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GYMNASIUM Geographische Bildinterpretation Einsatz von Bildern in Aufgaben und Prüfungen am Gymnasium Geographie HANDREICHUNG STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN

Geographische Bildinterpretation - Bayern

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GeographischeBildinterpretation

Einsatz von Bildern in Aufgaben und Prüfungen am Gymnasium

Betriebswirtschaftslehre/RechnungswesenBetriebswirtschaftslehre/Rechnungswesenmit

CDGeographie

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STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄTUND BILDUNGSFORSCHUNG

MÜNCHEN

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STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT

UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN

Geographische Bildinterpretation

Einsatz von Bildern in Aufgaben und Prüfungen am Gymnasium

München 2009-2010

Page 3: Geographische Bildinterpretation - Bayern

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Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus Leitung des Arbeitskreises und Redaktion: Jochen Frickel, ISB (2002 – 2009) Manfred Grünwald, ISB (ab 2009) Mitglieder des Arbeitskreises: Johann Göller, Peutinger-Gymnasium Augsburg Dr. Holger Megies, Wilhelm-Diess-Gymnasium Pocking Jürgen Frömberg, Gymnasium Dingolfing Gabriele Heigemeir, Gymnasium Raubling Dr. Markus Pingold, Didaktik Geographie, FAU Erlangen Herausgeber: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

Anschrift: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Abteilung Gymnasium Schellingstr. 155 80797 München Tel.: 089 2170-2156 Fax: 089 2170-2123 Internet: www.isb.bayern.de © Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München Alle Rechte vorbehalten

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Inhalt:

A. Theoretische Vorüberlegungen 1 Ziel der Handreichung ................................................................................... Seite 4 2 Entwicklung von Kompetenzen auf der Basis von Bildern ...................... Seite 5 3 Arbeit mit Bildern im Unterricht und in Prüfungen 3.1 Bilder in verschiedenen Phasen des Unterrichts .............................................. Seite 7 3.2 Anforderungen an Bilder für eine geographische

Interpretation in Prüfungen ................................................................................ Seite 10

3.3 Quellen von Bildern im Internet ................................................................... Seite 11

B. Beispiele für Bildinterpretationen

Beispiel 1: Antarktische Halbinsel ...................................................................... Seite 13 Beispiel 2: Hangrutschungen in der

Küstenregion Südkaliforniens ..................................................... Seite 16

Beispiel 3: Los Cristianos (Teneriffa, Spanien) ........................................... Seite 19 Beispiel 4: Singapur ...................................................................................... Seite 23 Beispiel 5: Handwerkermarkt nahe Nairobi .................................................. Seite 27

Beispiel 6: Siedlung im Norden des Oman ....................................................... Seite 30

Beispiel 7: Gossensaß ........................................................................................... Seite 35

Beispiel 8: Vulkan Yotei .......................................................................................... Seite 39

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A. Theoretische Vorüberlegungen

1. Ziel der Handreichung

„Im Geographieunterricht muss das Bild gleichberechtigt neben die Karte treten.”1 Diese Forderung von Harms aus dem Jahr 1895 mag vielen Lehrkräften heute längst überflüssig erscheinen. Immerhin stellt die Arbeit mit Medien im Allgemeinen und Bildern im Speziellen in einem modernen Geographieunterricht eine Selbstverständlichkeit dar. Aus wohl keiner Geographiestunde sind Bilder2 heute mehr wegzudenken. Sie sind moti-vierend, ermöglichen einen raschen Zugang zur jeweiligen Thematik und erlauben die Vi-sualisierung distanter Sachverhalte. Damit kommt ihnen eine wesentliche Rolle bei der Verwirklichung des Anspruchs des Geographieunterrichts zu, die Welt ins Klassenzimmer zu holen. Obwohl also Bilder im Geographieunterricht bereits seit Jahren vielfältig genutzt werden und sich die Integration in den Unterricht dezidiert in den Lehrplänen wiederfindet, spielen sie in Prüfungen vielerorts nur eine marginale Rolle. Dabei bieten Bilder oftmals beachtli-che inhaltliche und methodische Potenziale, die vielfältig nutzbar gemacht werden können und im Sinne eines kompetenzorientierten Unterrichts damit auch Prüfungsbestandteil sein müssen. So sehen die Einheitlichen Prüfungsanforderungen der Kultusministerkonferenz (EPA) in den Abiturprüfungen im Fach Geographie die Arbeit mit Bildern vor. Ab dem Abitur 2011 im achtjährigen Gymnasium sind Bilder auch Bestandteil zumindest einer der vier Aufga-ben des bayerischen Abiturs (vgl. hierzu auch das Musterabitur Geographie, im Internet auf der Homepage des ISB à Fach Geographie). Die vorliegende Handreichung zur Geographischen Bildinterpretation versteht sich nicht als neue „Bilddidaktik“, sondern vielmehr als Leitfaden, erstens zur Verwendung von Bil-dern in Aufgaben und Prüfungen sowie, zweitens zur Vorbereitung auf Prüfungen mit geo-graphischen Bildinterpretationen. Um dies zu erreichen, wird zunächst die Kompetenz-entwicklung durch die Bildinterpretation näher betrachtet. Daran schließen sich Hinweise zur Arbeit mit Bildern im Unterricht und zu den Anforderungen an Bilder als Inhalt von Prü-fungen an, bevor konkrete Beispiele von Prüfungsaufgaben für verschiedene Jahr-gangsstufen gegeben werden.

1 Harms, H. (1895): „Fünf Thesen zur Reform des geographischen Unterrichts.“, in: Der zeitgemäße Harms (Hrsg. Eggers, W.), Harms Pädagogische Reihe H. 77, München 1963, S. 30-53. 2 Unter Bildern werden in dieser Abhandlung ausschließlich Fotographien in Schwarz-Weiß und Farbe sowie Satellitenbilder verstanden.

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Abbildung 1: Die Kompetenzbereiche verknüpfen

sich zu einem Ganzen.

2. Entwicklung von Kompetenzen auf der Basis von Bildern Die Arbeit mit geeigneten Bildern3 bietet eine Reihe von Vorteilen, die sie für die Entwicklung von Kompetenzen Gewinn bringend macht. Dazu gehört beispiels-weise die Komplexität von Bildern. Sie präsentieren Sachverhalte so wie sie sich in einem Ausschnitt der visuellen Realität darstellen und fordern damit zu kon-zentrierter und genauer Arbeit heraus.

Die Arbeit an Bildern kann darüber hinaus die Methodenvielfalt im Geographieunter-richt vergrößern und den affektiven Zugang zu bestimmten Thematiken er-leichtern. Grundsätzlich können in allen Phasen einer Geographiestunde eine Reihe von Kompetenzen durch die Auswertung von Bildern geschult und erweitert werden. Bereich Fachwissen: Ø Erfassung und Beschreibung von Räumen oder Strukturen als geographische Sys-

teme auf Grundlage des Bildes Ø Darstellung der erkennbaren Systembereiche in ihren Prozessen, Funktionen und

Zusammenhängen Ø Analyse und Erläuterung von Veränderungen im physisch-geographischen oder

anthropogeographischen Raumsystem Ø Aktivierung von Querverbindungen sowohl innerhalb der Geographie als auch im

fächerübergreifenden Zusammenhang, z. B. Maßstabsrechnung, Landeskunde in den Fremdsprachen (auch bilingual) → Gelenkfunktion der Geographie

Bereich räumliche Orientierung: Ø Verortung im Gradnetz, in Klima- und Vegetationszonen Ø Zuordnung zu/ Einordnung in räumliche Strukturen (z. B. in einen Kulturerdteil, eine

Großlandschaft)

3 Zu den Kriterien vgl. Punkt 3.2

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Bereich Methoden/Erkenntnisgewinn: Ø Fähigkeit zur Auswahl und Auswertung der relevanten Informationen aus dem Bild

durch Abstraktion und zielorientierte Verknüpfung Ø Fähigkeit zur Umwandlung von Informationen, z. B. durch Anlegen von Skizzen un-

ter Verwendung kartographischer Prinzipien Ø Erlernen neuer bzw. Anwendung bereits bekannter geographischer Ordnungs-

muster und Hierarchien (z. B. Einordnen in Stadtstrukturmodelle oder in die Glazia-le Serie)

Ø Fähigkeit zur Bildung und Überprüfung von Hypothesen

Bereich Kommunikation: Ø Fähigkeit, bildliche Inhalte in angemessener (Fach-)Sprache darzustellen Ø Sicherer Umgang mit Operatoren in Aufgabenstellungen

Bereich Beurteilung/ Bewertung: Ø Fähigkeit, sich mit dem Medium Bild kritisch auseinander zu setzen und argumenta-

tiv Stellung zu beziehen Ø Beurteilung und Bewertung von abgebildeten Sachverhalten, etwa unter dem As-

pekt der nachhaltigen Entwicklung (z. B. bei Schutzmaßnahmen vor Naturgefahren, Entwicklungshilfe, Nutzungskonflikten)

Ø Herausarbeiten von Normen und Werten hinter den gezeigten Inhalten (Ressour-cennutzung, Tourismus, Umweltschutz)

Bereich Handlung: Ø Interesse haben an der geographischen Betrachtung der Welt und dem Verständnis

ihrer geographischen Systeme Ø Bereitschaft, sich selbst für raumpolitische Entscheidungsprozesse einzusetzen

(z. B. Entwicklungshilfemaßnahmen, Mitarbeit im Gemeinderat) Ø Reflexion des eigenen Handelns in seiner Raumwirksamkeit (z. B. Benutzung des

ÖPNV, Nutzen von Abkürzungen auf Wanderwegen)

Durch den Erkenntniszuwachs im Rahmen der Bildauswertung können die dargestellten Kompetenzen sukzessive entwickelt werden. Dabei sorgen Progression und Vertiefung in den verschiedenen Jahrgangsstufen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, zunehmend komplexere und anspruchsvollere Bildinterpretationen umzusetzen.

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3. Arbeit mit Bildern im Unterricht und in Prüfungen Nach Brucker soll ein gutes Bild relevante Merkmale betonen und Nebensächliches ver-meiden. Es soll aussagekräftig sein und vielschichtige Inhalte darstellen.4 Sind diese An-sprüche erfüllt, so eröffnet die Arbeit mit Bildern mannigfaltige Möglichkeiten, den Geogra-phieunterricht wie auch geographische Prüfungen (Stegreifaufgaben, Rechenschaftsabla-gen, Klausuren) sinnvoll zu bereichern. 3.1 Bilder in verschiedenen Phasen des Unterrichts Der Einsatz von Bildern in Prüfungen ist unabdingbar mit dem vorhergehenden Einsatz von Bildern im Unterricht verknüpft. Was zunächst Teil einer Unterrichtsstunde ist, kann später auch in eine Prüfung Eingang finden. Daher können Bilder sowohl in der Motivati-ons- und Erarbeitungsphase als auch bei der Lernzielkontrolle selbst eingesetzt werden. In der Motivationsphase können Bilder als Gesprächsanlass Verwendung finden. Hierbei erfolgt die Auswahl hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt, einen Aspekt einer komplexe-ren Thematik besonders hervorzuheben, um die Schülerinnen und Schüler zielorientiert zum Stundenthema zu führen. Die Bildinterpretation bleibt im Rahmen einer solchen Ver-wendung weitestgehend auf eine oder wenige Kernaussagen des Bildes reduziert. Im Gegensatz dazu können Bilder in der Erarbeitungsphase in weitaus größerem Um-fang zur Ausweitung und Vertiefung fachspezifischer wie auch allgemeiner Kompetenzen eingesetzt werden. Dazu müssen die Bildinhalte intensiver betrachtet und analysiert wer-den, sei es in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit. Dies erfordert eine systematische He-rangehensweise sowie Überlegungen zur Unterrichtsform und zum methodischen Vorge-hen. Hierfür bietet sich eine mehrstufige Bildauswertung an (vgl. auch Abbildung 2):

1. Bildbeschreibung - Beschreibung der Bildinhalte - Heranziehen von Zusatzinformationen

2. Bilderklärung - Verknüpfung der einzelnen Bildelemente - Aufdeckung von Zusammenhängen - Einbindung von Vorwissen

3. Bildbewertung und weitergehende Überlegungen - Bewertung - Schlussfolgerung - Hypothesenbildung

- Medienkritik

4 Brucker, A. (20062): „Klassische Medien kreativ nutzen“, in: Geographie unterrichten lernen (Hrsg. Haubrich, H.), München, Düsseldorf, Stuttgart 20062, S. 176

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Abbildung 2: Veranschaulichung des Ablaufs einer Bildauswertung – Schülerinnen und Schüler be-

obachten genau, verknüpfen diese Beobachtungen mit Bezug auf die Aufgabe und er-klären oder beurteilen die dargestellten Sachverhalte unter Einbringung ihres Vorwis-sens.

Steht das nötige Vorwissen bereit und sind die nötigen Kompetenzen entwickelt, so kann die Bildinterpretation auch zur Lernzielkontrolle herangezogen werden. Dabei können alle drei Stufen der Interpretation von Bildern (Beschreibung, Erklärung und Bewertung) Eingang finden. Die Verwendung des Bildes aus der Motivationsphase kann auch bei der Lernzielkontrolle gewinnbringend sein, etwa wenn dieses zu einer vertieften Interpretation verwendet wird (Ringschluss).

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Anthropo-geographie

Physische Geographie

Einsatz in Prüfungen

Einsatz im Unterricht

Abbildung 4: Schwerpunktsetzung bei Bildinterpretationen

Der Arbeit mit Bildern können bestimmte Operatoren zugeordnet werden, die man analog auch bei Prüfungsaufgaben ansetzen kann (vgl. Abbildung 3):

Abbildung 3: Beispiele für Operatoren bei der Interpretation von Bildern im Geographieunterricht Je nach Bild und Formulierung der Frage kann ein einzelner Operator verschiedene An-forderungsbereiche umfassen, beispielsweise greift das „Benennen“ bestimmter Struktu-ren mit Fachbegriffen (z. B. Sicheldüne) teilweise in die Anforderungsebene II ein, da ohne Kenntnis der genauen Definition des Fachbegriffs seine Darstellung im Bild nicht identifi-ziert werden kann. In Abhängigkeit von Ziel und Einsatzort im Unterricht sind Aufgaben unterschiedlich zu ge-stalten. Die Herangehensweise an Bilder unterliegt damit der Schwerpunktsetzung auf bestimmte Felder (vgl. Abbildung 4):

Anforderungsebene I

Anforderungsebene II

Anforderungsebene III

Bildbeschreibung

Benennen Aufzählen Beschreiben

Bilderklärung

Vergleichen Erklären Ergänzen Gliedern Erläutern

Bildbewertung

Verorten Bewerten Prüfen Darlegen

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Im Bereich der Anthropogeographie müssen sich Aufgaben dabei oft schneller von der Bildbeschreibung und der Erklärung der im Bild direkt sichtbaren Prozesse oder Systeme lösen und den Fokus auf die Erklärung oder die Bewertung des dargestellten Sachverhalts legen, als dies in der physischen Geographie der Fall ist. Beim Einsatz von Bildern im Unterricht kann man sich im Allgemeinen weiter vom direkten Bildinhalt entfernen bzw. kann der Bildinhalt weniger eindeutig sein, als er es bei Prüfun-gen sein muss. 3.2 Anforderungen an Bilder für eine geographische Interpretation Im Folgenden werden die spezifischen Anforderungen an Bilder dargestellt, damit sie im Unterrichtsgespräch, für eine von den Schülerinnen und Schülern zu bearbeitende Aufga-be oder in einer Prüfung verwendet werden können. Wesentlich sind der thematische Bezug sowie die Eignung für eine bestimmte metho-dische Vorgehensweise bzw. Aufgabenstellung. Darüber hinaus sollten die folgenden Aspekte beachtet werden:

Ø Technische Eignung: Ist die Qualität der bildlichen Darstellung hoch genug (Auf-lösung, Bildschärfe und Helligkeit)?

Ø Räumlicher Bezug: Kann das Bild eindeutig verortet werden? Wo befindet sich der abgebildete Raum im Gradnetz? Auf welchem Kulturerdteil wurde das Bild aufge-nommen? Welche Relevanz hat die Verortung im Raum für die Aufgabe?

Ø Räumliche Orientierung: Welche Orientierung weist die Aufnahme auf (Mögliche Relevanz für physisch-geographische Inhalte)?

Ø Abstraktionsgrad: Handelt es sich um eine Originalabbildung oder um eine bear-beitete Aufnahme? Welche Bedeutung kommt der Farbgebung zu (Falschfarben-bild, Aufnahme im sichtbaren Bereich, Schwarzweißbild), bzw. welche Kategorisie-rung wurde vorgenommen (Repräsentativität definierter Farbwerte für bestimmte Bildinhalte)?

Ø Lebensweltlicher und unterrichtlicher Bezug: Können Schülerinnen und Schüler die Bildinhalte erschließen bzw. können sie einen lebensweltlichen Bezug zur ab-gebildeten Thematik herstellen? Wurde die Thematik im Unterricht behandelt, eig-net sie sich zum Transfer bzw. ist sie Aspekt des Grundwissens?

Ø Anspruch: Berücksichtigt das Anspruchsniveau des Bildes das Abstraktionsver-mögen der Schülerinnen und Schüler? (Altersgemäßheit des Bildes, keine allzu große Plakativität)

Ø Bildintention und -zweck: Welche Intention hat das Bild? Grundsätzlich ist zu hin-terfragen, mit welcher Absicht ein Bild aufgenommen wurde und welche Sichtweise

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der Fotograf mit dem Bild vermitteln möchte. Werden Deutungsmöglichkeiten sug-gestiv nahe gelegt oder andere durch den Bildausschnitt oder den Aufnahmewinkel erschwert oder gar verhindert?

Folgende Punkte müssen bei der Auswahl von Bildern für Prüfungen und für Aufgaben, die selbstständig von Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden sollen, besondere Be-achtung finden:

Ø Reproduzierbarkeit: Kann das Bild in ausreichender Qualität reproduziert werden?

Ø Separate Aufgabe oder Komplexaufgabe: Soll das Bild als Einzelaufgabe oder als Teil einer komplexeren Aufgabe verwendet werden?

Ø Eignung: Ist ein Realbild (z. B. Schrägluftaufnahme einer Stadt) oder ein kon-struiertes Abbild (z. B. Darstellungen der Meeresoberflächentemperaturen oder Aufzeichnungen der Erde bei Nacht) besser für die Aufgabe geeignet bzw. welche Aufgabe ergibt sich aus der Art des Bildes? Welche Größenverhältnisse sind im Bild gegeben? Passen diese für die intendierte Aufgabe? (Detaildarstellung, Pano-ramaaufnahme, Satellitenbild)

Ø Sachgerechtigkeit: Sind die Bildinhalte vielschichtig genug, um möglichst allen An-forderungsebenen gerecht zu werden? Kann an dem Bild ein bestimmter Inhalt er-arbeitet werden?

Ø Unterrichtliche Integration: Auf welches Hintergrundwissen und auf welche Kom-petenzen können die Schüler bei der Interpretation des Bildes zurückgreifen? (Der Betrachter kann nur das sehen, was er weiß.)

Ø Ergänzungen: Welche Zusatzinformationen (z. B. Beschriftungen, knapper erläu-ternder Text, Quelle, Aufnahmedatum/-zeitraum, Aufnahmeverfahren) – wenn überhaupt – werden zum Bild gegeben?

3.3 Quellen von Bildern im Internet

Für die Integration von Bildinterpretationen in den Geographieunterricht ist es grundsätz-lich zielführend, etwa fachschaftsintern eine Sammlung von geeigneten Bildern anzulegen, um im Bedarfsfall auf diesen Fundus zurückgreifen zu können. Das Internet bietet eine Vielzahl von Bildern, allerdings sind viele davon mit Auflagen bezüglich der Vervielfälti-gung und Veröffentlichung versehen.

Bilder, die zur Veröffentlichung freigegeben sind, finden sich beispielsweise auf den Seiten der NASA (http://www.nasa.gov/), des USGS (http://www.usgs.gov/), der ESA

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(http://www.esa.int/esaCP/Germany.html), bei http://www.geo-cube.eu, auf dem österrei-chischen Bildungsserver (http://bilder.tibs.at ), unter bestimmten Bedingungen bei http://www.flickr.com, http://www.freeimages.co.uk/, http://www.sxc.hu, http://bilder.n3po.com/, http://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page, http://www.morguefile.com, http://gallery.hd.org, http://openphoto.net und vielen anderen.

Nicht zuletzt bieten auch die Schulbuchverlage auf ihren Internet-Seiten kostenlose Ange-bote zu Bildern, die in der Schule eingesetzt werden können.

B. Beispiele für Bildinterpretationen In den folgenden Kapiteln sind einige Aufgabenbeispiele zur geographischen Bildinterpre-tation angeführt, die nach Jahrgangsstufen geordnet unterschiedliche Möglichkeiten der geographischen Bildinterpretation aufzeigen. Neben physisch-geographischen Inhalten finden sich auch solche aus der Anthropogeographie. Es sei abschließend noch darauf hingewiesen, dass die Erwartungshorizonte lediglich Vorschläge darstellen und selbstverständlich – je nach subjektiver Schwerpunktsetzung der Lehrkraft und dem tatsächlichen Unterrichtsgeschehen – individuell angepasst werden können.