2

Click here to load reader

Glanzpunkte der Memoiren - von-frankenberg.com€¦ · Einsatz des Schwarzen Korps in der Schlacht bei Waterloo ausgelassen, die nicht nur Erdmanns persönliche Erleb-nisse betrafen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Glanzpunkte der Memoiren - von-frankenberg.com€¦ · Einsatz des Schwarzen Korps in der Schlacht bei Waterloo ausgelassen, die nicht nur Erdmanns persönliche Erleb-nisse betrafen

Im Schwarzen Korps bis Waterloo8 9Glanzpunkte der Memoiren

Handschrift nicht fotokopiert werden. Deshalb gab der Familienverband von Frankenberg 2004 bei dem Braun-schweiger Diplom-Bibliothekar und Genealogen Jens Th. Kaufmann eine teilweise Abschrift in Auftrag. Sie gibt ein gutes Drittel des Manuskriptes wieder, und zwar nach Art einer wissenschaftlichen Transkription in der Original-schreibweise.5

Anders als erwartet zeigt der Textauszug, dass auch die vollständigen Augenzeugenberichte, persönlichen Erlebnisse, Sichtweisen und Kommentare des Autors fast ausschließlich den militärischen Bereich betreffen. Priva-tes klingt hin und wieder, Familiäres am Anfang und an einzelnen weiteren Stellen an.

Trotz des autobiografischen Schwerpunkts und der notwendigen starken Kürzungen sollte die Teilabschrift die Zusammenhänge des Originals wahren und zügig lesbar sein. Deshalb hat Herr Kaufmann nach eigenem Ermessen viele Passagen, die Erdmann nach Berichten Dritter wiedergibt, durch kurze Hinweise oder Zusammen-fassungen ersetzt. Ganz weggelassen hat er sie nur, wenn das nicht die Verständlichkeit minderte. So be-sonders bei zahlreichen allgemein politischen und militärischen Ausführungen, die in der ein-schlägigen Literatur über die Napoleonischen Kriege nachgelesen werden können. Doch hat er den Feldzugbericht von 1815 vollständig übertragen, weil die „Erinnerungen“ diesen nur kurz zusammenfassen. Wie sich herausstellte,

5 Details im Anhang „Einzelheiten zu Manuskript und Teiltran-skription“.

hatte das Buch sogar wichtige militärische Fakten zum Einsatz des Schwarzen Korps in der Schlacht bei Waterloo ausgelassen, die nicht nur Erdmanns persönliche Erleb-nisse betrafen.

PräsentationIm Auszug selbst wie auch in den Verweisen des Fußno-tenapparates kennzeichnet ein vorangestelltes M die Sei-tenzahlen des Manuskripts der Memoiren, um diese von den Seitenzahlen dieses Buches zu unterscheiden. Um den Lesefluss nicht zu stören, sind die Nachträge und Er-läuterungen grau eingeklammert, die der Autor seiner ur-sprünglichen Niederschrift hinzugefügt hat. Zur Orientie-rung für den Leser sind grau unterlegte Info-Texte in den laufenden Text des Auszugs eingeklinkt. Ohne höheren Anspruch bieten sie Hintergründe, Zusammenhänge und Kommentare sowie geraffte Wiedergaben von Erzählsträn-gen und Querschnittsthemen, die sich im Auszug verstreut finden. Ortsnamen in Fettschrift heben Orte auf Erdmanns Route hervor, die irgendeine Bedeutung für ihn hatten. Der

Personenanhang erfasst nur diejenigen, die laut Textauszug in irgendeiner näheren Beziehung zu ihm standen.

Erdmanns jüngster Sohn Hugo (1833–1901) hat an der Niederschrift und Bearbeitung der Memoiren seines Vaters mitgewirkt, gab 1859 ein Buch mit einem fach-militärischen Exzerpt heraus und verkaufte das Manuskript 1892 an das heutige Staatsarchiv Wolfenbüttel.

Erdmanns Erlebnisse im Überblick mit Info-Texten zur Orientierung für den Leser

1786 – 1809: Standesgemäß die OffizierslaufbahnDrei Tage nach dem Tod des Alten Fritz M (Manuskript-Seite) 1 ....................................... 11Ins Berliner Kadettenkorps M2 ................................................................................................... 11 Adel und Kadettenkorps um 1800 ................................................................................. 12Page bei Hofe M2 ............................................................................................................................ 12Zur Infanterie nach Glatz M4 ...................................................................................................... 13 Mit Zopf und Schlendrian .......................................................................................................13Garnisonsdienst bis zur Mobilmachung M7 ............................................................................. 14Jena und Auerstedt: verwundet und den Bruder gerettet M10 ............................................. 15 Der unglückliche Bruder Carl Moritz ......................................................................................17Schändliche Kapitulation von Magdeburg M14 ....................................................................... 18Mängel der Preußenarmee M17 .................................................................................................. 19Mit Österreich gegen Napoleon? M18 ....................................................................................... 20Juni – August 1809: Das Schwarze Korps zieht zur WesermündungBesser mit dem Herzog von Braunschweig! M18 .................................................................... 20Gefährlicher Posten M29 .............................................................................................................. 25Unsere beliebteste Marketenderin M32 ..................................................................................... 25Marsch durch Norddeutschland M 35 ....................................................................................... 28 Der gewagte Zug der Schwarzen Schar .................................................................................28In Halberstadt erstmals Sieger M45 ............................................................................................ 32Der legitime Herzog: Wehmut und Jubel in Braunschweig M55 .......................................... 34Gefecht bei Ölper: Der Feind zieht ab M56 .............................................................................. 34Verrat und Vergötterung M62 ...................................................................................................... 37In Elsfleth auf einen lecken Heringspott M70 .......................................................................... 39Beschuss, Sturm, Schiffbruch M74 ............................................................................................. 41August 1809 – September 1810: Island hopping bis PortugalDas sind die Engländer! Gerettet nach Helgoland M77 ......................................................... 42Die Tränen der leichtsinnigen Schönen M86 ........................................................................... 44Great Yarmouth: Soldatenleben M223 ....................................................................................... 46 Ein reichliches Opfer für Bacchus und Venus ........................................................................47Portsmouth und Insel Wight: Nach Indien verkauft? M232 .................................................. 48 Erdmann beendet eine Meuterei............................................................................................48Die Prinzessin kappt des Herzogs Bart M251 ........................................................................... 51Exerzieren auf Guernsey M252.................................................................................................... 52 Erdmanns Denglisch ...............................................................................................................57Duell, Walzer und englische Konversation M311 .................................................................... 57Von Irland durch die tosende Biscaya M355 ............................................................................ 63September 1810 – April 1814: Peninsular War unter WellingtonLissabon: Willkommen Braunschweiger! M361 ...................................................................... 64 The Death and Glory Regiment ..............................................................................................65Das Korps in Wellingtons Armee M377 .................................................................................... 69 Wellingtons Strategien im Kontext von Erdmanns Memoiren .............................................70Deserteure, Schimpf und Schande M433 .................................................................................. 75Schlacht von Fuentes D’Onor: Bewährung statt Orden M489 .............................................. 78

Glanzpunkte der Memoiren

Gebrauch von Klammern, Zeichen und Hervorhebungen… drei Punkte kennzeichnen Auslassungen von Text bei der Transkription.( ) runde Klammern wurden aus dem Manuskript übernommen.[ ] eckige Klammern lösen bei der Transkription Abkürzungen auf und fügen Zusätze ein.{ } geschweifte Klammern kennzeichnen Tilgungen von Buchstaben bei der Transkription.< > spitze Klammern enthalten Text, der im Original im Rahmen einer Bearbeitung (durch den Autor?)

gestrichen wurde.<< >> Doppelklammern enthalten bereits gestrichene Worte innerhalb einer späteren größeren Strei-

chung.* ** Stern bzw. Sterne wurden im Manuskript für spätere Einschübe verwendet, die am Seitenende

oder auf Folgeseiten erscheinen, und so übernommen./ / Schrägstriche ohne oder mit/: :/ Doppelpunkten wurden im Manuskript gelegentlich für Einschübe verwendet und so übernom-

men.Abcd unterstrichen sind Hervorhebungen wie im Manuskript.Abcd unterpunktet sind unleserliche Wörter bzw. Buchstaben.Abcd fett sind Zwischentitel, im Fließtext außerdem wichtige Orte auf der Route des Autors. Abcd grau eingeklammert sind Nachträge und Erläuterungen im Manuskript. Abcd grau unterlegt sind orientierende Info-Texte.

Page 2: Glanzpunkte der Memoiren - von-frankenberg.com€¦ · Einsatz des Schwarzen Korps in der Schlacht bei Waterloo ausgelassen, die nicht nur Erdmanns persönliche Erleb-nisse betrafen

Im Schwarzen Korps bis Waterloo Auszug aus den Memoiren10 11

Erdmann rettet Wellington das Leben ...................................................................................81 Guerilla ....................................................................................................................................83Die Guerilleros stehlen Vieh M595 ............................................................................................. 87Entehrt: Dame und Bettlerin, Mädchen und Matrone M659 ................................................ 90Offiziersmesse M682 ...................................................................................................................... 91 Von der Kunst die Tische zu bestellen ...................................................................................92Der faulste Esel siegt M685 ........................................................................................................... 92Die Majestät der spanischen Frauen M714 ............................................................................... 94Spanien ist ein Te Deum wert M725 ........................................................................................... 95Die Hand Gottes in der Schlacht von Salamanca M764 ......................................................... 97Ganz vorn beim Triumphzug in Madrid M796........................................................................ 99Rache und Raublust M801 .......................................................................................................... 100 Verluste und Exzesse .............................................................................................................101 Der treue Bursche und der tote Kardinal .............................................................................109In der Schlacht von Vitoria M1134 ........................................................................................... 114 Vetter gegen Vetter ................................................................................................................117 Offizier und Gentleman ........................................................................................................121Politisches Gebet im Gebirge M1204 ....................................................................................... 122Pyrenäen-Gefechte und ein durchschossener Mantel M1231 ............................................. 123Schlachten an Nivelle und Nive M1376 ................................................................................... 127Niete statt Rückkehr M1424 ....................................................................................................... 134 Eine nachteilige Vergünstigung ............................................................................................134Französische Niederlage bei Orthes M1480 ............................................................................ 135Zu früh den Dienst quittiert M1524 ......................................................................................... 140Hauptmann M1568 ...................................................................................................................... 1421815: Napoleons Hundert TageVive l’Empereur! M1596 ............................................................................................................. 146Ab nach Brüssel M1618 ............................................................................................................... 153Ligny und Quatrebras am selben Tag M1627 ......................................................................... 156Lord Byron besingt Braunschweigs Herzog M1628 .............................................................. 158 Die Brunswickers in Dichtung und Malerei ..........................................................................159Obhut für die hohe Leiche M1641 ............................................................................................ 164 Erdmanns Rückblick auf den geliebten Herzog ..................................................................165Als Letzte vom Schlachtfeld M1647 .......................................................................................... 168Gewitternacht und Schicksalstag M1649 ................................................................................. 16918. Juni 1815: Schlacht bei WaterlooBraunschweiger an die Front M1651 ........................................................................................ 170 The three black battalions fight deliciously well ................................................................174Schloss Hougoumont und Gehöft La Haye Sainte M1655 ................................................... 179Hinter Hügeln: Wellingtons geniale Defensive M1662 ......................................................... 183Wellington kaut Nägel M1665 ................................................................................................... 185Die Preußen kommen M1666 .................................................................................................... 185Napoleons Mittelgarde vertrieben M1667 ............................................................................... 186Wellington greift an: Rette sich, wer kann! M1669 ................................................................ 187Nach neun Stunden verwundet M1672 ................................................................................... 1891815 – 1861: Das Leben danachIn St Ouen und Paris M1684 ...................................................................................................... 193Nun danket alle Gott in Braunschweig M1689....................................................................... 196 Adelheid, Kinder und endlich Major ....................................................................................197Beförderung und Pensionierung M1692 ................................................................................. 199

AUSZUG AUS DEN MEMOIREN

Bd. 1 [S. M1–M87, M216–M293, M310–M375]: Meine Memoiren von deren Anfang bis zur Ankunft in Lissabon. von Franckenberg Ludwigsdorff.

S. [M]1: Erinnerungen aus meinem vielbewegten Leben.

[Vom Kind in Reichthal zum Portepee-Fähnrich in Glatz]Drei Tage nach dem Tode des für Preußen unvergeßlichen Königs Friedrich II. [17.08.1786] erblickte ich das Licht der Welt in einem kleinen Städtchen Schlesiens [Reichthal, Kreis Namslau] unweit der Gränze des ehemaligen Königreichs Polen, wo mein Vater als Major und Eskadrons-Chef des Husaren1 Regiments Nro: III, damals von Rosenbusch, zuletzt von Plötz in Garnison stand2.

Da es zu jener Zeit noch nicht möglich war in meinem Geburtsorte evangelischen Religionsunterricht zu erhalten, auch schon mein Vater mit zwei Hauslehrern keine gute Wahl getroffen hatte, so wurde ich im Jahre 1798 zu meiner Großmutter mütterlicher Seite3 gesendet, die in einem Städtchen unweit Glogau lebte, wo ich konfirmiert wurde [Raudten. vgl. S. M16].

Mein Vater hatte nach Rückkehr aus der Rhein-Kampagne [1792–1795] den Abschied mit Pension genommen, weil ihm seine im 7jährigen Kriege [1756–1763] bei Erlangung des Ordens pour le mérite4 erhaltenen Wunden, das längere Dienen nicht mehr gestatteten, und starb leider schon im Jahre 1800. <Nach seinem Tode sendete meine Mutter5 den schon von dessen Stifter erhalte-nen Orden pour le Merite des Vaters, an Sr Majestät6 zurück.> Kur-ze Zeit nachher machte der mit meinem

[M]2: Vater stets befreundet gewesene General Lieutenant von Rüchel7 meiner Mutter das Anerbieten, mich und meinen jün-geren Bruder8 zu sich nach Potsdam zu nehmen, um uns in die Cadetten Institute, deren Chef der General war, zu schicken. Wir langten im December 1800 in Potsdam an, wo mein Bruder in der Cadetten-Anstalt verblieb, ich kam aber nach Berlin in das Cadet-

1 Truppengattung der leichten Reiterei.2 Moritz Wilhelm v.F.-L., * Wundschütz (Schlesien) 28.02.1744, † Reichthal (Schlesien) 07.03.1800, Herr auf Rudelsdorf, Radine und Dyrn-feld, 1783 Schwadrons-Chef im Regiment der sog. Weißen Husaren. FA193.3 Ernestine Sophie Caroline v.Salisch, geb v.Kessel u. Zeutsch, * ... 11.01.1747, † Raudten (Kr. Steinau) 30.11.1811, ∞ ... 1766 Gottlieb Erd-mann v.Salisch, * Dalbersdorf (Kr. Groß Wartenberg, Schlesien) 29.05.1742, † Guhrau (Schlesien) 27.11.1798, königl. preuß. Major a.D., auf Schmardt, Jakobsdorf, später Guhren (wohl Guhrau), Raudten und Simmenau, Kaulwitz und Obischau (alle Schlesien).4 Dagegen in FA193: „1789 22.9. erhielt er bei der Revue den Orden Pour le mérite. Das Regiment führte in diesem Jahre den Namen Köhler-Husaren.“ – Der Pour le mérite geht auf Friedrich II. von Preußen zurück, der den aus kurfürstl. Zeit stammenden und häufig ver-liehenen Hoforden De la Générosité 1740 in einen reinen Verdienstorden umwandelte. Mit der Verleihung des Pour le mérite war hohe gesellschaftl. Anerkennung verbunden. Seit dem Siebenjähr. Krieg diente er ausschließlich der Ehrung von Offzz..5 Caroline Pauline Gottliebe v.Salisch u. Nassengrieff, * Schmardt (Schlesien) 31.07.1767, † Reichthal (Schlesien) 14.02.1832, ∞ Jakobs-dorf (Schlesien) 12.04.1783.6 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), König von Preußen 1797–1840.7 Ernst v.Rüchel (1754–1823), seit 1797 Inspekteur der preuß. Militärbildungsanstalten.8 Carl Moritz Gotthelf Alexander v.F.-L. (* Reichthal [Schlesien] 30.08.1789, † Wesel 1825). Zu seiner Rettung durch Erdmann in der Schlacht bei Auerstedt S. M13 mit Fußn. Weitere Erwähnungen S. M16f. Zu seiner militär. Laufbahn und seinen Kriegseinsätzen vgl. FA52, wo der letzte Eintrag lautet: „1818 7. 3. den Abschied erhalten“. Genaueres geht aus einer Sammlung von gerichtl. Adelsaberkennungen in Preußen hervor: Jahr des Adelsverlustes: 1818; Name des bestraften Delinquenten: Carl Moritz v.Frankenberg. Herkunftsland: Schlesien. Biografische Angabe zum Werdegang: Premierleutnant. Delikt: Duell und achtungswidriges Benehmen gegen Vorgesetzte. Zusätzliche Strafe außer dem Adelsverlust: Kassation [bedingungslose Entlassung] als Offizier, Verlust beider Klassen des Eisernen Kreuzes sowie anderer Orden und Kriegsdenkmünzen, 16 Jahre Festungsarrest [ehrenhafter Freiheitsentzug in Preußen]. Quelle: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. Hauptabteilung, Repositur 100 (Königlich Preußisches Ministerium des Königlichen Hauses), Nr. 3750 (Adel-sentsetzungen 1794–1870). Der Todesort Wesel dürfte besagen, dass er während der Haft in der dortigen Festung gestorben ist.

Erdmanns Vater Moritz Wilhelm (1744–1800), Major und Eskadronschef bei den Preußischen Weißen Husaren und Träger des Ordens Pour le Mérite. Von seinen Vorfahren ist kein Porträt bekannt. Foto Hüttner, Hamburg 2005