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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 1 Der Demenzkranke Patient Veränderungen im Verhalten verstehen Fachbereichsarbeit zur Erlangung des Diploms für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Sozialmedizinischen Zentrum Süd der Stadt Wien Kaiser-Franz Josef-Spital vorgelegt von Siegfried Schwarzenberger [email protected] Wien, im Oktober 2005 Betreuer und Beurteiler: Frau Susanne Gfaller Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege

FBA - Demenz

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Page 1: FBA - Demenz

Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 1

Der Demenzkranke Patient Veränderungen im Verhalten

verstehen

Fachbereichsarbeit

zur Erlangung des Diploms

für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege

an der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Sozialmedizinischen Zentrum Süd der Stadt Wien

Kaiser-Franz Josef-Spital

vorgelegt von Siegfried Schwarzenberger

[email protected] Wien, im Oktober 2005

Betreuer und Beurteiler: Frau Susanne Gfaller

Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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Vorwort

In meiner Fachbereichsarbeit beschäftige ich mich mit der Erkrankung der

Demenz und mit dem Verlauf der Krankheit vom Auftreten der ersten

Kennzeichen bis hin zur Betreuung des Betroffenen in seinen Aktivitäten des

täglichen Lebens.

Zu Beginn wird die Erkrankung kaum wahrgenommen. Mit Fortschritt der

„Demenz-Merkmale“ werden aber häufiger Defizite beobachtet. In weiterer

Folge wird es immer schwieriger, für den Betroffenen Aufgaben selbstständig

zu bewältigen. Dies führt nach Jahren der Erkrankung zur Übernahme der

Pflege in allen täglichen Belangen des Betroffenen.

Weiters erläutere ich Veränderungen im Verhalten von Demenz-Kranken

Menschen und beschreibe Möglichkeiten, wie Angehörige und Betreuer mit

diesen Veränderungen umgehen können.

Den Abschluss bilden einige allgemeine Tipps im Umgang mit Betroffenen .

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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Inhaltsangabe

1 Erkrankung Demenz.................................. ..................................................... 6

1.1 Formen der Demenz.................................. ..................................................... 6

2 Demenz verstehen................................... ....................................................... 8

2.1 Frühe Demenz-Merkmale.............................. ................................................. 8

2.2 Spätere Demenz-Merkmale............................ ................................................ 12

3 Pflege und Betreuung bei Veränderungen im Verhalten ............................ 17

4 Tipps im Umgang mit Betroffenen.................... ............................................ 22

5 Schlusswort........................................ ............................................................ 27

6 Literaturverzeichnis ............................... ........................................................ 28

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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Einleitung

Demenz gehört zu den Erkrankungen, die häufiger im höheren Alter (ca. ab 70-

80 Jahren) und selten auch in jungen Jahren (ab ca. 40 Jahren) auftreten

können. Aufgrund dessen, dass die Menschen immer älter werden, tritt auch

diese Erkrankung gehäufter auf. Demenz hat ein umfassendes Krankheitsbild

mit enormen Auswirkungen und Anforderungen auf das individuelle physische,

psychische und soziale Leben und Erleben des Betroffenen, sowie für dessen

Angehörige und Pflegepersonen.

Die Erkrankung der Demenz wurde für mich persönlich zum Thema, als eine

Bekannte meiner Mutter in jüngeren Jahren daran erkrankte. Seit dem Zeitpunkt

ihrer Erkrankung bis jetzt sind einige Jahre vergangen. Ihr Zustandsbild hat sich

seitdem schrittweise verschlechtert und über den Ausgang dieser Erkrankung

weiß man Bescheid. Ich konnte als Außenstehender wahrnehmen, wie ihre

Demenz verlief bzw. fortschritt und wie Betroffene, Angehörige und Bekannte

auf ihre Erkrankung reagierten.

Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass

ich trotz meines bisherigen Wissens wenig Fachwissen über Demenz hatte.

Während meiner Literatursuche und meiner Beschäftigung mit dem Thema

kamen für mich drei Fragestellungen zum Vorschein, die mich am meisten

interessierten und über die ich in dieser Fachbereichsarbeit schreiben möchte:

� Welche Merkmale weist eine Demenz in ihrem Krankhei tsverlauf auf?

� Wie können Pflegepersonen und Angehörige mit Veränd erungen im

Verhalten des Betroffenen umgehen?

� Welche Betreuungsansätze erleichtern die Zusammenar beit zwischen

Betroffenen und Betreuer?

Literatur zu dieser Fragestellung habe ich ausreichend im Internet und in

Bibliotheken gefunden. Zu diesem Thema gibt es eine Vielzahl alter und

aktueller/neuer Bücher aus medizinischer und pflegerischer, sowie

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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psychologischer und soziologischer Sichtweise. Ich habe drei Bücher, die ich

für meine Fragestellung als am wertvollsten empfunden haben, ausgewählt.

Mein Anliegen in dieser Fachbereichsarbeit ist es, dass interessierte Personen

das komplexe Krankheitsbild Demenz und den Krankheitsverlauf der Demenz

verstehen können. Weiters ist es mir wichtig, dass sie wissen, welche

Veränderungen im Verhalten auftreten können und wie man mit schwierigen

Situationen umgehen kann. Diese Arbeit soll das Verständnis für das Erleben

des Betroffenen fördern, sowie dazu beitragen, dass die Demenz als eine

degenerative Erkrankung des Individuums erkannt wird.

Bedanken möchte ich mich bei meiner Mutter, die mich aufmerksam gemacht

hat auf dieses Thema und mir immer wieder ihre Situation und die Situation

ihrer Bekannten beschrieben hat. Weiters bedanke ich mich bei Fr. Gfaller, die

mich bei dieser Fachbereichsarbeit betreut hat und geduldig mit mir war.

* Demenz wird in dieser Arbeit als allgemeiner Begriff für alle Demenzformen

verwendet. Dies umfasst die senile Demenz, die vaskuläre Demenz,

Mischformen sowie Sonderformen der Demenz.

* Der Betroffene wird in weiterer Folge für die männliche und weibliche Form

verwendet

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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1 Erkrankung Demenz

Demenz besteht aus einer Vielzahl von Symptomen, die alle im Verlauf der

Erkrankung auftreten können. Welche Symptome wann und in welchem

Schweregrad auftreten, lässt sich im Vorhinein nicht voraussagen.

Die häufigsten und kennzeichnenden Symptome aller Demenzformen sind:

� Störungen des Kurzzeitgedächtnisses

� Störungen des Langzeitgedächtnisses

� Einschränkungen des abstrakten Denkvermögens

� Einschränkungen in der Urteilsfähigkeit

� Kortikale Funktionsstörungen wie: Apraxie1, Aphasie2, Ataxie3

� Orientierungsstörungen (örtlich, zeitlich, situativ und zur eigenen Person)

� Veränderungen der Persönlichkeit

� Veränderungen im Verhalten

1.1 Formen der Demenz

Senile Demenz vom Alzheimer-Typ (SDAT)

Die senile Demenz ist die häufigste Ursache (ca. 60-70%) einer irreversiblen

Demenz. Nervenzellen (meist im Bereich der Stirn und Schläfe) gehen aufgrund

einer bisher nicht geklärten Ursache zugrunde und lösen die

Krankheitssymptome aus. Bei dieser Erkrankung nehmen die intellektuellen

Fähigkeiten langsam und schleichend ab. Vergesslichkeit und

Persönlichkeitsstörungen, sowie unangepasstes Sozialverhalten treten sehr

häufig auf. Zur nächtlichen Verwirrtheit kommt es im Gegensatz zur vaskulären

Demenz eher selten. Der Betroffene hat Schwierigkeiten bezüglich des

Auffassungsvermögens und der Entscheidungs- und Urteilskraft, sowie der

Einsichtsfähigkeit zu bestimmten Situationen. Der Betroffene neigt zu

unnachvollziehbaren Handlungen im Affekt4 und reagiert oftmals

unangemessen. Physische Symptome wie Sprachstörungen, Inkontinenz5,

usw., treten gehäufter in späteren Stadien der Erkrankung auf. Die Diagnose

1 Störung von Handlungen od. Bewegungsabläufen 2 Zentrale Sprachstörung nach (weitgehend) abgeschlossener Sprachentwicklung 3 Störung der Koordination von Bewegungsabläufen 4 Die Gesamtheit des Gefühls- u. Gemütslebens mit Stimmungen, Emotionen u. Trieben. 5 Unvermögen Harn oder Stuhl willkürlich bzw. reflektorisch zurückzuhalten

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der Alzheimer-Erkrankung kann erst nach dem Tode sicher durch die Autopsie

des Gehirns festgestellt werden.

(vgl. Grond, 1997; S.99-104)

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Ursache (ca.20-22%) aller

Demenzerkrankungen. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Vielzahl

kleiner Infarkte (Schlaganfälle) im Gehirn die Gehirngewebe zerstören. Es

beeinträchtigt wie bei der senilen Demenz das Erinnerungsvermögen und

intellektuelle Fähigkeiten.

Der Verlauf der vaskulären Demenz ist meist sehr plötzlich und sprunghaft.

Veränderungen der Persönlichkeit sind selten. Bei der vaskulären Demenz

bleiben gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie z.B. das Sozialverhalten,

länger erhalten und können durchaus für eine beschränkte Zeit wiedererlernt

werden.

Der Betroffene hat, wie bei der senilen Demenz, Schwierigkeiten bezüglich des

Auffassungsvermögens und der Entscheidungs- und Urteilskraft, sowie der

Einsichtsfähigkeit. Nächtliche Verwirrtheit und Handlungen im Affekt kommen

gehäufter vor als bei der senilen Demenz. Physische Symptome wie

Lähmungen, Sprachstörung, usw., treten häufig vor.

(vgl. Grond, 1997; S.99-104)

Neben der senilen und vaskulären Demenz, die auch zusammen auftreten

können, gibt es noch eine Vielzahl weiterer Demenzformen.

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2 Demenz verstehen

Der Verlauf der Demenz ist individuell von Person und Persönlichkeit des

Betroffenen, sowie vom sozialen Umfeld und vielen unabhängigen Faktoren

(z.B.: körperliche Erkrankungen, Verlust von Bezugspersonen, usw.) abhängig.

Die Demenz beeinflusst das Erleben des Betroffenen erheblich und führt zu

massiven Einschränkungen im täglichen Leben.

Demenz-Merkmale (kognitive, psychische und physische) treten meist

zusammen bzw. „gleichzeitig“ mit den anderen Merkmalen auf.

2.1 Frühe Demenz-Merkmale

Erste Merkmale treten meist schon vor Manifestation der Erkrankung auf,

werden aber als Demenz meist nicht erkannt. Von frühern Demenz-Merkmalen

spricht man somit ab dem Zeitpunkt, in dem bereits Merkmale offensichtlich

sichtbar bzw. erkennbar werden. Hier sind vor allem gespeicherte Informationen

vom Kurzzeitgedächtnis (z.B.: Gesprächsinhalte, neue Ortschaften, neu

gelernte Dinge, usw.) betroffen.

Vergesslichkeit

Jeder „gesunde“ Mensch hat schon einmal was vergessen. Das ist ja eigentlich

„normal“, dass einem manchmal Namen, Orte, Ereignisse, Situationen, usw.,

nicht mehr einfallen.

Beim Demenz-Kranken Menschen ist das Vergessen jedoch mehr die Regel als

etwas vereinzelnd Auftretendes. Das Gedächtnis6, vor allem das

Kurzzeitgedächtnis (ersten Minuten bis Stunden), lässt nach und ist gestört.

Zusätzlich neigt der Betroffene zu Merkfähigkeitsstörungen (=Information nach

ca. 10 sec. vergessen).

Wegen dieser krankhaften Vergesslichkeit hat der Betroffene Schwierigkeiten

sich neue Namen, neue Orte, bzw. neue Informationen zu merken und diese

wiederzugeben. Der Betroffene vergisst Ereignisse und Handlungen, die er kurz

zuvor getan hatte, sowie geplante Handlungen (z.B.: eine Verabredung, ein

6 Aufnahme und Wiedergabe von Informationen, Eindrücken, Wahrnehmungen und Empfindungen

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Telefonat, eine Erledigung, usw.) die er in naher Zukunft tun wollte. Um dem

Defizit „Vergessen“ entgegenzuwirken, benützen viele Betroffene Zettel als

„Gedächtnisersatz“ und schreiben auf, was sie tun möchten, wollen oder sollen.

Es ergibt sich, aufgrund der Vergesslichkeit, dass Gegenstände (z.B.:

Gedächtnisstützen wie Zettel, Schlüssel, Geldbörsen, Ringe, usw.) oft

mehrmals am Tag verlegt und/oder verloren werden.

Ein weiteres Merkmal der Demenz ist, dass sich Betroffene eher zurückziehen

und neue unbekannte Situationen meiden, die sie in Verlegenheit bringen

könnten und die ihnen ihre Defizite vor Augen führen. Der Betroffene bleibt

aufgrund seiner Vergesslichkeit, die ihm meist noch bewusst ist, lieber in seiner

gewohnten und „sicheren“ Umgebung und meidet neue Kontakte. Um diese

Defizite zu verharmlosen, versuchen viele Betroffene Fehler bzw. Irrtümer von

Handlungen zu vertuschen und zu verschleiern, um ihre Selbstachtung und

ihren Stolz vor sich selbst und vor anderen nicht zu verlieren.

(vgl. Buijssen, 2003; S.27-29, S.31-32 )

Zeitliche Orientierungsstörung

Zeit7 ist ein fließender, bewegender Prozess, der nie still steht. Dem „gesunden“

Mensch ist es möglich, trotz teils Veränderter Wahrnehmung der Zeit (z.B.: „die

Zeit“ verfliegt oder „die Zeit“ geht nicht vorbei), den Verlauf sinngemäß

nachzuvollziehen und zu verfolgen.

Beim Demenz-Kranken Menschen ist dieses Zeitgefühl jedoch gestört. Der

Betroffene hat, aufgrund der Vergesslichkeit, nicht nur Mühe sich neue Namen,

neue Orte, bzw. neue Informationen zu merken und wiederzugeben, sondern er

versteht dazu auch den zeitlichen Zusammenhang von Informationen und

Situationen nicht mehr.

Beim Betroffenen zeigt es sich nun, dass er häufiger Fragen zu der Zeit, zu

Personen, zu Ereignissen stellt und dass sich Fragen und Gespräche bzw.

Gesprächsinhalte wiederholen. Aufgrund der zeitlichen Orientierungsstörung

7 Aufeinanderfolge der Augenblicke, Sekunden, Minuten, Stunden, Monate, Tage, Jahre

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werden eben einzelne Fragen (z.B.: Wie spät ist es? Habe ich schon

gefrühstückt? usw.), durchaus mehrmals wiederholt. Der Betroffene ist sich zu

Beginn der Erkrankung seiner Orientierungsstörungen bewusst und versucht

mittels Fragen stellen sich wieder in der Zeit und zur Person zu orientieren.

Der Betroffene kann Gesprächsinhalte kaum mehr verfolgen und

nachvollziehen. Er verliert innerhalb eines Gespräches rasch den Faden und

zieht sich in Gesprächen eher zurück. Fragen zu Ereignissen aus der jüngsten

Vergangenheit, die man dem Betroffenen stellt, bleiben oftmals unbeantwortet,

da er sich nicht mehr erinnern kann was passiert ist und wie bzw. wo er es

zeitlich einordnen soll.

Es wird nun schwierig, jedoch nicht unmöglich, neue Inhalte zu erlernen und

diese kurz- bzw. langfristig, je nach Erkrankungs- und Betreuungsverlauf, im

Gedächtnis zu behalten.

(vgl. Buijssen, 2003; S.27-30)

Orientierungsstörung in unbekannter Umgebung

Kurzzeitige Orientierungslosigkeit (z.B.: nach dem Aufwachen aus dem Schlaf,

usw.) kennen in einem gewissem Ausmaß viele Menschen. Wir brauchen in

diesen Situationen ein wenig Zeit um uns zu orientieren (Wie spät ist es? Wo

bin ich? usw.).

Beim Demenz-Kranken ist die Fähigkeit der örtlichen und zeitlichen

Orientierung beeinträchtigt. Der Betroffene hat Schwierigkeiten, sich in neueren

Umgebungen bzw. Orten zu orientieren und zurechtzufinden. In vertrauter

sicherer Umgebung bleibt der Demenz-Kranke jedoch länger orientiert und hat

diesbezüglich weniger Einschränkungen im Alltagsleben.

Beim Betroffenen zeigen sich örtliche Orientierungsstörungen dadurch, dass er

bekannte Orte und/oder Räume nicht mehr findet (z.B.: Toilette, Schlafzimmer,

Küche, usw.). Weiters zeigt sich, dass der Betroffene Orte und/oder Räume in

seiner Zugehörigkeit „umgewandelt“ und verändert hat (z.B.: das Pflegeheim

wird zum Urlaubsort, die eigene Küche wird zur fremden Küche). Der Betroffene

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muss, um seinen Alltag zu bewältigen, sich ständig „neu“ orientieren und lernen

in diesen Situationen zurecht zu kommen.

(vgl. Buijssen, 2003; S.27-29)

Stimmungsschwankungen

Die persönliche Stimmung setzt sich aus der augenblicklichen

Gemütsverfassung8, der Persönlichkeit9 sowie den Einflüssen der Gedanken

auf die Gefühle und umgekehrt zusammen. In einem gewissen Ausmaß können

wir über unsere persönliche Stimmung (z.B.: wütend, ruhig, usw.) selbst

entscheiden und selbst bestimmen.

Beim Betroffenen haben nun kognitive Einschränkungen (z.B.: Vergesslichkeit,

Orientierungsstörungen, usw.) eine Auswirkung auf das Gefühlsleben der

Person und somit auf seine Stimmung. Er hat aufgrund der Demenz-

Erkrankung weniger Einfluss und Kontrolle über seine Gedanken und seine

Gefühle.

Der Betroffene ist lieber alleine und zieht sich in gewohnte Umgebung zurück.

Gefühle wie Verzweiflung, Wut, Angst und Hilflosigkeit treten vermehrt auf und

können sich sprunghaft verändern. Diese Gefühlsausbrüche können oftmals

nicht nachvollzogen werden. Weiteres kommt es oftmals zu Handlungen, die

objektiv nicht angebracht sind (z.B.: Sammeln von Gegenständen;

übermäßigen Essen, Trinken, Rauchen, usw.).

Ob sich nun die Persönlichkeit der Person mit seinen bisherigen bekannten

Stimmungen verstärkt, ganz oder nur zum Teil ändert, ist vom individuellen

Krankheitsbild abhängig. Es lässt sich nie voraussagen, wann und in welchen

Situationen Stimmungsschwankungen auftreten, wie lange sie dauern und wie

der Betroffene tatsächlich reagiert.

(vgl. Buijssen, 2003; S.31-33)

8 Gesamtheit der seelischen und geistigen Empfindungsvermögen 9 Gesamtheit der persönlichen (charakteristischen, individuellen Eigenschaften) eines Menschen

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Veränderungen im Verhalten

Zusätzlich zu den Stimmungsschwankungen kommt es noch zu einer Vielzahl

von Veränderungen im Verhalten. Die häufigsten sind Aggressivität,

Depressivität, Misstrauen und motorische Unruhe.

Diese Merkmale der Veränderungen im Verhalten werden ausführlich im

Kapitel 3 mit möglichen Pflegemaßnahmen beschrieben.

2.2 Spätere Demenz-Merkmale

Von späteren Demenz-Merkmalen spricht man ab dem Zeitpunkt, in dem der

Alltag ohne Unterstützung für den Betroffenen nicht mehr möglich ist. Hier sind

vor allem gespeicherte Informationen vom Langzeitgedächtnis10 betroffen (z.B.:

Sprache, Bewältigungsstrategien, soziale Normen, handwerkliche Fähigkeiten,

usw.).

Unabhängigkeit geht verloren

Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind für alle

Menschen von großer Bedeutung. Die Auswirkungen auf unser Wohlbefinden

bemerken wir erst, wenn wir in gewissen Situationen von anderen Menschen

abhängig sind.

Im Verlauf der Krankheit können ab einem gewissen Zeitpunkt instrumentelle

Fähigkeiten nicht mehr selbständig und problemlos verrichtet werden. Fähigkeit

und Fertigkeiten, die gelernt wurden wie z.B. Auto fahren, Geld zählen, Kaffe

kochen, Tür aufschließen, einkaufen, usw., werden aufgrund des demenziellen

Abbaus „verlernt“.

Der Betroffene greift nun auf frühere gelernte Information zurück, die ihm

sicherer im Gedächtnis sind. Je weiter der Gedächtnisabbau fortschreitet, desto

mehr Fertigkeiten und Fähigkeiten werden verlernt und desto weiter greift er auf

Wissen der letzten Jahre bis Jahrzehnte zurück. So kann es vorkommen, dass

z.B. der Betroffene nicht mehr mit einem Staubsauger umgehen kann und nun

eine Kehrschaufel mit Besen zum Staub kehren benützt.

10 Aufnahme und Wiedergabe von Informationen innerhalb von Monaten bis Jahren, Jahrzehnten

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Weiters zeigen sich Probleme im abstrakten Denkvermögen11 (unterteilt und

filtert wichtige von unwichtiger Information und zieht Zusammenhänge zwischen

Informationen). Somit können einfachste Aufgaben zu Überforderung des

Betroffen durch Informationsanhäufung führen. Weiters kommt es zu

Beeinträchtigungen der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit und zu Planungs-

und Durchführungsstörungen.

(vgl. Buijssen, 2003; S.39-40)

Unangepasstes Sozialverhalten

Jeder Mensch lebt unweigerlich in einer sozialen Gemeinschaft. Dies betrifft

kulturelles und gesellschaftliches Leben, das Familien- oder das Berufsleben.

Je nach Ereignis und Situation wird ein gewisses „normales“ Sozialverhalten12

erwartet. Das Lernen von bestimmten Verhaltensweisen ist ein Prozess, der

ständig bis ins hohe Alter andauert.

Infolge des Gedächtnisverlustes und deren Auswirkungen auf die Person

werden Verhaltensmuster, gefestigte soziale Normen und gesellschaftliche

Regeln verlernt bzw. vergessen.

Dies zeigt sich dadurch, dass der Betroffene sich in gewissen Sozialsituation

unangepasst, unvorhersehbar oder „verhaltensauffällig“ verhält und handelt

(z.B.: mit dem Essen spielen, in der Nase bohren, Winde lassen, usw.). Der

Betroffen hat vergessen hat, wie man sich „zu verhalten“ und „zu benehmen“

hat. Unangepasstes Sozialverhalten tritt auf.

(vgl. Buijssen, 2003; S.41)

Frühere Lebensabschnitte

Das Gedächtnis speichert Informationen (grob unterteilt) kurzzeitig und/oder

langzeitig. Informationen die für uns von Bedeutung und wichtig sind (z.B.: die

eigene Hochzeit, ein Unfall, usw.) werden länger gespeichert als die, die

weniger wichtig sind. Das Gedächtnis und die Fähigkeit des abstrakten

11 Kognitive Leistung, die der Assoziation von Informationen (z.B.: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Handlungen, Perspektiven, usw.) dient 12 Das auf andere Mitglieder einer Gruppe bezogenes Verhalten eines Menschen

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Denkvermögens helfen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeitlich

auseinander zu halten.

Der Demenz-Kranke Mensch kann diese Unterscheidungen nicht mehr treffen.

Er „lebt“ mit seinen Gedanken, Gefühlen, Personen, Ereignissen, usw., in der

Vergangenheit. Der Betroffene erlebt seine persönliche Vergangenheit in der

Gegenwart und er verliert aufgrund der Auswirkungen der Erkrankung

schrittweise seine Biografie13.

Zuerst werden die kurzzeitigen, später die langzeitigen vergangenen

Erlebnisse bzw. Ereignisse durchlebt und wieder vergessen. Es kann soweit

kommen, dass sich der Betroffene an die eigenen Enkelkinder oder Kinder, den

Ehepartner, Verwandten oder die eigene Wohnung nicht mehr erinnern kann.

Es können hierbei Personen (z.B.: Eltern, Geschwister, usw.) und Ereignisse

(z.B.: die Geburt von Geschwister, Kindheitserlebnisse, usw.) zum Leben

„erweckt“ werden und in das alltägliche Leben bzw. in die Gegenwart, mit all

den verbundenen Gedanken und Gefühlen, mit eingebunden werden.

So kann durchaus ein kindlicher Trennungsschmerz jetzt aufgrund des

demenziellen Vorgangs, nochmals durchlebt werden (z.B. von dem Vater).

Die Gedächtnisstörung kann soweit führen, dass sich der Betroffene nicht mehr

im Spiegel erkennen kann.

(vgl. Buijssen, 2003; S.35-39, S.43-45)

Verlust der Sprache

Der Mensch wird nicht mit der Fähigkeit zu sprechen geboren, sondern

Sprache14 muss erlernt werden. Die Sprache begleitet uns das ganze Leben

und ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Alltag, um unseren Gedanken und

Gefühlen Ausdruck zu geben.

13 Lebensgeschichte (z.B.: Kindheit, Eltern, Geschwister, Familie, usw.) des alten Menschen, seine Erfahrungen, Neigungen, Fähigkeiten, seine Ressourcen und Gewohnheiten. 14 Fähigkeit eines Menschen zur Kommunikation durch Sprache (verbal und nonverbal)

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Erste auffällige Zeichen des Gedächtnisabbaus sind zuerst meist

Wortfindungsstörungen und die Verkleinerung des Wortschatzes. Gespräche

werden mühsamer und schleppender, Gesprächsanknüpfungen werden

schwieriger und der Austausch von Informationen wird komplizierter. Die

Sprachkompetenz wird erheblich eingeschränkt.

Je weiter die Erkrankung der Demenz fortschreitet, desto markanter und

auffälliger werden diese Sprachstörungen. Der Verlust der Sprache geht soweit,

dass nur noch einzelne Wörter oder Sätze gesprochen werden können.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist verbale Kommunikation mit dem

Betroffenen kaum mehr möglich.

Er ist nun hauptsächlich durch nonverbale Kommunikation zu erreichen und zu

verstehen (z.B.: durch Berührungen, einfühlsame Stimme, usw.).

(vgl. Buijssen, 2003; S.41-43)

Betroffene betreuen

Aufgrund des demenziellen Vorgangs kommt es nach Jahren der Erkrankung

zum Verlust der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit in den Aktivitäten des

täglichen Lebens15.

Zu Beginn der Erkrankung kann der Betroffene durchaus seinen Alltag

selbständig und allein bewältigen, je weiter jedoch die Krankheit fortschreitet,

umso weniger ist der Betroffene fähig, für sich selbst zu sorgen. Der Demenz-

Kranke versteht den Sinn konkreter Handlungen und Aktivitäten nicht mehr und

kann sie aufgrund fehlender kognitiver und motorischer Leistungen nicht mehr

durchführen.

In umgekehrter Reihenfolge „vom Erwachsenen zum Kinde“ werden

Fähigkeiten und Fertigkeiten, die früher teils mühsam erlernt wurden,

vergessen.

(vgl. Buijssen, 2003; S.45-47)

15 nach Juchli 12 Elemente der ATL´s: für Sicherheit sorgen, Atmen, Wach sein und schlafen, sich waschen und kleiden, sich bewegen, essen und trinken, Körpertemperatur regulieren, Ausscheiden, Kommunizieren, sich als Frau oder Mann fühlen und verhalten, sich beschäftigen, Sinn finden.

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

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Aktivitäten des täglichen Lebens:

Waschen und Kleiden

Die tägliche Körperpflege wie Waschen oder Duschen, sowie Zähne putzen,

Haare waschen, usw., muss von einer Betreuungsperson großteils

übernommen werden. Weiters verliert der Betroffene die Fähigkeit, sich

selbstständig an- oder auszuziehen und die Kleidungstücke den

Körperregionen zu zuordnen. Körperhygiene, Wohlbefinden und das Verhindern

von Pflegekomplikationen (z.B.: Lungenentzündung, Druckgeschwüre, usw.)

liegen hier im Vordergrund.

Ausscheidung

Der Demenz-Kranke hat Schwierigkeiten den, Sinn des Ganges zur Toilette

nachzuvollziehen. Es kommt zum Verlust der Harn- und Stuhlkontrolle mit all

den nachstehenden Folgen wie Harnwegsinfekte, Entzündungen im

Intimbereich und die Gefahr der Druckgeschwüre steigt. Der Betroffene braucht

Hilfe und Unterstützung beim Gang zur Toilette, eventuell bei der Intimpflege. In

späterer Folge ist der Alltag ohne Inkontinenzeinlagen kaum mehr möglich.

Sich bewegen

Zu Beginn der Erkrankung ist der Betroffene in Bezug auf Fortbewegung und

Mobilisation unabhängig, wobei jedoch häufig eine erhöhte Gangunsicherheit

und Sturzgefahr besteht. Im späteren Krankheitsverlauf wird die Fähigkeit des

Gehens zunehmend eingeschränkter, bis der Betroffene nur noch sitzen

und/oder liegen kann. Er ist auf Unterstützung von Betreuer angewiesen, die

ihn in Rollstühle, in Sessel, im Bett mobilisieren und die mit ihm spazieren

gehen bzw. spazieren fahren und ihn zu den nötigen Orten hinbewegen.

Essen und trinken

Zu Beginn sind ein gesteigerter oder verminderter Appetit sowie ein verändertes

Durstgefühl häufig. Der Betroffene kann meist lange Zeit selbständig essen und

trinken, aber aufgrund des demenziellen Vorganges braucht er zu späterem

Zeitpunkt Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme. Es kann dann auch über

die Gabe einer Magensonden oder PEG-Sonden zur Nahrungszufuhr des

Betroffenen nachgedacht werden.

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Die Demenz hat also auf alle Aktivitäten des täglichen Lebens Auswirkungen.

Weiters kommt es oft noch zu einer Vielzahl von körperlichen-medizinischen

Beschwerden, die zusätzlich den Krankheitsverlauf erschweren und die betreut

werden müssen (z.B.: Stürze, Brüche, Lungenentzündungen, usw.).

Die wichtigsten Prophylaxen in der Pflege:

� Decubitisprohylaxe

� Pneumonieprohylaxe und Aspirationsprohylaxe

� Obstipationsprohylaxe

� Thromboseprohylaxe

Grundsätzlich braucht der Betroffene zu diesem Zeitpunkt einen großen

Aufwand an Betreuung. Man sollte hierbei die Pflege jedoch nicht auf rein

körperliche Betreuung reduzieren, sondern versuchen, den Ganzheitlichen

Aspekt mit der Psyche, der Seele und der Religion mit einzubeziehen und

auch danach zu handeln.

Unser Ziel in der Pflege sollte die optimale Pflege sein!!

3 Pflege und Betreuung bei Veränderungen im Verhalt en

Aufgrund des demenziellen Vorganges sind Veränderungen im Verhalten sehr

häufig. Das bedeutet eine große Herausforderung in der Betreuung des

Demenz-Kranken Menschen und fordert viel Verständnis, Einfühlungsvermögen

und Aufgeschlossenheit für Betroffene.

Um schwieriges Verhalten verstehen zu lernen hilft es, sich durch

Gedankenexperimente in den Anderen hinein zu versetzten. → Wie würde ich

mich fühlen?

Aggressivität

Aggressivität ist eine relativ häufige Stimmung bei der Demenz-Erkrankung.

Warum jemand aggressiv handelt oder nicht, lässt sich nicht auf einfache

Ursachen reduzieren. Meistens reagieren Menschen aggressiv, wenn sie das

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Gefühl haben, die Kontrolle über ihr eigenes Handeln in einer Situation verloren

zu haben. So kommt es häufig zu Gefühlen wie Frustration, Kummer oder

Scham, usw., die wiederum bei falscher Beurteilung der Situation durch den

Betroffenen, zu aggressiver Reaktion führen kann.

Weiters hat der Betroffenen oft nicht mehr so viele Möglichkeiten seinen

Gefühlen Ausdruck zu verleihen oder seinen Willen durchzusetzen, sodass er

sich auf einfache „kindliche“ Reaktionen reduziert. Aggressives Verhalten

entsteht meist nicht aus Absicht, sondern ist eine Reaktion, die im Moment

sinnvoll erscheint.

Maßnahmen bei Aggressivität

Bei akut-aggressiven Menschen sollte man sich auf keine Diskussionen und

Streitereien einlassen. Dies verschlimmert nur die Situation. Man sollte

versuchen ihn zu beruhigen, indem man selber ruhig bleibt, seinen Ärger ernst

nimmt und versucht auf ein anderes Thema auszuweichen und ihn abzulenken.

Am Besten ist es, einem Wutausbruch vorzubeugen, indem man die Ursachen

der Aggression herausfindet. So sollte man sich überlegen, ob ein zeitliches

oder situatives Muster in der Aggressivität erkennbar ist. Ist das der Fall, so

kann die Veränderung des Zeitpunktes, einer Handlung oder einer Situation

bereits Entspannung bringen.

Weiters sollte man seine eigenen Reaktionen auf aggressives Verhalten

überdenken, wenn diese nicht zum gewünschten Erfolg und zu

Spannungsreduktion führen.

Versuchen sie auf ihn ruhig, angemessen und sensibel einzugehen und reden

sie mit ihm nicht wie mit einem „Kleinkind“ oder machen sie Vorwürfe.

Sollten alle diese Änderungen keine Besserungen bringen, sollte man sich

überlegen, ob nicht Beruhigungsmittel angebracht wären. Dies sollte aber nur

der letzte Ausweg sein.

(vgl. Buijssen, 2003; S.86-94)

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Der Demenzkranke Patient – Veränderungen im Verhalten verstehen

Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 19

Depressivität

Im frühen Stadium der Demenz sind depressive Verstimmungen bei

Betroffenen häufig. Er kann sein Handeln aufgrund der Erkrankung nicht mehr

wie zuvor kontrollieren. Er erlebt seinen „Untergang“ bewusst mit und verliert an

Selbstachtung. So kommt es zu Gefühlen von Ohnmacht und Angst, die zu

Frustration und später zur Depressivität führen können. Niedergeschlagenheit

hat meist eine Vielzahl von Ursachen, die man oftmals nicht erkennen oder

verstehen kann.

Bei einer Demenz kann es auch weiters zu Depressionen16 kommen. Es kann

aber auch eine Depression eine Demenz vortäuschen. Es ist wichtig, diesen

Unterschied zu erkennen, da Depression ein Krankheitsbild ist, das mit

professioneller Hilfe therapierbar ist.

Maßnahmen bei Depressivität

Im Umgang mit dem Betroffenen ist es wichtig zu erkennen, ob er sich seiner

Depressivität bewusst ist oder nicht. Ist er sich dessen nicht bewusst, kann

durch Ablenkung der Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema durchaus

geholfen werden (z.B.: Hobbys, Beschäftigungen, Ereignisse, usw.). Ist er sich

dessen aber bewusst, kann Ablenkung einen negativen Einfluss auf seine

vorherrschende Stimmung haben. Einen Grund für seine Depressivität zu

finden ist meist unwichtig, da er es oftmals selber nicht weiß, es nicht erklären

kann oder es nicht sagen will.

Grundsätzlich sollte man seine Stimmung ernst nehmen und mit Verständnis,

Mitgefühl und Akzeptanz auf seine Gefühle reagieren. Braucht er

Aufmerksamkeit, so sollte man für ihn da sein und ihn unterstützen. Braucht er

Ruhe, so sollte man ihm diese auch gönnen. Oftmals bewirkt schon ein kleines

Schwätzchen über aktuelle Themen, ein Kompliment oder ein Lachen

Besserung.

16 Längerandauernde Niedergeschlagenheit, seelische Verstimmung, traurige Stimmung

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Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 20

Wenn möglich sollte man Aktivitäten planen und für gute Stimmung sorgen.

Hierbei ist es wichtig, dass der Betroffene weder über- noch unterfordert ist. Ein

gewisses Mittelmass ist hier zu finden.

Das wichtigste ist, dass jemand für ihn da ist und mit ihm spricht.

(vgl. Buijssen, 2003; S.94-100)

Misstrauen

Aufgrund des Gedächtnisverlustes und seinen Auswirkungen droht „die Welt“

des Betroffenen auseinander zu fallen. Selbstzweifel, Angst, Einsamkeit und

vermindertes Selbstvertrauen fördern dieses Gefühlschaos.

In diesen Situationen kommt es nun häufig zu dem Gefühl des Misstrauens, das

grundsätzlich durch einen Mangel an Vertrauen zu anderen Menschen entsteht.

Der Betroffene fühlt sich hier, aufgrund seiner Erkrankung, in seiner

Persönlichkeit und seinem Zusammenhalt bedroht. Normale Ereignisse und

Handlungen werden falsch interpretiert und ausgelegt. Zusammenhänge

werden aufgrund des fehlenden abstrakten Denkvermögens nicht mehr

gesehen. Es kommt zu negativen und bedrohlichen Gefühlen, die den

Betroffenen argwöhnisch und misstrauisch reagieren lassen.

Maßnahmen bei Misstrauen

Überprüfen Sie, wenn der Verdacht besteht, ob die Beschuldigungen wahr sind

oder nicht (z.B.: die Geldbörse oder Schlüssel wurde gestohlen, usw.). Nur weil

der Betroffene Demenz hat, heißt es noch lange nicht, dass er die Unwahrheit

erzählt.

Treffen nun irrtümlich misstrauische Beschuldigungen auf einen selber oder auf

andere Personen, so sollte man sich darauf vorbereiten, indem man alle

rechtzeitig im Vorhinein über die Erkrankung und das Misstrauen des

Betroffenen informiert. Dies kann unnötiger Aufregung für den Betroffenen und

seine Umgebung vorbeugen. Bei Beschuldigungen sollte man auf die dahinter

liegende „versteckte“ Botschaft hören und darauf eingehen.

Gemeinsam nach Lösungen suchen ist sinnvoller, als mit

Zurückbeschuldigungen zu reagieren. Man sollte Ruhe bewahren und sich

einfühlsam verhalten, um für eine gute Vertrauensbasis zu sorgen.

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Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 21

Weiters sollte man sein Misstrauen nicht persönlich nehmen, da dieses

Verhalten seiner Krankheit zugrunde liegt und meist nicht in böswillige Absicht

passiert.

Gibt es Ursachen, die Misstrauen auslösen oder fördern, so sollte man diese

reduzieren und im Vorhinein entgegenwirken (z.B.: hört und sieht schlecht,

neigt zu Misstrauen, usw.).

(vgl. Buijssen, 2003; S.100-105)

Motorische Unruhe

Eine häufige Ursache von motorischer Unruhe ist, dass der Betroffene ständig

Energie und Kraft hat und somit das Bedürfnis und den Drang bekommt etwas

zu tun bzw. zu machen. Der Betroffene baut durch Bewegung seine Ängste und

Spannungen ab.

Bei zeitlichen und örtlichen Orientierungsstörungen reagiert er mit diesem

Verhalten, um sein Leben wieder „in Ordnung“ zu bringen. Er will sich in einer

„neuen“ Umgebung orientieren. Durchlebt er frühere Lebensabschnitte, so

glaubt er gewissen Tätigkeiten und Handlungen tun zu müssen (z.B. möchte

nach Hause, Kinder von Schule abholen, in die Arbeit gehen, usw.). Er möchte

hiermit Aufgaben von seiner Vergangenheit aufarbeiten und erledigen. Diese

sind ihm oftmals ein großes Bedürfnis.

War der Betroffene „früher“ schon unruhig, so kann dies einfach nur das

Fortsetzten des früheren Lebensmusters sein.

Auch physische Veränderungen können zu Rastlosigkeit und Unruhe führen.

(z.B.: Schmerzen, Verstopfung, unerwünschte Medikamentennebenwirkungen,

usw.). Diese Probleme sollten beachtet werden und nicht ihn den Hintergrund

gestellt werden.

Maßnahmen bei motorischer Unruhe

Zuerst sollte man sich die Frage stellen, ob diese Unruhe störend oder

gefährlich ist. Kann die Sicherheit für den Betroffenen gewährleist werden?

Macht man sich Angst und Sorge, wenn er umhergeht oder weggeht? Besteht

eine Unfall- und Sturzgefahr?

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Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 22

Hat der Betroffenen einen erhöhten Bewegungsdrang und Unruhe, so bieten

sich Spaziergänge und Beschäftigungen aller Art an. Er kann hierbei

problemlos seine Energie herauslassen. Ist dies im Alltag nicht zu realisieren,

bieten sich Tageszentren oder spezielle ausgerichtete Stationen an.

Bieten sich diese Lösungsmöglichkeiten nicht an, so sollte man auf ihn

eingehen und ihn vielleicht auf andere Gedanken bringen, um ihn in seinem

Bewegungsdrang einzudämmen. Grundsätzlich ist auf die Bedeutung bzw. die

„versteckte Absicht“ dieser Handlung zu hinterfragen. Was möchte er mit

diesem Verhalten erreichen?

Gewährleisten auch diese Maßnahmen die Sicherheit für den Betroffenen und

seinen Umfeld nicht, so kann man Türen verschlossen halten, damit man sicher

geht, dass er das Haus, die Wohnung nicht verlässt.

Sind Schmerzen, Medikamentennebenwirkungen, usw., Ursache dieses

Problems, so müssen diese behandelt und therapiert werden.

(vgl. Buijssen, 2003; S.110-116)

Veränderungen im Verhalten können zu vielen Problemen in der

Zusammenarbeit führen. Um diese Aufgaben und Probleme zu bewältigen

erfordert es oftmals viel Einfühlungsvermögen, Konsequenz und Kreativität, um

eine Besserung der Situation zu erzielen

4 Tipps im Umgang mit Betroffenen

Die Erkrankung der Demenz ist eine enorme Aufgabe und Herausforderung für

das Betreuungsumfeld um den Betroffenen. Es geht darum, den Menschen in

diesem Lebensabschnitt individuell zu begleiten und für Lebensqualität17, sowie

für persönliche Bedürfnisse zu sorgen. Außerdem sollte die Zusammenarbeit

17 Bestimmte Annehmlichkeiten (wie saubere Umwelt, humane Arbeitsbedingungen, großzügiges Freizeitangebot, usw.) charakterisierte Qualität des Lebens, die zu individuellem Wohlbefinden führt

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Schwarzenberger Siegfried – 3.Jhrg. M 03/06 23

zwischen Betroffenem und Betreuer eine beiderseitige größtmögliche

Zufriedenheit sicherzustellen.

Tipps bei der Betreuung von Demenz-Kranken Menschen

Sich über die Erkrankung der Demenz informieren

Am Besten informiert man sich bei einem fachkundigen Arzt, durch Bücher oder

das Internet. Je besser man über die Erkrankung der Demenz Bescheid weiß,

umso leichter kann man Veränderungen im Erleben des Betroffenen verstehen.

Sich zu informieren über die Erkrankung bedeutet sich direkt mit sich selbst und

der betroffenen Personen auseinander zu setzten.

Grenzen der Leistungsfähigkeit

Schwierigkeiten und Probleme, die in der Zusammenarbeit mit der betroffenen

Person auftreten, ziel-orientiert zu lösen. Es können durchaus kleinere

Aufgaben noch erlernt und Tätigkeiten, Fertigkeiten können begriffen und

verstanden werden (z.B.: in einer neuen Umgebung zurechtzufinden,

Haushaltsaktivitäten, usw.).

Der Betroffene soll aktiv betreut werden, soll aber nicht überfordert werden.

Probleme müssen nicht immer gelöst werden

„Abweichendes Verhalten“ (z.B. mit den Fingern statt mit Gabel und Löffel zu

essen) kann man akzeptieren und tolerieren lernen. Man muss daraus keinen

Konflikt heraufbeschwören. Jede Fähigkeit, die der Betroffen noch kann, soll

gefördert und unterstützt werden. Erschweren diverse Probleme die

Zusammenarbeit aber zu sehr, können durchaus schon kleine Änderungen im

Zusammenleben eine große Erleichterung bringen.

Mitentscheiden und Mitarbeiten lassen

Den Betroffenen bei Entscheidungen teilhaben und mitentscheiden lassen. Den

Betroffenen zur Mitarbeit anregen und ihn für kleine Tätigkeiten (z.B.:

Tischdecken helfen, usw.) einteilen, sofern es möglich ist und gewünscht wird.

Jede Tätigkeit, jede Fähigkeit, die er als Mensch selber durchführen kann,

macht ihm sein Leben ein Stück lebenswerter.

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Tagesablauf strukturieren

Ein strukturierter Tagesablauf mit fixen Zeiten für Mahlzeiten, Bewegungen,

Aktivitäten, Ruhe- und Pausezeiten, Nachtruhe, Medikamentengabe, usw., soll

gestaltet werden. Der „Unordnung“ im Erleben des Betroffenen wird die

Ordnung des Tagesablaufes entgegengesetzt. Im Tagesablauf sollte auch

genug Zeit für persönliche Bedürfnisse des Betroffenen eingeplant werden.

Änderungen im Tagesablauf sollten nur gemacht werden, wenn die Einteilung

unangemessen und unangepasst war.

Umgebungs- und Raumgestaltung

Die Umgebung sowie die Raumgestaltung sollten auf den Erkrankten soweit als

möglich persönlich und zweckmäßig abgestimmt werden. Der Betroffene soll

sich wohl fühlen und orientieren können. Das Zimmer sollte Gegenstände wie

Möbel, Bilder, Fotos oder Bücher enthalten die ihm Sicherheit und ein Gefühl

von zuhause geben können, sofern der Betroffene nicht mehr in seinem zu

Hause lebt.

Sinn für Humor haben

Sinn für Humor zu haben kann die Zusammenarbeit sehr erleichtern. Man kann

„Fehler“, Probleme, Defizite oder Eigenheiten des Betroffenen in der Demenz-

Erkrankung durchaus belassen wie sie sind. Treten nun schwierige oder

peinliche Situationen auf, kann durch Humor die Situation aufgeheitert werden

und erleichtert dadurch das Zusammenleben deutlich.

Identifikation

Dem Betroffenen ein Identitäts-Kennzeichen geben, auf dem Name und

Adresse, sowie Erkrankung geschrieben ist. Ist der Demenz-Kranke

weggelaufen und verhält sich für auffällig, hilft dies einer Person, den

Betroffenen zu zuordnen und ihn wieder nach Hause oder auf die Station

zurück zubringen.

Kommunikation

Mit dem Betroffenen angepasst reden. Man sollte freundlich, ruhig, in jedem

falle höflich und nicht wie mit einem Kleinkind reden oder ihn bevormunden. Es

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sollte unterlassen werden mit anderen Personen über ihn in der dritten Person

zu reden, sondern ihn teilhaben lassen im Gespräch. Grundsätze in der

Gesprächsführung wie Empathie18, Authentizität19 und positive Wertschätzung20

sollten eingehalten werden.

Biografiearbeit

Aufgrund der Erkrankung fällt der Betroffene in frühere Lebensabschnitte

zurück, in denen er gewisse Gefühle, Ereignisse, usw., erlebt hat. Je besser

man über seine persönliche Geschichte weiß, umso leichter wird die

Zusammenarbeit und das Verständnis um den Erkrankten. Es können

Probleme, Konflikte, usw. deutlich vermieden werden und fördert den

Beziehungsaufbau zum Betroffenen.

(vgl. L.Mace, 2001; S.53–56)

Tipps für die Betreuer von Demenz-Kranken Menschen

Gefühle zulassen

Es ist wichtig Gefühle wie Angst, Trauer, Schuld, Wut, Besorgnis zu zulassen

und zu teilen. Die eigenen Gefühle sollten als wichtig und berechtigt erachtet

werden und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Weiters sollte man sich

zugestehen können, dass man eventuell Unterstützung bei der Pflege des

Betroffenen braucht.

Akzeptieren lernen

Akzeptieren lernen, dass „verlorene“ Fähigkeiten kaum mehr zurückkehren

können. Man kann sich aber an den vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten

des Betroffenen orientieren, um so an der Machtlosigkeit in der Situation nicht

zu verzweifeln. Die eigenen Gefühle akzeptieren und sich klar machen, dass

niemand Schuld hat an der Situation.

Erfahrungen austauschen

18 Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen 19 Echtheit, echt sein; den Tatsachen entsprechend und glaubwürdig sein 20 Respektieren, Anerkennen, nicht wertend

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Durch Gespräche mit Betreuern von Demenz-Kranken Menschen bieten sich

vielleicht neue Möglichkeiten und Sichtweisen im Umgang mit dem Betroffenen

an. Es gibt einem das Gefühl nicht allein mit seinen Problemen, Sorgen und

Ängsten zu sein.

Dazu bieten sich Selbsthilfegruppen an. (z.B.: www.alzheimer-selbsthilfe.at).

Zeit nehmen für sich selbst

Wenn die Geduld nachlässt, eine Pause einlegen und das Gefühl der

Überforderung zulassen. Man sollte sein Umfeld so gestalten, dass bei Bedarf

jemand die Pflege übernehmen kann. So hat man Zeit für Gespräche, ein

Spaziergang oder für einen Urlaub. Man sollte sich auch Tätigkeiten widmen,

die seit der Betreuung zu kurz gekommen sind und die einem Spaß machen. Es

ist wichtig seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen!

Zukunft planen

Gedanken machen für die Zukunft: Wie sollte es weitergehen? Ist die

Betreuung so, in dieser Situation weiter durchführbar? Gibt es finanzielle

Probleme zu lösen? Brauche ich Unterstützung und Hilfsmittel in der Zukunft?

Weiß ich wohin ich mich wenden kann wenn ich Hilfe brauche? Ist mir der

Krankheitsverlauf klar mit all den damit verbundenen Veränderungen und

Folgen?

(vgl. L.Mace, 2001; S.53–56)

In der Betreuung von Demenz-Kranken Menschen gibt viele Aufgaben die

gelöst werden können, auch wenn sie auf dem ersten Blick vielleicht nicht

sichtbar sind.

Es entstehen gemeinsame Erlebnisse und Ereignisse, die sehr wohl schön,

wertvoll und lohnend für Beiderseits sein können.

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5 Schlusswort

Diese Fachbereichsarbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern

stellt einen allgemeinen kurzen Überblick über das komplexe Krankheitsbild der

Demenz dar. Diese Arbeit dient nicht als Ausgangspunkt für die Betreuung

eines Demenz-Kranken Menschen, sondern sie ist eine vereinfachte und

verkürzte Zusammenfassung der Demenz-Erkrankung, des

Krankheitsverlaufes, Veränderungen im Verhalten und

Betreuungsmöglichkeiten.

Mein Anliegen in dieser Fachbereichsarbeit ist es, dass interessierte Personen

sich einen Einblick schaffen können und sie die Demenz-Erkrankung aus einer

anderen Perspektive betrachten und dass sie Verständnis für das Erleben des

Betroffenen haben.

Mein Ziel ist es, die Toleranz und Akzeptanz für den Demenz-Kranken

Menschen, sowie das Wissen um die Erkrankung und welches Ausmaß diese

haben kann, zu heben. Ich möchte damit nicht nur Angehörige von Betroffenen

oder interessierte Personen ansprechen und erreichen, sondern vor allem auch

Pflegepersonal, die mit Menschen mit demenziellen Erkrankungen oftmals

zusammenarbeiten.

Es ist mir wichtig, den Betroffenen als vollständigen und wertvollen Menschen

zu sehen bzw. zu empfinden und nicht die Sichtweise einer Last, eines

unlösbaren Problems zu übernehmen.

Für mich ist diese Fachbereichsbereit bereits ein großer Erfolg, da es bereits

meine Sichtweise und die Sichtweise in meinem Umfeld verändert hat.

Schwarzenberger Siegfried

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6 Literaturverzeichnis

Buijssen, Huub „Demenz und Alzheimer verstehen – mit Betroffenen leben“ – ein praktischer Ratgeber (aus dem Niederländischen von Eva Grambow), 2003 Beltz Verlag Duden, Deutsches Universal-Wörterbuch, 5., überarbeitete Auflage, 2003, Dudenverlag Grond, Erich „Praxis der psychischen Altenpflege“ – Betreuung körperlich und seelisch Kranker; 11., neubearbeitete und ergänzte Auflage,1997, Reed Elsevier Deutschland GmbH L.Mace, Nancy und V.Rabins Peter „Der 36-Stunden-Tag“ – Die Pflege des verwirrten älteren Menschen (Übersetzung und Anhang von Michael Martin), speziell des Alzheimer-Kranken, 5., vollständig überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage,2001, Verlag Hans Huber Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 259., neu überarbeitete Auflage, Walter de Gruyter