Geistiges Leben 2004-4

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Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik

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Heft 4

Juli / Aug. 2004

Wegweisungen zum inneren Christentum

INHALTJakob Lorber Klaus W. Kardelke Jakob Lorber Dr. Wolfram Ghler Miguel de Molinos Hans-Gerd Fischer Otto Hillig Susanne Nelson Hella Lotze Gottfried Mayerhofer Ein Strkungslied Editorial Der Weg der Gotteserkenntnis Selbstverleugnung Geistliche Wegweisung Pasor Friedrich von Bodelschwingh Der Blick des Herrn Gesunde Kost Gesegnete Tage in Hohenwart Gebet um Segnung der Menschheit Weisheitsgeschichten Gebrauchsanleitung fr die Liebe Das Universum und Gott Eine alte Liebe rostet Veranstaltungen Buch-Neuerscheinung S. 2 S. 5 S. 5 S. 9 S. 27 S. 29 S. 36 S. 37 S. 44 S. 47 S. 48 S. 50 S. 52 S. 59 S. 63 S. 64

Blick in die Zeit

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IMPRESSUMHerausgeber: Verwaltungsanschrift: Lorber-Gesellschaft e.V. Postfach 114 83731 Hausham / Deutschland Tel.: 08026-8624 [email protected] Klaus W. Kardelke Anita Strattner, Hans-Gerd Fischer, Angelika Penkin, Michael Nolten

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- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik Jahrgang 24 2004 Heft 4

Nimm aber auch gerne das Neue Testament zur Hand und lese es sorgfltig, so wirst du darinnen gar bald des wahren Lebens Schule entdecken. Und wirst du erst danach zu handeln anfangen, so wirst du mit Strmen des ewigen Lichtes bergossen werden und aus deinen Lenden wird flieen lebendiges Wasser!(Himmelsgaben I S. 409,7)

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Ein Strkungslied

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Ein StrkungsliedO Jesus mein, erwecke meine Liebe, Erweck' in mir zu Dir die heil'gen Triebe, Auf dass ich ber all's Dich lieben knnte, Und dass Dein Wort in meiner Seel' ertnte! O Jesus mein, erweck auch meinen Glauben, Lass nimmer mir durch eitlen Tand ihn rauben, Auf dass durch dieses Licht ich inne werde, Wie Du mir alles bist auf dieser Erde! O Jesus mein, lass mich lebendig hoffen, Lass fhlen mich, wenn Du mein Herz getroffen Mit Deiner Liebe hast, auf mein Vertrauen; Denn nur auf Dich will ich mein Leben bauen. O Jesus, meine Liebe, all mein Hoffen! In Dir hab' ich des Lebens Grund getroffen; So lass denn auch in diesem Grund mich weilen, Und Dir mit meiner Lieb' entgegeneilen! O Jesus mein, mit Deiner Gnade mich beschtze; Sei allzeit meines schwachen Lebens Sttze! Mit Deiner heil'gen Lieb' mich allzeit fhre, Dass ich mich nicht in meiner Nacht verirre. O Jesus, lass auch Deine Braut mich werden, Durch meine heie Lieb' zu Dir auf Erden, O lass mich dieses heil'ge Ziel erringen, Lass mich zu Deinem heil'gen Herzen dringen! O Jesus mein, Du wirst mich wohl erhren, Wirst stillen ja nach Dir mein hei' Begehren?! O ja! - In meinem Herzen hr' ich's klingen: Die liebe Ich, die also zu Mir singen!(Psalmen und Gedichte S. 126)

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Editorial

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EditorialDas Geistige Leben hat sich in den letzten Ausgaben inhaltlich verndert. Viele positive Rckmeldungen haben uns ermutigt in diesem Sinne weiterzumachen. Auch uerlich wird es nun ansprechender gestaltet, mit dem Ziel die Herzen in der Liebe zu Jesus und zum Nchsten weiter zu ffnen und dem Heft eine grere Verbreitung zuzufhren. Der beiliegende neue Werbeflyer soll auch dazu beitragen und kann zum Verteilen an gute Freunde und Bekannte ab sofort kostenlos bestellt werden. Helfen Sie mit, das Wort unseres himmlischen Vaters zu verbreiten, denn immer mehr Menschen sehnen sich nach einer zarten Berhrung Gottes. Die beraus gesegnete Pfingst-Tagung in Hohenwart hat uns allen vielen neuen Mut und neue Impulse gegeben, auf dem Weg der Nachfolge Christi weiter- und gemeinsam voranzuschreiten. Der Liebesgeist unseres himmlischen Vaters hatte unsere Herzen berhrt und sie fr Jesus und die Geschwister aufgeschlossen, so dass sich Herz und Herz vereinte und wahre Geschwisterliebe aufkeimen lie. Wir durften erfahren, dass allein unser lieber guter himmlischer Vater in Jesus Christus, die alleinige Lebensquelle in unserer Mitte ist, wie es der Psalmist sagt: bei Dir ist die Quelle des Lebens. (Ps. 36,9) So wollen wir immer wieder diese Quelle in unseren Herzen aufsuchen, denn nur dort knnen wir unseren Durst stillen, jede uere Lebensquelle lsst uns immer nur durstig zurck. Denn wer von diesem (ueren) Wasser trinkt, den wird wieder drsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht drsten, spricht der Herr. (Joh. 4,14) Dieses Wasser kann nur in unserem Inneren zum Flieen gebracht werden und von da erst aus uns herausflieen, denn wer an den Herrn glaubt, von des Leibe werden Strme des lebendigen Wassers flieen, (Joh. 7,38) und dieses lebendige Wasser ist Mein lebendiges Wort in euch, so es sich kund gibt in einem Mich liebenden Herzen. [Hi._02 S.61,8] Unser himmlischer Vater mchte freie, selbstndige Kinder, die sich nicht auf uere Dinge und Worte sttzen, sondern allein auf Ihn in ihren Herzen. Alle ueren Abhngigkeiten machen uns nicht frei, sondern fesseln uns an diese. Jede uere Belehrung ist zu nichts ntze, wenn sie nicht zugleich von innen aus gewonnen wird. (GEJ.04_181,8) Je nher wir einer Quelle kommen, desto reiner, klarer und gesnder ist

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auch ihr Wasser, mit dem wir unseren Durst stillen knnen. An der Quelle selbst gewahren wir nur ein stilles leises Pltschern und finden Ruhe und Stille, denn eine gewisse uere Ruhe ist notwendig zur Erweckung des Geistes. [GEJ.03_060,21] Je weiter wir uns aber von dem eigentlichen Lebens- und Quellgrunde unserer Seele entfernen, desto lebensrmer ist auch das Wasser und desto durstiger lsst es uns zurck. Hier ist die Quelle bereits zu einem laut tosenden Bache geworden, an dem wir nicht mehr zur Ruhe kommen und das leise Suseln unseres Herzens nimmer vernehmen. Lernen wir in unseren Lebens- und Quellgrunde einzugehen, und uns dort ein Pltzchen der Ruhe und Stille zu schaffen, damit wir nicht ntig haben unser Lebenswasser aus anderen Quellen zu schpfen, als allein aus der, die der Herr in unserem eigenen Herzen erschlieen will. Nur aus dieser werden sich Worte des ewigen Lebens als lebendiges Wasser in unsere Herzen ergieen. Mein Reich ist in eines jeden Menschen kleines Herz gelegt. Wer da hineinkommen will, mu also in sein eigenes Herz eingehen und sich da ein Pltzchen der Ruhe grnden. [RBl.02_278,04] Erst wenn wir zu unserem inneren Lebensquell gefunden haben, werden wir erkennen, dass dieser allein in unserer lebendigen Liebe zu Gott und zum Nchsten in unserem eigenen Herzen zu finden ist. Denn nur diese kann uns immer wieder neu erquicken und unseren Durst lschen. Allein die Liebe ist das einzige, was sich vermehrt, wenn wir es verschenken. Und so werden wir immer neu gesegnet mit den Strmen des lebendigen Wassers aus der in uns erstandenen Liebe. Ihr Klaus W. Kardelke

So pfleget auch ihr Meine Worte! Lest sie nicht zum Zeitvertreib; denn es knnte eine Zeit kommen, welche euch dieses Vergngen vertreibt oder verbittert, wenn ihr nicht durch Gedanken und Taten euer Ich veredelt habt! Handelt nach Meinen Worten, damit ihr, gewappnet mit dem Bewutsein guter Taten, nicht wie die Mehrzahl hungrig am Buchstaben hngend, sondern an der Lebensquelle der ewigen Liebe Wonne und Seligkeit trinkend, Mich, Mein Wort und Meine gttliche Liebe als euren ,Vater auch unter Drangsalen nicht vergessend, die Fahne des Glaubens und Vertrauens hoch erhebt und nicht wie vielleicht viele Steine des Unwillens, sondern Segens- und Dankeswnsche Mir entgegensendet, wenn Ich kommen werde, die Palme des Sieges den Ausharrenden zu berreichen. Amen.[PH.01_017,15]

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Der Weg der Gotteserkenntnis

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Der Weg der GotteserkenntnisWer immer einmal anfngt, daran zu denken, dass es einen Gott gibt, der alles, was da ist, erschaffen hat und alles erhlt und leitet, der wird auch bald einsehen, dass alles, was da ist, gut und zweckmig eingerichtet ist. Er wird aus der weisen Einrichtung auch bald dahin ins klare kommen, dass der Schpfer alles dessen, was da ist, hchst gut sein msse. Denkt der Mensch recht oft daran und beurteilt also Schpfer und Geschpfe, so wird er den Schpfer zu lieben anfangen, und von Tag zu Tag, immer mehr und mehr wird sich die Liebe zu Gott im Herzen des Menschen mehren und festen, und diese Liebe ist dann eben der jenseitige Geist des Menschen, von dessen Lichte die Seele durchdrungen und von dessen Lebenswrme sie belebt wird. Und ist das beim Menschen einmal der Fall, so ist es ihm dann auch nicht mehr mglich, sich je irgend einen Tod in sich zu denken. Dass aber das leicht ein jeder Mensch mit und in sich bewerkstelligen kann, knnt ihr aus dem entnehmen, dass ein jeder Mensch Augen hat zum Sehen, Ohren zum Hren und den Geruchsinn, den Geschmack, das Gefhl und zu allem dem Verstand, Vernunft und Hnde und Fe und einen freien Willen, durch den er nach Belieben seine Glieder in eine Ttigkeit setzen und seine Liebe ordnen kann. Also ausgerstet, sieht er die Sonne auf- und niedergehen, also den Mond. Er sieht die Sterne und zahllos viele Arten und Gattungen der Geschpfe, die er betrachten und aus denen er Gott den Herrn stets mehr und mehr erkennen kann. Ein jeder Berg, eine jede Ebene mit den vielen Frchten, ein jeder Strom, alle die verschiedenen und mit aller Schnheit geschmckten Grser, Pflanzen, Gestruche und Bume und die gesamten Tiere geben ihm ja doch Stoff zur Genge, der ihn ber ihr Entstehen und Bestehen zu denken ntigt. Denkt aber ein Mensch darber nach, so wird ihm eine innere Stimme sagen, dass alles das nicht irgend von und aus sich selbst hat entstehen knnen, sondern dass da ein hchst weiser, liebevollster und allmchtiger Schpfer dagewesen sein muss, der alles dieses geschaffen und geordnet hat, es jetzt noch forterhlt und in einer stets veredelteren und vervollkommneteren Art ewig forterhalten wird, weil Er es schon seit fr den Menschenverstand undenklichen Zeiten bis jetzt erhalten hat. Wer also sich einen Gott und Schpfer vorstellt, der muss dann ja doch auch eine groe Achtung vor Ihm und Liebe zu Ihm stets mehr in sich wachrufen. Ist aber diese einmal da, so ist auch der Anfang zum inneren Lebendigwerden der Seele in ihrem Geiste da, und wchst dann fort mit

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der Zunahme der Liebe zu Gott, welche Zunahme um so leichter stattfindet, weil der Liebegeist die Seele stets mehr erleuchtet und sie ber das Wesen Gottes in eine stets grere Klarheit gelangt. Hat ein Mensch auf diese Weise den Weg zu Gott und somit zum wahren, ewigen Leben gefunden, so kann er dann aus Nchstenliebe solchen auch seinen Nebenmenschen zeigen und ihnen einen rechten Fhrer abgeben, und er wird dafr von Gott aus mit noch mehr Licht und Weisheit begabt werden, und seine Jnger werden ihn lieben und mit [GEJ.06_111,08-11] allem Ntigen untersttzen. Du hast doch schon sicher oftmals die Schpfung betrachtet in ihrem Sein und Wirken, und es kann dir nicht entgangen sein, dass darin eine gewisse Ordnung besteht, und dass die Formen eine Bestndigkeit in sich nach allen Richtungen hin haben, aus der du stets leicht erkennen kannst, was dies oder jenes fr ein Ding ist. Also erkennst du auch, welche Wirkung eines und das andere hervorbringt, und wozu es nach der erkannten Wirkung gut und also zu gebrauchen ist. Wenn aber die ganze Schpfung nach eurer neuen Weltweisheit nur ein Werk des blinden Zufalls wre, wrden da die Dinge in der Natur auch die gegenwrtige Seinsbestndigkeit nach allen Richtungen hin beibehalten? O mitnichten! Sieh, der Wind ist so eine mehr blinde Macht, obwohl nur zum Teile! Hast du schon je wann gesehen, dass er irgendeine bestimmte Form, die eine Bestndigkeit htte, allwo hervorgebracht hat? Er whlt wohl den Staub auf und trgt ihn in losen Wolkenformen durch die Luft, wo sich die Formen in jedem Augenblicke verndern und nimmer als ganz dieselben je wieder zum Vorscheine kommen. Kannst du dir die Gestalt einer Wolke derart merken, dass du etwa nach ein paar Tagen sagen knntest: ,Siehe, das ist eben dieselbe Wolke, die ich schon vor ein paar Tagen gesehen habe!?! Oder kannst du am Meer irgend von einer Woge ein gleiches behaupten?! Aus dem aber kannst du nun ganz leicht ersehen, dass eine blinde Kraft nie auch nur ein Moospflnzchen, das in derselben und ganz gleichen Form stets viele Jahrtausende hindurch wiederkehrt, hervorgebracht hat. Wenn aber also, leuchtet da einem besseren Menschenverstande nicht von selbst ein, dass alles Werden, Sein und Bestehen, worin erstens eine bestimmte, unwandelbare Form, Beschaffenheit, Eigenschaft, Nutzwirkung und Endzweck gar absonderlich wohl und bestimmt zu erkennen sind, von einer solchen Kraft hervorgebracht werden muss, die eine unbegrenzte und unwandelbare, wennschon allumfassende Einsicht und Weisheit besitzt, ohne die du nie einen bestimmt geformten Gegenstand, sei es ein Stein, ein Metall, eine Pflanze oder ein Tier, je zu

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Gesichte bekmest?! Solch eine Kraft muss sicher eine einheitliche und ihrer selbst gar sehr wohlbewusste sein, weil ohne sie nichts eine bestimmte und in sich einheitliche Form annehmen knnte. Und nun zweitens: Da du eine solche Kraft notwendig annehmen musst, die als Ursein in sich allem Sein zugrunde liegt, so muss denn diese Grundurkraft ja doch auch einen entsprechenden Namen haben, durch den sie sich anfnglich in der Erinnerung und im Gedchtnisse der Menschen, die dazu da sind, diese Kraft zu erkennen, erhalten kann. Wer wird aber je nach der nheren Erkenntnis einer Sache fragen, von der er nicht einmal den Namen jemals gehrt hat?! Wir wollen diese Urkraft allgemein einmal ,Gott nennen. Haben wir aber nun einmal einen Gott, so werden wir weiter fragen und sagen: ,Wo ist denn dieser Gott, und wie sieht Er aus? Wie erschafft Er die Dinge, wie bringt Er als ein purster Geist die grobe Materie aus Sich zum Vorscheine? Und sieh, wenn ein Mensch einmal also zu fragen beginnt, dann ist er schon auf einem besseren Wege! Er wird allen Geschpfen eine hhere Aufmerksamkeit widmen und in ihnen forschen, wie viel von der gttlichen Urweisheit sich darin vorfinden mchte. Und je lnger er also prfen wird, desto mehr der gttlichen Weisheit und Ordnung wird er auch leicht und bald darin finden. Hat er die gefunden, so wird er in seinem Herzen auch bald eine Anregung von Liebe zu Gott wahrnehmen und aus solcher Liebe stets mehr und mehr innewerden, dass Gott in Sich Selbst von der mchtigsten Liebe erfllt sein muss, damit Er eine so groe Lust und Freude hat, so wunderbar weise zu erschaffen eine unzhlige Menge von Dingen und Wesen, die nicht nur Zeugen von Seinem Dasein, sondern vielmehr noch Zeugen von Seiner Weisheit, Macht und Liebe sind. Wenn der Mensch in solchen Betrachtungen und Innewerdungen wchst und zunimmt, da nimmt er offenbar auch in der Liebe zu Gott zu und nhert sich Demselben mehr und mehr; je grer und gediegener aber solche Annherungen eines Menschen zu Gott hin werden, desto mehr des Geistes Gottes sammelt sich auch in seinem Herzen, in welchem dadurch der eigene Geist genhrt und stets mehr und mehr erweckt wird zur wahren Erkenntnis des eigenen inneren Lebens und seiner Kraft, im Vereine mit der Kraft des gttlichen Geistes in ihm. Hat ein Mensch es einmal dahin gebracht, so ist er schon in der Lebensmeisterschaft, und es geht ihm da nur noch die vllige Einung mit dem gttlichen Liebe- und Willensgeiste ab. Bewerkstelligt er auch das, dann ist er ein ganz vollkommener Lebensmeister und kann alles das bewirken, was Ich nun bewirke und auch Greres noch.

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Du siehst daraus, dass da ohne den wahren und lebendigen Glauben an einen einigen und ewig wahrhaftigen Gott kein Mensch zur Lebensmeisterschaft gelangen kann. Daher ist es vor allem notwendig, an einen wahren Gott zu glauben; denn solange du nicht glaubst, dass es einen allein wahren Gott gibt, solange kannst du auch keine Liebe zu Ihm in deinem Herzen wachrufen. Ohne solche Liebe aber ist es unmglich, sich Gott zu nhern und endlich nahe vllig eins zu werden mit Ihm. Wenn du aber noch immer fragst und sagst: ,Ja, wo ist denn Gott, und wie sieht Er wohl aus?, da sage Ich dir, dass das eigentliche Gottwesen niemand sehen kann und leben, denn Es ist unendlich und somit auch allgegenwrtig und ist sonach als Reinstgeistiges auch das Innerste eines jeden Dinges und Wesens, das heit in Seinem auswirkenden Willensmachtlichte; in Sich Selbst und fr Sich aber ist Gott ein Mensch wie Ich und auch du und wohnt in einem unzugnglichen Lichte, das in der Welt der Geister die Gnadensonne genannt wird. Diese Gnadensonne aber ist nicht Gott Selbst, sondern sie ist nur das Auswirkende Seiner Liebe und Weisheit. Wie du aber die Sonne dieser Welt wirken siehst dadurch, dass sie allenthalben gegenwrtig ist durch den bestndigen Ausfluss ihres Lichtes nach allen erdenklichen Richtungen hin, also wirkt auch der Gnadensonne allenthalben wirkende Kraft als ein aus ihr strmendes Licht in allen Wesen schaffend und belebend gegenwrtig. Wer nun versteht, recht viel des Lichtes aus der Gnadensonne der Himmel im Herzen seiner Seele aufzufangen, aufzunehmen und dann zu behalten durch die Macht der Liebe zu Gott, der bildet in sich selbst eine Gnadensonne, die der Urgnadensonne in allem vllig hnlich ist, und die volle Innehabung einer solchen Gnadensonne ist dann eben soviel als die Innehabung der allein wahren Lebensmeisterschaft. Die Klarheit und die lichte Flle dieser wahrsten Lehre aber wirst du auch erst dann einsehen, wenn du auf diese Weise selbst zur Lebensmeisterschaft gelangen wirst; denn jetzt kannst du das noch nicht vllig fassen, obwohl du all das Gesagte ganz gut aufgenommen hast.[GEJ.06_087,05 - 088,06]

Wer aber Gott lieben will, der muss ja zuerst glauben, dass es einen Gott gibt, der, als Selbst ganz Liebe, der ewige Urgrund aller Dinge in der ganzen Unendlichkeit ist. Wie kann aber ein Mensch zu solch einem Glauben gelangen? Am sichersten durch die Offenbarung, durch das Anhren des Wortes Gottes und durch die Erkenntnis [GEJ.09_116,22] des Willens der ewigen Liebe.

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Selbstverleugnung

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SelbstverleugnungDr. Wolfram Ghler1. Einleitung Befangen sind wir im Irren, beseligt im Lieben! Den Weg ins eigene Innere knnen wir durch das Erlernen des Schweigens finden. Und dies alles brauchen wir wiederum, um zu erkennen, wie wichtig das Gottvertrauen ist. Doch ist das alles auf dem Weg zu unserem liebevollen Vater? Das Wort Demut finden wir hufigst in diesem Zusammenhang und weniger zahlreich den Begriff Selbstverleugnung. Gehren diese beiden Begriffe zusammen? Bedingt das eine das andere oder sind sie in ihrer Aussage und Bedeutung so verschieden, dass sie doch nebeneinander zu stehen htten? Wie und warum verwendet Jesus Selber den Begriff Selbstverleugnung in Bezug auf Gott und was bezweckt er damit? Welche Bedeutung hat Sein Vorleben fr uns? Warum soll es fr uns so beispielhaft sein? Offensichtlich werden wir in besonderem Mae zu einer Ttigkeit aufgefordert, deren Folgen wir nur schwer abschtzen knnen. Wahrscheinlich tun wir uns deshalb so schwer und haben schon im Vorfeld so groe Schwierigkeiten mit dem inneren Verstndnis. So viele Vorbehalte lassen uns nur zgerlich handeln. Bedenken wir doch, in welchen uerlichen Umstnden wir leben. Warum lohnt es sich aber trotzdem, den Weg zu Jesus zu gehen, und das nicht nur verbal sondern vor allem in der Tat? Darum soll es in dieser Ausarbeitung zum Thema Selbstverleugnung gehen. 2. Unser Dasein - eine Analyse 2.1 Das Sein bestimmt das Bewusstsein? Das Sein bestimmt das Bewusstsein! Das ist die Basis des Materialismus. Dieses Weltbild geht davon aus, dass das Bewusstsein der Welt aus Raum, Zeit und Materie entspringt. So wurde es uns einst in jungen Jahren verkndet und erklrt. Die Materie hat das Primat! Der Mensch ist fhig, alles zu erkennen, alles zu erklren. Er verndert die Welt nach seinem Wollen und macht sich die Natur untertan. Alles ist entstanden durch den

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Urknall und danach durch den Kampf des Starken gegen das Schwache, durch Anpassung an die gerade herrschenden Umweltbedingungen. Das setzt sich fort bis zum heutigen Tage und wird weiterhin so bleiben. Wir glauben, dass innerer Friede und die Befriedigung unserer Bedrfnisse durch Dinge oder Handlungen in der ueren Welt erreicht werden knnen. Sind wir damit einverstanden? 2.2 Der Mensch in der heutigen Gesellschaft Kommunismus? Kapitalismus? Was solls? Der Unterschied ist nach unserem Erleben nur uerlich. Im erlebten Kommunismus, bzw. seiner Spielart, dem Sozialismus, ist die Masse dem Staat untergeordnet. Die Kirche ist geduldet, aber eigentlich unntig, ein Relikt vergangener Zeiten. Im Kapitalismus ist der Staat der Diener einiger Weniger und hat die Aufgabe, die Masse wohlgefllig bei der Stange zu halten. Die Kirche ist erlaubt, hat sie doch Tradition und einige wichtige soziale Aufgaben zu erfllen. Ist das so oder ist das ein Irrtum? Sei es wie es sei! Auch im Kapitalismus hat, wenn auch nicht ffentlich zuerkannt, der Materialismus das Primat. Es geht um Macht, um Geld, um Immobilien und Bodenschtze und nur vordergrndig um das Wohl der Menschen. Wohin fhrt das? Knnen wir dagegen etwas tun, auch wenn wir mit den ersichtlichen Folgen nicht einverstanden sind? Vielleicht sollten wir als Masse Revolution spielen? Wrde damit etwas besser werden? Die Vergangenheit hat gezeigt, wohl kaum! Und Resignation? Doch eines kann ein jeder tun, nmlich bei sich selber Ordnung schaffen! Doch wie? Das ist hier die Frage. 2.3 Das Bewusstsein bestimmt das Sein! Der aufflligste Schwachpunkt des Materialismus ist es, den Geist zwar zu leugnen, aber trotzdem, um argumentieren zu knnen, stets seine Instrumente zu benutzen. Der innere Gemtszustand wird dabei stndig von Dingen der ueren

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Welt abhngig gemacht. Wir aber wissen, dass der Geist das Primat hat und dass schlielich erst durch ihn unser Bewusstsein mglich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Ausspruch von Albert Einstein: Es gibt im Leben nur zwei Mglichkeiten: Entweder erkennt man kein Wunder an. Oder man akzeptiert, dass alles ein Wunder ist. Ist damit die Gttlichkeit der Schpfung angesprochen? Oder: Die Wissenschaft ist ohne die Religion lahm. Die Religion ist ohne die Wissenschaft blind. Das zielt auf Erkenntnis, auf Erkenntnisvermgen, auf ein Wechselspiel zwischen Geist und Materie ab und ohne dies gibt es bei uns keine Entwicklung. Doch wohin wollen wir uns entwickeln? Wohin soll der Weg gehen? Er soll natrlich wegfhren von den materialistischen Denkweisen und deren zweifelhaften Zukunftsaussichten. Wir sind aufgefordert, uns ein Ziel auszuwhlen und dann dieses aber auch tatkrftig zu verfolgen. Wie schon gesagt, kann ein jeder nur bei sich selber Ordnung schaffen, denn die materialistische Verhaltens- und Denkweise einfach so fr alle Menschen, quasi per Order de Mufti, zu wandeln, vermag wohl kein Mensch. Schlielich will Gott in seinen Kindern keine Maschinen erziehen, sondern freie Wesen mit einem frei entwickelten Willen. Jeder Mensch ist somit ein Individuum mit ganz eigenen Verhaltensmustern, Strken, Schwchen, Neigungen, Vorzgen, sowohl wertvollen als auch wertarmen und sogar auch schdlichen. Jeder sollte somit an sich selber arbeiten. Gewiss knnen wir uns gegenseitig dabei hilfreich sein, doch die Hauptarbeit liegt bei jedem selbst. Doch Jesus, unser vterlicher Freund, hat vorgesorgt, seit langem schon, und er lsst uns wissen, wie er es eingerichtet hat. 2.4 Der Plan unseres Vaters In der Haushaltung Gottes, im 5. Kapitel des 1. Bandes, hat unser himmlischer Vater das Geheimnis der Schpfung fr uns erklrt. Da heit es unter anderem: Betrachte die Starken nach allem ihrem Tun, und vor dir wird die Erde enthllt liegen; und von einem Pole bis zum andern Pole muss die starre Ruhe des Geistes in der Liebe zur Liebe da sein, damit sich alles, das den Geist umgibt, in einer steten Ordnung bewegen und dadurch fr den gemeinsamen Zweck der ewigen Erhaltung ttig sein kann. Denn siehe, von der Ruhe hngt alles ab; ohne diese kann nichts erreicht werden, und wer nicht ist wie die Pole der Erde, der durchdringt nicht sein Innerstes, wie die Linien zwischen den Polen das

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Zentrum der Erde. Und eure Liebe muss kalt sein wie das Eis der Pole, damit ihr fhig seid, alle Wrme der gttlichen Liebe aufzunehmen. Denn siehe, was warm ist, ist nicht geschickt zur Aufnahme der Wrme; aber was kalt ist in seiner Ruhe, das ist fhig die Wrme aufzunehmen in der Flle und ausstrmen zu lassen in alle Teile des Lebens. Im 6. Kapitel des 1.Bandes der Haushaltung Gottes, die Entsprechung der Gestirne, wird uns offenbart: Ihr sollet sein gleich dem Winter, der kalt ist in der Ruhe, dadurch aber auch am meisten fhig zur Aufnahme der Wrme bis in die tiefsten Tiefen der Erde. Und bei dem der Winter eingetroffen ist, bei dem wird auch der Frhling eintreffen, wie er ist gleich dem Leben der Liebe in euch, und wird eintreffen der Sommer in vollster Tatkraft aus dem Leben der Liebe, die in euch ist stark geworden durch die Gnade, und wird eintreffen der ruhige Herbst mit den Frchten der Liebe und der Gnade. Von Polaritt, von Ruhe und vom Kaltwerden ist hier die Rede. Polaritt drckt eine Ausrichtung aus; die Ruhe trgt in sich die Bestndigkeit; und das Kaltwerden ist gleich einem Sich-leer-machen. Das ist doch die Chance fr uns, all den in uns angesammelten Weltenmll endlich einmal los zu werden. Sich-leer-machen! Wir sollen sein wie die Pole der Erde, um unser Innerstes zu durchdringen, aber unsere Liebe muss kalt sein wie das Eis der Pole. Hier ist offensichtlich die Liebe zur Welt, die Liebe zu den materiellen Dingen angesprochen. Das ist auch schon der vorgezeichnete Weg: - zuerst ist ein Sich-leermachen von den Dingen der Welt angezeigt und dann soll ein SichAuffllen-lassen durch die gttliche Liebe folgen. Noch anders ist dieser Aspekt in der Kindheit und Jugend Jesu im 298. Kapitel aufgezeigt: Es muss aber ein jeder Mensch gewisse Schwchen in sich tragen, die da die gewhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hlse eingeschlossen ist. Die Fesseln aber knnen erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestrkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus dem Grunde kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwchen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Der beschreitbare Weg wird hier von Jesus weiter przisiert, um ein Sichleer-machen tatschlich zu ermglichen. Da sind die gewissen Schwchen der Seele genannt, die wir selbst erkennen sollten. Als Methode zu deren

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berwindung wird die gerechte Selbstverleugnung angegeben. Warum aber wird hier die Selbstverleugnung favorisiert und nicht die Demut? 3. Das Verhltnis zwischen Demut und Selbstverleugnung Um sprachliche Klarheit zu schaffen, werden zuerst Demut und Selbstverleugnung in ihrer begrifflichen Bedeutung analysiert. 3.1 Demut Der Begriff Demut ist zusammengesetzt aus den Worten Mut und Dienen und besagt im allgemeinen Sprachgebrauch - Nimm dich nicht so wichtig! Im Besonderen sind hier die Liebe zum Dienen, Selbsterniedrigung, tiefe Bescheidenheit und Unterwrfigkeit gemeint. Im christlichen Verstndnis wird die Gesinnung eines Dienenden angesprochen. Demut meint hier keine passive Unterwrfigkeit, sondern eine aktive, mutige Handlung. Demut ist kein Sich-kleiner-machen-als-man-ist. Sie ist vielmehr das konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu der Stellung, die man vor Gott hat. Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen zur Wahrheit. Der Gegensatz dazu, die falsche Demut, ist eine nur uerliche Erniedrigung vor Gott. Sie will nur zeigen wie demtig sie ist. Im Grunde handelt es sich um einen versteckten Hochmut, der nur das Fleisch befriedigt. 3.2 Selbstverleugnung Allgemein wird unter Selbstverleugnung eine Handlungsweise gegen das eigene Gefhl und Wollen verstanden, eine Entsagung aller eigenen Wnsche, bis zur Aufopferung. Im christlichen Sinne bedeutet Selbstverleugnung die Nachfolge Jesu, dem ungttlichen Wesen abzusagen, ja sich selbst zu verleugnen, zu seinem Ich und dessen eigenwilligem Begehren und Wnschen nein zu sagen. Diese Selbstverleugnung im Glauben an Jesus und aus seiner Kraft heraus findet ihren Lohn darin, dass Jesus vor seinem Vater diejenigen nicht verleugnen wird, die Ihn Selbst nicht verleugnet haben. Denn sich zu Jesus bekennen kann nur, wer sich selbst aufgibt und sich Seiner Hand berlsst. 3.3 Der Zusammenhang zwischen Demut und Selbstverleugnung Demut stellt offensichtlich einen Zustand dar - das Ergebnis einer

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intensiven Entwicklung. Und Selbstverleugnung ist dann der Weg, der zur Demut fhrt, die Auseinandersetzung zwischen dem Primat des Geistes und der Beharrlichkeit der Materie. Erschwert ist dieser Konflikt durch den Aspekt der Freiwilligkeit. In vielen Zitaten der Neuoffenbarung durch Jakob Lorber und Gottfried Mayerhofer werden Demut und Selbstverleugnung oft genug in einem Atemzug angesprochen. Doch eine przise Zuordnung ist recht selten so zu finden, wie z.B. in der Geistigen Sonne, im Kapitel der gewhnliche Mensch und der gttlich-geistige Mensch.[GS.02_037,7+8] Da heit es: Der sich [wie ein Baum] ausgebreitet habende Mensch fngt an, seine Erkenntnisse und seine Begierden fortwhrend mehr und mehr auf einen Punkt zu vereinen, und dieser Punkt ist Gott in der Hhe! Je mehr er dahin aufblickt zu Dem, der ihn erschaffen hat zu einem freien Leben, in desto enger werdende Kreise werden seine Erkenntnisse und Begierden getrieben und gezogen; und das so lange fort, bis der Mensch die Spitze oder den Kulminationspunkt der Demut aus seiner vlligen Selbstverleugnung in all seinen weltlichen Begierlichkeiten erreicht hat: Hier ist offensichtlich die Selbstverleugnung Mittel zum Zweck, um den Kulminationspunkt, die Demut, zu erlangen. Im GEJ.07_103,09 erklrt Raphael im Kapitel der Weg zur Lebensvollendung: Der Mensch fange an, sich in allen sinnlichen Weltgelsten zu verleugnen! Dann heit es weiter: Er werde voll Demut, Sanftmut, Geduld, Liebe und Erbarmung gegen seine Nebenmenschen, so wird er daraus auch voll Liebe zu Gott werden! Auch hier ist die Selbstverleugnung der Demut vorausgestellt. Die Selbstverleugnung ist im Sinne der Neuoffenbarung also ein zentrales Thema, der aktive Weg, um zur Demut zu gelangen. Die Selbstverleugnung ist offenbar eine Macht, deren Auswirkung auf uns nicht zu unterschtzen ist. Von Interesse sind deshalb im Folgenden die Aspekte, die es fr uns notwendig werden lassen, Selbstverleugnung zu erlernen und zu ben. Doch lassen wir vorerst den Herrn Selbst sprechen! 4. Die Macht der Selbstverleugnung 4.1 Die Selbstverleugnung an sich In Bezug auf Besessenheit erklrt uns der Herr [HiG.01_41.01.30,13+14]: Nichts als vollkommene, untrgerlichste Zeichen des allerintensivsten Besessenseins sind Tanz, Hurerei, Groll, Schelten, Fluchen, Rauben, Stehlen, Lgen, Stolz, Hochmut, Prahlerei, Ehrabschneidung, Neid, Geiz, Hoffart, Fra, Vllerei, Spott und Hohn gegen alles Mich betreffende,

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Pracht, Mode, Luxus und dergleichen Eigentmlichkeiten. Wer es nicht glauben will, der versuche nur schnell die empfohlene Dit des Geistigen in der Selbstverleugnung und nehme mehrere kleine Dosen Meines Wortes ein, und wahrlich sage Ich, er wird sich bald berzeugen, welch ein Herr da in ihm wohnet. Und wird dieser durch Mich hinausgeschafft, dann werden diese Bestien gleich die ganze Welt gegen einen solchen Befreier reizen. Im GEJ.09_181,5+6 sagt uns Jesus zum Thema Die Haupthindernisse des geistigen Fortschrittes: Ein jeder Mensch hat frei seine Liebe, seinen Willen und seinen Verstand! So er mit dem Verstand auch die volle Wahrheit begreift, so sieht er aber mit den begierlichen Augen dennoch auch die Welt mit ihren vielen Reizen, von denen sich sein Herz nicht trennen kann und mag, weil sie seinem Fleische sicher mehr zusagen als die geistigen, die sein sinnliches Auge nicht schauen und sein Fleisch nicht fhlen kann. Dazu ist dem Menschen auch die Trgheit sehr eigen. Er macht sich wohl einen guten Vorsatz um den anderen; aber so er ihn zur vollen, tatschlichen Ausfhrung bringen sollte, dann fngt sein trges und genussgieriges Fleisch an, sich dagegen zu struben, und zieht auch die Seele in den Schwerpunkt seiner Trgheit und Sinnlichkeit hinab. Was ntzt nun der Seele die Klarheit in den Dingen des Geistes, so sie sich nicht selbst verleugnen und vollernstlich die Wege betreten will, auf denen sie zur vollen Einigung mit Meinem Geiste in ihr gelangen knnte?! Jesus erklrt den Pharisern im GEJ.07_155,02 zum Thema - die drei Grade der inneren Lebensvollendung: Doch wie bei Gott alle Dinge mglich sind, so ist es auch dem noch so verstockten Weltenmenschen und Snder mglich, sich bald und wirksam zu ndern, wenn er ernstlich im vollen Glauben und Vertrauen auf Gott das tut, was die gttliche Weisheit ihm rt. Er muss da an sich selbst durch einen pltzlichen Umschwung seines Willens ein wahres Wunder wirken und zwar in der gnzlichen Selbstverleugnung bezglich aller seiner frheren Schwchen, Gewohnheiten, Gelsten und argen Leidenschaften, die aus ungegorenen und sehr unlauteren Naturgeistern seines Fleisches in die Seele aufsteigen und sie verunreinigen und verunstalten. Im H.H.02_230,20 erfahren wir von Jesus bezglich der verblendeten Fleischeslust: Ihr sollt ber dem Gesetz des Fleisches stehen durch die freie Macht der Selbstverleugnung und durch die Liebe und den lebendigen Glauben an Gott den Herrn, auf dass ihr allen Gesetzen und allen Gerichten ledig werdet. Nur wer sich in der Liebe zu Gott ber

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alles Gesetz frei erhebt, der wird auch frei werden in Gott und in aller Wahrheit! Denn die Liebe in Gott ist die alleinige Wahrheit. Im GEJ.08_012,08+09 sagt Jesus zu Agricola von der Materie und ihrer Gefahr: Weil nun aber die Menschen der Erde stets mehr und mehr die glnzendsten Schtze zu entlocken verstehen, um damit ihrem Fleische die grtmglichste Wohlfahrt, Behaglichkeit und Wollust zu verschaffen, so ist eben das die besonders erklrte Ttigkeit des Frsten der Hlle, welche in sich ist das ewige Gericht und somit der Tod der Materie und der Mittod jeder Seele, die sich aus oben erwhnten Grnden von ihr haben gefangen nehmen lassen. Mit welcher Allmacht und Weisheit willst du dagegen als fr ewig wirksam kmpfen? Ich sage dir und euch allen: Mit keiner anderen als mit der Wahrheit, die Ich euch gelehrt habe, und mit der Macht der mglichsten Selbstverleugnung und der wahren und vollen Demut des Herzens! ber Demut und Selbstverleugnung berichtet Jesus den Jngern: Wer aus euch sich erniedrigt am meisten vor seinen Brdern, der ist der Erste im Gottesreich; jedes Sich-besser-dnken setzt ihn aber im Gottesreich auf die letzte Stufe zurck. So jemand von euch wohl noch irgendein Hoheits- und somit Besserseinsgefhl in sich versprt, da ist er von der alles verzehrenden, gierigsten Hlle noch nicht frei und noch lange nicht geschickt zum Reiche Gottes; denn solch ein Mensch ist nicht freien Geistes. So aber jemand sich unter alle seine Brder herabgesetzt hat und also bereit ist, allen zu dienen nach seinen Fhigkeiten, so ist er der Erste im Reiche Gottes, und alle andern knnen sich ganz fglich nach ihm bilden. Wahrhaft gttlich groen Geistes ist nur derjenige, der sich unter alle menschliche Kreatur herabzuwrdigen vermag. [GEJ.02_76,2-4] Im GEJ.07_223,04 spricht Jesus ber den Weg zur geistigen Vollendung: Wer sich auf einmal soweit verleugnen knnte, von aller Welt ganz abzulassen, seine Schtze im rechten Mae nur den Armen widmete aus purer Liebe zu Gott und kein Wesen triebe mit dem Fleische der Weiber, der wrde wahrlich in einer krzesten Zeit schon vollendet dastehen! Wer aber offenbar eine lngere Zeit vonnten hat, um sich von allen irdischen Schlacken und Anhngseln zu reinigen, bei dem muss der allerbeseligendste Zustand der wahren, geistigen Vollendung auch lnger auf sich warten lassen. Jesus erklrt im GEJ.07_127,05 das Reich Gottes. Er sagt zum Magier: Dazu aber komme noch etwas, das auch zur gewaltigen Ansichziehung des Reiches Gottes gehrt und das besteht darin, dass der Mensch sich in

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allen Dingen der Welt mglichst tief selbst verleugne, allen seinen Beleidigern von Herzen verzeihe, auf niemanden einen Groll oder Zorn habe, fr die bete, die ihm fluchen, denen Gutes erweise, die ihm bel antun, sich ber niemanden erhebe, die dann und wann ber ihn kommenden Versuchungen geduldig ertrage und sich enthalte vom Frae, Vllerei, Hurerei und Ehebruch. Wer das bei sich ausbt, der tut dem Reiche Gottes auch Gewalt an und reit es mit Gewalt an sich. Unter Gewalt ist hier eine Liebe-Willen-Tatkraft zu verstehen, eine wahre, lebendige Liebe zum Herrn und zum Nchsten und nicht purer Glauben. Aus den Worten unseres himmlischen Vaters hren und erspren wir, wie vielseitig die Selbstverleugnung bei uns in Anwendung zu bringen ist. 4.2 Aspekte der Selbstverleugnung Echte Selbstverleugnung ist in der Tat begrndet, eine Sache der Seele im Kampf mit dem Krper, also letztlich der Kampf zwischen Geist und Materie, das Mittel zum Handeln. Selbstverleugnung erstrebt die freiwillige, vllige Beschrnkung der ueren Weltfreiheit. Damit ist die Materie besiegbar. Selbstverleugnung ist das Schwerste fr den Menschen und kostet viel Mhe. Sie basiert auf Freiwilligkeit und hat zum Ziel, die Wahrheit und das Handeln nach dem Willen Gottes. Die Selbstverleugnung ist somit der Pfad zum wahren und lebenden Reich Gottes. Durch Selbstverleugnung erlernen wir dem Reiche Gottes Gewalt anzutun. Selbstverleugnung ist ein krftiges, heldenmtiges Werkzeug, ein scharfes Schwert, ein Eck- und Grenzstein, eine enge Pforte, ein schmaler Weg auf dem Weg zur Demut. Selbstverleugnung will die Trgheit durch den Willen besiegen, sich gegenber den Reizungen der Welt behaupten, die weltlichen Gensse hinter die geistigen ansetzen und sich selber groe Gewalt antun und fhrt somit zu ihrem Kulminationspunkt, zur Demut. Selbstverleugnung erfordert ein leidenschaftsfreies Gemt, dient der Erneuerung des Herzens und ist eine Selbstprfung der Seele. Selbstverleugnung ist ein wahrhaftes Fasten, ein in allen Dingen der Welt Sich-selber-verleugnen. Sie ist geeignet, Snder auf den rechten Weg zu bringen und sich sogar die Gottheit untertan zu machen. Diese Zusammenfassung ist der Extrakt aus vielen Zitaten des Offenbarungswerkes. Zuerst geht es um ein Sich-leer-machen, entsprechend der Klte der Pole. Die Pole wiederum drcken eine Ausrichtung aus. Fr uns ist das der Weg zur Liebe unseres Vaters. Die sich dann einstellende Ruhe am Ende des

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Kampfes mit uns selber, trgt in sich die Bestndigkeit. Dann ist wohl in uns alles vorbereitet, um dem Winter in der Materie ein Frhling folgen zu lassen, ein Frhling aus der neuen Wrme der gttlichen Liebe und nicht wieder der materiellen Weltenliebe. 4.3 Und fhre uns nicht in Versuchung Wir leben in dieser Welt. Wir leben mit der Welt. Wir lassen uns zu gern von der Welt verlocken. Grundstzlich ist das richtig. Schlielich wurden wir in diese Welt so hineingeboren und wir fanden sie so vor, wie sie ist. Wir hatten sie nicht vorbereitet, so meinen wir jedenfalls. Wir mussten sie so akzeptieren und mussten uns mit ihr arrangieren, ob wir wollten oder nicht. Das ist unsere Situation. Jetzt heit es, es gbe eine bessere Welt, das geistige Reich Gottes. Fr unsere Fleischesaugen ist es zwar nicht sichtbar, aber es existiert doch und es lohnt sich, sich dafr stark zu machen. Die christlichen Kirchen sagen das und noch viel eindeutiger die Neuoffenbarungsschriften. Da ist das zentrale Gebet der Christenheit, das Vater-unser und darin die siebente Bitte - und fhre uns nicht in Versuchung! In den Lorberschriften heit es im Gebet der Jarah bei der gleichen Bitte [GEJ.3_123,4]: Lass es ja nicht zu, dass wir in unserer fleischlichen Schwachheit irgend ber unsere Kraft von der Welt und von den Teufeln versucht werden. Im GEJ.8_92,6 lehrt Jesus diese gleiche Bitte mit den Worten: Lasse nicht Versuchungen und Reizungen zur Snde ber uns kommen, denen wir in unserer Schwche schwer oder gar nicht widerstehen knnten. Im GEJ.10_32,6 betet Jesus: Lasse nicht Versuchungen ber uns kommen, denen wir nicht widerstehen knnen! Im Gebet der Mathilde[H.H.2_248,14] an den Herrn gerichtet, hren wir: Lasse auch nicht zu, dass wir, mit noch allerlei Schwchen behaftete Kinder, ber unsere Krfte irgend sollten versucht werden. Und Petrus betet in seinem Vater-unser [BM.1_179,2]: Lass nicht Versuchungen ber uns kommen, denen wir unterliegen mssten. In allen diesen Vater-unser handelt es sich um die gleiche siebente Bitte. Doch die Ausdrucksstrke ist so verschieden und Missdeutungen sind Tr und Tor geffnet. In all diesen Bitten ist im Hintergrund eine Aufforderung zur Arbeit an uns selber zu verspren, einer Arbeit an uns selber mit den Mitteln der Selbstverleugnung.

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Gott fhrt uns nmlich tatschlich in Versuchung, in eine fr uns positive Versuchung. Will er uns doch so nach und nach wachrtteln, um uns an unsere eigenen Schwchen heranzufhren, damit wir erfahren, wie und worin unser Geist geknebelt ist. Im Originaltext heit es dazu, wie schon frher angefhrt [JJ.1_298,9+10]: Die Fesseln des Geistes aber knnen erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch gerechte Selbstverleugnung also gestrkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus dem Grunde kann der Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwchen gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Die Versuchung ist also vom Herrn beabsichtigt, um unseren Willen zur Selbstverleugnung zu aktivieren, und wir knnen sicher sein, dass er niemanden strker belasten wird, als seine Seele ertragen kann. Unser himmlischer Vater belastet uns wohl-dosiert und Schritt fr Schritt. Er verfhrt uns nicht, wie das bei Luzifer der Fall ist. Unsere Bitte und fhre uns nicht in Versuchung bringt also eine gewisse menschliche Schwche, eine gewisse ngstlichkeit zum Ausdruck, die bei einem entwickelten Gottvertrauen nicht mehr notwendig sein sollte. Doch es erhebt sich nunmehr die Frage, warum unser himmlischer Vater sich so ausgeprgt, so detailliert, mit unserem Sein und unserer geistigen Entwicklung beschftigt? Aus Langeweile tut er es bestimmt nicht. Er hat Seinen Plan. 4.4 Selbstverleugnung am Beispiel des menschlichen Krpers Betrachten wir einen gesunden Menschen. Sein Krper befindet sich, biologisch gesehen, in vollkommener Harmonie, im besten Gleichgewicht. Alles ist funktionstchtig. Jedes Gliedma lsst sich willentlich steuern. Die Sinne geben die Reizungen der Umwelt weiter, so dass entsprechend den Erfordernissen reagiert werden kann. Und im Inneren, sozusagen im Stillen, entzogen unseren Wahrnehmungen, laufen alle mglichen Informationscyclen ab. Da gilt es, jede einzelne Krperzelle mit den ihren Aufgaben entsprechenden Betriebsstoffen zu versorgen, d.h., die Wertstoffe heranzuschaffen und den Abfall zu entsorgen. Da arbeiten die Organe miteinander und freinander. Da werden Informationen aufgefangen, verwertet und andere weitergeleitet. Es wird agiert und reagiert. Fr die Reizbertragung werden extra angelegte Nervenbahnen verwendet und weil das eigentlich viel zu langsam abluft, haben wir ein kohrentes, d.h., ein hchst organisiertes

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Licht in den Zellen. Damit lassen sich die Informationen mit Lichtgeschwindigkeit bertragen. Ist das nicht wunderbar? Und nicht vorstellbar ist, dass kein Organ, kein Glied, kein Haar, keine Zelle gegenber den anderen eine Vormachtstellung einzunehmen gewillt ist. Alles ist in Harmonie. Deshalb erbrigt sich auch die Frage, welcher biologische Bestandteil des Krpers der wichtigste sei. Unser Krper ist eine hochintelligente Einheit bis in die winzigste Zelle und deren Bestandteile herab, ein Ordnungsprinzip hchsten Ausmaes. Unser Krper ist ein Wunderwerk der Schpfung Gottes und er kann als Einheit auf Angriffe von auen reagieren. Ist dieses Bild nicht beispielhaft fr eine Selbstverleugnung besonderen Ausmaes, eine Selbstverleugnung eines jeden Krperglieds, eines jeden Organs, jeder Zelle, damit alles miteinander in Harmonie funktionieren kann? Und was ist mit einem kranken Krper? Hier ist Unordnung, hier ist Disharmonie. Es ist hufig schwierig, das alte Ordnungsprinzip wieder herzustellen. Was ist aber, wenn ein Organ aus dem fest gefgten System ausbricht? Gengt es nicht sogar, wenn eine einzelne Zelle ausbricht und sich selbstndig macht und sich nur noch um sich und die wiederum aus ihr entstandenen Zellen kmmert? Zerstrung und der damit verbundene Tod ist dann die Folge! Heit es nicht, wie im Groen, so auch im Kleinen? Und gro gegenber uns ist der groe Weltenmensch, der gefallene Luzifer, der verlorene Sohn. Ist er nicht auch krank? Und unsere Erde ist in ihm ein winzigster Bestandteil einer Zelle in seiner linken Zehe. Wie bedeutungsvoll die Selbstverleugnung doch ist! 5. Jesus und die Selbstverleugnung Wir wissen es! Jesus kam in diese Welt, um uns den Weg zu zeigen, der aus dem Gefngnis der Materie fhren soll. Dass dies fr uns mit vielen Entbehrungen, mit auerordentlicher Selbstverleugnung, verbunden ist, ist uns inzwischen klar geworden. Doch bei Jesus, der alles Gttliche vollkommen in Sich trgt, erscheint dieser Weg uns unklar und unntig. Doch was macht den Menschen Jesus im Unterschied zu uns aus? 5.1 Der Mensch Jesus In der Vorrede zur Kindheit und Jugend Jesu [J.J.01_000,01+02] erfahren wir: Ich lebte die bekannte Zeit bis zum dreiigsten Lebensjahr geradeso, wie da lebt ein jeder wohlerzogene Knabe, dann Jngling und dann Mann,

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und ich musste durch den Lebenswandel nach dem Gesetz Mosis die Gottheit in Mir - wie ein jeder Mensch Mich in sich - erst erwecken. Ich Selbst habe mssen, so gut wie ein jeder andere ordentliche Mensch, erst an einen Gott zu glauben anfangen und habe Ihn dann stets mehr und mehr mit aller erdenklicher Selbstverleugnung auch mssen mit stets mchtigerer Liebe erfassen und mir also nach und nach die Gottheit erst vllig untertan machen. Dies wre fr uns nicht zu fassen, wrden wir nicht im 298. Kapitel des gleichen Werks die notwendige Erklrung finden: Man muss sich Jesus als einen Menschen vorstellen, in dem die alleinige ewige Gottheit Sich geradeso als unttig scheinend einkerkerte, wie da in eines jeden Menschen Wesen der Geist als der gttliche Funke im Menschen eingekerkert ist. Betrachten wir unser Dasein! Wir bestehen aus Krper, Seele und Geist. Unser Geist ist als gttlicher Funke in uns angelegt. Bei Jesus handelt es sich aber um die alleinige ewige Gottheit. Das ist der Unterschied. In Bezug auf Krper und Seele ist jedoch keine signifikante Unterscheidung mglich. Von dieser Seite her ist Jesus im Vergleich zu uns sehr menschlich angelegt. Damit hat Er Sich mit uns auf eine Stufe gestellt. 5.2 Das Gttliche im Menschen Jesus Der Geist ist also das Gttliche im Menschen Jesus. Im GEJ.06_091,2 erklrt Jesus einem Arzt das Menschliche und das Gttliche im Herrn. Er sagt: Dieser Geist ist wohl Gott, doch Ich als purer Menschensohn nicht; denn wie schon gesagt, so habe Ich als solcher auch, jedem Menschen gleich, durch viele Mhe und bung erst Mir die Wrde eines Gottes erwerben mssen und konnte Mich als solcher erst einen mit dem Geiste Gottes. Nun bin Ich wohl eins mit Ihm im Geiste, aber im Leibe noch nicht; doch Ich werde auch da vllig eins werden, aber erst nach einem groen Leiden und gnzlicher und tiefst demtiger Selbstverleugnung Meiner Seele. Die Wrde eines Gottes erwerben mssen bedeutet wohl, da der gttliche Anteil, der Geist also, an die Seele gefesselt ist, dass diese Fesseln erst durch Seelenarbeit gelst werden mssen. Das ermglicht nun andererseits, mit den jetzt gelsten Banden schlielich die Seele vllig an den Geist zu binden. Solche Bande sind die menschlichen Schwchen verschiedenster Art. Und sie sind zu lsen nur durch die Selbstverleugnung. Dass dies unbedingt schmerz- und leidensfrei ablaufen

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sollte, ist auch fr uns schwer vorstellbar. Vorstellen knnen wir uns allerdings, dass ein besonders hoher Geist besonders hart an eine Seele gefesselt sein muss. Das Ablsen dieser Bande ist dann auch nur durch tiefste Selbstverleugnung aus der hchsten Willenskraft der Seele mglich. Da diese Belastung fr eine Seele beraus schwer zu ertragen ist, wird die Loslsung der Fesseln des Geistes nicht mit einem Schlage vorgenommen, sondern nach und nach gleich dem allmhlichen Erwachen des gttlichen Geistes im Menschenherzen. Fr Jesus war das besonders schwierig, weil Seine Seele ganz alleine auf Sich Selbst eingestellt war. Der Geist in ihm wurde nur in Zeiten der Not ttig und das war bis zu seinem 12. Lebensjahr der Fall und dann nicht mehr bis zu Seiner drei-jhrigen Lehrzeit. 5.3 Die Seelenarbeit Jesu Obwohl die Zeit zwischen dem 12. und 30. Lebensjahr uerlich ohne besondere innere Vorkommnisse erscheinen, sind gerade diese 18 Jahre von besonderer innerer Ttigkeit geprgt. Dies wird uns im letzten Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu dargelegt. Auf der einen Seite wusste die Seele Jesu, dass alles, was die Unendlichkeit fasst, Seinem leisesten Wink untertan ist und ewig sein muss. Auf der anderen Seite aber hatte Er den grten Drang in Seiner Seele, ber alles zu herrschen. Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn fr Wohlleben, Weiberlust und dergleichen mehr, also auch Zorn waren die Hauptschwchen Seiner Seele. Aber Er kmpfte aus dem Willen der Seele gegen alle diese gar mchtigsten, tdlichsten Triebfedern Seiner Seele. Den Stolz demtigte Er durch die Armut. Die Herrschlust bndigte Er durch den willigsten Gehorsam zu denen, die wie alle Menschen gegen Ihn wie gar nichts waren. Seine ewige, allerhchste Freiheit bestrmte Er eben damit, dass Er Sich den Menschen wie ein sklavischer Knecht zu den niedrigsten Arbeiten gefangen gab. Den strksten Hang zum Wohlleben bekmpfte Er durch oftmaliges Fasten. Die Weiberlust bekmpfte Er durch nicht selten schwere Arbeit, magere Kost, durch Gebet und durch den Umgang mit weisen Mnnern.

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Da Er ferner die Bosheit der Menschen mit einem Blick durchschaute, so ist es auch begreiflich, dass Er sehr erregbar war und konnte leichtlichst beleidigt und erzrnt werden; aber da migte Er Sein gttliches Gemt durch Seine Liebe und darauf erfolgte Erbarmung. Und also bte Er Sein Leben durch lauter schwerste Selbstverleugnung, um dadurch die zerrttete ewige Ordnung wiederherzustellen.

5.4 Jesus und wir Menschen Jesus hat es geschafft! Er ist nicht den Versuchungen der Welt unterlegen. Er ist in Seiner Seele rein geblieben und konnte so die Banden, die den Geist an Seine Seele fesselten, nach und nach lsen. Damit gelang es Ihm, Seine Seele an den Geist zu binden. Das dazu taugliche Mittel war fr Ihn ausschlielich die Selbstverleugnung, die Seelenarbeit aus Sich Selbst heraus, aus Seinem Willen. Und wie ist das bei uns? Wir wissen zwar um den Weg, vor allem um die Schwierigkeiten. Wir sind zgerlich. Schaffen wir es oder nicht? Lohnt es sich berhaupt? Muss ich mich nicht in meinem Beruf behaupten? Durchsetzen gegenber den anderen ist Pflicht! Der Konkurrenzkampf ist hart, fressen und gefressen werden. Liebgewonnene Gewohnheiten sollen wir aufgeben, die Herrschlust bndigen, den Stolz demtigen, die Weiberlust bekmpfen!? Das hrt doch sowieso im Alter alles von selbst auf, u.s.w., u.s.f. Es ist schon schwer, was von uns da abverlangt wird, was wir sogar freiwilligst tun sollten, in Selbstverleugnung! Die Entscheidung liegt bei jedem von uns selbst. Tue ichs oder tue ichs nicht? Da gibt es keine Beschnigung, da dies nicht die Art unseres himmlischen Vaters ist. Und Jesus nennt uns klipp und klar die Bedingungen. In einem Gesprch mit Mathael [GEJ.04_001,04+05] erklrt uns der Vater: Niemand wird zu Mir kommen, so ihn nicht der Vater in Mir hinziehen wird! Ihr msset alle vom Vater, also von der ewigen Liebe in Gott gelehrt sein, so ihr zu Mir kommen wollet! Ihr alle msset also vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist! Aber das viele Wissen, wie auch die reichlichste Erfahrung wird euch nicht dahin bringen, sondern allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Mae

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zum Nchsten; darin liegt das groe Geheimnis der Wiedergeburt eures Geistes aus Gott und in Gott. Jeder aber wird zuvor mit Mir durch die enge Pforte der vollsten Selbstverleugnung ziehen mssen, bis er wird, wie Ich bin. Ein jeder muss aufhren, fr sich etwas zu sein, um in Mir alles werden zu knnen. Schlielich geht es unserem Jesus darum, die zerrttete Ordnung wiederherzustellen. Denken wir nur vergleichsweise an das Beispiel eines kranken menschlichen Krpers. Aber was hat nicht unser Jesus schon alles fr uns getan! Er kam in diese Welt nur wegen uns, um uns dem Zugriff Satans zu entreien. Er hat sich in tiefster Selbstverleugnung gebt, um uns den Weg zur Freiwerdung des Gottesfunken in uns selber vorzufhren und damit gleichsam die Seele aus dem weltlichen Gefngnis zu befreien. Er hat uns in Seinen drei Lehrjahren das Wesen Gottes, unseres himmlischen Vaters nahe gebracht. Er musste Sich im Garten Gethsemane entscheiden, ob er in Gott oder neben Gott wandeln wollte. Mit den Worten: Vater, ich wei, es ist mglich, dass dieser Kelch vorbergehe; aber Dein Wille geschehe, und darum will Ich ihn trinken!, hat die Seele Jesu freiwillig den Entschluss gefasst den Weg in Gott zu wandeln und nicht neben Ihm. Ist das nicht auch ein Ausdruck tiefster Selbstverleugnung? Und Jesus ging dann den Leidensweg voller krperlicher Schmerzen und Pein, obwohl Er der Besitzer aller Macht ist. Er ertrug die Qualen der Kreuzigung auf Golgatha und fand noch entschuldigende Worte fr Seine Peiniger. Das Leben Jesu ist fr uns ein einzigartiges Beispiel der Selbstverleugnung aus der eigenen Seele heraus, einer Selbstverleugnung aus eigener Kraft, aus eigenem Willen. Durch diese hrteste Seelenarbeit ist Seine Seele gewachsen und vollkommen geworden. Und wie ist das bei uns? Was sind unsere eigenen Mastbe? Kennen wir sie? Wollen wir auch bei uns selber Selbstverleugnung ben? Schlielich ist das der Weg zur Befreiung der Seele vom Zwang der Materie. Und Jesus ist es wiederum, der uns den Weg in die Liebe des eigenen Herzens weist [H.H.2_157,6], woran wir ermessen knnen, wo wir in

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unserer Entwicklung eigentlich stehen: Frage dein Herz, ob es sehr lieben kann, ob es Gott ber alles lieben kann, ohne Interesse, auer dem der Liebe selbst? Frage dein Herz, ob es um Gotteswillen den Bruder mehr als sich selber lieben kann? Frage dein Herz, ob es wahrhaft und vllig rein lieben kann? Kann es Gott lieben, weil Gott eben Gott ist? Und kann es den Bruder wegen Gott und aus purer Liebe wie einen Gott lieben? Kann dein Herz das, so ist die Verwesung zu Ende, und du selbst stehst vollendet vor Gott, deinem Herrn, Vater und Bruder. Ob wir dazu eines Tages ein Ja sagen knnen? Wir wissen inzwischen, dass das Erlernen der Selbstverleugnung wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Jetzt noch steht uns wohl das Bekenntnis des Floran gegenber dem Herrn wesentlich nher. Es sagte nmlich, nachdem er unseren Jesus erkannt hatte: Vergib, Herr, mir darum nicht meine Snde, denn sie war notwendig, um in mir den Kampf zur neuen Menschwerdung hervorzurufen; aber vergib mir die Schande meiner oftmaligen Niederlage, und ich will mich Deiner freuen, o Herr! [GEJ.03_159, 6]

Ich habe dich liebIch, dein Schpfer, dein Vater, dein Erlser, dein Wiedergebrer zum ewigen Leben, dein wahrer Brutigam, habe dich recht herzlich liebgewonnen. Wahrlich, mehr als eine Million Sonnen mit aller ihrer Herrlichkeit liebe Ich dich, da du Mich nur ein wenig liebst! Wahrlich, mchtest du Mich aber lieben, wie Mich die Magdalena geliebt hat da wrdest du Mich zwingen, zu dir zu kommen sichtbar und dich zu umfassen mit all Meiner Glut und dich zu tragen durch dein ganzes irdisches Leben auf Meinen Armen in Meine ewige Wohnung! O du Mein Kind, wenn du wtest, wie nahe Ich dir bin und wie sehr Ich dich liebe, du mchtest keine Sekunde lang mehr die Anschauung der Welt ertragen. Aber Ich enthalte Mich, auf da du leben magst auf dieser Welt! Darum aber bitte Ich dich, bleibe Mir getreu und wende stets mehr und mehr dein Herz zu Mir und liebe Mich, deinen ewigen Vater, deinen wahren [HiG.02_44.03.11,02-05] Brutigam.

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SelbstverleugnungDie Augen geschlossen, in Stille versenkt, das Herz weit geffnet, die Worte gelenkt zu Dir, lieber Vater, lass mich bei Dir sein, in Sehnsucht nach Dir will ich Dein sein, ganz Dein. Ich wei um mein Irren, ich wei um Dein Lieben. Ich wei, was ist Schweigen, und mir ist geblieben das Gottvertraun zu Dir, als wachsende Quelle, zu tragen mich zu Dir auf brausender Welle. Ich wei, in mir ist ein Funke von Dir, ein bindendes Band, geschenkt mir von Dir, und ich kann es lsen, entfesseln in mir. Das ist doch mein Sollen im Jetzt und im Hier. Mit Selbst-Verleugnung ist all das zu schaffen und nicht durch das bliche weltliche Raffen. Durch Selbstverleugnung wachs ich zu Dir und nehme das Band auf von Dir grad zu mir. Die Selbst-Verleugnung im praktischen Leben kann sich fr mich sicher nur daraus ergeben, wenn ich von der Welt nicht beherrschen mich lasse und selber die Initiative erfasse. Doch dazu bedarf es des khlenden Leer-Seins, um dann mit der Wrme aus Dir flln ein Mehr-Sein. So wird bald entfesselt der Geist in der Seele. Die Liebe aus Dir, lieber Vater, nie fehle. So, Vater, mein Bester, ich komm gern zu Dir, Die Selbst-Verleugnung ffne die Tr, damit ich mich fest an Dein Vaterherz bind. Ich bitt Dich, verzeih mir, ich bin doch Dein Kind. EWG

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Geistliche Wegweisungnach Miguel de MolinosIch will hren, was Gott der Herr in mir redet. (Psalm 85,9) Die Wegweisung des Miguel de Molinos, eines spanischen Mystikers des 17. Jahrhunderts, wendet sich an alle, die nach einem geistlichen Weg suchen oder die auf ihrem geistlichen Weg Mut, Besttigung oder Korrektur bentigen. Der beschriebene Weg besteht aus einem Prozess des Loslassens, einem wachsenden Losgelstsein, das es ermglicht, innere Ruhe zu erfahren - mystisches Schweigen, wo Reden, Denken und Streben aufhren und Gott zur Seele spricht. Dieser Weg gehrt zum Grundbestand der christlichen mystischen Tradition. Er lehrt, dass die unmittelbare Mitteilung Gottes sich im Seelengrund vollzieht, jenseits des reflektierenden Verstandes und des bewussten Willens. Voraussetzung ist, alle anstrengenden bungen zu meiden und die innere Ruhe zuzulassen. Zunchst wird im Gebet uerlich und innerlich die ersehnte Ruhe angestrebt. Die vorlufige Art des Ruhegebets ist noch unvollkommen, da sie von uns selbst zuwege gebracht wird. Die sich dann wie von selbst einstellende tiefere Art des Ruhegebetes wird vom Betenden, der sich passiv verhlt, wie eingegeben und als Geschenk empfunden. Das Wesentliche dieser Gebetsbung besteht darin, sich vertrauend in die Hnde Gottes fallen zu lassen. Von Ihm wird der Betende unendlich mehr zurckerhalten, als er je aufgegeben hat; seine Lebenskrfte werden sich erneuern, und er wird Bereicherung erfahren, wo er unter Mangel zu leiden hatte. Die schpferische Kraft, die sich in der Stille sammelt, nimmt der Betende ganz in sich auf, wenn er das Stillschweigen zulsst. Er macht schon sehr bald die wichtige Erfahrung, dass allem Tun ein Nichttun, allem Denken ein Nichtdenken und allem Fhlen ein Nichtfhlen vorausgeht. Aus diesem Bereich der Ruhe holt er sich die fr ihn notwendigen Lebensimpulse, die ihm wie von selbst zuflieen. Du sollst wissen: Deine Seele ist der Mittelpunkt, die Wohnung und das Reich Gottes. Wenn du also mchtest, dass der Hchste deine Seele berhren und in ihr gegenwrtig sein soll, kannst du die rechten Vorbedingungen schaffen. Um Ihm in deiner Seele einen Platz zu bereiten, mssen alle Hindernisse beseitigt oder aufgelst werden: Das ben der Ruhe mitten im Alltag trgt wesentlich hierzu bei. Still-sein, wenn es allzu laut um dich und in dir wird. Den Ausgleich, die Vershnung und den Frieden suchen. Du solltest

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es unbedingt vermeiden, Vorteile auf Kosten anderer zu suchen oder nach dem zu streben, was dir nicht zusteht. Du wirst eine groe Untersttzung und Hilfe erfahren, wenn du dich allem stellst und vor niemandem davonlufst. Mache dich auf den Weg, deine Angst und Furcht zu erkennen und ihrer Herr zu werden. Lasse es nicht zu, wenn unlautere Begierden dich antreiben wollen. Versuche es immer wieder, ruhig und friedlich in Anfechtungen und Drangsalen zu bleiben. Und im Gebet der Ruhe solltest du es lernen, frei und ledig von Gedanken zu sein. Setze dich zum Ruhegebet an einen angenehmen Platz und schliee die Augen. Nimm dir mindestens zwanzig Minuten Zeit und lasse dich durch keine ueren Umstnde stren. Beginne erst nach einigen Augenblicken der Ruhe, dein Gebetswort innerlich aufzunehmen und es ohne Anstrengung und Erwartung zu wiederholen. Dein Wille geschehe in Zeit und Ewigkeit. Dein Gebet, das du dir gewhlt oder von deinem geistlichen Lehrer bekommen hast, solltest du weder verndern noch durch ein anderes ersetzen. Es begleitet dich dein ganzes Leben, um dich immer wieder in Gelassenheit zu ben und dir den heilsamen Weg in das gttliche Schweigen zu bahnen. Bist du dort angekommen - und sei es auch nur fr Augenblicke - hat dein Gebet sich erfllt, und du wirst es nicht mehr wiederholen. Du glaubst, die Fehler und Unvollkommenheiten deines Nchsten nicht lnger ertragen zu knnen. Es gibt einen tiefen Sinn, dass gerade er mit seinem So-sein dir begegnete. Ihn anzunehmen und zu ertragen bedeutet einen wesentlichen Schritt auf deinem geistlichen Weg. Du kannst den anderen noch weit besser annehmen und bejahen, wenn du dir deine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten des fteren vor Augen fhrst. Mache aus den Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, eine Treppe, die dich hher hinauffhrt. Setze dich nicht lange mit Widerwrtigkeiten auseinander; betrachte sie als Werkzeuge, die dein Heil frdern. Wende dich Ihm, dem Hchsten, zu, und Er wird dich beschtzen.

Die Ruhe des Herrn Unterla nie, die Ruhe des Herrn zu feiern, sondern gedenke an dieser in deinem Herzen Gottes, deines Herrn und Schpfers! Denn in dieser Ruhe nur wird dich der Herr, dein Gott, ansehen und segnen dein Leben. [GS.02_048,11]

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Menschen auf dem Weg zu JesusPastor Friedrich von Bodelschwingh(1831-1910) Hans-Gerd FischerEs ist das Jahr 1871. Mit gebeugten Schultern steht ein Mann auf dem Friedhof in Dellwig an der Ruhr. Er blickt auf vier Kindergrber. Auf jedem Grab steht ein Stein mit einem Kreuz. Auf den Steinen sind die Namen der Kinder verzeichnet, die hier begraben liegen. Auf den vier verschiedenen Kreuzen, je nach Alter der Kinder, stehen nacheinander die Stze: Der Herr ist mein Hirte. / Mir wird nichts mangeln. / Er weidet mich auf einer frischen Aue. / Er fhret mich auf rechter Strae. Der Mann vor den Grbern ist Pastor Friedrich von Bodelschwingh, als Vater Bodelschwingh bekannt. Er hat vor einigen Tagen Besuch von zwei Mnnern aus Bethel bei Bielefeld gehabt. Sie haben ihn gebeten, als Anstaltsleiter dorthin zu kommen. Er wei nicht, ob er den Ruf annehmen soll. Obwohl nun schon zwei Jahre vergangen sind, kann er sich so schlecht von den Grbern seiner so frh verstorbenen Kinder trennen. Die glckliche Zeit, die er mit seiner Familie ber Jahre in Dellweg verbracht hatte, endete so pltzlich. Das Leid kroch wie ein kalter Nebel in ihn und seine Frau Ida, die ihn so liebevoll und treu auf seinem Lebensweg begleitete. Die Erinnerung berwltigt ihn. Trnen stehen in seinen Augen. Welch ein Jubel war es, wenn die Kinder ihm und seiner Frau sonntags nach dem Gottesdienst entgegensprangen; welch ein Jubel, wenn sie mit Vater und Mutter hinauszogen in eines der schnen Eichenhlzer des Tales, um auf seinen Rasenabhngen hinunterzukollern oder an seinen Rndern Blumen, wilde Erdbeeren und Brombeeren zu sammeln! Welcher Jubel erst, wenn sie im offenen Wgelchen einen Besuch bei den geliebten Groeltern machen durften! Die Erinnerung an das letzte Weihnachtsfest mit den Kindern steht Pastor von Bodelschwingh noch deutlich vor Augen, als wre es gestern gewesen: Erwartungsvoller als je zuvor hatten sich die Kinder auf das Weihnachtsfest gefreut. Nur der sonst so besonders frhliche fast sechsjhrige Ernst, das lteste der vier Kinder war viel stiller als die anderen. Er hatte seit einiger Zeit einen bsen Husten. Der stellte sich bald als bsartiger Stickhusten heraus. In wenigen Tagen war Ernstchen so

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schwach, dass er im Bett bleiben musste. Ein wehmtiger Ernst lag auf seinem Gesicht. Von Spielsachen wollte er nichts wissen. Er bat, dass man ihm vorlesen mchte, am liebsten waren ihm die ernstesten Geschichten. Schon sehr krank und schwach schrieb er noch seiner Gromutter Psalm 121, Vers 8 als Neujahrsgru: ,,Der Herr behte deinen Ausgang und Eingang bis in Ewigkeit. Die drei jngeren Geschwister waren inzwischen auch erkrankt; auch ihr frhlicher Jubel verstummte. Den kleinen Friedrich (fast 3 J.) mit seinem treuherzigen Wesen und seinen tiefdunklen Augen hatten alle besonders ins Herz geschlossen. Ernsthaft hatte er sich entschlossen, Pastor zu werden, um dem Papa zu helfen. Dieses kleine Friedemnnchen, wie sie ihn zrtlich nannten, ging als erster den Weg des Sterbens. ,,Ein Schlckchen Wasser, das war seine fast einzige Bitte, die er in den letzten Tagen seines Lebens vorbrachte, zuletzt fast jede Minute, denn sein Durst war sehr gro. Er behielt die Besinnung bis ans Ende. Die Mutter versuchte noch, ihm die erkalteten Hnde und Fe zu wrmen, in der Hoffnung, dass Friedemnnchen nur eine Krise zu berwinden habe. Pltzlich aber schaute er mit leuchtenden Augen nach oben, als she er etwas unendlich Schnes. Was siehst du, Friedemnnchen? Fragte die Mutter. Keine Antwort. Die Eltern nahmen schon Abschied von dem sterbenden Kind, das wieder mit geschlossenen Augen dalag. Doch da schlug Friedrich die Augen noch einmal auf und bat: ,,Mama, Scho! Die Mutter nahm ihn auf den Scho, und die Trnen flossen ihr ber die Wangen. Das sah der Kleine und hob seine Hndchen auf, um ihr, wie er es so oft getan hatte, die Trnen abzuwischen. Das war sein letzter Liebesdienst. Dann fiel das kleine Haupt vornber, und bald hatte das Kind seinen letzten Atemzug getan. Als nchstes Kind trat Elisabeth (4 J.) ihren Heimgang an, ein Mdchen, das sonst ein Bild strahlender Freude und Gesundheit gewesen war. An das Herz rhrend war die Freundlichkeit und Stille der einzigen Tochter bis zu ihrer Todesstunde. Kein Klageton kam ber ihre Lippen. Wenn es ihr in ihrer Atemnot schwer wurde, redete sie sich selbst zu: ,,So, so, nun ist's gut. Wenn sie am Schluss ihres Kindergebetes die Worte hinzufgte: ,,Lieber Gott, mach uns doch wieder gesund, dann verbesserte sie sich wohl manchmal: Mama, ich bin aber nicht krank. Als in den letzten Tagen ihr Stimmchen zu einem kleinen kaum hrbaren Lispeln zusammengebrochen war, lag sie dennoch mit

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demselben freundlichen Gesicht da und versicherte, sooft man sie fragte, wie es ihr gehe: ,,Gut! Und als sie nicht mehr sprechen konnte, nickte sie dem Fragenden diese Antwort zu. Sie hatte keine Angst vor dem Sterben. Aber Papa, Mama, die Geschwister und noch viele andere liebe Menschen sollten gleich mit. Als der Vater, der in der Nacht an Ernstchens Bett wachte, die Mutter gerufen hatte, weil er dachte, dass die letzte, Stunde des Kindes gekommen sei, fuhr pltzlich Elisabeth aus leichtem Schlummer hoch, versuchte zu husten, aber es gelang nicht mehr. Sie sank zurck. Mitunter leise schlummernd, mit glnzendem Gesicht, die Augen voller Klarheit auf den vor ihr liegenden Sterbeweg gerichtet, blieb sie bis in den Morgen. Dann nahm sie der Vater auf den Scho, bis sie ihre letzten Atemzge getan hatte. Der Hausarzt kam jeden Tag. Er hatte den Eltern die Todesgefahr der Kinder nicht verheimlicht und auch den Kindern gegenber keine unwahren Trstungen geuert. Er hatte besonders viel Freude an dem kleinen Ernst gehabt. Als er einmal allein an Ernstchens Krankenbett sa, erklrte ihm das Kind: Du kannst mir mit deiner Medizin doch nicht helfen, der liebe Gott muss mir helfen. Diese Worte hat der Arzt in den folgenden Tagen bei manchem Krankenbesuch wiederholt, um das Vertrauen seiner Patienten auf Gott zu lenken. Als der Vater ihn an Elisabeths Leiche fhrte, hatte der Arzt Trnen in den Augen. Es war sein letzter Besuch. Als er sich am nchsten Morgen wieder auf den Weg machte, hrte sein Kutscher pltzlich das Klirren des Wagenfensters. Als er anhielt und nachschaute, fand er den Doktor tot. Ernst hatte immer besondere Freude an der Morgenrte gehabt. Auch auf seinem Sterbebett kam ein Freudenstrahl ber ihn, wenn die Morgenrte nach einer qualvollen Nacht auf sein blasses Gesichtchen fiel. Er wusste, dass er sterben musste. Anders als Elisabeth stellte er nicht die Bedingung, dass dann Vater, Mutter, die Geschwister und andere liebe Menschen mit ihm gehen sollten. Wenn er gefragt wurde, ob er bleiben oder in den Himmel gehen wollte, entschied er sich fr den Himmel. Und die Eltern waren gewiss, dass er wusste, was er damit sagte. Am Abend vor des kleinen Friedrichs Tod erklrte er unaufgefordert und sehr bestimmt: ,,Wenn Friedemnnchen diese Nacht stirbt, werde ich doch nicht traurig sein, er hat es dann ja viel besser. Er und Elisabeth hatten nach Friedemanns Tod darum gebeten, die Leiche ihres kleinen Bruders sehen zu drfen. Als der offene Sarg

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hereingetragen wurde, richteten sie sich mhsam in ihren Betten auf, sahen in das freundliche, bleiche Gesicht und sagten dann nur: ,,Adieu, Friedemnnchen, aber Traurigkeit bemerkten die Eltern an ihnen nicht. Als aber auch Elisabeths Leiche auf Ernstchens Wunsch an sein Bett getragen wurde und er ihr, selbst zu Tode matt, Lebewohl gesagt hatte, da wurde das Heimweh zu Gott immer grer. Und als der Vater beim Heimgang des kleinen Karl (gerade l J.) Ernst bat, dass er ihn von seinem Bett zu Karlchen lassen sollte, da rief er mit tiefer Sehnsucht in der Stimme: ,,Ich will auch mit, Papa! ,,Wohin denn? Zu Friedemnnchen und Elisabeth. Eine eigentmliche Bitte hatte er noch kurz vor seinem Sterben. Hinter der Kirche war ein neuer Brunnen gegraben worden. Daraus hatte bisher noch kein Mensch getrunken. Aus diesem Brunnen wnschte er sich frisches Wasser. Dieses Wasser blieb ihm eine Erquickung bis zum Tode. Die groen Schmerzen hatten ihn in den letzten Tagen verlassen, und er konnte mitunter stundenlang schlafen. Nur einige Male faltete er am letzten Tag still seine Hnde, aber so, dass die Eltern es nicht sehen sollten, und betete: Ach, lieber Gott, hilf mir doch! Am Nachmittag hatte der Vater ihn auf seine Bitte in ein neues Bett gelegt, das ihm die Gromutter zu Weihnachten geschenkt hatte und das versptet eingetroffen war. Allein, das Bett konnte ihm die Ruhe nicht geben, die er ersehnte. Nun kam auch bei ihm die Abschiedsstunde. Vater und Mutter knieten an seinem Bett und befahlen ihr letztes Kind dem guten Hirten an. Als das Kind darauf in seiner Atemnot den Vater bange ansah, sprach er zu ihm: ,,Frchte dich nicht, mein Sohn, der Herr hat dich erlst, er hat dich bei deinem Namen gerufen. Du bist sein. Darauf schlummerte das Kind ruhig ein. Und als der Vater hinausging, frische Eisstcke zu holen, um sie in sein Trinkwasser zu tun, und die Mutter mit ihm allein war, fuhr er pltzlich mit dem gleichen Husten, der auch Elisabeths Todesstunde angekndigt hatte, aus dem Schlaf auf. Er konnte auch nicht mehr aushusten und erkannte den an sein Bett zurckkehrenden Vater nicht mehr. Sein Antlitz war im Todeskampf ebenso schn wie bei den anderen Kindern. Die Eltern legten abwechselnd ihren Kopf auf das Kopfkissen des sterbenden Kindes. Ein Hausgenosse stand den Eltern bei und las Worte des Trostes aus der Bibel vor. Er hatte gerade die Worte gelesen: ,,Und sie wird nicht mehr hungern noch drsten., da hatte auch Ernstchen seinen Todeskampf beendet. Drei Tage danach standen zwei Srge an der Stelle, wo die beiden ersten gestanden hatten, mitten im Winter ber und ber mit grnen

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Krnzen behangen, von lieben Menschen geschickt und gebracht. Was sollte er blo tun? Hier war sein ganzer Schmerz begraben und der Ort seine Zuflucht und dort in Bethel warteten viele Hilfsbedrftige auf ihn. Schneefall setzte ein und legte langsam einen weien Teppich ber die vier Grber. Es war wie ein Zeichen des Himmels, das alte, schmerzhafte hinter sich zu lassen. Er wandte sich zum Gehen, die Entscheidung war gefallen. Er wollte dem Ruf nach Bethel annehmen und dort den anfallskranken Kindern, Mnnern und Frauen Beistand und Helfer sein. Auf dem Heimweg standen noch einmal die Trostworte, die ihn und seine Ida durch das Leid getragen hatten vor ihm: Seitdem der allerdunkelste Weg, der je auf Erden beschritten worden ist, der Weg des Menschensohnes nach Golgatha, lngst im allerhellsten Glanz der Liebe Gottes als ein Segens- und Friedensweg ohnegleichen strahlt, drfen wir gewiss sein, dass unsere dunkelsten Wege noch einmal im hellsten Licht der Liebe Gottes strahlen werden. Wer war nun dieser Mann, dem eine solche starke Lebensprfung auferlegt wurde? Vater Bodelschwingh, wie der Pastor Friedrich von Bodelschwingh liebevoll genannt wurde, stammte aus einer alten westflischen Adelsfamilie. Er war das sechste Kind des Rechtswissenschaftlers und preuischen Finanz- und Innenministers Ernst von Bodelschwingh (17941854). Im Kindesalter war Bodelschwingh Spielgefhrte des spteren Knigs von Preuen (Friedrich III.) und Kaisers (1831-1888). Er starb nach nur 100 Tagen Regentschaft im Drei-Kaiserjahr am 15. Juni an Kehlkopfkrebs. Nach einer Lehre als Guthelfer in den Jahren 1849 bis 1851 arbeitete er bis 1854 als Gutsverwalter in Gramenz (Pommern). In dieser Zeit lernte er das elende Los der Landarbeiter kennen und fhlte sich ihnen moralisch verpflichtet. Begegnungen mit der protestantischen Erweckungs- und Frmmigkeitsbewegung brachten Bodelschwingh zu dem Entschluss, Missionar zu werden. Dazu ging er 1854 nach Basel, und studierte hier Theologie. Dabei lernte er theologische Vorbilder wie Christian Heinrich Zeller (1779-1860), Friedrich Spittler (1782-1867), Wilhelm Lhe (1808-1872) und Johann Christoph Blumhardt (1805-1880) kennen. Nach dem Abschlussexamen im Jahre 1858 ging Bodelschwingh zunchst als Hilfsprediger, dann als Pfarrer an die deutsche Kirche in Paris, wo er sich den armen deutschen Arbeiterfamilien frsorglich annahm. Im Jahre 1861 heiratete Friedrich von Bodelschwingh seine Cousine Ida; Von 1864 bis 1872 war Bodelschwingh Pfarrer in der

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kleinen westflischen Gemeinde Dellwig, und im Deutschen Krieg von 1866 sowie im Deutsch-Franzsischen Krieg von 1870/1871 wirkte er als Feldprediger. Anfang 1872 war es dann soweit, er bernahm die Leitung von Bethel. Hier erkannte er sehr schnell, dass der Leidensweg, der hinter ihm lag eine tiefe Schulung fr das war, was vor ihm lag. Einem trauernden Vater sagte er spter: ,,durch mein Leid bin ich barmherziger geworden gegen andere. Barmherzigkeit, d.h. ein erbarmendes Herz, dass brauchte er auch bei der groen Not und dem Elend auf das er traf, menschliches Leid in kaum vorstellbarer Form erlebte er, wohin er auch schaute. Mit Barmherzigkeit, Dankbarkeit, starkem Glauben auf Gottes Hilfe sowie mit viel Energie widmete er sich seiner eigentlichen Lebensarbeit, den Dienst an einer Gemeinde der Elenden und Sterbenden. Im Laufe der Jahre baute er die Stadt der Barmherzigkeit zu der grten Anstalt der Inneren Mission aus. Er war bemht, den Kranken und Bedrftigen ihre Wrde zu geben, eine neue Heimat zu schaffen und sie in eine Lebensgemeinschaft einzugliedern in der jede Ttigkeit verwertet wurde. Diese Bodelschwingschen Anstalten Bethel, wie sie kurz genannt wurden, wurden rasch in der ganzen Welt ein Begriff fr ttige Hilfe an Schwachen, Kranken und Hilflosen. Aus allen Teilen Deutschlands und auch des Auslandes flossen in kleinen und greren Betrgen die Mittel, die zum Auf- und Ausbau der "Stadt der Barmherzigkeit" erforderlich waren. Epileptiker, Geisteskranke, Gebrechliche und Entwurzelte wurden in den stndig erweiterten Anstalten seelisch und krperlich betreut. In den Bodelschwingschen Anstalten Bethel leben und arbeiten ber 4.000 Kranke und Gesunde in Gruppen zusammen, wobei jeder Kranke im Sinne einer "Arbeitstherapie" und gem der ihm verbliebenen Fhigkeiten produktiv fr die gesamte Einrichtung innerhalb Bethels und auerhalb eingesetzt wurde. So halfen sie zum Beispiel auch mit bei der Trockenlegung und Kultivierung umliegenden dlandes, von Mooren und Smpfen. Smtliche Einrichtungen besaen (und besitzen) eigene logistische Einrichtungen, Handwerksbetriebe und Ausbildungssttten. berregional bekannt ist die Briefmarkensammlung von Bethel fr die weltweit Briefmarken gesammelt, in Bethel sortiert und als Sortimente verkauft werden. Im Jahre 1876 grndete Friedrich von Bodelschwingh die Westflische Diakonissenanstalt Sarepta und 1877 die Westflische Diakonenanstalt Nazareth. Ab 1885 entstanden Kolonien fr Arbeiter und ihre

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Angehrigen, Heimsttten, um dem Elend der Arbeits- und Obdachlosen, Entwurzelten und Bettler zu begegnen. Fr die Nichtsesshaften rief Bodelschwingh ab 1898 in mehreren deutschen Stdten so genannte Kolonistenhfe ins Leben. Als Abgeordneter fr die Neue Konservative Partei im preuischen Landtag setzte er 1905 das Wandererarbeitsstttengesetz durch und grndete die Theologische Schule Bethel und erffnete ein Predigerseminar. Die Erwachsenenbildung seiner Mitarbeiter untersttzte Bodelschwingh stndig durch Fortbildungsveranstaltungen und durch den Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften. Friedrich von Bodelschwingh hat nie Mitleid, nie Almosen gefordert, sondern stets an das Verantwortungsgefhl der Gemeinschaft fr die, welche nicht die Kraft haben, das Dasein zu bestehen, appelliert. Alle von ihm initiierten und aufgebauten Einrichtungen verstanden sich als Alternative zur Verstdterung der Industriegesellschaft und damit Vereinsamung des Einzelnen. Sein Lebenswerk wurde zum Modell fr viele in der Folgezeit gegrndeten Frsorgeeinrichtungen. Welch ein Segen lag auf der Arbeit dieses Mannes. Klingt es nicht wie ein Wunder, dass die erbarmende Liebe unseres Himmlischen Vaters ihm und seiner lieben Frau Ida, die unermdlich an seiner Seite stand, noch vier Kinder schenkte. 1894 verstarb seine treue Gehilfin und Ehefrau und er selbst verstarb nach einem wirklich erfllten Leben 1910 in Alter von 81 Jahren in Bethel.

Es ist unmglich, dass ein Mensch in die Sonne schaut, ohne dass sein Angesicht hell wird. Dank und Liebe bleiben groe Mchte, die mehr Siege gewinnen als alle Heere der Welt.(Friedrich von Bodelschwingh)

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Der Blick des HerrnBlick ich in ein Bruderauge, find ich so unendlich viel, da ein Strahl vom Liebeshauche meines Herrn ins Herz mir fiel. Drum das Auge meiner Brder bleibet mir ein Rettungsstern. Zieht das Leben mich hernieder, eil ich hin zum Blick des Herrn. Will der Schwester sanfte Liebe sich im Dienst des Herrn mir nah'n, da die Sorge, kalt und trbe, nicht mehr auf mich drcken kann, find ich in der Schwester Walten, so sie will fr mich so gern zum Gebet die Hnde falten, einen sanften Strahl des Herrn. Seh ich Schwestern oder Brder, die der Wahrheit noch recht fern, hallt in mir die Frage wieder: Sind sie nicht ein Teil des Herrn?" Blicke ich in ihre Augen, seh ihr Wesen ich entblt, fhl im Herzen ich auftauchen: Jesus - hat auch sie erlst!" Darum jedes Menschen Auge trgt den Strahl von seinem Gott, der in Seinem Liebeshauche birgt des Lebens Morgenrot. O lat uns in jedem Auge suchen, was uns nicht mehr fern! Bruder, Schwester, tauche, tauche deinen Blick - in den des Herrn!Otto Hillig

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Gesunde Kost(3. und letzter Teil) - unter Bercksichtigung der Wirkungsweise auf Seele und Geist Susanne NelsonGruppe G: Salz 24.a Lorbertext: Denn gleichwie das Salz die allein lebenbringende Wrze allen Geschpfen und zugleich, durch seine zusammenziehende Kraft, die Erhaltung aller Dinge ist ebenso ist auch die reine Liebe des Geistes zu Mir, gleich dem Feuersalze alles Lebens, die allein erhaltend-wirkende Kraft des ewigen Lebens! [HiG.01_40.09.12,06] 24.b Lorbertext: Ihr wisset es auch, dass das Salz die erste und beste Wrze fr die Speise ist; wo aber das Salz selbst faul geworden ist, womit sollen dann die Speisen gewrzt werden? [GEJ.08_062,12] 24.c Lorbertext: Es fallen ins groe Weltmeer wohl tausenderleiartige Gewsser, reine und unreine, se, sauere, bittere und heilsame und unheilsame, aber im Meere werden alle einig und haben ein Salz, aus dem ein zahllosfltiges organisches Naturleben seinen Grundstoff nimmt und ihn in sich nach seiner Beschaffenheit verarbeitet. [GEJ.08_162,13] 25. These: Zitat Biophysiker P. Ferreira in Zusammenarbeit mit Dr. B. Hendel: Unser Blut ist interessanterweise eine mit dem Urmeer identische Sole und weist immer noch das gleiche Konzentrationsverhltnis auf wie zu der Zeit, als das Leben das Meer verlie. Diese Sole fliet auf mehr als 90.000 Kilometern an Flssigkeitsbahnen mit levitanter und gravitanter Kraft durch unseren Organismus und sorgt immer ausgleichend und regulierend fr die Aufrechterhaltung unserer Krperfunktionen. Als die Industrialisierung einsetzte, wurde das natrliche Salz chemisch gereinigt und auf die Verbindung von Natriumchlorid reduziert. Essenzielle Mineralien und Spurenelemente wurden einfach als Verunreinigungen bezeichnet und entfernt. Natriumchlorid stellt jedoch

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einen unnatrlichen isolierten Zustand dar und hat nichts mehr mit Natur, mit Ganzheitlichkeit und Salz zu tun. hnlich wie bei weiem raffiniertem Zucker, wurde aus dem weien Gold pltzlich weies Gift. Zitat weiter: Die meisten Menschen leiden unter Salzarmut, obwohl sie mit Natriumchlorid bersttigt sind. Dabei bentigt der Mensch nur die verschwindend geringe Menge von etwa 0,2 Gramm Salz pro Tag. Der Krper identifiziert Kochsalz als ein aggressives Zellgift, eine unnatrlich aggressive Substanz, die er durch seine intelligente Selbstschutzfunktion so schnell wie mglich wieder ausscheiden mchte. Das berschssige Kochsalz versucht der Krper durch Isolierung unschdlich zu machen. Dabei wird das Natriumchlorid mit Wassermoleklen umschlossen, um es in Natrium und Chlorid zu ionisieren und somit zu neutralisieren. Das fr diesen Vorgang notwendige Wasser stammt aber aus unseren Zellen. Der Krper muss also sein hchst strukturiertes Zellwasser opfern, um Natriumchlorid zu neutralisieren. Dabei sterben die entwsserten Krperzellen ab, da sie ihrer Lebendigkeit beraubt werden. (Wasser und Salz) Zitat weiter Ferreira/Dr. Hendel: Das Ergebnis ist die Bildung von bersuerten demen und Wassergewebe, der so genannten Cellulite. Fr jedes Gramm Natriumchlorid, das wir nicht ausscheiden knne, bentigt der Krper die 23fache Menge an Zellwasser. Ist der Natriumchloridgehalt trotzdem noch zu hoch, re-kristallisiert der Krper das Kochsalz. Dafr verwendet der Krper die nicht abbaubaren tierischen Eiweibausteine, wie sie etwa in Milch vorkommen, die fr den Krper wertlos sind und die er ohnehin entsorgen muss. Die dabei entstehende Harnsure, soweit sie nicht ausgeschieden wird, verbindet sich mit dem Natriumchlorid zu Re-Kristallisationen, die sich bevorzugt im, Knochenund Gelenkbereich ablagern. Die Folge sind rheumatische Erkrankungen wie Gicht, Arthrose und Arthritis, aber auch die Nieren- und Gallensteinbildung geht auf die Verbindung aus Natriumchlorid und Harnsure zurck. Der Re-Kristallisationsprozess ist also eine Notlsung der Zellen und Organe, die den Krper kurzfristig vor irreparablen Schden einer unvernnftigen Nahrungsaufnahme schtzt, langfristig aber vergiftet, da die schdlichen Substanzen nicht ausgeschieden werden. (Wasser und Salz) 26. Kommentar: Natrliche, unbehandelte Salze wie unraffiniertes Meersalz, unraffiniertes Steinsalz und unraffiniertes Kristallsalz aus dem Himalaya enthalten alle

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fr den Organismus notwendigen Elemente und Mineralstoffe in natrlicher Form. Beim Meersalz lsst sich allerdings die Frage bezglich der Sauberkeit stellen. Die Weltmeere werden zur Mllhalde degradiert und mit Schwermetallen wie Quecksilber etc. belastet. Bei den Natursalzen aus den Kristallsalzbergwerken handelt es sich um das Salz der Urmeere welche durch Sonnenenergie austrocknete. Dieses Salz wird als rein bewertet und die ional-kolloidale Form der Elemente machen es Zell-verfgbar. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie auerordentlich wichtig es sei, dass der Verbraucher auch bei diesen Salzen darauf achte, dass es sich um unbehandeltes, naturbelassenes Salz handelt. Ebenso ist es ja beim Zucker der Fall. Eine eventuelle Aversion gegen natrliche, ursprngliche Rohstoffe (Natursalz, brauner RohRohrzucker, z.B.) kann mit der Zeit leicht berwunden werden. Geduld wird mit Wohlbefinden belohnt. An dieser Stelle sei noch eine These bezglich der jodierten und fluorierten Speisesalze aufgefhrt: 27. These: Zitat Biophysiker Peter Ferreira und Dr. Babara Hendel: Der Krper ist in keiner Weise in der Lage, knstlich zugefhrte Jod- und FluorVerbindungen zu verstoffwechseln. Inzwischen ist es in Fachkreisen allgemein bekannt, dass Nitrosamine zu den aggressivsten Krebsauslsern zhlen. Sie erzeugen in zahlreichen Organen selektiv Krebs. Im Magen wirken die Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Jodide, Fluoride, Thiozyanante, Chlorogensure, Polyphenole und Metallsalze durch Konkurrenzreaktion stark beschleunigend auf die Nitrosaminbildung. An erste Stelle derjenigen Stoffe, welche die Nitrosaminbildung katalysieren , d. h. beschleunigen, steht Jod, das die Nitrosaminbildung um das Sechsfache erhht. Eine sinnvolle Krebsvorbeugung erfordert strikte Jodabstinenz. Japan ist das Land mit dem hchsten Jodvorkommen der Welt, dort finden wir aber auch die hohe Rate an Schilddrsenkrebs von 25 Prozent. Die Krebsrate nimmt in anderen Lndern in dem Mae ab, indem die Jodzufuhr geringer ist. (Wasser und Salz) 28. dtv-Atlas (s.o.): Auszug aus: Salz Kochsalz besteht aus Natrium und Chlor. Im Handel befindet sich Stein-, Sole- und Meersalz. Steinsalz wird aus unterirdischen Salzlagern (eingetrocknete Salzseen) abgebaut. Solesalz ist in Wasser gelst, das unterirdische Salzlager durchstrmt (Sole), und wird durch Eindampfen

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gewonnen. Meersalz erhlt man durch groflchiges Eintrockenen von Meerwasser. Alle drei Salzarten bestehen berwiegend aus Kochsalz, enthalten jedoch unterschiedliche Mineralstoffe/ Spurenelemente. Gruppe H: Wasser 29. Lorbertext: Die Urmenschen, die in der gleichen, ihnen durch Meinen Geist gezeigten Ordnung und Einfachheit geblieben sind, wussten von keiner dem Leibestode vorangehenden Krankheit etwas; sie erreichten zumeist ein sehr hohes Alter, wurden nie krank und schliefen am Ende ganz ruhig ein, und ihre Seele empfand dabei keine Schmerzen und keine Todesangst. Ihre Nahrung war aber auch immer eine gleiche, und nicht heute so und morgen anders. Zumeist lebten sie von Milch, Brot und guten und reifen Baumfrchten; ein solches Gericht war ihr ganzes Leben hindurch ihre Leibesnahrung, und zur Stillung ihres Durstes diente das frische Quellwasser. [GEJ.10_182,02-03] 30.a dtv-Atlas: Wasser ist eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff (A). Es ist ein ausgezeichnetes Lsungsmittel. Durch seine dielektrischen Eigenschaften (kleines, polares Molekl) kann es funktionelle Gruppen von Biomoleklen (z. B. Aminogruppen) umhllen (A) und Salze lsen, somit ist es ein Medium, in dem die gelsten biochemischen Reaktionspartner durch molekulare Bewegung zusammentreffen knnen. Rund 60% des Krpers bestehen aus Wasser. Ein 70 kg schwerer Mann enthlt also rund 42 l Wasser (B). Davon befinden sich 25 l in den Zellen. 4 l Wasser zirkulieren in der Blutbahn. Etwa 11 l befinden sich in den Zellzwischenrumen, diese Flssigkeit tauscht Nhrstoffe zwischen Blut und Zellen aus. 30.b dtv-Atlas: Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) Trinkwasser muss frei von Krankheitserregern sein ( 1 TrinkwV). In 2 sind die Grenzwerte fr chemische Stoffe festgelegt. (D); in 3 Grenzwerte fr die Beschaffenheit des Wassers. Die Grenzwerte werden i.d.R. unterschritten. In Notfllen kann vom Gesundheitsamt eine befristete, defi