39
Gesund leben mit Medien Zum Missverständnis einer suchtpräventiven Medienbildung

Gesund leben mit Medien

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Die digitalen Medien gehören heute ganz selbstverständlich zum Lebensalltag insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Das Internet ist nicht nur Raum zum Informations- und Datenaustausch, sondern auch zur Identitätsbildung und zur gesellschaftlichen Teilhabe. Voraussetzung dafür ist eine kompetente Nutzung. Im Vordergrund der Medienkompetenzförderung in der außerschulischen Bildung stehen deshalb die Chancen, die eine vernetzte Gesellschaft bieten. In den meist praktischen Projekten der Medienarbeit wird eine aktive und kritische Mediennutzung Leider fragen gerade Eltern oder PädagogInnen oft nach Empfehlungen zur Nutzungsdauer von digitalen Medien ohne berechtigte Bedürfnisse Jugendlicher und Qualität der Nutzung einzubeziehen. Traditionelle Medien werden generell als wertvoller betrachtet und niemand würde bei exzessivem Buchlesens von Sucht sprechen. Wie bei anderen Süchten werden durch übermäßige Nutzung von Computer und Internet Defizite kompensiert, die nur selten durch das Medium selbst verursacht wurden. Die Ursachen liegen Jugendlichen m.E. in den immer kleiner werdenden Freiräumen, der fehlenden Aufmerksamkeit für deren Belange und in einem Bildungssystem, das nicht zum Lernen motiviert und das am Lebensalltag der Kinder und Jugendlichen und an der Veränderung der Arbeitswelt komplett vorbei agiert. Im Bereich der außerschulischen Bildung gibt es hervorragende Beispielprojekte, die das Internet als einen Ermöglichungsraum verstehen, der neue Veranstaltungsformate und neue Formen der Wissensaneignung hervorbringt. Aufgrund fehlender finanzieller Ausstattung sind diese leider nur sehr begrenzt wirksam und lassen sich nicht in schulische Strukturen übernehmen. Gerade die digitalen Technologien bieten Chancen zur Entwicklung einer neuen Lernkultur und zur Partizipation an gesellschaftlichen Diskursen. Durch einen konsequenten Einsatz der Medien stärken wir die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und können so präventiv Phänomenen wie Onlinesucht viel stärker entgegen wirken, als es jegliche Kontrolle von Nutzungsverhalten tun kann. Vortra

Citation preview

Page 1: Gesund leben mit Medien

Gesund leben mit Medien

Zum Missverständnis einer suchtpräventiven Medienbildung

Page 2: Gesund leben mit Medien

Über mich

• Michael Lange

• freiberuflicher Medienpädagoge

• Metaversa e.V. - LAG Medienarbeit Berlin - Medienanstalt Berlin-Brandenburg - BITS 21

Page 3: Gesund leben mit Medien

„Gesunder“ Umgang?

• Verschiedene Verbände sind bestrebt „Medien-Sucht“ als Krankheit anerkennen zu lassen

• Internetsucht, Computersucht, Computerspielsucht, Onlinesucht, Mediensucht... ???

Page 4: Gesund leben mit Medien

Lesesucht

„Die Lesesucht ist eine unmäßige Begierde,seinen eigenen, unthätigen Geist mit den Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus deren Schriften vorübergehend zu vergnügen.“

Taus: Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums und häuslicher Gottesverehrung. Verf. ist wohl Heinrich Zschokke, 1821

Page 5: Gesund leben mit Medien

Gesunder Umgang?

„So nahmen jeden Abend gegen 18 Uhr vier Schüler der Lakeside School an den Terminals der Programmierer von CCC Platz und

begannen ihre Arbeit an vielen verschiedenen Programmen. Sie hatten dabei oft bis tief in die Nacht ihren Spaß und füllten Dutzende von

Seiten im CCC-Protokoll mit Berichten über Systemabstürze.“ David Ichbiah, Die Microsoft-Story, Campus-Verlag (1993)

Page 6: Gesund leben mit Medien

Je mehr, desto ungesünder?

Page 7: Gesund leben mit Medien

Onlinenutzungszeit

Page 8: Gesund leben mit Medien

Onlinenutzungszeit

• Brandenburg, Befragung von 15 Tsd 10. Klässlern

• 10 % spielen täglich mehr als 4,5 h

• also 270 Minuten

• 83% Jungen, 17% Mädchen

Page 9: Gesund leben mit Medien

TV Sehdauer

Page 10: Gesund leben mit Medien

Gesunder Umgang?

Page 11: Gesund leben mit Medien

• These: Nutzungsdauer ist kein Indikator für „Medien-Sucht“

• These: Es besteht kein Zusammenhang zwischen Medienkompetenz und exzessivem Mediengebrauch.

• Medienbildung im Sinne von Suchtprävention funktioniert nicht, wenn sie einen maßvollen Umgang mit Medien vermitteln will.

• Medienbildung könnte aber heißen, Eltern, PädagogInnen, SuchtberaterInnen aufzuklären. Zu sensibilisieren, aber nicht zu dramatisieren.

Page 12: Gesund leben mit Medien

Medienbildung ist NICHT:

• Reparaturbetrieb der Gesellschaft

• Erfüllungsgehilfe des Jugendschutzes

Page 13: Gesund leben mit Medien

• hohe Selbstwirksamkeit

• vielfältige Angebote zur Identitätsbildung

• Freiraum zum Experimentieren

• soziale Kontakte

These: Medien sind nicht die Ursache exzessivem Mediengebrauchs

Attraktivität von Medien

Page 14: Gesund leben mit Medien

Ursachen

These: Neben persönlichen Risikofaktoren gibt es „gesellschaftliche Risikofaktoren“.

In den Medien wird das gefunden, was im Lebensalltag fehlt:

• wenig Freiräume

• Zukunftsängste

• fremdbestimmtes Lernen

• demotivierendes Bildungssystem

• fehlende Beteiligungsmöglichkeiten

Page 15: Gesund leben mit Medien

• These: Medienbildung muss politischer werden

• Es geht nicht darum, Medienkompetenz um ihrer selbst willen zu stärken, sondern zur aktiven und kreativen Gestaltung des eigenen Lebens und der Gesellschaft zu befähigen

• Medienbildung stärkt die Persönlichkeit

• Medienbildung verändert Gesellschaft

Page 16: Gesund leben mit Medien

• schafft Potentiale zur Aneignung von Welt mittels Medien

• fördert einen selbstbestimmten, eigenverantwortlichen, kritischen und kreativen Umgang mit Medien und Medieninhalten

• stärkt die Fähigkeit zur Orientierung, Reflektion und Differenzierung

• fördert selbstbestimmtes Leben und Handeln

• stärkt die Persönlichkeitsentwicklung und trägt dazu bei, Identität im Wechselspiel mit der Gesellschaft zu entwickeln

• trägt dazu bei, Werte und Einstellungen zu hinterfragen und herausbilden

Medienbildung

Medienbildung ist präventiv tätig

Page 17: Gesund leben mit Medien

Social Media

„Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln“

Bertolt Brecht 1927-32

Page 18: Gesund leben mit Medien

Beispiele selbstbestimmter und partizipativer Mediennutzung

Page 22: Gesund leben mit Medien

Social Media

Page 23: Gesund leben mit Medien

Social Media

Page 24: Gesund leben mit Medien

Social Media

Page 26: Gesund leben mit Medien

Social Media

Page 27: Gesund leben mit Medien

Social Media

Youtube: Anonymous-Botschaft an RTL

Page 28: Gesund leben mit Medien

Social Media

Page 29: Gesund leben mit Medien

Medienbildung im Social Web

• sollte nicht in Konzepten von gelisteten Abfragen, Nachweisen oder Zugangs-Zertifikaten enden

Page 30: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• MyGames

• JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

www.mygames-jugendtagung.de

Page 31: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• <re>connect

• LAG Medienarbeit Berlin

www.lagmedienarbeit.de

Page 32: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Talk‘n‘Show

• Metaversa e.V.

talknshow.de

Page 33: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Who‘s online

• musa e.V./Göttingen www.whos-online.de

Page 34: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• AMD Changing the game

• „Stress ops“

• Medienkulturzentrum Dresden

amdchangingthegame.de

Page 35: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Play11

• Creativegaming e.V.

www.play11.de

Youtube: Spiel mit Kodu

Page 36: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Clipklapp.de

• Deutsches Kinderhilfswerk

clipklapp.de

Page 37: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Leonau TV

• Medienzentrum Parabol/Nürnberg

leonau.tv

Page 38: Gesund leben mit Medien

Medienbildung

• Netzcheckers

• IJAB e.V./Bonn

netzcheckers.de

Page 39: Gesund leben mit Medien

Fragen - Diskussion

• Kontakt: Michael Lange, [email protected]