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465 Gesammelte Studien an den roten Blutk/irperchen der Amphibien. Von Friedrich Meves in Kiel. Hierzu Tafel XVIII--XX and 52 Textfiguren. Inhalt: soit~ Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 I. Der Randreifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466 1. Darstellung des Randreifens dutch Isolierung ....... 467 2. Darstellung des Randreifens durch F~rbung. Sichtbarmachung seiner fibrill~ren Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . 474 3. Der KBrnerbelag des Randreifens . . . . . . . . . . . . 477 4. Die Quermembranen des Randreifens . . . . . . . . . . . 480 5. Die Bedeutung des Randreifens . . . . . . . . . . . . . 484 II. Zur Membranfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486 III. Binnenstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490 1. F~den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490 2. Granulate Einschliisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 5{)0 3. Besitzen die roten BlutkSrperchen der Amphibien einen Zonenbau ?' . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 IV. lJ-ber Form~nderungen der roten BlutkSrperchen im frisch ent- nommenen Blur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506 V. Uber Form~nderungen der roten Blutkiirperchen infolge yon Reagentienwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 1. Uber die plStzliehe Erweiterung der roten BlutkSrperchen des Frosches nach allen Richtungen bei Zusatz yon Essigsi~ure 512 2. ~J'ber Form~tnderungen infolge der Wirkung yon Ammoniak- d~mpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517 3. Uber Form~ndertmgen, welche durch Quellung des Kerns hervorgerufen werden: sog. Hiinefeld-Hensensche Bilder 527 Einleitung. In den Jahren 1903 bis 1906 habe ich im hnatomischen Anzeiger fiber die roten BlutkSrperchen der Amphibien, haupt- sachlich des Feuersalamanders, eine hnzahl yon Studien publiziert, welche in erster Linie auf den Randreifen gerichtet waren, ausserdem die Membranfrage und die Frage nach Binnen-

Gesammelte Studien an den roten Blutkörperchen der Amphibien

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  • 465

    Gesammelte Studien an den roten Blutk/irperchen der Amphibien.

    Von

    Friedrich Meves in Kiel.

    Hierzu Tafel XVI I I - -XX and 52 Textfiguren.

    I nha l t : soit~ Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465

    I. Der Randreifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466 1. Darstellung des Randreifens dutch Isolierung . . . . . . . 467 2. Darstellung des Randreifens durch F~rbung. Sichtbarmachung

    seiner fibrill~ren Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . 474 3. Der KBrnerbelag des Randreifens . . . . . . . . . . . . 477 4. Die Quermembranen des Randreifens . . . . . . . . . . . 480 5. Die Bedeutung des Randreifens . . . . . . . . . . . . . 484

    II. Zur Membranfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486 III. Binnenstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490

    1. F~den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490 2. Granulate Einschliisse . . . . . . . . . . . . . . . . . 5{)0 3. Besitzen die roten BlutkSrperchen der Amphibien einen

    Zonenbau ?'. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 IV. lJ-ber Form~nderungen der roten BlutkSrperchen im frisch ent-

    nommenen Blur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506 V. Uber Form~nderungen der roten Blutkiirperchen infolge yon

    Reagentienwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 1. Uber die plStzliehe Erweiterung der roten BlutkSrperchen

    des Frosches nach allen Richtungen bei Zusatz yon Essigsi~ure 512 2. ~J'ber Form~tnderungen infolge der Wirkung yon Ammoniak-

    d~mpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517 3. Uber Form~ndertmgen, welche durch Quellung des Kerns

    hervorgerufen werden: sog. H i ine fe ld -Hensensche Bilder 527

    E in le i tung . In den Jahren 1903 bis 1906 habe ich im hnatomischen

    Anzeiger fiber die roten BlutkSrperchen der Amphibien, haupt- sachlich des Feuersalamanders, eine hnzahl yon Studien publiziert, welche in erster Linie auf den Randreifen gerichtet waren, ausserdem die Membranfrage und die Frage nach Binnen-

  • 466 Fr iedr i ch ~ Ieves :

    strukturen betrafen und schliesslich "con den Formiinderungel~ handelten, welche die roten BlutkSrperchen tells im frischen Zu- stand, tells unter der Wirkung verschiedener Reagentien erleiden. Die damals erhaltenen Resultate habe ich nunmehr zusammen- fassend bearbeitet, um sie - - mit gtitiger Erlaubnis yon Redaktion und Verlag des Anatomischen hnzeigers - - unter Beigabe yon drei Tafeln und einer Anzahl yon Textfiguren, welche grCisstenteils gleichfalls neu sind~ an dieser Stelle er- scheinen zu lassen.

    I. Der Randre i fen . Der Randreifen ist ein Strukturbestandteil der kernhaltigeu

    elliptischen Blutk6rperchen, welcher ftir ihre Kenntnis yon grSsster Bedeutung ist. Er ist zweifellos schon frtiher yon R anv ier (1870), H. D. Schmidt (1878) u. a. gesehen, ist aber ftir de~ Ausdruck einer dicken, das ganze BlutkSrperchen umgebendea Membran gehalten worden (vergl. unten S. 486). Als Reifen hat ihn zuerst D e h ler (1895) an roten Blutkii~erchen des Hiihner- embryos beschrieben, hat ihn aber noch (l. c. S. 423) als ,dichteren Tell einer Grenzschicht des Protoplasmas" aufgefasst. Das gleiche Gebilde ist dann yon M. H e idenha in ~) bei Proteus ~) und ebenfalls (1896) bei Htihnerembryonen, yon N ico las (1896) bei Salamandra, Triton und bei einer Viper auigefunden worden. In den Praparaten yon ~Nicolas war tier Randreifen bei Salamandra und Triton im allgemeinen nicht an der Zellober- flache gelegen, sondern yon dieser durch eine dfinne Lage yon Zellsubstanz getrenut; bei tier Viper fand er sich sogar in zahl- reichen Fallen ganz im Innern des Zellk(irpers. Dadurch war bewiesen, dass es sich nicht bloss um eine verstarkte Ektoplasma- schicht handeln kann.

    Ich selbst habe das Studium des Randreifens im Jahre 1903 aufgenommen und bis zum Jahre 1906 fortgesetzt. Deh ler , M. He idenha in und N ico las hatten den Randreiien aus- schliesslich an Schnitten yon Material, welches mit Sublimat

    ~) Neuerdings teilt M. He idenha in (1911, S. 1058) mit, dass nicht Deh ler , sondern er selbst den Randreifen im Jahre 1894 an roten Blut- kiirperchen des Entenembryos entdeckt und dass er die erste Beschreibung seinem Schiller und Fretmde D eh le r iibertragen habe, welcher eine Serie neuer Pri~parate yore Hilhnerembryo herstellte.

    2) Siehe D e hl e r , 1895 $. 423 unten.

  • Die roten Blutkiirperchen dcr Amphibien. 467

    fixiert war, durch Farbung mit Eisenhamatoxylin dargestellt. Auch ich babe ihn zuerst an S chn i t t e n wahrgenommen, und zwar an solchen durch die Niere yon Salamanderlarven, welche mit F lemmingschem oder Hermannschem Gemisch fixiert und mittels der F lemmingschen Dreifachbehandlung gef~rbt waren. In der Folge habe ich abet mein Bestreben in erster Linie darauf gerichtet, den Randreifen au den frischen Blut- k0rperchen direkt sichtbar zu machen. Ich entdeckte alsbald, dass es ftir diesen Zweck gentigt, das Blur mit verdtinnter Saure, z. B. Essigsi~ure, zu versetzen. Ferner land ich, dass man den Randreifen durch Zusatz bestimmter FarbstofflSsungen zum frischen Blut darstellen kana. Eine dritte Methode, mit welcher ich reich im folgenden zunachst ausftihrlicher befassen will, be- steht in der Isolierung desselben yon der tibrigen Substanz des BlutkOrperchens mit Hilfe einer 3proz. LSsung yon Ktichen- kochsalz.

    1. Dars te l lung des Randre i fens durch I so l ie rung . Die Methode, durch welche ich eine partielle, zuweilen

    sogar vollstandige Isolierung des Randreifens yon der iibrigen Substanz des Blutk6rperchens erzielt habe, ist folgende: Ich lasse einige Tropfen Blut des Salamanders (welche ich neuerdings gewShnlich durch Abschneiden der Schwanzspitze gewinne) in ein ca. 15 ccm grosses Glaschen hineinfallen, welches bis zum Rande mit einer 3proz. L0sung yon Kfichenkochsalz angeftillt ist. Dann schiittle ich und warte, bis sich ein Bodensatz gebildet hat. Von diesem bringe ich etwas mit Hilfe einer Pipette auf einen Objekt- trager und decke mit einem grossen Deckglas 1) ein, welches ich mit einem Rahmen von geschmolzenem Paraffin umziehe.

    Bringe ich nun das Pr~tparat unter das Mikroskop, so finde ich, dass die Oberflache der Blutscheiben sich zunachst mit zahlreichen Runzeln bedeckt, blach einiger Zeit wird sie wieder glatt. Weiter kann es sich ereignen, dass die eine oder andere der Blutscheiben, welche im Gesichtsfeld gelegen sind, pl(itzlich ein durchgehendes Loch bekommt.

    Die Entstehung dieses Loches stelle ich mir folgender- reassert vor: Ich nehme an, dass entweder infolge der Wasser- entziehung durch die hypertonische SalzlSsung oder auch infolge

    i) Ich gebrauche solche yon 22 :40 mm Seite. Archly f. mikr. Anat. Bd. 77. Abt. I. 32

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    Anderung der Oberit~tchenspannung (durch lokale Niederschlags- bildung?) Bewegungen der Zellsubstanz auftreten. Dabei kann es vorkommen, dass die Zellsubstanzlamelle, welche das Lumen des Randreifens ausffillt, an einer Stelle zunachst stark verdfinnt und schliesslich durchbrochen wird.

    Eine Seifen- oder ()llamelle, welche fiber einen Ring aus- gespannt ist, falIt fast momentan zusammen, sobald die beiden Oberfiachenschichten an irgend einer Stelle infolge Durchbrechung der Lamelle ineinander greifen. Bei der Blutscheibe braucht der gleiche Vorgang langere Zeit, wahrscheinlieh deshalb, well die Zellsubstanz yon sehr zaher Beschaffenheit ist und die Oberiiachen- spannung bei der yon Flfissigkeit umgebenen Blutscheibe erheb- lich geringer ist als bei der Seifen- oder 011amelle, die sich in Luft befindet. Das anfangs nur kleine Loch nimmt unter den Augen des Beobachters langsam an Durchmesser zu. Bald erreicht es an einer Stelle den Randreifen. Es vergr6ssert sich welter so, dass ein immer grsseres Stfick des Randreifens zu seiner Begrenzung hinzugezogen wird. Allmahlich hat sich die Zell- substanzlamelle unter der Wirkung der Oberfiachenspannung und des osmotischen Druckes so stark verkleinert, dass sie weniger als die Halfte des Ringlumens ausfiillt. Schliesslieh rundet sie sich zu einer Kugel ab, welche an einer Stelle den Kern einschliesst.

    Ein Tell der Zellsubstanz bleibt anfangs noch in Gestalt eines schmalen, auf der Innenseite dickeren Mantels um den Randreifen erhalten. Dieser Mantel zeigt alsbald Einschnfirungen und dazwischen Ausbuchtungen, welter zerfMlt er, den Ein- schnfirungen entsprechend, in kleine Tr6pfchen, welche zunachst gewShnlich nicht ganz kugelig sind, sondern auf der Innenseite eine starker konvexe, auf der Aussenseite eine flachere Begrenzung zeigen. Zwischen den verscbiedenen ZeUsubstanztr~pfchen wird der Randreifen vSllig nackt sichtbar.

    Eine AuflSsung eines schmalen Flfissigkeitszylinders in TrSpfchen beobachtet man z. B. gleichfalls, wenn man einen Seidenfaden in Ol taucht und wieder heraushebt.

    Fig. 1--8 zeigen die aufeinander folgenden Veranderungen, welche eine und dieselbe Blutzelle im hnschluss an die Durch- lochung erfahrt. Der bier dargesteUte Fall weist allerdings eine Besonderheit auf insofern, als einige Zeit nach dem huftreten des ersten Loches noch eia zweites hinzukam.

  • Die roten Blutkiirperchen der Amphibien. 46!~

    Als ich die in Fig. 1 gezeichnete besonders grosse Blut- scheibe zuerst auffand (an einem Nachmittag um 5 Uhr 25 Minuten), war das rundliche Loch unten rechts offenbar erst vor wenigen Augenblicken entstanden. Es vergrSsserte sich alsdann unter meinen Augen (Fig. 2 und 3), wobei es etwas wechselnde Formen annahm. Auf dem Stadium der Fig. 3 (urn 5 Uhr 30 Minuten) wurde das erwahnte zweite Loch sichtbar, welches anfangs klein und rund war. Vier Minuten spater (urn 5 Uhr 34 MinuteH) zeigte es noch ungefahr die gleichen Dimensionen, hatte sich aber etwas in die Li~nge gezogeu (Fig. 4). Nactl weiteren drei (Fig. 5) und sieben (Fig. 6) Minuten (urn 5 Uhr 37 Miuuten und um 5 Uhr 41 Minuten) waren beide Li~cher, das kleine und das grosse, stark gewachsen. An dem Zellsubstanzzylinder, welcher in Begrenzung des gr6sseren Loches dem Randreifen ansass, markierten sich in Fig. 5 zwei spindelfSrmige Anschwellungen, welche sich in Fig. 6 starker zusammengezogen batten. 25 Minuten nach Beginn der Beobachtung (urn 5 Uhr 50 Minuten) hatte das grosse Loch sich besonders in der Richtung nach links oben aus- gedehnt (Fig. 7) ; das kleine Loch hatte sich starker in die Lunge gezogen, aber nicht wesentlich vergr0ssert. Zu den beiden kleineren Zellsubstanzportionen, welche in Fig. 6 dem Randreifen in Begrenzung des gr6sseren Loches ansitzen, war eine neue yon langlicher Form (links unten) hinzugetreten; die beideu anderen hatten sich starker abgerundet; diejenige am unteren Pol war v611ig kugelig geworden. Um 6 Uhr 25 ~[inuten, also eine Stunde nach Beginn der Beobachtung, war das Bild (Fig. 8) wenig gegeniiber demjenigen der Fig. 7 verandert. So blieb es bis um 8 Uhr 45 Minuten, wo die Beobachtung abgebrochen werden musste.

    In den tibrigen Figuren derselben Tafel habe ich eine Anzahl BlutzeUen gezeichnet, bei welchen die Formanderungen, welche im Gefolge der Durchlochung auftreten, bereits zu einem mehr oder weniger vollstandigen Abschluss gekommen waren. Bei dem an der Hand yon Fig. 1--8 geschilderten Verlauf war die I-Iauptmasse der Zellsubstanz bei Beendigung der Beobachtung (Fig. 8) wohl infolge des Vorhandenseins zweier L6cher in Form einer aUerdings stark verdickten Lamelle zwischen entgegen- gesetzten Seiten des Reifens ausgespannt geblieben. Bei dem huftreten eines einzigen Loches (oder wenn zwei LOcher zu einem einzigen zusammenfiiessen) bildet sich in der Regel, wie

    32*

  • 470 Fr iedr i ch 3Ieves:

    ich es vorher beschrieben habe, neben mehreren kleineren ein grtisserer Protoplasmatropfen, welcher den Kern einschliesst: Fig. 9, 10, 20; in letzterem Fall (Fig. 20) sind kleinere Tropfen in grosser Zahl vorhanden.

    Zuweilen findet mall die Zellsubstanz in mehrere annahernd gleichgrosse Kugeln zersprengt : Fig. 21 (ahnlich auch in Fig. 22).

    Die Tropfen bleiben zuni~chst am Randreifen sitzen. Spitter kSnnen sie sich, die kleineren gewShnlich zuerst, yon ibm abl(isen. Auf diese Weise kann der Randreifen schliesslich v()ilig isoliert werden.

    Bei den Fig. l l--IA, ist auch die grosse Protoplasmakugel abgel(ist. In Fig. 11 beriihrt sie an gegeniiberliegenden Seiten den Innenkontur des Randreifens; in Fig. 13 tiberdeckt sie ihn; in Fig. 12 liegt sie frei ill seinem Lumen. In letzterer Figur sieht man neben der grossen Kugel noch eine Anzahl kleinerer TrSpfchen, welche teils frei schwimmen, teils am Randreifen an- sitzen. Bei Fig. 13 erscheint es ausgeschlossen, dass die einzige vorhandene Protoplasmakugel die Gesamtmasse der Zellsubstanz reprltsentiert; hier miissen bereits ZellsubstanztrSpfchen yore Randreifen frei geworden und weggetrieben sein. Das gleiche ist mit der Hauptmasse der Zellsubstanz bei Fig. 14 geschehen, bei welcher nur noch an zwei Stellen dem Randreifen kleinere, spindelf()rmige Protoplasmamassen ansitzen, welche keine bieigung zeigten sich abzukugeln.

    Bei Fig. 15 und 16 beobachtet man an dem isolierten Teil des Randreifens Schleifenbildungen, welche wohl auf eine Drillung desselben (siehe unten S. 520) zuriickzufiihren sind.

    Fig. 17--19 stellen Blutscheiben dar, bei denen unter der Wirkung der 3proz. Kochsalzl0sung L(icher in der Mehrzahi entstanden sind. In Fig. 17 sind zwei (ebenso wie bei Fig. 8), in Fig. 18 drei LScher aufgetreten. In Fig. 19 hat sich die Zell- substanz durch Lochbildung an nicht weniger als sieben Stellen yon dem Randreifen getrennt.

    Fig. 23 und 24 zeigen zwei nahezu isolierte Randreifen, welche zerbrochea sind. In Fig. 23 siud die durchbrochenen Enden zwar etwas auseinander gewichen, im tibrigen aber hat tier Reifen die ovale Form bewahrt. In Fig. 24 dagegen hat eine Streckung desselbet~, m(iglicherweise rein passiv (infolge yon Str6mungen im Praparat), stattgefunden.

  • Die roten Blutkiirperchen der Amphibien. 471

    Die lochf6rmige Durchbrechung tier Blutscheiben habe ich, wie gesagt, durch eine 3 proz. L/~sung yon Kiichenkochsalz hervor- rufen kSnnen. Das yon mir benutzte Salz stammt aus den Kali- werken B e n t h e, Aktiengesellschaft, Hannover, und hat nach einer mir zugestellten Analyse folgende Zusammensetzung:

    Wasser . . . . . . . . 0,59 Proz. Culciumsulfat . . . . . . 1,05 Magnesiumsulfat . . . . . 0,11 ,, Natriumsulfat . . . . . . 0,40 ,, blatriumchlorid . . . . . 97,82 , , Unl(isliches . . . . . . . 0,03 ,

    Wenn ich dagegen eine 3proz. Ltisung yon reinem Chlor- natrium anwandte, kamen Bilder wie die beschriebenen nur ausserordentlich sparlich oder iiberhaupt nicht zustande; an vielen BlutkSrperchen trat Entfi~rbung ein. Mit LSsungen anderer Salze, welche mit einer 3proz. L6sung von Kochsalz isotonisch sind, z. B. von Kaliumnitrat, Magnesiumsulfat u. a., habe ich fiberhaupt keine Erfolge erzielt; vereinzelte durch hypertonische (26proz.) RohrzuckerlOsung; Fig. 15 und 20 sind mit Hilfe der letzteren gewonnen.

    Bei den Blutk6rperchen des Frosches gelang es mir auch nicht durch Kiicheakochsalz, Lochbildung zu bewirken; es ist mSglich, dass sie hier durch die Anwesenheit des unten zu beschreibenden Fadenwerks in der Zellsubstanz verhindert wird.

    Die eben beschriebenen Beobachtungen hat W e i d e n r e i c h (1905, 1 S. 289 ft.) im III. Teil seiner ,Studien fiber das Blut ~, in welchem er sich mit dem Bau der Amphibienerythrocyten besch~ftigt, einer gi~nzlich verfehlten Kritik unterworfen. Ich wtirde es bei der kurzen Antwort, die ich darauf bereits 1906, 1 S. 444, gegeben habe, bewenden lassen, wenn ich nicht fande, dass M. He idenha in (1911, S. 1060) schreibt, ich sei , t ier Meinung" , dass es mir gelungen sei, durch Einwirkung einer 3 proz. KochsalzlSsung den Reifen yon der ttbrigen Substanz des KSrperchens zu isolieren, und auf Vr e idenre ich verweist. Ich entnehme aus dieser J/,usserung, dass die Richtigkeit meiner frtiheren Angaben auf Grund des W e i d e n r e i c h schen Angriffs

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    auch yon anderer Seite in Zweifel gezogen werden konnte, und miichte daher auf die Weidenre ichsche Darstellung zuriick- kommen.

    In dem Referat, welches Weidenre ich yon meiner Schilderung gibt, l~tsst er reich behaupten, dass am Schluss des u ,,die Zellsubstanz mit dem Kern zur Kugel aufgequollen an einer Stelle dem Randreifen ansitzt". We idenre ich zeigt dadurch, dass er den physikalischen Kraften, welche nach meiner Auffassung die Abkugelung der Zellsubstanz nach dem Eintritt der Durchlochung bewirken, kein Verstltndnis entgegenbringt.

    We idenre ich fand nun bei Anwendung der von mir angegebenen Methode neben eigentumlichen Formanderungen, die an die yon Preyer beobachteten erinnern, bald haufiger, bald seltener solche Bilder, wie ich sie geschildert habe. Wahrend aber nach meiner Ansicht die farblosen Stellen L6cher seien, das BlutkSrperchen also richtig durchbohrt ware, handelt es sich nach Weidenre ich ,keineswegs um LOcher, sondern nur um hi~moglobinfreie Stellen, die dadurch zustande kommen, dass infolge der wasserentziehenden Wirkung der 3proz. Kochsalz- 15sung der Inhalt eingedickt uud geringer wird; die Membran nahert sich infolgedessea und kommt an einzetnen Stellen in grSsserer oder geringerer Ansdehnung zur Beriihrung und Ver- klebung, w~hrend der Inhalt nach den tibrigen Partien der Scheibe sich zusammeadrangt; offenbar tibt dabei die Membran noch einen Druck auf den Inhalt aus, da der Kern haufig exzentrisch liegt. Die ,,LOcher" sind demnach nichts anderes als hitmoglobinfreie Stellen, wo die farblose durchsichtige Membran in doppelter Lage fest aufeinander ruht ~.

    ,,Der Beweis fiir diese meine Behauptung", sagt Weidenreich, ~li~sst sich auf mehrfache Weise erbringen. Zuniichst versuchte ich, ob es nicht gelingt, die Membranbliitter wieder zum Abheben zu veranlassen; tier Versuch gelang in der Tat. Setzt man ni~mlich eine sehr dtinne Kochsalz- liisung (0,6~ zu, so beobachtet man, wie die Blutscheibe wieder Wasser einsaugt, sie strebt der Kugelform zu und in dem Ma~e dringt yon der Stelle, an der sich haupts~chlich der gef~.rbte Inhalt angesammelt hatte, das H~moglobin vor und fiillt den leeren Raum wieder aus. Es resultiert eine Kugel, die rasch sich entF~rbt und dann dasselbe Bild darbietet, wie es auch sonst die Schatten der SalamanderblutkiJrperchen geben. W~re die Blutscheibe wirklich durchlSchert, so w~re dieser Vorgang undenkbar. Abet ich bin in der Lage, noch einen zweiten Beweis gegen die Lochnatur dieser h~moglobinfreien Stellen zu bringen. Ich sagte mir, handelt es sich

  • Die roten Blutktirperchen der Amphibien. 473

    wirldich um aufeinanderliegende Membranpartien, dann muss es vielleicht gelingen, Einsehliisse oder Auflagerungen in und auf diesen Stellen zu fint]en. Auch das ist mir nach einigem Sucben gegliickt, ich babe mehrfach Scheiben gesehen, wie ich sie in Fig. 23 wiedergebe, wo also in der Mitre des ~Loehes" ein nicht n~her zu bestimmendes Gebilde lag; nun muss man sich selbstverst~ndlich dariiher vergewissern, dass derartige Flecken nicht etwa auf oder fiber der Scheibe liegen und die Lage in dem ,,Loehe" nur eine scheinbare ist. Um auch da sicher zu gehen, geniigt es, die Seheibe zu bewegen und sie zum Uberschlagen zu bringen, was durch Klopfen auf das Deckglas bei nicht zu wenig Fliissigkeit leicht gelingt. Es muss also an der scheinbar leeren Stelle etwas ausgespannt sein, wo diese KSrper oder FIecken sitzen, und das ist eben die ]~[embran. Einen dritten Beweis lieferte mir mein Versuch, derartige Scheiben zu f~trben; zwar gelang es mir nieht, wie ich wollte, die ,,Ltieher" zu tingieren, und zwar deswegen, weft geringer Farbzusatz iiberh~upt die KSrperchen ungef~trbt Iiess, reichlicher dagegen die Scheibe~ zum Que~len brachte und in Kuge/form ~iberf~ihrte, genau wie es bei Wasserzusatz der Fall ist. Aber es gelang d~fiir auf andere Weise die Lochnatur auszuschliessen, ich erhielt n~mlich einen kSrnigen Farbstoff- niederschlag bei geringem Farbzusatz und versuchte nun eine StrSmung in dem Pr~parate auszultisen. Sind die Blutscheiben wirklich durchlocht, so miissen, wenn die Scheibe auf tier Kante steht und mit ihrer Fl~ehe der StrOmung entgegengerichtet ist, die Farbstoffpartikelchen natiirlich dieses Loch passieren; ist dagegen eine Membran vorhanden, so miissen sie an der fragliehen Stelle abgleiten und nach dem Rande der Scheibe fliessen. Ich habe mm mebrfach feststellen k~innen, dass die le~ztere Annahme die zu- treffende ist; niemals gingen die Farbstoffpartikelchen durch die Scheibe hindurch."

    W e i d e n r e i c h g laubt , somi t dargetan zu haben, dass die

    yon Meves beschriebenen Bi lder in ganz anderem Sinne zu deuten sind".

    Man k6nnte nun vermuten, dass Weidenre ich entgegen seiner eigenen Annahme die yon mir beschriebenen Bi lder ta t - t~chlich i iberhaupt nicht zu Gesicht bekommen hat. E inzelne seiaer F iguren (z. B. das Blutk6rpercben in der Textf igur 2 oben

    l inks auf S. 291) lassen jedoch keinen Zweifel, dass dies der Fal l ist.

    Es bleibt mir demnach nichts anderes iibrig, als zu kon- stat ieren, dass W e i d e n r e i c h etwas sieht, wo nichts exist iert . Die angebl ichen Beweise W e i d e n r e i e h s, welche das Vorhanden- sein einer Membran im Bereich der , farblosen Stel len" (Weidenre ich) dartun sollen, beruhen ebenso auf T~uschung wie zahlreiche andere Behauptungen. dieses Autors, die in der-

    selben Abhandlung zu lesen sind. Es ist nicht r ichtig, class es

  • 474 Fr iedr i ch Meres :

    gelingt, an den ,farblosen Stellen" Membranblatter zum Abheben zu bringen. Es ist ferner nicht richtig, dass mall Einschltisse oder hufiagerungen in und auf diesen Stellen finden kann. Da- gegen kann man unter Umstanden wahrnehmen, dass Zellsubstanz- kiigelchen, welche sich abgel($st haben, dutch ein Loch oder durch das Lumen des Randreifens hindurchtreibeu (Fig. 12). Es ist nicht der le i ses te Zweifel m6glich, dasses sich bei den in Rede stehenden ,farblosen Stellen" um wirkliche LScher handelt. Auch ist tier ganze weitere Verlauf der Erscheinungen derart, dass die Anwesenheit einer Membran an diesen Stellen vSllig ausgeschlossen ist.

    2. Dars te l lung des Randre i fens dut'ch F i t rbung. S ichtbarmachung se iner f ib r i l l i t ren S t ruktur .

    Eine zweite yon mir angegebene Methode. um den Rand- reifen an den frischen Blutk6rperchen darzustellen, besteht in dem Zusatz einer 1/4--1/2 proz. wasserigen L0suug you Gentiana- violett. An Stelle yon Gentianaviolett kann man auch Methyl- violett, Kristallviolett oder Dahlia verwenden. .~Iit Hilfe dieset' Methode lasst sich auch ein erstes yon mir entdecktes $truktur- verhaltnis des Randreifens, sein fibrillarer Bau, mit Leichtigkeit demonstrieren.

    Ich verfahre in der Weise, dass ich ein Tr(ipfchen Salamander- blut und in einiger Entfernung davon ein TrtSpfchen Gentiana- violettlSsung auf einen Objekttrager setze und beide TrSpfchen zusammen mit einem grossen Deckglas eindecke, welches ich mit geschmolzenem Paraffin umziehe.

    An der Bertihrungsgrenze beider Flfissigkeiten entsteht ein Farbstoffniederschlag; es bleibt jedoch gentigend Farbe in L(isung, um die Reaktion zu bewirken. Den Verlauf der Reaktion kann man

    besten in elm~,er En e n am " " "~ tf r ungvonderBertihrungsgrenzeverfolgen. Man sieht zuerst, dass im Zelieib aeben dem Kern ein

    Ktigelchen oder eine Gruppe yon solchen hervortritt, welche sich intensiv rot farben (,chromatoide Ktigelchen" nach m e i n e m Vorschlag, 1905, S. 540; vgl. unten S. 501).

    Sodann (Fig. 25) nehmen die Chromatinmassen des Kerns eine blauliche, der Kernsaft eine rStliche Farbung an; im Kern- saft treten kleine, stark rete K0rnchen hervor, welche immer zahlreicher werden. Von dem Randreifen ist zunachst noch

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 475

    nichts wahrzunehmen. Er wird erst auf einem folgenden Stadium (Fig. 26) als ein leicht rotviolett tingierter Saum kenntlich. Die rote Fttrbung des bezw. der chromatoiden Kiigelchen ist nunmehr in eine rotviolette iibergegangen. Das Chromatin des Kerns zeigt Blauviolettf~rbung; es scheint gequollen zu sein und den Kernsaft bis auf die rot gefarbten K(irnchen aufgesogen zu haben, welche untereinander zu einer einheitlichen, nunmehr rotvioletten Masse verschmolzen sind.

    Auf einem folgenden Stadium (Fig. 27) ist auch die Farbung des Randreifens eine intensivere geworden; man erkennt an ibm eine parallele Streifung, welche noch deutlicher wird, nachdem der Zelleib sein Hamoglobin verloren hat (Fig. 28). Der Rand- reifen zeigt sich jetzt als aus einer grossen Anzahl parallel ver- laufender feinster Fi~den oder, was ebensowohl mtiglich ist, aus einem einzigen ununterbrochenen Faden zusammengesetzt, welcher im Rande der Blutscheibe zu einer Docke aufgewickelt ist. In den Polgegenden halten die Faden h[tufig einen etwas gr0sseren Abstand ein: die Docke, wenn es sich um eine solche handelt, ist hier aufgelockert. Vielfach sieht man Einzelf~tden, welche abgesprengt nnd ins Innere der Blutzellen verlagert sind.

    Statt ganz frisch abgelassenen Blutes habe ich ftir die Farbung mit Gentianaviolett mitunter auch solches benutzt, welches ich vorher zu Isolationsversuchen des Randreifens mit 3proz. Kochsalzl(isung gemischt hatte. Beztiglich des Rand- reifens ist das Resultat dasselbe: Fig. 29 und 30.

    b'icht selteu beobachtet man bei den [nit Gentianaviolett- 15sung behandelten Blutzellen an einem oder auch (Fig. 31) an beiden Polen des Randreifens Schleifenbildungen, welche wahr- scheinlich durch eine Torsion desselben (siehe unten S. 520) bedingt sind.

    Fig. 32 zeigt eine zuerst in 3 proz. KochsalzlSsung suspendiert gewesene Blutzelle, welche infolge Zusatzes der wtisserigen Farb- 15sung zur Kugel aufgequollen ist; dabei musste der Randreifen, wie geschehen, deformiert werden, well der Durchmesser der entstehenden Kugel kleiner ist als der Llingsdurchmesser der Blutscheibe.

    Schon vordem ich die Wirkung des Gentianavioletts auf die frischen Blutk6rperchen kenaen gelernt hatte, war es mir gelungen, wie ich oben bereits mitgeteilt babe, den Randreifen

  • 476 Fr iedr i ch B Ieves :

    am f ix ie r ten Objekt darzustellen; und zwar hatte ich ihn an Schnitten durch die Niere yon Salamanderlarven, welche mit F 1 e m m i n g schem oder H e r m a n n schem Gemisch fixiert waren, mittels der F I e m min gschen DreifachbehandIung (Safranin- Gentiana-Orange) gefarbt erhalten. In diesen Schnitten fanden sich die Blutzellen der Fig. 33 und 34, wahrend die in Fig. 35 gezeichnete Zelle aus einem in gleicher Weise behandelten Flachen- praparat yon Lungenwand, ebenfalls yon der Salamanderlarve, stammt. In Fig. 33 erscheint der Randreifen kompakt, in Fig. 34 und 35 dagegen ist seine fibrillare Zusammensetzung deutlich erkennbar. In Fig. 35 hat sich die Zelloberflache vom Rand- reifen abgehoben; dieser ist dadurch ins Innere des Zellk(irpers verlagert.

    Schliesslich habe ich in Fig. 36 und 37 noch zwei Blut- zeUen yon Rana esculenta abgebildet, in welchen der Randreifen durch Gentianaviolett zur Darstellung gebracht ist. Fig. 36 ist eine rote Blutzelle, welche vor der Behandlung mit Gentiana- violett eine Zeitlang in 3 proz. Kochsalzlbsung suspendiert gehalten wurde. Die Zelle der Fig. 37, auf welche die wasserige Gentiana- violettl6sung direkt eingewirkt hat, ist zunachst aufgequollen, was eine Deformierung des Randreifens zur Folge hatte, und hinterher geplatzt, wobei der Kern mit etwas Zellsubstanz aus- gestossen wurde.

    W e i d e n r e i c h hat die Fibrillen des Randreifens anfhnglich (1904 und 1905, 1) ftir Falten einer Oberiiachenmembran erklart, die durch einen Sahrumpfungsvorgang entstanden sein sollten, welcher durch den Zusatz der wasserigen GentianalSsung verursacht wiirde. Dabei konstatiert Weidenre ich selbst (1905, 1, S. 275), dass ,der Randreifen ~' nicht bloss an den zunachst yore Reagens betroffenen Zellen, sondern auch ,an der Grenze des vordringenden Reagens ~ ,am anscheinend intakten Blutk6rperchen auftritt", welches sein Hamoglobin noch nicht abgegeben hat. An diesem kann aber doch ganz gewiss yon ,Schrumpfung" keine Rede sein. Es bleibt ferner vOUig unverstandlich, warum die Falten ausschliesslich am Rande der Scheiben entstehen sollten. Von diesem Mien abgesehen kann auf Grund des mikroskopischen Brides - - selbst wenn man sich auf Gentianaviolettpraparate yon frischem Blut beschrankt - an

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 477

    der Fibrillennatur der ,Linienzeichnung ~ nicht der geringste Zweifel obwalten. Es ist vSllig ausgeschlossen, dass Membran- falten sich in Form so feiner und scharf gefarbter Linien wie z. B. in Fig. 28 prasentieren kSnnten. Mit Hilfe einer guten Immersion kann man sich ferner (nicht bloss in Kanten-, sondern auch in Flachenansichten der Blutk5rperchen) mit Leichtigkeit davon fiberzeugen, dass der Reifen nicht ,nur eine Oberflachen- bildung" ist, sondern dass ein Teil der Fibrillen deutlich im Innern des Blutscheibenrandes gelegen ist. Schliesslich sind Bilder yon deformierten Randreifen, wie ich sie in den Gentianaviolett- praparaten h~ufig finde (Fig. 31 und 32). mit tier We iden- r e i c h schen Annahme absolut unvereinbar.

    W e i d e n r e i c h hat sich denn auch veranlasst gesehen, seine Auffassung spater (1905, 3 und 4) selbst zu berichtigen, 1) nachdem ihm auf der Genfer Anatomenv.ersammlung (August 1905) Praparate yon drei Seiten zugleich, ausser von mi r auch yon Bryce und J o s e p h, vorgelegt waren.

    Die beiden letzteren Autoren haben meine Darstellung v611ig bestatigt. B ryce (1904) findet an Schnitten durch Lepidosiren- larven, dass das hussehen des Randreifens in Flachenansichten der roten BlutkSrperchen ,distinctly fibrillar" ist und dass die Fibrillen an Querschnitten '~) als feine gefilrbte Punkte erscheinen. J o s e ph (1905) teilt mit, dass die faserige Natur des Randreifens an Schnitten durch die roten BlutkOrperchen yon Proteus ,in ausgezeichneter Weise ersichtlich" ist. ,Gleichzeitig sind auf der Flache der Erythrocyten keinerlei Linien zu sehen, welche etwa mit den Membranfalten Weiden re ichs identisch sein kOnnten."

    3. Der KOrnerbe lag des Randre i fens .

    Eine weitere Struktureigentiimlichkeit des Randreifens lasst sich auf folgende Weise sichtbar machen. Man setzt auf einen Objekttrager nebeneinander einen Tropfen Blut des Salamanders und einen Tropfen einer 0,9proz. Chlornatriuml~sung, welche auf 100 ccm 3--4 Tropfen Salpetersaure yon 1,4 spezifischem

    1) W e i d e n r e i c h (1905, 4 S. 401) leitet diese Berichtigung mit den Worten ein, er habe seine Auffassung ,in etwas zu modifizieren ~ (!).

    ~) Solche Querschnitte lagen mir an meinen Schnitten durch die Niere der Salamanderlarve, aus denen die BlutkSrperehen der Fig. 33 und 34 stammen, gleichfaUs vor.

  • 478 Fr iedr ich l~eve s :

    Gewicht enthalt, deckt beide Tropfen zusammen ein und umzieht das Deckglas mit einem Rand yon geschmolzenem Paraffin.

    Die BlutkSrperchen, welche am Beriihrungsrand yon Blur und Reagens liegen, quellen alsdann auf und verlieren ihr Hitmo- globin. Der Randreifen tritt deutlich hervor. In Kantenansichten nimmt man wahr, dass die beiden Oberflachen der Blutzelle sich beiderseits stark vorgebuchtet haben. Der Randreifen erscheint wie ein Schnttrring, welcher um die Blutzelle herumgelegt ist; man hat den Eindruck (Weidenre ich , 1905, 1,S. 276), als ob das Blutk0rperchen ,,aus zwei HMften zusammengeftigt w~re, die an den Vereinigungsstellen verdickt vorspringen, wie etwa die Schalen eil~er ~Nuss" (Walnuss).

    Diese Bilder kommen offenbar dadurch zustande, dass die Niederschlagsmembran, welche sich bei der Bertihrung mit der Saure bildet, am Rande der BlutkSrperchen mit der nach aussen gekehrten Oberfiache des Reifens verklebt und bier auch dann noch fixiert bleibt, wenn die Biutzelle aufquillt.

    Untersucht man nun den Randreifen mit Hilfe einer Immersion, so lasst er yon der oben beschriebenen Zusammensetzung aus Fibrillen nichts wahrnehmen, sondern zeigt, besonders in Kanten- ansichten (Fig. 38), ein k6rniges Aussehen. Welches Struktur- verhMtnis diesem kOrnigen Aussehen zugrunde liegt, habe ich 1:}04, 2 nieht sofort erkannt, sondern erst spater (1905, 2), als ich die roten Blutk6rperchen yon Amphibien nach dem Vorgang yon L a v d o w s k y mit gefarbter Jodsaure behandelte.

    Lavdowsky hatte 1893 mitgeteilt, dass Jodsaure in Ver- bindung mit einigen Farbstoffen, besonders 1Neuviktoriagrtin oder MethyIviolett 6 B, in eigenartiger Weise auf die roten Blut- k51"perchen einwirkt. Seine Behandlungsmethode bestand in folgendem. Er setzte auf den Objekttr~tger einen grossen Tropfen einer 2--4proz. Jodsaure, vermischte ihn mit einem kleinen Tropfen yon Neuviktoriagriin oder Methylviolett 6 B, brachte in die Mischung einen Blutstropfen, verrtihrte ihn damit und deckte ein. Wendet man diese Methode auf das Blut des Frosches (Rana temporaria) an, so beobachtet man nach Lavdowsky im ersten hugenblicke ein starkes und rapides Aufquellen der roten Blutk6rperchen, und zwar quellen sie so regelmassig auf, dass die relativen Verhaltnisse der verschiedenen Durchmesser ganz unverandert bleiben. Sie sind zunachst in ihrer To.talitat grtin

  • Die roten Blutkiirperchen tier Amphibien. 479

    bezw. lila gef'arbt. Sehr bald, namentlich im Verlaufe der ersten Minute, entfiirben sie sich, ,mit Ausnahme der Kerne und der sogenannten Membran, wo sich die Farbe vornehmlich lokalisiert".

    ,,Die Membranschicht erscheint gleich Ringen und Reife~l um die einzelnen Kbrperchen; sie ist anfanglich unversehrt, ganz kompakt. Aber schon nach der ersten Minute der Jodsaure- wirkung bemerkt man unter Aufquellen der K6rperchen folgende interessante Erscheinung . . . . " Die Membranschicht wird durch auftretende Liicken in ,,sti~bchenf6rmige Sttickchen" geteilt. Die Liicken dehnen sich um so mehr aus, je mehr die BlutkSrperchen selbst aufschwellen. Endlich platzen samtliche Blutk6rperchen. Die Stitbchen zeigen jedoch keine Neigung abzufallen oder sich abzutrennen, sie verbleiben vielmehr an ihrer Stelle.

    Bei einer Nachprtifung mit der yon Lavdowsky angegebenen Methode an den roten Blutk~rperchen des Frosches 0,berzeugte ich reich nun leicht, class es sich bei der Membran, welche Lavdowsky hiel: gesehen haben will, nicht um eine solche handelt, sondern um ein Band, welches um den Rand der BlutkSrperchen herumgelegt ist. Der erste Gedanke, tier sich mir aufdr~tngte, war der, dass dieses Band mit dem Randreifen der roten BlutkSrperchen identisch sei. Ich erkannte aber sehr bald, besonders als ich die Blut- kbrperchen des Salamanders zur Untersuchung heranzog, dass tier eigentliche Randreifen noch innen yon diesem Bande gelegen ist, bezw. dass das Band die aussere konvexe Seite des Randreifens bedeckt. Das Band stellt einen platten, ca. 11/2--2 tt breiten Streifen dar. Man sieht es yon der Fl:.tche, wenn die Blutscheibe auf der Kante steht, und konstatiert dann, dasses sich aus zahlreichen, sehr kleinen K(irnchen zusammensetzt (Fig. 45); die KSrnchen sind es, welche sich intensiv grtin oder violett farben. In Flachenansichten der Blutk(irperchen erscheint das Band als Linie oder (Fig. 44) als K(irnerreihe. Wenn info]ge der Jodsaurewirkung eine starke Erweiterung der Blutscheibe eintritt, wird es durch quere Lticken, welche in kurzen hbstnden voneinander auftreten, in zahlreiche Stiickchen zerlegt. Bei den BlutkSrperchen, welche in Fig. 44, 45 wiedergegeben sind, hatte ich eine stilrkere Erweiterung dadurch verhindert, dass ich zu tier Jodslture Chlornatrium zugesetzt hatte.

    Das gleiche Kbrnerband kann man durch die gleiche Methode an den roten Blutk(irperchen des Salamanders dargestellt erhalten (Fig. 46, 47).

  • 480 Fr iedr ich Meres :

    Auf sein Vorhandensein ist auch das k6rnige Aussehen des Randreitens bei der Behandlung mit verd~innter Salpetersaure (siehe oben) zuriickzufiihren. Der KSrnerbelag finder sich namlich auf der ganzen nach aussen gekehrten Oberflache des Randreifens, welcher ausserdem nur noch yon einer Zellsubstanzschicht yon minimaler Dicke fiberzogen ist. Unter der Einwirkung der Jod- s~ture quiIlt der Randreifen auf; dadurch wird der scMrfe Rand der Blutscheibe abgeplattet und der KSrnerbelag in Form eines Bandes in einer Ebene ausgebreitet.

    4. Die Quermembranen des Raadre i fens . Deckt man eine~ Tropfen Salamanderblut zusammen mit

    einem Tropfen einer 0,9--1proz. Kochsalzl6sung ein, welcher man auf 100 ccm 30 Tropfen Salpeters~ure yon 1,4 spez. Gewicht zugefiigt hat, so erscheint nach eiaiger Zeit der Randreifen ill denjenigen Zellen, welche am Bertihrungsrand zwischen Blut und Reagens liegen, durch Quellungl} auf das 2--3--4 fache seines Dickendurchmessers verbreitert (Fig. 39--43). Die starken Grade der Quellung (Fig. 41--43) gehen mit einer nicht unerheblichen Verk~irzung des Randreifens einher. Die zweilappige Form des BlutkSrperchens, welche schon bei Einwirkung schw~cherer Salpetersaure hervortrat (siehe oben), wird dadurch noch viel ausgesprochener; sie macht sich auch in FPachenansichten (vgk besonders Fig. 42 3)) deutlich bemerkbar. Der Randreifen weist nunmehr eine etwas verwaschene Langsstreifung und ausserdem ca. 30--40 sehr deut l i che Quer l in ien auf, welche sich mit dem Blutfarbstoff ziemlich intensiv tingiert haben. Der Ab- stand der Querlinien voneinander ist etwas verschieden, ihre Richtung haufig unregelm~.ssig. Vielfach sieht man die Querlinien in nebeneinander liegende K6rnchen aufgel6st. Am deutlichsten ist dies, wenn der Randreifen stark gequollea ist; die K6rnchen erscheinen alsdann als Verdickungen der FibriUen, welche den Randreifen bilden.

    Durch Heben und Senken der Schraube kann man fest- stellen, dass die Querlinien der Ausdruck yon Membranen sind,

    1) Es kann sich entweder um eine Quellung der Fibrillen oder einer sie verbindeuden Kittsubstanz oder um beides handelm

    ~) Die in Fig. 42 den Randreifen umgebende Zone entspricht der unteren H~,lfte des dutch den Randreifen eingeschn/lrten Blutk~rperchens, welche beim Senken des Tubus den Randreifen ~iberragt.

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 481

    welche den Randreifen durchsetzen; unvollstandig ausgebildete Quermembranen sind haufig.

    Die Darstellung der Quermembranen durch Salpetersi~ure- KochsaIz scheint tibrigeas noch leichter bei Anwesenheit yon etwas Sublimat zu gelingen. Ich babe sparer mit besonders gutem Erfolg eine Fl(issigkeit yon folgender Zusammensetzung angewendet: Salpetersaure yon 1,4 spez. Gewicht 24--30 Tropfen, Ch[ornatrium 1,8--2 proz. 50 ccm. Sublimat l proz. 50 ccm.

    In ahnlicher Weise wie Salpetersaure yon der angegebenen Konzentration wirkt eiae 2--3proz. Jodsliure, zu welcher man gleichfalls, um eine starkere Erweiterung der Blutscheiben zu verhindern, 1 Proz. Chlornatrium hinzuffigen kann. Mischt man die Jodsaure-KochsalzlSsung mit etwas Neuviktoriagriin oder Methylviolett, so kann man die Quermembranen gefarbt erhalten (Fig. 46, 49). ~)

    Gelegentlich habe ich noch eine dritte Metlaode aufgefunden, welche zur Darstellung der Quermembranea geeignet ist und welche vor den beiden ersten den Vorzug hat, dass sie Dauer- praparate liefert.

    Um die Vorgange zu studieren, welche bei der Gerinnung des Salamanderblutes auftreten, hatte ich (1906, 2) Blur in dfinner Schicht auf dem Objekttrager ausgebreitet, in einer feuchten Kammer verschieden lange Zeit (einige Minuten his zu einer halben Stunde) sich selbst iiberlassen und dann mit schwachem F I e m m i n g schen Gemisch, ~) dem ich 1 Proz. Kochsalz zugesetzt hatte, fixiert. ~'ach Auswaschen der Priiparate in fiiessendem Wasser hatte ich sie teils einer Doppelfarbuug mit Safranin und De la f ie ldschem Hamatoxylin~ teils der F lem- m i n gschen Dreifachbehandlung (Safranin-Gentiana-Orange) unter- woffen. Bei der ersteren Farbung verfuhr ich in der Weise, dass

    i) Bei den Pr~paraten, nach welchen Fig. 46 und 47 gezeichnet sind, hatte ich den Kochsalzzusatz zur Jods~ure weggelassen und infolge- dessen eine starke Erweiterung der Blu~scheihen im L~ngs- nnd Breiten- durchmesser erhalten. Start Neuviktoriagriin oder ~ethyiviolett kann man auch Dahlia anwenden, wie es bei derjenigen Blutzelle geschehen war, nach welcher die Fig. 3 auf S. 102 yore Band 26 des ~.natomi~chen Anzeigers gezeichnet ist. Bei Benutzung yon Dahlia daft der Jods~ure kein Kochsalz zugesetzt werden, weil dieses mit Dahlia einen Niederschlag gibt.

    2) l proz. Chroms~ure 25 ccm, 1 proz. 0smiums~ure 10 ccm, 1 proz. Essigs~ure 10 ccm, dest. Wasser 55 com.

  • 482 Fr iedr ich Meres:

    ich zun~tchst eine 1 proz. wasserige SafraninlSsung ca. 24 Stunden einwirken liess, dann mit neutralem Alkohol extrahierte und schliesslich ca. 6--12 Stunden mit stark verdiinntem Dela- f ie I d schen Hamatoxylin nachfarbte. Die F I e m m i n g sche Dreifachbehandlung habe ich im wesentlichen nach der yon F I e mmi n g gegebenen Vorschrift 1) ausgeftihrt; jedoch habe ich vor dem Einschluss in Kanadabalsam stets noch erst ca. eine halbe Stunde mit NelkenSl ,,differenziert".

    Wenn man nun Praparate, welche in der beschriebenen Weise hergerichtet sind~ unter das Mikroskop bringt, konstatiert man, dass nur ein Tell der roten BlutkOrperchen ihre Gestalt unverandert bewahrt haben, hndere sind in verschiedenen Zu- standen der Deformation (siehe unten S. 506) fixiert; noch andere, die (bei langerem hufenthalt des Blutes in der feuchten Kammer) wieder zur elliptischen Form zurtickgekehrt sind, zeigen am Rande hell aussehende verdtinnte Stellen, besonders in der Nahe des einen Poles.

    Der Randreifen ist ausser an diesen Stellen in den ellip- tischen BlutkSrperchen nirgends wahrnehmbar; er wird offenbar durch das gefitrbte I-Iam~globin verdeckt. Dagegen treten die Quermembranen nach beiden F~trbungen am ganzen Rand der samtlichen Blutscheiben deutlich hervor. Nach der Doppelf~trbmlg mit Safranin und Dela f ie ldschem Hamatoxylin zeigen sie eia dunkles Aussehen (Textfig. I). Bei Anwendung der Dreifach- behandlung dagegen mit nachheriger Differenzierung in ~elkenOl sieht man sie gleichsam im Negativbild; sie haben samtlichen Farbstoff abgegeben und erscheinen nunmehr hell auf stark blau- rotem Grunde; die Fibrillen des l~andreifens sind an Stelle der Quermembranen ebenfalls entfarbt und nicht sichtbar (Textfig. II ~-)).

    Beim ersten hnblick der hellen Querlinien in Fig. II kSnnte man glauben, dass es sich um radiale Spriinge (Risse) der Blut- scheibe handelt. Dass davon nicht die Rede sein kann, erkennt man bei etwas genauerer Betrachtung schon daran, dass ein Tell der Querlinien (in Fig. H besonders oben) kurz vor dem Rand aufhSren.

    ~) Vgl. Eneyklop~die der mikroskopischen Technik. Berlin 1910. o) Bei den roten Blutk6rperchen, welche ich 1906, 2 auf Taf. 24

    und 25 abgebfldet babe, waren die Quermembranen des Randreifens ebenfalls sichtbar, siud aber nicht mitgezeiehnet.

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 483

    Was die Natur der Quermembranen anlangt, so babe ich schon fr~her die Vermutung ausgesprochen, dass sie sich aus ,,Plastochondrien" (,Mitochondrien") zusammensetzen. Sie scheinen n~tmlich aus derselben Substanz zu bestehen wie die unten zu besprechenden, im Innern der Zellsubstanz gelegenen Faden, we!~he ich mit Bestimmtheit als ,,Plastokonten" in Anspruch nehmen m6chte (siehe unten S. 494).

    Fig. I. Fig. II.

    Die Bedeutung der Quermembranen sehe ich darin, dass sie dazu dienen, nach Art yon Queranastomosen die Fibrillen des Randreifens zu vereinigen und zusammenzuhalten. Ihre AuN gabe ist demnach dieselbe, wie sie den Krauseschen Membranen der quergestreiften Muskelfaser nach Ranv ier (1,~75), M. t te idenha in (1899) u. a. mit Rficksicht auf die Muskel- fibrillen zukommt. Nach M. He idenha in (1. c., S. 49) scheint ein allgemeines Strukturprinzip darin gegeben zu sein. dass, wo immer parallel gerichtete Faserztige vorkommen, diese yon ahnlichen Systemen senkrecht tiberkreuzt werden.

    W e i d e n r e i c h ist es nicht gelungen, die Quermembranen des Randreifens durch Zusatz yon Salpetersaure darzustellen. Er sagt 1905, 1, S. 276: ,Trotzdem ich die Mevessche Angabe hinsichtlich der Untersuchungsmethode genau befolgt babe, ist es mir nicht gegliickt, Bilder zu erhalten, die auf diese Schilde- rung irgendwie gepasst hatten, und ich sehe reich ausserstande, meine Befunde mit der Beschreibung, wie Meres sie gibt, in Einklang zu bringen."

    Archiv f. mikr Anat. Bd, 77. Abt. I. 33

  • 484 Fr iedr ich b [eves :

    Meinerseits kann ich nicht zugeben, dass dieses erste yon mir angegebene Verfahren zur Darste]lung der Quermembranen eine besondere Kunstfertigkeit erfordert, hus der Beschreibung und den Figuren Weidenre ichs scheint mir hervorzugehen, dass er ausschliesslich diejenigen Bilder zu Gesicht bekommen hat, welche ich selbst durch Einwirkung tier schwacheren Salpeter- saure erhalten babe. Ich mSchte daher annehmen, dass die yon ibm angewandte L~sung nicht stark genug war; vielleicht hat er sie auch nicht lange genug wirken lassen.

    Eine Best~t igung meiner Beobachtung gibt M. Heiden- ha in (1911, S. 1062). Er hat ,die radialen Querdurchzfige des Randreifens",. wie er sagt, ,gelegentlich bei den Blutk~rperchen des erwachsenen Salamanders (Sublimat-Osmiumsaure, Eisen- hamatoxylin) sehr schSn vor Augen bekommen; sie treten in etwas wechselnder Anordnung auf und farben sich tintenschwarz".

    5. Die Bedeutung des Randre i fens . Ein genaueres Stadium der AmphibienblutkSrperchen erhebt

    es fiber jeden Zweifel, dass wir in dem Randreifen ein fes tes und e las t i sches Gebilde vor uns haben, and dass der Rand- reifen es ist, welcher die F o r mder roten BlutkSrperchen bedingt.

    Als Beweis daffir kSnnen diejenigen Bilder dienen, welche bei Lasionen des Randreifens auftreten.

    L~sionen des Randreifens beobachtet man gar nicht selten in Pr~iparaten yon frischem Blut, h~iuflger naeh Reagentienwirkung, z. B. wenu man die roten BlutkSrperehen mit einer 3proz. LSsung yon Kiichenkoehsalz be- handelt hat.

    Sehr gewShnlich sind vollstiindige Zerreissungen des Randreifens. Meistens entfernen sich beide Enden voneinander; der Randreifen nimmt die Form eines spitzen oder stumpfen Winkels an, dessen Schenkel in Gestalt zweier Fortsiitze aus der sich kugelig abrundenden Zellsubstanz heraus- ragen. Eine hierher gehSrige Abbildung hat P reyer 1864 in seiner Fig. 13 gegeben. Zuweiten streckt sich der zerrissene Randreifen ganz gerade, die rote Blutzelle erh~lt dana die Gestalt einer Spindel, deren Enden in einen Faden ansgehen.

    Bei einer Kontinuit~itstrennung des Randreifens an z~vei Stellea entsteht ein Bild, wie P reyer es in seiner Fig. 29b abbildet.

    Sodann finden sich Blutk{~rperchen, deren e iner Pol in einen ver- schieden langen Fortsatz ausl~uft. Dieser gehSrt dem Randreifen an und ist wahrscheinlich durch Knickung und Verklebung der der Knickungsstelle zunt~chst liegenden Teile des Randreifens entstanden. Der Fortsatz endet meist zugespitzt, manchmal auch kolbig, zuweilen zeigt er an seinem Ende

  • Die roten Biutkiirperchen der Amphibien. 485

    cine dendritische Verzweigung, wie Kno l l (1896) es in der Fig. 22 seiner Taf. I wiedergegeben hat. Das Auftreten derartiger Verzweigungen, die mehr oder minder reichlich sein kiinnen, h~ngt wahrscheinlich mit der fibriU~tren Struktur des Randreifens zusammen.

    ]~Ian trifft welter Blutscheiben, welche an dem einen Pol zwei feine, in tangentialer Richtung abgehende Spitzchen zeigen, die sich nach den gegeniiberliegenden Seiten erstrecken und sich in der verIi~ngerten L~tngs- achse der Scheibe kreuzen. Die Spitzchen stellen anscheinend die Enden yon Fibrillenbiindeln dar, welche an zwei Stellen aus dem Randreifen aus- gebrochen sind.

    Wiirde der Randreifen fehlen, so wtirde die Zelle wie eine in Alkohol-Wasser schwebende Olmasse der Wirkung der Ober- flachenspannung folgen und sich zu einer Kugel abrunden.

    Es ist das Verdienst yon Ko l tzo f f (1903, 1906), gezeigt zu haben, dass in vielen Fallen, wo die Gestalt einer Zelle oder irgend eines Zellorgans yon der kugeligen abweicht, feste Gebilde, in erster Linie elastische Fasern, eine wichtige Rolle spielen. Ko l t zo f f demonstriert dieses eingehend an den komplizierten Formen der Krebsspermien und tut dann auch des Randreifens der roten Blutk6rperchen Erwahnung, yon dem er sagt, dass sein Vorhandensein gentigt, um die Form der BlutzeUe zu erklaren.

    Es ist bekannt, dass die roten Blutk0rperchen infolge mechanischer Einwirkung, sei es innerhalb des KOrpers, sei es ausserhalb desselben, ihre Form passiv andern k(innen, dass sie aber, sobald der Zwang aui'n~rt, ihre urspr~ingliche Gestalt sofort wieder annehmen. Die MOglichkeit dazu ist in erster Linie durch die dem Randreifen innewohnende E las t i z i ta t gegeben, verm(ige deren er in seinen nattirlichen Zustand zurtickkehrt; zweitens ist die Oberflachenspannung wirksam, um die gesetz- massige Verteilung der Zellsubstanz wieder herbeizuftihren, eventuell auch, um den Kern in seine frtihere Lage zuriick- zubringen.

    Die dutch den Randreifen verursachte Scheibenform der roten Blutzelle muss namlich auch auf die L a g e d e s K e r n s bestimmend einwirken.

    Ein Blutk6rperchen yon Salamandra maculosa oder Rana escu- lenta ist auf einem dutch die langste Achse gehenden optischen Durch- schnitt spindelf6rmig (Textfig. VIIa und VIIIa) ; die Mitte der Spindel wird durch den Kern eingenommen, welcher die Oberflache beider- seits bertihrt, zuweilen sogar etwas vorbuchtet; bei Rana tempo- raria werden beide Flachen durch den Kern deutlich vorgewblbt.

    33*

  • 486 Fr iedr i ch 5 [eves :

    Der Kern k(innte nun in seine zentrale Lage ausschliesslich durch die Oberflachenspannung hineingebracht sein und in ihr erhalten werden. Die Obertiachenspannung wirkt, als wean an der Oberflache der Zellsubstanz eine elastische Schicht vorhanden ware, welche dahin strebt, so klein wie mSglich zu werden. Ein Minimum der Oberflache ist aber, wie mir yon kompetenter Seite mitgeteilt wird, nach mathematischen Gesetzen dana vorhanden, wenn die Oberflache m(iglichst symmetrisch ist; letzteres ist unter den gegebenen Umst',mden bei zentraler Lage des Kerns der Fail.

    II. Zur Membranf rage . Was die Frage nach dem Vorhandeasein einer Membran

    anlangt, so vertrete ich mit Entschiedenheit den Standpunkt, dass den roten BlutkSrperchen der Amphibien eine solche nicht zukommt. 1)

    Verschiedene Autoren, die bier eine Membran beschrieben haben, sind offenbar dutch den Randreifen irregefiihrt worden; so z. B. Runv ier (1875, S. 7), wenn er sagt, dass die Blut- kSrperchen der hmphibien nach dem Zusatz verschiedener Reagentien einen doppelten peripheren Kontur erkenneu lassen, welcher so deutlich ist, dass man berechtigt ist, ihnen eine Grenzschicht yon betrachtlicher Dicke zuzuschreiben ; H. D. S chm i d t (1878, S. 64), nach welchem das Protoplasmu der roten Blut- kSrperchen von Amphiuma sich in beschrltnkter Ausdehnung dutch spontane Kontraktion oder unter dem Einfiuss bestimmter Reagentien yon der umhttllenden Membran trennen kann;

    1) Von den Siiugetierblutk~irperchen dagegen nehme ich an, dass sie eine membranartige Wandschicht besitzen. Diese l~sst sich dutch Gentiana- violett am Trockenpr~parat (D e e t j e n, 1901) und am fl'ischen Blur {M e v e s, 1903~ f~rbem Ich finde, wie ich 1903, S. 2t3 mitgeteilt habe, dass sie yon einer grossen hnzahl yon LSchern oder Poreu durchsetzt wird. Von dieser Membran ist mir wahrscheinlich, dass sie eine festere Beschaffenheit hat und die bikonkave Form der S~ugetiererythrocyten bedingt. Dass die Situgetiererythrocyten entsprechend einer Behauptung yon W e i d e n r e i c h ,glockenfSrmig ~ seien, hat zwar nicht nur bei vielen H~imatologen, sondern auch sogar in histologische Lehrbiicher Eingang gefunden, ist aber nichts- destoweniger, wie ich reich durch Beobachtung des in den Kapillaren kreisenden Blutes tiberzeugt habe, v o 11 s t ~ n d i g irrtiimlich (vgl. auch J. J o l l y , Sur quelques points de la morphologie du sang ~tudi~s par robservation de la circulation dans l'aile de la Chauve-souris, Archives d'anatomie microsc., t. XI, 1909).

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 487

    Auerbach (1890, S. 573), welcher die BlutkSrperchea tier Batrachier als ein ,,sprechendes Beispiel" daffir bezeichnet, dass eine Zellmembran auch einzelnen Arten tierischer Zellen zu- kommen kann.

    L a v d o w s k y ( 1893) dagegen, welcher FroschblutkSrperchen mit gefarbter Jodsaure behandelte, hat nicht den Randreifen selbst, sondern, wie ich oben gezeigt habe. ein KSrnerband, welches die konvexe Seite des Randreifens bedeckt, als Membran beschrieben.

    Neuerdings tritt We idenre ich (1903, S. 488 u.a.a .O.) ftir das Vorhandensein einel" Membrall bei den Amphibienblut- kSrperchen ein, und zwar finder er diese Annahme durch ein paar nicht gerade neue Versuche (Zusatz yon Wasser und von Tanninl0sung) ,so klar bewiesen", dass er seine ,,Verwunderung dariiber aussprechen muss, wie man nur einen Augenblick sich dartiber tauschen konnte".

    Gegen die Praexistenz der auf diese Weise nachweisbaren Membranen ist nun abet bekanntlich schon haufig eingewandt worden, was auch yon den Membrananhitngern meistens bereit- willig zugegeben wird, class sie Niederschlagsmembranen sein kOnnten.

    W e i d e n r e i c h glaubt allerdings jeden Widerspruch gegen die Anwesenheit einel" Membran zum Schweigeu bringen zu kOnnen, indem er darauf hinweist, er habe sich mit seiner An- sicht, dass die roten BlutkSrperchen eine Membran besitzen, ,,ganz auf den Boden der modernen Physiologie gestellt", die ,,zur Erklarung der osmotischen Druckphauomene" diese Annahme mache (1904, S. 21 und an anderen Stellen)~).

    Es lasst sich nun aber leicht zeigen, dass hier ein Miss- versti~ndnis zugrunde liegt. W eid en re ich verwechselt histo- logische Membran und ,,Plasmamembran".

    ~) Ich zitiere aus ~_bhandlungen W e i d e n r e i c h s noch folgende S~tze : 1904. S. 34. ,Die modernen Lehren der physikalischen Chemie, tier

    Nachweis, dass der osmotische Druck eine so wichtige Rolle in der Physiologie der Blutzelle spielt, zwingen mit absoluter 51otwendigkeit dazu, eine dichtere Oberilii.chenschicht als i~ussere Begrenzung anzunehmen."

    1904, S. 39. ,Die Lehre vom osmotischen Druck macht dieAnnahme einer ~usseren Begrenzung notwendig. ~

    1904, S. 54. ,Ich kann es mir nicht versagen, nochmals auf die grosse Inkonsequenz hinzuweisen, die darin besteht, dass man gezwungen

  • 488 Fr iedr ich ~[eves :

    P fe ffe r (1877) nimmt bekanntlich an, dass das Protoplasma an seiner Oberflache yon einer ,~ Plasmahaut" oder ,,P]asmamembran" bekleidet ist, welche tiber Aufnahme oder Nichtaufnahme einer gelbsten Substanz entscheidet. Eine solche Plasmahaut wtirde sich nach P f e f f e r an alien pitanzlichen ProtoplasmakSrpern finden, m~gen sie ausserdem noch yon einer Cellulosemembran bekleidet sein oder nicht ; ebeuso aber auch an AmSbeu, Rhizopoden und an den Leukocyten des Blutes, also an Zeileibern, welche die Tierhistologie als nackt oder membranlos bezeichnet. - - Die Plasmahaut besitzt im allgemeinen nur ,minimale und unmessbare Dicke" ; ,zur Erreichung der diosmotischen Erfolge reicht theoretisch eine einfache oder doppelte Molekularschicht aus ~ (P f e f fe r, 1897, S. 93). - - Bei l)urchschneidung eines Myxomyceten wird die Plasmahaut an der Schldttflache aus dem Cytoplasma heraus neu- gebi|det (Pfeffet:, 1891, S. 19:rl).

    Es ist demnach klar, class diese Plasmahaut oder Plasma- membran etwas ganz anderes ist als die viel umstrittene histo- logische Membran oder auch nur crusta der roten Blutk0rperchen. Die roten Blutk0rperchen der Amphibien haben selbstverstandlich, wenn wir die Pfef fersche Hypothese akzeptieren, ebeufalls eine Plasmahaut; sie kSnnten aber darum nichtsdestoweniger im histo- logischen $inne ebenso nackt oder membranlos sein wie z. B. die Leukocyten.

    Von der Piasmahaut pflanzlicher Zellen hat O v e r t o n (1900) die weitere Hypothese begrtindet, dass sie mit fettartigen Stoffen impragniert sei. A lb recht (1903) hat diese Vorstellung auf Grund mikroskopischer Beobachtungen, K o e p p e (1904) gesttitzt auf physiologische Experimente, auf die Plasmahaut der rotea Blutk0rperchen zu tibertragen gesucht.

    Mit Bezug auf die yon A I b r e c h t beobachteten Erscheinungen (bei Erwitlxaung, Zusatz yon Kalilauge etc.) m0chte ich bemerken,

    durch die modernen Lehren der Osmose, eine Oberlti~chenschicht, eine crusta annimmt, im gleichen Atemzug aber behauptet, dass die Abschniirungsvor- gi~uge und die Verschmelzung yon Blutk~irperchen gegen eine Membran sprechen. ~

    1905, 2, S. 95 : ~Die ]~embran, die die moderne Physiologie als not- wendiges Postulat zur Erkli~rung der osmotischen Druck-phiinomene der roten Blutk6rperchen fordert, l~sst sich mit histologischen Hilfsmitteln mit Sicherheit nachweisen. ~

  • Die roten BlutkSrperchen der s 48!1

    dass sie mir die yon ibm gezogenen Schltisse durchaus nicht zu fordern scheinea.

    Ffir me ine Ansicht, dass an den lebenden roten Blut- kSrperche~l der Amphibien eine histologische Membran nicht vor- hande~l ist, berufe ich reich vor allem auf die unter dem Einfluss einer 3 proz. LSsung yon Kiichenkochsalz auftretende Durch- lochung der Blutscheiben und auf die weiteren Ver~nderungen, welche sich im Aaschluss an die Durchlochung abspielem Diese Erscheinungen sind mit del" Anaahme einer Membran vSllig uavereinbar.

    Dagegen bin ich bereit, die Existenz 'einer dichteren Grenz- schicht (crustai zuzugeben. Die Konsistenz derselben ist aber jedenfalls nicht so gross, dass sie den mechanischen Bestrebungen tier Oberflt~chenspannung zu widerstehen vermag.

    Auch das yon mir 1905.2 dargestellte Oberfl~tchennetz, welches iibrigens nicht ganz yon dem Verdacht frei ist, ein F/~llungs- produkt zu sein, muss wohl einen halbfliissigen Agregatzustand besitzen.

    Man kann es bei den roten BlutkSrperchen des Salamanders, nicht bei denen des Frosches, auf folgende Weise sichtbar machen. Zu 20 ccm einer 4 proz. Jods~urel/~sung, welche 11/2% Chlor- natrium enth~lt, werden 5 ccm 2 proz. 0smiumshure hinzugefiigt. Ein Tropfen dieses Gemisches wird auf dem Objekttrager mit einem etwas kleineren Tropfen einer ~[~ proz. L6sung yon Malachit-. grtin ~) vermengt und eiu kleiaer Tropfen Salamanderblut hinein- geriihrt. Das Prhparat wird eingedeckt und mit einem Paraffin- rahmea umzogen.

    Man sieht dann meistens nach einigen Augenblicken an fast samtlichen BlutkSrperchen ein scharf gefarbtes Fadennetz hervor- treten, welches unmittelbar an der Oberflache gelegen ist (Fig. 48, 49). In Flachenansichten der Blutk~rperchen erkenat man deutlich, dass es iiber und unter dem Kern wegzieht. Die Maschen des Netzes sind unregelmassig, i]ber der Mitte der Blutscheibe enger als in der N~he des Randes. Die Faden selbst sind iein, iiberall gleich dick, sehen in der Regel homogen, zuweflen aber auch k~rnig aus und zeigen meistens an verschiedenen Stellen Unterbrechungen.

    ~) Malachitgriin ist der chemischen Formel nach ideatisch mit ~eu- viktoriagriin. Der Farbstoff, welchen ich an dieser Stelle verwandt babe, war als Malachitgriin yon G r ii b 1 e r bezogen.

  • 490 Fr iedr ich ~ Ieves :

    ~Nicht selten, besonders auch bei abweichender Zusammen- setzung des Jodsauregemisches, sieht es so aus, als wenn das Netz zerrissen und yon der Oberfiache ins Zellinnere verlagert ware.

    Ausser dem Oberilachennetz erhalt man durch die angegebene Methode in vielen Zelien auch noch das K6rnerband, die Quer- membranen des Randreifens und die intrazellularen Fiiden gefarbt (Fig. 49).

    III. B innenst rukturen .

    1. Faden.

    Uber Fadenstrukturen in den rotea BlutkSrperchen yon Amphibien habe ich (1905, 3) folgende Angaben aus der Literatur zusammenstellen k(innen.

    Der erste, welcher dahin gehende Beobachtungen gemacht hat, ist H ensen (1862, S. 260) ; er konnte an frischen Froschblutkiirperchen, besonders nach Quetschung derselben, eine den Kern umlagernde ,kSrnige Materie ~ erkennen, yon der feinkSrnige F~iden nach allen Richtungen ausstrahlen, his sie die Aussenwand erreichen.

    Diese Angabe findet K n e u t t i n g e r (1865, S. 20) durch eine Beobachtung yon R indf le i sch (1863) besti~tigt, welcher nach Zusatz yon Anilin das Austreten eines ,Protoplasmaklfimpchens~'deutlich gesehen hal)c; er selbst will ~hnliche Bilder durch Harnstoff erzielt haben.

    B ii t t c h e r (1866, S. 367 ft.) beschreibt Fadenstrukturen an roten BlutkSrperchen yon Triton. Nach Behandlung mit einer ~/2proz. Tannin- 15sung werden die BlutkSrperchen kugelig und zeigen einen grossen, unregel- m~issig konturierten Kern, der mit zahlreichen starren Fortsiitzen rundum besetzt ist. Die Zahl und L~nge der Forts~tze variiert. In einem Teil der BlutkSrperchen reichen sie bis an die i~ussere Hiille. die doppelt konturiert erscheint, und stellen eine vollst~ndige Verbindung zwischen Kern und HtiIle her. In anderen Blutkiirperchen, in denen sie kiirzer sind, liegt der stach- lichte Kern allem Anschein nach in einem freien Raume, der yon der doppelt konturierten Hiille umgrenzt wird. Die einzelnen Fortsiitze sind bald in ihrer ganzen L~nge yore Kern bis zur Hiille yon gleicher Dicke, bald innen dicker und nach aussen sich zuspitzend; mitunter sind sie auch gegen die Peripherie gabelig geteilt.

    Bei der Besprechung der eben geschilderten Bilder weist B 5 t t c h e r auf die Beobachttmgen H e n s e n s hin; auf Grund derseiben lasse sich der Einwand zuriickweisen, dass der Stachelbesatz des Kernes, der durch eine TanninlSsung sichtbar wird, nicht urspriinglich vorhanden, sondern das Produkt einer Gerinnung sei. Im frischen Zustand, sagt B 5 t t c h e r, haben allerdings ohne Zweifel die yore Kern zur Oberfli~che verlaufenden Fiiden nicht die starre Beschaffenheit und grosse Widerstandsfiihigkeit wie nach Behandlung mit Tannin, sind vielmehr leich~ zerstiirbar, fliessen zusammen und verktirzen sich, so dass man rasch beobachten muss ; s ie sind aber darum nichtsdestoweniger pr~existierend. In der Gerbsiiure yon der angegebenen

  • Die roten BlutkSrperchen der kmphibien. 491

    Konzentration meint B 5 t t c h e re in Mittel gefunden zu haben, welches diese leieht zerstSrbaren Gebilde in den TritonblutkSrperchen derart erstarren mache, dass sie aufs deutlichste sichtbar werden.

    A.uf FrosehblutkSrperchen wirkt die Tanninl~sung nach B ~ t t c h e r ,nicht ganz in derselben Weise% Zwar hat B 5t t cher auch an diesen einen dicht mit Stacheln besetzten Kern, wie bei den TritonblutkSrperchen, gesehen; ,allein es waren immer nur einzelne vorhanden, wetche sich in der beschriebenen Weise ver~ndert zeigten%

    Nach K o l lm ann (1873) enthalten die roten BlutkSrperchen des Frosches ,ein dichtes Geffige yon feinen, nur leicht granulierten Eiweiss- f'~den ~, welche zwischen Membran und Kern ausgespannt sind; er beruft sich daffir auf die Bilder, welehe Kneut t inger durch Harnstoff, BSt tcher durch Tannin erhalten hat.

    W. Krause (1876, S. 327) hat durch Behandlung eines Blutstropfens yore Frosch (noch besser vom Proteus) mit 33proz. kohlensauren Kali ein ,radi~trfaseriges Stroma" in den roten BlutkSrperchen dargestellt.

    F u c h s (1877, S. 94) hat yon dem Geriistbau der FroschblutkSrperchen eine ~hn|iche Vorstellung wie K o 11 m a n n , fiir welche er sich gleiehfalls auf BSt tcher beruft.

    Nach P f i t zner (1883, S. 658 und 68i--682) sind die roten Blut- zellen der kmphibien ein 0bjekt. welches das F I e m m i n g sehe Mitom der Zellsubstanz ,in wunderbarer Deutlichkeit ~ veranschaulicht. Der ganzc Zelleib derselben , ist erffillt yon einem Fadenwerk yon gleichm~ssigcr Dicke, das sich nach aussen an der Zellmembran befestigt ~.

    Wenn man das Blut verschiedener Tierspezies, namentlich alas der VSgel, im Magensaft digeriert, erkennt man nach M o s s o (1887, S. 206), dass die BlutkSrperchen aus einer ~tusseren Hiille, einer fibrillaren, kSrnigen Geriistsubstanz und einem Kern bestehen.

    C iane i und kng io le l la (1887, S. 71) haben ein _Netzwerk in den BlutkSrperchen des Frosches dutch Pikrins~ture, Hamatoxylin-Eosin (allein oder mit Pikrins'~ure kombiniert), durch Fuchsin und durch Anilingriin sichtbar machen kSnnen.

    H. F. M ii 11 e r (1889, S. 6) beobachtete an Schnitten yon in Chrom- s~ure geh~rteter Tritonmilz in den roten Blutzellen ein unregelmSssiges System feiner Fasern, welche mitunter ein deutliches Netzwerk biideten.

    Lavdowsky (1893) sah in den Blutk6rperchen des Frosches nach Behandlung derselben mit 4 proz. 5ods~ture und Neuviktoriagriin bezw. l~Iethyl- violett 6 B zuerst einige gl~tnzend griine oder violette F~den sich entwiekeln, v~elehe in der N~he des Kernumfanges ihren Ursprung nahmen, strahlen- artig in der Ze[lsubstanz auseinanderwichen, sieh teilten und dann, indem sie stellenweise zusammenhingen, ein Netz bildeten. L a v d o w s ky bezeichnet dieses Netz als ,zooides ", offenbar, well er meint, dass es mit dem Br t ickeschen Zooid verglichen werden kSnne (vgl. 1. c. S. 13). W:,ihrend einiger Zeit fort- gesetzte Beobachtung des Netzes ergibt nun nach Lavdowsky , dass es seine Gestalt mit jeder Minute ver~tndert: ,Namentlich verdicken sieh die Faden des Netzes und bilden in den Knotenpunkten unregelm~ssige, sich verastelnde hnh~ufungen ihrer Masse. Mit der Zeit werden diese Knoten-

  • 492 Fr iedr i ch Meres :

    punkte noch dicker, die F~den verdiinnen sich aber wieder, verringern sich der Zahl nach, indem sie sich, wie es seheint, tells in die Knot~npunkte hineinziehen, tells sich loslSsen . . .4 Schliesslich ist yon dem Netze fast gar nichts oder nur ein Rest in Form einer kSrnigen oder kSrnig-fadigen Masse iibrig geblieben.

    D r u e b i n (1893) hat zirkumnukle~re Strahlungen, wie sie B 5 t t c h e r durch Tanninzusatz besonders in den BlutkSrperchen yon Triton dargestel[t hat, bei Anwendung yon oxalsaurem Ammoniak und 5[ethylenblaa auch in FroschblutkSrperchen durchweg erhalten.

    Hamburger (1898, S. 323 und 1902) kommt dutch physikalisch- chemische Betrachtungen zu der Vorstellung, dass die roten BlutkOrperchen ein ,,protoplasmatisehes Netz" enthalten, in dessen 3Iaschen sich ein ge- f~rbter, mehr oder weniger fliissiger Inhalt befindet.

    Negr i (1902) und R f l~ i~ka (190:~ und 1904) haben Netzstrukturen in roten BlutkSrperchen yon Amphibien nach vitaler F~rbung mit Neutral- rot bezw. Methyienblau auftreten sehen.

    N egr i (1902) hat, nachdem schon vorher yon verschiedenen Autoren haupts~ehlich in S~ugetierblutkSrperchen eine ~chromatophile" Substanz auf dem Wege der supravitalen F~rbung mit Methyienblau und Neutralrot dar- gestellt worden war, mit Hilfe. dieser Methode das Blur yon Repr~sentanten s~mtlicher Wirbeltierklassen vergleichend untersucht. Bei Frosch und Triton finder er in einem Tell der Bhltksrperchen f~rbbare KSrnchen, die entweder einzetn im Protoplasma liegen oder zu kIeinen Haufen oder kurzen F'~den angeordnet sind, in anderen BlutkSrperchen dagegen netzfSrmig miteinander anastomosierende F~den, welche meistens regellos im Zellinnern verteilt sind.

    R f i~ i~ka beschreibt in seiner ersten l~itteilung (1903), bei welcher er yon der Arbeit N e gr i s noch keine Kenntnis hat, in FroschblutkOrperchen nach Methylenhlauf~rbung regelm~ssige, mit dem Kern in Verbindtmg stehende Netzwerke, welche yon glatten und geraden Balken gebildet werden. Von diesen Netzwerken sagt er in einer weiteren Publikation (1904), dass sie einen ,anderen Charakter ~ tr~igen als die yon ~egr i abgebitdeten; letztere entspr~chen einem mehr oder minder ver~nderten Zustand; solche Netze, wie er selbst sie beschrieben babe, seien ,nur bald nach Anfertigtmg des Pr~parates zu sehen ~.

    Einige Autoren, welche Fadenstrukturen in AmphibienblutkSrperchen beobachtet haben, wollen nicht entscheiden, inwieweit es sich dabei um Gerinnungserscheinungen oder pr~formierte Gebilde handelt ; so A rn o I d (1897, S. 476), welcher nach Behandlung mit 3odjodkalilSsung neben gek0rnten Blutki~rperchen solche mit mehr f~digem Inhalt beobachtet hat; ferner v. E b n e r (1902, S. 740). welcher nach Fixierung mit Sublimat, Chromsalzen oder Salpeters~ure einen ,netzig-wabigen" Bau erkennen konnte

    Noch andere s haben die yon ihnen durch Reagentienzusatz sichtbar gemaehten Fadenstrukturen direkt flit Kunstprodukte erkD, rt.

    So beobachtete B e r gon z in i (1890) retikul~re Strukturen in den roten BlutkSrperehen der Amphibien nach Einwirkung yon Anilinfarbstoffen (Gentiana- und Methylviolett~ E h r l ic h scher Triazidl6sung), ferner yon Pikrin-, Chrom- und Salpeters~ure, erkl~rt sie aber fiir nicht pr~iexistierend.

  • Die roten BlutkSrperchen der kmphibien. 493

    Maca l lum (1892, 8.229) findet, dass das Protoplasma tier Blut- scheiben yon Necturus- und kmblystoraalarven bei knwendung bestimmter Fixierungsmethoden retikuliert erscheint; abet die Feinheit und die Anordnung der Netzbalken sind je nach der Methode verschieden; was beweist, dass das Retikulum ein ~.rtefakt ist.

    B loch (1901, S. 423/ fand beim Frosch, dessert Blur er auf dem Deckglas an der Luft trocknen liess und dann mit einer konzentrierten w~sserigen oder glycerinigen LSsung yon Methylenblau tingierte, bei einer Anzahl yon Blutscheiben um den tiefblau gef~rbten Kern herum ein ~usserst zartes, manchmal ziemlich regular angeordnetes Netz zierlichster F~den. h~lt es aber nicht fiir pr~formiert. Jedoch schliesst er sich F le mmin g (1894, S. 44) an, insofern er zugibt, class der Zelleib der roten Blut- k6rperchen, trotzdem er lebend optisch homogen a~ssieht, eine typische und komplizierte Differenzierung haben kSnnte.

    Schliesslich gibt es .~utoren, welche der l~Ieinung sind, dass tier Zell- leib der lebenden BlutkSrperchen im morphologischen Sinne vSllig homogen sei.

    C u ~ n o t (1889, S. 26--28) z. B. h~lt die BlutkSrperchen der Batrachier fiir Bl~schen mit fliissigem Inhalt. deren Wand yon einer feincn Membran gebildet wird. Die Vorstellungen yon einem protoplasmatischen Stroma oder yon radi~ren F~den sind nach ibm entweder hypothetisch oder beruhen auf irrt~imlicher Deutung.

    Nach G ri e s b a c h (1892, S. 224) ist der Leib der roten BlutkSrperchen der Amphibien ein ,strukturloses Plasmagebilde, welches durch H~.moglobin gleichmEssig gefErbt wird%

    Zuletzt (1903 und 04)ist We id e n r e i c h, welcher die BlutkSrperchen ebenso wie C u ~ no t aus Membran und Inhalt bestehen l~sst, ffir eine struktur- lose Beschaffenheit dieses Inhalts (abgesehen yore Kern) eingetreten. Alle F~den oder @ranula, die mit Reagentien in den BlutkSrperchen nachgewiesen werden, sind nach ibm ,keine Strukturbesonderheiten, sondern Gerinnungs- formen des H~moglobins%

    Gegen~iber denjenigen Autoren, welche das Vorhandensein jeder Fadenstruktur in der lebenden Blutzelle in Abrede stellen, kann zunachst auf den Randreifen mit seinem exquisit fibrillttren Bau verwiesen werden. Es fragt sich nun, ob abgesehen vom Randreifen noch fadige Strukturen in den Blutk6rperchen der Amphibien existieren.

    Durch die Behandlung mit Gentianaviolett sind solche in den Blutk6rperchen yon Salamandra nicht nachzuweisen. In FroschblutkSrperchen, die in 3proz. Kochsalzl6sung suspendiert gewesen waren, gelang es mir dagegen (Fig. 36) auf diese Weise neben dem Randreifen ein Fadenwerk darzustellen, welches um den Kern herum dichter angesammelt ist. Ich will aber nach wie vor gem als m6glich zugeben, dass es sich bei diesem Faden- werk um ein Fallungsprodukt handelt.

  • 494 Fr iedr i ch Meres:

    An den mit Salpeters~ture-Kochsatz behandelten roten Blut- k0rperchen des Salamanders habe ich ferner in dem hellen oder auch yon einem kSrnigen Niederschlag erftillten Zelleib, rund um den Kern herum oder auch an einer Seite desselben angehauft, lange, unregelmassig gewundene oder geknickte Faden wahrgenommen, welche dieselbe Dicke, dasselbe Lichtbrechungsverm0gen und die- selbe Tingierbarkeit im Blutfarbstoff wie die oben beschriebenen Querscheiben des Randreifens besitzen (siehe besonders Fig. 39).

    Die gleichen Faden habe ich spitter dutch 2--4proz. Jod- saute, ~'elche ich tells ungefarbt, tells mit Neuviktoriagriin oder Methylviolett vermischt anwandte, sichtbar gemacht (Fig. 44.46~ 49). Bei Anwendung der Jodsaure erscheinen sie vielfach in kleinere Fragmente und KOrner zerfallen. Sie entsprechen wahrscheinlich den sog. zooiden Netzen, welche Lavdo ws,ky (1893) in den roten Blutk0rperchen des Frosches beschrieben hat.

    Von diesen Fadenbildungen habe ich frfiher ebenfalls zu- gegeben, dass sie mSglicherweise gegeniiber der Artefaktfrage nicht einwurfsfrei seien, babe abet andererseits schon damals vermutet, dasses sich um Chondriokonten oder Plastokonten handeh, ki)nate.

    Ftir diese letztere Vermutung babe ich seitdem neue An- haltspuakte gewonnen, so dass ich die in Rede stehenden Fiiden nunmehr mit Bestimmtheit als vitale Bildungen in Anspruch nehmen mSchte. Es ist mir namlich 1907, 1 gelungen, Plasto- konten in Blutzellen yon Vogel- und Situgetierembryonen mit Hilfe der spezifischen Methoden nachzuweisen.

    &.

    Fig. II[.

    F~den ktirzer und

    In Textfigur III habe ich aus r ,

    einer 1908 erschienenen Arbeit zwei rote Blutzellen des Hiihner- embryos, eine Flachen- und eine

    i Kantenansicht, reproduziert, welche ~, auffallend lange, gewundene Chon-

    driokonten zeigen, die unregel- massig im Protoplasma verteilt sind.

    b. In den Blutkiirperchen des Meerschweinchenembryos sind die

    feiner (zum Tell anseheinend ringfSrmig); hier umfassen sie entweder den Kern in Form eines Halbmondes oder sind in der Nachbarschaft desselben zu einer rundlichen Masse zusammengruppiert (vgl. M eve s, 1907, 1, S. 402).

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 495

    Spttter babe ich (nach einem bisher noch nicht ver6ffent- lichten Befund, yon dem ich an dieser Stelle an der Hand einiger schon vor langerer Zeit angefertigter Zeichnungen Mit- teilung machen m6chte) die gleichen Gebilde auch in Erythro- blasten und jungen Erythrocyten des Knochenmarks beim e r w a c h s e n e n Meerschweinchen nachgewiesen. Fig. IV a - - f stellen Erythroblasten dar; ill den Fig. d - - f hat der Kern sich be- reits verkleinert und ein homogenes Aussehen angenommen. Diese Erythroblasten schliessen ausser dem Kern eine kleine Gruppe

    a. b. c. d. e.

    f. g. h. Fig. IV.

    - - ~~ 9 ~ 9

    yon Fadchen uad KOrnchen, Plastokonten uad Plastochondrien (Plastosomen) ein, welche dutch die angewandte Methode (Fixierung mit modifiziertem F 1 e mmi n g sehen Gemisch und F~rbung mit Eisenhttmatoxylin) intensiv geschwarzt sind. Fig. g - -k sind junge Erythrocyten, in denen yore Kern nichts mehr zu sehen ist. Die Plastosomen haben den Untergang des Kerns iiberdauert. In Fig. g liegen sie noch an einer Stelle zusammen- gehauff; in den iibrigen Fig. h - -k dagegen sind sie unregel- massig durch den Zelleib verteilt. In Erythrocyten, welehe in die Zirkulation eingetreten sind, ist auch yon den Plastosomen nichts mehr wahrzunehmen. 1)

    1) 1t e I e n e F r e i f e I d (Inaug.-Diss., Ztirich, 1909) fand unter Leitung yon N a e g e 1 i mit Hilfe einer modifizierten S c h r i d d e - A. 1 t m a n n schen F~tbung im Blut yon Embryonen des Menschen und verschiedener S~ugetiere sowie in einem Fal l yon pernicitiser An~mie Erythroblasten und Erythrocyten, in deren Protoplasma zerstreut rote F lecke, KSrnchen und St~bchen zu sehen waren. Sie schl~gt vor, derartige Zellen als gefleckte zu bezeichnen ,damit Yerwechselungen mit der bekannten (basophilen) Tiipfelung oder Granulation vermieden werden". - - Es ist mir nicht im geringsten zweifelhaft,

  • 496 Fr iedr ich Meres:

    Die Blutk(irperchen der Amphibien sind also gegenfiber den reifen Situgetiererythrocyten nicht nur durch den Besitz eines Kerns, sondern auch durch denjenigen yon Plastosomen (Plasto- konten) ausgezeichnet.

    Die Plastokonten sind, wie ich in neueren Arbeiten (1907, 2, 1910) gezeigt habe, mit den Fila F lemmiags yon 1882 identisch. In frfiheren Mitteilungen (1903, 1905, 3) hatte ich die FibriUen des Randreifens bei den roten BlutkSrperchen der Amphibien als Filarmasse im Sinne F 1 e m m i n g s angesprochen Heute m(ichte ich, nachdem sich meine Anschauung fiber Proto- plasmastruktur inzwischen geiindert hat, diese Auffassung nicht mehr aufrecht erhalten, sondern den Randreifen vielmehr als ,paraplastische" Bildung (vergl. M e v e s, 1910, S. 654) bezeichnen.

    Sehe ich yon den Plastokonten ab, so kann es ffir mich keinem Zweifel unterliegen, dass die friiher in den roten Blut- kbrperchen der hmphibien beschriebenen Fadenwerke, welche durch Reagentien sichtbar gemacht worden sind, gri~sstenteils als Fallungsartefakte gedeutet werden mfissea. Bei einem Studium der auf diese Weise entstehenden Strukturen wird man auf Alfr . F i scher zurfickzugehen haben, welcher in seinem Buche ,Fixierung, Farbung und Bau des Protoplasmas ~ (Jena, 1899) gezeigt hat, dass der Hauptbestandteil tier roten Blutk6rperchen, das ttamoglobin, aus neutraler L6sung durch die verschiedenen Fixierungsmittel bald in grSberen (Salpetersaure, Salpeterslmre- Alkohol), bald in feinpunktierten Gerinaselchen (Osmiums~ture, A 1 t m a n n sche Mischung, Pikrinsaure, Chromsaure, Sublimat, Platinchlorid, Formol, Osmiumessigsaure, F I e m m i n g s und Herman ns Mischung, Mtt l lersche L~sung) yon plasmatischem Aussehen unlOslich gefallt wird.

    Zu den artefiziellen Fadenstrukturen geh6ren meines Er- achtens auch die yon N e g r i und R fi i ig k a beschriebenen. Bei einer Nachuntersuchung der yon R f i i i g k a gemachten hngaben bin ich genau nach seinen Vorschriften verfahren, babe abel"

    dass Hel. Fre i fe ld hier die gieichen Gehilde vorgelegea hahen, welche ich 1907 in embryonalen Blutzellen als Mitochondrien und Chondriokonten beschrieben habe ; die yon H e I. F r e ife 1 d gew~hlte Bezeichnung ,Fleekung" erscheint mir daftir wenig passend.

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 497

    bisher immer nur solche Biider erhalten, wie sie N e g r i beschreibt : K~rnchen und kurze k(irnige Fadchen, die sich, wenn sie massen- hafter werden, zu unregelmassigen geriisti~hnlichen Bildungea zusammenlagern kSnnen. Von diesen aber mSchte ich auf Grund ihres Aussehens, ebenso wie B loch (1901, S. 430) yon den auf gleiche Weise erha[tenen Strukturen der Saugetierblutk(~rperchea, annehmen, dass sie s darstellen, welche Methylenblau bezw. Neutralrot mit Stoffen des Protoplasmas erzeugen. 1)

    Schliesslich sind zweifellos als Kunstprodukte die zirkum- nukleLtren Strabluagen aufzufassen, wie sie yon B 5 t t c h e r und Drueb in beschrieben worden sind. Dass diese Strahlungen pr~tformiert seien, findet heute wohl nur noch wenig Glauben. Jedoch fehlte es bisher an einer Erklarung, wie sie entstanden sein k6naten. Diese Erklarung Iasst sich nun auf Grund yon Versuchen geben, die h. F i scher 1899 in seinem oben erwahnten Buch beschrieben hat.

    F i scher hat auf ktinstlichem Wege Strahlungen in Hollundermark erzeugt.

    Das Hollundermark ist bekanntlich ein totes Gewebe, dessert Zellen keine ProtoplasmakSrper mehr einschliessen; sie sind aber doch nicht vollstandig leer, soadern enthaltea einen blassen, schattenhaften Ballen, welcber nach F i scher dea Kernrest darstellt.

    F i s c h e r injizierte nun Stiicke yon Hollundermark in einer hier nicht wiederzugebenden Weise mit LSsungen yon Albumosen und anderen Eiweissk6rpern und fertigte dttnne Schnitte mit dem Rasiermesser an. Diese Schnitte brachte er auf den Objekt- trager in einen Tropfen eines der iiblichen Fixierungsmittel, bedeckte mit einem Deckglas und stellte unter dem Mikroskop eine intakte Markzelle ein. Er beobachtete dann, dass der Kernrest der Markzelle zum husgangspunkt einer Strahlenbildung wurde.

    Wenn er z. B. eine 3proz. schwach saure L6sung yon Deuteroalbumose in das Mark injiziert hatte und als Fixierungs- mittel I proz. Osmiumsaure verwandte, so gewahrte er schon nach zwei bis drei Minuten, wie die ersten Strahlen als ausserst

    1) u hierzu die Krbeit yon W. Pfef fer , auf welehe auch B 1 o c h hinweist: t}ber Aufnahme yon Anilinfarben in lebende ZeUen. Unter- suchungen aus dem botanischen Institut zu Tiibingen, Bd. 2, Leipzig 1886--1888.

  • 498 Fr iedr ich ~Ieves :

    zarte homogene oder feingekSrnte Faden an der Oberflache des Kernrestes anschossen; sie wuchsen dann rasch, in radialer Richtung sich verl~tngernd, bis zur Zeliwand heran.

    (Jber das Zustandekommen der Strahlung sagt F i s c h e r, dass die Bedingungen dafttr teils durch die Beschaffenheit des Markes gegeben sind, teils durch geeignete Auswahl der Eiweiss- l~sung und des Fixierungsmittels geschaffen werden mtissen. Das Mark tragt dadurch zum Experiment bei, dass es mikroskopisch kleine, allseitig umgrenzte Raumchen darbietet, welche, was sehr wesentlich ist, den Kernrest einschliessen. Das Fixierungsmittel diffandiert in die mit EiweisslSsung erfiiliten Markraume hinein. Zunachst tritt eine {Jbersattigung der Eiweissl0sung, dann erst Fallung ein. Sobald die Fallungskonzentration am Kernrest erreicht ist, wirkt dieser, als ein heterogener K0rper, in derselben Weise ~ie ein FremdkSrper, der eine tibersattigte Salzliisung zur Kristallisation treibt. Daher kommt es, dass die Ausfallung am Kernrest beginnt und yon dort gegen die Peripherie fort- schreitet. 1)

    huf Grund der geschilderten Versuche mahnt nun F i s c h e r gegentiber den fixierten Strahlungen, welche man im Innern yon Zellen finder, zur Vorsicht. Manche derselben kbnnten welter nichts sein als ktinstliche Fallungsstrahlungen, da alle Bedingungen fiir die Entstehung derselben wahrend der Fixierung gegeben seien. Die B 5 t t c h e r schen Bilder der Tritonblutk~rperchen hat Fi s c h e r nicht gekannt; sonst wtirde er sie sicher als solche Fi~llungsstrahlungen, die sie auch meiner Meinung nach zweifellos sind, in hnspruch genommen haben; dazu ware er um so mehr berechtigt gewesen, als er selbst bereits gefunden hat, dass Hamo- globinl~sungen, in HoUundermark injiziert, mit einer grossen Zahl yon Fixierungsmitteln Strahlungen geben. ~)

    In den Amphibienblutk(irperchen erzeugen die iibtichen Fixierungsmittel bekanntlich keine Strahlung. Die Blutk~rperchen quellen darin im allgemeinen nicht auf, so dass sie kugelig

    x) Es ist wichtig, zu bemerken, dass eine Ubr statt durch stark wirkende Fixierungsmittel auch schoa durch sanfte Umschli~ge in der chemischen Reaktion der Eiweissliisung herbeigefiihrt werden kann.

    ~) Vgl. F i scher , 1. c., S. 215. Nach S. 280 erhi~lt man yon H~mo- globin in 2proz. Liisung Strahlungen, die hinterher durch geriistige Ab- scheidungen mehr oder weniger verdeckt werden.

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 499

    werden, sondern behalten ihre Scheibenform. Schon dieser Urn- stand muss eine Strahlenbildung in ihnen erschweren bezw. un- m(iglich machen. Ferner aber wird die Strahlung dadurch ver- hindert, dass die Fixierungsmittel, in der gebrauchlichen Konzentration angewandt, sobald sie in die Blutzelle eintreten, eine allgemeine F'alIung hervorrufen

    Wenn F i scher bei seinen Hollundermarkversuchen teil- weise, wie es scheint, mit den gebrauchlichen Konzentrationen der FLxierungsmittel H~moglobinstrahlungen erhalten hat, so ist zu bedenkeu, dass er mit einer nur 1--2proz. Hiimoglobinl0sung gearbeitet hat. Infolgedessen nimmt hier die Fallungsreaktion einen viel weniger sttirmischen Verlauf als in den roten Blut- k6rperchen, deren Gehalt an Hamoglobin ein sehr viel h6herer ist.

    Bei gleicher Stlirke der EiweisslOsung gelingt es, wie F i scher gezeigt hat, auch mit einem stark fallenden Mittel Strahlungen zu erzeugen, wenn man mit der Konzentration des Mittels herabgeht. Dementsprechend habe ich in den Blut- kSrperchen yon S a I a m a n d r a Strahlungen durch die tiblichen Fixierungsmittel hervorrufen k6nnen, indem ich diese m6glichst verdfinnt anwandte (1/4proz. Kaliumbichromat, 1/8 proz. Sublimat, ~) 1/s proz. Chromsaure, 1/4 proz. Osmiumsaure etc.). Die Blutk0rper- chen nehmen dann, indem sie queUen, Kugelform an. Ein Nieder- schlag tritt nicht sofort in ihnen auf, sondern die Fallungs- konzentration kann vorher den Kern erreichen. Damit ist die M6glichkeit ftir das Zustandekommen einer Strahlung gegeben.

    Nach dem Gesagten k6nnte man glauben, dass die zirkum- nukle~tren Strahlungen als Fixierungsartefakte fiir die Kenntnis der roten Blutzellen ziemlich belanglos seien. Das ist nun aber insofern nicht der Fall, als sie beweisen, dass die Blutk6rperchen yon Triton und Salamander keine oder doch nur wenige fadige oder gertistige Strukturen einschliessen3) In den BlutkSrperchen des Frosches treten derartige Strahlungen nach Bot tchers Angabe, die ich durchaus bestatigen kann, viel seltener auf. Der

    1) Ich merke beili~ufig an, das~ bei Zusatz yon 1/B proz. Sublimat zum frischen Blut die Kerne in einem Tell der Blutkiirperchen eine eigentfimliche Fragmentierung erleiden; die gleiche Erscheinung habe ich gelegentlich auch bei Zusatz yon Gentiana- und ~[ethyIviolett beobachtet.

    2) Vgl. hierzu F i scher , 1. c., S. 260--261, 268, 292 und andere Stellen.

    Arehiv fi mikr. Anat. Bd. 77. Abt. I. 34

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    Grund daffir kSnnte sein, dass beim Frosch, wie es auch meiner oben vorgetragenen Meinung entsprechen wtirde, anders als bei Triton und Salamander 1) in der ZeIlsubstanz ein Fadenwerk vor- handen ist, welches die Entwicklung yon Fallungsstrahlungen nicht oder nur ausnahmsweise gestattet.

    bTun hat allerdings D ru e b i n, wie ich oben berichtet babe, Strahlungsbilder an roten Blutk()rperchen des Frosches bei dem von ihm angewandten Verfahren durchweg erhalten. Dieses an- scheinend widersprechende Resultat wird aber, wie ich glaube, begreiflich, wenn man erfahrt, auf welche Weise es erzielt worden ist. D rueb in ftigt zu frischem Froschblut so viel oxal- saures Ammoniak zu, dass der Gehalt an diesem Salz 0,2 his 0,5 Proz. betragt, zentrifugiert das Gemisch eine halbe Stunde oder lasst es auch ruhig stehen, hellt den blutk0rperchenhaltigen Teil dutch Atherwasser bis zur vollen Durchsichtigkeit auf und farbt darauf ein TrSpfchen der lackfarbenen Flttssigkeit mit Methylviolett.

    Bei einem derartigen Verfahren erscheint es mi~glich, dass das Fadenwerk der Zellsubstanz zunachst in L(isung geht, wodurch das Hindernis ftir die Entstehung der Strahlung beseitigt wird, und dass hinterher geliiste Eiweissk0rper, die in der Blutzelle vorhanden sind, in Form yon Strahlen ausgefallt werden.

    2. Granu lare E insch l t i sse .

    Wenn man die roten Blutktirperchen des Feuersalamanders frisch untersucht, finder man im Zelleib derselben an irgend einer Stelle, meistens an einem der beiden Kernpole, ein gelb- liches, leicht glanzendes Kiigelchen yon ca. 2 # Durchmesser; statt eines einzigen beobachtet man haufig auch zwei oder drei, haufig sogar eine gr6ssere Anzahl entsprechend kleinerer Kfigel- chen, welche auf einem Haufen zusammenliegen. Die Ktigelchen farben sich intensiv mit wasserigen LSsungen verschiedener Anilin- farben, welche man dem frischen Blut zusetzt. Durch Methylenblau and Neutralrot 2) werden sie intravital tingiert (bevor noch der Kern der Blutzelle eine Spur yon Farbung angenommen hat).

    1) Die Blutkiirperchen yon Triton und Salamandra verhalten sich in dieser Beziehm~g iibereinstimmend.

    2) Bei liingerer Einwirktmg yon Neutralrot treten in der Blutzelle eine Menge roter Ktigelchen auf, die aber zweifellos Kunstprodukte darstellen.

  • Die roten BlutkSrperchen der Amphibien. 501

    Mit einer Anzahl yon Farbstoffen geben sie metachromatische F~rbungen; mit Gentiana- und Methylviolett farben sie sich rot (Fig. 25), mit Thionin und Toluidinblau rotviolett (bei Anwendung der beiden letztgenannten Farbstoffe erscheinen die Kerne, wenigstens im Beginn der Farbung, hellblau). In der Umgebung der gefarbten Kfigelchen tritt haufig nach einiger Zeit ein heller Hof auf; man kann dann vielfach molekulare Bewegung an ihnen wahrnehmen.

    Die hier beschriebenen ,,chromatoiden" Ktigelchen, wie ich sie zu bezeichnen vorschlage, sind meines Wissens zuerst yon O. Schu l tze (1887, S. 686) gesehen worden. O. Schu l tze beobachtete bei Tritonlarven, welche er langere Zeit in einer sehr verdtinnten, wasserigen LSsung yon Methylenblau (1 : 100 000 bis 1000000) verweilen liess, ,das Auftreten einzelner blauer K(irner in den farbigen Blutzellen, die bei denselben Larven auch in ungefarbtem Zustande in den Blutzellen wahrnehmbar sind und for Reste yon Dotterkugeln gehalten werden k0nnte