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Franz Bach Architekt und Unternehmer

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Franz Bach

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Mit dem 100-jährigen Jubiläum derMönckebergstraße in der Freien undHansestadt Hamburg wurde der Öf-fentlichkeit zuletzt im Jahr 2009 insGedächtnis gerufen, wer die Erbauerder großen Kontorhäuser in dieserbemerkenswerten Geschäftsstraße ge-wesen sind. Franz Bach hat ihre Ar-chitektur maßgeblich geprägt. Darü-ber hinaus war er an verschiedenenanderen Orten der Stadt als Baumeis-ter tätig.

Die vorliegende Biographie, die ersteüber Franz Bach, zeichnet das außer-gewöhnliche Leben dieses Mannesnach: Sein Talent, seine Architekturund sein Unternehmergeist werdenebenso beleuchtet wie sein sozialesund kulturelles Engagement als Ham-burger Bürger, der zwei Künstlern –Heinrich Heine und Gottfried Sem-per – eine Gedenkstätte errichteteund 1907 zu den Begründern derHamburgischen WissenschaftlichenStiftung gehörte.Franz Bachs Lebensgeschichte istzugleich ein spannender Streifzugdurch die Hamburger Architekturge-schichte im wilhelminischen Kaiser-reich.

Aus der Reihe „Mäzene für Wissen-schaft“ sind bisher erschienen:

Band 1Die Begründer der HamburgischenWissenschaftlichen Stiftung

Band 2Sophie Christine und Carl HeinrichLaeisz. Eine biographische Annähe-rung an die Zeiten und Themenihres Lebens

Band 3Eduard Lorenz Lorenz-Meyer. Ein Hamburger Kaufmann undKünstler

Band 4Hermann Franz Matthias Mutzen-becher. Ein Hamburger Versiche-rungsunternehmer

Band 5Die Brüder Augustus Friedrich und Gustav Adolph Vorwerk. Zwei Hamburger Kaufleute

Band 6Albert Ballin

Band 7Ernst Friedrich Sieveking. Erster Präsident des HanseatischenOberlandesgerichts

Band 8Franz Bach. Architekt undUnternehmer

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Franz Bach

Architekt und Unternehmer

von Carmen Krause

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Gefördert von der Familie Bach

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor103 Jahren die Gründung der Hamburgischen WissenschaftlichenStiftung ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass dieStiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann.

Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 3

1. Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4

2. Der Familien- und Firmengründer Georg Friedrich Vorwerk . . S. 6

3. Zur Kindheit und Jugend der Vorwerk-Brüder . . . . . . . . . . . . S. 15

4. Eine Reise von Augustus Friedrich nach Nordamerika und Kuba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 23

5. Die Firmen in Chile und Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 28

6. Friedrich, Adolph und deren Ehefrauen in den Erinnerungen dreier Enkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 44

7. „Villa Josepha“ und „Haupthaus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 54

8. Gustav Adolph als Bau- und Gartengestalter . . . . . . . . . . . . . S. 60

9. Entwicklungen nach dem Tod der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . S. 67

10. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 70

11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 72

12. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 74

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4Vorwort Mathias Bach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 5Grußwort des Oberbaudirektors der Freien und Hansestadt Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 61. Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 82. Vom Typus des alten Hamburger Kaufmannshauses zum Hamburgischen Kontorhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 103. Franz Bachs erste Jahre in Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 134. Eine Großstadt-Straße entsteht – die Mönckebergstraße . . . . S. 265. Ein Denkmal für Gottfried Semper – das Semperhaus . . . . . . S. 316. Die Spitalerstraße – keine Heimat für Heinrich Heine . . . . . S. 397. Franz Bachs Wirken bei der Gestaltung der Mönckebergstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 508. Material und Stil – Jugendstil, Heimatschutzbewegung & Reformarchitektur . . . . . . . . . . . . . S. 629. Franz Bach in den 1920er und 1930er Jahren . . . . . . . . . . . . . S. 6710. Franz Bach als sozial engagierter Bürger und Privatmann . . . S. 7111. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 7412. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 7713. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 80

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Vorwort des Herausgebers

Im Jahr 2007 feierte die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende achte Band ist Teil der zu diesem An-lass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissenschaft“. In ihrwird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterper-sönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbarenGefühl den Personen gegenüber, die vor mehr als 100 Jahren den Muthatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zugründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpftdamit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen

sich hieran ein Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

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Als Architekt und Unternehmer verkörperte Franz Bach das, was als typisch hanseatisch gilt: Aufgeschlossenheit, Geschäftssinn und innovativesDenken. Dies manifestierte sich vor allem in seinem Wirken bei der

Gestaltung der Mönckebergstraße vor rund 100 Jahren.

Auf besondere Weise kombinierte Franz Bach pragmatische Talente wieUnternehmergeist mit schöngeistigen Vorlieben. Mit der Aufstellung derDenkmäler für Heinrich Heine und Gottfried Semper errichtete er zweiKosmopoliten im Herzen Hamburgs eine Gedenkstätte, und das in einerZeit, in der Militarismus und Säbelrasseln zum guten Ton gehörten. Auchfür die Wissenschaften, die in der Hansestadt keinen leichten Stand hat-ten, engagierte er sich als einer der Begründer der Hamburgischen Wissen-

schaftlichen Stiftung.

Bereits Max Bach, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg um den Wieder-aufbau der beschädigten Kontorhäuser seines Vaters kümmerte, hatte den

Wunsch, das Andenken an diesen schriftlich zu bewahren.

Insofern freut es mich, dass jetzt in der Reihe „Mäzene für Wissenschaft“die erste Biographie über Franz Bach überhaupt erschienen ist und dieHamburgische Wissenschaftliche Stiftung damit eine weitere Persönlich-

keit aus ihrer langen Stiftungsgeschichte würdigt.

Mathias Bach

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Vorwort Mathias Bach

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Mit Franz Bach richtet die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung denBlick auf eine ihrer Gründungspersönlichkeiten, die sich nicht nur unver-rückbar in das Hamburger Stadtbild eingeschrieben hat, sondern gleicher-maßen durch ihren kaufmännischen, aufgeklärten und unabhängigenGeist besticht. Das hat er mit der Förderung wissenschaftlicher und sozia-ler Projekte in Hamburg, seinem Geburtsort Langendorf und im Umfeldseines Jagdgutes Grambek bei Mölln unterstrichen. Noch mehr aber mitder Würdigung des in Hamburg geborenen und doch verschmähten, dafürim Europa des 19. Jahrhunderts umso mehr geachteten Gottfried Semper,dem er mit dem Semperhaus an der Spitalerstraße ein ungewöhnlichesDenkmal schuf. Später stellte er seine künstlerische und politische Unab-hängigkeit mit der Aufstellung des im Besitz von Julius Campe befindli-chen Heinrich-Heine-Denkmals im öffentlich zugänglichen Ehrenhof desBarkhofes unter Beweis, was in der spätwilhelminischen und HeinrichHeine nicht gerade gewogenen Zeit von Mut und Entschlossenheit zeugt.

Hamburg verdankt ihm aber vor allem sein maßgebliches Mitwirken beimBau der Mönckebergstaße. Kein anderer hat die Chancen des Straßen-durchbruchs zwischen Rathaus und Hauptbahnhof so frühzeitig erkanntund das Erscheinungsbild als Architekt und Bauherr so entscheidend be-einflusst wie Franz Bach. Das Südsee-Haus, das Levantehaus, der Bark-hof, der Hansehof, das Warenhaus Karstadt, der Domhof und das Com-meter-Haus gehen auf ihn zurück. Ursprünglich zählte noch das HausRoland dazu, dass in den sechziger Jahren für einen Neubau von C&A ab-gebrochen wurde. Er war an diesen Projekten in unterschiedlichen Rollenbeteiligt, als beauftragter Architekt, als eigener Bauherr und Architekt undals Kopf von Bauherrenkonsortien, häufig unter Beteiligung von anderenArchitekten für die äußere Gestaltung der Kontorhäuser. Die Vereinigungdieser unterschiedlichen Fähigkeiten als Gestalter, Entwickler und Finan-zier in der Persönlichkeit von Franz Bach ist die vielleicht bemerkenswer-teste Eigenschaft, die ihn auszeichnet. Sie stößt in der Kaufmannstadt aufAnerkennung, hat auch bis heute immer wieder Nachahmer gefunden und

Grußwort des Oberbaudirektors der Freien und Hansestadt Hamburg

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durch die Förderung jüngerer Talente viel Gutes bewirkt. Nicht zuletztspricht sie das hochaktuelle Thema der Berufsehre der einzelnen Professio-nen - insbesondere der Architekten - an, die Grenzgängern häufig mit Skep-sis begegnet. Der Blick zurück hilft da, die Gegenwart mit größerer Ge-

lasenheit zu betrachten.

Der Architekt Franz Bach steht für die Übergangsperiode vom Späthisto-rismus zur Reformarchitektur im beginnenden 20. Jahrhundert. Er warkein künstlerischer Pionier – das verhinderte wohl nicht zuletzt sein Kauf-mannsgeist und Pragmatismus –, dafür aber offen für neue Strömungen,die er selbst oder durch die Beteiligung jüngerer Architekten wie Carl Gus-tav Bensel und später seinem Sohn Max schnell aufzunehmen wusste. Wennsich die Frage auf etwas stilübergreifend charakteristisches in seinem Wir-ken richtet, dann wären wohl die sehr funktionalen und flexiblen Grund-risse zu nennen, mit denen er die Kontorhausarchitektur nach dem Do-venhof von Martin Haller und vor dem Chilehaus von Fritz Höger aufeine neue Stufe hob, und sein ausgesprochener Sinn für ein repräsentativesErscheinungsbild der Gebäude. Damit hat er nicht nur durch seine Bau-ten an der Mönckebergstraße, sondern auch durch das Semperhaus, dasGutruf-Haus und viele andere mehr Hamburg etwas von jenem Groß-stadtflair gegeben, das zu einem wesentlichen Teil der Identifikation und

dem Stolz der Bürger auf ihre Stadt geworden ist.

Jörn Walter

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Jörn Walter

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Prolog

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Portrait von Franz Bach im Alter von ca. 70 Jahren

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Zu seinem siebzigsten Geburtstag am 3.Juni 1935 erhielt Franz Albert Bach in einemBrief des Senates der Freien und Hansestadtfolgende Glückwünsche: ···································································„Es ist dem Senat ein Bedürfnis, bei dieserGelegenheit Ihnen für die vielfältigen Ver-dienste, die Sie sich um die Architektur undum das Stadtbild Hamburgs erworben ha-ben, zu danken. Insbesondere wird die Ent-wicklung des modernen Kontorhauses inHamburg und vor allem die Entstehung derMönckebergstraße als der repräsentativstenGeschäftsstraße Hamburgs immer mit Ih-rem Namen verbunden bleiben. Dankbargedenkt der Senat auch Ihrer Mitarbeit beider Begründung der Hamburgischen Uni-versität und bei zahlreichen sozialen Ein-richtungen.“1

···································································Beim Besuch der großen Geschäftsstraßenin der Hamburger City fallen dem Betrach-ter die großen Geschäftshäuser ins Auge, diedas Bild dieser Stadt prägen und uns heutebei einem Spaziergang selbstverständlich

und modern vorkommen. Es sind überwie-gend Kontorhäuser, die insbesondere in derMönckebergstraße beeindrucken, dort, wodie Straße so breit angelegt ist, dass ein gün-stiger Blick auf gegenüberliegende Fassadenmöglich ist. Nicht jedem Bürger und Ham-burg-Besucher ist bekannt, wer die Archi-tekten dieser Kontorhäuser gewesen sind.Ein großer Teil der Bauwerke in der Mön-ckebergstraße ist von Franz Bach erschaffenworden in einer Zeit, in der viele Bereicheder Hamburger Innenstadt in ihren Grund-strukturen so gestaltet wurden, wie wir sieheute kennen. Der Zeitpunkt liegt knapp100 Jahre zurück. Damals kulminierten be-stimmte politische und wirtschaftliche Ent-wicklungen in der Freien und HansestadtHamburg, wie noch zu sehen sein wird. FürFranz Bach, der nie eine akademische Aus-bildung als Architekt genossen hatte, jedochein besonderes Gespür für derartige Ent-wicklungen besaß, war es die richtige Zeit,seine Vorstellungen von Kontorhausarchi-tektur als Baumeister umzusetzen.

··············································································································································1 Privatbesitz.··············································································································································

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Die Hamburger Kaufleute unterhielten fürdie Abwicklung ihrer Geschäfte über dieJahrhunderte Gebäude, die den Anforde-rungen der Zeit und dem Gegenstand ihrerArbeit angepasst waren. Bis in das 19. Jahr-hundert war dies das Hamburger Kauf-mannshaus, in dem alle Wohn-, Lager- undArbeitsbereiche der Kaufleute auf einemGrundstück zusammengefasst waren. In sei-ner Grundform bestand der Typus des Kauf-mannshauses aus drei Grundstücksberei-chen: dem Vorderhaus mit dem Zugang zurStraße, dem Mitteltrakt samt Hof sowiedem Speicher, der in der Regel an eine Was-serstrasse grenzte. Zum Eingang hin wareine geräumige Diele angelegt, die sich bisin das zweite Stockwerk erstreckte. Im Erd-geschoss befand sich das Kontor,2 welchesdem Kaufmann dazu diente, alle ein- undausgehenden Waren zu kontrollieren. Demgegenüber war in der Regel das Zibürken ge-legen, ein kastenartiges Stübchen für den„Einhüter“, der dort außerhalb der Ge-schäftszeiten eine Art Pförtnerrolle über-nahm. Die Diele bot zudem Platz für Fäs-ser, Kisten und Ballen. Auch die Unterbrin-gung einer Kutsche war hier durchausüblich. Die oberen Stockwerke des Vorder-hauses waren in Wohn-, Schlaf- und Prunk-zimmer unterteilt. Von der Diele aus ge-langte der Kaufmann in den schmalen lan-gen Hof. Parallel zum Hof stand das

Mittelhaus, dessen Erdgeschoss als Warenla-ger diente. Auch hier waren in den oberenStockwerken Schlaf- und Kinderzimmer so-wie Fremdenzimmer und Schlafräume fürdas Personal untergebracht. Der Keller botPlatz für die Küche, Wirtschafträume undfür den Wein. Der Speicher war hinter demgenannten Mitteltrakt an der Wasserseitegelegen. So konnten die Waren über dieFleete transportiert und auf direktem Wegzu den Speichern verbracht werden.3···································································Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat eineneue Entwicklung in der Nutzung des altenHamburger Kaufmannshauses ein, die dazuführte, dass zunächst der Warenbetrieb ausdem Vorderhaus ausgelagert wurde.4 Durchdie Trennung von Speicher und Kontor er-gab es sich, dass der Kaufmann seinen Spei-cher an der ursprünglichen Stelle beließ undein Etagenhaus mit Kontor und Wohnbe-reich in einem anderen Stadtteil bezog. Diewohlhabenderen Kaufleute entwickeltenüberdies zunehmend das Bedürfnis, dieSommerzeit außerhalb der Stadt auf ihremLandsitz zu verbringen.5···································································Die Idee zum ersten Kontorhaus, „welchesausschließlich zu dem Zweck erbaut wurde,vermietbare Kontore und Musterlager zuschaffen“,6 wurde schließlich zu einem Zeit-punkt geboren, als der Stadtstaat Hamburg

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Vom Typus des alten Hamburger Kaufmannshauseszum Hamburgischen Kontorhaus

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1881 auf dem Wege war, in die Zollgrenzendes Deutschen Reiches eingegliedert zu wer-den. Als Kompromiss ging aus den langwie-rigen Verhandlungen zwischen Bürgermeis-ter Johannes Versmann und Otto Fürst vonBismarck der Freihafen hervor, in dem keineZölle erhoben wurden. Die Speicherstadtentstand dort als direkter Umschlagplatz al-ler Waren und wurde 1888 von Kaiser Wil-helm II. eingeweiht.7···································································In dieser neuen Situation hatten die Kauf-leute verständlicherweise großes Interessedaran, ihre Geschäfte in der Nähe ihrer La-gerhäuser im Freihafen zu führen. HeinrichFreiherr von Ohlendorff setzte diese Idee alserster um, indem er, inspiriert von Londo-ner Geschäftshäusern, zusammen mit demArchitekten Martin Haller von 1885 bis 1886den Dovenhof errichtete.8 Der Dovenhofwurde aufgrund seiner Konstruktionsweise,der Einrichtungen sowie durch die Art derVermietung wegweisend für die Entwick-lung des Kontorhauses. ···································································Die Mietsummen wurden nun nach einemEinheitssatz per Quadratmeter Nutzflächebemessen und nicht mehr nach der unge-fähren Größe der Räume und der Lage desGrundstücks.9 Die Einteilung der Ge-schosse wurde in diesem Fall schon währenddes Bauvorgangs vorgenommen.10 Die ar-chitektonische Ausprägung wie der Grund-risstyp oder die freie Einteilbarkeit der Ge-schosse erfolgte erst später. Auch die aus-schließliche Nutzung durch Kontore ohneWohnungen etablierte sich erst um die Jahr-hundertwende.11 Um 1900 setzte sich dasKontorhaus mit all seinen Vorteilen imZuge der Altstadtsanierung durch. Mit demAbriss alter Bausubstanz wurden große Flä-chen für die Errichtung der Kontorhäuser

geschaffen, die auch Banken und Kaufhäu-ser beherbergten. Somit wurde aus der In-nenstadt eine Geschäftsstadt. ···································································Da das Kontorhaus als Mietobjekt vielenverschiedenen Parteien für die Einrichtungihrer Büroräume dienen sollte, galt hier diefreie Einteilung der Räume als wesentlichesMerkmal. Dies wurde dadurch ermöglicht,dass das Maß an tragenden Wänden beson-ders reduziert war. Die tragende Last wurdemithin konsequent auf die Fassaden des Ge-bäudes verlagert und die Funktion des Hau-ses wurde so an der Fassade sichtbar. Es ent-stand ein wechselnder Rhythmus ausStützpfeilern und Fenstern. Die Ummante-lung der Stützpfeiler aus Eisen war ausbrandschutztechnischen Gründen vorge-schrieben und wurde in Sandstein, Mu-schelkalk, Granit oder Verblendziegeln aus-geführt.12 Die Fassade war meist in Sand-stein oder Backstein gearbeitet, so wie es inder Architektur Franz Bachs zu sehen ist.

Der Dovenhof (um 1890)

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Den Bedürfnissen der Mieter wurde in jed-weder Hinsicht Rechnung getragen und sokonnte das Kontorhaus mit vielerlei moder-nen Einrichtungen wie Aufzügen, Zentral-heizung, Toiletten- und Waschräumen,elektrischem Licht sowie mit Entsorgungs-schächten aufwarten.13 Dennoch warenStützen dort notwendig, wo die genann-ten Einrichtungen inkl. Treppenhäuser imGrundriss vorgesehen waren; schließlichmusste der Deckenkonstruktion Halt gege-ben werden. Um 1900 wurden in der Regelsowohl Hohlsteindecken als auch Eisenbe-tondecken eingebaut. Die Architekten integ-rierten Eisenbetonkonstruktionen auch in

die Dächer, die überwiegend mit Kupferoder Ziegel gedeckt waren.14 Bei der Innen-ausstattung galt es, „Helligkeit, winkelloseSchlichtheit der Raumgestaltung, Wider-standsfähigkeit der Bausstoffe und leichteBewirtschaftung, d. h. vor allem leichteReinhaltung“,15 zu beachten. Danach wähl-te der Architekt wie z. B. beim Dovenhofgroße, in drei Flächen aufgeteilte Fenster.16

Diese Ausführung war jedoch nur möglich,sofern die Räumlichkeiten in ihrer endgül-tigen Aufteilung schon bei der Errichtungdes Gebäudes bekannt waren. In anderenFällen waren die Fenster schmaler angelegtund ihre Anzahl erhöht.17

··············································································································································2 Das Wort „Comptoir“ bezeichnet im Französischen den Begriff des Ladentisches.3 Vgl. Melhop, Bauweise, S. 286 ff.4 Vgl. ebd., S. 301 f.5 Vgl. AIV, Kontorhaus, S. 2.6 Vgl. ebd., S. 3.7 Vgl. Plagemann, Kunstgeschichte, S. 236. Die Speicherstadt entstand, beeinflusst von der Hannoverschen Bau-schule, in der Zeit von 1883‒1912 unter städteplanerischer und architektonischer Leitung von Andreas Meyer, wel-cher von 1872‒1901 Leiter des Ingenieurbauwesens in Hamburg war. Vgl. Dehio, Handbuch, S. 43 f. sowie Hipp,Backsteinbau, 34.8 Vgl. Plagemann, Kunstgeschichte, S. 236.9 Vgl. AIV, Kontorhaus, S. 3. 10 Vgl. Meyer-Veden; Hipp, Kontorhäuser, S. 12.11 Vgl. AIV, Kontorhaus, S. 3.12 Vgl. ebd., S. 7.13 Vgl. ebd., S. 10 f.14 Vgl. ebd., S. 6 ff.15 Ebd., S. 9.16 Die Fensterrahmung bestand aus Eisen sowie Messingfalzen. Vgl. ebd., S. 5.17 Vgl. ebd., S. 6.··············································································································································

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Franz Bachs erste Jahre in Hamburg

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Als Franz Bach im Jahr 1885 nach Hamburgkam, herrschte in der Stadt infolge des grün-derzeitlichen Booms sowie des Aufschwungsdurch den zollfreien Handel und die Schiff-bau- und Maschinenindustrie eine regeBautätigkeit.18 Sein ursprüngliches Vorha-ben, von hier aus mit seiner Lebensgefähr-tin Emilie Laura und seinem Sohn Maxnach Amerika auszuwandern, sollte sichnicht erfüllen.···································································Franz Bach entstammte einer Bauernfami-lie aus dem thüringischen Langendorf beiWeißenfels, wo er am 3. Juni 1865 geborenwurde, und inmitten zahlreicher Geschwis-ter aufwuchs.19 Seine musikalische Bega-bung äußerte sich im kirchlichen Orgelspielund es boten sich für den jungen Mannnicht wenige Gelegenheiten, den Küsterhierbei zu vertreten. Eine Anstellung alsLehrer-Kantor in der Dorfkirche wäre ihmmöglicherweise beschieden gewesen. Indesfiel die Entscheidung für seinen beruflichenWerdegang zugunsten des Handwerks aus.Franz absolvierte bei einem Maurer, der denEltern bekannt war, in Weißenfels eineLehre. Im Anschluss besuchte er als Stipen-diat in Leipzig die Baugewerkschule.20 DieseAusbildung war die Grundlage für seinenWerdegang als Architekt.···································································Zunächst verdiente sich Franz Bach in

Hamburg seinen Unterhalt mit der Reno-vierung von Wohnungen. Später war es ihmmöglich, baufällige Wohnungen, z. B. amSteindamm, käuflich zu erwerben und diesenach der Sanierung alsbald zu veräußern.21

Anfang der 1890er Jahre baute er Mietshäu-ser, Villen und Einfamilienhäuser in denStadtteilen Eilbek und Hohenfelde.22 Be-reits ab 1894 konnte Bach die ersten Kontor-häuser in der Kaiser-Wilhelm-Straße ver-wirklichen. Die Häuserblocks Nr. 17–21 ausdem Jahr 1894 – hier waren Franz Bach undFerdinand Schleiß Besitzer des Geschäft-hauses – sowie Nr. 34–37, ein Jahr später fürJ. C. Schulz errichtet, existieren nicht mehr.23

1899 bis 1900 erbaute Bach für sich undSchleiß hier fünf weitere Kontorhäuser (Nr.62–86). 1901 folgte in der Kaiser-Wilhelm-Straße Nr. 110 noch ein Bau im Auftrag vonSchleiß. ···································································Es handelt sich bei den genannten Häusernum Gebäude, die maximal über vier Stock-werke verfügten. Sie enthielten Sanitärein-richtungen, Kontore, deren Einteilbarkeitbereits vom Architekten angelegt wordenwar, Ofenbeheizung und teilweise einfacheAufzüge. Die Erdgeschosse beherbergtenLäden, die durch große Rundbogenfensterkenntlich gemacht waren. Die Fassadenzeigten zurückhaltende Gliederungen mitgroßen quadratischen und rundbogigen

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Fenstern und historisierender Ornamentik,aber auch auffällige Vor- und Rücksprüngemit neobarocken Formen und Ornamen-ten.24

···································································Neben dem erstgeborenen Sohn Max wa-ren dem Ehepaar Bach25 im Laufe der Jahredrei weitere Kinder beschert: Emilie Eleo-nore Gertrud, Franz Albert Gottfried undJohannes Carl Rudolf. Der künstlerisch sehrbegabte Max unterstützte nach seiner akade-mischen Ausbildung Franz Bach bei dessenBauprojekten als Architekt, insbesonderebei privaten Bauten. Max Bach gründetemit seinem Partner Fritz Wischer26 ein eige-nes Architekturbüro und setzte zahlreicheeigene Bauvorhaben um.27

···································································In späteren Jahren – von 1943 bis zu seinem

Tod 1946 – machte sich Max Bach vor allemden behelfsmäßigen Wiederaufbau derdurch den Zweiten Weltkrieg stark beschä-digten Bachschen Kontorhäuser in derMönckebergstraße zur Aufgabe. Für alleweiteren Umbauten der Kontorhäuser, dieim Besitz der Familie blieben, war der jüng-ste Sohn Rudolf Bach verantwortlich.···································································Als 16-jähriger zeichnete Max für seinenVater ein Ex-Libris, das einige wichtigeKomponenten im Leben von Franz Bach il-lustriert, wie beispielsweise die Berufsbe-zeichnung „Architekt“ nebst einem Villen-grundriss im unteren Teil der Zeichnung,von Musikinstrumenten flankiert. Im Mit-telteil ist das Wappen der Freien und Han-sestadt Hamburg zu sehen. Rechts nebendem Hamburg Wappen sind deutlich Win-kelmaß und Zirkel, die Insignien der Frei-maurer zu erkennen. Franz Bach war seit1897 Freimaurer in der Loge „Zu den dreiRosen“ und erlangte 1898 den Meister-grad.28

···································································Die Freimaurerei29 entwickelte sich im 18.Jahrhundert auch in Hamburg unter demEinfluss der Aufklärung. Sie „bezweckt in ei-ner zumeist den Gebräuchen der zu Bauhüt-ten vereinigten Werkmaurer entlehntenForm die sittliche Veredelung des Menschenund menschliche Glückseligkeit überhauptzu befördern“.30 Der Zirkel, wie im Ex-Lib-ris zu sehen, steht symbolhaft für Mensch-lichkeit und Menschenliebe, das Winkel-maß für Redlichkeit und Gewissenhaftig-keit in den menschlichen Handlungen.31 InHamburg, wo sich die aufklärerischen Ge-danken nicht nur auf literarisch-wissen-schaftlicher Ebene äußerten, sondern auchin humanitärer und gemeinnütziger Arbeit,wurde die erste deutsche Freimaurerloge

Fritz Wischer (1936)

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Ex-Libris von Max Bach für Franz Bach (1901)

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Portrait von Franz Bach im Alter ca. 50 Jahren

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1737 gegründet.32 Zahlreiche HamburgerPersönlichkeiten des öffentlichen Lebenswie Künstler, Kaufleute und Politiker gehör-ten den Freimaurern an. Franz Bach war ei-ner von ihnen und es ist nicht auszuschlie-ßen, dass diese Verbindung zwischen denLogenbrüdern auch für ihre geschäftlichenAktivitäten von Nutzen war.···································································Ab 1903 verlagerte Bach seine Bauaktivität,noch vor Baubeginn der Mönckebergstraße1908,33 in Richtung des neu geplantenHauptbahnhofs, der 1906 vollendet wur-de.34 Am Glockengießerwall Nr. 1/Ecke Spi-talerstraße baute er 1903/1904 die Kloster-burg. Den Erfolg im Blick agierte er nicht

ohne Risiko. Gleich drei Häuser schuf derArchitekt innerhalb kurzer Zeit in der Nähedes Glockengießerwalls. Der Klosterburgfolgte ein Jahr später in der FerdinandstraßeNr. 29–33/Raboisen Nr. 32–36 das Kontor-haus Friedrichshof und in Raboisen Nr. 5das Brügge-Haus, das später den NamenEimbcke-Haus erhielt. Der Friedrichshoffungierte als Mietobjekt für Kaufleute imSinne eines Kontorhauses und war äußerlichdem Jugendstil verpflichtet. ···································································Der sechsgeschossige Korpus ist zur Ferdi-nandstraße hin mit seinen fünf Achsen sym-metrisch und der Eingang mit geteiltenFenstern bis zum Hochparterre breit ange-legt. Jugendstilköpfe als Schlusssteinverlän-gerung der Fensterbögen unterstreichen diegroßzügige Aufteilung der Fassade. Weitere

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Ansicht des Kontorhauses Friedrichshof in der Ferdinandstraße – Deckblatt der Broschüre

Kontorhaus Friedrichshof G.m.b.H. (1904)

Deckblatt der Geschäftsmappe Franz Bachs (1905)

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Die Klosterburg und das Grand Café in der Klosterburg (um 1905)

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Der Alsenhof (um 1905)

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Jugendstil-Ornamente in den oberen Ge-schossen führen fort, was unten beginnt.Gekrönt wird die Fassade durch zwei seitli-che turmaufragende, rundliche und schließ-lich spitz zulaufende Dachgauben, die demGanzen einen würdigen Rahmen geben.Der Friedrichshof war als „vornehmes“ Kon-torhaus ausgewiesen, das über eine moderneAusstattung verfügte, darunter Paternoster-und Lastenaufzüge, Zentralheizung undmoderne Toilettenanlagen, die für Damenund Herren getrennt zu benutzen waren.35

···································································1905 erwarb Bach das Grundstück in derSpitalerstraße Nr. 10–12/Lilienstraße Nr. 7und begann ein in seiner Größe alle ande-ren Kontorhäuser überragendes Bauvorha-ben: das Semperhaus.···································································Hatte Bach seine Arbeiten in den Jahrenvor 1904 von der Kaiser-Wilhelm-Straße Nr.86 aus geleitet,36 so war die Klosterburg nunseine Architekturschmiede, wo er seinenAngestellten Aufträge erteilte und die Ge-schäfte führte. Von hier aus war es nur einKatzensprung zu den großen Kontorhäu-sern, die bald noch kommen sollten. Auf sei-ner Geschäftsmappe, die eine weibliche lor-beerbekrönte Jungendstilfigur und die St.Michaeliskirche im Hintergrund ziert, istseine offizielle Firmierung als „Architekt“ zulesen. ···································································Die Klosterburg, mit deren BezeichnungBach auf den ehemaligen Neubau des Ma-ria-Magdalenen-Klosters an dieser Stelle Be-zug nahm, ist ein symmetrischer Bau mit ei-ner Jugendstilfassade. Im Erdgeschoss gab esein Café und Restaurant, die oberen Stock-werke waren vermietbare Kontorräume undbeherbergten das erwähnte ArchitekturbüroBachs.37

···································································Ein Kontorhaus, das Bach zeitgleich mitder Klosterburg weit entfernt vom Glocken-gießerwall schuf, sticht unter seinen übrigenKontorhäusern in diesen Jahren besondershervor. Der Alsenhof am Graskeller Nr. 1/Rödingsmarkt/Heiligengeistkirchhof wurdeim Auftrag der Gebrüder Bock von 1903 bis1904 gebaut. An seiner exponierten Lagewurde dieser Bau durch drei Straßen samtFleet begrenzt.38 Alle Fronten waren fastsymmetrisch angelegt und zeigten rings-herum breite Fenster. Erdgeschoss undHochparterre waren der Nutzung durch Lä-den vorbehalten – das Restaurant Bauer warhier ebenfalls eingerichtet. Die oberenStockwerke boten frei einteilbare Kontor-räume inkl. moderner technischer Einrich-tungen, wie sie in der Bachschen Kontor-hausarchitektur bereits üblich waren. DerFassadenschmuck war ebenso wie beimFriedrichshof und der Klosterburg im Ju-gendstil gehalten. Blattornamente ranktenin den Bogenzwickeln und Feldern oberhalbder drei zentralen Fensterbögen. WeiblicheMasken zierten verschiedene Kapitelle undBögen. Die Erker und die großen ge-schwungenen Türme verliehen dem Baueine imposante Plastizität. In seiner Lagemit den ihn umgebenden Straßenfluchtenund Plätzen wirkte der heute nicht mehr er-haltene Alsenhof beinahe wie ein Solitär.Aus verschiedenen Richtungen war diesesKontorhaus ein Point de vue und damit einesehr wirksame Werbefläche, wie z. B. für die„Victoria Versicherung“.39

···································································In dieser Zeit realisierte Franz Bach auchprivate Bauprojekte: 1905 stellte er dasWohnhaus seines Bruders Gustav in Lan-gendorf fertig – einen villenartigen Bau ausBackstein, der mit seiner schmuckvollen

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Wohnhaus von Gustav Bach – Fassade und Hofansicht (2007)

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Jagdhaus von Franz Bach – Zeichnung der West- und Südansicht von Eduard Theil (1905)

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Fachwerkfläche unterhalb des Giebels Be-zug auf die ländliche Umgebung nimmt. ···································································Im selben Jahr begann Bach mit dem Bauseines Jagdhauses in Grambek bei Mölln. Ererweiterte das Jagdgut kontinuierlich, legteSchonungen sowie einen Wald an und ge-staltete so einen Ort, an dem er seiner Lei-denschaft als Jäger nachgehen konnte.40

Grambek war zugleich ein Ruhepol, an demder überaus tätige Architekt und Unterneh-mer seine Familie und Freunde regelmäßigzusammenführte. Was der junge Franz inseiner Jugend in Langendorf bei den heimi-

schen Jagdausflügen gelernt hatte, führte erim Norden auf seinem eigenen Jagdgut fort.Freunde und Geschäftspartner wurden zurJagd nach Grambek geladen. ···································································Für seinen Freund Ernst Bock entwarf er indieser Zeit das Gutshaus Rosenthal in derNähe der Stadt Wismar. Es handelt sich umein großzügiges, repräsentatives Wohnhausim Jugendstil. Der verputzte Backsteinbauverfügt über Giebel und Gauben in Fach-werk sowie über einen Eckturm mit Zwie-belhaube.···································································

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Gutshaus Rosenthal (2009)

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Die Errichtung der zahlreichen Kontor-häuser in der Spitalerstraße sowie in derMönckebergstraße wurde erst durch eineUmstrukturierung in der damaligen Stadt-planung des Hamburger Senates möglich.Franz Bachs Talent, Ehrgeiz und seine un-trügliche Intuition für unternehmerischeErfolge sollten ihn im Zuge dieser Entwick-lung zum Höhepunkt seiner Karriere füh-ren.

Franz Bach mit erlegtem Wildschwein (um 1905)

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··············································································································································18 Vgl. Dehio, Handbuch, S. 7 sowie Nicolaisen, Studien, S. 96.19 Aus erster Ehe von Gottfried Johann Bach mit Johanna Rosine Wahren gingen neun Kinder hervor, aus sei-ner zweiten Ehe mit Johanna Henriette geb. Ebisch, der leiblichen Mutter von Franz, stammen sechs Kinder (vgl.Kirchenbücher des Pfarramtes Untergreißlau, Reg.Nr. 64/17, 69/15, 77/18, 85/3, 94/6, 107/10, 117/15, 117/19, 125/6,131/1, 1/9, 15/13, 45/6, 75/10, 99/12). Franz Bach wurde von seinen Pflegeeltern Eleonore Barthold – der kinderlo-sen Schwester seiner Mutter – und deren Mann Karl Barthold erzogen. Vgl. die Messing-Grabplatte für das Grabvon Eleonore und Karl Barthold: „Hier ruhen in Gott meine geliebten Pflegeeltern, Onkel und Tante – Karl Bart-hold – Eleonore Barthold. Ihr bleibt uns unvergesslich! Franz u. Emilie.“ – Privatbesitz.20 Nach den Überlieferungen des Sohnes Max Bach.21 Anfangs wohnte Franz Bach am Steindamm in St. Georg, später u. a. in der Wandsbeker Chaussee 123, ineiner Villa im Hochkamp und am längsten, seit ca. 1905 bis zu seinem Tod, in der gründerzeitlichen Villa Bade-straße 44 in Rotherbaum. Vgl. Hamburger Adressbücher. 22 Vgl. Hamburger Nachrichten Nr. 254 (3. Juni 1935).23 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 66, 75.24 Vgl. ebd.25 Franz Bach und Emilie Laura Geßner heirateten vier Jahre nach der Geburt des ersten Sohnes.26 Geboren am 14. September 1885 in Leimbach, gestorben am 9. Februar 1953 in Hamburg. Vgl. InterviewIngeborg Schroeder (geb. 1914) am 27. April 2010.27 Max Bach entwarf u. a. das Haus Miramar am Schopenstehl Nr. 15, eine Villa am Alsterufer Nr. 38 sowiedas Kontorhaus Hubertus in der Steinstraße Nr. 27/Burchardstraße Nr. 24. Vgl. Hipp, Hamburg, S. 185 ff., 370. 28 Vgl. Mitgliederverzeichnisse der Provinzialloge von Niedersachsen, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kul-turbesitz.29 Der Begriff Freimaurerei ist eine Lehnübersetzung des englischen Wortes „freemasonry“. Es bezeichnet die Or-ganisation der Steinbildhauer und Baumeister in Bauhütten, in denen die besonderen Kenntnisse für den mittel-alterlichen Kathedralenbau untereinander weitergegeben und nach außen hin gehütet wurden. Vgl. Appel, Frei-maurer, S. 66.30 Ebd.31 Vgl. Keller, Kunst, S. 192.32 Vgl. ebd., S. 29.33 Vgl. Melhop, Topographie, S. 225‒230. Vgl. ebenso Schubert, Stadterneuerung, S. 222‒231 sowie Schädel,Städtebau, S. 173‒186.34 Vgl. Schubert, Stadterneuerung, S. 224.35 Vgl. Bach, Kontorhaus, S. 1. Franz Bach baute 1903 auch das Columbia Haus in der Deichstraße im Auf-trag der Firma H. C. Bock. Vgl. ders., Franz Bach.36 Vgl. ders., Kontorhaus, S. 1. 37 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 164 sowie Hipp, Hamburg, S. 175.38 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 166.39 1905 entstandenen weitere Kontorhäuser: Jungfernstieg Nr. 39‒40, das Geschäftshaus Ebert, Hohe BleichenNr. 5‒7 und 1906 das Haus Metropole, Alstertor Nr. 21. Vgl. ebd., S. 219 ff. Diese Bauten sind nicht mehr exis-tent.40 Vgl. Bauerlaubnisantrag, Abnahmegesuch sowie Architekturzeichnungen Bachs in Akte 44, Bestand AmtGudow I, Amtsarchiv Lauenburgische Seen. Auch Max Bach beteiligte sich an der Erweiterung des Jagdhauses.1936 fügte er einen Erker an.··············································································································································

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Dem Bau der Mönckebergstraße ging einEreignis voraus, das eine Veränderung derStadtstruktur nach Meinung des Senats derFreien und Hansestadt Hamburg unbedingterforderlich machte. Die Choleraepidemievon 1892, die auf katastrophale hygienischeVerhältnisse zurückzuführen war, hattemehr als 8.000 Todesopfer gefordert.41 DieKrankheit hatte sich insbesondere in deneng bewohnten kleinen Gassen der Arbei-terviertel ausgebreitet. Zu diesen Viertelnzählten gemäß der Klassifizierung des Bau-polizeiinspektors Bargum neben dem Gän-geviertel, dem Niederhafen und dem Gebietbei der Michaeliskirche auch die Altstadt, je-nes Quartier, welches von den Straßen Lili-enstraße, Messberg, Katrepel und Schwei-nemarkt begrenzt wurde.42 In diesem Be-reich zwischen dem Rathaus und demheutigen Hauptbahnhof erachtete die Sa-nierungskommission der Stadt, die sich seit1897 in zahlreichen Sitzungen beriet, u. a.den Durchbruch der Mönckebergstraße alsdringend notwendig, um die ärmlichenQuartiere zu beseitigen, in denen die Cho-lera ausgebrochen war.43 Diese neue Straßesollte gemäß des Beschlusses des Senats vom27. November 1908 nach dem Bürgermeis-ter Johann Georg Mönckeberg benanntwerden.44

···································································Der gebürtige Bremer Fritz Schumacher

hatte in Dresden als Architekt einige wenigeBauprojekte umgesetzt und lehrte dort von1901 bis 1909 an der Technischen Universi-tät. 1909 wurde er in Hamburg in das Amtdes Baudirektors berufen und nannte 1923in seiner Veröffentlichung „Das Entsteheneiner Großstadt=Straße“ rückblickend grund-legende Bedingungen der Gesamtorganisa-tion in diesem umfassenden Projekt: Dreiwesentliche Maßnahmen waren für das ar-chitektonische Gelingen des Plans festge-legt worden. Zunächst sollten alle Flächen,die in Privatbesitz waren, also auch kleineParzellen, vom Stadtstaat gekauft werden,damit größere einheitliche Bauplätze wiede-rum zum Verkauf angeboten werden konn-ten.45 Die zweite Maßnahme sah die Festle-gung bestimmter Verkaufsbedingungen vor.Schließlich sollte „eine Kommission zur Be-ratung und Überwachung der architektoni-schen Einzeldurchführung des großen neuenUnternehmens“ eingesetzt werden.46

···································································Diese Kommission setzte sich aus demBaudirektor für das Hochbauwesen FritzSchumacher, dem Baupolizeidirektor Clas-sen, dem Leiter des Ingenieurwesens Ferdi-nand Sperber sowie aus zwei Fachleuten, dieaus dem Architekten- und Ingenieurvereingewählt wurden, zusammen; diese waren dieArchitekten Alfred Löwengard und HenryGrell.47

Eine Großstadt-Straße entsteht – die Mönckebergstraße

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···································································Wie vorgesehen, wurden die Bauplätze anallen neu festgelegten Straßen und Plätzenseitens der Freien und Hansestadt Hamburgöffentlich an meistbietende private Unter-nehmer versteigert, die dort repräsentativeKontor- und Geschäftshäuser errichten soll-ten.48 Dies konnte nur geschehen, weil dieStadt Hamburg zuvor die Grundstückeselbst gekauft oder die Eigentümer enteig-net hatte. Zwischen 1901 und 1905 kam eszu einer erheblichen Steigerung der Grund-stückskäufe im Gebiet der Durchbruch-straße, allein 1905 hatten sich die Grund-stückspreise für das nördliche Gängeviertelder Altstadt und die angrenzenden Grund-stücke innerhalb eines halben Jahres um 50Prozent erhöht. Profitiert haben hiervon Be-amte der Hansestadt und Hausmakler, aberauch Bürgerschaftsmitglieder und sogar einSenator.49

···································································Mit der Konzeption der Mönckebergstraßeging im Übrigen gleichzeitig die Planungder Straßenbahnlinie sowie der U-Bahn-trasse einher. Schon 1902 hatte der General-direktor der Hamburger Straßen-Eisen-bahngesellschaft, J. C. M. Röhl, die Visionvon einer neuen und leistungsfähigen Straßeals Verbindung von Hauptbahnhof undRathaus.50 Die gleichzeitige Umsetzung der

Untergrundbahn und die Sanierung derGängeviertel nördlich der Steinstraße wurdetatsächlich Programm und ab 1907 in An-griff genommen.51

···································································Die S-förmige Krümmung vom Rathausüber die St. Petri Kirche bis zum Haupt-bahnhof sollte der Mönckebergstraße mitihren Gebäuden und damit dem Stadtbildin ästhetischer Weise Rechnung tragen. Da-mit sollte, wie Walther Puritz beschreibt, dieGeschlossenheit des Bildes erhöht und dasteilweise vorhandenen Gefälle verdeckt wer-den.52 Auch wenn die Vorstellungen ver-schiedener Architekten von einem Stadtbildgemäß der Ideen des österreichischen Stadt-planers, Architekten und Malers CamilloSitte nicht umgesetzt wurden, so entschiedsich die Kommission doch für eben diesenschwungvollen Straßenverlauf.53 Somit er-gaben sich interessante Perspektiven auf dieunterschiedlichen in den folgenden Jahrenerrichteten prachtvollen Gebäude. Vor al-lem die seit dem Mittelalter bestehendeHauptkirche St. Petri, nach ihrer weitge-henden Zerstörung beim Großen Brandvon 1842 in den Jahren 1844–1849 im neu-gotischen Stil wieder aufgebaut, wurde zumBlickpunkt.54

···································································Der Durchbruch der Straße brachte aller-

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Entwurf der Mönckebergstraße (1905)

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Plan mit der Straße Großer Barkhof (1907)

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lei Veränderungen mit sich. Nicht nur, dasshier große Kontorhäuser entstanden. Esschwanden neben den Behausungen der ar-men Bevölkerung ganze Straßen wie z. B.der Große Barkhof. Dass die Freie und Han-sestadt letzten Endes für die vertriebenenBewohner keine adäquate Anzahl von Alter-nativwohnungen baute, kann hier nur amRande erwähnt bleiben. 55

···································································Die Spitalerstraße erhielt angepasst an dieMönckebergstraße ebenfalls ein neues Ge-sicht. Oberbaurat a. D. Wilhelm Melhopschilderte die Entwicklung der Spitaler-straße folgendermaßen: „Ehemals eine nur7–8 m breite, von kleinen Leuten stark be-völkerte Straße mit altersschwachen Fach-werkhäusern, deren baufällige spitze Giebelteils nach der Straße überhingen, und vielenengen, öfters bis zur Steinstraße hin durch-gehenden Wohnhöfen, wandelte die Spita-lerstraße, nachdem sie 1906–1908 vorüber-gehend ein Bild der Verwüstung dargebotenhatte, ihre Eigenart völlig; sie ward 1908-1909 auf 17 m verbreitert, mit neuzeitlichenKontorhäusern bebaut sowie mittels Stampf-asphaltpflaster zu einer vornehmen Ver-

kehrs- und Geschäftsstraße.“56 Auf derNordseite der Spitalerstraße waren die altenHäuser schon 1906 für den Bau des Semper-hauses abgerissen worden.57

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Fachwerkhäuser in der Spitalerstraße (1904) – vom Schweinemarkt aus gesehen

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··············································································································································41 Vgl. Schädel, Städtebau, S. 109.42 Vgl. Schubert, Stadterneuerung, S. 208.43 Vgl. ebd., S. 208.44 Vgl. ebd., S. 222 f sowie Hamburger Abendblatt Nr. 171 (25. Juli 2002), S. 16.45 Vgl. Art. Schumacher, S. 338. 1920/23 war Fritz Schumacher zur Umgestaltung des Festungsgürtels der StadtKöln beurlaubt. Vgl. ebd., S. 338. Zurück in Hamburg wurde er 1923 in das Amt des Oberbaudirektors berufenund war in dieser Funktion bis 1933 tätig. Vgl. Fischer, Fritz Schumacher, S. 19.46 Schumacher, Entstehen, S. 4.47 Vgl. Schubert, Stadterneuerung, S. 230.48 Vgl. Schädel, Städtebau, S. 177, 178.49 Hierzu ausführlich das jüngst erschienene Buch von Dahms über das Gängeviertel, vor allem S. 201 ff., S. 208 ff. –Der 1905 von der Bürgerschaft gewählte Untersuchungsausschuss, der sich mit diesen Vorkommnissen befasste, bezeich-nete Bachs Verhalten bei den Grundstückskäufen als „vorbildlich für manchen anderen“ (Zitat: ebd., S. 211).50 Vgl. Hipp, Starkstromleitung, S. 36.51 Vgl. Schädel, Städtebau, S. 177. Bis 1914 war die Umsetzung des Programms weitgehend abgeschlossen.52 Vgl. Puritz, Bedeutung, S. 14.53 Vgl. Hipp, Starkstromleitung, S. 37.54 Alexis de Chateauneuf entwarf den Backsteinbau gemeinsam mit Hermann Peter Fersenfeldt über dem mittel-alterlichen Grundriss, wobei er auf Anregungen des Malers Martin Gensler zurückgriff. Vgl. Dehio, Handbuch, S. 13.55 Vgl. hierzu Dahms, Gängeviertel, S. 163 ff., 182 ff.56 Melhop, Topographie, S. 87. 57 Vgl. ebd.··············································································································································

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So wie wir das Semperhaus in der Spitaler-straße Nr. 10–12/Lilienstraße Nr. 7 heutekennen, lässt sich kaum erahnen, wie es ur-sprünglich ausgesehen hat. Die Abbildungvon 1907 offenbart ein breit gelagertes undbeinahe symmetrisches Kontorhaus mit 24Achsen. Es gehört zu den größten BautenFranz Bachs. Die vertikale Gliederung wirddurch Pilaster hervorgehoben und durchdrei kuppelartige Turmaufbauten betont.Das Semperhaus wurde mittels Stahlskelettkonstruiert.58 Für die Gestaltung der Fas-sade an der Spitalerstraße wurde im unterenTeil Labrador, polierter Granit, verwendet,der obere Teil war in Muschelkalk gehal-ten.59

···································································Bach beschäftigte in seinem Büro jungeArchitekten wie Alfredo Puls und EmilRichter, die an der Ausarbeitung der PläneAnteil nahmen, sowie Eduard Theil. In sei-nem Brief an Rudolf Bach von 1958 erin-nerte sich Richter an die damalige Zeit: „ImBörsenkeller – im Affenzimmer – hatten wirdie Pläne ausgearbeitet und Ihr Herr Vatergab die Anweisung an Herrn Jakob Alexan-der.“60 Richter nimmt hier Bezug auf denspannenden Moment, als der HausmaklerJakob Alexander das Grundstück für die Er-bauung des Semperhauses ersteigern sollte,was schließlich, wie auch bei anderen Grund-stücken, die Franz Bach erwarb, gelang.

···································································Die Broschüre „Semperhaus, Geschäfts-haus belegen Spitalerstrasse“, die Bach An-fang des Jahres 1906 drucken ließ, diente derMieter-Akquise. Interessierte Geschäftsleutekonnten sich damit ein Bild von der Auf-teilung der Räumlichkeiten sowie von derAusstattung dieses siebengeschossigen Kon-torhauses machen. Der Grundriss für dasErdgeschoss lässt bereits die vorgeseheneNutzung durch Geschäfte an der Spitaler-straße erkennen, die Kontore sind frei ein-teilbar. ···································································Das Haus bot eine moderne Ausstattungmit Aufzügen, darunter Paternoster undToiletten. Über ein elegantes Vestibül inMarmor gelangte der Besucher in ein groß-zügiges Treppenhaus. Die Broschüre enthältallerdings nur die Grundrisse für den rech-ten, schmaleren Bauabschnitt, da dieser zu-erst verwirklicht wurde. Nach seiner Fertig-stellung im Herbst 1906 wurde mit demzweiten Teil des Gebäudes begonnen, sodassdas große Semperhaus 1907 vollendet war.···································································Über die Entstehung des Semperhauseswurde in der Hamburger Presse mit großemInteresse berichtet. Dort würdigte man die-ses Bauwerk als „eines der schönsten Monu-mentalgebäude“,61 das die Stadt Hamburgnach seiner Fertigstellung haben werde. Es

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Ein Denkmal für Gottfried Semper – das Semperhaus

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gab jedoch auch negative, ja gar polemischeKritik. Der Architekturkritiker Paul Brö-cker, radikaler Anhänger der Heimatschutz-bewegung, formulierte diese 1908 wie folgt:„Die Prunkarchitektur des Semperhausesaber ist vaterlandslos durch und durch, ge-schweige denn hamburgisch; so können allebauen, genau so, wenn sie wollen, am Gol-denen Tor, an der Themse und an der Neva,sobald sie auf Ausdruck des völkischen Wer-tes im Stil verzichten und dafür den straffenGeldsack in die Höhe halten.“62 Bröcker be-klagte bereits 1905 das Schwinden des „AltHamburg“ im Zuge der Sanierung der be-reits erwähnten Gebiete und die damit neueinhergehende Architektur: „Nur schade,dass das Neue, was anstelle des Alten errich-tet wird, ungleich schlechter ist, trotz allemZierrat an Kulturwert dem Alten unsäglichunterlegen ist.“63

···································································Deckblatt der Semperhaus-Broschüre (1906)

Das Semperhaus (1907)

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Laut Ankündigung des „HamburgischenCorrespondenten“ im April 1906 war dasSemperhaus auf einer Fläche von 3.000 m2

im Entstehen begriffen. Sieben Fachwerk-häuser wurden zu dieser Zeit abgerissen.64

Im März 1907 begann ein neuer Bauab-schnitt mit der zweiten Hälfte des Gebäu-detraktes. Seine Fertigstellung wurde fürden Herbst desselben Jahres prognosti-ziert.65 Zu diesem Zeitpunkt waren schonfast alle Flächen des noch nicht existentenKontorhausflügels vermietet.66 Offenbarhatten neben Franz Bach zahlreiche Ge-schäftsleute schon frühzeitig den hohenWert erkannt, den dieses Kontorhaus in dernoch neu zu gestaltenden Innenstadt fürihre Unternehmungen bieten würde. Diefeierliche Eröffnung des Semperhauses fandam 9. Dezember desselben Jahres mit derEnthüllung der Semper-Statue statt.67

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In Anwesenheit wissenschaftlicher und po-litischer Prominenz – Prof. Dr. JustusBrinckmann, Direktor des Museums fürKunst und Gewerbe, und Prof. EmanuelSemper waren anwesend sowie mehrereMitglieder der Hamburgischen Bürger-schaft – dankte Franz Bach den Gästen fürihr Erscheinen und verkündete, dass dieFeier „dem Meister der Baukunst GottfriedSemper, dem Erwecker der Formen der ita-lienischen Renaissance“ gelte.68 GottfriedSemper eine dauernde Stätte der Erinne-rung zu schaffen, sei bereits das Ideal seinerJugend gewesen. Dieser Gedanke sei gefes-tigt worden, als er selbst einige Jahre zuvorin Rom an Sempers Grab gestanden hätte.69

Es war das Anliegen Bachs, „diesem unver-gesslichen Verfechter des Schönheitsgedan-kens in der modernen Architektur einDenkmal zu setzen“,70 dessen Geburtshausunweit der Spitalerstraße gelegen war.71

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Ansicht des Semperhauses in der Semperhaus-Broschüre

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Grundriss des Erdgeschosses – rechter Bauabschnitt des Semperhauses

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Sempers Beziehung zu Hamburg jedochwar schwierig gewesen. Als er in Dresdenvon den großen Zerstörungen durch denGroßen Brand in seiner Heimatstadt erfuhr,war er umgehend nach Hamburg gereistund hatte Pläne zur Gestaltung der Stadt,für ein neues Rathaus und für den Erhalt derSt. Nikolaikirche vorgelegt. Nichts davonwurde jedoch angenommen und umgesetzt.Seine große Enttäuschung wurde gemildert,

nachdem die Rat- und Bürgerdeputationihm 1845 zum Dank für sein Engagementsechs Hamburger Staatsmedaillen, die Por-tugaleser, verlieh.72

···································································Emanuel Semper hatte die Statue seinesVaters Gottfried lebensgroß in sitzender Po-situr in getönter Bronze erschaffen – in derlinken Hand ein Zeichenbrett, in der rech-

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Sempermedaille aus dem Jahr 1907 – Vorder- und Rückseite

Semperstatue im Vestibül des Semperhauses (2009)

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ten einen Stift haltend. Die Statue, die in derNische der Empfangshalle auf einem Podestpräsentiert war, hatte zu ihrer Linken dasPorträt Lenonardo da Vincis, zu ihrer Rech-ten das Michelangelos.73 Emanuel Semperseinerseits würdigte das Werk Bachs in derSpitalerstraße in seiner Dankesrede anläss-lich der Enthüllungsfeier am 9. Dezember1907 mit diesen Worten: „Dank der hohenEntwickelung der Verbindungsmittel giebtes keine Entfernungen mehr, der Kreiswurde gesprengt und die Geschäftshäuser

mit den Kontoren erheben sich jetzt an Stel-len, die man noch vor Kurzem gar nicht inBetracht zu ziehen wagen konnte. Ein lautsprechendes Beispiel hierfür ist das Haus, indem wir jetzt stehen, in der Spitalerstraße.Wer hätte früher gewagt, dem GedankenRaum zu geben, dass an ihr die bedeutend-sten Firmen Hamburgs sich niederlassenwürden. – Ein überaus klarer Blick, ein sel-tener Scharfsinn gehörte dazu, die Vorzügeim Voraus zu erkennen, welche gerade diese,früher so gering geachtete Straße einst bie-

Semper-Gedenktafel im Vestibül des Semperhauses (2009)

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ten würde, ein fester Mut und eine stahl-harte Überzeugung, darauf ein Unterneh-men von so außerordentlich großer Bedeu-tung zu begründen. Hier hat Herr ArchitektFranz Bach ein Geschäftshaus errichtet, si-cherlich das weitaus größte und wohl auchdas glänzendste von Hamburg.“7474

···································································Emanuel Semper erhielt neben allen ande-ren Gästen auch für seinen Bruder Manfredund dessen Familie eine Bronzemedaille, dieBach ausschließlich für dieses Ereignis hatteprägen lassen.75 Auf der Vorderseite derMedaille ist neben dem Bildnis GottfriedSempers dessen Name sowie das Geburts-und Sterbedatum zu sehen. Die Rückseiteträgt den Schriftzug: „Dem Erwecker deritalienischen Renaissance, gewidmet vonFranz Bach“ – „Semperhaus Hamburg 1907–1908.“76

···································································Im Anschluss an die Semperfeier waren dieGäste zu einem Essen im Grandhotel VierJahreszeiten geladen. Als Höhepunkt derFestlichkeiten wurde ein Zuckergussmodelldes Semperhauses präsentiert.77

···································································Die heute noch erhaltene Bronzetafel imVestibül des Semperhauses enthält nebender Widmung „Semperhaus – erbaut zumAndenken an Gottfried Semper durch denArchitekten Franz Bach“ die Freimaurer-In-signien Zirkel und Winkelmaß. An dieserStelle sei darauf verwiesen, dass auch Gott-fried Semper – wie sein Bewunderer FranzBach – Freimaurer gewesen ist.78 Das Sem-perhaus wurde im Zweiten Weltkrieg erheb-lich beschädigt. Für den Wiederaufbau 1949dienten nach Zerstörungen im Jahr 1943 dieEntwürfe von Max Bach und Fritz Wischerals Vorlage; Rudolf Bach war in dieser Zeitund in den folgenden Jahrzehnten Entschei-dungsträger für die architektonischen Ent-wicklungen. Weitere Umbauten wurden1952 am Staffelgeschoss und 1955 an der Fas-sade vorgenommen.79 Heute bestimmt einhelles Ziegelmauerwerk mit dunklen Brüs-tungsbändern die Fassade des Semperhau-ses; die Türme sind längst nicht mehr vor-handen. Das bekannte schwedische Ge-schäft Hennes & Mauritz ist heute u. a.Mieter des Semperhauses.

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··············································································································································58 Vgl. Brief von Emil Richter an Rudolf Bach vom 21. November 1958. – Privatbesitz. Bis 1908 wurden BachsKontorhäuser in Stahlskelett erbaut, alle weiteren in Stahlbeton. Vgl. ebd. Der Große Brand von Chicago im Jahr1871 hatte zur Folge, dass eine Gruppe von Architekten den feuerfest ummantelten Stahlskelettbau entwickelte(„Schule von Chicago“). Dies ermöglichte den Bau von Wolkenkratzern und die Erfindung des Aufzugs. Vgl. Rich-ter, Architektur, S. 24.59 Vgl. Hamburger Nachrichten Nr. 191 (Morgenausgabe 16. März 1907).60 Brief von Emil Richter an Rudolf Bach vom 21. November 1958 – Privatbesitz. Emil Richter und Alfredo Pulsfirmierten später als „Puls & Richter“ und nahmen mit wichtigen, modernen Beiträgen an der Hamburger Ar-chitektur der 1920er Jahre Anteil.61 Hamburger Nachrichten Nr. 191 (Morgenausgabe 16. März 1907).62 Zitiert nach Hipp, Hamburg und Gottfried Semper, S. 44. 63 Zitiert nach Schubert, Stadterneuerung, S. 214.64 Vgl. Hamburgischer Correspondent Nr. 213 (Morgenausgabe 28. April 1906).65 Vgl. Hamburger Nachrichten Nr. 191 (Morgenausgabe 16. März 1907). 66 Vgl. ebd.67 Zwei Jahre zuvor hatte Franz Bach den ältesten Sohn Gottfrieds, Manfred Semper, um Erlaubnis gebeten,das Gebäude „Semperhaus“ nennen zu dürfen. Vgl. Rede von Franz Bach bei der Enthüllungsfeier der Semper-statue am 9. Dezember 1907 – Privatbesitz.68 Ebd. Vgl. ebenso Hamburger Fremdenblatt Nr. 289 (10. Dezember 1907) und Hamburgischer CorrespondentNr. 625 (9. Dezember 1907).69 Vgl. Rede von Franz Bach bei der Enthüllungsfeier der Semperstatue am 9. Dezember 1907 – Privatbesitz –sowie Hamburger Fremdenblatt (9. Dezember 1907).70 Hamburger Nachrichten Nr. 864 (9. Dezember 1907).71 Die Werke Gottfried Sempers (geb. 29. November 1803 – gest. 15. Mai 1879) wie das Dresdner Opernhaus(mit Veränderungen nach einem Brand 1869 durch seinen Sohn Manfred Semper wieder neu aufgebaut), dieDresdner Gemäldegalerie und seine Beteiligung am Ausbau der Hofburg, des Burgtheaters und der Museen inWien können hier nur in Kürze erwähnt werden. Vgl. Jahn; Haubenreißer, Wörterbuch. Gottfried Semper wurdein Hamburg geboren und lebte die ersten drei Jahre in dem Bürgerhaus Hopfensack Nr. 17, bevor die Familie 1806in das damalige dänische Altona zog. Vgl. Hipp, Hamburg und Gottfried Semper, S. 40.72 Vgl. ebd., S. 45.73 Heute sind die beiden Porträts nicht mehr vorhanden. Sie waren ebenfalls von Emanuel Semper erschaffenworden. Vgl. Hamburger Nachrichten Nr. 701 (5. Oktober 1907).74 Rede von Emanuel Semper bei der Enthüllungsfeier der Semperstatue am 9. Dezember 1907 – Privatbesitz.75 Vgl. Rede von Franz Bach bei der Enthüllungsfeier der Semperstatue am 9. Dezember 1907 (Privatbesitz) so-wie Hamburger Fremdenblatt Nr. 289 (10. Dezember 1907).76 Ebd.77 Vgl. Hamburger Nachrichten Nr. 866 (10. Dezember 1907) sowie Hamburgischer Correspondent Nr. 626 (10.Dezember 1907.78 Semper war Mitglied der Hamburger Freimaurerloge „Ferdinande Caroline zu den drei Sternen“. Vgl. Keller, Kunst, S. 63.79 Vgl. Architektengemeinschaft, Gestaltungsrahmen, S. 138.··············································································································································

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Spätestens mit dem Senatsbeschluss vom14. Mai 1906 „zur Herstellung einer neuenStraße zwischen Rathausmarkt und Schwei-nemarkt (…)“ war klar, wie begehrt dieMönckebergstraße als Baugebiet für Kon-torhäuser geworden war, da die Preise derHöchstbietenden „phantastisch hoch er-schienen“.80 Alle Bauvorhaben unterlagenin der äußeren Gestaltung den Vorgabender Fassadenkommission, die eine beson-dere Genehmigung zu erteilen hatte. ···································································Franz Bach legte bei seinem Vorhaben,den Großteil der Flächen mit der Errich-tung von Kontorhäusern nach seinen Vor-stellungen zu gestalten, einen enormen Ak-tivismus an den Tag. Er baute für sich wieauch für andere Auftraggeber und war zu-gleich Architekt, Unternehmer und Koordi-nator der Bauprojekte.···································································Doch bevor sein Schaffen auch in derMönckebergstraße sichtbar einsetzte, er-teilte Max Seeburg Franz Bach 1908 denAuftrag, das Kontorhaus Seeburg in der Spi-talerstraße Nr. 16 / Ecke Lilienstraße zu bau-en. Nur ein Jahr später erfolgte die Fertig-stellung. In dieser Architektur greift Bachnicht auf Stilelemente anderer Epochen imSinne des Historismus zurück. Der vomErdgeschoss über das Hochparterre und vierKontorhausetagen bis zur Dachzone auf-

strebende Bau zeigt breite Fensterachsenund ist mit seinen an der Fassade sichtbartragenden Pfeilern vertikal betont. Dort woSpitalerstraße und Lilienstraße aufeinandertreffen, gab Bach der Fassade eine Staffe-lung. Die Skulpturen beziehen sich auf dasThema Meer. Der Skulpturenschmuck wieauch der gesamte Bau sind während derBombenangriffe 1943 nicht beeinträchtigtworden.81

···································································Gleich gegenüber entwarf und errichteteBach 1909/10 als ersten Bau in der Möncke-bergstraße für die „Kontorhaus BarkhofGmbH“ in der Spitalerstraße Nr. 7–11 undMönckebergstraße Nr. 8–12 den Barkhof,einen aus drei Kontorhäusern bestehendenGebäudekomplex. Bach hatte das 6.130,3 m2

große Grundstück am 29. Oktober 1908 ge-kauft.82 Er selbst war Hauptanteilseigner der„Kontorhaus Barkhof GmbH“.83 Die Fi-nanzdeputation genehmigte die EntwürfeBachs für die Häuser I.–II. im Februar undfür das Haus III. im August 1909.84

···································································Dem Barkhof I., der zur Seeburg gelegenist, schließt sich direkt der Barkhof II. an.Der Durchgang zur Spitalerstraße, die „Pas-sage“, trennt diesen Gebäudeteil vom Bark-hof III., unweit des Hauptbahnhofs. In die-sem Kontorhaus wurde ein Café und das„Kinomatographentheater“ – ein Kino –,

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Die Spitalerstraße – keine Heimat für Heinrich Heine

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eingerichtet, für das Franz Bach bereits 1909eine Genehmigung beantragte.85 Insgesamtzeigen die drei Fassaden einen Vertikalis-mus, der mittels schmaler Pfeilerreihung –hier sind Fensterachsen meist in Dreier-gruppen zusammengefasst – zur Entste-hungszeit durch hohe Giebel hervorgeho-ben wurde. Plastische Mansardendächerund große Giebel an voluminösen Risalit-körpern, meist unterschiedlich geformt –mal geschwungen mal spitz zulaufend –, dieauch in ihrer Größe variierten, verliehen da-mals dem Barkhof eine beeindruckendeMonumentalität. An der schmalen Schau-front am Barkhof I. ist allegorischer Skulp-turenschmuck eingearbeitet. Ein Relief-medaillon an der Fassade, die zur Möncke-bergstraße zeigt, ist dem ehemaligen Bürger-

meister Johann Mönckeberg gewidmet. Ins-gesamt bot sich dem Betrachter der Fassa-den ein rhythmisches Bild, das durch her-vorspringende Architekturteile und durchunterschiedliche Gruppierungen der Fen-sterachsen begünstigt wurde.···································································Das siebengeschossige Gebäude inklusiveder Dachzone enthielt damals wie auch heutenoch im Erdgeschoss große Schaufenster fürdie Geschäfte. Die Kontore in den darüberliegenden Geschossen waren frei einteilbar.Ausgestattet waren die Häuser nach ihrerEntstehung mit jeweils einem zentralen Ver-sorgungskern, d. h. mit Treppenhäusern,mit modernen technischen Einrichtungen,Heizung sowie Lift und Paternoster.86 AlsMaterial wurde Naturstein gewählt.

Links die Seeburg mit dem Semperhaus in Hintergrund, rechts der Barkhof (um 1910)

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···································································Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr der Barkhofdiverse bauliche Veränderungen. Dr. Ing.Max Bach, der älteste Sohn Franz Bachs,hatte, wie oben erwähnt, mit seinem Part-ner Fritz Wischer ein eigenes Architektur-büro gegründet, und war in den 1920er Jah-ren verantwortlicher Architekt für Umbau-ten der Bachschen Kontorhäuser. Im Bark-hof erweiterte er beispielsweise 1929 den„Vorführraum des Lichtspieltheaters“.87 Sei-ne Umbaumaßnahmen bezogen sich zu je-ner Zeit auf die Innenräume der Kontor-häuser. ···································································Dies änderte sich mit dem Beginn der be-sonders schweren Bombenangriffe im Jahr1943. Wie viele andere Kontorhäuser vonFranz Bach wurde der Barkhof massiv be-schädigt. Die aufwendige Dachzone mit

den repräsentativen Giebeln ging bedauer-licherweise verloren und Max Bach sorgtefür die „behelfsmäßige Wiederherstellung“des Barkhofs. Ab 1948 wurde er wieder auf-gebaut und die Dachzone wurde durch einStaffelgeschoss ersetzt.88 Auch die neo-ro-manische „Passage“ mit ihrem Turm an derMönckebergstraße existiert nicht mehr.89

···································································Städtebaulich betrachtet ist der BarkhofI. der wichtigste Kopfbau am Schnittpunktvon Spitalerstraße und Mönckebergstraße.Doch zurück zur Entstehungszeit: Durchden Abriss alter Bausubstanz war mit demAufeinandertreffen dieser beiden Straßenzusammen mit der Lilienstraße vor demBarkhof ein Platz entstanden, dessen Be-bauung in den Augen der Fassadenbaukom-mission für das Erscheinungsbild derMönckebergstraße problematisch war. Wie

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Der Barkhof (1910)

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Kriegsbeschädigungen am Barkhof (1943)

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sollte der Platz gestaltet werden, ohne dassdas Gesamtbild negativ beeinträchtigt wür-de? In dieses „Verlegenheitsdreieck“90 konn-te, so Baudirektor Schumacher, „kein Ge-bäude von der an sich erlaubten Höhenaus-dehnung der umgebenden Bauweise hin-gesetzt werden. Es würde in seiner spitzenKörperlosigkeit ein heruntergekommenerVerwandter des grotesken ‚Bügeleisen‘=-Bauwerks in Neuyork geworden sein.“91

Fritz Schumacher ersann ein Gebäude, dasals „Kontrast“ zur unmittelbaren Umge-bung stehen sollte.92 Die Volkslesehallewurde 1914/15 als Ensemble mit demMönckebergbrunnen verwirklicht. ···································································Das Denkmal des Bildhauers Georg Wrbastellt sich als Pylonenaufbau dar, der von ei-

nem Löwen gekrönt ist. Ebenerdig wird derBrunnen von einem Wasserbecken um-schlossen. Der Eingang der Lesehalle dientmit seinem Portikus inklusive des Dreiecks-giebels und der offenen Säulenhalle alsRückwand des Denkmals.93 Mit der Anlagedieses Ensembles kommt auch die Fassadedes Barkhof an diesem Platz mit ihrer kräf-tigen, vertikalen Gliederung und den Er-kern weiterhin zur Geltung. Mehr noch,von der Petrikirche aus gesehen ist ausstädteplanerischer Sicht die Anlage mit derSeeburg, dem Barkhof I. und der Volkslese-halle ein äußerst gelungener Point de vue.···································································Das Semperhaus, die Seeburg und derBarkhof bildeten gewissermaßen ein Bach-Quartier. Die drei Häuser wirkten 1910 mit

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Mönckebergstraße und Spitalerstraße mit Volkslesehalle (um 1936)

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Das Heinrich Heine-Denkmal im Barkhof-Ehrenhof in der Spitalerstraße (1910)

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ihrer Formensprache und ihrem Materialwie auch in ihren Dimensionen aufeinanderabgestimmt. Sie erschienen zu ihrer Zeithamburgisch modern und weltoffen. Zu-sammen mit der Klosterburg sind dieseKontorhäuser die größten ihrer Gattungund in ihrer Gestaltung gehören sie zu denanspruchsvollsten. Die Bauten waren (biszur Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg)mit Naturstein verkleidet und mit einemgroßen Anteil von Bauskulptur versehen,die sie als „vornehm“ auszeichnen. In derTypologie des Kontorhauses erfüllen sie allegrundlegenden Merkmale: Es handelt sichum Skelettbauten mit frei einteilbaren Ge-schossen und wenigen Verkehrskernen. DieFassaden sind durch Vertikalismus be-stimmt, insofern als die Stützen der Ge-schosse aufgereiht sind. Von der Kloster-burg bis zum Barkhof ist an der Fassade eineEntwicklung in Richtung Rationalität zubeobachten, was daran zu erkennen ist, dassdie Abstände der Stützen immer kleiner undgleichmäßiger werden. Die hohen Dächerunterstreichen die Einheit der einzelnen Ge-bäude in ihrer Körperlichkeit. Die Bauplas-tiken geben Hinweise auf die Namen derGebäude, so z. B. bei der Seeburg, oder aufdie Bedeutung des Geschäftsviertels, wie z.B. beim Barkhof. Heute ist unter anderemdas Unternehmen Peek & CloppenburgMieter des Barkhofs.···································································Der Barkhof und die Rolle Franz Bachs alsHauseigentümer sind auch im Zusammen-hang mit einem Denkmal zu betrachten,dessen Aufstellung in den 1920er Jahrenproblematisch wurde. Die freie Hof-Flächebeim Barkhof in der Spitalerstraße wurdezur Ausstellungsfläche für ein Heine-Denk-mal. Bach war Eigentümer dieses Kunst-werks und mit dessen Platzierung an eben

jenem Ort gewissermaßen auch Kurator ge-worden. Er ließ am 28. Oktober 1910 dasHeinrich Heine-Denkmal des dänischenBildhauers Louis Hasselriis im Ehrenhof desBarkhofs aufstellen.94 Das marmorne Werkwurde, von zwei Säulen flankiert, in einerNische platziert. Die Nische war aus grauemMuschelkalk gearbeitet sowie in neo-roma-nischer Architektur gehalten und gab derStatue einen würdigen Rahmen. Doch wiekam es zur Würdigung des kritischen Dich-ters Heine in einer Hamburger Geschäfts-straße?···································································Das Werk zu Ehren des jüdischen DichtersHeinrich Heine, der am 13. Dezember 1797in Düsseldorf unter dem Namen HarryHeine geboren war, hatte eine Jahre langeReise hinter sich und war zunächst aufgrundeines mehrfachen Eigentümerwechsels vonKorfu nach Hamburg gelangt. Kaiserin Eli-sabeth von Österreich hatte das DenkmalHeinrich Heines, den sie überaus verehrte,1883 von Louis Hasselriis für ihren Sitz aufKorfu in Marmor ausführen lassen.95 Nachihrer Vollendung wurde die Statue dem an-gedachten Bestimmungsort zugeführt undim Park des dortigen Schlosses, dem Achil-leion, aufgestellt.96 Einige Jahre nach demTod Elisabeths erwarb Kaiser Wilhelm II.1907 das Schloss und damit auch die HeineStatue.97 Der Kaiser hatte allerdings kein In-teresse an dieser, und so wurde sie an JuliusCampe junior, den Sohn des bekanntenHamburger Verlegers Julius Campe, nachHamburg verkauft.98

···································································Heine, der er seine Erfahrungen in Ham-burg nach einem mehrjährigen Aufenthalt1819 literarisch verarbeitet hatte („SchöneWiege meiner Leiden, / Schönes Grabmalmeiner Ruh“) und nach Paris emigriert war,

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Das Heinrich Heine-Denkmal im Oktogon im Donners Park (1929)

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hatte in der Hansestadt keine gute Reputa-tion. Lange Zeit litt der Dichter unter derunerfüllten Liebe zu seiner Cousine Amalie.Sie war die Tochter seines Onkels SalomonHeine, bei dem er in Hamburg gelebthatte.99 Es ist nicht verwunderlich, dass derjunge Julius Campe die Skulptur HeinrichHeines erwarb und damit in seine umfang-reiche Kunstsammlung aufnahm, da es sichbei dem Kunstwerk um die Darstellung sei-nes Patenonkels handelte.100

···································································In Hamburg war es mit großen Schwierig-keiten verbunden, einen geeigneten Stand-ort zu finden. Campe hatte sich mit seinerAnfrage sogar über den Syndikus Dr. Wil-helm Buehl an den Hamburger Senat ge-wandt. Buehl berichtete diesem am 1. Sep-tember 1909 von der Anfrage Campes undsprach sich zugleich gegen die Entgegen-nahme des Heine Denkmals aus, die er ander „vaterlandsfeindlichen Haltung“ desDichters und zu alledem an der „Person desSpenders“101 festmachte. Der HamburgerStaat ließ sich Zeit bei der Entscheidungund Campe sah sich anderweitig um, ver-starb jedoch kurze Zeit später, am 13. No-vember 1909.102

···································································Neuer Besitzer wurde schließlich FranzBach, der die Statue wie oben beschrieben,im Barkhof aufstellte.103 An dieser Stelle wa-ren Heinrich Heine im Ehrenhof des Bark-hofs und Gottfried Semper im Semperhaus,wie Hermann Hipp feststellt, in nur gerin-ger Entfernung einander gegenübergestellt.„Im Hinblick auf die Polemik gegen das

Semperhaus konnte dieses Asyl für den ‚va-terlandslosen‘ Emigranten Heine nur alsverschärfte Positionsbestimmung auch fürdas Semperhaus aufgefasst werden und fürdas Semper-Denkmal, dem Heine von 1910bis 1925 gewissermaßen gegenüber saß. DerHamburger Architekt und Kontorhausbe-sitzer war so erfolgreich, dass er es sich leis-ten konnte, im Herzen der Hansestadt undim Kaiserreich Wilhelms II. ein kosmopoli-tisches (kultur-)politisches Ensemble zu ar-rangieren, wie es liberaler nicht denkbarwäre.“104

···································································Mitte der 1920er Jahre wurde die Situationprekär. Die Statue wurde mehrfach von an-onymen Gegnern Heines beschmiert, so-dass Bach sie schließlich durch einen Bret-terverschlag schützten musste. Letztendlichübergab Bach das Denkmal im Jahr 1925nach Altona,105 wo es 1927 im Donners Parkim „Privatmuseum für moderne Marmor-sculpturen“, auch Oktogon genannt, am 2.Juni eingeweiht wurde.106

···································································Auch hier gibt es eine erstaunliche Parallelezwischen Heinrich Heine und GottfriedSemper. Denn es war Semper, den ConradHinrich Donner 1834 beauftragte, eben je-nes Privatmuseum zu bauen.107 Noch bevordas Oktogon infolge massiver Kriegsbeschä-digungen 1942 abgerissen wurde, setzte sichdie Reise des Heine-Denkmals fort.108 DiePariser Künstlerin Olivia Bouchard geb.Campe, nahm sich der Statue an und ver-brachte diese nach Toulon bei Paris, wo sieheute noch in einem Park steht.109

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··············································································································································80 Lippmann, Leben, S. 160; Dahms, Gängeviertel, S. 172. 81 „Unser Hausmeister Fischer“, sagt Wolfgang Seeburg, „stand 1943 während der schweren Angriffe auf Ham-burg auf dem Dach und hat die Brandbomben eigenhändig herausgezogen.“ Hamburger Abendblatt Nr. 294 (17.Dezember 2001).82 Vgl. Schreiben Franz Bachs an den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg vom 12. Oktober 1909, Bau-akten des Bezirksamtes Hamburg Mitte, Akte I 27938 Anl. 1-750, Mönckebergstraße 8 und Spitalerstraße 7.83 Verkauf Barkhof-Gelände: StA Hbg., 111-1 Senat, Cl. VII Lit. F Nr. 4 Vol. 30 Fasc. 4. – Barkhof GmbH:Amtsgericht Hamburg, Handelsregister HRB 2103, Bd. 1. Bachs Anteil betrug 200.000 Mark der 1,7 Millionen

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Mark Grundkapital . – Zum Barkhof als erstem Bau der Mönckebergstraße vgl. Melhop, Topographie, S. 231.84 Vgl. Schreiben Franz Bachs an den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg vom 12. Oktober 1909, Bau-akten des Bezirksamtes Hamburg Mitte, Akte I 27938 Anl. 1-750, Mönckebergstraße 8 und Spitalerstraße 7. Die„Fassadenbaukommission“ beriet sich wie bei allen anderen folgenden Häusern in der Mönckebergstraße nach Be-gutachtung der Architekturentwürfe und empfahl hier beispielsweise eine Überschreitung der zugelassenen Ge-bäudehöhe von 24 bis zu 30 Metern. Vgl. Schreiben des Baurates Wilhelm Vivié an den Senat der Freien undHansestadt Hamburg vom 23. Oktober 1909, ebd.85 Vgl. ebd.86 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 316 ff. 1909‒1914 erbaute Bach fernab von der Mönckebergstraße (zusammenmit Stuhlmann) den Markthof, Amsinckstraße 2. Vgl. ebd., S. 586.87 Vgl. Bauakten des Bezirksamtes Hamburg Mitte, Akte I 27938 Anl. 1-750, Mönckebergstraße 8 und Spitaler-straße 7.88 Vgl. ebd.89 1971 entstand unter der Leitung der Architekten Garten und Kahl das Brückencafé, das mittlerweile nichtmehr vorhanden ist. 1987 erfolgte die Neugestaltung der Schaufenster durch die Architekten Trix und Hausmannund 2001 schließlich wurde die Barkhofpassage durch Ockelmann, Rottgardt und Partner neu gestaltet. Vgl. Schön-born, Barkhofpassage, S. 25.90 Schumacher, Entstehen, S. 10.91 Ebd., S. 11. Gemeint ist hier das Fuller Building des Architekten Daniel Hudson Burnham, auch FlatironBuilding genannt. Der von 1901 bis 1903 als Sitz der Fuller Construction Company errichtete Bau leitete die Ärader Wolkenkratzer in New York ein. Seinen Namen „Bügeleisen“ verdankt das Bauwerk seiner Form, die der un-regelmäßigen Straßenführung des Broadway angepasst ist. Es war bei seiner Inbetriebnahme mit 87 m das höchs-te Geschäfts- und Wohngebäude der Welt. Vgl. Jordy, Buildings, S. 95 sowie Richter, Architektur, S. 38 f.92 Vgl. Schumacher, Entstehen, S. 11 sowie Die Bebauung, 113.93 Vgl. ebd.94 Vgl. Hamburger Fremdenblatt Nr. 254 (29. Oktober 1910).95 Hasselriis hatte die Heine Statue bereits 1879 auf der Wiener Ausstellung präsentiert. Vgl. Art. Hasselriis, S. 112.96 Vgl. ebd.97 Vgl. Hamburger Fremdenblatt Nr. 254 (29. Oktober 1910).98 Vgl. Staatliche Pressestelle, Heinrich Heine, S. 1.99 Vgl. Hamburger Echo Nr. 254 (29. Oktober 1910), Hamburger Fremdenblatt Nr. 254 (29. Oktober 1910) undNeue Hamburger Zeitung Nr. 507 (29. Oktober 1910).100 Vgl. Ueding, Erinnerung, S. 165 sowie Brinitzer, Leben, S. 262. 101 Hier ist Julius Campe junior gemeint. Vgl. Hamburger Echo (5. Oktober 1925), wo neben dem Heine-Denk-mal u.a. über Campe als Häuserspekulant mit einer unrühmlichen Laufbahn berichtet wurde.102 Vgl. Hipp, Semper, S. 133; Ueding, Erinnerung, S. 167.103 Vgl. Hoffmann, Altona, S. 172 sowie Neue Hamburger Zeitung Nr. 507 (29. Oktober 1910).104 Hipp, Hamburg und Gottfried Semper, S. 45.105 Die Stadt Altona war nun neue Eigentümerin des Denkmals.106 Vgl. Hamburger Echo Nr. 151 (2. Juni 1927). Vgl. auch Grundmann, Bau- und Kunstdenkmale, S. 171 so-wie Hipp, Semper, S. 135.107 Vgl. ebd. sowie Grundmann, Bau- und Kunstdenkmale, S. 171.108 Vgl. Hipp, Semper, S. 135.109 Campes geschiedene Ehefrau Marie Angèle, die Mutter der gemeinsamen Töchter Gabriele und Olivia, hattegemäß des Campe’schen Testaments vom Februar 1909 lediglich Anspruch auf den Pflichtteil der Erbschaft. Vgl.Ueding, Erinnerung, S. 167. Trotz alledem hatte sie noch vor 1927 ihren möglichen Erbanspruch an der Statueartikuliert. Die Stadt Altona ihrerseits drang 1934 darauf, das Denkmal den Erben Angèles zu übertragen, umdavon entbunden zu sein. Siehe Anm. 103.··············································································································································

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Mit der Bebauung der Mönckebergstraßesteigerte Bach ab 1910 seine Tätigkeit als Ar-chitekt und Unternehmer immens: 1911/12wurde das Südseehaus in der Mönckeberg-straße Nr. 6/Lange Mühren Nr. 9/Spitaler-straße Nr. 5 errichtet. Direkt gegenüber folg-te 1912/13 das Levantehaus in der Möncke-bergstraße Nr. 7/Bugenhagenstraße Nr. 10,110

außerdem das Haus Roland in der Möncke-bergstraße Nr. 9, welches im Krieg zerstört

wurde,111 und westlich der neuen Spitaler-straße und des Mönckeberg-Denkmals dasWarenhaus Karstadt in der Mönckeberg-straße Nr. 16. Ebenfalls westlich der Spita-lerstraße waren bereits 1910/11 der DomhofNr. 18 und 1911/12 die Hanse Nr. 15–19 ent-standen.···································································Franz Bach wandte sich mit dem Entwurfdes Domhofs an der Mönckebergstraße Nr.

Das Haus Roland (um 1919)

Franz Bachs Wirken bei der Gestaltung der Mönckebergstraße

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Der Domhof – Zeichnung von Franz Bach (1910)

Der Domhof (um 1912)

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18/Ecke Bergstraße dem Kontorhausbau inBackstein zu. Es war zugleich der erste Back-steinbau in der Mönckebergstraße.112 Inseiner Zeichnung ist die klare, schmale, mo-derne und kontorhaustypische Pfeilerarchi-tektur an der Backsteinfassade zur Vollen-dung gebracht. Diese ist ebenso kennzeich-nend für das Gebäude wie die zwei spitzenZwillingsgiebel. Mit den Giebeln wie auchmit der Wahl des Baumaterials, des Back-steins, stellte Bach einen Bezug zur Petrikir-che her, deren Seitenschiffgiebel sich gegen-über den Giebeln des Domhofs erheben.113

Dieser beherbergte das mondäne CaféhausJalant.114 Die Firma SportScheck zählt seitvielen Jahren zu den Mietern im Domhof.115

···································································Das Areal, auf dem das Südseehaus errich-

tet werden sollte, wurde von den vier Ge-schäftspartnern Konsul Johannes Maegli,Eduard Harry Ringel, Otto Friedrich Bockund Franz Bach erfolgreich ersteigert.116

Franz Bach war der ausführende Architekt.Er beauftragte für die Fassadengestaltungerstmalig den Architekten Carl Gustav Ben-sel und wurde mit weiteren Aufträgen zu-gleich dessen Förderer.117

···································································Carl Gustav Bensel aus Iserlohn (3. April 1878 – 10. November 1949) hatte in Berlin,München und Dresden Philosophie, Kunst-geschichte und Architektur studiert. InKöln stand er seit 1906 in Diensten der Ei-senbahndirektion und nahm sich speziellder Eisenbahnhochbauten an. 1911 gelang esihm, sich in Düsseldorf als selbstständiger

Das Südseehaus – Zeichnung von Carl Gustav Bensel (1911)

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Architekt niederzulassen.118 Alfred Licht-wark119 und Bensels Schwiegervater, BauratWilhelm Vivié, ermutigten ihn dazu, aufdem Gebiet der Privatarchitektur tätig zuwerden.120 Kurz danach wurde der junge Ar-chitekt wie oben erwähnt von Franz Bachfür die Fassadengestaltung verschiedenerKontorhäuser in der Mönckebergstraße en-gagiert, so dass er 1913 endgültig nach Ham-burg zog.121

···································································Während dieses Baubooms in der Mön-ckebergstraße blieb Franz Bach offenbarkeine andere Wahl, als die Fassadengestal-tung mehrerer Gebäude an einen Architek-ten zu delegieren, dessen Arbeitsweise undStil er schätzte. Angesichts der vielen gleich-zeitig laufenden Projekte hätte eine alleinige

Arbeit Bachs möglicherweise zur Schmäle-rung seiner kreativen Leistung geführt, diemit seinem Anspruchsdenken nicht kon-form gegangen wäre. So konnte er aus denVorschlägen Bensels auswählen und seineVorstellungen präzisieren.···································································Das Südseehaus, dessen Namensgebungauf die aus Tahiti stammende Gattin vonEduard Harry Ringel Bezug nimmt, bauteBach wieder in Backstein. Auffälliges Merk-mal an Bensels Fassadenentwurf sind die ge-schwungenen Giebel, die dem Bau zu seinerEntstehungszeit einen besonderen Charak-ter verliehen.122 An der Mönckebergstra-ße/Lange Mühren waren zwei Giebel hin-tereinander versetzt. ···································································

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Das Südseehaus (um 1912)

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Das Südseehaus (2007)

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Das Levantehaus (um 1913)

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Die Giebel in ihrer weichen Form vermit-telten einerseits einen sanften Übergang zuden darunter liegenden Geschossen mit ih-rer klaren Kontorhaus-Pfeilerstruktur, ande-rerseits wurde historisch Bezug genommenauf Bürgerhausmotive. Um einen Lichthofherum geführt, lagen alle drei Fassaden sym-metrisch gegliedert.123 Sie waren in der Ma-terialwahl an den sich direkt anschließendenBarkhof angelehnt, insofern als die erstenbeiden Geschosse des Südseehauses wieeben der Barkhof mit Sandstein verblendetwaren.124 Das Eingangsportal an den Lan-gen Mühren, am ehemaligen Schweine-markt gelegen, ist auch heute noch mit sei-nen neo-barocken Formen und der großenKartusche erhalten. Im Zweiten Weltkriegwurde die Dachzone mit den Giebeln starkbeschädigt. Die architektonische Verände-rung der Dachzone erfolgte 1958 durch Ti-

tus Felixmüller und lässt heute leider nichtsmehr von der ehemaligen Dachgestaltungerkennen.125

···································································Mit dem Bau des Levantehauses wurde1912 begonnen. Für die Fassadengestaltungbeteiligte Franz Bach auch hier wieder CarlGustav Bensel. Das Gebäude besteht auszwei großen Baublöcken, die durch zweiHöfe geteilt sind. Eine große Treppen- undAufzugsanlage diente als Verbindung derbeiden Gebäudeteile inmitten der Höfe.Bensel entwarf eine symmetrische Back-steinfassade, deren Mitte durch ein dreitei-liges Mittelrisalit mit rundbogigen Erkernakzentuiert ist. ···································································Die Plastizität des Gebäudes war zusätzlichmittels einer vorspringenden Dachzone her-vorgehoben. Die Ornamentik besteht im

Das Levantehaus – Zeichnung von Carl Gustav Bensel (1912)

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Wesentlichen aus der variantenreichen An-ordnung der verzierten Backsteine und denSkulpturen am Portal. Bensels Architektur-sprache ist von klarem und funktionellemCharakter, der vor allem durch die modernePfeilerstruktur hervorgehoben ist. Das Le-vantehaus zählt zu den bedeutendsten Back-steinkontorhäusern der Kaiserzeit.126 Es trugzunächst den Namen „Hubertus“, aber nochvor Abnahme im September 1913 hatte Bachdas Haus nach der Deutschen Levante Li-nie, deren Geschäftsräume im Hochparterreeingerichtet wurden, in Levantehaus umbe-nannt.127 Neben zahlreichen Import- undExportfirmen wie Harder & de Voss undKiefer Helmke & Co. mbH reihten sichweitere zahlungskräftige Firmeninhaber indie Liste der Mieter.128 Im Jahr 1920 zog dasPostamt 18 ein und 1930 wurde ein „Auto-maten-Bufett“ eröffnet.129

···································································Wie bei vielen Gebäuden in der Möncke-bergstraße hatte auch dieses unter den Bom-benangriffen zu leiden. Verschiedene Teiledes Levantehauses lagen in Schutt undAsche. 1946 wurde mit dem behelfsmäßigenWiederaufbau begonnen,130 sieben Jahrespäter erhielt das Haus ein Staffelgeschoss.1995 begann dann die grundlegende Erwei-terung des Levantehauses, in deren Folge dieArchitekten Ockelmann Rottgardt Partneraus Hamburg und Sidell Gibson Schäfer ausLondon & Berlin das zweigeschossige Staf-felgeschoss abrissen und durch ein vierge-schossiges Staffelgeschoss ersetzten. ···································································Das Innere erfuhr eine grundlegende Ver-änderung durch die neue zweistöckige La-denpassage. Das Levantehaus beherbergtseitdem auch das Fünf-Sterne-Hotel Hyatt

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Das Levantehaus in den 1980er Jahren

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und Wohnungen in den Staffelgeschos-sen.131

···································································Das Warenhaus Karstadt wurde 1912/13 imAuftrag von Rudolph Karstadt ebenfalls vonFranz Bach gebaut. Für die Fassadengestal-tung war auch hier Bensel zuständig.132 Dermächtige in Naturstein gekleidete Bau wardas einzige Warenhaus, das in der Möncke-bergstraße errichtet wurde, und unterschiedsich in seiner Architektur allein schon auf-grund der Nutzung von den benachbartenKontorhäusern. Das breit angelegte Kar-stadtgebäude musste allen Verkaufsetagenviel Licht und im Erdgeschoss große Schau-fenster bieten. Die vielen Fenstereinheitenwaren in sehr schmale Achsen gereiht und

durch ebenfalls schmale Pfeiler begrenzt, dieihrerseits die Massen stützten. Zugleich istder angestrebte Vertikalismus durch unter-schiedlich starke Pfeiler zu erkennen, diesich über mehrere Stockwerke zogen und diehorizontale Masse somit gewissermaßenstreckten. In der Horizontalen war die Fas-sade durch breite Rundbogenfenster, durchein schmuckvolles Friesband und durch einein der Höhe gemäßigte Dachzone akzentu-iert.133 Das Tragewerk des Gebäudes war anden abgeschrägten Ecken nach innen ver-legt, so dass hier mehr Stützwirkung für dasErdgeschoss ermöglicht wurde.134 Nach denKriegszerstörungen baute der ArchitektErnst Kreytenberg das Warenhaus Karstadt1953 vereinfacht wieder auf. 1989 und zuletzt

Das Levantehaus (2007)

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Die Hanse (1912)

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Das Warenhaus Karstadt (1913)

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bis 2007 erfolgten Modernisierungen.135

···································································Zusammen mit Otto Westphal baute FranzBach für die Gebrüder Selig und DanielFeldberg 1911/12 die Hanse.136 Der mächtigeSandsteinbau war in seiner enormen Breitean seiner Fassade durch tragende Außen-pfeiler vertikal betont. Dies wurde zusätz-lich mittels einer leicht abgeschrägten ge-staffelten Dachzone mit Mansarddächern

und vor allem im Mittelteil durch den gro-ßen Dreiecksgiebel verstärkt. ···································································Durch den Wiederaufbau nach den Kriegs-zerstörungen ging vor allem die eindrucks-volle Dachzone verloren. Heute sind Staffel-geschosse an ihre Stelle getreten. Insgesamtist nach den Umbauten nur wenig vom ur-sprünglichen Zustand wieder zu erkennen.

··············································································································································110 Das Levantehaus wurde in der Nachkriegszeit jahrzehntelang „Philips-Haus“ genannt. Vgl. AIV, Ham-burg, S. 452.

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111 Das von Bach und Bensel gemeinsam entworfene Geschäftshaus Roland hatte an der Hauptfassade geschwun-gene, gestaffelte und reich verzierte Giebel. Nach den Kriegszerstörungen wurde es durch eine völlig veränderteArchitektur ersetzt und beherbergt seit Jahrzehnten das Kaufhaus C&A. Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 366.112 Vgl. Nicolaisen, Studien, S. 115.113 Vgl. ebd.114 Vgl. AIV, Hamburg, S. 417.115 Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Mönckebergstraße 20/Bergstraße 9–11/Hermannstraße 37 war Bacham Bau des Commeter-Hauses, das 1908–1910 entstand, beteiligt. Er war von Ferdinand Wilhelm Christian Suhrbeauftragt worden, den Erweiterungsbau zur Mönckebergstraße hin auszuführen. Vgl. Lubitz, Mönckebergstraße,S. 98.116 Eduard Ringel und Otto Bock zählten zu Bachs engsten Freunden.117 Vgl. Bauakten des Bezirksamtes Hamburg Mitte, Akte I 29915 Anl. 1-260, Mönckebergstraße Nr. 6 undLange Mühren Nr. 9. 118 Vgl. Feuß, Bensel, S. 146. Carl Gustav Bensel hatte bereits einige Jahre zuvor Wettbewerbserfolge erzielt.Seit 1909 arbeitete er mit Johann Kamps und zusätzlich seit 1929 mit Heinrich Amsinck zusammen. Kamps &Bensel entwarfen u.a. Landhäuser in Altona-Blankenese. Sie erweiterten ihr Schaffensgebiet nach Westfalen, insRheinland und sogar bis nach Athen (Bau eines Krankenhauses, der deutschen Schule und einer deutschen Kir-che mit Pfarrhaus). Vgl. Hoffmann, Altona, S. 573. Bensel schuf zudem von 1915 bis 1917 in Hamburg einen der„bedeutendsten Bauten der Industrialisierung“, das Großkraftwerk Tiefstack. Vgl. Hipp, Hamburg, S. 275 sowieSlotta, Kraftwerk, S. 14. Dieser hatte bei dem Architekturwettbewerb für das Projekt Kraftwerk Tiefstack den ers-ten Platz belegt. Vgl. ebd., S. 12. Auch Max Bach war mit seinem Entwurf „Licht“ am Wettbewerb beteiligt. Ergehörte allerdings nicht zu den ersten drei Platzierten. Vgl. ebd., S. 14.119 Alfred Lichtwark war von 1886 bis 1914 Direktor der Hamburger Kunsthalle. Vgl. Großkopff, Lichtwark,S. 15.120 Vgl. Hoffmann, Altona, S. 573.121 Vgl. ebd. sowie Spörhase, Wirken, S. 73.122 Selbstverständlich waren hier alle vorangegangenen technischen Neuerungen gegeben. Vgl. Schütte, Kontor-häuser, S. 356.123 Gemeint sind die Fassaden an der Mönckebergstraße, an der Spitalerstraße und am Schweinemarkt.124 Vgl. ebd.125 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 356 f.126 Vgl. Lange, Architektur, S. 37. Die rückwärtige Fassade an der Bugenhagenstraße antizipierte durch ihre„neuartige Sachlichkeit“ den Architekturstil der 1920er Jahre. Vgl. Dehio, Handbuch, S. 40.127 Vgl. Bauakten des Bezirksamts Hamburg Mitte, Akte I 31235 Anl. 1-173, Mönckebergstraße 7.128 Vgl. Bach, Franz Bach.129 Vgl. Bauakten des Bezirksamts Hamburg Mitte, Akte I 31235 Anl. 1-173, Mönckebergstraße 7. Der heutenicht mehr gebräuchliche Begriff „Automaten-Bufett“ bezeichnet ein Geschäft, in dem Speisen wie Kuchen undTorten preisgünstig zur Selbstbedienung angeboten wurden. 130 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 364. Bis 1950, vier Jahre nach dem Tod von Max Bach, war der Wiederauf-bau nach dessen Vorstellungen von Fritz Wischer umgesetzt. Vgl. Architektengemeinschaft, Gestaltungsrahmen, S. 103.131 Vgl. Typisches Hamburger Kontorhaus, S. 139 f.132 Vgl. AIV, Hamburg, S. 486.133 Vgl. Hahn, Kaufhaus, S. 145 f.134 Vgl. ebd.135 Vgl. Hipp, Hamburg, S. 178 sowie Lubitz, Mönckebergstraße, S. 94.136 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 338 f. sowie Hamburger Abendblatt Nr. 170 (24. Juli 2002). Die GebrüderFeldberg führten zu jener Zeit Hamburgs bedeutendstes Spezialgeschäft für maßgeschneiderte Damenmäntel undKostüme.··············································································································································

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Der Architekt Franz Bach hatte in der ers-ten Phase seiner Kontorhausarchitektur aufden Werkstein als Baumaterial gesetzt. Mitdem Jugendstil, der zu jener Zeit auch inHamburg vielerorts präsent war, hatte er –wie beim Alsenhof, der Klosterburg oderdem Barkhof – seine Kontorhäuser weiter-entwickelt. Auch andere Architekten orien-tierten sich in der Mönckebergstraße am Ju-gendstil, wie die Kontorhäuser Rathaushörnund Versmannhaus zeigen.137 Ab 1910 nahmBach bei der Gestaltung des Domhofs, wieoben beschrieben, den Backstein in seinkünstlerisches Repertoire auf. ···································································Der Werkstein und der Backstein sind diebedeutendsten Materialien der Kontorhäu-ser in der Mönckebergstraße. Die ersten Ge-bäude waren hier in Anlehnung an dasHamburger Rathaus in Werkstein erbautworden, wie das Versmannhaus der Archi-tekten Johann Gottlieb Rambatz und Wil-helm Jollasse schräg gegenüber dem Rathausund auch Bachs Barkhof bezeugen. Um dieMonumentalität dieser großen neuen Ge-schäftsstrasse zu unterstützen, hätte die ein-heitliche Wahl des Materials ein probatesMittel darstellen können. Aber abgesehendavon, dass es nicht die Aufgabe der Kom-mission war, die Einheitlichkeit des Materi-als vorzuschreiben, war dies laut Aussage desBaudirektors Schumacher nicht gewünscht:

„Wollte man also die Straße einheitlich imMaterial durchführen, so wäre es nur mög-lich gewesen, diese zugunsten des Werk-steins zu tun und den Backstein grundsätz-lich auszuschalten. Das hätte aber einVerbrechen am neu aufkeimenden architek-tonischen Leben bedeutet.“138

···································································Fritz Schumacher war einer der herausra-genden Vertreter der Reformbewegung und1907 neben Hermann Muthesius einer derMitbegründer des Deutschen Werkbundes.Ziel des Deutschen Werkbundes war es,dem Verfall des Kunstgewerbes entgegenzu-wirken und „eine ästhetische Modernisie-rung der handwerklichen und industriellenProduktion zu erreichen“.139 Zentrales An-liegen war die Suche nach einer neuen durchZweck, Material und Konstruktion beding-ten Formgebung, die man auch als „Sach-lichkeit“ neu thematisierte. ···································································Die Verwendung des Backsteins bei der Be-bauung der Mönckebergstraße fiel in eineZeit, da in der Architektur Hamburgs undNorddeutschlands die „Wiederbelebung“dieses Materials vielfach diskutiert wurde.Die Diskussion entfachte sich 1906/07 undwar nach dem Verständnis der Reformbewe-gung als „Abkehr vom wilhelminischen His-torismus zu sehen“.140 Aus dieser Thematikentwickelte sich parallel und im Gegensatz

Material und Stil – Jugendstil, Heimatschutzbewegung & Reformarchitektur

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dazu die „Heimatschutzbewegung“, derenVertreter eine eng gefasste Vorstellung vonder Verwendung des Backsteins hatten.141

Sie propagierten neben dem „bodenständi-gen“ Backstein als zentrales Merkmal denRückgriff auf „althamburgische“ Giebelfor-men und voll ausgebildete, klar gegliedertePfannendächer.142 Fritz Schumacher als ei-ner der Vertreter der Reformbewegung dis-tanzierte sich von den „Backsteinpropagan-disten“ der Heimatschutzbewegung.143 Fürihn stand in der Verwendung des Backsteins„nicht die romantische, sondern die techni-sche Eigenart des Backsteins“ im Vorder-grund.144 Bei vielen Kontorhäusern derMönckebergstraße fand der „Heimatschutz-stil“ Anwendung. Das prägnanteste Ge-bäude hiernach ist Fritz Högers Rappolt-haus von 1911/12 mit seinen Schweifgiebeln,

mit denen dieser das Hamburgische Bürger-haus aus dem 18. Jahrhundert zitierte. ···································································Diesem Stil werden auch – vermutlich auf-grund der Giebel – das Südseehaus und dasRolandhaus zugerechnet, wenn auch mitfreieren Anklängen an Hamburgs bauge-schichtliche Formen.145 Mit dem Waren-haus Karstadt und dem Levantehaus orien-tierte Bach sich hingegen nicht an vergan-genen Baustilen. Diese Gebäude zählen zurReformarchitektur.146

···································································Bach bewarb sich auch mit seinen Vor-schlägen für den Erweiterungsbau des ur-sprünglich von Martin Haller ausgeführtenHapag-Verwaltungsgebäudes an der Bin-nenalster. Der Auftrag ging infolge des aus-geschriebenen Wettbewerbs 1912 schließlich

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Das Rappolthaus (1912)

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an Fritz Höger, den Architekten des spä-ter ausgeführten Chilehauses.147 Um demWunsch der Reederei nach einer repräsenta-tiveren Architektur gerecht zu werden,wurde der Neorenaissancebau von 1913 bis1920 um das Doppelte erweitert.148 Högerseigentlicher Plan, einen Klinkerbau mitTurm auszuführen, wurde allerdings abge-lehnt. Er musste sich den Vorgaben der Bau-pflegekommission fügen und einen hellenStein für die Fassade wählen sowie einegleichförmige Dachgestaltung.149

···································································Höger als einer der großen Exponentender Heimatschutzbewegung bevorzugte denBackstein als Baumaterial. Ein früheres Bei-spiel ist das Klöpperhaus150 in der Möncke-bergstraße 3/Lange Mühren 1, für dessenUmsetzung Höger von dem Textil- und

Kurzwarenhändler Heinrich Adolph Klöp-per beauftragt wurde. Das Haus zeigt eine„schematisierte Pfeilerfassade“ mit leicht ge-wölbten Fenstereinheiten, den bay-win-dows.151 Dieser kompakte Bau fügt sich indas Architekturbild der Mönckebergstraße.Bei den Backsteinkontorhäusern Bachs undBensels zeigt sich im Gegensatz zu Högereine Entwicklung hin zu einem immer kla-reren Vertikalismus mit zunehmenderschmaler Pfeiler-Fensterstruktur sowie mitausgeprägten Dachzonen, die teilweise zwarauch mit Giebeln betont sind, jedoch eineweniger ausgeprägte Anlehnung an altham-burgische Giebelhäuser aufweisen. ···································································Auch jenseits der Mönckebergstraße reali-sierte Franz Bach Bauprojekte, und zwar imalten Kontorhausviertel am Jungfernstieg.

Das Klöpperhaus – Zeichnung in der Broschüre „Geschäftshaus der Firma W M Klöpper, Hamburg“ von 1911

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Das Gutruf-Haus (2007)

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So schuf er unter Beteiligung seines ältestenSohnes, des Architekten Max Bach am Jung-fernstieg 12/Neuer Wall 10 das Gutruf-Haus– das letzte Kontorhaus, welches in derHamburger Innenstadt vor dem ErstenWeltkrieg gebaut wurde. Der erste Entwurf

für die Auftraggeber, die Mall-Erben, wurdevon beiden Architekten 1913 erarbeitet. Inden folgenden beiden Jahren wurde danndas Kontorhaus mit seiner Sandsteinfassade,dessen gesamte Fläche frei einteilbar war,fertig gestellt.152

··············································································································································137 Vgl. Nicolaisen, Studien, S. 115.138 Schumacher, Entstehen, S. 18. 139 Art. Deutscher Werkbund, S. 148.140 Vgl. Nicolaisen, Studien, S. 38.141 Vgl. ebd.142 Vgl. ebd., S. 115 sowie Meyer-Veden; Hipp, Kontorhäuser, S. 24.143 Vgl. Hipp, Backsteinbau, S. 36.144 Vgl. Fischer, Fritz Schumacher, S. 9.145 Vgl. ebd.146 Vgl. Nicolaisen, Studien, S. 115.147 Vgl. Gerhardt, Ballin, S. 30 sowie Dehio, Handbuch, S. 39.148 Vgl. Lange, Architektur, S. 28.149 Vgl. ebd.150 Seit 1967 ist das Klöpperhaus Sitz der Kaufhof AG. Vgl. ebd.151 Ebd., S. 33.152 Vgl. Schütte, Kontorhäuser, S. 380.··············································································································································

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In den 1920er Jahren zog sich Franz Bachimmer mehr aus dem Baugeschäft zurück.Die Verwaltung aller ihm gehörenden Kon-torhäuser einschließlich der Betreuung derMietparteien erforderte einen beträchtli-chen Zeitaufwand und so agierte er als Un-ternehmer zunehmend im Hintergrund.···································································An der Gestaltung des Kontorhausviertelsder 1920er Jahre beteiligte er sich, indem erzwei Flächen erwarb. Das Miramar-Hausim Schopenstehl Nr. 15 ließ Bach 1921/22von seinem Sohn Max Bach ausführen.Ebenso waren 1930/31 Max Bach und dessenPartner Fritz Wischer als Architekten seinesHauses Hubertus153 in der BurchardstraßeNr. 24/Steinstraße Nr. 27 verantwortlich.154

Das Haus Hubertus ist ein hochhausartigesBürogebäude in Klinkerbauweise, das hori-zontal mit Gesimsbändern betont ist undgemäß der Prinzipien des Neuen Bauens er-richtet wurde, so dass es zu den modernstenHäusern seiner Zeit zählte.155

···································································In den 1920er Jahren widmete Bach sichverstärkt seiner Familie und verbrachte nochmehr Zeit in Grambek.156 In dieses Jahr-zehnt fiel auch eine große Reise in die USA– also in das Land, in welches er eigentlichhatte auswandern wollen. Auf der „AlbertBallin“, die 1923 in Dienst gestellt wurde,157

reiste er mit seiner Frau Emilie nach New

York, wo er endlich seine Verwandten wie-dersehen konnte.···································································Franz Bach baute sowohl für seine Toch-ter Gertrud ein Haus in der HagedornstraßeNr. 26 in Hamburg als auch für seinen SohnFranz Bach Jr. ein Gutshaus in Stellshagen,beides traditionalistische Rotklinkerbautender 1920er Jahre. Das Gutshaus in Stellsha-gen, 1924 fertig gestellt, erhebt sich auf ei-nem Hügel zwischen Damshagen und Klützin der Nähe von Grevesmühlen. Es handeltsich um einen repräsentativen Bau für sei-nen Sohn, der dort als Landwirt tätig war.···································································Die Sandsteinornamentik des Portals, dieBach schon vor dem Entwurf des Gutshau-ses erstanden hatte, verlieh seiner Gutsher-ren-Architektur der 1920er Jahre einen herr-schaftlichen Charakter. Zur Innenausstat-tung des Hauses trug er ebenfalls seinen Teilbei, indem er seinem Sohn das Mobiliarüberließ, welches er aus der Ballin-Villa inHamburg hatte ersteigern können. Es han-delte sich vor allem um Stühle, denen sichseine Enkelkinder in Stellshagen zuwand-ten, wenn sie sich unbeobachtet fühlten.Bekannterweise war Kaiser Wilhelm II. oftbei Albert Ballin zu Besuch, und so hatte diekindliche Fantasie ihren Stoff für ein von ih-nen erfundenes Spiel, das sie „Kaisersitzen“nannten. Das Spiel bestand darin, sich ab-

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Franz Bach in den 1920er und 1930er Jahren

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Das Haus Hubertus (2007)

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wechselnd auf die „Ballin-Stühle“ zu setzenund darüber zu spekulieren, auf welchemStuhl der Kaiser wohl Platz genommen ha-ben mochte.158

···································································1932 finanzierte Franz Bach seiner einzigenTochter Gertrud und deren Mann JuanBunge sowie seiner Enkelin Lore, die alle beiihm in der Villa in der Badestraße lebten,eine mehrmonatige USA- und Lateinameri-kareise. Das Ehepaar Bunge und deren 12-jährige Nichte Lore wurden in den USA fastwie Exoten betrachtet. Welchen Anlasskonnte es geben, dass diese deutsche Fami-lie 1932 inmitten der Weltwirtschaftkrise dieUSA bereiste? Eine Tageszeitung in SanFrancisco erfand für sich eine Erklärung.

Die deutschen Touristen hätten die Reiseauf sich genommen, um die „große ameri-kanische Architektur“ zu studieren.···································································Tatsächlich besuchten sie ihre Verwand-ten in New York und Ecuador.159 Die Ver-wandten in New York entstammten der Fa-milie Franz Bachs. Vermutlich handelte essich bei ihnen um diejenigen GeschwisterBachs, deren Sterbedatum nicht in den Kir-chenbüchern des Pfarramtes Untergreißlauverzeichnet ist. Die Auswanderung minde-stens einer jener Brüder oder einer Schwe-ster mag auch ein Anlass für Franz Bachs ur-sprünglichen Plan gewesen sein, 1885 nachHamburg zu reisen, um von dort aus in dieUSA auszuwandern.160

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Das Gutshaus in Stellshagen (1925)

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··············································································································································153 Vgl. Gutachten Architekten G. Radel für das Haus Hubertus vom 28. Oktober 1936 – Privatbesitz.154 Vgl. Lange, Architektur, S. 38.155 Vgl. Hipp, Hamburg, S. 185 sowie Lange, Architektur, S. 38.156 Vgl. Interview mit Lore Cordes, geb. Bach (geb. 1920) am 29. Januar 2009. Lore ist die Tochter von FranzBach junior in Stellshagen. Sie besuchte das Gymnasium in Hamburg und wohnte während der Schulzeit bei ihren Großeltern Franz und Emilie sowie bei ihrer Tante und ihrem Onkel in der Badestrasse Nr. 44.157 Gerhardt, Ballin, S. 118.158 Während der Besatzung verließ Lore Cordes ihr Elternhaus in Stellshagen 1945 mit ihrem Sohn und Ehe-mann und floh nach Hamburg. Ihr Vater musste später den russischen Besatzern sein Gutshaus übergeben. 50 Jahredanach konnte sie ihre Tochter Gertrud davon überzeugen, das Gutshaus zurück zu kaufen. Mit einem überzeu-genden Nutzungskonzept und dem höchsten Gebot bei der Versteigerung gelang es der Familie, das Haus wiederin ihren Besitz zu bringen. Lore Cordes konnte 1994 am Arm ihres Sohnes, mit dem sie ein halbes Jahrhundertzuvor das Haus über den Kücheneingang verlassen hatte, jenen Ort wieder betreten. Heute ist das Guthaus einBio- und Gesundheitshotel, das durch die Eigentümerin, ihre Tochter Gertrud, als Heilpraktikerin geführt wird.Siehe Anm. 156.159 Juan Bunge war geborener Ecuadorianer.160 Siehe Anm. 19.··············································································································································

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Über Jahrzehnte engagierte sich FranzBach vielerorts sozial und leistete auchdurch seine Spendenbereitschaft Hilfe. Ob-wohl er keine akademische Ausbildung ge-nossen hatte – und vielleicht auch geradedeswegen – spendete er der HamburgischenWissenschaftlichen Stiftung 25.000 Mark.161

In seinem Geburtsort Langendorf unter-stütze er den Bau des Kriegerdenkmals fi-nanziell und kam für die Glocke der Dorf-kirche auf.162 Darüber hinaus richtete er aufseinem Jagdgut im Grambek eine Pflege-stätte für Kinder ein. Für jeweils sechs Wo-chen wurden hier seit Ende der 1920er JahreKinder aus ärmlichen Verhältnissen, dieüberwiegend aus den Hamburger Stadt-teilen Barmbek und St. Pauli stammten,aufgenommen und in ländlicher Umgebung„aufgepäppelt“. Diese Kinder kehrtenschließlich wohl genährt zu ihren Familienzurück.163 Das Gebäude, das Alte Gutshaus,in dem ca. 30 bis 40 Kinder unterkamen,war der Arbeiterwohlfahrt zur Verfügunggestellt worden. Diese Einrichtung FranzBachs hatte bis zum Ende des Zweiten Welt-krieges Bestand.164

···································································Bachs Engagement kam auch Bewohnernin Stellshagen zugute. Viele ortsansässigeAngestellte von Franz Bach junior, die ganzin der Nähe des Gutshauses lebten, wohn-ten bis dahin in ärmlichen Katen. Diese ein-

fachen lichtarmen Behausungen waren mitStroh gedeckt; der Fußboden bestand ledig-lich aus gestampftem Lehm. Zeitgleich mitErrichtung des Gutshauses beschloss FranzBach, die allgemeine Lebenssituation derAngestellten zu verbessern. Er ersetzte diebescheidenen Katen durch Siedlungshäuser.···································································Privat ging Bach nicht nur seiner Jagdlei-denschaft nach, sondern kegelte in seinerFreizeit regelmäßig mit der Familie. SeineBegeisterung für dieses Hobby ging sogar soweit, dass er schließlich die Hamburger Ke-gelhalle, die sich im Südring des Stadtparksbefand, 1933 kaufte.165 Der Architekt hattedie Kegelhalle im Auftrag des Kegelclubs ei-nige Jahre zuvor mit 36 Doppelbahnen ent-worfen und gleichzeitig für den Kegelclubgebürgt. Als der Auftraggeber den Zah-lungsaufforderungen nicht nachkommenkonnte, kaufte Bach die Kegelhalle, die zwarim Weltkrieg stark beschädigt wurde, aberdennoch bis Anfang der 1950er Jahre Be-stand hatte.166

···································································Bereits 1926 erwarb Bach für seine vierKinder die Nordischen Stahlwerke in Neu-münster, deren Modernisierung er anschlie-ßend vorantrieb. Die Baumaßnahmen derNordischen Stahlwerke Bach & Co. wurdenvon Max Bach und Fritz Wischer übernom-men.167 Bis 2001 blieben die Stahlwerke zu-

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Franz Bach als sozial engagierter Bürger und Privatmann

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letzt unter der Leitung von Günter Bach imBesitz der Familie Bach.168

···································································Es ist zu vermuten, dass Franz Bach selbstdas Grabmal der Familiengrabstätte auf demOhlsdorfer Friedhof Ende der 1920er Jahreentworfen hat. Das Grabmal ist ein ham-burgischer Backsteinentwurf im Stil derZeit. ···································································Für die Skulpturen engagierte Franz Bachden bekannten Hamburger Bildhauer Ri-chard Kuöhl. Seine Plastiken spiegeln BachsVorstellung der vier Lebensalter wider, dievier Stationen des Menschen vom Säuglingbis zum Greisenalter. Es ist das größte Back-stein-Grabmal in Ohlsdorf, verziert mit ex-pressionistischer Ornamentik am auskra-

genden Gesims des Wanddenkmals. Hierfand Franz Bach nach schwerer Krankheitam 16. Oktober 1935, nur drei Monate nachseinem 70sten Geburtstag, seine letzteRuhe.169

···································································Das Leben Franz Bachs ist eine bemerkens-werte Erfolgsgeschichte. Mit dem Aufstiegdes deutschen Reiches zu einer europäischenWirtschaftsmacht und der Stadt Hamburgzum wichtigsten Seehafen des Reiches gingauch sein Aufstieg einher. Der junge Mannaus einer thüringischen Bauernfamilie ver-wirklichte das, was seinem Talent und sei-nem Willen entsprach. Er wurde ein erfolg-reicher Architekt und brachte es als Ge-schäftsmann zu Reichtum. ···································································

Das Grabmal der Familie Bach auf dem Ohlsdorfer Friedhof (2009)

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Auch wenn Franz Bach in der Fachlitera-tur der ersten beiden Jahrzehnte des zwan-zigsten Jahrhunderts als Architekt leiderkaum gewürdigt wurde, so fand sein Schaf-fen zumindest zu seinem siebzigsten Ge-burtstag sowie posthum einige Beachtung inder lokalen Presse: „Wenn die Mönckeberg-straße heute den einheitlichen städtebauli-chen Charakter aufweist, so ist das in ersterLinie einer verständnisvollen Zusammenar-beit zwischen Architekt und Baubehörde zuverdanken, in zweiter Linie dem großen Zu-schnitt des einzelnen Baublocks, die eine er-höhte Zusammenfassung aller finanziellen,organisatorischen und baukünstlerischen

Kräfte verlangte. (…) Bachs Name ist in derHamburger Baugeschichte mit der Ent-wicklung des Kontor- und Geschäftshausesunzertrennlich verbunden.“170

···································································Bereits zehn Jahre vor Bachs Tod fandHans Bahn in der renommierten Hambur-ger Kulturzeitschrift „Der Kreis“ für dasGelingen der Mönckebergstraße folgendeWorte: „Eingespannt wie eine Starkstrom-leitung zwischen zwei Polen des öffentli-chen Lebens, dem Rathaus und dem Haupt-bahnhof, ist sie gefüllt von Energien undKunstwillen“.171 Franz Bach hatte mit seinerArchitektur großen Anteil daran.

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··············································································································································161 Vgl. Archiv Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung, Hauptbuch 1906–1914, S. 7. Der Betrag wurde am10. Juni 1907 gestiftet.162 Vgl. Bach, Architekt, S. 100.163 Vgl. Interview mit Günter Bach am 17. Juni 2010, Sohn von Rudolf Bach, geb. 11. 1. 1930.164 Vgl. ebd.165 Vgl. Kaufvertrag – Privatbesitz. Das Grundstück und das Gebäude ersteigerte Bach für 370.000 Mark.166 Siehe Anm. 163.167 Max Bach und Fritz Wischer errichteten überdies 1937 die Werkssiedlung der Nordischen Stahlwerke Bach& Co. Vgl. Wilde; Kaster, Stadt Neumünster, S. 334.168 Vgl. Aktenbestand des Denkmalschutzamtes Neumünster, R4 81 II. Im Jahr 1957 wurden die Gießereihal-len unter der Leitung von Franz-Dieter Bach umgebaut. Vgl. ebd., R4 81 III_282/81/57. In dem Bauantrag von1963 ist Günter Bach (Neumünster) u.a. als Betriebsinhaber genannt. Vgl. ebd., R4 81 III_282/81/63. Zur FirmaNordische Stahlwerke Bach & Co. vgl. auch Sieck, Neumünster, S. 156. Die Firma musste im Jahr 2001 Insolvenzanmelden. Siehe Anm. 163.169 Vgl. Leisner, Hauptfriedhof, S. 158.170 Hamburger Nachrichten Nr. 254 (3. Juni 1935).171 Bahn, Großbauten, S. 10.··············································································································································

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Anhänge

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Johann Gottfried Bach (* 6. September 1810 † 28. Juli 1890) OO Johanna Rosine Wahren (erste Ehefrau)

OO Johanna Henriette Ebisch (zweite Ehefrau) (* 25. Dezember 1826 † 18. November 1906)

Kinder aus erster Ehe:1. Eleonore Wilhelmine Friederike

(* 15. Dezember 1832 † 1852)2. Johanna Rosine Friederike

(* 23. November 1834)3. Franz Ferdinand (* 2. September 1836)4. Rosine Wilhelmine (* 2. Januar 1839)5. Gustav Moritz (* 19. Februar 1841)6. Karl Heinrich (* 24. Juli 1845 † 1846)7. Henriette Auguste

(* 28. Mai 1847 † 3. August 1847)8. Johann Gottfried

(* 17. Dezember 1848)9. Robert Louis (* 26. Mai 1851)

··············································································································································Stammtafel (Auszug)··············································································································································

Kinder aus zweiter Ehe:1. Gustav

(* 27. Januar 1853 † 6. Januar 1940)2. Karl Friedrich

(* 10. März 1855 † 3. Mai 1916)3. Wilhelmine Henriette

(* 19. März 1857 † 18. August 1859)4. Wilhelmine Auguste

(* 25. Februar 1861)5. Franz Albert

(* 3. Juni 1865 † 16. Oktober 1935)6. Friedrich Adolph (* 14. Juli 1867)172

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··············································································································································172 Überwiegend frühe Sterbedaten der Kinder sind in den Kirchenbüchern des Pfarramtes Untergreißlau ver-zeichnet.··············································································································································

Franz Albert Bach (* Langendorf 3. Juni 1865 † Grambek 16. Oktober 1935)OO am 1. September 1889 in Wiedebach, Thüringen

Emilie Laura Geßner (* Zeitz, Thüringen 8. Januar 1867 † Hamburg 9. April 1948)

Kinder:1. Karl Albert Max (* Langendorf 1. September 1885 † Hamburg 22. Februar 1946)

Zwei Kinder2. Emilie Eleonore Gertrud (* Hamburg 6. März 1891 † Grambek 2. November 1975)3. Franz Albert Gottfried (* Hamburg 7. Januar 1897 † Grambek 14. September 1988)Sechs Kinder4. Johannes Carl Rudolf (* Hamburg 20. April 1902 † Hamburg 23. November 1969)Sechs Kinder

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··············································································································································Franz Albert Bach – Lebensdaten im Überblick··············································································································································3. Juni 1865 geboren im thüringischen Langendorf bei Weißenfels1. September 1885 Geburt des ersten Sohnes Karl Albert Max in Langendorf1885 Übersiedelung nach Hamburg mit seiner Lebensgefährtin Emilie Laura

Geßner und seinem unehelichen Sohn Max1. September 1889 Eheschließung mit Emilie Laura Geßner in Wiedebach, Thüringen6. März 1891 Geburt der ersten Tochter Emilie Eleonore Gertrud in Hamburg1894 erste Kontorhäuser in der Kaiser-Wilhelm-Straße7. Januar 1897 Geburt des zweiten Sohnes Franz Albert Gottfried in Hamburgseit 1897 Freimaurer in der Loge „Zu den drei Rosen“20. April 1902 Geburt des dritten Sohnes Johannes Carl Rudolf in Hamburg1903/1904 Bau der Klosterburg; Einrichtung seines Architekturbüros1905 Kauf des Jagdgutes Grambek1906/1907 Bau des Semperhauses1909 bis 1913 Bau der Kontorhäuser in der Mönckebergstraße1924 Bau des Gutshauses in Stellshagen1926 Kauf der Stahlwerke in Neumünster16. Oktober 1935 Tod Franz Albert Bachs in Grambek

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Literatur

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Zur Quellenlage:Private und geschäftliche Korrespondenz FranzBachs ist im Zuge des Zweiten Weltkriegs ver-brannt bzw. verloren gegangen. Dokumente, wieVertragsabschlüsse, Gutachten, Vorträge zum Sem-perhaus sowie Fotografien befinden sich noch imBesitz der Familie Bach. Als wichtige biografischeQuellen konnten Erinnerungen von Max Bach undAussagen der Zeitzeuginnen Lore Cordes und In-geborg Schroeder herangezogen werden. Das Be-zirksamt Hamburg Mitte und das Amtsarchiv Lau-enburgische Seen verfügen über einen umfang-reichen, jedoch nicht vollständigen Bestand anBauakten. Im Staatsarchiv Hamburg, im Denkmal-schutzamt Hamburg sowie im ArchitekturarchivHamburg konnten zahlreiche Zeitungs- und Zeit-schriftenartikel sowie Abbildungen aus der ZeitFranz Bachs ermittelt werden.··································································· Danksagung:Für die wunderbare Unterstützung und konstruk-tive Anregungen danke ich Prof. Dr. HermannHipp, Mathias Bach, der Familie Bach in Langen-dorf, Günter Bach, Lore Cordes, Dr. Johannes Ger-hardt, Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel, Prof. Dr.Hans-Dieter Loose, Ingeborg Schroeder, HeikeWeiberg, der Familie Wischer, den Mitarbeitern desArchitekturarchivs Hamburg, des StaatsarchivsHamburg, des Bezirksamtes Hamburg Mitte, desDenkmalschutzamtes Hamburg, des Archivs Lau-enburgische Seen, des Denkmalschutzamtes desStadtarchivs Neumünster, sowie Elisabeth Claus-sen-Greim, Kimberly D’Amico, Markus Eberhardund Alexander Olm.··································································· Quellen und Sekundärliteratur:Appel, Rolf: Die Freimaurer. Innenansicht eines

Hamburger Freimaurers, in: Keller, Susanne B.(Hg.): Königliche Kunst. Freimaurerei in Ham-burg seit 1737, Hamburg 2009, S. 66–75Architektengemeinschaft Robert undTrix Haussmann u. a.: GestaltungsrahmenMönckebergstrasse – Spitalerstrasse, Hamburg 1987Architekten- und Ingenieurverein zuHamburg (AIV) (Hg.): Das Hamburger Kontor-haus, Hamburg 1909Ders. (Hg.): Hamburg und seine Bauten unterBerücksichtigung der Nachbarstädte Altona undWandsbek, Hamburg 1914Art. Deutscher Werkbund, in: Obrich, Ha-rald; Strauss, Gerhard (Hg.): Lexikon der Kunst,Band 2, Leipzig 1989, S. 148–150Art. Hasselriis, in: Thieme, Ulrich; Becker, Fe-lix (Hg.): Allgemeines Lexikon der BildendenKünstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band16, Leipzig 1923, S. 112Art. Schumacher, in: Thieme, Ulrich; BeckerFelix (Hg.): Allgemeines Lexikon der BildendenKünstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band30, Leipzig 1936, S. 338–339Bach, Franz: Franz Bach, Hamburg 1920Ders.: Kontorhaus „Friedrichshof“ G.m.b.H. be-legen: Ferdinandstr. 33 und Raboisen, Hamburg1904Ders.: Semperhaus, Geschäftshaus belegen Spita-lerstrasse, Hamburg 1906Bach, Gerhard: Der Architekt Franz Bach, in:Weißenfelser Heimatbote 2002, S. 99–101.Bahn, Hans: Von Hamburger Großbauten undihren Schöpfern, in: Der Kreis, 6/7 (1925), S. 10–29Brinitzer, Carl: Das streitbare Leben des Ver-legers Julius Campe, Hamburg 1962Dahms, Geerd: Das Hamburger Gängeviertel.Unterwelt im Herzen der Großstadt, Berlin 2010

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Dehio, Georg: Handbuch der DeutschenKunstdenkmäler, Hamburg – Schleswig-Holstein,bearbeitet von Johannes Habich, Christoph Timmund Lutz Wilde, München 21994Die Bebauung des dreieckigen Platzes an derMönckebergstraße und dem Barkhof in Hamburg,in: Bau-Rundschau 11 (1913), S. 113–114Feuß, Axel: Bensel, in: Saur. Allgemeines Künst-lerlexikon, Band 9, München 1994, S. 146Fischer, Manfred E. (Bearb.): Fritz Schumacher– Hamburger Staatsbauten 1909–1919/21. Eine denk-malpflegerische Bestandsaufnahme, Hamburg 1995(Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Hamburg; 15, 1)Gerhardt, Johannes: Albert Ballin, Hamburg2009 (Mäzene für Wissenschaft; 6)Großkopff, Rudolf: Alfred Lichtwark, Ham-burg 2002 (Hamburger Köpfe)Grundmann, Günther: Die Bau- und Kunst-denkmale der Freien und Hansestadt Hamburg,Band 2: Altona und Elbvororte, bearbeitet von Re-nata Klée Gobert unter Mitarbeit von HeinzRamm, Hamburg 1959Hahn, Willy: Kaufhaus Karstadt in Hamburg,Mönckebergstraße, in: Bau-Rundschau 15 (1913), S. 145–146Hamburger Abendblatt Nr. 294 (17. Dezem-ber 2001): Seeburg – eine Familie verkauft ihre Ge-schichte; Nr. 170 (24. Juli 2002): Die Häuser derMö – und wem sie gehören; Nr. 171 (25. Juli 2002):Die Mönckebergstraße – vom Gängeviertel zurEinkaufsmeileHamburger Adressbücher von 1905 bis 1935Hamburger Echo Nr. 254 (29. Oktober 1910):Hamburg. Heinrich Heines Denkmal; (5. Oktober1925): Eine Schmach wird getilgt!; Nr. 151 (2. Juni1927): Die Einweihung des Heine=Denkmals inAltonaHamburger Fremdenblatt (9. Dezember1907): Enthüllung der Semperstatue; Nr. 289 (10.Dezember 1907); Nr. 254 (29. Oktober 1910): DasHeine=Denkmal im BarkhofHamburger Nachrichten Nr. 191 (16. März1907, 2. Morgen-Ausgabe); Nr. 701 (5. Oktober1907, 2. Morgen-Ausgabe): Marmorthermen fürdas „Semperhaus“ in Hamburg; Nr. 864 (9. Dezem-ber 1907, 1. Beilage Abend-Ausgabe): Dem Anden-ken Sempers; Nr. 866 (10. Dezember 1907, 1. Bei-lage 2. Morgen-Ausgabe): Semperfeier; Nr. 254 (3.Juni 1935): Architekt Franz Bach 70 Jahre alt

Hamburgischer Correspondent Nr. 213 (28.April 1906, Morgen-Ausgabe): Neubauten in derSpitalerstraße; Nr. 625 (9. Dezember 1907, 1. Bei-lage Abend-Ausgabe): Semper-feier; Nr. 626 (10.Dezember 1907, 2. Beilage Morgen-Ausgabe): Sem-per=FeierHipp, Hermann: Backsteinbau in Hamburg.Schöpferischer Prozeß aus gestalterischen, ökono-mischen und sachlichen Bedingungen. Ein Beitragzur Regionalismus-Debatte, in: Baukultur, Tech-nik, Wissenschaft, Kunst, Umwelt (1984), S. 32–40Ders.: Wie eine Starkstromleitung: Die Möncke-bergstraße, in: Plagemann, Volker (Hg.): Industrie-kultur in Hamburg. Des Deutschen Reiches Tor zurWelt, Hamburg 1984, S. 36–39Ders.: Freie und Hansestadt Hamburg. Ge-schichte, Kultur und Stadtbaukunst an Elbe undAlster, Köln 31996Ders.: Für Gottfried Semper, in: Architektur inHamburg. Jahrbuch 2003, S. 128–135Ders.: Hamburg und Gottfried Semper. Spureneiner schwierigen Beziehung, in: Werk, Bauen +Wohnen 10 (2003), S. 40–47Höger, Fritz: Geschäftshaus der Firma W MKlöpper, Hamburg, Hamburg 1913Hoffmann, Paul T.: Neues Altona 1919–1929.Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt,Band 2, Jena 1929Jahn, Johannes; Haubenreißer, Wolfgang:Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 121995Jordy, William H.: American Buildings andTheir Architects. Progressive and academic ideals atthe turn of the twentieth century, New York 1972Keller, Susanne B.: Königliche Kunst. Frei-maurerei in Hamburg seit 1737, Hamburg 2009Lange, Ralf: Architektur in Hamburg. Dergroße Architekturführer. Über 1000 Bauten in Ein-zeldarstellungen, Hamburg 2008Leisner, Barbara; Schulze, Heiko K. L.;Thormann, Ellen: Der Hamburger Haupt-friedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler,Band 2, Hamburg 1990Lippmann, Leo: Mein Leben und meine amtli-che Tätigkeit: Erinnerungen und ein Beitrag zur Fi-nanzgeschichte Hamburgs, Hamburg 1964 (Veröf-fentlichungen des Vereins für HamburgischeGeschichte; 19)Lubitz, Jan: Die Mönckebergstraße. HamburgsWeg zur Großstadt, Hamburg 2009

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Melhop, Wilhelm: Historische Topographieder Freien und Hansestadt Hamburg von 1895 bis1920, mit Nachträgen bis 1923, Band 1, Hamburg1923Ders.: Alt=Hamburgische Bauweise. Kurze ge-schichtliche Entwicklung der Baustile in Hamburgdargestellt am Profanbau bis zum Wiedererstehender Stadt nach dem großen Brande von 1842 nebstortskundlichen und lebensgeschichtlichen Anga-ben, Hamburg 1925Meyer-Veden, Hans; Hipp, Hermann:Hamburger Kontorhäuser, Berlin 1988Neue Hamburger Zeitung Nr. 507 (29. Ok-tober 1910)Nicolaisen, Dörte: Studien zur Architektur inHamburg 1910–1930, Nijmegen 1985Plagemann, Volker: Kunstgeschichte der StadtHamburg, Hamburg 21997Puritz, Walther: Der (sic) städtebauliche Be-deutung der Mönckebergstraße in Hamburg, in:Bau-Rundschau 3 (1914), S. 13–17.Richter, Klaus: Prestel-Taschenlexikon. Archi-tektur des 20. Jahrhunderts, München, London,New York 2000Schädel, Dieter: Städtebau und Wohnungswe-sen in Hamburg. Eine Fallstudie zur Geschichte desStaatseingriffs zum Umbau und zur Sanierung derStadt Hamburg unter besonderer Berücksichtigungdes Wohnungswesens in der Zeit vom GroßenBrand 1842 bis zum Ende der Weimarer Republik,Dissertation Hamburg 1988Schönborn, Hans-Hermann: Die Barkhof-Passage, in: Hirschfeld, Gerhardt (Hg.): Preis fürDenkmalpflege, 2002, S. 24–25Schubert, Dirk: Stadterneuerung in Londonund Hamburg. Eine Stadtbaugeschichte zwischenModernisierung und Disziplinierung, Braun-schweig, Wiesbaden 1997Schütte, Gisela: Hamburger Kontorhäuser bis1914, Hamburg 1975Schumacher, Fritz: Das Entstehen einer Groß-stadt=Straße. Der Mönckebergstraßen=Durch-bruch, Hamburg 21923 (Fragen an die Heimat; 3)Sieck, Paul: Neumünster. Stadt ältester Traditio-nen Holsteins. Aus der Geschichte Neumünstervon der Vorzeit bis zur Gegenwart, Neumünster1966 Slotta, Rainer: Kraftwerk Tiefstack, Hamburg1994

Spörhase, Rolf: Zu Carl G. Bensels architekto-nischem Wirken in Hamburg. Aus Anlass des 60.Geburtstages des Architekten, in: Bau-Rundschau4 (1938), S. 73Staatliche Pressestelle Hamburg: Hein-rich Heine – das unstabile Denkmal. Materialienzur Geschichte der Heine-Denkmäler in Hamburgvon Regierungsdirektor Martin Peters – Kultur-amt, 13. Dezember 1972Typisches Hamburger Kontorhaus in neuerFunktion. Arbeitsgemeinschaft Rohbau Levante-haus: Paul Hammers/Held & Francke, in: Archi-tektur & Wirtschaft (57), 1997, S. 139–143Ueding, Gert: Zur Erinnerung an den Stifterder Campe’schen Historischen Kunststiftung JuliusHeinrich Wilhelm Campe (1846–1909), in: Cam-pe’sche Historische Kunststiftung (Hg.): Zum Sam-meln verführen. Hamburger Schätze, Köln 2009, S. 159–170Wilde, Lutz; Kaster, Gert: Kulturdenkmalein Schleswig-Holstein, hg. vom Landesamt fürDenkmalpflege Schleswig-Holstein, Band 3: StadtNeumünster, Neumünster 2006 (Denkmaltopo-graphie Bundesrepublik Deutschland)

···································································Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nichtfür alle Abbildungen die Rechteinhaber ermitteltwerden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie-hung Rechte geltend machen, so möge er sich andie Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wen-den.···································································Bildnachweis:Amtsarchiv Lauenburgische Seen – Carmen Krause(S. 22) Bach, Franz: Franz Bach, Hamburg 1920 (S. 5o)Bezirksamt Hamburg Mitte – Carmen Krause (S.51 f., 56) Carmen Krause (S. 21, 23, 35 f., 54, 58, 65, 68, 72)Privatbesitz Bach Hamburg (S. 8, 17 ff., 32, 35, 40 ff.,51 f., 59, 63 f.)Privatbesitz Bach Langendorf (S. 15 f., 24, 32 ff., 69)Privatbesitz Schroeder (S. 14)Staatsarchiv Hamburg (S. 11, 27 ff., 43 f., 46, 53, 55)

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Verzeichnet sind die Namen von Personen, die inden Kapiteln 1 bis 10 genannt werden. Anmerkun-gen bleiben unberücksichtigt, ebenso der NameFranz Albert Bach. Ein * verweist darauf, dass aufder angegebenen Seite (auch) ein Bild der jeweili-gen Person erscheint. Bei den Vornamen findet zu-meist eine Beschränkung auf den Rufnamen statt;Adelstitel werden im Register weggelassen, da sie imHaupttext vermerkt sind.···································································Alexander, Jakob 31··································································· Bach, Emilie Laura 13, 67Bach, Emilie Leonore Gertrud 14, 67, 69Bach, Franz Albert Gottfried 14, 67, 71Bach, Günter 72Bach, Gustav 20, 21Bach, Johannes Carl Rudolf 14, 31, 37Bach, Karl Albert Max 13, 14, 15*, 37, 41, 66, 67, 71Bahn, Hans 73Ballin, Albert 67Bargum, Baupolizeiinspektor 26Bensel, Carl Gustav 52*, 53, 56*, 57, 58, 64Bismarck, Otto 11Bock, Ernst 20, 23Bock, Otto Friedrich 20, 52Bouchard, Olivia 47Brinckmann, Justus 33Bröcker, Paul 32Buehl, Wilhelm 47Bunge, Juan 69··································································· Campe, Julius 45Campe, Julius junior 45, 47Classen, Baupolizeidirektor 26Cordes, Lore 69···································································

Donner, Conrad Hinrich 47··································································· Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königinvon Ungarn 45··································································· Feldberg, Daniel 60Feldberg, Selig 60Felixmüller, Titus 56··································································· Grell, Henry 26··································································· Haller, Martin 11, 63Hasselriis, Louis 45Heine, Amalie 47Heine, Heinrich 39, 44*, 45, 46*, 47Heine, Salomon 47Hipp, Hermann 47Höger, Fritz 63, 64··································································· Jollasse, Wilhelm 62··································································· Karstadt, Rudolph 58Klöpper, Heinrich Adolph 64Kreytenberg, Ernst 58Kuöhl, Richard 72··································································· Lichtwark, Alfred 53Löwengard, Alfred 26··································································· Maegli, Johannes 52Melhop, Wilhelm 29Michelangelo 36Mönckeberg, Johann Georg 26, 40Muthesius, Hermann 62··································································· Ohlendorff, Heinrich 11···································································

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Namensregister

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Puls, Alfredo 31Puritz, Walther 27··································································· Rambatz, Johann Gottlieb 62Richter, Emil 31Ringel, Eduard Harry 52, 53Röhl, J. C. M. 27··································································· Schließ, Ferdinand 13Schulz, J. C. 13Schumacher, Fritz 26, 43, 62, 63 Seeburg, Max 39Semper, Emanuel 33, 35, 36, 37Semper, Gottfried 33, 35*, 37, 47

Semper, Manfred 37Sitte, Camillo 27Sperber, Ferdinand 26··································································· Theil, Eduard 22*··································································· Versmann, Johannes 11Vinci, Leonardo da 36Vivié, Wilhelm 53··································································· Westphal, Otto 60Wilhelm II. , Deutscher Kaiser 11, 45, 47, 67, 69Wischer, Fritz 14*, 37, 41, 67, 71Wrba, Georg 43

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Natio-nalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbiografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf derVerlagswebsite frei verfügbar (open access). DieDeutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv-server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

Open acess über die folgenden Webseiten:Hamburg University Press – http://hup.sub.uni-hamburg.deArchivserver der Deutschen Nationalbibliothek –http://deposit.d-nb.de

ISBN 978-3-937816-81-4ISSN 1864-3248

© 2010 Hamburg University Press, Verlag derStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carlvon Ossietzky, Deutschland

Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH, Hamburg,Deutschland, http://ew-gmbh.deGrundgestaltung: Peter Schmidt Group, HamburgLayout: Michael SauerRedaktion, Koordination und Lektorat: Dr. Johannes GerhardtHerausgeber: Dr. Ekkehard Nümann

Hamburgische Wissenschaftliche StiftungEdmund-Siemers-Allee 1, Raum 11320146 Hamburghttp://hmb-wiss-stift.de

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Mit dem 100-jährigen Jubiläum derMönckebergstraße in der Freien undHansestadt Hamburg wurde der Öf-fentlichkeit zuletzt im Jahr 2009 insGedächtnis gerufen, wer die Erbauerder großen Kontorhäuser in dieserbemerkenswerten Geschäftsstraße ge-wesen sind. Franz Bach hat ihre Ar-chitektur maßgeblich geprägt. Darü-ber hinaus war er an verschiedenenanderen Orten der Stadt als Baumeis-ter tätig.

Die vorliegende Biographie, die ersteüber Franz Bach, zeichnet das außer-gewöhnliche Leben dieses Mannesnach: Sein Talent, seine Architekturund sein Unternehmergeist werdenebenso beleuchtet wie sein sozialesund kulturelles Engagement als Ham-burger Bürger, der zwei Künstlern –Heinrich Heine und Gottfried Sem-per – eine Gedenkstätte errichteteund 1907 zu den Begründern derHamburgischen WissenschaftlichenStiftung gehörte.Franz Bachs Lebensgeschichte istzugleich ein spannender Streifzugdurch die Hamburger Architekturge-schichte im wilhelminischen Kaiser-reich.

Aus der Reihe „Mäzene für Wissen-schaft“ sind bisher erschienen:

Band 1Die Begründer der HamburgischenWissenschaftlichen Stiftung

Band 2Sophie Christine und Carl HeinrichLaeisz. Eine biographische Annähe-rung an die Zeiten und Themenihres Lebens

Band 3Eduard Lorenz Lorenz-Meyer. Ein Hamburger Kaufmann undKünstler

Band 4Hermann Franz Matthias Mutzen-becher. Ein Hamburger Versiche-rungsunternehmer

Band 5Die Brüder Augustus Friedrich und Gustav Adolph Vorwerk. Zwei Hamburger Kaufleute

Band 6Albert Ballin

Band 7Ernst Friedrich Sieveking. Erster Präsident des HanseatischenOberlandesgerichts

Band 8Franz Bach. Architekt undUnternehmer

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