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Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V. Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V. Fortbildung „ Depression und Sucht “ Jahrestagung des „buss“ / Berlin Mittwoch, 17. März 2010 Oliver Kreh Psychologischer Psychotherapeut, Supervisor / IFT Therapeutische Leitung der Rehaklinik St. Landelin www.st-landelin.de Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V. Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V. Gliederung Informationen über Depression „Depression bewältigen“ – ein kognitiv verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm Sport bei Depression Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie neue Entwicklungen I: CBASP neue Entwicklungen II: MBCT

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Fortbildung

„ Depression und Sucht “

Jahrestagung des „buss“ / Berlin

Mittwoch, 17. März 2010

Oliver Kreh

Psychologischer Psychotherapeut, Supervisor / IFT

Therapeutische Leitung der Rehaklinik St. Landelin

www.st-landelin.de

Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V.Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V.

Gliederung

� Informationen über Depression

� „Depression bewältigen“ – ein kognitiv verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm

� Sport bei Depression

� Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie

� neue Entwicklungen I: CBASP

� neue Entwicklungen II: MBCT

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Diagnosekriterien „depressive Episode“:

mindestens fünf der folgenden Symptome, gleichzeitig während eines Zeitraumes von mindestens zwei Wochen:

� gedrückte Stimmung (die meiste Zeit des Tages)

� Interessenverlust / Freudlosigkeit

� verminderter Antrieb oder erhöhte Ermüdbarkeit

→→→→ mindestens zwei dieser Symptome! (drei bei schweren Depressionen)

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Diagnosekriterien „depressive Episode“:

� vermindertes Selbstwertgefühl / Selbstvertrauen � Wertlosigkeit / Schuldgefühle � negative / pessimistische Zukunftsperspektive � Suizidgedanken /- handlungen, � verminderte Konzentration / Aufmerksamkeit � psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung� Schlafstörungen � verminderter Appetit / Gewichtsverlust � deutlicher Libidoverlust

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Diagnosekriterien „depressive Episode“:

� 4 bis 5 Symptome = „leichte“ depressive Episode

� 6 bis 7 Symptome = „mittelschwere“ depressive Episode

� mehr als 8 Symptome = „schwere“ depressive Episode

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Diagnosekriterien „depressive Episode“:

� Ausschluss einer gemischten Episode

� deutliche Änderung der vorher bestehenden Leistungsfähigkeit

� Ausschluss organischer Ursachen oder Substanzeinwirkung

→→→→ Faustregel: mindestens vier Wochen Abstinenz

� Ausschluss einer Trauerreaktion oder Schizophrenie

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Verschiedene Zustandsbilder affektiver Störungen:

� F30 Manische Episode

� F31 Bipolare Störung

� F32 Depressive Episode

� F33 Rezidivierende depressive Störung

� F34 Anhaltende affektive Störung (Dysthymia, Zyklothymia)

� F43 Anpassungsstörung

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Epidemiologie:

� Punktprävalenz von ca. 5% (depressive Episoden und Dysthymien)

(ca. 3% bei Männern, 7% bei Frauen)

� Lebenszeitprävalenz von ca. 17% (ca. 12% für Männer, ca. 20% für Frauen)

� Inzidenzca. 1-2 neue Fälle auf 100 Personen

� Morbiditätsrisiko von ca. 1%

� besonders hohe Rate an Komorbiditätsubjektiv: Depression eher Folge der anderen Erkrankung

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Diagnoseinstrumente:

� strukturierte Interviews: SKID, DIPS

� Selbstbeurteilung: Beck-Depressionsinventar BDI, Allgemeine Depressionsskala ADS

� Fremdbeurteilung: Hamilton Depressions-Skala HAMD, Inventar Depressiver Symptome IDS

� Visuelle Analogskalen VAS (subjektive Beurteilung der Befindlichkeit)

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Theoretischer Hintergrund:

� Selbstmanagement-Therapie (Kanfer et al.): Selbstregulation wieder herstellen, Hilfe zur Selbsthilfe,

(aktive Beteiligung des Klienten, individuelle Ziele, Zukunftsorientierung)

� Integrative, kognitiv-verhaltenstherapeutische bzw. verhaltensmedizinische Modellvorstellungen

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Theoretischer HintergrundEin verstärkungstheoretisches Erklärungsmodell

Potentiell verstärkende Ereignisse

(Menge, Qualität)

Erreichbarkeit von Verstärkern in der Umgebung(Trennung, Armut, Isolation)

Instrumentelles Verhalten der Person

soziale /beruf-liche Fertigkeiten

niedrige Rate an positiver Verstärkung

Depression:

verbale, nonverbale Verhaltens-äußerungen

somatische, emotionale, kognitive, motivationale Symptome

Interaktive Auffälligkeiten

Soziale Verstärkung

(Sympathie, Interesse, Anteilnahme)

Soziale Vermeidung

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Theoretischer Hintergrund

Kognitionsstheoretisches Modell (nach Beck)

Dysfunktionale Grundannahmen, rigide Schemata , negative kognitive Stile

Ereignisse

externe und interne Auslöser

automatische Gedanken:absolutistisch, verallgemeinernd, verzerrt, unlogisch, unangemessen

Depression:

emotionale, somatische, motorische, motivationale Symptome

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Theoretischer Hintergrund

Integrative Modellvorstellungen

Situative Bedingungen Auslöser

Kognitionenrealitätsfremde, verzerrte, negative Strukturen; unrealistische Selbstbewertungen

Soziales VerhaltenVerhaltensdefizite, geringe Bewältigungsfertigkeiten

AktivitätsrateMangel an reaktionskontingenten Verstärkern

Depression

Hintergrund und Umweltbedingungen(sozial, materiell, etc.)

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Theoretischer Hintergrund

Schlussfolgerung für die Therapie:

� Förderung angenehmer Aktivitäten

� Aufbau sozialer Fertigkeiten

� Veränderung negativer Kognitionen

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

� Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm

� 12 Einheiten, 2x wöchentlich, 8-10 Teilnehmer

� modularer Aufbau, fortlaufender Einstieg möglich

� übungs- und zielorientiert: Intervention in der Gruppe, nicht durch die Gruppe

� psychoedukativer Charakter: Kursleiter fungieren eher als „Trainer“, denn als Therapeut

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Inhalte:

� Informationsvermittlung

� Aktivitätsaufbau

� Soziale Kompetenzen

� Kognitive Umstrukturierung

� „Rückfallprävention“

� Sport bei Depression

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Die Gruppe "Depression bewältigen"

Inhalte I: Informationsvermittlung

� Was ist Depression? (Diagnosekriterien)

� Formen affektiver Erkrankungen

� Behandlungsmöglichkeiten – das Gruppenprogramm

� Antidepressiva und ihre Wirkung

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Die Gruppe "Depression bewältigen"

Inhalte II: Aktivitätsaufbau

� Erhebung des persönlichen Aktivitätsniveaus� Erarbeitung eines auf Eigenaktivität ausgerichteten

Depressionsmodells� Identifizierung depressionsauslösender Stimuli� Identifizierung persönlicher Verstärker /

Erstellen einer eigenen Verstärkerliste� zielgerichtete Planung angenehmer Aktivitäten

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Wochenplan „Aktivitäten und Stimmungen“

Stimmungen von 0 = „sehr schlecht“ über 5 = „durchsc hnittlich“ bis 10 = „sehr gut“

24.00

22.00

20.00

19.00

18.00

17.00

16.00

15.00

14.00

13.00

12.00

11.00

10.00

9.00

8.00

7.00

6.00

SonntagSamstagFreitagDonnerstagMittwochDienstagMontagUhrzeit

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Zusammenhang Stimmungen und Aktivitäten:

Stimmungen � Aktivitäten ???

Aktivitäten � Stimmungen ???

Aktivitäten Stimmungen

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Aktivitätsaufbau:

� persönliche Verstärkerliste erstellen

� Einplanung angenehmer Aktivitäten

� regelmäßiges Abfragen der durchgeführten angenehmen Aktivitäten

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Die Gruppe „Depression bewältigen“Aufzeichnung angenehmer Tätigkeiten und Stimmungswe rte:

… 3087654321Tag

51

2

103

4

155

6

207

8

259

Täglicher S

timm

ungswert

am besten

am schlechtesten

Anzahl angenehm

er Aktivitäten

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Die Gruppe "Depression bewältigen"

Inhalte III: Soziale Kompetenzen

� Was sind soziale Kompetenzen?

� Zusammenhang: Soziale Kompetenzen - Depression

� Auswahl geeigneter Übungsbereiche • Forderungen ablehnen („Nein“ sagen)• die eigene Meinung vertreten• Gespräche beginnen und führen• Kritik üben

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Die Gruppe "Depression bewältigen"

Inhalte IV: Kognitive Umstrukturierung

� Erarbeitung eines kognitiven Emotionsmodells

� Erkennen depressogener, automatischer Gedanken

� Reflexion der depressionsauslösenden Gedanken im sokratischen Dialog (Zuhilfenahme der Gruppe)

� Identifizierung typischer Denkfehler / Grundannahmen

� Erarbeitung alternativer, rationaler Situationsbewertungen

� Reduktion depressiven Grübelns (Gedankenstop, „worry-time“)

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Automatische Gedanken: Schnell ablaufende, reflexhaft auftretende, in der Situation subjektiv plausibel erscheinende Kognitionen, die zwischen auslösendem Ereignis und emotionalem Erleben ablaufen

Kognitive Grundannahmen: für eine Person typische, grundlegende Überzeugungen, Regeln, Werthaltungen, auf deren Basis sie ihre Welt ordnet und strukturiert

Kognitive Grundannahmen

Automatische GedankenAuslösende Ereignisse

Gefühle und Verhalten

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Das ABC der Gedanken und Gefühle:

CCGefühle, Verhalten oder Impulse zu Verhalten

BBAutomatische Gedanken / Bewertungen

AAAuslöser – Situation, Gedanken,…

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Tagesprotokoll negativer Gedanken:

Ergebnis

Gefühle nach den rationaleren Ge-danken angebeneinschätzen von0 – 100

Rationalere GedankenRationale Reaktio-nen auf automa-tische Gedanken aufschreiben. Wie gültig sind diese rationalerenGedanken?

Automatische GedankenAutomatische, negative Gedan-ken angeben, die dem negativen Ge-fühl vorausgingen

Gefühle

Genau angeben(Angst, Wut, etc.), einschätzen von 0 – 100

Situations-beschreibungAktuelle Ereig-nisse, Gedanken, Tagträume usw., die zu unangeneh-men Gefühlen führen,

DatumZeit

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Die Gruppe „Depression bewältigen

Der sokratische Dialog - Prinzipien

� Veränderungen auf kognitiver Ebene nicht durch Überzeugungs-kraft oder Überreden erreichen, sondern durch gelenktes Fragen

� Patienten sollen in die Lage versetzt werden, selbst zu entdecken, dass ihre gewohnte Art zu denken nur eine mögliche Form ist

� der Therapeut formuliert Fragen und Hypothesen, die die Bedeutung, die Schlussfolgerung usw. der Aussage offen legen

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Der sokratische Dialog – Fragemöglichkeiten I

� sammeln von Lösungsmöglichkeiten für ein Problem(„brainstorming“, ohne zensieren)

� abwägen der Vor- und Nachteile der Lösungsmöglichkeiten

� Unterstützung bei der Einschätzung unangepassten Verhaltens („Was gewinnen Sie, was verlieren Sie, wenn …?“)

� Ergründung der inadäquaten Kognitionen die mit unangenehmen Gefühlen verbunden sind („Was macht Sie daran so traurig? Welcher Gedanke macht Sie so wütend?“)

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Der sokratische Dialog – Fragemöglichkeiten II

� Überprüfung der Bedeutung, die der Patient einem bestimmten Ereignis beimisst

� Überprüfung der Kriterien der negativen Selbsteinschätzung auf ihre Angemessenheit „Wie definieren Sie Wertlosigkeit / Unfähigkeit? Welche Eigenschaften müsste ich beobachten, um Wertlosigkeit bei einer anderen Person festzustellen? Was trifft auf Sie zu?“

� Verdeutlichung der Tatsache, dass der Patient bei seinen Schlussfolgerungen eine Auswahl aus negativen Hinweisen trifft

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Der sokratische Dialog – Beispielfragen I

� Wie definieren Sie Versagen? Welche sind Ihre Misserfolge?

� Hat es verschiedene Möglichkeiten des Scheiterns gegeben, d. h. sind Sie in manchen Fällen mehr gescheitert als in anderen?

� Falls Sie in manchen Fällen nur teilweise gescheitert sind, bedeutet dies, dass sie in machen Fällen auch teilweise erfolgreich waren?

� Welche Bereiche gibt es in Ihrem Leben, in denen Sie nicht gescheitert sind oder sogar teilweise Ziele erreicht haben?

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Der sokratische Dialog – Beispielfragen II

� Wenn Sie in bestimmten Bereichen gescheitert sind, bedeutet dies, dass Sie nichts dazulernen könnten?

� Ist ein Mensch, der ein Ziel nicht erreicht, immer ein Versager?

� Sollten Menschen, die Misserfolge haben, von anderen Menschen abgelehnt werden?

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Benennen von kognitiven Fehlern

� unfaire Vergleiche anstellen� mit zweierlei Maß messen� negative Gedanken anderer lesen� übertriebene Verantwortung von sich fordern� perfektionistische Ansprüche stellen � Positives kommt von außen, Negatives habe ich zu

verantworten� Alles-oder-Nichts-Denken� generalisieren / übertriebenes Verallgemeinern

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Techniken zur Unterbrechung depressiven Grübelns:

� „Gedankenstop“� einführen als Experiment� koppeln an Veränderung der Situation

� „Sorgenzeiten“ („worry time“)� zeitlich begrenzen� in der Einzeltherapie vereinbaren� aktives Ende festlegen � nicht vor dem einschlafen!

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Inhalte V: Sport bei DepressionVersuche mit

� Interaktions- / Vertrauensspielen� Entspannung� Fitnesstraining� Klettern

���� Nordic Walking

kombiniert Bewegung mit Ausdauertraining, Aktivität in der Natur und ermöglicht - en passant - miteinander in Kontakt zu treten

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Die Gruppe „Depression bewältigen“

Achtsamkeitsübungen

entstammen meditativen Ansätzenbuddhistischer Prägung

Die Aufmerksamkeit ist:

� im gegenwärtigen Moment� bewusst und absichtsvoll� nicht wertend

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Daten

�Methode:Befragung aller Teilnehmer der Indikativen Gruppe „Depression bewältigen“ mit

� Beck DepressionsinventarVergleich vorher – nachher

� Zufriedenheitsfragebogen:„Welche Themen / Bausteine der indikativen Gruppe wurden als hilfreich empfunden?“

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Daten

�Beck Depressionsinventar BDI:

� Fragebogen zur Selbstauskunft, Erhebung depressiver Symptome im Zeitraum der letzten 7 Tage

� 21 Gruppen von Aussagen, Beurteilung der Symptome der Schwere nach von 0 bis 3

� Werte von 0 bis 63 möglich, wobei - 0 – 11 = keine Depressivität- 12 – 19 = schwache Depressivität- 20 – 26 = mäßige Depressivität- > 26 = starke Depressivität

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Daten

� Ergebnisse Beck Depressionsinventar BDI:

� n = 126 (Patienten, die die Gruppe vollständig durchlaufen haben)

� Mittelwert BDI vorher: 22,5 Punkte (Standardabweichung 11,31)

� Mittelwert BDI nachher: 15,50 Punkte(Standardabweichung 8,43)

� zweiseitiger t-Test für abhängige Stichproben ergibt hochsignifikanten Mittelwertsunterschied (p < 0,01***)

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DatenMittelwerte BDI vorher - nachher

0

5

10

15

20

25

vorher nachher

BDI-Werte

p < 0,01 ***

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Daten

� Vergleich Depressionsgruppe - Kontrollgruppe

� 34 Patienten der Depressionsgruppe, Mittelwerte vorher nachher 20,5 zu 11,76(Standardabweichungen 13,25 und 9,36)

� 29 Patienten ohne depressive Symptomatik, Mittelwerte vorher nachher 7,76 zu 4,1(Standardabweichungen 8,27 und 5,14)

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DatenVergleich Depressionsgruppe - Kontrollgruppe

0

5

10

15

20

25

vorher nachher

Depressionsgruppe

Kontrollgruppe

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Daten

�Zufriedenheitsfragebogen „Welche Themen / Bausteine der indikativen Gruppe wurden als hilfreich empfunden?“

� selbst konstruierter Fragebogen

� abfragen der Bausteine der indikativen Gruppe

� abgeben der Einschätzungen von 1 = „gar nicht hilfreich“ bis 4 = „sehr hilfreich“

� Mittelwerte und Standardabweichungen für alle Bausteine

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Daten

Einschätzungen als hilfreich von 1 bis 4

3,17 3,03 2,84 2,74

0

1

2

3

4

Information Stimmungstagebuch

Verstärkerliste EinführungSelbstsicherheit

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Daten

Einschätzungen als hilfreich von 1 bis 4

2,582,92

2,86 2,97

0

1

2

3

4

SelbstsicherheitÜbungen

KognitivesEmotionsmodell

ABC-Beispiele typischeDenkstile

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Daten

Einschätzungen als hilfreich von 1 bis 4

2,85 2,892,67

3,89

0

1

2

3

4

Gedankenstop Rückfällenvorbeugen

Antidepressiva Gesamtein-schätzung

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Daten – Sport bei Depression

Einschätzungen als hilfreich von 1 bis 4

2,33

2,962,8 2,86

0

1

2

3

4

Interaktionsspiele Klettern Nordic Walking Achtsamkeit

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Daten

� Spannbreite der Einschätzungen:

� Standardabweichungen der Einschätzungen liegen zwischen 0,67 und 0,85

� Standardabweichungen der Einschätzungen zu Achtsamkeitsübungen bei 0,91

� Standardabweichungen der Einschätzungen zu Antidepressiva bei 0,93

� Standardabweichungen der Einschätzungen zu Sport bzw. Nordic Walking bei 1,08 bzw. 1,07

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Diskussion

� Signifikante Reduktion depressiver Symptome bei den Teilnehmern der Indikativen Gruppe „Depression bewältigen“.

� Die Indikative Gruppe wird von den Teilnehmern insgesamt als sehr hilfreich eingeschätzt.

� Als besonders hilfreich eingeschätzt werden Informationsvermittlung und die Selbstbeobachtung von Aktivitäten und Gefühlen.

� Ebenfalls hilfreich eingeschätzt werden die Interventionen zur kognitiven Umstrukturierung.

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Diskussion

� Als eher wenig hilfreich eingeschätzt werden die Interventionen zur Sozialen Kompetenz (zu kurz?).

� Bezüglich „Sport bei Depression“

• zeigt sich eine größere Varianz der Einschätzungen.• wurden Interaktionsspiele oder Fitnesstraining als weniger

hilfreich empfunden.• werden Nordic Walking und Klettern als hilfreicher

empfunden. • erscheint Nordic Walking am besten geeignet

(für alle leicht durchführbar, leicht in den Alltag zu übertragen, Bewegung – Natur – soziale Interaktion)

• sind Achtsamkeitsübungen eine mögliche Alternative

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Diskussion

�Viele offene Fragen:

� Worauf sind die Verbesserungen der Stimmung wirklich zurückzuführen? (diverse Interventionen bei stationärer Behandlung)

� Wie stabil ist die Reduktion depressiver Symptome auch nach der stationären Behandlung?

� Wie ist der Zusammenhang zur Abstinenz? � Übereinstimmung von Selbst- und Fremdeinschätzung? � Allein die Einschätzung als „hilfreich“ ist noch kein echtes Maß

für die Qualität einer Intervention.

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Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie

� zählt zu den am besten untersuchten ambulanten Psychotherapien

� bessere Effekte als Warte-, Placebo- oder unterstützende Bedingungen

� vergleichbare Effekte wie pharmakologische Behandlungen oder andere spezifische Psychotherapien

� senkt die Rezidivrate deutlicher als medikamentöse Behandlung allein

� unter KVT und IPT weniger Abbrecher als bei medikamentöser Behandlung

� bei schweren depressiven Episoden und stationärer Behandlung wird die Kombination empfohlen

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Neue Entwicklungen I: CBASP

„Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy“James P. McCullough Jr.

Ausgangsüberlegungen I:

� ca. 30% der Depressionen bleiben chronisch (> 2 Jahre)

� davon ca. 70% mit frühem Beginn und frühen Traumatisierungen

� unbefriedigendes Ansprechen auf herkömmliche Pharmako- und Psychotherapie

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Ausgangsüberlegungen II:

� Grundannahme: chronisch depressive Patienten sind für Konsequenzen und Feedback der Umgebung nicht erreichbar

� chronisch depressive Patienten denken präoperatorisch (i. S. Piagets):� monologisierendes Sprechen� Egozentrik, wenig Empathie � wenig emotionale Kontrolle unter Stress� kaum Beeinflussung der Denkweise durch Rückmeldung

� CBASP vereint interpersonelle, psychodynamische, kognitive und behaviorale Strategien

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Merkmale von CBASP:

� Ziele: � Probleme in sozialen Beziehungen formal-operatorisch (i. S.

Piagets) lösen

� sich in sozialen Beziehungen empathisch aufgeschlossen verhalten

� Themen der Übertragung m. H. der „Liste prägender Bezugspersonen“ generiert, in der Therapie in Frage gestellt

� Einsatz von Situationsanalysen� Therapeuten werden ermutigt, sich kontrolliert persönlich

einzulassen (disciplined personal involvement)

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Individuelle Fallkonzeptualisierung:

� Liste prägender Beziehungen führt zurÜbertragungshypothese

� wichtige Fragen (z.B.):Hat der Patient jemals jemandem vertraut?Hat sich der Patient jemals geliebt gefühlt?Hat er jemals selbst geliebt?

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Übertragungshypothesen:

� Nähe/ Vertrautheit: „Wenn ich meinem Therapeuten näher komme, dann....“

� Fehler/ Versagen: „ Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann .....“

� Emotionale Bedürftigkeit: „Wenn ich etwas von meinem Therapeuten brauche, dann....“

� Negativer Affekt: „Wenn ich auf meinen Therapeuten ärgerlich bin, dann....“

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Situationsanalyse: Situation:

Ich sagte meinen Mann, dass ich es anstrengend finde mit Tim. Er meinte, seine Mutter habe nie Probleme mit ihm. Ich bin ausgerastet. Er ging raus. Ich weinte.

Interpretation:Ich habe alles falsch gemacht.Er hält immer zu seiner Mutter.

Verhalten :Ich habe ihn angeschrieen.

Tatsächliches Ergebnis :Er ging raus, ich weinte.

Erwünschtes Ergebnis : Ich wollte ihn um Unterstützung bitten.

Erreicht :Nein.

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Situationsanalyse – Lösungsphase:

� Wie haben die einzelnen Interpretationen dazu beigetragen, dass Sie ihr erwünschtes Ergebnis erreichen?

� Wie hätten Sie sich anders verhalten können?

� Was haben Sie mit dieser SA gelernt? (zusammenfassen)

� Wie lässt sich das auf ähnliche Situationen anwenden? (Lerntransfer und Generalisierung)

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Interpersonelle Diskriminationsübungen:

Pro-aktive Gegenüberstellung bei problematischerÜbertragungssituation (“hot spot zone”)

� “Wie hätte Ihr Vater reagiert?”� „Wie habe ich reagiert?“� „Was für Unterschiede …. können Sie sehen?“

(Diskriminationstraining)

� „Was bedeutet das für Sie, wenn ich anders reagiere als…?“

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Disciplined Personal Involvement: „Psychotherapeuten müssen sich in einer bewussten und kontrollierten Art persönlich einbringen, damit der Patient seine destruktive Entwicklungsgeschichte revidieren kann.“

„Der Therapeut ermöglicht, neue interpersonelle Realitäten zu erleben, indem er den Patienten nicht bestraft, wenn dieser Bestrafung erwartet und nicht verlässt, wenn er erwartet, verlassen zu werden.“

Beispiel: Patient: „Ich will nicht mehr leben. Es wäre sowieso besser, wenn ich

nicht mehr da bin.“Therapeut: „Was glauben Sie, wie das für mich wäre, wenn Sie sich

umbringen?“ ….

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Neue Entwicklungen I: CBASP

Wirksamkeit von CBASP:

� Kombination von CBASP und Antidepressiva ist wirksam

� CBASP führt bei früh traumatisierten, chronisch depressiven Patienten zu besseren Ergebnissen als SSRIs

� CBASP (bzw. KVT) resultieren in relativ besseren Effekten als Antidepressiva beim Kriterium des psychosozialen Funktionsniveaus

�CBASP wird durchgeführt und ist überprüft als ambulante Einzeltherapie

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Neue Entwicklungen II: MBCT

Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression(Segal, Williams & Teasdale)

Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression – Ein neuer Ansatz zur Rückfallprävention

� Ausgangspunkt: hohes Rückfallrisiko bei Depressionen

� Überlegung, effektive Therapien fortzusetzen

� analog der Erhaltungstherapie mit Antidepressiva eine Erhaltungsform der Psychotherapie entwickeln

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Neue Entwicklungen II: MBCT

� dysfunktionale Einstellungen scheinen keine Traits zu sein

� Hinweise, dass negative Stimmungen die negativen Denkstile reaktivieren – und so einen Teufelskreis in Gang setzen

� spätere depressive Episoden werden leichter ausgelöst, immer unabhängiger von belastenden Lebensereignissen

� „ruminativer Stil“: Fokussierung auf sich selbst, nachdenken über Ursachen für Probleme

� Kognitive Therapie wirkt vermutlich weniger durch eine inhaltliche Veränderung dysfunktionaler Einstellungen, als eher durch das „Dezentrieren“(Gedanken als Gedanken betrachten, nicht als Abbild der Realität)

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Neue Entwicklungen II: MBCT

„„Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein: bewusst, im Augenblick, ohne zu bewerten.zu sein: bewusst, im Augenblick, ohne zu bewerten.““

(Jon Kabat-Zinn)

� Achtsamkeit ist eine Grundhaltung – keine Technik!

� sanft und freundlich gegenüber allen Erfahrungen sein(willkommen, sich öffnen, zulassen)

� Erfahrungen nicht gleich beheben wollen, nicht dagegen ankämpfen

� seine Wahrnehmung von Gedanken und Gefühlen und die Beziehung zu ihnen ändern.

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Neue Entwicklungen II: MBCT

� Gruppenprogramm mit acht Sitzungen à zwei Stunden� kombiniert Achtsamkeitsübungen mit kognitiven Techniken� verlangt tägliche Hausaufgaben� erwartet auch von den Kursleitern regelmäßige Praxis der

Achtsamkeit

� Kernziel: Teilnehmer sollen eine andere Beziehung zu ihren Gedanken und Gefühlen entwickeln

� unerwünschte Gefühle und Gedanken anerkennen, achtsam annehmen und nicht die automatischen Programme ablaufen lassen (die ein bestehendes Problem eher aufrechterhalten)

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Neue Entwicklungen II: MBCT

Mögliche Achtsamkeitsübungen:

� Rosinenübung

� achtsam atmen

� achtsam gehen

� Body-Scan

� Sitzmeditation

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Neue Entwicklungen II: MBCT

Wirksamkeit:

MBCT reduziert das Rückfallrisiko für Patienten, die bereits mehr als zwei depressive Episoden in der Vorgeschichte hatten(Vergleich mit „treatment as usual“ = Antidepressiva)

(kein Unterschied bei Patienten mit 1-2 Episoden in der Vorgeschichte)

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