- des Bin-

degewebe.

Ganz Stellen- wenig weise

Infiltra- tion der ~[awer'-

schen Ka- nixie.

- - Scheinbar Durch-

bruch an der

Schuek- kenspitze.

Lab

iJber- leitung

Infiltra- t ion der runden

Fenster- membran.

Rundes Fenster.

Rundes Fenster.

Scheinbar Durch-

bruch an der

Spitze.

r in fh

Aus- breitung

In d. unter. ~Vindun-

gen Leuko- cytenhau- fen. (Um- schriebene Eiteran-

sammlung im basalen Schnecken- abschnitt).

Diffuse eitrige

Labyrin- thitis.

Diffuse, eitrige

Labyrin- thitis

geringen Grades.

Eiter~n- sammlung, nament- lich per~- lympha- tisch in

einer Schnek- kenwin-

dung (um- schrieben

Fort- schreiten auf das Endo-

i kranium

I In modio- lus und

im aquaed. coclilea~

Eiter.

Bemer- kungen

Im Fa- zialis Eiter.

Page 72: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

72 L U D W I G HAYMANN,

Nr. Versuchs- ~nordnung. Daue~ Exsud~t Auskleidung

und I Er6ffnung Aus- Geh6r- Organi- der Mitten

und Infek- Bul]~ s~tions- ohrr~ume I t ion yon: g~ng g~ng vorg~nge

50 14 d E[trig. - - ><

51

52

Dutch die N~se nach

vorher- gehendem Trommel- feilstich u.

nachfolgen- der Luft-

eintreibung (linke Seite).

Durch das

rechte Trommel-

fell.

Infektion durch das

linke Trommel-

fell.

17 d x

17 d x

Eitrig.

Eitrig.

FibrinSs eitrig.

Ei t r ig fibrinSs.

Eitrig fibrinOs.

Namentlich im hin-

teren Bul- laabschnitt

und im vorderen Neben- raum.

Stellen- weise.

Wie rechts. Ungleich-

m~Bige Ver- breitung. Hinterer Bullaab-

schni t t ganz gering ver-

£ndert. Vor- deter Neben-

r~um f~st frei.

Fibrinbs- 5dem~tbs,

teilweise ne- krotische

Schleimhaut.

Ungleich- m~l~ige Aus- breitung. Im

hinteren Nebenr~um fast keine Ver~nde- rungen,

sonst wie auf der an- deren Seite.

(Fortsetzung fo]gt.)

Page 73: Experimentelle Studien zur Pathologie der akutentzündlichen Prozesse im Mittelohr

Experimentelle Studien zur Pathologie des ~Iittelobx~. 73

Trommel- fell

Sehr gro~e Per- foration, Membran fast ganz zerst6rt.

Ein- schrael-

zungsherd am Am-

bol l Fixa- t ion der Geh6r-

kn6chel- chen durch

Binde - gewebe.

Zwei ge- trennte D ureh- briiche (einer rand-

st~ndig).

Knochen

Neu- Ein- bil- schmel-

dung zung

- - An der Innen-

nd Aul3en- seite der

Bulla- k~psel.

Ein- schmel- zungs- herde.

An zwei Stellen Durch- briiche,

auch an der

Schnecken- kapsel Arrosio-

nen.

Ganz Ein- ~ering. schmel-

zung zwischen

Geh6r- gang und vorderem

:Neben- r&um.

! Fort- t Labyr in th schreitent

i auf das Bemer- l~ber- Aus- Endo- t kungen

leitung breitung _ a ~ } t kranium

Infiltra- t ion der runden Fenster- membran.

Rundes Fenster.

Rundes Fenster.

Leichte diffuse, fibrinSs eitrige

Labyrin- thitis.

Albumi- n6se Ge- rinnungen.

Binde- gewebig ausge- heilte, diffuse

Labyrin- thitis.

Ausge- heilter

Entzfin- dungsherd

an der eochlearen Seite der Fenster-

membran. Im iibri- gen v611i- ger Kol- laps des ductus

cochleae und des saccuhls.

(Fortsetzung folgt.)

~ber- wandern der Ge-

hSr- gangs - epider-

mis durch

die Trom-

melfell- perfora- t ion in

die Bulla.

Zum runden Fenster ziehen

Brficken I yon Granu- lations- gewebe.