5
Fischer Rainald, Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell I. Rh., Basel 1984 210 APPENZELL GtschitkU. In der Schlacht von Vögelinsegg 1403 erbeuteten die verbündeten Appenzeller und Schwvzer ein «rotz fcnli» von Konstanz und die Stadtbanner von Überlingen, Lindau und Buch- horn*. Die Siegcsbeulc am Stoß 1405 bestand aus den Stadtbannem von Fcldlcirch und Winlerthur sowie der Fahne des Sigmund von Schlandersberg*'. Auf dem ^ug über den Artber^ 1406 nahmen die Truppen des Bundes ob dem See den Feinden fünf Feldzeichen ab; drei kamen nach Appenzell, darunter das Banner der Herren von SchrofTensiein und die Fahne der Rittcrgesellschafl «Cenlo diavoli»". Im Alltn ^inehkrieg erhielten die Appenzeller 1445 aus der Kriegsbeule das Banner der Stadt Sargans zugeteilt, «diewcil sie am meisten Volck bey diesem Zug» ins St. Galler Oberland gestellt hallen"'^. Im gleichen Jahr eroberten sie beim Gefecht von Wollhalden eine feindliche Fahne". Appenzellischr Freifahnlein, die ohne obrigkeitliche Bewilligung unter den Hauptleuten Jos I)6rig und Klau.s Schal dem König von Frankreich zugezogen waren, nahmen den N'cncziancm bei Agnadello 1509 zwei F a h n e n ab***. A u s den Türkenknegeti brachte Konrad Taiiiier, Hauptmann in kaiserlichen Diensten, eine in Lingam erbeutete Fahne heim". Über Beutefahnen der Appenzeller in den Burgunderkriegen, im Schwabenkrieg und in den Hugenottenkriegen fehlen schriftliche Nachrichten. Hingegen ist in den Schiedsverhandlungen nach dem Ronchacher Klosterbruch von einem S<-hanhauser Banner die Rede"*. Die eroberten Fahnen wurden seit altem, wie e> auch in andern eidgenossischen Orten der Brauch war, in der Hauptktrchr dti iMnäti aufbewahrt. In der nachmittelalierlicheii St.-Mauritius- Kirche hingen sie ül)er der Kanzel im rechten SeilenschilT". Als die katholischen F.idgenossen im Dreißigjährigen Krieg 1033 einen Angriff der Schweden befürchteten, übertrug der Rat von Ap- penzell einem Aus.s<'huB die Aufgabe, «die panner in der kirchen, sobald da.s erste landli auli/iehe», in Sicherheit zu bringen*". Wohl um diese Zeil wurde man auf den schlechten Lrhallungszustand der Beulefahnen aufmerksam. So kam der Ratsixrschluß vom B.Juli 1648 zustande, «daß man die alten panner solle aI>contrafeten unnd darnach die neüwen oder allen panncr widerumm in die kirchen henckhen nach meiner herren wolgefallen»''". üm Leinwand und «sierckhen tuoch» wur- den 13 fl 10 bz ausgcgelxTn. der Maler HANS BILDSTEIN erhielt für die Bannerkopten und Arbeiten im Rathaus 90 fl. 1651 wurden die Banner. Kopien oder Originale, wicdrr in Her Kirche aufge- hängt"". Beim .\bbruch des spätgotischen S<liini-s 1822 wurden die Baiiiicrtrophacn im Zeughaus versorgt, 1857 für eine Triumphbogendekoration aufdem I^ndsgemeindeplatz anläßlich der Rück- kehr des .•\ppenzeller Bataillons Dähler von der Grenzbeselzung im Neueiiburger Konflikt hervor- geholt"". 1886. beim .Abbruch des Zeughauses, gelangten sie in die Historisch-Antiquarische Sammlung im .Schloß, heute im Rathaus. Neuere Kopien. In der klassizistischen Pfarrkirche mochte man die Erinnerung an die Heldentaten der Väter nicht missen. Die Wandmalerei eines unbekannten Künstlers gruppierte die Beutefahnen in zwei Halbkreisen beiderseits des Chorbogens über den Seilenaltären1891 durch die jetzigen Malereien ersetzt. Eine weitere Kopie als W'andgemälde in der Stoßkapelle wurde 1955 zerstört. 89 Die bei BRUCKNER, S.29, zusammengestellten chronikalischen Berichte widersprechen sich teilweise. WAUER, S.217, behauptet, alle Fahnen seien nach Appenzell gebracht worden, 90 AG I, S. 162. 91 MARTIN, Njbl SC; 79 (1939), S.72, mit falscher Jahreszahl 1407. B. BILOERI, Der Bund ob dem See, Stuttgart 1968. S . 6 I . - WALSER, S.238. 92 WAUER, S.311. 93 WAUER, S.3I2. Bei der Parallcistelle auf S.231 WALSER versetzt das Gefecht auch in die Zeit der Appenzellerkriege ist von zwei Bannern die Rede. 94 WALSER, S.404. 95 Sutter-Chronik II. S.4. 96 .\0 I, S.272. 97 R. FISCHER, ZAK 32 (1975). S.290. 98 LAA: RP 141, S. 155. 99 RP 143, S.230 100 LR 701, S.27, 30, 88. 101 Holzstich «Zur Erinnerung des Empfangs der eidgenössischen Truppen den 2. Februar 1857 in Appenzell I R.». K B .\ppcnzell. Empfangxszene mit undeutlichem Triumphbogen auch auf einer Lithographie von EMIL RrmiEYER (Ru Nr.348). 102 Photo von etwa 1880 im LAA.

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F i s c h e r R a i n a l d , Die Kunstdenkmäler des Kantons A p p e n z e l l I . Rh., Ba s e l 1984

210 A P P E N Z E L L

GtschitkU. In der Schlacht von Vögelinsegg 1 4 0 3 erbeuteten die v e r b ü n d e t e n Appenzeller und Schwvzer ein « ro tz fcnli» von Konstanz und die Stadtbanner von Ü b e r l i n g e n , L indau und Buch­h o r n * . Die Siegcsbeulc am Stoß 1 4 0 5 bestand aus d e n Stadtbannem v o n Fcldlcirch und Win le r thur sowie der Fahne des Sigmund von Schlandersberg*'. A u f dem ^ug über den Artber^ 1 4 0 6 nahmen die Truppen des Bundes ob dem See den Feinden fünf Feldzeichen ab; drei kamen nach Appenzel l , darunter das Banner der Herren von SchrofTensiein und die Fahne der Rittcrgesellschafl « C e n l o d i a v o l i » " . Im Alltn ^inehkrieg erhielten die Appenzeller 1 4 4 5 aus der Kriegsbeule das Banner der Stadt Sargans zugeteilt, «diewcil sie am meisten Vo lck bey diesem Z u g » ins St. Gal le r Ober land gestellt hallen"'^. Im gleichen J a h r eroberten sie beim Gefecht von Wol lha lden eine feindliche F a h n e " . Appenzell ischr Freifahnlein, die ohne obrigkeitliche Bewill igung unter den Hauptleuten Jos I)6rig und Klau.s Schal dem K ö n i g von Frankreich zugezogen waren, nahmen den N'cncz iancm bei Agnadello 1 5 0 9 zwei Fahnen ab***. Aus den Türkenknegeti brachte K o n r a d Ta i i i i e r , Haup tmann in kaiserlichen Diensten, eine in L i n g a m erbeutete Fahne h e i m " . Ü b e r Beutefahnen der Appenzeller in den Burgunderkriegen, im Schwabenkrieg und in den Hugenottenkriegen fehlen schriftliche Nachrichten. Hingegen ist in den Schiedsverhandlungen nach dem Ronchache r Klosterbruch von einem S<-hanhauser Banner d i e Rede"*.

Die eroberten Fahnen wurden seit altem, wie e> auch in andern eidgenossischen Or ten der Brauch war, in der Hauptktrchr dti iMnäti aufbewahrt. In der nachmittelalierlicheii St . -Mauri t ius-K i r c h e hingen sie ül)er der K a n z e l im rechten SeilenschilT". Als die katholischen F.idgenossen im Dre iß ig jähr igen K r i e g 1 0 3 3 einen Angri f f der Schweden befürchte ten , ü b e r t r u g der Rat von A p ­penzell einem Aus.s<'huB die Aufgabe, «die panner in der kirchen, sobald da.s erste landli a u l i / i e h e » , in Sicherheit zu bringen*". W o h l um diese Ze i l wurde man auf den schlechten Lrhallungszustand der Beulefahnen aufmerksam. So kam der Rats ixrschluß vom B.Ju l i 1 6 4 8 zustande, « d a ß man die alten panner solle aI>contrafeten unnd darnach d i e n e ü w e n oder allen panncr widerumm in die kirchen henckhen nach meiner herren wolgefallen»' '" . ü m Leinwand und «s ie rckhen t u o c h » wur­den 13 fl 1 0 bz ausgcge lxTn . der M a l e r H A N S B I L D S T E I N erhielt für die Bannerkopten und Arbeiten im Rathaus 9 0 fl. 1651 wurden die Banner. K o p i e n oder Originale , wicdrr i n Her K i r c h e aufge­h ä n g t " " . Beim . \bbruch des spä tgot i schen S<liini-s 1 8 2 2 wurden die Baii i icr t rophacn im Zeughaus versorgt, 1 8 5 7 für eine Triumphbogendekorat ion au fdem I^ndsgemeindeplatz anläßl ich der Rück­kehr des .•\ppenzeller Bataillons D ä h l e r von der Grenzbeselzung im Neueiiburger Konfl ikt hervor­geholt"". 1 8 8 6 . beim .Abbruch des Zeughauses, gelangten sie in die Historisch-Antiquarische Sammlung im .Schloß, heute im Rathaus.

Neuere Kopien. In d e r klassizistischen Pfarrkirche mochte man die Erinnerung an die Heldentaten der V ä t e r nicht missen. Die Wandmalerei eines unbekannten Küns t le r s gruppierte die Beutefahnen in zwei Halbkreisen beiderseits des Chorbogens übe r den S e i l e n a l t ä r e n 1 8 9 1 durch die jetzigen Malereien ersetzt. Eine weitere K o p i e als W ' a n d g e m ä l d e in der S toßkape l l e wurde 1 9 5 5 zerstört .

8 9 Die bei B R U C K N E R , S . 2 9 , zusammengestellten chronikalischen Berichte widersprechen sich teilweise. W A U E R , S . 2 1 7 , behauptet, alle Fahnen seien nach Appenzel l gebracht worden,

9 0 A G I, S. 1 6 2 .

9 1 M A R T I N , Njb l SC; 7 9 ( 1 9 3 9 ) , S . 7 2 , mit falscher Jahreszahl 1 4 0 7 . B . B I L O E R I , Der Bund ob dem See, Stuttgart 1 9 6 8 . S . 6 I . - W A L S E R , S . 2 3 8 .

9 2 W A U E R , S . 3 1 1 .

9 3 W A U E R , S . 3 I 2 . Bei der Parallcistelle auf S . 2 3 1 W A L S E R versetzt das Gefecht auch in die Zeit der Appenzellerkriege ist von zwei Bannern die Rede.

9 4 W A L S E R , S . 4 0 4 .

9 5 Sutter-Chronik I I . S . 4 . 9 6 .\0 I, S . 2 7 2 .

9 7 R . F I S C H E R , Z A K 3 2 ( 1 9 7 5 ) . S . 2 9 0 .

9 8 L A A : R P 1 4 1 , S. 1 5 5 .

9 9 R P 1 4 3 , S . 2 3 0

1 0 0 L R 7 0 1 , S . 2 7 , 3 0 , 8 8 .

101 Holzstich « Z u r Er innerung des Empfangs der eidgenössischen T ruppen den 2 . Februar 1 8 5 7 in Appenzel l I R . » . K B . \ppcnzel l . Empfangxszene mit undeutlichem Tr iumphbogen auch auf einer Li thographie von E M I L R r m i E Y E R ( R u N r . 3 4 8 ) .

1 0 2 Photo von etwa 1 8 8 0 im L A A .

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P F A R R K I R C H E 211

Das historisch-antiquarische Interesse des frühen I 9 . j h . veranlaBte eine Reihe graphiscktr Kopien. J O H A N N U L R I C H F r r z i legte 1821 für den Geschichtsschreiber des appenzellischen Volkes, Johann Caspar Zellweger, eine A r t Fahnenbuch an, ebenso für Dr . J o h a n n Georg Schläpfers Lucubrat io-nes . Der Z ü r c h e r Historienmaler J O H A N N M A R T I N U S T E R I kopierte einzelne Fahnen mit Feder und Aquarell"**. N a c h seinen Zeichnungen wurden die K o p i e n des SchultheBschcn Fahnenbuches geschaffen"". F R A N Z H E C I gruppierte die T r o p h ä e n im H a l b r u n d einer aquarellierten Zeichnung und eines Aquatintastichs (Abb .218 ) "* .

Tabetlansciu Obtrsicht über die Beuufahnen und ihre Kopien

Kata log Fi tz i , Uster i , Hegi -Rusch, 1857, Pfarrkirche Bruck fol. fol. Nr.' Nr . Nr .

1 Konstanz 11 31 19 - Links 1026 2 Feldkirch 16 2 3 1 0 9 Rechts 1024 3 Schiandersberg 15 3 4 1 6 - Rechts 1030 4 Winter thur , gelb 17 3 4 8 IS ü n k s 388 5 Winter thur , rot 12 3 1 5 - - 799 6 SchrofTcnstein 26 3 2 2 4 12 Rechts 1027 7 Cento d iavol i 18 2 4 9 10 Rechts 1032 8 Sargans 2 3 2 6 22 7 Rechts 594 9 Venedig, b lau 27 3 3 1 2 Links 1094

1 0 Venedig, weiß 30 3 3 II IS Rechts 1093 11 T ü r k e i - - - - 1100 12 St. Chris toph 28 3 5 1 4 - Rechts 1022 13 Cles 2 1 2 7 1 3 4 Rechts 1023 14 Radolfzell 3 2 3 5 2 II Links 1031 15 Landsknechtsbanner - - - - - 1096 16 Landsknechtsbanner - - - - - 1097 17 Unbekannt 1 9 2 4 25 - Links 1025 18 Unbekannt 2 2 2 6 3 - Rechts 1029 19 Burgundisch 20 2S 18 8 Links 1074 20 Unbekannt IS 22 17 IS Links 1028 21 Unbekannt 2 9 3 2 21 - Links 1091 22 Unbekannt 14 23 23 14 Rechts 1092 23 Unbekannt 31 28 20 - - 936 24 Unbekannt - - Links

K A T A L O G . A . Hisloruck gesicherle Zuweisungen. I . Fähnietn der Stadt Konstanz. U m 1100. Le inwand-kopie von H A N S B I L D S T E I N , 1648. H M A . 53 » 185 cm. Dreieckiges weißes T u c h mit durchgehen­dem schwarzem K r e u z . 1103 liei Vögel insegg erbeutet. Das Wappen der Sladt Konstanz erhielt erst 1417 ein rotes Schi ldhaupt . Irrtumlicherweise als Deutschherrenbanner bezeichnet"". 2. Stadtban­ner von Feldkirch. U m 1400. Leinwandkopie von H A N S B I I . D S T E I N , 1648. H M A . 147 x 150 cm.

A n g e n ä h t e r Schwenket. . \ u f we ißem G r u n d dreilappige schwarze Kirchenfahne. F.robert am S t o ß

103 Beide Handschriften K B Trogen . 104 Kunsthaus Z ü r i c h , L 18. 105 Privatbesitz Zü r i ch . 106 R u N r . 349. 107 In den einzelnen Kolonnen die Blä t te r oder Nummern der graphischen Kop ien . \ n m . 103

106). 1857 meint den in . \ nm. 101 e r w ä h n t e n Holzst ich. In der Kolonne Pfarrkirche wird angege­ben, ob sich die Fahnenkopie links oder rechts vom Chorbogen befindet.

108 H . G . Z I E R und D. R Ü S S L E R , Wappenbuch des Landkreises Konstanz. Konstanz 1964, S. 113r

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212 A P P E N Z E L L

1405"". 3. RnUrJakiu des Sigmmd am ScUandtrsberg. U m 1400. K o p i e von H A N S B I I J M T E I N , 1648. H M A . 71 X 157 cm. Dreieckig, blaues Feld. Frober i am S i o ß " " . 4. Stadtkmner ivn UmUrthur. 14. J h . K o p i e von H A N S B I L D S T E I N , 1648. HMA. 1 1 2 x 107 cm. A u f we ißem G r u n d gelber S c h r ä g b a l k e n , begicitel von zwei schreitenden gelben Ltjwen. Gelber Schwenkcl. F r ü h e r als Banner der Grafschaft K y b u r g bezeichnet. Der eingehende \ 'c rg le ich mit N r . 5 fi ihrl zu folgender A n ­nahme: H A N S B I L O S T E I N hielt sich bei seinem Auftrag teils an die vorhandenen Originale , teils an Anweisungen gcschichtskundiger Leute im Kle inen Ra t . Der M a l e r kopierte ziemlich getreu die f l ä c h i g - o m a m c n l a l e n , typisch gotischen Löwen des Originals . Doch war die rote Farbe so verblafit, d a ß er sie als gelb interpretierte. Anderseits w u ß t e n die .Auftraggeber aus Chroniken oder A r c h i v a ­lien von der Eroberung eines Banners von Winter thur am S toß und befahlen dem Male r , ein Winter thurer Feldzeichen mit den richtigen Farben anzufer t igen '" . - 5. Staätbanner von WinUrthnt. K o p i e von H A N S B I L D S T E I N , 1648. H M A . 138 x 118 cm. A u f we ißem T u c h roter Sch rägba lken , begleitet von zwei roten Löwen . Sich ve r jüngende r Schwenkel . Die L ö w e n , stilistisch einer verspä te -len Renaissance a n g e h ö r e n d , sind nach einem V o r b i l d in der Ar t von B R U C K N E R , N r . 804, kopiert. -6. Banner der Rilter von SchroffinsUin. I 4 . j h . K o p i e von H A N S B I L O S T E I N , 1648. H M A . 80 x 53 cm. A u f we ißem G r u n d schwarzer wachsender Steinbock mit rot geflammtem G r u n d . Erobert bei Zams 1406" ' . - 7. Freifakne der Sudliroltr RiUergeselhcka/l «Cenlo diavoli- (Abb.219) . Ende 14.Jh. Kop ie von H A N S B I L D S T E I N , 1648. H M A . 98 x 113 cm. A u f we ißem G r u n d schwarz konturierte Teufelsfratze mit Ohren in Fo rm von Drachenf lüge ln , d a r ü b e r gerolltes Schriftband « C E N T O D I A V O I J » , von vier ös terre ichischen Bindenschilden beseitet. Schwenkel spitz zulaufend. Erobert bei Imst 1406" ' . - 8. Stadtkanner von Sargans, 15. J h . K o p i e von H A N S B I I J ) S T E I N , 1648. H M A . 115 x 95 cm. A u f schwarzem G r u n d weiße Gans mit rotem Schnabel und roten Beinen. Schwenkel n n . 1445 erbeu­tet"*. 9. Vmezuousche FaJae, um 1500 (Abb.220) . K o p i e von H A N S B I L D S T E I N , 1648. H M A .

109 E i n ähn l i ches F ä h n l e i n verloren die FeWkircher bei Ragaz 1 4 4 6 . R . D U R R E R , G l a m c r Fah­nenbuch, Z ü r i c h 1928, N r . 11.

110 A u f der zers tör ten K o p i e in der S toßkapc l l e geteilt von W e i ß und Blau . I H R . F I S C H E R , Z A K 32 (1975), S . 2 9 l f 112 O . H i P P , Die W a p p e n b ü c h e r vom Ar lberg , Berl in 1937 1939, 1, S. 129. 113 Phantasienachbildung in der Luzemer Chron ik Diebold Schillings, fol. 24 v° (Tr.25). 1 1 4 W A L S E R , S .3 I1 .

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P F A R R K I R C H E 213

A b b . 2 1 9 222. Appenze l l . Pfarrkirche. Beutefahnen (Kop ien von Hans Bildsteinj: Freifahne der Süd t i ro l e r RittergescUschaft « C e n t o Oiavo l i» , Ende 14.Jh. (Ka ta log N r . 7); venezianische Fahne, um 1500 (Ka ta log N r . 9 ) ; h l . Bonaventura mit A r b o r vitae, 15 . / l6 . Jh . (Ka ta log N r . 2 0 ) ; h l . M i ­

chael, I 5 . j h . (Ka ta log Nr . 18). A l l e im H M A . - Text S .2 I2 und 214.

150 X 156 cm. Abgerundete Ecken. Blauer G r u n d , zweifach gelb umrandet, von ge lb -we iß -b lauen Fransen e ingefaßt . Im rechten Obereck gelber M a r k u s l ö w e , in der Mi t t e gleichschenkliges K r e u z mit goldenen Li l i en bzw. Flammen in den W i n k e l n . Erobert bei Agnadel lo 1509. 10. Wie N r . 9. 156 X 165 cm. Weißes T u c h mit rot-blau-schwarz ges tückten Fransen. Statt K r e u z goldene In­schrift: « D i s P E R s r r . DEDrr. P A V P E R I B V S » . - I I . Türken/ahne. U m 1600. Or ig ina l H M A . Ganz feine, innen verdoppelte Le inwand . Gemaltes rotes T u c h mit breitem we ißem, heute vergilbtem R a n d . Erbeutet von H a u p t m a n n K o n r a d Tanner 1601/02.

B . Heraldiich gesicherU Feldi.nchtn. 12. Bataur dn BndtrschaßSl. Chrutoph am Arlberg, 14. J h . K o p i e von H A N S B I I . D S T E I N , 1648. H M A . Dreieckig, 44~'< 184 cm. Gespalten von W e i ß mit gelbem Ta lzcnkrcuz und Gelb . Vermut l i ch au fdem Z u g ü b e r den .Vrllierg 1406 erobert"^. 13. ReittrfaJuu der Riller DOH Clei, Ende 15.Jh. Kop ie von H A N S B I L O S T E I N , 1648. H M . \ . Dreieckig, 133 x 356 cm. . \ u f we ißem T u c h zunächs t der .Stange Wappen Ös te r r e i ch und T i r o l . Darunter g röße re r , von Rot und W e i ß gespaltener Sch i ld mit je einem aufrechten Löwen in gewechselten T ink tu ren . Der Rest des Feldes ist mit Weinranken und Trauben gefüllt. Die G r ö ß e des Banners, die Zeichnung der Löwen und die omamentale Fü l lung sprechen dafür , d a ß es um die Zeit des Schwabenkriegs ange­fertigt wurde"*. 14. Stadlbanner von Radolfzell. 15.Jh. K o p i e von H A N S B I L D S T E I N , 1648. H M A . 110 X 118 cm. W e i ß e r G r u n d mit aufrechtem rotem Löwen rechts und halbem, durchgehendem roiem K r e u z links. Bei der Zeichnung des L ö w e n sind Penlimente sichtbar. S ich ve r jüngende r

115 Vereinfachte F o r m des bei K . F B C H N A L E R , Tirol isch-Vorar lberg 'scher Wappensch lüsse l , Innsbruck 1938, B d . II 2, S.296, beschriebenen Wappens.

116 E b d . , II 1, S.46.

IJ K u n l d c n k m a l « L X . \ I V , AI

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an sein Vorbild. Die Auftraggeber, unter denen sich ge-schichtskundige Leute aus den Familien Sutter, Geiger, Wyser und Neff befanden und die der «Inncrrhoder» Schlacht am Stoß bedeutend mehr Gewicht zumaßen als der «Außerrhoder» Schlacht bei Vögclinsegg, wollten unbedingt auch ein Winterthurer Banner haben, wes­halb der Maler eines nach neuern Vorbildern gestaltete" (Abb. 16 und 17).

Bei den Zügen der Appenzeller über den Arlberg 1406 wurden nach chronikalischen Berichten drei Feldzeichen nach Appenzell heimgebracht, darunter das Banner der Herren von Schroffenstein mit dem wachsenden Stein­bock, das lange als Banner der Herren von Ems galt, und die Freifahnc der Südtiroler Rittergesellschaft «Cento diavoli», die in freien Kopien in den Schweizer Bilder­chroniken auftaucht und in Knittelversen zweier Glasge­mälde ab Beute aus dem Schwabenkrieg besungen wird"' (Abb. 14).

Im Alten Zürichkrieg ward den Appenzellem 1445 bei der Eroberung von Sargans das Stadtbanncr zugespro­chen, «dieweil sie am meisten Volck bey diesem Zug'=».

Appcnzellische Freifähnlein unter den Hauptleuten Jos Dong und Klaus Schal in französischen Diensten nahmen den Venezianern bei Agnadello 1509 ein weißes und ein blaues Feldzeichen mit dem goldenen Markuslöwen ab".

Hauptmann Konrad Tanner kehrte aus kaiserlichen Diensten in Ungarn 1601/02 mit einer eroberten Türken­fahne heim, die noch im Original erhalten ist'«.

c) Heraldisch gesicherU Feldzeichen

Ein dreieckiges Fähnlein, gespalten von Weiß mit gelbem Tatzenkreuz und Gelb, wurde der Bruderschaft St. Chri­stoph am Arlberg abgenommen. Stilistisch paßt es in die Zeit um 1400, so daß die Tradition, es sei beim Feldzug des Bundes ob dem See 1406 gewonnen worden, sich bewahrheiten dürfte".

Anders verhält es sich mit der Reiterfahnc der Ritter von Cles. Sie wurde bisher ebenfalls als Beute aus den Appenzellerkriegen angesehen. Doch spricht die Größe des Banners (133 x 356 cm), die Zeichnung der Löwen und die ornamentale Füllung mit Weintrauben für die Zeit des Schwabenkriegs".

Das Stadtbanner von Radolfzell dürfte eher aus dem Alten Zürichkrieg als aus der Schlacht bei Vögelinsegg stammen. Nachweislich gewannen die Appenzeller eine feindliche Fahne im Gefecht von Wolfhalden, 1445".

Die beiden originalen Landsknechtsbanncr mit dem durchgehenden Astkreuz stammen sicher aus den Huge­nottenkriegen, vielleicht aus der Schlacht bei Moncontour (1569) oder eher aus der Schlacht bei Drcux (1562)".

d) Nicht heimgewieseru Feldzeichen

Bei den folgenden Stücken ist trotz der vielen legendären Zuschreibungcn keine sichere Heimweisung möglich ge­

worden. \'ordcrhand scheint uns wichtiger, Entstehungs­zeit und Entstehungsort der nicht mehr vorhandenen Ori­ginale einigermaßen zu sichern.

1. Längsrechicckig mit sich verjüngendem Schwenkel. Angeblich Neuramschwag = Engelsbühl. Auf weißem Grund St. Michael auf grünem Einberg als Seelenwäger. Wahrscheinlich süddeutsch, nicht vor Mitte des 15.Jahr­hunderts".

2. Dreieckig mit horizontalem Oberrand. Angeblich Michelsberg. Auf weißem, mit roten Sternen besätem Grund St. Michael in Diakonsgewandung. Er trägt in der Linken ein Schwert mit S-förmiger Parierstange. Wohl ebenfalls süddeutsch, Zeit des Schwabenkriegs".

3. Dreieckig mit abgerundeter Spitze. Früher als Aarau, Deutsches Reich oder englisches Banner bezeich­net. Auf fünfmal gelb und viermal weiß längsgestreiftem Tuch geharnischter St. Michael im Kampf mit dem Dra­chen (nicht St. Georg), gegen die Spitze hin drei ge­krümmte Hechte mit gegabeltem Schwanz, oben viermal, unten dreimal von zwei verknoteten e begleitet. Wohl aus der Burgunderbeute

4. Längsrechteckig mit zwei gerundeten Lappen. Angeb­lich Lindau. Weißer Grund mit gelben Flämmchen be­sät. Zunächst der Stange Lebensbaum mit Kruzifix, Hei­lig-Geist-Taube und Inschriftbändern. Daneben heiliger Bischof mit Namen Jesu in Sonnenscheibe. Es handelt sich um den heiligen Bonaventura, aus dessen «Arbor vitae Jesu crucifixi» die Inschriften stammen, wobei gewisse Varianten vorkommen. Französisch oder oberitalienisch, wahrscheinlich Beutestück aus dem Pavicrzug, wie die Beispiele aus Freiburg nahelegen** (Abb. 15).

5. Dreieckig mit horizontaler Unterkante. Angeblich Bludenz oder Buchhorn. Weißes Tuch. In der obern Hälfte drei b in gotischer Minuskel (rot, blau, grün). In der untern Hälfte grüner, blauer, roter und weißer Längs­streifen. Nach Pendants im Glamer Fahnenbuch aus den Mailänder Feldzügen".

6. Längsrechteckig, unten abgerundet. Zweimal ge­streift von Blau, Gelb und Weiß. Bruckner interpretierte die weiße Tülle als Rest eines Schweizer Kreuzes. Wohl gleiche Herkunft wie 4".

7. Längsrechteckig, abgerundet. Gespalten von Rot und Weiß mit rotem Andreaskreuz. Aus dem Burgunder­oder Schwabenkrieg»'.

8. Im linken Fahnengcmälde der Pfarrkirche Appenzell ist ein sonst nirgends bezeugtes Fähnchen mit weißem Feld und durchgehendem rotem Kreuz dargestellt.

Die Beschäftigung mit den Appenzeller Fahnen anläßlich der Inventarisation der Kunstdenkmäler von Appenzell Innerrhoden wirft manche Probleme neu auf, löst einige und darf da und dort Anstöße zu umfassenderen For­schungen geben, zu Forschungen, die \xbcr regional be­schränkte Betrachtungsweise hinausgehen.

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