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Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus- forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht Beschreibung des Modellprojektes Fallbesprechungen als innerbetriebli- che Fortbildung zur Verbesserung der Versorgungsqualität von Menschen mit Demenz in Einrichtungen der stationären Altenhilfe (FallDem). 2016 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen & Kaiserswerther Seminare (Hrsg.) 17.11.2016

Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

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Page 1: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

Fallbesprechungen

bei Menschen mit

Demenz und heraus-

forderndem Verhalten

in der stationären

Altenhilfe Sachbericht

Beschreibung des Modellprojektes Fallbesprechungen als innerbetriebli-

che Fortbildung zur Verbesserung der Versorgungsqualität von Menschen

mit Demenz in Einrichtungen der stationären Altenhilfe (FallDem).

2016

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

& Kaiserswerther Seminare (Hrsg.)

17.11.2016

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Projektleitung: Kaiserswerther Seminare (KWS)

Irmgard Bracht

Dr. Egbert Schwarz

Projektkoordination Anne Volmering-Dierkes

Dagmar Kampendonk

Projektmitarbeitende: Waltraut Postelt

Britta Esser

Jutta Lambeck

Stefanie Straten

Kooperationspartner: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative

Erkrankungen (DZNE)

Projektleitung: JProf. Dr. Margareta Halek

Projektkoordination: Dr. Daniela Holle

Projektmitarbeitende: Dr. Sven Reuther

Ines Buscher

Tina Quasdorf

Rabea Graf

Prof. Dr. Martina Roes

Ute Rosier

René Müller-Widmer

Ökonomische Analyse:

Hochschule Esslingen

Prof. Dr. Reinhold Wolke,

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1

DZNE/KWS (Hrsg.): Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und herausforderndem

Verhalten in der Stationären Altenhilfe. Sachbericht.Witten. Düsseldorf. 2016.

©DZNE/KWS

Förderkennzeichen: SW-620-6227-Z

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INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .............................................................................................................................. 3

Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................................................................... 6

1. Einleitung ................................................................................................................................................................. 7

2. Didaktische Konzept zu den Fallbesprechungsmodellen WELCOME-IdA & WELCOME-NEO .......................... 9

2.1. Modul I: Demenz und herausforderndes Verhalten ........................................................................................... 13

2.2. Modul II: Fallbesprechung ................................................................................................................................. 14

2.3. Modul IIa: WELCOME-IdA .............................................................................................................................. 15

2.4. Modul IIb: WELCOME-NEO ........................................................................................................................... 16

2.5. Modul III: Moderation ....................................................................................................................................... 16

2.6. Modul IV: Steuerungsgruppe ............................................................................................................................. 17

2.7. Modul V: Training on the Job ............................................................................................................................ 18

3. Wissenschaftliche Evaluation................................................................................................................................. 19

3.1. Methodische Vorgehen ...................................................................................................................................... 22 3.1.1 Das Forschungsdesign und Ein- und Ausschlusskriterien der Effektstudie .................................................................... 22 3.1.2 Eingesetzte Forschungsinstrumente ................................................................................................................................................. 23 3.1.3 Statistische Berechnung der Effekte auf die Zielgröße .............................................................................................................. 24 3.1.4 Prozessevaluation ...................................................................................................................................................................................... 24 3.1.5 Ökonomische Betrachtung ..................................................................................................................................................................... 26

3.2. Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation .................................................................................................. 35 3.2.1 Demografie und Charakteristika der Bewohner/ Mitarbeiter zu Studienbeginn.......................................................... 35 3.2.2 Ergebnisse zur Prozessevaluation ...................................................................................................................................................... 38 3.2.3 Ergebnisse zur Wirksamkeit der beiden Fallbesprechungskonzepte ................................................................................ 42 3.2.4 Ergebnisse zu Lernprozessen innerhalb der Fallbesprechungen ......................................................................................... 53 3.2.5 Ergebnisse zu beeinflussenden Faktoren auf die Implementierung der Fallbesprechungskonzepte .................. 61 3.2.6 Ergebnisse zur Ökonomie ....................................................................................................................................................................... 75

3.3. Diskussion der Ergebnisse zur wissenschaftlichen Evaluation .......................................................................... 86

3.4. Fazit ................................................................................................................................................................... 90

4. Anhang ................................................................................................................................................................... 91

4.1 Begriffserklärungen ........................................................................................................................................... 92

4.2 Schulungsmaterialien für Modul I ................................................................................................................... 101

4.3 Schulungsmaterialien für Modul IIa: WELCOME- IdA ................................................................................. 109

4.4 Schulungsmaterialien für Modul IIb, WELCOME-NEO ................................................................................ 154

4.5 Schulungsmaterialien für Modul III ................................................................................................................. 173

4.6 Schulungsmaterialien für Modul IV, Steuerungsgruppe .................................................................................. 188

4.7 Schulungsmaterialien für Modul V, Training on the Job ................................................................................. 194

5. Literaturverzeichnis .............................................................................................................................................. 197

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ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

3

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: GRAFISCHE DARSTELLUNG DES STEPPED WEDGE STUDIENDESIGNS ......................................................................... 22 ABBILDUNG 2: BRUTTOMONATSVERDIENSTE IN AUSGEWÄHLTEN PFLEGEBERUFEN IN EURO (BISPINCK ET AL., 2013, BOGAI ET AL.,

2015) ....................................................................................................................................................................................... 31 ABBILDUNG 3: INTERVENTION WELCOME-IDA-LINEARES GEMISCHTES MODEL (MIT ALLEN KOVARIATEN) DES VORKOMMENS DES

HERAUSFORDERNDEN VERHALTENS ........................................................................................................................................ 45 ABBILDUNG 4: INTERVENTION WELCOME-IDA-LINEARES GEMISCHTES MODEL (MIT ALLEN KOVARIATEN) DES VORKOMMENS

EINES RISIKOS FÜR ARBEITSBEZOGENEN BURNOUTS ............................................................................................................... 48 ABBILDUNG 5: NDB-MODELL NACH (KOLANOWSKI 1999 MODIFIZIERT NACH HALEK, BARTHOLOMEYCZIK, 2009) .................... 100

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ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

4

Tabellenverzeichnis TABELLE 1: DARSTELLUNG DER MODULLE ....................................................................................................................................... 11 TABELLE 2: EXEMPLARISCHE DARSTELLUNG DER DATENQUELLEN FÜR EINE EINRICHTUNG ............................................................ 25 TABELLE 3: MENGENGERÜST – EINFÜHRUNG FALLBESPRECHUNG AM BEISPIEL EINER INTERVENTIONSEINRICHTUNG ..................... 29 TABELLE 4: ZUSAMMENGEFÜHRTES MENGENGERÜST DER INTERVENTION ....................................................................................... 30 TABELLE 5: PERSONALKOSTENANTEILE (VGL. GÖTZ, SCHNITZENBAUM (2013) ) .............................................................................. 33 TABELLE 6: BERECHUNG DER JAHRESARBEITSSTUNDEN EINER NORMALARBEITSKRAFT (NK) BEAMTE UND BESCHÄFTIGTE (VGL.

GÖTZ, SCHNITZENBAUM (2013)) .............................................................................................................................................. 33 TABELLE 7: BASELINE CHARAKTERISTIKA BEWOHNER DIFFERENNZIERT NACH WELCOME- IDA UND WELCOME-NEO ............ 36 TABELLE 8: BASELINE CHARAKTERISTIKA MITARBEITENDE DIFFERENNZIERT NACH WELCOME- IDA UND WELCOME-NEO ... 37 TABELLE 9: TEILNEHMENDE DER MODULE I-IV ................................................................................................................................ 39 TABELLE 10: INTERVENTION WELCOME-IDA – DESKREPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN KONTROLLE-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME VERHALTEN ............................................................................. 43 TABELLE 11: INTERVENTION WELCOME -IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT .................................................................... 44 TABELLE 12: INTERVENTION WELCOME -IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT BURNOUT .................................................... 47 TABELLE 13: INTERVENTION WELCOME IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME BELASTUNGSERLEBEN ............................................................. 47 TABELLE 14: INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME VERHALTEN ............................................................................. 49 TABELLE 15: INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT .................................................................... 50 TABELLE 16: INTERVENTION WELCOME-NEO: ERGEBNISSE DES LINEAR GEMISCHTEN MODELS .................................................. 51 TABELLE 17: : INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-,

INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME BURNOUT ................................................................................. 52 TABELLE 18: INTERVENTION WELCOME-NEO – DESKREPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN KONTROLL-

INTERVENTIONS- UND FOLLOW-UP BEZÜGLICH BELASTUNGSERLEBEN ................................................................................... 53 TABELLE 19: ZUSAMMENGEFÜHRTE MENGENGERÜST DER INTERVENTION ....................................................................................... 75 TABELLE 20: DURCHSCHNITTLICHER PERSONALAUFWAND „FALLDEM“ .......................................................................................... 76 TABELLE 21: ANSÄTZE ZUR BERECHNUNG DER PERSONALKOSTEN IN EURO (VGL. EIGENBEREICHNUNG, BISPINCK ET AL., 2013,

GÖTZ & SCHNITZENBAUME 2013, DAK 2015) ........................................................................................................................ 77 TABELLE 22: DURCHSCHNITTSKOSTEN FALLBESPRECHUNGEN „FALLDEM“ PRO EINRICHTUNG ....................................................... 78 TABELLE 23: BEGRIFFSDEFINITIONEN KOSTEN.................................................................................................................................. 78 TABELLE 24: KOSTEN GESAMT IN EURO 1/2 BEIDE FALLBESPRECHUNGSKONZEPTE. EIGENE BERECHNUNGEN ................................. 79 TABELLE 25: KOSTEN GESAMT IN EURO 2/2, BEIDE FALLBESPRECHUNGSKONZEPTE. EIGENE BERECHNUNGEN ................................ 79 TABELLE 26: : KOSTEN FALLBESPRECHUNGEN KONZEPT WELCOME-IDA. EIGENE BERECHNUNGEN ............................................ 80 TABELLE 27: KOSTEN FALLBESPRECHUNGEN KONZEPT WELCOME-NEO. EIGENE BERECHNUNGEN ............................................ 81 TABELLE 28: ANALYSE VS. KONTROLL- UND INTERVENTIONSPHASE. EIGENE BERECHNUNGEN ....................................................... 82

Page 7: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

5

TABELLE 29: T-TEST FLUKTUATION, SUMME FEHLZEITEN, SUMME FORT- UND WEITERBILDUNGSZEITEN. EIGENE BERECHNUNGEN

................................................................................................................................................................................................. 82 TABELLE 30: GESAMTKOSTEN DER IMPLEMENTIERUNG PRO EINRICHTUNG ...................................................................................... 84 TABELLE 31: HANDOUT ZU UNTERSCHIEDEN ZWISCHEN ALZHEIMER DEMENZ UND DELIR, MODIFIZIERT NACH FÖRSTL, KRÄMER

(2008) ...................................................................................................................................................................................... 94 TABELLE 32: HANDOUT ZU UNTERSCHIEDEN ZWISCHEN ALZHEIMER, DEMENZ UND DEMENZSYNDROM DEPRESSON, MODIFIZIERT

NACH FÖRSTL, KRÄMER (2008) ............................................................................................................................................... 95 TABELLE 33: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL I ........................................................................................................................... 102 TABELLE 34: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL I ........................................................................................................................ 103 TABELLE 35: PHÄNOMEN VERWIRRTHEIT ....................................................................................................................................... 107 TABELLE 36: VERWIRRTHEIT UND VERSTÖRTHEIT ERSPÜREN ......................................................................................................... 107 TABELLE 37: BELASTUNGSERLEBEN DER BETROFFENEN. DIE VIER K`S.(VGL. (WILZ ET AL., 2001) MODIFIZIERTE DARSTELLUNG) 108 TABELLE 38: FALLBESPRECHUNGSABLAUF, MODIFIZIERT NACH BUSCHER ET AL. (2012, 170) ........................................................ 109 TABELLE 39: FALLBESPRECHUNGSROLLENSTRUKTUR MODIFIZIERT NACH BUSCHER ET AL. (2012, 170) ........................................ 110 TABELLE 40: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL IIB: FALLBESPRECHUNGSKONZEPT WELCOME-IDA .......................................... 112 TABELLE 41: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODULL IIA, 1. TAG ...................................................................................................... 114 TABELLE 42: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODULL IIA, 2. TAG ...................................................................................................... 115 TABELLE 43: ARBEITSABLAUF FALLBESPRECHUNG WELCOME-IDA ............................................................................................ 118 TABELLE 44: THEMENKOMPLEXE IDA® .......................................................................................................................................... 124 TABELLE 45:MODULAUFBAUPLANUNG MODUL IIB: FALLBESPRECHUNGSKONZEPT WELCOME-NEO ......................................... 155 TABELLE 46: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL IIA, 1. TAG ........................................................................................................ 156 TABELLE 47: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL IIB, 2. TAG ........................................................................................................ 157 TABELLE 48:ARBEITSABLAUF FALLBESPRECHUNG WELCOME-NEO ........................................................................................... 160 TABELLE 49:MODULAUFBAUPLANUNG MODUL III: MODERATION VON FALLBESPRECHUNGEN WELCOME-IDA ......................... 174 TABELLE 50: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-IDA, 1. TAG ............................................. 177 TABELLE 51: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-IDA, 2. TAG ............................................. 179 TABELLE 52: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-NEO, 1. TAG ........................................... 182 TABELLE 53: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-NEO, 2. TAG ........................................... 185 TABELLE 54: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL IV, STEUERUNGSGRUPPE, COACHING 1 ..................................................... 189 TABELLE 55: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL IV, STEUERUNGSGRUPPE, COACHING 2 UND 3 .......................................... 191 TABELLE 56: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL V, TRAINING ON THE JOB ..................................................................................... 194 TABELLE 57: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL V, TRAINING ON THE JOB .......................................................................... 196

Page 8: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

6

Abkürzungsverzeichnis

AD Alzheimer Demenz BMG Bundesministerium für Gesundheit BelaDem Assessmentinstrument zum Belastungserleben bei Demenz bespw beispielsweise Bzw. Beziehungsweise CBI Copenhagen Bournout Inventory CMAI Cohen-Mansfield-Agitation Inventory d.h das heißt DLB Demenz mit Lewy Bodies DZNE Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. Witten et al et allii, und andere FB Fallbesprechung FallDem Akronym des Modellprojektes Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und

herausforderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe FAST- Instrument (GDS/FAST)

Global Deterioration Scale/Functional Assessment Staging

FTD Fronto-temporale Demenz IAB Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung InDemA Interdisziplinäre Implementierung von Qualitätsinstrumenten zur Versorgung von

Menschen mit Demenz in Altenheimen

MMST Mini Mental Status Test NDB. Need driven compromised behaviour model PSMS Physical self Maintenance Scale/ Skala der Aktivitäten des täglichen Lebens QUIKK Modelprojekt - Qualitative Evaluation von Inhouse-Weiterbildungen zur Konzept-

und Kompetenzentwicklung multiprofessioneller Teams und ehrenamtlicher Mitar-beiter in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen der Altenhilfe mit dem Schwerpunkt demenzieller Erkrankungen

SGB Sozialgesetzbuch STI Serial Trial Intervention SWD Stepped Wedge Design ToJ Training on the Job vs versus WBL Wohnbereichsleitung WELCOME-IdA Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz mit Hilfe des

Innovativen-demenzorientierten-Assessmentsystems (IdA®, Version 5.0) WELCOME-NEO Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz – narrativ Ansatz WSI Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans Böckler Stiftung

Page 9: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

EINLEITUNG

7

1. Einleitung

Anne Volmering-Dierkes, Irmgard Bracht

Die Pflege von Menschen mit Demenz in Einrichtungen der stationären Altenhilfe stellt große Herausforde-

rungen an uns alle, die sich um einen menschenwürdigen Umgang mit diesem Personenkreis bemühen. Ge-

rade hier werden hohe fachliche und kommunikative Kompetenzen gefordert. Dies gilt um so mehr, wenn

die zu betreuenden Menschen im Zuge des Krankheitsverlaufes ein Verhalten zeigen, dass als „problema-

tisch“ oder „störend“ empfunden wird (Halek and Bartholomeyczik, 2006). So bereiten Verhaltensweisen

wie zielloses „Hin- und Herlaufen“, „unablässiges Rufen“ oder „Schreien“, oder „Antriebslosigkeit“ den

Menschen mit Demenz und auch den pflegerisch betreuenden Personen große Schwierigkeiten (Brodaty et

al., 2003).

Bereits 2006 hat das Bundesminsiterium für Gesundheit (BMG) deshalb Rahmenempfehlungen zum Um-

gang mit herausforderndem Verhalten von Menschen mit Demenz für Einrichtungen der stationären Alten-

hilfe herausgegeben (Bundesministerium für Gesundheit, 2006). Ziel dieser Empfehlungen ist es, Pflegende

in ihrer täglichen Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen zu unterstützen und eine bestmögliche Ver-

sorgung zu gewährleisten, die sich an den Bedürfnissen der Menschen mit Demenz orientiert. Gleichzeitig

besteht die Notwendigkeit, die Pflegenden in ihrem Arbeitsalltag zu entlasteten. Die Rahmenempfehlungen

befürworten die Methode der Fallbesprechung, um sich dem Verhalten von Menschen mit Demenz verste-

hend zu nähern (Bundesministerium für Gesundheit, 2006).

Zwischen 2008 und 2010 hat es bereits zwei vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderte

Leuchtturmprojekte gegeben, in denen mitunter die Anwendung von Fallbesprechungen evaluiert wurde

(Buscher et al., 2010, Bartholomeyczik et al., 2010). Im Leuchtturmprojekt QUIKK (Qualitative Evaluation

von Inhouse-Weiterbildungen zur Konzept- und Kompetenzentwicklung multiprofessioneller Teams und

ehrenamtlicher Mitarbeiter in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen der Altenhilfe mit

dem Schwerpunkt demenzieller Erkrankungen) wurden Fallbesprechungen nach dem Konzept der „kollegia-

len Beratung“ im Rahmen einer Weiterbildung angeboten (Buscher et al., 2010).

Das zweite Leuchtturmprojekt InDemA (Interdisziplinäre Implementierung von Qualitätsinstrumenten zur

Versorgung von Menschen mit Demenz in Altenheimen) fokussierte auf die Implementierung zweiter Qua-

litätsinstrumente zur Verbesserung der Versorgungsqualität von Menschen mit Demenz in Einrichtungen der

stationären Altenhilfe. Die praktische Umsetzung der beiden Qualitätsinstrumente erfolgte hierbei über in-

Page 10: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

EINLEITUNG

8

terdisziplinäre Fallbesprechungen, die auf Grundlage eines standardisierten Leitfadens durchgeführt wurden

(Bartholomeyczik et al., 2010).

Wenngleich in beiden Studien der Nachweis der Wirksamkeit von Fallbesprechungen nicht das primäre Ziel

war, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Pflegende in der Anwendung von Fallbesprechungen lernen,

dass herausfordernden Verhalten von Menschen mit Demenz besser zu verstehen. Pflegende fühlten sich

insbesondere im Umgang mit aggressivem Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz sicherer und durch

ein „situativ angepasstes“ Handeln konnten kritische Situationen entschärft werden (Buscher et al., 2010,

Holle et al., 2015).

Ausgehend von den Erkenntnissen und Erfahrungen aus den zwei Leuchtturmprojekten wurden in den Jah-

ren 2010 bis 2013 die verwendeten Fallbesprechungskonzepte modifiziert und auf Grundlage einer Litera-

turstudie (Reuther et al., 2012a) und Expertenbefragung (Buscher et al., 2012), die durch das Deutsche Zent-

rum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) durchgeführt wurden, weiterentwickelt. Im Ergebnis

enstanden die beiden demenzspezifischen Fallbesprechungskonzepte WELCOME-IdA (Buscher and

Reuther, 2012b) und WELCOME- NEO (Buscher and Reuther, 2012a).

Das Modellprojekt „FallDem“ hatte somit zum Ziel, ein didaktisches Konzept zur Implementierung der zwei

Fallbesprechungskonzepte (WELCME-IdA & WELCOME-NEO) für stationäre Altenhilfeeinrichtungen in

Nordrhein-Westfalen zu entwickeln.

Auf Grundlage des didaktischen Konzept sollte im Anschluss die Wirksamkeit der beiden Konzepte exemp-

larisch in 12 stationären Altenhilfeeinrichtungen in NRW wissenschaftlich evaluiert werden. Die Durchfüh-

rung des Modellprojektes erfolgte hierbei arbeitsteilig zwischen den Kaiserwerther Seminaren (KWS) und

dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Während die KWS für die didakti-

sche Aufbereitung der Fallbesprechungskonzepte und deren anschließende Implementierung verantwortlich

war, lag die Verantwortung des DZNE in der wissenschaftlichen Evaluation der beiden Fallbesprechungs-

konzepte. Durch dieses arbeitsteilige Vorgehen war gewährleistet, dass die Evaluation unabhängig von der

Implementierung erfolgte und somit wissenschaftlichen Standards entspricht.

Im nachfolgenden Sachbericht wird das didaktische Konzept zur Implementierung der beiden Fallbespre-

chungskonzepte und die wichtigsten Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation dargestellt.

Das didaktische Konzept beinhaltet 5 aufeinander aufbauende Module, zu denen im Anhang „Werkzeugkas-

ten“ detaillierte Informationen und Schulungsmaterielien zu finden sind. Die Schulungsmaterialen sind ent-

sprechend der jeweiligen Module zugeordnet (Modul I, Modul II, Modul III/Modul IV und Modul V).

Page 11: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

FALLBESPRECHUNGSKONZEPTE

9

2. Didaktische Konzept zu den Fallbesprechungsmodellen WELCOME-IdA & WELCOME-NEO

Anne Volmering-Dierkes, Irmgard Bracht

In beiden Fallbesprechungsmodellen orientiert sich der notwendige Reflexionsprozess an einer festgelegten

Ablauf- und Rollenstruktur, die Pflegende darin unterstützt, die spezifischen Gründe für das herausfordernde

Verhalten von Menschen mit Demenz zu identifizieren. Hinsichtlich ihrer inhaltlichen Strukturierung unter-

scheiden sich die Modelle voneinander.

Im Modell WELCOME-IdA (Assessment-gestützte Fallbesprechung) werden die Pflegenden und Teilneh-

menden thematisch mit einem umfassenden Fragenkatalog (modifizierter Leitfaden IdA®, Version 5.0 ) auf

mögliche Ursachen für das herausfordernde Verhalten von einer Person mit Demenz aufmerksam gemacht

(Buscher and Reuther, 2012b) Im Modell WELCOME-NEO, wird auf die inhaltliche Strukturierung durch

Vorgabe von Themenfeldern verzichtet (Buscher and Reuther, 2012a).

Die beiden hier vorgestellten Fallbesprechungsmodelle unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch:

WELCOME-NEO, ist themen- und lösungsorientiert. Es reflektiert in einem Prozess des freien Er-

zählens (narrativ). Eine inhaltliche Struktur oder Themenfelder sind nicht vorgegeben.

WELCOME-IdA führt die Pflegenden durch einen Reflexions- und Antwortoptionskatalog in fünf

festgelegten Themenkomplexen mit Hilfe eines Assessmentinstrumentes (IdA ®, Version 5.0).

Die didaktischen Konzepte zu den beiden Fallbesprechungskonzepten werden gemeinsam vorgestellt und in

ihrer Unterscheidung beschrieben. Das Modul II wird inhaltlich nach WELCOME-IdA und WELCOME-

NEO unterteilt, da besonders in diesem Modul eine Unterscheidung in der Durchführung und den Unter-

richtsmaterialien vorliegt. Je nachdem für welches Fallarbeitskonzept sich eine Einrichtung entscheidet,

können Informationen aus der Modulbeschreibung und dem Anhang Werkzeugkasten entnommen werden.

Page 12: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

DIDAKTISCHE KONZEPT

10

Das gesamte didaktische Konzept ist in fünf Module unterteilt, die für unterschiedliche Teilnehmende und

Gruppengrößen konzipiert sind. Es wird hier von einer Schulung von zwei Fallbesprechungsteams in einer

Einrichtung ausgegangen (Tabelle 1).

Das Modul I hat die Überschrift „Demenz und Herausforderndes Verhalten“. Hierzu sind die zukünfti-

gen Fallbesprechungsteams wie auch andere Interessenten der Einrichtung eingeladen. An zwei halben Ta-

gen werden jeweils ein Fallbesprechungsteam und weitere Interessierte geschult. Die Schulungsgruppe kann

bis zu 20 Personen betragen. Pro Team wird ein Schulungszeitraum von acht Einheiten zu 45 Minuten ge-

plant.

In Modul II konzentriert sich die Fortbildung auf die originären durchführenden Teams unter dem Titel

„Fallbesprechungen“ mit ebenfalls acht Schulungseinheiten. Hier wird eine Gruppengröße von circa sechs

bis acht Personen empfohlen.

Das Modul III ist der „Moderation von Fallbesprechungen“ gewidmet. Es wird angeregt hier pro Team

mindestens zwei Moderatoren auszubilden, die durch das Fallbesprechungsteam von sechs weiteren Perso-

nen unterstützt werden. Es wird die Planung von 16 Schulungseinheiten pro Teilnehmenden angeboten.

Die „Implementierung von Fallbesprechungen“ zu unterstützen ist das Etikett des Moduls IV. Circa

sechs bis acht Leitungskräfte, sowie verantwortliche Mitarbeitende werden in der Implementierungsgruppe

oder Steuerungsgruppe durch ein Coaching unterstützt. Zwei halbe Tage mit insgesamt acht Schulungsein-

heiten bedürfen der Planung.

Das zeitlich Aufwendigste ist das Modul V. 32 Schulungseinheiten werden hier für die praktischen Übun-

gen („Training on the Job“) in der Anzahl von sechs bis acht teilnehmenden Personen eingeplant, dem

Training on the Job. Das bedeutet, dass zwei Fallbesprechungsteams an jeweils vier halben Tagen Fallbe-

sprechungen unter der Supervision eines Dozenten einüben.

Page 13: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

DIDAKTISCHE KONZEPT

11

Modul Teilnehmende Schulungseinheiten

Modul I:

Demenz und Herausfor-

derndes Verhalten

für das gesamte Fallbespre-

chungsteam und weitere Inte-

ressierte

insgeamt 2 Tage zu je 8

Schulungseinheiten (1. Tag:

Gruppe 1 vormittags 4 Schu-

lungseineheiten, Gruppe 2

nachmittags 4 Schulungsein-

heiten 2. Tag: Gruppe 1

vormittags 4 Schulungseine-

heiten, Gruppe 2 nachmittags

4 Schulungseinheiten)

8 Schulungseinheiten1

x der Teilnehmenden

Modul II:

Fallbesprechungen

für das gesamte Fallbespre-

chungsteam der beteiligten

Bereiche 2 halbe Tage

8 Schulungseinheiten x der

Teilnehmenden

Modul III:

Moderation von Fallbe-

sprechungen

für das gesamte Fallbespre-

chungsteam der beteiligten

Bereiche 2 halbe Tage

16 Schulungseinheiten x der

Teilnehmenden

Modul IV:

Implementierung durch

Steuerungsgruppe

Implementierungsgruppe

(3 halbe Tage)

12 Schulungseinheiten x der

Teilnehmenden

Modul V:

Training on the Job

für das gesamte Fallbespre-

chungsteam der beteiligten

Bereiche (2 halbe Tage)

32 Schulungseinheiten x der

Teilnehmenden

TABELLE 1: DARSTELLUNG DER MODULLE

Die Kompetenz der Dozenten, die diese als Inhouse-Schulung konzipierte Fortbildung mit den Mitarbeiten-

den und Leitenden der Einrichtungen Fallbesprechungen nach WELCOME-NEO oder WELCOME-IdA

implementieren, ist von nicht unerheblicher Bedeutung. Bei der Projektumsetzung unterstützten insgesamt

1 Eine Schulungseinheit beträgt 45 Minuten.

Page 14: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

DIDAKTISCHE KONZEPT

12

sieben Dozentinnen und Koordinatorinnen der Kaiserswerther Seminare die Einrichtungen. Alle Dozentin-

nen hatten Bachelor-, Master- oder Diplomstudiengänge in Bereichen der Pflegewissenschaft, des Pflege-

und Sozialmanagements und der Sozialpädagogik absolviert. Zusätzliche Fähigkeiten in Organisationsent-

wicklung, Gerontopsychiatrie, systemische Beratung, Management, Supervision und Coaching befähigten

diese Expertengruppe die Mitarbeitenden in den unterschiedlichen Modulen wie der pflegepädagogischen

Schulung in I und II oder dem Coaching in Modul IV und der Supervision in Modul V zu unterstützen. So

konnten in der Moderatorenschulung in Modul III besonders aktives Zuhören, das Meistern von schwierigen

Situationen, der Umgang mit dominanten Teilnehmenden und Besserwissern, dem aufkommenden Zeit-

druck sowie das Handling mit Seitengesprächen und destruktivem Verhalten eingeübt werden. Diese Praxis

hilft besonders Personen, die vorher Moderation noch nicht eingeübt haben und durch diese Techniken diese

Rolle im Modul V, dem Training on the Job einstudieren können.

Dabei ist es eine große Herausforderung mit den Mitarbeitenden aller Arbeitsebenen die Balance zu halten

zwischen den Rahmenbedingungen der Einrichtung und den individuellen Bedürfnissen der in ihr arbeiten-

den und lebenden Menschen. Diese Balance muss in den einzelnen Modulen durch die Dozentinnen und

Koordinatorinnen in Zusammenarbeit mit der Steuerungsgruppe immer wieder hergesellt werden.

Die Modulschulung IV der Steuerungsgruppe wird durch die Dozentinnen und Koordinatorinnen besonders

durch ein der Gruppe angepasstes Coaching vorangebracht. Die Gestaltung von Veränderungsprozessen,

eine gemeinsame Zielentwicklung, einer Ressourcenanalyse und einer Zieloperationalisierung zeigt der he-

terogenen Gruppe aus Leitung und Mitarbeitenden gemeinsame Möglichkeiten und Wege auf, diese Imple-

mentierung gelingend zu gestalten.

Die Steuerungsgruppe hat die wichtige Aufgabe, die Voraussetzungen für die Umsetzung des Fallbespre-

chungskonzepts zu koordinieren. Dazu zählen eine zuverlässige Terminplanung, Gewährung von Zeitkorri-

doren für die Vor- und Nachbereitung der Mitarbeitenden und die Freistellung des Pflegepersonals. Diese

Mitglieder der Steuerungsgruppe zeichnen sich durch ihre Begeisterungsfähigkeit aus, andere Mitarbeiten-

den in der Einrichtung mit der Idee anzustecken und mitzureißen. Eine gemeinsame Kick-off Veranstaltung

kann Transparenz und eine allgemeine Befürwortung und Identifikation mit der Implementierung von Fall-

besprechungen in der Einrichtung begünstigen. Wünsche und Erwartungen können geklärt werden. Das Ge-

fühl von Mitarbeitenden, wenig ändern zu können oder keinen Einfluss auf den beruflichen Alltag zu haben,

kann aktiv so entgegen getreten werden.

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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In der didaktischen Umsetzung werden zum phänomenologischen Modell der Demenz, den Rahmenempfeh-

lungen und zum Thema herausforderndes Verhalten Methoden der Wahrneh-mung, Kurzvorträge, Rollen-

spiele und ein moderierter Erfahrungsaustausch im Plenum zur Anwendung gebracht.

In den Folgemodulen wird dieses vermittelte Wissen weiter geschult, eingeübt und reflektiert, so dass die

Teilnehmenden zu einem tieferen Fallverstehen gelangen. Hierbei kommen zusätzlich folgende didaktische

Methoden zur Anwendung:

Exemplarische Durchführung von dozentenmoderierten Fallbesprechungen

Einüben von Moderationstechniken in Kleingruppen über das selbständige Durchführen

Einüben der Systematik anhand vorbereiteter konkreter Fälle und Problemsituationen

Vertiefung durch praktische Übungen und wenn gewünscht auch durch Videoaufzeichnungen

Ermittlung von Ressourcen der Einrichtung in Bezug auf die Implementierung der Fallbespre-

chungskonzepte in die bestehende Organisationskultur

Einbindung personaler und organisationaler Kompetenzen und Expertisen, Potenzialen und Ressour-

cen in die Veränderungsabsichten des Unternehmens

Im Verlauf der Durchführung der Schulungseinheiten in den Einrichtungen besteht die Anforderung, die

Didaktik im Prozess der Schulungen der fünf Module von den Fachdozentinnen und der Projektkoordination

stetig anzupassen und zu optimieren. Dabei ist zu bemerken, dass die Heterogenität der einzelnen Gruppen,

auch im Hinblick auf unterschiedliche Bildungsbiografien, immer wieder eine Herausforderung darstellt und

darauf unterschiedlich einzugehen ist.

2.1. Modul I: Demenz und herausforderndes Verhalten

An dem Modul I sollen und können bei der Inhouse-Schulung so viel Mitarbeitende, ehrenamtlich Tätige

und Pflegeassistenten teilnehmen, wie es der Dienstplan und die Tagesplanung der Einrichtung möglich

machen kann. Wichtig ist jedoch, dass das zuvor definierte Kernteam von Mitarbeitern an dieser und den

restlichen Schulungsmaßnahmen teilnimmt, um Kontinuität in der Wissesweitergabe zu gewährleisten.

Ziel ist es, dass die Teilnehmenden der Schulung vertraut sind mit dem demenziellen Syndrom und ausge-

wählten Formen der Demenz in Abgrenzung zu gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern. Delir und De-

pression können unterschieden werden. Sie verfügen über ein Basiswissen zu unterschiedlichen demenziel-

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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len Erkrankungen und kennen Ursachen und Risikofaktoren, Diagnosekriterien, Verlauf sowie medikamen-

töse und nichtmedikamentöse Behandlungen. Sie entwickeln eine empathische Haltung gegenüber Men-

schen mit Demenz und nutzen das erworbene Wissen zur professionellen Beziehungsgestaltung. Dieses Mo-

dul bildet die Wissensgrundlage zum Thema Demenz und herausforderndem Verhalten. Primär geht es um

die Vermittlung und Auffrischung von Lerninhalten.

Dieses Modul wird günstiger Weise in zwei Intervallen zu je 4 Schulungseinheiten durchgeführt, in denen

das phänomenologische Erklärungsmodell der Demenz erarbeitet wird. Die Teilnehmenden werden durch

eine Wahrnehmungsübung in die Erlebniswelt eines Menschen mit Demenz versetzt zum Beispiel durch die

Phantasiereise „China“. Es wird hinterfragt, welche Gefühle und Handlungsimpulse diese Phantasiereise bei

den Teilnehmenden auslöst. Diese Gefühle und Impulse werden in der Schulungsgruppe aufgegriffen. Das

Phänomen der Verstörtheit wird daran erläutert. Es wird ein Überblick über die Aktivitäten, Merkmale und

Beobachtungsaspekte in Bezug auf das Phänomen der Verwirrtheit gegeben. Beispiele aus der Praxis lo-

ckern diesen Teil des Moduls auf. Es werden mögliche Folgen für das Selbsterleben bei Menschen mit De-

menz erarbeitet.

Informationen und Arbeitsblätter zu gerontopsychiatrischen Erkrankungen helfen den Teilnehmenden auch

nach der Schulung Diagnoseabgrenzungen und Begriffserklärungen vorzunehmen und nachzulesen. Der

Begriff „Herausforderndes Verhalten“ wird vorgestellt und mit dem Phänomen der Verwirrtheit und Ver-

störtheit konnotiert. Medien wie Beamer, Metaplanwand und Flipchart sorgen für eine abwechslungsreiche

Gestaltung des Moduls.

Im Anhang I werden Begriffserklärungen und weitere Schulungsmaterialien zur Verfügung gestellt. Modul-

und Unterrichtsablaufpläne sind im Anhang II hinterlegt.

2.2. Modul II: Fallbesprechung

Dieses zweite Modul mit dem Titel „Fallbesprechungen“ wird an zwei Tagen unterrichtet mit jeweils acht

Schulungseinheiten. Hier zeigen sich die ersten wesentlichen Unterschiede in der Vermittlung der Inhalte,

ob die Einrichtung sich für die demenzspezifische Fallbesprechung nach WELCOME-IdA oder WELCO-

ME- Neo entscheidet.

Es wird zuerst das Model nach WELCOME-IdA beschrieben, anschließend die wesentlichen Unterschei-

dungen zur Modul II nach WELCOME-NEO aufgezeigt.

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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2.3. Modul IIa: WELCOME-IdA

In diesem Modul erfahren die Weiterbildungsteilnehmenden die Bedeutung des Fallverstehens, erlernen und

erproben im Rahmen kollegialer Beratung neue Denk- und Handlungsmuster. Sie erkennen und nutzen eine

Systematik der kollegialen Beratung, wissen um die Bedeutung der einzelnen Phasen im Reflexionsprozess

und stellen Informationen zusammen für die Durchführung der kollegialen Beratung anhand eines vorgege-

benen Leitfadens. An diesem Modul nehmen die Fallbesprechungsteams und auch die zukünftigen Modera-

toren teil.

Anknüpfend an Modul 1 wird der Begriff „herausforderndes Verhalten“ aufgegriffen. Eine kompetenzorien-

tierte Sichtweise wird besonders betont. Anschließend wird die Definition Assessment gestützte Fallbespre-

chung erläutert. Es wird ein Überblick des Ablaufs vermittelt. Mittels eines echten oder fiktiven Falls, den

ein Teilnehmender vorträgt, wird die Notwendigkeit der Zielformulierungen deutlich gemacht. Es werden

anhand des Fallbeispiels Informationen gesammelt. Der Dozent erläutert die fünf Themenkomplexe des I-

dA® Konzeptes. Eine Fallvertiefung wird durch die entsprechenden Formblätter vorgenommen. So werden

alle Themenkomplexe von IdA® anhand des Fallbeispiels mit dem herausforderndem Verhalten verbunden.

Über die Maßnahmenerarbeitung wird eine Verknüpfung mit dem Pflegprozess stattfinden. Der Protokoll-

bogen und die Checklisten werden vorgestellt.

Das gleiche gilt für die Grundregeln, die für alle Teilnehmenden des Seminars gelten. Verweisend auf den

zweiten Teil dieses Moduls wird mittels eines Arbeitsauftrages auf den folgenden Fortbildungstag vorberei-

tet. Der Auftrag lautet: zur Verfestigung mit dem Fallbesprechungskonzept WELCOME-IdA Informationen

zu sammeln und das Verständnis zu vertiefen. Am 2. Tag wird eine Fallarbeit durchgeführt.

Themen wie „Herausforderndes Verhalten - wir wollen verstehen“, die Grundregeln und die Inhalte des I-

dA®-Konzeptes werden rekapituliert. Eine Reflexionseinheit zeigt den Teilnehmenden auf, was leicht oder

schwer gefallen ist und was noch erweiterbar ist. Anschließend wird eine Fallarbeit durchgeführt. Eine Ent-

scheidung bezüglich der Informationssammlung wird getroffen. Hier moderiert der Dozent die Fallbespre-

chung. Die Fallarbeit wird mit einem vorbereiteten Beispiel verglichen und anschließend in einem Proto-

kollbogen festgehalten. Es folgt eine Tagesreflexion. Für das erste „Training on the Job“ wird ein Fallein-

bringer festgelegt und auch der Steuerungsgruppe mitgeteilt.

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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2.4. Modul IIb: WELCOME-NEO

Es wird die Definition Fall und die Idee der Fallbeprechung WELCOME-NEO in einem Kurzvortrag am

ersten Tag erläutert. Die Ziele der Fallbesprechung nach WELCOME-NEO werden vorgestellt. Das „Need

Driven dementia compromised Behaviour model“ (NDB-Modell)2 wird als als Grundlage für verstehende

Diagnostik erklärt. Das Model wird durch einen individuellen Fall aus der Praxis anschaulich gemacht. Der

Ablauf der Fallbesprechung wird erläutert. Über die Maßnahmen findet die Verknüpfung mit dem Pflege-

prozess statt. Die Arbeitsblätter „Checkliste für den Falleinbringer“ , „Checkliste für die Wohnbereichslei-

tung“ und das „Fallbesprechungsprotokoll“ werden vorgestellt. Zum Schluss werden die Grundregeln be-

sprochen. Abschließend wird auf die Moderatorenschulung und den zweiten Teil des Moduls II hingewie-

sen. Als Arbeitsauftrag wird von jedem Teilnehmer eine Checkliste vorbereitet.

Der 2. Tag unterscheidet sich nur dadurch von WELCOME-IdA, indem der Ablauf der Fallbesprechung

nach WELCOME-NEO genutzt wird.

Bei beiden Fallbesprechungsmodellen ist eine Präsentation zum Verhalten bei Demenz verstehen und ange-

messen reagieren enthalten, der Protokollbogen, das Arbeitsblatt Fallbeispiel, die Grundregeln sind iden-

tisch. Abweichend von WELCOME-NEO und WELCOME-IdA sind die Checklisten der Falleinbringer und

Wohnbereichsleitungen. Die Themenkomplexbögen nach IdA® sind bei WELCOME-NEO nicht enthalten.

Die WELCOME-NEO Schulungsgruppe braucht zusätzlich den Bogen mit dem NDB-Modell. Diese Ar-

beitsmaterialien befinden sich im Anhang III.

2.5. Modul III: Moderation

Dem Erlernen der Moderation von Fallbesprechungen ist in dieser Fortbildung ein extra Modul gewidmet.

Auf die Bedeutung und den Nutzen einer gelungenen Moderation durch ausgewählte Kommunikations-

grundlagen und festgelegte Aufgaben wird in diesem Modul besonderen Wert gelegt. Die 16 Schulungsein-

heiten bzw. zwei Schulungstage geben den Teilnehmenden die Möglichkeit zwischen Sach- und Gruppen-

prozessen zu unterscheiden und zu einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre im Fallbesprechungsteam bei-

zutragen. Eine Abgrenzung zu den Inhalten und dem Moderationsprozess wird geübt. Phasen des Reflexi-

onsprozesses, die Gesprächsleitung, Visualisierung von Inhalten, Unterstützung von unterschiedlichen Be-

trachtungsweisen, Aktivierung von untergegangenem Wissen, Achtsamkeit auch gegenüber nonverbalen

Äußerungen, reflektierter Umgang mit der eigenen Moderatorenrolle und der Umgang mit schwierigen Situ-

2 Begriffserklärungen im Anhang Kapitel I

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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ationen werden eingeübt und trainiert. Bei WELCOME-IdA wird der Umgang mit den Themenkomplexen

als Moderator erarbeitet. Bei WELCOME- NEO wird der Umgang mit dem NDB-Modell vertieft.

Die Rollenklarheit steht für die Lernenden im Mittelpunkt der Moderatorenschulung. Es ist wichtig, dass die

Teilnehmenden ihre wertschätzende Führungsaufgabe als Moderator begreifen und Verständnis für die

Notwendigkeit dieser Rolle erlangen. Das ermöglicht ihnen, relevante Themen zu priorisieren und durch die

Fallbesprechung zu führen. Unterschiedliche Methoden wie Vortrag zur Einführung in die Notwendigkeit

der Moderation, unterschiedliche Inputs, Vorstellung und Besprechung des Phasenrasters von Fallbespre-

chungen und anschließende Feedback-Runden werden durchgeführt.

Auch hier wird im Anhang IV Schulungsmaterialien zum Umgang mit schwierigen Situationen, wie auch

dem aktiven Zuhören zu finden sein. Auch hier finden sich Modul- und Unterrichtsablaufpläne.

2.6. Modul IV: Steuerungsgruppe

Wie wird dieser Implementierungsprozess gesteuert? Es wird eine sogenannte Steuerungsgruppe gebildet,

die aus Vertretern der Einrichtungsleitung, der Wohnbereichsleitungen und Pflegefachkräften besteht. Es

wird empfohlen, mindestens während der Implementierungsphase der Fallbesprechungen drei Arbeitstreffen

zu geplanen.

Beim ersten Treffen werden die Verantwortlichkeiten geklärt. Eine Person wird als hauptverantwortlicher

Koordinator benannt. Es werden die mit der Implementierung verbundenen Aufgaben klar innerhalb des

Teams verteilt. Entsprechende Weisungsbefugnisse werden zur Aufgabenerfüllung der Mitglieder der Steue-

rungsgruppe erteilt.

Einbeziehung der Mitarbeitende außerhalb des Implementierungsteams in den Prozess hat einen hohen Stel-

lenwert. Es ist wichtig, dass sie Zugang zu den Informationen über das Fallbesprechungskonzept als soge-

nannte passive Information auf den teilnehmenden Wohnbereichen haben wie Informationsordner und -

schriften. Gleichzeitig muss für eine beständige aktive Information gesorgt werden. Wie, wo und wann ist

was geplant. Konkrete Ansprechpartner für die Fallbesprechungen sind auf den Wohnbereichen benannt.

Die Mitarbeiter werden bewusst für ihre Aufgabe ausgewählt. Mindestens zwei Mitarbeitende der teilneh-

menden Wohnbereiche werden für die Moderatorenschulung festgelegt nach zuvor festgelegten Kriterien.

(Der Wunsch diese Aufgabe wahrzunehmen, Entwicklungspotential beim Mitarbeitenden oder ähnliche

Aufgaben wurden bereits von dem Mitarbeitenden gut umgesetzt, können diese Kriterien sein.) Ein Imple-

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DIDAKTISCHE KONZEPT

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mentierungsplan wird erstellt und umgesetzt. Ziele und Maßnahmen werden für den teilnehmenden Wohn-

bereich erstellt. Anschließend erfolgt die Umsetzung. Regelmäßig wird die Planung angepasst. Eine Ge-

währleistung eines regelmäßigen Austauschs zwischen den Wohnbereichen ist wichtig und fällt mit in den

Aufgabenbereich der Steuerungsgruppe.

Die Unterrichtsablaufpläne, die Planung für Modul IV und der Einschätzungsbogen sind im Anhang V zu

finden.

2.7. Modul V: Training on the Job

Im Anschluss an die Module I - IV erfolgt die praktische Umsetzung der Fortbildungsinhalte auf den Wohn-

bereichen. Die Pflegenden und die als Moderatoren weitergebildeten Mitarbeitenden werden sowohl bei der

Durchführung als auch bei der Vor- und Nachbereitung von mindestens drei bis vier Fallbesprechungen

durch die Supervision des Weiterbildungsdozenten begleitet. Die Fallbesprechungen werden anschließend

mit der jeweiligen Steuerungsgruppe evaluiert und gegebenenfalls werden strukturelle Anpassungen im Im-

plementierungsplan der Einrichtung vorgenommen. Dieser Plan unterstützt eine nachhaltige Implementie-

rung der Fallbesprechungen. Nach der intensiven Begleitung der Einrichtungen vor Ort sind die Pflegenden

in der Lage, die Fallbesprechungen selbstständig durchzuführen. Wann sich ein Fallbesprechungsteam si-

cher in der Durchführung von Fallbesprechungen ist egal ob WELCOME-NEO oder WELCOME-IdA an-

gewandt wird, kann durch ein telefonische Beratung mit dem Supervisor stattfinden und gegebenenfalls

durch eine weiteres Training on the Job unterstützt werden.

Im Modelprojekt wurden 4 Trainings on the Job durchgeführt an denen jeweils zwei Fallbesprechungen um-

gesetzt wurden. Es stellte sich im Modellprojekt heraus, das WELCOME-IdA in der Lernphase mehr Zeit

und Übung brauchte. WELCOME-NEO konnte als „narratives“ Fallbesprechungskonzept zumeist in einer

kürzeren Zeit und mit geringerem Übungsumfang realisiert werden. Dies ist ausdrücklich nicht mit einer

Wertung eines der beiden Fallbesprechungsmodele zu verstehen.

Die unterschiedlichen Herausforderungen, die diese Konzepte an die Einrichtungen stellen, werden in der

Steuerungsgruppe vor der Implementierung diskutiert. Da bereits alle Materialien im Anhang „Werkzeug-

kasten“ eingestellt sind, sind im Anhang VI lediglich der Modul- und Unterrichtsablaufplan zu finden.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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3. Wissenschaftliche Evaluation

Margareta Halek, Martina Roes, Sven Reuther, René Müller-Widmer, Daniela Holle

Die wissenschaftliche Evaluation der beiden Fallbesprechungskonzepte WELCOME-IdA & WELCOME-

NEO umfasste eine Überprüfung ihrer Effekte (Effektstudie), eine Untersuchung ihrer Implementierungs-

prozesse (Prozessevaluation) und eine ökonomische Betrachtung der gewählten Form der Implementierung.

Die Effektstudie hatte zum Ziel die Effektivität der beiden demenzspezifischen Fallbesprechungskonzepte

WELCOME-IdA & WELCOME-NEO in 12 verschiedenen Altenhilfeeinrichtungen in NRW auf Bewohner-

und Mitarbeiterebene zu evaluieren.

Auf der Bewohnerebene wird jeweils der Einfluss der beiden Fallbesprechungskonzepte (WELCOME-IdA

& WELCOME-NEO) auf die Reduktion des herausfordernden Verhaltens bei Menschen mit Demenz, der

demenzspezifischen Lebensqualität und die Einnahme von Psychopharmaka im Fokus stehen.

Auf der Mitarbeiterebene sind die Risikofaktoren eines Burnouts und die demenzspezifische Arbeitsbelas-

tung die zu untersuchenden Ergebniskriterien.

Die Prozessevaluation hatte zum Ziel, die Implementierung der Intervention zu analysieren, in dem sie

folgende Themenbereiche in Anlehnung an das Framework von (Grant et al., 2013) näher beleuchtete:

Zunächst wurde die Wiedergabetreue der Intervention untersucht, im Konkreten wurde die Schulungsmodu-

le und die sich anschließenden selbstständigen Fallbesprechungen in der Quantität und Qualität so durchge-

führt wie es zu Beginn der Studie geplant war.

In einem zweiten Schritt wurde analysiert, ob und in welchem Maße die Zielpopulationen der Schulungs-

module und der sich anschließenden selbstständigen Fallbesprechungen (Pflegende & Bewohner der teil-

nehmenden Wohnbereiche) erreicht wurden.

Ergänzend zur Wiedergabetreue der Intervention wurden die Einstellung und die Lernprozesse der Pflegen-

den untersucht. Es wurde davon ausgegangen, dass mit Einführung der Fallbesprechungskonzepte sich so-

wohl die Einstellung der Pflegenden verändert als auch ein Lernen am Fall stattfindet, beides sind wichtige

Voraussetzungen für den Erfolg der Intervention. Damit verbunden wurden auch beeinflussenden Faktoren

auf die Implementierung der beiden Fallbesprechungskonzepte untersucht.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Das Ziel der ökonomischen Analysen war, die eingesetzten Ressourcen und die entstandenen Kosten -

verursacht durch die Implementierung der demenzspezifischen Fallbesprechungen - zu beschreiben und zu

bewerten.

Zudem werden mögliche Einsparpotentiale aufgrund der Implementierung der Fallbesprechungen identifi-

ziert und analysiert (Graf von der Schulenburg et al., 2007). Im Fokus der Untersuchungen standen folglich

Aussagen über Ressourcenverbräuche, Kosten, Einsparpotentiale und über das Kosten-Nutzen-Verhältnis

der Fallbesprechungen.

Ingesamt waren folgende Fragestellungen handlungsleitend für die wissenschaftliche Evaluation der Fallbe-

sprechungskonzepte WELCOME-NEO & WELCOME-IdA:

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Forschungsfragen an die Effektstudie E1. Welchen Einfluss haben die Fallbesprechungen (WELCOME- NEO + WELCOME - IdA) jeweils auf das Auftre ten von mindestens einem herausfordernde Verhalten von Menschen mit Demenz im Vergleich zur Kontrollphase? E2. Welchen Einfluss haben die Fallbesprechungen (WELCOME- NEO + WELCOME - IdA)) jeweils auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz im Vergleich zur Kontrollphase? E3. Welchen Einfluss haben die Fallbesprechungen (WELCOME- NEO + WELCOME - IdA) jeweils auf die Risiken von „Burnout“ der Mitarbeitenden/ Pflegenden? E4. Welchen Einfluss haben die Fallbesprechungen (WELCOME- NEO + WELCOME - IdA) jeweils auf das demenzspezifische Belastungserleben der Mitarbeitenden/ Pflegenden im Vergleich zur Kontrollphase?

Forschungsfragen an die Prozessevaluation P1. Wurden die Fallbesprechungskonzepte (WELCOME- NEO + WELCOME IdA) wie geplant eingeführt und von den teilnehmenden Einrichtungen im An schluss planmäßig fortgeführt? P2. Welche Lernprozesse finden in Fallbesprechungen mit WELCOME-IdA im Ver gleich zu WELCOME-NEO statt? P3. Welche Faktoren fördern und hemmen die Implementierung der Fallbesprechungen mit WELCOME- NEO im Vergleich zu WELCOME – IdA?

Forschungsfragen an die ökonomischen Betrachtung

Ö 1. Welcher Ressourcenverbrauch, differenziert nach Arten und Mengen, und welche Kosten entstehen bei den Beteiligten aufgrund der Implementierung der Fallbespre chungen WELCOME- NEO und WELCOME - IdA?

Ö 2. Welche ökonomischen Auswirkungen lassen sich aufgrund der Effekte der Fallbe sprechungen nach WELCOME- NEO und WELCOME - IdA identifizierten? Dies wird im Folgenden differenziert nach Kosten und Einsparungen dargestellt.

Ö 3. Wie ist das Verhältnis von erfassten Kosten zu bewertetem Nutzen der Fallbespre chungen nach WELCOME- NEO und WELCOME - IdA?

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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3.1. Methodische Vorgehen

Nachfolgend wird das methodische Vorgehen der Effektstudie, der Prozessevaluation und der ökonomi-

schen Betrachtung skizziert.

3.1.1 Das Forschungsdesign und Ein- und Ausschlusskriterien der Effektstudie

Die Effektstudie wurde mit Hilfe des Stepped-Wedge Designs (SWD) durchgeführt. Das SWD ist eine be-

sondere Form des Cross-Over-Designs und wurde in der Vergangenheit in erster Linie in Studien aus dem

Entwicklungshilfebereich eingesetzt.

Kennzeichnend für das SWD ist, dass jedes Cluster (z.B. Altenheime) sowohl eine Kontroll- als auch eine

Interventionsphase durchläuft. Somit stellt die Kontrollphase immer die Vor-Interventionsphase da. Der

Zeitpunkt des Interventionsbeginns wird für jedes Cluster per Zufall zugeteilt, womit bewusst Elemente ei-

ner klinisch randomisierten Studie in das SWD integriert werden (Hemming et al., 2015). Abbildung 1 stellt

das SWD für das Projekt FallDem grafisch dar.

ABBILDUNG 1: GRAFISCHE DARSTELLUNG DES STEPPED WEDGE STUDIENDESIGNS

Hier wechseln zu jedem „Step“ (1-5) zwei Einrichtungen von der Kontrolle in einer der beiden Interventio-

nen (WELCOME-NEO und WELCOME-IdA). Die Zuteilung in die Art der Intervention erfolgt ebenfalls

per Zufall. Der Interventionsphase (zwei Datenerhebungszeitpunkte) folgt eine Follow-up Phase, um zu be-

obachten, welchen Einfluss die Intervention auf das herausfordernde Verhalten im Routinebetrieb hat

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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(Reuther et al., 2014). Für die Evaluation wurden jeweils die Phasen der Kontrolle mit denen der Interventi-

on und des Follow-ups miteinander verglichen. Für die Prozessevaluation wurde eine Mixed-Method Studie

gewählt, bei der quantitative und qualitative Daten parallel zur Effektstudie erhoben wurden (Holle et al.,

2014). Die ökonomische Betrachtung erfolgte retrospektiv auf Grundlage ausgewählter Daten aus der Pro-

zessevaluation.

Mit Hilfe von Anzeigen in Fachzeitschriften und Newslettern wurden potentielle Einrichtungen der stationä-

ren Altenhilfe in NRW zur Teilnahme an der Studie aufrufen. Bei Interesse werden den Einrichtungen zu-

sätzliche Informationsmaterialien über den genauen Ablauf und Inhalte der Studie zur Verfügung gestellt

bzw. per Telefon über die Ein- und Ausschlusskriterien informiert.

Ein- und Ausschlusskriterien für die Studie

Als Auswahlkriterien für die Altenheime gelten:

Beteiligung von mindestens zwei Wohnbereichen mit je 15 BewohnernInnen mit Demenz.

Als Einschlusskriterien für die Bewohner gelten:

Leben im Wohnbereich seit mindestens zwei Wochen

das Vorliegen der Einverständniserklärung der BewohnerInnen bzw. ihrer gesetzlichen BetreuerIn-

nen

das Vorliegen einer Demenz (ärztliche Diagnose + FAST Instrument).

Als Ausschlusskriterium für die Bewohner gilt:

Bewohner, mit einer diagnostizierte Schizophrenie oder anderen psychotischen Störungen.

Als Einschlusskriterium für die Pflegenden/Mitarbeitenden der Teams gilt:

Bei den Pflegenden/Mitarbeitenden können alle Beteiligten der Teams, mit Ausnahme der Dauer-

nachtwachen in den einbezogenen Wohnbereichen an der Untersuchung teilnehmen, sofern sie ein-

verstanden sind.

3.1.2 Eingesetzte Forschungsinstrumente

Das herausfordernde Verhalten der Bewohner wurde mit der Schweizer Version des Neuropsychiatrischen

Inventar (NPI-NH) erfasst (Cummings, 1997). Die Beurteilung der Lebensqualität der Menschen mit De-

menz erfolgte mit dem Instrument Qualidem (Ettema, 2007).

Das Risiko eines Burnout der Pflegenden wurde mit Hilfe des Copenhagen Burnout Inventory (CBI)

(Kristensen et al., 2005) erfasst, das spezielle Belastungs- und Erschöpfungserleben der Pflegenden bei der

Versorgung von Menschen mit Demenz erfolgt mit Hilfe eines in einer Vorgänger Studie entwickelten und

validierten Fragebogen (BelaDem) (Halek and Bartholomeyczik, 2006).

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Zur Erfassung weiterer Einflussgrößen (auf das herausfordernde Verhalten) werden neben demografischen

Angaben auch der Grad der Pflegeabhängigkeit mit Hilfe der PSMS – Score (Lawton and Brody, 1969),

Schweregrad der Demenz (FAST Score) (Auer and Reisberg, 1997), Medikamenteneinnahme („Defined

Daily Dosis“ bei Analgetika, Dementiva, Analgetika und Psychopharmaka) der Bewohner und Bewohnerin-

nen erfasst.

Bei den Mitarbeitenden werden ebenfalls neben demografischer Daten, mittels eines selbstentwickelten Fra-

gebogens die Höhe des Stellenanteils (Vollzeit vs. Teilzeit), Berufsqualifikation erhoben.

3.1.3 Statistische Berechnung der Effekte auf die Zielgröße

Die Analyse der Effekte der Primäre- und Sekundärfragestellung im Projekt erfolgte mit Hilfe eines Linea-

ren – Gemischten Mehrebenenmodells (Reuther et al., 2014). Die Anzahl und Art der eingeschlossenen Va-

riablen sind im Ergebnisabschnitt im Detail beschrieben. Alle weiteren Analysen werden mit Hilfe der be-

schreibenden Statistik durchgeführt (Reuther et al., 2014).

3.1.4 Prozessevaluation

Für die Prozessevaluation wurde eine Mixed-Method Studie gewählt, bei der quantitative und qualitative

Daten parallel zur Effektstudie erhoben wurden (Holle et al., 2014).

Die Daten wurden ausschließlich für die Phasen der Intervention, also ohne Kontroll- und Follow-Up Phase

erfasst.

Um Aussagen über die planmäßige Implementierung der beiden Fallbesprechungskonzepte zu treffen und

ihre anschließenden Fortführung durch die teilnehmenden Einrichtungen darzustellen, wurden unterschiedli-

che Datenquellen genutzt (Tabelle 2):

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Datenquelle Anzahl der Datenquellen

pro Einrichtung

Teilnehmerlisten der Module: Modul I: Demenz & herausforderndes Verhalten Modul II: Fallbesprechungskonzept Modul III: Moderation Modul IV: Steuerungsgruppe Modul V: Training on the Job Teilnehmerlisten der Selbstständige Fallbesprechungen

n = 1 n = 2 n = 2 n = 3

n = 8 (4 pro Team)

n = 8 (4 pro Team)

Verlaufsdokumente der Module Modul I: Demenz & herausforderndes Verhalten Modul II: Fallbesprechungskonzept Modul III: Moderation Modul IV: Steuerungsgruppe Modul V: Training on the Job Selbstständige Fallbesprechungen

n = 1 n = 2 n = 2 n = 3

n = 8 (4 pro Team) n = 8 (4 pro Team)

Fallbesprechungsprotokolle Training on the Job Selbstständige Fallbesprechungen

n =8 (4 pro Team) n = 8 (4 pro Team)

Leitfadengestützte Telefoninterviews Gruppeninterviews mit Teams Moderatoren Steuerungsgruppen

n = 8 (4 pro Team)

n = 2 n = 1 n = 1

TABELLE 2: EXEMPLARISCHE DARSTELLUNG DER DATENQUELLEN FÜR EINE EINRICHTUNG

Im ersten Schritt wurden mit Hilfe von standardisierten Teilnehmerlisten (Datenquelle A) die Teilnehmer

der einzelnen Fortbildungsmodule (I-V) erfasst. Zu jedem Modul wurden zusätzlich Verlaufsdokumente

(Datenquelle B) durch die Dozenten angefertigt. In den Verlaufsdokumenten wurden Abweichungen zum

didaktischen Konzept erfasst, die sich auf die Häufigkeit, Dauer und die Inhalte der Module bezogen.

Während des Trainings on the Job (Modul V) wurde zusätzlich mit Hilfe eines Fallbesprechungsprotokolls

(Datenquelle C) erfasst, ob die Fallbesprechungen entsprechend den Kernkriterien (Häufigkeit, Dauer, Pro-

zess- und Rollenstruktur, Örtlichkeit) der Fallbesprechungskonzepte durchgeführt wurden. Dieselben Proto-

kolle wurden auch im Anschluss in den Fallbesprechungen verwendet, die nach dem Training on the Job

ohne Begleitung der Dozenten von den Einrichtungen eigenständig fortgeführt wurden. Ebenso wurden die

Anwesenheitslisten fortgeführt (Datenquelle A).

Zur Erfassung der Lernprozesse wurde in vier ausgewählten Einrichtungen (2 WELCOME-IdA-

Einrichtungen, 2 WELCOME-NEO Einrichtungen) leitfadengestützte Telefoninterviews parallel zur Imple-

mentierung der Fallbesprechungskonzepte durchgeführt (Datenquelle D) sowie abschließende Gruppenin-

terviews (Datenquelle E) zum Ende der 7-monatigen Interventionsphase durchgeführt. Ausgehend von die-

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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sen Daten wurde auch eine Analyse der fördernden und hemmenden Faktoren durchgeführt. Alle Interviews

wurden auf Tonband aufgezeichnet und im Anschluss transkribiert.

Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte mit Hilfe deskriptiver Statistik (Scott and Mazhindu,

2009), die Verlaufsdokumente wurde mit Hilfe einer Dokumentenanalyse analysiert (Flick, 2014) und die

Telefon- und Gruppeninterviews wurden auf Grundlage einer qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2014)

ausgewertet.

Die Auswertung erfolgte hierbei zunächst auf Einrichtungsebene für jede Datenquelle. Im Anschluss wurden

die Daten pro Interventionsarm zusammengeführt und gegenübergestellt.

3.1.5 Ökonomische Betrachtung

Reinhold Wolke

Das Ziel der ökonomischen Analysen war, die eingesetzten Ressourcen und die entstandenen Kosten, ver-

ursacht durch Implementierung der demenzspezifischen Fallbesprechungen, zu beschreiben und zu bewer-

ten. Zudem sollen mögliche Einsparpotentiale aufgrund der Implementierung der Fallbesprechungen identi-

fiziert und analysiert werden (Schulenburg et al., 2007). Im Fokus der Untersuchungen stehen folglich Aus-

sagen über Ressourcenverbräuche, Kosten, Einsparpotentiale und über das Kosten-Nutzen-Verhältnis der

Fallbesprechungen im Projekt FallDem.

Dabei stellen sich folgende Forschungsfragen:

1. Welcher Ressourcenverbrauch, differenziert nach Arten und Mengen, entsteht bei den beteiligten

Einrichtungen aufgrund der Implementierung der Fallbesprechungen?

2. Welche ökonomischen Konsequenzen, insbesondere welche Kosten und Einsparungen, lassen sich

identifizierten, die durch die Fallbesprechungen verursacht wurden?

3. Wie ist das Verhältnis von erfassten Kosten zu bewertetem Nutzen der Fallbesprechungen?

Datenerhebung ökonomische Analyse Für die ökonomische Analyse wurden ausgewählte Daten aus der Prozessevaluation (Holle et al., 2014)

verwendet, die mit unterschiedlichen Erhebungsmethoden erfasst wurden. Folgende Instrumente der Pro-

zessevaluation liefern Daten für die ökonomische Evaluation:

Teilnehmerlisten (Datenquelle A)

Standardisierte Fallbesprechungsprotokolle (Datenquelle C)

Fragebogen zur Erfassung der Struktur der Einrichtungen (Organisationsfragebogen)

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

27

Datenanalyse ökonomische Analyse Ausgehende von den Daten aus der Prozessevaluation sind zur Umsetzung der ökonomischen Bewertung

folgende Schritte notwendig (Kobelt, 1999, Schulenburg et al., 2007, Wolke and Allgeier, 2012):

1. Zunächst wird der jeweilige Ressourcenverbrauch, den die beteiligten Einrichtungen für die Imple-

mentierung der Fallbesprechungen betreiben, erfasst und respektive kalkuliert. Hierzu bedarf es der

Entwicklung eines Verfahrens zur Erfassung der Aufwände (Mengengerüst).

2. Zweitens sind die im Rahmen der Prozessevaluation erhobenen Ressourcenverbräuche zu strukturie-

ren und zu bewerten. Für die Evaluation sind seitens des DZNE Ressourcenverbräuche aus der Or-

ganisationsperspektive erfasst worden. Diese Ressourcenverbräuche sind ökonomisch zu bewerten

und hinsichtlich ihrer Entwicklung (Mehr-/Minderaufwand) zu beurteilen. Hierzu werden die bei den

Einrichtungen beobachteten Ressourcenverbräuche mit einrichtungstypischen Ansätzen aus der Lite-

ratur bewertet.

3. Drittens werden die Kosten, die aufgrund der Implementierung der Fallbesprechungen entstehen (di-

rekte Kosten: Entwicklungskosten, Kosten im Regelbetrieb; indirekte Kosten: gesellschaftlicher

Mehraufwand) potentiellen Einsparungen (gesellschaftlicher Minderaufwand, gegebenenfalls bei-

spielsweise durch Senkung von Krankenhaus- und Heimversorgung, Reduktion von Angehörigen-

aufwand) rechnerisch gegenüber gestellt und so Aussagen zur wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit er-

möglicht.

Die Analysen erfolgen einrichtungsorientiert, da die Bemessung der Kosten für die intervenierenden Ein-

richtungen im Vordergrund steht. Allerdings sollen auch, soweit möglich, gesellschaftliche Implikationen

benannt und berücksichtigt werden.

Erfassung des Ressourcenverbrauchs

Im ersten Schritt sind die eingesetzten Ressourcen für die Implementierung der Fallbesprechungen zu erfas-

sen. Die Implementierung der Fallbesprechungen erfolgte durch die Kaiserswerther Seminare nach einem

gestuften Verfahren.

Der Aufwand hierfür wurde von Seiten der Kaiserswerther Seminare erbracht. Nach Auskunft des Bildungs-

instituts belaufen sich die Kosten für das Fortbildungsprogramm auf 8.000 Euro pro Einrichtung.

Die Implementierung erfolgte nach Ausstieg von zwei Einrichtungen in zehn Einrichtungen. Hier können

folgende Maßnahmen für die Implementierung identifiziert werden:

Fortbildung zu Fallbesprechungskonzepten

Training on the Job zu Fallbesprechungskonzepten

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

28

Fortbildung Demenz und herausforderndes Verhalten

Fortbildung zu Moderationstechniken

Steuerungsgruppensitzungen

Für diese Maßnahmen liegen die erfassten Personalaufwendungen in Stunden differenziert nach Personalar-

ten für die zehn beteiligten Pflegeeinrichtungen vollständig und für eine Einrichtung fraktal vor. Die nach-

folgende Tabelle 3 gibt exemplarisch einen Eindruck über die Form der erfassten Ressourcenverbräuche für

eine Interventionseinrichtung:

Modul Arbeits-

einhei-ten

á 45min

Fach-kraft

(Alten-/ Kran-ken-

pfleger)

Hilfs-kraft

PDL/ HL

Sonstige Sozia-ler

Dienst (Hilfs-kraft)

Unbe-kannt

Gesamt

Fallbesprechungs-seminar 1

8 12 3 0 0 3 1 19

Fallbesprechungs-seminar 2

8 10 3 0 0 4 1 18

1. Training on the job

4 8 1 0 0 2 0 11

1. Training on the job

4 6 1 0 0 1 0 8

2. Training on the job

4 10 0 0 0 2 0 12

2. Training on the job

4 8 1 0 0 1 0 10

2. Training on the job

4 10 0 0 0 2 0 12

2. Training on the job

4 8 1 0 0 1 0 10

3. Training on the job

4 8 1 0 0 2 0 11

3. Training on the job

4 9 0 0 0 2 0 11

4. Training on the job

4 6 1 0 0 2 0 9

4. Training on the job

4 7 0 0 0 3 0 10

Demenz und her-ausforderndes Verhalten

8 10 4 0 0 2 11 27

Moderation 1 8 5 0 0 0 1 0 6

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

29

Modul Arbeits-einhei-

ten á 45min

Fach-kraft

(Alten-/ Kran-ken-

pfleger)

Hilfs-kraft

PDL/ HL

Sonstige Sozia-ler

Dienst (Hilfs-kraft)

Unbe-kannt

Gesamt

Moderation 2 8 5 0 0 0 1 0 6

Steuerungs-gruppe 1

4 5 0 1 0 1 0 7

Steuerungs-gruppe 2

4 5 0 1 0 1 0 7

Steuerungs-gruppe 3

4 5 0 1 0 1 0 7

TABELLE 3: MENGENGERÜST – EINFÜHRUNG FALLBESPRECHUNG AM BEISPIEL EINER INTERVENTIONSEINRICHTUNG

Wie Tabelle 3 verdeutlicht wurden beispielsweise für das Seminar „Moderation 1“ acht Übungseinheiten á

45 Minuten, insgesamt also sechs Stunden, angeboten. Am Seminar nahmen fünf examinierte Pflegekräfte

und eine Hilfskraft aus dem Sozialdienst teil. Der Aufwand für die Fortbildung belief sich damit auf sechs

TeilnehmerInnen multipliziert mit sechs Stunden, also insgesamt 36 Stunden Personalaufwand. Für die erste

Steuerungsgruppensitzung und für die 3. Steuerungsgruppensitzung wurde seitens der Einrichtung kein

Aufwand erfasst. In derartigen Fällen erfolgte die Bewertung des Ressourcenverbrauchs dann anhand des

Durchschnitts der jeweiligen Aufwandsart, hier also dem durchschnittlichen Aufwand für die weiteren Steu-

erungsgruppensitzungen in dieser Einrichtung.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

30

Das zusammengeführte Mengengerüst der Intervention verdeutlicht Tabelle 4:

Einrich-

tung

E29 E41 E50 E52 E53 E75 E79 E82 E90 E95 E97 E98 Ge-

samt

Durch-

schnitt

Bemer-

kung 1)

1)

ohne

E98,

E50

ohne

E98,

E50

Implementierung

Fortbil-

dungspro-

gramm

Bildungs-

institut

1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 0

N=10

Implementierung MitarbeiterInnen Std.

Modul II 222 162

264 94,5 156 306 49,5 114 258 240

1866 186,6

Modul V 246 78

211,9 117,6 177 258 50,6 123 249 61,5

1572,5 157,3

Modul I 162 72

102 348 156 120 72 156 324 168

1680 168

Modul III 72 36

66 114 72 120 48 96 48 48

720 72

Modul IV 63 16,9 41,1 66,5 28 52 36 24,5 52,5 39,4 419,9 42

Gesamt

Imple-

mentie-

rung

765 364,9 685 740,6 589 856 256,1 513,5 931,5 556,9 6258,4 625,8

Legende:

1) ausgeschieden

TABELLE 4: ZUSAMMENGEFÜHRTES MENGENGERÜST DER INTERVENTION

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

31

Bewertung des Ressourcenverbrauchs

Der identifizierte Ressourcenverbrauch ist im nächsten Schritt ökonomisch zu bewerten (z.B. Mitarbeiter-

stunden X durchschnittliche Kosten pro MA-Stunde). Für die Bewertung wurden die erfragten Bruttolöhne

im Projekt „LohnSpiegel“ genutzt. Diese Untersuchung hat die Erhebung und Analyse von Einkommens-

und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Deutschland zum Gegenstand und wird vom Wirtschafts- und

Sozialwissenschaftlichen Institut in der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) durchgeführt. Die Auswertung von

Einkommensdaten für Pflegeberufe bezieht sich auf 3.965 Datensätze, die von 2006 bis Anfang 2013 mittels

Online-Befragung erhoben wurden. Die ermittelten Bruttomonatsgehälter basieren auf kalkulierten 38 Stun-

den Arbeitszeit pro Woche (Bispinck et al., 2013). Zum Vergleich (Abbildung 2) dieser Bruttolöhne liegen

Erhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) vor.

ABBILDUNG 2: BRUTTOMONATSVERDIENSTE IN AUSGEWÄHLTEN PFLEGEBERUFEN IN EURO (BISPINCK ET AL., 2013, BOGAI ET AL., 2015)

Die Studie „Was man in den Pflegeberufen in Deutschland verdient“ (Bogai et al., 2015) des IAB basiert auf

die analysiert Bruttoarbeitsentgelte, die im Meldeverfahren zur Sozialversicherung erhoben werden. Insge-

samt wurden die Daten von 219.246 Fachkräften und 192.112 HelferInnen in der Altenpflege ausgewertet.

Dabei wurde der Entgeltmedian ermittelt. Der Median ist der Wert einer Einkommensverteilung, der genau

in der Mitte aller Einzelwerte liegt. Für die Fachkräfte in der Altenpflege betrug dieser Wert 2.568 Euro und

für die HelferInnen 1.855 Euro. Die hier beobachteten Bruttolöhne für die Fachkräfte liegen um 378 Euro

über den vom LohnSpiegel des WSI ermittelten Bruttolöhnen. Allerdings wird in der IAB Studie nicht nach

Funktionen differenziert. Dies hat zur Folge, dass Funktionszulagen die erhobenen Bruttolöhne steigern.

Beim WSI LohnSpiegel werden dagegen Leitungskräfte differenziert ausgewiesen. Bei den HelferInnen in

der Altenpflege beträgt der Unterschied zwischen den benannten Studien 36 Euro (WSI LohnSpiegel: 1.891

2600

2190

1890

2410

2568

1855

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

StationsleiterIn Altenpflege

Fachkraft Altenpflege

HelferIn Altenpflege

Pflegeberufe, insgesamt

IAB

WSI LohnSpiegel

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

32

Euro; IAB 1.855 Euro). Aufgrund der stärkeren Ausdifferenzierung der Angaben wurde bei der vorliegen-

den Bewertung auf die Bruttolohnangaben des WSI LohnSpiegel zurückgegriffen.

Neben der monetären Bewertung der eingesetzten Arbeitsstunden bedarf es zudem der Bemessung der ins-

gesamt zur Verfügung stehenden Arbeitszeit für die weiteren Analysen. Im Folgenden werden die Bedin-

gungen Arbeitszeitberechnungen analog der Berechnungen der „Kosten eines Arbeitsplatzes im öffentlichen

Dienst“ von Götz und Schnitzenbaume (2013) durchgeführt (Tabellen 5 und 6).

Die Studie „Was man in den Pflegeberufen in Deutschland verdient“ (Bogai et al., 2015) des IAB basiert auf

die analysiert Bruttoarbeitsentgelte, die im Meldeverfahren zur Sozialversicherung erhoben werden. Insge-

samt wurden die Daten von 219.246 Fachkräften und 192.112 HelferInnen in der Altenpflege ausgewertet.

Dabei wurde der Entgeltmedian ermittelt. Der Median ist der Wert einer Einkommensverteilung, der genau

in der Mitte aller Einzelwerte liegt. Für die Fachkräfte in der Altenpflege betrug dieser Wert 2.568 Euro und

für die HelferInnen 1.855 Euro. Die hier beobachteten Bruttolöhne für die Fachkräfte liegen um 378 Euro

über den vom LohnSpiegel des WSI ermittelten Bruttolöhnen. Allerdings wird in der IAB Studie nicht nach

Funktionen differenziert. Dies hat zur Folge, dass Funktionszulagen die erhobenen Bruttolöhne steigern.

Beim WSI LohnSpiegel werden dagegen Leitungskräfte differenziert ausgewiesen. Bei den HelferInnen in

der Altenpflege beträgt der Unterschied zwischen den benannten Studien 36 Euro (WSI LohnSpiegel: 1.891

Euro; IAB 1.855 Euro). Aufgrund der stärkeren Ausdifferenzierung der Angaben wurde bei der vorliegen-

den Bewertung auf die Bruttolohnangaben des WSI LohnSpiegel zurückgegriffen.

Neben der monetären Bewertung der eingesetzten Arbeitsstunden bedarf es zudem der Bemessung der ins-

gesamt zur Verfügung stehenden Arbeitszeit für die weiteren Analysen. Im Folgenden werden die Bedin-

gungen Arbeitszeitberechnungen analog der Berechnungen der „Kosten eines Arbeitsplatzes im öffentlichen

Dienst“ von Götz und Schnitzenbaume (2013) durchgeführt (Tabelle 5 und Tabelle 6).

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

33

Nummer Kostenart Bemerkung 1 Durchschnittsentgelt der jeweiligen

Entgeltgruppe für 12 Monate

2 Jahressonderzahlung entsprechend der jeweiligen Höhe in den Entgeltgruppen; einmalige Zahlung

3 Erschwerniszuschläge nur bei ehemaligen Arbeitern; Pauscha-lansatz 50 Euro; für 12 Monate

4 Vermögenswirksame Leistungen derzeit 79,80 Euro; Jahresbetrag

5 Leistungsentgelt nach § 18 Abs. 3 Satz 1 TVöD

2 % der ständigen Monatswerte

6 Arbeitgeberanteile zur Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie Zusatzversorgung

mit Berücksichtigung der Beitragsbe-messungsgrenzen und der jeweils geltenden Arbeitgeberanteile

7 gesetzliche Unfallversicherung und Umlagen U 1 und U 2

abhängig unter anderem von Gefahr-klassender Betriebe, Umlagen individu-ell von Krankenkassen festgesetzt; bei pauschaler Berechnung wegen deren Geringfügigkeit nicht berücksichtigt

TABELLE 5: PERSONALKOSTENANTEILE (VGL. GÖTZ, SCHNITZENBAUM (2013) )

Beamte Beschäftigte Zahl der Tage eines Jahres abzüglich:

Samstage und Sonntage Feiertage Krankheitstage Urlaub und Dienstbefreiungstage

365

104 12 10 33

365

104 12 10 33

verbleiben mögliche Arbeitstage oder Jahresarbeitsstunden oder Jahresarbeitsminuten

206

1.648

98.880

206

1.607

96.420 TABELLE 6: BERECHUNG DER JAHRESARBEITSSTUNDEN EINER NORMALARBEITSKRAFT (NK) BEAMTE UND BESCHÄFTIGTE (VGL. GÖTZ, SCHNITZEN-BAUM (2013))

Allerdings erscheint der Ansatz von Götz & Schnitzenbaume (2013) nicht geeignet, den vergleichsweise

hohen krankheitsbedingten Ausfall bei Pflegekräften angemessen zu berücksichtigen (13,7 Tage, DAK

2015). Zudem sind durchschnittlich drei Fort- und Weiterbildungstage, die ebenfalls zu Abwesenheit führen,

berücksichtigt. Im vorliegenden Fall wird daher von durchschnittlich 199 Arbeitstagen für die Berechnungen

der Bruttostundenvergütungen ausgegangen.

Aufgrund dieser Grundlagen lassen sich für die Bewertung des Personaleinsatzes im Rahmen des vorliegen-

den Projektes die in Tabelle 4 aufgezeigten Bewertungsansätze berechnen.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

34

Analyse weiterer Effekt der Fallbesprechungen und ökonomische Bewertung

Die Einführung von Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen können vielfälti-

ge Auswirkungen und ökonomische Folgen wie beispielsweise bei Entwicklung von Krankenhausaufenthal-

ten, der Entwicklung von Arztkontakten oder der Entwicklung des Pflegebedarfs – haben.

Im Rahmen der vorliegenden Analysen können Organisationsdaten zu mitarbeiterbezogen Auswirkungen

ausgewertet werden. Es liegen für jede Beobachtungsphase Informationen zur Entwicklung der

Fluktuation,

Ausfallzeiten und

Fort- und Weiterbildungszeiten

vor. Etwaige Veränderungen hier können auch ökonomische Implikationen haben. Im ersten Schritt war hier

zu prüfen, ob die erwarteten Auswirkungen auf die MitarbeiterInnen messbar sind. Dazu erfolgte ein Ver-

gleich der Ausprägungen dieser Variablen im Kontrollzeitraum zur Ausprägung im Follow up. Insgesamt

konnten aufgrund des Stepped-Wedge-Design maximal 72 Beobachtungen zu den benannten Organisations-

daten zu 6 Erhebungszeitpunkten (T1-T6) erhoben werden.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

35

3.2. Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation

In dem Forschungsprojekt Fallbesprechung bei Demenz (FallDem) beteiligten sich zu Beginn der Datener-

hebung (T0) insgesamt 12 Einrichtungen (6 Einrichtungen aus der Intervention WELCOME-NEO + 6 Ein-

richtungen aus der Intervention WELCOME-IdA) mit 404 Bewohnern. Hiervon wurden 56 Bewohner aus-

geschlossen, weil sie die Ein- und Ausschlusskriterien nicht erfüllt haben bzw. ihre Zustimmung an der Stu-

die abgelehnt hatten. Somit konnten schlussendlich 348 Menschen mit Demenz in die Studie eingeschlossen

werden. Im Zeitraum der Datenerhebung von 13 Monaten (T0 bis T6) sind insgesamt 155 Bewohner ver-

storben, weitere 10 wurden ausgeschlossen wegen u.a. Umzug in eine andere Einrichtung oder weil sie die

Einschlusskriterien nicht mehr erfüllten. Um die benötigte Fallzahl in der Studie bis zum Ende der Studie

erreichen zu können, wurden während der Datenerhebung - zu unterschiedlichen Zeitpunkten - insgesamt

118 weitere Bewohner in die Studie eingeschlossen.

Zwei Einrichtungen aus dem Interventionsarm WELCOME-IdA haben im Studienverlauf (zum Datenerhe-

bungszeitpunkt T3 bzw. T4) das Projekt aufgrund begrenzter Ressourcen verlassen.

3.2.1 Demografie und Charakteristika der Bewohner/ Mitarbeiter zu Studienbeginn

Bewohner mit Demenz

Zum Start der Studien waren mehr als zwei Drittel (73.3 %) der 348 befragten Bewohner weiblich und im

Durchschnitt 84.5 Jahre alt. Dabei lag bei 328 (90 %) der Bewohner eine schwere oder sehr schwere De-

menz vor. Zu Beginn der Datenerhebung waren die meisten (73%) Bewohner in die Pflegestufen II und III

gruppiert. Die Studienteilnehmer sind im Bundesvergleich stärker pflegebedürftig (Pflegestufe 3 des SGB

XI 30.7%, im Bundesdurchschnitt 20.7%). Die Selbstpflegefähigkeit der Bewohner, gemessen mit der

PSMS (Lawton and Brody, 1969), steigt in allen Subskalen über die Zeitdauer der Studie an, am stärksten

bei der Mobilität und dem Ankleiden und dem Duschen.

In der WELCOME-IdA Gruppe gab es mehr Männer und mehr Menschen mit starken kognitiven Ein-

schränkungen, die zudem stärker pflegebedürftig sind (Tabelle 7).

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

36

Baseline Intervention WELCOME–NEO (T0)

n=181(100%)

Baseline Intervention WELCOME-IdA (T0)

n=167(100%) Einrichtungen 6 6 Bewohner: Geschlecht weiblich 143 (79) 112 (67.1) Alter(Mittelwert/Standardabweichung) 84.9/ 7.9 Jahre 84.0/8.4 Jahre Schweregrad der Demenz Absolut(%) Absolut(%) Keine Demenz Keine Keine Leichte altersbedingte kognitive Ein-schränkungen

6(3.6) 1 (0.6)

Leichte Demenz 5 (2.8) 5 (3.0) Mittelschwere Demenz 2(1.1) 1 (0.6) Schwere Demenz 102(56.4) 102 (61.1) Sehr schwere Demenz 66(36.5) 58 (34.7) Pflegestufen Pflegestufe 0 Keine 1 (0.6) Pflegestufe 1 53 (29.3) 37 (22.2) Pflegestufe 2 74 (40.9) 72 (43.1) Pflegestufe 3 54 (29.8) 53 (31.7) Pflegestufe: Härtefallregelung Keine 4 (2.4) NPI-NH Prävalenz3 Baseline (T0)

n=181(100%) Baseline (T0) n=167 (100%)

NPI-NH_12 Gesamt 110 (60.8) 114 (68.3) NPI-NH_10 Gesamt 104 (57.5) 103 (61.7) Halluzination 8 (4.4) 1 (0.6) Wahnvorstellung 13 (7.2) 15 (9.0) Agitation 48 (26.5) 33 (19.8) Apathie 42(23.2) 43 (25.7) Depression 31(17.1) 25 (15.0) Angst 23 (12.7) 19 (11.4) Euphorie 4 (2.2) 1 (0.6) Enthemmung 15 (8.3) 14 (8.4) Reizbarkeit /Labilität 48 (26.5) 30 (18.0) Motorisches Verhalten 23 (12.7) 31 (18.6) Tag und Nacht Rhythmus 22 (12.2) 21 (12.6) Essverhalten 26 (14.4) 23 (13.8) Lebensqualität (Qualidem)4

In % (SD) In % (SD)

A: Pflegebeziehung 75.2 (26.0) 75.0 (21.5) B: Positiver Affekt 74.7 (25.8) 69.9 (25.9) C: Negative Affekte+ 79.0 (26.7) 76.8 (21.9) D: Ruheloses Verhalten+ 78.7 (28.1) 60.4 (32.2) E: Positives Selbstbild 88.1 (21.5) 79.4 (24.8) F: Soziale Beziehungen 73.9 (24.1) 65.7 (24.8) G: Soziale Isolation+ 80.2 (24.3) 77.0 (24.1) H: Sich zuhause fühlen 87.2 (21.2) 81.4 (21.0) I: Etwas zu tun haben 47.7 (32.4) 41.0 (27.9)

TABELLE 7: BASELINE CHARAKTERISTIKA BEWOHNER DIFFERENNZIERT NACH WELCOME- IDA UND WELCOME-NEO

3 Erläuterunge zur Berechnung: NPI- NH: Berechnung der Gesamtprävalenz erfolgt beim Vorliegen von mindestens einem herausfornden Verhaltens. 4 Erläuterunge zur Berechnung:Qualidem: Darstellung der Lebensqualität in %; je höher der Wert desto besser; max.= 100%

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

37

Mitarbeitende der teilnehmenden Wohnbereiche

Zum Studienbeginn wurden 224 Mitarbeitende aus 12 Einrichtungen befragt. Etwa die Hälfte (46%) der

Befragten 224 Mitarbeitende sind Fachkräfte (Altenpflege oder Gesundheits- und Krankenpfleger). Demge-

genüber stehen etwa 33.5% Pflegehilfskräfte, bei weiteren 20% konnte die Qualifikation nicht genau zuge-

ordnet werden. Der überwiegende Anteil der Befragten ist weiblich (86 %). Der Altersdurchschnitt beträgt

45 Jahre. Über 80% der Befragten haben einen Stellenanteil von mehr als 50%. Nur in 18.6% der Fälle ar-

beiten die Pflegenden mit einem Stellenanteil von weniger als 50%.

Es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Interventionsgruppen. In der WELCOME-IdA Gruppe

sind deutlich mehr Vollzeitbeschäftigte als in der WELCOME-NEO Gruppe (Tabelle 8). Baseline Intervention

WELCOME-NEO (T0) n=138 (100%)

Baseline Intervention WELCOME-IdA (T0)

n=86 (100%) Einrichtungen 6 6 Fachkraft In % (SD In % (SD Altenpflege 41 (30.0) 37 (43.0) Krankenpflege 15 (11.0) 10 (11.6) Hilfskraft mit Ausbildung 18 (13.0) 5 (5.8) Hilfskraft ohne Ausbildung 29 (21.0) 23 (26.7) Sonstige (u.a. Sozialer Dienst, Alltagsbeglei-tung)

35 (25.4) 11 (12.8)

Geschlecht 138 (100%) 85 (100%) weiblich 122 (88.0) 72 (84.7) Alter Mittelwert (Standardabweichung) 45.1 (11.0) 44.6 (11.6) Stellenanteil 100% Stellenanteil 38 (28.4) 46 (53.5) > 50%Stellenanteil 68 (50.7) 27 (31.4) <= 50 % Stellenanteil 28 (20.1) 13 (15.1) Copenhagen Burnout Inventory (Punktscore)5

Baseline (T0) n=138 (100%)

Baseline (T0) n=86 (100%)

Klientenbezogener Risikoindikator eines Burnouts

19.56 (16.1) 22.21 (15.7)

Personenbezogener Risikoindikator eines Burnouts

38.36 (22.4) 40.12 (19.1)

Arbeitsbezogener Risikoindikator eines Burn-out

30.81 (14.9) 34.19 (13.7)

Bela Dem6 Mittelwert/SD Mittelwert/SD Aggressives Verhalten 20.71 (23.5) 15.35 (15.4) Hilflosigkeit 34.0 (20.0) 28.60 (19.5) Quantitative Anforderungen 36.60 (22.0) 36.88 (19.8) Akustische Störungen 35.00 (23.0) 39.8 (24.9) Menschen mit Demenz „ruhig stellen“ 2.86 (3.0) 2.73 (2.4) Probleme nicht mit anderen Teilen 1.86 (2.4) 1.91 (2.2) Menschen mit Demenz waren apathisch 2.53 (2.4) 2.46 (2.1) Umgang mit Angehörigen war fordernd 3.33 (3.0) 4.18 (2.9)

TABELLE 8: BASELINE CHARAKTERISTIKA MITARBEITENDE DIFFERENNZIERT NACH WELCOME- IDA UND WELCOME-NEO

5 Hinweis zur Berechnung: Der Copenhagen – Burnout Inventory ermöglicht die Berechnung eines Punktwertes; Werte >=50 deuten auf ein Risiko eines Burnouts hin. 6 Hinweis zur Berechnung: Höhere Werte des Bela Dem werden mit einem größeren Belastungserleben der Pflegenden bei der Pflege von Menschen mit Demenz assoziiert

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

38

3.2.2 Ergebnisse zur Prozessevaluation

Um Einblicke in die Implementierung der Intervention zu erhalten, wurde zunächst untersucht, ob die Fall-

besprechungskonzepte wie geplant eingeführt und im Anschluss von den teilnehmenden Einrichtungen

planmäßig fortgeführt wurden (Wiedergabetreue der Intervention)

3.2.2.1 Wiedergabetreue der Intervention

Wiedergabetreue der Module hinsichtlich Häufigkeit, Dauer, Inhalte der Module I-IV

Die Ergebnisse zeigen, dass alle Module (I-IV) sowohl in den 4 WELCOME-IdA Einrichtungen als auch

den 6 WELCOME-NEO Einrichtungen entsprechend der Häufigkeit, Dauer und den Inhalten des Curricu-

lums angeboten wurden. Die Dauer des Moduls IV zur Coaching der Steuerungsgruppe wurde in beiden

Interventionsarmen deutlich verkürzt und nicht in der geplanten Intensität von 10 Coaching Stunden wahr-

genommen (WELCOME-IdA Arm: in 3 von 4 Einrichtungen zeitliche Kürzungen zwischen 3.75-0.75 Stun-

den; WELCOME-NEO Arm: in 3 von 6 Einrichtungen zeitliche Kürzungen zwischen 4.25-1.25 Stunden).

Wiedergabetreue hinsichtlich Teilnehmerzahl der Module I-IV

Bezogen auf die Teilnehmerzahl haben im Durchschnitt mehr Personen pro Einrichtung die Module I-IV

besucht als im Projekt angedacht war, wobei es große Spannweiten zwischen den Einrichtungen gab, wenn

man die Mindestteilnehmerzahl (min.) mit der maximalen Teilnehmerzahl (max.) der Einrichtungen ver-

gleicht. Ausnahme bildet das dritte Coaching der Steuerungsgruppe in den WELCOME-NEO Einrichtun-

gen; hier wurde die angedachte Personenzahl durchschnittlich nicht erreicht (Tabelle 9).

Page 41: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

39

Wiedergabetreue der Module bezogen auf

Teilnehmerzahl Gesamt

Mittelwert (min./max.)

Geplante Teilnehmer-

zahl pro Einrichtung

WEL-COME-

IdA

WEL-COME-

NEO

WELCOME- IdA

WELCOME-NEO

WELCOME-IdA & WELCOME-

NEO I. Demenz und herausfordern-des Verhalten

97 177 24.25 (20-27) 29.5 (12-56) 10

II: Fallbesprechungskonzept 1. Fortbildungstag 2. Fortbildungstag

50 52

91 96

13.0 (4-19) 12.5 (4-11)

15.2 (7-24) 16 (9-23)

10 10

III. Moderation 1. Fortbildungstag 2. Fortbildungstag

26 26

36 32

6.5 (4-10) 6.5 (4-10)

6 (3-11) 5.3 (3-8)

4 4

IV Steuerungsgruppe 1. Coaching 2. Coaching 3. Coaching

16 22 12

20* 25 23

5.3 (5-6) 5.5 (4-7) 4 (2-5)

4 (3-6)

4.2 (3-6) 3.8 (1-6)

4-5 4-5 4-5

Legende: * 1 fehlende Angabe TABELLE 9: TEILNEHMENDE DER MODULE I-IV

Wiedergabetreue Training on the Job: Häufigkeit, Dauer, Inhalte des Moduls V

In Ergänzung zu den Modulen I-IV wurde die Wiedergabetreue des Trainings on the Job (ToJ) (Modul V)

analysiert. Die ToJ hatten zum Ziel, dass die Fallbesprechungen nach dem Konzept WELCOME-IdA an

konkreten Bewohnerfällen praktisch erprobt werden.

In den WELCOME-IdA Einrichtungen wurden 27 der 32 (84%) geplanten Trainings on the Job realisiert.

Zu Beginn der Trainingsphase wurde in einem Team das ToJ dazu verwendet, organisatorische Unklarheiten

bezogen auf die Durchführung des Projektes zu klären, weshalb in diesem Training keine Fallbesprechung

stattfand. In einer weiteren Einrichtung hat durchgängig nur ein von zwei Teams an den ToJ teilgenommen,

wodurch in dieser Einrichtung 4 ToJ weniger stattfanden. Die Dauer der ToJ (3h) wurde mit einer Ausnah-

me eingehalten, hingegen gab es Abweichungen bezogen auf die Prozess- und Rollenstruktur in den beglei-

teten Fallbesprechungen. Abweichungen in der Prozessstruktur zeichneten sich dadurch aus, dass keine kla-

ren Ziele formuliert bzw. keine Maßnahmen innerhalb der Fallbesprechungen erarbeitet wurden. Abwei-

chungen in der Rollenstruktur ergaben sich daraus, dass weniger Personen als geplant (max. 4) an den Fall-

besprechungen teilgenommen haben und somit die angedachten Mindestgröße von 2 Reflektionspartnern

nicht realisiert wurde. Alle Trainings on the Job fanden jedoch in einem ungestörten Raum abseits des Stati-

onsalltags statt.

In den WELCOME-NEO Einrichtungen wurden 47 der 48 (98%) geplanten Trainings on the Job realisiert.

In einem Team ist das dritte Training on the Job ausgefallen. Bezogen auf die geplante Dauer der ToJ ist

auffällig, dass nur in der Hälfte der Teams die Gesamtdauer des Trainings von 3 Stunden pro Training in

Page 42: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

40

Anspruch genommen wurde. In den anderen Einrichtungen wurde das Training mit Mittel um 1.5 Stunden

reduziert, teilweise lag die Dauer des ToJ unter der geforderten Mindestdauer einer Fallbesprechung von 60

Minuten. Die Prozessstruktur der Fallbesprechungen wurde durchgängig eingehalten, Abweichungen gab es

in der Rollenstruktur, die sich hauptsächlich durch eine zu geringe Teilnehmerzahl an Reflektionspartnern

auszeichnete. Alle Trainings fanden auch hier mit einer Ausnahme in einem ungestörten Raum abseits des

Stationsalltags statt.

Kontinuität der Teilnehmer im Zeitverlauf

In einem letzten Schritt wurde überprüft, ob an den Trainings on the Job fortlaufend min. 5 Personen teilge-

nommen haben, die zuvor auch an beiden Fortbildungstagen zur Vermittlung der Inhalte des jeweiligen

Fallbesprechungskonzepts (Modul II: WELCOME-IdA oder WELCOME-NEO) anwesend waren. Diese

Zusammenstellung ist von Bedeutung, damit ein kontinuierlicher Lernprozess stattfinden kann.

In den WELCOME-IdA Einrichtungen zeigte sich im Ergebnis, dass in 5 von 7 Teams ein entsprechendes

Kernteam von min. 5 Personen zusammengestellt wurde, über das eine Kontinuität der Teilnahme gewähr-

leistet wurde.

In den WELCOME-NEO Einrichtungen wiesen lediglich 2 der 12 Teams eine konstante Gruppe von 5 Per-

sonen auf, die ausgehend von dem Fortbildungsmodel II auch die nachfolgenden Trainings on the Job

durchlaufen haben. In den verbleibenden 10 Teams war ein entsprechendes Kernteam nicht vorzufinden.

Fortführung der selbstständigen Fallbesprechungen

Nach Beendigung des Trainings on the Job fuehrt jedes Team selbstständig vier Fallbesprechungen nach

dem jeweiligen Fallbesprechungskonzept (WELCOME-IdA oder WELCOME-NEO) fort.

Im Ergebnis haben die 7 Teams der WELCOME-IdA-Einrichtungen insgesamt 20 der 28 (71%) geplanten

Fallbesprechungen durchgeführt. Insbesondere wurde zu Beginn der selbständigen Phase von einigen Teams

die 1. oder 2. Fallbesprechung nicht umgesetzt.

Bezogen auf die Kernkriterien der Fallbesprechungen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bereits während des

ToJ. Die Prozessstruktur der Fallbesprechungen wurde mehrfach nicht eingehalten. Dagegen wurde die

Mindestdauer als auch die Rollenstruktur weitestgehend eingehalten. Alle Fallbesprechungen fanden in ei-

nem ungestörten Raum abseits des Stationsalltages statt.

Page 43: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

41

In den WELCOME-NEO Einrichtungen haben die 12 Teams im Anschluss an das Training on Job 25 der

geplanten 48 Fallbesprechungen realisiert (52%). Insbesondere zu Beginn und am Ende der selbständigen

Phase fanden in vielen Teams keine Fallbesprechungen statt. Die Mindestdauer der Fallbesprechungen von

60 Minuten wurde mit wenigen Ausnahmen eingehalten, ebenso die Prozess- und Rollenstruktur. Alle Fall-

besprechungen fanden in einem ungestörten Raum abseits des Stationsalltages statt.

Besprochene Bewohnerfälle

Wird abschließend die Anzahl an Fälle betrachtet, die im Zuge des ToJ und der selbstständigen Fallbespre-

chungen besprochen wurden, lässt sich festhalten, dass in den WELCOME-IdA-Einrichtungen insgesamt 43

Fälle besprochen wurden, davon waren 34 Bewohner gleichzeitig Studienteilnehmende 5 Bewohnern konn-

ten aufgrund fehlender Daten nicht zugeordnet, 5 Bewohner wurden über den Zeitraum der Interventions-

phase (7 Monate) zweimal besprochen.

In den WELCOME-NEO Einrichtungen wurden insgesamt 76 Fälle (Bewohner) besprochen, davon waren

54 Bewohner in der Studie, 11 waren nicht in der Studie und bei 10 Bewohnern war aufgrund fehlender Da-

ten keine Zuordnung möglich. 5 Bewohner wurden zweimal im Zuge der Interventionsphase besprochen.

3.2.2.2 Zusammenfassung Wiedergabetreue der Intervention

Im Vergleich der beiden Interventionsgruppen (WELCOME-IdA & WELCOME-NEO) lässt sich zusam-

menfassend festhalten, dass die Häufigkeit, Dauer und Inhalte der Module I-IV durchgängig eingehalten

wurden, mit Ausnahme des Moduls IV, in der die Dauer des Coachings für die Steuerungsgruppen in beiden

Interventionsgruppen reduziert wurde.

In beiden Interventionsarmen wurde im Mittel die Mindestzahl an Teilnehmern pro Modul (I-V) erreicht,

wobei die Spannweite zwischen den Einrichtungen sehr groß war. Die Trainings on the Job (Modul V) wur-

den fast durchgängig von beiden Gruppen in Anspruch genommen, wobei die Trainings on Job in der Inter-

ventionsgruppe mit WELCOME-NEO vielfach in ihrer Dauer reduziert wurden.

Während des ToJ zeichneten sich in den Einrichtungen mit dem Fallbesprechungskonzept WELCOME-IdA

Abweichungen in der Prozessstruktur ab, die auf fehlende Zielen und Maßnahmen zurückzuführen waren.

Abweichungen in der Rollenstruktur war in beiden Interventionsgruppen vorzufinden, meist aufgrund von

zu wenigen Reflexionspartnern. Damit korrespondierend ist festzuhalten, dass eine fortlaufende Kontinuität

Page 44: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

42

von min. 5 Teilnehmern während des Trainings on the Job oftmals nicht gegeben war. Insbesondere in den

Einrichtungen mit WELCOME-NEO war ein entsprechendes Kernteam nicht vorhanden.

In der Phase der selbstständigen Durchführung der Fallbesprechungen konnten viele Fallbesprechungen

nicht stattfinden, insbesondere in den Einrichtungen mit WELCOME-NEO konnte nur gut die Hälfte der

geplanten Fallbesprechungen realisiert werden. In der Interventionsgruppe zu WELCOME-IdA zeigen sich

ähnliche Abweichungen in der Prozessstruktur, wie sie zuvor auch in den ToJ vorzufinden waren. In beiden

Interventionsgruppen wurden die Fallbesprechungen überwiegend zu denjenigenBewohnern durchgeführt,

von denen zugleich quantitative Daten zur Beantwortung der Wirksamkeit der beiden Fallbesprechungskon-

zepte durchgeführt wurden (siehe Effektstudie). Insgesamt betrachtet ist zu beachten, dass sich diese Infor-

mationen auf verschiedene Datenquellen (u.a. Fallbesprechungsprotokolle) beziehen und nicht immer ein-

deutig nachvollzogen werden konnte, wie viele FB’s tatsächlich realisiert wurden. Insofern ergibt sich die

Notwendigkeit, diese quantitativen Informationen vorsichtig zu betrachten und den Umstand fehlender Da-

ten in der Interpretationsphase zu berücksichtigen.

3.2.3 Ergebnisse zur Wirksamkeit der beiden Fallbesprechungskonzepte

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf den Daten von 10 Einrichtungen (4 Einrichtungen WELCOME-

IdA; 6 Einrichtungen WELCOME-NEO), da zwei Einrichtungen während der Studie ausgeschieden sind

(vor Beginn der Interventionsphase).

3.2.3.1 Intervention WELCOME-IdA: Wirksamkeit auf Bewohnerebene

In der WELCOME-IdA Gruppe zeigt sich, dass die Prävalenzrate des herausfordernden Verhaltens von an-

fänglich 77.1% auf 80.5% in der Interventionsphase bzw. 80.1% in der Follow-up Phase ansteigt. Jeder der

einzelnen Verhaltensformen des NPI-NH zeigte ebenfalls ein Steigerung hinsichtlich Prävalenz des heraus-

fordernden Verhaltens. Die Verhaltensformen Angst (von 8.5% zu 17.9%) und Agitation (15.1% zu 26.9%)

zeigen hier die größten negativen Veränderungen (Tabelle 10).

Page 45: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

43

INTERVENTION

WELCOME-IdA

Beobachtungen = 969

Kontrolle

Beobachtungen=563

(100%)

Intervention

Beobachtungen =205

(100%)

Follow-up

Beobachtungen =201

(100%)

NPI-NH Prävalenz Prozent (SD in %)

NPI-NH-12 (gesamt) 434 (77.1%) 165 (80.5) 161 (80.1)

NPI-NH_10 (gesamt) 411 (73.0) 155 (75.6) 153 (76.1)

Halluzination 16 (2.8) 12 (5.9) 14 (3.2)

Wahnvorstellung 31 (5.5) 6 (2.9) 13 (6.5)

Agitation 85 (15.1) 52 (25.4) 54 (26.9)

Apathie 112 (19.9) 41 (20.0) 38 (19.9)

Depression 52 (9.2) 22 (10.7) 24 (11.9)

Angst 48 (8.5) 23 (11.2) 36 (17.9)

Euphorie 10 (1.8) 4 (2.0) 3 (1.5)

Enthemmung 34 (6.0) 9 (4.4) 10 (5.0)

Reizbarkeit /Labilität 75 (13.3) 34 (16.6) 28 (13.9)

Motorisches Verhalten 80 (14.2) 36 (17.6) 36 (17.9)

Tag und Nacht Rhyth-mus 49 (8.7) 22 (10.7) 16 (8.0)

Essverhalten 65 (10.7) 44 (12.2) 31 (10.9)

TABELLE 10: INTERVENTION WELCOME-IDA – DESKREPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN KONTROLLE-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME VERHALTEN

Bezogen auf die Lebensqualität (gemessen mit dem Intrument Qualidem) zeigten sich in der Deskription

tendenziell eine Verschlechterung bzw. keine Unterschiede hinsichtlich einzelnen Dimensionen (u.a. Pfle-

gebeziehung), diese stellten sich jedoch als nicht statistisch signifikant heraus (Tabelle 11):

Page 46: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

44

INTERVENTION WELCOME - IdA

Kontrolle Beobachtungen =563

(100%)

Intervention Beobachtungen =205

(100%)

Follow-up Beobachtungen =201

(100%)

Qualidem Prozent (SD in %)

A: Pflegebeziehung 78.8 (20.2) 71.5 (21.6) 69.2 (24.0)

B: Positiver Affekt 70.1 (26.8) 70.2 (25.3) 72.1 (23.4)

C: Negative Affekte+ 78.0 (21.1) 73.0 (22.0) 75.0 (22.0)

D: Ruheloses Verhalten+ 69.4 (30.4) 65.8 (30.2) 60.8 (29.9)

E: Positives Selbstbild 82.2 (22.8) 73.6 (27.4) 78.8 (22.8)

F: Soziale Beziehungen 66.8 (23.9) 66.4 (22.2) 67.6 (20.6)

G: Soziale Isolation+ 81.3 (22.6) 75.7 (23.1) 74.1 (23.7)

H: Sich zuhause fühlen 85.5 (17.8) 79.7 (19.8) 76.9 (18.6)

I: Etwas zu tun haben 37.6 (28.8) 36.0 (29.6) 36.5 (27.9)

TABELLE 11: INTERVENTION WELCOME -IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT

Zur Analyse der primären Zielgröße der Studie wurde ein lineares gemischtes Model genutzt. Das Lineare

gemischte Model berücksichtigt die spezielle Datenstruktur (nicht unabhängige und genestete Daten) der

Studie und berücksichtig relevante Merkmale/Größen, die Einfluss auf das Ergebnis haben könnte.

Die Prävalenz des herausfordernden Verhaltens) wird als fester Effekte im Model berücksichtigt. Die unter-

schiedlichen Einrichtungen, die Bewohner in den Einrichtungen und die Wechselwirkungen zwischen dem

Datenzeitpunkt/oder der Zeitdauer und Einrichtungen fungierten als zufällige Effekte. Als möglichen zusätz-

lichen Einflussfaktoren auf das herausfordernde Verhalten wurden berücksichtigt: das Geschlecht, Schmer-

zen, Erkrankungen, Psychopharmarka-, Sedativa-und Analgetika-Einnahme und die Pflegebedürftigkeit.

Das statistische Modell zeigt, dass die Veränderungen der Prävalenz des Verhaltens zwischen Kontrolle und

Intervention (8.3 % (-1.4% bis + 18%); p-Wert = 0.1022) bzw. Kontrolle und Follow-up (5.7 % (-8% bis +

20%);p-Wert = 0.4199), sich als nicht statistisch signifikant erweist. Da das Verhalten Apathie die größte

Reduktion bezüglich der Prävalenz zeigte, wurde auch hier ein Lineares gemischtes Modell mit vergleichba-

ren Parametern angewandt.

Hier zeigte sich, eine statistisch (p<0,05) signifikante Reduktion von 18% - Punkten zwischen Kontrolle und

Interventionsphase. Jedoch sind diese Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren, da das Konfidenzintervall

Page 47: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

45

(Kennzahl für die Präzision der Schätzung) im unteren Bereich nur minimal kleiner als 0 liegt (-36.8% bis -

0.2%) (Abbildung 3).

Im Follow- up stellte sich dagegen die Reduktion des Verhaltens Apathie um -24.3 % als statistisch nicht

signifikant heraus (CI: -49.3% bis 0.6%; p-Wert= 0.0566).

ABBILDUNG 3: INTERVENTION WELCOME-IDA-LINEARES GEMISCHTES MODEL (MIT ALLEN KOVARIATEN) DES VORKOMMENS DES HERAUSFOR-DERNDEN VERHALTENS

Bezüglich der weiteren Sekundären Outcomes wie Lebensqualität und Veränderungen der „Defined Daily

doses bei Psychopharmarka-, Sedativa-und Analgetika stellten sich ebenfalls keine signifikanten Verände-

rungen heraus.

Page 48: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

46

3.2.3.2 Intervention WELCOME-IdA: Wirksamkeit auf Mitarbeiterebene

Insgesamt zeigte sich bezüglich des Punktwertes des Copenhagen Burnout Inventory eine deutliche Redu-

zierung in den verschiedenen Dimensionen Erschöpfung. So reduzierte sich die Werte in der Interventions-

phase im Vergleich zur Kontrollphase in den Subskalen „Persönliche Erschöpfung“ um 2,5 Punkte und im

Follow-up um weitere 1,7 Punkte sowie in der Subskala „Arbeitsbezogene Erschöpfung“ nach Interventi-

onsphase um 2,5 und im follow-up um weitere 1,4 Punkte. Punktwerte dreier Einzelfragen. „Wie oft fühlen

Sie sich müde“, „ Wie oft fühlen Sie sich körperlich erschöpf“ und „Haben Sie genug Energie für Ihre Frei-

zeit mit Familien oder Freunden?“ weisen auf auf das Burnoutrisiko hin . Werte zwei dieser Fragen redu-

zierten sich in der Interventions- bzw. Follow-up Phase unter den kritischen Wert von 50 Punkten (Tabelle

12):

Intervention: WELCOME-IdA

Kontrolle n=224 (100%)

Intervention n=138 (100%)

Follow-up n=86

(100%)

Copenhagen Burnout Inventory (Punktscore)

Person Related Burnout: 43.4 (19.6) 40.9 (21.0) 39.2 (20.0)

Wie oft fühlen Sie sich müde? 55.9 (22.4) 52.1 (24.7) 48.9 (22.8)

Wie oft fühlen Sie sich körperlich erschöpft 53.6 (22.8) 49.5 (24.5) 45.8 (24.4)

Wie oft sind Sie emotional erschöpft? 40.7 (25.0) 43.6 (26.3) 40.7 (22.6)

Wie oft denken Sie: „Ich kann nicht mehr“? 34.5 (25.2) 31.6 (24.2) 30.0 (24.0)

Wie oft fühlen Sie sich ausgelaugt? 44.2 (24.3) 39.4 (23.6) 40.2 (24.0)

Wie oft fühlen Sie sich schwach und krank-heitsanfällig? 32.4 (23.7) 29.7 (21.9) 31.1 (22.7)

Work Related Burnout: 35.1 (14.9) 32.6 (16.0) 31.3 (15.3)

Belastet Ihre Arbeit sie emotional? 43.8 (26.3) 32.3 (25.1) 30.0 (22.8)

Fühlen Sie sich aufgrund Ihrer Arbeit ausge-brannt? 30.0 (25.5) 26.2 (25.0) 24.1 (23.5)

Frustriert Sie Ihre Arbeit? 21.2 (23.1) 22.4 (24.9) 19.2 (21.9)

Fühlen Sie sich nach einem Arbeitstag völlig fertig? 43.3 (23.9) 41.7 (25.8) 40.9 (22.8)

Sind Sie morgens schon erschöpft, wenn Sie an den vor Ihnen liegenden Arbeitstag denken? 29.3 (24.3) 28.3 (24.3) 23.0 (24.6)

Haben Sie das Gefühl, dass jede Arbeitsstunde Sie ermüdet? 27.6 (24.5) 25.5 (25.1) 22.6 (22.7)

Haben Sie genug Energie für Ihre Freizeit mit Familien oder Freunden? 50.1 (25.3) 55.7 (29.7) 58.5 (25.0)

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

47

Client Related Burnout: 22.1 (18.2) 21.1 (18.0) 19.8 (19.8)

Belastet Sie die Arbeit mit den Bewohnern? 22.7 (22.8) 18.9 (19.8) 20.1 (20.1)

Frustriert Sie die Arbeit mit den Bewohnern? 21.0 (23.3) 16.7 (20.4) 15.6 (18.1)

Saugt die Arbeit mit Bewohnern Sie aus? 15.4 (20.5) 20.2 (22.5) 19.2 (20.0)

Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Bewoh-nern mehr geben als diese Ihnen? 23.0 (24.8) 20.2 (22.8) 20.1 (25.3)

Haben Sie die Arbeit mit den Bewohnern satt? 22.8 (23.5) 20.7 (23.0) 17.3 (20.8)

Fragen Sie sich ab und zu, wie lange Sie diese Arbeit mit den Bewohnern noch durchhalten werden

27.9 (26.0) 30.5 (26.9) 27.6 (24.4)

Copenhagen Burnout Inventory (Gesamt) 33.4 (15.7) 31.3 (16.7) 30.3 (15.5)

TABELLE 12: INTERVENTION WELCOME -IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT BURNOUT

Bei den Fragen bezüglich des demenzspezifischen Belastungserleben (BelaDem) zeigten sich im Durch-

schnitt nur unwesentlichen Veränderungen (um 1 Punkt in der Interventionsphase und um weitere 1,3 Punk-

te in Follow-up) (Tabelle 13).

Intervention: WELCOME-IdA

Kontrolle n=224 (100%)

Intervention n=138 (100%)

Follow-up n=86

(100%)

Bela Dem (Punktscore)

Aggressives Verhalten 18.4 (17.2) 19.3 (18.6) 19.0 (19.2)

Hilflosigkeit 31.2 (19.3) 29.6 (18.9) 29.1 (19.5)

Quantitative Anforderungen 36.5 (19.6) 35.5 (21.3) 35.0 (23.7)

Akustische Störungen 38.7 (24.3) 36.7 (22.7) 36.9 (23.8)

Menschen mit Demenz „ruhig stellen“ 2.6 (2.4) 2.6 (2.3) 2.9 (2.4)

Probleme nicht mit anderen Teilen 2.0 (2.2) 1.9 (2.0). 1.7 (1.9)

Menschen mit Demenz waren apathisch 2.5 (2.1) 2.4 (2.1) 2.8 (2.3)

Umgang mit Angehörigen war fordernd 3.8 (2.7) 3.6 (2.7) 3.4 (2.7)

TABELLE 13: INTERVENTION WELCOME IDA -DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME BELASTUNGSERLEBEN

Obwohl in den deskriptiven Ergebnisse eine deutlicher Reduzierung der Risikofaktoren eines Burnoutes in

allen drei Subskalen zu erkennen ist, zeigt sich unter der Berücksichtigung weiterer Einflussgrößen (Quali-

fikation der Mitarbeitenden, Stellenanteil, Zeitdauer der Erhebung, Einrichtungscharakteristika, Belastung

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

48

bei der Pflege von Menschen mit Demenz) nur im Bereich des arbeitsbezogenen Burnouts eine signifikante

Reduzierung des Punktwertes um 4 Punkte (- 4 Punkte; 95%CI:[-7.26 -0.50], p=0.024) von der Kontrolle in

die Interventionsphase. Diese Tendenz setzte sich mit einer Reduktion von 6 Punkten (- 6 Punkte; 95%CI:[-

11.8 -0.50], p=0.034) von der Kontrolle zum Follow-up weiter fort (Abbildung 4).

ABBILDUNG 4: INTERVENTION WELCOME-IDA-LINEARES GEMISCHTES MODEL (MIT ALLEN KOVARIATEN) DES VORKOMMENS EINES RISIKOS FÜR ARBEITSBEZOGENEN BURNOUTS

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

49

3.2.3.3 Intervention WELCOME-NEO: Wirksamkeit auf Bewohnerebene

Die Prävalenzrate des herausfodernden Verhaltens reduzierte sich von anfänglich 71.8% auf 69.3% in der

Interventionsphase bis hin zu 65.5% in der Follow-up Phase Die einzelnen Verhaltensformen verändern sich

unterschiedlich, 6 steigen leicht, 5 werden weniger. Die stärkste Reduktion erfährt erneut die Apathie (von

17.2% auf 13,5% und auf 12,3%). Betrachtet man nur die Veränderungen zwischen der Kontroll- und Inter-

ventionsphase dann hat sich die Prävalenz bei 7 der 12 Verhaltensweisen leicht reduziert (Tabelle 14):

INTERVENTION:

WELCOME-NEO

Beobachtungen = 1253

Kontrolle

Beobachtungen

=607 (100.0)

Intervention

Beobachtungen

=362 (100.0)

Follow-up

Beobachtungen

=284 (100.0)

NPI-NH Prävalenz Prozent (SD in %)

NPI-NH-12 (gesamt) 436 (71.8) 251 (69.3) 186 (65.5)

NPI-NH-10 (gesamt) 405 ( 66.7) 234(64.6) 175 (61.6)

Halluzination 19 (3.1) 9 (2.5) 11 (3.9)

Wahnvorstellung 33 (5.4) 13 (3.6) 18 (6.3)

Agitation 136 (22.4) 79 (21.4) 62 (21.8)

Apathie 105 (17.2) 49 (13.5) 35 (12.3)

Depression 67 (11.0) 45 (12.4) 41(14.4)

Angst 54 (8.9) 39 (10.8) 19 (6.7)

Euphorie 13 (2.1) 6 (1.7) 4 (1.4)

Enthemmung 29 (4.8) 13 (3.6) 19 (6.7)

Reizbarkeit /Labilität 121 (19.9) 76 (21.0) 58 (20.4)

Motorisches Verhalten 91 (15.0) 50 (13.8) 50 (17.6)

Tag und Nacht Rhythmus 65 (10.7) 26 (7.2) 22 (7.7)

Essverhalten 65 (10.7 44 (12.2) 31 (10.9)

TABELLE 14: INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME VERHALTEN

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

50

Bezogen auf die Lebensqualität (gemessen mit dem Intrument Qualidem) zeichnete sich, im Vergleich zur

Intervention – in der WELCOME-IdA Gruppe, ein heterogeneres Bild ab. Im deskriptiven Vergleich zwi-

schen Kontrolle-, Interventions- und Follow-up Phase zeigten sich tendenziell sowohl leichte Verbesserung

in einzelnen Dimensionen (u.a. soziale Beziehung) des Instrumentes, als auch leichte „Verschlechterung“

(Negativer Affekt) (Tabelle 15). Diese stellten sich jedoch als nicht statistisch signifikant heraus.

INTERVENTION:

WELCOME-NEO

Beobachtungen = 1253

Kontrolle

Beobachtungen=607

(100.0)

Intervention

Beobachtungen=362

(100.0)

Follow-up

Beobachtungen=284

(100.0)

Qualidem Prozent (SD in %)

A: Pflegebeziehung 76.7 (26.1) 75.4 (25.8) 76.1 (28.1)

B: Positiver Affekt 76.1 (25.6) 77.5 (25.9) 80.7 (25.0)

C: Negative Affekte+ 82.3 (23.9) 79.0 (26.6) 80.5 (24.8)

D: Ruheloses Verhalten+ 77.6 (28.4) 72.7 (31.3) 76.0 (29.9)

E: Positives Selbstbild 89.4 (19.3) 85.0 (23.8) 86.7 (21.7)

F: Soziale Beziehungen 70.6 (23.7) 71.5 (22.4) 75.3 (20.0)

G: Soziale Isolation+ 80.7 (23.8) 79.9 (22.0) 81.0 (23.6)

H: Sich zuhause fühlen 88.5 (19.8) 89.8 (15.6) 92.7 (14.5)

I: Etwas zu tun haben 44.5 (29.9) 49.1 (30.8) 52.7 (29.8)

TABELLE 15: INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME LEBENSQUALITÄT

Das gemischte lineare Model zeigte nur minimale Veränderungen der Prävalenz zwischen Kontrolle und

Intervention bzw. Kontrolle und Follow-up, die sich als nicht statistisch signifikant erwiesen. Für Apathie,

die die größte Reduktion zeigte, konnten ebenfalls keine statistisch bedeutsamen Veränderungen festgestellt

werden (Tabelle 16).

Bezüglich der weiteren Sekundären Outcomes wie Lebensqualität und Veränderungen der „Defined Daily

dosis bei Psychopharmarka-, Sedativa-und Analgetika stellten sich ebenfalls keine signifikanten Verände-

rungen ein.

Page 53: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

51

INTERVENTION:WELCOME-NEO Beobachtungen = 1253

Unterschied von Kontrolle zur Intervention Kontrolle

in % (95 % CI)

Unterschied von Kontrolle zu Follow-up % (95 % CI)

Primäre Zielgröße

Prävalenz von mindestens einem herausfor-derndem Verhalten (NPI-NH-12)+

1.8 % (-0.9% bis + 12%);

p-Wert = 0.74

-2.7 % (-19% bis + 13%);

p-Wert = 0.74

Prävalenz von apathischen Verhalten (NPI-NH)+

-0.5% (-11% bis 12%); p-Wert=0.9378

-1.7 % (-20% bis 16%); p-Wert=0.8461

TABELLE 16: INTERVENTION WELCOME-NEO: ERGEBNISSE DES LINEAR GEMISCHTEN MODELS

3.2.3.4 Intervention WELCOME-NEO: Wirksamkeit auf Mitarbeiterebene

Die Gesamtpunktzahl der einzelnen Skalen des CBI „Persönliche“, „Arbeitsbezogene“ und „Klienten bezo-

gener Erschöpfung“ hat sich nicht wesentlich verändert Allerdings zeigen die Einzelfragen interessante und

relevante Veränderungen. Das Item „Belastet Ihre Arbeit sie emotional?“, zeigte die größte Verbesserung

von 11,8 Punkten. Eine Verschlechterung der Werte ist bei den Items „Haben Sie genug Energie für Ihre

Freizeit mit Familien oder Freunden?“ zu sehen. Hier steigen die Werte in der Kontrollphase um 8,5 Punkte,

reduzieren sich um 5,4 Punkte in der Follow-up Phase, liegen jedoch über dem Ausganswert und weisen mit

fast 51 Punkten auf ein Risiko für ein Burnout hin (Tabelle 17).

Intervention: WELCOME-NEO

Kontrolle n=384

(100%/SD)

Intervention n=175

(100%/SD)

Follow-Up n=126

(100%/SD)

Copenhagen Burnout Inventory Punktscore

Person Related Burnout: 41.3 (22.1) 39.9 (22.3) 39.5 (19.8)

Wie oft fühlen Sie sich müde? 51.8 (26.0) 48.7 (25.0) 52.2 (23.1)

Wie oft fühlen Sie sich körperlich erschöpft 49.4 (24.9) 45.6 (47.0) 47.0 (22.2)

Wie oft sind Sie emotional erschöpft? 41.5 (25.8) 41.7 (25.8) 38.5 (23.9)

Wie oft denken Sie: „Ich kann nicht mehr“? 30.8 (27.2) 32.3 (26.2) 29.4 (24.8)

Wie oft fühlen Sie sich ausgelaugt? 41.7 (25.4) 39.5 (25.1) 39.9 (24.9)

Wie oft fühlen Sie sich schwach und krank-heitsanfällig? 30.4 (25.5) 31.8 (24.8) 29.8 (24.5)

Work Related Burnout: 31.6 (15.8) 32.0 (15.8) 31.3 (16.4)

Belastet Ihre Arbeit sie emotional? 40.2 (27.2) 33.6 (22.8) 28.4 (24.1)

Page 54: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

52

Intervention: WELCOME-NEO

Kontrolle n=384

(100%/SD)

Intervention n=175

(100%/SD)

Follow-Up n=126

(100%/SD)

Fühlen Sie sich aufgrund Ihrer Arbeit ausgebrannt? 23.8 (24.7) 25.1 (23.6) 25.8 (25.0)

Frustriert Sie Ihre Arbeit? 16.0 (21.5) 18.6 (23.3) 17.2 (21.1)

Fühlen Sie sich nach einem Arbeitstag völlig fertig? 40.0 (26.6) 40.6 (24.8) 42.3 (25.5)

Sind Sie morgens schon erschöpft, wenn Sie an den vor Ihnen liegenden Arbeitstag denken? 27.8 (27.3) 25.0 (26.8) 25.0 (26.1)

Haben Sie das Gefühl, dass jede Arbeitsstunde Sie ermüdet? 21.4 (25.1) 21.2 (23.1) 25.4 (25.4)

Haben Sie genug Energie für Ihre Freizeit mit Familien oder Freunden? 50.9 (27.9) 59.4 (24.3) 54.0 (29.0)

Client Related Burnout: 17.0 (16.7) 18.1 (18.0) 16.1 (15.6)

Belastet Sie die Arbeit mit den Bewohnern? 17.8 (22.3)) 16.3 (20.2) 15.7 (19.0)

Frustriert Sie die Arbeit mit den Bewohnern? 15.0 (23.0) 13.6 (19.1) 10.8 (15.7)

Saugt die Arbeit mit Bewohnern Sie aus? 13.9 (22.9) 18.9 (23.1) 16.9 (20.4)

Haben Sie das Gefühl, dass Sie den Bewoh-nern mehr geben als diese Ihnen? 19.2 (25.3) 21.3 (27.6) 16.5 (24.1)

Haben Sie die Arbeit mit den Bewohnern satt? 15.2 (22.8) 12.9 (19.8) 12.0 (20.2)

Fragen Sie sich ab und zu, wie lange Sie diese Arbeit mit den Bewohnern noch durchhalten werden?

22.8 (25.6) 25.4 (26.8) 23.6 (23.9)

Copenhagen Burnout Inventory (Gesamt) 30.2 (16.2) 30.1 (17.0) 29.3 (15.9) TABELLE 17: : INTERVENTION WELCOME-NEO-DESKRIPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DER KONTROLL-, INTERVENTION- UND FOLLOW-UP PHASE FÜR DAS OUTCOME BURNOUT

Im linear gemischten Model zeigen sich alle Veränderungen als nicht statistisch signifikant heraus.

Die BelaDem-Werte zeigen keine Veränderungen in Verlauf der Studie (Tabelle 18):

Page 55: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

53

Intervention: WELCOME-NEO Kontrolle n=384

(100%/SD)

Intervention n=175

(100%/SD)

Follow-Up n=126

(100%/SD)

Bela Dem Punktscore

Aggressives Verhalten 20.8 (22.5) 22.3 (22.0) 21.4 (21.5)

Hilflosigkeit 31.8 (20.3) 31.5 (19.6) 28.7 (18.3)

Quantitative Anforderungen 35.6 (22.8) 36.0 (21.9) 32.1 (21.5)

Akustische Störungen 35.6 (24.0) 36.1 (24.0) 30.8 (23.9)

Menschen mit Demenz „ruhig stellen“ 2.7 (2.8) 2.6 (2.5) 2.3 (2.5)

Probleme nicht mit anderen Teilen 1.7 (2.2) 1.8 (2.1) 1.6 (1.9)

Menschen mit Demenz waren apathisch 2.4 (2.2) 2.4 (2.2) 1.8 (2.1)

Umgang mit Angehörigen war fordernd 3.4 (3.0) 3.4 (2.6) 3.0 (2.6)

TABELLE 18: INTERVENTION WELCOME-NEO – DESKREPTIVE BESCHREIBUNG DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN KONTROLL- INTERVENTIONS- UND FOLLOW-UP BEZÜGLICH BELASTUNGSERLEBEN

Die beschriebenen deskriptiven Veränderungen in Tabelle 18 stellten sich jedoch unter der Berücksichti-

gung weiterer Einflussgrößen (Qualifikation der Mitarbeitende, Zeitdauer der Erhebung, Einrichtungscha-

rakteristika, Belastung bei der Pflege von Menschen mit Demenz) im statistischen Modell als nicht statis-

tisch signifikant heraus.

3.2.4 Ergebnisse zu Lernprozessen innerhalb der Fallbesprechungen

Bei den Fallbesprechungen liegt eine Struktur vor, die didaktischen Maßstäben folgt, um den Lernprozess

durch reflexiven Austausch, Überprüfung und Anwendung zu fördern. Faktoren, die den Lernprozess poten-

tiell beeinflussen können sind dabei: Reflexion und Feedback, die Anbindung an die Praxis und der berufs-

gruppenübergreifende Austausch.

In der Analyse der Interviews werden die subjektive und teambezogene Perspektive auf die Lernprozesse

betrachtet werden, das Lernerleben im Verlauf und im Ergebnis beschrieben. Im Mittelpunkt steht die Ana-

lyse der Lernprozesse unter Berücksichtigung der Einstellung zur Intervention. Die Forschungsfrage dazu

lautet: Welche Lernprozesse finden in Fallbesprechungen mit dem Konzept WELCOME-IdA im Vergleich

zur Fallbesprechung nach dem Konzept WELCOME-NEO statt?

Page 56: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

54

3.2.4.1 Intervention WELCOME-IdA: Ergebnisse aus zwei Einrichtungen

Zusammenfassende Darstellung von Lernprozessen in Einrichtung A (E79)7

Zur Betrachtung des Lernprozesses ist es von Interesse, dass die Teilnehmenden äußern, dass sie von der

Intervention keine Blitzlösungen erwarten. Damit haben sie eine offene und realistische Haltung möglichen

Lernprozessen gegenüber. Von sich selbst erwarten sie, was diesem Gedanken logisch folgt, dass sie Geduld

entwickeln, bezüglich der Wirksamkeit der Maßnahmen.

Diese Äußerungen machen deutlich, dass Lernprozesse erlebt und reflektiert werden. Zu Beginn der Inter-

vention wird die Erwartung an sich selbst formuliert, sich besser vorzubereiten und in der Fallbesprechung

konzentriert am Thema zu bleiben. Es herrscht das Pflichtbewusstsein, an allen Fallbesprechungen teilzu-

nehmen, auch da es als ’eine große Hilfe für uns’ erlebt wird. Dies auch in dem Verständnis, wechselseitig

füreinander da zu sein.

Es scheint - zumindest bei einer der befragten Leitungsperson - eine sehr positive Haltung in einer grund-

sätzlichen Haltung zu liegen, die sich darauf bezieht, dass Lernen und auch die Intervention ein Prozess ist;

ein Prozess, in dem es Auf- und Abbewegungen gibt, die in der Sache begründet liegen oder auch in

menschlichen Fehlern, die sie als Form der Weiterentwicklung sieht. Vermutlich erleichtert dieses positive

Menschenbild den Mitarbeitern den Einstieg in die Intervention, indem sie ihnen sehr viel Verantwortung

überlässt und sich dann freut, dass sich das als richtig erweist. Es wird deutlich, dass sie die Intervention als

Motor für eine Teamentwicklung betrachtet, die wohlwollend und fehleroffen begleitet wird mit dem Ziel,

der zunehmenden bis völligen Verantwortungsübernahme durch das Team. So ist es wichtig, anzuerkennen,

dass Maßnahmen auch misslingen können. Es wird die starke Reflexion und Fehlertoleranz dieser Leitungs-

person deutlich, eine Grundhaltung, zu der sie das Team bewusst anleiten will. Interessant dabei ist, dass sie

über ihre Mitarbeiter spricht, die sich damit abfinden müssen, dass auch Dinge nicht gelingen.

Bezogen auf das Gelingen von Maßnahmen werden gewisse Widersprüche deutlich, wenn Maßnahmen als

nicht gelungen beschrieben werden und gleichzeitig ein Gewinnerleben deutlich wird. Vermutlich steht das

genau im Zusammenhang mit dem Wunsch auch kleinere oder länger währende Erfolge zu sehen und anzu-

erkennen. So wird durch Reflexion der Blickwinkel verändert und anerkannt, dass ein Gewinn im Kennen-

lernen der Bewohner oder in Erkenntnissen liegt wie z.B. dass für einen Bewohner keine Maßnahmen not-

7 E79 - E95 = Codierung der Einrichtung

Page 57: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

55

wendig sind, weil bspw. die Erkrankung eines Bewohners bereits zu weit vorangeschritten ist. Inwiefern das

im Zusammenhang mit den gemeinsamen Evaluationen der Fallbesprechung steht, ist nicht unmittelbar

nachzuvollziehen. Es ist jedoch gut vorstellbar, dass hier ein Zusammenhang besteht. Die Erkenntnis, dass

möglicherweise nicht in die richtige Richtung gedacht wurde, führt zu einem neuen Blick auf die Situation,

anstatt Frust auszulösen. Dies ermöglicht, das Gesamte als Prozess zu sehen, der eben nicht nur gradlinig

nach vorne geht. Es werden neue Maßnahmen geplant, um Verbesserung zu erreichen. Deshalb fiel hier

einmal die Entscheidung statt, zu einem Bewohner zwei Fallbesprechung durchzuführen. Es scheint viel

Flexibilität zu bestehen, was einerseits mit der offenen und auch fehlerfreundlichen Haltung der Leitung zu

tun hat, die in Absprache mit der Steuerungsgruppe flexible agieren kann und damit dass es ein recht kleines

Team ist. Es werden kleine Maßnahmen gewählt, die die Lebensqualität der Bewohner verbessern und die

auch leicht reversibel sowie anpassbar sind.

Besondere Lernchancen bieten sich durch die Moderatorentätigkeit, z.B. aus dem Feedback in der Modera-

torenausbildung zu lernen oder sich in der Moderationsrolle zurückzunehmen, nicht so viel zu reden, auch

wenn der innere Bedarf vorhanden wäre. Zum Lernprozess der Moderatoren gehört auch, sich in die Struk-

turen der Fallbesprechungen hineinzufinden und selbst auch klare Strukturen zu vermitteln, was zumindest

immer wieder ein paralleler Prozess ist, u.a. wenn noch die Elemente Sprache und Kultur hinzukommen.

Insgesamt gehen die Teilnehmenden mit Erkenntnisgewinn und neuen Perspektiven aus der Fallbespre-

chung. Diese beziehen sich sowohl auf die Bewohner als auch auf Wissenszuwachs und selbstreflexive

Entwicklungsprozesse. Entscheidend ist es, gemeinsam zu erleben, wie durch genaues Hinsehen, Planen und

Handeln gemeinsam Änderungen im Sinne aller Beteiligten vollzogen werden können und diese auch gese-

hen und in gewissem Sinne wohlwollend kommuniziert werden.

Auf der Teamebene wurde positive Verstärkung erlebt durch ein einheitlicheres und bewussteres Verhalten

den Bewohnern gegenüber. Dabei besteht nicht die Erwartung, dass dies immer gelingt, sondern es geht

mehr darum, gemeinsam Teil einer Sache zu sein.

Ein Gewinn scheint sich auf das bessere Verstehen der Bewohner zu beziehen, hier wird deutliche Empathie

geäußert. Eine Leitungsperson sieht besondere Möglichkeiten darin, dass sich alle Mitarbeiter mit ihren

Kompetenzen einbringen können und dass zurückhaltende Personen in ihrem Beobachten, Tun und Leisten

auch besser gesehen werden können. Sie erfahren Bestärkung durch Lob und Anerkennung. Als weiteres

Element des Lernprozesses wird benannt, das die Mitarbeitenden zunehmend selbstständiger werden, die FB

engagiert vorbereiten und zielorientiert umsetzen und eine positive Verstärkung erleben.

Page 58: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

56

Zusammenfassende Darstellung von Lernprozessen in Einrichtung B (E75)

Bezogen auf den Umgang mit dem IdA®-Instrument besteht das ermutigende Erleben, dass sie mit mehr

Erfahrung immer sicherer und zügiger arbeiten konnten. Ein Lernprozess auf der persönlichen Ebene, der

auch auf ein entsprechendes Vertrauen in der Einrichtung verweist, ist die Erfahrung, dass eigene Grenzen

formuliert und deutliche Abgrenzungen gefunden werden können, wenn Bewohner übergriffig werden. Hier

hat sich die Erfahrung, dass die Intervention gefruchtet hat und der Bewohner zurückhaltender wurde, posi-

tiv ausgewirkt. Das scheint den Handlungsspielraum und die Selbstwirksamkeit positiv erweitert zu haben.

Als ein Instrument, das den Blick und die Wahrnehmung verändert, wurde die verstehende Diagnostik er-

lebt. Dies wird als positiver Lernprozess bewertet.

Die Moderatoren machen die Erfahrung, dass sie nicht immer alles wissen müssen, sondern dass auch sie im

Rahmen der Fallbesprechung ihr Fachwissen erweitern können. Dies verweist auf eine hohe Rollenerwar-

tung mit Anpassung durch Erfahrung. Zudem war ein Lernprozess der Moderatoren, dass sie im Rahmen

ihrer Übungen alle Rollen der Fallbesprechung einmal übernommen haben. Dies wird als wichtige Voraus-

setzung zur Unterstützung der Beteiligten erlebt.

Auf der Ebene des gemeinsamen Arbeitens und dabei Lernens wird beschrieben, dass die Meinungsvielfalt

den Handlungsspielraum erweitert. So gehen die Beteiligten mit Erkenntnisgewinn und neuen Perspektiven

aus der Fallbesprechung heraus. Zwischen den Berufsgruppen werden durch die Form der Zusammenarbeit

Lernprozesse initiiert durch den unterschiedlichen Umgang mit den Herausforderungen des Alltags. Es wird

möglich, an Beispielen aus dem Kollegenkreis zu lernen, wie bspw. zum Umgang mit den Bewohnern, hier-

zu gehört auch das Erleben mit der jeweiligen Problematik nicht allein zu sein. Auch als Folge daraus be-

obachten sie genauer und reagieren schneller bei herausforderndem Verhalten. Es wird Entschleunigung

möglich - auch das ist Ergebnis eines Lernprozesses - aufgrund dessen, dass es insgesamt ruhiger ist. Daraus

folgt auch, dass die Fragen aus dem IdA® Bogen zunehmend ins Alltagsdenken integriert werden und sich

ein gemeinsames Transferdenken entwickelt. Zudem werden Entscheidungen bewusster getroffen und ge-

meinsam getragen werden, was auf eine weiterführende Veränderung und die Offenheit zur Entwicklung

verweist.

Prinzipiell wird beschrieben, dass mit der zunehmenden Erfahrung und entstehenden Routinen das Konzept

gewinnbringender wird. Gleichzeitig wird konstatiert, dass die mögliche Wirkung einer Maßnahme indivi-

duell sehr unterschiedlich ist, z.B. für einen Bewohner wird gezielt eine Biografie bzgl. seiner Interessen

Page 59: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

57

erstellt. Oder auf allgemeinerer Ebene besteht die Erfahrung, dass die Frequenz der Fallbesprechungen im

Rahmen des Projekts gesteigert wurde, was dazu dient, Kontinuität und Bewegung abzusichern.

In diese Entwicklung fügt sich eine weitere Entwicklung sinnvoll ein, die auf eine Haltungsänderung auf-

grund einer vertrauteren Atmosphäre hinweist. Die Mitarbeitenden benennen ihre Belastungen offener, was

eine gute Grundlage weiterer Entwicklungen ist. Bezogen auf die interprofessionelle Zusammenarbeit ent-

steht ein neuer Respekt vor den Alltagsassistenten und ihrer Tatkräftigkeit. Die Dokumentation verbesserte

sich. Auf Ebene der Arbeitsorganisation wurde z.B. eine überforderte Betreuerin um Aufgaben entlastet.

Insgesamt wird die Fallbesprechung als praxisorientiertes Instrument beschrieben, das dazu verhilft, Situati-

onen zu verändern, anstatt Situationen ertragen zu müssen, die an die Substanz gehen. Unter anderem diese

Erfahrung führt dazu, dass die Mitarbeitenden mit dem herausfordernden Verhalten besser zurechtkommen

und Formen des Umgangs entwickeln wie Humor oder gegenseitige Stärkung.

3.2.4.2 Intervention WELCOME-NEO: Ergebnisse aus zwei Einrichtungen

Auch in der Interventionsgruppe WELCOME-NEO werden exemplarisch zwei Einrichtungen aus der Inter-

ventionsgruppe vorgestellt, bei denen die Lernprozesse aus dem unterschiedlichen qualitativen Datenmateri-

al sehr gut herausgearbeitet werden konnten. Die in der Phase der qualitativen Analyse induktiv identifizier-

ten Kategorie wurden für die Auswertung der anderen Einrichtungen ebenfalls verwendet und bei Bedarf um

weitere Kategorien ergänzt.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

58

Zusammenfassende Darstellung von Lernprozessen in Einrichtung C (E95)8

Lernen ist ein fortwährender Entwicklungsprozess, diese Erfahrung wird hier als ein voneinander und mitei-

nander lernen beschrieben. Lernprozesse vollziehen sich insbesondere bei Unsicherheiten in der Rollen-

übernahme in den Fallbesprechungen durch das Lernen am Modell, am Vorbild. Zu sehen, dass es bei ande-

ren klappt und diese unterstützt werden, führt zu mehr Offenheit.

Bezogen auf die Rolle des Moderators ging es darum, in die Rolle hineinzufinden, sich zu trauen, zu steuern.

Das braucht seine Zeit und wird als stetiger Entwicklungsprozess erlebt; ebenso für den Falleinbringer.

Motivierende Lernprozesse beziehen sich bezogen auf neue Denk- und Sichtweisen, die auch kreativere

Vorgehensweisen implizieren. Hilfreich hierfür ist die Meinungsvielfalt in den Fallbesprechung, die eine

neue Tiefe ermöglicht und dies auch fachübergreifend. Die Gruppe und die Individuen lernen aufgrund der

Strukturen sich zurückzunehmen bei der ‚Hypothesensammlung und Problemfallsammlung’.

Wenn Maßnahmen durch Bewohner nicht angenommen werden, müssen sie lernen, das zuzulassen. Sie ler-

nen, bei sich selbst und ihren Erwartungen anzufangen. Dazu gehen sie nach mehreren Versuchen in die

Reflexion. Grundlage von Entscheidungen für oder wider eine Maßnahme sowie der Blick auf die Wirkung

beruhen darauf, genauer zu beobachten, um die Bewohner besser zu verstehen. Hier wird eine Entwicklung

erlebt. Als überzeugendes Hilfsmittel wird hierbei die Biografiearbeit erlebt, die vieles bewusster werden

lässt, wie die Bedeutung von Spiritualität. Die Sichtweisen Anderer kennenzulernen ermöglicht Erkenntnis

und verändert teils das eigene Tun. Durch andere Perspektiven erarbeiteten sie sich ein positives Denken.

Insgesamt wird der Lern- und Entwicklungsprozess in dieser Einrichtung mit Professionalisierung verbun-

den, was sehr positiv besetzt ist. Es wird die Chance erlebt, dazuzulernen, sich weiter mit der Arbeit und

dem Haus zu identifizieren und so zu Professionalisieren.

Der Blick auf die Bewohner verändert sich, da sie sie anders kennenlernen und das führt zu Veränderungen

im Sinne von Erfolgen bei den Bewohnern. Die Reflexion der Mitarbeiter ist Ziel der Leitungsebene und

wird gezielt von ihnen forciert. Als eines der Ergebnisse der Teilnahme an der Studie sind weitere Fortbil-

dungen zur Wissensverstetigung geplant. Wissen zu erlangen wird von den Mitarbeitern durchgehend posi-

tiv bewertet.

8 E95 = Kodierung der Einrichtung

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

59

Zusammenfassende Darstellung von Lernprozessen in Einrichtung D (E53)

Das Erlernte ist für eine Person wie ein Methodenkoffer, der auch für andere Kontexte genutzt werden kann.

Leichter fällt das Lernen, wenn gelobt wird und Anforderungen angepasst werden, mit der Erfahrung wach-

sen und wenn sie mit den Dozenten gut zurechtkommen. Als interessant erlebt wird es, Neuland zu betreten,

sich zu beschäftigen und zu lernen. Falleinbringer zu sein wird als gutes Übungsfeld erlebt, was auch bezo-

gen auf die Entwicklung Auszubildender beschrieben wird. Begründet wird dies u.a. damit, dass die Rolle

vergleichbar ist mit dem, was in Prüfungen von ihnen verlangt wird. Damit ist die Fallbesprechung eine po-

sitive Möglichkeit zur Anleitung.

Die Entscheidung, die Moderatorenrollen wahrzunehmen, wird mit Entwicklungschancen verbunden. Die

eigene Rolle in der Fallbesprechung wird als interessantes Werkzeug und spannende Herausforderung gese-

hen. Unterstützend waren hierbei die Co-Moderatoren, die in der Einstiegsphase eingesetzt wurden. Insge-

samt wurde durch Leitungskräfte entschieden, wem die Rolle angeboten wird und dies geschah im Blick auf

Erfahrung und Kommunikationsvermögen.

In der Einrichtung ist die gemeinsame Weiterentwicklung durch Qualifikationsangebote normal und Teil

eines entwicklungsbezogenen Miteinanders. Es herrscht eine hohe Lernbereitschaft und Offenheit. Dem

entspricht auch die Haltung, dass Versuch und Irrtum Teil ihres Lernprozesses sein können. Das Team er-

lernt gemeinsam die Strukturen der Fallbesprechungen. Dies erscheint als leichter Prozess, nachdem der

Sinn des Vorgehens verstanden ist. Was den Lernprozess befördert ist eine positive, wahrnehmende Beglei-

tung durch die Lehrenden. Dabei sehen sich die Beteiligten auch in der Rolle, bei Schwierigkeiten ihre Be-

dürfnisse an die Lehrperson zu kommunizieren und machen die positive Erfahrung einer Verbesserung des

Umgangs mit den Ressourcen, die sie als Person und aus vorherigen Schulungen einbringen.

Änderungen am Vorgehen werden erst vollzogen, wenn sie sich „ganz sicher“ fühlen (wie z.B. Anpassung

des Protokolls). Die Mitarbeiter entwickeln das Gefühl, Experte zu sein, was zu einer höheren Akzeptanz

und Zufriedenheit führt. Wichtiges Ergebnis des Lernprozesses ist eine veränderte Haltung im Blick auf

eigene Grenzen und Machbarkeiten im Umgang mit Bewohner mit herausforderndem Verhalten. Die Mitar-

beiter haben gelernt, bei sich selbst und ihren Erwartungen anzufangen, wenn Bewohner Maßnahmen nicht

annehmen. Lernen sich und ihr Handeln zu hinterfragen. Ein Verallgemeinerung von Wissen wird teils ver-

neint, d.h. sie haben erkannt, dass es nicht um die Anwendung objektiven Wissens geht, sondern um die

Transformation von Wissen, um das Verstehen!

Page 62: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

60

Innerhalb des Teams hat sich die Kommunikation verändert. Dies zeigt sich auch in einer sprachlichen Sen-

sibilisierung in der Dokumentation. Problembeschreibungen hinsichtlich Verhalten werden jetzt mit „ver-

mutlich“ formuliert. Erlebt wird auch ein angenehmer Umgang miteinander im gemeinsamen Lernprozess.

Insbesondere die Erkenntnisse durch die Sichtweise anderer Personen in der Fallbesprechung – werden neue

Perspektiven möglich und es wird ein beeindruckender gemeinsamer Lernprozess erlebt, auch interprofessi-

onell. Die Mitarbeiter sind dankbar für die gesamte Begleitung und für die bisher erreichten Ergebnisse in

ihren Teams.

3.2.4.3 Zusammenfassung Lernprozessen (alle 4 Einrichtungen)

Ursprünglich war geplant, die Lernprozesse der verschiedenen Einrichtungen miteinander zu vergleichen

und hinsichtlich Zuordnung in WELCOME-NEO und WELCOME-IdA zu kontrastieren. Im Rahmen der

qualitativen Datenanalyse der unterschiedlichen Datenquellen hat sich dies jedoch als wenig sinnvoll erwie-

sen:

Erstens, konnten keinerlei substantielle Unterschiede in den Lernprozessen zwischen diesen beiden Studien-

gruppen gefunden werden.

Zweitens, waren die gewonnenen Informationen teils nicht aussaggekräftig genug.

Drittens, gestaltete es sich schwierig, quantitative Daten (z.B. teilgenommen haben an den Schulungen ande-

re und deutlich mehr Mitarbeitende als ursprünglich geplant; die Häufigkeit der geplanten vs. Realisierten

FB’s etc.) und qualitative Daten im Sinne eines Lernprozesses zusammenzufuehren. Vor diesem Hinter-

grund werden im Folgenden die Ergebnisse zusammenfassend und unabhängig von ihrer Zuordnung zur

Studiengruppe vorgestellt.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

61

3.2.5 Ergebnisse zu beeinflussenden Faktoren auf die Implementierung der Fallbesprechungskonzepte

WELCOME-NEO und WELCOME-IdA sind für die beteiligten Einrichtungen Innovationen, weil sie einen

gewissen Neuheitscharakter darstellen. Zentrale Elemente erfolgreicher Implementierung solcher Interven-

tionen sind Einstellung, Akzeptanz und Annahme der Innovation. Für die Bearbeitung der Forschungsfrage:

Welche Faktoren fördern und hemmen die Implementierung der Fallbesprechungen mit dem Kon-

zept WELCOME -IdA im Vergleich zum Konzept WELCOME-NEO? wurde die Betrachtung der Ein-

stellung zum zentralen Aspekt der Analyse der qualitativen Daten gewählt.

Einstellung im bestehenden Zusammenhang wird verstanden als auf unterschiedlichen Erfahrungen beru-

hende Bereitschaft auf Menschen mit herausforderndem Verhalten bei einer diagnostizierten Demenz zu

reagieren. Einstellungen helfen dabei Überzeugungen zu entwickeln und darauf bezogen begründete Ent-

scheidungen vorzunehmen. Eine Einstellung ist Voraussetzung für die Gerichtetheit des Handelns und Rea-

gierens (Aktion und Reaktion) - in dem Fall der Betreuenden im Bezug auf den Umgang mit Bewohnern,

die ein herausforderndes Verhalten zeigen. Einstellungen die sich förderlich bzw. hinderlich auswirken.

wurden auf drei Ebenen analysiert: subjektive Ebene (Pflegende), Gruppenebene (Team), Organisationsebe-

ne (andere, nicht direkt Beteiligte). Zu beobachten waren folgendes Phänomen: ein soziales Lernen. Dies

leitet sich ab aus

Identifizierten Einstellungsänderungen, d.h. die Einstellung dem Verhalten anzupassen (z.B. Fallbe-

sprechungen, die ohnehin gemacht werden, als positiv zu empfinden)

einer positiven Haltung denjenigen Personen gegenüber, die die Entscheidung treffen die neue Inter-

vention einzuführen, da sie den Mitarbeitern damit signalisieren, dass sie die Intervention als wert-

voll erachten.

Akzeptanz durch positive Rückmeldung (Haddock and Maio, 2014).

3.2.5.1 Intervention WELCOME-IdA: Ergebnisse aus zwei Einrichtungen

Die quantitativen Ergebnisse (Mitarbeiterbefragung) spiegeln die qualitativen Ergebnisse aus den Fokus-

gruppendiskussionen mit den verschiedenen Interviewpartnern (Mitarbeiter der beteiligten Wohnbereiche,

Moderatoren und Leitungs-/Steuerungsgruppe) wieder. Insbesondere hinsichtlich ‚Austausch mit Kollegen’

und ‚Entwicklung eines gemeinsamen Ziels’ sowie ‚Bewohner mit Demenz besser verstehen’ wird der Fall-

besprechung (unabhängig davon ob es sich um die Interventions-/bzw. Kontrollgruppe handelt) eine hohe

Relevanz beigemessen. Aufgrund der Tatsache, dass in der Interventionsgruppe unterschiedliche Mitarbeiter

in der Phase der Intervention bzw. Phase des Follow-ups befragt wurden, können jedoch keine Rückschlüsse

auf die verschiedenen gemessenen Ausprägungen abgeleitet werden

Exemplarisch werden Analyseergebnisse von zwei Einrichtungen (E79 und E75) ausführlicher dargestellt.

Page 64: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Zusammenfassung von förderlichen Faktoren in Einrichtung A (E79)

Die Intervention trifft in der Einrichtung auf eine breite Zustimmung. Es besteht der Eindruck, davon profi-

tieren zu können, dieser wiederum beruht darauf, dass die Beteiligten durch die Intervention neue Denkwei-

sen und Herangehensweisen kennenlernen, dass im Austausch eine Meinungsvielfalt gelebt werden kann,

die mit der notwendigen Tiefe verbunden ist und zudem fachübergreifend. Die Beteiligten stellen Erfolge

fest. Die Tatsache, dass die Mitarbeiter sich durch das herausfordernde Verhalten nicht mehr so angegriffen

fühlen erleichtert ihnen den Umgang mit Bewohnern die dieses Verhalten zeigen.

Der Umgang mit den Bewohnern verbessert sich, welchen gegenüber mehr Offenheit gepflegt wird. Dies

beruht auch darauf, dass sie mit anderen Augen gesehen werden können. Der veränderte Umgang mit dem

herausfordernden Verhalten wirkt auf Bewohner, Team und Angehörige, die profitieren. So wird bspw. beo-

bachtet, dass die anderen Bewohner nicht mehr so sehr belastet sind. Eine Person erlebt eine direkte Entlas-

tung in der Erfahrung, dass mit einer Bewohnerin besser umgegangen wird. Ein weiterer Vorteil wird in den

begleitenden Gesprächen mit Angehörigen gesehen.

Weiterhin wird eine positive Einstellung befördert durch das Erleben, dass die Grenzen eigenen Handelns

besser akzeptiert werden können, weil ein positiver Abstand entwickelt werden konnte. Dies hat auch zur

Konsequenz, dass sie nicht mehr das Ziel verfolgten herausforderndes Verhalten abstellen zu wollen, son-

dern eine erkenntnisbezogene Veränderungen initiieren. Eine wesentliche auf die Bewohner bezogene Er-

kenntnis war die, dass deren Leben und Erleben den Beteiligten weniger vertraut waren, als sie dies vor den

Fallbesprechungen angenommen hätten.

Eine Einstellungsänderung wird auch in der Haltung des Teams im Umgang mit den Bewohnern gesehen

u.a. daran wie die Neuerung nach außen kommuniziert wird. Die Kollegen freuen sich daran, an einer Studie

teilzuhaben und werben Angehörigen gegenüber damit.

In dieser Einrichtung ergibt sich der Eindruck einer hohen Mitarbeitermotivation. Die Mitarbeiter wollen

aus eigenem Interesse an den Fallbesprechungen teilnehmen und kommen dazu auch aus dem Frei. Die Mit-

arbeiterzufriedenheit wird von der Steuerungsgruppe damit in Zusammenhang gesetzt, dass sie selbst aktiv

mitwirken können und nicht etwas vorgeschrieben wird und wenn sowohl die Fallbesprechung als auch de-

ren Umsetzung positiv eingeschätzt werden. Gleichzeitig finden auch scheinbar kleine Änderungen Aner-

kennung und werden nicht als Rückschläge erlebt. Die gemeinsame Umsetzung im Konsens befördert eine

Page 65: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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positive Einstellung. Dass sich der Nutzen der Intervention kontinuierlich bestätigt, motiviert und hilft dem

Team zum Beispiel, dass sie u.a. weniger Druck erleben und bewohnerorientierter vorgehen: z.B. im Falle

eines Bewohners der sehr lange im Nachtdienst arbeitete, der jetzt länger schlafen darf oder eine anderer

Bewohnerin die nicht mehr den Wohnbereich bzw. die Einrichtung verlässt, seit sie mehr Akzeptanz und

Anerkennung erfährt.

Allgemein gesprochen hat sich zudem der Austausch mit Angehörigen und Ärzten zum positiven verändert.

Es wird eine Verstärkung des Teamgeists beobachtet, sowie eine Horizonterweiterung. Im Kollegium wird

der Nutzen im Umgang mit Bewohnern mit herausforderndem Verhalten deutlich. Sie tragen die Verantwor-

tung bezogen auf das herausfordernde Verhalten gemeinsam, was die Belastung für die einzelnen Mitarbei-

ter reduziert und auch Ängste reduziert.

Das Interesse an dem veränderten Blick wurde durch die Studie geweckt und die Bewohner können nun

besser verstanden werden. Teils ergreifen die Mitarbeiter schon selbstinitiiert vor der Fallbesprechung Maß-

nahmen, wenn Notwendigkeiten bestehen. Mitentscheidend ist demnach, gemeinsam zu erleben, wie durch

genaues Hinsehen, Planen und Handeln gemeinsam Änderungen im Sinne aller Beteiligten vollzogen wer-

den können, diese auch gesehen und kommuniziert werden.

Die Bewertung des Informationsflusses in der Einrichtung und bezogen auf das Projekt ist positiv. Die Maß-

nahmenplanung und -umsetzung wurde als lebendiger Prozess empfunden. Die Rahmenbedingungen waren

stimmig und in der Einrichtung bestehende Austauschwege konnten effektiv genutzt werden. Materialien

wie ein Flipchart zur täglichen Erinnerung im Teamzimmer verweisen auf die Relevanz und Präsenz der

Studie. FallDem wurde auch zum Teil der bestehenden Teambesprechungen unter dem Gedanken, dass es

nur gemeinsam funktioniert und da die Teilnehmer identisch waren. Bezogen auf das Lesen der Protokolle

wird die Befürchtung geäußert, dass weil nicht alle nachlesen kleine Dinge untergehen können.

Die Wohnbereichsleitungen agieren als Multiplikatoren, als "Verbindungsstücke". Die Personalkontinuität

wird als Glück erlebt und verhilft dazu, dass alle informiert sind. Die Leitung hat zudem eine teamunterstüt-

zende Einstellung bzw. Fehlerkultur, dass in einem definierten Rahmen Fehler gemacht werden können, da

das Geschehen prozesshaft ist.

Page 66: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Zusammenfassung von hinderlichen Faktoren in Einrichtung A (E79)

In einer der Training on the Job Phasen wird auf eine Lücke in der Fortbildung hingewiesen, dass die erste

Sitzung unvollständig vorbereitet war: "Das dies von der letzten Fortbildung nicht so ganz klar rübergekommen ist, dass das unsere Aufgabe ist, das war .... ein bisschen

schief gelaufen ... konnten dann relativ schnell improvisieren, also es war ... jetzt nicht super dramatisch. (1R_WB2_E79_19“).

Es scheint der Sprung zur Eigenverantwortung nicht umgehend gelungen, was vermutlich aus einem Kom-

munikationsproblem resultiert: "Also es war halt nicht ganz klar formuliert, wir haben natürlich gedacht Frau X erzählt uns hier jetzt noch was und forderte sie

uns dann aber auf, das eigenmächtig zu machen ...wir haben einfach nur die erste Seite ausgefüllt ... vom Bogen"

(1R_WB2_E79_21)“.

Das Training on the Job hat vieles klarer und verständlicher werden lassen, durch die Begleitung und Unter-

stützung, gleichzeitig blieb es ein Prozess, um noch mehr Sicherheit zu gewinnen.

Allgemeine Herausforderungen der Moderatorenrolle

Die Moderatorenrolle fordert im Gesamten sehr heraus. Die Moderatoren schauen reflektiert auf ihr

Gesprächsverhalten und erleben dabei einerseits, wie sie selbst Zurückhaltung üben (müssen), auch

wenn sie gerne sprechen und andererseits, wie sie darauf achten (müssen), nicht in Gefahr zu gera-

ten, anderen Personen aus Zeitgründen das Wort abzuschneiden.

Herausfordernd wird die Leitungsübergabe an das Team erlebt. Nicht zu moderieren wird im Ver-

gleich als Entspannung erlebt: "Eigentlich ich möchte auch jetzt nicht moderieren. Möchte mich zu-

rücksetzen und dann einfach entspannen. Schauen, wie ihr das es jetzt macht." (ZI_E79_Mod, 87).

Wenn Fallbesprechungen nicht so gut vorbereitet sind, ist das für die Moderation sehr anstrengend

und weniger effektiv. Veränderungen durch Erkrankungen, die durch Andere abgefangen werden

müssen, wirken hinderlich.

Page 67: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Allgemeine Herausforderungen in der Vor- und Nachbereitung

Vor- und Nachbereitung ist sehr zeitaufwändig. In dieser Einrichtung sind Vor- und Nachbereitung der FB

Teil der Arbeitszeit und gut planbar.

Allgemeine Schwierigkeiten bezogen auf die Fallbesprechung

Fallbesprechung ist nicht allen Teilnehmenden als Methode vertraut.

Der Umgang mit dem Leitfaden bedarf der Erfahrung. Die Fragen werden teils als zu komplex und

zu schwierig erlebt; dies ging mit einer gewissen Skepsis einher sowie Schwierigkeiten im Umgang

mit den Formularen.

Sprachliche Unsicherheiten bestehen in der Einrichtung bei einem hohen Anteil an Mitarbeitern mit

Migrationshintergrund.

Schwierigkeiten kann es bereiten, passende Bewohner zu finden.

Bezogen auf die Umsetzung kann es zu Verzögerungen kommen, wenn Personen außerhalb des di-

rekten Teams wie Angehörige mit integriert werden.

Der Transfer auf andere Situationen ist nicht für alle Teilnehmenden umgehend ersichtlich, weil die

besprochenen Probleme individueller Natur waren.

Allgemeine Schwierigkeiten bei der Umsetzung die zu bewältigen waren

Der Umfang der Studie war zunächst nicht deutlich und es bestand der Eindruck hoher Belastung,

der sich im Nachhinein nicht bestätigte

Herausfordernd, erschöpft nach einem Arbeitstag interessiert zu bleiben. sowie der Eindruck, dass zu

wenig Zeit und zu wenig Personal für die Umsetzung zur Verfügung steht.

Äußere Herausforderungen bestehen durch Prozesse in der Einrichtung (z.B. durch andere Projekte,

parallel laufen).

Ideen zur Nachhaltigkeit in Einrichtung A (E79)

Die Weiterführung der Fallbesprechungen ist geplant, dies erscheint als Selbstverständlichkeit. Zudem ist

die Integration weiterer Wohnbereiche geplant und auch andere Berufsgruppen sowie Angehörige wären

Page 68: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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(stärker) zu integrieren. In dieser Einrichtung wurden folgende Verbesserungen entwickelt oder Anpassun-

gen vorgenommen um den Umgang zu erleichtern:

Der soziale Dienst kann integriert werden.

Die FB wird zu zweit vorbereitet, dafür stehen vier Wochen Zeit zur Verfügung. Mehr Zeit würde

nach Ansicht der Leitungsperson dazu führen, dass die Vorbereitung in Vergessenheit gerät.

Es erweist sich als sehr gewinnbringend, wenn die Falleinbringer gut vorbereitet sind.

Der Umgang mit den Formularen wurde entsprechend der Einstellung eines gemeinsamen Vorge-

hens zusammen den Möglichkeiten angepasst.

Es werden konkrete Personen bestimmt, die für die Maßnahmen Verantwortung tragen. Damit sind

sie für die gemeinsame Umsetzung verantwortlich, was über eine individuelle Einstellung zu den

Möglichkeiten hinausgeht. Die Ergebnisse werden direkt in die Pflegeplanung integriert und evalu-

iert. Ein Flipchart wird zur Visualisierung genutzt.

Zusammenfassung von förderlichen Faktoren in Einrichtung B (E75)

In dieser Einrichtung ist eine wohlwollend positive Stimmung erkennbar. Sie verfügen einerseits über Erfah-

rung mit vergleichbaren Formen der Teamkommunikation, gleichzeitig herrscht fast Begeisterung für das

WELCOME-IdA Konzept. Sie erlebten es als förderlich, dass sie in den ersten FB sehr viel Zeit hatten, sich

einzufinden. Es ist zudem zu erkennen, dass über die Bewohner mehr Wissen vorliegt ist, als dies von vor-

her angenommen wurde. Die Befragten erleben bei sich selbst und bei anderen Personen des Teams, dass

einen besseren Umgang mit den Bewohnern gepflegt wird. Dies bezieht sich u.a. auf ein genaueres und ver-

stehendes Beobachten und schnellere Reaktionen bei beobachten herausforderndem Verhalten sowie ein

verändertes Eingehen auf die Bedürfnisse der Bewohner. Gerade letzteres wird auf die Arbeit mit der ver-

stehenden Diagnostik zurückgeführt.

Es wird beschrieben, das ein strukturiertes Vorgehen dazu beiträgt, den größtmöglichen Nutzer für die Be-

wohner zu erreichen, indem es Orientierung verschafft. Dies wird dadurch möglich, dass der Austausch un-

tereinander gefördert wird. Mit dem Erleben von Erfolgen, werden mögliche Zweifel weniger. Weiterhin

von Relevanz ist die Erfahrung, dass eigene Grenzen besser formuliert werden können und damit besser

umgegangen werden kann, wenn ein Bewohner z.B. ein übergriffiges Verhalten zeigen. Die Veränderungen

im Erleben (bezogen auf das Verhalten der Bewohner) sind nicht groß und werden dennoch sehr positiv

bewertet. Das WELCOME-Ida Konzept wird als sehr sinnvoll zur Strukturierung und tieferen Auseinander-

setzung mit dem Fall betrachtet. Änderungen an der Intervention waren kaum nötig, weil sie z.B. im Ver-

hältnis zu anderen Einrichtungen die Fragen nicht als massiv oder kaum machbar erlebt haben. So kamen sie

Page 69: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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auch mit den Zeitstrukturen zurecht. Mit einem mehr an Erfahrung wird es für die Mitarbeiter leichter, sich

an den Strukturen der Fallbesprechung auszurichten.

Eine Erleichterung bei der Einarbeitung und notwendige Strukturen verschaffen Materialien wie Checklis-

ten, bspw. für weniger erfahrene Moderatoren. Sowohl Elemente des Gelingens und der Weiterentwicklung

von Mitarbeitern, Team und Wohnbereich werden kommuniziert, als auch Momente, in welchen die Inter-

ventionen nicht wie gewünscht griffen und Neuansätze notigwendig waren. Damit trägt die Intervention zur

Erhöhung der Selbstwirksamkeit und insbesondere zur Enttabuisierung bei.

Auf der kommunikativen Ebene stärkt die Erfahrung, dass durch die Strukturen und Moderation die Kom-

munikation positiv gelenkt werden kann, so dass bspw. Hypothesenbildung leichter fällt oder die Redebei-

träge von Vielrednern und eher stillen Teilnehmern ausgewogener sind. Anfängliche Ängste, sich zu äußern,

konnten überwunden werden. Bezogen auf Einstellungsentwicklung und Group-thinking ist die sich hier

auffallend bestätigende und betonte Darstellung dessen, dass die Ergebnisse, die erwartet werden nicht so

groß sein müssen, weil man den ‚Geist’ teilt, sich auch an kleinen Dingen freuen zu können. Es wird immer

wieder benannt, dass sie sich durch nicht oder nur teils gelingenden Maßnahmen nicht demotivieren lassen,

sondern nach neuen Ansätzen suchen, d.h. Mitarbeiter lassen sich demnach auch durch Teilerfolge motivie-

ren, um die Bewohner, für die sich kein sichtbarer Effekt ergibt.

Stärkend auf der Teamebene wirkt ein gemeinsam getragenes einheitlicheres und bewussteres Verhalten den

Bewohnern gegenüber. Auf Leitungsebene wird eine veränderte Haltung im Team beobachtet. Faktoren, die

darüber hinaus ebenfalls die Akzeptanz fördern, ist das Besprechen im Team von erlebten Be- und Entlas-

tungen.

Die Fallbesprechung und ihre Umsetzung werden dann positiv eingeschätzt wenn eine grundsätzlich positive

Atmosphäre der Intervention gegenüber besteht. Die gemeinsame Umsetzung der Maßnahmen, das Handeln

im Konsens fördert eine positive Einstellung, ohne den Anspruch eines garantierten Gelingens. Dies steht im

Zusammenhang mit einem als gut erlebten Team. Zudem wird als erförderlich wahrgenommen, dass jede

Meinung als gleichwertig betrachtet wird und dass der Nutzen der FB immer wieder bestätigt wird, was die

Akzeptanz fördert. Es wird das Bedürfnis beschrieben, dass das ganze Team an den Fallbesprechungen teil-

nimmt, auch damit durch gemeinsames Wissen mehr erreicht werden und zugleich die Vielfalt an Erfahrun-

gen in die Fallbesprechung einfliessen kann.

Page 70: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Die Veränderungen beziehen sich nicht nur auf den direkten Umgang mit Bewohnern, sondern finden sich

auch in Veränderungsprozessen auf einer organisationalen Ebene wieder. Die Einrichtung nahm deshalb an

dem Projekt teil, weil ein Bedarf an einem Instrument zum Umgang mit herausforderndem Verhalten identi-

fiziert wurde. Insofern eine Entscheidung für das Projekt aus, positivem Interesse an der Fallbesprechung.

Auf eine offene und interessierte Haltung innerhalb der Einrichtung verweist, dass die Bereitschaft zur Teil-

nahme dadurch gespeist war, dass sie eine grundsäztliche Offenheit Projekten gegenüber haben, die der

Weiterentwicklung der Pflege dienen. Hierzu gehört in gewissem Sinne auch eine flexiblere Ideenentwick-

lung im Team die sich auch auf Kontexte außerhalb der Fallbesprechung bezieht. Auf der organisatorischen

Ebene war hilfreich, die Maßnahmen umgehend zu terminieren, jedoch in der Umsetzung nicht zu eng zu

halten, damit es machbar bleibt.

Bezogen auf den Teamgeist wird eine Horizonterweiterung (weiterer Blick und Offenheit für neue Wege)

und eine Verstärkung des Teamgeists erlebt sowie eine verbesserte Kommunikation im Team erlebt. D.h.

Gefühle und Probleme können offener angesprochen werden, oder auch ein intensivieren der Kommunikati-

on mit der Leitung.

Mitglieder der Steuerungsgruppe formulierten mehrfach, dass die Teilnehmenden freiwillig an der Fallbe-

sprechung teilnehmen. Mitarbeiter äußern den Wunsch nach einer Fallbesprechung, manche Mitarbeiter

kommen von sich dazu und zeigen damit eine hohe Motivation, neue Denkwege, andere Sichtweisen und

kreative Herangehensweisen kennenzulernen. Durch die Meinungsvielfalt entsteht eine - auch fachübergrei-

fende - Tiefe, die grundsätzlich begrüßt wird.

Zusammenfassung von hinderlichen Faktoren in Einrichtung B (E75)

Herausforderungen, die als hinderlich erlebt wurden, beziehen sich zunächst auf die Wahrnehmung der ver-

schiedenen Rollen. Falleinbringer und Moderator waren gefordert, ihre Rollen klar voneinander abzugren-

zen, Selbstkontrolle zu üben und insbesondere der Moderator, Kommunikationsstrukturen zu entwickeln.

Als Hinderlich erwies sich auch, dass zwar zu Beginn das Gefühl ausreichender Information bestand,

gleichzeitig innerhalb eines der beiden Teams das Gefühl beschrieben wird, nicht ausreichend vorbereitet

gewesen zu sein. Die selbst gesetzten Fristen wurden zu Beginn als zu eng erlebt, aus der Begeisterung der

Situation heraus wollten sie zunächst möglich alles ganz schnell umsetzen. Die Langwierigkeit des Aus-

tauschs, da nicht immer alle Personen anwesend sind oder mit involvierten Personen wie Ärzte nicht umge-

hend erreichbar waren, wurde ebenfalls als schwierig erlebt. Aus Sicht der interviewpartner waren einige

Alltagsassistenten mit dem Analyseinstrument überfordert, insbesondere hinsichtlich Umfang der für die

Anaylse notwendigen Informationen. Der zur Verfuegung gestellte Implementierungsplan wurde als wenige

Page 71: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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hilfreich erlebt, so dass ein eigener erstellt wurde. In einer Gesamtbetrachtung zum Ende des Projektes wur-

de zudem der durch die Studienteilnahme bedingte Ressourcenaufwand (insbesondere Personalkosten für

Schulungs- und Interviewzeiten) kritisch betrachtet.

Ideen zur Nachhaltigkeit in Einrichtung B (E75)

Bezogen auf die Nachhaltigkeit besteht hier die bestätigende Haltung, dass das Projekt auch nach der Studie

weitergeführt wird oder dies zumindest für die Einrichtung erhofft wird. Voraussetzung ist jedoch, dass wei-

tere Vereinfachungen vorgenommen werden, z.B. am Protokoll bzw. am Evaluationsbogen. Ein veränderter

Umgang mit Medikamenten ist für die Beteiligten sehr wichtig und wird mit neu gewonnener Einflussmög-

lichkeit durch die Fallbesprechung erlebt. Mitarbeiter haben sich bewusst für die Übernahme der Moderato-

renrolle entschieden, da sie bei einer steigenden Anzahl an Bewohnern mit einer Demenz (und herausfor-

derndem Verhalten) ein Bedarf erlebt wird.

3.2.5.2 Intervention WELCOME-NEO: Ergebnisse aus zwei Einrichtungen

Die quantitativen Ergebnisse (Mitarbeiterbefragung) spiegeln die qualitativen Ergebnisse aus den Fokus-

gruppendiskussionen mit den verschiedenen Interviewpartnern (Mitarbeitende der beteiligten Wohnberei-

che, Moderatoren und Leitungs-/Steuerungsgruppe) wieder. Insbesondere hinsichtlich ‚Austausch mit Kol-

legen’ und ‚Entwicklung eines gemeinsamen Ziels’ sowie ‚Bewohner mit Demenz besser verstehen’ wird

der Fallbesprechung (unabhängig davon ob es sich um die Interventions-/bzw. Kontrollgruppe handelt) eine

hohe Relevanz beigemessen. Aufgrund der Tatsache, dass in der Interventionsgruppe unterschiedliche Mit-

arbeiter in der Phase der Intervention bzw. Phase des Follow-ups befragt wurden, können jedoch keine

Rückschlüsse auf die verschiedenen gemessenen Ausprägungen abgeleitet werden

Exemplarisch werden Analyseergebnisse von zwei Einrichtungen (E95 und E53) ausführlicher dargestellt.

Zusammenfassung von förderlichen Faktoren in Einrichtung C (E95)

Die Intervention trifft auf breite Zustimmung und beginnt bereits mit einer grundsätzlich offenen Haltung.

Die Motivation zur Teilnahme speist sich aus der Hoffnung, für sich und für die Bewohner etwas tun zu

können, etwas zu ändern. Das zeigt sich u.a. in der Aussage, dass sie allem gegenüber offen seien, was den

Bewohnern hilft. Zu den FB’s kommen Teilnehmende auch freiwillig aus dem Frei. Die FB wird als Instru-

ment eingeschätzt, das hilft, die Lebensqualität von Bewohnern und Mitarbeitern zu verbessern. Dies setzt

grundsätzlich eine Wertschätzung aller Beteiligten voraus, die betreut werden. Die positive Wirkung der

Fallbesprechungen auf die Bewohner beieinflußt Mitarbeiter positiv und umgekehrt. Die Teilnahme an der

Fallbesprechung ist auch mit Freude verbunden, den Bewohner genauer kennenlernen zu dürfen. Dieses

Page 72: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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neue Wissen kombiniert mit dem Perspektivwechsel (z.B. Weshalb verhält sich eine Person so?) verändert

das Verständnis für die Bewohner. Daraus resultiert wiederum mehr Offenheit den Bewohnern gegenüber

und ein veränderter Umgang. Im Gesamten wird die Fallbesprechung als sinnvolle Methode betrachtet. Die

Teilnehmenden haben Interesse, an weiteren Fallbesprechungen teilzunehmen. Schon nach der Infoveran-

staltung entstand eine Freude auf das Projekt, die sich durchgehend zu halten scheint. Dazu gehört auch,

dass sie von sich aus FB anregen, wenn entsprechende Fragen und Probleme im Raum stehen.

Auch der Umgang mit sich selbst verändert sich, wenn z.B. die Grenzen eigenen Handelns besser akzeptiert

werden können und ein positiver Abstand eingenommen kann, der u.a. daraus resultiert, dass weniger die

direkte Interaktion hineininterpretiert wird. Es wird zudem auch als Erleichterung erlebt, sich zuzugestehen,

dass nicht immer etwas geändert werden kann, sondern die Bereitschaft des Bewohners sich auf eine andere

Massnahme einzulassen ebenso von Relevanz ist. Die Teilnehmenden machen die positive Erfahrung, dass

sie sich nicht mehr so alleine bis hin zu aufgefangen fühlen, wenn sie mit schwierigen Bewohnern arbeiten.

Verstärkend wirkt hier die Rückmeldung, zuvor intuitiv richtig gehandelt zu haben. Es eint die Erfahrung,

dass es auch Anderen so geht, dass sie bei herausforderndem Verhalten an ihre Grenzen kommen. Nicht nur

das Belastungserleben wird geteilt und ein Wachstum auf persönlicher Ebene erlebt, sondern auch das her-

ausfordernde Verhalten wirkt nicht mehr so herausfordernd, auch wenn es real noch auftritt. Hinsichtlich

Umgang mit nicht oder nur teils gelingenden Maßnahmen ist festzustellen, dass sie sich nicht demotivieren

ließen, sondern bei nicht passenden Maßnahmen neue Ansätze suchten. Auf eine positive Erfahrung in

Kombination mit einer entsprechenden Haltung verweist das Erleben, dass es nicht immer primär um das

sichtbare Gelingen geht, sondern dass es bereits ein Gewinn ist, darüber sprechen zu können.

Die Akzeptanz wird weiter befördert durch einen immer wieder erlebten Erkenntnis-Prozess („Aha-

Erlebnisse“). Hierzu gehört, dass sie den Eindruck haben sensibilisiert zu werden und die Angehörigen bes-

ser zu verstehen. Noch deutlicher zeichnet sich der Eindruck ab, dass die Bewohner besser verstanden wer-

den können, da die Mitarbeiter sensibilisiert werden und dass es ihnen ermöglicht wird, die Lebensqualität

‚der hier liegenden Menschen’ zu verbessern.

Bezogen auf die methodische Umsetzung erleben sie einen kompetenten Umgang mit dem narrativen Vor-

gehen (WELCOME-NEO). Dieser Eindruck bezieht sich auf das Wissen, dass es auch andere Vorgehens-

weisen gibt. Die Gestaltung der FB’s erleben sie hinsichtlich Wahrnehmung der Rollen und Gestaltung der

Struktur als gut. Die Verantwortung für den Verlauf liegt bei den Moderatoren. Diese fühlen sich gut auf die

Rolle vorbereitet. Als förderlich und Sicherheit vermittelnd erlebt wird u.a. das Handout mit der Kurzzu-

Page 73: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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sammenfassung zur Fallbesprechung für die Moderation, dass als Missing Link beschrieben wird. Weiterhin

positiv bewertet wird die Erfahrung einer Arbeitserleichterung durch die Fallbesprechung, wozu auch ge-

hört, dass eine Gelassenheit entwickelt werden kann, dahingehend, dass Situationen zunächst darauf be-

trachtet werden können, ob ein Veränderungsbedarf besteht.

Als wie wichtig die Entwicklung in diesem Projekt für die Mitarbeitenden ist, wird deutlich dadurch, dass

sie es in Mitarbeitergesprächen als Entwicklungsmotor beschreiben und auf der Teamebene wird eine positi-

ve Verstärkung erlebt. Es wird eine Horizonterweiterung und eine Stärkung des Teamgeistes erlebt, vom

Nebeneinander zum Miteinander, ein Zusammenwachsen der Arbeitsbereiche bis hin zum harmonischen

Miteinander mit Einfluss auf den Umgang mit den Bewohnern. Hier reiht sich auch ein, dass die Kommuni-

kation über die Ergebnisse als selbstverständlicher erlebt wird, ebenso wie die Zusammenarbeit im Team in

der Umsetzung. Die Teilnahme an der Studie wird zudem als ein Prozess der Professionalisierung mit Au-

ßenwirkung erlebt und die Identifikation mit der Arbeit sowie der Einrichtung fördert. Es besteht die Hal-

tung, dass es sich um einen kleinschrittigen Prozess handelt und dass sie angesichts dessen schon eine Men-

ge erreicht hätten. Ein anderes Statement beschreibt die Rahmenbedingungen als stimmig und dass beste-

hende Austauschwege benutzt wurden.

Zusammenfassung von hinderlichen Faktoren in Einrichtung C (E95)

Das Training on the Job wird beschrieben als im Anfang mit sehr viel Unsicherheiten einhergehend, was

durch einen Überblick verschaffendes Handout verbessert wurde. Dazu gehörte, dass die Struktur zu Beginn

als unklar und teils widersprüchlich erlebt wurde. Die Falleinbringer waren in den Anfängen sehr unsicher.

Herausforderungen in der Umsetzung der Fallbesprechungen bestanden, wenn:

es Bewohnern zum Zeitpunkt der Fallbesprechung sehr schlecht geht, die Prognose unklar ist

sie sich in der Rolle des Falleinbringers unsicher fuehlen.

die Mitarbeiter nicht so erfahren oder qualifiziert sind oder Kollegen als Selbstdarsteller erlebt wer-

den.

durch Schulungen und die Fallbesprechungen Wissensdefizite deutlich werden und die Notwendig-

keit, besteht daran zu arbeiten.

die Problematik vorliegt, dass sie sich hinsichtlich des notwendigen Zeitrahmens (zunächst nur 60

Minuten) erst einspielen mussten und wie sie dann trotz anderer Planungen die Fallbesprechung ab-

geschlossen haben (also deutlich mehr Zeitafuwand).

die Umsetzung der Maßnahmen Mehrarbeit mit sich bringt (die, jedoch aufgrund ihrer Effektivität,

nicht negativ gewertet wird).

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Angehörige teils als herausfordernder erlebt werden, als die Bewohner selbst. Es wird dennoch deut-

lich, dass die Fallbesprechung hier auch helfen koennte, um Angehörige besser zu verstehen.

Allgemeine Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Gesamtprojektes die zu bewältigen waren korrespon-

dierten insbesondere mit einem schleppenden Informationsfluss, sodass nicht alle sich gleich gut informiert

fuehlten. Teils war es notwendig, dass man sich Informationen selbst einholte. Teils konnten sie aufgrund

von Urlaubszeit oder anderen Verpflichtungen nicht an den Infoveranstaltungen teilnehmen. Der Implemen-

tierungsplan, wird als teilweise umgesetzt beschrieben. Aus Zeitmangel wurde er allerdings nicht auf die

Bedarfe der Einrichtung angepasst.

Ideen zur Nachhaltigkeit in Einrichtung C (E95)

Es besteht der Wunsch, dass die Fallbesprechungen in der jetzigen Form weiter geführt werden. Es wäre

sonst ein Verlust, das das was bisher geschah nicht weitergeführt würde. Der Gewinn im Vergleich zu der

vorherigen Gestaltung der Fallbesprechung ist die stärkere Strukturierung, die als professioneller erlebt

wird.

Zusammenfassung von förderlichen Faktoren in Einrichtung D (E53)

Es wird betont, dass diese Art der Fallbesprechung im Vergleich zu vorherigen Fallbesprechungen eine Wei-

terentwicklung darstellt. Hervorgehoben wird der rote Faden, die Tiefe der Bearbeitung und die Ideenviel-

falt. Den Bewohner mit anderen Augen sehen. Als entscheidender Gewinn wird zudem der Blick auf

moegliche Ursachen des Verhaltens erlebt. Eine wichtige Erfahrung ist die, dass die FB verdeutlicht, was im

Alltag in den Routinen untergehen kann. Die Fallbesprechung wird insofern als sinnvolle Methode erlebt,

von der profitiert werden kann, da die veränderte Vorgehensweise eine andere Sensibilisierung im Umgang

mit Bewohnern und Angehörige nach sich zog. Sie lernten, genauer zu beobachten um die Bewohner zu

verstehen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, sowie eine Beziehung als Bezugsperson einzugehen. Es

wird insbesondere der Gewinn der verstehenden Diagnostik betont, die Bewohner zu verstehen und anzuer-

kennen. Der Umgang mit den Bewohnern fällt ihnen auch deshalb leichter, da sie sich weniger persönlich

angegriffen fühlten. Ein weiterer Schwerpunkt des Gewinns liegt in einer gemeinsamen und kreativeren

Herangehensweise hinsichtlich Analyse moelgicher Ursachen und dem Ausprobieren unterschiedlicher

Massnahmen.

Die Änderungen wirken nicht nur auf die Bewohner und die Angehörigen, sondern auch das Team profitier-

te. Dem geht voraus, dass herauforderndes Verhalten grundsätzlich als belastend erlebt wird und die Betei-

ligten an ihre Grenzen bringen kann. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Fallbesprechung war eine Hal-

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tungsveränderung mit Folgen für den Umgang mit sich selbst und den Bewohnern sowie seinen Angehöri-

gen. Doch nicht nur das neue Wissen und Erfahrungen wird positiv erlebt, sondern darüberhinaus die Er-

kenntnis, dass bereits viele Dinge ausprobiert wurden - dem nun die Erkenntnis folgt, dass es auch darum

geht, auf sich selbst acht zu geben. Die Zusammengehörigkeit im Team wird durch die FB gestärkt und der

Umgang untereinander als lockerer erlebt. Dies korrespondiert mit dem erlebten Benefit der Kommunikati-

onsschulung, sodass sich die Einschätzung sich auf das gesamte Projekt bezieht und sie davon ausgehen,

dass auch Andere davon profitieren können.

Die Einstellung zu nur teils gelungenen Maßnahmen hat sich insofern geändert, als dass sie jetzt nicht mehr

nach richtig oder falsch beurteilen, sondern dem Ausprobieren eine wichtige Funktion zuweisen, um zu er-

fahren wie die Bewohner auf das Angebot reagieren. Mitarbeiter lassen sich nicht demotivieren wenn es

nicht klappt, sondern suchen dann nach neuen Ansätzen. Es wird zudem eine positive Wirkung nach außen

beschrieben, d.h. dass Veränderungen wahrgenommen und positiv rückgemeldet werden (u.a. Ärzte und

Angehörige).

Zusammenfassung von hinderlichen Faktoren in Einrichtung D (E53)

Es wird eine gewisse anfängliche Skepsis angesichts der Größe des Projekts formuliert. Der Einstieg in die

Schulungen wird beschrieben als ‚absolutes Chaos’ und ‚absolute Katastrophe’ - sie hätten nichts verstan-

den. Zugang zum Thema erhielten die Teilnehmenden durch ein sehr kleinschrittiges Vorgehen am zweiten

Tag. Ganz allgemein gab es konträre Eindrücke: einerseits sie die Schulung zu theoretisch ausgerichtet ge-

wesen, verbunden mit dem Hinweis, dass sie Praxisinformationen sowie ein klares, einheitliches Schema

benötigen und keine Definitionen. Andererseits, haben die Dozenten sie sehr unterstuetzt, wurden die Schu-

lungen als gut strukturiert erlebt, sodass man sofort drin war. Das Vorgehen der FB wird als super Leitfaden

und zeitsparend beschrieben. Allerdings, wenn eine Interaktion mit einer Lehrenden nicht gelang wurde dies

als irritierend erlebt.

Das Training on the Job hat im Gesamten vieles klarer werden lassen, insbesondere durch Übungen, Beglei-

tungen und Unterstützung. Fragen und Schwierigkeiten loesten sich nach und nach auf. Auch hier wird be-

schrieben, dass zu viele neue Begriffe und Herangehensweisen teils nur schwer verarbeitet werden konnten.

Ein Wechsel der Dozenten wurde ebenfalls als störend erlebt, insbesondere, wenn Teilnehmer und Dozenten

in Vorgehensweise und (sprachlichen) Anforderungen unterschiedliche Auffassungen vertraten. Als hilf-

reich wurde jedoch auch erlebt, dass die Anforderungen mit dem eignen Können wachsen, das erleichterte

es auch neue Koellgen zu integrieren.

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

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Umsetzung der Fallbesprechungen wird als hinderlich erlebt, wenn

unsicher war, ob 90 Minuten für die Fallbesprechung ausreichen.

Teilnehmende Inhalte einbrachten, die nicht in die Fallbesprechung gehören und dann die Struktur

sprengten.

die ungewohnte Methode ein Einlassen und ein Lernen im Prozess erforderte

es galt Bewohner zu finden, die sich aufgrund ihres herausfordernden Verhaltens für eine Fallbe-

sprechung eignen und auf relevante Probleme zu fokussieren.

Allgemeine Herausforderungen in der Umsetzung die zu bewältigen waren. Es wird z.B. hinterfragt, ob

überhaupt Veränderungen im Vergleich zum vorherigen Vorgehen notwendig waren und ob sich viel verän-

dert hat. Auch wird der Zeitraum als noch kurz eingeschätzt um wirklich Veränderungen hinsichtlich der

Bewohner festzustellen. Dass die Intervention Top Down eingeführt wurde, wird kritisch gesehen, denn sie

hatten das Gefuehl, dass sie etwas umsetzen mussten, was ihnen als kaum machbar erschien. Diese erlebte

Überforderung führte anfangs zu starker Irritation. Auch der Implementierungsplan war für sie Anfangs nur

schwer zu verstehen. Daruberhinaus gab es viele Formalien, Zettel und Befragungen die im Projektes auszu-

fuellen waren. Insgesamt entstand der Eindruck, dass durch viele Prozesse in der Einrichtung eine gewisse

Grundüberforderung herrschte (u.a. ausreichend Mitarbeiter zur Teilnahme zu finden bzw. Personalnotstand

und Krankmeldungen).

Ideen zur Nachhaltigkeit in Einrichtung D (E53)

Die Intervention hat – trotz der kritischen Anfangsphase - die Beteiligten dennoch so überzeugt, dass sie

diese auch nach Abschluss der Studie weiterführen werden. Dazu sind Anpassungen an den Formularen wie

dem Fallbesprechungsprotokoll notwendig. Gleichzeitig wird der Wunsch geäußert, besser in die Projekt-

planung einbezogen zu werden.

Page 77: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

75

3.2.6 Ergebnisse zur Ökonomie

Reinhold Wolke

Das Ziel der ökonomischen Analysen war, die eingesetzten Ressourcen und die entstandenen Kosten auf der

einen Seite sowie mögliche Einsparungen auf der anderen Seite zu beschreiben und zu bewerten, die durch

die Implementierung der demenzspezifischen Fallbesprechungen verursacht wurden. Die Analysen erfolgten

einrichtungsorientiert, da die Bemessung der Kosten für die intervenierenden Einrichtungen im Vordergrund

steht. Basis der Untersuchungen waren ausgewählte Daten aus der Prozessevaluation (Holle et al., 2014), die

mit Hilfe von unterschiedlichen Erhebungsmethoden erfasst wurden.

3.2.6.1 Ressourcenverbrauchs

Für zehn Interventionseinrichtungen, welche die Fallbesprechungen einführt haben, lässt sich ein durch-

schnittlicher Personalaufwand von rund 625,8 Stunden pro Einrichtung ermitteln (Tabelle 19).

Einrich-

tung

E29 E41 E50 E52 E53 E75 E79 E82 E90 E95 E97 E98 Ge-

samt

Durch-

schnitt

Bemer-

kung 1)

1)

ohne

E98,

E50

ohne

E98,

E50

Implementierung

Fortbil-

dungspro-

gramm

Bildungs-

institut

1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 0

N=10

Implementierung MitarbeiterInnen Std.

Modul II 222 162

264 94,5 156 306 49,5 114 258 240

1866 186,6

Modul V 246 78

211,9 117,6 177 258 50,6 123 249 61,5

1572,5 157,3

Modul I 162 72

102 348 156 120 72 156 324 168

1680 168

Modul III 72 36

66 114 72 120 48 96 48 48

720 72

Modul IV 63 16,9 41,1 66,5 28 52 36 24,5 52,5 39,4 419,9 42

Gesamt

Imple-

mentie-

rung

765 364,9 685 740,6 589 856 256,1 513,5 931,5 556,9 6258,4 625,8

Legende:1) ausgeschieden

TABELLE 19: ZUSAMMENGEFÜHRTE MENGENGERÜST DER INTERVENTION

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WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

76

Insgesamt erbrachten die Pflegeeinrichtungen einen Personalaufwand von 6.258,4 Std (10 Einrichtungen),

um die Fallbesprechungen zu implementieren (Tabelle 20):

Durchschnittlicher Personalaufwand „FallDem“

Intervention Fortbildung Fallbesprechungskonzept 186,6 Stunden Training on the job 157,3 Stunden

Gesamtintervention 343,9 Stunden

Implementierungsstrategie

Fortbildung Demenz 168,0 Stunden

Fortbildung Moderationstechniken 72,0 Stunden

Steuerungsgruppe 42,0 Stunden Gesamtimplementierungsstrategie 282,0 Stunden

Gesamt Intervention + Implementierungsstrategie 625,8 Stunden TABELLE 20: DURCHSCHNITTLICHER PERSONALAUFWAND „FALLDEM“

Weiterer Ressourceneinsatz (z. B. für Räume, Material) wurde im Rahmen dieser Evaluation nicht erfasst.

Page 79: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

77

3.2.6.2 Ressourcenbewertung

Ausgehend von den dargelegten Grundlagen für die Bewertung des Personaleinsatzes lassen sich folgende

Bewertungsansätze berechnen (Tabelle 21):

Fachkraft (Alten-

/Krankenpfleger)

Hilfskraft PDL/HL Sonstige Sozialer Dienst

(Hilfskraft)

Unbekannt

Bruttolohn (Ansatz LohnSpiegel)

2.190 1.890 2.600 2.410 2.410 2.410

Arbeitgeber-kosten/Std.

26,78 23,14 31,75 29,45 29,45 29,45

TABELLE 21: ANSÄTZE ZUR BERECHNUNG DER PERSONALKOSTEN IN EURO (VGL. EIGENBEREICHNUNG, BISPINCK ET AL., 2013, GÖTZ & SCHNITZEN-BAUME 2013, DAK 2015)

Zu bemerken ist, dass aufgrund der vorliegenden Dokumentation nur für folgende Gruppen ein differenzier-

ter Arbeitgeberpersonalkostenansatz ermittelt werden konnte:

Fachkräfte (examinierte AltenpflegerInnen/

Gesundheits- und KrankenpflegerInnen: 26,78 Euro/Std.

Pflegehilfskräfte: 23,14 Euro/Std.

Pflegedienstleitungen/Stationsleitungen : 31,75 Euro/Std.

Sonstige (inkl. Sozialer Dienst und Unbekannt): 29,45 Euro/Std.

Aufgrund der erfassten Ressourcenverbräuche können die durchschnittlichen Kosten für die Implementie-

rung der Fallbesprechungen pro Einrichtung mit 24.750,50 Euro angesetzt werden. Unberücksichtigt sind

hier die Kosten der Einrichtungen, die die Implementierung der Intervention abgebrochen haben (E98, E50).

Wesentliche Kostenfaktoren waren dabei (Tabelle 22):

Page 80: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

78

Kostenfaktoren Kosten Bildungsträger (KWS) Fortbildungen 8.000,00 € Implementierung MitarbeiterInnen Std. (N=10)

Fortbildung Fallbesprechungskonzept 4.910,07€

Training on the Job 4.165,31€

Fortbildung Demenz 4.520,72€

Fortbildung Moderationstechniken 1.968,47€

Steuerungsgruppe 1.185,93 €

Gesamt Implementierung 24.750,50€ TABELLE 22: DURCHSCHNITTSKOSTEN FALLBESPRECHUNGEN „FALLDEM“ PRO EINRICHTUNG

Insgesamt wurde für die Einführung der Fallbesprechungen in den letzten zehn Pflegeinrichtungen, die die

Fallbesprechungen einführten, Gesamtkosten in Höhe von 247.505,03€ ermittelt.

Hauptkostenart waren Personalkosten, die für Personaleinsatz in den Fortbildungen, den Trainings- on the

Job und den Steuerungsgruppen anfielen. Dabei handelt es sich um direkte Kosten, da sie in unmittelbarem

Zusammenhang mit der Intervention stehen. Der Großteil der Kosten, insbesondere die Personalkosten, sind

Opportunitätskosten, gegen sind die 8.000 Euro Sachleistungskosten des Bildungsinstituts die tatsächlich als

zusätzliche Kosten für die Einrichtungen anfielen.

Begriffe Definitionen

Direkte Kosten Ressourcenverbrauch der Intervention (z.B. Personalschulung)

Indirekte Kosten Mittelbare Kosten (z.B. gestiegene Fortbildungskosten)

Opportunitätskos-ten

Alternativekosten, Schattenkosten (z.B. entgangene Erlöse, da vorhandene Möglichkeiten (Opportunitäten)/ Alternativen zur Nut-zung von Ressourcen nicht wahrgenommen werden

Ist-Kosten Sind tatsächlich angefallene Kosten (z.B. die Vergütung eines

Dozenten)

Tangible Kosten Monetär erfassbar

Intangible Kosten Monentär nicht erfassbar (z.B. Schmerz oder Freude) TABELLE 23: BEGRIFFSDEFINITIONEN KOSTEN

Eine für die Interventionseinrichtungen differenzierte Darstellung ist den nachfolgenden Tabelle 24 und

Tabelle 25 zu entnehmen.

Page 81: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

79

Einrichtung E29 E41 E50 E52 E53 E75 E79 E82 E90 Bemerkung 1) 2) 2) 2) Implementierung Fortbildungs-programm Bildungsinsti-tut (KWS)

8.000,00 8.000,00 0 8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00

Implementierung MitarbeiterInnen Fortbildung Fallbespre-chungskon-zept

5.958,30 4.303,44 6.763,44 2.645,82 4.333,38 8.043,90 1.292,85 3.095,16

Training on the job

6.653,43 2.056,80 5.475,96 3.266,28 4.849,89 6.960,15 1.350,25 3.159,27 €

Fortbildung Demenz

4.459,26 1.709,76 2.577,24 9.629,64 4.423,74 3.068,70 1.995,51 4.136,94

Fortbildung Moderations-techniken

1.960,20 964,08 1.767,48 3.266,10 2.017,62 3.305,28 1.285,44 2.634,96

Steuerungs-gruppe

1.755,90 479,87 1.156,85 1.930,67 799,54 1.515,51 993,90 682,85

Gesamtimplementierung 28.787,0

9 17.513,9

5 0 25.740,9

7 28.738,5

1 24.424,1

7 30.893,5

4 14.917,9

5 21.709,1

8 Legende: 1) ausgeschieden 2) Daten Routinebetrieb unvollständig

TABELLE 24: KOSTEN GESAMT IN EURO 1/2 BEIDE FALLBESPRECHUNGSKONZEPTE. EIGENE BERECHNUNGEN

Einrichtung E95 E97 E98 Gesamt Durch-schnitt

Bemerkung 1) 2) 2) Implementierung Fortbildungs-programm Bildungsinsti-tut (KWS)

8.000,00 8.000,00 0 80.000,00 8.000,00

Implementierung MitarbeiterInnen Fortbildung Fallbespre-chungskon-zept

6.512,40 6.152,04 49.100,73 4.910,07

Training on the job

6.257,58 1.623,45 41.653,07 4.165,31

Fortbildung Demenz

8.859,54 4.346,88 45.207,21 4.520,72

Fortbildung Moderations-techniken

1.198,08 1.285,44 19.684,68 1.968,47

Steuerungs-gruppe

1.433,88 1.110,38 11.859,34 1.185,93

Gesamtimplementierung 32.261,48 22.518,19 0 247.505,03 24.750,50 Legende 1) ausgeschieden 2) ohne E98, E50

TABELLE 25: KOSTEN GESAMT IN EURO 2/2, BEIDE FALLBESPRECHUNGSKONZEPTE. EIGENE BERECHNUNGEN

Page 82: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

80

Ausgeschiedene Einrichtungen E98 und E50 bleiben unberücksichtigt.

Im Rahmen des Projektes wurden zwei Fallbesprechungskonzepte – WELCOME-IdA und WELCOME-

NEO erprobt. Hinsichtlich der angefallenen Kosten unterscheiden sich die Interventionsarten nicht wesent-

lich (Tabelle 26 und Tabelle 27). Während die durchschnittlichen Kosten für die Implementierung für das

Fallbesprechungskonzept WELCOME-IdA 24.755,69 Euro betrugen, waren dies für das Fallbespre-

chungskonzept WELCOME-NEO 24.747,05 Euro.

Einrichtung E29 E50 E75 E79 E82 E98 Gesamt Durch-

schnitt Bemerkung 1) 2) 2) 1) 3) 3) Implementierung Fortbildungs-programm Bildungsinsti-tut

8.000,00 0,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 0,00 32.000,00 8.000,00

Implementierung MitarbeiterInnen Fortbildung Fallbespre-chungskonzept

5.958,30 4.333,38 8.043,90 1.292,85 19.628,43 4.907,11

Training on the job

6.653,43 4.849,89 6.960,15 1.350,25 19.813,72 4.953,43

Fortbildung Demenz

4.459,26 4.423,74 3.068,70 1.995,51 13.947,21 3.486,80

Fortbildung Moderations-techniken

1.960,20 2.017,62 3.305,28 1.285,44 8.568,54 2.142,14

Steuerungs-gruppe

1.755,90 799,54 1.515,51 993,90 5.064,85 1.266,21

Gesamt Implementierung 28.787,09 0,00 24.424,17 30.893,54 14.917,95 0,00 99.022,75 24.755,69 Legende: 1) ausgeschieden 2) Daten Routinebetrieb unvollständig 3) ohne E98, E50

TABELLE 26: : KOSTEN FALLBESPRECHUNGEN KONZEPT WELCOME-IDA. EIGENE BERECHNUNGEN

Ausgeschiedene Einrichtungen E98 und E50 bleiben unberücksichtigt.

Page 83: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

81

Einrichtung E41 E52 E53 E90 E95 E97 Gesamt Durch-schnitt

Bemerkung 1) Implementierung Fortbildungs-programm Bildungsinsti-tut

8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 8.000,00 48.000,00 8.000,00

Implementierung MitarbeiterInnen Fortbildung Fallbespre-chungskonzept

4.303,44 6.763,44 2.645,82 3.095,16 6.512,40 6.152,04 29.472,30 4.912,05

Training on the job

2.056,80 5.475,96 3.266,28 3.159,27 6.257,58 1.623,45 21.839,34 3.639,89

Fortbildung Demenz

1.709,76 2.577,24 9.629,64 4.136,94 8.859,54 4.346,88 31.260,00 5.210,00

Fortbildung Moderations-techniken

964,08 1.767,48 3.266,10 2.634,96 1.198,08 1.285,44 11.116,14 1.852,69

Steuerungs-gruppe

479,87 1.156,85 1.930,67 682,85 1.433,88 1.110,38 6.794,49 1.132,42

Gesamt Implementierung

17.513,95 25.740,97 28.738,51 21.709,18 32.261,48 22.518,19 148.482,27 24.747,05

Legende 1) Daten Routinebetrieb unvollständig TABELLE 27: KOSTEN FALLBESPRECHUNGEN KONZEPT WELCOME-NEO. EIGENE BERECHNUNGEN

3.2.6.3 Ergebnisse weiterer Effekt der Fallbesprechungen und ökonomische Bewertung

Die Analysen von Fluktuation, Summe der Fehlzeiten und Summe der Fort- und Weiterbildungszeiten zei-

gen, dass:

Die Fluktuation in den Einrichtungen in der Kontrollphase mit 2,08 MitarbeiterInnen im Beobach-

tungszeitraum fast identisch ist mit der Messung in den Einrichtungen der Interventionsgruppe mit

2,06 Mitarbeitenden im Beobachtungszeitraum vor und nach der Intervention.

Die Summe der Fehlzeiten der Beschäftigten in den Einrichtungen in der Kontrollphase mit

1.2070,77 Std. im Beobachtungszeitraum gegenüber der Messung in den Einrichtungen der Interven-

tionsgruppe mit 1.2036,73 Std. – also vor der Umsetzung der Fallbesprechungen – deutlich höher

war.

Die Summe der Fort- und Weiterbildungszeiten der Beschäftigten in den Einrichtungen in der Kon-

trollphase mit 186,83 Std. im Beobachtungszeitraum gegenüber der Messung in den Einrichtungen

der Interventionsgruppe mit 239,86 Std. – also vor der Umsetzung der Fallbesprechungen –niedriger

war.

Page 84: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

82

Analyse Kontrolle vs. Inter-

vention N Mittelwert Standard-

abweichung

Standard-fehler

Mittelwert

Fluktuation: Ausgeschiedene MitarbeiterInnen in der Ein-richtung

Kontrollgruppe 37 2,08 3,361 ,553

Interventionsgruppe 31 2,06 2,909 ,522

Summe der Fehlzeiten aller Beschäftigten der Einrichtung in Stunden

Kontrollgruppe 38 1.270,77 659,59 107,00

Interventionsgruppe 31 1.036,73 503,30 90,40

Summe der Fort- und Weiter-bildungszeiten aller Beschäftig-ten der Einrichtung in Stunden

Kontrollgruppe 38 186,83 186,19 30,20

Interventionsgruppe 32 239,86 146,38 25,88

TABELLE 28: ANALYSE VS. KONTROLL- UND INTERVENTIONSPHASE. EIGENE BERECHNUNGEN

Allerdings, so zeigt der durchgeführte Mittelwertvergleich (T-Test), sind die beobachteten Unterschiede

statistisch nicht signifikant (Tabelle 29).

Levene-Test der

Varianz-gleichheit T-Test für die Mittelwertgleichheit

F Signi-fikanz

T df Sig.(2-seitig)

Mittlere

Differenz

Standardfehler der Differenz 95% Konfidenzintervall

der Differenz

Untere Obere

Ausgeschiede-ne Mitarbeiter in der Einrich-tung

Varianzen sind gleich ,001 ,978 ,022 66 ,983 ,017 ,770 -1,521 1,555

Varianzen sind nicht gleich

,022 65,919 ,983 ,017 ,760 -1,502 1,535

Summe der Fehlzeiten aller Beschäftigten der Einrich-tung in Stun-den

Varianzen sind gleich 3,827 ,055 1,626 67 ,109 234,03964 143,93223 -53,25030 521,3295

8

Varianzen sind nicht gleich

1,671 66,736 ,099 234,03964 140,07264 -45,56687 513,6461

6

Summe der Fort- und Weiterbil-dungszeiten aller Beschäf-tigten der Einrichtung in Stunden

Varianzen sind gleich ,214 ,645 -

1,306

68 ,196 -53,02446 40,59659 -134,03369 27,98478

Varianzen sind nicht gleich

-

1,333

67,710 ,187 -53,02446 39,77183 -132,39406 26,34515

TABELLE 29: T-TEST FLUKTUATION, SUMME FEHLZEITEN, SUMME FORT- UND WEITERBILDUNGSZEITEN. EIGENE BERECHNUNGEN

Folglich kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich aufgrund der Einführung der demenzspezifischen

Fallbesprechungen Seitens der MitarbeiterInnen die Fluktuation, die Summe der Stunden der Ausfallzeiten

sowie die Summe der Stunden für Fort- und Weiterbildungen geändert hat. Aus diesem Grund wird auf eine

ökonomische Bewertung verzichtet.

Page 85: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

83

Neben den Wirkungen auf die Mitarbeiterschaft wurden auch Informationen zu den Bewohnerinnen und

Bewohnern ausgewertet. Es wurde erwartet, dass durch die Intervention der Medikamentenverbrauch redu-

ziert wird. Auch dies hätte ökonomische Folgen. Allerdings konnten aufgrund nicht hinreichender Daten-

qualität der Medikamentendaten hier keine weiteren Analysen durchgeführt werden.

3.2.6.4 Zusammenfassung ökonomische Analyse

Das Ziel der ökonomischen Analysen war, die eingesetzten Ressourcen und die entstandenen Kosten auf der

einen Seite sowie mögliche Einsparungen auf der anderen Seite zu beschreiben und zu bewerten, die durch

die Implementierung der demenzspezifischen Fallbesprechungen verursacht wurden. Die Analysen erfolgten

einrichtungsorientiert, da die Bemessung der Kosten für die intervenierenden Einrichtungen im Vordergrund

steht.

Basis der Untersuchungen waren ausgewählte Daten aus der Prozessevaluation (Holle et al., 2014), die mit

Hilfe von unterschiedlichen Erhebungsmethoden erfasst wurden.

Folgende Forschungsfragen wurden gestellt:

1. Welcher Ressourcenverbrauch, differenziert nach Arten und Mengen, und welche Kosten entstehen

bei den Beteiligten aufgrund der Implementierung der Fallbesprechungen?

2. Welche ökonomischen Auswirkungen lassen sich aufgrund der Effekte der Fallbesprechungen

identifizierten? Dies wird im Folgenden differenziert nach Kosten (2a) und Einsparungen (2b) darge-

stellt.

3. Wie ist das Verhältnis von erfassten Kosten zu bewertetem Nutzen der Fallbesprechungen?

Ressourcenverbrauch

Als Ressourcenverbrauch wurde ausschließlich der Personalaufwand erfasst. Die Analysen zum Ressour-

cenverbrauch für zehn stationären Einrichtungen (Cluster), die das Interventionsprogramm einschließlich

der Implementierungsstrategie umfassend durchführten, zeigen, dass sich ein durchschnittlicher Personal-

aufwand von rund 625,8 Stunden pro Einrichtung für die Implementierung der Intervention ermitteln lässt.

Hier konnten differenziert der Personaleinsatz für die Intervention (Fortbildung zu Fallbesprechungskon-

zept: durchschnittlich 186,6 Std/Einrichtung; Training on the Job: durchschnittlich 157,3 Std./Einrichtung)

und die Implementierungsstrategie (Fortbildung zu Demenz und herausforderndes Verhalten: durchschnitt-

lich 168,0 Std/Einrichtung; Fortbildung Moderationstechniken: durchschnittlich 72 Std./Einrichtung; Steue-

rungsgruppe: durchschnittlich 42 Std./Einrichtung) erfasst werden.

Der durchschnittliche Aufwand von 343,9 Std/Einrichtung für die Intervention liegt hiermit deutlich über

dem Aufwand für die Implementierungsstrategie von durchschnittlich 282 Std/ Einrichtung.

Page 86: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

84

Insgesamt erbrachten die beteiligten Pflegeeinrichtungen einen Personalaufwand von 6258,4 Stunden.

Weiterer Ressourceneinsatz (z. B. für Räume, Material) wurde im Rahmen dieser Evaluation nicht erfasst.

Ökonomische Auswirkungen

Als ökonomische Auswirkungen konnten die Kosten aufgrund der erfassten Ressourcenverbräuche ermittelt

werden. Insgesamt wurde für die Implementierung der Fallbesprechungen in den beteiligten Pflegeeinrich-

tungen Gesamtkosten in Höhe von 247.505,03 Euro ermittelt

Die durchschnittlichen Kosten pro Einrichtung für die Implementierung der Fallbesprechungen können

im Projekt „FallDem“ mit 24.750,50 Euro angesetzt werden.

Die Kostenblöcke stellen sich wie folgt dar (Tabelle 30):

Kostenfaktor Kosten Fortbildungsprogramm

Bildungsinstitut (KWS) 8.000,00 €

Implementierung MitarbeiterInnen Std. (N=10) Fallbesprechungskonzepte 4910,07€

Training on the Job 4.165,31 € Demenz und herausforderndes Verhalten 4520,72€

Moderationstechniken 1968,47€ Steuerungsgruppe 1.185,93 €

Gesamtkosten 24.750,50 € TABELLE 30: GESAMTKOSTEN DER IMPLEMENTIERUNG PRO EINRICHTUNG

Zu bemerken ist, dass Kosten nach Interventionsart, also nach Fallbesprechungskonzept (WELCOME-IdA,

WELCOME- NEO) sich nicht wesentlich unterscheiden. Während die durchschnittlichen Kosten für die

Implementierung für das Fallbesprechungskonzept Welcome-IdA 24.755,69 Euro betrugen, waren dies für

das Fallbesprechungskonzept Welcome-Neo 24.747,50 Euro.

Verhältnis von erfassten Kosten zu bewertetem Nutzen

Den Kosten der Implementierung der Intervention in den Einrichtungen stehen mögliche weitere ökonomi-

sche Konsequenzen gegenüber. So können beispielsweise Einsparungen durch die Einführung von Fallbe-

sprechungen bei Menschen mit Demenz in Pflegeeinrichtungen entstehen. Diese können sehr vielfältig sein,

wie beispielsweise verhinderte Krankenhausaufenthalte oder verringerter Pflegebedarf und Medikamenten-

verbrauch (Schöffski, 2007).

Page 87: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

85

Bei den vorliegenden Analysen konnte ausschließlich auf Organisationsdaten zu mitarbeiterbezogenen

Auswirkungen zurückgegriffen werden. Es liegen für jede Beobachtungsphase Informationen zur Entwick-

lung der Fluktuation, der Ausfallzeiten und der Weiterbildungszeiten vor. Die Analysen zeigen, dass die

Fluktuation in den Einrichtungen über den Beobachtungszeitraum nahezu gleich blieb (Kontrollphase:

2,08, Interventions-/Follow up-Phase: 2,06 MitarbeiterInnen im Beobachtungszeitraum). Ebenso blieb auch

die Summe der Fehlzeiten konstant (Kontrollphase: 1.2070,77 Std., Interventions-/Follow up-Phase:

1.2036,73 Std.). Lediglich die Summe der Fort- und Weiterbildungszeiten der Beschäftigten in den Ein-

richtungen veränderte sich (Kontrollphase: 186,83 Std., Interventions-/Follow up-Phase 239,86 Std.). Die

durchgeführten Mittelwertvergleiche (T-Test) zeigen aber, dass die beobachteten Unterschiede statistisch

nicht signifikant sind. Folglich kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich aufgrund der Einführung

der Fallbesprechungen die Fluktuation, die Ausfallzeiten oder die Fort- und Weiterbildungszeiten geändert

haben. Aus diesem Grund wurde auf eine ökonomische Bewertung verzichtet. Weitere ökonomische Konse-

quenzen konnten aufgrund der vorliegenden Daten nicht ermittelt werden.

Insgesamt können die vorliegenden Analysen folglich die Ressourcenverbräuche (Personaleinsatz) und die

resultierenden Kosten für die Implementierung der Fallbesprechungen aufzeigen. Weitere Kosten und Ein-

sparungen konnten aufgrund der vorliegenden Daten nicht identifiziert werden. Den ermittelten Kosten ste-

hen die qualitativen Folgen der Intervention gegenüber, die an anderer Stelle betrachtet werden.

Page 88: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

86

3.3. Diskussion der Ergebnisse zur wissenschaftlichen Evaluation

Das Verstehen des herausfordernden Verhaltens als Grundlage für den Umgang damit und als Ausgangs-

punkt für Interventionsentwicklung wird national und international als sehr wichtig beschrieben

(Bartholomeyczik et al., 2013). Die Beschreibung des Verhaltens und die Suche nach Ursachen sind die

ersten beiden Schritte der Verstehenden Diagnostik des Verhaltens (Bundesministerium für Gesundheit,

2006). Hierzu werden vielfältige Informationen über den Menschen mit Demenz, über die Umgebung und

über die Beziehungen zu den pflegenden Personen benötigt. Da die Erklärungssuche für das Verhalten nicht

einfach ist und je nach Informationsstand und Perspektive unterschiedlich ausfallen kann, werden Fallbe-

sprechungen als eine vielversprechende Methode für die Durchführung der Verstehenden Diagnostik emp-

fohlen (Reuther et al., 2012b, Bartholomeyczik et al., 2013).

In der FallDem-Studie wurden zwei Fallbesprechungskonzepte auf ihre Wirksamkeit untersucht. Beide

Konzepte unterscheiden sich in der Form der Strukturiertheit der Informationssammlung über das Verhalten

und seiner Ursachen. Das WELCOME-NEO setzt auf einen offenen Prozess, in dem die Informationsart,

Umfang, und Inhalte von den Teilnehmern der Fallbesprechung bestimmt werden. Das WELCOM-IdA

Konzept gibt in einer standardisierten Form (Assessment) vor, welche Informationen zu sammeln und zu

bewerten sind. Die Wirkung beider Konzepte wurde im Hinblick auf die Minderung des Auftretens des Ver-

haltes, Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität für Bewohner mit Demenz sowie auf Belastung der

Pflegenden untersucht. Zusätzlich wurde beobachtet, ob und wie die Fallbesprechungen Lernprozesse unter-

stützen und welche ökonomischen Auswirkungen zu identifizieren sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass beide Konzepte nicht zu der erwarteten signifikanten Reduktion in der Gesamt-

prävalenz des Verhaltens führten. Zwar zeigt sich in der WELCOME-NEO Gruppe eine Reduktion um ca. 6

Prozentpunkte (relative Minderung um ca. 10%), der Unterschied ist jedoch nicht statistisch signifikant und

kann nur als eine Tendenz gewertet werden. Die Unterschiede in der WELCOME-IdA Gruppe können auf-

grund der Stichprobengröße vernachlässigt werden. Wird die Schwere und die Häufigkeit der einzelnen

Verhaltensformen betrachtet, so zeigt sich ausschließlich für die Gruppe WELCOME-IdA eine deutliche

Reduktion des NPI-Indexes für die Apathie (Reduktion im statistischen Modell um 18,5% Punkte).

Werden diese Ergebnisse mit der Vorgängerstudie InDemA (Hardenacke et al., 2011) verglichen, in der

ebenfalls Fallbesprechungen mit Hilfe des IdA® durchgeführt wurden, so sank die Gesamtprävalenz dort

nach den Fallbesprechungen um 12 Prozentpunkte (von 89 auf 77). Da die in der InDemA Studie identifi-

zierten hemmenden Faktoren für die Durchführung und Implementierung der Fallbesprechungen in der

FallDem Studie berücksichtigt wurden, bleibt zunächst unklar, warum sich der Erfolg der InDemA-Studie

Page 89: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

87

nicht wiederholt werden konnte. Methodisch argumentiert neigen quasi-experimentalen Studie wie InDema

zur Überschätzung der Effekte, weil viele Einflußfaktoren, die Effekte begünstigen könnten, nicht kontrol-

liert werden (Eccles et al., 2003).

Der Vorteil der InDemA Studie liegt in der großen Stichprobe von 18 Wohnbereichen in 15 Einrichtungen,

allerdings mit weniger Studienteilnehmern (n = 107). In der FallDem Studie wurde die notwendige Anzahl

der Einrichtungen die über die gesamte Studiendauer teilnahmen in der WELCOME-IdA Gruppe nicht er-

reicht. Es besteht damit die Möglichkeit, dass Effekte unentdeckt geblieben sind.

Die Ergebnisse der FallDem Studie können teils mit Ergebnissen internationaler Studien verglichen werden,

die ebenfalls das Ziel verfolgten, durch Verhaltensanalysen das herausfordernde Verhalten zu reduzieren.

Das niederländische Programm „Grip on Challenging behavior“ arbeitete für die Suche nach den Verhal-

tensauslösern mit einem interdisziplinären Teams aus Pflegenden, Ärzten und Psychologen (Zwijsen et al.,

2015). Die Forscher nutzten ein vergleichbares Studiendesign und Ergebnisparameter. Auch in dieser Studie

konnten keine signifikanten Unterschiede in der Gesamtanzahl von herausfordernden Verhaltensweisen,

gemessen mit NPI-NH, zwischen der Interventionsgruppe und Kontrollgruppe gezeigt werden. Gleichwohl

erreichten sie kleine Verbesserungen für Halluzinationen, Depression, Apathie, Enthemmung und abwei-

chendes motorisches Verhalten. Die Agitation gemessen mit der Cohen-Mansfield Agitation Inventory

(CMAI) sankt in der Interventionsgruppe leicht (Zwijsen et al., 2015). In der FallDem Studie konnten nur

die Ergebnisse hinsichtlich Apathie für das WELCOME-IdA Model bestätigt werden.

Weitere Methoden, die strukturiert die Ursachen für Verhaltensveränderungen bei Bewohner mit Demenz

analysieren sind: STI (Serial Trial Intervention) (Kovach et al., 2006, Kuhlmey et al., 2010, Pieper et al.,

2016) und das strukturierte Verfahren von McCabe et al. (2015). Jedoch konnten auch in diesen Studien

keine statistisch signifikanten Reduktion des herausfordernde Verhalten nachgewiesen werden.

Hinsichtlich vergleichender Betrachtung der Ergebnisse ist wichtig zu beachten, dass das einzig gemeinsame

dieser Studieninterventionen das systematische Vorgehen in der Auseinandersetzung mit den Ursachen des

Verhaltens ist. Die Art und Weise wie das geschieht und wie diese Methoden den Pflegenden nähergebracht

und in die Einrichtung implementiert werden, ist sehr unterschiedlich. Die aktuellste Studie aus den Nieder-

landen testete das STI Programm, in dem definiert und schrittweise die Ursachen des Verhaltens betrachtet

werden (Pieper et al., 2016). Ähnlich der Studie von Zwijsen et al. (2011) richtete sich das Programm an

unterschiedliche Disziplinen, die in der Altenhilfeeinrichtung tätig sind (Pflegende, Ärzte, Psychologen,

Physiotherapeuten). Nach sechs monatiger Laufzeit konnte eine signifikante Reduktion in der Agitation

(CMAI) und in den NPI Gesamtwerten festgestellt werden (Pieper et al., 2016).

Page 90: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

88

Werden Studien zur Wirkung von Fallbesprechungen verglichen, so zeigt sich auch hier kein eindeutiges

Bild. Eine robuste Studie zeigte gar keine Effekte auf das Verhalten (Crotty et al., 2004), drei weniger me-

thodisch gute Studien zeigten positive Effekte (Reuther et al., 2012b). Fallbesprechungen sind in der Praxis

eine häufige Methode, sich mit Bedürfnissen, Bedarfen und Herausforderungen von Bewohnern mit De-

menz auseinander zu setzen (Palm et al., 2016). Ihnen werden positive Effekte auf die Versorgung zuge-

schrieben, auch wenn die Studienanzahl insgesamt noch gering ist (Phillips et al., 2013).

Die besondere Herausforderung der FallDem-Studie war, Effekte auf die Bewohner zu zeigen, obwohl sich

die Intervention zunächst an die Pflegenden richtet. Das Ziel war, die Kompetenz der Pflegenden mit Hilfe

der beiden unterschiedlichen Fallbesprechungsmodellen soweit zu stärken, dass sie besser in der Lage sind,

ihren Umgang mit Bewohnern mit Demenz zu reflektieren, positiv zu verändern und individualisierter sowie

zielgerichteter Lösungsansätze zu entwickeln. Da die Fallbesprechungen nur indirekt auf die Bewohner ein-

flussnehmen, kann der Erfolg dieser indirekten Wirkung durch unterschiedliche Prozesse beeinflusst werden

(Jackman et al., 2014). So ist kritisch zu hinterfragen, ob alle Pflegenden tatsächlich an der Umsetzung der

Fallbesprechungen mitgewirkt haben und ob das gesamte Team die formulierten Maßnahmen im Pflegeall-

tag umgesetzt hat. Die Analyse der Umsetzung zeigte, dass zwar viele Mitarbeiter in die Schulungen und

Fallbesprechungen eingebunden waren, eine Kontinuität der Teilnehmer über alle Interventionskomponen-

ten hindurch jedoch nicht erreicht wurde. Zudem konnten einige Einrichtungen die erforderliche Anzahl der

Fallbesprechungen aus unterschiedlichsten Gründen nicht realisieren bzw. wurden einige Bewohner mehr-

fach besprochen sowie teils Bewohner in die FB eingebunden die nicht zeitgleich in die Studie eingebunden

waren.

In der FallDem Studie wurde die Wirkung der Fallbesprechungen auch auf die Pflegenden untersucht. Das

WELCOME-IdA Model zeigt einen statistisch bedeutsamen positiven Effekt auf das Risiko für Burnout,

insbesondere im Bereich der arbeitsbezogenen Belastung. Das WELCOME-NEO Model zeigte keine Ver-

änderungen. Positiv anzumerken ist, dass die Werte der teilnehmenden Pflegenden für das Burnout schon

unterdurchschnittlich zu Beginn der Studie waren, was auf kein Burnoutrisiko deutet.

Auch die zusätzliche Belastung aufgrund der Studie (Schulungen, Teilnahmen an Fallbesprechungen, Auf-

wand durch Umsetzung der Fallbesprechungsergebnisse) führen nicht zu einem Anstieg der Belastung bzw.

des Burnoutsrisikos. Die Ergebnisse der qualitativen Daten machen deutlich, dass Fallbesprechungen einen

vielfältigen Beitrag für die Veränderungsprozesse der Mitarbeiter liefern. Mitarbeiter lernen viel über die

Bewohner, über sich selbst und über die Prozesse im Team und in der Organisation. Mitarbeiter erleben sich

sicherer im Umgang mit Menschen mit Demenz. Auch in anderen Studien konnten ähnliche positive Effekt

Page 91: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

89

von Interventionen zur Verbesserung des Umgangs von herausforderndem Verhalten festgestellt werden,

wie z.B. Effekte auf Selbstwirksamkeit Haltung zur Demenz oder Kommunikation.

Schwieriger scheint es Effekte auf Belastung, Burnout und Stress zu finden (Spector et al., 2016). Die nie-

derländische Studien zum Programm „Grips on challenging behavior“ zeigte einen positiven Effekt bei der

Arbeitszufriedenheit um 5% (relative Veränderung), aber keine Veränderungen beim Burnout oder Belas-

tung (Zwijsen et al., 2015). Eine Erklärung für eher ernüchternden Ergebnisse für die Mitarbeiter ist, dass

das herausfordernde Verhalten zwar als eines der größten Belastungsfaktoren erlebt wird, diese Aspekte

jedoch stark von anderen Bedingungen beeinflusst werden, wie z.B. Zeitdruck, Arbeitsbedingungen, persön-

liche Situation. Diese Faktoren sind nur schwer mit einer singulären Intervention wie der Fallbesprechung

beeinflussbar.

Die Fallbesprechungen wurden von den Mitarbeitern grundsätzlich als sinnvoll und hilfreich beschrieben,

um einerseits eine veränderte Haltung dem Verhalten von Bewohnern zu entwickeln und andererseits auf die

individuellen Bedarfe der Bewohner gerichtete Maßnahmen initiiert, erprobt und auf deren Erfolg hin kri-

tisch geprüft. Die konkrete Umsetzung aller die Fallbesprechung kennzeichnenden Phasen und Schritte be-

reitete teils größere Schwierigkeiten, insbesondere hinsichtlich Rollenfindung der verschiedenen Akteure,

konsequente Orientierung an der Struktur der Fallbesprechung sowie die Auswahl geeigneter Bewohner.

Breite Zustimmung durch das Management, Feedback von Mitarbeitern im Team, Bewohner oder Angehö-

rigen sowie die wahrgenommenen Effekte durch die Änderung der eignen Perspektive haben sich als aues-

sert förderlich fuer die Motivation über die gesamte Phase der Umsetzung gezeigt. Hinderlich wirkte teils

der teils erlebte hohe Zeitaufwand zum Ausfüllen des IdA®-Bogens. Im Verlauf des Projektes lösten sich

viele Schwierigkeiten – bedingt durch die gewonnene Erfahrung in der Anwendung – weitestgehend auf.

Ein noch bestehendes Problem scheint die systematische Vor- und Nachbereitung der Fallbesprechung zu

sein, teils mit dem Argument begründet, das der richtige Zeitpunkt schwierig zu bestimmen ist oder das Ab-

sprachen und Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind oder teils die Zusammensetzung der Fallbespre-

chungsgruppe variiert. Ähnliche Barrieren wurden ebenfalls in der Studie zum Grips on challenging behavi-

or aufgezeigt (Zwijsen et al., 2014) und korrespondieren mit bekannten Implementierungsfaktoren (Powell

et al., 2015, Waltz et al., 2014, Waltz et al., 2015).

FallDem war ein komplexes Projekt, in dem eine komplexe Intervention, für komplexe Situationen in kom-

plexen Organisationen eingeführt und durchgeführt wurde. Die Erfahrungen und Fakten zeigen, dass die

Page 92: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

WISSENSCHAFTLICHE EVALUATION

90

Umsetzung innerhalb der 19 Monate der Studienzeit unterschiedlich erfolgreich war. Die Frage ist, ob die

Fallbesprechung als Praxisintervention die Chance hat, unabhängig von einer Studie weitergeführt zu wer-

den bzw. in andere Einrichtungen übertragen zu werden. Die Nachhaltigkeit von komplexen Interventionen

hängt von vielen Faktoren ab: der Intervention selbst (Passung, Effektivität), Kontext (Einrichtungskultur, -

struktur, Regelungen), Prozesse (Entscheidungswege, Evaluation, Unterstützung), Kapazitäten für Nachhal-

tigkeit (Finanzen, Ressourcen, Arbeitskraft, Stabilität, Kompetenz) (Wiltsey Stirman et al., 2012).

FallDem liefert gute Voraussetzungen für die Intervention selbst, sie wurde positiv akzeptiert und wird als

wirksam erlebt und lässt sich an Bedingungen anpassen. Zu den anderen Nachhaltigkeitsfaktoren liefert

FallDem lediglich Hinweise. Die Schaffung von Bedingungen, die Nachhaltigkeit ermöglichen, bleibt zum

größten Teil in der Verantwortung der Einrichtungen. Die Managementebene muss sorgfältig entscheiden,

ob die Organisation Bedingungen vorhält, in denen Innovationen eine Chance haben, sich zu entfalten.

3.4. Fazit

Vor dem inhaltlichen Hintergrund und dem Stand der Wissenschaft zum Umgang mit herausforderndem

Verhalten ist die Suche nach Auslösern des Verhaltens der wichtigste Zugang. Auch wenn die Ergebnisse

der FallDem Studie eher kleine Effekte zeigten, ist diese Methode an sich plausibel, umsetzbar, wird akzep-

tiert und ist für Anwendung der Verstehenden Diagnostik nachdrücklich zu empfehlen. Dabei zeigt das stär-

ker inhaltliche Verfahren (WELCOME-IdA) etwas bessere Effekte. Die Ursachensuche und das Verstehen

des Verhaltens sind zwingende Voraussetzungen für den Umgang mit dem Verhalten, reichen aber nicht

aus. Geplante Maßnahmen sind kontinuierlich umzusetzen und zu evaluieren, damit werden Erfolge nach-

vollziehbar und sichtbar. Anzunehmen ist, dass ein stärkerer interdisziplinärer Austausch und Zusammenar-

beit zusätzliche Effekte bringen könnte. Die derzeitigen Rahmenbedingungen in der stationären Pflege las-

sen hierzu allerdings wenig Spielraum.

Fallbesprechungen fördern eindeutig Teamentwicklungsprozesse, dafür sind Bedingungen zu schaffen, die

eine Veränderung in der Kultur des Umgangs mit Bewohnern flankieren und Mitarbeiter systematisch for-

dern und fördern. Auf der Grundlage der Erkenntnisse der FallDem Studie kommt einer einrichtungsspezifi-

schen Umsetzungsstrategie eine hohe Relevanz für den Erfolg von Fallbesprechungen für den Umgang mit

herausforderndem Verhalten und trüge auch zur Sicherung der Nachhaltigkeit bei.

Page 93: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

ANHANG

91

4. Anhang

„Werkzeugkasten“

Anne Volmering-Dierkes, Irmgard Bracht

Page 94: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

92

4.1 Begriffserklärungen

Die Erklärungen der verschiedenen Begrifflichkeiten sind Bestandteil des ersten Moduls und dienen als Ein-

führung in die Thematik.

Was ist Demenz? 2007 leben in Deutschland 1,1 Millionen Menschen mit Demenz, 2030 wird mit rund 1,7 Millionen gerech-

net und bei einem Zuwachs von 20.000 an Demenz erkrankten Menschen pro Jahr wird sich die Rate der

Menschen mit Demenzerkrankungen auf 2 Millionen bis 2050 erhöhen. Dabei ist das hauptsächliche Risiko,

an Demenz zu erkranken, das Alter. Es gibt keine geschlechtsspezifische Prävalenz. Da jedoch Frauen eine

höhere Lebenserwartung haben, sind sie in den höheren Altersstufen häufiger mit demenziellen Erkrankun-

gen anzutreffen. Somit lässt sich der Anstieg der Demenzerkrankten mit der ansteigenden Lebenserwartung

und der damit zunehmenden Anzahl an älteren Menschen erklären (vgl. Brüggemann et al. 2009, 28ff.).

Übersetzt besagt Demenz (de = von, weg, mens = Denkvermögen, Verstand) das nicht Vorhandenseins des

Denkens bzw. des Verstandes (ebd. 2009, 32).

Im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders im fünften Entwurf (DSM-V) wird seit 2013

Demenz als neurokognitive Erkrankung bezeichnet mit schwerer oder geringer Ausprägung (vgl. Whi-

tehouse et al. 2011, 191).

Es wird davon ausgegangen, dass am häufigsten die Form des Demenztyps nach Alzheimer bei 60% der

Erkrankten vorliegt. Danach folgen vaskuläre, Lewy-Body und frontotemporale Demenz. Alzheimer De-

menz (AD) wird zu den primär degenerativen Demenzen gezählt, genauso wie die Lewy-Body und die fron-

totemporale Demenz. Demenzen, die einer Infektion, Entzündung, Vergiftung des Gehirns zu zuordnen sind

oder strukturellen oder metabolischen Hirnerkrankungen zugrunde liegen, werden als sekundäre Demenz

bezeichnet. Dies können zum Beispiel ein Normaldruckhydrozephalus, progressive Paralyse, Demenz bei

AIDS, Avitaminosen, CO2-Vergiftungen, Alkohol, endokrinologische Störungen, Enzephalitis, Hirntumore,

demyelinisierende Erkrankungen oder eine vaskulär bedingte Demenz sein (Whitehouse et al. 2009, 33).

AD beginnt zumeist mit leichten Gedächtnis-, Konzentrations- und Orientierungsstörungen. Es wird davon

ausgegangen, dass die Hälfte dieser Personengruppe nach fünf Jahren eine Demenz manifestiert. Im Früh-

stadium können neuropsychologische Funktionsstörungen festgestellt werden wie Neglect (lat. neglegere =

nicht wissen, vernachlässigen; hier als Aufmerksamkeitsverlust), Aphasie (Sprachstörung bis zur Sprachlo-

sigkeit) oder bestimmte zentrale Sehstörungen. Später können Agnosien (Unfähigkeit Gegenstände zu er-

Page 95: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

93

kennen) oder Prosopagnosien (Unfähigkeit Gesichter zu erkennen) auftreten. In den nächsten 5 bis 10 Jahren

kommt es zum zunehmenden Abbau der kognitiven Funktionen. Verwirrtheit, Verhaltensstörungen und so-

zialer Rückzug zeigen sich bei diesen Menschen. Aphasische und apraktische (von griechisch άπραξία

apraxia Untätigkeit) Symptome oder eine Akalkulie (erworbene Unfähigkeit zum Umgang mit Zahlen) kann

sich zeigen. Im späten Stadium können unterschiedliche neurologische Symptome auftreten wie das Parkin-

son-Syndrom.

Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem bestimmte Tei-

le des Gehirns betrifft. Diese Hirnbereiche kontrollieren willkürliche wie auch unwillkürliche Bewegungen.

Bewegungsstörungen gehören daher zu den Hauptsymptomen der Parkinson´schen Krankheit. Myoklonien

(rasche unwillkürliche Muskelzuckungen), epileptischen Anfällen (von altgriechisch ἐπίληψις epílēpsis

„Angriff, Überfall“, Fallsucht oder auch Krampfleiden genannt) gehören ebenfalls zum Krankheitsbild.

Harn-und Stuhlinkontinenz und Mutismus (lat. mutitas „Stummheit“, mutus „stumm“; psychogenes

Schweigen) sind weitere Symptome der unterschiedlichen Demenzformen.

Unterschiede zwischen der Alzheimer-Demenz und einem Delir Diese Tabelle 31wird als Handout im ersten Modul verwendet um den Teilnehmenden die Unterschiede

zwischen der Alzheimer-Demenz und einem Delir zu veranschaulichen.

Alzheimer-Demenz

Delir

Alter meist ab dem 7. Lebensjahrzehnt jedes Alter

Beginn langsam, allmählich, über Monate bis

Jahre

meist plötzlich (oft nachts), Stunden

bis Tage

Dauer Jahre Stunden bis Tage

Verlauf recht stabil stark schwankend, Verschlimmerung

nachts

Denken erschwert, verlangsamt, unzusammen-

hängend

sprunghaft

Gedächtnis Kurz- und Langzeitgedächtnis gestört besonders Kurzzeitgedächtnis gestört

Sprache eher verminderte Sprachproduktion oft vermehrte Sprachproduktion, aber

weitschweifig und ohne Zusammen-

hang

Halluzinationen und wenig und eher spät, dann anhaltend sehr oft, flüchtig, besonders optisch

Page 96: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

94

Wahnphänomene häufige Themen: (besser vielleicht

Diebstahl?, Fremde im Haus

oder akustisch

häufiges Thema: Verfolgung

Aufmerksamkeit relativ normal deutlich vermindert, rasch wechselnd

Gefühlslage eher depressiv eher ängstlich

Motorik normal oder verlangsamt unruhig, zittrig

Orientierung spät gestört früh gestört

Schlaf-Wach-Rhythmus Tag-Nacht-Umkehr (spät) starke Schwankungen von Stunde zu

Stunde

TABELLE 31: HANDOUT ZU UNTERSCHIEDEN ZWISCHEN ALZHEIMER DEMENZ UND DELIR, MODIFIZIERT NACH FÖRSTL, KRÄMER (2008)

Unterschiede zwischen der Alzheimer-Demenz und dem Demenzsyndrom der Depression Auch diese Darstellung wird der Unterscheidung willen zwischen Alzheimer-Demenz und dem Demenz-

syndrom der Depression (DSD) den Teilnehmenden des Modul I zur Veranschaulichung als Handout ausge-

händigt (Tabelle 32):

Alzheimer-Demenz

Demenzsyndrom der Depression Alter meist ab dem 7. Lebensjahrzehnt jedes Erwachsenenalter Beginn unmerklich, über Monate bis Jahre meist rasch, in Stunden bis Tagen Ähnliche Episoden in der Vorgeschichte

Nein häufiger

Arztbesuch oft auf Drängen der Angehörigen oft aus eigenem Antrieb Erscheinung/ Verhalten vernachlässigt, unordentlich, labil, apa-

thisch, u.U. auch witzelnd besorgt, gehemmt (manchmal auch agitiert), klagend, traurig

Klagen über Gedächtnis-störungen

selten, eher ungenaue Beschwerdeschil-derung

häufig, meist genaue Beschwerde-schilderung

Tagesschwankungen oft abends oder bei Müdigkeit schlechter meist morgens schlechter (Morgen-tief)

Stimmung wechselnd, leicht umzustimmen (Einbu-ßen werden nicht wahrgenommen)

gleichbleibend depressiv (Einbußen werden verstärkt erlebt)

Angst Gering Versagensangst Aufmerksamkeit, Konzent-ration

Gestört meist nicht gestört

Schuldgefühle nein, beschuldigt häufig andere

ja, häufig (Minderwertig- keits- und Schuldgefühle)

Wahnideen nicht einfühlbar (z.B. Bestehlungswahn)

einfühlbar (z.B. Schuld- Krank-heitswahn)

Verhalten meist unbesorgt, fordernd meist sehr besorgt, unsicher, zu-rückhaltend

Körperpflege wird vernachlässigt bleibt unauffällig Klagsamkeit gering (Bagatellisierung) ausgeprägt Antwort auf Fragen oft „knapp daneben“ oft „ich weiß nicht“ Auffassung meist stark gestört meist nicht gestört Anstrengung bei Aufgaben bemüht sich, Freude bei Bewältigung kaum Bemühungen, lustlos

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BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

95

Gedächtnisstörung mehr Kurzzeitgedächtnis (kaum Klagen darüber)

Kurz- und Langzeitgedächtnis (starke Klagen darüber)

andere kognitive Störungen zunehmende Störungen, auch von Schrift und Zeichnen

nein, abgesehen von einer Verlang-samung keine Aphasie, Apraxie, Anomie, Orientierungsstörungen usw.

Leistungsfähigkeit gleichbleibend schlecht

zeitweise gut, erhaltene praktische Fähigkeiten

Schlaf häufig Tag-Nacht-Umkehr

häufig frühmorgendliches Erwa-chen

nächtliche Unruhe und Verwirrtheit

Oft selten

sexuelle Bedürfnisse eher spät gestört eher früh gestört Medikamente/ Alkohol selten Missbrauch häufiger Missbrauch

Verlauf langsam schlechter werdend, stetiger Verlauf

meist rasch schlechter werdend, wechselnder Verlauf

Antidepressive Therapie ohne Einfluss auf Gedächtnis und Den-ken

bessert Gedächtnis und Denken

Dauer chronisch, bleibend akut, vorübergehend

TABELLE 32: HANDOUT ZU UNTERSCHIEDEN ZWISCHEN ALZHEIMER, DEMENZ UND DEMENZSYNDROM DEPRESSON, MODIFIZIERT NACH FÖRSTL, KRÄMER (2008)

Fronto-Temporale Demenz Diese Informationen werden als Handout an die Fortbildungsteilnehmenden verteilt.

Circa 10-15% aller Demenz Erkrankten leiden an einer Fronto-Temporalen Demenz (FTD), die zumeist vor

dem 65. Lebensjahr eintritt. Die mittlere Lebenserwartung nach der Erkrankung beträgt acht Jahre. Das mitt-

lere Erkrankungsalter liegt bei 57 Jahren. Beim Morbus Pick, einer speziellen Form der FTD, sind Stirn und

Schläfenlappen betroffen. Die Menschen fallen durch Enthemmung, Gedächtnis- und Orientierungsstörun-

gen auf. Es fehlt häufig eine Krankheitseinsicht. Bei der semantischen Demenzform leiden die Menschen

ebenfalls an einer fehlenden Krankheitseinsicht und einer Aphasie oder es kommt zu primär progressiven

Aphasien (z.B. Robotersprache). Zumeist sind hierbei die Demenzerkrankten krankheitseinsichtig.

Verhaltensauffälligkeiten bei der FTD sind Oberflächlichkeit und Vernachlässigung der Körperpflege und

des äußeren Erscheinungsbildes. Berufliche Aufgaben werden nicht mehr wie gewohnt ausgeführt.

Durch die Enthemmung werden „Anstandsregeln“ nicht eingehalten, Fremde werden geduzt und die Be-

troffenen neigen zu Zoten mit oft sexuellen Anzüglichkeiten.

Die Demenzerkrankten neigen zu riskantem Verhalten im Straßenverkehr. Sie haben Schwierigkeiten Dis-

tanz zu wahren. Es kommt durch eine gestörte Impulskontrolle häufig verbal und auch physisch zu aggressi-

vem Verhalten. Kleine Diebstähle und die Überschätzung des materiellen Vermögens sind nicht ungewöhn-

lich.

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BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

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Eine Hyperoralität (pathologische Neigung Gegenstände in den Mund zu stecken) und eine Hypersexualität

(gesteigertes, sexuelles Verlangen) mit Beschuldigungen des Lebenspartners bezüglich „Fremdgehen“ sind

zu beobachten. Weiter können Kritiklosigkeit (andere sind schuld), reduzierte emotionale Schwingungsfä-

higkeit und stereotypes Verhalten als Symptome aufgezählt werden. Häufig verändern sich Ernährungsge-

wohnheit bezüglich Heißhungers, Alkoholkonsums oder invarianten Speisen z.B. immer Brote mit Marme-

lade.

Zu den kognitiven Störungen gehören gestörte Exekutivfunktionen und Sprachproduktion des Wortschatzes,

die Echolalie als Wiederholen von Wörtern oder Sätzen, die aus der Umgebung aufgeschnappt werden.

Auch kann es zu krankhaftem Festhalten an bestimmten Gedankengängen und dem Wiederholen bestimmter

Worte kommen (Perseveration).

Aber!!! Das Gedächtnis, die Orientierung und das räumliche Denken bleiben lange gut erhalten. Es gibt

keine pathologischen Ergebnisse im MMST (Mini Mental Status Test) zur Abschätzung der kognitiven Fä-

higkeiten.

Das bedeutet für die medikamentöse Therapie:

Acetyl-Cholinesterase-Hemmer machen wenig Sinn, da hier vor allem der Serotoninspiegel gestört

ist.

Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer scheinen die Stimmungsschwankungen stabilisieren zu kön-

nen.

Nebenwirkungen von Neuroleptika treten besonders häufig auf (insbesondere Schluckstörungen).

Gleiches gilt auch für Antiepileptika.

Die Früherkennung dieser Demenzform ist schwierig. Die Symptome ähneln nicht den Erscheinungsformen,

was unter einer Demenz verstanden wird. Es wird zumeist ein absichtliches Handeln unterstellt. Aus Infor-

mationsmangel sind die Angehörigen überfordert. Pflegende in Altenheimen und Krankenhäusern sind

durch strukturelle Mängel häufig überlastet. Das führt oft zu einer Isolierung der Betroffenen besonders

durch das fehlende Verständnis des Umfeldes. Daraus resultiert eine mangelnde Gruppenfähigkeit der Be-

troffenen und führt oft zum Ausschluss oder zur Medikamentengabe.

Wichtige Aspekte für die Pflege, Versorgung und Betreuung sind:

Das Problem ist der Steuerungsverlust. Die Demenzerkrankten sind nicht mehr Herr der eigenen Affekte!

Wichtig sind absolut klare Strukturen. Diese müssen nachvollziehbar sein und strikt eingehalten werden. Zu

empfehlen ist, eine Bezugsperson, die gleichzeitig auch Autoritätsperson ist, Wahrung der Persönlichkeit,

Belohnungssysteme nutzen, Gruppenaktivitäten nur im kleinen Rahmen, Regeln werden eindeutig verabre-

det und Übertretungen werden direkt angesprochen.

Weitere Empfehlungen sind:

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BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

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sinnvolle Beschäftigung

Rückzugsmöglichkeiten bereitstellen (Einzelzimmer)

bei Unruhe Möglichkeiten zur Bewegung anbieten

bei Apathie / Depression behutsame Kontaktaufnahme und Beschäftigung anbieten

Musikangebote zur Fokussierung der Aufmerksamkeit

bei drohender Eskalation Anbieten von Biografie orientierter Beschäftigung

klare verbale Kommunikation

Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team

Selbstschutztraining der Betreuungspersonen

Seniorenheime sind weder strukturell noch konzeptionell auf den professionellen Umgang mit Menschen

mit FTD ausgerichtet. Die europaweit einzige stationäre Einrichtung für Menschen mit FTD befindet sich in

Kopenhagen. In Essen gibt es eine Einrichtung, die sich auf einem Wohnbereich konzeptionell auf diese

Klientel ausgerichtet hat.

Weiterhin fehlen Konzepte zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung. (Aus dem Vortrag: Bahnen D.: „Frontotemporale Demenz - Die ganz andere Demenz“, 3. Niederrheinischer Pflegekongress Kre-

feld. Alzheimergesellschaft Krefeld. 28.09.2011.)

Merkmale einer Lewy-Body-Demenz Dieses Informationen werden als Handout an die Fortbildungsteilnehmenden verteilt.

1912 fand Friedrich Heinrich Lewy zum ersten Mal Einschlusskörperchen in den Nervenzellen von Men-

schen mit Morbus Parkinson. 1984 beschrieb Kenji Kosaka eine progressive Demenz mit diffuser Lewy-

Body-Verteilung als eigenständiges Krankheitsbild. Ihren endgültigen Namen bekam die „Demenz mit

Lewy-Bodies“ (DLB) auf einer Konsensuskonferenz im Jahre 1995.

Die Lewy-Bodies sind kleine, runde in den Nervenzellen gelegene Körperchen, die bei allen neurodegenera-

tiven Erkrankungen zu finden sind. Bei der DLB treten sie allerdings in wesentlich höherer Zahl auf als bei

anderen neurodegenerativen Erkrankungen, wie z.B. der Demenz vom Alzheimertyp.

Experten gehen davon aus, dass der Anteil der DLB an allen Demenzformen ca. 30% beträgt. Die richtige

Diagnose ist hier wichtig, da die Patienten mit DLB anders behandelt werden.

Die Abgrenzung zum Morbus Parkinson ist noch nicht abschließend geklärt.

Es kommt zu Beginn zu rasch wechselnden kognitiven Beeinträchtigungen, unterbrochen von symptom-

freien Intervallen (stark ausgeprägte kognitive Fluktuationen), wiederkehrenden visuellen Halluzinationen,

seltener akustischen Halluzinationen, die häufig von paranoidem Erleben begleitet werden, auch depressive

Verstimmungszustände - mitunter von erheblicher Ausprägung - können bestehen, zusätzlich liegen extra-

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BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

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pyramidal-motorische Veränderungen (Bewegungsstörungen) wie bei Morbus Parkinson vor. Häufig kommt

es zu plötzlichen nicht erwartbaren Sturzereignissen und teilweise stark ausgeprägter motorischen Unruhe

während der Schlafphasen.

In der Vorgeschichte können Schlaganfallereignisse oder zerebrale ischämische Schädigungen (Sauerstoff-

mangel im Gehirn) ausgeschlossen werden. Menschen mit Lewy-Body-Demenz reagieren häufig paradox

auf herkömmliche Neuroleptika wie Haloperidol oder Melperon, bzw. es treten überraschend frühzeitig aus-

geprägte motorische Nebenwirkungen auf.

Als Konsequenzen für die medikamentöse Therapie bedeutet dass:

Vorsicht bei der Behandlung mit Neuroleptika!

Der Acetylcholinmangel ist hier besonders ausgeprägt, weshalb diese Menschen gut auf die Gabe von Ace-

tyl-Cholinesterase-Hemmern ansprechen (z. B. Donezepil, Rivastigmin). (Aus dem Vortrag: Höflechner R.: „Die Lewy-Body-Demenz-Diagnose und therapeutische Möglichkeiten- Differenzialtherapie

mit Antidementiva“, 3. Gerontopsychiatrischer Samstag, Graz, 11.02.2006)

Was ist herausforderndes Verhalten? Die Expertengruppe Bartholmeyczik et al. hat sich mit dem Begriff „herausforderndes Verhalten“ in dem

vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegebenen Rahmenempfehlungen zum Umgang mit heraus-

forderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe auseinander gesetzt

(Bundesministerium für Gesundheit, 2006). Im deutschsprachigen Raum werden Begriffe wie Verhaltens-

störungen, -auffälligkeiten, -probleme verwendet. Im englischen Sprachraum werden Begriffe wie difficult

disruptive behaviour, problematic behaviour, disturbance, aladaptive dysfunctional behaviour, aberrant

disordered behaviour und non-cognitive symptoms. All diese Bezeichnungen verweisen auf ein intrinsisches

Verhalten d.h. einen von dem Bewohner ausgehendes Verhalten, das die Umgebung nicht als Auslöser in

Erwägung zieht. Aus diesem Grund einigt sich die Expertengruppe auf den Begriff „herausfordernd“, weil

diese Begrifflichkeit auch die Umgebung einschließt, das heißt auch bestimmte Anforderungen an die Pfle-

genden stellt.

Verhalten an sich ist eine Konstruktion, das aus einer Interaktion zwischen dem Verhaltenden mit den ent-

sprechenden Voraussetzungen und den Normen der Gemeinschaft entsteht. Dabei geht man davon aus, dass

das Verhalten grundsätzlich für den, der sich verhält, sinnvoll ist. Herausforderndes Verhalten ist ein Ergeb-

nis des Unvermögens „sich verständlich zu machen“. Häufig können diese Signale nicht verstanden werden.

Bei den Helfenden erfordert das Verstehen des Verhaltens eine genaue Beobachtung und ein Wissen um die

Biographie des Bewohners. Menschen empfinden es als eine Einschränkung, Einengung und Verletzung

ihrer Autonomie, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, an einem freiheitlichen Spielraum oder Be-

Page 101: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

99

einflussung ihrer Umgebung gehindert werden. Unterschiedliche Verhaltensformen können so zu Tage tre-

ten wie Angst, Aggression, Wut, Enttäuschung. Je weniger der Mensch über anerkannte, soziale Kompeten-

zen verfügt, desto sozial abweichender und negativ bewerteter wird sein Verhalten sein -wobei es in Ein-

richtungen grundsätzlich durch organisatorische Routinen und Strukturen zu Einschränkungen der Autono-

mie der Bewohner kommt. Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ fokussiert sich auf die, die sich durch

diese Verhaltensweisen herausgefordert fühlen. Das gleiche Verhalten kann in unterschiedlichen Kontexten

als herausfordernd oder nicht-herausfordernd wahrgenommen werden. Das Bedürfnis eines Bewohners kann

je nach baulichen und gestalterischen Milieu unterschiedlich wahrgenommen werden (Bundesministerium

für Gesundheit 2006, 13ff.).

Das Need-driven-behavior compromised Modell Es kann viele mögliche Gründe und Auslöser für herausforderndes Verhalten geben. Kolanowski hat 1999

ein Strukturmodell der „Verstehenden Diagnostik“ erstellt. Das Need-driven dementia compromised beha-

viour model (NDB-Modell) unterscheidet zwischen Hintergrundfaktoren und nahen oder direkten Faktoren.

Die Hintergrundfaktoren sind nicht zu beeinflussen, da sie die neurodegenerativen Veränderungen, die Per-

sönlichkeit, die Biografie, den Gesundheitszustand sowie die soziodemografische Variante beschreiben im

Gegensatz zu den nahen, sprich veränderbaren Faktoren. Hier werden die physiologischen und psychologi-

schen Bedürfnisse sowie die physikalische und soziale Umgebung des Menschen berücksichtigt (vgl. Bu-

scher et al. 2012, 172) (Abbildung 5).

Page 102: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

100

ABBILDUNG 5: NDB-MODELL NACH (KOLANOWSKI 1999 MODIFIZIERT NACH HALEK, BARTHOLOMEYCZIK, 2009)

Literaturempfehlungen An dieser Stelle wird besonders Literatur empfohlen, die das Wissen um Fallbesprechungen bei Demenzer-

krankten vertieft.

Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) (2006): Rahmenempfehlungen zum Umgang mit heraus-

forderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin

Brüggemann J., Brucker U., Eben E., Fleer B., Gerber H., Kurzmann K., Ziegert S., Lübke N.

(2009): Grundsatzstellungnahme. Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären

Einrichtungen. Hrsg. Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.

(MDS). Asmuth Druck und Crossmedia. Köln.

Hintergrundfaktoren

•Neurologischer Status: (Tages und Nachtrythmus, motorische Fähigkeiten, Sprache, sensorische Fähigkeiten

•Gesundheitsstatus, demografische Variable: Allgemeinzustand, Funktionsfähigkeit, (ADL; IADL), Affekt, Geschlecht, Ethnie, Familienstand, Schulbildung, Beruf

•Psychsoziale Variablen: Persönlichkeit, Verhaltensreaktion auf Stress

Direkte Faktoren

•Physiologische Bedürfnisse: Ausscheidung, Hunger und Durst, Schmerz, Unwohlsein, Schlafstörungen

•Psychosoziale Bedürfnisse: Affekt, Emotion, (z.B. Angst oder Langeweile) Anpassung der Unterstützung an die Fähigkeiten

•Physikalische Umgebung: Gestaltung, Design, Routine/Stationsalltag, Geräusch- und Wärmelevel

•Soziale Umgebung: Personalausstattung und -stabilität, Umgebungsathmosphäre, Präsenz anderer

Herausfordendes Verhalten

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

101

4.2 Schulungsmaterialien für Modul I

Modulaufbauplanung Modul I Lernfeld Lernfeld: Demenzielles Verhalten verstehen und angemessen reagieren Modultitel Demenz und Herausforderndes Verhalten als Problemsituation und Ausgangsbasis

Lerneinheiten

Einfühlen in die Erlebenswelt von Menschen mit Demenz und Konsequenzen für den Umgang Phänomenologisches Modell der Demenz Herausforderndes Verhalten Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten

Arbeitsumfang in Ar-beitseinheiten

2,5 AE (1 AE entspricht 45 Minuten)

Modulbeschreibung (einschließlich Typolo-gie des Out-comes)

Die Weiterbildungsteilnehmenden entwickeln eine empathische Haltung gegenüber Menschen mit Demenz und nutzen das erworbene Wissen zur professionellen Beziehungsgestaltung.

Kompetenzen (Beschreibung der an-gestrebten Lernergeb-nisse)

Die Weiterbildungsteilnehmenden nehmen Verlustgefühle an sich selbst wahr und reflektieren diese nehmen eine sensible empathische Grundhaltung ein kennen Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte der Phänomene „Verwirrtheit“ und

„Verstörtheit“ begreifen und berücksichtigen die Notwendigkeit, sich in der Kommunikation mit Menschen mit

Demenz auf deren Rhythmus einzustellen und entschleunigen kennen die Bedeutung „Herausfordernden Verhaltens“ und interagieren vor diesem Hintergrund kennen die Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten

Modulinhalte

Wahrnehmungsübung „Verlustsituation“ Phänomenologisches Modell der Demenz Phänomen der Verstörtheit Phänomen der Verwirrtheit Herausforderndes Verhalten Erklärungsansatz Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten Verstehende Diagnostik, NDB-Modell Assessmentinstrumente Validieren Erinnerungspflege Berühren, Basale Stimulation, Snoezelen Bewegungsförderung Pflegerisches Handeln in akuten psychiatrischen Krisen von Demenzkranken

Didaktische Hinweise

Die Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte der Phänomene „Verwirrtheit“ und „Ver-störtheit“ werden praxisnah anhand konkreter Beispiele aus der Praxis der Teilnehmenden und/oder der Dozentinnen erläutert. Die Rahmenempfehlung 1 „Verstehende Diagnostik“ wird hier nur kurz angesprochen. In Modul 2 „Fallbesprechungen“ wird vertiefend darauf eingegangen. Ebenso werden die restlichen Rahmen-empfehlungen nur kurz beispielhaft erläutert. Die Weiterbildungsteilnehmenden erhalten Literaturhinweise und ein Handout zur selbstgesteuer-ten Vertiefung der Modulinhalte.

Methoden

Wahrnehmungsübung: Phantasiereise – „Reise nach China“ Kurzvortrag: „Das phänomenologische Modell der Demenz“ moderierter Erfahrungsaustausch im Plenum zur Verdeutlichung der Merkmale und Beobachtungs-

aspekte bezogen auf die einzelnen Aktivitäten beider Phänomene Erläuterung des Begriffs „Herausforderndes Verhalten“ und Herstellung des Bezugs zu den

Phänomen der Verwirrtheit und Verstörtheit mediengestützter Kurzvortrag: „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem

Verhalten“ und Verdeutlichung der Empfehlungen anhand von Praxisbeispielen

Page 104: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

102

Literatur

Welling K. (2005): Interaktion in der Pflege von Menschen mit Demenz - Grundlagen der Pflege für die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Heft 16. Brake. Prodos Verlag.

Bartholomeyczik S., Halek M., Sowinski C., Besselmann K., Dürrmann P., Haupt M., Kuhn C., Müller-Hergl C., Perrar K.M., Riesner C., Rüsing D., Schwerdt R., von der Kooij C., Zegelin A. (2006): Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Hrsg. Bundesministerium für Gesundheit. Witten.

Brüggemann J., Brucker U., Eben E., Fleer B., Gerber H., Kurzmann K., Ziegert S., Lübke N. (2009): Grundsatzstellungnahme. Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen. Hrsg. Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS). Asmuth Druck und Crossmedia. Köln.

TABELLE 33: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL I

Page 105: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

103

Unterrichtsablaufplan Modul I: Lernfeld „Demenz und herausforderndes Verhalten“ Handlungsschwerpunk-te/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methode/ Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung Vorstellung des Tages-ablaufs (20 Minuten)

Dozent stellt sich vor und erläutert das Was und Warum des Lernfelds

Teilnehmende stellen sich kurz vor

Kurzvortrag

Plenum

Flipchart

Das phänomenologische Erklärungsmodell der Demenz: „Verstörtheit erspüren und verstehen“ (20 Minuten)

Dozent leitet die Wahrnehmungsü-bung an

Teilnehmende versetzen sich in die Erlebenswelt eines Menschen mit Demenz und benennen Gefühle und Handlungsimpulse, die die Verstört-heit in ihnen ausgelöst hat

Dozent greift die Gefühle und Handlungsimpulse aus der Wahr-nehmungsübung auf und erläutert das Phänomen der Verstörtheit

Wahrnehmungsü-

bung „Chinareise“

Kurzvortrag

Einzelarbeit

Flipchart Arbeitsblatt „Verstörtheit und Ver-wirrtheit“

Das phänomenologische Erklärungsmodell der Demenz: „Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsas-pekte von Verwirrtheit“ erkennen (45 Minuten)

Dozent gibt einen Überblick über die Aktivitäten, Merkmale und Beobach-tungsaspekte in Bezug auf das Phä-nomen der Verwirrtheit

Teilnehmende benennen Beispiele aus der eigenen Praxis zu den Merk-malen und Beobachtungsaspekten der einzelnen Aktivitäten

Dozent erarbeitet mit den Teilneh-menden mögliche Folgen für das Selbsterleben von Menschen mit Demenz

Kurzvortrag

Plenum

Gruppenarbeit

Metaplan-Wand Arbeitsblatt „Verstörtheit und Ver-wirrtheit“ Flipchart Arbeitsblatt „Mögliche Folgen für das Selbsterleben“

Formen der Demenz kennenlernen

Abgrenzung der DAT zu anderen gerontopsy-chiatrischen Erkrankun-gen vornehmen

Verlauf der DAT kennenlernen (30 Minuten)

Dozent gibt Informationen zu ausgewählten gerontopsychiatrischen Erkrankungen und stellt Kriterien zur Abgrenzung des demenziellen Syn-droms (der DAT) gegenüber dem Krankheitsbild der Depression bzw. des Delirs vor

Vortrag Plenum

Beamer Bildschirmpräsentation Kopien der Bildschirmpräsentation Arbeitsblätter:

Lewy-Body-Demenz Fronto-Temporale Demenz Abgrenzung Alzheimer Demenz und

Delir Abgrenzung Alzheimer Demenz und

Depression Den Begriff des „Her-ausfordernden Verhal-tens“ verstehen (15 Minuten)

Dozent erläutert den Begriff des „Herausfordernden Verhaltens“ und stellt den Bezug zu den Phänomenen der „Verwirrtheit“ und „Verstörtheit“ her

Vortrag Plenum

Flipchart

Die Rahmenempfehlun-gen zum Umgang mit herausforderndem Ver-halten kennenlernen und Möglichkeiten der Um-setzung in die Praxis erarbeiten bzw. zusam-mentragen

(45 inuten)

Dozent gibt Informationen zu den „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz“ und verdeut-licht die Empfehlungen der Exper-tengruppe anhand von Praxisbeispie-len (der Schwerpunkt liegt bei der Empfehlung 1, verstehende Diagnos-tik). Teilnehmende benennen Bei-spiele aus der eigenen Praxis zu den jeweiligen Empfehlungen

Vortrag Plenum

Beamer Bildschirmpräsentation Kopien der Bildschirmpräsentation

TABELLE 34: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL I

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

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Rahmenempfehlungen zum Umgang mit Demenz und herausforderndem Verhalten Rahmenempfehlungen können wie folgt abgerufen werden:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Pflege/Berichte/Bericht_Ra

hmenempfehlun-

gen_zum_Umgang_mit_herausforderndem_Verhalten_bei_Menschen_mit_Demenz_in_der_stationaeren_Al

tenhilfe.pdf

Phantasiereise nach China Nehmen Sie eine bequeme Haltung ein und schließen Sie die Augen.

Rücken Sie sich solange zurecht, bis Sie wirklich bequem sitzen.

Regulieren Sie, was Sie stören könnte an Ihrer Haltung oder Kleidung.

Halten Sie die Augen geschlossen und stellen Sie sich ganz auf Entspannung ein.

Spüren Sie, wie die Luft durch die Nase ein- und ausströmt.

Atmen Sie ruhig und gleichmäßig in Ihren Bauch, sodass sich die Bauchdecke beim Einatmen sanft anhebt

und sich beim Ausatmen wieder senkt.

Versuchen Sie die Ruhe und Entspannung zu genießen, während Sie meiner Stimme aufmerksam folgen.

Stellen Sie sich nun vor, Sie haben in einem Preisausschreiben eine Reise für zwei Personen nach China

gewonnen.

Da Ihre Lebenspartnerin/Ihr Lebenspartner keinen Urlaub bekommt, machen Sie sich mit Ihrer besten

Freundin bzw. Ihrem besten Freund auf die Reise.

In China angekommen sind Sie in einem komfortablen Hotel untergebracht. Jeden Abend gibt es nach den

Exkursionen zu beeindruckenden Sehenswürdigkeiten ein herrliches Buffet mit chinesischen und internatio-

nalen Gerichten.

Der Service ist hervorragend, die Angestellten des Hotels sind sehr zuvorkommend.

Sie genießen die vielseitige Reise und fühlen sich bei der Führung ihres erfahrenen und kompetenten Reise-

leiters in guten Händen.

Heute ist der letzte Tag der Reise und Sie buchen einen zusätzlichen vom Hotel angebotenen Ausflug zu

einem kleinen, außergewöhnlich schönen Tempel.

Ihre Freundin bzw. Ihr Freund hingegen wählt die im Reiseprogramm enthaltene Exkursion zur großen

Wildgans–Pagode.

Sie setzen sich im Bus in die letzte Reihe und genießen es die beiden Sitze für sich alleine zu haben.

Page 107: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

105

Die Gruppe ist klein und einige Gesichter der Mitreisenden haben Sie im Hotel schon gesehen. Sie gehören

zu einer chinesischen Reisegruppe aus der Mongolei.

Nach 2 Stunden Fahrtzeit durch eine wenig besiedelte zauberhafte Landschaft sind Sie am Tempel ange-

kommen und Ihr Reiseleiter bittet Sie in 3 Stunden wieder am Bus zu sein.

Zunächst gehen Sie in den kleinen Tempel und sind überrascht ob seiner filigranen Schönheit.

Sie genießen die Stille und die Andacht und lassen sich noch ein letztes Mal verzaubern von der exotischen

Ausstrahlung dieses Ihnen sehr fremden Landes.

Ein verführerischer Duft zieht Sie in Richtung Busparkplatz, wo inzwischen mehrere kleine Garküchen ihre

Köstlichkeiten anbieten.

Sie nehmen einen kleinen Imbiss und schlendern entlang an einigen alten chinesischen Kaufläden mit hüb-

schen Kleinigkeiten.

Sie denken an ihre Lieben zuhause und kaufen für sie einige Kleinigkeiten.

Vorfreude kommt auf bei dem Gedanken, ihnen von den Eindrücken der Reise zu erzählen.

Ja, fast ein wenig Heimweh macht sich breit mit vertrauten Szenen von Daheim, die Ihr Herz bewegen.

In dieser wehmütigen Stimmung steigen Sie mit Ihren Geschenken in den Bus und machen es sich auf Ihrem

Platz bequem.

Die Handtasche und den Beutel mit den Geschenken verstauen Sie im Gepäcknetz, die Jacke, die Sie gegen

die abends schnell einsetzende Kühle mitgenommen haben, legen Sie als Kopfkissen unter Ihren Kopf. Sie

sind ein wenig früh im Bus und langsam erst kehren die andern Teilnehmer zurück.

Vielleicht sollten Sie vor der 2 stündigen Fahrt schnell noch mal zur Toilette gehen, erinnert Sie Ihre Blase.

Ein viertel Stündchen haben Sie ja noch.

Für den kurzen Moment lassen Sie ihre Sachen im Bus und laufen schnell Richtung Garküchen.

Scheinbar hatten mehrere Leute die Idee mit der Toilette und es dauert doch einige Zeit, bis Sie endlich an

der Reihe sind.

Sie beeilen sich so gut es geht und kehren schnell zum Bus zurück.

Auf dem Busparkplatz stehen noch zwei Busse. Doch der, mit dem Sie gekommen sind, ist nicht dabei. Er

ist nirgends zu sehen.

Sie schauen sich um und denken, gleich taucht er auf, er wendet sicher gerade.

Derweil fahren die beiden anderen Busse nun auch los.

Einige Menschen laufen in eiligen kleinen Schritten über den Platz und freundliche chinesische Gesichter

nicken Ihnen zu.

Sie fassen mechanisch an ihre Schulter, zum Riemen ihrer Handtasche, die Sie im Bus gelassen haben. Han-

dy, Geld, Ausweispapiere - alles im Bus.

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

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Sie sprechen einige Passanten an, die mit einem freundlichen Lächeln Ihre Fragen beantworten.

Auch dem Koch in der Garküche können Sie sich nicht verständlich machen, er hält Ihnen einen Imbiss ent-

gegen.

Sie gehen wieder zum Parkplatz in der Hoffnung, dass man Ihre Abwesenheit inzwischen bemerkt hat.

Sie spüren die aufkommende Kälte und mit ihr die Feuchtigkeit, die sie frösteln lässt.

Die Jacke...... auch die liegt im Bus.

Morgen soll es doch schon um fünf Uhr früh vom Hotel Richtung Flughafen gehen.

In Düsseldorf wollen Ihre Lieben Sie vom Flughafen abholen.

Es beginnt zu dämmern, der Busparkplatz ist leer!

Was nun?!

Ich lasse Sie nun in ihrer Phantasie einige Zeit alleine.

Spüren Sie, was geschieht!

Folgen Sie Ihren Gefühlen und nehmen Sie die daraus entstehenden Impulse wahr.

Jetzt gebe ich jedem von Ihnen einen Phantasierucksack und bitte Sie, alle Gefühle der letzten Minuten in

den Rucksack zu packen.

Vergessen Sie nichts.

Kommen Sie nun allmählich mit Ihrem Rucksack in den Raum zurück:

Atmen Sie einige Male tief ein,

strecken Sie die Beine,

strecken Sie die Arme,

öffnen Sie langsam die Augen,

und kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit hier in den Raum zurück.

Packen Sie Ihren Rucksack aus und berichten Sie über Ihre Erlebnisse.

Verstörtheit und Verwirrtheit Anhand der Tabellen werden die Beobachtungsmerkmale und das Erspüren von Verstörtheit und Verwirrt-

heit verdeutlicht, um Verwirrtheit zu entwirren und Merkmale von Verwirrtheit zu beobachten und einzu-

schätzen.

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

107

Das Phänomen Verwirrtheit: Aktivitäten, Merkmale und Beobachtungsaspekte Aktivitäten

Merkmale

Beobachtungsaspekte (Beispiele)

1. Erinnern Veränderung im Kurzzeitgedächtnis und später im Langzeitgedächtnis (Amnesie)

Die Person vergisst, wo sie Dinge (Brille, Geldbör-se, Schlüssel etc.) hingelegt hat und verliert Dinge.

2. Orientieren Veränderungen in der Orientierung zur Zeit, zum Raum/Ort, zur Situation zur eigenen Person (Desorientierung)

Die Person ist nicht mehr regelmäßig orientiert zur Tageszeit.

3. Erkennen Veränderungen beim (Wieder-) Erkennen von Gegenständen, Personen, Gesichtern und Abläufen (Agnosie)

Die Person kann Gegenstände, die ihr im Alltag bekannt sind, nicht wiedererkennen.

4. Sprechen Veränderungen bei der sprachlichen Ver-ständigung (Aphasie)

Die Person sucht nach passenden Worten und Be-griffen.

5. Handeln Veränderungen bei der Durchführung von Bewegungen und Handlungen (Apraxie)

Die Person hat Schwierigkeiten, routiniert Hand-lungsabläufe durchzuführen.

6. Denken Veränderungen im abstrakten Denken (Abs-traktionsstörung)

Die Person hat Schwierigkeiten einem Gespräch mit mehreren Informationen zu folgen.

TABELLE 35: PHÄNOMEN VERWIRRTHEIT

„Wie es sich anfühlt“ – Verwirrtheit und Verstörtheit erspüren Aktivitäten

Merkmale

Beobachtungsaspekte (Beispiele)

1. Empfinden Veränderungen im Empfinden (Depressives Erscheinungsbild)

Traurigkeit Niedergeschlagenheit Missmutigkeit Wut vermindertes Selbstwertgefühl Freudlosigkeit Hoffnungslosigkeit Verzweiflung Angst

2. Verhalten Veränderungen im Verhalten (Herausforderndes Erscheinungsbild)

ständiges Rufen Schreien Umherlaufen Weglaufen Schlagen Anklammern Schimpfen Beißen, Kratzen Kneifen, Stoßen sexuell anzügliches Verhalten ständiges Klopfen, Hände klatschen

TABELLE 36: VERWIRRTHEIT UND VERSTÖRTHEIT ERSPÜREN

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL I

108

Demenz als Verlust - Mögliche Folgen für das Selbsterleben

Es wird das Belastungserleben der Betroffenen anhand der Tabelle 37 aufgezeigt:

die 4K`s Verlust Mögliche Folgen für das Erleben

und Verhalten Mögliche Reaktionen und Auswirkun-gen

Kompetenz Keine Selbstständig-keit in den Aktivitäten im Alltag

Scham Bedrohtes Selbstwertgefühl Angst vor dem Versagen Kontrollverlust Hilflosigkeit

Zurückweisungen notwendiger Hilfe Leugnen von Defiziten Passivität Depression Aggressivität

Kommunikation Nicht mehr sprechen und Sprache nicht mehr verstehen kön-nen

Bedürfnisse können nicht formuliert werden

Soziale Beziehungen sind eingeschränkt

Andere Menschen werden nicht verstanden

Bitten und Erklärungen werden nicht verstanden

Bedürfnisse werden von anderen nicht wahrgenommen

Vereinsamung Unsicherheit und Angst Betroffene werden als „starrsinnig“

beurteilt

Kontinuität Zeit wird nicht mehr als kontinuierliche Abfolge von Ereignis-sen erlebt

Fehlende sinnvolle Zusammen-hänge zwischen Ereignissen der Vergangenheit und Gegenwart

Keine gedankliche Vorwegnahme von kommenden Ereignissen

Erinnerungen überlagern Gegenwärtiges

Tageszeiten und –rhytmen verlieren an Bedeutung

Ereignisse erscheinen unerklärbar Unsicherheit, Angst Aktuelle Ereignisse lösen früheres

Verhalten aus Verhalten ist der Tageszeit nicht

angemessen

Kongruenz Das eigene Erleben stimmt mit dem der Gesunden nicht mehr überein. Die Realität wird anders interpre-tiert als von Gesunden

Betroffene geraten in Widerspruch mit Gesunden

Betroffene werden von Gesunden korrigiert

Betroffene verhalten sich unangemessen in der Realität der Gesunden

Angst Aggressivität Konflikte Einsamkeit, sozialer Rückzug

TABELLE 37: BELASTUNGSERLEBEN DER BETROFFENEN. DIE VIER K`S.(VGL. (WILZ ET AL., 2001) MODIFIZIERTE DARSTELLUNG)

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

109

4.3 Schulungsmaterialien für Modul IIa: WELCOME- IdA

Was ist eine Fallbesprechung?

Fallbesprechungen sind grundsätzlich unabhängig gegenüber einem Fall oder einem Gegenstand. Sie sind

nicht unbedingt an einen Kontext wie Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten gebunden.

Hier sind es Fallbesprechungen, die als interdisziplinäre Konferenz verstanden werden und in den Mittel-

punkt das herausfordernde Verhalten eines an Demenz erkrankten Menschen stellen. Gemeinsam wird das

als problematisch erlebte Verhalten betrachtet. So können unterschiedliche Sichtweisen eingenommen wer-

den. Informationen, Meinungen, Vermutungen, Beobachtungen oder Wünschen können substituiert werden.

Auch Wut, Ärger und Zorn können in einem geschützten Raum bewältigt werden. Fallkonferenzen können

so dazu dienen, Potentiale zu Problemlösungen und Vorgehensweisen zu entwickeln und anschließend

Maßnahmen festzulegen (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2006, 67f.).

In einer Fallbesprechung können drei Dimensionen ausgemacht werden. Die subjekttheoretische Dimension

zeigt die Stellung der Pflegenden im Rahmen der Fallbesprechung. Die Hypothese ist, dass die Entwicklung

der Persönlichkeit einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess unterworfen ist und das jeder individuell die

Wahrnehmung seiner Umwelt aus dem Ganzen der eigenen Erfahrungen herausliest. Die gruppentheoreti-

sche Dimension geht von der Annahme aus, dass das kreative Potenzial jeden Gruppenmitglieds in die

Gruppe transportiert wird und so gesteigert werden kann. Kräfte, die sonst in Einzelaktionen verpuffen,

können durch ein gemeinsames Ziel gelenkt werden. Die organisationstheoretische Dimension nimmt an,

dass in Fallbesprechungen angeregte Veränderungen andere Mitglieder der Organisation anstecken und so

zu weiteren Erneuerungen anregen (vgl. Buscher et al. 2012, 171).

Die Fallbesprechung hat einen klar umrissenen Ablauf:

Fallbesprechungsphase Ziele

Eingangsrunde Evaluieren des letzten Falls

Problembeschreibung Genaues Darstellen des Falls und Sensibilisieren für das Problem

Situationsanalyse Bilden von Hypothesen und Interpretieren des Problems

Maßnahmenplanung Entwickeln von alltagstauglichen Lösungen

Abschlussrunde Reflektieren der Fallbesprechung TABELLE 38: FALLBESPRECHUNGSABLAUF, MODIFIZIERT NACH BUSCHER ET AL. (2012, 170)

Page 112: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

110

Die Fallbesprechung hat eine klare Rollenstruktur:

Rolle Zentrale Aufgabe

Falleinbringer Darstellen des Ausgangsproblems

Reflexionspartner Feedback und Nachfragen zum Fall

Protokollant Notieren der zentralen Ergebnisse

Moderator Gewährleistung von Methoden-, Zeit- und Rollendisziplin

Fördern einer offenen und wertschätzenden Kommunikationskul-

tur TABELLE 39: FALLBESPRECHUNGSROLLENSTRUKTUR MODIFIZIERT NACH BUSCHER ET AL. (2012, 170)

In diesem Modellprojekt werden zwei unterschiedliche Konzepte der Fallbesprechung angewandt. Im

WELCOME-NEO (narrativen Konzept) erfolgt die themenzentrierte und lösungsorientierte Reflektion im

freien Erzählen. Es gibt keine inhaltliche Struktur. Im Assessment-gestützten Konzept (WELCOME-IdA)

geben festgelegte Themenkomplexe den Reflexionsverlauf vor mittels standardisierter Fragen und Ant-

wortmöglichkeiten. Wesentliche Teile aus dem NDB-Modell werden für die stationäre Altenhilfe umge-

setzt. Das herausfordernde Verhalten wird genau durch 14 Leitfragen beschrieben und beziffert. Danach

wird nach den möglichen Gründen für das Verhalten geforscht. Hierfür sind fünf Bereiche vorgesehen:

Der Gesundheitszustand (geistiger und körperlicher Zustand, Erkrankungen und Beschwerden,

Selbstständigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens)

Die Kommunikation

Die Persönlichkeit und der Lebensstil vor der demenziellen Erkrankung

Die Stimmung und die Emotionen

Die Umwelteinflüsse

Anschließend werden die Ergebnisse der Ursachensuche zusammengefasst und ein Bewerten von möglichen

Handlungsmöglichkeiten wird durch eine Maßnahmenplanung abgeschlossen (vgl. Buscher et al. 2012,

171).

Fallbesprechungen sind gleichzeitig eine Methode des Teamlernens.

Erwachsene lernen zumeist durch Erfahrungen. Dieses Erwerben von personalen und sozialen Fähigkeiten

findet vorrangig in der reflexiven und produktiven Verarbeitung von Erfahrungen, d.h. im Austausch dieser

Erfahrungen statt. Das gemeinsame Reflektieren in einer Gruppe ist eine nützliche Lehr- und Lernmethode.

Bei der Untersuchung von erwachsenen Lernstilen wurde festgestellt, dass Lernen als reflektierte Beobach-

Page 113: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

111

tung, als abstrakte Begriffsbildung, als aktives Experimentieren und das Lernen aus konkreten Erfahrungen

am meisten verbreitet sind (vgl. Siebert 2001, 55).

„Die Disziplin des Team-Lernens beginnt mit dem Dialog, mit der Fähigkeit der Teammitglieder, eigene

Annahmen aufzuheben und sich auf echtes gemeinsames Denken einzulassen“ (Senge 2011, 20).

Senge beschreibt den Dialog als eine Disziplin, die auch behindernde Interaktionsstrukturen im Team er-

kennt (vgl. Senge 2011, 21).

Die Betrachtung eines Problems aus den unterschiedlichen Perspektiven eines Teams kann die Haltung der

Teilnehmenden verändern. Genauso können Verhaltensveränderungen auf unterschiedlichen Ebenen ein

Zukunftsbild entwerfen: auf der Ebene des Individuums, des Teams und der Organisation (vgl. Buscher et

al. 2012, 176).

Page 114: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

112

Modulaufbauplanung Modul IIa, Fallbesprechungskonzept WELCOME-IdA Lernfeld Lernfeld: Fallverstehen Modultitel Fallbesprechung nach dem IdA® (innovatives demenzorientiertes Assessmentsystem, Version

5.0) Lerneinheiten Das IdA® (Version 5.0) als Strukturleitfaden für die Fallbesprechung

Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Fallbesprechung nach dem IdA®, (Version 5.0)

Arbeitsumfang in Arbeitseinheiten

8 AE (1 AE entspricht 45 Minuten)

Modulbeschreibung (einschließlich Typo-logie des Outcomes)

Die Weiterbildungsteilnehmenden kennen die Bedeutung des Fallverstehens, erlernen und erproben im Rahmen kollegialer Beratung neue Denk- und Handlungsmuster. Sie wissen um die Bedeutung der einzelnen Phasen im Ablauf der Fallbesprechung und führen anhand des vorgegebenen IdA®-Leitfadens dozentenmoderierte Fallbesprechungen durch und reflektieren diese.

Kompetenzen (Beschreibung der angestrebten Lerner-gebnisse)

Die Weiterbildungsteilnehmenden verstehen herausforderndes Verhalten als Kommunikationsform eines Menschen mit Demenz erfassen erklärende Aspekte des herausfordernden Verhaltens mit IdA®

Die Weiterbildungsteilnehmenden kennen die Struktur des IdA-Leitfadens® zur Durchführung einer Fallbesprechung und nutzen diese wissen um die Bedeutung der einzelnen Rollen und Phasen im Reflexionsprozess stellen Informationen zusammen für die Durchführung der Fallbesprechung anhand eines vorgegebe-

nen Leitfadens nutzen den Erkenntnisgewinn aus der Fallbesprechung für den Pflegeprozess sind offen für unterschiedliche Betrachtungsweisen und erweitern ihre Perspektive in Bezug auf

Problemsituationen aktivieren latentes oder in Routinen untergegangenes Wissen entwickeln eine kompetenzorientierte Sichtweise entwickeln Achtsamkeit für nonverbale Botschaften reflektieren das eigene Kommunikationsverhalten

Modulinhalte

Fallbesprechung nach dem WELCOME-IdA Konzept Vorstellung und Erläuterung der Phasen und Schritte im Prozess der Fallbesprechung Eingang Problembeschreibung Situationsanalyse Maßnahmenplanung Abschluss Vorbereitung, Durchführung und Reflexion dozentenmoderierter Fallbesprechungen

Didaktische Hinweise Die Teilnehmenden erhalten die Information, dass IdA auf der Basis des NDB-Modells entwickelt wurde. Das NDB-Modell wird hier nicht ausführlich erläutert. Die Teilnehmenden erhalten direkt eine Einführung in die Struktur des IdA®.

Methoden Vorstellung und Besprechung der Struktur des IdA® anhand vorbereiteter Kopien für die Teilnehmen-den

Einüben der Systematik über die Durchführung dozentenmoderierter Fallbesprechungen zu konkreten Problemsituationen

Verknüpfung des Erkenntnisgewinns mit dem Pflegeprozess und Evaluation der Maßnahmen Reflexion der durchgeführten Fallbesprechungen

Literatur Bartholomeyczik S., Halek M., Sowinski C., Besselmann K., Dürrmann P., Haupt M., Kuhn C., Müller-Hergl C., Perrar K.M., Riesner C., Rüsing D., Schwerdt R., von der Kooij C., Zegelin A. (2006): Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit De-menz in der stationären Altenhilfe. Hrsg. Bundesministerium für Gesundheit. Witten.

Brüggemann J., Brucker U., Eben E., Fleer B., Gerber H., Kurzmann K., Ziegert S., Lübke N. (2009): Grundsatzstellungnahme. Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtun-gen. Hrsg. Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS). Asmuth Druck und Crossmedia. Köln.

Halek M., Bartholomyczik S. (2012):Strukturierter Leitfaden für herausforderndes Verhalten bei Demenz (IdA). Handbuch für das FallDem Projekt. Witten.

TABELLE 40: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL IIB: FALLBESPRECHUNGSKONZEPT WELCOME-IDA

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Unterrichtsablaufplan Modul IIa, Fallverstehen - Fallbesprechung mit WELCOME-IdA 1. Tag Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methode/ Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung Vorstellung des Ta-gesablaufes (10 Minuten)

Vorstellung des Dozenten Vorstellung der Teilnehmenden

Plenum Flipchart

Kontext (5 Minuten)

Dozent knüpft an Modul 1 an, greift den Begriff „herausforderndes Verhalten“ auf – Wir wollen verstehen“. Betonung der kompetenzorientierten Sichtweise.

Kurzvortrag

Bildschirmpräsentation

Definition Fall und Assessmentgestützte Fallbesprechung (5 Minuten)

Dozent erläutert die Definitionen Kurzvortrag Bildschirmpräsentation

Ablauf einer Fallbe-sprechung nach dem „Wittener Fallbespre-chungsmodell“ WELCOME-IdA (15 Minuten)

Dozent erläutert Ablaufphasen und deren Bedeutung für den Reflexions-prozess. Die einzelnen Formblätter werden noch nicht besprochen, es geht darum, einen Überblick über den Ablauf zu bekommen. Anhand eines fiktiven Falls wird die Notwendigkeit der Ziel-formulierung deutlich gemacht.

Vortrag Flipchart

Fallbeispiel (15 Minuten)

Vorstellung des Falles, Teilnehmer liest Fall vor. Vorstellung der Infosammlung/ Dozen-tin Sichtung des Materials

Plenum Individuell, b. Be-darf zu zweit

Fallbeispiel und Informationssammlung

Übersicht 5 Themen-komplexe IdA® (5 Minuten)

Erläuterung der 5 Themenkomplexe, dozentengeleitet

Plenum

Übersicht 5 Themenkomplexe IdA®

Vorstellung IdA® (5 Minuten) Herausforderndes Verhalten und seine Effekte Bögen A bis E

Dozent Fallvertiefung anhand des vorbereiteten Bogens: Herausforderndes Verhalten…

Plenum Formblätter IdA® Herausforderndes Verhalten und seine Effekte

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Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methode/ Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Alle Themenkomple-xe von IdA® werden auf Grundlage des Fallbeispiels einge-führt. (90 Minuten)

Dozent stellt immer wieder die Ver-knüpfung her, zwischen den einzelnen Fragen von IdA und dem herausfordern-dem Verhalten. („Wir beantworten diese Frage, da wir mögliche Ursachen für das Verhalten finden wollen.“) Über die Maßnahmen findet die Ver-knüpfung mit dem Pflegeprozess statt.

Formblätter IdA® Herausforderndes Verhalten und seine Effekte, bereits ausgefüllt, exemplarisch - Bögen A bis E 1. selbstständig bearbeiten (1.Tag) 2. bereits ausgefüllt, exemplarisch (2.Tag) ArbeitspapierWELCOME-IdA

Protokoll und Check-listen (20 Minuten)

Dozent erläutert die Formulare Vortrag Arbeitspapiere: Fallbesprechungsprotokoll Checkliste Falleinbringer Checkliste Wohnbereichsleitung

Grundregeln für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (5 Minuten)

Dozent stellt die Grundregeln vor Flipchart Grundregeln Arbeitspapier Grundregeln

Ausblick und Verab-schiedung (5 Minuten)

Dozent verweist auf die Moderatoren-schulung und den 2. Teil des 2. Moduls. Arbeitsauftrag: Zur Verfestigung bitte mit IdA® beschäftigen, Informationen sammeln, ggf. noch IdA ausfüllen. Ziel: Verständnis vertiefen (ggf. zu zweit). Durchführung der Fallarbeit am 2. Tag.

Plenum

TABELLE 41: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODULL IIA, 1. TAG

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Unterrichtsablaufplan Modul IIa, Fallverstehen - Fallbesprechung mit WELCOME-IdA 2. Tag Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Begrüßung und Vor-stellung des Tagesab-laufs (10 Min.)

Dozent begrüßt die Teilnehmenden. Moderatoren, die zum zweiten Mal teilnehmen und von Modul 2 den Arbeitsauftrag erhalten haben nehmen im Plenum an der Fallbespre-chung teil.

Plenum

Bezug zum Modul 3, 1. Tag und Modul 2, 1 Tag (abhängig davon, ob unter-schiedliche Dozen-ten) (10 Min.)

Dozent erinnert an die Inhalte vom ersten Tag (ggf. Flipchart wieder dabei)

Begriff „herausforderndes Verhalten“ – wir wollen verstehen

Grundregeln WELCOME-IdA

Plenum Flipchart

Reflexion des Ar-beitsauftrages (10 Min.)

Was ist leicht gefallen? Was ist schwer gefallen? Was hat gefehlt?

Plenum AP Checkliste Falleinbringer

Fallarbeit Durchführen, reflek-tieren, im Protokoll dokumentieren (90 Min.) Abgleich der Fallar-beit mit einem vorbe-reiteten Beispiel (20 Min.)

Entscheidung für eine Informations-sammlung, bzw. Zusammenstellung relevanter Informatio-nen. Dozent moderiert die Fallbesprechung TN bekommen ausgefülltes Exemplar zum Ab-gleich (als Beispiel)

Plenum Plenum Individuell

Bögen A bis E 1. selbstständig bearbeiten (1.Tag) 2. bereits ausgefüllt, exempla-risch (heute)

Ausblick und Verab-schiedung (10 Min.)

Reflexion des Tages Für Modul V, „Trainig on the job“ wird verbind-lich ein Falleinbringer festgelegt und namentlich der Steuerungsgruppe genannt. ( Der Fallein-bringer kümmert sich ggf. um Ersatz.)

TABELLE 42: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODULL IIA, 2. TAG

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Arbeitsblatt zu WELCOME-IdA9

Definition Fallbesprechung WELCOME-IdA

Das Konzept WELCOME-IdA bei Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten ist für die stati-

onäre Altenhilfe entwickelt worden-speziell für Menschen mit Demenz mit herausfordernden Verhaltens-

weisen. Unter herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz werden Verhaltensformen wie Ag-

gressivität, Agitation (zielloses Herumwandern), Apathie/ Rückzugsverhalten und vokale Störungen

(Schreien, Rufen, Geräusche machen) verstanden. Diese können in ihrer Häufigkeit, Dauer und Intensität

stark schwanken. Oft fühlen sich Personen aus dem sozialen Umfeld dadurch belastet. Der sich hinter dem

Verhalten verbergende mögliche Leidensdruck des Menschen mit Demenz bleibt unverstanden. Das Umfeld

reagiert mit Distanzierung und Abwehr, was das Verhalten bei dem Betroffenen wiederherum verstärken

kann. Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ geht dabei davon aus, dass die Gründe für das Verhalten

aus den Interaktionsprozessen zwischen dem Betroffenen und seiner Umwelt entstehen und das Verhalten

für dem Betroffenen und seiner Umwelt entstehen und das Verhalten für den Betroffenen immer einen Sinn

hat.

Definition Fall

Der Fall ergibt sich aus dem Verhalten einer Person mit Demenz und dessen Zugehörige, welches von min-

destens einer Person (z. B. Pflegende) als irritierend erlebt wird.

Die Situation kann vom Individuum mit den herkömmlichen Handlungsroutinen nicht gelöst werden und

wird zum Problem und damit zum Fall, der dem Team im Rahmen einer Fallbesprechung zu Reflexion vor-

gestellt wird.

Definition assessmentgestützte Fallbesprechung

Die Fallbesprechung ist eine Methode, mit der sich die Mitarbeitenden eines Teams systematisch und lö-

sungsorientiert über eine Problemsituation bei Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten

fachlich austauschen. Charakteristisch für eine assessmentgestützte Fallbesprechung ist, dass die themen-

zentrierte und lösungsorientierte Reflexion anhand des innovativen Assessmentsystems (IdA®) erfolgt. I-

dA® leitet anhand von sechs festgelegten Themenkomplexen Pflegende systematisch durch den Prozess der

Ursachensuche für das herausfordernde Verhalten der Menschen mit Demenz.

9 Entnommen aus: Buscher I. Reuther S. (2012): Konzept- Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz mit Hilfe des Inno-

vativen demenzorierntierten Assessmentsystems (IdA®, Version 5.0), Witten

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NDB Modell

Theoretisch lässt sich das herausfordernde Verhalten mit Hilfe des NDB-Modells begründen. Das NDB-

Modell (need driven dementia compromised behaviour model) bildet die Grundlage für die verstehende Di-

agnostik und gibt wesentliche Hinweise für mögliche Ursachen des herausfordernden Verhaltens. Nach dem

Modell wird das herausfordernde Verhalten durch Hintergrund- und Proximalfaktoren erklärt. Hintergrund-

faktoren sind dabei von außen kaum zu beeinflussen. Proximalfaktoren lassen sich hingegen von außen be-

einflussen. Nach diesem Modell ist davon auszugehen, dass herausforderndes Verhalten kontextabhängig

ist. Innerhalb der Fallbesprechung versuchen die Teilnehmer, sich diesem Kontext anzunähern und mögliche

Ursachen für das herausfordernde Verhalten zu ergründen. Weitere Beschreibungen und eine Darstellung

finden Sie unter Begriffserklärungen Kapitel 5.3 im Anhang Werkzeugkasten.

Ziel der Fallbesprechung

Das Verhalten eines Menschen mit Demenz (Gründe, Anlässe für das herausfordernde Verhalten) zu

verstehen.

Neuinterpretation der Situation und Identifikation möglicher Ursachen

Bewusstwerden eigener Fähigkeiten und Wissensbestände/Unterstützungs- und Bildungsbedarfe (In-

dividuum und Team)

Finden von umsetzbaren Handlungsoptionen (Beziehungsebene und Intervention)

Finden einer gemeinsamen Handlungsbasis (Verständnis – Zielsetzung – Maßnahmen)

Ablauf der Fallbesprechung

Ein festgeschriebener Ablaufplan ist notwendig, um das vielschichtige komplexe Geschehen einer Fallbe-

sprechung in logische und nachvollziehbare Abschnitte zu gliedern. Die einzelnen Abschnitte sollen den

Teammitgliedern helfen, sich dem Fall anzunähern. In diesem Modell leiten die vorgegebenen Themenkom-

plexe in IdA® (Version 5.0) die Teilnehmenden zum Fallverstehen. Auf die Phasen der Problembeschrei-

bung, welche die Beteiligten für den Fall sensibilisieren und zu einer präzisen Darstellung zwingen sollen,

die durch IdA® strukturiert wird, folgt die Phase der Ursachenanalyse. Hier werden für jeden einzelnen

Themenkomplex in IdA® erste Hypothesen gebildet und Interpretationen des Problems gegeben. Auf Basis

dessen erfolgt die genaue Maßnahmenplanung.

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Vorbereitung

In der Vorbereitung der Fallbesprechung geht es darum, dass eine Fallauswahl durch den Falleinbringer ge-

troffen wird. Es sind inhaltliche und formale Vorbereitungen zu treffen. für die inhaltliche Vorbereitung ist

der Falleinbringer verantwortlich. Eine sorgfältige Vorbereitung erhöht die Effektivität der Fallbesprechung.

Hierfür gibt es entsprechende Checklisten.

Durchführung

Für die Durchführung einer Fallbesprechung gibt es für die Teilnehmenden verpflichtende Grundregeln.

Diese beziehen sich auf Wertschätzung, Verbindlichkeit, aktive Beiteligung, Bereitschaft zur Offenheit und

klare Kommunikationsregeln. in einem Arbeitspapier sind diese näher beschrieben.

Die Durchführung findet nach einem festgeschrieben Arbeitsablauf statt. Die folgende Tabelle 43 gibt eine

Übersicht:

1. Phase: Eingang

Methodische Hinweise Rollenklärung Evaluationsergebnisse des letzten Falls

2. Phase: Problembeschreibung

Problemskizzierung Fallschilderung, Formblatt „Erfassung herausforderndem Verhaltens du seiner Effekte“ Zieloffenbarung Visualisierung der Ergebnisse

3. Phase: Ursachenanalyse

Fallexploration: Formblätter: „Gesundheitszustand und Selbständigkeit im Alltag“, „Kom-munikation“, „Persönlichkeit und Lebensstil vor der Demenzerkrankung“, „Stimmungen und Emotionen“, „Umwelteinflüsse“

Deutung der Situation Visualisierung der Ergebnisse

4. Phase: Maßnahmenplanung

Ideensammlung Maßnahmenplanung Visualisierung der Ergebnisse

5. Phase: Abschluss

Reflexion des Gelernten Reflexion des Ablaufs

TABELLE 43: ARBEITSABLAUF FALLBESPRECHUNG WELCOME-IDA

Die Zeitangaben in den genaueren Beschreibungen der Phasen sich nicht als Richtwert zu behandeln.

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1. Phase: Eingang und Evaluation des letzten Falls: (10 bis 15 Minuten)

Nach der Begrüßung klärt der Moderator die unterschiedlichen Rollen – Falleinbringer, Protokollant und

Reflexionspartner. Er bittet den Falleinbringer der letzten Fallbesprechung ein kurzes Feedback zu geben.

hierzu fasst der Falleinbringer der letzten Fallbesprechung die Fallbesprechungensinhalte anhand des letzten

Fallbeprechungsprotokolls oder ggf. der IdA Formblätter zusammen. Danach entscheidet die Teilnehmen-

den gemeinsam, ob der Fall in der nächsten Fallbesprechung erneut behandelt werden sollte.

2. Phase Problembeschreibung (15 bis 20 Minuten)

In dieser Phase skizziert der Falleinbringer kurz das Problem. hierzu nutzt der die zusammengestellten In-

formationen aus der Vorbereitung der Fallbesprechung. Anschließend bearbeitet die Gruppe gemeinsam den

Fragebogen „Erfassung herausfordernden Verhaltens und seiner Effekte“. Mit Hilfe der Fragen 1 bis 10

soll die Gruppe einschätzen, um welches herausfordernde Verhalten es sich handelt. Die Fragen 11 bis 12

dienen dazu, dass jedes Gruppenmitglied seine persönlichen Emotionen und Handlungsimpulse in der Situa-

tion äußert. („Ich bin wütend.“ „Das Verhalten nervt mich.“ „Ich spreche ganz ruhig, wenn sie schreit.“) Mit

Hilfe der Fragen 13 und 14 schätzt die Gruppe gemeinsam ein, ob die Situation für den Bewohner und seine

Umgebung belastend ist und eine weitere Fallanalyse notwendig erscheint. Der Moderator fasst das Ergeb-

nis der Gruppe zusammen und stellt ggf. Nachfragen. (Ist die Einschätzung plausible? Ist die Situation wirk-

lich nicht belastend für den Bewohner? Wir haben festgestellt, dass...). Die Gruppe formuliert ein Arbeits-

ziel. Das zentrale Problem und das Ziel werden vom Moderator für alle Teilnehmenden visualisiert.

3. Phase: Ursachenanalyse (20 bis 30 Minuten)

In der Ursachenanalyse beginnt der Übergang von der reinen Fallvorstellung in die genaue Analyse des Fal-

les. Die Fallannäherung oder das Fallverstehen vollzieht sich in mehreren Schritten:

Fallexploration

Nach der Problembeschreibung geht die Gruppe dazu über mit Hilfe des IdA® nach möglichen Ursachen

sprich Hypothesen für das auftretende Verhalten des Bewohners zu suchen. Die Frage, welche Gründe

könnte das Verhalten des Bewohners haben, führen zum Fallverstehen. Der Moderator beginnt immer mit

dem Themenkomplex „Gesundheitszustand und Selbstständigkeit im Alltag“. Er liest den Teilnehmen-

den die Fragen von und die Gruppe versucht gemeinsame Antworten zu finden. Der Protokollant trägt die

Antworten in die IdA-Bögen ein. Die Bearbeitung der Fragen in der Gruppe ist wichtig, da unterschiedliche

Teammitglieder unterschiedliche Informationen zu dem Bewohner haben uns sich durch das Zusammentra-

gen ein umfassendes Bild des Bewohners abbildet. Am Ende einer Frage entscheidet die Gruppe, ob weitere

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

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Informationen nötig sind, Maßnahmen geplant werden sollten oder die Informationen ausreichen und wich-

tig bleiben. Der Protokollant trägt das Ergebnis als Gedächtnisstütze für eine spätere Maßnahmenplanung in

die Spalte „Was ist zu tun“. Nach Beendigung des ersten Themenkomplexes bildet die Gruppe die erste Hy-

pothesen, ob sich der Gesundheitszustand und seine Selbstständigkeit im Alltag zurückführen lässt oder wei-

tere Informationen zu dem Themenkomplex einzuholen sind um eine etwaige Hypothese formulieren zu

können. Hierzu sind die Antworten aus der „Was ist zu tun“ Spalte zu berücksichtigen. Das Ergebnis aus

dem Themenkomplex „Gesundheit und Selbständigkeit im Alltag“ sind vom dem Protokollanten in die Zu-

sammenfassung der IdA-Bögen zu übertragen.

Wichtig ist, dass in dieser Phase der Fallbesprechung noch keine konkreten Maßnahmen gesammelt werden.

Der Moderator sollte die Gruppe ggf. daran erinnern. Nach der ersten Hypothesensammlung werden die

anderen Themenkomplexe in gleicher Weise bearbeitet. Empfehlenswert ist es, insbesondere für ungeübte

Gruppen, die Themenkomplex in der vorgegebenen Reihenfolge zu bearbeiten: Kommunikation, Persön-

lichkeit und Lebensstil vor der Demenzerkrankung, Stimmungen und Emotionen, Umfeldeinflüsse. Ein si-

cherer Moderator kann, wenn die Gruppe bereits geübt ist, nach der Analyse des Gesundheitszustandes und

der Selbständigkeit im Alltag entscheiden, welche Themenkomplexe für die weitere Fallanalyse zentral er-

scheinen und zuerst bearbeitet werden sollten. Die Entscheidung ist zu begründen und schriftlich festzuhal-

ten.

Deutung der Situation

Nachdem die Gruppe alle Themenkomplex des IdA® bearbeitet hat, stellt der Moderator anhand der Zu-

sammenfassungen die möglichen Ursachen für das Verhalten vor. Die Gruppe diskutiert abschließend, ob

das Verhalten plausibel erklärt ist. Welche Erklärungsansätze scheinen am Stimmigsten welche scheinen

unwahrscheinlich. Unter Umständen werden einzelne Hypothesen nochmals diskutiert und modifiziert. Am

Ende einigt sich die Gruppe auf eine oder mehrere Kernhypothesen, die von allen Seiten realistisch erschei-

nen und die Situation deuten. Die Kernhypothesen werden vom Moderator für alle Teilnehmenden zum Bei-

spiel am Flipchart visualisiert und schriftlich im Protokoll festgehalten.

4. Phase: Maßnahmenplanung (15 Minuten)

Der Moderator bittet den Protokollanten zunächst die Entscheidungen aus den Zusammenfassungen der

Gruppe vorzustellen Die Gruppe entscheidet auf Basis der Ergebnisse aus den Zusammenfassungen, in wel-

chem Bereich proritär Maßnahmen geplant und Informationen eingeholt werden sollen.

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Ideensammlung

In den festgelegten Bereichen erfolgt eine erste Ideensammlung. Hier gilt, dass es kein richtig oder falsch

gibt und alle Vorschläge erst einmal aufgenommen werden.

Maßnahmenplanung

Danach werden die Ideen von der Gruppe systematisiert, und eine Entscheidung darüber getroffen, welche

genannten Maßnahmen sinnvoll in der Umsetzung erscheinen. Wichtig ist, dass hierbei mögliche Ressour-

cen mitgedacht werden, die benötigt werden um die Maßnahme umzusetzen. Hier kann evtl. eine kurze Dis-

kussion entstehen, die für die Entscheidungsfindung der Gruppe von Bedeutung ist. In jedem Fall sollte die

Entscheidung transparent und nachvollziehbar dargestellt werden. Wichtig ist, dass die Entscheidungen von

allen Teilnehmenden mitgetragen und akzeptiert werden. Wird kein Konsens erreicht, sollt der Falleinbrin-

ger primär entscheiden. Der Moderator fragt die Gruppe, ob alle mit dieser Entscheidung einverstanden sind.

Damit ist auch gewährleistet, dass die Fallbesprechungsteilnehmenden anderen Personen, die nicht an der

Fallbesprechung beteiligt waren, die Entscheidung erläutern können. Die Phase endet damit, dass die Ver-

antwortlichkeiten geklärt werden. Ein Evaluationstermin wird festgelegt. Die beschlossenen werden Maß-

nahmen und Verantwortlichkeiten visualisiert.

5. Phase: Abschluss (10 bis 15 Minuten)

Der Moderator fasst den besprochenen Fall kurz zusammen. Alle Teilnehmenden geben ein Feedback zum

Fall.

Was hat mir die Fallbesprechung gebracht?

Was habe ich für meinen beruflichen Alltag gelernt?

Was möchte ich demnächst anders machen?

und zum Prozess...

Wie ging es mir währende der Fallbesprechung?

Ist mir etwas Besonderes aufgefallen?

Was sollte zukünftig geändert werden?

Die Ergebnisse aus der Fallbesprechung werden in die Pflegedokumentation übertragen. Entsprechende

Verantwortlichkeiten sind vorab in der Fallbesprechung festzulegen.

Die korrespondierenden Arbeitsblätter wären hier die Ablaufplanung WELCOME-IdA, das Fallbespre-

chungsprotokoll, die Checkliste für den Falleinbringer und die Wohnbereichsleitung, die Grundregeln für

die Teilnehmenden, die IdA-Bögen und eventuell das NBD-Modell.

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

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Fünf Themenkomplexe in IdA® (Version 5.0)

A: Gesundheitszustand und Selbstständigkeit im Alter

Bereich kognitiver Zustand

Die mit den folgenden Fragen zu erfassenden Merkmale des kognitiven Zustandes spielen eine wich-

tige Rolle bei der Interpretation des herausfordernden Verhaltens. Die kognitiven Einschränkungen

gehören zum Bild der Demenz. Die Kenntnis dessen, wie stark diese Einschränkungen sind, kann den

Pflegenden helfen, das Verhalten einzuordnen und so zu verstehen. Verändern lassen sich diese kog-

nitiven Einbußen nicht.

Bereich Körperlicher Zustand und Beschwerden

Der Alterungs- und Demenzprozess hat meist einen negativen Einfluss auf den Gesundheitszustand

und das Wohlbefinden. Körperliche Einschränkungen oder Erkrankungen führen zu Beschwerden,

Funktionseinbußen und schließlich zu Abhängigkeiten im Alltag. Menschen versuchen mit diesen

Defiziten umzugehen und entwickeln Strategien. Bei Personen mit Demenz ist dieser Anpassungspro-

zess je nach Demenzstadium mehr oder weniger beeinträchtigt oder läuft nicht so ab, wie die Außen-

welt es „normalerweise“ kennt. Herausforderndes Verhalten kann eine Bewältigungsstrategie sein. Es

kann aber auch ein Hilferuf der Person sein, und zwar auf jene Art und Weise, die sie noch beherrscht.

Das herausfordernde Verhalten kann darüber hinaus ein Ausdruck von Emotionen über die Verluste

sein, Ausdruck der zunehmenden Unselbstständigkeit und Hilflosigkeit oder der Angst, die mit den

körperlichen Einschränkungen zusammenhängt.

Bereich Selbständigkeit im Alltag

Die begrenzte Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erfüllen, kann ein Grund für die Entwicklung von

bestimmten Verhaltensweisen sein. So kann die Abhängigkeit beim Ausführen von Lebensaktivitäten

sowohl Aggressivität als auch Depressivität hervorrufen. Auch das Zuviel oder Zuwenig an pflegeri-

scher Hilfe, um diese Unselbstständigkeit zu kompensieren, kann in herausforderndem Verhalten re-

sultieren. Je abhängiger die Menschen, desto häufiger und stärker das Auftreten von herausfordern-

dem Verhalten. Mit den folgenden zwei Fragen wird geklärt , inwiefern die Abhängigkeit im Alltag

einen Einfluss auf das Verhalten hat.

B: Kommunikation

Bereich Kommunikation

Mit Menschen zu kommunizieren, ist ein elementares Bedürfnis jedes Einzelnen. Kommunikations-

probleme können zu gravierenden Missverständnissen auf beiden Seiten, des Senders und des Emp-

fängers, führen. Man kann nicht Nicht-Kommunizieren, die Frage ist nur, ob die Empfänger die ge-

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

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sendeten Signale richtig verstehen können. Auch ein herausforderndes Verhalten kann eine Form der

Kommunikation sein.

C: Persönlichkeit und Lebensstil vor der Demenz

Bereich Persönlichkeit und Lebensstil vor der Demenz

Dass Biografiearbeit eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Arbeit mit Menschen mit Demenz

ist, braucht an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt zu werden. Herausforderndes Verhalten kann ein

Ausdruck der Persönlichkeit sein und so das Verhalten erklären. Häufig bereitet aber das Vielfältige

und Diffuse der Biographie den Pflegenden Schwierigkeiten, um zu erkennen, welche Informationen

bedeutend sind und welche Informationen für die Person mit Demenz eine weniger wichtige Rolle

spielen. In diesem Fragenbereich sind Aspekte zusammengetragen, die im Zusammenhang mit her-

ausforderndem Verhalten diskutiert werden. Dieser Bereich deckt nicht die gesamte Biografiearbeit

ab, sondern fokussiert auf verhaltensrelevante Aspekte.

D: Stimmung und Emotionen

Bereich Stimmung und Emotionen

Herausforderndes Verhalten kann Ausdruck von Grundemotionen und einer Grundstimmung der Per-

son (jemand gilt grundsätzlich als ängstlich, depressiv) oder einer plötzlich aufkommenden Emotion

oder Stimmung sein (Erschrecken, Traurigkeit). So steht zum Beispiel Agitation und vokales Verhal-

ten häufig im Zusammenhang mit Angstgefühlen.

E: Umwelteinflüsse

Bereich Umfeld

Die Umgebung, in der sich die Person befindet, hat einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden und

somit auch auf das Verhalten. Zur Umgebung gehören physikalische Aspekte wie Licht, Temperatur,

Gestaltung oder Geräusche sowie soziale Aspekte wie Kontakte, Netzwerke, Personalstruktur. Sowohl

zu viele als auch zu wenige Reize können das herausfordernde Verhalten verursachen. Die Pflegenden

können deshalb nur sehr individuell entscheiden, ob bestimmte Umgebungsaspekte auf eine bestimm-

te Person mit Demenz positive oder negative Wirkung haben. Umgebung oder das Milieu ist ein sehr

komplexer Bereich, welcher aus sehr vielen Bestandteilen besteht. Die folgenden Fragen konzentrie-

ren sich auf die wichtigsten und für die Entstehung des herausfordernden Verhaltens als bedeutsam

beschriebenen Umgebungsaspekte. Bei der Einschätzung dieser Aspekte ist es wichtig, dass die Pfle-

genden die Perspektive der Person mit Demenz einzunehmen versuchen. Es ist nicht die Frage, ob sie

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

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(der Wechsel von der 3. Person zur 1. Person passt nicht ganz) diese Umgebungsaspekte als gut oder

schlecht empfinden, sondern ob sie für die Person mit Demenz angenehm oder unangenehm sein

könnten. Bei dieser Einschätzung müssen sich die Pflegenden auf ihre Beobachtungen der Person, auf

vorhandene Informationen über Vorlieben, Gewohnheiten aber auch über Gesundheitszustand und

körperliche Einschränkungen oder auf Gespräche mit den Angehörigen verlassen (vgl. Halek, Bartho-

lomeyczik, 2012, 9 – S.23).

TABELLE 44: THEMENKOMPLEXE IDA®

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INNOVATIVES-DEMENZORIENTIERTES-ASSESSMENTSYSTEM (IDA®, VERSION 5.0)

125 © M.Halek. Modifiziert nach M. Halek (2010): Entwicklung und Testung eines strukturierten Assessmentbogens zur Erfassung der Auslöser für herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Universität Wit-ten/Herdecke, Witten.

Innovatives demenzorientiertes Assessmentsystem (IdA®, Version 5.0) Erfassung herausforderndes Verhalten

1. Um welches herausfordernde Verhalten handelt es sich? Passives Verhalten wie z. B. sich zurückziehen, apathisch sein, nicht reagieren, nicht kommunizieren, Unruhiges, aktives, nicht aggressives Verhalten wie z. B. hin- und hergehen, Sachen hin- und herschieben, sammeln, monotones wiederholen von Tätigkeiten/Bewegungen, Körperlich aggressives Verhalten wie z. B. schlagen, beißen, kratzen, schubsen, Verbal aggressives Verhalten wie z. B. beschimpfen, anschreien, bedrohen, laut beleidigen, Verbal nicht aggressives Verhalten wie z. B. ständiges Fragen, wiederholen von Sätzen, rufen, jammern, schreien, Geräusche machen, Anderes Verhalten wie z. B. Enthemmung,

2. Wie genau verhält sich die Bewohnerin, der Bewohner während der herausfordernden Situation? Bitte kurz beschreiben (Stichwörter):

3. Wann ist das Verhalten zum ersten Mal aufgetreten? Unbekannt Bitte Datum und Zeitraum/Zeitpunkt benennen: Unklar

4. Gab es ein besonderes Ereignis kurzfristig bevor das Verhalten zum ersten Mal auftrat? Unbekannt Einzug Neuer Zimmernachbar Krankheit Veränderung beim Pflegepersonal Unklar Krankenhauseinweisung Medikamentenänderung Andere, bitte benennen:

5. Zu welcher Tages-/Nachtzeit zeigt sich gewöhnlich

das Verhalten (in den letzten 14 Tagen?) Bemerkungen zum Zeitraum: Besonderheiten: Unklar

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

6. Wie lange dauert das Verhalten gewöhnlich an (in den letzten 14 Tagen)? Nur kurzfristig, wenige Minuten Stunde/n am Tag Fast ununterbrochen Unklar

Besonderheiten:

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INNOVATIVES-DEMENZORIENTIERTES-ASSESSMENTSYSTEM (IDA®, VERSION 5.0)

126 © M.Halek. Modifiziert nach M. Halek (2010): Entwicklung und Testung eines strukturierten Assessmentbogens zur Erfassung der Auslöser für herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Universität Wit-ten/Herdecke, Witten.

7. Wie häufig kommt das Verhalten gewöhnlich vor (in den letzten 14 Tagen)? Selten (weniger als einmal pro Woche) Einmal pro Woche Mehrmals pro Woche Einmal täglich Unklar Mehrmals täglich Mehrmals in der Stunde Dauernd/immer

Besonderheiten: 8. An welchem Ort tritt das Verhalten gewöhnlich auf (in den letzten 14 Tagen)?

Orts-/Raumangaben: Unklar Besonderheiten:

9. Wer ist während des Verhaltens gewöhnlich anwesend (in den letzten 14 Tagen)? Pflegende/Mitarbeiter (genauer?) Ärzte (genauer?) Unklar Andere Bewohner (genauer?) Andere (genauer?) Angehörige (genauer?) Keine weiteren Personen

Besonderheiten: 10. Gibt es bestimmte Situationen, in denen sich das Verhalten gewöhnlich zeigt (in den letzten 14 Tagen)?

Ja, welche?: Nein Unklar 11. Welche Emotionen/Handlungen löst das Verhalten bei allen Beteiligten aus?

Bitte kurz beschreiben: Unklar 12. Welche Konsequenzen haben diese Emotionen/Handlungen für das Verhalten der/des Bewohner(s)/in?

Keine Unklar Positive (Verhalten wird positiv beeinflusst) Negative (Verhalten wird negativ beeinflusst)

Besonderheiten: 13. Gibt es Anzeichen, dass das gezeigte Verhalten belastend, unangenehm ist?

Beim Bewohner/in Nein Unklar Ja, inwiefern: Bei anderen Bewohnern Nein Unklar Ja, inwiefern: Mitarbeiter/in Nein Ja, inwiefern:

14. Gibt es Anzeichen, dass das gezeigte Verhalten die Sicherheit gefährdet? Bewohner/in (Selbstgefährdung) Nein Unklar Ja, inwiefern: Andere Bewohner (Fremdgefährdung) Nein Unklar Ja, inwiefern: Mitarbeiter/in (Fremdgefährdung) Nein Ja, inwiefern:

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Gesundheitszustand und Selbstständigkeit im Alltag

1. Kann Delir/akute Bewusstseinstrübung ausgeschlossen werden? Ja Nein Unklar Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

2. Wurde bei der Bewohnerin, dem Bewohner eine Demenz diagnostiziert? Nein Unklar Ja, von wem: , wann: Demenzform:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig 3. In welchem Demenzstadium befindet sich

die Bewohnerin, der Bewohner? Stadium: nach:

Falls unbekannt, bitte hier einschätzen (laut DEGAM)

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

4. Welche Gedächtnisfunktionen sind bei der Bewohnerin, beim Bewohner erhalten? a. Erinnert Sie/Er sich an wichtige Ereignisse aus vergangener Zeit? Unklar

Ja meistens / fast alles Teilweise Nur an wenige Sachen / selten Erinnerungsfähigkeit ist wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Erinnerungsfähigkeit ist stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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b. Kann Sie/Er Angaben zur eigenen Person machen (Name, Alter, Familienstand, Beruf, usw.)? Unklar Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Erinnerungsfähigkeit ist wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Erinnerungsfähigkeit ist stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

4. Welche Gedächtnisfunktionen sind bei der Bewohnerin, beim Bewohner erhalten? c. Kennt Sie/Er die aktuelle Lebenssituation (z.B. Wohnort, Lebensbedingungen, Krankheit usw.)? Unklar Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Erinnerungsfähigkeit ist wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Erinnerungsfähigkeit ist stabil

Anmerkung:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

d. Findet Sie/Er sich für ihr/sein Alltagsleben wichtigen Räumen zurecht? Unklar (z.B. Zimmer, Gemeinschaftsräume, Wohnbereiche, Einrichtung, außerhalb der Einrichtung) Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Orientierungsfähigkeit ist wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Orientierungsfähigkeit ist stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

e. Verfügt Sie/Er noch über ein Zeitgefühl (Tageszeit, Wochenzeit, Jahreszeit, usw.)? Unklar Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Zeitgefühl wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Zeitgefühl stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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f. Ist Sie/Er in der Lage eine Handlung (z.B. Zähne putzen, Mahlzeit einnehmen, usw.) zu Ende zu führen? Unklar Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Fähigkeit wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Fähigkeit stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

4. Welche Gedächtnisfunktionen sind bei der Bewohnerin, beim Bewohner erhalten? g. Erkennt Sie/Er die für das Alltagsleben wichtigen Gegenstände (Agnosie)? Unklar

Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Fähigkeit wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Fähigkeit stabil

Anmerkung:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

h. Behält Sie/Er kurz (bis zu einem Tag) zurückliegende Informationen? Unklar

Zum größten Teil uneingeschränkt Teilweise eingeschränkt Stark eingeschränkt Fähigkeit wechselhaft Fast gar nicht vorhanden Fähigkeit stabil

Anmerkung:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

I. B

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5. Zeigt Sie/Er Einschränkungen in der Mobilität? Wechsel der Körperposition/Lagewechsel Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Ortswechsel/Fortbewegung Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Ausdauer Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Koordination Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Bewegungsbedürfnis gesteigert gemindert Trifft nichts zu Unklar

Andere:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

6. Gibt es bei ihr/ihm Probleme im Zusammenhang mit Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme? Hunger Ja Nein Unklar Durst Ja Nein Unklar Mund-/Zahnstatus Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Schluckfähigkeit Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar Energiebedarf erhöht gemindert Trifft nichts zu Unklar Selbstständige Nahrungsaufnahme Keine Einschränkung Einschränkungen Unklar

Andere:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

7. Zeigt Sie/Er Einschränkungen bei den Ausscheidungsfunktionen? Harndrang/Harnverhalten gesteigert gemindert Trifft nichts zu Unklar Stuhlgang Obstipation Diarrhöe Trifft nichts zu Unklar Harninfekt Ja Nein Unklar

Andere:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

8. Hat Sie/Er Schlafprobleme? Gestörter nächtlicher Schlaf Ja Nein Unklar Tag-/Nachtumkehr Ja Nein Unklar Schläft tagsüber viel Ja Nein Unklar

Andere:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

9. Hat Sie/Er Probleme mit Vitalfunktionen? Atemnot / Atemschwierigkeiten Ja Nein Unklar

o Klärung nötig

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Kreislaufschwankungen Ja Nein Unklar Blutdruck hoch niedrig normal Trifft nichts zu Unklar Fieber Ja Nein

Andere:

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

10. Gibt es Anzeichen einer Depression? Ja Nein Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

11. Besteht die Möglichkeit, dass Sie/Er Schmerzen hat? Ja (siehe ) Nein Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

12. Besteht die Möglichkeit, dass Sie/Er Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hat? Wahnvorstellungen Ja Nein Unklar Halluzinationen Ja Nein Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

13. Nimmt Sie/Er Medikamente ein, die unerwünschte Nebenwirkungen verursachen? Nein Unklar Ja, welche(s) Medikament(e) und dessen Nebenwirkung(en):

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

14. Hat Sie /Er andere wesentliche Erkrankungen, körperliche Einschränkungen oder Beschwerden? Nein Unklar Ja, bitte benennen:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

II. B

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15. Hat Sie / Er emotionale Belastung oder Stress durch die Pflegeabhängigkeit in den Alltagsaktivitäten/Alltagssituationen? Abhängigkeit bei Bewegung / Fortbewegung Keine Belastung/Stress Belastung/Stress Unklar Abhängigkeit bei der Körperpflege Keine Belastung/Stress Belastung/Stress Unklar Abhängigkeit beim Kleiden Keine Belastung/Stress Belastung/Stress Unklar Abhängigkeit bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Keine Belastung/Stress Belastung/Stress Unklar Abhängigkeit bei der Ausscheidung Keine Belastung/Stress Belastung/Stress Unklar Andere (z.B. Kontaktgestaltung):

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

16. Führen Pflegemaßnahmen aufgrund der Pflegeabhängigkeit in den Alltagsaktivitäten/Situationen zu Stress oder Belastung bei der Bewohnerin, dem Bewohner? Ja, bei welchen: Nein Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

Zusammenfassung A 1. Lässt sich das herausfordernde Verhalten durch die Demenzform und / oder das Stadium erklären? Nein

Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen: A 2. Können die identifizierten kognitiven Einschränkungen das Verhalten erklären? Nein

Ereignisse aus vergangener Zeit Angaben zur eigenen Person Aktuelle Lebenssituation Zurechtfinden in wichtigen Räumen Zeitgefühl Handlungen zu Ende führen Erkennung wichtiger Gegenstände Behalten von kurz zurückliegenden Informationen Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

III.

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A 3. Können die identifizierten körperlichen Einschränkungen / Beschwerden mit dem herausfordern Verhalten zusammenhängen? Nein

Mobilität Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Ausscheidungsfunktionen Schlaf Vitalfunktionen Depression Schmerzen Wahnvorstellung / Halluzinationen Medikamente mit unerwünschten Nebenwirkungen Andere wesentliche Erkrankungen / körperliche Einschränkungen Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

A 4. Können die identifizierten Verständigungsprobleme / Kommunikationsschwierigkeiten das herausfordernde Verhalten ausgelöst haben? Nein Emotionale Belastung oder Stress durch die Pflegeabhängigkeit Emotionale Belastung oder Stress durch die Pflegemaßnahmen Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

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Kommunikation

1. Kann die Bewohnerin, der Bewohner hören?

Uneingeschränkt ohne Hilfsmittel Uneingeschränkt mit Hilfsmitteln Unklar eingeschränkt Ohne Hilfsmittel Mit Hilfsmittel

Besonderheiten:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

2. Kann die Bewohnerin, der Bewohner sehen? Uneingeschränkt ohne Hilfsmittel Uneingeschränkt mit Hilfsmitteln Unklar eingeschränkt Ohne Hilfsmittel Mit Hilfsmittel

Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

3. In welcher Sprache ist Kommunikation mit der Bewohnerin, dem Bewohner möglich? Deutsch Andere Sprachen: Unklar

Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

4. Sind verbale / nonverbale Äußerungen der Bewohnerin, des Bewohners für andere verständlich? Unklar verbal: immer teilweise nie Besonderheiten: nonverbal: immer teilweise nie Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

5. Wenn verbale Kommunikation mit der Bewohnerin, dem Bewohner möglich ist, in welcher Form findet das statt (Qualität der verba-len Äußerung)? Spricht in zusammenhängenden Sätzen Benutzt einzelne, aber verständliche Wörter Unklar Benutzt Wörter ohne Sinnzusammenhang (für andere Personen) Benutzt nur Laute Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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6. Versteht die Bewohnerin, der Bewohner verbale / nonverbale Äußerungen Anderer? Ver-steht verbale Ansprache Unklar immer teilweise nie Reagiert auf Ansprache Reagiert nicht auf Ansprache

Besonderheiten: Versteht nonverbale Ansprache immer teilweise nie Reagiert auf Ansprache Reagiert nicht auf Ansprache

Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

7. Kann die Bewohnerin, der Bewohner das Geschriebene verstehen?

immer teilweise nie Unklar

Besonderheiten:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

8. Äußert die Bewohnerin, der Bewohner die eigenen Wünsche und Bedürfnisse (verbal / nonverbal)? Kommuniziert meistens die eigenen Wünsche / Bedürfnisse Unklar Kommuniziert selten die eigenen Wünsche / Bedürfnisse Kann die eigenen Wünsche / Bedürfnisse gar nicht äußern Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig 9. Kann die Bewohnerin, der Bewohner Kontakt zu Anderen herstellen / in Kontakt mit Anderen treten? Ja Nein Unklar Besonderheiten:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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Zusammenfassung A 1. Können die identifizierten Verständigungsprobleme / Kontaktschwierigkeiten das herausfordernde Verhalten ausgelöst haben? Nein

Hören Sehen Verständigungssprache Verständlichkeit der Äußerungen Qualität der verbalen Äußerung Verständnis der Äußerungen Anderer Verständnis des geschriebenen Wortes Kontakt zu anderen Verständliche Äußerung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

A 2. Kann das herausfordernde Verhalten selbst eine Kommunikationsform sein und so das Verhalten erklären? Nein

Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

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Persönlichkeit und Lebensstil vor der Demenzerkrankung 1. Wie lässt sich die Persönlichkeit der Bewohnerin, des Bewohners vor dem Ausbruch der Krankheit am besten beschreiben?

(z. B. 10 Jahre vor der Krankheit – Mehrfachantworten möglich) Tendenzen bitte mit „x” markieren Unklar

Emotional robust, unempfindlich Emotional empfindlich, verletzlich extrovertiert, gesellig Einzelgänger, introvertiert Offen für Neues konservativ vertrauensvoll, verträglich, hilfsbereit misstrauisch, egozentrisch zielstrebig, zuverlässig, pflichtbewusst nachlässig, wechselhaft, spontan

Andere: Nicht bekannt/nicht erfassbar

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

2. Wie hoch war die Stress- bzw. Frustrationstoleranz bei der Bewohnerin, dem Bewohner im Hinblick auf belastende oder stressige Si-tuationen?

Normale Stresstoleranz (z. B. reagierte ausgewogen, der Stresssituation angemessen) Unklar Niedrige Stresstoleranz (z. B. reagierte schnell gestresst) Hohe Stresstoleranz (z. B. konnte viel aushalten)

Besonderheiten: Nicht bekannt/nicht erfassbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

3. Wie wurden Stresssituationen vor Ausbruch der Demenz meistens bewältigt (Mehrfachantworten möglich)? Eher aktiv (z. B. durch Bewegung / Aktivität wie Sport, Hausarbeit, handwerkliche Tätigkeiten) Unklar Eher passiv (z. B. durch Entspannung wie fernsehen, Musik hören, lesen) Eher durch Kontakt, Gespräche mit anderen Eher durch Alleinsein, nach innen gekehrt Eher ängstlich, zurückhaltend, unsicher, resignierend Eher überaktiv, aggressiv, stark emotional, aufbrausend

Andere: Nicht bekannt/nicht erfassbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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4. Gab es besondere Situationen, Ereignisse in der Vergangenheit, die stark bedrohlich oder mit negativen Gefühlen verbunden waren (einschneidende Ereignisse)? Nein Ja, welche: Nicht bekannt/nicht erfassbar Unklar

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

5. Gab es besondere, angenehme Situationen oder Ereignisse in der Vergangenheit, die eine positive Wirkung auf das Leben hatten, mit besonders positiven Gefühlen verbunden waren? Nein Ja, welche: Nicht bekannt/nicht erfassbar Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig 6. Welche Freizeitaktivitäten wurden vor der Krankheit bevorzugt ausgeübt (Mehrfachantworten möglich)?

Eher passive Beschäftigungen (wie z. B. fernsehen, lesen, Musik hören, relaxen) Unklar Eher aktive Beschäftigungen (wie z. B. Sport, Gartenarbeit, Tanzen, Wandern) Eher kreative Beschäftigungen (wie z. B. Malen, Stricken, Schneidern, Backen, Musizieren) Eher Beschäftigungen in der Gruppe (wie z. B. Mannschaftssport, Kartenspielen, Kegeln, gem. Kochen) Eher allein durchgeführte Beschäftigungen (wie z. B. Individualsport, Spazieren gehen, Museumsbesuche, Lesen) Andere:

Nicht bekannt/nicht erfassbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

7. Welche Art von Berufstätigkeit (auch Haushaltstätigkeit) wurde ausgeführt (Mehrfachantworten möglich)? Bitte Tätigkeit/Beruf benennen: Unklar Eher körperlich-passive Tätigkeit (wie z.B. Büroarbeit, Fahrtätigkeit, Kassierer) Eher körperlich-aktive Tätigkeit (wie z.B. Bauarbeit, Landwirtschaft, Haushalt) Eher wenig oder kaum Umgang mit Menschen während der Tätigkeit Eher viel Umgang mit Menschen während der Tätigkeit

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

8. Gab es vor der Krankheit einen festen Tagesrhythmus oder feste Tagesrituale auf die die Bewohnerin, der Bewohner besonderen Wert gelegt hat?

Nein Ja, welche(n): Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

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o Bleibt wichtig

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Zusammenfassung A 1. Kann das herausfordernde Verhalten Ausdruck von Persönlichkeitsmerkmalen sein? Nein

Persönlichkeit vor dem Ausbruch der Krankheit Stress- bzw. Frustrationstoleranz Bewältigung von Stresssituationen vor der Demenz Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

A 2. Kann das herausfordernde Verhalten mit früheren Lebensereignissen und Lebensstil zusammenhängen? Nein Ereignisse mit negativen Gefühlen bzw. die stark bedrohlich waren Ereignisse mit positive Wirkung / Gefühlen Freizeitaktivitäten vor der Krankheit Berufstätigkeit Tagesrhythmus / -rituale mit besonderem Wert Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

A 3. Kann das herausfordernde Verhalten eine Reaktion auf Stress sein? Nein

Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

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Stimmung und Emotionen 1. Vermittelt die Bewohnerin, der Bewohner den Eindruck verängstigt zu sein? Nein

manchmal häufig Nicht einschätzbar Unklar

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

2. Gibt es Situationen / Tageszeiten, die Angstzustände auslösen? Nein Ja, welche: Unklar Nicht einschätzbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o bleibt wichtig

3. Vermittelt die Bewohnerin, der Bewohner den Eindruck müde oder erschöpft zu sein? Nein Manchmal, zu welchen Tageszeiten? Unklar

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Häufig, zu welchen Tageszeiten?

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Nicht einschätzbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

4. Können bestimmte Ereignisse / Situationen die Bewohnerin, den Bewohner erschöpfen oder ermüden? Nein Ja, welche: Unklar Nicht einschätzbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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5. Vermittelt die Bewohnerin, der Bewohner den Eindruck von Einsamkeit oder Isolation? Nein Manchmal, zu welchen Tageszeiten? Unklar

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Häufig, zu welchen Tageszeiten?

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Nicht einschätzbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

6. Gibt es Menschen, die zur Bewohnerin, zum Bewohner eine engere Beziehung haben? Nein Ja, welche Personen: Unklar

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

7. Vermittelt diese Beziehung(en) Vertrauen, Sicherheit, Körperkontakt, Akzeptanz (Mehrfachantworten möglich)? Vertrauen Sicherheit Körperkontakt Zuneigung Akzeptanz Unklar Andere:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig 8. Zu welchen Tageszeiten ist die Bewohnerin, der Bewohner “nicht beschäftigt” durch pflegerische Maßnahmen, Mahlzeiten, Beschäf-

tigungsangebote, eigene Aktivitäten, Interessen, Schlaf usw.? Montags - Freitags

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Samstags - Sonntags

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Bemerkung zu den Zeiträumen:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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9. Entsprechen die aktuellen Beschäftigungsangebote / Zeitgestaltung die von der Bewohnerin, dem Bewohner in Anspruch genommen werden, den persönlichen Neigungen?

Ja Nein Teilweise Unklar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

10. Vermittelt die Bewohnerin, der Bewohner den Eindruck, die meiste Zeit des Tages gelangweilt zu sein? Nein Manchmal, zu welchen Tageszeiten? Unklar

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oder Situationen: Nicht einschätzbar Häufig, zu welchen Tageszeiten?

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oder Situationen: Nicht einschätzbar

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

Zusammenfassung

D 1. Kann das herausfordernde Verhalten Ausdruck bestimmter Stimmungslagen und Emotionen sein? Nein

Ängstlichkeit / Angstzustände Müdigkeit oder Erschöpfung Engere Beziehung zum Bewohner Beziehungen vermitteln Vertrauen, Sicherheit, etc. Tageszeiten ohne Beschäftigung Langeweile Beschäftigungsangebote / Zeitgestaltung entspricht nicht den persönlichen Neigungen Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

D 2. Kann das herausfordernde Verhalten der emotionalen Selbststimulation dienen? Nein Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

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Umwelteinflüsse 1. Welche Merkmale hat die Umgebung, in der sich die Bewohnerin, der Bewohner die meiste Zeit aufhält (Mehrfachantworten möglich)?

a. Die Beleuchtung? Unklar dunkel grell / hell Viele Schatten oder Spiegelungen Unangenehmes / kaltes Licht

Tagsüber gleiches Lichtlevel Nicht individuell einstellbares Licht Beleuchtung nachts Trifft nichts zu Sonstiges:

Was ist zu tun? o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

b. Die Umgebungsgeräusche? Unklar laut leise Viele verschiedene Geräusche, ständige Musikberieselung, Telefon, Schellen, usw. Trifft nichts zu Sonstiges:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

c. Die Gerüche? Unklar Unangenehme Gerüche Viele verschiedene Gerüche Keine “häuslichen” / vertrauten Gerüche Trifft nichts zu Sonstiges:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

d. Die Einrichtungsgestaltung? Unklar unpersönlich zweckorientiert / nicht “häuslich” ungemütlich / unfreundlich Trifft nichts zu Sonstiges:

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

e. Das Gefühl der Sicherheit / Vertrautheit? Unklar Fremde, nicht vertraute Umgebung Fremd erscheinende Personen Keine klaren Orientierungshinweise/keine an die kognitiven Fähigkeiten angepassten Orientierungshinweise Gefahr von Verletzungen/Stolperfallen Gefahr des Verlorengehens, sich verlaufen können Eingeschränkte Bewegungsfreiheit

o Klärung nötig

o Maßnahmen notwendig

o Bleibt wichtig

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INNOVATIVES-DEMENZORIENTIERTES-ASSESSMENTSYSTEM (IDA®, VERSION 5.0)

145 © M.Halek. Modifiziert nach M. Halek (2010): Entwicklung und Testung eines strukturierten Assessmentbogens zur Erfassung der Auslöser für herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Universität Wit-ten/Herdecke, Witten.

trifft nichts zu Sonstiges: Zusammenfassung

A 1. Kann das herausfordernde Verhalten mit bestimmten Umgebungsmerkmalen zusammenhängen? Nein Beleuchtung Umgebungsgeräusche Gerüche

Einrichtungsgestaltung Privat-/Intimsphäre Kontaktaufnahme zu Anderen Positive Anreize/Stimulationen Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen: A 2. Kann das herausfordernde Verhalten mit fehlendem Sicherheits-/Vertrautheitsgefühl zusammenhängen? Nein

Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

A 3. Kann die Personalstruktur mit dem herausfordernden Verhalten zusammenhängen? Nein Bevorzugung von Pflegenden Als Bezugsperson Kontinuität der Zuständigkeit in der Pflege Vermutlich ja: mögliche Zusammenhänge und Vermutungen kurz beschreiben

Beim Umgang mit dem Bewohner zu berücksichtigen Maßnahmen planen:

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

146

Arbeitsblatt Fallbeispiel Frau Henke verbringt den größten Teil des Tages in einer Sitzecke auf dem Flur, raucht oder sieht fern. In

kurzen Abständen steht sie auf und fragt jemanden vom Pflegepersonal, zur Not auch irgendwelche Angehö-

rigen, was sie denn jetzt tun sollte. Und, ob sie eine Zigarette haben könne. Die Zigaretten teilt das Pflege-

personal ein (10-14 Stück am Tag), da sie kein Maß hat. Wenn sie selbst über ihre Zigaretten verfügt, steckt

sie eine nach der anderen an. Genauso verhält es sich mit Süßigkeiten. Sie isst Süßigkeiten, sobald sie wel-

che finden kann und ist auch hier nicht in der Lage, Maß zu halten. Immer wieder steht sie an fremden Be-

wohnerbetten und isst dort, scheinbar ohne jedes Schamgefühl die Süßigkeiten der anderen Bewohner. Das

Pflegepersonal hat dafür kein Verständnis, im Gegenteil, immer wieder fallen Kommentare wie: „Das Frau

Henke alles in sich hineinstopft, ist ja schon schlimm genug. Aber das sie jetzt auch noch die Mitbewohner

bestiehlt, das ist ja wohl das Letzte!“

Sie selbst bezeichnet sich als „Alles-Esserin“ und ist traurig, wenn sie die Ablehnung des Pflegepersonals

spürt. Auch gesundheitlich ist die Maßlosigkeit problematisch, denn sie ist übergewichtig und hat eine koro-

nare Herzkrankheit. Außerdem ist sie trockene Alkoholikerin und hat ein Korsakow-Syndrom.

Ihr Lebensverlauf zeigt auf, dass sie eine wohlbehütete Kindheit auf einem Gut hatte. Sie hat drei Töchter,

zwei Schwestern, eine davon ist ihre Zwillingsschwester. Es bestehen gute Kontakte zur Familie. Die Schei-

dung vom ersten Ehemann und der Tod des zweiten Ehemanns waren Krisen in ihrem Leben.

Frau Henke lernte als junge Frau Speditionskauffrau und arbeitete bis zur Hochzeit neun Jahre in ihrem Be-

ruf. Danach war sie Mutter und Hausfrau. Nachdem die Kinder aus dem Hause waren, arbeitete sie bei Fir-

ma Wilkinson in der Personalabteilung. Sie ist tolerant und kontaktfreudig und interessiert sich für die

Schicksale anderer Menschen.

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

147

Arbeitsblatt Verpflichtende Grundregeln für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wertschätzung

Der wertschätzende Umgang aller Mitglieder der Fallbesprechung ist eine Grundvoraussetzung für einen

offenen Austausch. Hierunter ist zu verstehen, dass alle Teammitglieder ihre Ansichten zum Fall offen und

ehrlich zum Ausdruck bringen können und von den anderen Teammitgliedern nicht bewertet werden. Das

erlebte Problem des Einzelnen wird in einem kritischen Dialog beleuchtet. Dabei ist jedoch darauf zu ach-

ten, dass alle Aussagen ernst genommen werden. Kritische Nachfragen sind auf der Sachebene zu formulie-

ren und in keinem Fall abwertend. (Jede Aussage muss ernst genommen und akzeptiert werden).

Verbindlichkeit

Dies bedeutet, dass alle in der Fallbesprechung getroffenen Entscheidungen von den Teilnehmerinnen und

Teilnehmern akzeptiert und umgesetzt werden. Alle Gruppenmitglieder sind in den Entscheidungsprozess

einzubeziehen. Für die verbindliche Umsetzung im Team sorgt primär die Wohnbereichsleitung zusammen

mit dem Falleinbringer.

Aktive Beteiligung

Der Erfolg der Fallbesprechung ist davon abhängig, dass sich alle Gruppenmitglieder an der Fallbespre-

chung beteiligen. Der Moderator achtet darauf, dass die Redebeiträge im Team möglichst gleich verteilt

werden und jeder in ausreichendem Maße zu Wort kommt. Zurückhaltende Teammitglieder werden aktiv

durch den Moderator in die Diskussion einbezogen. Innerhalb der Gruppe gilt das Prinzip der Gleichrangig-

keit.

Bereitschaft zur Offenheit

In den Fallbesprechungen werden oft kritische Situationen mit Bewohnern im Alltag besprochen, in denen

die Pflegenden nicht weiter wissen. Damit verbunden ist die Bereitschaft, offen über Probleme und die eige-

ne Hilflosigkeit im Team zu sprechen, sich auszutauschen und Hilfe anzunehmen. Die Fallbesprechung kann

dabei als Chance und Unterstützung angesehen werden.

Klare Kommunikationsregeln schaffen

Innerhalb der Fallbesprechung ist es notwendig, im Umgang miteinander klare Kommunikationsregeln zu

vereinbaren, an die sich jeder halten muss. Der Moderator, aber auch jeder Teilnehmer ist für die Einhaltung

dieser Regeln verantwortlich. Der Moderator muss regulierend eingreifen, wenn die Regeln nicht eingehal-

ten werden:

nicht unterbrechen und aussprechen lassen

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

148

- zuhören

- auf nonverbale Kommunikation achten

Ziel- und Ressourcenorientiert

Die Fallbesprechung ist eine Methode, mit der ein konkretes Problem im Alltag gelöst werden kann. Dazu

ist es notwendig, stets das vorab formulierte Ziel vor Augen zu haben. Lösungsansätze können in einem

ersten Brainstorming utopisch wirken. Bei der konkreten Planung ist jedoch darauf zu achten, dass die Maß-

nahmen im Alltag umsetzbar sind (Buscher, I., Reuther 2012).

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

149

Checkliste Falleinbringer WELCOME-IdA

Checkliste Falleinbringer

Vorbereitung einer Fallbesprechung mit WELCOME-IdA bei Menschen mit Demenz

- Bewohner ist in Absprache mit der Wohnbereichsleitung ausgewählt

- Informationen über den Bewohner sind eingeholt (z.B. Gespräche mit Arzt oder Angehörigen)

- Assessment ist ggf. durchgeführt

- Informationen über den Bewohner werden in die Fallbesprechung mitgenommen (z.B. Bewohnerdo-

kumentation, Assessment, Informationen von Arzt oder Angehörigen,...)

- Fallbesprechungsprotokoll und WELCOME-IdA Bögen werden in Fallbesprechung mitgenommen

Nachbereitung einer Fallbesprechung ( in Absprache mit der Wohnbereichsleitung)

- Protokoll ist vollständig und sichergestellt

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen

- Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für Durchführung von Maßnahmen ist festgelegt

- Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt

- Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Page 152: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

150

Checkliste Wohnbereichsleitung WELCOME-IdA

Checkliste Wohnbereichsleitung (WBL)

Fallbesprechung mit WELCOME-IdA bei Menschen mit Demenz

Vorbereitung einer Fallbesprechung:

- Termin für Fallbesprechung liegt fest.

- Fallbesprechung ist im Dienstplan berücksichtigt.

- Raum (inkl. Flipchart, Moderatorenkoffer) ist organisiert.

- Personelle Abdeckung des Wohnbereichs ist organisiert.

- Die Teilnehmer der Fallbesprechung sind informiert.

- Der Bewohner ist ausgewählt (nach Vorschlag aus dem Team).

- Der Falleinbringer ist informiert.

- Der Protokollant ist informiert und ist bereits vor der Fallbesprechung ausgesucht.

- Der Falleinbringer aus der letzten Fallbesprechung ist informiert und legt das Fallbesprechungspro-

tokoll aus der letzten Fallbesprechung vor.

- WELCOME-IdA Protokoll und WELCOME-IDA Bögen liegen vor.

Nachbereitung einer Fallbesprechung kann durchgeführt werden. (in Absprache mit dem letzten Falleinbrin-

ger)

- Das Protokoll aus der Fallbesprechung ist vollständig und sichergestellt.

- Die Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert.

- Die Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen.

- Die Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für die Durchführung von Maßnahmen ist

festgelegt.

- Der Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt.

- Die Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Page 153: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

151

Protokollbogen WELCOME-IdA

Fallbesprechungsprotokoll

Datum: _____________________________________________________________________

Ort der Fallbesprechung: _______________________________________________________

Stationszimmer:______________________________________________________________

gesonderter Raum ____________________________________________________________

Beginn der Fallbesprechung:________________________________________________ Uhr

Moderator:__________________________________________________________________

Falleinbringer:_______________________________________________________________

Protokollant:_________________________________________________________________

Name des Bewohners:_________________________________________________________

Teilnehmerliste

Name Position oder Funktion

Dokumentation der Fallbesprechung

1. Folgende Informationsquellen ( z.B. Biografie, Medikamentenblatt, Schmerzassessment, Informationen

Dritter, z.B. Angehörige, Ärzte) wurden für die Problembeschreibung genutzt:

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

152

2. Welches Ziel soll erreicht werden? (nach „Erfassung herausfordernden Verhaltens und seiner Effekte“):

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

3.Welche Kernhypothese(n) wurde(n) festgehalten:

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________

4. Wurden Maßnahmen vereinbart?

Nein, weil __________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

Ja, Maßnahmenplanung (Auswertung der Zusammenfassungen am Ende jedes Themenkomple-

xes):_____________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

Maßnahme Begründung Verantwortlicher

5. Evaluation

Wann?___________________ Durch wen? _______________________________________

Ende der Fallbesprechung : _________________________________________________ Uhr

6. Ergebnisse der Evaluation

Problem wird erneut in einer Fallbesprechung besprochen, weil

_______________________________________________________________________________________

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIA

153

Problem wird nicht mehr in einer Fallbesprechung besprochen, weil

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

154

4.4 Schulungsmaterialien für Modul IIb, WELCOME-NEO

Modulaufbauplanung Modul IIb, Fallbepsrechungsmodell WELCOME-NEO Lernfeld Lernfeld: Fallverstehen Modultitel WELCOME-NEO: Narrative Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz und herausfor-

derndem Verhalten Lerneinheiten Definition Fall

Der „Prozess des freien Erzählens“ als Reflexionsmethode Das NDB-Modell (need driven dementia compromised behaviour model) als Grundlage für

die verstehende Diagnostik Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Fallbesprechung

Arbeitsumfang in Ar-beitseinheiten

8 AE (1 AE entspricht 45 Minuten)

Modulbeschreibung (einschließlich Typologie des Outcomes)

Die Weiterbildungsteilnehmenden lernen vielfältige erklärende Aspekte von herausforderndem Verhalten mit Hilfe des NDB-Modells kennen. Sie kennen die Bedeutung des Fallverstehens, erler-nen und erproben (über die dozentenmoderierte Durchführung der Fallbesprechung) im Rahmen Kollegialer Beratung neue Denk- und Handlungsmuster und vertiefen grundlegende Kommunikati-ons- und zielorientierte Beratungskompetenzen.

Kompetenzen (Beschreibung der ange-strebten Lernergebnisse)

Die Weiterbildungsteilnehmenden kennen und nutzen die Systematik der Fallbesprechung in Anlehnung an Fallner/Gräßlin (1990) wissen um die Bedeutung der einzelnen Phasen im Reflexionsprozess erweitern durch den Prozess des freien Erzählens ihre Wahrnehmung für subjektive Empfindun-

gen, Eindrücke, Stimmungen und Herausforderungen. Dieser Vorgang hat eine entlastende Wir-kung (vgl. Fallner, Gräßlin, 1990. 24).

stellen Informationen zusammen für die Durchführung der Fallbesprechung anhand des NDB-Modells

nehmen unterschiedliche Rollen im Reflexionsprozess ein nutzen den Erkenntnisgewinn für den Pflegeprozess sind offen für unterschiedliche Betrachtungsweisen und erweitern ihre Perspektive in Bezug auf

Problemsituationen aktivieren latentes oder in Routinen untergegangenes Wissen entwickeln eine kompetenzorientierte Sichtweise erweitern kommunikative Fähigkeiten (aktives Zuhören, Ausdrücken von Gefühlen, Spiegeln) entwickeln Achtsamkeit für nonverbale Botschaften reflektieren das eigene Kommunikationsverhalten führen dozentenmoderierte Fallbesprechungen durch und reflektieren diese.

Modulinhalte

Das NDB-Modell Hintergrundfaktoren Direkte Faktoren/ Proximalfaktoren

Fallbesprechung, die Systematik Kollegialer Beratung in Anlehnung an Fallner/Gräßlin (1990) Bedeutung der Phasen und Schritte im Reflexionsprozess Einüben der Systematik anhand vorbereiteter konkreter Fälle (Problemsituationen) Vorbereitung einer Fallvorstellung anhand eines Leitfadens Verknüpfung des Erkenntnisgewinns mit dem Pflegeprozess Vertiefende Auseinandersetzung mit der Thematik über die Bearbeitung eines Handouts

Didaktische Hinweise Im Hinblick auf die persönliche Kompetenzerweiterung der Teilnehmenden ist die Reflexion von Lernerfahrungen zu empfehlen. Dazu werden Lernende ermuntert ihre Erfahrungen schriftlich festzuhalten und zu überdenken.

Methoden Vortrag zur Einführung in die Systematik der Fallbesprechung Mediengestützter Vortrag über die Bestandteile des NDB-Modells Gespräch über die Wahrnehmungserweiterung durch den Prozess des freien Erzählens Durchführung von dozentenmoderierten Fallbesprechungen Unterstützung bei der Co-Moderation durch Weiterbildungsteilnehmende

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

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Nachbereitung einer Fallbesprechung Literatur Fallner, H. Gräßlin H. (1990): Kollegiale Beratung. Eine Systematik zur Reflexion des beruflichen

Alltags. Ursel Busch Fachverlag. Hille. Bartholomeyczik S., Halek M., Sowinski C., Besselmann K., Dürrmann P., Haupt M., Kuhn C.,

Müller-Hergl C., Perrar K.M., Riesner C., Rüsing D., Schwerdt R., von der Kooij C., Zegelin A. (2006): Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Hrsg. Bundesministerium für Gesundheit. Witten.

Tietze, K.-O. (2012): Kollegiale Beratung. Problemlösungen gemeinsam entwickeln. Hrsg.: Schulz von Thun F.. Reinbeck Verlag. Hamburg.

TABELLE 45:MODULAUFBAUPLANUNG MODUL IIB: FALLBESPRECHUNGSKONZEPT WELCOME-NEO

Page 158: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

156

Unterrichtsablaufplan Modul IIb WELCOME-NEO 1.Tag Handlungsschwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Ler-nende und Lehrende

Methode/ Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung Vorstellung des Tagesab-laufes

- 20 Minuten)

Vorstellung des Dozenten Vorstellung der Teilneh-menden (gegebenenfalls)

Plenum Flipchart

Kontext (10 Minuten)

Dozent knüpft an Modul 1 an, greift den Begriff „her-ausforderndes Verhalten“ auf – „Wir wollen verstehen“. Betonung der kompetenz-orientierten Sichtweise.

Kurzvortrag Bildschirmpräsentation

Definition Fall und WELCOME-NEO Fallbe-sprechung (5 Minuten)

Dozent erläutert die Defi-nitionen

Kurzvortrag Arbeitspapier

Ziele der Fallbesprechung (15Minuten)

Dozentin stellt die Ziele vor Austausch über die Ziele einer Fallbesprechung

Plenum

NDB Modell (30 Minuten)

Vortrag über die Bestand-teile des NDB Modells NDB Modell wird auf einen individuellen Fall aus der eigenen Praxis und auf einen fiktiven Fall angewendet.

Vortrag Einzelarbeit Plenum

Arbeitspapier NDB Modell

Ablauf einer Fallbespre-chung nach dem „Wittener Fallbesprechungsmodell“ WELCOME-NEO (60 Minuten)

Dozentin erläutert Ablauf-phasen und deren Bedeu-tung für den Reflexions-prozess; über die Maß-nahmen findet die Ver-knüpfung mit dem Pflege-prozess statt.

Vortrag Flipchart Arbeitspapier Ablauf der Fallbesprechung Arbeitspapier Fallbesprechung WELCOME-NEO

Protokoll und Checklisten (15 Minuten)

Dozentin erläutert die einzelnen Formulare

Vortrag Arbeitspapier: Fallbesprechungsprotokoll Checkliste Falleinbringer Checkliste Wohnbereichsleitung

Grundregeln für die Teil-nehmerinnen und Teil-nehmer (15 Minuten)

Dozentin stellt die Grund-regeln vor

Arbeitspapier Grundregeln Flipchart Grundregeln

Ausblick und Verabschie-dung (10 Minuten)

Dozentin verweist auf die Moderatorenschulung und den 2. Teil des 2. Moduls. Fallarbeit wird anhand konkreter Fälle eingeübt. Arbeitsauftrag: Jeder berei-tet einen Fall anhand der Checkliste vor. (ggf. zu zweit) Handout wird ausgegeben.

Plenum Arbeitspapier: Checkliste Falleinbringer, s.o.

TABELLE 46: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL IIA, 1. TAG

Page 159: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

157

Unterrichtsablaufplan Modul IIb, WELCOME-NEO 2.Tag Handlungsschwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung und Vorstel-lung des Tagesablaufs

Dozentin begrüßt die Teilnehmenden. Moderatoren, die zum zweiten Mal teilnehmen und von Modul 2, 1. Tag den Arbeitsauftrag erhalten haben, nehmen im Plenum an der Fallbesprechung teil.

Plenum

Bezug zum Modul 3, 1. Tag und Modul 2, 1 Tag (abhängig davon, ob unter-schiedliche Dozenten)

Dozent erinnert an die Inhalte vom ersten Tag (ggf. Flipchart wieder dabei)

Begriff „herausforderndes Verhalten“ – wir wollen verstehen

NDB Modell Grundregeln WELCOME-NEO (kurz)

Plenum Flipchart

Reflexion des Arbeitsauf-trages (Fälle anhand Checkliste vorbereiten)

Was ist leicht gefallen? Was ist schwer gefallen? Was hat gefehlt?

Plenum Arbeitspapier: Checkliste Falleinbringer

Mehrere vorbereitete Fälle durchführen, reflektieren, im Protokoll dokumentie-ren

Das Plenum sucht einen (ggf. zwei Fälle aus) Dozentin moderiert die Fallbesprechung

Plenum

Ausblick und Verabschie-dung

Reflexion des Tages Für Modul V, „Training on the job“ wird verbind-lich ein Falleinbringer festgelegt und namentlich der Steuerungsgruppe mitgeteilt. (Falleinbringer kümmert sich ggf. um Ersatz).

TABELLE 47: UNTERRICHTSABLAUFPLAN MODUL IIB, 2. TAG

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

158

Arbeitsblatt zu WELCOME-NEO10

Definition Fallbesprechung WELCOME-NEO

Das Konzept „Narrative Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten“ ist

für die stationäre Altenhilfe entwickelt worden – speziell für Menschen mit Demenz mit herausfordernden

Verhaltensweisen. Unter herausfordernden Verhaltensweisen bei Menschen mit Demenz werden Verhal-

tensformen wie Aggressivität, Agitation (zielloses Herumwandern), Apathie/ Rückzugsverhalten und vokale

Störungen (Schreien, Rufen, Geräusche machen) verstanden. Diese können in ihrer Häufigkeit, Dauer und

Intensität stark schwanken. Oft fühlen sich Personen aus dem sozialen Umfeld dadurch belastet. Der sich

hinter dem Verhalten verbergende mögliche Leidensdruck des Menschen mit Demenz bleibt unverstanden.

Das Umfeld reagiert mit Distanzierung und Abwehr, was das Verhalten bei dem Betroffenen wiederum ver-

stärken kann. Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ geht dabei davon aus, dass die Gründe für das Ver-

halten aus den Interaktionsprozessen zwischen dem Betroffenen und seiner Umwelt entstehen und das Ver-

halten für den Betroffenen immer einen Sinn hat.

Definition Fall

Der Fall ist die Person mit Demenz, die ein Verhalten zeigt, welches von mindestens einer Person (z.B.

Pflegende) als „irritierend“ erlebt wird. Die Situation kann vom Individuum mit den herkömmlichen Hand-

lungsroutinen nicht gelöst werden und wird zum Problem und damit zum Fall, der dem Team im Rahmen

einer Fallbesprechung zur Reflexion vorgestellt wird.

Definition Fallbesprechung WELCOME – NEO

Die Fallbesprechung ist eine Methode, mit der sich die Mitarbeiter eines Teams systematisch und zielorien-

tiert über eine Problemsituation bei Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten fachlich aus-

tauschen. Charakteristisch für die narrative Fallbesprechung ist, dass die themenzentrierte und lösungsorien-

tierte Reflexion in einem „Prozess des freien Erzählens“ erfolgt. Eine inhaltliche Struktur wird nicht vorge-

geben. Der Reflexionsprozess orientiert sich jedoch an einer festgelegten Ablauf- und Rollenstruktur.

NDB Modell

Theoretisch lässt sich das herausfordernde Verhalten mit Hilfe des NDB-Modells begründen. Das NDB-

Modell (need driven dementia compromised behaviour model) bildet die Grundlage für die verstehende Di-

10 Entnommen aus: Buscher I. Reuther S. (2012): Konzept- Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz mit Hilfe des Inno-

vativen demenzorierntierten Assessmentsystems (IdA®, Version 5.0), Witten

Page 161: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

159

agnostik und gibt wesentliche Hinweise für mögliche Ursachen des herausfordernden Verhaltens. Nach dem

Modell wird das herausfordernde Verhalten durch Hintergrund- und Proximalfaktoren erklärt. Hintergrund-

faktoren sind dabei von außen kaum zu beeinflussen. Proximalfaktoren lassen sich hingegen von außen be-

einflussen. Nach diesem Modell ist davon auszugehen, dass herausforderndes Verhalten kontextabhängig

ist. Innerhalb der Fallbesprechung versuchen die Teilnehmer, sich diesem Kontext anzunähern und mögliche

Ursachen für das herausfordernde Verhalten zu ergründen. Eine weitere Beschreibungen und eine Darstel-

lung finden Sie unter Begriffserklärungen Kapitel I im Anhang Werkzeugkasten.

Ziele der Fallbesprechung

Das Verhalten eines Menschen mit Demenz (u.a. Gründe, Anlässe für das herausfordernde Verhal-

ten) zu verstehen.

Neuinterpretation der Situation und Identifikation möglicher Ursachen (NDB-Modell)

Bewusstwerden eigener Fähigkeiten und Wissensbestände/ Unterstützungs- und Bildungsbedarfe

(Individuum und Team)

Finden von umsetzbaren Handlungsoptionen (Beziehungsebene und Intervention)

Finden einer gemeinsamen Handlungsbasis (Verständnis – Zielsetzung – Maßnahmen)

Ablauf der Fallbesprechung

Ein festgeschriebener Ablaufplan ist notwendig, um das vielschichtige komplexe Geschehen einer Fallbe-

sprechung in logische und nachvollziehbare Abschnitte zu gliedern. Die einzelnen Abschnitte sollen den

Teammitgliedern helfen, sich dem Fall anzunähern. Auf die Phase der Problembeschreibung, welche die

Beteiligten für den Fall sensibilisieren und zu einer präzisen Darstellung herausfordern sollen, folgt die Phse

der Ursachenanalyse, in der erste Hypothesenbildungen und Interpretationen des Problems stattfinden. Auf

Basis dessen erfolgt die genaue Maßnahmenplanung.

Vorbereitung

In der Vorbereitung der Fallbesprechung geht es darum, dass eine Fallauswahl durch den Falleinbringer ge-

troffen wird. Es sind inhaltliche und formale Vorbereitungen zu treffen. für die inhaltliche Vorbereitung ist

der Falleinbringer verantwortlich. Eine sorgfältige Vorbereitung erhöht die Effektivität der Fallbesprechung.

Hierfür gibt es entsprechende Checklisten.

Page 162: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

160

Durchführung

Für die Durchführung einer Fallbesprechung gibt es für die Teilnehmenden verpflichtende Grundregeln Die-

se beziehen sich auf Wertschätzung, Verbindlichkeit, aktive Beteiligung,Bereitschaft zur Offenheit und kla-

re Kommunikationsregeln. in einem Arbeitspapier sind diese näher beschrieben.

Die Durchführung findet nach einem festgeschrieben Arbeitsablauf statt. Die folgende Tabelle gibt eine

Übersicht:

1. Phase: Eingang

Methodische Hinweise Rollenklärung Evaluationsergebnisse des letzten Falls

2. Phase: Problembeschreibung

Problemskizzierung Fallschilderung Zieloffenbarung Visualisierung der Ergebnisse

3. Phase: Ursachenanalyse

spontane Assoziationen (Emotionen) erste Hypothesen Visualisierung der Ergebnisse Deutung der Situation Visualisierung der Ergebnisse

4. Phase: Maßnahmenplanung

Ideensammlung Maßnahmenplanung Visualisierung der Ergebnisse

5. Phase: Abschluss

Reflexion des Gelernten Reflexion des Ablaufs

TABELLE 48:ARBEITSABLAUF FALLBESPRECHUNG WELCOME-NEO

Page 163: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

161

Die Zeitangaben in den genaueren Beschreibungen der Phasen sich nicht als Richtwert zu behandeln.

1. Phase: Eingang und Evaluation des letzten Falls: (10 bis 15 Minuten)

Nach der Begrüßung klärt der Moderator die unterschiedlichen Rollen – Falleinbringer, Protokollant und

Reflexionspartner. Er bittet den Falleinbringer der letzten Fallbesprechung ein kurzes Feedback zu geben.

hierzu fasst der Falleinbringer der letzten Fallbesprechung die Fallbesprechungensinhalte anhand des letzten

Fallbeprechungsprotokolls oder ggf. der IdA® Formblätter zusammen. Danach entscheidet die Teilnehmen-

den gemeinsam, ob der Fall in der nächsten Fallbesprechung erneut behandelt werden sollte.

2. Phase Problembeschreibung (15 bis 20 Minuten)

In dieser Phase skizziert der Falleinbringer kurz das Problem. hierzu nutzt der die zusammengestellten In-

formationen aus der Vorbereitung der Fallbesprechung. Anschließend findet eine vertiefend Problemschilde-

rung durch den Falleinbringer und der Gruppe statt. Wie äußert sich das Problem, wann tritt das Problem auf

auf, wo, bei wem und wie oft, wird geklärt. von Bedeutung ist, dass hier neben der sachlichen Beschreibung

auch die persönliche Problemwahrnehmung des Falleinbringers und die der einzelnen Gruppenmitglieder

geschrieben werden. Was stört mich besonders an dem Verhalten wird individuell diskutiert. Nach Ab-

schluss der Fallschilderung fragt der Moderator die Gruppe, was sich ändern sollte. Anhand dieser Frage

klärt der Falleinbringer, was er sich von der Gruppe erhofft und was für ihn bereits eine Verbesserung wäre.

Das zentrale Problem und das Ziel werden vom Moderator für alle Teilnehmenden visualisiert.

3. Phase: Ursachenanalyse (20 bis 30 Minuten)

In der Ursachenanalyse beginnt der Übergang von der reinen Fallvorstellung in die genaue Analyse des Fal-

les. Die Fallannäherung oder das Fallverstehen vollzieht sich in mehreren Schritten:

Spontane Assoziationen (Emotionen)

Nach Abschluss der Fallschilderung bittet der Moderator jedes Gruppenmitglied mit Ausnahme des Fallein-

bringers um eine kurze Rückmeldung. Welche Emotionen und Wirkungen löst der Fall aus? Wichtig ist es,

dass alle Teilnehmenden ihre spontanen Gefühle, die während der Fallschilderung aufgekommen sind, aus-

drücken wie Hilflosigkeit, Wut, Angst oder Ekel. Nachdem alle Teilnehmenden ihre spontanen Gefühle

ausgedrückt haben, bittet der Moderator den Falleinbringer um ein Feedback, mit welchen Außerungen er

sich identifizieren konnte und mit welchen nicht. Hierdurch kann sich der Falleibringer bestätigt und ver-

standen fühlen, aber auch in einen Perspektivwechsel gelangen, ohne dabei persönlich in Frage gestellt zu

werden.

Page 164: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

162

Erste Hypothese

Nach der spontanen Assoziationsrunde geht die Gruppe dazu über, nach möglichen Hypothesen bzw. Ursa-

chen für das auftretende Verhalten des Bewohners zu suchen um zu einem Fallverstehen zu gelangen. Wel-

che Gründe könnte das Verhalten des Bewohners haben? In dieser Phase gibt es kein richtig oder falsch. Das

bedeutet, dass alle von den Reflexionspartnern eingebrachten Hypothesen gesammelt werden. In dieser Pha-

se sollten die Teilnehmenden auch auf die Ressourcen des Bewohners, aus seiner Umgebung das eigene

Verhalten achten. Während dieser Zeit hört sich der Falleinbringer die vorgebrachten Hypothesen an, ohne

diese zu kommentieren. Ers sollte sich aber während dieser Zeit Gedanken machen, welche vorgebrachten

Hypothesen am besten zu seinem Fall passen könnten. Jede Hypothese wird am Moderator visualisiert.

Deutung der Situation

Nachdem die Teilnehmenden die Hypothesenbildung abgeschlossen haben, gibt der Falleinbringer den Re-

flexionspartnern ein kurzes Feedback über die wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Hypothesen. Am

Ende einigt sich die Gruppe auf eine oder mehrere Kernhypothesen, die von allen Seiten realistisch erschei-

nen und die Situation deuten. Die Kernhypothesen werden visualisiert und schriftlich im Protokoll festgehal-

ten.

4. Phase Maßnahmenplanung

Die Maßnahmenplanung beginnt mit einer Ideensammlung auf Basis der Kernhypothesen. Hier gilt, dass es

kein richtig oder falsch gibt. Wichtig ist, dass hierbei mögliche Ressourcen mitgedacht werden, die benötigt

werden um die Maßnahme umzusetzen. Hier kann evtl. eine kurze Diskussion entstehen, die für die Ent-

scheidungsfindung der Gruppe von Bedeutung ist. In jedem Fall sollte die Entscheidung transparent und

nachvollziehbar dargestellt werden. Wichtig ist, dass die Entscheidungen von allen Teilnehmenden mitge-

tragen und akzeptiert werden. Wird kein Konsens erreicht, sollt der Falleinbringer primär entscheiden. Der

Moderator fragt die Gruppe, ob alle mit dieser Entscheidung einverstanden sind. Damit ist auch gewährleis-

tet, dass die Fallbesprechungsteilnehmenden anderen Personen, die nicht an der Fallbesprechung beteiligt

waren, die Entscheidung erläutern können. Die Phase endet damit, dass die Verantwortlichkeiten geklärt

werden. Ein Evaluationstermin wird festgelegt. Die beschlossenen werden Maßnahmen und Verantwortlich-

keiten visualisiert.

5. Phase: Abschluss (10 bis 15 Minuten)

Der Moderator fasst den besprochenen Fall kurz zusammen. Alle Teilnehmenden geben ein Feedback zum

Fall

Was hat mir die Fallbesprechung gebracht?

Page 165: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

163

Was habe ich für meinen beruflichen Alltag gelernt?

Was möchte ich demnächst anders machen?

und zum Prozess...

Wie ging es mir währende der Fallbesprechung?

Ist mir etwas Besonderes aufgefallen?

Was sollte zukünftig geändert werden?

Die Ergebnisse aus der Fallbesprechung werden in die Pflegedokumentation übertragen. Entsprechende

Verantwortlichkeiten sind vorab in der Fallbesprechung festzulegen.

Die korrespondierenden Arbeitsblätter wären hier die Ablaufplanung WELCOME-NEO, das Fallbespre-

chungsprotokoll, die Checkliste für den Falleinbringer und die Wohnbereichsleitung, die Grundregeln für

die Teilnehmenden, das NBD-Modell.

Entnommen aus:

BUSCHER, I. & REUTHER, S. 2012a. Konzept -Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit

Demenz - narrativ - WELCOME – NEO Witten: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

(DZNE).

BUSCHER, I. & REUTHER, S. 2012b. Konzept -Wittener Modell der Fallbesprechung bei Menschen mit

Demenz mit Hilfe des Innovativen Demenzorientierten Assessementssystems (IdA®) -WELCOME - IdA.

Witten: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE))

Page 166: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

164

Checkliste Falleinbringer WELCOME-NEO

Vorbereitung einer Fallbesprechung

- Bewohner ist ausgewählt in Absprache mit WBL

- Informationen über den Bewohner sind eingeholt (z.B. Gespräche mit Arzt oder Angehörigen)

- Assessment ist ggf. durchgeführt

- Informationen über den Bewohner werden in die Fallbesprechung mitgenommen (z.B. Bewohnerdo-

kumentation, Assessment, Informationen von Arzt oder Angehörigen,...)

- Fallbesprechungsprotokoll wird in Fallbesprechung mitgenommen

Nachbereitung einer Fallbesprechung (In Absprache mit WBL)

- Protokoll ist vollständig und sichergestellt

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen

- Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für die Durchführung von Maßnahmen sind fest-

gelegt

- Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt

- Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Vorbereitung einer Fallbesprechung

- Termin für Fallbesprechung liegt fest

- Fallbesprechung ist im Dienstplan berücksichtigt

- Raum (inkl. Flipchart, Moderatorenkoffer) ist organisiert

- Personelle Abdeckung im Wohnbereich ist organisiert

- Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fallbesprechung sind informiert

- Bewohner ist ausgewählt (nach Vorschlag aus dem Team)

- Falleinbringer ist informiert

- Protokollant ist informiert – wird vor Fallbesprechung ausgesucht

- Falleinbringer (aus letzter Fallbesprechung) ist informiert und legt das Fallbesprechungsprotokoll aus

der letzten Fallbesprechung vor

- Protokoll und WELCOME-NEO liegen vor

Nachbereitung einer Fallbesprechung (In Absprache mit Falleinbringer)

- Protokoll aus der Fallbesprechung ist vollständig und sichergestellt

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen

Page 167: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

165

- Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für die Durchführung von Maßnahmen sind fest-

gelegt

- Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt

- Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Page 168: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

166

Checkliste Wohnbereichsleitung – WELCOME-NEO

Vorbereitung einer Fallbesprechung

- Bewohner ist ausgewählt in Absprache mit WBL

- Informationen über den Bewohner sind eingeholt (z.B. Gespräche mit Arzt oder Angehörigen)

- Assessment ist ggf. durchgeführt

- Informationen über den Bewohner werden in die Fallbesprechung mitgenommen (z.B. Bewohnerdo-

kumentation, Assessment, Informationen von Arzt oder Angehörigen,...)

- Fallbesprechungsprotokoll wird in Fallbesprechung mitgenommen

Nachbereitung einer Fallbesprechung (In Absprache mit WBL)

- Protokoll ist vollständig und sichergestellt

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen

- Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für die Durchführung von Maßnahmen sind fest-

gelegt

- Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt

- Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Vorbereitung einer Fallbesprechung

- Termin für Fallbesprechung liegt fest

- Fallbesprechung ist im Dienstplan berücksichtigt

- Raum (inkl. Flipchart, Moderatorenkoffer) ist organisiert

- Personelle Abdeckung im Wohnbereich ist organisiert

- Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Fallbesprechung sind informiert

- Bewohner ist ausgewählt (nach Vorschlag aus dem Team)

- Falleinbringer ist informiert

- Protokollant ist informiert – wird vor Fallbesprechung ausgesucht

- Falleinbringer (aus letzter Fallbesprechung) ist informiert und legt das Fallbesprechungsprotokoll aus

der letzten Fallbesprechung vor

- Protokoll und WELCOME-NEO liegen vor

Nachbereitung einer Fallbesprechung (In Absprache mit Falleinbringer)

- Protokoll aus der Fallbesprechung ist vollständig und sichergestellt

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind an das Team kommuniziert

Page 169: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

167

- Ergebnisse aus der Fallbesprechung sind in die Pflegedokumentation übertragen

- Pflegeplanung ist angepasst, Verantwortlichkeiten für die Durchführung von Maßnahmen sind fest-

gelegt

- Termin für die Evaluation ist im Dienstplan vermerkt

- Maßnahmen sind evaluiert und dokumentiert

Page 170: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

168

Protokollbogen WELCOME-NEO

Fallbesprechungsprotokoll

Datum: _____________________________________________________________________

Ort der Fallbesprechung: _______________________________________________________

Stationszimmer:______________________________________________________________

gesonderter Raum ____________________________________________________________

Beginn der Fallbesprechung:________________________________________________ Uhr

Moderator:__________________________________________________________________

Falleinbringer:_______________________________________________________________

Protokollant:_________________________________________________________________

Name des Bewohners:_________________________________________________________

Teilnehmerliste

Name Position oder Funktion

Page 171: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

169

Dokumentation der Fallbesprechung

1. Folgende Informationsquellen ( z.B. Biografie, Medikamentenblatt, Schmerzassessment, Informationen

Dritter, z.B. Angehörige, Ärzte) wurden für die Problembeschreibung genutzt:

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

___________________________

2. Welches Ziel soll erreicht werden? (nach „Erfassung herausfordernden Verhaltens und seiner Effekte“):

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________

3.Welche Kernhypothese(n) wurde(n) festgehalten:

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________

4. Wurden Maßnahmen vereinbart?

Nein, weil __________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

___________________________________________________________________________

Ja, Maßnahmenplanung (Auswertung der Zusammenfassungen am Ende jedes Themenkomple-

xes):_____________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

___________________________________________________

Maßnahme Begründung Verantwortlicher

Page 172: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IIB

170

5. Evaluation

Wann?___________________ Durch wen? _______________________________________

Ende der Fallbesprechung : _________________________________________________ Uhr

6. Ergebnisse der Evaluation

Problem wird erneut in einer Fallbesprechung besprochen, weil

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

__________________________________________________________________________

Problem wird nicht mehr in einer Fallbesprechung besprochen, weil

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________________

_______________________________________

Page 173: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

Schulungsmaterialien zu Modul IIb

171

Kurzfassung Ablaufplanes WELCOME-NEO

Eingang und Evaluation des letzten Falls (10-15 Min.)

- Begrüßen Sie die Gruppe und weisen Sie auf den zeitlichen Rahmen

hin.

- Klären Sie die Rollen (Falleinbringer, Protokollant, Reflexionspartner).

- Bitten Sie den Protokollanten um das Ausfüllen der formalen Angaben im Protokoll-

bogen.

- Bitten Sie den Falleinbringer der letzten Fallbesprechung um ein kurzes Feedback.

Entscheiden Sie mit der Gruppe, ob das Problem erneut in einer Fallbesprechung vor-

gestellt wird.

- Bitten Sie den Falleinbringer das Ergebnis in das Protokoll der letzten Fallbespre-

chung einzutragen (Punkt 5)

Problembeschreibung (15-20 Min.)

Achten Sie darauf, dass die Situation noch nicht gedeutet wird und keine Ratschläge erteilt

werden.

- Bitten Sie den Falleinbringer anhand seiner gesammelten Informationen das Problem

kurz zu skizzieren.

- Bitten Sie die Reflexionspartner und den Falleinbringer, das Problem vertiefend zu

beschreiben. (persönliche Wahrnehmung erwünscht)

- Bitten Sie den Falleinbringer ein Ziel zu formulieren.

- Visualisieren Sie das zentrale Problem und das Ziel.

- Bitten Sie den Protokollanten das Problem (Punkt 1), die verwendeten Informations-

quellen (Punkt 1.1.) und das Ziel (Punkt 1.2.) im Protokoll zu notieren.

Ursachenanalyse (20-30 Min.)

Lassen Sie in der Gruppe berichten, welche spontanen Assoziationen oder Emotionen es her-

vorruft.

Achten Sie darauf, dass die Situation noch nicht gedeutet wird und keine Ratschläge erteilt

werden.

- Bitten Sie jeden Reflexionspartner spontane Gefühle zu nennen.

- Bitten Sie den Falleinbringer um eine kurze Rückmeldung.

Erste Hypothesen (Falleinbringer schweigt)

Page 174: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

Schulungsmaterialien zu Modul IIb

172

- Bitten Sie die Reflexionspartner Ursachen für das Verhalten zu suchen. (Es gibt dabei

kein „richtig“ oder „falsch“)

- Bitten Sie die Reflexionspartner auch auf die Ressourcen des Bewohners zu achten

- Visualisieren Sie alle Vorschläge

Deutung der Situation

- Bitten Sie den Falleinbringer um ein Feedback

- Lassen Sie die Gruppe ggf. einige Hypothesen noch mal diskutieren.

- Die Gruppe legt sich auf eine oder mehrere Kernhypothesen fest.

- Visualisieren Sie die Kernhypothese(n) und lassen Sie diese im Protokoll festhalten.

(Punkt 2)

Maßnahmenplanung (15 Min.)

Ideensammlung: Sammeln Sie alle Ideen am Flipchart (Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.)

Maßnahmenplanung

- Die Gruppe diskutiert, welche Maßnahmen sinnvoll und realistisch umsetzbar erschei-

nen.

- Die Gruppe legt sich auf ein oder mehrere Maßnahmen fest. (besteht keine Einigkeit,

entscheidet primär der Falleinbringer)

- Sorgen Sie dafür, dass die Entscheidung transparent und nachvollziehbar ist.

- Visualisieren Sie die Maßnahmen und legen Sie Verantwortlichkeiten fest. Lassen Sie

diese im Protokoll festhalten (Punkt 3)

- Legen Sie einen Evaluationstermin fest. Bitten Sie den Protokollanten den Termin im

Protokoll fest zu halten (Punkt 4).

Abschluss (10-15 Min.)

- Fassen Sie den besprochenen Fall kurz zusammen.

- Bitten Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um ein kurzes Feedback zum Fall

(Was habe ich für meinen beruflichen Alltag gelernt?) und zum Prozess (Was moechten wir

zukünftig anders machen?)

- Bitten Sie den Protokollanten im Protokoll zu notieren, wann die Fallbesprechung ge-

endet hat und lassen die das Protokoll dem Falleinbringer aushändigen.

Page 175: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

173

4.5 Schulungsmaterialien für Modul III

Modulaufbauplanung Modul III: Moderation von Fallbesprechungen WELCOME-IdA Lernfeld Lernfeld: Moderation Modultitel Moderation von Fallbesprechungen/ FallDem bei Menschen mit Demenz und herausfordern-

dem Verhalten Lerneinheiten Bedeutung und Nutzen von Moderation

ausgewählte Grundlagen Kommunikation Aufgaben eines Moderators Moderation einer Fallbesprechung/ FallDem auf Grundlage von IdA®. Umgang mit schwierigen (Moderations-)Situationen

Arbeitsumfang in Arbeits-einheiten und

16 AE

Modulbeschreibung (einschließlich Typologie des Outcomes)

Die Weiterbildungsteilnehmenden kennen die Bedeutung der Moderation für FallDem, sowie die Aufgaben eines Moderators. Sie unterscheiden zwischen Sach- und Gruppenprozess und erlernen, bzw. aktualisieren grundlegende Kommunikationskompetenzen, die eine wertschätzende Arbeitsat-mosphäre begünstigen. Sie übernehmen die Verantwortung für den Moderationsprozess in Abgren-zung zu den Inhalten. Sie kennen IdA® und sind in der Lage, Themen zu priorisieren. Sie üben die Moderationstechnik auf Grundlage von IdA® ein. Teilnehmende üben den Umgang mit schwierigen Situationen wäh-rend einer Moderation.

Kompetenzen (Beschreibung der ange-strebten Lernergebnisse)

Die Weiterbildungsteilnehmenden kennen die Rolle/ Aufgaben eines Moderators und übernehmen Verantwortung für die Moderation sorgen für eine offene Arbeitsatmosphäre kennen die einzelnen Phasen im Reflexionsprozess der Fallbesprechung und wissen um deren

Bedeutung übernehmen die Gesprächsleitung und unterscheiden in Sach- und Gruppenprozess (Orientierung,

Arbeiten, Abschließen) Visualisieren Inhalte, situativ sind offen für unterschiedliche Betrachtungsweisen und befördern diese aktivieren latentes oder in Routinen untergegangenes Wissen kommunizieren wertschätzend erweitern kommunikative Fähigkeiten (nonverbale und verbale Botschaften unterscheiden,

Körpersprache: Mimik, Gestik, Körperhaltung, aktives Zuhören) entwickeln Achtsamkeit für nonverbale Botschaften sind in der Lage, ihr Verhalten in der Rolle als Moderator zu reflektieren kennen IdA® und die verschiedenen Themenkomplexe verfügen über Techniken für den Umgang mit ausgewählten schwierigen (Moderations-

)Situationen Modulinhalte

Theoretische Grundlagen Moderation Zwei Ebenen:

Sachebene und Beziehungsebene, Das Eisbergmodell Selbsterfahrung und -reflexion durch Übungen:

Grundlagen Kommunikation Die Aufgaben des Moderators: Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer

Moderation mittels wertschätzender, offener Gesprächsführung und Rollenklarheit.

die Systematik FallDem gemäß Vorstudie DZNE und die strukturelle Verantwortung des Modera-tors

Bedeutung der Phasen und Schritte im Reflexionsprozess das Instrument IdA® im Überblick

Page 176: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

174

die verschiedenen Themenkomplexe des IdA® Einüben der Systematik anhand eines Fallbeispiels (Problemsituation)

Didaktische Hinweise Die Rollenklarheit steht für die Lernenden im Mittelpunkt der Moderatorenschulung. Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden ihre (wertschätzende) Führungsaufgabe als Moderator begreifen und Ver-ständnis für die Notwendigkeit dieser Rolle erlangen. Das ermöglicht ihnen, relevante Themen zu priorisieren und durch die Fallbesprechung zu führen.

Methoden Vortrag zur Einführung in die Notwendigkeit der Moderation Trainerinput Das Eisbergmodell Übungen zum Thema Kommunikation Vorstellung und Besprechung des Phasenrasters

Fallbesprechung Individuelle Aneignung von IdA® durch eine Übung Moderation eines Themenbereiches aus IdA® innerhalb einer referentengeleiteten Fallbesprechung.

Anschl. Feedback durch die Anwesenden. Währenddessen „Umgang mit schwierigen (Moderations-) Situationen

Literatur Seifert J. W. (2009): Moderation & Kommunikation. Gruppendynamik und Konfliktmanagement in moderierten Gruppen. Offenbach, GABAL Verlag. Offenbach.

Seifert J. W. (2010): Visualisieren, Präsentieren, Moderieren. Der Klassiker. GABAL Verlag. Offenbach.

Simon W. (2004): GABALs großer Methodenkoffer. Grundlagen der Kommunikation. GABAL Verlag GmbH.Offenbach.

Hartmann, H., Heinemann-Knoch, M., Schönberger, C., Schöning,G. (2002): Die Entwicklung der Kommunikationskultur in Pflegeheimen. Ein Praxishandbuch. Hrsg. Bmfsfj. Berlin, Bundesregie-rung.

Graeßner G. (2008): Moderation-das Lehrbuch. Ziel Verlag. Augsburg. Krawiec I. (2011): Sozial kompetent trainieren. Manager Seminare. Bonn.

TABELLE 49:MODULAUFBAUPLANUNG MODUL III: MODERATION VON FALLBESPRECHUNGEN WELCOME-IDA

Page 177: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

175

Unterrichtsablaufplan zum Modul III, Moderation WELCOME-IdA, 1. Tag

Handlungs-schwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden/

Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung/ Ankommen (10 Minuten)

Dozent stellt sich vor und erläutert kurz das Lernfeld Teilnehmende stellen sich kurz vor

Plenum Flipchart „Moderation“ 1

Thema: „Mode-ration“ Mind-map Thema: „Der rote Faden“ (35 Minuten)

Dozent leitet die Assoziationsübung an, indem er den Begriff „Moderation“ in großen Buchstaben anschreibt.

Teilnehmende denken über Erfahrungen, Wissensbestände und Vorstellungen über „Moderation“ nach.

Teilnehmende nennen passend zu den verschiedenen Buchstaben Worte und Begriffe

Dozent schreibt Assoziationen mit Reflektiert gemeinsam mit der Lerngruppe das Bild, stellt

Verbindungen her und greift Ideen und Impulse der Teilneh-menden wertschätzend auf.

Dozent betont den „Roten Faden“ in der Moderation. Dazu bringt er ein rotes Wollknäuel mit, reißt einen Faden ab, klebt diesen an die Metaplanwand und trägt Sinn und Zweck des „roten Faden“ und seine Bedeutung für die Moderation vor. Jeder Teilnehmende bekommt abschließend ein rotes Woll-bändchen umgebunden. Alternativ: Dozent bittet die Teilnehmenden darum einen Kreis zu bilden, sich das Knäuel zuzuwerfen (der Faden wird festgehalten und das Knäuel geworfen) und ihre Gedanken zum „roten Faden“ kund zu tun. Es entsteht eine Netz.

„Welche Rolle spielt der „Rote Faden? Der Dozent unterstützt Assoziationen (Netz), fasst das Gesagte zusammen und ergänzt ggf. Anschl. auch: Wollbändchen umbinden.

Mindmap Plenum Plenum Kurzvortrag Anker Plenum Interaktive Übung Anker

Flipchart Flipchart „Moderation“ 2 Rotes Wollknäuel Heftzwecken Metaplanwand Rotes Wollknäuel

Thema: Kom-munikation Nachrichten-modell Das Eis-bergmodell (45 Minuten)

Dozent eröffnet das Thema Kommunikation mit einem Kurzvortrag zum „Nachrichtenmodell“, Sender und Empfän-ger. Transfer zu Moderation.

Dozent gibt einen Überblick über die Unterscheidung von verbaler und nonverbaler Kommunikation.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass individuelle Beweggründe den nonverbalen Ausdruck beeinflussen, wes-halb sich ein Moderator seiner „Wirkung bewusst“ sein soll-te“.

Teilnehmende sehen sich vorbereitete Karten mit verschiede-nen Begriffen dazu an. Sie ordnen diese dem „Eisberg“ zu, kleben die Begriffe auf und teilen sich gegenseitig ihre Ge-danken mit.

Dozent schafft Transfer zum Thema „Moderation“.

Einleitend Kurzvortrag Plenum Anker Gruppenarbeit

Flip-Chart Metaplan-Wand Karten, vorbereitet

Pause

Page 178: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

176

Handlungs-schwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden/

Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

(15 Minuten) Arbeitsauftrag: Kommunikati-on ist ein Wechselspiel (10 Minuten)

Dozent teilt Arbeitsblatt aus. Teilnehmende beschäftigen sich individuell mit dem Fragebogen. Anschl. Reflexion im Ple-num.

Einzelarbeit Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: Kommunikation ist ein Wechselspiel

Übungen 1 bis 3: Aktives Zu-hören (45 Minuten)

Dozent leitet Übungen zum Thema Aktives Zuhören an. Teilnehmende erarbeiten selbstständig Übung 1 bis 3.

1,2,3 Part-nerübungen Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: 1 bis 3 Aktives Zuhören

Übungen 4 bis 6: Körperspra-che (35 Minuten)

Dozent leitet Übungen zum Thema Körpersprache an. Teilnehmende erarbeiten selbstständig Übung 4 und 5. Übung 6 führt Dozent mit Teilnehmenden durch.

4, 5 Part-nerübungen 6 Dozenten-geleitet, Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: 4 bis 6 Körpersprache

Pause (45 Mi-nuten)

Verbindung zum Thema „Moderation von FallDem“ herstellen. (10 Minuten)

Dozent befragt Teilnehmende

nach Verbindung zum Thema. Dozent befragt Teilnehmende

nach Moderationserfahrungen allgemein und bei Fallbespre-chungen.

Aufgaben des Moderators

inhaltlich formal

(Steuerungs-gruppe) (30 Minuten)

Dozent trägt die Inhalte vor und bespricht die Schnittstelle zur Steuerungsgruppe.

Kurzvortrag Arbeitsblatt -inhaltlich - formal (von Steuerungsgruppe)

IdA - Das In-strument (15 Minuten)

Dozent stellt Instrument vor und geht auf die Struktur und den Inhalt ein.

Lehrgespräch Kopien Formblätter IdA®

Übung (45 Minuten)

TN denken an eine Person mit herausforderndem Verhalten aus ihrer Praxis.

(kein aktueller Fall) Fallbearbeitung mit WELCOME-IdA (individuell)

Reflexion im Plenum: Vorstellung des Falls - Wie lautete die Zielsetzung?

Welche Kapitel wurden als zielführend erachtet? Wurden mehrere Kapitel benötigt? Konnte eins ausgespart werden?

Individuell Plenum

Kopien Formblätter IdA®

Pause

Page 179: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

177

Handlungs-schwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden/

Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

(15 Minuten) Moderation üben (60 Minuten)

Rollenspiele: „Sie planen ein Nachbarschaftsfest.“ „In Ihrem Handballverein soll ein Turnier veranstaltet wer-den.“ „Sie besprechen mit der Familie, wohin der nächste Urlaub gehen soll.“ Wer moderiert? Es kann geholfen werden. Dozent steuert das Gespräch/ Ge-spräche auf der Metaebene. Stellt Theorie-Praxis Transfer zu bearbeiteten Inhalten des Tages her.

Plenum Was fällt auf? Wo sehen Sie Herausfor-derungen? Sammlung: Flip-Chart

Arbeitsauftrag für den 2. Tag Modul (10 Minuten)

Dozent teilt aus und bespricht Arbeitsauftrag Plenum Arbeitsblatt

Ausblick Abschluss

Dozent informiert über den kommenden Seminartag.

Dozent fragt: „Wie fühlen Sie sich nach dem heutigen Tag?“ Dozent reicht drei Karten zur Auswahl herum: Teilnehmende

wählen eine Karte und begründen ihre Wahl.

Plenum Information Befindlichkeits-abfrage

Vorbereitete Karten: 1. Glühbirne 2. Geschlossene Augen 3. Sonne

TABELLE 50: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-IDA, 1. TAG

Page 180: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

178

Unterrichtsablaufplan zum Modul III, Moderation WELCOME-IdA, 2. Tag Handlungsschwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende

und Lehrende

Methoden/

Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung/ Ankommen

(10 Minuten)

Wie sieht´s aus? Plenum Flipchart

Wiederholung

(30 Minuten)

Fischernetz: Was ist hängen geblieben? „Moderation“, Teilnehmende schreiben auf Kar-ten, was sie erinnern.

Was ist Moderation? Worauf kommt es an?

Sie heften die Karten auf vorbe-reitete Metaplanwand. Dozent moderiert Gespräch darüber.

Plenum 2 Metaplanwände

(1 Plakat, auf die 2. beschrif-

tete Karten)

Flipchart

Moderationsmaterial

Besprechung Arbeitsauftrag

vom Vortag

(10 Minuten)

Was ist ihnen aufgefallen? Was können Sie bereits? Wo sehen sie noch Entwick-

lungsbedarf?

Plenum

Thema: IdA kompletter Durchgang „Umgang mit schwierigen Situationen“ (pro Teilnehmer 60 Minuten, Trainermoderation 30 Minuten, gesamt 270 Minuten) Pause (15 Minuten) Pause (45 Minuten)

Fallbeispiel/ Planspiel Erfassung des Verhaltens trai-nermoderiert, 5 Themenkomplexe (A – E) Jeder moderiert ein Kapitel. Im Anschluss jeweils: Feedback durch die Anderen. Einbau verschiedener „Schika-nen“:

-ein TN verhält sich dominant Seitengespräche -Gruppe macht nicht mit -Es entsteht Zeitdruck

Im Anschluss jeden Kapitels/ Themas: Dozent achtet auf wertschätzende Grundhaltung aller Anwesenden. Zur Auswertung sucht sich jeder Moderator vor seiner Moderation 3 farbige Karten für Chancen aus und 3 für Risiken. Die Teilnehmenden nehmen sich diese und schreiben ihre Feed-backs auf. Für das Feedback einzeln vortre-

Gruppenarbeit -Feedback individuell: Metaplan: Chancen/ Risiken (Komplimente!) -Sammlung auf Flip- Chart: „Umgang mit schwierigen Situationen“

Flip-Chart Metaplan-Wand IdA Instrument® Metaplanwand, vorbereitet: Chancen/ Risiken Flip-Chart mitgeben Arbeitsblatt: „Schwierige Situationen meistern“

Page 181: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

179

Handlungsschwerpunkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende

und Lehrende

Methoden/

Sozialform

Medien/ Arbeitspapiere

ten, Feedback mitteilen und Karte anheften. -Reflexion der eingebauten „Schikanen“ Zusammenfassende Auswertung am Ende jeden Kapitels, erst zum Ende der Fall-besprechung: Trai-nermoderiert.

Noch Fragen?

(30 Minuten)

Dozent geht auf individuelle Lernbedarfe ein. Zeit zur weiteren Erprobung.

Ausblick

Abschluss

(10 Minuten)

Wie geht es jetzt weiter? Modul

IV:

Training on The Job

Was lasse ich hier?

Was nehme ich mit?

TABELLE 51: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-IDA, 2. TAG

Page 182: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

180

Unterrichtsablaufplan zum Modul III: Moderation WELCOME-NEO, 1. Tag Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methoden/ Sozialform

Medien/ Arbeits- papiere

Begrüßung/ Ankommen (10 Minuten)

Dozent stellt sich vor und erläutert kurz das Lernfeld

Teilnehmende stellen sich kurz vor

Plenum Flipchart „Moderation“ 1

Thema: „Moderation“ Mindmap (35 Minuten) Thema: „Der rote Fa-den“

Dozent leitet die Assoziationsübung an, indem er den Begriff „Modera-tion“ in großen Buchstaben an-schreibt.

Teilnehmende denken über Erfahrungen, Wissensbestände und Vorstellungen über „Moderation“ nach.

Teilnehmende nennen passend zu den verschiedenen Buchstaben Worte und Begriffe

Dozent schreibt Assoziationen mit Reflektiert gemeinsam mit der

Lerngruppe das Bild, stellt Verbin-dungen her und greift Ideen und Impulse der Teilnehmenden wert-schätzend auf.

Dozent betont den „roten Faden“ in der Moderation. Dazu bringt er ein rotes Wollknäuel mit, reißt einen Faden ab, klebt diesen an die Meta-planwand und trägt Sinn und Zweck des „roten Faden“ und seine

Bedeutung für die Moderation vor. Jeder Teilnehmende bekommt ab-schließend ein rotes Wollbändchen umgebunden. Alternativ: Dozent bittet die Teil-nehmenden darum einen Kreis zu bilden, sich das Knäuel zuzuwerfen (der Faden wird festgehalten und das Knäuel geworfen) und ihre Gedanken zum „roten Faden“ kund zu tun. Es entsteht eine Netz.

„Welche Rolle spielt der „Rote Faden? Der Dozent unterstützt Assoziationen (Netz), fasst das Gesagte zusammen und ergänzt ggf.

Anschl. auch: Wollbändchen umbinden.

Mindmap Plenum Plenum Kurzvortrag Anker Plenum Interaktive Übung Anker

Flipchart Flipchart „Moderation“ 2 Rotes Wollknäuel Metaplanwand Heftzwecken Rotes Wollknäuel

Thema: Kommunikation

Nachrichtenmodell Das Eisbergmodell

(45 Minuten)

Dozent eröffnet das Thema Kommunikation mit einem Kurz-vortrag zum „Nachrichtenmodell“, Sender und Empfänger. Transfer zu Moderation.

Dozent gibt einen Überblick über die Unterscheidung von verbaler

Einleitend Kurzvortrag Plenum

Flip-Chart

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

181

Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methoden/ Sozialform

Medien/ Arbeits- papiere

und nonverbaler Kommunikation. Außerdem wird darauf hingewie-

sen, dass individuelle Beweggründe den nonverbalen Ausdruck beein-flussen, weshalb sich ein Moderator seiner „Wirkung bewusst“ sein sollte“.

Teilnehmende sehen sich vorberei-tete Karten mit verschiedenen Be-griffen dazu an. Sie ordnen diese dem „Eisberg“ zu, kleben die Be-griffe auf und teilen sich gegensei-tig ihre Gedanken mit.

Dozent schafft Transfer zum Thema „Moderation“.

Gruppenarbeit

Metaplan-Wand Karten, vorbereitet

Pause (15 Minuten)

Arbeitsauftrag: Kommunikation ist ein Wechselspiel (10 Minuten)

Dozent teilt Arbeitsblatt aus. Teil-nehmende beschäftigen sich indivi-duell mit dem Fragebogen. Anschl. Reflexion im Plenum.

Einzelarbeit Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: Kommunikation ist ein Wechselspiel

Übungen 1 bis 3: Akti-ves Zuhören (45 Minuten)

Dozent leitet Übungen zum Thema Aktives Zuhören an. Teilnehmende erarbeiten selbstständig Übung 1 bis 3.

1,2,3 Partnerübungen Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: 1 bis 3 Aktives Zuhö-ren

Übungen 4 bis 6: Kör-persprache (35 Minuten)

Dozent leitet Übungen zum Thema Körpersprache an. Teilnehmende erarbeiten selbstständig Übung 4 und 5. Übung 6 führt Dozent mit Teilnehmenden durch.

4, 5 Partnerübungen 6 Dozentengeleitet, Reflexion im Plenum

Arbeitsauftrag: 4 bis 6 Körpersprache

Pause (45 Minuten)

Verbindung zum Thema „Moderation von Fall-Dem“ herstellen. (10 Minuten)

Dozent befragt Teilnehmende nach Verbindung zum Thema.

Dozent befragt Teilnehmende nach Moderationserfahrungen all-gemein und bei Fallbesprechungen.

Aufgaben des Modera-tors

inhaltlich formal (Steuerungsgrup-

pe) (30 Minuten)

Dozent trägt die Inhalte vor und bespricht die Schnittstelle zur Steu-erungsgruppe.

Kurzvortrag Arbeitsblätter: Aufgaben des Mode-rators -inhaltlich - formal (von Steuerungs-gruppe)

Das NDB-Modell Vor-stellung des Instrumen-tes (15 Minuten)

Dozent stellt Instrument vor und geht auf die Struktur und die Auf-gabe des Moderators ein, denn der muss die Struktur des NDB Mo-dells im Kopf haben (wegen mögli-cher Nachfragen).

Lehrgespräch Kopien NDB-Modell

Die Fragetechnik Dozent erläutert die Fragetechnik Gemeinsame Lektüre/ Arbeitsblatt:

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

182

Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende

Methoden/ Sozialform

Medien/ Arbeits- papiere

(45 Minuten)

Gespräch, Fragen im Alltag testen und reflektieren

„Die Fragetechnik“ austeilen, S.106

Pause (15 Minuten)

Moderation üben (60 Minuten)

Rollenspiele: „Sie planen ein Nachbarschafts-fest.“ „In Ihrem Handballverein soll ein Turnier veranstaltet werden.“ „Sie besprechen mit der Familie, wohin der nächste Urlaub gehen soll.“ Wer moderiert? Es kann geholfen werden. Dozent steuert das Gespräch/ Gespräche auf der Metaebene. Stellt Theorie-Praxis Transfer zu bearbeiteten Inhalten des Tages her.

Plenum Was fällt auf? Wo sehen Sie Herausfor-derungen?

Sammlung: Flip-Chart

Arbeitsauftrag für den 2. Tag Modul 2 (10 Minuten)

Dozent teilt aus und bespricht Arbeitsauftrag

Plenum Arbeitsauftrag

Ausblick Abschluss

Dozent informiert über den kommenden Seminartag.

Dozent fragt: „Wie fühlen Sie sich nach dem heutigen Tage?“ Dozent reicht drei Karten zur Aus-wahl herum: Teilnehmende wählen eine Karte und begründen ihre Wahl.

Plenum Information Befindlichkeitsabfrage

Vorbereitete Karten: 1. Glühbirne 2. Geschlossene

Augen 3. Sonne

TABELLE 52: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-NEO, 1. TAG

Page 185: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

183

Arbeitsauftrag zum Modul III, WELCOME-NEO, 2. Tag

Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,

an Ihrem kommenden Seminartag, Ihrem zweiten Tag zum Modul 3, werden Sie vormittags und nachmittags

den gleichen Inhalt hören und erleben. Am Vormittag geht es für Sie wie für alle anderen Anwesenden da-

rum FallDem zu vertiefen. Am Nachmittag erhalten Sie die Gelegenheit das bisher erlernte Moderatorenwis-

sen zu intensivieren. Um Ihnen das Lernen zu erleichtern, finden Sie nachfolgend einen Arbeitsauftrag.

Bitte beobachten Sie das Seminargeschehen. Konzentrieren Sie sich auf den Moderationsprozess (in diesem

Fall Moderation einer Lerngruppe), insbesondere auf das Verhalten des Dozenten.

Achten Sie auf die Kommunikation aller Beteiligten.

Gleichen Sie Ihre Beobachtungen mit dem bisher Gelernten ab, mit Ihren persönlichen Erfahrungen im All-

tag oder/und im Beruf, reflektieren Sie Ihren Entwicklungsbedarf und halten diesen in Stichworten fest. Bitte

benennen Sie auch Fähigkeiten, die Sie bereits haben oder gerade entdecken.

Beobachten Sie: Fragen Sie sich: Entwicklungsbedarf: Fähigkeiten: Sprache -verbal -nonverbal

Wie drücke ich mich aus? Was kann ich? Was möchte ich entwickeln?

Kontaktaufnahme

Wie trete ich in Kontakt? Welche Reaktionen erlebe ich dabei? Was möchte ich entwickeln?

Unterscheidung -Sachebene -Beziehungsebene

Kann ich die Sach- und Bezie-hungsebene unterscheiden? (Ist jedem klar, was mit „das“ ge-meint ist?) Was bewirkt das in mir? Was möchte ich entwickeln?

Rolle

Nehme ich unterschiedliche Rollen wahr? Welche Rollen spiele ich? Was möchte ich entwickeln?

Page 186: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

184

Unterrichtsablaufplan zum Modul III, Moderation WELCOME-NEO, 2. Tag Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Ler-nende und Lehrende

Methoden/Sozialform Medien/ Arbeitspapiere

Begrüßung/ Ankommen (10 Minuten)

Wie sieht´s aus? Plenum Flipchart

Wiederholung (30 Minuten)

Fischernetz: Was ist hängen geblie-ben? „Moderation“ Teilnehmende schrei-ben auf Karten, was sie erinnern.

Was ist Moderation? Worauf kommt es an?

Sie heften die Karten auf vorbereitete Metaplanwand. Dozent moderiert Gespräch darüber.

Plenum 2 Metaplanwände (1 Plakat, auf die 2. beschriftete Karten) Flipchart Moderationsmaterial

Besprechung Arbeitsauf-trag vom Vortag (10 Minuten)

Was ist Ihnen aufgefallen? Was können Sie bereits? Wo sehen Sie noch

Entwicklungsbedarf?

Plenum

Thema: Fallarbeit mit Welcome-Neo, Einbindung der Fragetechnik kompletter Durchgang „Umgang mit schwieri-gen Situationen“ (pro Teilnehmer 60 Minuten, Trainermoderation 30 Minuten, gesamt 270 Minuten) Pause (15 Minuten) Pause (45 Minuten)

Übung Moderation: Fallbeispiele, bzw. Fälle aus persönlicher Praxis (möglichst nicht aktuell). Jeder moderiert einmal. Im Anschluss jeweils: Feedback durch die Ande-ren. Einbau verschiedener „Schikanen“: -ein TN verhält sich domi-nant -Seitengespräche -Gruppe macht nicht mit -Es entsteht Zeitdruck Moderator verlässt den Raum, Gruppe wird instru-iert. Im Anschluss an jede Mo-deration: -Feedback durch die Ande-ren. Dozent achtet auf wert-schätzende Grundhaltung aller Anwe-senden. Zur Auswertung sucht sich

Gruppenarbeit -Feedback individuell: Metaplan: Chancen/ Risiken (Komplimente!)

Flip-Chart Metaplan-Wand l Metaplanwand, vorbereitet: Chancen/Risiken Karten mitgeben

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

185

Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Ler-nende und Lehrende

Methoden/Sozialform Medien/ Arbeitspapiere

jeder Moderator vor seiner Moderation 3 farbige Kar-ten für Chancen aus und 3 für Risiken. Die Teilnehmenden neh-men sich diese und schrei-ben ihre Feedbacks auf. Für das Feedback einzeln vortreten, Feedback mittei-len und Karte anheften. Feedbacknehmer kann etwas sagen. -Reflexion der eingebauten „Schikanen“

-Sammlung auf Flip- Chart: „Umgang mit schwierigen Situationen“

Flip-Chart mitgeben Arbeitsblatt: „Schwierige Situationen meistern“

Noch Fragen? (30 Minuten)

Dozent geht auf individu-

elle Lernbedarfe ein. Zeit zur weiteren Erprobung.

Arbeitsblatt: „Aspekte für eine gelungene Moderation“

Ausblick Abschluss (10 Minuten)

Wie geht es jetzt weiter? Modul V: Training on The Job Haben Sie sich festgelegt, wer das nächste Mal einen Fall einbringt? Was lasse ich hier? Was nehme ich mit?

TABELLE 53: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL III, MODERATION WELCOME-NEO, 2. TAG

Page 188: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

186

Arbeitsblatt: Aktives Zuhören

Übung 1:

Anweisung an Mitarbeiterin 1:

Erzählen Sie Mitarbeiterin 2 etwas über Ihren letzten Sommerurlaub.

Anweisung an Mitarbeiterin 2:

Nach ungefähr fünfzehn Sekunden geben Sie sich eindeutig uninteressiert (indem Sie gelangweilt gucken,

wegsehen, mit Sachen spielen…)

Anweisung an Mitarbeiterin 1:

Erzählen Sie bitte weiter.

Wechseln Sie die Rollen nach einigen Minuten.

Die Wirkung dieser Übung ist, dass sich die erzählende Person nicht ernst genommen fühlt, sie regt sich auf

(obwohl sie weiß, dass es sich nur um eine Übung handelt) und fühlt sich unwohl.

Übung 2:

Anweisung an Mitarbeiterin 1:

Erzählen Sie Ihrer Zuhörerin eine bewegende Geschichte von Ihrem Berufsanfang.

Anweisung an Mitarbeiterin 2:

Hören Sie intensiv zu, fragen Sie interessiert nach.

Nach ca. zwei Minuten wechseln Sie die Rollen. Danach fragen sie Ihre Zuhörerin nach Ihren Gefühlen:

Konntest Du die erzählte Situation vor Deinen Augen sehen, konntest Du sie (nach)fühlen oder reichen, spü-

ren?

Durch die Gefühle der Zuhörerin fühlt sich die erzählende Person ernst genommen (denn, diese hat sich auf

das Erzählte, was ihr so wichtig ist, eingestellt/ eingelassen).

Übung 3:

Nach dieser Übung finden sich zwei Paare zusammen, wobei immer eine Teilnehmerin der einen Gruppe

einer Teilnehmerin der anderen Gruppe erzählt/ wiedergibt, was ihr vorher über den Berufseinstieg ihrer

Übungspartnerin erzählt wurde.

Das Nacherzählen zeigt, was man als wichtig wahrgenommen hat und wertschätzt den Erzähler.

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL III

187

Arbeitsblatt: Schwierige Situationen meistern

Der dominante Teilnehmer, der Besserwisser

Es gibt Teilnehmer, die zu allem, was der Moderator zu sagen hat, noch etwas ergänzen oder anmerken und

damit ihre Kompetenz unter Beweis stellen wollen.

Er will das letzte Wort haben und Recht behalten und das kann für den Moderator eine Herausforderung

darstellen. Häufig schwingt mit, dass dieser Teilnehmer sich profilieren möchte. Deshalb bietet es sich an,

sich das als Moderator zu Nutze zu machen und diesem Teilnehmer Anerkennung zu zugestehen. Anstatt in

Konkurrenz zu gehen, nutzen Sie seine Anmerkungen als Ressource, machen anerkennende Bemerkungen

(vgl. Krawiec 2011, 109f.).

Seitengespräche

Seitengespräche sind nicht immer privater Natur, sondern haben häufig mit dem Thema zu tun. Deshalb

kann ein Moderator auch nicht nur maßregelnd eingreifen mit Sätzen wie: „Gehört das jetzt zum Thema?“

oder „Stellen Sie bitte das Gespräch ein“. Der Moderator ist dennoch gefordert bei Seitengesprächen zu

handeln, um deutlich zu machen, dass er diese nicht passend für die FB sind. Eine gute Vorgehensweise ist

die direkte Ansprache: wie z.B „Haben Sie eine Frage Herr/ Frau…“ oder eine Ich-Botschaft wie: „Ich fühle

mich durch die häufigen Seitengespräche gestört, könnten Sie diese bitte einstellen“ (vgl. Krawiec

2011,113).

Die Gruppe macht nicht mit

Macht eine Gruppe nicht mit, indem die Teilnehmer kaum inhaltliche Beiträge liefern und/ oder eher de-

struktive Verhaltensweisen zeigen, verlässt der Moderator die Ebene der inhaltlichen Arbeit und meldet eine

„Störung“ an. Er wird die Situation ansprechen, nach den Ursachen fragen und mit der Gruppe nach einer

Möglichkeit für eine sinnvolle Weiterarbeit suchen (vgl. Seifert 2011, 152).

Es entsteht Zeitdruck

Trotz Zeitplanung kann Zeitknappheit entstehen. Damit dies nicht zu Zeitdruck führt, spricht der Moderator

die Zeitnot rechtzeitig an und klärt, wie die Gruppe damit umgehen will. Keinesfalls dürfen „offene Enden“

entstehen, d.h., dass es für alle Themen, die behandelt werden soll(t)en, klare Vereinbarungen gibt, wie da-

mit weiterverfahren wird (vgl. Seifert 2011, 153)

Page 190: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

188

4.6 Schulungsmaterialien für Modul IV, Steuerungsgruppe

Unterrichtsablaufplan zum Modul IV, Steuerungsgruppe, Coaching 1 Handlungsschwerpunkte/ Zeitan-gabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Begrüßung und Vorstellung des Ta-gesablaufes (30 Min.)

Vorstellung des Dozenten Vorstellung der Teilnehmenden wer bin ich (Person)? welchen Auftrag habe ich in der Einrichtung

(Funktion)? was soll heute hier geschehen (Intention)? woran würde ich am Ende des heutigen Tages

merken, dass es sich gelohnt hat, zu kommen?

Plenum

Der Auftrag: Implementierung von Fallbespre-chungen (15 Min.)

Was glauben Sie, sind die Aufgaben einer Steue-rungsgruppe? Was löst das in Ihnen aus? Gibt es Wünsche und Befürchtungen? Was glauben Sie, das ich dabei für Sie tun kann?

Plenum Brain-Storming

Flipchart

Entwicklung einer Vision (30 Min.) Zielentwicklung (30 Min)

Wie geht „Implementierung von Fallbesprechun-gen“? Wie können Sie das bewerkstelligen? …Mal angenommen, ein Wesen mit außerirdi-schen Fähigkeiten betritt den Raum und lädt Sie zu einer Zeitreise ein. Sie willigen ein und schon ist es geschehen. …Sie gehen wie jeden Tag zur Arbeit, kommen dort an und…. es ist der 15. Mai 20..! Die Fallbesprechungen sind implementiert! Woran würden Sie das bemerken? Was sehen, hören, riechen Sie? Was ist anders? Wer, außer Ihnen würde das noch bemerken? Das vorweggenommene Ergebnis auf Flipchart sammeln. Zurück zum heutigen Tag in diesem Raum. Was wären für Sie wünschenswerte Ergebnisse? Wie könnte eine Zielformulierung lauten? Auf Flipchart festhalten. Skalierung von 1-10 Flipchart Wenn Sie Ihren gegenwärtigen Stand auf dem Weg zur Erreichung Ihres Zieles auf einer Skala von 0 bis 10 einordnen, wo würden Sie diesen heute markieren? An welcher Stelle befinden Sie sich jetzt? (Punk-te kleben)

Plenum Flipchart/ Metaplan

Ressourcenaktivierung (40 Min)

Wie haben Sie frühere schwierige Situationen bewältigt, was können Sie davon für die Zukunft

Plenum Flipchart/ Metaplan

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SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

189

Handlungsschwerpunkte/ Zeitan-gabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Neue Kraftquellen

übernehmen? Was hat Ihnen die Energie, Kraft, Hoffnung gegeben? Wer oder was war am meisten hilfreich für Sie? Auf dem Flipchart sammeln. …Mal angenommen, Sie wären Popeye, der Seemann und mit jedem Teller Spinat würde Ihre Problemlösungsfähigkeit wachsen. Woran wür-den Sie merken, dass Sie einen Teller Spinat gegessen haben? Und woran würden Sie merken, dass Ihr Kollege einen gegessen hat? Auf Flipchart sammeln Popeye-Spinat als Anker setzen!

Faktoren für erfolgreiche Zielerrei-chung (30 Min.)

Vorstellen der Faktoren für eine erfolgreiche Zielerreichung aus Sicht der Projektverantwortli-chen anhand der Arbeitspapiere Reaktionen und Kommentare Erste Problemfelder benennen und festhalten.

Vortrag Plenum Diskus-sion

PP Arbeitspapier Flipchart

Austeilen der Soll-Ist-Bögen-DZNE (15 Min.)

Teilnehmende füllen die Bögen aus, Problemfelder hinsichtlich eines Entwicklungs-bedarfes zeichnen sich ab.

Vorstellen der Arbeitshilfe „Einschätzungsbogen Ist-Soll-Analyse“ (20 Min.)

Exemplarische Bearbeitung eines Problemfeldes hinsichtlich eines Entwicklungsbedarfes

Flipchart Arbeitspapier

Arbeitsaufträge Abschlussrunde (20 Min.)

Verabredungen hinsichtlich der Aufgaben Woran merken Sie am Ende des heutigen Tages, dass es sich gelohnt hat, zu kommen? Feed-back der Teilnehmenden

Plenum Fotodokumentati-on

TABELLE 54: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL IV, STEUERUNGSGRUPPE, COACHING 1

Page 192: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

190

Unterrichtsablaufplan zum Modul IV, Steuerungsgruppe, Coaching 2 und 3

Handlungsschwerpunkte/ Zeitan-gabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Begrüßung und Vorstellung des Ta-gesablaufes (20 Min.)

Wie ist die Stimmung? Wie stellt sich die aktuelle Lage dar? Was müsste heute passieren, um am Ende der Veranstaltung sagen zu können: “Das war ein gutes Seminar, es hat sich gelohnt, dass ich teil-genommen habe.“

Einstiegsrunde Plenum

Skalierung auf Flipchart Dokumentation auf Flipchart

Erste Ergebnisse „Implementierung von Fallbesprechungen“ (30 Min.)

Was ist Ihnen von den geplanten Aufgaben gut gelungen? Vorstellen der Ergebnisse

Plenum

Dokumentation auf Flipchart

Weitere Zielentwicklung „Implemen-tierung von Fallbesprechungen“ (40 Min.)

Was sollte Ihnen von den geplanten Aufgaben noch gelingen, um die Fallbesprechungen zu implementierten? Was wären für Sie wünschenswerte Ergebnisse? Wie könnten weitere Zielformulierungen lauten? Skalierung von 1-10 Flipchart Wenn Sie Ihren gegenwärtigen Stand auf dem Weg zur Erreichung Ihres Zieles auf einer Skala von 0 bis 10 einordnen, wo würden Sie dies heute markieren? An welcher Stelle befinden Sie sich jetzt?

Plenum Flipchart/ Metaplan Dokumentation auf Flipchart Auf Flipchart fest-halten. (Punkte kleben)

Ressourcenaktivierung (10 Min) Kraftquellen aktivieren Was macht Poppey? Wie hoch war der Spinatverbrauch (10 Min.)

Wie haben Sie bisher die (schwierigen) Situatio-nen bewältigt, was können Sie davon für die nahe Zukunft übernehmen? Was hat Ihnen die Energie, Kraft, Hoffnung gegeben? Wer oder was war am meisten hilfreich für Sie? Ggf. auf Flipchart sammeln. …Mal angenommen, Sie wären Popeye, der Seemann und mit jedem Teller Spinat würde Ihre Problemlösungsfähigkeit wachsen. Woran wür-den Sie merken, dass Sie einen Teller Spinat gegessen haben? Und woran würden Sie merken, dass Ihr Kollege einen gegessen hat? Popeye-Spinat als Anker setzen!

Plenum Flipchart/ Metaplan

Faktoren für erfolgreiche Zielerrei-chung reaktivieren (30 Min.)

Identifizieren der Faktoren für eine erfolgreiche Zielerreichung anhand der Arbeitspapiere Reaktionen und Kommentare Problemfelder benennen und festhalten.

Plenum Diskus-sion

PP Arbeitspapier Flipchart

Überprüfung der Soll-Ist-Bögen-DZNE

Problemfelder hinsichtlich des weiteren Entwick-lungsbedarfes kennzeichnen

Page 193: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

191

Handlungsschwerpunkte/ Zeitan-gabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

(15 Min.) Arbeitshilfe „Einschätzungsbogen Ist-Soll-Analyse“ ausgeben (15 Min.)

Exemplarische Bearbeitung von Problemfeldern hinsichtlich eines Entwicklungsbedarfes

Flipchart Arbeitspapier

Arbeitsaufträge Abschlussrunde (10 Min.)

Verabredungen hinsichtlich der weiteren Aufga-ben Woran merken Sie am Ende des heutigen Tages, dass es sich gelohnt hat zu kommen? Feed-back der Teilnehmenden

Plenum Fotodokumentati-on

TABELLE 55: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL IV, STEUERUNGSGRUPPE, COACHING 2 UND 3

Page 194: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

192

Planung Modul 4

Wie können solche Veränderungsprozesse gestaltet werden? Eine kurze Anleitung an den Moderator der

Steuerungsgruppe.

Der Auftrag:

Implementierung von Fallbesprechungen

Vorstellungsrunde (30 Min)

- wer bin ich (Person)

- welchen Auftrag habe ich in der Einrichtung (Funktion)?

- was soll heute hier geschehen (Intention)?

- woran würde ich am Ende des heutigen Tages merken, dass es sich gelohnt hat, zu kommen?

Zielentwicklung (45 Min)

Wie geht „Implementierung von Fallbesprechungen“? Wie können Sie das bewerkstelligen?

…Mal angenommen, ein Wesen mit außerirdischen Kräften betritt in

diesem Moment den Raum und lädt Sie zu einer Zeitreise ein. Sie

müssen nur einige Sekunden die Augen schließen mit den Worten

“o. k. ich komme mit“ und schon ist es geschehen.

Sie gehen wie jeden Tag zur Arbeit, kommen an und…. es ist der 15. Mai 20xy.

„Die Fallbesprechungen sind implementiert!“

Woran würden Sie das bemerken?

Was sehen, hören, riechen Sie? Was ist anders? Wer, außer Ihnen würde das noch bemerken?

Das vorweggenommene Ergebnis auf Flipchart sammeln und einen Satz daraus konstruieren, der als Ziel-

formulierung festgehalten wird.

Anschließend geht der Moderator zurück zum aktuellen Datum im Raum.

Skalierung von 1-10 Flipchart (15 Min)

Wenn Sie Ihren gegenwärtigen Stand auf dem Weg zur Erreichung Ihres Zieles auf einer Skala von 0 bis 10

einordnen, wo würden Sie dies heute markieren?

An welcher Stelle befinden Sie sich jetzt? (Punkte kleben)

Page 195: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL IV

193

Ressourcen-Fragen (40 Min)

Wie haben Sie frühere schwierige Situationen bewältigt, was können Sie davon für die Zukunft übernehmen?

Was hat Ihnen die Energie, Kraft, Hoffnung gegeben?

Wer oder was war am meisten hilfreich für Sie?

…Mal angenommen, Sie wären Popeye, der Seemann und mit jedem Teller Spinat würde Ihre Problemlö-

sungsfähigkeit wachsen. Woran würden Sie merken, dass Sie einen Teller Spinat gegessen haben? Und wo-

ran, dass Ihr Kollege einen gegessen hat?

Popeye als Anker setzen!

Operationalisierung der Ziele

Was müsste Ihrer Meinung nach als nächstes geschehen, um das Ziel zu erreichen?

Welche Merkmale wären aus Ihrer Sicht einer erfolgreichen Zielerreichung dienlich?

Woran können Sie feststellen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Einschätzungsbogen: Implementierung Fallbesprechung

Den Implementierungsprozess zu steuern soll durch diese Tabelle unterstützt werden. Sie kann bei jedem

weiteren Treffen der Steuerungsgruppe verwendet bzw. evaluiert werden.

Soll/Ziel Ist-Situation/Ressourcen Entwicklungsbedarf

Page 196: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL V

194

4.7 Schulungsmaterialien für Modul V, Training on the Job

Modulaufbauplanung Modul V, Training on the Job Lernfeld Lernfeld: Umsetzung in der Praxis Modultitel Fallbesprechungen selbständig

vorbereiten moderieren nachbereiten durchführen

Lerneinheiten Gewinnung von Sicherheit bei der (Organisation,) Moderation, Vor- und Nachbereitung und Durchführung von Fallbesprechungen

Arbeitsumfang in Arbeits-einheiten

16 AE begleitete Fallbesprechungen telefonische Beratung durch die KWS

Modulbeschreibung (einschließlich Typologie des Outcomes)

Die Pflegenden und als Moderatoren weitergebildeten Mitarbeiter werden sowohl bei der Durch-führung als auch der Vor- und Nachbereitung von mindestens 4 Fallbesprechungen begleitet. An-schließend sind sie in der Lage Fallbesprechungen selbständig durchzuführen. Kontinuierliche telefonische Beratung wird weiterhin angeboten.

Kompetenzen (Beschreibung der ange-strebten Lernergebnisse)

Die Pflegenden und als Moderatoren weitergebildete Mitarbeiter sind nach der intensiven Begleitung vor Ort in der Lage Fallbesprechungen selbständig durchzuführen.

Modulinhalte

4 begleitete Fallbesprechungen über 4 Monate wird mindestens einmal pro Monat eine Fallbesprechung ohne Begleitung durchge-

führt, telefonische Beratung wird angeboten

Didaktische Hinweise Die Beratung erfolgt lösungs- und erfolgsorientiert. Systemische Fragen können die Nachbereitung unterstützen.

Methoden

Begleitung bei Vorbereitung, Durchführung, und Nachbereitung von mindestens 4 Fallbesprechun-gen

telefonische Beratung zu selbständig durchgeführten Fallbesprechungen mind. 1x Monat Evaluation der Fallbesprechung mit der Steuerungsgruppe, ggf. strukturelle Anpassung im

Implementierungsplan Literatur von Schlippe A., Schweitzer J. (2010): Systemische Interventionen. 2. Auflage. Vandenhoeck &

Ruprecht, Göttingen. von Schlippe A., Schweitzer, J.(2003) Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. 9.Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Radatz S. (2006): Einführung in das systemische Coaching. Carl-Auer, Heidelberg.

TABELLE 56: MODULAUFBAUPLANUNG MODUL V, TRAINING ON THE JOB

Page 197: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL V

195

Unterrichtsablaufplan zum Modul V, Training on the Job Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Begrüßung und Vor-stellung des Tagesab-laufes (10 Min.)

Vorstellung des Dozenten Vorstellung der Teilnehmenden wer bin ich (Person)? welchen Auftrag habe ich in der Einrichtung (Funktion)? was soll heute hier geschehen (Intention)? woran würde ich am Ende des heutigen Tages merken, dass

es sich gelohnt hat zu kommen?

Plenum

Der Auftrag: Erfolgreiche Durch-führung von Fallbe-sprechungen (5 Min.)

Was glauben Sie, sind die Aufgaben dieser Gruppe, um erfolgreiche Fallbesprechungen durchzuführen? Was löst das in Ihnen aus? Gibt es Wünsche und Befürchtungen? Was glauben Sie, das ich dabei für Sie tun kann?

Plenum Brain-Storming

Flipchart

Entwicklung einer Vision (20 Min.) Zielentwicklung (10 Min)

Wie geht „Erfolgreiche Durchführung von Fallbesprechun-gen“? Wie können Sie das bewerkstelligen? Was kann jeder hier Anwesende in seiner Rolle und Funk-tion dazu beitragen? …Mal angenommen …. es ist….2 Jahre später! Sie sind bereits seit geraumer Zeit ein sehr erfahrenes Fall-besprechungsteam! Woran würden Sie das bemerken? Was würde dann hier geschehen? Was sehen und hören Sie? Was wäre anders? Wer, außer Ihnen würde das noch bemerken? Das vorweggenommene Ergebnis auf Flipchart sammeln. Zurück zum heutigen Tag in diesem Raum. Wie zeigen sich die für Sie wünschenswerte Ergebnisse? Wie könnte eine Zielformulierung lauten? Auf Flipchart festhalten. Skalierung von 1-10 Flipchart Wenn Sie Ihren gegenwärtigen Stand auf dem Weg zur Erreichung Ihres Zieles auf einer Skala von 0 bis 10 einord-nen, wo würden Sie dies heute markieren? An welcher Stelle befinden Sie sich jetzt? (Punkte kleben)

Plenum Flipchart/ Metaplan

Ressourcenaktivie-rung (10 Min)

Was haben Sie in dieser Weiterbildung erfahren und ge-lernt, was zu erfolgreichen Fallbesprechungen betragen könnte? Was hat gibt Ihnen darüber hinaus die Energie, die Kraft und die Hoffnung, dass es klappen könnte, gegeben? Wer oder was war am meisten hilfreich für Sie? Auf Flipchart sammeln. …Mal angenommen, Harry Potter persönlich würde Ihnen für die nächste halbe Stunde die Problemlösungs- und Mo-

Plenum Flipchart/ Metaplan

Page 198: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

SCHULUNGSMATERIALIEN ZU MODUL V

196

Handlungsschwer-punkte/ Zeitangabe

Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methode/ Sozialform

Medien

Neue Kraftquellen

derationsfähigkeit in Sie hinein zaubern, die Sie in 2 Jahren als sehr erfahrenes Mitglied dieser Gruppe haben. Woran würden Sie jetzt merken, dass der Zauber wirkt? Und woran würden Sie merken, dass bei Ihrem Kollege der Zauber wirkt? Auf Flipchart sammeln Harry Potter als Anker setzen!

Durchführung einer Fallarbeit

Der Moderator übernimmt. Er wählt einen Co-Moderator. Er erteilt den anderen Moderatoren eine für ihn hilfreiche Aufgabe.

Arbeitsaufträge Abschlussrunde (10 Min.)

Verabredungen hinsichtlich weiterer Aufgaben Woran merken Sie jetzt am Ende dieses heutigen Trainings, dass es sich gelohnt hat, zu kommen? Erneut Punkte auf die Skala kleben. Feed-back der Teilnehmenden

Plenum Fotodokumentation

TABELLE 57: UNTERRICHTSABLAUFPLAN ZUM MODUL V, TRAINING ON THE JOB

Page 199: Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und ...Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz und heraus-forderndem Verhalten in der stationären Altenhilfe Sachbericht . Beschreibung

LITERATURVERZEICHNIS

197

5. Literaturverzeichnis

AUER, S. & REISBERG, B. 1997. The GDS/FAST staging system. Int Psychogeriatr, 9 Suppl 1, 167-71. BARTHOLOMEYCZIK, S., HOLLE, D. & HALEK, M. 2013. Herausforderndes Verhalten bei Menschen

mit Demenz verstehen, Weinheim und Basel, Beltz Juventa. BARTHOLOMEYCZIK, S., WILM, S., BUREICK, G., HALEK, M., HARDENACKE, D., KRÜGER, C.,

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