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FDV: individueller Geographieunterricht Migration im kooperativen Unterricht Christoph Koch – Didaktik der Geographie christoph.koch@unibayreuth.de Uni Bayreuth und vielfach implizit als Querschnittsthema in Verbindung mit Stadt, Heimat, Europa, Arbeitsmigranten, … Christoph Koch & Jonas Braunersreuther Lehrstuhl Geographiedidaktik / Uni Bayreuth

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FD‐V: individueller Geographieunterricht

Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuthund vielfach implizit als Querschnittsthema in Verbindung mit Stadt, Heimat, Europa, Arbeitsmigranten, …

Christoph Koch & Jonas BraunersreutherLehrstuhl Geographiedidaktik / Uni Bayreuth

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FD‐V: individueller Geographieunterricht

Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuthund vielfach implizit als Querschnittsthema in Verbindung mit Stadt, Heimat, Europa, Arbeitsmigranten, …

Christoph Koch & Jonas BraunersreutherLehrstuhl Geographiedidaktik / Uni Bayreuth

Quelle: https://pbs.twimg.com/media/CotFartVMAA4vHF.jpg:large (7.3.2018)

Kontroverse um Sedimentarismus:Migrationsdynamiken als ‚Normalfall‘ statt statischem Verständnis von Mensch, Kultur, Raum, Nation (vgl. Malkki 1992: 31; Bhabha 1994; Verne/Doevenspeck 2012:61)

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FD‐V: individueller Geographieunterricht

Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuthund vielfach implizit als Querschnittsthema in Verbindung mit Stadt, Heimat, Europa, Arbeitsmigranten, …

Christoph Koch & Jonas BraunersreutherLehrstuhl Geographiedidaktik / Uni Bayreuth

A: Sicherung von Grundkompetenzen

B: Binnendifferenzierung im regulären Unterricht

C: Förderung besonders begabter und leistungsstarker Schülerinnen und Schüler

D: Kulturelle Diversität

E: Sprachsensibler Fachunterricht

F: Afrika als fächerübergreifender Lernschwerpunkt

Schulnetzwerke „Afrika“ und „Diversität“Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Migration im Unterricht als fachübergreifendes Thema

Migration in den Jahrgangsstufenprofilen und Fächern (im LehrplanPLUS)Geschichte (Gym 6), Sozialkunde (Gym 9), Geographie (RS 9; Gym 10), Geschichte & Sozialwesen (RS 10), Englisch (FOS 12) sowie 85-mal in den Fachlehrplänen (u.a. inkl. interkulturelle Kompetenz und Globales Lernen)

Migration in den Fachprofilen (im LehrplanPLUS) zusammen mit anderen Fächern- Migration und Menschenrechte Englisch/Gym- Migration, Bevölkerungsentwicklung, Disparitäten und Ressourcenkonflikte Geographie/Gym- Fragen der Migration, der Integration, der unterschiedlichen Entwicklung Geographie/Gym- Verantwortung im Bereich globaler Problemstellungen (z. B. Migration) Geographie/RS- gesellschaftlichen Wandel (Geschlechterrollen, Migration, … Sozialisation) Sozialkunde/FOS- Verantwortung für sich und andere ... Sozialisation … Migration und Integration Sozialwesen/RS- Prozesse und Folgen gesellschaftlichen Wandels, sozialer Ungleichheit

und der Thematik Migration und Interkulturalität Soziologie/BOS- historischer Hintergrund (Kolonialisierung) und aktueller Entwicklungen

(…, Migration) in der spanischsprachigen Welt Spanisch/BOS- Vielfalt der Probleme und Chancen der Migration

aufgrund zahlreicher historischer und aktueller Entwicklungen […] Spanisch/Gym

und vielfach implizit als Querschnittsthema in Verbindung mit Stadt, Heimat, Europa, Arbeitsmigranten, … Christoph Koch & Jonas Braunersreuther

Lehrstuhl Geographiedidaktik / Uni Bayreuth

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

22.03.2018 Dr. Jennifer Scheffler, Bayreuth 6

freiwillige Migration

erzwungene Migration

interne Migration

internationale Migration

regional global

reguläre/ formelle/legale Migration

irreguläre/ informelle/ illegale Migration

‚Warum migrieren Menschen?‘ • Zweiteilung in Push‐ und Pullfaktoren• ökonomische und demographische Erklärungsmodelle• sozio‐psychologische Erklärungsansätze

‚Kooperativ über Migration reflektieren

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Migration im Unterricht als fachübergreifendes ThemaLerninhalte:- Push-Pull-Faktoren [als klassisches Konzept; hier gesteigert, dass es diese in drei Unterformen begründet

unterschieden werden können: als im Raum vorhandene Faktoren (bspw. Naturrisiken), Gesellschaft exponiert gegenüber Faktoren; als individuelle Faktoren; letzteres muss im deutschen Asylrecht nachgewiesen werden, um individuelles Fluchtursache als Asylgrund nachzuweisen]

- Vielfalt der Migrationsgeschichten kennenlernen.- Unterschiedliche Begründungsmuster, Normen, Werte aufdeckenHier nicht ausgeführt:- Inhalte / Hintergründe räumlich Einordnen

(ggf. Fluchtweg in Weltkarte nachvollziehen)- fachliche z.B. geographische Ziele (z.B. Migrationsmodelle) oder

geschichtliche Vergleiche (Migration früher und heute) als kognitive Ziele

Vielfalt der Migrations-geschichten erkennen und damit (unabhängig von der politischen Meinung) zu einem differenzierten Blick auf „die Migranten“ kommen

Kompetenzen:- in die Position einer/s Entscheiderin/-ers kommen und eine Entscheidung mit Bezug auf Normen begründen.- Entscheidung über andere, realistische minderjährige Jugendliche und deren Leben treffen (affektive Ebene)- Sensibilisierung für die Vielfalt der Migranten (trotz wenigen vorgestellten Fällen)- Sensibilisierung für die Schwierigkeit einer eindeutigen Entscheidung (durch nachträglichen

Entscheidungsvergleich)

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Entscheider gesucht! Möchten Sie Entscheider*in werden?

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Entscheidung gesucht! Würden Sie diese Migranten in Deutschland Aufenthalt gewähren?

Das Motivbild zeigt nicht den real-existierenden Migranten. Die biographischen Informationen wurden vom Vormund freigegeben und anonymisiert.Bildquelle: https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/4461/2230866_1_dossierdetail_586695a147330_586695a165609.jpg

Ali, 16 Jahre alt, aus Afghanistan,

gehört der Minderheit der Hazara an, die von den Taliban verfolgt werden. Er lebte

in einem Kleinen Dorf und wurde schon einmal auf dem Weg in die Stadt von den

Taliban entführt und eingesperrt. Er hat Angst, dass diese in wiederum

verschleppen und zwingen sich den Taliban anzuschließen. Er kam allein über die

Balkanroute nach Deutschland. Er hat hier Asyl beantragt, was abgelehnt wurde,

mit der Begründung, dass er in anderen Regionen Afghanistans bei Verwandten

leben könnte in denen die Taliban nicht so da sind. Jetzt hat er den Mittelschul-

Abschluss absolviert und Angebot für einen Ausbildungsplatz im Postzustellsektor

bekommen.

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Das Motivbild zeigt nicht den real-existierenden Migranten. Die biographischen Informationen wurden vom Vormund freigegeben und anonymisiert.Bildquelle: https://www.welt.de/img/regionales/hamburg/mobile148250606/1861622677-ci23x11-w1707/Minderjaehrige-Fluechtlinge-10.jpg

Abdelaziz, 17 Jahre alt, aus Marokko,

hat erzählt, dass seine Eltern verstorben sind und er bei seiner Tante

aufgewachsen ist. Von dort ist er über das Mittelmeer geflohen.

Zunächst hat er in Spanien und Frankreich auf der Straße gelebt, bis

er schließlich nach Deutschland kam. Dort wurde er von Jugendamt

im Obhut genommen, nachdem er beim Ladendiebstahl erwischt

worden war.

Entscheidung gesucht! Würden Sie diese Migranten in Deutschland Aufenthalt gewähren?

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Vorbereitung/Erarbeitung:- Begriffe zu Migration, Flüchtlingen, Asyl und Status- rechtliche Grundlagen oder Status-Definitionen

als Alternative zu Push-Pull-Faktoren

Entscheidung gesucht! Würden Sie diese Migranten in Deutschland Aufenthalt gewähren?

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuthaus einer geographiedidaktischen Zeitschrift

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

aus einem Unterrichtsentwurf von V. Cipes; beraten und überarbeitet von Christoph Koch

Entscheidung gesucht! Würden Sie diese Migranten in Deutschland Aufenthalt gewähren?

aus einer Tafelbild

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

aus einem Unterrichtsentwurf von V. Cipes; beraten und überarbeitet von Christoph Koch„ernsthafte individuelle Bedrohung des Lebens“

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

aus einem Unterrichtsentwurf von V. Cipes; beraten und überarbeitet von Christoph Koch

Arbeitsauftrag Gruppe 1 & 2:

(1) Nenne Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um das jeweils beschriebene Recht in Anspruch nehmen zu können.

(2) Beschreibe von wem/was welche Bedrohung für wen ausgeht.

(3) Nenne Pflichten, die sich aus dem Gesetz für die Beteiligten (Einwohner und Migranten) ableiten lassen.

(4) Erläutere auf Grundlage der beiden Texte,ob ein Schutzstatus wie im Text vorgestellt bestehen könnte.

(5) Diskutiert darüber hinaus gehende Gründe/Argumente Migranten Aufenthalt zu gewähren. Auf welchen Annahmen basieren diese Argumente?

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Migration im kooperativen Unterricht

Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Methode: Entscheidungsbeispiel und Lösungoder praktischem Syllogismus oder kontrollierter Dialog

Reshma ist 16 Jahre alt und kommt aus dem Südsudan. In Ihrer Heimatregion herrscht schlimmer Hunger, nachdem aufgrund von Unsicherheit mehrere Jahre lang keine Ernte mehr eingeholt werden konnte. Immer wieder überfallen Soldaten die Dörfer. Dabei wurde das Wohnhaus der Eltern und der Stall der Tiere zerstört sowie die Viehherde vertrieben. Reshmas Vater ist verschwunden. Vor der eigenen Flucht brachte Mutter die Kinder bei der Großmutter unter. Diese sorgte dafür, dass Reshma eine Zeitlang in der Hauptstadt als Dienstmädchen arbeiten konnte. Und von dort wurde Reshma weiter vermittelt, bis sie nach Europa gelangte. Der Kontakt zu ihren Verwandten ist abgerissen – sie weiß nicht, wo diese sich aufhalten.

Marwa ist 18 Jahre alt und kommt aus Libyen. Nach dem Arabischen Frühling und Bürgerkriegen in ihrer Heimat ist die Wirtschaft des Landes zusammengebrochen. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch und die Chancen eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz zu finden sind gering. Zusammen mit ihrem Vater kam sie nach Deutschland. Ohne die Behandlung hier würde ihr Vater binnen kurzer Zeit versterben. Das nach der Überfahrt übrige Geld haben die beiden für die Behandlung des Vaters ausgegeben. Marwa hat im letzten Jahr fleißig deutsch gelernt und eine Zusage für einen Ausbildungsplatz, wenn der Betrieb eine Garantie dafür bekommen könnte, dass Marwa bis zum Ausbildungsabschluss bleiben darf.1

Entscheidung gesucht! Würden Sie diese Migranten in Deutschland Aufenthalt gewähren?

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Entscheidungen/Meinungen/Beurteilungen analysieren mittels praktischem SyllogismusMethode: praktischer Syllogismus

Es gibt allerdings oft auchunbegründete Urteile oder Urteilebasierend auf falschen Vorannahmen.

ein differenzierteres Modell wärez.B. der Argumentationsaufbaunach Toulmin (1958/89)

Aus: Felzmann, Dirk (2016): Ein Verteilschlüssel für die Flüchtlinge in der EU? Mithilfe des praktischen Syllogismus Urteile analysieren und fällen. In: Praxis Geographie. 2/2016. 28-33.

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Methode:  Entscheidungsbeispiel und Lösungoder praktischem Syllogismus [Wissen/Obersatz + Erfahrung/Untersatz = Ableitung/Konklusion] oder kontrollierter Dialog[aufmerksames Zuhören und Wiederholen des Gehörten und Bestätigung]

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3. Schüler*inals Dialog-beobachter & Regelkontrolleur https://sahrawarrelmann.files.wordpress.co

m/2016/04/kontrollierter-dialog.jpg?w=736

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http://www.sn.schule.de/~sud/methodenkompendium/module/2/1_1.htm

Kontrollierte Entscheidung gesucht!

Methoden:- kontrollierter Dialog

(beobachteter Dialog)- freie Meinungsbildung

nur aufgrund der beschrieben Lage- geeignet für offene Wertediskussion

z.B. bei emphatischen Themen- Feedback / Einordnung der Argumente

durch die/den Beobachtende/n- bis Dialogpartner

zu einer Entscheidung kommen- erst anschließende Aufdeckung

der rechtlichen Entscheidung- ggf. anschließend Klärung/Vergleich der

rechtlichen Entscheidung/Begründung

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Methode: Entscheidungsbeispiel und Lösungoder kontrollierter Dialog

Reshma ist 16 Jahre alt und kommt aus dem Südsudan. In Ihrer Heimatregion herrscht schlimmer Hunger, nachdem aufgrund von Unsicherheit mehrere Jahre lang keine Ernte mehr eingeholt werden konnte. Immer wieder überfallen Soldaten die Dörfer. Dabei wurde das Wohnhaus der Eltern und der Stall der Tiere zerstört sowie die Viehherde vertrieben. Reshmas Vater ist verschwunden. Vor der eigenen Flucht brachte Mutter die Kinder bei der Großmutter unter. Diese sorgte dafür, dass Reshma eine Zeitlang in der Hauptstadt als Dienstmädchen arbeiten konnte. Und von dort wurde Reshma weiter vermittelt, bis sie nach Europa gelangte. Der Kontakt zu ihren Verwandten ist abgerissen – sie weiß nicht, wo diese sich aufhalten.

Marwa ist 18 Jahre alt und kommt aus Libyen. Nach dem Arabischen Frühling und Bürgerkriegen in ihrer Heimat ist die Wirtschaft des Landes zusammengebrochen. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch und die Chancen eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz zu finden sind gering. Zusammen mit ihrem Vater kam sie nach Deutschland. Ohne die Behandlung hier würde ihr Vater binnen kurzer Zeit versterben. Das nach der Überfahrt übrige Geld haben die beiden für die Behandlung des Vaters ausgegeben. Marwa hat im letzten Jahr fleißig deutsch gelernt und eine Zusage für einen Ausbildungsplatz, wenn der Betrieb eine Garantie dafür bekommen könnte, dass Marwa bis zum Ausbildungsabschluss bleiben darf.1

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Entscheidungen/Meinungen/Beurteilungen analysieren mittels praktischem SyllogismusallgemeineFluchtgründe

individuelleFluchtgründe

Begründung für Abschiebung/Aufenthalt

realistischeBleibeperspektive

Reshma Abschiebeverbot für unbegleitete minder-jährige Ausländer (ohne Kontakt)

Marwa ggf. Abschiebeverbotwegen Krankheit oder Duldung während Ausbildung

Hasim subsidiärer Schutz, wenn nachweislich individuelle (Lebens-)Bedrohung

Fatima Recht auf Asyl;Flüchtlingsschutz nach GFK

Samir Recht auf Asyl;Flüchtlingsschutz nach GFK

aus einem Unterrichtsentwurf von V. Cipes; beraten und überarbeitet von Christoph Koch

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

World-Café-Methode

- World Café (auf Diskussionsplakaten)zur Sammlung verschiedener (auch ruhiger)Schüler/innen- Meinungen (plus Begründungen)zu verschiedenen Fällen

- populistische Meinungen sollten dabei zugelassen werden,aber radikale Meinungen müssen ausgeschlossen/verboten werden

- anschließend farbig markieren/zuordnen lassen,ob die Meinungen inhaltlich oder moralisch bzw. begründet oder unbegründet sind

- es geht nicht um Wertung, sondern Begründungen

- dazu Übung zum praktischen Syllogismus

Meinung aufgedeckt – auch bei der Methode Wold Café

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Aktueller Stand der Entscheidung:Gegen die negative Entscheidung des Bundesamtes hat er Klage eingereicht und darf solange das Verfahren läuft bleiben. Den Ausbildungsplatz darf er nur unter der Auflage annehmen, dass er einen Identitätsnachweis (eine Tazkira*) aus seinem Geburtsort beibringen kann, was recht schwierig ist.

* Eine Tazkira ist ein einseitiges Nachweisdokument für den Familienstammbaum, dass die lokale oder regionale Behörde in Afghanistan von Hand ausstellt. I.d.R. wird dieses Dokument zur Einschulung persönlich beantragt und abgeholt.

Das Motivbild zeigt nicht den real-existierenden Migranten. Die Informationen wurden vom Vormund freigegeben und anonymisiert.Bildquelle: https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/4461/2230866_1_dossierdetail_586695a147330_586695a165609.jpg

Ali, 16 Jahre alt, aus Afghanistan, gehört der Minderheit der Hazara an, die von den Taliban verfolgt werden. Er lebte in einem Kleinen Dorf und wurde schon einmal auf dem Weg in die Stadt von den Taliban entführt und eingesperrt. Er hat Angst, dass diese in wiederum verschlep-pen und zwingen sich den Taliban anzuschließen. Er kam allein über die Balkan-route nach Deutschland. Er hat hier Asyl beantragt, was abgelehnt wurde, mit der Begründung, dass er in anderen Regionen Afghanistans bei Verwandten leben könnte in denen die Taliban nicht so da sind. Jetzt hat er den Mittelschul-Abschluss absolviert und Angebot für einen Ausbildungsplatz im Postzustellsektor bekommen.

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Aktueller Stand der Entscheidung:Er erhielt eine Duldung bis zur Volljährigkeit; Vor Gericht kam es zu Verurteilung zu Sozialstunden (dies ist unabhängig von Asylstatus).Wenn Kontakt zur Familie hergestellt werden kann, wäre eine Abschiebung möglich (u.a. wenn diese ihn aufnimmt) oder nach Volljährigkeit, dazu ist aber ein marokkanischer Pass notwendig.Nachdem er die Hoffnung auf dauerhaftes Bleiberecht verloren hat, hat er die Schule abgebrochen. Sozialarbeiter versuchen ihm Alternativen aufzuzeigen.

Das Motivbild zeigt nicht den real-existierenden Migranten. Die Informationen wurden vom Vormund freigegeben und anonymisiert.Bildquelle: https://www.welt.de/img/regionales/hamburg/mobile148250606/1861622677-ci23x11-w1707/Minderjaehrige-Fluechtlinge-10.jpg

Abdelaziz, 17 Jahre alt, aus Marokko, hat erzählt, dass seine Eltern verstorben sind und er bei seiner Tante aufgewachsen ist. Von dort ist er über das Mittelmeer geflohen. Zunächst hat er in Spanien und Frankreich auf der Straße gelebt, bis er schließlich nach Deutschland kam. Dort wurde er von Jugendamt im Obhut genommen, nachdem er beim Ladendiebstahl erwischt worden war.

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Christoph Koch – Didaktik der Geographiechristoph.koch@uni‐bayreuth.de ‐ Uni Bayreuth

Das (un-)geeignete Beispiel unbegleitete minderjährige Ausländer („umAs“)

fächerübergreifend möglichkognitive & emphatische Lernziele

Vorbereitung/Erarbeitung mittels Text und Migrationsmodell(leicht) konstruktrivistisch-didaktische Herangehensweise

fachspezifische Lernziele/Kompetenzen

kontrollierter (beobachteter) DialogÜbungen zum praktischen Syllogismus

World Café mit und ohne Plenumsauswertung

Entscheidung gesucht! Meinungen aufgedeckt. Argumente analysiert. Mit Realität konfrontiert.