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4. Gase Darstellung und experimentelle Untersuchung der Eigenschaften von Gasen nehmen im Chemieunterricht (und demzufolge auch in einem Praktikum für Lehramtskandidaten) einen breiten Raum ein. Die Handhabung der Gase um- fasst folgende Arbeitsgebiete, die entweder zusammen oder getrennt auftreten können: - Darstellung von Gasen - Auffangen von Gasen -- Auffangen -- Aufbewahren -- Abmessen - Reinigen von Gasen -- Reinigen -- Trocknen - Vernichten von Gasen 4.1 Darstellen von Gasen Die Wahl der geeigneten Darstellungsart und der entsprechenden Apparatur richtet sich hauptsächlich nach dem Aggregatzustand der Ausgangsstoffe, aus denen das Gas entwickelt wird. Aus diesem Grund ist die Ausführung über die Darstellung der Gase auch nach der Zustandsform der Ausgangsstoffe ge- gliedert. Danach ergeben sich im Wesentlichen folgende sechs Möglichkeiten: - Darstellung von Gasen aus Feststoffen - Darstellung von Gasen aus Feststoff und Flüssigkeit - Darstellung von Gasen aus Flüssigkeiten - Darstellung von Gasen aus Feststoff und Gas - Darstellung von Gasen aus Flüssigkeit und Gas - Darstellung von Gasen aus zwei Gasen Ausschlaggebend für die Wahl der geeigneten Gasapparatur ist außerdem, ob ein Gas aufgefangen werden soll oder nicht. 4.1.1. Darstellung von Gasen aus Feststoffen (Thermische Zersetzung) 4.1.1.1. Das Prinzip Die Darstellung von Gasen aus Feststoffen kann durch thermische Behandlung der Feststoffe erfolgen. Durch Erhitzen werden die Feststoffe in ihre Bestand- teile zerlegt, wobei die entsprechenden Gase abgegeben werden. Diese Darstellungsart bezeichnet man auch als thermische Zersetzung bzw. Thermolyse. Durchführung am Beispiel der thermischen Zersetzung von Kaliumnitrat 2 KNO 3 (s) 2 KNO 2 (s) + O 2 (g) Die Substanz wird in ein schwer schmelzbares Reagenzglas gegeben, das zum Auffangen des Gases mit einem passenden Stopfen mit doppelt gewinkeltem Gasableitungsrohr verschlossen wird. Um beim Erhitzen ein Herausschleudern der festen Substanz zu vermeiden, wird vor den Stopfen etwas Glaswolle gebracht (Abb. 4.1.). Das Reagenzglas wird eingespannt und das Kaliumnitrat zunächst vorsichtig (leuchtende, fackelnde Flamme), dann zur vollständigen Zersetzung stärker (Übergang zur entleuchteten Flamme) erhitzt. Vor Entfernen des Brenners am Ende der Reaktion muss das Gasableitungsrohr, wenn es in eine Flüssigkeit taucht, aus dieser herausgenommen werden, um ein Zurücksteigen der Flüssigkeit (Unterdruck in das heiße Reagenzglas zu vermeiden. Abb. 4.1. 4.1.1.2. Beispiele für die thermische Zersetzung - O 2 aus HgO, KClO 3 , Na 2 O 2 , MnO 2 , PbO 2 , KNO 3 , BaO 2 - N 2 aus NH 4 NO 2 - N 2 O aus NH 4 NO 3 - NO 2 aus Pb(NO 3 ) 2 (Es entsteht ein Gemisch von NO 2 und O 2 ) 4.1.2. Darstellung von Gasen aus Feststoff und Flüssigkeit

gase - shelx.uni-ac.gwdg.deshelx.uni-ac.gwdg.de/~rherbst/grund/anhang/gase.pdf · Gas vorgelegte Flüssigkeit zugesetzte Flüssigkeit NH 3 SO 2 CO CO 2 konz. Ammoniaklösung gesättigte

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4. Gase

Darstellung und experimentelle Untersuchung der Eigenschaften von Gasen

nehmen im Chemieunterricht (und demzufolge auch in einem Praktikum für

Lehramtskandidaten) einen breiten Raum ein. Die Handhabung der Gase um-

fasst folgende Arbeitsgebiete, die entweder zusammen oder getrennt auftreten

können:

- Darstellung von Gasen

- Auffangen von Gasen

-- Auffangen

-- Aufbewahren

-- Abmessen

- Reinigen von Gasen

-- Reinigen

-- Trocknen

− Vernichten von Gasen

4.1 Darstellen von Gasen

Die Wahl der geeigneten Darstellungsart und der entsprechenden Apparatur

richtet sich hauptsächlich nach dem Aggregatzustand der Ausgangsstoffe, aus

denen das Gas entwickelt wird. Aus diesem Grund ist die Ausführung über die

Darstellung der Gase auch nach der Zustandsform der Ausgangsstoffe ge-

gliedert. Danach ergeben sich im Wesentlichen folgende sechs Möglichkeiten:

- Darstellung von Gasen aus Feststoffen

- Darstellung von Gasen aus Feststoff und Flüssigkeit

- Darstellung von Gasen aus Flüssigkeiten

- Darstellung von Gasen aus Feststoff und Gas

- Darstellung von Gasen aus Flüssigkeit und Gas

- Darstellung von Gasen aus zwei Gasen

Ausschlaggebend für die Wahl der geeigneten Gasapparatur ist außerdem, ob

ein Gas aufgefangen werden soll oder nicht.

4.1.1. Darstellung von Gasen aus Feststoffen (Thermische Zersetzung)

4.1.1.1. Das Prinzip

Die Darstellung von Gasen aus Feststoffen kann durch thermische Behandlung

der Feststoffe erfolgen. Durch Erhitzen werden die Feststoffe in ihre Bestand-

teile zerlegt, wobei die entsprechenden Gase abgegeben werden. Diese

Darstellungsart bezeichnet man auch als thermische Zersetzung bzw.

Thermolyse.

Durchführung am Beispiel der thermischen Zersetzung von Kaliumnitrat

2 KNO3(s) � 2 KNO2(s) + O2(g)

Die Substanz wird in ein schwer schmelzbares Reagenzglas gegeben, das zum

Auffangen des Gases mit einem passenden Stopfen mit doppelt gewinkeltem

Gasableitungsrohr verschlossen wird. Um beim Erhitzen ein Herausschleudern

der festen Substanz zu vermeiden, wird vor den Stopfen etwas Glaswolle

gebracht (Abb. 4.1.). Das Reagenzglas wird eingespannt und das Kaliumnitrat

zunächst vorsichtig (leuchtende, fackelnde Flamme), dann zur vollständigen

Zersetzung stärker (Übergang zur

entleuchteten Flamme) erhitzt. Vor

Entfernen des Brenners am Ende der

Reaktion muss das Gasableitungsrohr,

wenn es in eine Flüssigkeit taucht, aus

dieser herausgenommen werden, um ein

Zurücksteigen der Flüssigkeit (Unterdruck

in das heiße Reagenzglas zu vermeiden.

Abb. 4.1.

4.1.1.2. Beispiele für die thermische Zersetzung

- O2 aus HgO, KClO3, Na2O2, MnO2, PbO2, KNO3, BaO2

- N2 aus NH4NO2

- N2O aus NH4NO3

- NO2 aus Pb(NO3)2 (Es entsteht ein Gemisch von NO2 und O2)

4.1.2. Darstellung von Gasen aus Feststoff und Flüssigkeit

4.1.2.1. Das Prinzip

Bei der Darstellung eines Gases aus einem Feststoff und einer Flüssigkeit lässt

man die Flüssigkeit langsam zum Feststoff tropfen, da auf diese Weise die Gas-

enentwicklung sehr gut regulierbar ist.

Geräte:

Soll das Gas auch aufgefangen werden, wählt man als Darstellungsapparatur

einen Tropftrichter mit Hahn und einen Zweihalsrundkolben (Abb. 4.2.) Der

Feststoff wird in dem Kolben vorgelegt und die Flüssigkeit in den Tropftrichter

gefüllt, der auf den Kolben aufgesetzt wird.

Durchführung und Regulierung:

Zu Beginn der Gasentwicklung lässt man zu-

nächst wenig Flüssigkeit auf den Feststoff trop-

fen, damit die Reaktion nicht zu heftig abläuft.

Erst nachdem die Reaktion eingesetzt hat, wird

weitere Flüssigkeit portionsweise hinzu gegeben.

Durch Regulieren der Tropfgeschwindigkeit ist zu

erreichen, dass die Reaktion nie zu heftig Abb. 4.2.

oder zu schwach abläuft. Abb. 4.2

4.1.1.2. Alternativen zur Durchführung und zur Apparatur

- Erwärmen und Kühlen (zur Regulierung der Geschwindigkeit)

Bei vielen Reaktionen muss die Geschwindigkeit der Gasentwicklung durch

Erwärmen oder Abkühlen reguliert werden. Zum Erwärmen stellt man unter

den Kolben einen Dreifuß mit Asbestdrahtnetz (Rundkolben dürfen nie direkt

erhitzt werden!) und erwärmt mit dem Brenner. (Vor Entfernen des Brenners

Gasableitungsrohr aus der Flüssigkeit nehmen oder, falls der Tropftrichter

leer ist, Stopfen des Tropftrichters entfernen und Hahn öffnen.)

Zum Kühlen wird ein Behälter mit kaltem Wasser unter den Kolben gestellt

und dieser nach Bedarf eingetaucht.

- Verwendung eines Tropftrichters mit Druckausgleich

Soll das Gas quantitativ aufgefangen

werden, so ist unbedingt ein Tropftrichter

mit Druckausgleich zu verwenden (Abb.

4.3.). auch für sonstige Gasdarstellungen

sind häufig Tropftrichter mit Druckaus-

gleich erforderlich, wenn bedingt durch

nachfolgende Waschflaschen (Abb. 4.3.)

ein Überdruck in dem Reaktionskolben

entstehen kann, der ein Nachtropfen der

Reagenzlösung verhindert. Abb. 4.3

- Alternativ zum Zweihalskolben kann auch

-- ein Einhalsrundkolben mit einem doppelt

durchbohrten Stopfen verwendet werden (Abb.

4.4.). Durch das gerade Rohr kann entweder

die Flüssigkeit zugegeben oder aber die Fest-

substanz in die bereits im Kolben befindliche

Flüssigkeit eingeworfen werden (Einwurfme-

thode). Anschließend ist das gerade Rohr so-

fort zu verschließen, falls dessen Ende nicht in

die Flüssigkeit eintaucht. Abb. 4.4.

-- für kleinere Gasmengen ein Reagenzglas mit seitlichem

Ansatzrohr benutzt werden (Abb. 4.5.). Dieses hat den

Vorteil, dass man nicht ein zu großes Luftvolumen ver-

drängen muss. Der Tropftrichter ist bei sehr kleinen Flüs-

sigkeitsmengen durch eine Tropfpipette ersetzbar.

Abb. 4.5.

- Gefäße für die Darstellung ohne Auffangen

Soll das Gas nicht aufgefangen werden, so werden weniger komplizierte

Gasapparaturen benötigt. Die Wahl der Gefäße richtet sich in diesem Fall

nur nach der Gasmenge, d. h. es können

-- Reagenzgläser (für kleinere Mengen)

-- Bechergläser

-- Erlenmeyerkolben

-- Rundkolben

benutzt werden. Dabei wird entweder die Flüssigkeit zur vorgelegten Fest-

substanz hinzu gegossen oder aber die Festsubstanz portionsweise zur

Flüssigkeit zugegeben.

- Automatische Gasentwicklungsapparaturen

(KIPP)

Bei der Darstellung von Gasen aus Flüssigkeit

und Feststoffen gibt es noch eine zweite Art von

Gasentwicklungsapparaturen, die so genannten

automatischen Gasentwicklungsgeräte. Ihr Vor-

teil liegt in der dosierbaren Gaserzeugung, d. h.

das Gas wird nach Bedarf entwickelt. Da die

Dosierung aber einfacher und bequemer durch

Gasbomben möglich ist, wurden sie durch diese

verdrängt. Die bekannteste automatische Gas-

entwicklungsapparatur, der so genannten

Kippsche Apparatur (Abb. 4.6.) hat heute nur

noch historische Bedeutung. Abb. 4.6.

Näheres zur Funktionsweise des Kipp finden Sie im Anorganikum, a.a.O.,

Kap. 48.4.1., a.a.O.

4.1.2.3. Beispiele für die Darstellung von Gasen aus Feststoff und Flüssig-

keit

Gas Feststoff Flüssigkeit

H2

Cl2

HCl

Zn

KMnO4 (MnO2)

NaCl

HCl

konz. HCl (bei MnO2 erwärmen)

konz. H2SO4 (schwach erwärmen)

HBr

H2S

NH3

CO2

NO

NO2

SO2

NH3

CH4

C2H2

KBr

FeS

NH4Cl

CaCO3 (o.a. Carbonate)

Cu

Cu

Na2SO3 (NaHSO3)

Mg3N2

Al4C3

CaC2

konz. H3PO4 (schwach erwärmen)

HCl (10%)

konz. NaOH (schwach erwärmen

HCl (10%)

halbkonz. HNO3 (32%)

konz. HNO3 (65%)

konz. H2SO4

H2O

H2O

H2O

Tab. 4.1.

4.1.3. Darstellung von Gasen aus Flüssigkeiten

4.1.3.1. Darstellung von Gasen aus zwei Flüssigkeiten

Bei dieser Darstellung werden die gleichen Apparaturen wie bei der Darstellung

von Gasen aus Feststoff und Flüssigkeit verwendet. Die Anweisungen zur

Durchführung und Kontrolle der Gasentwicklung sind ebenfalls übertragbar. Es

kann allerdings sein, dass aufgrund der besseren Durchmischbarkeit die Reak-

tion heftiger verläuft.

Beispiele für die Darstellung von Gasen aus zwei Flüssigkeiten

Gas vorgelegte Flüssigkeit zugesetzte Flüssigkeit

NH3

SO2

CO

CO2

konz. Ammoniaklösung

gesättigte Natriumhydrogen-

sulfitlösung

warme 15% Methansäure

konz. Natriumcarbonatlösung

konz. NaOH – Lösung

50%ige H2SO4

konz. H2SO4

HCl

Tab. 4.2.

4.1.3.2. Darstellen von Gasen durch Austreiben aus Flüssigkeiten

Einige Gase können durch vorsichtiges Erwärmen aus Flüssigkeiten oder ihren

Lösungen ausgetrieben werden. So kann z. B. Chlorwasserstoffgas aus rau-

chender Salzsäure entwickelt werden, indem man sie erwärmt. Der Nachteil

dabei ist, dass die Gase einen hohen Wasseranteil aufweisen, also ziemlich

feucht sind.

Geräte

- Wenn das Gas nicht aufgefangen werden soll, so

wird die Flüssigkeit einfach in ein offenes Gefäß

(Reagenzglas, Becherglas oder ähnliches) gefüllt

und vorsichtig erhitzt.

- Soll das Gas aufgefangen werden, so gibt man die

Flüssigkeit in einen Rundkolben mit Ableitungsrohr

und einem Steigrohr zum Schutz gegen Überdruck

(Abb. 4.7.). Der Kolben darf nie direkt erhitzt werden.

Es muss immer ein Dreifuß mit Asbestdrahtnetz

verwendet werden. (Zur Vermeidung von Siedever-

zug einige Siedesteine zugeben.) Abb. 4.7.

Beispiele für das Austreiben von Gasen aus Flüssigkeiten

- HCl aus konz. HCl

- NH3 aus konz. NH3

- SO2 aus „H2SO3“

- NO aus zuvor damit beladener FeSO4-Lösung

4.1.4. Darstellung von Gasen aus Feststoff und Gas

4.1.4.1. Das Prinzip

Wesentlich bei dieser Darstellungsart ist, ausreichenden Kontakt der beiden

Edukte herzustellen, um die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen. Dies ge-

schieht, indem man

- die Reaktion in der Atmosphäre des Ausgangsgases durchführt.

- den Feststoff möglichst fein verteilt vorgibt.

- durch Erwärmen wird die meist hohe Aktivierungsenergie zugeführt.

Durchführung am Beispiel der Reduktion von Kohlendioxid zu Kohlenmonoxid

durch Aktivkohle (CO2(g)+ C(s) � 2 CO(g))

Soll das Gas aufgefangen werden, gibt man die Aktivkohle in einem Glühschiff-

chen in ein schwer schmelzbares Verbrennungsrohr, dessen Enden mit durch-

bohrten Stopfen mit Glasrohren verschlossen sind, leitet den Gasstrom (CO2)

durch das Rohr und erhitzt den Feststoff mit dem Brenner (Abb. 4.8.)

Abb. 4.8.

Um ein seitliches Verrutschen zu verhindern, wird rechts und links des Schiff-

chens etwas Glaswolle eingelegt (nicht zu fest stopfen, da sonst das Gas am

Durchströmen gehindert wird). Das einzuleitende Gas wird, falls möglich, aus

einer Druckgasflasche bezogen, weil dadurch die Strömungsgeschwindigkeit va-

riiert werden kann und somit eine Möglichkeit zur Regulierung der Gasent-

wicklung besteht.

4.1.4.2. Darstellung, falls das Gas nicht aufgefangen werden soll

Zur Darstellung eines Gases aus Festkörper und Gas ohne Auffangen wird ein

Standzylinder (für kleinere Mengen auch Reagenzgläser) mit dem Ausgangsgas

gefüllt und mit einer Glasplatte abgedeckt. Die fest, meist stark erhitzte Substanz

(Aktivierungsenergie) wird dann mit einem Verbrennungslöffel in den Stand-

zylinder eingebracht (z. B. Verbrennung von Schwefel in einer Sauerstoffatmo-

sphäre).

4.1.5. Darstellung von Gasen aus Flüssigkeit und Gas

Den größtmöglichen Kontakt der reagierenden Stoffe erhält man bei dieser Dar-

stellungsmethode, wenn man das Gas in die Flüssigkeit einleitet. Von daher

ergeben sich die gleichen Bedingungen wie bei der Nassreinigung und alle unter

diesem Punkt in Abschnitt 4.2.1.1. angesprochenen Probleme sind übertragbar.

(Beispiel: Darstellung von Stickstoff aus Ammoniak und Bromwasser.)

4.1.6. Darstellung von Gasen aus zwei Gasen

4.1.6.1. Das Prinzip

Um zwei Gas zur Reaktion zu bringen, muss zunächst dafür gesorgt werden,

dass sie gut durchgemischt und im richtigen Verhältnis zueinander in Berührung

kommen. Außerdem muss in den meisten Fällen die Reaktion durch Energiezu-

fuhr in Gang gesetzt werden. Es gibt im Prinzip drei Arten, die beiden Gase

zusammenzuführen:

- Man lässt beide Gase in ein Gefäß strömen und bringt sie zur Entzündung

(Beispiel: Knallgasgemisch im Luftballon).

- Man verbrennt das eine Gas in der Atmosphäre des anderen Gases (siehe

4.1.6.2.).

- Beide Gase werden durch ein Rohr geleitet, dass entweder erhitzt oder an

dessen Ende das austretende Gasgemisch entzündet wird. (Nach diesem

Prinzip funktioniert auch der Gasbrenner.)

Durchführung der Darstellung von Ammoniak

Für die Darstellung von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff wird (wie bei

der Darstellung eines Gases aus einem Feststoff und einem Gas; Abschnitt

4.1.4.) ein schwer schmelzbares Verbrennungsrohr verwendet, das mit zwei

durchbohrten Stopfen mit Glasrohren verschlossen ist (Abb. 4.9.). Zur Einleitung

der Gase dient ein T-Rohr. Zusätzlich wird in die Apparatur noch ein Dreiweg-

hahn eingeschaltet, mit dem zunächst die Verbindung zum Wasserstoff ver-

schlossen wird. Wenn nach dem Durchleiten von Stickstoff die Apparatur luftfrei

gespült ist (Knallgasprobe!) wird die Verbindung zum Wasserstoff geöffnet. Erst

dann beginnt man mit dem Erhitzen des Katalysators. Zur Kontrolle, ob die bei-

den Gase im richtigen Verhältnis zusammengebracht werden (N2 : H2 = 1 : 3),

werden sie vor dem Eintritt in das Verbrennungsrohr jeweils durch einen Blasen-

zähler (� 4.1.7.1.) geleitet (Abb. 4.9.). (Weiteres Beispiel: SO3 ausSO2 und O2.)

Abb. 4.9.

4.1.6.2. Andere Arten zur Darstellung von Gasen aus zwei Gasen

- Will man zwei Gase zur Reaktion bringen, von denen eines brennt, so kann

auch das brennbare Gas in der Atmosphäre des anderen Gases mit ihm zur

Reaktion gebracht werden. Hierzu füllt man einen Standzylinder mit dem ei-

nen Gas (Gas1 in Tab. 4.3.) und deckt ihn mit einer Glasplatte ab. Anschlie-

ßend wird das brennende Gas in den Standzylinder eingeleitet.

Beispiele:

darzustellendes Gas Gas1 Gas2 (brennbar)

HCl

HBr

Cl2

Br2

H2

H2

Tab. 4.3.

- Häufig können die Gase auch durch einen Zündfunken zur Reaktion ge-

bracht werden (z. B. glimmender Holzspan). In der Technik und teilweise

auch im Labor wird der Zündfunke oft durch einen Lichtbogen geliefert. (Bei-

spiel: Katalytische Verbrennung von NH3 im Lichtbogen nach dem Ostwald-

Verfahren (Salpetersäureherstellung)).

4.1.7. Kontrolle des Gasstromes und Sicherheitsschaltung

4.1.7.1. Blasenzähler

Immer dann, wenn ein Gas als Edukt an der Reaktion beteiligt ist (wie in 4.1.4.

und 4.1.6.), ist es oft günstig, es vor der Umsetzung durch eine Flüssigkeit per-

len zu lassen. Aus der Anzahl der Blasen kann auf die Stärke des Gasstromes

geschlossen werden. Wichtig dabei ist allerdings, dass die verwendete Flüssig-

keit hierfür geeignet ist, d. h.

- sie darf nicht mit dem Gas chemisch reagieren und es dadurch verändern,

- die Löslichkeit des Gases in der Flüssigkeit darf nur sehr gering sein (vgl.

Sperrflüssigkeit, Abschnitt 4.2.1.1.)

Sind diese Faktoren ausgeschaltet, so wird wenig von der Flüssigkeit in einen

Blasenzähler gegeben. (Abb. 4.10.) Blasenzähler sind so gebaut, dass sie gleich

über eine Sicherheitsschaltung ver-

fügen, wodurch eine Sicherheits-

waschflasche (� 4.1.7.2.) erspart

wird. In 4.1.5. „Darstellung von Ga-

sen aus Flüssigkeit und Gas“ erü-

brigt sich diese zusätzliche Anord-

nung. Hier dient die Reagenzlösung

gleichzeitig als Blasenzähler. Abb. 4.10.

4.1.7.2. Sicherheitswaschflaschen

Im Zusammenhang mit der Gasdarstellung in geschlossenen Apparaturen wer-

den häufig Flüssigkeiten verwendet, in die ein Ableitungs- bzw. Einleitungsrohr

taucht. Steht das eintauchende Rohr in direkter Verbindung mit einem geschlos-

senen Gefäß, in dem sich ein Unterdruck ausbilden kann, so besteht die Gefahr,

dass die Flüssigkeit im Rohr hochsteigt und in das Gefäß mit Unterdruck zurück

steigt. Unterdruck kann entstehen

- wenn ein Brenner (oder andere Heizquelle) nach dem Erhitzen weggenom-

men wird (Abb. 4.1.).

- wenn eine Kühlung angelegt wird (Kühlfalle � 4.3.1.2.) (Abb. 4.12.)

- wenn eine Wasserstrahlpumpe abgestellt wird (z. B. bei Vakuumfiltration,

Abb. 4.13.).

- wenn ein Gasstrom (Druckgasflasche) abgestellt wird (z. B. bei Vakuumfiltra-

tion, Abb. 4.13.).

Da die Gefahr des Unterdruckes und somit die des Zurücksteigens nicht besei-

tigt werden kann, muss verhindert werden, dass die Flüssigkeit dorthin gelangt,

wo sie unerwünscht ist und einen Schaden anrichten kann. Dies geschieht,

indem eine leere Waschflasche (Sicherheitswaschflasche) dazwischen ge-

schaltet wird, die im Fall des Zurücksteigens die übertretende Flüssigkeit auf-

fängt. Die leere Waschflasche muss also in der Lage sein, das gesamte Flüssig-

keitsvolumen aufnehmen zu können, d. h. sie darf nicht zu klein gewählt werden.

Außerdem muss sie mit dem Gefäß aus dem sie bei evtl. auftretendem Unter-

druck die Flüssigkeit aufnehmen soll, in direkter Verbindung stehen.

Abb. 4.11. Abb. 4.12.

Abb. 4.13. Abb. 4.14.

Überlegen Sie also beim Aufbau einer Apparatur immer, wohin bei evtl. entste-

hendem Unterdruck eine Flüssigkeit zurück steigen kann, und schalten Sie dort

eine Sicherheitswaschflasche dazwischen.

4.1.7.3. Durchsaugen von Luft

Ist bei einer Gasdarstellung ein Reaktionspartner Sauerstoff (z. B. bei der Dar-

stellung von SO2 aus S und O2, der durch die Luft geliefert werden kann, so wird

an das hintere Ende der Apparatur eine Wasserstrahlpumpe angeschlossen

(bzw. Vakuum angelegt) und damit die Luft (der Sauerstoff) durch die gesamte

Apparatur gesaugt (s. Abb. 4.9. ohne Gas 2, Gas 1 = Luft). Wichtig ist, dass

hinter die Apparatur vor die Wasserstrahlpumpe eine Sicherheitswaschflasche

geschaltet wird (Abb. 4.13.).

4.2 Reinigen von Gasen

Alle im Labor dargestellten Gase sind nicht frei von Begleitstoffen, sondern so-

wohl durch Spuren der Ausgangsstoffe als auch durch andere Substanzen ver-

unreinigt. Da es sich bei den Verunreinigungen häufig nur um Wasser handelt

(wenn Gase aus wässrigen Lösungen entwickelt werden), stellt das Trocknen

eine spezielle Form des Reinigens dar. Häufig ist es für die Bedürfnisse dieses

Praktikums nicht notwendig, jedes Gas zu reinigen, denn geringe Mengen von

Feuchtigkeit oder Verunreinigungen ändern die Eigenschaften der Gase und

ihre Reaktionsverhalten nicht nennenswert. Für einige Reaktionen (z. B. um zu

zeigen, dass HCl-Gas seine Säurefunktion erst bei Gegenwart einer Base aus-

übt) ist es jedoch erforderlich, von einem völlig trockenen und reinen Gas aus-

zugehen. Die verschiedenen Reinigungsarten erfolgen dabei im Wesentlichen

nach zwei Prinzipien:

- Man leitet das Gas durch eine bestimmte Substanz, die mit der Verunreini-

gung, nicht aber mit dem Gas, chemisch reagiert.

- Man nutzt unterschiedliche physikalische Eigenschaften von Gas und

Verunreinigungen aus (z. B. Differenz der Siedepunkte).

4.2.1. Reinigen aufgrund chemischer Reaktion zwischen Reinigungsmittel

und Verunreinigung

Bei dieser Art der Reinigung wird eine geeignete Substanz gewählt, die zwar mit

der Verunreinigung, nicht aber mit dem Gas chemisch reagiert. Ist z. B. bei der

Gasdarstellung schweflige Säure beteiligt, so kann es sein, dass Schwefeldioxid

als Verunreinigung auftritt. Den Schwefeldioxidanteil kann man beseitigen, in-

dem man das Gas durch Alkalilauge leitet:

SO2 + 2 OH � SO32- + H2O

Würde es sich bei dem Gas allerdings um HCl handeln, so ist diese Reini-

gungsmethode ungeeignet, da das HCl ebenfalls mit dem Reinigungsmittel

reagiert. Nach der Zustandsform des Reinigungsmittels unterscheidet man zwi-

schen Nassreinigung (Reinigungsmittel liegt als Flüssigkeit vor) und Trocken-

reinigung (Reinigungsmittel liegt als Festsubstanz vor).

4.2.1.1. Die Nassreinigung

Die größtmögliche Reinigungswirkung erhält man, wenn das Gas direkt in die

Reinigungsflüssigkeit eingeleitet wird und langsam perlt. Hierzu sind spezielle

Waschflaschen entwickelt worden (Abb. 4.15.). Diese

Waschflaschen werden immer so an die Apparatur

angeschlossen, dass das Gas durch das lange Rohr in

die Flüssigkeit eingeleitet wird und durch das kurze

entweicht. Um zu verhindern, dass durch heftige Gas-

entwicklung der Einsatz der Waschflasche herausge-

schleudert wird, ist dieser mit Gummi- oder Drahtbän-

dern zu sichern. Außerdem ist beim Einbau von Wasch- Abb. 4.15.

flaschen immer zu beachten, wo ein Unterdruck und damit die Gefahr des Zu-

rücksteigens der Waschflüssigkeit entstehen kann, um entsprechende Sicher-

heitswaschflaschen einzubauen (siehe hierzu Abschnitt 4.1.7.2.). Bei der Menge

der einzufüllenden Waschflüssigkeit ist zu beachten, dass sich zwar die Reini-

gungswirkung mit steigender Höhe der Flüssigkeitssäule erhöht, andererseits

aber eine hohe Flüssigkeitssäule dem Gasstrom einen hohen Widerstand

entgegensetzt. Aus diesem Grund sollte die Flüssigkeitssäule nicht mehr als 3

bis 5 cm betragen. Neben der Höhe der

Flüssigkeitssäule und der

Durchströmungsgeschwindigkeit des Gases ist die

Reinigungswirkung auch noch von der Größe der

Gasblasen bestimmt. Je kleiner die Gasblasen sind,

umso größer ist die Reinigungswirkung. Aus diesem

Grund gibt es Waschflaschen mit Fritten, durch die

das Gas perlt, so dass die Blasengröße vermindert

wird (Abb. 4.16.). Abb. 4.16.

Die nachfolgende Abbildung 4.17. zeigt den Versuchsaufbau für die Darstellung

von Kohlenmonoxid aus Oxalsäure und konz. Schwefelsäure, wobei gleichzeitig

Kohlendioxid entsteht:

H2C2O4 · 2 H2O →42SOH

CO + CO2 + 3 H2O

Das Kohlendioxid wird durch eine 50%-ige Kaliumhydroxidlösung absorbiert, das

Kohlendmonoxid auskondensiert.

Abb. 4.17.

Sonderformen der Nassreinigung

Soll ein Gas gereinigt und später pneumatisch aufgefangen werden, so kann

manchmal ein Arbeitsgang erspart werden, indem man eine Sperrflüssigkeit

wählt, die gleichzeitig als Waschflüssigkeit dient. Dabei sind folgende Bedin-

gungen zu stellen:

- Die Verunreinigung muss vollständig mit der Flüssigkeit reagieren.

- Das Gas darf sich nicht mit der Flüssigkeit umsetzen und sich auch nur ge-

ringfügig in ihr lösen.

- An das Gas darf nicht die Forderung gestellt sein, trocken aufgefangen zu

werden.

Zum Beispiel entsteht bei der thermischen Zersetzung von Blei(II)nitrat neben

Sauerstoff (der dargestellt werden soll) noch Stickstoffdioxid. Diese Verunreini-

gung wird beim pneumatischen Auffangen durch die Sperrflüssigkeit Wasser

absorbiert.

4.2.1.2. Die Trockenreinigung

Wird zur Reinigung des Gases ein Feststoff verwandt, so spricht man von der

Trockenreinigung. Da diese Art der Reinigung aber hauptsächlich zur Trocknung

von Gasen, also bei der Verunreinigung Wasser eingesetzt wird, werden dort

auch weitere Einzelheiten gegeben. Über auftretende Verunreinigungen, ihre

Nachweise und entsprechende Reinigungsmittel informieren Sie sich beispiels-

weise in Lux, H., a.a.O.

4.2.2. Reinigen von Gasen aufgrund unterschiedlicher physikalischer Ei-

genschaften

Die wichtigsten Trennverfahren dieser Art sind die fraktionierte Kondensation

und die Destillation, die bei Gasen angewendet werden, deren Siedepunkte

sich unterscheiden.

4.2.2.1. Die fraktionierte Kondensation

Falls die Abtrennung der Verunreinigung quantitativ erfolgen soll, kann diese

Reinigungsmethode nur angewendet werden, wenn sich die Siedepunkte von

darzustellendem Gas und Verunreinigung um ca. 20 – 30° C unterscheiden.

Nach der Lage der Siedepunkte gibt es zwei Möglichkeiten der fraktionierten

Kondensation:

- Liegt der Siedepunkt der Verunreinigung tiefer als der des darzustellenden

Gases, wird das Gas auskondensiert und das verbleibende Gas anschlie-

ßend aufgefangen.

- Liegt der Siedepunkt der Verunreinigung tiefer als der des darzustellenden

Gases, wird das Gas auskondensiert und die Verunreinigung anschließend

aufgefangen bzw. vernichtet.

Bei beiden Methoden ist die Kühlflüssigkeit so zu wählen, dass ihre Temperatur

zwar den Siedepunkt des auszukondensierenden Stoffes unterschreitet, jedoch

nicht den Siedepunkt des Stoffes erreicht, der in der Gasphase bleiben soll.

Als Geräte für diese Trennmethode werden Kühlfallen (Abschnitt 4.3.1.2.) be-

nutzt, und da bei Kühlfallen stets die Gefahr des Unterdruckes besteht, müssen

Sicherheitswaschflaschen (Abschnitt 4.1.7.2.) eingebaut werden.

Beispiel:

Wird Stickstoff aus einer Mischung von NH4Cl und NaNO2 dargestellt, so ist der

stark durch NO (und somit bei Anwesenheit von Sauerstoff auch durch NO2) und

NH3 verunreinigt:

NH4Cl + NaNO2 � NH4NO2 + NaCl

NH4NO2 �2 H2O + N2

Nebenreaktion:

3 NH4NO2 � NH4NO3 + 2 NO + 2 NH3 + H2O

Siedepunkte:

N2 = - 195,8° C

NO = - 151,8° C

NO2 = + 21,2° C

NH3 = - 33,4° C

Nach der Lage der Siedepunkte empfiehlt es sich, die Verunreinigungen durch

flüssige Luft (Sdpkt: - 180° C) auszukondensieren und den in der Gasphase

verbleibenden Stickstoff z. B. pneumatisch aufzufangen. Dabei ergibt sich fol-

gender Versuchsaufbau (Abb. 4.18). (In der ersten Waschflasche lässt sich das

in einer Nebenreaktion entstehende NH3 mit Säure neutralisieren).

Abb. 4.18.

(zu diesem Versuch siehe auch Bukatsch/Glöckner, a.a.O., Kap. VI, 1.)

4.2.2.2. Die Destillation

Da dieses Verfahren hauptsächlich in der Organik angewendet wird, soll hier

nicht näher darauf eingegangen werden. Siehe dazu auch Organikum,

a.a.O. oder Lux, a.a.O.

4.2.2.3. Die Gaschromatographie

Da auch dieses Verfahren in unserem Praktikum nicht angewendet wird, soll es

hier nicht näher erläutert werden. Siehe dazu Organikum, a.a.O.

4.2.3. Trocknen von Gasen

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei dem Trocknen von Gasen um eine Son-

derform der Reinigung. Sobald die Verunreinigung als Wasser vorliegt, spricht

man vom Trocknen der Gase. Da die meisten Gase aus wässrigen Lösungen

entwickelt werden, sind sie feucht und müssen getrocknet werden (was jedoch

für die Bedürfnisse unseres Praktikums nicht immer nötig ist). Auch das Trock-

nen erfolgt entweder aufgrund unterschiedlicher chemischer oder physikali-

scher Eigenschaften zwischen Gas und Wasser.

4.2.3.1. Trocknen aufgrund unterschiedlicher chemischer Eigenschaften

Analog dem Reinigen wählt man sich ein Trockenmittel aus, das zwar mit dem

Wasser, nicht aber mit dem Gas reagiert. Auch hier unterscheidet man zwischen

festen und flüssigen Trockenmitteln.

Trocknen mit festen Trockenmitteln

Hierzu gibt man das feste Trockenmittel in ein U-Rohr. Beim Füllen des Rohres

ist zu beachten,

- dass nicht zu große Brocken verwendet werden.

- dass die Substanz nicht zu feinkörnig ist, da sie dann undurchlässig ist. (Beii

P4O10 sollten z. B. Lagen aus Glaswolle zwischen das Trockenmittel gelegt

werden.)

- dass am Ende des U-Rohres Stopfen aus Glaswolle ein Mitreißen des Tro-

ckenmittels durch den Gasstrom verhindern. (Glaswolle allerdings nicht zu

fest stopfen!)

Bei Durchleiten des Gasstromes ist zu beachten, dass

- eine geringe Strömungsgeschwindigkeit

- wachsende Länge des Trockenmittels

die Trockenwirkung erhöht.

Für den Trockenvorgang wird das U-Rohr vor die Auffangvorrichtung geschaltet.

Abb. 4.19.

Alternative Geräte für feste Trockenmittel

- Trockentürme (Abb. 4.20)

Abb. 4.20.

- Trockenrohre

Neben den Geräten für Trockenmittel, die man in

den Versuchsaufbau einschaltet und durch die man

den Gasstrom leitet, kann man auch Trockenrohre

an die Apparatur anschließen (Abb. 4.21). Diese

sollen verhindern, dass Luftfeuchtigkeit von außen in

die Apparatur gelangt, wenn

Abb. 4.21.

-- ein Druckausgleich bei einer Kühlfalle vorgenommen werden muss (Ab-

schnitt 4.3.1.2.)

-- vor dem Auffangen des Gases das Luftvolumen aus der Apparatur

entweichen soll (Abschnitt 4.3.1.2.)

In Abb. 4.22. übernimmt das Trockenrohr beide Funktionen

Abb. 4.22.

Trocknen mit flüssigen Trockenmitteln

Das Trocknen mit flüssigen Trockenmitteln entspricht sowohl in der Art der Ge-

räte, als auch in deren Handhabung der Nassreinigung. Alle dort angesproche-

nen Probleme und deren Lösungen sind übertragbar (Abschnitt 4.2.1.1.). Die

nachfolgende Abb. 4.23. zeigt eine Apparatur, bei der das dargestellte Gas

zunächst gereinigt wird (Nassreinigung) und anschließend durch ein flüssiges

Trockenmittel getrocknet wird. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass im-

mer Sicherheitswaschflaschen dazwischen geschaltet werden. Der zusätzlich

eingebaute Dreiweghahn mit vorgeschaltetem Trockenrohr hat dabei die Funk-

tion, dass das Luftvolumen vor dem Auffangen entweichen kann, außerdem

dient es zum Druckausgleich für die Kühlfalle. (Zur Funktion des Trockenrohres

s. Abschnitt 4.2.3.1.)

Abb. 4.23.

Kriterien für die Wahl des geeigneten Trockenmittels

Bei der Wahl des geeigneten Trockenmittels sind sowohl die Eigenschaften des

zu trocknenden Gases, als auch die des Trockenmittels zu beachten:

- Das Trockenmittel darf auf keinem Fall mit dem Gas reagieren.

- Aus den geeigneten Trockenmitteln ist das mit der größten Trockenwirkung

auszuwählen.

Beispiele

- Will man Chlorgas trocknen, so leitet man es am Besten durch konzentrierte

H2SO4, auf keinem Fall aber dürfte KOH als Trockenmittel verwendet wer-

den, da das Chlor nach folgender Gleichung reagiert:

Cl2 + 2 KOH � KOCl + KCl + H2O

- P4O10 verfügt zwar über einen sehr hohe Trockenkapazität, zum Trocknen

von HCl aber darf man es nicht einsetzen, da es reagiert nach:

P4O10 + 3 HCl � POCl3 + 3 HPO3

- Weitere häufig verwendete Trockenmittel sind Silicagel (für Exsikkatorfüllun-

gen und CaCl2.

Die nachfolgende Tabelle aus Anorganikum, a.a.O. zeigt die wichtigsten Gase

und die für sie geeigneten bzw. ungeeigneten Trockenmittel.

Trockenmittel besonders geeignet

für

ungeeignet für Wirksamkeit

[mg H2O/l Gas]

H2SO4

CaCl2

Silicagel

P4O10

Luft; N2; HCl; Cl2;

Br2;

CO; N2O; SO2; CH4

H2; N2; O2; O3; CO;

CO2; Cl2; H2S;

C2H2;

(CN)2; HCN; COS

Exsikkatorfüllung

O2; NO2; NO; N2O;

CO; C2H2; PH3;

AsH3;

CS2; CCl4; CHCl3;

KW-Stoffe

NH3; HF; HBr; HI;

H2S; PH3; AsH3;

C2H2; HCN;

(CN)2;

NO2; NO

NH3; HF;

Alkohole;

Amine;

Essigester;

HBr; HI, Br2

HF bzw. NH3; Cl2;

Br2

NH3; HF; HCl;

HBr;

H2S; Cl2; Br2;

Ether;

Aceton

3 . 10-3

1,4 bis 3,6.10-1

2 . 10-2

2 . 10-5

Tab. 4.4.

4.2.3.2. Trocknen aufgrund unterschiedlicher physikalischer Eigenschaften

Analog dem Reinigen kann man auch beim Trocknen die Methode der

fraktionierten Kondensation und Destillation verwenden. Alle dort aufgeführten

Bemerkungen sind auf das Problem des Trocknens übertragbar (Abschnitt

4.2.2.).

4.3 Auffangen, abmessen und aufbewahren von Gasen

Bei vielen Experimenten sind die Gase für spätere Untersuchungen aufzufan-

gen. Dieses geschieht im chemischen Labor hauptsächlich durch Auffangen

über Sperrflüssigkeiten oder durch Auskondensieren. Für welche Methode

man sich entscheidet, hängt in erster Linie von den Eigenschaften des darzu-

stellenden Gases und der Art, wie das Gas dargestellt werden soll, ab. Die Wahl

der Auffanggeräte wird davon bestimmt, ob das entstehende Gas neben dem

Auffangen auch noch abgemessen oder aufbewahrt werden soll.

4.3.1. Auffangen von Gasen

4.3.1.1. Auffangen über Sperrflüssigkeiten (pneumatisches auffangen)

Das Prinzip

Das Prinzip des pneumatischen Auffangens besteht darin, dass das Auffangge-

fäß durch Füllen mit einer Sperrflüssigkeit luftfrei gemacht wird. Durch Einleiten

des Gasstromes wird die Sperrflüssigkeit wieder in ein geeignetes Sammelgefäß

verdrängt.

Beispiel

Soll der durch thermische Zersetzung von KNO3 dargestellte Sauerstoff pneu-

matisch aufgefangen werden, so benutzt man die in Abb. 4.24. wiedergegebene

Anordnung. Als Sperrflüssigkeit dient in diesem Fall Wasser, das in die Glas-

wanne (Sammelgefäß) gefüllt wird. Als

Auffanggefäß wird ein Standzylinder

verwendet (für kleinere Mengen auch

ein Reagenzglas), der ebenfalls randvoll

mit Wasser gefüllt, mit einer Glasplatte

abgedeckt und umgekehrt in die Glas-

wanne gesetzt wird. Nachdem die Glas-

platte vorsichtig unter Wasser entfernt

worden ist, wird das Ende des Ablei- Abb. 4.24.

tungsrohres in den Standzylinder eingeführt und mit dem Auffangen des Gases

begonnen. Soll allerdings die in der Apparatur befindliche Luft nicht mit aufge-

fangen werden, so lässt man nach Beginn der Gasentwicklung die ersten Gas-

blasen entweichen. Wenn der Zylinder völlig mit Gas gefüllt ist, wird er unter

Wasser wieder mit der Glasplatte abgedeckt und aus der Sperrflüssigkeit ge-

nommen. Bevor die Gasentwicklung durch Entfernen des Brenners abgebrochen

wird, sollte das Ableitungsrohr aus der Sperrflüssigkeit genommen werden, da-

mit die Flüssigkeit aufgrund des nachlassenden Gasstromes und des abneh-

menden Gasvolumens (Abkühlung) nicht zurück steigt.

Alternative Geräte

Im obigen Beispiel wurde eine Anordnung benutzt, bei

der ein einseitig geschlossenes Rohr von unten durch

Wasserverdrängung gefüllt wird. Daneben gibt es aber

noch andere Typen, wie z. B.

- Gasglocke (Gasometer)

Bei Gasglocken wird das Gas von oben in die zuvor

randvoll mit Sperrflüssigkeit gefüllte Glocke

eingeleitet, die Sperrflüssigkeit wird nach unten ver-

drängt. Mit wachsender Gasmenge schwimmt Abb. 4.25

die Glocke in dem Sammelgefäß (Abb.

4.25.)

- Gassammelgefäße mit Niveaugefäß

Zunächst füllt man das Auffanggefäß bei

geöffnetem Hahn randvoll mit

Sperrflüssigkeit, indem man das offene

Sammelgefäß höher hält als das

Auffanggefäß (Abb. 4.26.). Wenn das

Auffanggefäß gefüllt ist, wird der Hahn

geschlossen.

Abb. 4.26.

Zum Auffangen des Gases öffnet man den Hahn des Auffanggefäßes und

senkt das Sammelgefäß so, dass dessen Niveau immer unter dem des

Auffanggefäßes liegt (Abb. 4.27). Zum Ablassen des Gases hebt man das

Niveau des Sammelgefäßes über das des Auffanggefäßes (Abb. 4.28.). (Die

Geschwindigkeit des Hebens bzw. des Senkens des Sammelgefäßes und

der Höhenunterschied zwischen Auffanggefäß und Sammelgefäß müssen

sich nach der Gaszuström- bzw. Gasablassgeschwindigkeit richten).

Abb. 4.27. Abb. 4.28.

– Alternative Sperrflüssigkeiten

Als Sperrflüssigkeit wird hauptsächlich Wasser verwendet, doch häufig ist es

zum Auffangen ungeeignet, da sich entweder

-- das aufzufangende Gas zu stark im Wasser löst (z. B. CO2)

-- oder aber das Gas mit dem Wasser reagiert, z. B.

NH3 + H2O � NH4+ + OH-

In diesem Fall werden andere Sperrflüssigkeiten benutzt (Tab. 4.5.).

Sperrflüssigkeit besonders geeignet für

Hg

normales Wasser

warmes Wasser

20 – 25%ige NaOH

konz. H2SO4

20%ige Na2SO4-Lsg. mit 5%iger H2SO4

Paraffin

fast alle Gase außer Halogene

O2, H2, Luft

N2O

NO

Halogene

CO2

fast alle Gase

Tab. 4.5.

Sollten bei einem Gas alle Sperrflüssigkeiten versagen, so muss auf eine andere

Auffangmethode zurückgegriffen werden (z. B. Auffangen durch

Auskondensieren).

4.3.1.2. Auffangen durch Auskondensieren

Prinzip

Das Auskondensieren eines Gases erfolgt, indem mit Hilfe eines geeigneten

Kühlmittels das Gas soweit heruntergekühlt wird, dass sein Siedepunkt und ggf.

Festpunkt erreicht und es somit verflüssigt bzw. fest wird. Das Auskondensieren

wird immer dann angewendet, wenn keine geeignete Sperrflüssigkeit zur

Verfügung steht und das Gas völlig trocken dargestellt werden soll.

Beispiel

Aus Natriumchlorid und konzentrierter Salzsäure dargestelltes Chlorwasserstoff-

gas (Sdpkt. – 84,9° C) wird durch flüssigen Stickstoff auskondensiert. (Näheres

zur Wahl des geeigneten Kühlmittels im Zusammenhang mit dem quantitativen

Auskondensieren siehe Abschnitt 2.2.)

Geräte

Als Vorrichtung zum Auffangen verwendet man so genannte Kühlfallen (Abb.

4.29.). Sie bestehen normalerweise aus

einem kurzen Einleitungsrohr (in Abb.

4.29. ersetzt der obere Teil der Kühlfalle

das Einleitungsrohr) und einem langen

Ableitungsrohr. Hierdurch kühlt sich das

Gas beim Einleiten langsam von oben

nach unten ab (bei einem langen

Einleitungsrohr würde es direkt in die Abb. 4.29.

kühlste Zone gelangen.) Ist das Ableitungsrohr kurz, so besteht die Gefahr, dass

das zu kühlende Gas gar nicht erst auf dem Boden der Kühlfalle ankommt,

sondern den kürzesten Weg über das Ableitungsrohr nimmt. Der Nachteil des

langen Ableitungsrohres ist, dass

– es, falls das Gas fest anfällt, häufig verstopft.

– weitere Gasaufnahme durch die Kühlfalle gestoppt wird, falls die sich

bildende Flüssigkeit das Niveau des Ableitungsrohres erreicht hat.

Durchführung

Damit das Gas quantitativ auskondensiert, soll gleich zu Beginn der Gasdarstel-

lung mit dem Kühlen begonnen werden. Dazu wird der linke Hahn der Kühlfalle

geöffnet und der rechte verschlossen. Dieses Vorgehen hat allerdings bei Küh-

lung mit flüssigem Stickstoff zu Folge, dass zunächst die in der Apparatur vor-

handene Luft mit auskondensiert. Um dieses zu verhindern, schaltet man vor die

Kühlfalle einen Dreiwegehahn, über den zunächst die Luft entweichen kann,

während der Weg zur Kühlfalle geschlossen bleibt (um bei einem zu geringen

Gasdruck zu vermeiden, dass auf umgekehrtem Wege über den Dreiwegehahn

Luftfeuchtigkeit in die Apparatur gelangt, wird vor den Dreiwegehahn ein

Trockenrohr geschaltet; siehe auch Abschnitt 4.2.3.1., Abb. 4.22.)

Über- und Unterdruck bei Kühlfallen

Zur Gefahr des Unterdruckes siehe Abschnitt 4.1.7.2. Die Gefahr des Über-

druckes bei Kühlfallen besteht immer dann, wenn die Kühlung weggenommen

wird und sich demzufolge das Gas ausdehnt. Beim Entfernen der Kühlung muss

daher wenigstens ein Hahn der Kühlfalle geöffnet werden. Soll vermieden

werden, dass dadurch eventuell Luftfeuchtigkeit in die Kühlfalle gelangt, so ist

ein Trockenrohr (Abschnitt 4.2.3.1., Abb. 422) vor den geöffneten Hahn zu

schalten.

4.3.2. Abmessen von Gasvolumina

4.3.2.1. Das Abmessen von Gasen in Zusammenhang mit dem

pneumatischen Auffangen

Das Prinzip

Soll beim pneumatischen Auffangen das Gas abgemessen werden, so ver-

wendet man graduierte Auffanggefäße. Bei der Wahl der Sperrflüssigkeit ist

dabei zu beachten, dass sich nicht zuviel Gas in der Flüssigkeit löst; die Wahl

des geeigneten Auffanggefäßes richtet sich nach der Menge des abzumessen-

den Gases und der Genauigkeit der Messung (die Messgefäße sind umso ge-

nauer, je geringer der Durchmesser bei der Ablesemarke ist). Da das Volumen

eines Gases stark von Druck und Temperatur abhängig ist, ist beim Abmessen

folgendes zu beachten:

- Beim Ablesen muss das Gas Raumtemperatur haben.

- Die Sperrflüssigkeit muss Raumtemperatur haben.

- Der Innendruck Pi muss dem Außendruck Pa durch Niveauausgleich ange-

passt werden. Hierzu bringt man vor dem Ablesen den Flüssigkeitsspiegel

des Auffanggefäßes und den des Sammelgefäßes durch Herunterholen bzw.

Hochziehen des Auffanggefäßes auf gleiche Höhe (Abb. 4.30, a, b). Oft ist

allerdings nicht möglich, diesen Niveauausgleich vorzunehmen, da beispiels-

weise das Auffanggefäß gegenüber dem Sammelgefäß zu groß ist (Abb.

4.31). Daher ist dies bereits bei der Auswahl der Geräte zu berücksichtigen.

– Nach dem Ablesen muss das Gasvolumen auf Standardbedingungen

umgerechnet werden.

Abb. 4.30° Abb. 4.30b Abb. 4.31

Die Gasmessapparaturen

- Messzylinder, Gasmessrohre

Beim pneumatischen Auffangen werden zum Abmessen Messzylinder oder

für kleinere Gasmengen Gasmessrohre verwendet.

– Gasmessglocke

Die unter 4.3.1.1. beschriebene Gasglocke (Gasometer) gibt es auch mit

Skaleneinteilung, so dass sie zum Abmessen von Gasvolumina benutzt wer-

den kann. Da die Glocke im Sammelgefäß schwimmt, stellt sich der Niveau-

ausgleich selbst ein (am bekanntesten ist die Müllersche Gasmessglocke).

– Gasbürette

Die Gasbürette funktioniert nach dem Prinzip der Gassammelgefäße mit Ni-

veaugefäß (Abschnitt 4.3.1.1.). Um die Genauigkeit der Messung zu erhö-

hen, haben die Gefäße jedoch einen geringeren Durchmsser. Zum Niveau-

ausgleich bringt man den Flüssigkeitsspiegel des offenen Sammelgefäßes

auf gleiche Höhe mit dem des Auffanggefäßes (Abb. 4.32.).

Abb. 4.32

4.3.2.2. Gasmessapparaturen ohne Sperrflüssigkeit

Der Kolbenprober

Neben dem Abmessen von Gasen im Zusammenhang mit dem Auffangen über

Sperrflüssigkeiten gibt es auch Geräte, die ohne Sperrflüssigkeit arbeiten. Der

wichtigste Vertreter ist der Kolbenprober. Er besteht aus einer graduierten Glas-

hülse mit Ansatzrohr und einem eingeschliffenen Kolben. Um zu gewährleisten,

dass der Kolben gasdicht schließt, dürfen die Kolben nicht untereinander aus-

getauscht werden. Vor der Benutzung sind Kolbenprober außerdem auf ihre

Dichtheit zu prüfen, was folgendermaßen geschieht:

- Man zieht ein Gasvolumen ein, so dass der Kolben fast bis zum letzten Ska-

lenteil steht. Dann wird der Hahn geschlossen, der Kolbenprober senkrecht

eingespannte und die Volumenänderung beobachtet. Das Volumen darf sich

höchstens um 0,2 – 0,4 cm pro Minute verändern.

- Weiterhin zieht man ein beliebiges Gasvolumen ein, schließt den Hahn, zieht

den Kolben etwas heraus (bzw. drückt ihn etwas herein) und kontrolliert, ob

der Kolben beim Nachlassen des Druckes wieder in die Ausgangsstellung

zurückgeht (Vorsicht, dass der Kolben nicht herausschnellt).

Weiterhin ist beim Kolbenprober zu beachten:

- Der Kolbenprober darf nicht gefettet werden.

- Kolbenprober werden mit speziellen Klammern genau waagerecht einge-

spannt.

- Der Kolben muss beim Anschluss an eine Apparatur gegen plötzliche

Gasentwicklung gesichert sein, damit er nicht herausschnellt.

- Die Klammerung darf nicht zu fest angezogen werden, so dass der Kolben

noch frei rotieren kann.

- Kolbenprober dürfen beim Abmessen nicht mit der Hand erwärmt werden.

Hat man die Apparatur vorher erhitzt, so ist darauf zu achten, dass der Kol-

ben beim Ablesen wieder Raumtemperatur hat (eventuell Kolben mit Wasser

abkühlen).

Nähere Informationen über Funktionsweise und Behandlung des Kolbenprobers

z. B. in R. Böse, M. Schmidt, a.a.O.

4.3.3. Aufbewahren von Gasen

4.3.3.1. Das Prinzip

Soll das Gas für spätere Untersuchungen aufbewahrt werden, so sind solche

Auffangvorrichtungen zu wählen, die auch gleichzeitig zum Aufbewahren ver-

wendet werden können. Von daher unterscheidet man analog dem Auffangen

beim Aufbewahren von Gasen zwischen Aufbewahren über Sperrflüssigkei-

ten und Aufbewahren ohne Sperrflüssigkeiten. Zu beachten ist außerdem, ob

das Gas nachher portionsweise entnommen werden soll oder nicht, so dass

man sich zwischen Auffanggefäßen mit oder ohne Hahn entscheiden muss.

4.3.3.2. Gefäße zum Aufbewahren von Gasen über Sperrflüssigkeiten

– Standzylinder mit Glasplatte (keine Dosierungsmöglichkeit)

– Gas(mess)glocke

– Gasbürette

4.3.3.3. Gefäße zum Aufbewahren von Gasen ohne Sperrflüssigkeit

– Kolbenprober (mit Hahn)

– Kühlfalle

4.3.3.4. Aufbewahren von Gasen unter Druck

Neben den beiden oben beschriebenen Arten der Aufbewahrung gibt es noch

eine dritte Möglichkeit zur Vorratshaltung, wie sie bei den Druckgasflaschen

angewandt wird. Die Gase werden unter hohem Druck in Stahlflaschen zusam-

mengepresst, aus denen man sie über spezielle Ventile portionsweise entneh-

men kann (� Näheres siehe Druckgasflaschen Abschnitt 4.5.).

4.4 Vernichten von überschüssigen Gasen

Das Vernichten von Gasen spielt eine Rolle, wenn das Auskondensieren eines

Gases nicht quantitativ erfolgt und das Gas giftig ist. Die Verfahren lassen sich

in ihren Einzelheiten auf das Reinigen von Gasen zurückführen, in dem man das

zu vernichtende Gas als Verunreinigung ansieht. Alle in Abschnitt 4.2.1. ange-

sprochenen Probleme sind übertragbar. Zu beachten ist nur, dass die Vorrich-

tung für das Vernichten des Gases nicht vor sondern nach der Auffangvorrich-

tung eingebaut wird.

Beispiel:

Die nachfolgende Abb. 4.33. zeigt, wie nicht auskondensiertes SO2 in einer

Vorlage unschädlich gemacht wird. (Das SO2 wurde vorher aus Kupferspänen

und konzentrierter Schwefelsäure entwickelt und zum Trocknen durch konzent-

rierte Schwefelsäure geleitet.)

Abb. 4.33.

Als Vernichtungsmittel für das SO2 dient eine alkalische Lösung. Damit durch die

Vorlage keine Feuchtigkeit einkondensiert, wurde ein Trocken-U-Rohr mit P4O10

dazwischengeschaltet. Das Trockenrohr vor der Kühlfalle dient zum Entweichen

des Luftvolumens.

Gasfreispülen der Apparatur

Nachdem die Gasentwicklung beendet ist, wird die Kühlfalle mit dem Trocken-

rohr aus der Apparatur genommen, und die restlichen Teile werden wieder zu-

sammengesetzt. Anschließend nimmt man den Stopfen aus dem Tropftrichter

und öffnet den Hahn des Tropftrichters. In die Stopfenhülse wird ein Schlauch

geschoben, der an die Pressluft angeschlossen wird. Durch vorsichtiges Öffnen

der Pressluft werden die Gasreste aus der Apparatur in die Vorlage gespült.

4.5 Druckgasflaschen

Zur Vorratshaltung im Chemielabor sind einige Gase in Stahlflaschen zu bezie-

hen. Die Gase stehen unter einem Druck bis zu 200 bar und liegen entweder in

verflüssigter oder in komprimierter Form vor (siehe Tabelle 4.6.). Um Verwech-

selungen zu vermeiden, sind die Stahlflaschen ihrem Inhalt entsprechend mit

charakteristischen Farben gekennzeichnet. Die Stahlflaschen kommen mit ei-

nem Flaschenventil in den Handel, das für den Transport mit einer Ventil-

schutzkappe versehen ist. Zur Gasentnahme wird seitlich an das Flaschenventil

zusätzlich das entsprechende Reduzierventil angeschraubt, mit dem man den

Flaschendruck von ca. 200 bar auf einen Betriebsdruck von ca. 0-15 bar herab-

mindern kann. Für jeden Gastyp ist ein eigenes Reduzierventil zu verwenden.

Um Unfälle zu vermeiden, ist auf den Ventilen der Gastyp eingestanzt. Außer-

dem sind die Ventile bei Flaschen, die brennbare Gase enthalten mit einem

Linksgewinde versehen (andere haben Rechtsgewinde). Die nachfolgende Ta-

belle gibt eine Übersicht über die gebräuchlichsten Gase in Stahlflaschen sowie

deren Kennzeichnung.

Gas Kennfarbe Gewinde Gaszustand

H2

O2

N2

CO2

NH3

SO2

Cl2

rot

blau

grün

grau

grau

grau

grau

links

rechts

rechts

rechts

rechts

rechts

rechts

gasförmig

gasförmig

gasförmig

flüssig

flüssig

flüssig

flüssig

Tab. 4.6.

4.5.1. Handhabung von Druckgasflaschen

4.5.1.1. Handhabung von Druckgasflaschen mit Druckminderventil (Redu-

zierventil mit 2 Manometern)

Abb. 4.34. zeigt den oberen Teil einer Druckgasflasche mit dem Flaschenventil

(1) und dem Druckminderventil. Das

Druckminderventil besteht aus dem ersten

Manometer (2), das den Flaschendruck

anzeigt, und der Stellschraube (5), mit der

man den Arbeitsdruck einstellt, der dann

auf dem zweiten Manometer (3) angezeigt

wird. Die Entnahme erfolgt

über das Absperrventil (4)

Abb. 4.34.

Gasentnahme

- Überprüfen, ob

-- das Absperrventil (4) geschlossen ist

-- die Stellschraube (5) herausgedreht ist (Gas kann dann noch nicht in die

Druckminderkammer)

- Flaschenventil (1) langsam öffnen. (Fülldruck wird am ersten Manometer (2)

angezeigt)

- Stellschraube (5) soweit nach rechts (Uhrzeigersinn) drehen, bis das zweite

Manometer (3) den gewünschten Verbrauchsdruck anzeigt (das Gas strömt

in die Druckminderkammer). Der Arbeitsdruck sollte bei ca. 1-2 bar liegen.

- Druckgasflasche mit der Apparatur verbinden. (Gasstrom vorher zur Kon-

trolle durch einen Blasenzähler teilten. Falls eine Waschflasche benutzt wird,

Sicherheitswaschflasche einbauen, Abschnitt 4.1.7.2.).

- Gasstrom mit dem Absperrventil (4)in der gewünschten Stärke einstellen.

- erforderlichen Arbeitsdruck mit der Stellschraube (5) nachregulieren.

Abstellen des Gasstromes

- Flaschenventil (1) schließen und warten bis beide Manometer auf Null

zurückgegangen sind.

- Stellschraube 85) herausdrehen.

- Absperrventil (4) schließen.

- Schlauchverbindung von der Apparatur lösen.

Soll allerdings sofort mit dem Abstellen der Druckgasflasche der Gasstrom in die

Apparatur unterbrochen werden, so ist folgende Reihenfolge einzuhalten:

- Absperrventil (4) schließen.

- Flaschenventil (1) schließen.

- Schlauchverbindung zu Apparatur lösen.

- Absperrventil (4) wieder öffnen.

- wenn beide Manometer auf Null sind, Stellschraube (5) herausdrehen.

- Absperrventil (4) schließen.

4.5.1.2. Handhabung von Druckgasflaschen mit Nadelreduzierventil

Abb. 4.35

Gasentnahme

- Überprüfen, ob Nadelreduzierventil (2) geschlossen ist.

- Flaschenventil (1) langsam öffnen.

- an Apparatur anschließen (unbedingt Blasenzähler verwenden).

- Nadelventil vorsichtig öffnen.

Abstellen des Gasstromes

- Nadelventil (2) schließen.

- Verbindung zur Apparatur lösen.

- Flaschenventil (1) schließen.

- Nadelventil kurz öffnen, damit der Restdruck entweicht.

Über Bau und Funktionsweise der Ventile lesen Sie zusätzlich in Krume, a.a.O.,

Bd. 2.

4.5.2. Sicherheitsmaßnahmen

Zur Vermeidung von Unfällen sind beim Arbeiten mit Druckgasflaschen folgende

Sicherheitsmaßnahmen unbedingt einzuhalten:

- Stahlflaschen dürfen nur stehend aufbewahrt werden.

- Stahlflaschen sind gegen Umfallen mit Ketten oder Schellen zu sichern.

- Um Erschütterungen zu vermeiden, sind Stahlflaschen nur mit einem Fla-

schenkarren zu transportieren.

- Druckgasflaschen dürfen nicht der Wärme (Heizung, Sonne) ausgesetzt

werden (Gefahr des Zerplatzens durch Überdruck).

- Um Verwechselungen zu vermeiden, ist auf die entsprechende Kennzeich-

nung zu achten.

- Für jede Flasche ist ein eigenes Ventil zu benutzen.

- Ventile sind vorsichtig und nicht mit Gewalt zu öffnen.

- Sauerstoffventile dürfen nicht mit Fett, Öl, Leder oder Gummi in Berührung

kommen.

- Die richtige Reihenfolge bei der Gasentnahme und beim Abstellen des

Gasstromes ist einzuhalten.

4.5.3. Herstellen von Kohlendioxidschnee aus einer Kohlendioxidbombe

Anleitungen dazu entnehmen Sie beispielsweise aus:

Stapf-Rossa, a.a.O.

oder

Flörke-Flohr, a.a.O.

andere Schulversuchsbücher