2
FISCHOTTER UND BIBER im Naturpark Drömling SACHSEN ANHALT Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Schon vor der Ausweisung als Naturpark Drömling gab es Bemü- hungen engagierter Naturschützer zum Erhalt des Fischotters. Mit dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten stieg aber auch das Verkehrsaufkommen schlagartig an und der Fischotter hatte plötz- lich einen neuen Feind, das Auto. So wurden seit 1990 zwei Fischotter und fünf Biber im Einzugsgebiet der Ohre überfahren. Um dem Ver- kehrstod Einhalt zu gebieten, wurde seitens der Naturparkverwaltung ein Fischotterschutzprogramm ins Leben gerufen. Alle Brückenneubauten im Gebiet des Naturparkes werden mit Land- verbindungen, sogenannten Bermen, versehen, damit Fischotter und Biber diese gefahrlos unterwandern können. An bereits bestehenden Brücken wird mit den zuständigen Straßenmeistereien und den Unter- haltungsverbänden geprüft, welche Maßnahmen getroffen werden können. Weiterhin wurden an ausgesuchten Gewässerab- schnitten große Steine eingebaut, an denen die Otter Kot zur Reviermarkierung absetzen. So kann kontrolliert werden, welche Gewässer bevorzugt vom Fischotter frequentiert werden. Impressum: Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Postfach 3760, 39012 Magdeburg Naturparkverwaltung Drömling Bahnhofstraße 32 39646 Oebisfelde Text: Sabine Wieter, Joachim Weber, Ulf-Gerd Damm Fotos: Wolfgang Sender, Joachim Weber, Helmut Müller (Naturparkverwaltung Drömling); Aktion Fischotterschutz, Peter Ibe Gestaltung/Druck: 2D-Grafik-Design/Halberstädter Druckhaus GmbH Einseitig gekrautetes Gewässer Schnellbahnbrücke mit breiten Landverbindungen Totalreservat Schutzzone I Naturschutzgebiet Schutzzone II Landschaftsschutzgebiet Drömling Schutzzone III Informationshaus Brücke ohne Berme als Gefährdungspunkt Fischotter im Porträt Fischotter-Trittsiegel im Schlamm Fischotterimpressionen Biberburgen Somit kommt dem Naturpark Drömling als Trittstein zwischen den großen Flusseinzugsgebieten Elbe und Weser eine besondere Bedeutung zu. Als Hauptwanderrouten können die Ohre, die Aller und der Mittellandkanal angesehen werden. So wurde am 21.11.1979 auf Beschluss der damaligen Räte der Kreise Haldensleben, Klötze und Gardelegen, im Bereich des Süddrömlings ein Fischotterschongebiet ausgewiesen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Ausweisung weiterer Schutzgebiete als „Naturpark Drömling” verbesserte sich auch der Lebensraum für den Fischotter. Seit der Ausweisung des Drömlings als Naturpark am 12. September 1990 wird besonderes Augenmerk auf eine einseitige Mahd der Gewässerrandstreifen gelegt. Zur Erhöhung des Deckungs- und Ruhebedürfnisses für Fischotter und Biber wird jeweils eine Böschung seit 1990 nicht mehr gemäht. Die natürliche Entwicklung sowie die teilweise Bepflan- zung der Gewässerrand- streifen ermöglichen dem Fischotter und dem Biber, aber auch anderen Tierarten ein ungestörtes Wanderverhalten. Lage in Sachsen- Anhalt Flötgraben Friedrichskanal Wilhelmskanal Steimker Graben Mittelgraben Allerkanal Bullengraben Landgraben Secansgraben Sichauer Beek Bösdorf Rätzlingen Kathen- dorf Wegen- stedt Etingen Calvörde Berenbrock Elsebeck Jeseritz Jerchel Lenz Miesterhorst Buchhorst Dannefeld Köckte Peckfitz Jeggau OEBISFELDE Kusey Neuferchau Kunrau Böckwitz Jahrstedt Röwitz Wenze Breitenfeld Eigenthum Mieste Weteritz Solpke Gardelegen Wolfsburg Braunschweig Hannover Trippigleben Velsdorf Mann- hausen

FISCHOTTER UND BIBER - Landesportal Sachsen-Anhalt · FISCHOTTER UND BIBER im Naturpark Drömling SACHSEN ANHALT Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Schon vor der Ausweisung

  • Upload
    others

  • View
    8

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • FISCHOTTER UND BIBERim Naturpark Drömling

    S A C H S E NA N H A L T

    Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt

    Schon vor der Ausweisung als Naturpark Drömling gab es Bemü-hungen engagierter Naturschützer zum Erhalt des Fischotters.Mit dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten stieg aber auchdas Verkehrsaufkommen schlagartig an und der Fischotter hatte plötz-lich einen neuen Feind, das Auto. So wurden seit 1990 zwei Fischotterund fünf Biber im Einzugsgebiet der Ohre überfahren. Um dem Ver-kehrstod Einhalt zu gebieten, wurde seitens der Naturparkverwaltungein Fischotterschutzprogramm ins Leben gerufen.Alle Brückenneubauten im Gebiet des Naturparkes werden mit Land-verbindungen, sogenannten Bermen, versehen, damit Fischotter undBiber diese gefahrlos unterwandern können. An bereits bestehendenBrücken wird mit den zuständigen Straßenmeistereien und den Unter-haltungsverbänden geprüft, welche Maßnahmen getroffen werdenkönnen. Weiterhin wurden anausgesuchten Gewässerab-schnitten große Steine eingebaut,an denen die Otter Kot zurReviermarkierung absetzen.So kann kontrolliert werden,welche Gewässer bevorzugtvom Fischotter frequentiertwerden.

    Impressum:Herausgeber:Ministerium für Landwirtschaft und UmweltPostfach 3760, 39012 MagdeburgNaturparkverwaltung DrömlingBahnhofstraße 3239646 OebisfeldeText: Sabine Wieter, Joachim Weber, Ulf-Gerd DammFotos: Wolfgang Sender, Joachim Weber, Helmut Müller (Naturparkverwaltung Drömling);Aktion Fischotterschutz, Peter IbeGestaltung/Druck: 2D-Grafik-Design/Halberstädter Druckhaus GmbH

    Einseitig gekrautetes Gewässer Schnellbahnbrücke mit breiten Landverbindungen

    TotalreservatSchutzzone I

    NaturschutzgebietSchutzzone II

    Landschaftsschutzgebiet DrömlingSchutzzone III

    Informationshaus

    Brücke ohne Berme als Gefährdungspunkt Fischotter im Porträt Fischotter-Trittsiegel im Schlamm

    Fischotterimpressionen Biberburgen

    Somit kommt dem Naturpark Drömling als Trittstein zwischen dengroßen Flusseinzugsgebieten Elbe und Weser eine besondereBedeutung zu. Als Hauptwanderrouten können die Ohre, die Allerund der Mittellandkanal angesehen werden.So wurde am 21.11.1979 auf Beschluss der damaligen Räte derKreise Haldensleben, Klötze und Gardelegen, im Bereich desSüddrömlings ein Fischotterschongebiet ausgewiesen.Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Ausweisungweiterer Schutzgebiete als „Naturpark Drömling” verbesserte sichauch der Lebensraum für den Fischotter. Seit der Ausweisung desDrömlings als Naturpark am 12. September 1990 wird besonderesAugenmerk auf eine einseitige Mahd der Gewässerrandstreifengelegt. Zur Erhöhung des Deckungs- und Ruhebedürfnisses fürFischotter und Biber wirdjeweils eine Böschung seit1990 nicht mehr gemäht.Die natürliche Entwicklungsowie die teilweise Bepflan-zung der Gewässerrand-streifen ermöglichen demFischotter und dem Biber, aberauch anderen Tierarten einungestörtes Wanderverhalten.

    Lage inSachsen-Anhalt

    Flötgraben

    FriedrichskanalWilhelmskanal

    Steimker Graben

    MittelgrabenAllerkanal

    Bullengraben

    Landgraben

    Secansgraben

    Sichauer BeekBösdorf

    RätzlingenKathen-dorf Wegen-

    stedt

    Etingen

    Calvörde

    Berenbrock

    Elsebeck

    Jeseritz

    JerchelLenz

    Miesterhorst

    Buchhorst Dannefeld

    Köckte

    Peckfitz

    Jeggau

    OEBISFELDE

    KuseyNeuferchau

    KunrauBöckwitzJahrstedt

    Röwitz WenzeBreitenfeld

    Eigenthum

    Mieste

    WeteritzSolpke

    Gardelegen

    WolfsburgBraunschweigHannover

    Trippigleben

    Velsdorf

    Mann-hausen

  • Der europäische Biber (Castor fiber) ist das größte, bei unsheimische Nagetier. Er erreicht eine Länge von ca. 1,40 Meterbei einem Gewicht von 20 - 30 Kilogramm. Sein durchschnitt-liches Alter wird mit etwa 15 - 20 Jahren angegeben.Der flache, mit Schuppen bedeckte Schwanz wird auch Kelle genannt.Dieser wird vor allem zum Rudern genutzt. Zwischen den Zehender Hinterfüße befinden sich Schwimmhäute.

    Biber leben in kleinen Familienverbänden. Die Reviergröße anden Gräben und Kanälen im Naturpark Drömling liegt je nachNahrungsangebot zwischen 1000 und 3000 Metern. Der Biberernährt sich überwiegend von pflanzlicher Kost. Im Winter werdenWeichhölzer in Gewässernähe als Nahrung bevorzugt. Im NaturparkDrömling frisst er am liebsten Weide, Birke oder Zitterpappel.Fluss- und Weichholzauen sowie langsam fließende Gewässer sindder Lebensraum des Bibers.Als Wohnstätten werden mit Reisig abgedeckte Erdbaue am Wassergegraben, die über mehrere Generationen bewohnt werden.Der Eingang liegt immer unter der Wasseroberfläche. Der Biberkann bis zu 20 Minuten tauchen. Er wird mit 3 Jahren geschlechts-reif und zieht pro Jahr einen Wurf groß. Die Paarungszeit beginntim Januar. Anfang April werden 1 - 5 Junge geboren.

    Der Fischotter (Lutra lutra) gehört zur Familie der Marder.Er ist also eng verwandt mit Dachs, Stein- und Baummarder, Iltisund Wiesel. Weltweit gibt es 13 Otterarten. Durch seinen strom-linienförmigen Körperbau ist der Otter hervorragend an das Lebenim Wasser angepasst. Er kann ein Gewicht von etwa zehn Kilo-gramm erreichen und bis zu 1,30 Meter lang werden. Damit ist derFischotter nach dem Dachs der größte heimische Marder. Der Otterbesitzt zwischen den Zehen Schwimmhäute, die es ihm erlauben,auf der Jagd im Wasser eine enorme Geschwindigkeit zu entwickeln.Das Fell des Otters ist mit 50.000 Haaren auf einem Quadratzenti-meter das dichteste aller heimischen Säugetiere.

    Der Fischotter bevorzugt als reiner Fleischfresser nicht nur Fisch,sondern auch Frösche, Krebse, Vögel, Mäuse und vieles mehr.Fischotter sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere. Bei ihren Wande-rungen können sie in einer Nacht bis zu 20 Kilometer zurücklegen.Als Tagesunterschlupf nutzen sie Bisambaue, Reisghaufen, und über-hängende Böschungen .Fischotter sind ausgesprochene Einzelgänger. Nur während derPaarungszeit bleiben sie kurz zusammen . Eine feste Paarungszeitgibt es nicht. Die ein bis drei Jungen können nach einer Tragzeit von60 Tagen das ganze Jahr über geboren werden. Ihre Lebenserwartungliegt zwischen acht und dreizehn Jahren.

    Die im Drömling heimischen Elbebiber wanderten Anfang derneunziger Jahre über die Ohre und den Mittellandkanal in dasDrömlingsgebiet. Der letzte Nachweis vor dieser Zeit stammt aus demJahr 1919. In der Nähe von Breitenrode wurde der damals noch demJagdrecht unterliegende letzte Biber erlegt. Genau an dieser Stellefand 1994 eine Wiederbesiedlung statt. Derzeit sind 16 Revierenachweislich besetzt. Deutschlandweit gibt es ca. 6.000 Elbebiber,davon im Land Sachsen-Anhalt ca. 2.500.

    Das Verbreitungsgebiet der in Deutschland vorkommenden Fisch-otter erstreckt sich von Portugal bis nach Nordsibirien und vonSkandinavien bis nach Südindien. In Deutschland leben ca. 1200Fischotter. Im Naturpark Drömling gibt es zwei bis fünf Fischotter-reviere.

    Fischotter und Biber besiedeln alle vom Wasser beeinflusstenLebensräume. Wichtig ist, dass eine hohe Vielfalt unterschiedlicherStrukturen vorhanden ist. Dabei werden großräumige, vernetzte undintakte Gewässersysteme mit ausreichendem Nahrungsangebot bevor-zugt. Der Naturpark Drömling ist mit seinem weit verzweigten Graben-system als Lebensraum besonders geeignet, immerhin gibt es überzweihundert Kilometer ausreichend große Wasserläufe.

    Biber-Präparat im Informationshaus Biberdamm Fischotter bevorzugen dichten Uferbewuchs Fraßspuren eines BibersAbgedeckter Biberbau an der Ohre Fischotter im WiesenbereichTypische Drömlingslandschaft