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G. GRUPPund KL. GOERTTLER: GrSflen~nderung glatter Muskelfasern. 187 stanzen der Dekamethoniumgruppe ebenfalls mit einer initialen Kon- traktur reagiert. Allerdings war dies interessanterweise nur der Fall, wenn die Narkose mit einem Barbital (Me.dinal, Numal, Pentothal, Evi- pan) durchgefiihrt wurde. Verabfolgt man dagegen zur Narkose ein l~ichtbarbital (Urethan, Avertin, Paraldehyd, Amylenhydrat, Choreton), so reagiert das Meerschweinchenzwerchfell auch auf Dekamethonium mit reiner L~hmung. Am Meersehweinchengastroenemius waren stets nut L~mungsvorg~nge nachweisbar. Vergleichende Untersuchungen an ver- schiedenen Tierarten (Katze, Meerschweinchen, Ratte, Goldhamster und Maus) ergaben, dab eine derartige Differenzierung auger am Meerschwein- ehen nur an der Maus mSglich war. Dis~:le88ion. KLUPP (Wien): Es wird auf die Wirkung des Bis-Triphenylphos- phoniumanalogs yon C~0 hingewiesen, das die Wirkung kontrakturausl6sender Stoffe wie Dekamethonium vortibergehend in curareartige umwandelt. Die MSglich- keit des Vorhandenseins yon curareartigen Wirkungen in Kontrakturstoffen, die durch verschiedene Stoffe in den Vordergrund des Wirkungsbildes gebracht werden, wird diskutiert. Schlu~wor$. VEIGEL: Zur Bemerkung yon KLUPP wird an Hand einiger Ab- bildungen gezeigt, dab unter den gegebenen Bedingungen (Barbituratnarkose) die Kontraktur im allgemeinen bereits roll ausgebildet ist bei Suceinylbischolin- dosen, die noeh keinerlei sekund~re L~thmungserseheinungen erkennen lassen. Erst h5here Dosen fiihren zum vollen Wirkungsbfld. Mit der Kli~rung der bier aufgezeigten Phi~nomene sind wir z. Zt. besch~ftigt. GtlN~R GRUPP und KIAUS G0I~RTI~R (Freiburg i. Br.): Gr/}Seniinderung glatter NIuskelfasern bei verschiedenen Funktionszustiinden. Zur Beurteflung des Zustandes der glatten Muskelfasern selbst auf darml~hmende oder erregende Stoffe haben wit das statistische Quer- schnittsbfld der Muskelfasern herangezogen. Als l~hmende Stoffe wurden Adrenalin, Chloralhydrat und das Anti- histaminieum Luvistin (Pyrrolidyl-benzyl-phenyl-~thylamin), yon den erregenden Stoffen Acetylcholin und Bariumchlorid und zur Fixation Formalin verwendet. Formalin kontrahiert den Darm direkt vor der Fixation. Trotzdem sind nicht alle Fasern kontrahiert. Es wechseln in aufeinanderfolgenden Darmabsehnitten die mittleren Durehmesser der glatten Muskelfasern in statistisch gesieherter geordneter Reihenfolge. Es entsteht das Bfld einer Welle, die mSglicherweise mit der Kontraktionswelle der L~ngs- muskulatur identisch ist. Von den l~hmenden Stoffen fixiert das CMoralhydrat ebenfalls, je- doch langsnmer als Formalin. Es tritt keine volle Ersehlaffung aller Yluskelfasern ein. Die Adrenalinl~hmung des Darms wurde dutch Formalin ohne weiteres dnrchbroehen. Auch hier tritt die beim Formalin besehriebene

Größenänderung glatter Muskelfasern bei verschiedenen Funktionszuständen

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G. GRUPP und KL. GOERTTLER: GrSflen~nderung glatter Muskelfasern. 187

stanzen der Dekamethoniumgruppe ebenfalls mit einer initialen Kon- t rak tur reagiert. Allerdings war dies interessanterweise nur der Fall, wenn die Narkose mit einem Barbital (Me.dinal, Numal, Pentothal, Evi- pan) durchgefiihrt wurde. Verabfolgt man dagegen zur Narkose ein l~ichtbarbital (Urethan, Avertin, Paraldehyd, Amylenhydrat , Choreton), so reagiert das Meerschweinchenzwerchfell auch auf Dekamethonium mit reiner L~hmung. Am Meersehweinchengastroenemius waren stets nut L~mungsvorg~nge nachweisbar. Vergleichende Untersuchungen an ver- schiedenen Tierarten (Katze, Meerschweinchen, Ratte, Goldhamster und Maus) ergaben, dab eine derartige Differenzierung auger am Meerschwein- ehen nur an der Maus mSglich war.

Dis~:le88ion. KLUPP (Wien): Es wird auf die Wirkung des Bis-Triphenylphos- phoniumanalogs yon C~0 hingewiesen, das die Wirkung kontrakturausl6sender Stoffe wie Dekamethonium vortibergehend in curareartige umwandelt. Die MSglich- keit des Vorhandenseins yon curareartigen Wirkungen in Kontrakturstoffen, die durch verschiedene Stoffe in den Vordergrund des Wirkungsbildes gebracht werden, wird diskutiert.

Schlu~wor$. VEIGEL: Zur Bemerkung yon KLUPP wird an Hand einiger Ab- bildungen gezeigt, dab unter den gegebenen Bedingungen (Barbituratnarkose) die Kontraktur im allgemeinen bereits roll ausgebildet ist bei Suceinylbischolin- dosen, die noeh keinerlei sekund~re L~thmungserseheinungen erkennen lassen. Erst h5here Dosen fiihren zum vollen Wirkungsbfld. Mit der Kli~rung der bier aufgezeigten Phi~nomene sind wir z. Zt. besch~ftigt.

GtlN~R GRUPP und KIAUS G0I~RTI~R (Freiburg i. Br.): Gr/}Seniinderung glatter NIuskelfasern bei verschiedenen Funktionszustiinden.

Zur Beurteflung des Zustandes der glatten Muskelfasern selbst auf darml~hmende oder erregende Stoffe haben wit das statistische Quer- schnittsbfld der Muskelfasern herangezogen.

Als l~hmende Stoffe wurden Adrenalin, Chloralhydrat und das Anti- histaminieum Luvistin (Pyrrolidyl-benzyl-phenyl-~thylamin), yon den erregenden Stoffen Acetylcholin und Bariumchlorid und zur Fixation Formalin verwendet.

Formalin kontrahiert den Darm direkt vor der Fixation. Trotzdem sind nicht alle Fasern kontrahiert. Es wechseln in aufeinanderfolgenden Darmabsehni t ten die mittleren Durehmesser der glat ten Muskelfasern in statistisch gesieherter geordneter Reihenfolge. Es entsteht das Bfld einer Welle, die mSglicherweise mit der Kontraktionswelle der L~ngs- muskulatur identisch ist.

Von den l~hmenden Stoffen fixiert das CMoralhydrat ebenfalls, je- doch langsnmer als Formalin. Es t r i t t keine volle Ersehlaffung aller Yluskelfasern ein.

Die Adrenalinl~hmung des Darms wurde dutch Formalin ohne weiteres dnrchbroehen. Auch hier t r i t t die beim Formalin besehriebene

188 H. Li~LLMA~N: Beitrag der Spontanrhythmik nervenfreier Muskulatur.

wellenfSrmige ~nderung tier Mittelwerte auf. Demnach ist die Adrenalin- wirkung auf die glatte Muskelfasern des Darmes keine direkte Wirkung. Die nattirlichen Kontraktionswellen laufen unter der Adxenalinwirkung weiter, sie werden jedoch nicl~t sichtbar.

Aul~erdem kSnnen mit dieser Methodik unerregbare Fasern sichtbar gemacht werden, die wegen ihrer geordneten Aufeinanderfolge echten Refrakt~rphasen entsprechen mfissen.

Luvistin l~hmt die glatten Muskelfasern vollkommen, es kann durch Formalin keine Kontraktion mehr erzielt werden; das gleiche gilt um- gekehrt ffir die Bariumchlorid-Kontraktion.

Acetylcholin kontrahiert nicht alle Fasern. Kontrahierte und nicht kontrahierte Antefle folgen einander gesetzm~13ig. Es verh~lt sich also grunds~tzlich wie Adrenalin.

D~sl~ussion. PETR¥ (Freiburg): Es mug an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dab die vorliegenden Befunde fiir die morphologisehe Forschung von auBerordentlieher Bedeutung sind. Seitdem sich die Morphologen mit der Analyse funktioneller Strukturen befassen, besteht das Problem, ob die in einem bestimmten Funktionszustand fixierten Objekte die Verh~ltnisse in vivo wirklich zeigen.

Dies gilt vor allem fiir die Untersuchungen an glattmuskeligen Hohlorganen wie Darm, Ureter, Efleiter usw. und vor allem fiir die Erforschung der funktionellen Struktur der Blutgefal]e. Wir haben es hier mit sehr kompliziert aufgebauten Systemen glatter Muskulatur zu tun. Funktionelle Strukturen sind nun am besten in den extremen Funktionszust~nden zu analysieren, einmal bei vollkommener Kontraktion und andererseits bei einer totalen Erschlaffung. Nach den vorge- tragenen Untersuchungen miissen wir annehmen, dab die Anwendung einiger Pharmaka zu Erschlaffung der glatten Muskulatur (z. B. Chloralhydrat) utoptiseh waren. Aueh die tibliche Fixierung gespannter oder gedehnter Objekte mit Formalin ist demnach unvollkommen. Die sehr aufschlul3reichen Ergebnisse yon GRvm" und GO~RTTLER geben uns nunmehr die MSglichkeit einer eindeutigen Fixierung glatter Muskulatur in total erschlafftem Zustand.

H. Lt~LMA~N (Mainz): Beitrag zur Frage der Spontanrhythmik nerven- freier Muskulatur.

Es wird fiber Versuche an isolierten Amnien yon Hiihnern berichtet. Bei diesem Pr~parat handelt es sich um ein nervenfreies Organ, das koordinierte Spontanbewegungen ausfiihrt. - - Die erregende Wirkung yon Acetylcholin (ACh) war von d-Tubocurarin, Dekamethonium oder Atropin nicht hemmbar. Auch die ganglienblockierenden Substanzen Pentamethonium, Hexamethonium und Scopolamin-n-butylbromid zeig- ten ~veder eine Eigenwirkung noch hoben sie den ACh-Effekt auf. Barium- ionen erregten alas Organ starker als ACh oder Nicotin. Alle Pharmaka, die excitatorische Eigenschaften aufwiesen, lieflen sich durch Chinin oder Papaverin hemmen. Die inhibitorische Aktion dieser beiden ¥erbindun- gen war reversibel. - - Synchron zu den Kontraktionen des Amnion konnten regelm~13ige Aktionspotentiale abgeleitet werden, die zeit]ich