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Früherkennung schizophrener Psychosen Fortbildungsveranstaltung der LV Baden und Rheinland-Pfalz des VDBW PD Dr. M. Zink [email protected]

Früherkennung schizophrener Psychosen - vdbw.de · PDF fileKompetenznetz Schizophrenie. Früherkennungsambulanz für psychotische Störungen am ZI Personelle Besetzung: Dipl. Psych

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Früherkennung schizophrener Psychosen

Fortbildungsveranstaltung der LV Baden und Rheinland-Pfalz des

VDBW

PD Dr. M. [email protected]

Früherkennung schizophrener Psychosen

- Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim- Klinik und Frühverlauf der Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis- Früherkennungsinstrumente und Klassifikationen- Behandlungsstudien- Früherkennungsambulanz am ZI- Ausblick / Stand der Forschung

[email protected]

Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

8. April 1975 als Landesstiftung des öffentlichen Rechts mit Mitteln des Bundes, des Landes Baden-Württemberg und der Stiftung Volkswagenwerk errichtet.

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit

1975

1982

Schizophrenie-Unit

•Ambulanz zur Früherkennung schizophrener Psychosen

•Station 5A (offen): Psychotische Erstmanifestationen und Exazerbationen

•Tagesklinik: Soziale und berufliche Rehabilitation

•Ambulante Weiterbehandlung: Ermächtigungsambulanz

PD Dr. M. Zink

Station 5A: Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis25 Betten, offenDiagnostik: Testpsychologie, MRT, fMRT, MRS, LiquordiagnostikTherapie: Innovative Pharmakotherapie, Psychoedukation,

metakognitives Training

Psychiatrische Tagesklinik: 20 PlätzeTherapie: Innovative Pharmakotherapie, Psychoedukation,

metakognitives TrainingRehabilitation: Therapeutische Arbeitsversuche, Kooperation mit komplementären Einrichtungen

Double-Hit-Hypothese

Neurobiologische Disposition

Stress-assoziierte, auslösende Faktoren (peri-adoleszent)

Urbanes Leben Migration

Psychotrope Substanzen

Genetik,

Tiermodelle, post mortem, Bildgebung

Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis

Häufig: Lebenszeit-Prävalenz ca. 1 bis 4 %,

Manifestationsalter: post-pubertär

Relevant: Tod durch Suizid (10-15 % alle Erkrankten)

Deutlich geringere LebenserwartungKeine erhöhte Gruppen-Prävalenz an Delikten

Teuer: Jahrestherapiekosten von 4 bis 9 Milliarden Euro

in der Bundesrepublik

Therapie: Atypische Antipsychotika,

Psychotherapie, Soziotherapie

Jean Delay, Pierre Deniker

Bedeutung der Symptombereiche für das soziale Funktionsniveau

• Soziales Verhalten• Interpersonelle Probleme in der Familie

und mit Freunden• Zunehmender sozialer Rückzug• Betroffene Verhalten sich auf eine Weise,

die von anderen als merkwürdig empfunden wird

• Stark nachlassendes Interesse an Hobbies, Schule, Ausbildung oder Beruf

• Denken und Wahrnehmung• Ständige Anspannung im Denken und

Fühlen• Ratlosigkeit, Abwesenheit• Umständliches Denken,

Konzentrationsstörungen• Veränderte Wahrnehmung der Umwelt

(sie wirkt fremd)• Betroffene fühlen sich beobachtet, sind

misstrauisch

Prodromale Symptome

• Affekt

• Gereiztheit

• Unruhe

• Anspannung

• Allgemeinbefinden

• Energieverlust

• Nachlassen der Leistungsfähigkeit

• Schlaflosigkeit

Fallbeispiel - Prodrom

• Schon mit 17 Jahren hatte Michael einmal eine Phase, in der er sich nicht mehr auf den Schulunterricht konzentrieren konnte und keine Lust mehr hatte sich anzustrengen, wodurch es zu einem Leistungseinbruch kam. Seine Mitschüler empfanden Michaels Verhalten manchmal als merkwürdig und er hatte kaum Kontakt zu den anderen. Weiterhin fiel auf, dass Michael häufig gereizt reagierte.

Retrospektives Konzept: Prodrom wird nicht wahrgenommen

FrüherkennungsinventareCAARMS: Comprehensive Assessment of At-Risk Mental States (McGorry, Melbourne, Australia)

SIPS / SOPS: Structured Interview for Prodromal Symptoms / Scale of Prodromal Symptoms (McGlashan, New Haven USA)

BSABS: Bonn Scale for the Assessment of Basic Symptoms (Huber, Köln)

SPI-A: Schizophrenia Proneness Instrument – Adult Version

IRAOS: Interview for the Retrospective Assessment of theOnset of Schizophrenia (Häfner, Mannheim)

ERIraos: Early Recognition Inventory basierend auf IRAOS (Häfner, Mannheim)

Prädiktive Basissymptome

Ultra-High-Risk (UHR-Kriterien)

„Ultra-high risk“(UHR)-Kriterien:Übergangsraten in die Psychose von 35 bis 54% innerhalb von 12 Monaten (Miller TJ et al. Am J Psychiatry 2002; 159: 863-5; Yung AR et al. Schizophr Res 2004; 67: 131-42).

BLIPS: Brief Limited Intermittent Psychotic SymptomsAPS: Attenuierte psychotische SymptomeAn die revidierten DSM-IV-Kriterien einer schizoptypischen Persönlichkeitsstörung angelehnt

Psychosefernes Prodrom

Vulnerabilitätsindikatoren

Psychosenahes Prodrom

Psychotherapeutische Intervention

(Klingberg Tübingen)

Pharmakologische Intervention

(Haloperidol / Risperidon)

Kompetenznetz Schizophrenie

Früherkennungsambulanz für psychotische Störungen am ZI

Personelle Besetzung:

Dipl. Psych. F. Rausch ERIraos, neuropsych. Testung

Dr. Chr. Esslinger Ärztliche Untersuchung, Forschung

PD. Dr. M. Zink Weiterbehandlung (4a, 5A, TKL), Forschung

Ort: Zimmer 137 (Telephon: - 2881, - 2882) und Station 5A (Testungen)

Modus: Überweisung von HA oder NA, Altersgrenze 18 Jahre,

Anmeldung Zimmer 121 (Tel. -2857)

Mannheimer Checkliste

Reduktion von Motivation und Leistung

05

Verlangsamung der Bewegungen; Reduktion von Energie, Affekt

04

Reduktion der Körperfunktionen

03

Depressive Stimmung02

sozialer Rückzug01

NEINJASYMPTOM

Vorhandensein des jeweiligen Symptoms in den letzten 12 Monaten:

ja oder nein ankreuzen

Checkliste ERIraosEarly Recognition InventoryKodierblatt

Mannheimer Checkliste

manische und dysphorische Symptome

10

Misstrauen 09

Absonderliches Verhalten

08

Störung der Kontaktfähigkeit

07

Grübeln 06

NEINJASYMPTOM

Mannheimer Checkliste

Die Symptomatik hat sich im Verlauf des vergangenen Jahres insgesamt.....

....verschlimmert ....nicht verändert ....verbessert(bitte den zutreffenden Pfeil ankreuzen)

Beziehungsideen und paranoide Symptome

15

Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen

14

präpsychotische und psychotische Denkstörungen

13

Beschäftigung mit geheimnisvollen Dingen

12

Depersonalisation und Derealisation

11

Struktur der Diagnostik in der Früherkennungsambulanz für Psychosen

Kontaktmöglichkeiten:

Terminvereinbarung: 0621 1703 2857

Sprechzeiten derzeit: Mo, Do, Fr 8.30-10.00 Uhr und nach Vereinbarung

Telephonische Rückfragen bei MitarbeiterInnen der Ambulanz:Dipl.-Psych. F. Rausch (0621 1703 2881)Dr. C. Eßlinger (0621 1703 2881)PD Dr. M. Zink (0621 1703 2911)

Homepage: http://www.zi-mannheim.de/1721.htmloder überwww.zi-mannheim.de

Flyer: online als PDF

Checkliste: online als anaonymesSelfrating

Evaluation der Checkliste im KNS

Maurer et al. Nervenheilkunde 2006: 25 (1), 11 - 16

Behandlungsstudie im KNS

Psychosefernes Prodrom (Basissymptom, GAF, Gebutskomplikation)

Psychosenahes Prodrom (BLIPS, APS)

ERIraos

ca. 2,5 – 5 Std.Insgesamt1. – 5.

15 – 45Module (mit Risikoperson)5.

15 – 45Assoziierte Instrumente (mit Informant)4.

30 – 60ERIraos Symptomliste (falls erforderlich)3.

30 – 60ERIraos Symptomliste2.

10Modul Medikation

15Checkliste (falls fehlend): Interview oder Fragebogen

45Inclusion Criteria Checklist

15Dokumentationsbogen1.

15Checkliste Interview/ Fragebogenaußer-klinisch

Interviewzeit(Minuten)

InstrumenteInterview-termin

Ambulanz zur Früherkennung psychotischer Störungen

Diagnostik mittels klinischer Untersuchung, ERIraos, WCST

Bei Vorliegen eines Prodromalsyndroms

oder einer Erstmanifestation

Bei Vorliegen einer Differentialdiagnose

Bei Unklarheit und psychosefernem

Prodrom

Wiedervorstellung in der Ambulanz

Stationäre Aufnahme(beschützend, 5A, TKL)

Spezifische Therapie

Start: April 2008Spezialambulanz in der psychiatrischen ErmächtigungsambulanzAnmeldung: Psychiatrische Ambulanz (Fr. Winkler, Fr. Distl, Fr. Wolk)Telephon: 0621 1703 2857Mitarbeiterinnen der Ambulanz: Dipl.-Psych. F. Rausch

Dr. Chr. EßlingerPD Dr. M Zink (0621 1703 2911)

Telephon im Ambulanztrakt: 1703 2821 / 2882

Bei Fragen und Anregungen: PD Dr. M. Zink ([email protected])

Gedächtnisambulanz

Psychosomatische Ambulanz

Borderline PS

Psychiatrie u. Psychotherapie:Allgemeine psychiatrische AmbulanzAngstZwangADHS

Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Kooperation geplant

Früherkennungsambulanzfür Psychosen

Schlafambulanz Suchtambulanz

Versorgungsmedizinische Aspekte

Mögliche Wege in die Früherkennungsambulanz:

Leidensdruck bei dem Betroffenen durch:

•unspezifische Ängste•Wahrnehmen von Veränderungen in der Umwelt•Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall•depressive Stimmung•Unruhe

Aufsuchen von Hilfe

•(Vertrauens-)lehrer•Beratungsstellen•Seelsorger •Telephonnotdienste•Psychotherapeut•Hausarzt, Psychiater

Früherkennungsambulanz

Mögliche Wege in die Früherkennungsambulanz:

Auffälligkeit des Betroffenen durch:

•sozialer Rückzug•Verlangsamung, verminderter Affekt + Motivation•sonderbares Verhalten, neue Interessen•Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall•Unruhe

Motivation zur Annahme von Hilfe

wichtigeBezugspersonen:•Eltern•Freunde•Lehrer •Kollegen/Chef

•Vertrauenslehrer•Beratungsstellen•Seelsorger •Telephonnotdienste•Psychotherapeut•Hausarzt, Psychiater

Früherkennungsambulanz

X

Wer kann sich vorstellen?

•Alle Patienten mit Verdacht auf ein Prodrom einer psychotischen Störung oder eine erste Psychose

•Alter < 18 Jahre (noch)

•keine obere Altersgrenze

•ärztlicher Überweisungsschein

•„Fehlüberweisungen“

SPI: low-doserisperidone therapy(mean dosage, 1.3 mg/d) and cognitive behaviortherapy

Zusammenfassung:Früherkennung

psychotischer Störungen

Frühdiagnostik ist nötig zur frühen und rehabilitativ günstigen Therapie

Frühverlauf weist unspezifische Symptome auf

Inventare basieren auf klinisch-phänomenologischer Ebene

„Breite“ Inventare: Insuffiziente prädiktive Verlässlichkeit.

Konsequenz: „Unnötige“ Behandlung und Streuung der NW-Last

„Enge“ Inventare rücken an etablierte Diagnose-Kriterien heran, führen spät zur Behandlung und erfassen Subgruppen insuffizient.

Forschungsaufgabe:Optimierung der prädiktiven Verlässlichkeit (Option der Therapiekonsequenz)Integration neurobiologischer Marker(Neuropsychologie, Liquorparameter, fMRT, MRS, Neurogenetik)Frühbehandlungsstudien (differentielle Pharmakologie, psychotherapeutische Intervention)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

PD Dr. M. [email protected]