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224 Fr e u n d und Ple is c h er , Experimenteller Teil. I. Versoche mit Benzyldihydroberberin. Von Martin Freund und Karl Fleischer. f-BenzyZ-4-meth~ltetrahydroberberi~1jodmethylat (XU). Diese Verbindung haben wir schon fruher in amorphem Zustande gewonnen nnd als ,,Jodmethylat der ,!?-Hydrobase" beschrieben.') Bei der Darstellnng groSerer Mengen gelang es, die Substanx aus ver- diinntem Alkohol in schwach gelb gefiirbten, undent- lichen Krystallen vom Schmelzp. 248' zii erhalten. I. 0,1334 g, bei 130° getr., gaben 0,2908 CO, u. 0,0678 H,O. 11. 0,1308 g ,, 130° ,, ,, 0,2840 CO, ,, 0,0680 H,O. Ber. fir Oef. C,,H,,NO, . CH,J I TI C 59,47 59,44 59,23 H 5,51 5,68 5,82 Oxydation von Des-~'-methyZ-I-benzyl-4-methyl-tetrahydroberberin (XIII). Dnrch Entjodung nnd Anfspal tnng des eben beschrie- benen Jodmethylats (Zersetzungsp. 245 O) in der schon angegebenen Weise wnrde das Des-N-methyl-1-benzyl- 4-methyltetrahydroberberin a) vom Schmelzp. 126O (fruher ,,p-Hydro-des-N-dimethylbenzyldihydroberberin" benannt) erhalten. Eine Mischung von 10 g dieser Base, gelost in 20 ccm Eisessig (uber Bichromat destilliert), und 7,O g Natriumbichromat, gelast in 70 ccm SOprozentiger Essigsgure, wnrde nach dreistundigem Erwirmen auf 90 O mit dem doppelten Volnmen Wasser versetzt, wobei sich ein schweres 01 (A) abschied, von dem die iiberstehende Fliissigkeit abgegossen werden konnte. Durch Uber- *) Diese Annalen 395, 46 (1913), obeu. 9 Diese Annalen 397, 46 (1913). Ausgehend von 100 g I-Benzyl- dihydroberberin betrug die Ausbeute an umkrystallisiertem Des- N-methyl-1-benzyl-4-methyltetrahydroberberin 15 g.

Experimenteller Teil. I. Versuche mit Benzyldihydroberberin

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Page 1: Experimenteller Teil. I. Versuche mit Benzyldihydroberberin

224 Fr e u n d und Ple i s c h er ,

Experimenteller Teil. I. Versoche mit Benzyldihydroberberin. Von Martin Freund und Karl Fleischer.

f-BenzyZ-4-meth~ltetrahydroberberi~1jodmethylat (XU). Diese Verbindung haben wir schon fruher in

amorphem Zustande gewonnen nnd als ,,Jodmethylat der ,!?-Hydrobase" beschrieben.') Bei der Darstellnng groSerer Mengen gelang es , die Substanx aus ver- diinntem Alkohol in schwach gelb gefiirbten, undent- lichen Krystallen vom Schmelzp. 248' zii erhalten.

I. 0,1334 g, bei 130° getr., gaben 0,2908 CO, u. 0,0678 H,O. 11. 0,1308 g ,, 130° ,, ,, 0,2840 CO, ,, 0,0680 H,O.

Ber. f i r Oef. C,,H,,NO, . CH,J I TI

C 59,47 59,44 59,23 H 5,51 5,68 5,82

Oxydation von Des-~'-methyZ-I-benzyl-4-methyl-tetrahydroberberin (XIII).

Dnrch Entjodung nnd Anfspal tnng des eben beschrie- benen Jodmethylats (Zersetzungsp. 245 O) in der schon angegebenen Weise wnrde das Des-N-methyl-1-benzyl- 4-methyltetrahydroberberin a) vom Schmelzp. 126O (fruher ,,p-Hydro-des-N-dimethylbenzyldihydroberberin" benannt) erhalten.

Eine Mischung von 10 g dieser Base, gelost in 20 ccm Eisessig (uber Bichromat destilliert), und 7,O g Natriumbichromat, gelast in 70 ccm SOprozentiger Essigsgure, wnrde nach dreistundigem Erwirmen auf 90 O

mit dem doppelten Volnmen Wasser versetzt, wobei sich ein schweres 01 (A) abschied, von dem die iiberstehende Fliissigkeit abgegossen werden konnte. Durch Uber-

*) Diese Annalen 395, 46 (1913), obeu. 9 Diese Annalen 397, 46 (1913). Ausgehend von 100 g I-Benzyl-

dihydroberberin betrug die Ausbeute an umkrystallisiertem Des- N-methyl-1-benzyl-4-methyltetrahydroberberin 15 g.

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Untersuchungen uber das Berberin. 225

sattigen derselben mit fester Soda wurde nur eine sehr geringe Menge eines roten Harzes gehllt . Nach- dem durch Erwarmen der sodaalkalischen Fliissigkeit das Chromhydroxyd ausgeflockt war, wurde abgesaugt, das Fil trat rnit starker Natronlauge versetzt und aus- geathert. Der Ather hinterlieh nach dem Verdunsten 2,16 g Hydrastinin, das durch seine Eigenschaften, sowie dnrch Herstellung von Jodhydrat und Platinsalz iden- tifiziert wurde.

Das Platinsalz (Zersetzungsp. 260O) wurde analysiert. 0,4352 g, bei 130° im Vakuum getr., gaben 0,1084 Pt.

Ber. fiir Gef.

Pt ?4,17 24,91 (Ci,H&OMtCL,

Das dnrch Wasser ausgefallte 61 (A) wurde auniichst durch Digestion rnit etwas Wasser gewaschen nnd dann mi t wenig Slkohol in der Kalte verrieben. Dabei ging der grof3te Teil der Substanz in Losung und nur ein kleiner Teil von krystallinischer Beschaffenheit (B) blieb nngelost nnd wurde abgesaugt (0,5 g). Das Fil trat hinterliefl nach dem freiwilligen Verdnnsten des Alkohols ein rotbraunes ztihes Harz. Es war in SIuren nnd Alkalien unloslich und in ihm liegt das durch Oxydation ans der Base abgetrennte neutrale Spaltstiick vor. Das Harz erstarrte aber anch nach monatelangem Stehen nicht krystallinisch. Ebenso lieferte ein Versuch, durch Kondensation rnit Phenylhydrazin ein Charakterisierungs- produkt zn erhalten, nnr ein Harz.

Das oben erwiihnte krystallinische Nebenprodukt (B) krystallisierte aus einer Mischung von Alkohol nnd Chloroform in beiderseits zngespitzten Tafeln und bildete ein weises, glitzerndes Kristallpnlver, das bei 168-171 O

zn einer klaren Flussigkeit schmolz, neutralen Cliarakter besaD und sich als stickstofffrei erwies. Ans den Ana- lysen lief3 sich eine plausible Formel nicht ableiten.

I. 0,1200 g gaben 0,8443 CO, nnd 0,0894 H,O. 11. 0,0772 g ,, 0,2220 CO, ,, 0,0562 H.0.

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226 Freund und Fleischer,

Get I I1

C 78,36 18,43 H S,33 0,14

Abbau von Des-N-meth.y2-I-benzyl-4-methyltetrahydroberberin. 3 g Base (Schmelzp. 126O) wurden in das Jodmethylat

ubergefuhrt, das den friiher angegebenenZerset~nngsp.239~ besal3.I) Nachdem das Jodmethylat (XI11 a) in wa0rig- alkoholischer Aufschlemmung dnrch etwa, halbstundiges Digerieren mit Silberoxyd entjodet worden war , wurde abgesaugt und das Filtrat eingeengt. Auf Zusatz von 10 g Stangenkali trat eine Olabscheidnng ein, und beim Erkalten fullte sich das GefaD rnit einer dichten, breiigen Ausscheidnng, die nach dem Verdunnen rnit Wasser ab- gesangt, in heifiem Wasser geltist und filtriert wurde. Aus dem Filtrat krystallisierte eine weiibe, dicht ver- filzte Substanz (scheinbar Nldelchen), die abgesaugt nnd anf Ton getrocknet, sCark zusammenschrumpfte (1,9 g).

In dieser Substanz, die sich in heiibem Wasser leicht und rnit stark alkalischer Reaktion lost, liegt eine 9m- moniumbase vor. Bei kraftigem Kochen rnit Kali- lauge (1 : 1) geht sie in die entsprechende Desbase uber, unter Sbscheidnng eines 61es, das beim Erkalten zu einem sproden, hellgelben Harz erstarrt, welches in heifiem Wasser nicht mehr loslich ist. Uiese Desbase, die sich in warmem Ligroin schwer, in warmem Alkohol leicht lbslich zeigte, besaS nur wenig Krystallisations- fahigkeit und wurde direkt dnrch einstundige Digestion rnit Jodmethyl anf dem Wasserbade ins Jodmethylat umgewandelt, das aber ebenfalls n u r geringe Neigung znr Krystallisation hatte und daher sofort in waibrigalkoho- lischer Losnng rnit Silberoxyd entjodet wurde. Nach dem Absangon und Abdnnsten des Alkohols wurde festes Alkali zugefugt und aufgekocht. Unter Aminentwicklnng

I ) Vgl. diese Annalen 397, 46 (1913). Alte Bezeichnnng der Substanz: ~-Hydro-des-N-dimethplbensyIdihydroberberinjodmetbyl~t.

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Untetsuchungen iiber das Berberin. 227

wnrde dabei ein 01 abgeschieden, das beim Erkalten sofort zn einem sproden Harz erstarrte nnd sich stick- stofffrei erwies. Es gelang nicht, die Snbstanz in krystal- lisierte Form zu bringen.

Einwkkung von Benzylmagnesiumchlorid auf 4-Methylberbetinjodhydrat.

In eine aus 0,2 g Magnesium, 1,3 g Benzylchlorid und 30 ccm absolutem Ather hergestellte Losung von Benzylmagnesinmchlorid wnrden 2,2 g 4-Methylberberin- jodhydrat XX') (bei 130° im Vaknum getrocknet) ein- getragen und 6 Stunden erwarmt. Nach dem Zersetzen mit Wasser und Salzsaure wnrde die wak ige Schicht vom Ather getrennt, filtriert und mit Smmoniak iiber- sattigt. Die znerst olige, jedoch bald erstarrende Fallnng wurde anf Ton abgeprebt, durch Anskochen mit wenig Alkohol von schmierigen Bestandteilen befreit nnd der nngelost bleibende Ruckstand ans einem Gemisch von Alkohol und Chloroform umkrystallisiert. Das hellgelbe Krystallpulver schmolz bei 185' nnd wnrde mit 1-Benzyl- 4-methyldihydroberberin identisch befunden.

Vergleichende Bestimmungen zum Nachweis, dap die dutch Einuirkung von Jodmethyl auf Dihydroberberine entstehenden

Basen Rein Methyl am Stickstoff enthalten. Mit Hilfe der Methode von Z e i s e l - H e r z i g -

H. M eyers ) , die nacheinander die quantitative Bestim- mung von Methoxylgruppen nnd am Stickstoff haftenden Methylgrnppen erlanbt, konnte der Nachweis erbracht werden. daO den bei der Einwirknng von Jodmethyl anf Dihydroberberin und seine Homologen sich bildenden

') Siehe den folgenden Abschnitt dea experimentellen Teils:

*) Friihere Bezeichnung: Des-N-methylbeneyldihydroberberh.

Vgl. Hans Meyer, Anslyee und Konatitutionaermittlnng

f h e r Abkiimmlinge den Dihydro- und Tetrahydroberberina.

Diese Annalen 397, 41 (1913).

organischer Verbindungen. 2. Autl. 1909. S. 837.

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228 Pr ezl n d und Ple i s ch e T ,

Jodhydraten Basen zugrnnde liegen, die Rein Methyl am Stickstoff enthalten.

A. 4 - Met h y 1 d i h y d r o b e r b e r i n , C,,H,,NO, (XVIII), Schmelep. 121-1220.

a) 0,3980 g gaben 0,5168 AgJ. b) 0,3980 g ,, 0,0164 AgJ.I)

OCH, 17,66 NCH, 8,26

17,66 17,15 010 0,51

B. 1 - Ben z y 1 - 4 -met h J 1 d i h y d ro berb e r i n , C,H,NO, (XXI), Schmelzp. 187-188 9

a) 0,2858 g gaben 0,2956 AgJ. b) 0,2858 g ,, 0,0242 AgJ.')

14,06 14,06 13,67 6,57 010 1,05

OCH, NCH, Die fur Methylimid gefnndenen niedrigen W erte

liegen innerhalb der Fehlergrenze der Methode nnd zeigen, daS die untersuchten Basen am Stickstoff Rein Methyl enthalten. Znm Vergleich wurden zwei am Stick- stoff methylierte Basen herangezogen.

C. D e e - N -me th y 1 t e t r a h y d r o b e r b e r in, C,,H,,NO,, Schmelzp. 112-113 9

a) 0,2478 g gaben 0,3040 AgJ. b) 0,2478 g ,, 0,1256 AgJ.')

OCH, 17,56 NCH, 8,21

Gef.

16,20 6,26

I) Dunkel gefkbt und echeinbsr durch Zereeteungoprodukte, die sich bei der hohen Deetillation&mpemt~ bilden, stark ver- nnreinigt.

*) Im Gegeneatz zu dem bei Anslyee A.b) und B.b) dch ab- scheidendem Jodsilber hellgelb geffirbt.

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Untmsuchungen iider das Berberin. 229

D. D e s - N- m e t h J 1- 1 - benz y1 t e t r a h y dr o b e r ber in, C,,H,NO,, Schmelzp. 120-1229

a) 0,2500 g gaben 0,2548 AgJ. b) 0,2500 g ,, 0,0990 AgJ.')

Clef. OCH, 13,99 13,46

Ber. fir C,H,,O,dN-C$ OCH ),

NCH, 6,54 4,89

Zur

IT. tiber Abkommlinge den Dihydro- und Tetrahydroberberinr; von A?attin Freund nnd Karl Fleischer.

Dihydroberberin. Darstellnng gro6erer Mengeii von Dihydrober-

berin als Busgangsmaterial wurde die von G a d am e r z, gegebene Vorschrift etwas modifiziert. 100 g Berberin- snlfat wurden mit 500 ccm IOprozentiger Natronlange auf dem heiDen Wasserbade im Becherglase erwarmt. I)er nach einiger Zeit sich bildende harte Klnmpen wnrde a m der Fliissigkeit heransgenommen, zerrieben nnd mit derselben Lange weiter erwarmt. Nach ins- gesamt siebenstiindiger Einwirkung wnrde abgesaogt nnd der Ruckstand von fiinf in gleicher Weise an- gesetzten Versnchen vereinigt, 7-8mal mi t insgesamt 5l/, Liter 10 prozentiger Salzsiure ausgekocht und vom nngelost bleibendem Oxyberberin abgesangt. Aus den dnnkel gefarbten vereinigten Filtraten schied sich nach einigem Stehen das Dihydroberberinchlorhydrat in rot- gelben Krystallen ab; diese wnrden ans 300ccm heiDen Wassers nochmals nmkrystallisiert, sodann in 200 ccm hei6em absoluten Alkohol geltist und die Losnng mit ge- sattigtem alkoholischen Ammoniak versetzt. Uas kry- stallinisch sich abscheidende Dihydroberberin wnrde nach dem Erkalten abgesaugt, mit kaltem Alkohol gewaschen, dann mit einer znr Losung ungenugenden Menge von Alkohol nochmals ansgekocht, nach dem Erkalten wieder

I) Vgl. FuBnote ') von Seite 228. *) Arch. d. Pherm. 248, 676 (1910).

Annden der Chcmie 409. Bend. 16