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Aus der Medizinischcn Klinik der Teikoku-Medizinischen Hochschule ffir Frauen in Tokio. (Direktor: Prof. Dr. S. Nukada.) Experimentelle Untersuchungen fiber die Einfliisse minimaler 3Iengen von Heterobakterien auf das Fieber durch Pneumokokken. Von S. l~ukada und S. Otsuki. ~Iit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 2. IV. 1932.) Wahrend die parenterale Verabreichung yon Heterobakterien und Sera im allgemeinen mit dem STamen ProteinkSrpertherapie zusammengefal3t wird, da alle ProteinkSrper dabei prinzipiell ganz gleichartige Wirkung auszuiiben sehienen, so konnten doch 5Tukada u. Arifuku 1 nachweisen, daI3 die Resistenz 'gegen tiidliche Typhusbazilleninfektion nach Immuni- sierung mit Heterobakterien ziemlich deutliche Vergnderungen je naeh der Art tier betreffenden Heterobakterien zeigt, und zwar, da~ sie naoh Immunisierung rnit Pneumokokken oder Choleravibrionen steigt, w~h- rend sic nach der mit Staphylokokken oder ~eningokokken fast un- veri~ndert bleibt oder etwas sinkt. Sie 2 haben welter gezeigt, dal~ die Temperatur naeh Injektion der Typhusbazillen bei den mit minimaler ~enge yon Pneumokokken oder Choleravibrionen vorbehandelten Tieren viel weniger aufsteigt als bei den mit der von Staphylokokken oder ~eningokokken vorbehandelten, was hSchstwahrscheinlich auf die Um- stimmung der Gewebszellen zuriiekzuftthren ist. Die Resistenz der mit Heterobakterien immunisierten Tiere ist nicht nur gegen Typhusbazillen, sondern aueh gegen Pneumokokken- infektion untersueht worden. Nukada u. Kako 3 haben naehgewiesen, da]~ die Resistenz gegen t6dliehe Pneumokokkeninfektion nach Immuni- 1 Nukada, S. u. S. Arifuku: Z. Immun.forsch. Original 70, 1 (1931). o. Dieselben: Arch. f. expel Path. 163, 700 (1932). a Nukada, S. u. Y. Kako: Z. Immun.forsch. Original 67, 83 (1930).

Experimentelle Untersuchungen über die Einflüsse minimaler Mengen von Heterobakterien auf das Fieber durch Pneumokokken

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Page 1: Experimentelle Untersuchungen über die Einflüsse minimaler Mengen von Heterobakterien auf das Fieber durch Pneumokokken

Aus der Medizinischcn Klinik der Teikoku-Medizinischen Hochschule ffir Frauen in Tokio. (Direktor: Prof. Dr. S. Nukada . )

Exper imen te l l e U n t e r s u c h u n g e n fiber die Einfliisse min ima le r 3Iengen von H e t e r o b a k t e r i e n au f das F iebe r

du rch P n e u m o k o k k e n .

Von

S. l~ukada und S. Otsuki.

~Iit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 2. IV. 1932.)

Wahrend die parenterale Verabreichung yon Heterobakterien und Sera im allgemeinen mit dem STamen ProteinkSrpertherapie zusammengefal3t wird, da alle ProteinkSrper dabei prinzipiell ganz gleichartige Wirkung auszuiiben sehienen, so konnten doch 5Tukada u. Ar i fuku 1 nachweisen, daI3 die Resistenz 'gegen tiidliche Typhusbazilleninfektion nach Immuni- sierung mit Heterobakterien ziemlich deutliche Vergnderungen je naeh der Art tier betreffenden Heterobakterien zeigt, und zwar, da~ sie naoh Immunisierung rnit Pneumokokken oder Choleravibrionen steigt, w~h- rend sic nach der mit Staphylokokken oder ~eningokokken fast un- veri~ndert bleibt oder etwas sinkt. Sie 2 haben welter gezeigt, dal~ die Temperatur naeh Injektion der Typhusbazillen bei den mit minimaler ~enge yon Pneumokokken oder Choleravibrionen vorbehandelten Tieren viel weniger aufsteigt als bei den mit der von Staphylokokken oder ~eningokokken vorbehandelten, was hSchstwahrscheinlich auf die Um- stimmung der Gewebszellen zuriiekzuftthren ist.

Die Resistenz der mit Heterobakterien immunisierten Tiere ist nicht nur gegen Typhusbazillen, sondern aueh gegen Pneumokokken- infektion untersueht worden. N u k a d a u. Kako 3 haben naehgewiesen, da]~ die Resistenz gegen t6dliehe Pneumokokkeninfektion nach Immuni-

1 N u k a d a , S. u. S. A r i f u k u : Z. Immun.forsch. Original 70, 1 (1931). o. D ie se lben : Arch. f. expel Path. 163, 700 (1932). a N u k a d a , S. u. Y. Kako: Z. Immun.forsch. Original 67, 83 (1930).

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Die Einflfisse minimaler 3iengen yon Heterobakterien auf das Fieber. 291

sierung mit Pyocyaneusbazillen oder Keuehhustenbazillen im allge-

meinen steigt, wi~hrend sie nach der mit Influenzabazillen oder Staphylo-

kokken sinkt. Es war nun die Aufgabe unserer Untersuchungen, die Frage zu

kli~ren, wie eine minimale Nenge yon Heterobakterien, die auf die Resi- stenz gegen Pneumokokkeninfektion steigernd oder vermindernd wirkt, das Fieber dutch Pneumokokken beeinflusse.

Zur Erforsehung der Temperatur dienten 20 Kaninehen miinnliehen Ge- schleehts. Bei jedem Versueh wurden sie in Gruppen yon je zwei geteilt. Jeder Gruppe yon Tieren wurden vorli~ufig je 0,02 mg pro Kilogramm Ktirpergewieht Pyoeyaneusbazillen, Keuehhustenbazillen, Influenzabazillen oder Staphylo- kokken als Vakzine intraveni~s injiziert, wodureh die XSrpertemperatur,fast unbeeinflul?t blieb. Am n~ehsten Tage, 24 Stunden naeh Vorbehandlung, wurden wieder 0,1 bzw. 0,2.rag pro Kilogramm XSrpergewieht hoehvirulente Pneumokokken (Typus I) als Yakzine intravenSs injiziert, und danach wurde alle 4 Stundeu die Temperatur rektal gemessen. Die Vakzinen waren in ge- wShnlieher Weise dureh Sterilisierung mit tIitze (1 Stunde lang, 530 C) her- gestellt. Die Zimmertemperatur war 17--24 o C. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle i zusammengestellt.

Tabelle 1. Verha l t en der X S r p e r t e m p e r a t u r d e r m i t min imaler 5Ienge v o n H e t e r o b a k t e r i e n v o r b e h a n d e l t e n K a n i n e h e n n a c h i n t r a v e n O s e r

I n j e k t i o n der abge t t i t e t en Pneumokokken .

Artender zur Vorbehandlnng

verwandten ~eterobakterien

Pyocyaneus- bazillen

Keuchhusten- bazillen

Influenzaba- zilleu

Staphylokok- ken

Zahl der Kaninchen

Nenge der Heterobakterien

in mg pro Xilogramm

0,02

0.02

0,02

0.02

Menge der Pneumokokken

in nag pro Kilogramm

0,1

0,2

0,1

0,2

0,1

0,2

0,1

0,2

Verhalten der

Ki3rpertemperatur

Sehr geringe Steige- rung.

Leichtes, kurzdauern- des Fieber.

Sehr geringe Steige- rung.

Leichtes, kurzdauern- des Fieber.

Mitl3iges Fieber.

M~13iges protrahiertes Fieber.

Mg,13iges Fieber.

Miil3iges protrahiertes Fieber.

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292 S. NUK~D~ und S. O~SUK~:

Die Beispiele der Temperaturkurven sind in den Abb. 1, 2, 3 und 4 bezeichnet. Die Kurven der mit Keuchhustenbazillen vorbehandelten Tiere sind ganz identisch m it den der mit Pyocyaneusbazillen vor- behandelten und die der mi~ Staphylokokken vorbehandelten gleich den der mit Influenzabazillen vorbehandelten.

Die Ergebnisse der Versuche, die aus der Tabelle 1 sowie den Abb. 1 2, 3 und 4 ersichtlich sind, lauten ~olgendermai~en: Bei den mit minimaler )/[enge yon Pyocyaneusbazillen oder Keuchhustenbazillen vorbehandelten

Abb. 1. K6rper temperatur der mit minimaler l~Ienge Pyocyaneusbazillen vorbehandelten Ka- nlnchen nach intravenSser Injektion yon 0,1 mg pro Ki logramm abget6teten Pneumokokken.

Pyocyaneusbazillen 0,02 mg pro Kilogramm intraven~s. ~, Pneumokokken 0,1 mg pro Kilo-

gramm intravenSs.

Abb. 2. K6rper temperatur d e r m i t minimaler Mel~ge Pyoeyaneusbazillen vorbehandelten Ka- ninchen nach intraveniiser :[njektion yon 0,2 mg pro Ki logramm abget6teten Pneumokokken.

Pyocyaneusbazillen 0,02 mg pro Ki logramm intraven~s. ~, Pneumokokken 0,2 mg pro Kilo-

gramm intravenSs.

~/ ~ ~'7 I

~- Ig 8 z ~ g i/ y g~ ~" 8 8 lZ ~ 8 12 r 3 ~ Abb. 3. K6~er t empera tu r der mlt minimaler Abb. 4, K ~ e ~ e m p e r a t u r der mit minlmaler Menge InfluenzabaziIIen vorbehandelten Kanb~- ~enge Influenz~bazillen vo~beh~ndelten Kanin- ehen naeh intraven~iser Injektion yon 0,1 mg chen nach intraveniiser Injektion yon 0,2 mg pro Ki logramm abget6teten Pneumokokken. pro Ki logramm abgetS~eten Pneumokokken.

Influenzabazillen 0102 mgpro Ki logramm intra- ~ Influenzabazillen 0,02 mg pro Ki logramm intra- ven6s. "~ Pneumokokken 011 mg pro Kilogramm venSs. ~. Pnemnokokken 0,2 mg pro Ki logramm

intraveniis, intraven~is.

Tieren tritt das Fieber nach Injektion der abgetSteten Pneumokokken viel weniger deutlich auf als bei den mit gleicher Menge yon Influenza- bazillen oder Staphylokokken vorbehandelten.

Es wurde nun der Stickstoffgehalt des Harris der mit minimaler Menge yon Pyocyaneusbazillen, Keuchhustenbazillen, Intluenzabazillen oder Staphylokokken vorbehandelten Kaninchen nach Injektion ab- getiiteter Pneumokokken bestimmt.

Die Versuche sind an acht Kaninchen angestellt worden. Es wurden in der ersten Versuchsreihe vorl~ufig je 0,02 mg pro Kilogramm KSrper-

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Die Einfliisse minimaler Mengen von Iteterobakterien aui das Fieber. 293

gewicht Pyocyaneusbazillen oder Staphyl0kokken, in der zweiten Ver- suchsreihe gleiche ~enge Keuchhustenbazillen oder Influenzabazillen als Vakzine intravenSs injiziert und 24 Stunden danach jedem Tiere 0,2 mg pro Kilogramm KSrpergewicht hochvirulente Pneumokokken als Vak- zine wieder intravenSs injiziert. Den Tieren wurde ungef~thr 24 Stunden vor Pneumokokkeninjektion eine gewogene ldeine Menge yon gleicher Nabrung gegeben, und sie waren danach ganz niichtern. Die 1V[enge

Tabelle 2. S t i c k s t o f f g e h a l t im H a m der mit min imaler Menge yon P y o c y a n e u s b a z i l l e n oder S t a p h y l o k o k k e n v o r b e h a n d e l t e n Kan inchen nach I n j e k t i o n yon 0,2 mg pro Ki logramm abge-

tS te t en Pneumokokken .

KSrpe rgewich t Die m i t Pyocyaneusbaz i ] l en i Die m i t S t a p h y l o k o k k e n des K a n i n c h e n s v o r b e h a n d e l t e n K a n i n c h e n v o r b e h a n d e l t e n K a n i n c h e n i

in g 1770 i 1660 j 1660 1760

N ! t t a r n - H a r n - . I-Iarn ~N N S t u n d e n ~ ~ m' m g ! m e n g e in m g m e n g e in m g

i in ccm in ccm

579 20,0 556 Direkt vor Pneumokok- keninjektion [12 Stun- denharn)

24 Stunden nach Pneu- mokokkeninjektion

48 Stunden nach Pneu- mokokkeninjektion

' Ham- ; ga rn - i ~- / m e n g e menge I in m g in cem I , in corn

25:0 552 23,0

25,0 116~ 33.,0

16,0 887 17~0

i I

1206 I 25,0 [

937 18,0

1885

1029

26,0 582

38,0 1670

20,0 1073

Tabelle 3. S t i c k s t o f f g e h a l t im H a m der mi t min imale r 3~enge yon K e u c h h u s t e n b a z i l l e n oder I n f l u e n z a b a z i l l e n vorbehan- de l ten Kan inchen nach I n j e k t i o n yon 0,2 mg pro K i log ramm

abge tS te t en Pneumokokken .

K 6 r p e r g e w i c h t Die m i t K e u c h h u s t e n b a z i l l e n Die m i t Inf luenzabaz i l len des K a n i n c h e n s v o r b e b a n d e l t e n K a n i n c h e n v o r b e h a n d e l t e n K a n i n c h e n

in g 1715 i 1780 1800 i 1780

--- Harn- H a r n - i ] t a r n I t a rn - N menge i N

menge menge in m g in c c m l in m g S t u n d e n ~ _ _ . . . I in ecm in cem i

21,0 Direkt vor Pneumokok- 24:0 keninjektion (12 Stun- denharn)

24 Stunden nach Pneu- 37,0 m okokkeninj ektion

48 Stunden nach Pneu- 20,0 mokokkeninj ektion

Arch ly f. exper iment . P a t h . u . P h a r m a k o l . Bd. 166.

549

1845 24~0

1069 16,5

N K a r n - ]y [ m e n g e

in m g l i n ccm in m g

15,5 594

1287

1011

34,5

24,0

556i 19,0 538

I

14:28 31,5 14:70

1009 19,0 I 1043

2O

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294 S. NUKADA U. S. 0TSUKI: Die Einfltisse minimaler Mengen v,on He~erobM~terien,

des Stiekstolfes wurde naeh Enteiweigung mit Triehloressigs~ure dureh die gewShnliehe Kjeldahlsehe Methode bestimmt. Die Resultate sind aus den Tabellen 2 und 3 ersiehtlieh.

Die Tabelle 2 zeigt, dal3 die N-Ausseheidung im Harn naeh der Pneumokokkeninjektion viel geringer bei den mit minimaler Nenge yon Pyoeyaneusbazillen vorbehandelten Kaninehen Ms bei den mit Staphylo- kokken vorbehandelten ist. Aus der Tabelle 3 erhellt, dal~ sie ebensoviel geringer bei den mit Keuehhustenbazillen vorbehandelten im Vergleieh mit den mit Influenzabazillen vorbehandelten ist. Wir kamen nun zum Sehlug: Es handle sieh bei der das Pneumokokkenfieber unterdriiekenden Wirkung minimaler Nenge yon Pyoeyaneusbazillen oder Keuehhusten- bazillen h~ehstwahrseheinlieh um die Umstimmung der Gewebszellen, wodureh diese vor Pneumokokkengift gesehiitzt werden.

Zusammenfassung .

Es sind die Einfliisse minimaler Nengen yon abgetSteten Pyoeyaneus- bazillen, Keuehhustenbazillen, Influenzabazillen und Staphylokokken auf alas dureh abgetStete Pneumokokken zu erzeugende Fieber geprtift worden, da Nukada u. Kako~, wie oben erw~hnt, sehon naehgewiesen haben, dal~ die Resistenz gegen tSdliehe Pneumokokkeninfektion naeh Immunisierung mit Pyoeyaneusbazillen oder Keuehhustenbazillen steigt, w~thrend sie naeh der mit Influenzabazillen oder Staphylokokken sinkt. Die Ergebnisse waren folgende:

1. Bei den mit minimalen Nengen yon Pyocyaneusbazillen oder Keuehhustenbazillen vorbehandelten Tieren ste!gt die Temperatur naeh Injektion der Pneumokokken viel weniger an als bei den mit Influenza- bazillen oder Staphylokokken vorbehandelten.

2. Die Menge des Stiekstoffes im Harn naeh Pneumokokkeninjektion ist bei den mit minimalen Nengen yon Pyoeyaneusbazillen oder Keueh- hustenbazillen vorbehandelten Tieren geringer als bei den mit Influenza- bazillen oder Staphylokokken vorbehandelten.

3. Die Ursaehe der das Pneumokokkenfieber unterdrttekenden Wir- kung minimaler 3/Iengen yon Pyoeyaneusbazillen oder Keuehhnsten- bazillen ist hiJehstwahrsehein]ieh der Umstimmnng der Gewebszellen zuzusehreiben.

1 a . a . O.