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Grüne Städte – lebenswert ©Patrick Garçon

Grüne Städte – lebenswert...milden Sommern • für 2030 prognostiziertes Wachstum auf 700 000 Einwohner Nantes: „Grüne“ Fakten und Zahlen • alle Stadtbewohner leben weniger

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Page 1: Grüne Städte – lebenswert...milden Sommern • für 2030 prognostiziertes Wachstum auf 700 000 Einwohner Nantes: „Grüne“ Fakten und Zahlen • alle Stadtbewohner leben weniger

Grüne Städte – lebenswert

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GRUSSWORT AUS NANTESNach Stockholm, Hamburg und Vitoria-Gasteiz wurde Nantes für das Jahr 2013 zur Umwelthauptstadt Europas gewählt. Mit dieser Auszeichnung werden alle unsere Anstrengungen für die Umwelt und eine sinnvolle Entwicklung gewürdigt. Außerdem ist der Preis ein Anreiz, unsere Kräfte für einen großen Schritt nach vorne zu mobilisieren, nämlich die Einbeziehung öff entlicher und privater Akteure, Verbände und vor allem der Bürger von Nantes, die diesen Fortschritt ermöglicht haben und auch am meisten von ihm profi tieren.

Diese europaweite Anerkennung zeigt, dass unser Weg einer langfristigen Entwicklung – gemeinsam umgesetzt und gestützt auf qualitativ hochwertige öff entliche Dienstleistungen, sozialen Zusammenhalt und Wertschätzung der Natur – auch ein nützliches Vorbild für andere darstellt. Man kann sich durchaus für Optimismus entscheiden, anstatt nichts zu tun. Wir müssen innovativ sein, handeln und zusammen über unsere gemeinsame Zukunft entscheiden. Daher sollten wir

eine Führungsrolle übernehmen, um allen Bürgern zu ermöglichen, sich in diesem außergewöhnlichen Jahr zu beteiligen, sich über die einzelnen Themen zu informieren, ihren Erwartungen Ausdruck zu verleihen, zu einer breit angelegten Debatte beizutragen und unsere Metropole voranzubringen – von jetzt an bis zum Jahr 2030. Unsere Stadt muss weiter wachsen, und es hängt von uns ab, auf welche Weise sie es tut.

unseren Beitrag leisten: Seit vielen Jahren setzt sich die Stadt Nantes für Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Bekämpfung

des Klimawandels ein. 2013 wird es in Nantes Großveranstaltungen geben wie zum Beispiel den Ecocity-Weltgipfel und das Weltforum der Menschenrechte – Plattformen für Ideen und Initiativen zur Entwicklung zukunftsgerichteter Konzepte und Aktivitäten für nachhaltige Stadtentwicklung.

Einfl uss nehmen, denn wir möchten unsere Erfahrungen, unsere Erfolge und unsere Lebensqualität mit anderen europäischen Städten teilen – aufeinander abgestimmte Verkehrsnetze (Straßenbahnen, „Navibus“-Flussschiff e, Bussystem „Busway“, „Chronobus“-Buslinien), Luftqualität, Abfallbewirtschaftung und Recycling, Stadtplanung, Klimaschutzplan, Erhalt der biologischen Vielfalt und Wasserqualität. Nur durch Zusammenarbeit können wir die Städte der Zukunft gestalten.

Gilles RetièreBürgermeister von RezéPräsident des Großraums Nantes

Patrick Rimbert Bürgermeister von Nantes

©Patrick G

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Die Ringe (Les Anneaux) – ein Kunstwerk von Daniel Buren in einer geschichtsträchtigen Umgebung, die heute Teil eines ehrgeizigen Stadtentwicklung-splans ist

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NANTES AUF EINEN BLICK Nantes liegt 55 km von der französischen Atlantikküste entfernt am Zusammenfl uss von Loire, Erdre und Sèvre und bildet das städtische Kerngebiet des Großraums Nantes.

Die geschichtlichen Wurzeln von Nantes reichen in die vorrömische Zeit zurück. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Stadt ein bedeutender Industriestandort. Zusammen mit der fl ussabwärts gelegenen Stadt Saint-Nazaire war sie einst größter Hafen Frankreichs und bedeutender Umschlagplatz, vor allem im Transatlantikhandel. Der Fluss kann noch heute von hochseetauglichen Schiff en befahren werden. 1975 gab es in Nantes 60 000 Industriearbeiter, von denen viele im Schiffb au beschäftigt waren.

Mit der Schließung der Werften Ende der 80er Jahre geriet die Stadt in eine schwierige soziale Lage, die geprägt war von Enttäuschung und Verzweifl ung. Überzeugt von der Bedeutung der Kultur für den sozialen Zusammenhalt, wurde sie in Nantes in den Mittelpunkt städtischer Planungen gerückt.

Dieses Konzept bedeutete, dass man sich der Vergangenheit stellen und sie ganz bewusst auf die Zukunft beziehen musste. Die Planer verknüpften daher das historische Erbe der Stadt mit ihren Entwicklungsprojekten: Umwandlung von Werften in öff entlichen Raum, Förderung der Ansiedlung neuer Hightech-Industrien, Kultur und Kunst als städtische Markenzeichen und Verabschiedung eines langfristigen Plans für umweltfreundliche

und nachhaltige Entwicklung. Die Anbindung des Hochgeschwindigkeitszuges TGV an Nantes, durch den Paris in nur zwei Stunden zu erreichen ist, trug zum Wiederaufschwung der Stadt bei. Mit stetigem, sorgfältig gesteuertem Wachstum verwandelte sich Nantes in das „grüne Wunder im Westen Frankreichs“.Nantes: Fakten und Zahlen

• sechstgrößte Stadt Frankreichs mit rund 600 000 Einwohnern im Großraum

• Rang drei der Städte mit attraktiven Arbeitsplätzen in Frankreich

• 534,9 km2 Stadtfl äche

• zusammengesetzt aus 24 Gemeinden

• gemäßigtes Klima mit kühlen Wintern und milden Sommern

• für 2030 prognostiziertes Wachstum auf 700 000 Einwohner

Nantes: „Grüne“ Fakten und Zahlen

• alle Stadtbewohner leben weniger als 300 m von einer Grünfl äche entfernt

• 57 m2 Grünfl äche pro Person

• 100 000 Bäume in der Stadt

• 15 % der täglichen Fahrten werden mit öff entlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt

• Preisträger des Civitas Award 2009

• ehrgeiziger Klimaschutzaktionsplan zur Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020 um 30 % pro Kopf (gegenüber 2003) in drei Bereichen: Wohngebäude, gewerblich genutzte Gebäude (Tertiärsektor) und Verkehr

• 60 % der Fläche sind landwirtschaftliche Nutzfl äche, Naturraum oder öff entliche Grünfl äche

• vier Natura-2000-Gebiete und 33 Naturräume von botanischem, zoologischem oder ökologischem Interesse

©Christian Konig

Blick über das Stadtzentrum vom Bretagne-Turm

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PROGRAMMHÖHEPUNKTE 2013Für das ganze Jahr 2013 sind in Nantes Aktivitäten geplant. So werden bei einem der Höhepunkte auch Vertreter des Staates anwesend sein. Zudem fi nden internationale Konferenzen, Themenwochen und Workshops statt, und es besteht Gelegenheit zu Besichtigungen.

• Vom 22. bis 25. Mai 2013 wird in Nantes das 5. Weltforum der Menschenrechte unter dem Titel „Sustainable Development/Human Rights: a common struggle?“ veranstaltet.

• Vom 25. bis 27. September 2013 fi ndet in Nantes – und damit erstmals in der EU – die 10. Ökocitykonferenz statt. Bei diesem bedeutsamen Ereignis kommen hoch motivierte und erfahrene Entscheidungsträger aus der ganzen Welt zusammen, um die wichtigsten Maßnahmen zu erörtern, die Städte und ihre Einwohner ergreifen können, damit sich lebende Systeme harmonisch in den menschlichen Lebensraum einfügen können.

• 2013 ist Nantes Gastgeber des dritten Weltgipfels der Unterzeichnerstädte des Mexico-City-Pakts der Ecocity-Builders-Bewegung.

• Als markantes Zeichen der Umweltkreativität der Umwelthauptstadt Nantes gilt die von François Delarozière entworfene „Plant Expedition“, eine Show im Rahmen der Ausstellung Aérofl orale II. Unterstützt von einem Team aus Wissenschaftlern und Forschern, stehen dabei biologische Experimente und Entdeckungen im Mittelpunkt. Die Wanderausstellung wird in mehreren europäischen Städten zu sehen sein und soll die Botschaft der Umwelthauptstadt verbreiten helfen.

Was Fachleute beeindruckt hat

Nantes erhielt von der Jury Bestnoten für seinen lokalen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Außerdem erhielt die Stadt gute Noten in den Bereichen Natur und biologische Vielfalt, Luftqualität, Lärmminderung sowie Abfallerzeugung und -bewirtschaftung.

Die Jury lobte die „wegweisenden Errungenschaften im Verkehrswesen“ der letzten zehn Jahre, so etwa die neuen Straßenbahnlinien, das hochwertige Bussystem, den Verleih von Fahrrädern und das Carsharing-Angebot.

Den Sachverständigen fi el das ausgeprägte Problembewusstsein im Zusammenhang mit der Zersiedelung und die eingeleiteten Maßnahmen zur verdichteten Bebauung auf, um die Erschließung von neuem Land einzudämmen.

©Patrick G

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Das Straßentheater „L’Expédition végétale“ von François Delarozière begeistert das Publikum in ganz Europa

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WAS NANTES SO BESONDERS MACHTDie Loire, der längste Fluss Frankreichs, fl ießt durch Nantes und verbindet die Stadt mit dem Atlantikhafen Saint-Nazaire. Zu allen Zeiten hat die Loire in der Geschichte der Stadt und ihrer Entwicklung eine bedeutende Rolle gespielt und ihren Charakter geprägt.

Nantes ist eine dynamische, zukunftsorientierte Stadt, in der die Verbesserung des Umweltzustands wichtiges Element eines politischen Konzeptes ist, das sich vorrangig an der Steigerung der Lebensqualität ihrer Einwohner orientiert. Auf diesem Grundsatz beruhen alle städtischen Entscheidungsprozesse.

Da die gesellschaftlichen und kulturellen Aspekte städtischen Lebens ebenso wichtig sind wie die bauliche und natürliche Umgebung, haben die lokalen Behörden eine fortschrittliche integrierte Strategie verabschiedet, bei der das Jahr 2013 den nächsten wichtigen Meilenstein auf dem Weg dorthin darstellt.

Der politische Entscheidungsprozess basiert vor allem auf der Beteiligung von Bürgern und Interessenvertretern. Bei jedem der Schritte werden die Einwohner von Nantes hinzugezogen, um einen Gemeinschaftsgeist zu schaff en und sie spüren zu lassen, dass sie es in der Hand haben, ihr städtisches Umfeld und ihren Lebensstandard zu verbessern.

Öffentliche Dienste für sozialen Zusammenhalt und nachhaltige Entwicklung

In Nantes besteht der Wohnungsmarkt zu einem Viertel aus Sozialwohnungen. Eine Vielzahl öff entlicher Einrichtungen und Versorgungsunternehmen – einschließlich gutem Verkehrsnetz, sicherer Energieversorgung und funktionierender Abfallbewirtschaftung – ermöglichen der Bevölkerung unabhängig vom Einkommen ein nachhaltiges Leben.

Die angebotenen Dienstleistungen sorgen für sozialen Zusammenhalt, etwa durch gemeinschaftlich genutzte Familiengärten, die gemeinsame Kompostierung und ein städtisches Fernwärmesystem auf der Basis regenerativer Energien. Umweltschutz, Verbesserung der Luft- und Wasserqualität und der Schutz von Grünfl ächen leisten einen zusätzlichen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität.

©Christian Konig

Nantes verfolgt ein langfristiges Konzept zur umweltschonenden, nachhaltigen Entwicklung

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Dynamisches WachstumWohnungs- und Verkehrspolitik werden miteinander koordiniert. Ein ambitioniertes Verkehrsnetz ermöglicht bereits jetzt, dass 15 % der Pendler täglich öff entliche Verkehrsmittel benutzen.

Um die Zersiedelung der Landschaft wirksamer zu bekämpfen, wurde für Nantes und Saint-Nazaire ein städtebaulicher Rahmenplan (SCOT, Schéma de cohérence territoriale) erarbeitet, der Gewerbe- und Wohngebiete sowie Infrastrukturprojekte ausweist und zugleich Bestimmungen zum Schutz von Agrarland und Naturräumen enthält, insbesondere für die Loiremündung und weitere Grün- und Wasserfl ächen.

Diese integrierten Maßnahmen haben zu einer deutlichen Verringerung der Zersiedelung geführt. Im Vergleich zu den 90er Jahren ist die Nutzung von Land für städtischen Wohnraum und zur privaten und gewerblichen Mischnutzung um 22 % zurückgegangen, während der Bau von Wohnungen von durchschnittlich 4 981 Wohneinheiten pro Jahr (1999) auf 6 212 Einheiten (2004) anstieg. Dank dieser Maßnahmen konnten in Nantes über 15 000 Hektar Naturraum und Ackerland erhalten werden.

Klimaschutzaktionsplan für den Großraum Nantes2007 wurde vom Rat des Großraums Nantes einstimmig ein Klimaschutzaktionsplan verabschiedet. Danach sollen die im Rahmen des Energie- und Klimapakets und des Bürgermeisterkonvents festgelegten EU-Ziele, CO2-Emissionen in Wohngebäuden, in gewerblich genutzten Gebäuden (Tertiärsektor) und im Verkehrssektor bis 2020 gegenüber 2003 um 30 % pro Kopf zu senken, noch übertroff en werden. Außerdem enthält der Plan Anpassungsmaßnahmen zur Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels.

• Der Klimaschutzaktionsplan sieht vor, dass sich staatliche Maßnahmen und Ausgaben an klimafreundlichen Kriterien ausrichten. Klimaberater geben Tipps, wie man im privaten Wohnbereich Energie sparen kann.

• Neue ökologische Bautechniken helfen, Ressourcen zu sparen, und der Ausbau von Biomasse-Fernwärmenetzen ist bereits im Gang.

• In Nantes haben sich zudem Partner für den neuen Off shore-Windenergie-Markt niedergelassen.

• Zusammen mit einer ehrgeizigen Verkehrspolitik hat der Aktionsplan für Klimaschutz die städtische Luftqualität verbessert: bei allen Indikatoren für die Luftverschmutzung – NO2, Feinstaub (PM10) und Ozon – werden die Grenzwerte unterschritten, und der CO2-Ausstoß pro Kopf konnte 2009 auf 4,77 t reduziert werden.

• Nantes und Saint-Nazaire arbeiten derzeit gemeinsam an drei wichtigen Forschungsprogrammen zu alternativen Energieträgern: Schiff shybridantriebe, Energiegewinnung aus Hausmüll (PREVER) und Nutzung der Wellenenergie (SEAREV).

©Patrick G

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Das Kreativhaus Manny ist ein Wahrzeichen der Stadt und verkörpert zwei wesentliche Aspekte der modernen Gesellschaft: Einfallsreichtum und Verantwortung für die Umwelt

Bewohner unterstützen die Stadt bei der Umsetzung ihrer grünen Politik

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Eine Stadt in BewegungDas Verkehrswesen spielt eine entscheidende Rolle beim Engagement von Nantes zur Senkung der CO2-Emissionen und zur Verbesserung der Lebensqualität seiner Bürger.

Als erste französische Stadt setzte Nantes mit Erfolg wieder Straßenbahnen ein. Das 1958 stillgelegte Straßenbahnnetz wurde 1985 wieder in Betrieb genommen. Mit einer Gesamtlänge von 42 km zählt es heute zu den größten Netzen Frankreichs und befördert rund 65 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Die Einwohner von Nantes legen jeden Tag rund 2 Millionen Wege zurück – 15 % davon mit öff entlichen Verkehrsmitteln. Um mehr Bürger dazu zu bewegen, ihr Auto zu Hause zu lassen, führt die Stadt stufenweise eine neue, hochentwickelte Infrastruktur für den öff entlichen Verkehr ein.

2006 wurden für das Bussystem „Busway“ eigene Fahrspuren und bevorzugte Vorfahrt an Kreuzungen eingeführt – ein System, das die Geschwindigkeit von Straßenbahnen mit den geringeren Kosten eines Bussystems kombiniert. Auf einer Strecke von 7 km mit 15 Haltestellen werden täglich über 25 000 Fahrgäste befördert; „Busway“ ergänzt die 72 normalen Buslinien, die die Gemeinden im Großraum Nantes miteinander verbinden.

Mit „Chronobus“, dem öff entlichen Verkehrssystem der nächsten Generation – einer Weiterentwicklung des „Busway“-Konzepts mit Ausbau vorhandener Verkehrswege und Kreisverkehren – werden die

Fahrtzeiten zwischen Stadtzentrum und den angrenzenden Außenbezirken verkürzt. Die vier 2012 in Betrieb genommenen und weitere sechs geplante Linien sollen rund 100 000 Fahrgäste pro Tag befördern und das Verkehrsnetz der Stadt um mehr als das Doppelte erweitern.

AbfallDer Großraum Nantes verfügt über ein gut funktionierendes Abfallentsorgungssystem, nur 11 % der Abfälle werden auf Deponien verbracht; biologisch abbaubare Abfälle werden nicht deponiert. Die Erzeugung von Hausmüll ist in den letzten zehn Jahren zurückgegangen. 35 % der Siedlungsabfälle werden recycelt, der Rest wird in Müllverbrennungsanlagen mit Energierückgewinnung verbrannt. Der Großraum Nantes beteiligt sich außerdem an landesweiten Projekten für Abfallvermeidung und Recycling.

Wasser Der Wasserverbrauch pro Kopf im Großraum Nantes wurde durch eine gezielte Preispolitik und Sensibilisierungskampagnen gesenkt. Zur Leckageortung und für die Modernisierung des Rohrleitungsnetzes und der Verbrauchsmessung wurden Aktionspläne aufgestellt. Die Stadt profi tiert von einer reichlichen Wasserversorgung aus der Loire und konzentriert daher ihre Anstrengungen im Bereich Trinkwasserversorgung auf die Verbesserung der Wasserqualität und die Ausdehnung der Wasserschutzgebiete.

©Patrick G

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Die 2011 eröff nete Eric-Tabarly-Brücke wurde nach dem in Nantes geborenen Weltumsegler benannt

Der mit den drei größten Versorgern ausgehandelte einheitliche Wasserpreis ist ein Zeichen für Gleichheit und Solidarität zwischen den Einwohnern des Großraums Nantes

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Grünfl ächen für einen umweltbewussteren LebensstilSeiner Lage an Loire, Erdre und Sèvre und seiner Nähe zur Atlantikküste verdankt Nantes eine Vielzahl natürlicher Lebensräume wie Feuchtgebiete und Wälder, die sich bis in die Stadt hinein erstrecken.

Die Anzahl der Grünanlagen und Wasserfl ächen hat sich im letzten Jahrzehnt erhöht. Etwa 15 % des Stadtgebiets bestehen aus rund 100 Gärten, Parkanlagen und Plätzen, die die Atmosphäre der Stadt prägen und in denen das ganze Jahr über zahlreiche Gartenschauen und gesellschaftliche Veranstaltungen stattfi nden. Wasserwege mit einer Gesamtlänge von 250 km verbinden die städtischen Grünfl ächen mit der umliegenden Landschaft, deren Flora und Fauna neben verbreiteten Arten auch seltene Spezies aufweist. Managementpläne gewährleisten den Schutz von Feuchtgebieten und speziellen Landschaftsräumen wie den vier Natura-2000-Gebieten.

Von Wäldern umgebenIm Rahmen des Projekts „Städtische Wälder“ werden drei Waldgebiete vor Bebauung geschützt und deren Flächen gleichzeitig durch Landerwerb und Kooperation mit den Waldbesitzern ausgedehnt.Durch Bewirtschaftung dieser unterschiedlichen Waldgebiete, zum Beispiel durch Wiederauff orstung und Erhaltung von Ökosystemen, öff net das Projekt ökologische Korridore in die Stadt, um ihren Bewohnern nahegelegene bewaldete Grünfl ächen für Freizeit und Erholung zu bieten.

Stadtnahe LandwirtschaftIn der Metropolregion Nantes wird Landwirtschaft als entscheidend für das richtige Verhältnis von städtischem Wachstum und dem notwendigen Erhalt von Naturräumen angesehen. Unterstützt wird diese Auff assung durch die Vielfalt und Produktivität der regionalen Landwirtschaft, zu der unter anderem Rinderzucht, Milcherzeugung, Erwerbsgartenbau und natürlich der Anbau der Reben für den Muscadet gehören. Die 330 landwirtschaftlichen Betriebe im Großraum Nantes beschäftigen 1 400 Menschen. Die Stadt setzt sich aktiv für die Wiedernutzbarmachung aufgegebener landwirtschaftlicher Flächen in stadtnahen Gebieten ein, indem sie interessierte Landwirte und Genossenschaften bei der Beschaff ung der für die Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebes nötigen Finanzmittel und Flächen unterstützt.

Nantes – Natur in Zahlen

• mehr als 250 km Flussläufe und 53 km Uferwege

• 27 km2 Wasserfl ächen

• 47 geschützte Pfl anzenarten

• 127 seltene oder bedrohte Pfl anzenarten

• 19 geschützte Tierarten

• 15 seltene oder bedrohte Tierarten

• vier bedeutsame Vogelgebiete

• 33 Naturräume von botanischem, zoologischem oder ökologischem Interesse

• vier Natura-2000-Gebiete

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Landwirtschaftliche Nutzfl ächen sind vor dem Vordringen der Stadt geschützt und Landwirte erhalten Unterstützung bei Investitionen in Grundstücke

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Wirtschaft und TourismusVon der Schwerindustrie zur HochtechnologieDerzeit entfallen lediglich 11 % der Arbeitsplätze im Großraum Nantes auf die industrielle Fertigung, wobei Flugzeugbau und Agrarindustrie zu den größten Arbeitgebern zählen. Um einen Ausgleich zu schaff en, hat die Stadt in die Entwicklung „grüner“ Arbeitsplätze in Forschung und neuen Technologien investiert und frühzeitig den Zugang ihrer Bürger zu Online-Diensten gefördert.

Die Metropolregion Nantes ist an dem staatlichen Ausgabenprogramm „Investition in die Zukunft“ beteiligt und schließt sich mit anderen Wirtschaftspartnern zusammen, um an strategisch wichtigen Projekten teilzunehmen. Das technologische Forschungsinstitut IRT Jules Verne verhilft Nantes zu einer Spitzenposition auf dem Gebiet modernster Technologien für komplexe Strukturen und Verbundmaterialien, insbesondere im Hinblick auf ökologische Verfahren und Recycling von Nebenprodukten und Abfallgemischen.

Weitere ehrgeizige Projekte in innovativen Sektoren wie der Erschließung mariner Bioressourcen und erneuerbarer Energien bilden ein wichtiges Netzwerk für Energieinfrastruktur.

Der Großraum Nantes ist der größte Geldgeber des Partnerschaftsprojekts Atlanpole, das junge, im Bereich nachhaltige Entwicklung und grüne Technologien tätige Unternehmen unterstützt.

ÖkopassUm besondere Anreize für Ökotourismus zu schaff en, beteiligt sich Nantes an der Initiative „Ökopass“, einer Kennzeichnung zur Förderung von Hotels, Gasthäusern, Restaurants und Campingplätzen, die ihre Betriebsführung am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren. Die Behörden arbeiten dabei mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dem Département Loire-Atlantique sowie mit lokalen Stellen einschließlich der Industrie- und Handelskammer und anderen Interessenvertretern zusammen. Mit der Unterzeichnung einer Charta verpfl ichten sich die Teilnehmer zur Einhaltung der Grundsätze eines nachhaltigen Fremdenverkehrs.

Neue SichtDas Kunstprojekt „Estuaire“ (Flussmündung) verbindet Kunst mit der Landschaft und der Loire in der Umgebung von Nantes und Saint-Nazaire. Es wurde initiiert, um die natürliche Umwelt aus neuer Perspektive zu betrachten. Zwischen 2007 und 2012 wurden Werke zeitgenössischer Kunst entlang des 60 km langen Flussverlaufs zwischen den beiden Städten ausgestellt. Einige davon wurden dauerhaft installiert und sind so zum Bestandteil der Landschaft geworden.

©Valery Joncheray

Péage Sauvage, eine anlässlich des Kunstprojekts Estuaire 2012 installierte Mautstelle aus Holz am Eingang zum Naturschutzgebiet Klein-Amazonien

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©Valery Joncheray

Eine Insel der Zukunft für die StadtNantes gestaltet ehemalige Industriegebiete im Stadtzentrum nach den neuesten Prinzipien nachhaltiger Stadtökologie durch Kombination von energieeffi zienten Wohnungen mit Grünfl ächen und Freizeiteinrichtungen für seine wachsende Bevölkerung.

Die Île de Nantes ist eine Loire-Insel im Zentrum der Stadt. An ihrem westlichen Ende befanden sich früher der Hafen und Schiff swerften, die mittlerweile jedoch fl ussabwärts an die Loiremündung verlagert wurden und eine Industriebrache hinterlassen haben, die für neue und innovative, nachhaltige und umweltfreundliche Nutzungen zur Verfügung steht.

Derzeit wird an einem ehrgeizigen Projekt für nachhaltige Stadtentwicklung gearbeitet, durch das auf der Insel ein „Öko-Stadtviertel“ mit Wohnhäusern, Gärten, Freizeitfl ächen, Geschäften und Werkstätten entstehen soll.

Rund 1 Million Quadratmeter zusätzlichen Wohnraums einschließlich 7 500 neuer Wohneinheiten für 15 bis 20 000 Menschen sollen geschaff en werden – womit sich die Anzahl der Inselbewohner verdoppeln wird.

Sensibilisierung der Öff entlichkeitDer Großraum Nantes beteiligt sich am Wettbewerb „Familien für positive Energie“ der Region Pays de la Loire, bei dem es darum geht, zu zeigen, wie Haushalte zur Verbesserung ihrer CO2-Bilanz durch konkrete, messbare Aktivitäten zusammenarbeiten können. Das Prinzip ist einfach: Teams aus jeweils zwölf benachbarten Familien stellen sich der Herausforderung, ihren Energieverbrauch im Haushalt – einschließlich Heizung, Warmwasserbereitung und Haushaltsgeräte – so weit wie möglich zu senken. Im Einklang mit dem Kyoto-Protokoll verpfl ichtet sich jedes Team, mindestens 8 % weniger Energie zu verbrauchen als im Vorjahr. Um Fortschritte zu erzielen, kommt es auf die Zusammenarbeit an. Mit Abschluss des Wettbewerbs 2011/2012 hatten die sieben teilnehmenden Teams ihren Energieverbrauch um rund 20 % gesenkt.

In 2011 wurde im Großraum Nantes zudem eine neue Bürgerinitiative zur Abfallreduzierung gestartet. Haushalte von Alleinstehenden, Familien und Rentnern wurden eingeladen, auf freiwilliger Basis an einem dreimonatigen Versuch teilzunehmen, mit dem Möglichkeiten zur Verringerung von Hausmüll erkundet werden sollten. Seit Januar 2012 können 90 % der Bürger von Nantes am System der getrennten Entsorgung von Hausmüll teilnehmen.

Industriebrachen wurden in Freizeit- und Erholungsbereiche umgewandelt

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KOPENHAGEN: UMWELTHAUPTSTADT EUROPAS 2014Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks mit rund 542 000 Einwohnern, wird Umwelthauptstadt Europas 2014. Das Konzept der Stadt für eine ökologische Wirtschaft ist beispielhaft für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, bei der ökologische, wirtschaftliche und soziale Belange berücksichtigt werden. Es hat das Potenzial, als Modell von anderen Städten übernommen zu werden.

Kopenhagen hat öff entlich-private Partnerschaften in den Mittelpunkt seines Ansatzes zur Öko-Innovation und nachhaltigen Beschäftigung gestellt und arbeitet mit Unternehmen, Hochschulen und Organisationen in speziellen Foren für die Entwicklung und Umsetzung umweltgerechten Wachstums zusammen.

Copenhagen

Mithilfe des im Dezember 2009 beschlossenen „Plan für sanfte Mobilität“ mit einem Haushalt von 40 Mio. EUR soll der Anteil der in der Stadt mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege bis 2015 verdoppelt werden. Nantes versucht, durch Informationen und Beratung über alternative Lösungen für bedarfsgerechte Mobilität seine Bewohner dazu zu bewegen, umweltfreundlichere Arten der Fortbewegung zu wählen, etwa im Rahmen der jährlich stattfi ndenden Europäischen Mobilitätswoche.

Je früher man lernt, seine Lebensweise ökologisch nachhaltig zu gestalten, desto einfacher ist es. Der Großraum Nantes will seine Bürger daher schon frühzeitig mit einer Reihe von Initiativen für eine umweltbewusste Lebensweise gewinnen. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht das

Centre des Expositions, ein Ausstellungszentrum, in dem verschiedene Unterrichtsmaterialien sowie Aktivitäten für Grundschüler angeboten werden.

Das Programm „Mein Leben, meine Stadt, mein Planet“ setzt die globale Situation, die örtlichen Gegebenheiten und das Leben der Kinder im Rahmen von sechs Themenbereichen miteinander in Beziehung. Ziel des Programms ist, die Verbindung zwischen der internationalen Entwicklung, dem Geschehen vor Ort und dem alltäglichen Verhalten der Kinder anschaulich zu machen.

Im Rahmen zusätzlicher Programme im Großraum Nantes können Schüler eine Wasseraufb ereitungsanlage, eine Abfallbeseitigungsanlage oder ein Zentrum für Solarenergie besichtigen.

Kopenhagen – Umwelthauptstadt 2014

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www.europeangreencapital.eu

©Patrick G

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doi: 10.2779/35688

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w.nantesgreencapital.eu

Ein „Gemeinschaftskunstwerk“ bei der Eröff nung von „La Fabrique“, einem Kultur- und Kunstzentrum, im September 2011

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Das Sekretariat der UmwelthauptstädteFür das Antragsverfahren sowie die Tätigkeiten des Bewertungsgremiums und der Jury ist das Sekretariat der Umwelthauptstädte zuständig, das derzeit von der RPS Group, einer Beratungsgesellschaft für Umwelt- und Kommunikationsfragen, geleitet wird. Das Sekretariat ist auch bei PR-Maßnahmen behilfl ich, die im Zusammenhang mit der Auszeichnung stehen. Die Website „Umwelthauptstadt Europas“, Facebook und Twitter sowie verschiedene Kommunikationsmittel wie Broschüren und Pressemitteilungen stehen dafür zur Verfügung.