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Grundkurs Neurobiologie Wahlpflichtlaborübung für Studierende der Biologie SS 2019 15.07. - 19.07.2019 Organisation: L. Bakota, R. Brandt Durchführung: N. Abreu, B. Flenker, V. Herkenhoff, N. Trushina, B. Niewidok, M. Rierola Assistenzmodul: E.M. Flick, J. Winter

Grundkurs Neurobiologie · Generelle Organisation des Praktikums Bitte bringen Sie einen Laborkittel für das Praktikum mit Wir haben uns große Mühe zur Vorbereitung des Praktikums

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Grundkurs Neurobiologie

Wahlpflichtlaborübung für Studierende der Biologie

SS 2019 15.07. - 19.07.2019

Organisation: L. Bakota, R. Brandt Durchführung: N. Abreu, B. Flenker, V. Herkenhoff,

N. Trushina, B. Niewidok, M. Rierola Assistenzmodul: E.M. Flick, J. Winter

Generelle Organisation des Praktikums Bitte bringen Sie einen Laborkittel für das Praktikum mit Wir haben uns große Mühe zur Vorbereitung des Praktikums gegeben. Wir erwarten, daß Sie

ebenfalls vorbereitet kommen und das Praktikumsskript vor dem Praktikumsbeginn durchgearbeitet haben. Wir werden das in einem Kolloquium (lat., "wissenschaftliche Unterhaltung") zu Beginn des Praktikums überprüfen. Beachten Sie dazu bitte die „Leitfragen zum Grundkurs-Praktikum“, die Sie im Lehrmaterialenordner finden.

Die Teilnahme an der Veranstaltung "Grundlagen der Neurobiologie mit Tutorium" ist

Voraussetzung für die Teilnahme am Praktikum. Grundlage für das Bestehen dieses Modulteils ist (1) die Teilnahme am Praktikum, (2) die

Abgabe der bearbeiteten Rechenübungen zu Beginn des Versuchs AChE, und (3) die Abgabe des ausgefüllten Formblattes zum Versuch AChE (enthalten im Praktikumsprotokoll) am Ende des Versuchs.

Das Erarbeiten eines vollständigen Protokolls ist freiwillig und empfehlenswert für alle, die

weitere Praktika oder Abschlussarbeiten in der Abteilung Neurobiologie planen. Bitte geben Sie in diesem Fall ein Protokoll pro Person ab. Beschränken Sie sich dabei auf einen Versuch. Deadline für die Abgabe des Protokolls ist 4 Wochen nach Praktikumsende (Sekretariat der Neurobiologie, Raum 36-312, oder im Postfach vor Raum 36-313 (Fach: R. Brandt)).

Nutzen Sie Leerzeiten während des Praktikums zur Arbeit am Protokoll - es hat sich bewährt,

Protokolle so zeitnah zum Experiment wie irgend möglich zu erarbeiten Bitte befolgen Sie folgende Hinweise zum Aufbau des Protokolls:

Vermerken Sie mögliche Versuchsänderungen, Probleme bei der Versuchsdurchführung etc. Zentraler Teil eines Versuchsprotokolls ist die vollständige Darstellung und Auswertung der Ergebnisse Beantworten Sie alle Fragen in der Versuchsvorschrift; übernehmen Sie für die Beantwortung

die Nummerierung aus der Versuchsvorschrift Keine Wiederholung der Versuchsvorschrift Kein ausführlicher Literaturüberblick

Protokolle können voraussichtlich ab Mitte November aus dem Sekretariat der Neurobiologie

abgeholt werden. PLEASE NOTE: PART OF THE PRACTICAL TRAINING WILL BE IN ENGLISH

LANGUAGE

A B CGruppe

Mo

Di

Mi

Do

Fr

Einführung, Kolloquium, Sicherheitsbelehrung

Vorbesprechung Neuroanatomie und Modellneurone (Bakota)Vorbesprechung Elektrophysiologie (Bakota)

Vorbesprechung AChE (Brandt)

Betreuer: L. Bakota, R. BrandtN. Abreu, B. Flenker, V. Herkenhoff, N. Trushina, B. Niewidok, M. Rierola

Neuroanatomie

Neuroanatomie

Neuroanatomie

Neuroanatomie Neuroanatomie

Neuroanatomie

Modellneurone

Modellneurone

Modellneurone

Elektrophysiologie

Elektrophysiologie

Elektrophysiologie

Praktikum: Grundkurs Neurobiologie, SS2019 (15.07. - 19.07.19)

AChE

AChE

AChE

Nachbesprechung

Start: 10:00

Start: 10:00

Start: 10:00

Asssistenzmodul: E.M. Flick, J. Winter

Start: 09:00

Ende: ~18:00

Ende: ~16:00Start: ~16:00

Start: 13:00 Gr 1; 15:30 Gr 2

Start: 8:30

Start: 13:00 Gr 1; 15:30 Gr 2

Start: 8:30

Start: 13:00 Gr 1; 15:30 Gr 2

Start: 8:30

Start: 09:00

Ende: ~18:00

Start: 09:00

Modellneurone - 1 -

Humane Modellneuronen / lichtmikroskopische Immunzytochemie / neuronale Marker (Versuch Modellneurone)

Inhalt:

1. Humane Modellneuronen als Modell terminal differenzierter und polarer Nervenzellen

2. Lichtmikroskopische Verfahren zur Untersuchung dissoziierter Nervenzellen

2.1 Das Mikroskop

2.2 Zellfärbung und Hellfeldmikroskopie

3. Lichtmikroskopische Immunzytochemie zur Identifizierung von Neuronen

4. Protokolle

4.1 Materialien

4.2 Fixierung der Zellen

4.3 Färbung mit Toluidinblau

4.4 Immunzytochemische Färbung

4.5 Einbetten

5. Aufgaben

6. Weiterführende Literatur

Modellneurone - 2 -

1. Humane Modellneuronen als Modell terminal differenzierter und polarer Nervenzellen

Die Entwicklung von Methoden, dissoziierte Zellen aus dem Gehirn zu präparieren

und zu kultivieren, ermöglichte erstmals die Anwendung zellbiologischer Methoden in der

Neurobiologie. Damit wurde es zum Beispiel in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts

zum erstenmal möglich, die Ausbildung und das Auswachsen neuronaler Zellausläufer zu

beobachten sowie das Verhalten neuronaler Wachstumskegel in einzelnen Nervenzellen zu

analysieren. Interessanterweise entwickeln sich bestimmte Neuronentypen (wie zum Beispiel

Pyramidenzellen, die aus dem Hippocampus der Ratte isoliert werden) in einer stereotypen

Sequenz von Ereignissen (Abbildung 1). In einem ersten Schritt nach dem Ausplattieren

kommt es zur Ausbildung einer dynamischen Membranstruktur (Lamellipodien),

anschließend zum Auswachsen kleiner Zellausläufer, die sich morphologisch und funktional

nicht unterscheiden (“minor processes”). In einem nächsten Schritt wächst dann einer dieser

Zellausläufer schneller als die anderen und entwickelt eine typisch axonale Morphologie. Im

weiteren Verlauf nehmen dann die verbleibenden kleinen Zellausläufer zunehmend eine

dendritische Morphologie mit ihren typischen baumartigen Verzweigungen an.

Abb. 1: Stufen der Entwicklung von Neuronen, die dem Hippocampus der embryonalen Ratte (embryonaler Tag 18) entnommen wurden (nach Dotti et al., 1988).

Seit diesen Pionierarbeiten wurden die Kulturtechniken beständig weiterentwickelt

und verfeinert und es wurden Methoden eingeführt, um zum Beispiel bestimmte Zelltypen

anzureichern, in Kultur zu nehmen und experimentell zu manipulieren (für einen Überblick

über die verschiedenen Kulturmethoden siehe die Bücher von Banker und Goslin (1991) und

Fedoroff und Richardson (2001)). Kulturen, bei denen die Zellen direkt aus dem Tier

entnommen werden, werden dabei als "Primärkulturen" bezeichnet. Aus diesen Kulturen

können Zellen, die sich teilen (nicht also Nervenzellen), mehrmals weiter "passagiert"

werden, bis nach einiger Zeit auch diese Zellen aufhören, sich zu teilen. Im Unterschied zu

"Primärkulturen" können klonale Zelllinien, die zum Beispiel aus einem Tumor gewonnen

Modellneurone - 3 -

wurden, im Prinzip unbegrenzt passagiert und weiter kultiviert werden. Aus einem Tumor

gewonnene klonale Zelllinien sind z.B die häufig verwendeten Ratten PC12 Zellen und das

humane NT2/NT2-N Zellsystem (Pleasure et al., 1992; Piontek et al., 1999).

Für Untersuchungen zur Pathologie humaner Krankheiten für die kein Tiermodell

vorhanden ist - wie etwa der Alzheimerschen Krankheit - aber auch für mögliche

therapeutische Anwendungen kann es wichtig sein, humane Nervenzellen zu untersuchen.

Aus naheliegenden Gründen ist es jedoch nicht ohne weiteres möglich, humane

Primärneuronen zu präparieren. Ein Ausweg stellt hier die Untersuchung geeigneter humaner

Zelllinien, wie die sogenannten NT2-Zellen, dar. Diese Zellen repräsentieren in ihrem

undifferenzierten Zustand humane neuronale Vorläuferzellen und können, nach einer

zeitaufwendigen Behandlung mit Vitamin A-Säure, in vitro zu postmitotischen und polaren

Nervenzellen (NT2-N Zellen) differenziert werden (Abbildung 2). Die Differenzierung ist

z.B. daran zu erkennen, daß die Nervenzellen typische Markerproteine wie das mikrotubuli-

assoziierte Protein MAP2b exprimieren. Mit Hilfe dieser Modellneurone kann nun z.B. der

Effekt von Faktoren, die bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen, auf das

Überleben humaner Nervenzellen untersucht werden (Fath et al., 2002) oder Chemikalien

(„small molecules“) identifiziert werden, die die Differenzierung menschlicher Neurone

beeinflussen (Raasch et al., 2015). Zudem ist es möglich, diese Zellen in Ratten- oder auch

menschliche Hirne zu verpflanzen, in denen sie monatelang überleben, sich in das neuronale

Netzwerk einfügen und zum Beispiel abgestorbene Nervenzellen ersetzen können (Nelson et

al., 2002).

In diesem Versuchsteil sollen Grundfertigkeiten der zellbiologischen Untersuchung

neuraler Zellen am humanen NT2/NT2-N Zellsystem vermittelt werden. Neben den

undifferenzierten Vorläuferzellen (NT2 Zellen) werden Ihnen differenzierte Zellen, die neben

den Neuronen auch nicht-neuronale Zellen (großflächige Zellen mit einem lichtmikroskopisch

größer erscheinenden Zellkern) enthalten und insgesamt 7 Wochen kultviert wurden, zur

immunzytochemischen Behandlung und mikroskopischen Untersuchung übergeben.

2. Lichtmikroskopische Verfahren zur Untersuchung dissoziierter Nervenzellen

Trotz der Möglichkeiten, die heute elektronenmikroskopische Verfahren bieten, um in

hohe Vergrößerungsbereiche vorzustoßen, wird die Lichtmikroskopie eine der wichtigsten

Arbeitsmethoden des (Zell-)Biologen bleiben (Gerlach, 1985; Rieder und Schmidt, 1987).

Das liegt an der häufig einfacheren und schnelleren Vorbereitung der Präparate, die z.B. auch

eine Beobachtung lebender Zellen erlaubt, also mit einem minimalen Eingriff in die Integrität

der Objekte auskommt. Sinn dieses Praktikumsteils ist es, Ihnen wichtige lichtmikroskopische

Modellneurone - 4 -

Techniken, wie sie für die praktische Arbeit relevant sind, nahezubringen und ihnen

exemplarisch an neuronalen Präparaten zu verdeutlichen.

Abb. 2: Schematische Darstellung der Differenzierung von humanen Modellneuronen (NT2-N Neurone).

2.1. Das Mikroskop

Im Mikroskop wird das Bild von zwei getrennten Linsensystemen - dem Objektiv und dem

Okular - erzeugt. Die Gesamtvergrößerung ergibt sich aus der Vergrößerung des Objektivs

multipliziert mit der Vergrößerung des Okulars. Der Informationsgehalt des Bildes wird

hauptsächlich durch die Qualität und Vergrößerung des Objektivs bestimmt, wobei das

Auflösungsvermögen die entscheidende Rolle spielt. Unter "Auflösung" versteht man dabei

das Vermögen eines optischen Systems, zwei nahe beeinanderliegende Strukturen noch

deutlich voneinander getrennt darzustellen. Dabei ist die sogenannte numerische Apertur (A)

die entscheidende Kenngröße für die Qualität eines Objektivs. Aus physikalischen Gründen

bestimmt sich A zu sinD �x n mit D als dem halben Öffnungswinkel unter dem das zur

Bildentstehung wichtige Licht gerade noch in das Objektiv eintritt, und mit n als dem

Modellneurone - 5 -

Brechungsindex des Mediums das sich zwischen Präparat und Frontlinse befindet (Luft: n =

1, Glas oder Öl: n = 1.5). Beim Auflösungsvermögen (d) spielt auch die Wellenlänge des

verwendeten Lichtes nach der Formel d = O/A eine Rolle. Trockenobjektive werden bis zu

einem A = 0.95 gebaut, gute Immersionsobjektive haben ein A von 1.40. Nach einer

einfachen Faustregel sollte die sinnvoll anzuwendende Gesamtvergrößerung zwischen dem

500- bis 1000-fachen der numerischen Apertur des Objektivs liegen. Für das

Auflösungsvermögen des Gesamtsystems ist neben der numerischen Apertur des Objektivs

auch die numerische Apertur des Beleuchtungssystems (des Kondensors) entscheidend (bei

Trockenkondensoren etwa 0.9). Um das System zwischen Objektiv, Präparat und

Beleuchtungseinrichtung optimal einzustellen wurde von Köhler (1893) ein entsprechendes

Verfahren entwickelt. Vor dem Beginn des Arbeitens sollte das Mikroskop gemäß diesen

Regeln "geköhlert" werden (Abb. 3). Im Rahmen des Praktikums soll die

Hellfeldmikroskopie gefärbter Proben eingesetzt werden.

2.2 Zellfärbung und Hellfeldmikroskopie

Bei der Hellfeldmikroskopie wird das Präparat vom Licht durchstrahlt, also wie ein

Diapositiv betrachtet. Man sieht deshalb das Objekt an den Stellen dunkler, an denen es einen

Teil der Lichtstrahlen herausfiltert oder abdeckt. Leider sind mit dieser einfachen Technik die

Umrisse einzelner Zellen nur schwer auszumachen und intrazelluläre Details kaum zu

erkennen. Der Kontrast kann jedoch durch geeignete Färbeverfahren erhöht werden. Im

Rahmen dieses Praktikumsteils werden die Zellen mit Toluidinblau gefärbt. Toluidinblau

führt zu einer differenzierten Anfärbung biologischer Bestandteile in unterschiedlichen

Blautönen. Obwohl es - neben solchen unspezifischen Färbeverfahren - auch Methoden gibt,

die mehr oder weniger spezifisch subzelluläre Komponenten anfärben, werden diese

Verfahren heute kaum noch genutzt, da man mit fluoreszenzmikroskopischen Methoden und

den entsprechenden Fluoreszenzfarbstoffen eine wesentlich empfindlichere und spezifischere

Nachweismethode zur Verfügung hat. Die Einführung in die Fluoreszenzmikroskopie wird

einem neurobiologischen Fortgeschrittenenpraktikum vorbehalten sein.

Modellneurone - 6 -

Abb. 3: Zentrieren ("Köhlern") des Mikroskops.

3. Lichtmikroskopische Immunzytochemie zur Identifizierung von Neuronen

In komplexeren Kulturen können die Zellen zwar morphologisch klassifiziert werden,

ein eindeutiger Nachweis ihrer Identität - ob es sich zum Beispiel um Nervenzellen,

Gliazellen, oder neuronale Vorläuferzellen handelt - ist jedoch nur schwer möglich. Auch im

Fall des NT2/NT2-N Systems ist manchmal eine zweifelsfreie Identifizierung der

Nervenzellen nach ihrer Morphologie nicht gegeben. Hier kann die Spezifität der

Modellneurone - 7 -

Antigen/Antikörper Interaktion ausgenutzt werden, um Zellen zu identifizieren, die gewebs-

oder zelltypspezifische Antigene exprimieren. Eine gängige Methode ist dabei die indirekte

Immunperoxidase-Technik (Harlow and Lane, 1988). Dabei wird ein Primärantikörper

eingesetzt, um das Antigen zu erkennen. In einer Art Sandwich-Technik wird die Zelle oder

das Gewebe dann mit einem Sekundärantikörper inkubiert, der die Spezies des

Primärantikörpers erkennt und mit einem Enzym (der Meerrettichperoxidase, oder abgekürzt

"HRP" für engl. "horseradish peroxidase") gekoppelt ist. Die Enzymaktivität kann dann durch

eine Farbreaktion sichtbar gemacht werden bei der das Reaktionsprodukt präzipitiert und das

dann lichtmikroskopisch lokalisiert werden kann. Diese Technik kann noch empfindlicher

gestaltet werden, indem eine Verstärkungstechnik eingesetzt wird, die auf der starken

Bindung von Avidin (aus Hühnereiweiß) an Biotin (Vitamin H) (KD=10-15

) basiert. Hierbei

wird ein biotinylierter Sekundärantikörper eingesetzt, an den dann ein Avidin-Komplex, der

kovalent gekoppeltes HRP enthält, gebunden wird (Abb. 5).

Abb. 5: Methode der Avidin-Biotin Technik zur Verstärkung des immunzytochemischen Nachweises. A: Inkubation mit dem Primärantikörper, B: Inkubation mit dem biotinylierten Sekundärantikörper, C: HRP-konjugiertes Biotin wird mit Avidin inkubiert. Dabei bildet sich ein Komplex von einem Avidin mit mehreren Biotinmolekülen. D: Die Probe wird mit dem Avidin-Biotinkomplex inkubiert der an den biotinylierten Sekundärantikörper bindet. Schraffierte Quadrate: Biotin, karierte Flächen: Avidin.

Modellneurone - 8 -

4. Protokolle

4.1 Materialien

Zur Verfügung gestellt werden:

Undifferenzierte neuronale Vorläuferzellen (NT2 Zellen) kultiviert auf mikroskopischen

Deckgläschen (je Gruppe: 1 x NT2)

Differenzierte humane Modellneurone (NT2-N), kultiviert auf mikroskopischen

Deckgläschen (je Gruppe: 3 x NT2-N)

Fixierungs-Lösung: 4% (w/v) Paraformaldehyd, 4% (w/v) Saccharose in PBS. Lagerung bei -

20°C in Aliquots.

Phosphatgepufferte Saline (PBS): 10 mM Phosphatpuffer pH 7.4, 2.7 mM KCl, 137 mM

NaCl. Lagerung bei 4°C.

Toluidinblau-Lösung: 0.5%(w/v) Toluidinblau in 2.5% (w/v) NaHCO3

Glycin-Lösung: 0.1 M Glycin in PBS.

Triton X-100 Lösung: 0.2%(v/v) Triton X-100 in PBS.

3% Wasserstoffperoxid (vorsicht ätzend)

BSA/PBS-Tween: 1%(w/v) BSA, 0.1%(v/v) Tween in PBS. Enthält 0.02% Natriumazid.

Gelagert bei 4oC.

Primärantikörper: Monoklonaler MAP2b Antikörper aus Maus (AP20; Boehringer

Mannheim)

Sekundärantikörper: Biotinylierter Ziegen anti-Maus Antikörper (Sigma, ExtrAvidin-Kit).

Avidin Peroxidase (Sigma, ExtrAvidin-Kit).

AEC (3-Amino-9-Äthylcarbazol)-Stammlösung: 20 mg AEC in 2.5 ml Dimethylformamid

auflösen (vorsicht giftig). Gelagert bei 4°C.

Acetatpuffer: 50 mM Na-acetat, pH 5.0

Einbettmedium: 90%(v/v) Glycerin/10%(v/v) PBS. Gelagert bei 4°C.

Nagellack

4.2 Fixierung der Zellen (alle 4 Deckgläschen)

ACHTUNG: Die Deckgläschen dürfen während der gesamten Präparation keinesfalls

austrocknen - bei Immunfärbungen würde dies den Hintergrund erhöhen! - Entnehmen Sie die Deckgläschen aus dem Kulturgefäß mit einer Pinzette (Sterilität ist nicht

mehr nötig) und legen Sie diese in derselben Orientierung (Zellen nach oben) auf ein

Stück Parafilm (Kennzeichnen Sie die Position). Addieren Sie einen Tropfen PBS zu

jedem Deckgläschen und saugen Sie es danach wieder ab.

Modellneurone - 9 -

- Pipettieren Sie 50 µl der Fixierungslösung auf die Deckgläschen und inkubieren Sie für 20

Minuten.

4.3 Färbung mit Toluidinblau (1 x NT2 und 1 x NT2-N)

- Saugen Sie die Lösung ab. Waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten mit PBS.

- Bedecken Sie das Deckgläschen mit 50 µl Toluidinblau-Lösung. Färben Sie die Zellen 20

Minuten lang in einer "Feuchtkammer" ein. Befeuchten Sie dazu etwas Papier, legen Sie

es neben die Deckgläschen und decken Sie alles ab. Waschen Sie die Zellen 5×2 Minuten

mit PBS und betten diese entsprechend Punkt 4.5 ein.

4.4 Immunzytochemische Färbung (2 x NT2-N)

- Waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten mit PBS.

- Bedecken Sie die Deckgläschen mit 50 µl Glycin-Lösung (zum Blockieren verbliebener

Aldehydgruppen). Inkubieren Sie 20 Minuten.

- Saugen Sie die Glycin-Lösung ab. Waschen Sie einmal mit PBS.

- Saugen Sie die PBS-Lösung ab und bedecken Sie die Deckgläschen mit 50 µl Triton X-100-

Lösung (Permeabilisieren der Zellen).

- Saugen Sie nach 5 Minuten die Triton-Lösung ab, waschen Sie einmal mit PBS und

bedecken Sie die Deckgläschen mit 50 µl 3% Wasserstoffperoxid.

- Saugen Sie nach 5 Minuten die Lösung ab und waschen Sie einmal mit PBS.

- Waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten mit jeweils einigen Tropfen BSA/PBS-Tween.

- Bereiten Sie die Primärantikörperlösung vor: Pipettieren Sie 200 µl BSA/PBS-Tween in ein

Eppendorf-Reaktionsgefäß und addieren Sie den Primärantikörper (anti MAP2b) in einer

Verdünnung von 1:200. Mischen Sie gut und addieren Sie jeweils 48 µl zu einem der

beiden Deckgläschen. Inkubieren Sie 1 Stunde in der "Feuchtkammer" (Mittagspause ?).

- Saugen Sie die Lösung ab und waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten in BSA/PBS-

Tween.

- Bereiten Sie die Sekundärantikörperlösung vor, indem Sie eine Verdünnung (1:50) des

biotinylierten anti-Maus Antikörpers in BSA/PBS-Tween in einem Eppendorf-

Reaktionsgefäß ansetzen. Mischen Sie gut und addieren Sie jeweils 48 µl zu den

Deckgläschen. Inkubieren Sie 30 Minuten in der "Feuchtkammer".

- Saugen Sie die Lösung ab und waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten mit BSA/PBS-

Tween.

- Setzen Sie eine Verdünnung (1:20) der Avidin-Peroxidase Lösung in BSA/PBS-Tween in

einem Eppendorf-Reaktionsgefäß an und addieren Sie jeweils 50 µl zu den Deckgläschen.

Modellneurone - 10 -

- Inkubieren Sie 30 Minuten in der "Feuchtkammer".

- Saugen Sie die Lösung ab und waschen Sie die Deckgläschen 5×2 Minuten in PBS. Bereiten

Sie in dieser Zeit die Substratmischung vor: Mischen sie 100 µl AEC Stammlösung mit

1.9 ml Acetat Puffer. Fügen Sie 10 µl 3% Wasserstoffperoxid zu.

- Addieren Sie jeweils 50 µl der Substratmischung zu den Deckgläschen. Inkubieren Sie 5-10

Minuten.

- Beenden Sie die Reaktion, indem Sie die Deckgläschen 3x mit Wasser waschen. Betten Sie

die Deckgläschen ein (Punkt 4.5).

4.5 Einbetten

Plazieren Sie für jedes Deckgläschen ein kleines Tröpfchen der Einbettlösung auf einen

Objekttäger (maximal 3 Deckgläschen können auf einen Objektträger montiert werden).

Saugen Sie die Deckgläschen völlig trocken, und plazieren Sie sie jeweils kopfüber mit

Hilfe einer Pinzette möglichst frei von Luftblasen auf dem Tropfen der Einbettlösung.

Versiegeln Sie die Deckgläschen am Rand mit klarem Nagellack. Sobald der Nagellack

trocken ist (das dauert wenige Minuten), können die Deckgläschen mikroskopisch

betrachtet werden.

5. Aufgaben

5.1 Betrachten Sie die Toluidinblau- und immunzytochemisch gefärbten Präparate in der

Hellfeldmikroskopie. Verwenden Sie die dabei das 40x (Trocken)Objektiv. Fertigen Sie

gruppenweise von jedem Präparat repräsentative Bilder an.

5.2 Beschreiben und diskutieren Sie die Bilder aus 5.1 im Hinblick auf die abgebildeten

Zelltypen und mikroskopischen Techniken.

5.3 Wie unterscheiden sich morphologisch die Stammzellen von Nervenzellen? Beschreiben

Sie die morphologischen Kriterien für Nervenzellen anhand ihrer Bilder.

5.4 Welche Typen von Neuronen können Sie anhand morphologischer Kriterien in ihren

Bildern unterscheiden? Wo finden Sie diese Nervenzellen in einem realen Nervensystem?

5.5 Diskutieren Sie Möglichkeiten und Grenzen der rein morphologischen Beschreibung und

stellen Sie diese Technik der immunzytochemischen Untersuchung gegenüber.

5.6 Als Kontrolle zur Spezifität der Färbung haben Sie parallel eine Färbung ohne den

Primärantikörper durchgeführt. Welche weiteren Kontrollen für die Spezifität einer

Immunfärbung können Sie vorschlagen?

5.7 Sie können dieselbe Gesamtvergrößerung eines Objekts mit einer Objektivvergrößerung

von 100 und einer Okularvergrößerung von 10 oder einer Objektivvergrößerung von 50

Modellneurone - 11 -

und einer Okularvergrößerung von 20 erzielen. Ist der Informationsgehalt des erhaltenen

Bildes gleich? Diskutieren sie an diesem Beispiel das Konzept der "förderlichen" bzw.

"leeren" Vergrößerung.

6. Weiterführende Literatur

Banker G, and Goslin K (1991) Culturing Nerve Cells. Cambridge: MIT Press (Einführung in die neuronale Zellkultur)

Dotti CG, Sullivan CA, and Banker GA (1988) The establishment of polarity by hippocampal neurons in culture. J. Neurosci. 8:1454-1468.

Fath T, Eidenmüller J, and Brandt R (2002) Tau-mediated cytotoxicity in a pseudohyperphosphorylation model of Alzheimer's disease. J. Neurosci. 22:9733-9741

Fedoroff, S., and Richardson, A. (2001) Protocols for Neural Cell Culture. Totowa: Humana Press (Praxisnahe Einführung in die Kultur neuraler Zellen)

Gerlach D (1985) Das Lichtmikroskop. Stuttgart: Thieme (ausführlich, auch in der Beschreibung der optischen Grundlagen; für mikroskopisch Interessierte)

Harlow E, and Lane D (1988) Antibodies. Cold Spring Harbor, CSH ("Kochbuch" für immunologische Techniken; sehr praxisorientiert)

Nelson PT, Kondziolka D, Wechsler L, Goldstein S, Gebel J, DeCesare S, Elder EM, Zhang PJ, Jacobs A, McGrogan M, Lee VM, and Trojanowski JQ (2002) Clonal human (hNT) neuron grafts for stroke therapy: neuropathology in a patient 27 months after implantation. Am. J. Pathol.160:1201-12066 (therapeutische Anwendung von humanen Modellneuronen)

Piontek J, Chen CC, Kempf M, and Brandt R (1999) Neurotrophins differentially regulate the survival and morphological complexity of human CNS model neurons. J. Neurochem. 73:139-146 (zur Kultur der NT2-N Zellen)

Pleasure SJ, Page C, and Lee VM (1992) Pure, postmitotic, polarized human neurons derived from NTera 2 cells provide a system for expressing exogenous proteins in terminally differentiated neurons. J. Neurosci. 12:1802-1815 (zur Einführung in das NT2/NT2-N System)

Raasch K, Malecki E, Siemann M, Montilla Martinez M, Heinisch JJ, Müller J, Bakota L, Kaltschmidt C, Kaltschmidt B, Rosemeyer H, and Brandt R (2015) Identification of nucleoside analogues as inducers of neuronal differentiation in a human reporter cell line and adult stem cells. Chem. Biol. Drug Des. 86:129-143

Rieder N, and Schmidt K (1987) Morphologische Arbeitsmethoden in der Biologie. Weinheim: VCH, 50-65 (kompakte Einführung; hilfreich für den schnellen Einstieg in die Mikroskopierpraxis)

AChE - 1 -

Acetylcholinesterase aus Mäusehirnen (Versuch AChE)

Inhalt:

1. Cholinerge Neurotransmission

2. Protokolle

2.1 Materialien

2.2 Präparation der Homogenate aus Mäusehirnen

2.3 Proteinbestimmung nach Bradford

2.4 Bestimmung der Acetylcholinesterase-Aktivitäten mit Hilfe des Ellman-Tests

3. Aufgaben (Übersicht)

4. weiterführende Literatur

5. Rechenübung

AChE - 2 -

1. Cholinerge Neurotransmission

Acetylcholin wirkt als Neurotransmitter im autonomen Nervensystem, bei der Innervation der

Skelettmuskulatur durch Motorneurone und in einigen Regionen des Zentralnervensystems,

wie zum Beispiel des zentralen Aufmerksamkeitssystems. Acetylcholin wirkt auf der

postsynaptischen Seite auf zwei Typen von Rezeptoren, das sind zum einen die

muskarinischen und zum anderen die nikotinischen Acetylcholinrezeptoren. Bei

verschiedenen Erkrankungen ist die cholinerge Neurotransmission beeinträchtigt. Dazu

gehören die Alzheimersche Erkrankung und die Autoimmunkrankheit Myasthenia gravis. Bei

der Alzheimerschen Erkrankung degenerieren vor allem cholinerge Neurone, die den

Hippocampus innervieren, der bei Gedächtnisvorgängen beteiligt ist. Bei der Myasthenia

gravis produziert das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen den nikotinischen

Acetylcholinrezeptor, was den Abbau der Rezeptoren induziert und damit eine

Muskelschwäche bewirkt.

Wenn Acetylcholin von seinem Rezeptor abdissoziiert, wird es durch die im synaptischen

Spalt lokalisierte Acetylcholinesterase (AChE) gespalten und damit inaktiviert (Abb 1). Die

Wechselzahl (kcat) der AchE ist mit 7,4 × 105 min-1 für ein Enzym außergewöhnlich hoch

(Wilson and Harrison, 1961).

Abb.1: Reaktion der Acetylcholinesterase (AChE)

Die Hemmung der AChE bewirkt dadurch eine Erhöhung der verfügbaren Menge von

Acetylcholin. Dies wird zum Beispiel zur symptomatischen Behandlung der Alzheimerschen

Erkrankung genutzt bei der die AChE-Inhibitoren Aricept® (Donepezil) und Exelon®

(Rivastigmin) eingesetzt werden. Bei der Behandlung von Myasthenia gravis wird der AchE -

Hemmer Neostigmin eingesetzt. Ein weiterer AChE-inhibitor, Physostigmin (Eserin), findet

AChE - 3 -

als Gegenmittel bei Vergiftungen zum Beispiel mit Atropin (dem Gift der Tollkirsche), das

den Acetylcholinrezeptor blockiert, Verwendung.

In diesem Versuch soll die Acetylcholinesterase-Aktivität aus Homogenaten von

Mäusehirnen mittels des spektrophotometrischen Ellman-Tests nachgewiesen werden. Dabei

wird die Probe mit Ellman’s Reagenz (DTNB) und Acetylthiocholin als Substrat versetzt. Das

Spaltprodukt Thiocholin reagiert mit DTNB zu einem gelb gefärbten Produkt, dessen

Farbintensität spektrophotometrisch bei 412 nm gemessen wird (Abb. 2).

Abb. 2: Farbreaktion des Ellman-Tests.

Die Homogenate von Mäusehirnen werden entweder als Suspension oder als

Zentrifugationsüberstand eingesetzt, um zu bestimmen, in welchem Ausmaß das Enzym

membranassoziert ist. In einem weiteren Ansatz wird die Aktivität von Eserin (Physostigmin)

als AchE-Inhibitor bestimmt.

AChE - 4 -

2. Protokolle

2.1 Materialien

Zur Verfügung gestellt werden:

Homogenat aus Mäusehirn (Suspension (S) oder Zentrifugationsüberstand (Z)) Bradford Reagenz 10 mg/ml Stammlösung BSA 0,1 M Na,K Phosphatpuffer, pH 7,9 0,1 M Na,K Phosphatpuffer, pH 7,2 (Zur Verdünnung des Homogenats) DTNB (5,5’-Dithiobis-(2-nitrobenzoesäure) 0,3 mM Acetylthiocholinjodid 7,5 mM Eserin (Physostigmin) 2 mM 2.2 Präparation von Homogenat aus Mäusehirnen (wurde von den Betreuern übernommen) Das Mäusehirn wird mechanisch zerkleinert und durch Pottern (ca 30x) homogenisiert, dabei

wird ein 10%iges Homogenat hergestellt (d.h. pro g Gewebe wird 9 ml Na,K-Phosphatpuffer

0,1 M pH 7,2 zugesetzt).

Eine Hälfte des Homegenats wird 10 min bei 13000 rpm und 4°C in einer Mikrozentrifuge

abzentrifugiert, der Überstand abpipettiert und in ein neues Eppendorf-Cup überführt

(„Zentrifugationsüberstand“), die andere Hälfte wird auf Eis gestellt, um proteolytische

Aktivität möglichst gering zu halten („Suspension“).

Danach erfolgt jeweils eine Bestimmung des Proteingehaltes der Homogenate nach Bradford.

2.3 Proteinbestimmungen nach Bradford

Für die Proteinbestimmung nach Bradford werden zuerst definierte BSA Verdünnungen

hergestellt. Dazu werden ausgehend von der BSA Stammlösung (10 mg/ml) folgende

Verdünnungen (in Wasser) hergestellt: 1/1 1/2 1/5 1/10 1/20. Anschließend werden von

den Verdünnungen jeweils 2 µl für die Proteinbestimmung nach Bradford eingesetzt. Dafür

werden zunächst 98 µl Wasser sowie 1500 µl Bradford Reagenz in einer Küvette vorgelegt

und anschließend 2 µl des jeweiligen BSA-Standards hinzugefügt. Nach einer Inkubation

von 10 min bei RT wird die Absorption der BSA-Standards bei 595 nm gegen einen

Leerwert (100 µl Wasser + 1500 µl Bradford Reagenz) gemessen. In Tab.1 werden die

benötigten Mengen an Wasser für Verdünnungen eingetragen, die gemessene Absorption

sowie die Proteinkonzentration der BSA-Standards in der Küvette. Die gemessene Absorption

wird anschließend gegen die Proteinkonzentration aufgetragen (Abb. 3.).

Für die Proteinbestimmung der Suspension und des Zentrifugationsüberstandes wird jeweils

eine 1/5 Verdünnung (in Wasser) angesetzt. Anschließend werden davon jeweils 2 µl für die

AChE - 5 -

Proteinbestimmung nach Bradford eingesetzt. Dafür werden wieder zunächst 98 µl Wasser

sowie 1500 µl Bradford Reagenz in einer Küvette vorgelegt und anschließend 2 µl der zu

messenden 1/5 verdünnten Proteinprobe hinzugefügt. Nach einer Inkubation von 10 min bei

RT wird die Absorption der Proben bei 595 nm gegen den Leerwert gemessen. In Tab.2

werden die benötigte Menge Wasser für die 1/5 Verdünnungen eingetragen, die gemessene

Absorption sowie die Ausgangsproteinkonzentrationen der Suspension sowie des

Zentrifugationsüberstandes. Hinweis: Die Proteinkonzentration der Proben soll errechnet

und nicht abgelesen werden.

Verdünnung 1/1 1/2 1/5 1/10 1/20

BSA Stammlösung Pl 2 2 2 2 2

ddH2O Pl

Absorption, E595

Proteinkonzentration in der Küvette

Tab. 1: BSA Verdünnungen, Absorption und Proteinkonzentration.

Berechnung der Proteinkonzentration in der Küvette 𝑚𝑔𝑚𝑙

(eine exemplarische Rechnung)

AChE - 6 -

Suspension Zentrifugationsüberstand

Verdünnung (1/5) 2 µl 2 µl

ddH2O für die Verdünung _____µl _____µl

Absorption, E595

Proteinkonzentration der Ausgangslösung

𝑚𝑔𝑚𝑙

𝑚𝑔𝑚𝑙

Tab. 2: Verdünnungen, Absorption und Proteinkonzentration.

E 59

5

Proteinkonzentration Abb. 3: Auftragung der Absorption pro Proteinkonzentration.

AChE - 7 -

Berechnung der Proteinkonzentration in der Küvette (Suspension + Zentrifugationsüberstand) 𝑚𝑔𝑚𝑙

Berechnung der Ausgangsproteinkonzentration (Suspension + Zentrifugationsüberstand) 𝑚𝑔𝑚𝑙

(dieses Ergebnis in die Tabelle 2 eintragen)

2.4 Bestimmung der Acetylcholinesterase-Aktivitäten mit Hilfe des Ellman-Tests

Die Aktivität der Acetylcholinesterase in der Suspension sowie im Zentrifugationsüberstand

wird mit Hilfe des spektrophotometrischen Ellman-Tests bestimmt. Für diesen werden die

Ansätze I-V wie in Tab. 3 beschrieben vorbereitet.

AChE - 8 -

Tab. 4: Änderung der Absorption von DNTB bei 412 nm pro Zeit.

Zeit [min] Ansatz

I (Leerwert) II III IV V

Suspension 0 µl 22,5 µl 0 µl 22,5 µl 0 µl

Zentrifugationsüberstand 0 µl 0 µl 22,5 µl 0 µl 22,5 µl

Na,K Phosphatpuffer, 0,1M, pH 7,2 25 µl 2,5 µl 2,5 µl 0 µl 0 µl

Eserin, 2 mM 0 µl 0 µl 0 µl 2,5 µl 2,5 µl

Tab. 3: Pipettierschema für die Ansätze I-V.

In fünf Küvetten werden anschließend vorgelegt:

x 1460 µl Na,K Phosphatpuffer 0,1M pH 7,9

x 50 µl DTNB (Dithiobisnitrobenzoesäure 0,3 mM)

x 10 µl Acethylthiocholinjodid ( 2 mM)

Danach werden die Ansätze I-V zur jeweiligen Küvette zugegeben (siehe Hinweis unten!).

Dabei ist zu beachten, dass I den Leerwert repräsentiert, gegen den bei 412 nm gemessen

werden soll. Ebenfalls soll jeweils direkt nach Zugabe gemischt (Parafilm) und gemessen

werden. In Folge wird die Absorption aller Ansätze zum Zeitpunkt 0 min, 1 min, 2 min,

3 min, 4 min, 5 min,10 min sowie 15 min bestimmt und in Tab. 4 vermerkt sowie in Abb. 4

aufgetragen. (Messen Sie in den jeweils ersten 5 min die Proben bitte nacheinander und nicht

gleichzeitig! Wenn Sie also mit II starten, bitte erst nach 5 min die Probe III in die Küvette

pipettieren, mischen und messen, nach ablaufen der 5-minütigen Messung von Probe III dann

den Wert für 10 min von Probe II messen usw.)

0 1 2 3 4 5 10 15

I (Leerwert) - - - - - - -

II (Suspension)

III (Zentrifugationsüberstand)

IV (Suspension + Eserin)

V (Zentrifugationsüberstand +Eserin)

AChE - 9 -

Der Substratumsatz der AchE wird indirekt durch die Änderung der Absorption von DTNB

gemessen. Aus der Auftragung von 'E als Funktion der Zeit t wird die anfängliche

Extinktionsänderung pro Zeiteinheit ('E/min) ausgerechnet. Die Änderung der Extinktion pro

Zeit entspricht einer Änderung der Konzentration nach dem Lambert-Beerschen Gesetz. Mit

Hilfe des spezifischen Extinktionskoeffizienten für DTNB (H412=14150 M-1cm-1) läßt sich aus

der Änderung der Extinktion die Änderung der Konzentration pro Zeit ermitteln. Die

spezifische Enzymaktivität ist als Unit (µmol Substrat / (min*mg Protein)) definiert.

Errechnen sie die spezifische Enzymaktivität der Acetylcholinesterase!

E 41

2

Zeit, min

Abb. 4: Auftragung der Absorption pro Zeit.

AChE - 10 -

Beispiel für die Berechnung der Änderung der Proteinkonzentration pro Zeit [ 𝑚𝑜𝑙𝑙∗𝑚𝑖𝑛

]

Ergebnisse für die übrigen Proteinlösungen

Proteinlösung (röm. Ziffer + Name) Änderung der Proteinkonzentration pro Zeit

Berechnung der Proteinkonzentration in der Küvette [mg/l]

Suspension:

Zentrifugationsüberstand:

AChE - 11 -

Beispiel für die Berechnung der spezifischen Enzymaktivität [ µ𝑚𝑜𝑙 𝑆𝑢𝑏𝑠𝑡𝑟𝑎𝑡𝑚𝑖𝑛∗𝑚𝑔 𝑃𝑟𝑜𝑡𝑒𝑖𝑛

]

Ergebnisse für die übrigen Proteinlösungen

Proteinlösung (röm. Ziffer + Name) Spezifische Enzymaktivität

Ermitteln sie den prozentualen Anteil an Enzymhemmung bei den mit Eserin inkubierten

Ansätzen. Diskutieren sie den möglichen Mechanismus der Enzyminaktivierung.

Prozentualer Anteil an Enzymhemmung

Suspension:

Zentrifugationsüberstand:

AChE - 12 -

Möglicher Mechanismus der Enzyminaktivierung

Vergleichen Sie nun die beiden Homogenat-Proben (Suspension bzw.

Zentrifugationsüberstand). Wie unterscheiden sich die beiden Probe in der Enzymaktivität?

Versuchen Sie, eine Erklärung zu geben.

Vergleich beider Homogenat-Proben

AChE - 13 -

Zur symptomatischen Behandlung der Alzheimer Erkrankung, zur Behandlung der

Myasthenia gravis und als Antidot gegen Atropin werden unterschiedliche AchE-

Inhibitoren verwendet. Versuchen Sie, dafür eine Erklärung zu geben.

3. Auswertung und Aufgaben die sie während des Praktikums durchführen (Übersicht)

3.1 Berechnen sie die Proteinkonzentration der Homogenate in mg/ml anhand der

Geradengleichung der Eichgerade bei der Bradford Bestimmung

3.2 Der Substratumsatz der AchE wird indirekt durch die Änderung der Absorption von

DTNB gemessen. Aus der Auftragung von 'E als Funktion der Zeit t wird die anfängliche

Extinktionsänderung pro Zeiteinheit ('E/min) ausgerechnet. Die Änderung der Extinktion

pro Zeit entspricht einer Änderung der Konzentration nach dem Lambert-Beerschen

Gesetz. Die spezifische Enzymaktivität ist als Unit (µmol Substrat / (min·mg Protein))

definiert. Mit Hilfe des spezifischen Extinktionskoeffizienten für DTNB (H412=14150 M-

AChE - 14 -

1cm-1) läßt sich aus der Änderung der Extinktion die Änderung der Konzentration pro Zeit

ermitteln. Errechnen sie die spezifische Enzymaktivität der Acetylcholinesterase!

3.3 Ermitteln sie den prozentualen Anteil an Enzymhemmung bei den mit Eserin inkubierten

Ansätzen. Diskutieren sie den möglichen Mechanismus der Enzyminaktivierung.

3.4 Vergleichen Sie die beiden Homogenat-Proben (Suspension bzw.

Zentrifugationsüberstand). Wie unterscheiden sich die beiden Probe in der

Enzymaktivität? Versuchen Sie, eine Erklärung zu geben.

3.5 Zur symptomatischen Behandlung der Alzheimer Erkrankung, zur Behandlung der

Myasthenia gravis und als Antidot gegen Atropin werden unterschiedliche AchE-

Inhibitoren verwendet. Versuchen Sie, dafür eine Erklärung zu geben.

4. Weiterführende Literatur Lang, B., Vincent, A. (2009) Autoimmune disorders of the neuromuscular junction. Curr Opin

Pharmacol. 9: 336-40. Rafii, M.S., Aisen, P.S. (2009) Recent developments in Alzheimer’s disease therapeutics. BMC Med.

Feb 19;7:7 Riener, C.K., Kada, G., Gruber, H.J. (2002). Quick measurement of protein sulfhydryls with Ellman's

reagent and with 4,4'-dithiodipyridine. Anal Bioanal Chem 373: 266–276. Wilson, I.B., Harrison M.A. (1961) Turnover number of acetylcholinesterase. J. Biol. Chem. 236:

2292-2295.

AChE - 15 -

5. Rechenübung

Die Rechenübung muss am Versuchstag des Praktikums vor Beginn der Lehrveranstaltung bei den durchführenden Dozenten vollständig bearbeitet abgegeben werden. Eine nicht-Abgabe führt zum Ausschluss vom Praktikum.

Aufgabe 1 Ausgehend von einer 10 mg/ml konzentrierten BSA Stammlösung soll jeweils eine der folgenden Verdünnungen mit 2 µl BSA angesetzt werden.

Endkonzentration [mg/ml] 1/1 1/2 1/5 1/10 1/20 BSA Stammlösung [µl] 2 2 2 2 2

ddH2O [Pl] Beispielrechnung:

Aufgabe 2

In der untenstehenden Grafik ist eine exemplarische BSA Eichgerade zur Bestimmung der Proteinkonzentration gezeigt. Die Absorption einer gemessenen Proteinprobe beträgt 0.122.

a) Welche Proteinkonzentration [mg/ml] befindet sich in der entsprechenden Küvette?

Proteinkonzentration in der Küvette mg/ml

AChE - 16 -

b) Welche Proteinkonzentration [mg/ml] hat die Ausgangsproteinlösung, die 1/5 und anschließend nochmal 2/1000 verdünnt eingesetzt wurde?

Proteinkonzentration der Ausgangsproteinsuspension

mg/ml

AChE - 17 -

Aufgabe 3 Der Substratumsatz eines Enzyms wurde indirekt durch die Änderung der Absorption von DTNB (ε412=14150 M-1cm-1) in einer Küvette mit einer Schichtdicke von 1 cm gemessen. Die Änderung der Absorption pro Zeit entspricht einer Änderung der Konzentration nach dem Lambert-Beerschen Gesetz In der untenstehenden Grafik wurde die Änderung der Absorption zu bestimmten Zeitpunkten geplottet Bitte bestimmen sie die Änderung der Proteinkonzentration pro Zeit.

Änderung der Proteinkonzentration pro Zeit µ𝑚𝑜𝑙𝑚𝑖𝑛 ∗ 𝑙

AChE - 18 -

Aufgabe 4 Das Enzym aus Aufgabe 3 sei die AchE, deren Substratumsatz in einer Proteinprobe mit einer Konzentration von 0.127 mg/ml in der Küvette gemessen wurde. Die spezifische Enzymaktivität ist als Unit[ µ𝑚𝑜𝑙 𝑆𝑢𝑏𝑠𝑡𝑟𝑎𝑡

𝑚𝑖𝑛∗𝑚𝑔 𝑃𝑟𝑜𝑡𝑒𝑖𝑛 ] definiert. Errechnen sie die spezifische

Enzymaktivität der Acetylcholinesterase.

Spezifische Aktivität µ𝑚𝑜𝑙𝑚𝑖𝑛 ∗ 𝑚𝑔

Elektrophysiologie - 1 -

Elektrophysiologie / Computersimulation "Virtuelles Labor"

(Versuch Elektrophysiologie)

Inhalt:

1. Simulation elektrophysiologischer Ableitungen am Ischiasnerv des Frosches: Ableitung

von Summenaktionspotentialen („SimNerv“)

2. Durchführung eines Experiments

3. Aufgaben

Elektrophysiologie - 2 -

1. Simulation elektrophysiologischer Ableitungen am Ischiasnerv des Frosches:

Ableitung von Summenaktionspotentialen („SimNerv“)

Die Experimente werden in den Cip-Pool-Räumen am Computer durchgeführt.

Einleitung: Die Informationsverarbeitung im Nervensystem beruht auf der Generierung und

Fortleitung bioelektrischer Signale, die als Aktionspotentiale bezeichnet werden. Aktions-

potentiale sind kurzfristige Änderungen der Membranspannung (Depolarisation), die im

Bereich des Axonhügels initiiert und entlang der Axone zu den Nervenendigung

weitergeleitet werden. Im Verlauf eines Aktionspotentials kommt es zu schlagartigen

Permeabilitätsänderungen der Membran vor allem für Natrium- und Kaliumionen. In der

Depolarisationsphase werden zuerst spannungsabhängige Natrium-Kanäle geöffnet. Aufgrund

des hohen Konzentrationsgefälles strömen Natrium-Ionen in die Zelle ein (außen hohe Na+-

Ionenkonzentration gegenüber dem Zellinnern), wodurch eine Ladungsumkehr der

Zellmembran von negativ zu positiv bis zu einem Spitzenwert, dem Peak, erfolgt. Bereits in

der ansteigenden Phase des Aktionspotentials kommt es zu einer spontanen Inaktivierung der

Natriumkanäle, während spannungsabhängige Kalium-kanäle geöffnet werden; es erfolgt ein

Ausstrom von Kalium-Ionen (außen niedrigere K+-Ionenkonzentration gegenüber dem

Zellinnern), bis das Ruhepotential der Zelle wieder hergestellt ist. Dieser Vorgang läuft

immer selbsttätig ab, sobald ein bestimmtes Schwellenpotential überschritten wird, dessen

absoluter Betrag keinen Einfluß auf die Amplitudenhöhe des Aktionspotentials hat. Diese

Tatsache wird als Alles-oder Nichts-Gesetz bezeichnet. Durch die Aktivität der Natrium-

Kalium-ATPase wird die ursprüngliche Ionenverteilung wieder hergestellt.

Direkt nach dem Aktionspotential ist die Membran nicht sofort wieder erregbar, da die

spannungsabhängigen Natriumkanäle noch inaktiviert sind; man spricht von der Refraktärzeit.

Die Refraktärzeit ist ein wichtiger Aspekt für die Erregungsleitung durch Aktionspotentiale,

da sie gewährleistet, dass der Reiz nur in eine Richtung geleitet wird und nicht wieder zum

Ursprungsort "zurückläuft" (unidirektionale Leitung). Gelangt ein Aktionspotential an eine

Synapse, so wird durch die Depolarisation die Exocytose einiger mit Neurotransmitter

gefüllter Vesikel initiiert, wodurch das Signal an die nachfolgende postsynaptische Zelle

weitergegeben wird.

Am Beispiel des großen Beinnerven des Frosches (Nervus ischiadicus) sollen einige wichtige

Grundlagen der Nervenerregung erarbeitet werden. Da die Experimente an einem kompletten

Nerven und nicht an einzelnen Axonen durchgeführt werden, treten nach überschwelliger

Elektrophysiologie - 3 -

Reizung stets Summenaktionspotentiale (SAP) auf. Der N. ischiadicus ist ein gemischter

Nerv, d.h. er enthält sowohl myelinisierte als auch unmyelinisierte Nervenfasern.

Auf dem Bildschirm erscheint das virtuelle Labor. Folgende Geräte und Utensilien werden für

die Experimente benötigt:

x Präparierschale mit zwei präparierten Nerven

x Experimentierkammer

x Stimulator

x Oszilloskop

2. Durchführung eines Experiments

In der Präparierschale befinden sich zwei aus den Beinen eines Frosches heraus

präparierte Nerven. Beide Nerven haben ein unterschiedliches Eigenschaftsprofil.

Zuerst wird die weiße Experimentierkammer durch Anklicken mit dem Mauscursor

geöffnet.

Anschließend müssen Sie einen der beiden frei präparierten Nerven aus der Präparierschale

heraus nehmen (Anklicken mit dem Mauscursor) und durch Ziehen mit der Maus in die

geöffnete Experimentierkammer bringen.

Sobald Sie die Maustaste loslassen, legt sich der Nerv in die Kammer. Durch erneutes

Anklicken schließt sich die Kammer wieder.

1. Der Stimulator dient der Applikation elektrischer Reize. Er wird durch Mausklick an

der On/Off Taste eingeschaltet, die grüne Leuchtdiode wird sichtbar. Über drei Schieberegler

können drei verschiedene Reizparameter stufenlos eingestellt werden:

Amplitude : Intensität der Reizung (Rechteckimpuls, mV)

Duration : Dauer der Reizung in Millisekunden

Delay: Zeitabstand zwischen zwei Reizungen (in Millisekunden)

(Mode muss dabei auf Twin eingestellt sein!)

Jedem Schieberegler ist ein Multiplier zugeordnet, durch den der Arbeitsbereich um das

Zehn bis Hundertfache erweitert werden kann.

Elektrophysiologie - 4 -

2. Das Oszilloskop dient der Aufzeichnung und Registrierung der Nervenaktivität

(Summenaktionspotentiale). Das Gerät wird durch Anklicken am Power Schalter (Off-On)

eingeschaltet, die grüne Leuchtdiode wird sichtbar.

x Auf Kanal 1 können die elektrischen Reize, auf Kanal 2 die Reizantworten

sichtbar gemacht werden. Über die Marker CH1 und CH2 am linken Rand des

Schirmes kann die Position der beiden Kanalspuren nach oben oder nach unten

verschoben werden. Die aufgezeichneten Meßspuren können nach einem

Experiment sofort wieder gelöscht (clear screen) oder auf dem Schirm gespeichert

werden (store).

x Durch die beiden Drehregler (Channel 1, Channel 2) kann die

Kanalempfindlichkeit eingestellt werden.

x Der Drehregler „Timebase“ (Zeitskala) erlaubt es, die zeitliche Auflösung der

Meßspuren einzustellen.

All drei Regler lassen sich bei gedrückter Maustaste in beide Richtungen bewegen, ein roter

Punkt zeigt die aktuelle Einstellung an.

Vor Beginn der Experimente müssen die Regler am Stimulator und am Oszilloskop auf

passende Werte eingestellt werden, damit die Nervenaktivität am Schirm des Oszilloskops gut

abgelesen werden kann.

x Dazu werden am Stimulator zuerst „Amplitude“ auf 100 mV und „Duration“

auf 1 ms vorgewählt. Durch Anklicken der Taste „Stimulus On“ wird stimuliert.

x Nach jeder Einzelstimulation werden der Channel 2- und der Timebase-Regler des

Oszilloskops so lange stufenweise hochgedreht, bis auf dem Schirm ein

befriedigendes Resultat zu sehen ist (z.B. 1ms/Div für die Zeitskala und 2 mV/Div

für die Höhe des Aktionspotenials).

x Anschließend wird auch Channel 1 entsprechend eingeregelt. Die Zeit (ms) und

die Spannungsstufen (mV) können am Gitter auf dem Schirm des Oszilloskops

abgelesen werden.

Entsprechend der Stellung der Reglerknöpfe entspricht 1 Kästchen jeweils einer

Zeit – bzw. Spannungseinheit.

Elektrophysiologie - 5 -

Amplitude (mV)

Zeit (ms)

3. Aufgaben:

Erstellen Sie eine Skizze über den Aufbau der Apparatur einschließlich der Verschaltung!

Stellen Sie eine Reizdauer von 1ms sowie eine Reizamplitude von 100 mV ein und

kalibrieren Sie nun das Oszilloskop, so dass Sie Reiz- und Reizantwort auf dem Schirm

gut ablesen können.

Stellen Sie eine Reizdauer von 1ms ein und reizen Sie den Nerven – beginnend mit 20 mV-

mit langsam ansteigenden Reizamplituden. Stellen Sie fest, ab welcher Reizintensität die

erste Reaktion sichtbar wird (minimale Reizschwelle) bzw. ab wann keine Steigerung

mehr zu erzielen ist (maximale Reizschwelle, Sättigung)!

Stellen Sie die Abhängigkeit zwischen Reizintensität und Amplitude (Höhe) der

Aktionspotentiale in einem Diagramm grafisch dar (mindestens acht Wertepaare, die

Höhenwerte der Aktionspotentiale sind am Oszilloskop abzulesen)! Weshalb kommt es

bei diesem Experiment zu einem Anstieg der Amplitude (im Widerspruch zum Alles-

oder-Nichts Prinzip) ?

Zur Bestimmung der Refraktärzeit stellen Sie die Reizzeit auf 1ms und schalten Sie den

Stimulator auf TWIN-Mode. Er gibt dann an seinem Ausgang Doppelimpulse aus.

x Den zeitlichen Abstand zwischen beiden Reizimpulsen kontrollieren Sie mittels des

Delay-Schiebereglers. Stellen Sie ihn zunächst auf 10 ms ein.

x Stellen Sie die Reizamplitude auf einen Wert etwas oberhalb des zuvor (Punkt 2)

ermittelten Sättigungswertes ein und stimulieren Sie den Nerv. Achten Sie darauf,

dass beide SAPs gleiche, maximale Amplituden zeigen. Stellen Sie die Zeitauflösung

(time base) so ein, dass auf dem Schirm des Oszilloskops beide APs zu sehen sind.

Elektrophysiologie - 6 -

Reduzieren Sie nun „Delay“ und reizen sie den Nerv erneut. Ab einem bestimmten

Delay-Wert wird die Amplitude des zweiten SAP kleiner und verschwindet schließlich

ganz. Erstellen Sie ein Diagramm, aus dem die Abhängigkeit der SAP-Amplitude vom

Delay deutlich wird und bestimmen Sie aus ihrer Zeichnung die absolute und die

relative Refraktärzeit. Worauf ist die Refraktärzeit zurückzuführen? Welche

physiologische Bedeutung hat die Refraktärzeit?

Bestimmung der Leitungsgeschwindigkeit öffnen Sie die Reizkammer erneut und schieben

Sie die beiden Reizelektroden (gelb und blau) und die beiden Ableitelektroden (grün und

rot) möglichst weit auseinander: (z.B. gelb und blau auf 0 bzw. 1cm, grün und rot auf 9

bzw. 10 cm). Notieren Sie sich die Elektrodenpositionen.

x Stellen Sie den Stimulator wieder von Twin auf Single zurück.

x Stellen Sie „Duration“ auf 2ms, die Reizstärke auf 200 mV ein und lösen Sie ein

Summenaktionspotenzial aus.

x Lesen sie am Oszilloskop die zeitliche Verzögerung (Latenz) vom Reizbeginn bis

zum Beginn des Aktionspotenzials ab. (Reizbeginn ist, wie aus Kanal 1 ersichtlich,

unmittelbar am linken Rand des grünen Leuchtschirmes). Um eine gute Zeitauflösung

zu erhalten sollte Timebase passend eingestellt werden.

Die Leitungsgeschwindigkeit lässt sich aus dem Quotienten von Elektrodenabstand

( = Laufstrecke des Signals) und Latenzzeit in cm/ms ausrechnen. Rechnen Sie in

m/sec um und vergleichen Sie mit Literaturwerten von Säugern. Welche Faktoren

beeinflussen die Leitungsgeschwindigkeit eines Nerven?

Neuroanatomie - 1 -

Neuroanatomie / Neurohistologie

(Versuch Neuroanatomie)

Inhalt:

1. Einleitung

2. Struktur und Lage des Kleinhirns (Cerebellum) der Labormaus

3. Goßhirnrinde (Cortex cerebri) des Hausschweins

4. Struktur der Netzhaut (Retina) der Regenbogenforelle

Neuroanatomie - 2 -

1. Einleitung

In diesem Teil sollen Sie durch vergleichende Untersuchung gefärbter Schnittpräparate

einen Eindruck gewinnen, welche Methoden zur gezielten Darstellung der unterschiedlichen

zellulären Komponenten des Nervengewebes angewendet werden können. Es sollen

Zeichnungen ausgewählter Hirnregionen anfertigt werden, in denen charakteristische

Gewebestrukturen - in leicht schematisierter Form - zeichnerisch wider gegeben werden. Bei

gefärbten Präparaten bieten vor allem Größe und Verteilungsmuster von Zellkernen wichtige

Anhaltspunkte zum Verständnis der zellulären Struktur einer Hirnregion.

Für diese Untersuchungen stehen verschiedene Hirnschnittserien folgender Spezies zur

Verfügung, die mikroskopisch untersucht werden sollen.

1) Labormaus (Längsschnitte durch das Gesamthirn)

2) Hausschwein (Silberimprägnierte Schnitte durch das Vorderhirn)

3) Regenbogenforelle (Querschnitte durch das Auge)

Die Schnittserien wurden nach einer der folgenden Techniken gefärbt sind (Rezepte siehe

Romeis, B.: Mikroskopische Technik)

a) Azan (Azokarmin/Anilinblau)-Färbung: kombinierte Mehrfachfärbung zur

Darstellung sämtlicher Nerven- und Gliazellen (Schnittdicke 10 Mikrometer).

b) Silberimprägnierung nach Bubenaite bzw.nach Golgi: selektive Darstellung einiger

weniger Nerven-bzw. Gliazellen auf ungefärbtem Hintergrund. Auf den 20 bis zu 40

Mikrometer dicken Schnitten können die Zellfortsätze dieser Zellen über weite Strecken

verfolgt werden

2. Struktur und Lage des Kleinhirns (Cerebellum) der Labormaus

Das Kleinhirn (Cerebellum) spielt eine wesentliche Rolle bei der neuronalen Kontrolle der

Körperhaltung und bei der Koordination von Bewegungsabläufen im dreidimensionalen Raum.

Insbesondere ist es zuständig für

x die Steuerung und Korrektur der stützmotorischen Anteile von Haltung und Bewegungen

x für die Kurskorrektur langsamer zielmotorischer Bewegungen

x für die reibungslose Durchführung der im Großhirn entworfenen schnellen Zielmotorik

Das Cerebellum ist außerdem beim Erlernen motorischer Fertigkeiten beteiligt.

Neuroanatomie - 3 -

Die Rinde des Kleinhirns ist im Gegensatz zu der des Großhirns durch einen

dreischichtigen histologischen Aufbau charakterisiert (vgl. Abbildung 1): eine tief liegende

kleinzellige Körnerzellschicht wird durch eine großzellige Purkinjezellschicht von einer

außen liegenden Molekularschicht abgegrenzt. Darunter liegt das Marklager, das aus

myelinisierten Axonen besteht.

Material: Azan-gefärbte Längsschnitte durch das Gehirn der Hausmaus

Aufgaben:

x Fertigen Sie an Hand eines sagittalen Längsschnittes eine Detailskizze der

Kleinhirnrinde an und bezeichnen Sie die drei Hauptschichten (40fach Objektiv).

Skizzieren Sie insbesondere ein Purkinje-Neuron. Zur besseren Darstellung des

stark verzweigten Dendritenbaums ist ein leichtes Schließen der Kondensorblende

vorteilhaft.

x Welche Funktion haben Purkinje- Zellen?

x Welche beiden Fasersysteme führen ihnen Signale zu (Lehrbuch)?

Abb. 1 :Ausschnitt aus der Kleinhirnrinde eines Säugers

Neuroanatomie - 4 -

3. Goßhirnrinde (Cortex cerebri) des Hausschweins

Die Großhirnrinde der Säuger (graue Substanz) zeigt einen sechsschichtigen

histologischen Aufbau. Der dominierende Nervenzelltyp sind Pyramidenzellen, deren

Zellkörper einen stark verzweigten Dendriten aufweist, der stets senkrecht zu Hirnoberfläche

ausgerichtet ist. Außer Nervenzellen findet man in der grauen Substanz vor allem die zu den

Gliazellen gehörenden protoplasmatischen Astrozyten. In der darunter liegenden weißen

Substanz, die überwiegend aus myelinisierten Nervenfasern besteht, treten vor allem faserige

Astrocyten und Oligodendrocyten, die myelinbildenden Gliazellen des Zentralnervensystems,

auf.

Darstellung von Nerven-und Gliazellen durch Silberimprägnierung von Nervengewebe:

Im Jahre 1883 fand der Italiener Camillo Golgi eine Methode, mit der man Nervenzellen

bis in ihre feinsten Ausläufer mit Silber imprägnieren kann. Es gibt inzwischen zahlreiche

Modifikationen dieser Methode, bei der aus noch ungeklärter Ursache stets nur ein Bruchteil der

tatsächlich vorhandenen Zellen geschwärzt wird. Auf diese Weise erhält man sehr klare und

übersichtliche mikroskopische Bilder. Die Modifikation nach Bubenaite kann auch an Formol-

fixierten Gewebeproben durchgeführt werden.

Material:

Es stehen bereits fertige Präparate silberimprägnierter Hirnschnitte (Cortex) des Hausschweines

zur Verfügung. Auf den Schnitten sind neben den großen Nervenzellen (vor allem

Pyramidenzellen) auch die deutlich kleineren Gliazellen (Astrocyten und Oligodendrocyten),

sowie Blutgefäße zu erkennen.

Beschreibung der Methode

x ca. 1-2 cm lange Gewebefragmente werden für zwei Tage bei 34°C (Wärmeschrank) in

2,5% ige Kaliumdichromatlösung inkubiert.

x Danach werden die Gewebeblöcke kurz mit Filterpapier abgetupft, in ein frisches

Glasgefäß gebracht und einmal mit 2% iger Silbernitratlösung kurz, aber gründlich

abgespült. Anschließend werden sie in frische Silbernitratlösung gebracht und dort für

zwei Tage bei 34°C (Wärmeschrank) belassen.

Neuroanatomie - 5 -

x Nach Abgießen der Silbernitratlösung werden die Gewebeblöcke zur Härtung in 90%

Äthylakohol überführt.

x Sobald das Gewebe etwas durchgehärtet ist (nach ca. 30 min.), können mit einem

Tischmikrotom Schnitte angefertigt und anschließend mikroskopiert werden.

Aufgaben:

1. Suchen Sie bei schwacher Vergrößerung (10- bzw. 20-faches Objektiv) nach großen,

möglichst einzeln liegenden Nervenzellen mit gut imprägnierten Zellfortsätzen.

Wechseln Sie zum 40-fach Objektiv und verfolgen Sie die Zellausläufer durch

Drehen an der Feinscharfstellung bis zu deren Ende. Fertigen Sie eine möglichst

genaue Skizze von einer reich verzweigten Nervenzelle mit sämtlichen Zellfortsätzen

an.

2. Untersuchen Sie die Feinstruktur der Dendritenverzweigungen bei 40-facher

Objektivvergrößerung. Wie ist die Oberfläche der Dendriten strukturiert, welche

Bedeutung könnten die beobachteten Strukturen haben?

3. Suchen Sie in den tieferen, myelinisierten Schichten nach Oligodendrocyten (kleine

Zellen mit kurzen Zellfortsätzen). Skizzieren Sie eine solche Zelle und

berücksichtigen Sie den Größenunterschied zu Nervenzellen..

4. Versuchen Sie die kleinen, sternförmig verzweigten Astrocyten zu identifizieren, und

fertigen Sie eine Zeichnen an, die die Größenverhältnisse zu Nervenzellen und

Oligodendrocyten berücksichtigt.

Astrocyten stehen häufig in direktem Kontakt mit Blutgefäßen. Welche funktionelle

Bedeutung der Astrocyten kann man daraus ableiten?

Neuroanatomie - 6 -

4. Struktur der Netzhaut (Retina) der Regenbogenforelle

Das menschliche Auge wird auf Grund seines Aufbaues häufig mit einem Fotoapparat

verglichen (Abb.1). Wie bei einer Kamera ist das „Objektiv“ des Auges ein zusammengesetztes

optisches System, das aus Cornea (Hornhaut), vorderer Augenkammer und Linse besteht. Die

Hauptbrechkraft geht von der Cornea aus, während die Linse durch Veränderung ihrer

Krümmung das Auge an Nah- bzw. Fernsicht anpasst (Akkommodation). Mitten im

Strahlengang sitzt beim Auge – wie bei der Kamera – eine Blende mit verstellbarem

Durchmesser, die Iris, die den Lichteinfall ins Auge steuert. Die Achse des optischen Systems

trifft auf der Netzhaut (Retina) auf eine Stelle mit einer kleinen Einbuchtung, die als Sehgrube

(Fovea) bezeichnet wird. Sie ist der Ort des schärfsten Sehens. Wenn man ein Objekt genau

betrachten will („fixeren“), richtet man den Blick automatisch so ein, dass sein Abbild auf die

Sehgrube beider Augen fällt. Eine weitere Auffälligkeit ist der Netzhautbereich, wo der Sehnerv

ins Auge eintritt. Da dort keine lichtempfindlichen Sensoren (Photorezeptoren) auftreten, wird

diese Stelle als blinder Fleck bezeichnet. Durch die ständigen Augenbewegungen, wird das

Sehzentrum jedoch fortlaufend über die optischen Eigenschaften des gesamten Sehfeldes

informiert, so dass dieser blinde Fleck normalerweise nicht wahrgenommen wird.

Die Netzhaut entsteht während der Embryonalentwicklung aus einer Ausstülpung des

Zwischenhirnbodens, ist also genau genommen ein Teil des Gehirns. Daher ist es nicht

überraschend, dass sie ein komplexes neuronales Netzwerk besitzt, das bereits eine erhebliche

Vorverarbeitung visueller Informationen betreibt. Die wichtigsten zellulären Elemente und ihre

Verknüpfungen sind in Abb. 2 dargestellt. Grundsätzlich ist zwischen einem radialen und einem

horizontalen Signalweg innerhalb der Retina zu unterscheiden. Die radialeVerknüpfung wird

durch Bipolarzellen vermittelt, welche die Photorezeptoren (Stäbchen, Zapfen) mit den

Dendriten der Retinaganglienzellen verknüpfen. Die horizontaleVerschaltung erfolgt in der

äußeren Retina über Horizontalzellen, während dies in der inneren Retina durch amakrine

Zellen bewerkstelligt wird. Die äußerst regelmäßige Anordnung dieser Zellen in klar definierten

Schichten erlaubt es, jeden der beteiligten Zelltypen aufhistologischen Schnitten schon auf

Grund ihrer Position zu identifizieren.

Neuroanatomie - 7 -

Material: Azan-gefärbte Querschnitte durch das Auge der Regenbogenforelle

Aufgaben:

1. Untersuchen Sie eines der Retinapräparate aus dem Auge der Forelle und versuchen

sie die o.g. Zellen und Zellschichten zu identifizieren.

2. Erstellen Sie eine einfache Skizze, auf der die Proportionen der einzelnen

Retinaschichten und Zell(kern)größen richtig wiedergegeben sind.

3. Vor den Retinaganglienzellen befindet sich eine faserige Schicht. Vergleichen Sie

deren Breite im Randbereich bzw. in der Mitte der Retina. Wodurch sind die zu

beobachtenden Unterschiede zu erklären?

4. Bestimmen Sie die Anzahl von Retinaganglienzellen in einem ausgewählten Bildfeld.

Vergleichen Sie die Anzahl von Photorezeptoren bzw. Bipolarzellen im gleichen

Bildfeld (Schätzung). Welche Schlussfolgerung ziehen sie daraus bezüglich der

Zellverschaltung (1:1 Verhältnis oder Konvergenz bzw. Divergenzschaltung)? Welche

Auswirkungen auf die Sehschärfe bzw. Lichtempfindlichkeit ergeben sich aus einer

solchen Verschaltung?

- Sicherheit 1 -

Sicherheitsbelehrung Teil I

Leisten Sie – auch zu Ihrer eigenen Sicherheit - den Anweisungen der Betreuerinnen und Betreuer des Versuchs unbedingt Folge. Die Betreuerinnen und Betreuer sind auch die ersten Ansprechpartner, falls Sie weitere Fragen zur Laborsicherheit haben.

- Sicherheit 2 -

Sicherheitsbelehrung Teil II