Funktionen des Öffentlichen Raums · Funktionen des Öffentlichen Raums Dr.- Ing. Bernd Fahle Freiburg im Breisgau . ... Gemeindefläche, oder einer Körperschaft des öffentlichen

Die Zukunft des Öffentlichen Raums ForumPlanenBauen 27.10.2015 Freiburg im Breisgau

Funktionen des Öffentlichen Raums Dr.- Ing. Bernd Fahle

Freiburg im Breisgau


Funktionen des Öffentlichen Raums

1. Definitionen und Geschichte

2. Gesellschaftliche Trends und Anforderungen

3. Qualitätsmerkmale und Erfolgsfaktoren

4. Struktur- und Gestaltungskonzepte

5. Thesen zur zukünftigen Entwicklung


„Mit öffentlichem Raum wird der ebenerdige Teil einer

Gemeindefläche, oder einer Körperschaft des öffentlichen Rechts

verstanden, der der Öffentlichkeit frei zugänglich ist und von der

Gemeinde bewirtschaftet und unterhalten wird. Im Allgemeinen fallen

hierunter öffentliche Verkehrsflächen für Fußgänger, Fahrrad- und

Kraftfahrzeugverkehr, aber auch Parkanlagen und Platzanlagen. Der

öffentliche Raum steht dem privaten Raum gegenüber.“ Wikipedia


„In der Entwicklung urbaner öffentlicher Räume hat sich schon immer

die Geschichte menschlichen Verhaltens gespiegelt. Die Entwicklung der

menschlichen Gesellschaft sowie die Stellung des Einzelnen formt

immer auch das Bild öffentlicher Räume. Struktur- und Funktionswandel

öffentlicher Räume lassen sich demnach nur entsprechend bewerten,

wenn man sowohl soziale als auch psychologische Maßstäbe anlegt und

diese in der Betrachtung historischer Entwicklungen öffentlicher Räume

zusammenführt.“ Herbert Schubert


„Städtische Auftraggeber sollten Stadtplaner und Architekten dazu

auffordern, Verkehrswege und Fußgänger in einer integrierten

Stadtplanungspolitik zu berücksichtigen, um lebendige, sichere,

nachhaltige und gesunde Städte zu schaffen. Ebenso dringend nötig

ist es, die soziale Funktion des öffentlichen Raums zu fördern – als

Treffpunkt, der zum zwischenmenschlichen Zusammenhalt und zu

einer offenen, demokratischen Gesellschaft beiträgt.“ Jan Gehl


„Es stellt sich die Frage, wem der öffentliche Raum gehört. In

einfachen Worten könnte die Antwort lauten: Allen und niemanden.

Kein Ort in der Stadt ist so vielfältig und wandelbar nutzbar wie ein

öffentlicher Platz. Im besten Fall sind die Plätze der Spiegel aller

gesellschaftlichen Bedürfnisse der Bürger aus allen Schichten und

Gruppierungen.“ Frauen Step, Freiburg


Griechische Agora

• Agora als Modell der

„diskutierenden Öffentlichkeit“

• Gemeinschaft war bedeutsamer

als das Individuum

• Bürger / Sklaven / Frauen /

Fremde

• Rede / Dialog / Theater

• Hellenismus: Repräsentative

Schaubühne mit passivem

Publikum

• Prachtbauten / Arenen / Handel


Römisches Forum

• Tempel / Gerichtshallen / Märkte /

Basiliken / Kollonaden definieren

öffentlichen Raum

• Straße als „transitorischer

öffentlicher Stadtraum“ für

alltägliche Verrichtungen

• Kaiserliche Macht / Staatliche

Repräsentation und kultureller

Feinsinn

• Öffentliche Schauspiele

und Massenveranstaltungen

• Soziale Gegensätze zwischen

Patriziern und Plebejern


Mittelalter • Marktplatz und Straßenmärkte:

Verkehr / Verweilen / Markt /

Versammlung / Justiz / Lust

• Rolle der Kirchen, auch mit

Gemeinschafts- und

Marktfunktion

• Klerus / Adel / Kaufleute /

Ackerbürger / Handwerker in

differenzierten Stadtquartieren

• Politische Öffentlichkeit: Orden /

Gilden / Zünfte / Stadtrat

• Vermischung von privatem

Leben mit öffentlichen Räumen:

Nähe von Arbeit und Wohnen


Renaissance

• Nach Pest und Chaos ein

neuer Hang zur Ordnung

• Kommunale Statuten zur

Nutzung öffentlicher Räume

• Gesittete und passive Menge

in herrschaftlicher Ordnung

• Piazza und Promenaden: Netz

verschiedener Platzsysteme

und Funktionen

• Absolutistische Staatsmacht:

Bauwerke / Denkmäler


Klassizismus

• Loslösung des Individuums von

kirchlichen / sozialen Bindungen

• Entwicklung neuer bürgerlich-

politischer Öffentlichkeit und

öffentlicher Räume

• Öffentlichkeit dringt in private

Sphären : Lesekabinette und

Cafehäuser

• Aufhebung der Zünfte und

Einführung der Gewerbefreiheit

• Beginnende marktorientierte

Industrialisierung


Gründerzeit

• Ökonomische Führungsschicht

bestimmt gesellschaftliche und

politische Entwicklung

• Räumliche Trennung Wohn- und

Arbeitsort / Soziale Schichten

• Rasante Stadterweiterungen:

gleiche Quartiere und Stadträume

• Neue Verkehrsmittel und

schwindende Fußläufigkeit

• Polizeilich kontrollierte Räume /

Versammlungsverbote

• Wachsende Mittelschicht:

Warenhäuser / Vergnügungsstätten

• Bilder im öffentlichen Raum /

Beginnende Werbekultur


Moderne

• Klarheit, Licht, Luft, Sonne:

Auflösung der traditionellen

(europäischen) Stadt?

• Stadt für den „modernen“

Menschen: Funktionstrennung

und Stadtentzerrung

• Gemeinwohlorientierte

Versorgung und Infrastruktur

• Verbreitung des Massen- und

Individualverkehrs

• Suburbanisierung und Entleerung

der Städte

• Breite Mittelschicht der Konsum-

und Wohlstandsgesellschaft

• Veröden die Innenstädte? :

Banalisierung / Gleichförmigkeit









Kritik / Forschung zum Öffentlichen Raum 1960 – 2015


Zukunftsthema: Bevölkerungsentwicklung / Demografie • Bevölkerungswachstum Region Freiburg bis

2030: circa 8 % (am stärksten wachsende

Großstadt in Baden-Württemberg)

• Überdurchschnittliche Seniorenanteile:

Lebensqualität im Ruhestand, altersgerechte

Wohn- und Freizeitangebote

• Integration (Wohnen und Arbeiten) der

Zuwanderer und Migranten


Zukunftsthema: Neue Lebens- und Arbeitsformen

• Vereinbarkeit von Familie, Partnerschaft,

Beruf, Freizeit … („Work Life Balance“)

• Neue Anforderungen: Komplexität,

Mobilität, Geschwindigkeit, Gleichzeitigkeit

• Wissensgesellschaft / Individuelle Lebens-

entwürfe / Lern- und Lebenszyclen

• „Megatrend Frauen“ / Zukunft der Familie

• Flexible Konsum- und Freizeitverhalten


Zukunftsthema: Konkurrenz der Städte und Regionen

• Verschärfte Konkurrenz der Städte und

Regionen um Betriebe, Arbeitsplätze,

Investitionen und junge, kreative, aktive

Bürger

• Attraktivität der Großstädte und regionalen

Siedlungszentren

• Wertschöpfungsqualität als Garant für

nachhaltige Standortentwicklung

• Stadtentwicklung und Stadtplanung ist

zunehmend ein Marketing Prozess – Ziel: das

Image der Stadt („Urban Branding“)


Zukunftsthema: Energieeffiziente Stadtstrukturen

Herausforderungen

• Energiewende: Nutzung dezentraler und

regenerativer Energien

• Reduktion des CO²-Ausstoßes für den

Klimaschutz

• Stadt der Zukunft orientiert sich an den

Prinzipien der vorindustriellen Stadt:

kompakt, dicht, gemischt, dezentral…

• Intelligente und gemischte Mobilitätsformen

• Energieverbrauch: Ressourcenschonende

Lebensstile und Konsumverhalten


Zukunftsthema: Renaissance der Zentren

• „Verödung der Innenstädte“ – „Renaissance

der Innenstadt“

• Neue Lebens-, Bildungs- und Arbeitsformen

suchen die Zentren und Innenstädte

• Differenzierungen: Region- und

Wirtschaftsstrukturen / Stadtgröße

• Wertschöpfung und Gemeinwohl /

Privatisierung und Öffentlichkeit


Zukunftsthema: Lokale Demokratieformen

• „Bürgergesellschaft“: neue gemeinsam

ausgehandelte Verantwortlichkeiten

• Bürgerbeteiligung: Neue Formen der

politischen Teilhabe und Teilnahme

• Kontinuierliche Dialogprozesse: Leitbilder,

Entwicklungsziele und Projekte

• Bürgerschaftliches Engagement, Stiften

und Spenden, Initiativgruppen

• Aber auch: Bürgerprotest / Streitkultur









Erfolgsfaktor Geschichte / Identität


Erfolgsfaktor Verkehrsfreiheit


Erfolgsfaktor Erreichbarkeit / Parken


Erfolgsfaktor Einzelhandelsbesatz


Erfolgsfaktor Stadtkultur


Erfolgsfaktor Aneignungsqualität


Erfolgsfaktor Gestaltqualität


Erfolgsfaktor Möblierung / Einrichtung


Erfolgsfaktor Atmosphäre


Erfolgsfaktor Bespielung / Events


Erfolgsfaktor

Integration

Öffentlicher

Einrichtungen


Erfolgsfaktor Kunst


Erfolgsfaktor Beleuchtung









Munderkingen


Munderkingen


VS Schwenningen










These 1:

Die Renaissance der Zentren befördert die

Renaissance des öffentlichen Raums


These 2:

Standortkonkurrenzen werden über die Qualität der

öffentlichen Räume ausgetragen


These 3:

Die Freizeitgesellschaft braucht lebendige, anregende

öffentliche Räume


These 4:

Die Wissensgesellschaft und „Kreative Klasse“

lebt und arbeitet in öffentlichen Räumen


These 5:

Kultur, Kunst und Bildung werden über öffentliche

Räume vermittelt


These 6:

Das Internet beeinflusst die Nutzung und Kommunikation

in öffentlichen Räumen


These 7:

Die Privatisierung der öffentlichen Räume nimmt zu


These 8:

In öffentlichen Räumen wird gesellschaftliche Kommunikation

und Toleranz geschult


These 9:

Wertschöpfung und Gemeinwohl müssen in einem gerechten

Verhältnis zueinander stehen


These 10:

Es braucht ein Management des Öffentlichen Raums


Funktionen des Öffentlichen Raums Dr.- Ing. Bernd Fahle

Freiburg im Breisgau

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