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Xl. Experimentelle Untersuchungenzur Massage des Ohres. Yon Prof. Ostmann~ Marburg a. L. (Mit 9 Abbiidungem) I. Thei[. Histor|scher Ueberblick; Priifun9 der zur Massage dienenden Instrumente. Zu Zeiten still zu stehen und zurQekzublieken~ bevor man einen weiteren Schritt vorw~rts maeht, ist yon Nutzea; dena man erkennt deutlieher die M~ngel und Llieken des bisher Oe- leisteten wie die Ziele, auf die die Bemiihungen geriehtet sind. Ein Ziel haben naturgem~ss alle bisher getibten Methoden der Ohrmassage gehabt, krankhafte Zust~nde des GehSrapparates zu bessern, bezw. zu beseitigen, und man hat dieses Ziel, soweit StSrungen des sehallleitenden Apparates des Ohres in Frage kommen, mit Htilfe immer neuer und immer complieirterer Appa- rate und Masehinen zu erreiehen versueht. Ob man es nach der einen oder anderen Riehtung sehon erreieht hat, darUber sind die Urtheile sehr versehieden; aber selbst diejenigen, welehe der einen oder anderen Methode naeh ihren el~freuliehenErfah- rungen das Wort reden, werdea gewiss trotzdem wUnsehen, dass sie noch mehr wie bisher mit ihr leisten kSnnten. Ein grosses Instrumentarium flit den gleiehen Zweek be- deutet in der Mediein wie eigentlieh ilberalt niehts Anderes, als dass Keines den Erwartungen voll entsprieht. So erh~lt man denn aueh bei Durehsicht der die Massage des 0hres be- handelnden Literatur nieht den Eindruek, als ob in gleieher Weise wie die Mittel aueh der Erfolg gewachsen sei, noeh aueh dass mit der H~ufigkeit der Anwendung der Massage des Sehall- Anm. Die Untersuchungen sind im hiesigen physiologischen Institut aus- gefiihrt worden, dessert Apparate mir yon Herrn Proi: Kossel in liebens- wiirdigster Weise zur Verfilgung gestellt wurden. Archly f. Ohreaheilkun~le. XLIV. Bd. 14

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Page 1: Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres

Xl.

Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. Yon

Prof. Ostmann~ Marburg a. L.

(Mit 9 Abbiidungem)

I. Thei[. Histor|scher Ueberblick; Priifun9 der zur Massage dienenden Instrumente.

Zu Zeiten still zu stehen und zurQekzublieken~ bevor man einen weiteren Schritt vorw~rts maeht, ist yon Nutzea; dena man erkennt deutlieher die M~ngel und Llieken des bisher Oe- leisteten wie die Ziele, auf die die Bemiihungen geriehtet sind. E in Ziel haben naturgem~ss alle bisher getibten Methoden der Ohrmassage gehabt, krankhafte Zust~nde des GehSrapparates zu bessern, bezw. zu beseitigen, und man hat dieses Ziel, soweit StSrungen des sehallleitenden Apparates des Ohres in Frage kommen, mit Htilfe immer neuer und immer complieirterer Appa- rate und Masehinen zu erreiehen versueht. Ob man es nach der einen oder anderen Riehtung sehon erreieht hat, darUber sind die Urtheile sehr versehieden; aber selbst diejenigen, welehe der einen oder anderen Methode naeh ih ren el~freuliehen Erfah- rungen das Wort reden, werdea gewiss trotzdem wUnsehen, dass sie noch mehr wie bisher mit ihr leisten kSnnten.

Ein grosses Instrumentarium flit den gleiehen Zweek be- deutet in der Mediein wie eigentlieh ilberalt niehts Anderes, als dass Keines den Erwartungen voll entsprieht. So erh~lt man denn aueh bei Durehsicht der die Massage des 0hres be- handelnden Literatur nieht den Eindruek, als ob in gleieher Weise wie die Mittel aueh der Erfolg gewachsen sei, noeh aueh dass mit der H~ufigkeit der Anwendung der Massage des Sehall-

Anm. Die Untersuchungen sind im hiesigen physiologischen Institut aus- gefiihrt worden, dessert Apparate mir yon Herrn Proi: K o s s e l in liebens- wiirdigster Weise zur Verfilgung gestellt wurden.

Archly f. Ohreaheilkun~le. XLIV. Bd. 14

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leitungsapparates in ihren versehiedenen Formen die Einsieht ge- waehsen ware, wie und in welehem Umfange wir denn eigent- lieh mit dieser oder jener Methode auf den Sehallleitungsapparat einzuwirken vermSgen: ob wir z. B. mit der gew~thlten Methode naeh ihrer Leistung auf das normale GehSrorgan tiberhaupt er- warren kSnnen, eineWirkung his zu dam Punkte der Leitungs- kette auszutlben, wo nach unserer Diagnose das Sehallleitungs- hinderniss seinen alleinigen oder vornehmliehsten Sitz hat u. s. u. So lange wir dies Und Anderes nieht wissen~ ist keine Methode wissensehaftlich hinreiehend begriindet und entbehrt desjenig~n Anhaltes~ welsher zu ihrer riehtigen Anwendung Voraussetzung ist.

Soweit mir aus der Literatur bekannt geworden ist, hat L u e a e allein beim Erproben seiner Drueksonde einige derartige Untersuehungen am todten Ohr angestellt, deren er bei Einfiih- rung seiner Methods zur mechanischen Behandlung der ehroni- sefien Beweg'liehkeitsstSrungen im schallleitenden Apparat des GehSrorganes Erwiihnung thut. I) Er theilt kurz mit t dass er am todten normalen GehSrorgan nach vorsiehtiger ErSffnung der PaukenhShle bei Anwendung der Drueksonde an den freigeleg- ten GehSrknSehelehen Pendelbewegungen gesehe n habe, ,wie dieselben bekanntermaassen dureh Luftdrueksehwankungen im itusseren GehSrgang hervorgebraeht werden% Beztiglieh der De- tails dieser Versuche verweist er auf den zweiten Theil seiner Abhandlung~ die mir jedoeh nieht gegltiekt ist aufzufinden.~)

Das ist herzlieh wenig g'egentiber der Zahl immer yon Neuem modifieirter Instrumente und gegentiber der H~tufigkeit ihrer Anwendung. Doeh wie so oft, so aueh hier; wo Be- weiss fehlen, da stellt zur reehten Zeit ein Wort sieh ein. Ieb greife eine yon H a u g 3) gegebene Erklitrung heraus, weil sis mir den ailgemein geltenden Vorstellungen zu entspreehen seheint.

Verdiehtet und verdtinnt man abweehselnd die Luft des ~tusseren GehSrganges bei absolutem Abschluss desselben~ so be- ruht das Prineip der Wirkung dieser Methode (Pneumo-Massage)~ sagt Haug3)~ ~auf der atlseits anerkannten Thatsaehe, dass die GehSrknSehelehenkette und mit ihr das Trommelfell als ganze Masse in Schwingungen versetzt werden~ so dass also dutch

!) Archly ffir Ohrenhei]kunde. 1884. S. 84 u. ft. 2) Nach brieflicher Mittheilung des Herrn Geh.-Rath Lucae ist die-

selbe bisher nicht erschienen. 3) Massage des Trommelfelles und seiner Adnexe. Deutsche med.Wochen-

schrift. 1895. S. 77.

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einen bei luftdiehtem Versehluss des GehSrganges ausgefllhrten neg'ativea Zug~ dureh eiae LuftverdUnaung, zun~ehst eine Aus- w~rtsw51bung der Membran erfolgen mass. VermSge dieser cen- trifugalen Luftverdiehtung wird ausser der Ausw~rtswSlbung des Trommelfelles ein erheblieher Einfluss auf die Gelenkverbindun- gen der KnSehelehen ausgetibt, indem der Hammer yon seiner Ambossgelenkpfanne (?) in einem gewissea Grade abgehobea und der Steigbtigel yon der Versehlussplatte des ovalea Feasters ab- gezogen wird '~.

Eine solche Vorstellung, die man atlerdings in sieh logiseher zu fassen vermag, giebt uns nieht den geringsten Anhalt, eine richtige Auswahl unter den Massageinstrumenten zu treffen, so dass wir auf wissensehaftlieher Grundlage and mit Ueberlegung, aber nicht auf gut Gltiek das vorgesteckte Ziel zu erreichea suehen.

Welches ist dean das vorgesteckte Ziel? Den Schallleitungs- apparat tiberhaupt wieder beweglieh zu maehen, a i ch t , s o n d c r a i h m g e r a d e n u r u n d a u s s e h l i e s s l i c h d i e j e n i g e B e w e g - l i e h k e i t w i e d e r z u g e b e n , w e l e h e ihn zur l e i c h t e r e n U e b e r t r a g u n g d e r S c h a l l s e h w i n g u n g e n f ah ig m a e h t .

Ein an sich sehr leicht beweglieher Sehallleitungsapparat kann zur Uebertragung voa Sehallsehwingungen gerade so un- brauchbar sein, wie sin dutch Adh~sionea oder andere Ursaehen festgestellter; deshalb milssen wit nach einer Methode suehen, welche dem Sehallleitungsapparat seine speeifisehe Bewegungs- f~higkeit wiedergiebt.

Es war mir yon vornherein wahrseheinlich, dass einzelne Me- thoden, was sie naeh der einea Riehtung mSglieher Weise fSrdern, naeh der anderen verderben; die Untersuehungen werdea die nGthigen Aufsehliisse bringen.

Des Weiteren klingt die Haug ' sehe Darstellung yon der Wirkungsweise seiner eentrifugalen Luftverdiehtung auf den Steig- bagel sehr einleuchtend, nur vergisst der Autor, class naeh den H e I m h o I t z'schen Untersuehungea das Hammer- Ambosssperr- gelenk dem Hammer eine ziemlieh ausgiebige Bewegung naeh aussen gestattet, o h n e den Amboss und Steigbtigel mitzuaehmen~ somit seine Behauptung, dass der letztere bei der Luftverdtinaung ,yon der Verschlussplatte des ovalea Feasters abgehoben wird", bewiesen werden mass. Bei dam letzten Ausdruck vergisst er wieder, dass der Steigbllgel selbst die Verschlussplatte des ovalen Fensters bildet, somit naeh seiner Ausdrucksweise er yon sich selbst abgehoben werden mUsste.

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Das.was bisher gesehen oder vermuthet wurde, kann ftir eine wissensehaftliche Grundlage der Massagebestrebungen in keiner Weise gentigen; deshalb trat ieh in racine experimentellen Unter- suehungen ein~ um diese, wenn mSglieh, zu geben.

Ieh schieke dem experimentellen Theil eine kurze Sehilde- rung der verschiedenen Methoden der Massage voraus, die bisher ftir die Behandlung yon Ohrenkrankheiten in Anwendung gezogen sind. Wenn mir hierbei die eine oder andere Erfindung, in einer geringftigigen Aenderung dieses oder jenes Instrumentes bestehend, entgangen sein sollte~ so bitte ieh im Voraus um Verzeihung.

Ieh hatte die Absicht, die Arbeit vSllig abgeschlossen der Beurtheilung Anderer zu |ibergeben; ieh sehe reich jedoeh zur VerSffentlichung zun~tehst ihres ersten Theiles genSthigt~ da die Schwierigkeit, ftlr die weitere Fortsetzung der Versuche passen- des Material hier und an anderen Orten zu erlangen~ sich als unerwartet gross erweist, und ieh somit nicht mit Sieherheit vor- herbestimmen kann, wann mir der endgtiltige Absehluss der At- belt mSglieh sein wird.

Ueberblickt man die gesammten Methoden der Ohrmassage, so kann man sic ia 2 Hauptgruppen eintheilen:

1. in solehe~ welche zum Zweeke haben, auf e n t z U n d l i c h e Zust~tnde des Ohres, insbesondere der PaukenhShle~ heilend ein- zuwirken ;

2. in solehe~ welehe dahiu zielen, B e w e g u n g s s t S r u n g e n des S e h a l l l e i t u n g s a p p a r a t e s , die vorwiegend nach abgelaufe- nan Erkrankungen des Mittelohres zuriiekgeblieben sind, zu beseiti- gen und damit die Function des erkrankten Sinnesorganes zu heben.

Zur ersten Gruppe gehSrt zun~ehst die Massage der Umgebung des Ohres und der seitlichen Halstheile im Verlauf der mit dem Lymphgefitsssystem des ~tusseren und mittleren Ohres zusammen- h~ngenden Lymphbahnen des Halses.

Diese Methode war zeitweise vergessen worden, ist dann wieder getibt und mehrfach wegen der guten Erfblge empfohlen worden~ so yon Seiten der Hallenser Ohrenklinik l) Ende der achtziger Jahre behufs FSrderung der Resorption aeuter und ehro- niseher Exsudate des Mittelohres; yon Z a u f a l 2) zur tIeilung

1 ) t~ ei n h a r d und L u d e wig, Bericht tiber die Th~tigkeit der Ohrenklinik zu Halle a. S. 188711888. Archly f. Ohrenheilkunde. Bd. XXVII, S. 298.

2) Zur Behandtung der acuten Mittelohrentzttndungen mit Beriicksichti- gung der bacteriologischen Forschungsergebnisse. Prag. med. Wochenschrift. 1890. Nr. 4, 5 u. 6. Ref. Archly f. Ohrenheilk. Bd. XXXII. S. 267.

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acuter nieht perforireuder MittelohrentzUndungen und yon andeten Seiten mehr (Szenes , E i t e l b e r g u. s.w.). Meinen Erfahrungen nach leistet diese Massage der 0hr- und seitliehen Halsgegend bei den genannten Krankheiten recht Gutes, was sieh daraus er- kliirt, dass dutch Anregung der Lymphcirculation die Entleerung der tiberlasteten Lymphbabnen der entzUndeten Paukenschleim- haut gef6rdel~ und so diese zur Resorption der ausgeschiedenen Entztindungsproduete geeigneter gemaeht wird.

Es scheint mir daher, als ob diese Methode, die n a eh Ab- lauf des acuten Stadiums der Entziiudung in ihr volles Recht tritt, eine allgemeinere Werthsch~ttzung verdiente, als ihr bistang zu Theil geworden zu sein scheint, zumal da man nach meinen Erfahrungen aueh subjective Ohrger~usche, wdehe nach abge- laufenen Entztindungen zurllekgeblieben sind, in der ersten Zeit gUnstig zu beeinflussen, bezw. zum vollstandigen Sehwinden zu bringen vermag.

Die allbekannte, resorptionsbefSrdernde Wirkung der Mas- sage wurde yon Z a u f a l t) des Weiteren mit gutem Erfolg bei Infiltration des Ansatzes des Kopfnickers naeh Mittelohreiterung, bei tiefer Eiterinfiltration unter diesem Muskel, sowie bei ehro- nischem Ekzem der Ohrmuschel verwandt, und mit gleichem Er- folg yon W. Me y e r 2) unter gleiohzeitiger Verwendung des Druek- verbandes bei der Ohrblutgesehwulst. Bei Behandlung yon drei traumatisehen 0th~matomen (Hufschlag, Faustschlitge) konnte ieh die glinstigen Resultate yon M e y e r im Allgemeinen be- st~ttigen.

Sehliesslich gehSren hierhin die mit Recht ganz vereinzelt gebtiebenen Versuche, acut entzUndliehe Sehwellungen des Ge- hSrganges wie Ekzeme desselben dutch Massage, bezw. anhal- tenden Druck zu bessern.

Den zweiten Weg'~ auf dem man entztlndliehe Zust,~tnde des Mittelohres dutch Massage gilnstig zu beeinflussen versueht hat, finden wir in den Bestrebungen, die erkrankte Schleimhaut der ~tase und des Iqasenrachenraumes dureh Massage zu heilen.

lqaehdem sehon um Mitre der achtziger Jahre yon U r b a n - t s e h i t s c h a) die Massage der Ohrtrompete vornehmlich fiir die

Behandlung chronischer Mittelohrcatarrhe empfohlen und ihre

l) Prager reed. Wochenschrift. 1883. Nr. 44. 2) Archiv ftir Ohrenheilkunde. Bd. XVI. S. 161 u. if. 3) Bericht fiber den 3. otologischen Congress in Basel. Archiv f. Ohren-

heilkunde. 1884. Bd. XXII. S. 118.

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gtinstige Wirkung dutch refleetorisehe Einwirkung auf den Aeu- sticus gedeutet w a r - eine Deutung, die indess yon anderer Seite (Po l i t ze r ) nicht anerkannt wurde --~ ging die eigentliehe Anregung zur weiteren Ausbitdung und Anwendung der Nasen- Rachenmassage einsehliesslieh dcr Tube im Jahre 1890 yon B r a u n 1) und K e l l g r e e n 2) aus, und wurde des Weitcren durch die einschl/~gigen VerSffentlichungen L ak el"s a) in den darauf folgenden Jahren gen~thrt.

Der Grundgedanke~ der L a k e r dazu fiihrte, die Nasen- Raehenschleimhautmassage zur Behandlung gewisser Ohrenkrank- heiten zu empfehlen, ist entschieden riehtig'; denn die Aetiologie tier Catarrhe wie der Entziindungen des Mittelohres zeigt immer wieder yon Neuem 7 in wie engem eausalcn Zusammenhang diese Erkrankuugen zu solehen der Nase und vor Allem des Nasen- raehenraumes steheu; aber Letztere e r z e u g e n nieht alleia erstere so ausserordenflieh h/iufig~ sondern i h r F o r t b e s t e h e n beeinfiusst aueh in hohem Maasse das Fortbestehen der Ohren- krankheit. Somit muss jade Methode gtinstig auf die Abheilung genannter Erkrankungen der PaukenhShle wirken, welehe die gleiehzeitig bestehenden krankhaften Ver~nderungen in Nase und Rachen zu beseitigen im Stande ist. Dass dies die Sehleimhaut- inassage unter Umst/~nden zu leisten verma~, kSnnen wit naeh dam Urtheil unbefangener Beobachter und naeh einigen Wenigen eigenen Erfahrungen aus friiheren Jahren annehmen.

Wenn trotzdem diese Methode keine allgemeinere Anwen- dung gefunden hat und anseheinend nur yon kiirzerer Lebens- dauer gewesen ist, so wird dies dadureh erkl~trlieh~ dass wir sehr vial einfaehere Mittel und Wege besitzen~ um noah dazu sebneller und sehr haufig aueh grtindlieher dasselbe Ziel zu erreichen, wel- ches die Sehleimhautmassage anstrebt.

So stellt diese Methode eine interessante Episode in der Be- handlung der Mittelohrerkrankungen dar, die unniitz vial Kraft und Gesehieklichkeit erforderte~ und tiber deren Werth~ wie die einsehli~gige Literatur yore Jahre 1890 ab zeigt, viel hin und her gestritten worden ist.

1) Yerhandl. des I0. internat, reed. Congresses. Berlin 1890. Bd. IV. 2)'The technic of manuell treatment. Edinburgh and London 1890. 3) Die Anwendung der Massage u. s.w. Leipzig und Wien t897. -- Die

Heilerfolge der inneren Schleimhautmassage. Graz 1872. -- Bericht tiber die 1. Versamml. der deutschen Gesellschaft. Archiv f, Ohrenheilk. Bd. XXXIII. S. 296 und andere Ver6ffentlichungen mehr.

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Auch bei i h rem geschichtlichen Ablauf zeigt sieh dieselbe Erscheinung', die wir bei Betrachtung aller weiteren Methodea immer wieder werden auftreten sehen; das zun~tchst einfaehe In- strument erleidet mannigfaehe Modificationen, wird immer com- plieirter, und an Stelle der gesehiekten Handarbeit tritt alle fei- neren Modifieationen ausschliessende Masehinenarbeit.

Das Instrument, mit dem L a k e r zuerst massirte, war eine lunge, geknSpfte Sonde, deren Kopf mit Watte, die er mit Coeain- 15sung trankte, umwickelt war.

L u e a e g'ebrauchte an Stelle dieser eingefettete Metallson- den, deren Schaft aus festem ]~eusilber, und deren oberes Ends aus Zinn bestand. 1893 wurde dann yon S e l i g m a n n auf der 2. ¥ersammlung der Deutschen otologischen Gesellschah ~) ein elektrisch betriebener Nasenmasseur vorgezeigt, und F r e u d e u- t h a l 2) demonstrirte im Mai desselben Jahres in der laryngolo- gisehen Section der New-Yorker Academy of medicine eine elektro- motorisch betriebene ~asenrachensehleimhaut-Hi~mmermasehine. Damit scheint diese Methode naeh der instrumentelleu Seite ihren HShepunkt erreicht zu haben; w~thrend sic selbst in der Folge- zeit noch eine Modification dutch V u lp i u s :~) erfuhr, weleher an Stelle der Yibrationsmassage, welche direct auf die Gewebe ein- zuwirken bezweckte, die Streichmassage der ~qasenmuscheln mit- telst eines ciirettenartigen aber stumpfen Instrumentes empfahl, iadem er wesentlich auf die Lymph-und Blutbahnen tier hyper- trophischen Y~asenschleimhaut einzuwirken wtinschte.

Den Werth der einzelnen Methoden an den gemachten prakti- schen Erfahrungen zu prtffen, liegt nicht im Zweck dieser Unter- suchung, wlirde auch wenig frommen, da viel geschrieben und ge- sprochen, aber wenig beweiskr~tftiges Material, an dem eine objec- tive Iqachprtifung stattfinden kSnnte, in der Literatur niedergelegt ist. Jedermanns Ansieht aber ohne Weiteres ats riehtig hinzunehmen, ist ebenso falseh, wie ihr ohne Beweis die Riehtigkeit abzuspreehen; deshalb muss man sieh zuni~chst Jeden seiner Arbeit freuen lassen, was um so weniger Bedenken hat, als das Unwerthe in der heutigen sehnelllebigen Zeit ganz yon selbst binnen Kurzem verschwindet.

Yon einem ganz anderen Grundgedanken gehen diejenigen Methoden der Massage des 0hres aus, welche wir unter die zweite grosse Gruppe subsummiren; die D r u e k s o n d e n b e h a n d -

I) Archly far Ohrenheilkunde. Bd. XXXV. S. 150. 2) I~ach Vulpius; ebenda. Bd. XXXVI. S. 210. 3) Ebenda. Bd. XXXVI. S. 207.

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l u n g des S e h a l l l e i t u n g s a p p a r a t e s und die Vibra t ions- m a s s a g e ( P n e u m o m a s s a g e ) des T r o m m e l f e l l e s .

Man beabsichtigt~ die dutch vorbergegangene EntzUndung in ihrer Schwingbarkeit beeintr~ehtigte GehSrkn5ehelchenkette durch rhythmische Erschtitterungen wieder sehwingbarer zu machen und so die nothwendige Folge der Feststellung - - die SchwerhSrig- keit - - eventuell auch subjective 0hrger~usehe zu bessern, bezw. zu heben.

Die Drueksondenbehandlung des Schallleitungsapparates ist yon L u e a e 1) angegeben worden. Ihn ftihrte auf diese mecha- nisehe Behandlungsmethode die Erwagung, dass sowohl bet der Luftdouche wie bet Luftverdtinnungen und Verdichtungen im ~usseren GehSrgang die auf die KnSchelchenkette ausgetibte be- wegende Kraft nur eine sehr geringf'tigige seiu konnte, weil das normale und noeh mehr das pathologisch erschlaffte Trommelfell relativ grosse Eigenbewegungen ausf'tihren kann, ohne den Ham- mer in der gewtinschten und nothwendig erscheinenden Weis,~ mitzubewegen. Ueberdies hafteten beiden Methoden gewisse Un- zutr~glichkeiten an, der Luftdouehe die MSglichkeit, bet lang.e fortgesetzter Anwendung das Trommelfell zu erschlaffen, den Luftverdtinnungen und Verdichtungen, das Trommelfell zu reizen. Deshalb erschien es zweckm~ssig, mittelst ,,federnder Druck- sonde" rhythmische Bewegungen direct auf den kurzen Hammer- fortsatz zu tibertragen, und so nieht allein ,,einen zarten Druck auf den sehallleitenden Apparat auszuiiben, sondern auch die pendelartigen Bewegungen der GehSrknSchelehen naehzuahmen, wie solche im Normalzustande dnrch Sehallschwing'ungen hervor- gerufen werden".~)

L u e a e hat sein erstgeschaffenes Instrument in mehrfacher Weise modifieiren lassen, um einerseits die ibm anhaftenden Un- zutr~gliehkeiten - - Schmerzhaftigkeit bet Application desselben, unangenehmes Nebenger~usch- mSglichst zu beseitigen, an- dererseits es zu ermSgliehen ~ eine mSglichst grosse Anzahl yon StSssen in der Zeiteiuheit auszufiihren~ bezw. die Kraft~ mit der die Sonde einwirkt, dureh Aenderung des federnden Widerstau- des nach Beliebeu zu reguliren.~)

1) Archiv fiir Ohrenheilkunde. Bd. XXI. S. 84 u. ft. 2) Berliner klin. Wochenschrift. t894. •r. 16. 3) Mittheilung auf der 1. Versammhng der Deutschen otolog. Gesellschaft

1892; Ber]iner klin. Wochenschr. 1894. ~Nr. 16; ebenda. 1896. Nr. 24. Zwei Arten automatischer Drucksondea u. s.w.

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Dutch das fi'eundliche Entgegenkommen des Fabrikanten der Drucksonde, tterrn R. D 5 t e r t in Berlin, ist es mir mSglieh, sammtliehe bisher gelieferten Modelle einer vergleichsweisen Prti- lung zu unterziehen. Das neueste Modell (Nr. 4) bedeutet gegen- fiber dem ersten sowohl dutch die Reg~ulirung des Federwider- standes wie dutch das erheblich abgesehwachte Ger~useh, welches man beim Massiren des eigenen 0hres empfindet, in der That einen nieht unbedeutenden Fortsehritt in der Anwendbarkeit des Instrumentes.

W~hrend die Kraft der Spiralfeder bei der erst geschaffenen Sonde naeh Lu cue's Mittheilung ~) einem Druck yon 78 Grin. ent- spraeh, vermag derselbe an dem neuestea Modell Nr. 4 yon 60 his 100 Grm. modifieirt zu werden, und ist somit die HSchstleistung der Feder des dritten Modells yon 140 Grin. um 40 Grin. vermin- dert worden. Um eine mSglichst sehnelle Stossfolge zu erzielen, hat L u e a e~) dann elektrisch wie dutch Uhrfederkraft getriebene Drueksonden eonstruiren lassen, yea denen die letztere ihres ge- ringeren Gewiehtes wie ihrer leichteren Handhabung wegen den Autor anseheinend mehr befl-iedigt, wenngleich aueh sic nicht ger~uschlos arbeitet.

Deutsche (Walb3)), Franzosen (Garnaul t4)) und Ameri- kaner (J. C. L e s t e r:')) haben sieh an dem Wettbewerb bethei- ligt, fehlerfreie elektrisehe Drueksonden zu construiren; ieh kann indess aus eigener Erfahrung nieht beurtheilen, wie welt ihnen dies th~ts~ehlieh gelungen ist; naeh L u e a e ' s eigenem Urtheil werden alle diese dureh Masehinenkraft getriebenen Sondeu sehwerlich seine Handdrueksonde verdri~ngen, weil dieser gleieh- zeitig ein diagnostiseher Werth innewohnt.

Ueber den Werth der Methode ist versehieden geurtheilt wor- den; ieh bekenne mich zu denen, die bei riehtiger Indications- stellung ihre Anwendung empfehlen; doeh babe ieh bisher keine Besserungen gesehen, ,,we alle Symptome zur Annahme einer Labyrinthaffeefion fiihrten" ~) ; halte ttberhaupt, wie L ue a e wohl selbst, die Drueksonde bei solehen Fitllen flir eontraindieirt.

Die zweite Methode, den festgestellten Sehallleitungsapparat

1) Archiv ftir Ohrenheilkunde. Bd. XXI. S. 88. Anm. 1. 2) Berliner klin. Wochenschr. 1896. Nr. i14. 3) Bericht tiber die 5. Versamml. der Deutsehen otolog. Geseltschaft in

bttirnberg. 1896. S. 121. Vgl. auch Arch. f. Ohrenheilk. Bd. XLI. S. 76. 4) u. 5) nach Lucae; Berliner klin. Wochenschr. 1896. •r. 14. 6) Lucae, ebenda. 189t. bit. 16.

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210 XI. OSTMAI~I~

durch Massage beweglicher zu maehen~ beginnt mit sehr sehtieh- ternen Versuehen, die wesentlieh darauf abzielten, die starke Re- traction des YIammergriffes mit ihren sehiidliehen Folgen auf Kntiehelehenkette nnd Labyrinth zu mindern. Man versuehte, dies zu erreiehen dureh Herabminderung des Druekes vor dem Trom- melfeI1, sei es dass naeh dem ¥0rgange P o l i t z e r ' s 1) ein luft- dieht sehliessender Pfropf im Ohr getragen wurde, hinter dem dureh Resorption der Luft Luftverdtinnung erzeugt wurde, sei es class mit I-Itilfe eines Ballons ( L u e a e ) , .luftdieht eingesetzten Sehlauehes oder anderer Htilfsmittel Luft~'erdtinnung herbeigefiihrt wurde. Das bekannteste dieser Instrumente ist wohl der mehr- faeh modifieirte Rarefaeteur yon D e l s t a n e h e .

Von der einen Bewegnng des Trommelfelles naeh ausseu ging man bald zur doppelten Bewegung desselben - - naeh aassen und innen - - tiber, wodureh die in tier Folgezeit instrumentell immer weiter entwiekelte Vibrationsmassage des Trommelfelles entstand.

Luftdieht in den GehSrg'ang eingesetzte Gummisehlttuehe mit Mund and Spritzenbetrieb ( K i r e h n e r ~ Haug'2))~ luftdieht ein- gesetzte Glasspritzen ~Vu 1 p i u s a)) u nd andere Apparate (L 5 w e n- be rg1) ) kennzeichnen diese zweite Phase tier Entwieklung. Frtiher sehon im Jahre 1886 zeigte H o m m e l ~ ) , dass es zur Vibrationsmassag'e sehliesslieh gar keines Instrumentes, sondern n u r d e r Finger und eines gut entwiekelten Tragus bedarf. Auf die Vorstellungen, was mit diesen Htil~smitteln zu leisten ist, muss ieh etwas naher eingehen.

Sie alle erfordern, sollen direete Sehadigungen ausbleiben, ein verstt~ndiges~ eng begrenztes ~aass tier Wirkung and, um bei unabsichtliehem Uebersehreiten desse!ben doeh die Seht~di- gung hintanzuhalten~ Sehutzvorriehtungen in Form yon Sicher- heitsventilen, wie sie in Gestalt einer NebenSffnung in dem tiber- leitenden Sehlaueh yon L u e a e ~), in Gestalt eines den Druek anzeigenden Wassermanometers yon S u a r e z d e ~vl e n d 0 z a 7) vorgesehlagen sind.

l) Wiener reed. Wochenschr. 18(~7. Spalte I233 u. 1247. 2) Deutsche reed. Wochenschrift. 1895. S. 77. 3) Archly f. Ohrenheilkunde. 1896. Bd. XLI. S. 8 u. ft. 4) Annal. des matad, de l'oreille etc. 1889. 5) Archiv f. Ohrenheilkunde. 1886. Bd. XXII[. S. 17. 6) Ebenda. Bd. XLII. S. 221. 7) Rev. de laryngolog, d'otolog, et de rhinolog. 1890. Nr. 15. Refer. im

Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. XXXII. S. 287.

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Experimentelle Untersuchungtu zur Massage des Ohres. 211

Die Summe der in der Zeiteinheit, z. B. einer Minute, auf das Trommelfell mit Htilfe dieser Instrumente auftreffenden Luft- wellen, soweit sie auf Hand- oder Mundbetrieb eingeriehtet sind,wird naeh demWillea und der Geschiek- lichkeit des Eiazelnen gewiss in grossen Grenzen sehwanken, aber selbst wenn man das Verfahren naeh der Angabe H a u g ' s (1. e.) , m i t dem Munde" so ausfllhrt, dass ,,ganz kurze Luftverdan- nungen und minimale Luftver- diehtung in sehneller oder sogar sehr sehneller Reihenfolge" ab- .~ weehseln, so wird es doch hie- reals Jemand gelingen, wie er ~° meint, dass ,,in der Secunde circa 20 positive und negative Wellen auf das Trommelfell auftreffen (ftlr die Minute 1200)", was H a u g ,,oseillatorisehe Massage" nennt. Hat H a u g jemals gez~hlt, oder das menschliehe KSnnen mittelst eines Fi ek'sehen Flaehfeder-Ky- mographion t) auf eine rotirende Trommel aufschreiben lassen? Er ?" wtirde dann yon diesem erheblieh geringer gedaeht haben, wie ibm die beifolgende, in der vorerw~hn- ten Weise bei grSsster Bemahung aufgesehriebene Curve I zeigt.

Die Curve ist naeh einiger Vor- iibung aufgesehrieben worden and cz zeigt neben der Unregelm~ssigkeit der einzelnen LuftstSsse, dass es mir nieht gelungen ist, in einer Se- eunde durehsehnittlieh mehr wie 3--4 Luftdrucksehwankungen her- vorzurufen, so dass als eine gute

l) Beschreibung vgl. L and o is, Lehrbuch der Fhysiologie. Wien 1893. S. 159.

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Leistung schon 200 in einer Minute anzusehen sind, da circa 10 Secunden in jeder Minute aufAthmungspausen entfallen~ wie dies die Curve 1 sehr deutlieh illustrirt.

Die Uebertragnng der Luftdruekschwankungen vom Munde auf die Schreibfeder des F i c k'sehen Federmanometers 1) gesehah in der Weise, dass an dem unteren Ends des naeh Hfir thle 's Vorsehlag erweiterten Glasrohres ein 15 Cm. langer, starkwan- diger Gummischlauch und an diescn eine 9 Cm. lange GlasrShre befestigt wurde, welch letztere ieh in den Mund nahm und so die mit dem Munde erzeugten Luftdrueksehwankungen auf die Schreibfeder tibertrug, welche auf der rotirenden Trommel des L u d w i g'schen Kymoga'aphion sehrieb.

Es ist mir bei welter fortgesetzter Uebung gelungen~ sehr viel regelm~ssigere, abet keine sehnelleren Curven aufzusehreiben~ weil eben der erstere Punkt wesentlich yon der Uebung~ der letz- tere dagegen yon den Grenzen der Leistungsf~thigkeit unseres Respirationsorganes abhi~ngig ist.

Mit der 2. Phase der Entwicklung fStllt zeitlieh die dritte zusammen, welche sich dureh die Ingebrauehnahme masehinell betriebener Massageinstrumente eharakterisirt~ sei es dass man die Kraft des mensehHehen Armes (Wegener~)) , des Wassers (Ferrer i3)) oder zumeist des etektrisehen Stromes (S e l i g - mann4), W i l s o n Haroid~)~ B r e i t u n g s) u.s.w.) als Trieb- kraft benutzte. Vibrationsmasseur, Vibrometer hat man die In- strumente getauft; den Vorgang: Vibrationsmassage, pncumatische Ersehtitterungsmassage des Trommelfelles.

Fiir diese Instrumente erscheinen Sehutzvorriehtungen, wie die vorerw~thnten~ noeh viel nothwendiger, well ihre Wirkungs- weise im Allgemeinen eine noeh kr~tftigere ist. Wie ieh sp~tter zeigen werde, ist ihre Wirkung abhitngig yon der Zahl der in der Zeiteinheit erfolgenden StSsse, insbesondere aber yon der

1) Physiologisches Practicum yon Schenck. Stuttgart 1895. S. 262. Schenck giebt dem zuvor a]s Fick'schen Flachfeder-Kymographion be- zeichneten Instrument die Bezeichnung ,Federmanometer".

2) Archiv fiir OhrenheiIkuude. 1896. Bd. XLI. S. 199 u. if. 3) Archivio Italiano di Otolog. etc. IV. I896. p. 153. 4) ¥erhandl. der 2. Versamml. der deutschen otolog. Gesellschaft i893;

Monatsschrift fgr Ohrenheitk. 1897. ~r. 1. S. 9; Mittheiluag auf der 68. Ver- samm], deutsch. ~aturforsch. u. Aerzte zu Frankfurt a. M. 1896.

5) 5[. J. reed. Journal. 1893. 25. Febr. Ref. im Archiv far Ohrenheilk. Bd. XXV. S. 350.

6) Deutsche MedicinaNZeitung. 1897. ~[r~ 77.

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Ausgiebigkeit der Luftbewegung; denn tier gemessene Manometer- druck der Luftwellcn wachst in geringerem Maasse bei besehleu- nigter Gangart der Maschine~ d. h. bei ErhShung der Zahl der Luftwellen in der Zeiteinheit, als bei VergrSsserung der Luft- schwankung an sieh. So kann mit diesen Maschinen sehr bald ein Maass des Druekes erreicht werden~ welcher geeignet ist~ das Ohr in sehwerster Vifeise zu sehadig'en, wie ich dies an experi- mentellcn Untersuchungen zeigen werde.

Gegentiber der Drucksondenbehandhng vermag die Vibra- tionsmassage eine sehr viel energischere Einwirkung auf das Trommelfell auszuiiben~ und aueh die Mitbewegung des Hammers ist eine sehr kraftige~ wic man sich direct durch die wahrend der Massage vorg'enommenc otoskopische Untersuchung tlberzeu- gen kann. L~tsst man den Kolben eines elektromotoriseh betrie- benen Massageapparates sich um 2 Mm. verschieben, so sieht man bei Benutzung des S ieg le ' sehen Trichters neben der Vibration des Tromraelfelles deutlich eine zitternde Bewegung des Ham- mers. Beraerkenswerth ist an der letzteren~ dass der kurze Fort- satz frontal-occipifalwi~rts sich bewegt als Ausdruck einer drehen- den Bewegung des Hammergriffcs.

Es fragt sich~ wie weit eine derartig kr/~ftige Einwirkung auf das Trommelfell zweckmassig erscheint; je geringer die Ver- schiebung des einzclnen Trommelfelltheilchens ist~ um so geringer wird die im Allgemeinen vorliegende Gefahr sein~ dass das nor- male oder pathologiseh erschlaffte Trommelfell dutch den Ein- tritt oder die VergrSsserung der Erschlaffung geschadigt wcrdc. Die Vibrationsmassage wtirde demnaeh nach unseren allgemei- nen Kenntnissen vorwiegend far diejenigen F~tlle indieirt erscheinen and vcrdiente bei ihnen versueht zu werden~ in denen neben der LeitungsstSrung in der KnSehelchenkette das Trommelfell als abnorm derb und rigid sich erweist; die weiter fortgefilhrten Untersuchungen werden nahere Aufschltisse bringen.

Sic bildet somit in gewisser Hinsicht eine Erganzung oder ein Gegensttick zur Drucksondenbehandlung~ welche das Trommel- fell relativ am wenigsten zu beeinflussen vermag~ somit ira Gegensatz zur Vibrationsmassage ihre vornehmste Indication in denjenigen Fallen zu finden scheint, bei denen das Trommelfell gar nieht oder durch Verminderung seiner nattlrliehen Steifig- keit an den bestehenden SchaltleitungsstSrungen betheiligt ist.

Dies sind meines Erachtens die Folgerungen~ die man aus der bisher bekannten Wirkungsweise der verschiedenen Verfahren

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ziehen muss; es bleibt zu untersuehen, w e l c h e s V e r f a h r e n d ie K n S c h e l c h e n k e t t e in B e w e g ' u n g e a v e r s e t z t , d i e d e n b e i m D u r e h l a u f e n yon S c h a l l s e h w i n g u n g e n e n t - s t e h e n d e n B e w e g u n g e n am K h n l i c h s t e n s ind ; denn es kann angenommen werden, dass dasjenige Verfahren die durch Feststellung der KnSchelchenkette bedingte SchwerhSrigkeit am glinstigsten beeinflussen wird, welches die Kette f~hig maeht gerade zu Bewegungen, wie sie zum Durehlaufen der Schallsehwingun- gen erforderlieh sind.

Bevor ich indess auf racine experimentellen Untersuchungen eingehe, muss ieh noeh einmal auf die weitere Entwieklung tier Pneumomassage zurfiekkommen.

Aus der einfachen Massage~ die vom i~usseren GehSrgang allein anzugreifen suchte~ wurde in letzter Zeit eine Doppel- massage; d. h. man versuchte, die Wirkung der in rhythmisehen StSssen erfolgenden Luftdouehe mit Luftverdtinnungen im ~tusse- ten GehSrgang in dem Sinne zu eombiniren, dass einer Luftver- dichtung in der PaukenhShle eine Luftverdiinnung im ausseren GehSrgang entsprach. Diese Doppelmassage ist yon J an k a u 1) und weiter yon I l j i seh 2) besehrieben und namentlich yon Letz- terem gemass den in .der otiatrisehen Abtheilung de r Mlinchener chirurgischer~ Poliklinik gemachten Erfahrungen empfohlen worden.

Ich wet'de Veranlassung haben, mieh des N~heren mit dem ~Doppelmassageballon ~ yon J a n k a u zu befassen und beweisen, dass die Voraussetzungen J a n k a u ' s tiber die Wirkungsweise seines Ballons zum guten Theil nieht zutreffen.

Dies ist in kurzen Ziigen die geschiehtliche Entwieklung der versehiedenen Massagemethoden. Man wird zugeben mtissen~ dass zu der Summe der Instrumente unsere siehere Kenntniss yon ihrer Wirkungsweise auf den Schallleitungsapparat und eine dar- auf gegriindete sieherere Erkenntniss tier Indicationen ftir die Anwendung dieser oder jener Methode eine ganz minimale~ man kann ohne Weiteres sagen, gleich Null ist.

Eine experimentelle Prtlfung der Wirkungsweise der ein- zelnen Massagemethoden erschien mir demnach sehr nothwendig. Sie wird vor Allem zu erforschen haben, in welcher Weise

1. die Pneumo- und Vibrationsmassage, einsehliesslieh der Doppelmassage,

2. die Drucksondenbehandlung

1) Deutsche reed. Wochenschrift. 1896. Nr. 46. 2) Archiv ftir Ohrenheilkunde. 1897. Bd. XLII. S. 207.

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unter verschiedenen Versuchsanordnungen - - Veritndcrung der Zahl der StSsse, des Druckes ,-- auf den Schallleitungsapparat wirken, um so zu einer vergleichsweisen Abseh~ttzung der ein- zelnen Methoden zu kommen und ihre richtige Anwendung und Indicationsstellung auf wissenschaftlicher Grundlage mehr und mehr auszubauen,

Da die Zahl der Instrumente~ mit denen die Pneumo- bezw, Vibrationsmassage ausgeflihrt wird~ zu gross ist~ um in eine PrQfnng Aller eintreten zu kSnnen~ dieselben mir aueh nicht s~tmmtlich zur Verfitgung standen~ so habe ich als Typen folgende ausgew~hlt:

1. Die yon H a n g in der deutschen medic. Wochenschrift 1895 besehriebene Vorrichtung zur oscillatorischen Massage des Ohres.

Dcr Apparat bcsteht aus einem J/2 M. langen Gummischlauch, der an dem 0hrende einen hohlen hSlzernen Zapfen~ an dem Mundende eine kieine durchbohrte Holzolive tr~gt.

Vermittelst des Schlauches soll yon dem Patienten selbst oder yon einem Zweiten die Massage des Trommelfelles in der Weise ausgetibt werden, dass mit dem Munde erzeugte Luftverdich- tungen und Verdtlnnungen in mSglichst schneller Folge auf das Trommelfell tibertragen werdcn und dadurch dieses sammt der GehSrknSchelchenkette in rhythmische Mitschwingungen ver- setzt wird.

2. Die yon V u l p i u s 1) getibte Methode. Er benutzt eine gewShnliche Glasspritze yon 25 Grin. Inhalt mit ledernem Stem- pel. Die Verbindung der Spritze mit dem Ohr wird durch einen Schlauch hergestellt~ dcr am 0hrende einen olivenfSrmigen An- satz triigt. Er rtihmt sein Verfahren als einfach und nieht er- mtidend, dutch welches es mSglich sei~ schnelle und gleiehmas- sige, feinst dosirte Luftbewegungen hervorzurnfen.

3. Einen durch einen Elektromotor betriebenen Massage- apparat~ der mir yon W. H i r s c h m a n n ~ Berlin~ 1897 geliefert wurde und nach ganz gleichen Principien gebaut ist, wie alle anderen elektromotorisch betriebenen Instrumente zur Vibrations- massage des Trommelfelles.

4. Den D e l s t a n e h e ' s c h e n Rarefaeteur. 5. Den Doppelmassageballon naeh J a n k a u . Zunachst schien es mir unbedingt erforderlieh, die Leistungs-

1) Archly fiir Ohrenheilkunde. Bd. XLI. S. 8 u. ft.

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fahigkeit dieser ftinf Methoden an sieh zu prtlfen, uud zwar in Bezug:

1. auf die Schnelligkeit und Gleiehmassigkeit der in tier Zeiteinhei~, einer Minute7 auf alas Trommelfell auftreffenden Luft- drucksehwankungen;

2. auf die Druek- und Saugwirkung, welehe den dureh diese versehiedenen Methoden erzeugten Luftwellen innewohnt.

I. P r i i fung de r mit dem Munde ausge l ib t en P n e u m o - m a s s a g e des T r o m m e l f e l l e s .

Ieh bin sehon zuvor auf die bei der Prtifung gewlthlte An- ordnung wie auf die Leistungsfahigkeit dieses Yerfahrens bei der Bespreehung der yon Ha u g aufgestellten Behauptung, man kSnne vermittelst desselben bis 1200 Luftwetlen in der Minute auf das Trommelfell einwirken lassen, eingegangen u n d hatte die Un- haltbarkeit dieser Behauptung an tier aufgeschriebenen Curve ge- zeigt. Des Weiteren zeigte die gleiehe Curve, dass sieh die ein- zelnen LuftwelIen zeitlieh sowohl wie aueh in ihrer Intensit~it zum Theil nicht unwesentlieh unterschieden. Gi~LDareh vermehrte Uebung lasst sich indess diese zeitliehe wie qualitative Versehiedenheit erheblich vermindern, wie die naeh. steheude Curve 2 zeigt, und es dilrfte bei liinger fortgesetzter

Curve der veto Muude hervorgcbraehten Luftwellen zur Vibrationsmassage des Trommelfelles dutch ein F i e k'sehes Flaehfedermanometer auf die roti-

reude Trommel eines Ludwig 'sehen Kymographions aufgesehrieben.

Uebung wohl gelingen, i n gleichen Zeitriiumen fast gleieh viele und gleieh starke Luftwellen mit dem Munde zu erzeugen. Aber die Schnelligkeit wird sieh meines Eraelltens niemals weir tiber das yon mir erreichte Maass steigern lassen. Die ~usserste

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Schnelligkeit, mit der ich ganz kurze Zeit mit dem Munde zu massiren vermoehte, wurde ausgedrtickt durch 6 Luftwellen in der Secunde, deren Schwingungsweite im Allgemeinen kleiner als beim langsameren Massiren erschien.

Nachdem die dutch vorstehende Curve 2 dargethane Fertig- keit im Massiren mittelst des Mundes erlangt war~ schritt ich zur Messung der GrSsse des Druckes, der dutch diese Luftwellea aus- geiibt wird. Eine exaete Messung des Druckes setzt eine voll- kommene Gleichartigkeit der Luftwellen voraus, die bier thatsach- lich nicht vorlag; abet doch gentigte die durch Uebung erlangtc Gleichmassigkeit ihrer Erzeugung, um im Maximum-Aethermano- meter bei sechs verschiedenen Versuchen eine nur um wenige Milli- meter Aetherdruck versehiedene constante DruekhShe zu erreichen.

Das Maximum-Minimummanometer, welches ftir alle Unter- suehungen angewandt worden ist, so dass die Prtifungen unter stets gleichen Bedingungen stattgefunden hubert, eonstrairte ich mir in folgender Weise.

Um den Druek messen zu kSnnen, musste man eine der Be- wegungen der Luft, die Vorwi~rts- oder Rtiekw~rtsbewegung aus- sehliesscn; dies konnte allein dureh ein sehr nachgiebiges und doch sicher sehliessendes Ventil geschehen, welches der positiven Welle - - wenn ich so die Bewegung der Luftwelle gegen das Manometer bin bezeichnen d a r f - den Zutritt zu dem Manometer gestattet% dagegen der negativen WeUe, d. h. der rlickwarts ge- l~iehteten Luftbewegung jede Einwirkung auf den Manometerstand verwehrte, oder umgekehrt. So erhielt man einManometer, wel- ches den hSchsten Drack oder umgekehrt die st,~trkste Saugwir- kung der Luftwelle anzeigte.

Das Ventil, welches die Anforderungen in vollkommener Wcise erftillte~ bestaud aus einer 1/2 Mm, dieken kreisrunden Messingplatte yon 7 Mm. Durchmesser, aus deren Mitte ein Schlitz yon 1 Mm. Breite und 3 Mm. HShe herausgefeilt war. Diese Platte wurde auf eine glatt abgesehliffene GlasrShre yon 5 Mm. tichter Oeffnung" - - der Weite des Manometerrohres - - luftdicht aufgeleimt und der Schlitz der Platte von einem ziemlich straff angezogenen, 3,5 Mm. breiten Streifen feinen Gummis tiberdeckt.

D a d a s Ventil widerstaudsfi~hig sein muss, so empfiehlt es sieh, den Gammistreifen noch circa I Cm. welt zu beiden Seitcn des Glasrohres anzukleben und durch Umwieklung mit Garn welter zu befestigen. Ich habc zun~tehst versuchsweise mit ver- schieden starken Ventilen experimentirt, wobei sich als zweck-

Arohiv f. Ohrenheiikuade. XLIV. Bd. l 5

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m~tssigste Stitrke des Gummistreifens die der dtlnnsten Gummi- finger bei mittlerer Spannung erwies. Die riehtig¢ Auswahl des Gummis und seiner Spannung semen yon besonderer Bedeutung~ and deshalb wurde folgender Vorversuch gemaeht:

Auf das eine Ende einer in ihrer Mitte kuglig ausgeblasenen RShre wurde ein Ventil vorbeschriebener Art aufgekittet und eine zweite, gsnz gleiehe RShre mit diesem Ende luftdieht verbunden. Nun wurde die eine Kugel mit einigen Tropfen Liquor Ammon. caustic.: die andere mit SalzsKurelSsung besehiek¢ und entspreehend der Lage des Ventils dm'eh cinch in das fl'eie Ende dcr mit Liquor Ammon. caustic, beschiekten RShre ein kleiner Gummi- ballon luftdicht eingesetzt, Wurde dieser mit den Fingcrn eom- primirt~ so sttirzte aus dem Salzs~turerohr eine weisse Wolke yon neugebildetem Chlorammonium; beim Naehlassen des Druekes blieb die AmmoniakrShre vSllig klar. Das Ventil hatte sieh v011- kommen bew~thrt bei versehieden starkem Drueke und versehie- den sehneller Zeitfolge der StSsse.

Ein solehes Ventil wurde auf das eine Ende einer 17 Cm. langen GlasrShre yon 5 Mm. liehter Weite so aufg'ekittet~ dass es sieh beim Durehblasen dm'eh die RShre nach aussen 5ffnete. Dieses mit dem Ventil versehene Ende wurde dutch starrwan- digen Gummisehlaueh mit dem Aethermanometer verbunden~ w~ih- rend mit dem anderen Ende in gleieher Weise ein kurzes Glas- rohr fib" den Mund in Verbindung gesetzt wurde. Der gauze Apparat wurde dureh Stative sicher fixirt.

Wurden nun in gleieher Weise wie beim Sehreibversueh mit dem Munde Luftwellen erzeugt~ so stieg in dem freien Sehenkel des Manometers der Aether bis zu einer gewissen IlShe~ welehe an einer Skala abgelesen werden konnte, und blieb dann nabezu unverKnderlieh stehen.

Die Versuehsergebnisse waren folgende: 1. Versueh . 2.

4, -"

54 Mm. Aetherdruek 56 : -- 52 -- -- 61 : -- 50 -- -- 55 : --

Somit wtirden wit im Mittel der 6 Versuehe einen Maximal- druek yon 54~66 Mm. Aether und unter der allerdings wohl nicht ganz zutreffenden Annahme, dass die saugende Wirkung stets der Druekwirkung entspraeh, einen Untersehied zwisehen hSeh-

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stem und niedrigstem Druck der Luftwellen yon 109,2 Mm. Aether 5,9 Mm. Hg erhalten, wenn ich circa 200 Luftwellen in der

Minute mit dem Munde hervorbrachte. Dieser Drunk (80~18 Cm. Wasser) ist etwas hSher als tier des Grundtones einer etwas tiber einen Fuss langen Orgelpfeife.

II. P r i i f u n g d e r m i t e i n e r k l a i n e n G l a s s p r i t z e aus- g e l i b t e n V i b r a t i o n s m a s s a g ' e des T r o m m e l f e l l e s .

Die Anordnung des Schreibeversuches unterschied sich nut in soweit yon tier des vorigen Versuches, als alas Glasrohr des F ick 'schen Flachfedermanometers ausgeschaltet wurde~ und die. Luftwellen vermittelst eines dickwandigen~ 15 Cm. langen Gummi- sahlauahes yon tier kleincn Glasspritze direct auf das tellerF6r- mige Grtibchen des Manometers und die dasselbe versehliessende Gummimembran, welche den auf den Schreibhebel wirkenden Elfenbeinzapfen trKgt~ tibertragen wurden.

Diese Anordnung musste gew~hlt warden, weil die Schreib- feder bei den sehr kleinen Verschiebungen des Stempels der Spritze nicht in sichtbare Schwingung'en gerieth~ wena man die Luftwellen zuvor das Manometerrohr durchlaufen liess.

Curve 3 zeigt das Resultat dieses Versuches.

Die Excursionen der Schreibfeder sind ausserordentlich klein, verschwindcnd klein gegentiber denjenigen, welehe bei Erzeugung tier Luftwellen mittelst des Mundes hervorgerufen wurden. Zeit- lieh folgten sic schneller auf einander wie diese, in 6 Secunden circa 33, so dass in der Minute circa 330 erzeugt wurden. Sie sind ebenfalls nicht ganz regelmassig, abar sic lassen doch er- kennen, dasses mir gelungen ist, ziemlich gleichartige StSsse mit tier Spritze zu erzeugen. Die Bewegung meines Armes war da- bei genau die, wie bei der Lacke r ' s chen Schleimhautmassage.

Der Maximumdruck der so erzeugten Luftwellen wurde mit- 15"

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telst des zuvor besehriebeaen Maximum-Aethermanometers gemes- sen, wobei beztiglieh der Versuchsanordnung die im Stativ fest- gestellte Spritze an Stelle der GlasrShre flir den Mund im ersten Versuehe trat.

Mehrfaehe Versuehe ergaben einen Maximaldruck zwisehen 10 und 20 Mm. Aether. Es zeigte sich, dass man ganz ausser- ordenflieh gleiehm~ssig den Spritzenstempel bin und her bewegen muSste, wenn nieht plStztich die Aethers~tuIe, naehdem sie einen ruhigen Stand erreieht hatte, mehrere Millimeter in die HShe sehnellen soltte. Es sind deshalb die gegebenen Werthe aueh nur Ann~therungswerthe, wie sie dureh wiederholte Massage ge- wonnen wurden.

Es ergab sieh somit, dass die yon mir mittelst der Spritze er- zeugten Luftbewegungen schr geringe Amplitude und aueh nur eine sehr geringe Draekwirkung besassen, wenigstens nicht halb so gross wie die vom Munde aus~ehenden Wellen. Setzt man wiederum die Kraft der rtickl~ufigen Bewegung gleieh der der vorw~rts- geriehteten, so erhiilt man eine Druckdifferenz yon 2 0 - 4 0 Mm.

Aether oder 1,472--2,944 Mm. Hg. Es ist ohne Weiteres klar, dass jede VergrSsserung der Kolbenbewegung bei gleiehbleiben- der Zahl der StSsse in einer Minute auch die DruckhShe wesent- lieh in die HShe treiben wird, somit nur dann bei der Ohrmas- sage mittelst Spritze unzutriigliehe DruckhShen werden vermie- den werden, wenn die Bewegungen des Spritzenstempels sich in den engsten Grenzen halten.

IIL P r t i f ung der W i r k u n g s w e i s e e ine s yon W. A. Hi r seh- m a n n , B e r l i n , zur O h r m a s s a g e h e r g e s t e l l t e n , e l e k t r o -

m o t o r i s e h b e t r i e b e n e n A p p a r a t e s .

Der Apparat wurde mir Ende 1897 yon W. A. Hi rs ehm ann tibersandt. Er entsprieht nach einer mir yon der Firma gewordenen Mittheilung ,dem Modell, welches yon den versehiedenen Seiten angegeben worden ist", was, soweit ich aus den in der Literatur niedergelegten Besehreibungen der einzelnen Apparate entnehmen kann, in allen wesentliehen Punkten, die fib" die Wirkungsweise in Betraeht kommen, thats~tehlieh der Fall ist.

Die Einrichtung des Apparates wird durch die nachstehen- den Photographien (Fig."4 u. 5) ') erl~tutert. Mit der WeIle des Elek- tromotors ist der besondere Apparat zur Massage des Ohres ver- bunden. Derselbe besteht aus einem Cylinder, in dem durch die

1) Die l'hotographien sind yon der Firma W. A. tt ir s c h m a n n geliefert.

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Experimentelle Untersuehungen zur Massage des Ohres. 22I

Rotationen der Welle eia luftdicht sehtiessender Kolben hin und her be)vegt wird.

Die Uebertragung der Bewe~ung" yon Welle auf die Kolben- stange ist so eingeriehtet, dass die Hubh5hen des Kolbens vorL

0--20 Mm. modifieirt werden kSnnen, somit aueh die Exeursionea tier Luft eine dementspreehend ver~inderliehe GrSsse erhalten. -In dem Cylinder ist vor und hinter dem Kolbea je eine Ableitungs- rShre von 4 Mm. liehter Weite eingelassen, dutch welehe vermit-

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telst Gummischlauehes und Trichter (einfach geschlossener oder S i c g" 1 e'scher Trichter zur Bcobaehtnng dcr Trommelfellschwin- gungen) die Luftwellen nSthigenfalls beiden Trommelfellen gleich- zeitig zugeleitet werden; oder der Apparat kann nach dem Willen des Erbauers gleichzeitig yon der Nase und vom Ohr aus zu einer Art Doppelmassage gebraucht werden.

Prtift man die Wirkung dicses Massaffeapparates an sich selbst~ so wird die Empfindung um so unangenehmer~ je mehr man die HubhShe des Kolbens steigert, and man gelangt sehr schnell an ein Ziel, wo man die Empfindung hat, dass man bei weiterer Steigerung der HubhShe sich schweren Schttdigungen aussetzen diirfte. Die Geschwindig'keit der StSsse bei ffleichbleibender Hub~ hShe hat nach dem subjectiven Empfinden auf das Maass der Ein- wirkung einen relativ sehr viel geringercn Einfluss. Es hat dies offenbar darin seinen Grand, dass die Kraft, mit der bei ver- grSsserter HubhShe des Stempels die Luft hin and her bewegt wird~ ausserordentlich schnell zunimmt~ wenigstens sehr viel sehneller, als wenn durch verstttrkten Strom die Zahl der Luft- stSsse bei ffleichbleibender HubhShe sich mehrte.

Die lebendig'e Kraft der sich bewegenden Luftsttule war so- mit bei weehselnder HubhShe wie bei gleicher HubhShe aber wechselnder Umdrehungsgeschwindigkcit zu messen.

Die Versuohsanordnung., fth. die mir die erforderlichen In- strumentc vom hiesig'en physikalischen and physiologischen In- stitut in der liebenswiirdigsten Weise zm" Verfiigung gestellt win'- den, war folgende:

Zwischen der Accumulatorenbatterie, deren 6 Zellen ~) hinter- einander geschaltet waren, and dem Elcktromotor wurde ein Amp6remeter 2) zur Strommessung eingcschaltet. Von dem einen Ableitungsrohr des Cylinders warden die Luftwellen mittelst 1 Mtr. langen Gummischlauches auf das F ick ' sche Federmano- meter tibertragen i dcssen Feder auf der rotirenden Trommel des Kymographion schrieb. Dutch eine Feder, die yon einem Uhr- werk getrieben wurde, warden gleichzeitig wie in allen vorher- gehendcn Versuchen die Secunden als Zeitelnheiten auf der Trom- mel aufgeschrieben. Es erwies sich diese Art, die in der Seeunde erfolgenden LuftstSsse bei wechselnder Str0mstitrkc und wech-

1) Bei grossen Stromsthrken, 2 Amp. und mehr~ wurden 12 gleiche Zellen hintereinander gcschaltet.

2) Nr. 14336 yon Hirschmann und Brunn.

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. 223

selnder HubhShe des Kolbens zu z~hlen, als eine vollkommene. Die entstaudenen Curven gaben sieheren Aufschluss.

Das Maximum des Druekeswurde gleichzeitig mittelst des Maximummanometers (Aether~ bezw. Hg) bestimmt, indem die zweite AbflussSffnung des Cylinders dureh ein ganz kurzes StUck diekwandig'en Gummisehlauehes mit der 15 Cm. langen GlasrShre verbunden wurde~ deren anderes Ende yon dem Ventil gesohlossen war, das sich naeh dem Manometer zu 5ffnete.

Die sehr pr~teise Wirkung des Ventils konnte bei der grossen Reihe you Versuehen und Controlversuehen, die angestellt wur- den, aus dem Verhalten der Aether-, bezw. Quecksilbersitule er- kannt werden. Bei den ersten Kolbenst5ssen stieg die St~ule in dem einen Manometersehenkel ruekweise sehnell in die HShe~ um dann langsamer bis zur vollen DruekhShe zu steigen, die nun wKhrend der ganzen Dauer des mehrmals absiehflieh langer ausgedehnten Versuehes vS!lig ruhig innegehalten wurdei d. h. es war der Druek hinter dem Ventil innerhalb des Manometers gleieh dem Maximaldruck der gegen das Ventfl anstUrmenden Luftwellen.

Nur bci den Versuehen mit 16 und 20 Mm. HubhShe des Kolbens erfolgte, nachdem das Manometer seinen hSehsten Stand erreieht hatte, gleieh darauf ein Sinken um 1--11/2 Mm.

Es wtirde erheblieh zu weir ftihl'en, wollte ieh hier die zahl- reich entstandenen Curven reprodueiren lassen, die naehstehende mug far alle gelten und zeigen~ mit weleher Regelm~ssigkeit quantitativ wie qualitativ der Apparat arbeitete. Die Curve (Fig. 6) ist bei 2 Mm. HubhShe des Kolbens und 1,50 Amp6re treibender Kraft aufgeschrieben worden.

Dureh diese Curven war es mSglieh, die Zahl der in der Minute gemaehten Umdrehungen genau festzustellen~ wobei sieh zeigte, dass sehon eine sehr geringe Arbeitsleistung~ welohe dem Motor zugemuthet wurde~ bei der gleichen Stromst~rke die Urn-

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drehungsgesehwindigkeit in der erhebliehsten Weise verminderte. Wahrend z. B,~ ohne Ansehluss des Manometers mittelst kurzen starken Sehlauehes, bet 2 Mm. ttubhShe und 1,60 Amp6re Strom- st~ke 1320 Umdrehungen in ether Minute erfolgten, verminderte sieh diese Zahl auf etwa die ttatfte, n~mlieh 672 Umdrehungen bet Ansehluss des Manometers. Aehnliehe Verhaltnisse konnten bet versehiedenen Versuehsanordnungen festgestellt werden. Die naehfolgende Tabelle ergiebt das Resultat der Untersuehungen.

Prtlfung des dureh Elektromotor betriebenen Massage- Apparates far das 0hr yon W. A. Hirsehmann, Berlin.

Atlzahl der . . . . . . . ~ . . . . ~emcssene ~ . . l¥]axlmaler urucz

- . [ r~uonOne ~. r autgesenrte- . . . . . . La11I. . ~ r o m - . ~ ~ . 111 ± V l l l l l m o t e r ~ . ~ aes . . . I uenen L11I:- ~emerKuflgen I l X O l O e l l S - - , I w e l l ( ' n 111 [ ,

t ~mpere I 1 Minute Aether I Queoksflber

1 2 3

4 5

6 7

8 9

10 11

12

13

14

1,40 400 2 t,50 580

1,70 940

4 1,50 640 1,70 1000

J,40 450 6 1,70 880

1,50 460 8 1,80 820

1,70 260 10 1,90 700

12 !,90 420

16 2,30 480

20 2,~0 540

Aus der Tabelle ergiebt sieh:

49 54 69

* 2,65 * 2,92 *3,74

16 18

25 25,5

35

39

42

49

57

80

87

* Werthe in Hg - Druek

umgerechnet.

1: der Druek tier Luftwellen w~ehst sehr sehnell mit der VergrSsserung der ttubhShe des Kolbens;

2. der Druek tier Luftwellen waehst aueh bet gleiehbleiben- der Hubh5he des Kolbens, wenn die Zahl der in der Zeiteinheit erfolgenden LuftstSsse vermehrt wird. Dieser Zuwaehs an Kraft ist um so grSsser, je gr6sser die Versehiebungen des Kolbens sind; er bet rug:

bet 2 Mm. Hubhehe des Kolbens und Steigerung der Geschwindigkeit yon 400 a u f 940 U m d r e h u n g e n t~09 Mm: H g - D r u c k ~

bet 4 Mm. H u b h e h e des K o l b e n s u n d S t e i g e r u n g d e r G e s c h w i n d i g k e i t yon 640 a u f I 0 0 0 U r a d r e h u n g e n 2 Mm. Hg=Druck ,

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. 225

bet 6 Mm. HubhShe des Kolbens und Steigerung der Gesehwindigkeit yon 480 auf 880 Umdrehungen 3~5 Mm. Hg-Druek~

bet 8 Mm. HubhShe des Kolbens und Steigerung der Gesehwindigkeit yon 460 auf 820 Umdrehungen 4 Mm. Hg-Druck~

bet 10 Mm. HubhShe des Kolbens und Steigerung der Geschwindigkeit yon 260 auf 700 Umdrehungen 7 Mm. Hg-Druek;

3. die Differenz zwischen dem Minimum- und Maximum- druck, welche die Starke der Wirkung der Luftwelle auf das Ohr anzeigt und bet der Massage des Ohres in Betraeht zu ziehen ist, betriigt das Doppelte der in der Tabelle gegebenen Werthe.

Versucht man nun das eigene Ohr bet Versehiebung'en des Kolbens yon 4 Mm. und mittlerer Geschwindigkeit der Luftwellen zu massiren, so hat man eine hSchst unangenehme, zerrende Em- pfindung, sohliesslieh ein litstiges Hitze-, selbst Sehmerzgeftihl, und man kann sieh des Eindruckes nieht erwehren, dass man das GehSrorgan seh~idigen kSnnte. Vier Thierversuehe~ die ich angestellt habe, zeigen die Art der sehweren Seh~idigun~, die durch tiberkr~tftiges Massiren mit diesen Apparaten hervorgerufen werden kann.

Man ersieht daraus~ dass Drucksehwankungen yon 32 Mm. Hg, wenn sie 640 real in der Minute auf das Trommelfell auf- treffen, schon eine entschieden zu starke Leistung darstellen~ ganz zu sehweigen yon den bet weiterer Steigerung' der Hub- hShe des Kolbens eintretenden Drucksehwankungen.

Wenn man diese Thatsache experimentell, und zwar~ wie ieh naeh der Versuehsanordnung glaube, einwandsfrei festgestellt ha l so miissen solehe Angaben, wie man ihnen in der Literatur begegnet, dass mall im Verlaufe der Pneumomassage mit dem anzuwendenden Druek bis auf 153oo--2%oo Atmosphitre steigen dtirfe~ zum Mindesten als hSehst ungenaue~ tier exaeten Prtifung durchaus entbebrende Angaben ~) bezeiehnet werden, ganz abge- sehen davon~ dass man thatsi~ehlieh nieht weiss, wie Jemand aus rein ~usseren Grtinden beim Massiren mit dem D el s t a n e h e- sehen Rarefaeteur am Wassermanometer ~/5 Atmosphare ablesen will; das Manometerrohr mUsste 12 r hoeh sein. Bet steter Stei- gerung bis zu dieser DruekhShe soll dana jede Sitzung 15 Minu- ten dauern !

Ieh werde an Thierversuchen zeigen~ welehe Seh~idigungen

1} Suarez de Mendoza, Ref. im Arch. f. Ohrenh. Bd. XXXIL S. 2S7

Page 26: Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres

226 XI. OSTMANN

bei einer Pneumomassag'e des Ohres yon 2 t/2 Minuten Dauer und geringerer Drueksti~rke als % Atmosphare entstehen.

Es ist interessant, die Kraft der Luftwellen, welehe yon den elektromotoriseh betriebenen Instrumenten zur Vibrationsmassage des Trommelfelles ausgshen, mit derjenigen yon Sehallwellen zu vergleiehen.

Die ersteren nuterseheiden sieh yon den letzteren dadureh, dass sie langsamer auf einander folgen, und dass ihr Maximal- tiber- odor -unterdruek naoh meinen Messungen sehon dann den- jenigen einer etwas tiber einen Fuss langen Orgelpfeife beim starken ErtSnen des Grundtones erreieht, wenn der Kslben um 4 Mm. aus seiner Ruhelage bin und her bswegt wird; denn bei 4 Mm. HubhShe des Kolbens betritgt der Maximaltiber- wie -unter- druek der Luftwellen, wenn man 640 in einer Minute erzeugt, je 16 Mm. Hg, und wenn man 1000 in 1' hervorbringt, je |S Mm. Hg, d. h, die Quesksilbers~ule des Maximummanometers steigt in dem einen Sehenkel im ersteren Falle urn 16, im letzteren um 18 Mm. Beim Minimummanometer in dem anderen Sehenkel um die gleiehen GrSssen.

Reehnet man die Hg-Werthe in solehe far Wasserdruek urn, so erh~tlt man fiir alas Maximum wie Minimum des Druekes je 21,744 Cm., bezw. 24,462 Cm. Wasserdruek, also einen Gesammt- druek yon rund 43,5, bezw. 48,9 Cm. Wasser. Dieser~Druek entsprisht nahezu demjenigen, weleher yon K u n d t 1) fur Sehall- wellen gefunden ist, die yon einer etwas tiber einen Fuss langen Orgelpfeife beim starken ErtSnen des Grundtones ausgehen, nam- lish yon 1 6 - 2 4 Zoll Wasser. Abet es ist ohue Weiteres klar, dass der Druek der in dem Massageinstrument erzeugten Luft- welle unssr Ohr ungleieh viol kraftiger treffen wird, weil er fast ungesehwlieht direst auf das Trommelfell einwirkt, als unter den gewShnliehen im Leben bestehenden Bedingungen der gleieh starke einer Sehallwelle, weil die Sehallwelle sehon in kurzer Entfernung sehr merklish an lebendiger Kraft einbtisst.

Dies geht einerseits aus den Beobashtungen yon K u n d t 2) hervor, welehem es zun~ehst nieht gelang, ein mit einem Ventil versehenes Manometer, welshes frei aufgestellt war, dutch einen ausserhalb erregten starken Ton in Bewegung zu setzen, an- dererseits aus den Untersuehungen yon D v o ~:'~ k 3), demes zwar

1) Annalen der Physik und Chemie. V. Reihe. Bd. XIV. S. 563 u. ft. 2) 1. c. S. 567 3) Annalen der Physik und Chemie. V. Reihe. Bd. XXX. S. 410 u. ft.

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. 227

gelang~ merkliche Druek~nderungen im Manometer zu bekommen, wenn er die Obert5ne einer offenen, etwa l Fuss 'langen Pfeife in 1 bis 2 Fuss Entfernung yon demselben kraftig anklingen:liess7 doch waren die Drueksehwankungen sehr viel geringer, als beim unmittelbaren Einftigen des Manometers in geeignete Punkte der Pfeife selbst. Deshalb empfinden wit such bei gleieher Druek- starke die Luftwellen des Vibr0meters nngleieh viel unangeneh. mer als Sehallwellen und setzen uns such dureh Einwirknng beider auf unser Ohr eben infolge der naturgem~ssen Versehie- denartigkeit der Art ihrer Einwirkung sehr verschiedenen Ge- fahren aus.

L~sst man dagegen den Kotben nur 2 Mm. weite Exeursionen machen, so ergiebt sieh selbst bei 940 LuftstSssen in der Minute nur eine Drueksehwankung yon in Sa. 2 X 3,74 Mm. Hg ~ 7,48 Mm. Hg

10,16532 Cm. Wasserdruek, welehe etwas tiber halb so gross ist, als die yon Dvo~'Ak gefundene, wenn er an sein Manometer einen gewShnlichen Triehter Ms Schallf~nger ansetzte und die Pfeife handbreit vor dem Triehter anblies. Er bekam in einem Falle 3 Zoll Wasser im Minimum.

Man kann demnaeh die massirenden Luftwellen dadureh den Sehallwellen am ~hnlichsten maehen, class man e i n e mSg- l i e h s t g r o s s e Z a h l in de r Z e i t e i n h e i t e r z e u g t , w o b e i i n d e s s die E x c u r s i o n d e s K o l b e n s h i e m e h r a l s 2Mm. b e t r a g e n d a r f , w e l l s o n s t g a n z u n z u l ~ s s i g e D r u e k - h S h e n e r r e i e h t w e r d e n , t)

VerfKhrt man anders, so erleidet das Ohr sehwere Seh~di- gungen, wie ich an experimentellen Thierversuehen im Naeh- folgenden zeigen werde.

Der Hinweis auf die MSgliehkeit der Entstehung soleher dutch unvorsiehtiges Massiren erseheint aber gerade jetzt Yon Bedeutung, wo ks such dem Unerfa.hrensten und Ungeschiek- testen mSglieh ist, die ¥ibrationsmassage des Trommelfelles aus- zutiben; deshalb mSgen die Thierversuehe als warnendes Bei- spiel dienen.

A, Versuche am Hund.

Ein mittelgrosser HuM wird in tier Aethernarkose in folgen- der Weise beiderseits operirt:

Die Ohrmuschel wurde umsehnitten, tier knorpelige GehSr-

1) Die weiter fortgefiihrten Untersuchungen hubert gezeigt, dass selbst eine derartige Massage mit Rticksieht auf die Schwingbarkeit des Trommel- felles nut unter ganz besonderen Bedi~gu~Nen zul~ssig erscheint.

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228 xI. OSTMANN

gang zum grSssten Theil frei pr~tparirt; an einer mSgliehst me- dianwiirts gelegenen Stelle provisorisch unterbunden und un- mittelbar hinter dem Ansatz der Ohrmuschel durehschnitten~ die kleine, aus den KnorpelgeF~issen stammende Blutung gestillt; die provisorische Ligatur wurde dana gelSst und ein mit breitem Oummiring armirter S i e g l e'seher Trichter, weleher mittelst 112 Mtr. langen Sehlauches mit dem Massageapparat verbunden war, in den GehSrgang luftdicht eingebunden.

1. V e r s u c h .

L i n k e s Ohr. Gemessene Stromst~trke 1~70 Amp,; Verschie- bungen des Kolbens 8 Mm. ; Dauer der Massage 2 '/2 Minute; Zahl der Luftwellen in 1 Minute nach Ausweis der gleichzeitig auf- geschriebenen Curve: fund 600. Differenz zwischen dem hSch- sten und niedrigstea Druek ~ 70--75 Mm. Hg-Druek ~ circa tho Atmosph.-Druek.

2. Y e r s u e h .

R e c h t e s Ohr. Gemessene Stromst~rke 1,90 Amp.; Ver- Sehiebungen des Kolbens 12 Mm.; Dauer tier Massage 2 Minutem Zahl der Luftwellen in 1 Minute rund 900 ; Druekdifferenz ---~ 115 bis 125 Mm. Hg-Druck = circa '/6 Atmosph.-Druck.

Sofort nach Beendigung der Versuehe wurde der Hund ge- tSdtet, indem ihm Aether in dan Hals gegossen wurde, wodurch ohne jeden Kampf der Tod eintrat.

Die Untersuchung des Schallleitungsapparates der 0hren er- gab folgenden Befund:

L i n k e s 0 h r . Aeusserer GehSrgang unveriindert; die Pars tensa des Trommelfelles desgleichen; durch dasselbe leuchtet die lebhaft gerSthete Trommelfellsehleimhaut hindureh. Der ober- halb des kurzen Fortsatzes und der Trommelfellfalten gelegene Trommelfellabschnitt ist yon einer wall geflillten, spiegelnden, bl~tulieh rothen Blase eingenommen; am hinteren Rande des l:Iammergriffes zieht bis zur Mitre desselben sin stark geftilltes Gefiiss herab.

Die knScherne Sehale des Mittelohres wird nun fi'eipr~tparirt und in grSsserem Umfange so dtinn gefeilt, dass es dureh vor- siehtiges Meisseln gelingt, die Schleimhaut freizulegen, ohne sic aus ihrer ursprtinglichen Lage zu verriicken oder sic ia irgend einer Weise zu verletzen.

Bei auffallendem Lieht erscheint die im normalen Zustande graugetblich erseheineude Sehleimhaut wie ein tiefrothes Ge-

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. 229

latinebl~tttehen, und bei der Durehleuehtung derselben sieht man mit unbewaffnetem Auge, noeh besser bei sehwaeher Lupenver- grSsserung eine Unzahl yon kleineren und gr5sseren Blutextra- vasaten in dem Sehleimhautgewebe neben praller Ftillung der Gefasse. Einige Extravasate dehnen sieh tiber linsengrosse Fig- chert aus.

Der Zusammenhang der Kn5chelehenkette ist nieht gestSrt; die Muskeln sind unversehrt; in der PaukenhShle kein fremder Inhalt.

R e e h t e s Ohr: Aeusserer GehSrgang unverletzt. Das Trom- melfell zeigt mehrfaehe bemerkenswerthe Yer~tnderungen. Auf dem hinteren Absehnitte desselben sieht man zahlreiehe, mit trUb- serSser Fltissigkeit geftillte Blasehen, yon denen einzelne hirse- korngross, die meisten abet kleiner sind; eine ganze Anzahl wird erst bei vierfaeher LupenvergrSsserung deutlieh siehtbar. Der Sinus des ~tusseren GehSrganges ist sehr fief und eng; die untere, vordere GehSrgangswand hangt dureh zwei tibereinander ge- lcgene und circa 4 Mm, yon einander entfernte derbe Strange mit dem vorderen Abschnitt des sonst durehaus normalen Trommel- felles zusammen. Zwisehen diesen beiden abnormen Adhasionen ist das Trommelfell der Lange naeh zerrissen. Zu beiden Seiten des obersten Drittels des Hammergriffes haften der hinteren Fl~ehe des Trommelfelles zahlreiehe gelbr5thlich durehsehimmernde Luft- blasehcn an, umsptilt yon blutig serSser Fltissigkeit, welehe bei Lageve~'anderung des Praparates in dem naeh unten zu abge; schlossenen Raum hinter dem Hammergriff hin und her fliesst. Der tiber dem kurzen Fortsatz gelegene Trommelfellabsehnitt ist blaurSthlieh verfarbt und sieht gezerrt aus.

Die in dersetben Weise wie vorher freigelegte Paukensehleim- haut zeigt genau dasselbe Verhalten wie die des linken Ohres.

Die KnSchelehenkette wie die Binnenmuskeln sind intact. Zum Untersehied yon dem linken Ohr land sieh bier eine

wenig ausgedehnte Zcrreissung des Trommelfelles, welehe often- bar dadureh herbeigefiihrt war, dass das Trommelfell an zwei Stellen abnorm fixirt und somit nieht in der Lage war, den Luft- druekschwanknngcn in so ausgiebiger Weise wie sonst nachzu- geben.

Es hatte den Ansehein, als ob die im oberen Absehnitt der PaukenhShle befindliche, blutig-serSse Fltissigkeit aus einer der am linken Trommelfell beobaehteten ~hnliehen Blase stammte, welehe wahrseheinlieh nach Zerreissung des Trommelfelles naeh

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230 XI. OSTMANN

innen geplatzt war. So butte sieh die Fltissigkeit in die Raume der Hammer-Ambossnisehe ergosssn.

B. Versuche an der Katze.

Eine kleine Katze wird atherisirt und ohne vorhergehende Operation der S ieg l s ' s che Trichter erst rechts, dann links ein- gebunden. Naeh dem kusfall derVersuehe will es mir fast schei- nen, als ob sin vSllig luftdichter Absehluss hierbei nieht erzielt worden ware, worttber Untersuehungen mit voraufgehendcr Ope- ration nach Art der am Hund vorgenommenen sehr leicht Auf- schluss geben werden. Vielleicht aber ist auch die Widerstands- fahigkeit der GehSrorgane yon Hund und Katze eine etwas vcr- schiedene.

1. V s r s u c h . R e c h t s s Ohr : Gemessene Stromstarke 1~70 Amp.; Ver-

schiebungen des Kolbens 10 Mm.; Zahl der Luftwellen in 1 Minute 780. Diffcrenz zwisehen hSchstem und niedrigstem Druck circa 100 Mm. Hg-Druck. Dauer der Massage 2'/2 Minute.

2. V s r s a c h . L i a k e s 0 h r: Gemesscns Stromstarke 2~00 Amp.; Versehis-

schiebungea des Kolbens 16 Mm.; Zahl dcr Luftwellen in 1 Minute 1020. Diffcrenz zwischea hSehstem und niedrigstem Druck circa ----- 180 Mm. Hg'Druck. Daucr der Massage 2'/2 Minutcn.

Unmittelbar nach Abschluss der Versuche wards die Katze in derselbea Weise wie der Huad getSdtet.

Untersuchung der GehOrorgane:

a) D e s r e c h t e n 0 h r c s: Aeusserer GehSrgang und Trom- melfell ohne Zusammenhangstrennung oder sonstigen pathologi- schea Befand. Dureh das Trommclfell scheint die im Ganzen lebhaft rosa~ aa einigea Stellsn dunkler roth gefarbte Pauken- sehleimhaut dm-eh. Die Bulla wird freipraparirt, der Knochen wie bei den frliheren Untersuehungea dtinn gefeilt and dana mit dem Meissel ohne Verletzung dcr Schleimhaut auf eine grSssers Strecke abgesplittert.

Die lebhaft gerSthete Schleimhaut erweist sich mit einer grossen Zahl zumeist kleiaer und ganz kleiner Blutextravasate durchsetzt nachtraglichsr Naehwsis unter dsm Mikroskop - - die Gefasss siad stark geftillt.

Die KnSchslehenkette wie die Muskeln intact; in dcr Pauke keia fl'emder Inhalt.

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres. 231

L i n k e s 0 h r : Aeusserer GehSrgang wie Trommelfell intact. Die untere H~lfte des letzteren wird yon einem blutig rothen Ringe -- starke Geflissinjection mit kleinen Blutextravasaten von durchschnittlich I Mm. Breite eingefasst. Die lebhaft ge- rSthete Paukensehleimhaut, auf der man die zahlreiehen Blut- extravasatG schon dutch das Trommelfell hindurch erkennt, ver- hglt sieh wig rechts, nur sind die Blutergtisse noch reichlieher und auch grSsser. Kette wie Muskeln intact.

In eine Untersuchung des Labyrinths wurde bisher nieht eingetreten.

Das Ergebniss der vorliegenden 4 Versuehe liisst deutlieh erkennen :

1. dass d~s 0hr durch tiberm~tssige Vibrationsmassage~ d. h. unter zu starker Druek- und Saug'wirkung der Luftwellen in der sehwerstea Weise geseh~tdigt wird; und

2. worth voruehmlich die Sch~digungen bestehen, soweit zu- niichst der Sehallleitungsapparat in BetraGht kommt.

Die Pars tensa des Trommelfelles hat in den Versuchen eine erhebliehe Widerstandskraft selbst gegen Druckwirkungen ge- zeigt, welehe I/5 des Atmospharendruekes tiberschritten; denn die im zweiten ttundeversuch vorgefundene Zerreissung war OffGnbar dureh die besonderenVerbitltnisse bedingt. Nur die Shl :apnel l - sehe Membran erwies sieh beim Hunde den Druekwirkungen night gewaehsen; es kam beide Male zu einem erhebliehea Blut- erguss in dieselbe. Besonders interessant erseheint mir abet, dass es trotz der vSlligen Integ'rit~tt des Trommelfelles in 3 F~tllen zu zahlreiehen, zum Theil ausgedehnten Blutergtissen in die Paukensehleimhaut kam. Es liisst sich dies nur so erklltren, dass dureh die Tube ein gentigender oder tiberhaupt ein Ausgleieh der sehr heftigen, sehnellen Druckschwankungen nieht stattfand~ und dass diese dutch die Mitbewegung des Trommelfetles, wenn aueh abgesehwacht, doeh so stark auf die PaukenhShle tlbertragen wur- den~ dass eine vielfaehe Zcrreissung der kleinen Schleimhaut- gef~tsse entstand, n~chdem zuvor eine erhebliehe Bluttlberftillung derselben eingetreten war. Es seheint somit vornehmlieh die saugende Wirkung der liberm~tssigen Massage gewirkt zu haben, was sieh durch die leiehtere Beweglichkeit des Trommelfelles nach aussen aueh erkl~ren lasst.

Es blieb noch tibrig die Untel:suehung des D e l s t a n c h e - schen Rarefaeteurs und des yon J a n k a u in der Deutschen med. Wochenschrift. 1896. ~qr. 37 u. 46 zweimal abgebildeten Ballons

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232 XI. 08TMANN

zur Doppelmassage, den ieh mir yon der yon J a n k a u ange- gebenen Bezugsquelle, der Gummikamm-Compagnie, Hannover, kommen liess.

IV. Die U n t e r s u o h u n g des D e l s t a n c h e ' s e h e n Rare- f ae t eu r s .

Bei diesem Apparat hitngt die auf das Ohr ausgetibte Wir- kuug wesentlieh yon der Sehnelligkeit und Ergiebigkeit der ein- zelnen Stempelbewegung ab. L/isst man den Stempel in I Minute etwa 200 real auf und nieder gehen, so zeigte meiu Mimimum- Hg-Manometer einen Druek yon 160 Mm. Hg, also mehr als 1/5 Atmosph~tre.

Die naehfolgende Curve 7 mag die Wirkung des hpparates auf die Sehreibfeder eines Tambour enregistreur de M a r e y ~) veransehauliehen. Dieser Apparat eigaet sieh vorztiglieh zur Re- gistrirung feiner Luftdruekschwankungen. Da er vielleicht nieht

Etne veto D e l s t a n c h e ' s c h e n Rarefacteur mittelst eincs Tambour enregistrear de M a r ey aufgeschriebene Curve.

allgemein bekannt ist, so grebe ich in Aulehnung an Cyon ~) eine kurze Beschreibung desselben.

Als Grundlage des Apparates dient eia metalJisehes K~st- ehen (Tambour), das etwa 5 Cm. Durchmesser und 5 Mm. HShe hat. Die obere offene Seite dieses flach sehalenfSrmigen K/tst- ehens ist mit einer wenig gespannten elastischen Kautsehuk- membraa verschlossen; die Luhwellen treten in das Ki~stehen dutch eine MetallrShre~ welche in die Wand eingelassen ist. ,Zm- Uebertragung" der Bewegung der Kautsehukmembran auf

1) La m~thode graphique duns tes sciences 'exp6~-imentales par E. J, M a r e y , Paris. p. 416u. ff.

21 Methodik dcr physiologischen Experimente und givisectionen. Giessen 1S76. S. 9l.

Page 33: Experimentelle Untersuchungen zur Massage des Ohres

Exper imente l le Un te r suchungen zur Massage des Ohres. 2 3 3

den Hebel befindet sich in der Mitre derselben eine Seheibe aus Aluminium, die in eine Querkante yon 6--7 Mm. ttShe ausl~uft, auf welcher ein Schreibhebel nahe seiner Drehaxe ruht." ,Jede Bewegung der Membrane welche dureh das Eintreten yon Luft in das K~tstchen oder durch das Entweichen derselben entsteht, muss also durch diese Kante auf den Hebel iibertragen werden." Die Uebertragung ist einc sehr genaue. Der Hebel schrieb in unserem Versuch wieder auf der rotirendcn Trommcl tines Lud- w i g'schen Kymographion.

V. Die D o p p e l m a s s a g e n a c h J a n k a u .

An sehon zuvor erw~thnten Stellen hat J a n k a u einen Ballon zur Doppelmassage des Ohrcs abgebildet. Ich muss auch bier die Abbildung (Fig. 8) bringen, um in meinen Ausftihrungen vet-

Fig. S.

b Weicher Kugelballon aus Rothgummi. v ' erstes Ventil zur Luftentweichung, v '2 zweites Yentil zur Luftentziehung. S1K Schlauch fllr den Katheter. $20 Schlauch ftlr den ausseren GehSrgang. t supt)onirte Scheidewand zwischen

beiden 8chliiuchen; das Trommelfell.

st~ndlicher zu sein e und withle zur ErlStuterung dcr Zcichnung genau dieselben Buchstaben und Bezeichnungen wie J a n k a u . Erweitert ist dieselbe nur in so welt, als der fiir den Katheter

Archly f. Ohrenhoilkunde. XLIV. Bd. 16

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234 xI. OSTMANN

und ftir den Itusseren GehSrgang bestimmte Sshlaueh im Zusammen- hang mit dem Ohr gedaeht werden, so dass die yon beiden re- pritsentirten Luftri~ume nur dureh das Trommelfell getrennt siud. Will man die Doppelmassage ausUben~ so soll naeh J a n k a u der Schlaueh S j mit dem Tubenkatheter verbunden, tier Sehlaueh 82 mittelstder am Sehlaueh befestigten Ohrolive f e s t in den ~usse- ren GehSrgang eingefligt werden; dann sollen 200--300 kurze StSsse in der Minute duroh Compression des Ballons hervorgerufen werden.

,Dureh diesen Eingriffa~ sagt Jankau~)~ ,wird eine mas- sageartige Wirkung yon der Tube auf die PaukenhShle (GehSr- knSehelehenkette und Trommelfell) ausgetibt; w~hrend die Luft im ~tusseren GehSrganff verdiinnt, das Trommelfell and mit ihm die GehSrknSshelshen gleiehfaUs dureh kurze StSsse naeh aussen

- - d. h. in derselben Rishtung - - getrieben werden." Die Wir- kung soll nosh verst~rkt werden kSnnen~ ,wenn man Vaselin. liquidum in die PaukenhShle yon der Tubs her e wie auf das ~ussere Trommelfell yon dem GehSr~ang" her vor der Ausftihrung der Doppelmassa~e einflihrt."

Weder aus der sitirten Besehreibung J a u k an 's , nosh aus der yon I l j i s e h :)~ noeh aus der yon der Hannoversehen Gummi- kamm-Compagnie versandten Beschreibung zu Dr. L. J a n k a u ' s Doppelmassageballon, dessen elektrischsr Betrieb hier and yon I lj i s s h angekilndigt wird, habe ish mit roller Klarheit erkennen kSnnen~ wie man sieh ei~entlieh den z s i t l i s h e n Ablauf der Luftverdichtungen im Sehlauehe K S 1 zu den Luftverdiinnungen im Sehlauehe OS~ denkt.

Da die Annahme~ dass der Ablauf Beider zeitlich zusammen- fiele~ den ein~aehsten physika.lisehen Vorstellungen widerspreehen wtirde~ so nehme ieh an~ dass man sieh den zeitliehen Ablauf so gedaeht hat~ dass bei Compression des Ballons b die Luft- verdiehtung im Sehlauehe K S ~, beim ~Nashlass der Compression die Luftverdtinnunff im Sehlauehe O S ~ erfolgen soll~ w~hrend das ¥entil v ~ ein ZuriiekstrSmeu der Luft aus Sehlaueh K S I in den Ballon gleishzeiti~ verhindert,

Eine solehe Wirkung des Apparates muss bei der Anordnun~, der Ventile eintreten; kS wird somit untsr Voraussetzun~ einer tadellosen Wirkung derselben eine zwar n i e h t gleishzeitige:

1) Deutsche med. Wochenschr. 1896. ~qr. 46. 2) Archly f0r Ohrenheilkunde. Bd. XLII. S. 207.

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Experimentelle Untersuchungen zur Massage des 0hres. 235

abet doeh gleiehgeriehtete Zug-, bezw. Druekwirkung aufTrommel- fell und GehSrkaSehelehenkette ausgeUbt werden.

Ieh erSrtere nun zun~ohst rein theoriseh die Wirkung, die ein derartiger Apparat auf den Sehallleitungsapparat haben mtisste unter der Voraussetzung, dass die Olive des 0hrsehlauehes luftdieht in den ausseren GehSrgang und der Katheter gut in die Tubemtindung eingesetzt wird.

Bei tier ersten Compression des Ballons b wird dureh den Sehlaueh K S l Luft in die PaukenhShle getrieben und das Trommel- fell ~ naeh aussen im Sinne der punktirten Linie gedr~ngt wer- den. Jetzt l~sst der Druek auf den Balloa naeh, alas Ventil v~ zur Luftentziehung aus dem Sehlauehe 0S2 5finer sieh, die Luft in demselben verdUnnt sich, was eine weitere A u s w ~ r t s w S 1 - b u n g des Trommelfelles zur Folge hat. Je h~ufiger sieh nun dieser Vorgang wiederholt, um so intensiver muss die Ausw~rts- dr~ngung des Trommelfelles und mit ihr und durch sie die Zer- rung am Hammer werden, und es dtirfte kaum zweifelhaft sein, dass man unter der Voraussetzung eines absolut sieher sehliessen- den Ventils v 2 und des luftdiehten Einsatzes tier Olive in den GehSrgang die LuftverdUnnung im Sehlauehe O S "2 so welt treiben kSnnte, dass eine Zerreissung des Trommelfelles erfolgt. Ich werde zeigen, wodurch gltieklieher Weise solehe Zufalle g~nzlieb beseitigt werden, n~mlieh dutch die Fehler des Apparates selbst.

Rein theoretiseh betraehtet, stellt sieh die J a n k a u ' s e h e Doppelmassage als nichts welter dar, als eine yon der gusseren wie inneren Fl~ehe des Trommelfelles ins Werk gesetzte Aus- w~rtsdr~ngung desselben.

Praktisch wird nun der Effolg der Massage glUeklieher Weise erheblieh abgeschwaeht dureh die M~ngel des Apparates.

Ieh babe die thats~tehliehe Leistung desselben vSllig ein- wandsfrei mit Hlilfe zweier dieht tiber einander angeordneter Tambours enregistreurs de Mar ey geprtift, deren Sehreibfedern auf tier rotirenden Trommel eines Ludwig ' sehea Kymographion sehrieben. Der obere Tambour (obere Curve) war luftdicht mit dem Ohrsehlaueh, der untere (untere Curve) mit dem Katheter- sehlaueh verbunden. Bei ganz kleinen Compressionen des Gummi- ballons wurden nun die naehstehenden, sehr interessanten Curven aufgesehrieben.

Aus ihnen geht hervor: 1. Wellenth~ler und Weltenberge b ei de r Curven fallen zeit-

lich durehaus zusammen, wie man an den Zeiflinien a, b, c sehen 16"

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2 3 6 XI. OSTMANN

kann, und innerhalb der gleiehea Zeitr~nme (t ') haben beide Sehreibfedern durehaus gleiehartige und gleiehgeriehtete Bewe- gungen ausgefahrt.

Daraus ergiebt sieh ohne jeden Einwand, class genau in der- selben Weise wie bei der Compression des Ballons das Venfil v r, so aueh gleiehzeitig das Ventil v z sieh 5ffnete, somit bei der

Fig. 9.

Zwei yore J a n k a u ' s c h e n Doppelmassag~balton m ittels~ zweier ,Tambours enre- gistreurs de M a r ey" gIeichzeitig aufgesehriebene Curven. o, b, e, d, e, fZei t t in ien.

Obere Curve yore Ohrsehlaucb, untere yore Kathete~sehlauoh ttbertra~en.

Anwendung am Lebenden g l e i e h z e i t i g e n t g e g e n g e r i e b - f e t e Luftwellen auf die gussere, bezw. innere Flgehe des Trom- melfelles auftreffen und ihre Wirkung einander aufheben mils- sen. Dies ist indess nieht ganz der Fall gewesen; der dureh den Kathetersehlaueh entweiehende Luftstrom ist starker, wie sieh sehon aus der Vergleiehung der beiden Curven bezUglieh ihrer HShe ergiebt, so dass also ein geringes Maass der Wirkun~ abrig blieb; andererseits abet sehtoss aueh das Ventil v I nieht, wean der Druek auf den Ballon naehliess, so dass dann wieder die saugende Kraft der Luftverdtlnaung im gusseren GehSrgang zum guten Theil paralysirt wurde.

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Experimentelle Untersuchungen zur ]~Iassage des Ohres. 237

Dies tier Erfolg der wissensehaftliehen Untersuehung des Instrumentes, dessert naeh I lj is e h's Beobaehtung sehSne Wir- kung, so wenig sie aueh wissensehaftlieh begrtindet erseheint~ gewiss noeh steigen wird~ wena der Apparat erst dureh elek- trisehe Kraft betrieben wird.

Hiermit sehliesse ieh die Untersuchung der Instrumente; eia 2. und vielleieht 3. Theil wird weitere experimenteUe Unter- suchungen bringen.