Geistiges Leben 2005-1

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Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik

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INHALTJohannes Scheffler Klaus W. Kardelke Jakob Lorber Gerd Kujoth Loeuvre Bndictine Jakob Lorber Jakob Lorber Stefan Rohlfs Jakob Lorber Bruder Laurentius Gerhard Tersteegen Mutter Teresa Sundar Singh Alexis Carell Schrifttexterklrungen Otto Hillig Weisheitsgeschichten Ich will dich lieben meine Strke Editorial Eine gute Regel zum nutzbringenden Lesen Die Lehre der Reinkarnation im neuen Licht Liebe Mich so wie du bist Wie soll man Gott lieben? Vom Zweck der Schpfung Babylonische Sprachverwirrung Sehet euch in euren Herzen um Grundstze des geistigen Lebens Vom rechten Lesen der Heiligen Schrift Du musst etwas geben, was dich etwas kostet Die Dreieinigkeit Die Macht des Gebetes Von der himmlischen Rangordnung O liebet euch Das Kind der Barmherzigkeit Die Religion der alten Dame Wer bist du Arme Leute Der unerkannte Gast Auf dem Markt Der Glaube hat Heilungspotential Einander helfen bringt Zufriedenheit Liebe beeinflusst die Gesundheit Bibel-TV auf Erfolgskurs Was unser Lcheln bewirkt Verschiedenes S. 2 S. 3 S. 5 S. 11 S. 25 S. 26 S. 27 S. 29 S. 33 S. 34 S. 36 S. 37 S. 38 S. 39 S. 42 S. 44 S. 46 S. 46 S. 47 S. 47 S. 48 S. 48 S. 49 S. 52 S. 53 S. 55 S. 56 S. 57

Blick in die Zeit

IMPRESSUMHerausgeber: Verwaltungsanschrift: Lorber-Gesellschaft e.V. Postfach 114 83731 Hausham / Deutschland Tel.: 08026-8624 [email protected] Klaus W. Kardelke Hans-Gerd Fischer, Angelika Penkin, Michael Nolten

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- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik Jahrgang 25 2005 Heft 1

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Ich will dich lieben, meine Strke

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Ich will dich lieben, meine StrkeJohannes Scheffler (1624-1677) (Angelus Silesius)

Ich will dich lieben, meine Strke, Ich will dich lieben, meine Zier, Ich will dich lieben mit dem Werke Und immerwhrender Begier. Ich will dich lieben, schnstes Licht. Bis mir das Herze bricht. Ich will dich lieben, o mein Leben, Als meinen allerbesten Freund, Ich will dich lieben und erheben, Solange mich dein Glanz bescheint. Ich will dich lieben, Gottes Lamm, Als meinen Brutigam. Ach, dass ich dich so spt erkennet, Du hochgelobte Schnheit du! Und dich nicht eher mein genennet, Du hchstes Gut und wahre Ruh! Es ist mir leid und bin betrbt, Dass ich so spt geliebt. Ich lief verirrt und war verblendet, Ich suchte dich und fand dich nicht, Ich hatte mich von dir gewendet Und liebte das geschaffne Licht. Nun aber ists durch dich geschehn, Dass ich dich hab ersehn.

Ich danke dir, du wahre Sonne, Dass mir dein Glanz hat Licht gebracht, Ich danke dir, du Himmelswonne, Dass du mich froh und frei gemacht. Ich danke dir, du gldner Mund, Dass du mich machst gesund. Erhalte mich auf deinen Stegen Und lass mich nicht mehr irre gehn. Lass meinen Fu in deinen Wegen Nicht straucheln oder stille stehn. Erleucht mir Leib und Seele ganz, Du starker Himmelsglanz. Gib meinen Augen se Trnen, Gib meinem Herzen keusche Brunst, Lass meine Seele sich gewhnen, Zu ben in der Liebe Kunst. Lass meinen Sinn, Geist und Verstand Stets sein zu dir gewandt. Ich will dich lieben, meine Krone, Ich will dich lieben, meinen Gott, Ich will dich lieben ohne Lohne Auch in der allergrten Not, Ich will dich lieben, schnstes Licht, Bis mir das Herze bricht.

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Editorial

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EditorialAm Anfang eines Jahres wnschen wir uns ein frohes, glckliches und gesegnetes Jahr. Ob es ein solches auch wird, liegt aber nicht zuletzt auch an jedem einzelnen selbst. Was uns und der Menschheit aber dieses Jahr bringen mag, liegt allein in den Hnden Gottes. Voll banger Erwartungen blickt die Welt auf das neue Jahr, nachdem zum Jahreswechsel eine Naturkatastrophe von nie dagewesenem Ausmae Hunderttausende von Menschenleben forderte und die Gemter der Menschen weltweit erschtterte. Im Angesichte dieses Leids bewegen viele Fragen die Herzen der Menschen. Wenn es einen Gott gibt, wie kann Er so etwas zulassen? Wie kann Er zulassen, dass Hunderttausende von Menschen den Tod finden? Konnte Er das nicht verhindern? Doch die Antwort wird nur ein glubiges, auf Gott vertrauendes Herz in sich finden. Und so wissen Christen aus der Heiligen Schrift, den gttlichen Offenbarungen und den Zeichen der Zeit seit langem schon, dass die sog. Endzeit begonnen hat und dass die sich mehrenden Naturkatastrophen erst den Anfang dieser Zeit darstellen. Die Heilige Schrift sagt es werden Hungersnte und Seuchen sein und Erdbeben an verschiedenen Orten. Alles dieses aber ist erst der Anfang der Wehen. (Mt. 24,7-8) Gott warnte die Menschen schon immer vor ueren, endzeitlichen katastrophalen Verhltnissen als Folge des Abfalls von Ihm. Und wer Augen hat zum Sehen konnte die Zeichen der Zeit seit langem schon erkennen. Es werden dann auch geschehen groe Zeichen auf der Erde, auf dem Meere und am Himmel Auch werden vorangehen groe Erdbeben, auf das sich die Menschen dadurch zur Bue und zur Liebettigkeit ermahnen sollen. Wohl denen, die sich danach kehren werden! (Gr.Ev. Bd.6, Kap. 174,2+5) Doch nicht Gott ist es, der die Menschen hier ins Verderben strzen will, weil sie nicht mehr an Ihn glauben. Die Ursache liegt in der menschlichen Verdorbenheit selbst. Allezeit ist der Mensch selbst der Urheber solcher Katastrophen, die er durch die Missachtung der natrlichen und gttlichen Ordnung heraufbeschwrt. Ich sage euch: Alle Kalamitt, Seuchen, allerlei Krankheiten unter Menschen und Tieren, schlechte Witterung, magere und unfruchtbare Jahre, verheerender Hagelschlag, groe, alles zerstrende berschwemmungen, Orkane, groe Strme, groe Heuschreckenzge und dergleichen mehr sind lauter Folgen der unordentlichen Handlungsweisen der Menschen!(Gr.Ev. Bd.4, Kap. 144,2)

Die Menschheit wurde immer schon durch Seher und Propheten gewarnt, ihr widergttliches Handeln einzustellen, umzukehren und Gott und seine

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Ordnung wieder zu achten. Doch wer nicht hren will, muss mit den Konsequenzen seines Handelns rechnen. Und so knnen wir Gott keinen Vorwurf machen, wenn Er den freien Willen des Menschen achtend, ihm die Konsequenzen seines widergttlichen Handelns vor Augen fhrt. Gegen Ende der angezeigten Zeit werde Ich auch stets grere Propheten erwecken, und mit ihnen werden auch die Gerichte sich mehren und ausgedehnter werden. Da werden auch kommen groe Erderschtterungen und sehr verheerende Strme der Elemente, groe Teuerungen, Kriege, Hungersnot, Pestilenz und noch viele andere bel Es werden die Menschen auch gewarnt werden durch Seher und besondere Zeichen am Firmamente, woran sich aber nur die wenigen Meinen kehren werden, whrend die Weltmenschen das alles nur fr seltene Wirkungen der Natur ansehen werden und ausspucken werden vor allen jenen, die noch an Mich glauben. (Gr.Ev.Bd.6, Kap. 150,15-16)

Diese vorausgesagte Zeit ist aber auch eine Mglichkeit der Umkehr, der Bue und inneren Einkehr. Erkennen wir doch gerade in dieser, wie hilflos der Mensch im Angesicht einer sich wehrenden, aufbumenden Natur ist. Ohne den inneren Halt des Glaubens und Vertrauens an Gott und letztendlich an das Gute in allem, wre der Mensch seiner Angst und Verzweiflung vllig ausgeliefert. Und so wusste schon der Psalmist Trost und Hilfe bei Gott zu finden, in dem er voraussagend spricht: Gott ist unsere Zuversicht und Strke. Eine Hilfe in den groen Nten, die uns getroffen haben. Darum frchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer snken, wenngleich das Meer wtete und wallte und von seinem Ungestm die Berge einfielen. (Ps. 46,1-3) So werden die Menschen, die sich in die Ordnung Gottes fgen, an Ihn glauben und Ihn lieben, allezeit getrstet und getragen werden, so sie sich vertrauensvoll in Ihren Nten und ngsten an Ihn wenden. So ihr Mich wahrhaft liebet, sollet ihr gar nichts frchten, und wrde die Erde auch unter euren Fen in Trmmer zerbrckelt werden! Wahrlich, Ich sage euch: Auch auf den dampfenden Trmmern einer zerstrten Welt wrdet ihr erfahren, dass Ich die Ewige Liebe bin, und ein wahrer, einzig guter Vater denen, die Mich im Geiste und in der Wahrheit der Liebe ihres Herzens erkannt haben. (Himmelsgaben Bd.1, 40.09.27,30) Die Lorber-Gesellschaft dankt allen Freunden und Frderern fr die freundliche Untersttzung ihrer Aufgaben und Ziele und wnscht Ihnen ein freudevolles, gesegnetes und gesundes Jahr 2005. Ihr Klaus W. Kardelke

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Eine gute Regel zum nutzbringenden Lesen

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Eine gute Regel zum nutzbringenden Lesen des Alten und Neuen WortesIch will euch eine gar wichtige und ntzliche Regel geben, ohne die ihr euch durch die Lesung was immer fr geistiger guter Bcher keinen Nutzen verschaffen knnet. Ihr mget die Heilige Schrift, wie auch dieses Neue Wort tausendmal nacheinander durchlesen, so werdet ihr aber dennoch ohne diese Regel stets auf dem alten Flecke stehen bleiben. Ihr habt euch durch das ftere Lesen wohl euer Gedchtnis so recht gepfropft voll angestopft; fraget aber euren Geist, was er davon gewonnen hat, und seine stumpfe Antwort wird also lauten: Ich bin wohl chaotisch von allerlei Baumaterialien umlagert, und da liegen Balken und Steine bergartig bereinander; aber aus allen diesen Baumaterialien ist noch nicht einmal irgendeine schlechte Keusche (Htte) erbaut, in der ich frei zu wohnen vermchte. Ihr hufet zwar das Baumaterial fortwhrend auf lauter Edelsteine und das schnste Zedernholz liegt in plumpen Haufen vor mir , und ich vermag es nicht zu ordnen. Und habe ich hier und da auch irgend angefangen, eine kleine Ordnung herzustellen, da fhrt ihr schon wieder eine kolossale Menge neuen Materials dazu, so dass ich notwendig in meiner Ttigkeit ermden muss und am Ende beim Anblick der Gre des zu ordnenden Materials erschaudere und mit Wehmut denke, wann doch einmal all dieses Material zu einer Wohnung wird geordnet werden knnen. Sehet, das ist eine ganz grndliche Antwort des Geistes, die ein jeder Mensch, der irgend viel gelesen hat, in sich selbst auf das allerklarste finden muss. Wenn so jemand sein Leben hindurch ein paar tausend Bcher durchgelesen hat, welch ein Chaos hat er am Ende in seinem Gedchtnisse! Und wenn es gut geht, so wird er nach einer solchen reichhaltigen Belesenheit mit genauer Not so viel hervorbringen, dass er jetzt erst einsieht, dass er nichts wei. Was aber ist dieses Gestndnis? Es ist nichts anderes als eine und dieselbe wehmtige Klage des Geistes, der dadurch das sagen will, dass er bei dieser ungeheuren Menge des Baumaterials nicht einmal eine allerschlechteste Keusche zur freien Wohnung erbaut berkam! Also gibt es Menschen, die das Alte und Neue Testament von Wort zu Wort auswendig kennen; fraget sie aber um den inneren Sinn nur eines einzigen Verses, so werden sie da geradeso viel wissen wie diejenigen, die nicht einen einzigen Vers auswendig knnen, ja oft kaum wissen, dass da eine Heilige Schrift existiert. Was ntzt also denen dieses herrliche

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Material? Der Geist wohnt nur im Geistigen: Kann ihm aus diesem Material nicht einmal eine schlechte Keusche (Htte) erbaut werden im inneren Geiste der Wahrheit, wo soll er dann wohnen, wo seine Rechnung fhren, und von welchem Punkte aus soll er das Material zu ordnen anfangen? Ist es denn nicht besser, weniger Material zu besitzen, aus demselben aber fr den Geist sogleich eine kleine respektable Wohnung zu erbauen, damit der Geist dann einen festen und freien Platz bekommt, von welchem aus er seine nchsten Plne machen kann und verwenden nach denselben ein neu anlangendes Material? Was wird ein Acker wohl fr ein Gesicht bekommen, wenn er auch das beste Erdreich ist, so ihr tausenderlei Samen, in der grten Unordnung durcheinander gemengt, zu gleicher Zeit auf denselben ausst? Die Samen werden richtig aufgehen; aber zu welchem Nutzen fr den Smann? Frwahr, der Ertrag dieses Ackers wird kaum fr eine schlechte Ftterung des Viehes taugen. Die strkeren Pflanzen werden die schwcheren ersticken, das Unkraut wird wuchern, und das Weizenkorn wird nur hier und da sparsam und sehr verkmmert und brandig zum Vorschein kommen. Aus diesem aber geht hervor, dass berall, wo fr euch ein Nutzen heraussehen soll, eine Ordnung bewerkstelligt sein muss, ohne die ihr Dornen, Disteln, Kraut und Rben durcheinander baut, was euch nimmer irgend ntzen kann. Worin aber besteht diese Ordnung? Wenn ihr einen geluterten Weizen habt, so set ihn auf einen reinen und guten Acker, und ihr werdet eine reine und gute Ernte bekommen. Wer da eine gute Baustelle hat und hat Material dazu, der warte nicht, bis er eher einen berflssigen Haufen Baumaterial zusammenbekommen hat, bis er dann erst sein Haus zu bauen anfangen mchte; denn er wird sich mit dem groen Haufen Baumaterial am Ende den ganzen Bauplatz voll anfhren. Und so dann der Baumeister kommen wird und wird ihn fragen: Freund, an welcher Stelle willst du denn das Haus aufgefhrt haben?, was wird er ihm dann entgegnen? Sicher nichts anderes als: Allda, Freund, wo der groe Haufen des Baumaterials liegt! Und der Baumeister wird zu ihm sagen: Warum lieest du denn dieses Material auf dem Bauplatze zuvor aufhufen, bevor wir den Plan gemacht und den Grund gegraben haben? Willst du nun das Haus auf dieser Stelle haben, so musst du all dieses Material eher zur Seite schaffen und musst den Platz ganz frei machen. Dann erst werde ich kommen, werde den Platz

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ausmessen, den Plan entwerfen, danach den Grund graben lassen und am Ende erst das Material prfen, ob es durchaus zur Erbauung deines Hauses taugt. Sehet, aus diesem Gleichnis knnt ihr schon ziemlich klar entnehmen, wie wenig jemandem eine groe Belesenheit ntzt, wenn er mit derselben nicht in der wahren Ordnung fortschreitet. Worin aber besteht diese wahre Ordnung? Diese wahre Ordnung besteht ganz einfach darin, dass ein jeder eine jede neue Ladung oder berkommung des Materials alsogleich zu einem Wohngebude zu ordnen anfngt und nicht eher nach einer zweiten Ladung greift, als bis er die erste verarbeitet hat. Auf diese Weise wird er in seinem Bau rasch vorwrts schreiten und wird um denselben immer genug freien Raum haben, auf welchem er in guter Ordnung ein hinlngliches neues Baumaterial aufschichten kann. Auf deutsch und ganz verstndlich gesagt aber besteht diese Ordnung darin, dass jeder nach dem Gelesenen sogleich ttig werde und sein Leben danach einrichte, so wird ihm das Gelesene ntzen, im Gegenteil aber schaden; denn jeder sei nicht nur ein purer Hrer des Wortes, sondern ein Tter desselben! Es wird zwar jemand hier sagen: Solches ist ganz richtig, dass man nur durch ein tatschliches Lesen die wahre Frucht des Lesens ernten kann; aber wenn jemandem so viel Material gegeben wird, so kann man es ja doch des Tuns wegen beiseite stellen und davon nur so viel lesen, wovon man berzeugt ist, dass man es in die Ttigkeit aufnehmen kann. Man bedenke nur die groe Masse des Gegebenen in der Heiligen Schrift des Alten wie des Neuen Testaments, daneben die bergroe Masse wahrhaft geistig-exegetischer Bcher! Wenn man alles das nur nach dem Grade der Ttigkeit lesen wrde, frwahr, da mchte man wohl sein ganzes Leben hindurch im hchsten Falle kaum mit ein paar Kapiteln fertig werden. Ich aber sage: Die Sache von diesem Standpunkte betrachtet, hat der Einwender freilich wohl recht; denn wenn man nur so viel und nicht mehr lesen mchte, als von wie viel man umstndlich berzeugt ist, es tatschlich auszuben, dann freilich wren noch ein paar Kapitel zuviel! Aber diese Sache von einem andern Standpunkte aus betrachtet, wird des gegebenen Materials nie zuviel, und der Leser kann alles Gelesene alsogleich in die Tatschlichkeit umwandeln. Denn man knnte ja auch beispielsweise sagen: So irgendein Landmann im Besitz eines groen Stckes guterdigen Ackers ist, der ihm eine hundertfltige Ernte abwirft, warum best er den ganzen Acker nicht?

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Ein Zehntel desselben trgt ja so viel, was der Landmann fr seinen Bedarf vonnten hat. Ich frage aber: Wenn dieser Landmann den ganzen Acker best mit gutem Korn, und der Acker bringt ihm hundertfltige Ernte, davon ein Zehntel zu seinem Unterhalt gengt, werden ihm darum die berflssigen neun Zehnteile zum Schaden sein? O sicher nicht! Denn die Hlfte von dem berfluss kann er an Drftige verteilen, die ihm dafr beraus dankbar sein werden, und die andere Hlfte des berflusses kann er auf den Markt bringen. Und da es ein gutes Getreide ist, so wird er viele Kufer finden, die es ihm um vorteilhafte Preise abnehmen werden, und er kann dann mit dem gewonnenen Gelde sein anderes Hauswesen bestellen und wird dadurch ein ansehnlicher und reicher Landmann werden. Nun sehet, aus diesem Beispiel geht klar hervor, dass so jemand in sich einen guten Acker hat und hat dazu des guten Samens in groer Menge, da soll er in der Aussaat nicht sparsam sein. Denn wer reichlich st, der wird auch reichlich ernten; wer aber sparsam st, der wird sparsam ernten! Und was braucht es denn dazu? Wenn einmal nur das Erdreich des Ackers gut bearbeitet ist, so mget ihr auf demselben noch soviel guten Kornes aussen, und es wird dennoch kein Korn zugrunde gehen in dem guten Erdreiche, sondern ein jedes Korn wird seinen reichlichen Halm schieen. Also ist es auch in dieser Sache, was eben durch das Lesen die geistige Aussaat des Wortes betrifft. Zur Bearbeitung des geistigen Bodens braucht der Mensch nicht mehr als die zwei Gebote der Liebe; mit diesen bearbeitet er gar leicht seinen geistigen Acker. Ist dieser bearbeitet, dann kann jeder soviel in desselben Erdreich sen, als er nur immer kann und mag; oder er kann soviel des guten Gegebenen lesen, als er nur irgend desselben sich in gerechter Menge verschaffen kann die ganze Heilige Schrift und alle auf dieselbe Bezug habenden Erklrungen, und er wird nichts aus allem dem in sich aufnehmen, was ihm nicht eine reichliche Ernte abgeben sollte. Denn der Unterschied zwischen dem unfruchtbaren und dem fruchtbaren Lesen besteht in dem: So jemand zum Beispiel sich durch das alleinige Lesen mchte bearbeiten und erwecken, so gleicht dieses Unternehmen gerade dem, als so da jemand mchte auf einem unbearbeiteten Acker, der weder gedngt noch gepflgt ist, den Samen ausstreuen. Werden da nicht alsbald die Vgel aus der Luft kommen und denselben in kurzer Zeit zum groen Teile auffressen? Und wird ein geringer Teil, der unter das Unkraut des Ackers fiel, nicht alsbald von diesem erstickt werden, auf dass da am Ende

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zur Zeit der Ernte auch nicht ein Korn in einen Halm geschossen irgendwo zu erblicken sein wird? Da aber der Smann oder der Leser keine Ernte seiner Mhe erblickt, wird er da nicht missmutig und verwnscht endlich den Acker und all das geste Korn, das ihm zu keiner Ernte ward?! Auf deutsch gesagt: Solche Menschen werden dann unglubig, fallen von der ganzen guten Sache ab und halten sie am Ende fr einen puren Betrug. Aber ganz anders ist es, so da jemand frher durch die wahre Liebe zu Mir und dem Nchsten seinen Geist lebendig oder vielmehr aus Mir heraus frei gemacht hat und hat eben dadurch seinen Acker gehrig gedngt und gepflgt; der liest dann die Schriften Meiner Gnade und Erbarmung nicht, damit diese ihn zu einem guten Acker erst bearbeiten sollen, sondern er liest sie aus dem Grunde, um Mich, der Ich in ihm den Geist durch seine Liebe zu Mir erweckt habe, fortwhrend von Angesicht zu Angesicht mehr und mehr zu beschauen und dadurch auch mglicherweise stets mehr und mehr zu wachsen in der Liebe zu Mir und daraus zum Nchsten. Wird er in diesem Falle nicht jedes Wort von Mir lebendig finden und ewig wahr, so er in sich selbst vorher schon lebendig ist? Ist er aber nicht vorher in sich selbst lebendig, wird da nicht selbst das lebendigste Wort in ihm erttet werden? Werfet Goldstcke in eine stinkende Pftze, und das grobe schweflige Salz der Pftze wird die Goldstcke auflsen und sie ebenfalls in schmutzigen Schlamm verwandeln. Werfet aber im Gegenteil unedlere Metalle in eine echte Goldtinktur, so werden sie alle am Ende dem edlen Golde gleich werden. Seht, also ist es auch gerade hier der Fall! Durch das Lesen Meines Wortes, wie durch das Anhren desselben kann ein jeder Mensch fr sich und fr seine Brder einen unermesslichen Gewinn berkommen, wenn er sich selbst zuvor durch die Beachtung der zwei Gesetze zu einer Goldtinktur umgewandelt hat. Wenn er aber noch eine Pftze ist, da werden noch so viele in dieselbe geworfene Goldstcke sie (die Pftze nmlich) sicher nicht zu einer Goldtinktur machen. So heit es ja auch: Wer da hat, dem wird's gegeben werden, dass er in der Flle habe; wer aber nicht hat, der wird aber auch noch verlieren, was er hat! Unter haben wird hier verstanden: im Besitze eines guten, gedngten und gepflgten Ackers sein oder in sich selbst sein ein vollkommenes Gef, voll der echten wahren Goldtinktur, welche da ist ein freier, lebendiger Geist. Unter nicht haben aber wird verstanden: einen Samen auf ein unbearbeitetes Feld streuen, wodurch der Smann

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nicht nur keine Ernte zu erwarten hat, sondern er verliert auch den Samen, den er ausgestreut hat; oder es heit auch: in sich eine grobschwefelsalzhaltige Pftze sein, welche nicht nur nimmer zu einer Goldtinktur durch das hineingeworfene Gold umgewandelt werden kann, sondern es geht das Gold, das hineingeworfen wurde, noch obendrein verloren. Ich meine, das drfte doch so ziemlich klar sein! Wer beim Lichte dieser Fackel die Wahrheit noch nicht ersieht, der drfte wohl schwerlich je von seinem Augenstare befreit werden. Da aber, wie schon gesagt, der blinde Mensch des Lichtes nie zuviel hat, so will Ich auch bei der Gabe dieser Sonne noch gegen das Ende das Licht aller Zentralsonnen auf einen Punkt zusammenziehen, damit sich in solchem allerheftigsten Lichte um so klarer wird entnehmen lassen, wer da im Ernste ganz vollkommen blind ist!(Jakob Lorber - Schrifttexterklrungen Kap. 1+2)

Und berdies, mein Sohn, lass dich warnen: Des vielen Bchermachens ist kein Ende, und viel Studieren ermdet den Leib.(Prediger 12,12)

Was aber jedoch die Heilige Schrift betrifft, so soll darinnen lesen, der eines einfltigen Herzens ist und hat da ein gehorsames und folgsames Gemt; und soll es nicht lesen aus Vorwitz oder Neugierde, denn da wird er finden den Tod kleben am Buchstaben, sondern der es liest, der soll es lesen als einen Wegweiser zum lebendigen Worte und danach handeln und soll auch nicht grbeln und forschen darinnen, sondern danach alsogleich leben und in der Liebe zu Mir emporwachsen. Alsdann wird ihm zur rechten Zeit gegeben werden die Erkenntnis und wird in seinem Herzen enthllt werden des Geistes und des ewigen Lebens himmlischer Sinn. (HiG.03_40.08.15,18)

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Die Lehre der Reinkarnation im neuen Licht

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Die Lehre der Reinkarnation im neuen LichtGerd Kujoth 1. Gibt es Reinkarnation? Im Matthusevangelium sagt Jesus ber Johannes den Tufer: Wenn ihr es annehmen wollt: er ist der Elia, der da kommen soll. (Matth. 11,14) Was Jesus hier ber Johannes den Tufer sagt, ist eines der wenigen Hinweise, die in der Bibel ber die Reinkarnation zu finden sind. Reinkarnation aber ist nicht das gleiche wie Wiedergeburt. Zwar knnte ein Mensch, nachdem er ein Erdenleben hinter sich gebracht hat, wieder aus einem Mutterleib geboren werden, aber das ist nicht die Wiedergeburt, von der Jesus sprach. Die Wiedergeburt, von der Jesus sprach, bezieht sich nicht auf die Reinkarnation und ist ausschlielich geistig gemeint, denn der Mensch muss aus Wasser und Geist neu geboren oder wiedergeboren werden und das heit, er muss geistig ein neuer Mensch werden. Reinkarnation aber ist fleischlich gemeint und heit Wiedereinfleischung oder Wiederverkrperung und bedeutet, dass ein Geist, nachdem er schon einmal in einem fleischlichen Krper lebte und dann starb, wieder einen neuen Krper erhlt. Weil Jesus aber sagte: Wenn ihr es annehmen wollt, so wird Sein Ausspruch ber Johannes den Tufer von den meisten Christen nicht als ein biblischer Beweis fr die Reinkarnation anerkannt. In der Neuoffenbarung aber wird die Reinkarnation des Elias eindeutig geschildert. Dort erfahren wir, dass im Johannes dem Tufer, wie auch im Elias der Urerzengel Michael inkarniert war, der darber hinaus bereits schon zu Adams Zeiten als Sehel auf der Erde lebte und der in der Endzeit noch einmal wiederkommen wird oder bereits schon wiedergekommen ist. Ebenso wurde der Urerzengel, der als Moses auf der Erde lebte, noch einmal Mensch als der Hohepriester Zacharias. Mit diesen Beispielen haben wir bereits ein wiederholtes Leben im Fleische, also eine Reinkarnation. 2. Die Menschen von oben und von unten Jesus sagt im Groen Evangelium: Es wohnen auf dieser Erde zweierlei Art Menschen. Die eigentlichen und meisten sind nach der geordneten Stufenfolge des geschpflichen Emporklimmens, der Seele und dem Leibe nach pur von dieser Erde, und man kann sie ,Kinder der Welt' nennen, (obwohl gerade sie besonders zur Kindschaft Gottes berufen sind, Gr. Ev. 4, 35,3). Ein viel geringerer Teil der Menschen dieser Erde aber ist nur dem Leibe nach von eben dieser Erde, der Seele nach aber entweder aus den verschiedenen Sternenwelten oder mitunter sogar als reinste Engelsgeister aus den reinen Geisterhimmeln. Das sind jedoch bisher die seltensten. Diese

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zweite und viel edlere Art der Menschen kann man Gotteskinder nennen, und diesen allein ist es vorbehalten, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu fassen, zu verstehen und nach Bedarf und nach Fhigkeit der Auffassung solche den Kindern der Welt zu lehren und ihnen zu zeigen den Weg, auf dem auch sie zu Kindern Gottes und zu Brgern Seines Reiches werden knnen. Diese eigentlichen Weltmenschen, als erst dem Schlamme dieser Erde entwachsen, sind natrlich noch sehr sinnlicher Art, da ihre Seelen noch nie eine irgendwie menschliche Vorschule eines freien, sich selbst bestimmenden Lebens durchgemacht haben. (Gr. Ev. Bd. 5, Kap. 225,3-6) Es gibt also zweierlei Art Menschen auf dieser Erde, zum einen die von oben und zum anderen die von unten kommen. Die von oben her kommen sind entweder Sternenseelen oder aber Engel aus den Himmeln. Die Engel sind jedoch die seltensten Menschen auf der Erde. Doch kommen am ehesten Urerzengel zu dieser Gnade. Auch ihnen bleibt es nicht erspart, auf dieser Erde Mensch zu werden, wenn sie die volle Gotteskindschaft erwerben wollen. Zudem haben sie die Aufgabe, von Jesus und Seiner Lehre zu zeugen und Seine Lehre der Liebe in dieser Welt zu leben und den Kindern der Welt vorzuleben. Jesus sagt: Mancher Menschen Seelen sind vormalige Engel der Himmel gewesen. Bei denen kann leichtlich nichts verdorben werden! Johannes der Tufer und mehrere Propheten, wie Moses, Elias, Jesaias und noch andere mehr, knnen als Beispiele dienen... Solche Menschen sind einer schon gar starken Fleischlebensprobe fhig und ertragen sie auch stets mit der grten Aufopferung. (Gr. Ev. Bd. 4, Kap. 34,9) Im 11. Band des groen Evangeliums sagt Jesus, dass eben dieselben Lehrer, die im Volke der Juden als Seine Diener hernieder gestiegen sind, auch in der Zukunft in dem Volke, das als Siegelbewahrer Seines neuen Wortes ausersehen ist, teils im Fleische teils im Geiste wiederkommen werden, um von Ihm zu zeugen, wie sie in der Vergangenheit von Ihm gezeugt haben. Dasselbe verhie Er auch seinen Jngern. (Gr.Ev. 11, Kap. 29-30) Und so hren wir in der heutigen Zeit hie und da, dass durch mediale Mitteilungen kundgegeben worden ist, jemand sei der inkarnierte Michael, Raphael, Petrus, Paulus, Johannes oder Maria, die Mutter Jesu. Manche von ihnen existieren sogar zwei- oder dreimal. Daran sehen wir, dass sie zumeist falsch sind, obwohl auch ein Echter unter ihnen sein knnte. Da knnen wir dann annehmen, dass ein groer Teil solcher Mitteilungen nicht von Jesus oder von Lichtengeln, sondern von niederen Geistern kundgegeben worden sind. Die Sternenseelen, die ebenfalls von oben her kommen, haben vor ihrem Erdenleben schon auf verschiedenen Planeten oder Sonnen ein oder mehrere Leben im Fleisch gelebt. Auch das ist eine wiederholte Einfleischung als Mensch, also eine Reinkarnation, wenn auch nicht auf dieser Erde, so aber

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doch auf verschiedenen Weltkrpern. Der Grieche Philopold, der uns im ersten Band des groen Evangeliums begegnet, hatte ein zwanzigfaches Vorleben auf anderen Weltkrpern und entschloss sich, auf unserer Erde die Hochschule der Gotteskindschaft zu durchlaufen. Es wandern auch von anderen Welten Seelen ins Fleisch der Menschen dieser Erde, sagt Jesus, um im selben sich jene zahllos vielen geistigen Eigenschaften anzueignen, die zur Erreichung der wahren Kindschaft Gottes notwendig sind. (Gr. Ev. Bd. 6,Kap. 61,5)

Es sind schwere Bedingungen, die eingegangen werden mssen, um auf dieser Erde, auf der die Kindschaft Gottes erworben werden kann, inkarniert zu werden. Der grte Schrecken ist der vollstndige Verlust der Rckerinnerung, weil die gesamten Erfahrungen, die in den Vorleben schon gesammelt wurden, nicht mehr zur Hilfe des zuknftigen Verhaltens im Erdenleben herangezogen werden knnen. Das muss aber so sein, weil es sich auf dieser Erde darum handelt, ein ganz neues Leben, mhevoll und beschwerlich, aus sich selbst heraus anzufangen. Auf allen anderen Weltkrpern behalten die Menschen eine traumartige Rckerinnerung an ihre Vorleben. Selbst die Tiere haben noch eine dumpfe Erinnerung an vorhergehende Seinszustnde. (Gr. Ev. Bd. 4, Kap. 106,3) Aus diesem Grunde entschlieen sich nur verhltnismig wenige Sternenbewohner dazu, auf dieser Erde die Kindschaft Gottes zu erlangen. Jesus sagt: Es befinden sich unter hundert (Seelen von der Erde) sicher ein oder zwei Starke von oben, durch welche die schwachen Seelen vor einem gnzlichen Verderben gehindert und geschtzt werden. (Gr. Ev. Bd. 4, Kap. 35,3) Ein bis zwei Prozent der Menschen dieser Erde sind von oben. Das sind von sechs Milliarden Menschen immerhin zwischen 60 bis 120 Millionen, die vorher zum kleineren Teil entweder als Engel im Himmel lebten, oder zum greren Teil von einem anderen Weltkrper herstammen. Mehr als 98 Prozent der Menschen aber stammen von der Erde ab und sind zumeist das erste Mal als Mensch hier auf diesem Weltkrper inkarniert. Diese, aus der Materie der Erde hervorgegangenen Menschen, in der sie seit dem Geisterfall gefangen waren, haben sich durch die Naturseelenentwicklung aus dem Mineral- Pflanzen- und Tierreich als Seele gebildet. 3. Die verunreinigte Seelenwanderungslehre Die Reinkarnationslehre wird auch Seelenwanderungslehre genannt. Aber mit Wanderung der Seelen ist ursprnglich die stufenweise vieltausendmalige Reinkarnation der Tierseelen und nicht der Menschenseelen bezeichnet worden. Schon zu Jesu Erdenlebenszeit ist diese Lehre sehr verunreinigt gewesen und Jesus weist im groen Evangelium auf

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die irrtmliche Auffassung dieser Lehre hin, als Er die Entwicklung der Tierseelen zu Menschenseelen im Reiche der Natur erlutert und sagt: Die Seele muss nach einer langen Reihe von Jahren aus einer Unzahl von Seelenpartikeln aus dem Reiche aller Kreaturen auf dieser Erde zusammengefgt werden, und es ist dieses Zusammenfgen der oft endlos vielen Kreaturseelen eben das, was die alten Weisen, die davon wohl Kenntnis hatten, die ,Wanderung der Seelen' nannten. Die ueren materiellen Formen der Kreaturen verzehren sich wohl gegenseitig, dadurch aber werden viele in den Kreaturen wohnende Seelen frei, und es vereinigen sich die gleichartigen und werden in eine nchste, hhere Stufe wieder in eine materielle Form (eines Tieres) eingezeugt, und so fort bis zum Menschen. (Gr. Ev. Bd. 10, Kap.184,3-4)

Die Seelenwanderungslehre der alten Weisen des Ostens ist also ursprnglich nichts anderes gewesen, als die Naturseelenentwicklungslehre der Neuoffenbarung. Sie enthlt aber noch weitere Irrtmer und Jesus erlutert, wie diese alte Lehre der Wahrheit gem zu verstehen ist und sagt: Wer von euch etwas zu fassen imstande ist, der wisse, dass auch von anderen Welten Seelen auf dieser Erde ins Fleisch getreten sind und auch die Kinder der Schlange (durch die Naturseelenentwicklung) auf dieser Erde. Sie sind wohl einmal gestorben, und manche schon etliche Male, nahmen aber zu ihrer Vollendung wieder Fleisch an sich. Ihr habt schon oft von einer Wanderung der Seelen gehrt. Das ferne Morgenland glaubt noch heutzutage fest daran. Aber es ist solcher Glaube bei ihnen sehr verunreinigt, weil sie die Menschenseelen wieder in ein Tierfleisch zurckkehren lassen. Allein dem ist nicht von Ferne also. Dass sich eines Menschen Seele von dieser Welt wohl aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreiche zusammensammelt und sich bis zur Menschenseele emporschwingt, das ist euch schon zum grten Teile gezeigt, und auch, wie das in der gefesteten Ordnung geschieht. Aber rckwrts wandert keine noch so unvollendete Menschenseele mehr.(Gr. Ev. Bd. 6, Kap. 61,3-4)

Nach der Naturseelenentwicklungslehre kann eine Menschenseele nie mehr in einen Tierleib reinkarnieren, denn das wre ein Rckwrtsschreiten in eine niedrigere Existenzform. Den Grund fr die Verunreinigung der wahren Seelenwanderungs- oder Seelenentwicklungslehre erklrt uns Jesus folgendermaen: Die Rmer, die Griechen und die Phnizier, wie auch die gypter glaubten an eine Seelenwanderung und glauben an sie noch heutzutage so wie die Perser, Indier, die Sihiniten (Chinesen) ...und so noch viele andere Vlkerschaften auf der weiten Erde. Aber allenthalben ist die den Urvtern der Erde wohlbekannte Wahrheit durch ihre mit der Zeit aufgestandenen habschtigen, anfnglichen Volkslehrer und spteren

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Priester voll Ehrgeiz und Herrschgier ganz verunstaltet und vllig verkehrt worden, - denn die wahre Art der Seelenwanderung htte ihnen keine Opfer und Zinsen getragen, und so lieen sie die Menschenseelen in die Tiere zurckwandern und in den Tieren leiden, von welchen Leiden sie nur Priester um groe Opfer befreien konnten. (Gr. Ev. Bd. 10, Kap. 22,6) Die Habsucht der Priester war es also, welche die Seelenwanderungslehre verunreinigt hat. Denn es ist ein Schrecken fr die Menschen, wenn eine Menschenseele nach ihrem Tode in ein Tier reinkarnieren msste, so dass sie dann dem Priester gern etwas in der Meinung opferten, davor bewahrt zu bleiben. Auch ist die vieltausendmalige Reinkarnation bei der Hherentwicklung der Tierseelen auf die komplette Menschenseele bertragen worden, als msste sie ebenfalls so oft reinkarnieren, um die geistige Wiedergeburt oder die Vollkommenheit zu erreichen. Wir knnen davon ausgehen, dass die Priester auch dies aus Eigennutz verdreht haben, um dann den Menschen gegen ein Opfer ein paar Reinkarnationen nachlassen zu knnen. 4. Die irrtmliche Regelreinkarnationslehre Der Glaube an die vieltausendmalige Reinkarnation kommt in der folgenden indischen Heiligenlegende zum Ausdruck: Es war einmal ein groer Gott-Weiser mit Namen Narada. Eines Tages kam er durch einen Wald und sah dort einen Mann, der so lange meditiert hatte, dass die weien Ameisen einen groen Haufen um seinen Krper errichten konnten. So lange hatte er in der gleichen Stellung gesessen. Der fragte Narada: Wohin gehst du? Narada erwiderte: Ich gehe in den Himmel. Dann frage doch Gott, wann Er sich meiner erbarmen wird, wann ich befreit sein werde. Etwas weiter sah Narada einen anderen Mann. Der sprang singend und tanzend umher und seine Stimme und seine Bewegungen waren voller Wildheit. Er rief: Narada, wohin gehst du? Narada erwiderte: Ich gehe in den Himmel. Dann frage doch, wann ich befreit sein werde. Nach geraumer Zeit kam er wieder desselben Weges, und da war wieder der Mann, der von dem Ameisenhaufen umgeben meditiert hatte. Und er fragte: Narada, hast du Gott nach mir gefragt? O ja. Was sagte Er? Er sagte mir, du wrdest nach vier weiteren Geburten frei sein. Da fing der Mann zu weinen und zu jammern an und sprach: Ich habe meditiert bis ein Ameisenhaufen um mich herum wuchs, und doch stehen mir noch vier weitere Geburten bevor! Narada ging zu dem anderen Mann, und der fragte ihn ebenfalls: Fragtest du, worum ich dich bat? Narada erwiderte: O ja. Siehst du diesen Tamarindenbaum? Ich soll dir sagen, dass dir noch so viele Geburten bevorstehen, wie Bltter an diesem Baume sind. Dann wirst du frei sein. Da

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fing der Mann vor Freude zu tanzen an und rief: So bald schon werde ich frei sein! Da lie sich eine Stimme vernehmen: Mein Kind, noch in diesem Augenblick wirst du frei sein. (RY S. 106) - An dieser Legende kommt der Schrecken des krperlich immer wieder in diese Welt Geborenwerdens zum Ausdruck. Dem ersten Mann waren noch vier Geburten, die er ber sich ergehen lassen sollte, zu viel. Der zweite Mann aber lie sich trotz der zu erwartenden tausendfachen Reinkarnationen nicht entmutigten. Dadurch erlangte er die Befreiung von der Materie oder der Welt. Die aus dem Osten stammende Reinkarnationslehre, so wie sie seit Jahrtausenden gelehrt und geglaubt wird, kann eine Regelreinkarnationslehre genannt werden, denn sie lsst den Menschen regelmig, hunderte oder gar tausende Male nacheinander in diese Welt geboren werden. Das hre erst auf, wenn ein Mensch von der Materie befreit und damit die Vollkommenheit erreicht habe. Die Vollkommenheit knne nur nach oftmalig wiederholten Inkarnationen erreicht werden. Aus der Neuoffenbarung dagegen erfahren wir, dass dies ebenfalls ein Irrtum ist. Durch Gottfried Mayerhofer sagt uns dazu der himmlische Vater: Was nun im allgemeinen eine (Re)Inkarnation betrifft, wie manche Geister in spiritistischen Versammlungen davon Kunde geben, und gleichsam eine Notwendigkeit daraus gemacht haben, als knnte man ohne selbe nicht vorwrts schreiten, so muss Ich, Der es doch besser als alle Geister wei, euch sagen, dass diese Idee eine sehr schwache, menschliche ist, die die verstorbenen oder ,hinbergegangenen Geister von hier nach dort (ins Jenseits) mitgenommen haben. (EWL S. 81) Die Reinkarnationslehre des Ostens ist im Laufe der Zeit in den Westen vorgedrungen und wurde von so manchen Menschen geglaubt. Wenn diese Menschen starben, so wurde der Glaube an die Reinkarnation mit ins Jenseits genommen und weiter geglaubt, weil niemand, der hinber gegangen ist, im Jenseits pltzlich die Wahrheit erkennt und seine Irrtmer ablegt. Diese Jenseitigen verkndeten und verknden immer noch hie und da durch Medien ihre irrtmliche Auffassung von der Reinkarnation. Auf diese Weise gelangt diese Lehre vom Jenseits aus wieder auf die Erde zurck und verbreitet sich unter den Menschen, da oftmals die Menschen alles fr wahr halten, was aus dem Jenseits kommt. Nun sind uns aber in den Werken, die uns Jesus durch Jakob Lorber geoffenbart hat, manche Beispiele von Reinkarnation gezeigt worden. Was sagen nun diese Beispiele aus? Besttigen sie uns die Lehre von der regelmigen Reinkarnation? Dazu sagt der himmlische Vater durch Gottfried Mayerhofer: Wenn ihr in Meinen Worten aus frheren Zeiten (die durch Jakob Lorber gegeben wurden) von Reinkarnationen leset, die stattgefunden

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haben, so sind selbe einzelne Flle, die andere Zwecke zum Ziele hatten, und von kurzer Dauer waren. Einzelne Flle werfen aber das allgemeine Gesetz nicht um, sondern bleiben nur, was sie sind, eine Ausnahme von der Regel. (EWL S. 87) Es ist von Gott so vorgesehen gewesen, dass der Mensch die geistige Wiedergeburt in einer Inkarnation erreichen kann und soll. Durch den Sndenfall des ersten Menschenpaares ist aber der Hang zur Snde so gro geworden, dass die geistige Wiedergeburt whrend des Erdenlebens nur noch von wenigen erreicht wird. 5. Die Ausnahmen von der Regel Was geschieht nun mit den noch unvollendeten und unwiedergeborenen Menschen weiter, nachdem sie ihren Leib verlassen haben? Mssen sie denn wirklich nach einer mehr oder weniger langen Zeit im Jenseits wieder in einen Fleischleib zurckkehren? - Ein jeder Weltkrper im groen Universum ist eine Schule. Das ist auch unsere Erde. Sie ist sogar die Universitt Gottes. Sie ist die Hochschule zur Erlangung der Gotteskindschaft. Und wie es auf einer jeden Schule der Fall ist, dass eine Klasse einmal oder zweimal wiederholt werden kann, so ist das auch mit den Inkarnationen der Fall. Aber wie das auf der Schule nicht der normale Weg ist, sondern eine Notmanahme wegen mangelnder Befhigung oder Willigkeit des Schlers, so ist auch eine Reinkarnation nur eine Notmanahme, auer in den Fllen, wo hhere Engelsgeister zwecks einer Mission wiederholt Mensch werden. So wie kein Schler hunderte Male die gleiche Klasse wiederholt und der Lehrer sicher schon nach dem zweiten Male sagen wrde: Es hat keinen Zweck, der Schler muss auf eine Sonderschule, so macht es auch der himmlische Vater und schickt die unreifen Erdenschler, oft sogar schon nach der ersten Inkarnation, auf andere Welten, wo sie die Gotteskindschaft zwar nicht mehr so rasch, in schlimmen Fllen auch gar nicht, die geschpfliche Beseligung aber doch erreichen knnen. Jesus lsst im groen Evangelium die Jarah erleben, wie die Seelen unreifer Menschen auf eine andere Planetarsonne inkarniert werden und sagt zu ihr: Alle solche unreifen Menschen kommen zumeist in jene von dir nun geschaute Sonne und werden in den weit gedehnten Schulen in allen Dingen, die das Leben betreffen, unterwiesen. Also werden die frh verstorbenen Kindlein im Mittelgrtel unserer Sonne unterwiesen und grogezogen, aber mehr im geistigen Teile der Sonne. Die unreifen Seelen erhalten in der von dir geschauten Sonne wieder einen Leib, jedoch ohne Geburt, und dieser wird dann mit der Seele selbst geistig und kann ins rein Geistige bergehen. (Gr.Ev. Bd. 2, Kap. 140,1-2)

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6. Weitere Irrtmer der Regelreinkarnationslehre Der dritte Irrtum der Regelreinkarnationslehre ist der, dass die Menschenseelen zwangsweise reinkarniert wrden, dass ein jeder Mensch viele hundert Reinkarnationen bis zur Befreiung ber sich ergehen lassen msse, ohne ihnen ausweichen zu knnen. Das geschieht wohl bei der Naturseelenentwicklung mit den Tieren, indem sich niedere Tierseelen vereinigen und zwangsweise so oft in jeweils hhere Tierarten reinkarniert werden, bis sich aus ihnen eine komplette Menschenseele gebildet hat. Auch den Zwang bei den Reinkarnationen der Tierseelen haben vermutlich die damaligen stlichen Priester aus der alten Seelenwanderungslehre auf den Menschen bertragen. Aus der Neuoffenbarung dagegen erfahren wir aber, dass keine Inkarnation und keine Reinkarnation bei den Menschen ohne die freie Willensentscheidung erfolgt. (Gr. Ev. Bd. 4, Kap. 124,1) Eine Reinkarnation kann von einem Geist begehrt werden, aber sie wird nur zugelassen, wenn sie die beste Mglichkeit fr ihn ist, weiter fortzuschreiten, oder sie kann ihm von leitenden Geistern, nach Gottes Anweisung vorgeschlagen oder empfohlen werden. Aber er hat die Wahlmglichkeit. Der vierte Irrtum lsst die Regelreinkarnationslehre fr diejenigen so annehmbar und hoffnungsvoll erscheinen, die eine groe Freude an dieser Welt haben und sie ewig nicht verlassen mchten, und das ist der Glaube, dass die Verstorbenen gerne zurckkehren. Dem ist aber bei weitem nicht so. Die Menschen wrden wohl gerne, wenn es ihnen gut geht, auf dieser Erde ewig leben. Wenn aber eine Seele, die nicht mehr im Fleische steckt, im Jenseits erst einmal die Leichtigkeit des dortigen Lebens gesprt hat, so will keine mehr zurck. Dazu sagt Jesus im Groen Evangelium: Fr welch ein grtes Unglck hlt man es auf dieser Welt, so da jemand gettet wird! Aber fr ein viele tausend Male rgeres Unglck wird es jenseits angesehen, so eine schon dort seiende, freie Seele wieder in ihren sterblichen, stinkenden und schwerflligen Leib irgend zurckzukehren gentigt wird! ...Es gibt dort wohl arge Seelen, die man geradeweg Teufel nennen kann. Diesen geht es drben sicher um 10 000 Male schlechter, als es einem noch so armen und verfolgten Bettler auf dieser Erde ergeht. Aber unter allen den vielen, deren Zahl ganz gut bis jetzt zu 10 000 Millionen angenommen werden kann, ist keine, die noch einmal den Weg des Fleisches durchmachen mchte. Wenn aber schon die Unglcklichen nimmer zurck auf diese Erde wollen, um wie vieles weniger die jenseits Glcklichen! (Gr. Ev. Bd. 5, Kap. 136,6-7) Dies erfahren wir auch aus dem Buch Dreiig Jahre unter den Toten von Dr. Wickland. Da sagt eine bereits im Jenseits lebende Frau durch ein Medium: Einst glaubte ich an die Wiederverkrperung, ... aber warum

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sollen wir uns immer wieder auf diesem kleinen Planeten einkrpern? ... Ich htte auch nicht die geringste Lust, als kleines Kind ins Erdenleben zurckzukehren, und sehe auch nicht ein, wozu ich das tun sollte, denn was sollte ich dadurch lernen? Knnten Seelen wie wir Befriedigung darin finden, als Kinder wiederzukommen? Nachdem man das Leben auf hheren Ebenen erst einmal kennen gelernt hat, hat man nicht die geringste Lust, noch einmal wieder in die Materie zurckzukehren. Solange man auf Erden lebt, muss man lernen und gengend Erfahrungen sammeln, so dass man nach dem Hinbergang kein Verlangen mehr hat, zurckzukommen und den Lehrgang zu wiederholen. (DJT S. 423) Der fnfte Irrtum der Regelreinkarnationslehre ist der, dass geglaubt wird, man msse im nchsten Leben das Karma abtragen oder abben, welches man sich im jetzigen Leben geschaffen hat. Wenn z.B. ein Knig grausam und ungerecht wre, so msste er das im nchsten Leben abtragen. Er wrde dann nur Bettler sein, msste vieles erdulden und es ginge ihm schlecht. Htte er sich im Bettlerleben bewhrt, so ginge es ihm im bernchsten Leben wieder besser, und er wre auch wieder wohlhabender. Wre er aber in dem wohlhabenden Leben wieder hartherzig gegenber den Armen, so ginge es ihm im anschlieenden Leben wieder schlechter. Und schlielich msste er bereits vor seinem Leben als Knig einmal ein edler Mensch gewesen sein, sonst wre er erst gar nicht reicher und mchtiger Knig geworden. Er wrde also immer in einem gegenwrtigen Leben ernten, was er im vorhergehenden Leben gest htte. So gehe das dann viele dutzende oder hunderte Male so weiter, bis er in einem Leben die Einswerdung mit Gott erreicht htte. Die Sinnlosigkeit solch einer Reinkarnationslehre ist die, dass es in den sich wiederholenden Leben unter Umstnden immer nur auf und ab geht, weil man ja keine Rckerinnerung mehr hat und deshalb kein Lernprozess aus den zurckliegenden Leben stattfinden kann. Ein Abtragen oder Abben hat den Zweck, einen Menschen zu bessern. Dabei muss er das, was er einem andern zugefgt hat, so lange selbst erleiden, bis er sein Unrecht eingesehen hat. Das Abtragen oder Abben verliert aber seinen Sinn, wenn man in der nchsten Inkarnation nicht mehr wei, wofr man etwas abzutragen hat. Auerdem bercksichtigt diese Lehre nicht, dass im Jenseits, zwischen den Erdenleben, auch gest und geerntet wird. Dadurch kann sich ein Karma ndern, und dann ist ein Abtragen des Karmas, das im vergangenen Erdenleben geschaffen wurde, in einem mglichen zuknftigen Erdenleben vielleicht gar nicht mehr ntig. Der Mensch kann auch im Jenseits fortschreiten oder Rckschritte machen, fhrt dort gute oder schlechte Taten aus, die wieder neue gute oder schlechte Folgen nach sich ziehen. Wir sehen daraus, Karma, das ist die Tat und die daraus entstehenden Folgen, und das ist

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das gleiche, was Paulus sagte: Was der Mensch st, das wird er ernten (Gal. 6,7) und das wird nicht nur im Erdenleben geschaffen, sondern auch im Jenseits. Auch in der Neuoffenbarung haben wir das typische Beispiel, wie es von den Regelreinkarnationsanhngern immer wieder angefhrt wird und wie ich es gerade erwhnt habe. Allerdings verluft es hier etwas anders. Da war vor langer Zeit ein hchst herrschschtiger und grausamer Knig, der auch sonst allen mglichen Lastern frnte. Nach seinem Leibestode kam seine Seele in die Hlle zu ihresgleichen, wo eine jede Seele genauso herrschschtig und grausam ist wie sie selbst. Da will dann eine jede dieser Seelen ber alle andern herrschen. Keine aber will sich unterordnen, weil sich eine jede selbst als Herrscher fhlt. Da entstehen dann die heftigsten Kmpfe um die Vorherrschaft, wobei die Seelen die grten Martern und Qualen zu erleiden haben und sich ihr Zorn und ihre Rachsucht zu unglaublicher Hhe steigern. Nach vielen hnlichen Kmpfen wird hie und da eine solche Seele nchterner und sucht sich von solch einer Gesellschaft loszumachen. Nun gibt es zwei Wege fr solche Seelen. Da kommt sie dann entweder im Jenseits in eine bessere Gesellschaft oder sie wird wieder in ein Fleisch eingezeugt. Der ehemalige herrschschtige Knig wird nun wieder Mensch, kommt in einem ganz anderen Erdteil zur Welt, geboren von irgendeinem armen Weibe und wei von seinem Vorzustande nicht das mindeste. Das Kind wchst nun in der Armut zum Manne heran und wird mit drftiger Erziehung und anderer Ausbildung ein ganz ehrlicher und tchtiger Taglhner, erkennt Gott und betet zu ihm und dankt ihm fr das tgliche Brot. Er findet am Ende eine rechte Lust, den andern Menschen um einen kargen Lohn zu dienen und ntzlich zu sein. Nach seinem Tode kommt seine Seele zu den recht guten, arbeitsamen und ttigen Seelen, und sie hat ihre Freude, recht niedrig zu stehen und allen nach Bedarf zu dienen. Solch eine gute Richtung ihres Gemtes hat die baldige Vollendung dieser Seele zur Folge, worauf sie sich an alle ihre Vorzustnde erinnert. Da lobt sie Gottes Weisheit, Macht und Liebe, die sie sogar aus den jammervollsten Zustnden wieder zum wahren, ewigen Leben zurckgerufen hat. (Gr. Ev. Bd. 5, Kap. 232,3-13) Auch in diesem Beispiel ist der herrschschtige Knig im nchsten Leben ein armer Mensch, aber nicht deshalb, weil er etwas abben muss, das musste er bereits im Jenseits, sondern weil Gott ihn aus Gnade nicht noch einmal in Lebensverhltnisse kommen lsst, in denen er wieder leicht der Versuchung zur Herrschlust erlegen wre. Htte er etwas abtragen mssen, so htte er in seinem neuen Erdenleben unter einem grausamen Herrscher vieles leiden mssen. Das war nicht der Fall. Hier hat auch der totale Rckerinnerungsverlust einen Sinn,

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denn die Seele soll unbeschwert von der vorhergehenden Existenz ein ganz neues Leben anfangen. Auch ist in diesem Beispiel keine Rede von hunderten von Reinkarnationen, sondern nur von einer. Die Erdenschule wurde einmal wiederholt. Und was noch an seiner Vollendung fehlte, wurde nicht durch weitere Inkarnationen ergnzt, als knne man nur whrend eines Fleischlebens fortschreiten, sondern im Jenseits nachgeholt. 7. Der Entwicklungsverlauf der Kinder der Welt Jesus spricht einmal im groen Evangelium ber die Naturseelenentwicklung noch nicht ausgestorbener Tiere der Urzeit, wie die groe Seeschlange, die jetzt noch in groer Anzahl in den Tiefen der Weltmeere lebt und sagt: In solchen Grotieren sammelt sich der allerroheste Weltseelenlebensstoff und wird in ihnen gemildert und gewisserart zu einem besseren bergange reifer gemacht. Wenn das Tier dann endlich einmal verendet, so geht sein gesammeltes Leben in viele tausendmal tausend hhere Lebensformen ber, in denen es schon in einer krzeren Frist eine hhere Lebensreife erhlt, entweder noch im Wasser, in der Luft oder auf dem Erdboden, und das geht dann also alle Lebensformen hindurch bis zum Menschen herauf. Aber die Menschenseelen, die sich auf diesem Wege entwickelt haben, stehen dennoch auf einer sehr niederen Stufe und sind bei den alten Weisen , Kinder der Schlangen und Drachen' benamst worden; denn die alten Weisen wussten in ihrer Einfalt mehr von dem Seelenursprung, denn die Weisen heutzutage. Das sind die Kinder dieser Welt. Sie sind in ihrer Art sehr klug und irdisch reich und mchtig, aber zur Aufnahme des hheren, geistigen Lebens noch lange nicht fhig. (Gr. Ev. Bd. 6, Kap. 62,12-13) Sie sind wohl einmal gestorben, und manche schon etliche Male, nahmen aber zu ihrer Vollendung wieder Fleisch an sich. (Gr. Ev. Bd. 6, Kap. 61,2) Also Menschen, die eine solche Seelenentwicklungsreihe durchlaufen haben, sind weltlich klug und gewandt und wenden sich in ihrem Erdenleben mehr dem Materiellen zu. Ihr ganzes Bestreben ist darauf gerichtet, irdisch reich und mchtig zu werden, was sie zumeist auch erreichen. Ihre grte Freude ist es, wenn sie bei irgendeinem Geschfte oder einer Unternehmung einen groen Gewinn gemacht haben. Sie haben als Menschen noch sehr vieles von der gefrigen Natur solch einer Schlange an sich und sind bestrebt fort und fort Schtze auf Schtze zu sammeln. Nach ihrem Tode werden sie im Jenseits gewhnlich vom materiellen Pole angezogen, d.h. sie geraten in die Hlle und mssen durch eine groe Armut und durch Hunger und Durst von ihrer alten Schlangennatur gelutert werden. (Gr. Ev. Bd. 6, Kap. 62,14-15) Ihre Umkehr geht zumeist etwas langsam und schwierig vor sich und verluft

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bei ihnen nicht ohne eine ein- bis mehrmalige Reinkarnation. Das ist aber eine Ausnahme und kommt hauptschlich bei der Menschengruppe vor, welche aus den groen Seeschlangen hervorgegangen sind. Zu diesen gehrte sicher auch der herrschschtige Knig, der ein zweites Mal eine Fleischlebensprobe durchzumachen bekam. Der grte Teil der Seelen, die aus dem ersten Grad der Hlle gerettet werden knnen, werden auf die Vorderseite des Mondes versetzt. Dort mssen sie die vielen Krater durchwandern, um von ihrer Selbst- und Weltsucht geheilt zu werden. In jedem dieser Krater wird ihnen ein neuer Luftleib gegeben. Am Ende ihres Aufenthaltes eines jeden Kraters legen sie den Luftleib wieder ab und mssen dabei den Tod mit allen seinen Schrecken erleiden. Wenn sie sich bessern, so wird ihr grober Luftleib von Krater zu Krater in einen immer feineren verwandelt. Und wenn ein Geist die oft mehrere tausend Krater durchwandert hat, was nicht so leicht und geschwind geht, weil er in einem Krater nicht selten einen Monat bis ein Jahr und darber verweilen muss, so werden sie von da weg in hhere Regionen des jenseitigen Mittelreiches gefhrt. Sie knnen dann, als die hchste Seligkeitsstufe fr sie, bis in das Kinderreich gelangen. Jedoch eine hhere Stufe zu erreichen wre fr sie unmglich, denn ihre beschrnkte Eigenschaft wre nicht fhig, einen hheren Zustand zu ertragen, sowenig als es ein Mensch auf der Erde, solange er noch im Leibe lebt, im feinsten ther lebend aushallen knnte. (EMM 2+4) Das ist das Los der besten weltgesinnten Menschen , sagt Jesus, denn wer der Welt aus Liebe zu Mir nicht freiwillig entsagt, sondern aus dem das Welttmliche durch solche auerordentliche Zwangsmittel ausgetrieben werden muss vermge Meiner groen Erbarmung, der hat nicht frei gehandelt; wer aber nicht frei handelt, der handelt wie ein Sklave. Wer aber kann die gezwungene Handlung eines Sklaven als eine eigenverdienstliche ansehen? - Aus diesem werdet ihr nun vollends entnehmen knnen, warum solche Wesen keiner hheren Seligkeit fhig sind als wie die Kinder im bertritte aus dem irdischen Leben in das geistige. (EMM 2) Die weniger Folgsamen bei der Durchwanderung der Krater werden auf der Rckseite des Mondes wieder mit voll materiellen Leibern angetan und mssen sich da sehr armselig und kmmerlich durchbringen. Da alle Mondmenschen das zweite Gesicht haben, so werden sie von innen aus von den dahin beschiedenen Engelsgeistern in der Erkenntnis Gottes unterrichtet, und das ist zugleich ein Unterricht fr die in den Mondmenschenseelen innewohnenden Erdmenschengeister. Sie waren auf keinem anderen Wege von ihrer Erdliebe zu heilen, als durch die hchst marterliche Einschichtung in den allerarmseligsten Leib eines Mondmenschen, von wo aus sie dann erst

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wieder als Geister erneut die luftigen Krater der Vorderseite zu durchwandern haben, ehe sie auf andere Weise weitergefhrt werden knnen. (EMM 2+4) So hat die Mondmenschenseele den Schaden ergnzt, welchen ein Mensch auf der Erde durch seine bertrichte Weltschtigkeit an seiner Seele erlitten hat. Solch ein im Monde hart gebesserter Mensch hat dann eine geflickte Seele und wird sich eben dadurch ewig von den vollkommen reinen Geistern unterscheiden. Er wird nie in ihre freien Gesellschaften treten knnen, sondern sich zu ihnen geradeso verhalten wie der Mond zur Erde, der zwar die Erde bestndig begleitet, sich aber ihr doch nie nhern kann wie ein Freund dem Freunde. (EMM 2) Den weiteren Entwicklungsweg einer Seele, die aus der Hlle gerettet wurde, schildert Jesus im groen Evangelium: Ist eine solche (Besserung) bis zu einem gewissen Grade erfolgt, ber den es dann wegen Mangel an hheren Befhigungen nicht weitergehen kann, so kann solch eine Seele dann in eine blo geschpfliche Beseligung auf irgendeinem andern Weltkrper, d.h. in dessen Geistiges, bergehen oder aber auch, so sie es will, noch einmal ins Fleisch der Menschen dieser Erde treten, auf welchem Wege sie sich hhere Befhigungen aneignen und mit ihrer Hilfe sogar die Kindschaft Gottes erreichen kann. (Gr. Ev. Bd. 6, Kap. 61,4) Es ist fr solch eine Seele kein Zwang, nur so sie es will kann sie noch einmal ins Fleisch der Menschen dieser Erde treten. Sie kann aber auch den Weg ber andere Weltkrper whlen, wo sie dann zunchst nur eine geschpfliche Beseligung erreichen kann, wenn sie vor einem nochmaligen Erdenweg zurckschreckt. Der grausame Knig, in dem von Jesus erzhlten Beispiel, war bereits, nachdem er aus der Hlle gerettet wurde, so gutwillig, dass er den Korrektionsweg ber den Mond nicht gehen musste, sondern gleich noch einmal auf der Erde inkarniert werden konnte, womit er auch einverstanden war. Der Geist Cado aus Robert Blum brauchte, nachdem auch er aus der Hlle gerettet wurde, weder auf den Mond noch auf die Erde, sondern wurde im Jenseits durch Jesus persnlich weitergefhrt, wo er auch ohne diese Korrektionswege rasche Fortschritte machte. Wir sehen daraus, dass die Seelen nicht alle den gleichen Weg zu gehen haben, sondern dass der himmlische Vater jede Seele individuell nach ihrer Fhigkeit und Willigkeit fhrt und dabei den freien Willen bercksichtigt. Die weniger gutwilligen Geister, die auf die Rckseite des Mondes inkarniert werden mussten, haben noch einen langen Reinigungsweg vor sich und sind gentigt, den Weg ber die Planeten und Sonnen zu gehen. Diesen Weg mssen auch zuallermeist solche groen und gelehrten Mnner dieser Welt gehen, in denen sehr viel Eigendnkel und selbstschtiger Stolz stecken. (NS 3,14)

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Diese Geister werden zuerst auf ein, zwei oder auch drei Planeten inkarniert, wo sie zunchst das Grbste nachholen mssen, was sie zu lernen auf der Erde versumt hatten, ehe sie in die Sonne bergehen knnen. Dort werden sie mit steigendem Liebe- und Demutsgrad immer lichter. Nach erfolgreichem Abschluss auf ihr kommen sie in die Zentralsonne, wo sie sich zunchst vor lauter Lichtesflle, wie vllig lichtlos vorkommen und steigen von da aus, wieder nach Steigerung ihres Liebe- und Demutsgrades, in die nchst hhere Zentralsonne auf, bis sie dann ber eine noch hhere Zentralsonne in der Urzentralsonne ankommen. Nach dem dortigen Abschluss werden sie erst in den untersten Weisheitshimmel aufgenommen. Das ist dann auch eine mehrmalige Reinkarnation, wenn auch nicht ins Fleisch dieser Erde, sondern auf anderen Weltkrpern. Dieser Weg dauert sehr lange. Denn je hher in der Ordnung eine Zentralsonne steht, umso lnger dauert auf ihr der Fleischesweg und auch der Aufenthalt in ihrer geistigen Sphre, so dass man sagen kann: dieser Weg dauert wirklich Millionen Jahre. Fast alle Planeten- und Sonnenbewohner und auch so manche Menschen dieser Erde mssen diesen langen Weg gehen und zwar deshalb, weil sie ja auch einst, von der Urzentralsonne ausgehend, diesen Weg stufenweise abwrts gegangen sind und auf jeder tieferen Sonnenstufe immer noch mehr Materielles in sich aufgenommen haben. Aus eben dem Grunde mssen sie den Weg wieder zurckgehen, um auf ihm von Stufe zu Stufe das letzte materielle Atom abzulegen, bis sie dann erst fhig werden, wieder vollkommen in die allerreinste, himmlische Sonnenwelt fr alle Ewigkeiten (Fortsetzung folgt im nchsten Heft) berzugehen. (NS 3,12)

Gr. Ev. HG GS RB Hi NS EM EMM EWL DJT RY Re

Quellenangaben Das groe Evangelium Johannes, Jakob Lorber, Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bnde Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bnde Von der Hlle bis zum Himmel, Robert Blum, Jakob Lorber, 2 Bnde Himmelsgaben, Jakob Lorber, 2 Bnde Die natrliche Sonne, Jakob Lorber Erde und Mond, Jakob Lorber Erde und Mond, Der Mond Es werde Licht, 1899 Dreiig Jahre unter den Toten, Dr. med. Carl Wickland, 1957 Raja Yoga, Swami Vivekananda, Rascher Verlag, 1963 Reinkarnation, Jan Stevenson, 1979, Aurum Verlag, 7800 Freiburg

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Liebe Mich so wie du bist

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Liebe Mich so wie du bist!Ermutigende Worte Jesu an dich Ich kenne dein Elend, die Kmpfe deiner Seele, die Schwchen deines Leibes. Ich wei auch um deine Feigheit, deine Snden und trotzdem sage Ich dir: Gib mir dein Herz, liebe Mich, so wie du bist! Wenn du darauf wartest ein Engel zu werden, um dich der Liebe hinzugeben, wirst du Mich nie lieben. Wenn du auch feige bist in der Erfllung deiner Pflichten und in der bung der Tugenden, wenn du auch oft in jene Snden zurckfllst die du nicht mehr begehen mchtest, Ich erlaube dir nicht, Mich nicht zu lieben! Liebe Mich, so wie du bist! In jedem Augenblick und in welcher Situation du dich auch befindest, im Eifer oder in der Trockenheit, in der Treue oder Untreue, liebe Mich, so wie du bist. Ich will die Liebe deines armen Herzens; denn wenn du wartest, bis zu vollkommen bist, wirst du mich nie lieben. Knnte Ich vielleicht nicht aus jedem Sandkrnchen einen Seraph machen, strahlend vor Reinheit, Edelmut und Liebe? Bin Ich nicht der Allmchtige? Und wenn es Mir gefllt, jene wunderbaren Wesen im Himmel zu belassen, um die armselige Liebe deines Herzens zu bevorzugen - bin Ich nicht immer der Herr Meiner Liebe? Mein Kind, lass Mich dich lieben, Ich will dein Herz. Sicherlich werde Ich dich mit der Zeit umwandeln, doch heute liebe Ich dich so, wie du bist und Ich wnsche, dass auch du Mich so liebst, wie du bist. Ich will aus den Untiefen deines Elends deine Liebe aufsteigen sehen! Ich liebe in dir auch deine Schwchen, Ich liebe die Liebe der Armen und Armseligen. Ich will, dass von den Elenden unaufhrlich der groe Ruf aufsteige: Jesus, ich liebe Dich! Ich will einzig und allein den Gesang deines Herzens; Ich brauche nicht deine Weisheit und nicht deine Talente. Eines nur ist Mir wichtig: dich mit Liebe arbeiten zu sehen! Es sind nicht deine Tugenden, die Ich wnsche. Wenn Ich dir solche geben sollte - du bist so schwach, dass diese nur deine Eigenliebe nhren wrden. Doch kmmere dich nicht darum. Ich htte dich zu groen Dingen bestimmen knnen - nein, du wirst der unntze Knecht sein, und Ich werde dir sogar das Wenige, das du hast, nehmen, weil ich dich nur fr die Liebe geschaffen habe. Heute stehe Ich an der Pforte deines Herzens wie ein Bettler - Ich, der Knig der Knige! Ich klopfe an und warte! - Beeile dich, Mir zu ffnen! Berufe dich nicht auf dein Elend. Wenn du deine Armseligkeit

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Wie soll man Gott lieben?

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vollkommen kenntest, wrdest du vor Schmerzen sterben. Was Mein Herz verwunden wrde, wre zu sehen, dass du an Mir zweifelst und es an Vertrauen zu Mir fehlen lsst. Ich will, dass du auch die unbedeutendste Handlung nur aus Liebe zu Mir tust. Ich rechne, auf dich, dass du Mir Freude schenkst! Kmmere dich nicht darum, dass du keine Tugenden besitzt - Ich werde dir die Meinen geben. Wenn du zu leiden haben wirst, werde Ich dir die Kraft dazu geben. Wenn du Mir deine Liebe schenkst, werde Ich dir soviel geben, dass du zu lieben verstehst, weit mehr als du dir ertrumen kannst. Denke jedoch daran, Mich zu lieben, so wie du bist! Was auch kommen mag, warte ja nicht darauf, heilig zu werden, um dich der Liebe hinzugeben; du wrdest Mich nie lieben. Verstehe, dass du nur Mein Mich liebendes Kind sein sollst. Alles andere werde Ich dir aus Meiner Gnade zukommen lassen! - Und nun (Loeuvre Bndictine, aus Ecce Mater tua Nr. 268, Mons. Lebrun) gehe.

Wie soll man Gott lieben?Wie du deinen Bruder und deine allfllige Braut liebst, also auch liebe Gott! Liebe deine Nebenmenschen als lauter Brder und Schwestern in Gott, und du wirst dadurch auch Gott lieben! Tue allzeit und allenthalben Gutes, so wirst du die Gnade Gottes haben! Sei barmherzig gegen jedermann, so wirst du auch bei Gott die wahre lebendige Barmherzigkeit finden! Ferner sei in allen Dingen gelassen, sanft und voll Geduld, und fliehe den Stolz, den Hochmut und den Neid wie die Pestilenz, dann wird der Herr eine mchtige Flamme in deinem Herzen erwecken, und das gewaltige Licht dieser geistigen Flamme wird alle Finsternisse des Todes aus dir verscheuchen, und du wirst dann in dir selbst eine Offenbarung finden, in der du alle deine Fragen auf das glnzendste lebendig beantwortet finden wirst! Siehe, das ist der rechte Weg zum Lichte und Leben aus Gott, das ist die rechte Liebe zu Gott; diesen Weg wandle!(Jakob Lorber - Jugend Jesu, Kap. 146,13-20)

Ihr Lieben, lasset uns untereinander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer lieb hat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.(1. Joh. 4,7-8)

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Vom Zweck der Schpfung

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Vom Zweck der SchpfungDer Mensch, dessen Leben und Alles von Gott abhngt, soll Gottes Anordnungen und Fgungen, so er Gott einmal erkannt hat, allzeit lobend und preisend anerkennen und nicht darber murren und hadern. Denn Gott der Herr wei es stets und ewig sicher am allerbesten, warum Er auf einem Erdkrper bald dieses und bald jenes in Erscheinung treten lsst. Der Mensch aber hat sich dabei geduldig und voller Ergebung in den Willen Gottes zu verhalten und dabei auch also zu denken: Das geschieht nach dem Willen Gottes zum Besten des Menschen! Denn alles, was auf der Erde, im Monde, in der Sonne und in allen Sternen geschieht, das geschieht alles zum alleinigen Besten der Menschen; denn nur im Menschen liegt der Grund und der Zweck aller Schpfung im endlosen Raume. Wenn ein Mensch also denkt und fhlt, so wird er auch in allen Zustnden seines diesirdischen Freiheits-, Bildungs- und Probelebens Ruhe finden und haben, und Gott wird ihn erretten aus jeder Not und wird ihn finden lassen den Weg des wahren Lebens, den Weg des Lichtes und aller Wahrheit. Aber wer da ungeduldig wird und ber dies und jenes, das er doch nicht ndern kann, murrt und oft sogar in seinem gemeinen Grimme Lsterungen ber die ihm widrig vorkommenden Erscheinungen in dieser Welt denkt und offen ausspricht, der eignet sich die Liebe Gottes nicht an, sondern entfernt sich nur mehr und mehr von ihr, und das gibt keinem Menschen weder eine irdische und noch weniger eine jenseitige Ruhe und Glckseligkeit. Denn alles geschieht ja nur durch die Liebe Gottes, wie schon gesagt, zum wahren Wohle des Menschen. Erkennt der Mensch das dankbar in seinem Gemte an, so nhert er sich auch stets der Liebe und der Ordnung Gottes und geht dann bald und leicht ganz in dieselbe ber und wird dadurch selbst weise und mchtig; tut er aber das Gegenteil, so wird er denn auch stets dmmer und in allem schwcher und machtloser. Ich wei es wohl, dass es auf dieser Erde allerlei Vorkommnisse gibt, die dem Menschen nicht angenehm sein knnen. So gibt es oft eine lstige Hitze, also auch eine groe Klte; es gibt eine langweilige Nacht und manchen trben Tag, das Feuer brennt und zerstrt; das Wasser, so es sich ber seine Ufer erhebt, verwstet die Lnder und ttet Menschen und Tiere, - und kurz: Alles, was du ansiehst in der ganzen Natur der Welt, kann dir den Tod geben, wenn du es unweise benutzest und dich in die Gefahr begibst. Aber darum kann Gott doch nichts ndern in Seiner wohlgeordneten

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Vom Zweck der Schpfung

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Schpfung! Sollte etwa das Feuer nicht so glhhei und brennend und zerstrend sein, wie es ist? Wozu wrde es dann wohl tauglich sein? Oder sollte das Wasser nicht flssig sein, damit Menschen und Tiere im selben, so sie hineinfallen, nicht des Leibes Tod fnden? Oder sollen die Berge nicht hoch und steil sein, damit von ihren Zinnen niemand herabfallen und dadurch auch den Tod finden mchte? Sollte es keine reienden Tiere geben, keine Schlangen und keine giftigen Pflanzen, weil alles das dem Leben des Menschen gefhrlich ist? Ja, wenn der Mensch alles das seinem Leben gefhrlich werden Knnende von der Erde verbannt haben wollte, da bliebe am Ende von der ganzen Erde auch kein Atom mehr brig, und der Mensch selbst auch nicht! Es muss denn schon alles so sein und bestehen, wie es ist und besteht, und alles kann dem Menschen frommen, wenn er es nur weise benutzt; aber wer es unweise benutzt und somit nicht mit der Ordnung Gottes im Einklange wandelt, dem muss am Ende alles schdlich werden. Wer sich dann ber die Schdlichkeit der Dinge und Einrichtungen in dieser Naturwelt rgert und dabei gegen die Weisheit und Macht Gottes zu Felde zieht, der rgert sich offenbar auch ber Gott und verhhnt Dessen Liebe und Weisheit; wer aber das tut, der lebt sicher nicht in Freundschaft, sondern nur in einer wahren Feindschaft Gottes des Herrn. Wird diese ihm wohl auch einen Segen bringen? Ich meine da, dass solch eine blinde Anfeindung Gottes dem Menschen zuerst Gott verlieren machen wird und der Mensch dann in seiner Gottlosigkeit kein Lebensglck mehr wird zu erwarten haben, so lange hin, als er sich nicht bekehren und Gottes Liebe, Weisheit und Ordnung in allem hoch lobend anerkennen und mit der Zeit auch klar einsehen wird. So dich aber der Sturm auf dem Meere rgert, da bleibe auf dem festen Lande, so es auf dem Meere strmt, und besteige erst dann ein Schiff, so des Meeres Sturmzeiten vorber sind; wann aber diese am meisten und am heftigsten und anhaltendsten toben, das wei ein jeder Mensch schon, der in der Nhe des Meeres wohnt und mit demselben auch immer zu tun hat. Siehe, Freund, das sind auch weise Regeln, wer sie wei und beachtet, der wird glcklich sein auch schon auf dieser Erde und wird Ruhe haben bei allen Erscheinungen und Begebnissen im irdischen Leben.(Jakob Lorber - Groes Evangelium Johannes Bd. 8, Kap. 140,4-13)

Gro sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran. Was er tut, das ist herrlich und prchtig.(Psalm 111,2-3)

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Babylonische Sprachverwirrung

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Babylonische Sprachverwirrung?Stefan Rohlfs Unter den Neuoffenbarungsfreunden, sowohl der Lorber- als auch der Swedenborgwerke, erleben wir oft die unterschiedlichsten Ansichten und Meinungen zu bestimmten Aussagen Jesu in den Kundgaben und Lehrtexten. Ich meine hier gar nicht einmal die unterschiedlichen Standpunkte zu den beiden groen Offenbarungswerken an sich, sondern vielmehr jene, welche sich jeweils innerhalb einer Strmung ergeben. Dabei msste man doch eigentlich annehmen, dass unter den geistigen Geschwistern eine Einigkeit bestehen sollte, da alle aus der gleichen Lehre schpfen. Aber dies ist nicht immer der Fall, wie man hufig in Aussprachen nach Vortrgen oder aber im persnlichen Austausch feststellen kann. Wie kann es jedoch zu einer solchen Unterschiedlichkeit der Ansichten und Betrachtungen kommen? An dieser Stelle mchte ich ein paar Gedanken vertiefen, welche helfen sollen, diesen Umstand besser zu verstehen und mit ihm umzugehen. Als erstes mchte ich dabei auf den einen grundlegenden allgemeinen Umstand hinweisen, welcher zwangslufig, d. h. ohne Ansicht der Person, zu einer unterschiedlichen Beurteilung ein und desselben Betrachtungspunktes fhren kann. In dem Werk, Die Gttliche Liebe und Weisheit beschreibt Emanuel Swedenborg drei Grade des menschlichen Gemtes, die im Laufe seiner Entwicklung innerhalb der Wiedergeburt aufgeschlossen werden knnen: Mit einem Wort: Das Gemt des Menschen, das aus Willen und Verstand besteht, weist von der Schpfung her, d. h. von Geburt an drei Grade auf. Folglich hat der Mensch ein natrliches, ein geistiges und ein himmlisches Gemt und kann somit zur Weisheit der Engel erhoben werden, ja sie sogar schon in der Welt besitzen. Gleichwohl gelangt er nicht vor seinem Tode in sie, wird er doch dann erst ein Engel und vermag Unaussprechliches, dem natrliche Menschen Unbegreifliches, auszusprechen.(Die Gttliche Liebe und Weisheit 239)

Das bedeutet, dass jeder Mensch grundstzlich die Fhigkeit und Anlage hat, in hhere Grade einzugehen, bzw. dass sie bei ihm aufgeschlossen werden knnen. Der Grad in dem der Mensch sich mit seinem Gemt befindet, bestimmt dementsprechend auch seine Einsicht, die er daraus schpft. Von einem hheren Grad aus, bzw. von einer tieferen Einsicht her kann der Mensch dann auf die unter ihm liegenden Grade innerlich herabschauen. Vergleichen knnen wir dies auch mit einer

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Bergwanderung. Ein Bergwanderer, welcher sich gem seinen Krften und Fhigkeiten mit der Hlfte der Hhe zufrieden gibt, schaut weniger weitsichtig als derjenige, welcher sich bis zum Gipfel wagt und von dort aus alles um sich herum und unter sich erschauen kann. Der Unterschied zu unserem Gemt besteht nur darin, dass die inneren Grade von einander genauestens unterschieden sind und der Mensch nicht beliebig von einem Grad zum anderen wechseln kann. Das Erffnen der Grade wird lediglich dadurch bestimmt, inwieweit unsere Nchsten- und Gottesliebe gewachsen ist. Allerdings ist vorgesehen, dass jeder Mensch zumindest von seiner Auffassungsgabe her in den hchsten Grad erhoben werden kann, auch wenn sein Wille noch nicht die entsprechende Ebene erreicht hat. Jedoch kann er dann diese hhere Einsichtsebene nicht dauerhaft halten, da ihn seine nicht mitgewachsene Liebe wieder hinabzieht. Dazu noch ein Wort von Swedenborg: An dieser Stelle ist nun der Nachweis zu fhren, dass zwar das geistige Licht durch die genannten drei Grade beim Menschen einfliet, die geistige Wrme aber nur in dem Ma, wie der Mensch das Bse als Snde flieht und zum Herrn aufblickt. Anders ausgedrckt; der Mensch kann die Weisheit bis zum dritten Grad aufnehmen, nicht aber die Liebe, es sei denn, dass er das Bse als Snde flieht und zum Herrn aufblickt.(Die Gttliche Liebe und Weisheit 242)

Aus diesem Umstand heraus, kann man vielleicht verstehen, dass Menschen, welche ein und derselben Lehre zustimmen, trotzdem unterschiedliche Meinungen und Standpunkte vertreten. Ein Mensch, dessen geistiger Grad innerlich aufgeschlossen ist, wird auf ein und dieselbe Lehraussage anders schauen als ein Mensch, bei welchen dieser Grad noch verschlossen ist. Obwohl sie vielleicht beide von ihrer Auffassungsgabe her ein Verstndnis von geistigen Dingen haben, kann die Bewertung aufgrund ihrer unterschiedlich ausfallenden Liebesneigung her ganz anders sein. Dabei darf man keine Beurteilung vornehmen in Bezug auf das Entwicklungsstadium des Menschen. Die Wiedergeburt wird allein vom Herrn beim Menschen vorangetrieben. Und nur Er wei, wie der Einzelne in welcher Zeit und wie gefhrt werden muss. Man kann verschiedene Zustnde bei den Menschen nur annehmen und sich selbst sollte man auf keinen Fall besser oder hher bewerten. Darber hinaus mssen sich Unterschiede jedoch nicht nur aus den verschiedenen Entwicklungsstufen der Grade ergeben, sondern knnen sehr wohl auch dann vorkommen, wenn Menschen innerlich auf der gleichen Ebene stehen. Dies kommt dadurch, dass es neben den Hhengraden noch die Breitengrade gibt, die nach Swedenborg unendlich

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sind: Es gibt zweierlei Grade, solche der Hhe und solche der Breite.(Die Gttliche Liebe und Weisheit 184)

Das heit, auch wenn zwei Menschen sich innerlich im geistigen Grad befinden, so knnen sie doch auf dieser Ebene weit voneinander entfernt stehen und ein- und dieselbe Sache mehr oder weniger deutlich erkennen. Das Beispiel der Bergwanderung macht dies noch deutlicher. Von groer Entfernung aus sehe ich einen Berg nur in seiner Kontur und wie in einem Schleier gehllt. Nhere ich mich jedoch dem Berg mehr und mehr, so erkenne ich immer mehr Einzelheiten und letztlich auch den Weg, welcher zum Gipfel fhrt. Beides kann seinen Reiz haben, die Entfernung und die Nhe, aber wichtig ist hier nur, dass von ein und derselben Ebene aus Unterschiedliches wahrgenommen wird. Auch hier muss gesagt werden, dass eine Beurteilung oder Abwertung des Blickpunktes eines Menschen nicht zulssig ist. Denn um das Einzelne erkennen zu knnen, muss auch erst einmal das Allgemeine erkannt werden. Oder mit anderen Worten, wenn ich den Weg zum Gipfel finden mchte, muss ich zuvor erst den Berg finden und mich ber die mglichen Routen informieren. Dieses Beispiel knnen wir auch auf das Verstndnis des Wortes Gottes anwenden. Denn auch hier gilt es, dass es unterschiedliche Standpunkte und Ansichten gibt, die von ihrem Offenbarungscharakter her schon Anlass zu abweichenden Aussagen geben. Dazu einen Text aus den Lorberwerken: Ich (Jesus) habe aber noch ein Beispiel vorrtig: Wenn ihr in der Schrift alle die Propheten, dann die Evangelisten wie auch die Briefe des Paulus, die noch anderer Apostel und Jnger und am Ende noch die Offenbarung Johannis durchgehet, da werdet ihr doch offenbar sagen mssen: Da schreibt doch ein jeder eine andere Sprache, bedient sich anderer Bilder und bearbeitet einen ganz anderen Stoff; selbst die vier Evangelisten stimmen sogar bei den geschichtlichen Tatsachen nicht miteinander berein. Der Paulus predigt in seinen Briefen weder ein noch das andere Evangelium; und die Offenbarung Johannis ist an und fr sich schon in so wunderliche Bilder eingehllt, dass man daraus nie vllig klug werden kann. Nun frage Ich aber, weil in gewisser Hinsicht ein jeder anders geschrieben hat: Welcher hat denn dann recht geschrieben? Die Antwort kann darauf wohl unmglich eine andere sein als diese: Ein jeder schreibt eine und dieselbe Wahrheit, ein jeder predigt Mich, ein jeder gebietet die Liebe, die Demut, Sanftmut und Geduld. Von Tatsachen sind von jedem ganz dieselben erzhlt; wer sie im gerechten geistigen Lichte auffasst, der wird darin die wunderbarste bereinstimmung finden. Wenn ihr die verschiedenen Verse zusammenstellet aus allen Propheten und

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Evangelisten, so werden sie sein, im wahren Lichte betrachtet, wie Frchte eines und desselben Baumes. Nun sehet, eben also auch wieder verhlt es sich mit den Sphren der vollkommenen Geister. Ich knnte euch noch eine Menge Beispiele geben; aber vorderhand gengen diese. (Geistige Sonne Bd. 2, Kapitel 9,15-17) Als Zusammenfassung mchte ich hervorheben, dass all diese Unterschiede immer mit der jeweiligen Liebe oder Neigung eines Menschen zu tun haben. Um bei dem Beispiel der Bergwanderung zu bleiben, heit das, dass man unterschiedliche Routen zum Gipfel whlen kann. Die innere Liebe und die daraus hervorgehenden Fhigkeiten und Krfte bestimmen die Wege und diese knnen eben so vielfltig sein, wie es Menschen gibt. Swedenborg nennt dies mit kurzen Worten: Aber die Liebe keines Menschen ist identisch mit der eines anderen, und das gilt auch fr die Weisheit und die Nutzwirkung. (Die Gttliche Liebe und Weisheit 241) Somit drfen wir uns untereinander nicht gegenseitig unsere verschiedenen Ansichten gegeneinander stellen und den anderen ablehnen. Vielmehr ist es wichtig die Unterschiede wahrzunehmen und anzunehmen als etwas Gegebenes und auch durchaus vom himmlischen Vater Gewolltes. Insgesamt stimmen ja alle mit den Grundaussagen der Neuoffenbarung berein. Ausschlaggebend ist auerdem nicht die Lehre oder das Wissen um die Lehrinhalte, sondern das, was man in seinem Leben davon wirklich umsetzt. Was knnten wir uns auch gegenseitig noch mitteilen, wenn wir alle den gleichen Erkenntnisstand htten? So dienen auch die Unterschiede dazu, dass wir uns gegenseitig damit dienen knnen. Ein letztes Zitat aus den Haushaltungen Gottes mge dies unterstreichen: Denn obschon der Herr jedem gab die Liebe und das Verstndnis des Herzens als reine Gnade aus Sich Selbst, so ist aber anderseits doch auch empfindlich wahr, dass nicht jeder von uns eine gleiche Last heben kann, und es hat der eine mehr Gewalt in seinen Fen, der andere in seinen Hnden, ein anderer in seiner Brust, ein anderer in seinem Rcken, und wieder ein anderer in seinen Eingeweiden, und der in diesem, und der in jenem. Auch hat zwar ein jeglicher ein menschlich Gesicht, und es sieht doch nicht eines dem andern vllig hnlich. [...] Jedem hat er zwar gegeben Liebe, aber nicht alle sind sich gleich darin; daher muss auch das Verstndnis verschieden sein, damit ein Bruder dem andern notwendig werde, wodurch dann erst alles ausgeglichen wird, was der Herr so berweise uneben hat entstehen lassen. (Haushaltung Gottes Bd. 1, Kap. 41,12)

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Sehet euch in euren Herzen um

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Sehet euch in euren Herzen umSehet, bis jetzt war bei euch allen nur vorzugsweise der Verstand eures Kopfes die Leuchte eurer Seele, aber der ewig lebendige Geist, der da wohnt im Herzen der Seele, und der da ist das alleinig wahre, innerste, lebendige Licht des Lebens, der ist bei euch noch nie geweckt worden! Ist aber dieser nicht geweckt, dann ist es auch umsonst, in sein Herz zu schauen; denn wo kein Licht ist, was sollte da wohl gesehen werden?! Oder kann da jemand bei einer allerstockfinstersten Nacht nur eine Spanne weit vor sich hin sehen?! Also aber ist es auch um so mehr mit dem Geistesschauen im eigenen Herzen, daselbst niemand etwas zu erschauen vermag, so da nicht vorher lebendig geweckt wurde sein Geist. Aber, werdet ihr nun fragen, wie und wodurch kann denn der Geist geweckt werden? Also aber ist der Weg, und das ist das alleinige Weckmittel des Geistes, dass ihr alle euch im Herzen, das heit in der allervollkommensten Liebe, an den allerheiligsten Vater wendet voll Vertrauen und voll gerechter, uneigenntziger Treue. Wenn ihr aber gewahren werdet, dass es da in eurem Herzen heier und heier wird, dann achtet auf euer Herz; denn dann ist die Entzndungsund Lichtzeit auch schon da. Und so dann eure Herzen alle erbrennen werden zu Gott, dem allerheiligsten, liebevollsten Vater, da schauet in euch, und ihr werdet die Wunder des ewigen Lebens in euch erschauen! Aber solches merket euch gar wohl hinzu, dass ihr etwa ja nicht darum allein den allerheiligsten Vater zu lieben beginnet; denn der allerheiligste Vater will Seiner Selbst willen geliebt sein. Und dass eure Liebe nicht also sich gestalte, als mchte sie nur dauern von heute bis morgen; denn mit einer sich nur zeitlich gestaltenden Liebe ist ja nicht einmal das schwache Weib zufrieden, geschweige erst der ewige Gott! Es wird aber das Leben beschaffen sein, wie da beschaffen ist die Liebe. Ist die Liebe zeitlich, so wird auch das Leben ein vergngliches sein gleich der Liebe, welche da ist die alleinige Bedingung des Lebens; in solcher Liebe aber ist kein Licht. Ist aber die Liebe fr ewig gestaltet, so ist auch das Leben gleich ihr; und sehet, solche ewige Liebe ist erst das lichte Wachwerden des ewigen Geistes, der da selbst nichts als pur Liebe ist. Nun wisset ihr alles; tuet danach, so werdet ihr euch gar wohl und bald innerlich zu beschauen vermgen! Amen.(Jakob Lorber - Haushaltung Gottes Bd. 2, Kap.56,6-16)

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Grundstze des geistigen Lebens

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Grundstze des geistigen LebensBruder Laurentius (1614-1691) 1. Wenn wir ein geistiges Leben fhren wollen, mssen wir uns grndlich berlegen, wer wir sind. Wir werden dann finden, dass wir verachtenswert, des Namens Christ unwrdig, allerlei Nten und unzhligen Zufllen unterworfen sind, die uns beunruhigen, uns schwankend machen in unserer Gesundheit, in unseren Stimmungen und in unserer inneren und ueren Einstellung: kurz dass wir Personen sind, die Gott durch viel innere und uere Mhe und Arbeit demtigen will. 2. Eine Seele ist desto abhngiger von der Gnade Gottes, je mehr sie nach hherer Vollkommenheit strebt, und die Hilfe Gottes ist ihr in jedem Augenblick um so notwendiger, als sie ohne Gott nichts vermag. Die Welt, die Natur und der Teufel bekmpfen sie einstimmig so stark, so unaufhrlich, dass unsere Seele, ohne diese wirkliche Hilfe und diese unscheinbare und notwendige Abhngigkeit, gegen ihren Willen fortgerissen werden wrde. Diese Abhngigkeit kommt zwar unserer Natur hart an, aber die gttliche Gnade gefllt sich darin und ruht darauf. 3. Alles, was wir tun, sollen wir wichtig nehmen; doch sollen wir dabei Ma halten und weder Ungestm noch berstrzung haben; denn solches verrt einen verwirrten Geist. Wir sollen behutsam, ruhig aus unserem Gefhl mit Gott arbeiten, ihn bitten, unsere Arbeit gtig aufzunehmen, und durch dieses fortgesetzte Aufmerken auf Gott werden wir den Kopf des Dmons zerbrechen, dass er die Waffen aus den Hnden fallen lsst. 4. Die wirkliche Vereinigung mit Gott, so geistig sie ist, macht sich doch fhlbar; denn die Seele ist mchtig bewegt, und ihre Erregung ist lebhafter als die des Feuers und leuchtender als eine durch keine Wolke getrbte Sonne. Dennoch knnen wir uns in diesem Gefhl tuschen und es mit einer einfachen Herzensuerung verwechseln, wie etwa, wenn wir sagen: Herr Gott, ich liebe dich von ganzem Herzen u. dgl. Dieses Gefhl ist schwer auszudrcken und nur durch die eigene Erfahrung begreiflich. Es ist fr die Seele etwas Ses, Beruhigendes, Geistiges, Ehrfurchtsvolles, Demtiges, Liebevolles und doch wieder etwas sehr Einfaches, was uns trgt und drngt, Gott zu lieben und anzubeten. 5. Die Gegenwart Gottes ist eine stumme Unterredung mit Gott, die sich in der Tiefe der Seele vollzieht; hier spricht die Seele zu Gott von Herz zu Herz und freut sich immer des tiefen Friedens in Gott. Alles, was drauen vor sich geht, ist fr die Seele nur wie ein Strohfeuer, das erlischt, je nachdem es angezndet wird, und dem es fast nie oder sehr selten gelingt, den inneren Frieden zu stren. Die Gegenwart Gottes ist das

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Grundstze des geistigen Lebens

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Leben und die Nahrung der Seele und kann durch die Gnade Gottes erreicht werden. Doch um in diesen Zustand zu gelangen, mssen wir zunchst unsere Sinne abtten; denn es ist unmglich, dass eine Seele, die noch gefallen am Sinnlichen hat, diese heilige Gegenwart vllig genieen kann. Um bei Gott zu sein, muss man die Sinnenwelt ganz verlassen. 6. Durch die Gegenwart Gottes, durch diesen inneren Blick wird die Seele mit Gott derart vertraut, dass sie fast ihr ganzes Leben unter Zeichen der Liebe, Anbetung, Reue, des Vertrauens verbringt, mit Danksagung, Darbietung und Bitte und mit allen vortrefflichen Tugenden. Ja, manchmal wird die Gegenwart Gottes zu einem einzigen Vorgang, der nicht mehr vorbergeht, der sich in einem beharrlichen Tiefblick der Seele umfasst. 7. Wer seinen Geist oft an die Gegenwart Gottes erinnert, gewhnt sich, sobald er von seinen ueren Beschftigungen frei ist, ja oft sogar, wenn er sehr stark in Anspruch genommen ist, schlielich derart daran, dass der uerste Teil seines Geistes oder seiner Seele sich ohne Anstrengung seinerseits erhebt und gleichsam aufgehngt und festgehalten in Gott bleibt, indem die Seele dort ber allen Dingen wie in ihrem Schwer- und Ruhepunkt weilt. Wer seinen Geist fast immer in dieser vom Glauben gesttzten Schwebe fhlt, wird darin sein Genge finden; und dieser Zustand der Seele heit die Gegenwart Gottes, die ber alles Begreifen hinausgeht, so dass man dann lebt, als ob es nur Gott und sich selbst auf der Welt gbe. 8. Da es Zeit und viel Mhe braucht, diese Gewohnheit zu erwerben, sollen wir uns nicht entmutigen lassen, wenn wir oft darin versagen; aber sobald wir sie erworben haben, geht alles wunderbar. Es ist wohl nur gerecht, dass unser Herz, der eigentliche Lebenskern, das die anderen Glieder unseres Leibes beherrscht, auch das Erste und Letzte ist, was Gott den Herrn lobt und anbetet, sei es am Anfang oder Ende der geistigen oder krperlichen Verrichtungen unseres Lebens. 9. Die Gegenwart Gottes flt unserem Willen eine Geringschtzung des Sichtbaren ein und entflammt ihn mit dem Feuer der heiligen Liebe, weil er immer bei Gott ist, der ein verzehrendes Feuer ist, der zu Asche brennt, was wider ihn ist. Unsere so entflammte Seele kann nur noch in der Gegenwart Gottes leben, einer Gegenwart, die im Herzen einen heiligen Eifer entfacht, einen heiligen Drang und den inbrnstigen Wunsch, diesen geliebten, erkannten, verehrten und von allen Geschpfen angebeteten Gott zu schauen. 10. Kann es fr Gott etwas Wohlgeflligeres geben, als dass wir tausend und aber tausendmal am Tage alles sinnlich Wahrnehmbare verlassen, um uns in unser Inneres zurckzuziehen und Gott anzubeten?

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Vom rechten Lesen der Heiligen Schrift

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Wird nicht auerdem unsere Eigenliebe durch diese innere Einkehr zerstrt, da sie ja nur in der Beziehung zu anderen bestehen kann? - Doch soll damit nicht behauptet werden, dass wir die sichtbare Welt fr immer verlassen sollen, was unmgl