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Kompetenz. Wissen. Erfolg.
Michael Epping · Klaus Göller · Wolfgang Och · Armin Thoma BAND 21a
Grundlagen der Volks- undBetriebswirtschaftslehre in der öffentlichen Verwaltung
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Ersteller / Impressum
ErstellerMichael Epping,Jahrgang 1964, Diplom-Betriebswirt (FH), seit 1997 selbstständiger Berater für Unter-nehmen und Kommunen im Bereich Finanzierung und Wirtschaftlichkeitsanalysen.
Klaus Göller,Jahrgang 1964, Diplom-Kaufmann, Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bamberg, seit 1995 als Organisationsentwickler- und -berater für öffent-liche Verwaltungen und Unternehmen tätig. Freiberuflicher Trainer der BVS und der Bayerischen Akademie für Verwaltungsmanagement GmbH.
Wolfgang Och,Jahrgang 1956, Diplom-Volkswirt (Schwerpunkt: Öffentliche Betriebswirtschaft), seit 1981 in der Werkabteilung des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes tätig.
Armin Thoma M. A.,Jahrgang 1964, Regierungsdirektor, Hochschullehrer an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Allgemeine Innere Verwaltung Hof, Fach-gruppensprecher Kommunale Haushaltswirtschaft, E-Government.
GegenreferentRaymund Helfrich, Jahrgang 1965, Verwaltungsdirektor, Fachreferent Verwaltungsbetriebswirtschafts-lehre und stellver tretender Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung, Bayerische Verwaltungsschule.
ImpressumRechtsstand: 1. Januar 2017 Herausgeber: Bayerische Verwaltungsschule (BVS), Ridlerstraße 75, 80339 München, Telefon 089/54057-0, [email protected], www.bvs.de Konzept / Satz: Michael Bauer, BVS München – FIBO Lichtsatz GmbH, Unterhaching Titelbild (Ausschnitt): Simon Potter/Cultura/Getty Images © 2017 BVS Jede Art der Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung der BVS außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist gemäß § 106 Urheberrechtsgesetz verboten und kann strafrechtlich verfolgt werden.
Bezugsquelle: Dieses Lehrbuch erscheint im Rahmen der Neuen Reihe der BVS. Weitere Information zu den Schriften der BVS und ein Bestellformular finden Sie im Internet unter www.bvs.de/schriften
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Vorbemerkung
Vorbemerkung
Die Kenntnis betriebswirtschaftlicher Instrumente der Verwaltungssteu-erung sowie das Gespür für die Funktionsweise der Gesamtwirtschaft haben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Verwal-tung auf allen Ebenen eine hohe Bedeutung.
Dieser Bedeutung soll die Reihe der betriebswirtschaftlichen Lehrbü-cher, Bände 21a bis 21d, gerecht werden.
Der hier vorliegende Band 21a besteht aus Teil I „Volkswirtschaftslehre“ sowie Teil II „Betriebswirtschaftslehre“.
Teil I wird in neun Kapiteln der Tatsache gerecht, dass die öffentliche Ver-waltung einen Bestandteil der Gesamtwirtschaft darstellt.
Ausgehend von der Erläuterung der volkswirtschaftlichen Grundbegriffe und der Funktionsweise der Märkte stellt die Vermittlung eines Grund-verständnisses der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, von der die einzelne Verwaltung, wie gerade die vergangenen Jahre gezeigt haben, nicht unberührt bleibt, einen Schwerpunkt dar. Schließlich werden die Bereiche der Wirtschaftspolitik eingehend erläutert, um ein Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen der Einflussmöglichkeiten des Staates auf die wirtschaftliche Entwicklung zu vermitteln. Schlagworte wie „Schuldenkrise“, „Schwarze Null“, „Währungskrise“ oder „Wachstums-schwäche“ in einzelnen EU-Ländern beherrschen die Nachrichten.
In Teil II erfolgt die Einführung in die Betriebswirtschaftslehre mit einem Schwerpunkt auf der Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwal-tung und der öffentlichen Betriebe.
Obwohl bereits in den 1970er-Jahren die Wissenschaft begann, die Ver-waltung zunehmend als einen Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre anzusehen, führte erst die wachsende Finanznot der öffentlichen Haus-halte in Verbindung mit steigenden Erwartungen der Bürger an die Art und die Qualität der Verwaltungsleistungen zu einem verstärkten Eingang betriebswirtschaftlicher Überlegungen in die Verwaltungsführung.
Die Verwaltung soll nicht mehr als „bürokratischer Kostenfaktor“, sondern als moderner Dienstleister wahrgenommen werden.
Insbesondere das Neue Steuerungsmodell der KGSt greift betriebswirt-schaftliche Denkansätze auf und versucht diese mit dem Ziel einer Opti-mierung des Verwaltungshandelns einzusetzen. Dabei werden bisweilen
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Vorbemerkung
auch die Grenzen der für privatwirtschaftliche Unternehmen entwickelten traditionellen betriebswirtschaftlichen Modelle deutlich.
Diese Lehrbuchreihe versucht, die Brücke zwischen den weiterhin gül-tigen Grundsätzen der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre und den speziellen Anforderungen der öffentlichen Verwaltung und öffentlicher Betriebe zu schlagen. Da in diesem Zusammenhang, um den Inhalt des Buches nicht ausufern zu lassen und Überschneidungen zu vermeiden, angrenzende Wissensgebiete nur angedeutet werden können, wird zur Ergänzung auf die jeweils einschlägigen Lehrbücher der Bayerischen Ver-waltungsschule verwiesen. Betriebswirtschaftliche Wissensgebiete wie der Standort oder die Produktion, die für die Zielgruppe der Lehrbücher nur eine untergeordnete Bedeutung haben, werden dementsprechend knapp dargestellt. Der interessierte Leser wird für weitergehende Studi-en auf die allgemeine betriebswirtschaftliche Literatur verwiesen.
Nach einer allgemeinen Einführung in die Grundlagen der Betriebswirt-schaftslehre der öffentlichen Verwaltung in Kapitel 10, wobei auch auf die wesentlichen Grundansätze des Neuen Steuerungsmodells eingegan-gen wird, werden in Kapitel 11 die Kriterien für die Standortwahl von Betrieben und Verwaltungen erörtert.
Infolge der unverändert hohen Bedeutung von Ausgliederungen von Ein-richtungen aus der allgemeinen Verwaltung bzw. der neuerdings zuneh-menden Häufigkeit der Rekommunalisierung bisher ausgegliederter Ein-richtungen nimmt die Darstellung der öffentlichen und privaten Rechts- formen in Kapitel 12 einen breiteren Raum ein.
Da die Beschaffung von Betriebsmitteln und Werkstoffen und insbeson-dere die Durchführung von Investitionen erhebliche Mittel der öffent-lichen Hand bindet, werden in Kapitel 13 die Grundfunktionen der Be-schaffung unter besonderer Berücksichtigung der Auftragsvergabe durch öffentliche Verwaltungen und Betriebe und des hierbei zu beachtenden Vergaberechts erläutert. Die Beschaffung der öffentlichen Hand ist infol-ge von spektakulären Nachrichten, beispielsweise über Kostensteige-rungen bei Großbaumaßnahmen oder Funktionsmängeln bei militärischen Beschaffungen, im Fokus der Öffentlichkeit.
Schließlich folgt in Kapitel 14 eine kurze Darstellung des Funktionsbe-reiches der Produktion, der in der öffentlichen Verwaltung bzw. in öffent-lichen Betrieben zwar in der Regel nicht mit einem Industrieunterneh-men vergleichbar ist. Jedoch ist die Erstellung der Produkte der Verwal-
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tung ebenfalls als Produktionsprozess zu verstehen und effizient zu organi sieren.
Eine erhebliche Bedeutung im Rahmen der Aufgaben der öffentlichen Hand haben die öffentlichen Investitionen und deren Finanzierung. In Kapitel 15 werden zunächst die Entscheidungsgrundlagen zur Vorberei-tung von Investitionen erörtert. Anschließend erfolgt eine Darstellung der Finanzierungsalternativen sowie der Grundlagen der Finanzplanung.
Die weiteren für die öffentliche Verwaltung relevanten betriebswirtschaft-lichen Funktionsbereiche Rechnungswesen, Kosten- und Leistungsrech-nung sowie Controlling sind Gegenstand der Lehrbücher 21b und 21c.
Um den unterschiedlichen fachlichen Anforderungen verschiedener Aus- und Fortbildungslehrgänge sowie dem interessierten Leser gerecht zu werden, ist jedem Abschnitt eine Angabe über den durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad vorangestellt. Dies erfolgt in Form einer dreistufigen Klassifizierung, die dem Benutzer eine Orientierung vermitteln soll, ob der jeweilige Abschnitt überwiegend Basiswissen vermittelt (Klassifizie-rung A B C ) oder darauf aufbauendes Wissen darstellt (Klassifizierung A B C ). Gehobenes Wissen, die Inhalte der Stufen A und B vorausset-zend und deshalb im Regelfall am Adressatenkreis der Fortbildung aus-gerichtet ist mit A B C klassifiziert.
Gewiss ist das gewählte System in den Grenzbereichen verschiedener Schwierigkeits- bzw. Bedeutungsstufen nicht immer ganz trennungs-scharf. Es kann keine Bearbeiterin und keinen Bearbeiter von der Pflicht entheben, bei der Vorbereitung auf Prüfungen sich intensiv mit den Vor-gaben von Stoffgliederungsplänen und Prüfungsordnungen zu befas-sen.
Wir hoffen, dass diese Lehrbuchreihe mithilft, betriebswirtschaftliches Denken und Handeln in den Verwaltungen weiter zu fördern. Dem Leser wünschen wir Freude und Erfolg an dem grundlegenden Einstieg in die Volkswirtschaftslehre und die Betriebswirtschaftslehre der Verwaltung.
Vorbemerkung
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Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Schrifttumshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
TEIL I – Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16–83
1 A B C Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . 16
1.1 A B C Gegenstand der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1.1.1 A B C Aufgaben der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1.1.2 A B C Grundansätze der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.1.3 A B C Die vier Grunddisziplinen der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . 17
1.2 A B C Erfordernis des Wirtschaftens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.2.1 A B C Die Bedürfnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.2.2 A B C Begriff der Güter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.2.3 A B C Bedürfnisse – Bedarf – Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.2.4 A B C Ökonomisches Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
1.3 A B C Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren . . . . . . . . . . . . . 20
1.4 A B C Die Märkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2 A B C Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnung . . . . . . . . . . 22
2.1 A B C Unterscheidungsmerkmale von Wirtschaftssystemen . . . 22
2.2 A B C Die soziale Marktwirtschaft, die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3 A B C Markt und Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.1 A B C Die Güternachfrage der Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.1.1 A B C Grundlagen für die Konsumentscheidungen der Haushalte . 24
3.1.2 A B C Zusammenfassung der Bestimmungsfaktoren der Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3.1.3 A B C Die Nachfragefunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.1.4 A B C Die Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkommen . . . . . . . . 26
3.1.5 A B C Preis- und Einkommenselastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.2 A B C Das Güterangebot der Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.2.1 A B C Grundlagen der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.2.2 A B C Die Produktionskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.2.3 A B C Bestimmungsfaktoren des Güterangebotes . . . . . . . . . . . . . 31
3.2.4 A B C Die Angebotsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Inhalt
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Inhalt
3.3 A B C Die Preisbildung auf den Märkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.3.1 A B C Der vollkommene Markt als Voraussetzung für das Funktionieren des Marktmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.3.2 A B C Die Preisbildung auf dem vollkommenen Markt . . . . . . . . . . 33
3.3.3 A B C Funktionen der Preise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.4 A B C Marktformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.5 A B C Staatliche Beeinflussung von Preisen . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.6 A B C Preisbildung auf dem Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
4 A B C Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.1 A B C Der Wirtschaftskreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
4.1.1 A B C Einteilung der Volkswirtschaft in Sektoren . . . . . . . . . . . . . . 37
4.1.2 A B C Darstellung der Güter- und Geldströme zwischen den Sektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
4.2 A B C Das Bruttoinlandsprodukt als Gradmesser der Leistung einer Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
4.3 A B C Berechnungsarten des BIP in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.3.1 A B C Entstehungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
4.3.2 A B C Verwendungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
4.3.3 A B C Verteilungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
4.3.4 A B C Grenzen der Aussagekraft des BIP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.4 A B C Weitere wichtige Begriffe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.4.1 A B C Brutto- und Nettoprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
4.4.2 A B C Nationaleinkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
4.4.3 A B C Nominal- und Realprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
5 A B C Konjunktur und Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.1 A B C Phasen des Konjunkturverlaufes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
5.2 A B C Ursachen für Konjunkturschwankungen . . . . . . . . . . . . . . 46
5.3 A B C Konjunkturindikatoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
6 A B C Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6.1 A B C Gründe für die Notwendigkeit von Wirtschaftspolitik . . . 49
9
Inhalt
6.2 A B C Ziele der Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
6.2.1 A B C Das „magische“ Viereck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6.2.2 A B C Erweiterung des Zielkataloges zum „magischen“ Sechseck 51
6.2.3 A B C Zielkonflikte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6.3 A B C Träger der Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
6.4 A B C Wirtschaftspolitische Grundansätze in der Marktwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6.4.1 A B C Neoklassik, Liberalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6.4.2 A B C Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, Keynesianismus . . . 53
6.4.3 A B C Monetarismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
6.4.4 A B C Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
6.5 A B C Instrumente der Wirtschaftspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
6.5.1 A B C Fiskalpolitik (Finanzpolitik des Staates) . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
6.5.2 A B C Wettbewerbspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
6.5.3 A B C Strukturpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
6.5.4 A B C Sozialpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
6.5.5 A B C Umweltpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
7 A B C Geld und Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7.1 A B C Funktionen des Geldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7.2 A B C Die Geldmenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7.3 A B C Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank . . . . . . . . . 65
7.3.1 A B C Gliederung des Europäischen Systems der Zentralbanken . . 65
7.3.2 A B C Aufgaben des ESZB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
7.3.3 A B C Hauptziel des ESZB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.3.4 A B C Geldpolitische Instrumente der EZB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
7.3.5 A B C Ursachen und Auswirkungen von Inflation . . . . . . . . . . . . . . 70
8 A B C Einkommen und Beschäftigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
8.1 A B C Die Einkommensverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
8.2 A B C Die Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
9 A B C Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . 76
9.1 A B C Gründe für den Außenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
9.2 A B C Die Zahlungsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
9.3 A B C Der Wechselkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
10
9.4 A B C Europäischer Binnenmarkt und Welthandel . . . . . . . . . . . 80
9.4.1 A B C Der europäische Binnenmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
9.4.2 A B C Der Welthandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
TEIL II – Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84–283
10 A B C Betriebswirtschaftslehre in der öffentlichen Verwaltung 84
10.1 A B C Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . 86
10.2 A B C Grundbegriffe und Definitionen der Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
10.2.1 A B C Öffentliche „Betriebe“ und „Unternehmen“ . . . . . . . . . . . . . 90
10.2.2 A B C Kategorisierung „öffentlicher Betriebe“ . . . . . . . . . . . . . . . . 92
10.3 A B C Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit in öffentlichen Betrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
10.4 A B C Ziele als Grundlage des Wirtschaftens . . . . . . . . . . . . . . . . 96
10.4.1 A B C Erfordernis und Kategorisierung von Zielen . . . . . . . . . . . . . . 96
10.4.2 A B C Ziele in öffentlichen Verwaltungen und Unternehmen. . . . . . 99
10.5 A B C Betriebswirtschaftlich orientierte Steuerung der Verwaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
10.5.1 A B C Entwicklung einer outputorientierten Steuerung . . . . . . . . . . 104
10.5.2 A B C Weitere Kernelemente des Neuen Steuerungsmodells . . . . 114
10.5.3 A B C Wettbewerb durch interkommunale Vergleiche . . . . . . . . . . 119
10.6 A B C Weiterentwicklung zum Kommunalen Steuerungsmodell (KSM) . . . . . . . . . . . . . . 121
11 A B C Der Standort des Betriebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
11.1 A B C Kriterien für die Standortwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
11.2 A B C Besonderheiten der Standortwahl öffentlicher Betriebe und Verwaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
12 A B C Die Rechtsform des Betriebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
12.1 A B C Grundbegriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
12.1.1 A B C Natürliche und juristische Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
12.1.2 A B C Der Begriff des Kaufmanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
12.1.3 A B C Gewerbebetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
12.1.4 A B C Betrieb gewerblicher Art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
12.1.5 A B C Handelsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Inhalt
11
12.2 A B C Die Wahl der „richtigen“ Rechtsform . . . . . . . . . . . . . . . . 135
12.2.1 A B C Überblick über die wesentlichsten Rechtsformen . . . . . . . . . 135
12.2.2 A B C Kriterien für die Wahl einer Rechtsform . . . . . . . . . . . . . . . . 137
12.2.3 A B C Besonderheiten bei öffentlichen Verwaltungen und Betrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
12.2.4 A B C Die Problematik der Änderung der Rahmenbedingungen . . . 142
12.2.5 A B C Rechtsformen des privaten Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
12.2.6 A B C Rechtsformen des öffentlichen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
12.3 A B C Die Rechtsformwahl öffentlicher Betriebe . . . . . . . . . . . . . 158
12.3.1 A B C Rechtsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
12.3.2 A B C Folgen für die Einflussnahme der Trägerkörperschaft . . . . . . 160
12.3.3 A B C Folgen für die Informations- und Prüfungsrechte der Trägerkörperschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
12.3.4 A B C Die Betätigungsprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
12.3.5 A B C Der Beteiligungsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
12.4 A B C Besonderheiten bei Gründung und Umwandlung . . . . . . 164
12.5 A B C Zusammenschlüsse von Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . 165
12.6 A B C Zusammenarbeit mit Privaten bei der Erfüllung kommunaler Aufgaben (ÖPP: Öffentlich-Private- Partnerschaft) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
13 A B C Die Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
13.1 A B C Begriff der Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
13.2 A B C Einrichtung des Funktionsbereichs Beschaffung . . . . . . . 171
13.2.1 A B C Beschaffungsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
13.2.2 A B C Beschaffungsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
13.2.3 A B C Verträge als Beschaffungsinstrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
13.3 A B C Der Beschaffungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
13.3.1 A B C Beschaffungsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
13.3.2 A B C Durchführung der Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
13.3.3 A B C Beschaffungskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
13.4 A B C Die Entscheidung über die Eigenerstellung oder den Fremdbezug von Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
13.5 A B C Besonderheiten der Beschaffung öffentlicher Verwaltungen und Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
13.5.1 A B C Haushaltsrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
Inhalt
12
13.5.2 A B C Vergaberecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
13.5.3 A B C Entscheidungswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
14 A B C Die Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
14.1 A B C Begriff der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
14.2 A B C Der Produktionsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
14.2.1 A B C Planung des Produktionsprogramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
14.2.2 A B C Festlegung des Produktionsverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
14.2.3 A B C Vorbereitung der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
14.2.4 A B C Erstellung der Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
14.2.5 A B C Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
14.3 A B C Produktionsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
15 A B C Marketing in der öffentlichen Verwaltung . . . . . . . . . . . . . 199
15.1 A B C Begriff und Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
15.2 A B C Besonderheiten des Marketing öffentlicher Verwaltungen und Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
15.2.1 A B C Marketing in der Leistungsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
15.2.2 A B C Marketing in der Eingriffsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
15.3 A B C Die Konzeptionsebenen des Marketing – der Marketingprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
15.4 A B C Analyse der eigenen Organisation und Marktforschung als Grundlage der Marketingaktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
15.5 A B C Definition der Marketingziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
15.6 A B C System von Marketingstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
15.7 A B C Marketingpolitisches Instrumentarium – die 4 P’s des Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
15.7.1 A B C Produktpolitik (PRODUCT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
15.7.2 A B C Kontrahierungspolitik (PRICE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
15.7.3 A B C Distributionspolitik (PLACE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
15.7.4 A B C Kommunikationspolitik (PROMOTION) . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
15.8 A B C Erfolgskontrolle des Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
16 A B C Investition und Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
16.1 A B C Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
16.2 A B C Investitionsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Inhalt
13
Inhalt
16.2.1 A B C Entscheidungsprozess bei Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . 224
16.2.2 A B C Statische Investitionsrechenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
16.2.3 A B C Dynamische Investitionsrechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
16.2.4 A B C Nutzwertanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
16.2.5 A B C Kombinieren von monetären Faktoren und nichtmonetären Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
16.2.6 A B C Kosten-Nutzen-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
16.3 A B C Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
16.3.1 A B C Aufgaben der Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
16.3.2 A B C Außenfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
16.3.3 A B C Innenfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
16.3.4 A B C Kreditsubstitute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
16.4 A B C Besonderheiten bei Investitionen und ihrer Finanzierung in öffentlichen Verwaltungen/Betrieben . . . 277
16.5 A B C Besonderheiten der Finanzierung von Betrieben der öffentlichen Hand in privater Rechtsform . . . . . . . . . . 279
16.6 A B C Finanzplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
16.6.1 A B C Grundlagen der Finanzplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
16.6.2 A B C Inhalt von Finanzplänen (Liquiditätsplänen) . . . . . . . . . . . . . . 280
Antworten zu den Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
14
Abkürzungen
Abkürzungen
AG AktiengesellschaftAktG AktiengesetzAO AbgabenordnungBAB BetriebsabrechnungsbogenBayHO Haushaltsordnung des Freistaates BayernBezO Bezirksordnung für den Freistaat BayernBGB Bürgerliches GesetzbuchBIP BruttoinlandsproduktBV Verfassung des Freistaates BayernBWL BetriebswirtschaftslehreEBV Eigenbetriebsverordnung (Bayern)e. G. eingetragene GenossenschaftEnWG EnergiewirtschaftsgesetzEStG EinkommensteuergesetzEU Europäische UnionGbR Gesellschaft des bürgerlichen RechtsGmbH Gesellschaft mit beschränkter HaftungGmbHG Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter HaftungGO Gemeindeordnung für den Freistaat BayernGWB Gesetz gegen WettbewerbsbeschränkungenHGB HandelsgesetzbuchHGrG HaushaltsgrundsätzegesetzKG KommanditgesellschaftKGaA Kommanditgesellschaft auf AktienKGSt Kommunale Gemeinschaftsstelle für VerwaltungsvereinfachungKHBV Verordnung über die Rechnungs- und Buchführungspflichten von
Krankenhäusern (Krankenhaus-Buchführungsverordnung)KLR Kosten- und LeistungsrechnungKommHV Kommunale HaushaltsverordnungKStG KörperschaftssteuergesetzKUV Verordnung über KommunalunternehmenLKrO Landkreisordnung für den Freistaat BayernLSP Leitsätze über die Preisermittlung aufgrund von SelbstkostenNSM Neues SteuerungsmodellOHG Offene HandelsgesellschaftSE Societas Europaea (Europäische Gesellschaft)SektVO Verordnung über die Vergabe von Aufträgen im Bereich des
Verkehrs, der Trinkwasserversorgung und der Energieversorgung (Sektorenverordnung)
UG UnternehmensgesellschaftVgV Verordnung über die Vergabebestimmungen für öffentliche AufträgeVOB Verdingungsordnung für BauleistungenVOF Verdingungsordnung für freiberufliche LeistungenVOL Verdingungsordnung für Leistungen VwvEBV Verwaltungsvorschriften zur EigenbetriebsverordnungWkKV Verordnung über die Wirtschaftsführung der kommunalen Kranken-
häuser
15
Schrifttumshinweise
Fachbücher:
Hansjürgen Bals, Neues kommunales Finanz- und Produktmanagement, Jehle, 2008
Hansjürgen Bals/Hans Hack, Verwaltungsreform: Warum und wie, Verlagsgruppe Jehle Rehm GmbH, München, 2000
Dettmer Hausmann (Hrsg.), Verwaltungsbetriebswirtschaft, Bildungsverlag EINS, 5. Auflage, 2009
Peter Eichhorn, Öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Berliner Wissenschafts-Verlag, 1997
Nicolas Gr. Mankiw, Mark P. Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel, 4. Auflage 2008
Schulz/Wager, Recht der Eigenbetriebe und Kommunalunternehmen in Bayern, Ge-meinde- und Schulverlag BAVARIA, 2009
Hans-Jürgen Schmidt, Betriebswirtschaftslehre und Verwaltungsmanagement, Facul-tas-Verlag, Wien, 7. Auflage 2009
Günter Wöhe, Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Verlag Vahlen, München, 23. Auflage 2008
sowie alle Lehrbücher der Bayerischen Verwaltungsschule
Kommentare:
Beck’scher Bilanzkommentar, Verlag C. H. Beck, München, 7. Auflage 2010
Beck’sches Handbuch der GmbH, Verlag C. H. Beck, München, 4. Auflage 2009
Schulz/Wager, Recht der Eigenbetriebe und Kommunalunternehmen in Bayern, Ge-meinde- und Schulverlag Bavaria 2009
Lenz/Wager, Eigenbetriebsverordnung Bayern, Deutscher Gemeindeverlag GmbH, Stuttgart 2010
Fachzeitschriften:
Die Fundstelle, Richard Boorberg Verlag GmbH & Co, München-Stuttgart
Die Gemeindekasse, Richard Boorberg Verlag GmbH & Co, München-Stuttgart
Sonstige:
Berichte der Kommunalen Gemeinschaftsstelle (KGSt), Köln
Veröffentlichungen bayerischer Staatsministerien
Schrifttumshinweise
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1 A B C Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
1.1 A B C Gegenstand der Volkswirtschaftslehre
Im Gegensatz zur Betriebswirtschaftslehre, die sich mit dem „Innenleben“ der einzel-nen Betriebe befasst, hat die Volkswirtschaftslehre (VWL) das Zusammenspiel aller Beteiligten in einer Volkswirtschaft zum Gegenstand.
Sie befasst sich also mit der Gesamtheit aller Wirtschaftsprozesse in einem Wirtschafts-raum (z. B. der Bundesrepublik Deutschland oder im Euroraum).
Eine detaillierte Abgrenzung von Volks- und Betriebswirtschaftslehre findet sich in Kapi-tel 10.1.
1.1.1 A B C Aufgaben der Volkswirtschaftslehre
Die Volkswirtschaftslehre hat folgende wichtige Aufgaben:
• Beschreibung des wirtschaftlichen Geschehens,
• Erklärung der wirtschaftlichen Abläufe anhand von (Denk-)Modellen,
• Prognose des zukünftigen Ablaufs des Wirtschaftsgeschehens,
• Entwicklung von Handlungsstrategien zur Beeinflussung des Wirtschaftsablaufs.
Gegenstand der VWL
Aufgaben
VorbemerkungNachrichten wie „Der Aufschwung in Deutschland setzt sich fort“, „Die In-flationsrate ist auf nahezu 0% abgesunken, Experten befürchten eine De-flation“, „Der Bundesfinanzminister legt einen Haushalt ohne Neuverschul-dung vor“, „Die Beschäftigung hat einen Höchststand erreicht“ usw. betreffen jeden von uns und machen deutlich, wie stark volkswirtschaftliche Themen das Leben jedes einzelnen Bürgers, aber auch jede öffentliche Ver-waltung und jeden öffentlichen Betrieb beeinflussen.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat Auswirkungen auf die Einnah-men und den Finanzbedarf der Gebietskörperschaften. Im Rahmen eines Konjunkturprogramms können Investitionsmaßnahmen vorgezogen wer-den; eine verschlechterte Einnahmesituation kann Kommunen zwingen, freiwillige Leistungen auf den Prüfstand zu stellen.
In den letzten Jahren beherrschten zudem Nachrichten über die Finanz-krisen anderer Euroländer die Berichterstattung der Medien. Dadurch wur-de jedem deutlich, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht als isolierter Wirtschaftsraum agieren kann, sondern in starkem Maße von der Entwick-lung anderer Volkswirtschaften abhängt.
Das Kapitel „Volkswirtschaftslehre“ soll das Verständnis für die Zusammen-hänge in der Volkswirtschaft wecken, die Ursachen für wirtschaftliche Ent-wicklungen verständlich machen und die Möglichkeiten der Wirtschaftspo-litik zur Beeinflussung der Entwicklungen aufzeigen.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
1
17
1.1.2 A B C Grundansätze der Volkswirtschaftslehre
Die Herangehensweise der Volkswirtschaftslehre an ihr „Erkenntnisobjekt“, die Volks-wirtschaft, kann aus zwei Richtungen erfolgen:
Alle Aussagen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung betreffen die „Makroökono-mie“, also die Betrachtung des „Ganzen“.
Zum Verständnis der Ursachen der Entwicklungen ist jedoch die Kenntnis des Verhal-tens des einzelnen Unternehmens oder des einzelnen Haushaltes auf den Märkten als Gegenstand der „Mikroökonomie“ Voraussetzung.
1.1.3 A B C Die vier Grunddisziplinen der Volkswirtschaftslehre
Unter dem Begriff der Volkswirtschaftslehre werden die folgenden wesentlichen Grund-disziplinen zusammengefasst:
• Wirtschaftstheorie
• Die Wirtschaftstheorie versucht die Abläufe in der Volkswirtschaft anhand von Model-len zu erklären. Hieraus sollen Entscheidungsgrundlagen für die Wirtschaftspolitik abgeleitet werden.
• Wirtschaftspolitik
• Die Wirtschaftspolitik schafft die für das Funktionieren der Volkswirtschaft erforder-lichen Grundlagen und versucht gegebenenfalls die Abläufe auf der Grundlage der theoretischen Erkenntnisse zu beeinflussen.
• Finanzwissenschaft
• Die Finanzwissenschaft befasst sich mit dem Finanzwesen des Staates und versucht Entscheidungshilfen für die Einnahme- und Ausgabepolitik der öffentlichen Haushalte zu geben.
• Wirtschaftsgeschichte
• Die Wirtschaftsgeschichte analysiert Entwicklungen der Vergangenheit und setzt die-se in einen langfristigen Kontext. Beispielsweise wird heute noch der Ablauf der Welt-wirtschaftskrise ab 1929 heran gezogen, um die Ursachen und die Wirkungen des Verhaltens des Staates zu analysieren. Ziel ist, aus diesen Erfahrungen Vorschläge für das Verhalten in vergleichbaren Situationen in der Zukunft auszuarbeiten.
1.2 A B C Erfordernis des Wirtschaftens
Zunächst ist jedoch die Frage zu stellen, warum Menschen überhaupt sich die Mühe machen und wirtschaften.
1.2.1 A B C Die Bedürfnisse
Ausgangspunkt sind die Bedürfnisse, die Menschen haben (z. B. Essen, Trinken, Schutz vor Kälte, …). In der Menschheitsgeschichte trat sehr früh die Situation ein, dass die Menschen nicht mehr alle ihre Bedürfnisse jederzeit aus der Natur decken konnten. Dazu kommt, dass die Bedürfnisse der Menschen unbegrenzt groß sind. Hat der Mensch genügend zu essen und zu trinken, entwickeln sich neue Bedürfnisse wie Un-terhaltung, schöneres Wohnen, … .
Grundansätze
Grunddisziplinen der VWL
Warum wirtschaften?
Bedürfnisse
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
1
18
Dabei haben nicht alle Bedürfnisse zu jedem Zeitpunkt die gleiche Bedeutung. Um die-se Tatsache begreifbar zu machen, wird versucht, die Bedürfnisse nach ihrer Bedeu-tung zu gliedern. Beispielhaft hierfür ist die Bedürfnispyramide (nach Maslov):
In dieser Darstellung werden die Bedürfnisse nach ihrer Bedeutung für den typischen Menschen gegliedert. Die Grundbedürfnisse richten sich auf die Güter, die der Mensch zum Überleben unbedingt braucht.
Können diese Bedürfnisse befriedigt werden, so strebt der Mensch danach, diesen Zustand zu sichern, z. B. durch Schutz des Ackers gegen Schädlinge oder Diebe, Vor-ratshaltung, – oder heute Versicherungen, Polizei, Militär, …
Hat der Mensch den Zustand einer gesicherten Deckung der Grundbedürfnisse er-reicht, so gewinnt der soziale Kontakt zu anderen, Vergnügungen, etc. an Bedeutung (z. B. Gaststättenbesuche, Sport, Kinobesuche, kulturelle Veranstaltungen …).
Innerhalb seiner sozialen Gruppe strebt der Einzelne nach Wertschätzung. Dies ist der Auslöser für den Kauf von Produkten, die über den sachlichen Nutzen auch ein ge-wisses Prestige verschaffen (z. B. edlere Kleidung, Kosmetik, Premiumfahrzeuge, …).
Einen wesentlichen Antrieb für die Entwicklung einer Volkswirtschaft stellt das Streben des Menschen nach Weiterentwicklung dar. Er möchte ein einmal erreichtes Niveau verbessern, d. h. beruflich aufsteigen, seinen Bildungsstand erhöhen, eine bessere Wohnung haben, ein noch besseres Auto fahren, …
Im Rahmen der Volkswirtschaft ist für jeden Entscheidungsträger (Unternehmer, Politi-ker) wichtig einzuschätzen, welche Ebene der Bedürfnispyramide für die Zielgruppe von größter Bedeutung ist. Beispielsweise wird in einer Volkswirtschaft, in der die aus-reichende Ernährung der Bevölkerung noch nicht gewährleistet ist, weniger Interesse an kulturellen oder sportlichen Einrichtungen bestehen. Dagegen sind in einer Volks-wirtschaft, die durch eine nahezu vollständige Befriedigung der Grundbedürfnisse ge-kennzeichnet ist, eher „gehobene“ Bedürfnisse zu befriedigen (z. B. Premiumfahrzeuge, Komfortwohnungen, hochwertigere Nahrungsmittel).
Bedürfnispyramide Entwicklungs- bedürfnisse
(persönlich und beruflich)
Wertschätzungsbedürfnisse (Anerkennung)
Soziale Bedürfnisse (Kontakte …)
Sicherheitsbedürfnisse
Grundbedürfnisse (Essen, Schlafen, Trinken, Wohnen, Kleidung)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
1
19
Bei einer rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung bzw. einer divergierenden Entwick-lung der Einkommen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wie dies derzeit in vie-len hoch entwickelten Volkswirtschaften der Fall ist, steigt das Interesse an einfacheren preiswerteren Produkten (z. B. Einkauf beim Discounter, Kraftfahrzeuge aus Billiglohn-ländern).
1.2.2 A B C Begriff der Güter
Zur Deckung der Bedürfnisse sind Güter (Waren und Dienstleistungen) erforderlich.
Jedoch stehen nur wenige Güter in der Natur überall unbegrenzt zur Verfügung (z. B. Atemluft, Sonnenlicht). Diese werden als Freie Güter bezeichnet.
Die meisten Güter sind dagegen knapp bzw. müssen erst durch eine Kombination von Produktionsfaktoren hergestellt (produziert) werden. Diese Güter bezeichnet man als Wirtschaftliche Güter.
Öffentliche Güter sind Güter, die der Staat bereitstellt und über Abgaben (Steuern) finanziert, da Private diese nicht oder nicht ausreichend bereitstellen würden (Straßen, Schulen, …).
Ergänzend dazu definiert die Volkswirtschaftslehre noch den Begriff „Meritorische Gü-ter“. Dies sind Güter, bei denen der Staat die Nachfrage fördert, da er davon ausgeht, dass sie sonst nicht ausreichend nachgefragt werden würden (z. B. private Altersvor-sorge, Sportanlagen, Kultureinrichtungen).
Hinweis: Vgl. dazu auch weitere Ausführungen unter 10.3.2!
1.2.3 A B C Bedürfnisse – Bedarf – Nachfrage
Die zur Befriedigung der Bedürfnisse benötigte Gütermenge stellt den Bedarf dar.
Der Bedarf kann jedoch nur dann gedeckt werden, wenn entsprechende Kaufkraft vor-handen ist. Der durch Kaufkraft gedeckte Bedarf, der am Markt gedeckt werden soll, wird zur Nachfrage.
1.2.4 A B C Ökonomisches Prinzip
Sämtliche Aussagen der klassischen Volkswirtschaftslehre basieren auf der Annahme, dass sich alle Teilnehmer am Wirtschaftsprozess vernünftig verhalten, d. h. dass sie versuchen, das Verhältnis Mitteleinsatz – Ergebnis zu optimieren.
Die Ausprägungen des ökonomischen (oder wirtschaftlichen) Prinzips sind:
• Minimalprinzip: Einen bestimmten Erfolg mit einem Minimum an Mitteleinsatz errei-chen.
• Der Erwerb eines Konsumgutes zum niedrigsten Preis, Produktion eines Gutes zu minimalen Kosten.
• Maximalprinzip: Mit gegebenen Mitteln einen maximalen Erfolg erzielen.
• Mit dem gegebenen Einkommen ein Maximum an Bedürfnissen zu befriedigen, mit dem gegebenen Budget ein Maximum an Leistungen für die Bürger zu erbringen.
Hinweis: Vgl. dazu auch weitere Ausführungen unter 10.3.1!
Güter
Bedürfnisse – Bedarf – Nachfrage
Ökonomisches Prinzip
Beispiel
Beispiel
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
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1.3 A B C Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren
Die in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter werden unter dem Einsatz bzw. der Kombination von Produktionsfaktoren erzeugt. Hierbei unterscheidet man die originären und die abgeleiteten Produktionsfaktoren:
originäre Produktionsfaktoren: Arbeit (menschliche Arbeitsleistung) Boden (natürliche Ressourcen)
abgeleitete Produktionsfaktoren: Kapital (Maschinen, …) technischer Fortschritt
Kapital entsteht durch den Verzicht auf Konsum (also durch Sparen); stattdessen wird die Arbeitskraft zur Erstellung von Produktionsmitteln eingesetzt, um später mehr Gü-ter produzieren zu können.
Wenn der „Urmensch“ einen Teil der Zeit, die er sonst zum Sammeln von Früchten für den sofortigen Verzehr verwenden würde, in das Anlegen eines Gartens investiert, verzichtet er auf sofortigen Konsum. Der Garten ermöglicht ihm aber in Zukunft, mit geringerem Aufwand mehr Nahrungsmittel zu erzeugen und damit seinen Lebensstandard zu erhöhen.
Auf die heutige Zeit übertragen bedeutet dies, dass nicht die gesamte Produktions-kapazität in der Volkswirtschaft für die Produktion von Konsumgütern verwendet wird. Ein Teil dieser Kapazität dient der Produktion von Investitionsgütern, die der Ausweitung und Modernisierung des Produktionsapparates dienen.
Alle Güter, die in der Natur nicht überall und uneingeschränkt zur Verfügung stehen, müssen durch einen Produktionsprozess bereitgestellt werden. Der Begriff der Pro-duktion ist dabei nicht nur in dem engen Sinn der Herstellung eines Gegenstandes zu verstehen. Produktion ist auch die Erbringung einer Dienstleistung (z. B. Transport-leistung, Handwerkerleistung, Maklerleistung, Leistung des Handels, Reiseleistung, Dienstleistung der Verwaltung …).
Die Produktion erfolgt durch möglichst optimale Kombination der Produktionsfakto-ren (oder in der Begrifflichkeit der Volkswirtschaftslehre: die „optimale Allokation der Ressourcen“).
Im Laufe der Entwicklung der modernen Volkswirtschaften ist die Produktion immer effektiver geworden. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat neben der Weiterentwicklung der Technologie insbesondere die Arbeitszerlegung und Arbeits-teilung. Bereits im Jahre 1776 hat Adam Smith in seinem grundlegenden Werk zur Volkswirtschaftslehre „The Wealth of Nations“ die Vorteile der Arbeitsteilung als Grund-lage der Massenproduktion von Konsumgütern beschrieben. Er stellte fest, dass die gleiche Anzahl von Arbeitern bei Aufteilung der Arbeitsschritte bei der Herstellung von Nadeln und Durchführung jeweils nur eines Arbeitsschrittes durch einen Arbeiter ein Vielfaches an Nadeln herstellen kann, als wenn jeder Arbeiter jeweils alle Arbeits-schritte der Herstellung alleine ausführen würde.
Diese Entwicklung hat jedoch ihre Grenzen in einseitiger Belastung der Arbeitskräfte und geringer Arbeitszufriedenheit bei Ausführung nur noch kleinster Fertigungsschritte. Zudem werden diese Fertigungsschritte in den industrialisierten Volkswirtschaften zu-nehmend automatisiert (oder in Entwicklungs- und Schwellenländer ausgelagert).
Vgl. Kapitel 10.5.2 zur betriebswirtschaftlichen Definition der Produktionsfaktoren.
Produktionsfaktoren
Beispiel
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
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1.4 A B C Die Märkte
Auf den Märkten treffen sich Käufer und Verkäufer von Gütern und Dienstleistungen bzw. von Produktionsfaktoren (z. B. Arbeits- oder Kapitalmarkt). Dabei bilden sich Preise und es kommt zum Tausch.
Der Marktbegriff kann am anschaulichsten an einem Wochenmarkt verdeutlicht wer-den. Auf diesem Markt bietet eine Vielzahl von Produzenten seine landwirtschaftlichen Produkte und Handelswaren an. Dieses Angebot lockt eine Vielzahl von Kunden an, die diese Waren nachfragen.
In der Praxis existieren viele Märkte nur in virtueller Form (z. B. im Internet).
Die Börsen stellen ebenfalls Märkte dar, die sowohl real (Parketthandel) als auch virtuell (z. B. XETRA-Handel) agieren.
Folgende wesentliche gesamtwirtschaftlichen Märkte sind zu unterscheiden:
• Gütermarkt: Zusammenfassung der in der Volkswirtschaft gehandelten Güter und Dienstleistungen,
• Arbeitsmarkt: Zusammenfassung des Angebotes an Arbeitskraft,
• Geldmarkt: Zusammenfassung der Geldversorgung der Volkswirtschaft,
• Wertpapier-/Kreditmarkt: Kreditangebot/Kreditnachfrage,
• Devisenmarkt: Angebot und Nachfrage nach ausländischer Währung.
Märkte
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre
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2 A B C Wirtschaftssysteme und Wirtschafts-ordnung
Das Wirtschaftssystem einer Volkswirtschaft definiert, wie Angebot und Nachfrage gesteuert werden. Die beiden idealtypischen Wirtschaftssysteme sind die Marktwirt-schaft und die Zentralverwaltungswirtschaft. Beide kommen in der Praxis in unter-schiedlichen Ausprägungen vor.
Der Begriff der Wirtschaftsordnung beschreibt die tatsächliche Ausprägung des Wirtschaftssystems in einer Volkswirtschaft auf der Grundlage der dafür geltenden Gesetze.
2.1 A B C Unterscheidungsmerkmale von Wirtschaftssystemen
Die idealtypischen Wirtschaftssysteme Freie Marktwirtschaft und Zentralverwal-tungswirtschaft unterscheiden sich in zwei zentralen Elementen:
• dem Koordinationsmechanismus,
• der Eigentumsordnung.
Der Koordinationsmechanismus erfolgt in den Wirtschaftssystemen wie folgt:
In der Zentralverwaltungswirtschaft wird die Abstimmung zwischen dem Bedarf der Bevölkerung an Konsumgütern und dem Bedarf der Unternehmen an Investitionsgü-tern durch eine übergeordnete staatliche Instanz zentral geplant. Der Plan legt die Art der zu produzierenden Güter, die Produktionsmengen, die Produktionsverfahren und die Verteilung der Güter einschließlich der Preise fest. Die zentrale Planung ist also der Koordinationsmechanismus in der Zentralverwaltungswirtschaft (darum wird häufig auch von einer Planwirtschaft gesprochen). Die Freiheitsrechte des Einzelnen sind dabei stark eingeschränkt. Da der Einzelne im Wirtschaftsprozess keine eigenen Ziele verfolgen kann, sind die Leistungsanreize stark eingeschränkt. Das Niveau der Güter-versorgung ist von der Qualität des Planungsprozesses abhängig und unterliegt dem Risiko von Fehlplanungen.
In der freien Marktwirtschaft erfolgt die Koordination der individuellen Pläne jedes einzelnen Haushalts und Unternehmens auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten. Die Konsumenten haben die Freiheit, diejenigen Güter nachzufragen, die ihre Bedürf-nisse am besten decken. Die Produzenten haben die Freiheit, die Güter zu produzieren, von denen sie sich die größten Gewinne versprechen. Da Letzteres jedoch nur gelingt, wenn das Angebot den Bedürfnissen der Nachfrager Rechnung trägt, führt das markt-wirtschaftliche System grundsätzlich zur bestmöglichen Güterversorgung und zu einem optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren.
Der Staat hat in der freien Marktwirtschaft im Regelfall nicht in den Wirtschaftsprozess einzugreifen, sondern lediglich die Rechtsordnung zu schaffen und für innere und äuße-re Sicherheit zu sorgen (sog. „Nachtwächterstaat“). Weiter hat der Staat zumindest den Wettbewerb zu sichern und die für die Wirtschaft erforderliche Infrastruktur bereit-zustellen.
Wirtschaftssysteme
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnung
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23
Die Eigentumsordnung ist in einer Zentralverwaltungswirtschaft dadurch gekenn-zeichnet, dass die wesentlichen Produktionsmittel sich in der Hand oder unter dem Einfluss des Staates befinden, während die freie Marktwirtschaft davon ausgeht, dass die Produktionsmittel in privater Hand sind.
2.2 A B C Die soziale Marktwirtschaft, die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland
Die konkrete Ausprägung des Wirtschaftssystems in einer Volkswirtschaft stellt die Wirtschaftsordnung dar. Die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland ist die soziale Marktwirtschaft. Wesentliche Elemente der Wirtschaftsordnung sind in Gesetzen, vor allem im Grundgesetz, niedergelegt.
Die soziale Marktwirtschaft basiert auf dem Wirtschaftssystem der freien Marktwirt-schaft. Nur dort, wo der Marktprozess zu unbefriedigenden Ergebnissen führt, darf (und soll) der Staat eingreifen. Folgende, die Wirtschaftsordnung prägende grundle-gende, Prinzipien enthält das Grundgesetz:
• Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2 Abs. 1 GG). Hieraus wird die Freiheit der Teilnahme am Wirtschaftsprozess abgeleitet. Hierunter sind beispiels-weise die Wettbewerbsfreiheit, die Vertragsfreiheit, die Produktions- und die Konsum-freiheit zu verstehen.
• Die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit (Art. 9 Abs. 1 GG). Dieses Grundrecht ermöglicht beispielsweise Vereinigungen zur Wahrung von Wirtschaftsinteressen zu bilden.
• Das Recht auf freie Berufswahl (Art. 12 GG). Die Art der Ausbildung und der Beruf können frei gewählt werden.
• Die Gewährleistung von Eigentum (Art. 14 GG). Dabei ist sowohl die Sicherung des Eigentums als auch die Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums festgelegt.
• Das Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1 GG). Das Grundgesetz spricht von der Bun-desrepublik Deutschland als demokratischem und sozialem Bundesstaat. Dies stellt den Auftrag an den Gesetzgeber und die Exekutive dar, eine Sozialordnung zu gestal-ten. Der Staat soll dabei nur subsidiär tätig werden, d. h. eine übergeordnete Einheit soll nur dann tätig werden, wenn nachgeordnete Einheiten nicht in der Lage sind, bestimmte Aufgaben zu erfüllen (z. B. führte der Staat den Mindestlohn ein, nachdem die Tarifvertragsparteien für bestimmte Beschäftigungen keine auskömmlichen Ent-gelte durchsetzen konnten).
Das Wettbewerbsrecht stellt ebenfalls einen wesentlichen, die Wirtschaftsordnung prägenden und die Funktionsfähigkeit der Märkte sichernden Rechtsbereich dar.
Soziale Marktwirtschaft
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftssysteme und Wirtschaftsordnung
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3 A B C Markt und Preis
3.1 A B C Die Güternachfrage der Haushalte
3.1.1 A B C Grundlagen für die Konsumentscheidungen der Haushalte
In einer vereinfachten Betrachtung stellen die Haushalte die Nachfrager auf den Märk-ten dar. Diese versuchen ihre Bedürfnisse möglichst optimal zu decken; sie streben also eine optimale Güterversorgung an.
Der Umfang dieser Versorgung ist abhängig vom Einkommen. Daneben spielt für den Umfang des Konsums eine Rolle, welcher Anteil des Einkommens gespart werden soll, also von der Sparneigung.
Hieraus errechnet sich die Summe, die für den Konsum zur Verfügung steht.
Die Menge der hierfür zu erwerbenden Güter ist abhängig vom Preis der Güter.
Der Haushalt kann für die Konsumsumme verschiedene Güter nachfragen. Bei ökono-mischem Verhalten wird er die Güter erwerben, die ihm zu einer maximalen Bedürfnis-befriedigung (= Nutzen) verhelfen. Hier spielen auch die individuellen Vorlieben (= Prä-ferenzen) eine Rolle (Schokolade macht zwar satt, aber wer keine mag, wird diese auch nicht erwerben).
Der Haushalt wird auch überlegen, ob für die Befriedigung eines Bedürfnisses vielleicht ein anderes preiswerteres Gut das ursprünglich ausgewählte Gut ersetzen kann (Subs-titutionsgut). Beispielsweise könnte „teure“ Butter durch günstigere Margarine oder ein teurer Pkw durch ein günstigeres Fabrikat (oder auch durch öffentliche Verkehrsmit-tel) ersetzt werden.
Bei all denjenigen Gütern, deren Anschaffung die Beschaffung weiterer Güter, die zu dessen Nutzung erforderlich sind, nach sich zieht (Komplementärgüter), wird auch der Preis dieser Güter in die Überlegungen einbezogen. Zum Beispiel sind bei der Entschei-dung für einen bestimmten Pkw auch der Kraftstoffverbrauch und der Preis für Kraft-stoffe, die Versicherungseinstufung, die Reparaturkosten etc. von Bedeutung.
Weiter ist zu sehen, dass der zusätzliche Nutzen (der „Grenznutzen“) eines Gutes ab-nimmt, je mehr davon konsumiert wird. Beispielsweise hat nach dem Sport das erste Getränk einen hohen Nutzen; ein zweites wird bereits als weniger nutzbringend emp-funden und beim dritten schwindet der Nutzen weiter und es erscheint vielleicht etwas zu essen als nutzbringender.
Konsumsumme
Nutzen der Güter
Einkommen
– Ersparnis
= Konsumsumme
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
25
Der ökonomisch handelnde Haushalt wird versuchen, sein Einkommen so umzusetzen, um insgesamt den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Der Haushalt hat somit das Hauptziel der Nutzenmaximierung.
Die Entscheidungsmöglichkeiten zwischen der Vielzahl angebotener Güter kann verein-facht in folgender Grafik dargestellt werden. Dabei wird angenommen, dass jemand mit einem Budget von 6 Euro ein Cafe betritt. Die Preise für einen Kaffee betragen 2 Euro, für ein Stück Kuchen 1 Euro. Der Gast könnte nun für sein Budget entweder drei Tassen Kaffee oder 6 Stück Kuchen verzehren. Daneben sind aber auch verschiedene Kombinationen auf oder unterhalb der Budgetgerade möglich (z. B. 2 Tassen Kaffee und 2 Stück Kuchen).
3.1.2 A B C Zusammenfassung der Bestimmungsfaktoren der Nachfrage
Die Nachfrage der Haushalte ist zusammenfassend abhängig:
• vom Preis eines Gutes,
• vom Preis anderer Güter, die dieses ersetzen können (Substitutionsgut; z. B. Butter und Margarine), oder die zur Nutzung eines Gutes zusätzlich erforderlich sind (Kom-plementärgut; z. B. Auto und Benzin),
• vom Nutzen des Gutes (im Hinblick auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse).
• Weiter ist die Nachfrage abhängig vom Einkommen
• und der Sparneigung.
Ziel der Nutzenmaxi-mierung
Budgetrestriktion
Budgetrestriktion
Anzahl Kaffee
1 2
1
2
3
3 4 5 6Anzahl Kuchen
Budgetgerade
U
U
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
26
3.1.3 A B C Die Nachfragefunktion
Die Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis kann wie folgt dargestellt werden:
Bei steigenden Preisen geht also im Normalfall die Nachfrage zurück. In Ausnahmefäl-len kann sich auch ein anderer Verlauf der Nachfragekurve ergeben (z. B. es gilt als cool, teure Produkte zu kaufen oder von teureren Produkten wird höhere Qualität erwartet. (Hier wird also der Nutzen eines teureren Gutes individuell als höher empfunden.)
3.1.4 A B C Die Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkommen
Die Nachfrage nach verschiedenen Gütern hängt in unterschiedlichem Maß vom Ein-kommen ab. Im Normalfall steigt die Nachfrage bei steigendem Einkommen (Nichtsät-tigungsgüter). Bei bestimmten Gütern ist bei steigendem Einkommen eine zufrieden-stellende Ver sorgung erreicht; die Nachfrage steigt nicht weiter (Sättigungsgüter). Verschiedene Güter werden bei steigendem Einkommen sogar weniger stark nach-gefragt, sondern durch hochwertigere Güter ersetzt (z. B. Brot, Kartoffeln) (Inferiore Güter).
Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis
Abhängigkeit der Nach-frage vom Einkommen
Abhängigkeit der Nachfrage nach einem Gut vom Einkommen
Einkommen inferiores Gut Sättigungsgut
Nichtsättigungsgut
Menge
Abhängigkeit der Nachfrage nach einem Gut vom Preis des Gutes
Preis
Menge
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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27
3.1.5 A B C Preis- und Einkommenselastizität
Unter der Preiselastizität der Nachfrage versteht man den Grad der Veränderung der Nachfrage bei Preis- oder Einkommensänderungen.
Preiselastizität = prozentuale Mengenänderung
prozentuale Preisänderung
Unelastische Nachfrage: Preisänderungen haben nur eine geringe Mengenänderung zur Folge (Mengenänderung in % kleiner als Preisänderung in %).
Benzin, Trinkwasser
Elastische Nachfrage: Mengenänderung größer als Preisänderung.
Kino, Schwimmbad
Die Kenntnis der Preiselastizität der Nachfrage ist für jeden Anbieter wichtig. Auch für öffentliche Dienstleistungen spielt dies eine erhebliche Rolle. Anhebungen von Wasser-preisen oder von Eintrittsgeldern für Hallenbäder haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Nachfrage.
Die Einkommenselastizität der Nachfrage wird folgendermaßen berechnet:
Einkommenselastizität = prozentuale Mengenänderung
prozentuale Einkommensänderung
Liegt dieser Quotient unter 1, dann steigt die Nachfrage nach einem Gut unterpropor-tional mit dem Einkommen; liegt er über 1, so ist bei Einkommenssteigerungen ein überproportionaler Nachfragezuwachs zu erwarten. Im Regelfall ist bei Gütern der Grundversorgung die Einkommenselastizität niedrig oder (bei inferioren Gütern) sogar negativ, während Güter des gehobenen Bedarfs eine eher hohe Einkommenselastizität zeigen.
Elastizitäten
Beispiel
Beispiel
Preiselastizität
Einkommenselastizität
Preiselastizität der Nachfrage
Preis unelastische Nachfrage
elastische NachfrageMengenänderung
Menge
Mengenänderung
Preis- änderung
Preis- ände- rung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
28
3.2 A B C Das Güterangebot der Unternehmen
Ein Unternehmen in der Marktwirtschaft hat das Hauptziel der Gewinnmaximierung. Die Aussicht auf Gewinn ist der Anreiz überhaupt, ein Unternehmen zu gründen und die Produktion aufzunehmen.
3.2.1 A B C Grundlagen der Produktion
Um das Angebot der Unternehmen auf den Märkten zu erklären, ist zunächst die Kennt-nis der grundlegenden Produktionsbedingungen erforderlich.
Produktion als Kombination der Produktionsfaktoren
Die anzubietenden Güter müssen durch das Unternehmen durch eine Kombination von Produktionsfaktoren hergestellt werden. Es ist in der Praxis nahezu keine Produktion denkbar, die nur durch einen Produktionsfaktor möglich ist.
In der Regel kann eine bestimmte Produktion durch verschiedene Kombinationen der Faktoren erreicht werden. Alle Kombinationen (im Beispiel zwischen Arbeit und Kapi-tal), die zum selben Output führen, liegen in folgendem Beispiel einer Grafik auf einer Kurve, der Isoquante (Kurve gleicher Menge).
Der Unternehmer wird auf der Isoquante die Kombination wählen, die zu den gerings-ten Kosten führt (Minimalkostenkombination). Bei hohem Lohnniveau führt dies zu einem Übergewicht des Maschineneinsatzes, während bei niedrigem Lohnniveau dem Personaleinsatz der Vorrang gegeben wird.
Soll die Produktionsmenge verändert werden, so ist zunächst davon auszugehen, dass nicht der Einsatz aller Produktionsfaktoren in gleichem Maße verändert wird. Kurzfristig ist beispielsweise der Maschinenpark als gegeben anzusehen und lediglich der Arbeits-einsatz wird, beispielsweise durch Anordnung von Überstunden, Kurzarbeit, Einsatz von Aushilfskräften etc., verändert. Hier spricht man von
Güterangebot der Unternehmen
Produktion als Kombi-nation der Produktions-
faktoren
Minimalkosten-kombination
Produktionsmöglichkeiten bei unterschiedlicher Faktorenkombination
Maschinen
Isoquante Produktionsmenge y
Isoquante Produktionsmenge x
Isoquante Produktionsmenge z
Arbeit
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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29
– Partieller Faktorvariation:
Der Einsatz eines Produktionsfaktors bleibt konstant; der andere wird verändert.
Es ist zu beachten, dass eine Produktion nicht durch Erhöhung des Einsatzes nur eines Produktionsfaktors beliebig steigerbar ist. Der zusätzliche Output durch den zusätz-lichen Faktoreinsatz nimmt ab einem gewissen Punkt wieder ab, d. h. der zusätzliche Faktoreinsatz wird ineffizienter (Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag).
Auf einer gegebenen Bodenfläche kann durch Düngereinsatz der Ertrag zunächst erheblich gesteigert werden. Wird der Düngereinsatz allerdings immer weiter erhöht, so wird sich die Zunahme abflachen und bei Überdüngung ins Negative gehen.
In verschiedenen Fällen hängt der Einsatz eines Produktionsfaktors unmittelbar vom Einsatz eines anderen Faktors ab; nur in einer festen Kombination ist Produktion über-haupt möglich. Hier spricht man von
– Limitationalen Produktionsfaktoren
Ein Lkw kann nicht ohne einen Fahrer betrieben werden. Es macht also keinen Sinn, zusätzliche Lkw zu beschaffen, ohne entsprechende Fahrer einzustellen. Ein Versuch, diese Relation aufzubrechen, ist die Vergrößerung der Transportkapazität des einzelnen Lkw („Megaliner“).
Betrachtet man die Produktionsmenge in Relation zur Betriebsgröße, so werden die – Skalenerträge („Größeneffekte“) erkennbar.
Wenn der Einsatz aller Produktionsfaktoren erhöht wird, kann sich der Ertrag
• proportional (2 Schreiner – 10 Fenster/Tag; 4 Schreiner – 20 Fenster/Tag),
• überproportional (2 Maurer – 10 m2 Mauerwerk/Tag; 4 Maurer – 30 m2 Mauerwerk/Tag),
• oder unterproportional (2 Fliesenleger – 5 m2 Fliesen/Stunde; 5 Fliesenleger – 8 m2 Fliesen/Stunde)
verändern.
Ertragsgesetz
Beispiel
Beispiel
Beispiele
Ertragsentwicklung bei Erhöhung des Düngereinsatzes
Ertrag
positiver Grenzertrag negativer Grenzertrag Düngereinsatz
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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30
Die Kenntnis der Skalenerträge lässt Schlüsse auf die optimale Betriebsgröße zu. Bei sehr komplexen Fertigungen in größeren Stückzahlen ist meist ein großer Betrieb güns-tiger (z. B. Automobilfertigung), während bei Einzelfertigungen häufig ein kleinerer Betrieb mit geringeren Kosten arbeitet (z. B. Heizungsinstallationsbetrieb). Ein großer Betrieb kann die Vorteile der Serienfertigung und der Arbeitsteilung besser nutzen; er hat dafür aber erhöhte Kosten für die Organisation des Betriebes und die Verwaltung. Bei einem kleinen Betrieb fallen diese Kosten geringer aus und er kann bei Einzelferti-gungen deshalb häufig kostengünstiger produzieren.
3.2.2 A B C Die Produktionskosten
Für die Analyse des Verhaltens der Unternehmen auf den Märkten stellt auch die Zu-sammensetzung der Produktionskosten eine wesentliche Grundlage dar. Von Bedeu-tung ist hier die Abhängigkeit der einzelnen Kostenbestandteile von der Produktions-menge:
Kosten sind grundsätzlich zu unterscheiden in:
• fixe Kosten: sind kurzfristig unabhängig von der Produktionsmenge
• variable Kosten: sind grundsätzlich abhängig von der Produktionsmenge
Fixe Kosten sind die Kosten für Gebäude, Verwaltung (technisch und kaufmännisch), Versicherungen, …
Variabel sind grundsätzlich die Kosten für Fertigungsmaterial, Fertigungslöhne, Energiekosten der Maschinen, …
Weitere bedeutende Kostenbegriffe:
• Gesamtkosten: Summe Fix- und variable Kosten
• Stückkosten: Gesamtkosten durch Outputmenge
• Grenzkosten: Kosten der letzten zusätzlich produzierten Einheit
Produktionskosten
Kostenbegriffe
Beispiele
GesamtkostenZusammensetzung der Gesamtkosten
Kosten in Euro
1 2
1
4
2
5
7
3
6
8
3 4 5 6Produktionsmenge
Variable Kosten
Fixkosten
Gesamt- kosten
(Annahme: Fixkosten: 2 Euro; variable Kosten: 1 Euro/Einheit)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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31
Sobald ein Unternehmen Fixkosten tragen muss, sinken die Stückkosten bei zuneh-mender Produktionsmenge, d. h., die Fixkosten verteilen sich auf eine größere Stück-zahl. Dies ist ein Grund dafür, dass Unternehmen versuchen, ihre Produktionsmenge möglichst zu steigern.
Detailliertere Ausführungen zum Kostenbegriff sind in Lehrbuch 21 c nachzulesen.
3.2.3 A B C Bestimmungsfaktoren des Güterangebotes
Das Güterangebot ist grundsätzlich abhängig
• vom Preis; je höher der erzielbare Preis ist, desto attraktiver ist es für den einzelnen Unternehmer, Produkte anzubieten,
• von den Preisen der Produktionsfaktoren – z. B. zu hohe Löhne oder zu hohe Ener-giekosten geben wenig Anreiz zur Produktionssteigerung.
• Die Gewinnerwartungen – der Unternehmer wird die Produktion derjenigen Güter steigern, die auch in Zukunft den höchsten Gewinn versprechen.
• Weiter ist die vorhandene Technologie von Bedeutung; der Unternehmer kann nur die Güter produzieren, für die er das erforderliche Know-how und die erforderlichen Einrichtungen besitzt oder beschaffen kann.
Stückkosten und Grenzkosten
Bestimmungsfaktoren des Güterangebotes
Stückkosten und Grenzkosten
Kosten in Euro
1 2
1
4
2
5
7
3
6
8
3 4 5 6Produktionsmenge
Stückkosten in Euro/Stück
Grenz- kosten
Gesamt- kosten
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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3.2.4 A B C Die Angebotsfunktion
Güterangebot am Markt: Summe der Angebotsmengen aller Unternehmer
3.3 A B C Die Preisbildung auf den Märkten
Auf den Märkten treffen die nach Nutzenmaximierung strebenden Nachfrager nach Gütern und die nach Gewinnmaximierung strebenden Anbieter von Gütern zusammen. Dabei erfolgt die Preisbildung.
3.3.1 A B C Der vollkommene Markt als Voraussetzung für das Funktionieren des Marktmechanismus
Im Idealfall liegt ein vollkommener Markt vor. Dieser ist unter folgenden Vorausset-zungen gegeben:
• Vollständige Markttransparenz: Jeder Marktteilnehmer ist in der Lage, den Markt zu überschauen. Angebot, Nachfrage, Preise, Qualität, Liefer- und Zahlungsbedin-gungen sind allen bekannt.
• Keine persönlichen, räumlichen oder zeitlichen Präferenzen: Die Marktteilnehmer entscheiden ausschließlich aus sachlichen, also ökonomischen Gesichtspunkten.
• Homogene Güter: Die Güter unterscheiden sich nicht voneinander (z. B. Rohstoffe).
• Unendlich schnelle Reaktion der Marktteilnehmer: Alle Marktteilnehmer handeln zur selben Zeit ohne Verzögerung.
Diese Voraussetzungen werden nur von sehr wenigen Märkten erfüllt. Hier können der Devisenmarkt oder die Aktien- und Rohstoffbörsen genannt werden.
Abhängigkeit des Angebotes vom Preis
Preisbildung
Vollkommener Markt
Abhängigkeit des Angebotes eines Gutes vom Preis
Preis
Menge
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
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33
Liegen die genannten Voraussetzungen nicht vor, spricht man von einem unvollkom-menen Markt.
Konsumgüter; keiner hat einen vollständigen Überblick über das Angebot aller Händler, die Gegenstände und die Konditionen unterscheiden sich, …
Durch Maßnahmen einer Verbesserung der Information kann das Ergebnis optimiert werden (z. B. durch Nutzung von Preisvergleichsportalen im Internet).
3.3.2 A B C Die Preisbildung auf dem vollkommenen Markt
Unter der Annahme des vollkommenen Marktes ist der Preis von der Nachfrage und dem Angebot abhängig; er bildet sich auf dem Markt durch das Zusammentreffen der verschiedenen Anbieter und Nachfrager. Grafisch kann dies durch Überlagerung der Angebots- und der Nachfragekurve wie folgt dargestellt werden:
Der Gleichgewichtspreis ist der Preis, bei dem das Angebot und die Nachfrage gleich groß sind.
Der Markt befindet sich aber nur kurzzeitig im Gleichgewicht, da sich Angebot und Nachfrage laufend ändern; es entsteht ein
• Angebotsüberhang: Das Angebot ist größer als die Nachfrage; die Käufer können Preissenkungen erreichen – „Käufermarkt“ (Beispiel: „Rabattschlacht“ im Autohan-del),
oder ein
• Nachfrageüberhang: Die Nachfrage ist größer als das Angebot; die Anbieter können Preissteigerungen durchsetzen – „Verkäufermarkt“ (Beispiel: Rohöl in Krisenzeiten).
Besteht ein Nachfrage- oder Angebotsüberhang, pendelt sich der Markt nach einiger Zeit wieder auf einen neuen Gleichgewichtspreis ein. Dies wird als „dynamisches Marktgleichgewicht“ bezeichnet.
An den Börsen ändern sich die Notierungen permanent mit jeder Kauf- oder Verkaufsorder; auch die Schlusskurse stellen nur eine Momentaufnahme dar.
Beispiel
Marktgleichgewicht
Beispiel
Marktgleichgewicht
Preis
Menge
Angebot
Nachfrage
Gleich- gewichts-
preis
Gleichgewichtsmenge
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
34
Die Annäherung der Preise in Richtung eines neuen Gleichgewichtspreises, hier am Beispiel einer durch Einkommenssteigerungen bewirkten Verschiebung der Nachfrage-kurve nach oben, kann wie folgt dargestellt werden:
Dieser Anpassungsprozess wird wegen der grafischen Form der Anpassung als Spinn-webtheorem bezeichnet.
3.3.3 A B C Funktionen der Preise
In der Marktwirtschaft haben die Preise folgende zentrale Funktionen, welche die Effi-zienz des marktwirtschaftlichen Systems sicherstellen sollen.
Funktionen der Preise:
• Lenkungsfunktion: Produktionsfaktoren werden dort eingesetzt, wo sie am effizi-entesten sind,
• Signalfunktion: Information für Produzenten und Konsumenten (Verringerung des Konsums eines bestimmten Gutes, Markteintritt, Produktionssteigerung oder Redu-zierung, …),
• Ausschaltungsfunktion: unrentable Unternehmen und nicht kaufkräftige Kunden werden ferngehalten (Anreiz zur Kostensenkung/Einkommenssteigerung).
Die Preise sollen also einen optimalen Einsatz („optimale Allokation“) der Produktions-faktoren und einen ständigen Anreiz zur Verbesserung darstellen. Sie sollen den Unter-nehmen zeigen, welche Güter besonders gefragt sind. Für den Konsumenten geben sie eine wesentliche Entscheidungsgrundlage, welche Güter er letztendlich für die Befrie-digung seiner Bedürfnisse nachfragen kann.
Die Preise sind ein Indikator für die Knappheit eines Gutes. Zum Beispiel sind in 2015 die Rohölpreise stark gesunken. Ursache hierfür ist ein Überangebot, da einige Förder-länder ihre Förderung stark ausgeweitet haben.
Funktionen der Preise
Preisanpassung nach Störung des Gleichgewichts (Spinnwebtheorem)
Preis
Menge
Angebot
Nachfrage N 1
Nachfrage N 2
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
35
3.4 A B C Marktformen
Märkte mit einer sehr großen Zahl von Anbietern (und Nachfragern) nennt man
Polypol: Der einzelne Anbieter hat keinen Einfluss auf die Preise, er muss sich dem Markt anpassen und seine Menge nach den Markterfordernissen steuern.
Milcherzeuger, Forstbetriebe, …
Das Gegenteil vom Polypol ist das
Monopol: Hier existiert nur ein Anbieter auf dem Markt, der sein Produkt einer Vielzahl von Nachfragern anbietet. Er bestimmt den Preis. Das Wettbewerbsrecht versucht, Monopole zu verhindern oder durch Regulierungsbehörden zu kontrollieren.
Energienetze, Waffensysteme, …
Häufig befindet sich nur eine kleine Anzahl von Anbietern auf dem Markt; man spricht hier vom
Oligopol: Hohe Marktzutrittshürden und ein Konzentrationsprozess führen zu wenigen Anbietern (Mineralöl, Kraftfahrzeuge, Großbaumaßnahmen, …), die sich heftig Kon-kurrenz machen. Da die Anbieter sich gegenseitig kennen, besteht die Gefahr der Preis-absprache, um sich monopolähnlich zu verhalten.
Monopole bzw. Oligopole können sich auch auf der Nachfrageseite bilden (z. B. Staat als einziger Nachfrager nach Bauleistungen im Straßenbau oder nach Rüstungsgütern).
Unter Einbeziehung der Nachfrageseite können die Marktformen wie folgt dargestellt werden:
Problematik unvollkommener Märkte:
Tendenz zu höheren Preisen, da
• Transparenz fehlt oder
• die Güter nicht homogen sind,
• Gefahr von Preisabsprachen (Oligopol),
• Ausnutzen von Marktmacht (Monopol).
Der Marktmechanismus funktioniert nur noch eingeschränkt und die Preise können ihre Funktion nicht erfüllen.
Polypol
Beispiele
Monopol
Beispiele
Oligopol
Marktformen (Angebot und Nachfrage)
Nachfrager Einer Wenige Viele Anbieter
Einer Bilaterales Monopol Angebotsmonopol Angebotsmonopol mit oligopolistischer Nachfrage
Wenige Angebotsoligopol Bilaterales Oligopol Angebotsoligopol mit monopolistischer
Nachfrage
Viele Nachfragemonopol Nachfrageoligopol Polypol
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
36
3.5 A B C Staatliche Beeinflussung von Preisen
In vielen Fällen, in denen die Märkte nicht zufriedenstellend funktionieren (z. B. im Monopol) oder unerwünschte Ergebnisse erbringen (z. B. bei Alkohol, Tabakwaren oder fossilen Energieträgern), kann der Staat in das Marktgeschehen eingreifen und die Preise beeinflussen.
Staatliche Beeinflussung von Preisen erfolgt durch:
• Steuern und Zölle („marktkonform“),
• Höchst-, Mindest- oder Festpreise,
• administrierte Preise (Gebühren, Beiträge),
• Preisaufsicht durch Regulierungsbehörden,
• Kalkulationsvorschriften.
3.6 A B C Preisbildung auf dem Arbeitsmarkt
Ein Sonderfall eines unvollkommenen Marktes ist der Arbeitsmarkt.
Preisbildung auf dem Arbeitsmarkt:
Die Löhne werden für den größten Teil der Beschäftigten durch Tarifverträge, die zwi-schen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ausgehandelt werden, festgelegt.
Hierdurch ergibt sich ein anderes Ergebnis, als es sich auf dem freien Markt ergeben würde.
Aus diesem Grund ergibt sich derzeit ein Angebotsüberhang, das heißt ein Teil der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte wird zu den geltenden Bedingungen nicht nachge-fragt.
Die Tarifbindung der Unternehmen ist jedoch stark zurückgegangen, sodass eine zu-nehmende Zahl der Beschäftigten zu „Marktlöhnen“ beschäftigt wurde. Als Reaktion des Staates erfolgte die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes. Diejenigen Nach-frager nach Arbeitskraft, die nur bei einem Lohn unterhalb des Mindestlohnes Arbeits-kräfte einstellen würden, werden das nach Einführung des Mindestlohnes nicht mehr tun. Diejenigen Arbeitnehmer, die auch zum Mindestlohn Beschäftigung finden, haben dagegen ein höheres Einkommen, als wenn sie nur den „Marktlohn“ beziehen wür-den.
Staatliche Beein-flussung von Preisen
Arbeitsmarkt
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Markt und Preis
3
37
4 A B C Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Im Gegensatz zu den bisherigen Betrachtungen der einzelnen Marktteilnehmer und der einzelnen Märkte (Mikroökonomie) hat die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung die gesamte Volkswirtschaft zum Gegenstand.
Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung stellt Informationen über den Ablauf und das Ergebnis der Wirtschaftsprozesse in der Volkswirtschaft dar. Sie kann als das wichtigste Teilgebiet des „volkswirtschaftlichen Rechnungswesens“ bezeichnet werden.
Zuständige Behörde ist das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.
Die Statistiken können von jedermann unter www.destatis.de eingesehen werden.
Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und die weiteren Statistiken des Bundes-amtes stellen wichtige Planungs- und Entscheidungsgrundlagen für die Träger der Wirtschaftspolitik, Unternehmen und Verbände sowie für die Wirtschaftsforscher dar.
Um die unübersehbar vielen Vorgänge in der Volkswirtschaft begreifbar und bewertbar zu machen, erfolgt die Darstellung der Volkswirtschaft als Kreislauf.
4.1 A B C Der Wirtschaftskreislauf
4.1.1 A B C Einteilung der Volkswirtschaft in Sektoren
Alle Individuen, Körperschaften und Gruppen, die am Wirtschaftsprozess teilnehmen, stellen Wirtschaftssubjekte dar.
Da die Anzahl der Wirtschaftssubjekte für eine Analyse jedes Einzelnen viel zu groß ist, werden die Wirtschaftssubjekte zu gleichartigen Gruppen, die Sektoren, zusam-mengefasst.
Nach der grundlegenden Funktion in der Volkswirtschaft werden folgende Sektoren unterschieden:
• Haushaltssektor: alle privaten Haushalte, deren wirtschaftliche Tätigkeit den „Ver-kauf“ des Faktors Arbeit und die Einkommensverwendung für Konsum und Sparen umfasst. Der Haushalt hat im Normalfall das Ziel, seinen Nutzen zu maximieren.
• Unternehmenssektor: alle Unternehmen, die Güter und Dienste unter dem Einsatz von Produktionsfaktoren, in der Regel zum Zweck der Gewinnerzielung, erstellen. Ein rational handelndes Unternehmen handelt nach dem Prinzip der Gewinnmaximie-rung.
• Staatssektor: alle öffentlichen Haushalte (Gebietskörperschaften, öffentliche Einrich-tungen), die öffentliche Güter bereitstellen und dies in erster Linie über Steuern und Abgaben finanzieren.
• Ausland: alle Wirtschaftssubjekte, die nicht der inländischen Wirtschaft zuzuordnen sind.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Wirtschaftskreislauf
Sektoren
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4
38
4.1.2 A B C Darstellung der Güter- und Geldströme zwischen den Sektoren
Im einfachen Wirtschaftskreislauf können die Beziehungen zwischen den Haushalten und den Unternehmen wie folgt dargestellt werden:
Die Beziehungen zwischen den beiden Sektoren bestehen jeweils aus einem Güter-strom (Bereitstellung von Arbeitskraft, Lieferung von Konsumgütern) und einem die-sem entgegengesetzten Geldstrom (Einkommen aus der Entlohnung der Arbeitskraft, Bezahlung der Konsumgüter).
In der Kreislaufbetrachtung wird in der Praxis nur noch auf die Geldströme abgestellt, da sich diese aufgrund der einheitlichen Recheneinheit (Euro) vergleichen und addieren lassen. Ein Aufrechnen der Güterströme wäre in dieser Form nicht möglich (wie sollte beispielsweise die Lieferung eines Kraftfahrzeuges und die Dienstleistung eines Fri-seurs addiert werden).
Das einfache Kreislaufschema ist nur dann geschlossen, wenn immer zeitgleich das gesamte Einkommen konsumiert wird und an die Unternehmen zurückfließt. In der Praxis ist dies jedoch nicht der Fall. Die Haushalte sparen einen Teil ihres Einkommens. Die Unternehmen nehmen dagegen Kredite auf, um ihren Produktionsapparat zu erwei-tern.
Um dies im Kreislaufschema zu berücksichtigen, ist der Kreislauf um ein Vermögens-veränderungskonto („eine Bank“) zu ergänzen.
Folgende Darstellung der Geldströme ergibt sich:
Aus dieser Betrachtung wird deutlich, dass nur dann Mittel für Investitionen im Kreis-lauf zur Verfügung gestellt werden können, wenn die Haushalte nicht ihr gesamtes Einkommen für den Konsum verwenden.
Güter- und Geldströme
Haushalte Unternehmen
Einkommen
Arbeitskraft
Konsumgüter
Konsumausgaben
Haushalte Unternehmen
Einkommen
Sparen Kredit
Konsumausgaben
Vermögensveränderung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4 4
39
Wenn die restlichen der 4 Sektoren einbezogen werden, ergibt sich ein Schaubild wie folgt:
Das Schaubild kann noch um eine Vielzahl von Beziehungen zwischen den Sektoren ergänzt werden und lässt die Komplexität der Gesamtwirtschaft erahnen.
4.2 A B C Das Bruttoinlandsprodukt als Gradmesser der Leistung einer Volkswirtschaft
So wie bei einem Unternehmen der Gewinn der vorrangige Gradmesser für den er-zielten Erfolg darstellt, ist für die Volkswirtschaft eine Messgröße für das in der Volks-wirtschaft erreichte Ergebnis zu definieren.
In den Mitgliedsstaaten der EU und – damit auch in der Bundesrepublik Deutschland – gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Messgröße der Wirtschaftsleistung.
Die Definition des BIP basiert also auf Werten (d. h. die Bewertung der Waren und Dienstleistungen erfolgt mit Preisen). Beispielsweise interessiert hier nicht die Anzahl der produzierten Kraftfahrzeuge, sondern deren Wert.
Das BIP hat eine Zeitdimension, d. h., es wird für einen bestimmten Zeitraum (Monat/Quartal/Jahr) errechnet.
Der Ort der Produktion liegt in der Volkswirtschaft, d. h. nur Werte, die in der Bundes-republik Deutschland geschaffen wurden, fließen in das BIP ein. Wenn Vorleistungen im Ausland erbracht worden sind, erhöhen nur die im Inland erbrachten Leistungen das BIP. Beispielsweise führen bei einem importierten Kraftfahrzeug nur die eigenen Leistungen des Importeurs und des Händlers zu einer Wertschöpfung.
Bruttoinlandsprodukt
4-Sektoren-Kreislauf
Unternehmen Haushalte
Subventionen
Exporte/Importe
Sozialleistungen
Sparen/Kredite
Saldo Import-Export
Steuern
EinkommenKonsumausgaben
Ausgaben für Güter Steuern
Einkommen
Reisen KonsumEin-
kommenInvestieren
(Kredite) Abschreibungen
(Tilgung, Sparen)
Kreditaufnahme, Tilgungen
Importe, Entwicklungs-
hilfe, …
Staat
Ausland
Vermögensveränderungskonto
Definition:Das Bruttoinlandsprodukt ist der Wert (zu Marktpreisen) aller Waren und Dienst-leistungen, die in einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum produ-ziert worden sind.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4 4
40
4.3 A B C Berechnungsarten des BIP in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
Ausgehend von der Kreislaufanalyse wird die Wertschöpfung und damit das BIP an drei Messstellen erfasst:
• Bei der Produktion (Entstehungsrechnung),
• bei der Verwendung der erzeugten Waren und Dienstleistungen (Verwendungs-rechnung) und
• bei der Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren (Verteilungsrechnung).
4.3.1 A B C Entstehungsrechnung
In der Entstehungsrechnung wird das Bruttoinlandsprodukt durch Addition der Wert-schöpfung aller Wirtschaftssubjekte folgendermaßen ermittelt:
Die Entstehung des Bruttoinlandsproduktes wird in der Statistik noch weiter differen-ziert. Von besonderem Interesse ist die Frage, in welchen Branchen das BIP erwirt-schaftet wird. Dabei sind die Anteile der Land- und Forstwirtschaft sowie des pro-duzierenden Gewerbes (Industrie) seit Langem rückläufig, während der Anteil des Dienstleistungsbereiches zunimmt.
Berechnung des BIP
Entstehungsrechnung
Entstehungsrechnung:
Produktionswert (einschließlich Lagerzuführung)
– Vorleistungen
Bruttowertschöpfung (unbereinigt)
– Bankdienstleistungen (Vorleistungen)
Bruttowertschöpfung (bereinigt)
+ Gütersteuern
– Gütersubventionen
= Bruttoinlandsprodukt (zu Marktpreisen)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4 4
Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung
1950 1960 1970 1980 1990 2000 2008 2013 Jahr
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
´´
´
´
´
´´ ´
ı ı
ı
ıı
ı ıı
´´ ´ ´ ´´ ´ ´
Produzierendes Gewerbe Dienstleistungen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei´ ı ´
41
4.3.2 A B C Verwendungsrechnung
Die Verwendungsrechnung zeigt die Verwendung des Bruttoinlandsproduktes in fol-gender zusammengefasster Form:
Wichtige Kennzahlen in diesem Zusammenhang sind die Konsumquote (Anteil des privaten Konsums am verfügbaren Einkommen) und die Sparquote (Anteil der privaten Ersparnis am verfügbaren Einkommen).
4.3.3 A B C Verteilungsrechnung
Die Verteilungsrechnung hat die Verteilung der Entgelte für die Produktionsfaktoren zum Gegenstand. Hierzu ist aus dem Bruttoinlandsprodukt zunächst das Volkseinkom-men wie folgt zu berechnen:
In der Regel wird die Verteilung auf Arbeitnehmerentgelte und Einkommen aus Un-ternehmertätigkeit und Vermögen dargestellt:
Verwendungsrechnung
Verteilungsrechnung
Verwendungsrechnung:
Private Konsumausgaben + Konsumausgaben des Staates + Ausrüstungsinvestitionen + Bauinvestitionen + sonstige Investitionen + Außenbeitrag (Exporte abzüglich Importe) + Vorratsveränderungen und sonstige Wertzuwächse
= Bruttoinlandsprodukt (zu Marktpreisen)
Ermittlung des Volkseinkommens:
Bruttoinlandsprodukt – Inlandseinkommen von Ausländern + Auslandseinkommen von Inländern Bruttonationaleinkommen – Abschreibungen Nettonationaleinkommen – Gütersteuern/Zölle an den Staat + Subventionen vom Staat = Volkseinkommen (Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten)
Verteilungsrechnung:
Einkommen aus unselbstständiger Arbeit + Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen = Volkseinkommen
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4 4
42
Die Verteilungsrechnung zeigt die funktionale Einkommensverteilung. Die Einkom-men werden nach Art des entlohnten Produktionsfaktors (Faktor Arbeit – Faktoren Boden und Kapital) aufgeteilt. Eine konkrete Aussage auf die Einkommensverteilung auf einzelne Personen ist damit nicht verbunden. Die Miet- oder Zinseinkommen der Arbeitnehmer sind beispielsweise in den Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen enthalten. Die Einkommen aus unselbstständiger Arbeit enthalten beispiels-weise auch die Vergütung für Führungskräfte.
Die personelle Einkommensverteilung untersucht die Verteilung der unterschied-lichen Einkommen auf Einzelpersonen. Nur diese Verteilung kann eine Einschätzung der „Verteilungsgerechtigkeit“ ermöglichen.
(Auf die personelle Einkommensverteilung wird in Kapitel 1.8 näher eingegangen.)
Davon ausgehend kann diese „primäre Einkommensverteilung“, die sich aufgrund des Marktprozesses ergibt, durch staatliche Umverteilung verändert werden (direkte Steuern und Sozialversicherungsbeiträge/Transferzahlungen).
Hieraus ergibt sich die „sekundäre Einkommensverteilung“, die das tatsächlich ver-fügbare Einkommen der Haushalte aufzeigt (vgl. Kapitel 1.8.1).
4.3.4 A B C Grenzen der Aussagekraft des BIP
Das Bruttoinlandsprodukt als Gradmesser des Wohlstandes einer Volkswirtschaft, auch im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, unterliegt vielfältiger Kritik. Insbesondere wird angeführt, dass Wohlstandserhöhungen durch Schattenwirtschaft, Eigenleis-tungen und Nachbarschaftshilfe sowie durch ehrenamtliches Engagement nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Wohlstandsminderungen, beispielsweise durch Umweltbelastungen.
4.4 A B C Weitere wichtige Begriffe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
4.4.1 A B C Brutto- und Nettoprodukte
Das Bruttoprodukt (z. B. das BIP) messen den gesamten Produktionswert. Da jedoch mit der Produktion auch eine Wertminderung des Produktionsapparates verbunden ist, werden diese Abschreibungen bei der Ermittlung des Nettoproduktes abgezogen.
Brutto-/Nettoprodukte
Berechnung:
Bruttoinlandsprodukt
– Abschreibungen
Nettoinlandsprodukt
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4
43
4.4.2 A B C Nationaleinkommen
Der Begriff des Nationaleinkommens (bis 1999 „Sozialprodukt“) stellt nicht auf den Produktionswert im Inland, sondern auf das von Inländern erwirtschaftete Einkommen ab. Während das Inlandsprodukt auch den Produktionswert, den Ausländer (Personen mit Wohnsitz im Ausland) im Inland erwirtschaften (z. B. Leistungen eines ausländischen Montagetrupps im Inland), enthält, sind Produktionswerte, den Inländer im Ausland er-wirtschaften, nicht enthalten (z. B. Leistung inländischer Bauarbeiter im Ausland).
4.4.3 A B C Nominal- und Realprodukte
Der Unterschied zwischen dem Nominal- und dem Realprodukt soll am Beispiel des Bruttoinlandsproduktes dargestellt werden.
Das nominale Bruttoinlandsprodukt ist der Wert der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu aktuellen Preisen. Unterstellt man eine gewisse Preissteigerung, so wächst das nominale Bruttoinlandsprodukt, auch wenn nicht mehr Güter produziert wurden, durch die preisbedingte Steigerung der Produktionswerte.
Um im Zeitvergleich das Bruttoinlandsprodukt vergleichbar zu machen, sind die Preis-steigerungen zu eliminieren und das BIP auf die Preise eines angenommenen Basis-jahres zu bereinigen. Erst dann sind Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung sinnvoll möglich.
Beide Sichtweisen haben in der Praxis eine unterschiedliche Funktion. Während das nominale Bruttoinlandsprodukt zu Vergleichen mit der Wirtschaftsleistung anderer Volkswirtschaften im gleichen Zeitraum herangezogen wird, dient das reale Bruttoin-landsprodukt als Grundlage der Ermittlung der Wirtschaftsleistung im Zeitablauf (z. B. zur Berechnung des Wirtschaftswachstums).
Nationaleinkommen
Nominal-/Realprodukte
Berechnungsbeispiel:
Bruttoinlandsprodukt
– Einkommen von Ausländern im Inland
+ Einkommen von Inländern aus dem Ausland
= Bruttonationaleinkommen
Berechnungsbeispiel:
Bruttoinlandsprodukt 2014
dividiert durch den Preisindex (Basisjahr 2010)
= Bruttoinlandsprodukt 2014 zu Preisen von 2010
Der Verbraucherpreisindex des Jahres 2014 beläuft sich lt. Statistischem Bundesamt bei-spielsweise auf 106,7% des Wertes des Basisjahres 2010. Ein Bruttoinlandsprodukt 2014 von 1.000 Euro zu Preisen des Jahres 2014 würde folgendes Produkt zu Preisen des Basis-jahres 2010 ergeben:
Bruttoinlandsprodukt 2014 zu Preisen von 2010 = 1000/1,066 = 937 Euro (gerundet)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
4
44
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
4 5
Veränderung des realen Bruttoinlandsproduktes in %Alternative Grafik:
6
4
2
0
– 2
– 4
– 6
– 8
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Ver
änd
eru
ng
in %
Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (preis- und kalenderbereinigt)
Jahr
45
5 A B C Konjunktur und Wachstum
5.1 A B C Phasen des Konjunkturverlaufes
Der Begriff Konjunktur wird zur Beschreibung der wirtschaftlichen Lage verwendet. Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft in Zyklen, die sich in bestimmten Zeiträumen (ca. 3–6 Jahre) wiederholen.
Im Allgemeinen stellt sich der Konjunkturverlauf wie folgt dar:
Der Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist im Normalfall wellenförmig um einen langfristigen Trend (geringes Wachstum).
Die Begriffe: Aufschwung (Expansion)
Boom
Abschwung (Rezession)
Depression
beschreiben die wesentlichsten Konjunkturphasen.
Konjunkturzyklus
Konjunkturzyklus
Wirt- schafts- leistung
Zeit
Lang- fristiger Trend
Depression
Boom
Konjunkturzyklus
Aufschwungphase Abschwungphase
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
4 5
46
Die wesentlichen volkswirtschaftlichen Rahmendaten entwickeln sich in den einzelnen Konjunkturphasen wie folgt:
Wann spricht man von einer Rezession?
Der Begriff der Rezession beschreibt einen Abschwung, in dem mindestens in 2 auf-einanderfolgenden Quartalen die um saisonale Faktoren bereinigte Wirtschaftsleistung zurückgeht.
5.2 A B C Ursachen für Konjunkturschwankungen
Konjunkturschwankungen können externe oder interne Ursachen haben. Externe Ursa-chen wie Kriege, Terroranschläge, Versorgungskrisen (z. B. Ölkrisen) haben Auswir-kungen auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte (z. B. erhöhtes Sparen aus Vorsichts-gründen – „Angstsparen“, Konsumzurückhaltung wegen hoher Ölpreise) und damit auf die Konjunktur. Zu beobachten ist dies beispielsweise in den Krisenstaaten der Euro-zone, insbesondere in Griechenland, wo unter anderem die Sparauflagen eine Rezes-sion mit herbeigeführt haben.
Interne Ursachen können im Konjunkturverlauf selbst begründet sein. Beispielsweise erschweren steigende Zinsen im Boom die Investitionen der Unternehmen. Die Aus-schöpfung des Arbeitskräftepotenzials setzt der Produktionssteigerung Grenzen. Stei-gende Preise bremsen die Konsumlaune.
In der Depression geben niedrige Preise einen Anreiz zum Konsum. Niedrige Zinsen reduzieren den Sparanreiz.
Merkmale der Konjunkturphasen
Rezession
Ursachen für Konjunk-turschwankungen
Konjunkturphase Aufschwung Boom Abschwung Depression Gesamt- wirtschaft- liche Größe
Kapazitätsauslastung steigt hoch sinkt niedrig
Beschäftigung steigt steigt stark sinkt stark sinkt
Produktion steigt steigt sinkt niedrig
Nachfrage steigt stark hoch sinkt sinkt
Preise steigen steigen stark sinken niedrig
Gewinne steigen stark hoch sinken sinken
Löhne steigen steigen stark sinken stark niedrig
Zinsen steigen steigen stark sinken niedrig
Ersparnis sinkt stark sinkt steigt hoch
Investitionen steigen stark steigen sinken stark sinken
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
5 5
47
5.3 A B C Konjunkturindikatoren
Für die Wirtschaftssubjekte und insbesondere für die Wirtschaftspolitik des Staates ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, in welcher Konjunkturphase sich die Wirt-schaft befindet bzw. wie sie sich voraussichtlich entwickelt. In der Konjunkturanalyse ist der Istzustand der Konjunktur darzustellen, während die Konjunkturprognose die voraussichtliche Entwicklung vorhersagen soll.
Diesen Aufgaben dienen die Konjunkturindikatoren. Nach dem zeitlichen Horizont der Analyse sind die Indikatoren wie folgt zu unterscheiden:
• Nachlaufende Indikatoren: (Arbeitslosigkeit, Preisentwicklung) zeigen die vergan-gene Entwicklung auf. Sie stellen auf die Folgen der konjunkturellen Entwicklung ab und sind deshalb nicht für eine vorausschauende Wirtschaftspolitik geeignet. Sie die-nen jedoch als Grundlage für Entscheidungen, die Folgen einer konjunkturellen Ent-wicklung zu mindern.
• Gleichlaufende Indikatoren: (Produktionsziffern, Kapazitätsauslastung) zeigen die aktuelle Situation und werden deshalb als „Normindikatoren“ verwendet. Da diese Zahlen in der Regel vor der Veröffentlichung der Entwicklung des BIP zur Verfügung stehen, haben sie eine hohe Bedeutung für die Analyse der Istsituation.
• Spannungsindikatoren: (Auftragsbestände, Lagerbestände, …) zeigen Erhitzungs- oder Entspannungstendenzen und geben damit Hinweise auf die Entwicklung in der nahen Zukunft. Beispielsweise geben steigende Lagerbestände einen Hinweis darauf, dass die Unternehmen in naher Zukunft die Produktion reduzieren werden. Steigende Auftragsbestände geben Hinweise auf zu erwartende Produktionsauswei-tungen und damit erhöhte Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und den Investitions- gütermärkten.
• Vorlaufende oder Frühindikatoren: Sie haben die größte Bedeutung für Prognose-zwecke, da sie die Erwartungen der Marktteilnehmer abbilden (z. B. Aktienkurse, Geschäftserwartungen IFO-Institut – Geschäftsklimaindex, Konsumentenbefragun- gen – Konsumklimaindex). Die Bedeutung dieser Indikatoren erklärt sich daraus, dass diesen die Erwartungen einer Vielzahl von Wirtschaftssubjekten, die jeweils unmit-telbar auf ihren Märkten die Entwicklungstendenzen und Stimmungen spüren, zu-grunde liegen.
Konjunkturindikatoren
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
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48
In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Geschäftsklimaindex wie folgt:
Indikatoren können quantitativ (genaue Zahlen – schwer und nur mit Zeitverzögerung zu ermitteln) oder qualitativ (Erwartungen, …) erfasst werden.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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Geschäftsklima
Geschäftsbeurteilung
Geschäftserwartungen
130
125
120
115
110
105
100
95
90
85
80
75
Jan
04
Jan
05
Jan
06
Jan
07
Jan
08
Jan
09
Jan
10
Jan
11
Jan
12
Jan
13
Jan
14
Jan
15
Jan
16
Ind
ex (
2005
= 1
00)
ifo Geschäftsklimaindex Gewerbliche Wirtschaft in Deutschland
Zeitpunkt
Datenquelle: ifo Institut
49
6 A B C Wirtschaftspolitik
6.1 A B C Gründe für die Notwendigkeit von Wirtschaftspolitik
Zunächst stellt sich die Frage, warum der Staat überhaupt durch seine Wirtschafts-politik auf die Marktprozesse einwirken will. Hierfür sind drei wesentliche Gründe zu nennen:
• Mangelnde Effizienz und Marktversagen
• Der Marktmechanismus führt nur bei vollkommenen Märkten zu einer optimalen Steuerung von Angebot und Nachfrage und damit zu einer optimalen Güterversor-gung. In der Praxis kommen diese vollkommenen Märkte nicht vor, sodass der Staat (Nationalstaat oder übernationale Organisationen wie die EU) für einen funktionie-renden Wettbewerb sorgen muss.
• Weiter bezieht der Marktmechanismus sogenannte externe Effekte, die sich also auf die Kostenrechnung der Unternehmen oder auf das Budget der Haushalte nicht aus-wirken, nicht in die Überlegungen ein. Als Beispiel für solche externen Effekte sind die Umweltauswirkungen der Produktion oder des Konsums zu nennen. Der Staat greift hier durch Ge- oder Verbote (z. B. Emissionsgrenzwerte) ein oder er belegt die exter-nen Effekte mit Kosten (z. B. Handel mit CO2-Emissionsrechten oder eine schadstoff-bezogene Kfz-Steuer), um die Marktteilnehmer zu einem umweltgerechteren Han-deln zu veranlassen. In gleicher Weise sollen Arbeits- und Gesundheitsschutzvor- schriften verhindern, dass Kostenvorteile unter Inkaufnahme der Gefährdung der Gesundheit der Arbeitnehmer angestrebt werden.
• Im Hinblick auf die Bereitstellung öffentlicher Güter liegt Marktversagen vor. All die-jenigen Güter, von deren Nutzung niemand ausgeschlossen werden kann oder soll (Straßen und Wege, Parks, Verteidigung, öffentliche Sicherheit und Ordnung, Bildung), können nicht oder nicht vollständig im Marktprozess durch private Anbieter bereit-gestellt werden. Hier kann der Staat entweder selbst die Güter bereitstellen oder durch entsprechende Anreize die private Bereitstellung fördern (z. B. durch Subven-tionen). Seine Grenzen finden die Aktivitäten der Staaten durch die Beihilfevorschriften der EU, wenn Wettbewerbsbeeinträchtigungen zu erwarten sind.
Wirtschaftspolitik
Notwendigkeit der Wirtschaftspolitik
Marktversagen
Definition:
Unter Wirtschaftspolitik werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die
– die Wirtschaftsordnung gestalten und sichern (Ordnungspolitik, Wettbe-werbspolitik),
– auf die Wirtschaftsstruktur einwirken (Strukturpolitik) oder
– den Ablauf und die Ergebnisse des Wirtschaftsprozesses beeinflussen (Allokations-, Stabilisierungs- und Verteilungspolitik). (Allokationspolitik beein-flusst die Art und den Ort des Einsatzes von Produktionsfaktoren.)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Konjunktur und Wachstum
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
5 6
50
• Unerwünschte Verteilungswirkungen
• Der Marktmechanismus führt zu einer Einkommensverteilung (die primäre Einkom-mensverteilung), die im Regelfall sehr ungleich sein wird. Beispielsweise können Personen, deren Qualifikation gefragt ist (die „knapp“ sind), um ein Vielfaches höhere Einkommen erzielen, als Personen, die nur eine geringe oder wenig gefragte Qualifi-kation besitzen. Weiter sind Menschen mit irgendwie gearteten Handicaps (Alter, Be-hinderung) im Marktprozess benachteiligt. Schließlich kann der Marktmechanismus individuelle Gegebenheiten wie zum Beispiel Familienstand oder Kinderzahl nicht be-rücksichtigen. Die Einkommen sind im Regelfall unabhängig von diesen Faktoren.
• Widerspricht die primäre Einkommensverteilung den politischen Zielvorstellungen, kann der Staat durch Umverteilungsmaßnahmen (z. B. Steuerprogression, Sozialleis-tungen, Anreize zur Beschäftigung benachteiligter Personen) in die Verteilung eingrei-fen. Das Ergebnis ist die sekundäre Einkommensverteilung, d. h. die Einkommens-verteilung nach Berücksichtigung der staatlichen Eingriffe.
• Gefährdung von Stabilität und Wachstum
• Die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass der Markt nicht unter allen Umständen für eine stabile Wirtschaftsentwicklung mit einem angemessenen, d. h. die Beschäftigung sichernden, Wachstum sorgt. Der Staat kann deshalb versuchen, durch wirtschaftspolitische Maßnahmen die Geschwindigkeit eines Abschwunges abzufedern und die Überhitzung im Aufschwung zu vermeiden. Auffällig wurden diese Maßnahmen in der Rezession ab 2008 in der Bundesrepublik, in der durch Maßnah-men des Staates (z. B. Abwrackprämie für Kfz, Verlängerung der Kurzarbeit) der Ab-schwung und vor allem der damit verbundene Rückgang der Beschäftigung deutlich gebremst werden konnte.
6.2 A B C Ziele der Wirtschaftspolitik
Um überhaupt Wirtschaftspolitik sinnvoll betreiben zu können, ist die politische Defi-nition von Zielen der Wirtschaftspolitik erforderlich. Es stellt sich also die Frage, was die Wirtschaftspolitik erreichen will.
Die Ziele der Wirtschaftspolitik sind wesentlich von der Wirtschaftsordnung abhängig.
Die für die Bundesrepublik Deutschland bestimmte Wirtschaftsordnung ist die soziale Marktwirtschaft (vgl. Kapitel 2.2).
Die soziale Marktwirtschaft basiert auf den Prinzipien der Marktwirtschaft und setzt grundsätzlich auf die Selbststeuerung der Märkte. Grundlage sind Freiheit der Berufs-wahl, Privateigentum der Produktionsmittel, Freizügigkeit, … .
Nur dort, wo diese zu unerwünschten Ergebnissen führt, soll der Staat in das Wirt-schaftsleben eingreifen (z. B. Sozial-, Verteilungs-, Struktur-, Arbeitsmarkt- und Um-weltpolitik).
Unerwünschte Ein-kommensverteilung
Gefährdung von Stabi-lität und Wachstum
Ziele der Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6 6
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6.2.1 A B C Das „magische“ Viereck
In der Bundesrepublik Deutschland sind die grundlegenden Ziele der Wirtschaftspoli- tik in § 1 des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes (StWG) von 1967 wie folgt nieder-gelegt:
6.2.2 A B C Erweiterung des Zielkataloges zum „magischen“ Sechseck
In der Folge wurden die Ziele des StWG um das sozialpolitische Ziel einer angemes-senen Einkommensverteilung und das umweltpolitische Ziel des Erhalts der natürlichen Lebensgrundlagen erweitert. Das „magische“ Viereck wird damit zum „magischen“ Sechseck.
6.2.3 A B C Zielkonflikte
Nicht alle Ziele des magischen Sechsecks sind gleichzeitig erreichbar; es bestehen Zielkonflikte.
In der politischen Diskussion sind häufig Aussagen zu hören, wie:„Umweltschutz gefährdet das Wachstum“,„Einkommensumverteilung gefährdet den Beschäftigungsstand“,„Wachstum gefährdet die Preisstabilität“,usw.
Am anschaulichsten lassen sich die Zielkonflikte am Beispiel des Zielkonfliktes zwi-schen den Zielen Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität darstellen. Dabei werden
Ziele des Stabilitäts- und Wachstums-gesetzes
Ziele des „magischen“ Sechsecks
Zielkonflikte
§ 1 StWG
Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus,
zu einem hohen Beschäftigungsstand
und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Hoher Beschäftigungsstand
Verbesserung der Einkommensverteilung
Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
(Art. 20a GG)
Stabilität des Preisniveaus
Stetiges und angemessenes
Wachstum
„Magisches Sechseck“
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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die erreichbaren Niveaus der Zielerreichung in einer Grafik auf einer Kurve (die soge-nannte Phillipskurve) dargestellt.
Aus dieser Darstellung wird deutlich, dass eine extrem niedrige Inflationsrate oder gar eine negative Preisentwicklung tendenziell mit einer höheren Arbeitslosenquote ein-hergeht. Wird eine höhere Inflationsrate akzeptiert, geht tendenziell die Arbeitslosigkeit zurück.
Dies wird verständlich, wenn man die Preisbildung auf dem Arbeitsmarkt betrachtet. Bei einer geringen Arbeitslosigkeit ist Arbeitskraft „knapp“; die Möglichkeiten höhere Löhne durchzusetzen sind gegeben, was die Unternehmen veranlasst zu ver suchen, diese Kostensteigerung über die Preise abzuwälzen. Hoher Beschäftigungsstand und höhere Einkommen erhöhen die Nachfrage, was ebenfalls einen Preisdruck nach oben ausübt.
Gegenläufig gestaltet sich die Entwicklung bei einer höheren Arbeitslosenquote. Die aktuelle Zinspolitik der EZB hat unter anderem das Ziel der Vermeidung einer Deflation in sich schwächer entwickelnden Volkswirtschaften und soll indirekt damit der Verbes-serung der wirtschaftlichen Entwicklung und der Beschäftigung dienen.
6.3 A B C Träger der Wirtschaftspolitik
Im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland ist nicht eine zentrale Behörde für die Wirtschaftspolitik zuständig. Wirtschaftspolitik wird von verschiedenen Institu-tionen und den Gebietskörperschaften getragen. Darüber hinaus ist die Bundesrepublik Deutschland in internationale Organisationen eingebunden.
Wichtigste Träger der Wirtschaftspolitik:
• Gesetzgeber (Bundestag, Bundesrat)
• Exekutive (Bundesregierung)
• Gebietskörperschaften (Länder, Bezirke, Kreise, Gemeinden)
• Europäische Zentralbank
• Kammern und Verbände
• Sozialpartner
• Übernationale Institutionen (z. B. EU)
Wer betreibt Wirtschaftspolitik?
„Phillips-Kurve“
Inflations- rate in %
PhillipsKurve
Arbeitslosen- quote in %
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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6.4 A B C Wirtschaftspolitische Grundansätze in der Marktwirtschaft
Die Frage, ob und wie die Wirtschaftspolitik aktiv werden soll, ist wesentlich vom wirt-schaftspolitischen Grundansatz abhängig. Vereinfachend lassen sich folgende grundle-genden Theorien unterscheiden.
6.4.1 A B C Neoklassik, Liberalismus
Die Neoklassik (nach Adam Smith) oder die darauf basierende liberalistische Wirt-schaftstheorie geht grundsätzlich davon aus, dass funktionierende Märkte zu einem optimalen Ergebnis des Wirtschaftsprozesses führen. Der Staat hat sich grundsätzlich aus dem Wirtschaftsprozess herauszuhalten und nur für das Funktionieren der Märkte zu sorgen. Weiter hat der Staat für die erforderliche Infrastruktur, die Rechtsordnung und die Sicherheit zu sorgen.
6.4.2 A B C Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, Keynesianismus
Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik wurde nach der Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 ff. von John Maynard Keynes aus Überlegungen entwickelt, wie die Staaten die Auswirkung der Krise hätten abmildern können. Danach soll der Staat zur Verbes-serung der Beschäftigungssituation nachfrage- und beschäftigungswirksame Maßnah-men (erhöhte Staatsausgaben, Steuersenkungen etc.) durchführen. Diese sollten im Abschwung durch Kredite finanziert werden. Im Aufschwung sollten diese Kredite dann wieder zurückgeführt werden.
Die Wirtschaftspolitik der meisten Industrieländer wurde seit den 60er-Jahren des ver-gangenen Jahrhunderts nach dieser Theorie ausgerichtet. Jedoch unterblieb im Regel-fall in den Wachstumsjahren die erforderliche Zurückführung der Staatsschulden, so-dass eine zunehmende Verschuldung die Folge war. Weitere Risiken der nachfrage- orientierten Wirtschaftspolitik sind in diesem Kapitel unter Kapitel 6.5.1 dargestellt.
Die Maßnahmen zur Abmilderung der Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 basieren in wesentlichen Teilen auf der Keynesianischen Theorie.
6.4.3 A B C Monetarismus
Der Monetarismus (Hauptvertreter: Milton Friedman) basiert auf der Grundannahme, dass nicht die Nachfrage, sondern die Geldversorgung entscheidend für die Wirtschafts-entwicklung ist. Die Wirtschaftsentwicklung kann also durch eine Steuerung der Geld-menge beeinflusst werden. Die Geldmenge ist ausschlaggebend für die Preisstabilität, d. h., eine zu große Geldmenge (z. B. durch niedrige Zinsen bedingte einfache Kredit-aufnahme) hat negative Auswirkungen auf die Preisstabilität. Dagegen führt diese zu höherer Nachfrage und damit zu positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung.
Eine unmittelbare Auswirkung geldpolitischer Maßnahmen auf die Wirtschaftsentwick-lung ist jedoch nicht gewährleistet. Die Maßnahmen stellen lediglich ein Angebot an die Wirtschaftssubjekte dar.
In der Rezession mit nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten und pessimistischen Gewinnerwartungen wird kaum ein Unternehmen investieren, nur weil Geld „billig“ zu haben ist. Zudem neigen Haushalte eher zu verstärktem Sparen („Angstsparen“), als
Grundansätze
Liberalismus
Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
Monetarismus
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6 6
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dass sie sich zu Konsumsteigerung verleiten ließen. Ein niedriges Zinsniveau im Inland bildet daneben einen Anreiz zu einem Kapitelexport, wenn im Ausland höhere Renditen erzielbar sind.
Im Boom dagegen werden Unternehmen auch bei hohen Zinsen investieren, wenn die Renditeerwartungen über dem Zinsniveau liegen. Hohe Zinsen führen zu Kapitaleinfuhr und damit zur Minderung der Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen. Eine opti-mistische Gesamtstimmung und die Erwartungen der Konsumenten auf steigende Preise und Einkommen können trotz höherer Zinsen zu vorgezogenem Konsum füh-ren.
Geldpolitische Maßnahmen können also nach herrschender Meinung die übrigen kon-junkturpolitischen Aktivitäten der Politik nur unterstützen.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird wesentlich vom Grundgedanken des Monetarismus beeinflusst. Derzeit versucht die EZB, die unzureichende wirtschaftliche Entwicklung in den meisten Eurostaaten durch eine Politik des „billigen Geldes“ zu stützen.
6.4.4 A B C Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik geht davon aus, dass Wachstum und Be-schäftigung vor allem von den Produktionsbedingungen für die Unternehmen abhän-gen. Der Staat hat also dafür zu sorgen, dass bürokratische Hemmnisse abgebaut und die Belastungen der Unternehmen mit Steuern und Abgaben reduziert werden. Weiter soll der Staat dazu beitragen, die Kosten für die Arbeit zu senken. Im Übrigen solle der Staat sich in seinem Einnahme- und Ausgabeverhalten neutral, d. h. verlässlich und für die Unternehmen planbar verhalten. Der Wettbewerb ist auch durch Privatisierung staatlicher Unternehmen zu verbessern.
Von den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis heute spielt die angebotsorien-tierte Wirtschaftspolitik eine erhebliche Rolle. Privatisierungen staatlicher Unterneh-men, Unternehmenssteuerreformen, der Versuch der Senkung der Lohnnebenkosten, die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe und damit faktische Sen-kung der Lohnuntergrenze, Liberalisierung von Märkten für Telekommunikation und Energie, Verbesserung der Infrastruktur und erleichterte Bereitstellung von Gewerbe-flächen sind Beispiele für entsprechende Aktivitäten.
Eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik führt jedoch nicht zwangsläufig zu dem Er-folg, dass Unternehmen in der Volkswirtschaft investieren und Arbeitsplätze schaffen oder erhalten. Entscheidend dafür ist die Nachfrage, d. h., kein Unternehmen wird Pro-duktionskapazitäten aufrechterhalten oder neu schaffen, wenn für die Produkte keine hinreichend große Nachfrage besteht. Zudem schränken Maßnahmen der angebots-orientierten Politik das Nachfragspotenzial ein. Bürger, die einen höheren Teil ihres Ein-kommens zur Sicherung ihres sozialen Standards selbst aufbringen müssen (z. B. durch höhere Arbeitnehmeranteile zur Krankenversicherung oder die private Altersversor-gung), haben weniger Mittel für Konsumzwecke zur Verfügung. Die staatliche Nach-frage wird ebenfalls beeinträchtigt. Schließlich führt der Wettbewerb der Volkswirt-schaften untereinander zu einem ständigen Druck, die Unternehmenssteuern weiter zu senken.
Die unter der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder beschlossene „Agenda 2010“ ba-sierte im Grundsatz auf dem angebotsorientierten Ansatz der Wirtschaftspolitik.
Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6
55
6.5 A B C Instrumente der Wirtschaftspolitik
Die Träger der Wirtschaftspolitik haben eine Vielzahl von Instrumenten zur Verfügung, mit denen auf die wirtschaftliche Entwicklung eingewirkt werden kann. Im Folgenden werden die wesentlichsten Instrumente dargestellt.
6.5.1 A B C Fiskalpolitik (Finanzpolitik des Staates)
Eine zentrale Rolle im Werkzeugkasten der Wirtschaftspolitik spielt die staatliche Fi-nanzpolitik. Der Staat kann durch seine Staatseinnahmen und -ausgaben einen erheb-lichen Einfluss auf den Wirtschaftsprozess nehmen. Dies beruht auf der Tatsache, dass rd. 50% der Wirtschaftsleistung den Staat (Gebietskörperschaften, Sozialversiche-rungsträger) betrifft. Dieser Anteil wird als Staatsquote bezeichnet. Nachdem im Zuge der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik der letzten Jahre die Staatsquote etwas ge-senkt werden konnte, führen die jüngsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu einer deutlichen Erhöhung.
Staatliche Fiskalpolitik umfasst die Staatsausgaben und die Staatseinnahmen.
Staatsausgaben werden getätigt für
– Waren und Dienstleistungen (Personal, Sachausgaben, Investitionen),
– für Transfers (Subventionen und Sozialleistungen),
– für den Schuldendienst.
Staatseinnahmen werden erzielt aus
– Steuern (direkt und indirekt),
– Beiträge und Gebühren,
– Transfers (z. B. EU-Fördermittel).
Instrumente der Wirtschaftspolitik
Fiskalpolitik
Staatsquote
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6
Entwicklung der Staatsquote
1960 1970 1980 1990 2000 2010 2014 Jahr
50 %
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
´
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GebietskörperschaftenSozialversicherungInsgesamt
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Datenquelle: Bundesministerium der Finanzen
56
Bei den Staatseinnahmen ist aufgrund der föderalen Struktur die Frage zu beantworten, wer die Steuerhoheit für die einzelnen Steuern hat (Bund, Länder, Gemeinden). In der Bundesrepublik Deutschland werden zudem die Einnahmen der Gebietskörperschaften durch den Finanzausgleich umverteilt.
Gestaltungsmöglichkeiten der Fiskalpolitik
Wie kann der Staat die Wirtschaftsentwicklung beeinflussen? Zurückgehend zur Kreis-laufbetrachtung ist zunächst zu befürchten, dass ein Euro, den der Staat dem Wirt-schaftskreislauf an einer Stelle entzieht und an einer anderen Stelle wieder einspeist, keine weiteren Auswirkungen haben kann. Damit wäre der Fiskalpolitik der Boden ent-zogen. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass eine anforderungsgerechte Fis-kalpolitik aus folgenden Gründen doch wirksam sein kann:
Bei staatlichen Ausgabe- oder Einnahmeveränderungen können Multiplikatoreffekte auftreten. Beispielsweise führt eine Erhöhung der staatlichen Nachfrage zu Einkom-men bei den begünstigten Unternehmen und deren Mitarbeiter. Diese geben wiede-rum einen Teil dieses zusätzlichen Einkommens für Konsumgüter aus, was wiederum Einkommen in der Konsumgüterindustrie erhöht. Je geringer die Sparquote ist, desto stärker setzt sich diese Entwicklung fort und die Auswirkungen auf das BIP können ein Vielfaches der ursprünglichen Ausgabeveränderung betragen. Der sich hieraus errech-nende Faktor ist der Staatsausgabemultiplikator.
Die dargestellten Auswirkungen werden noch verstärkt, wenn die Unternehmen infol-ge Erreichens der Kapazitätsgrenze auf die erhöhten Staatsausgaben mit einer Auswei-tung der Investitionen reagieren. Dieser Effekt wird als Akzeleratoreffekt („Beschleu-nigereffekt“) bezeichnet.
Arten der Fiskalpolitik
Nach der Art des Einsatzes der fiskalpolitischen Instrumente lassen sich folgende grundlegenden Arten der Fiskalpolitik unterscheiden:– Parallelpolitik– antizyklische Fiskalpolitik– angebotsorientierte Fiskalpolitik
• Parallelpolitik
• Unter Parallelpolitik versteht man das strikte Anwenden des Grundsatzes des jeder-zeitigen Haushaltsausgleiches. Einnahmen und Ausgaben des Staates verlaufen pa-rallel mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dies hat jedoch zur Folge, dass die staatliche Nachfrage im Abschwung abnimmt und im Aufschwung zunimmt. Die Konjunkturzyklen werden dadurch eher verstärkt als abgeschwächt. Ein derartiges Verhalten der meisten Staaten hat die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 ff. erheb-lich verstärkt und verlängert. In einigen Staaten der EU ist derzeit aufgrund der Über-schuldung der Handlungsspielraum derartig eingeschränkt, dass im Grunde der Zwang zur Parallelpolitik besteht.
• Antizyklische Fiskalpolitik
• Die antizyklische Fiskalpolitik basiert auf den Grundsätzen der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik. Der Staat setzt seine Einnahmen und Ausgaben entgegengesetzt zur Konjunktur ein. Dies bedeutet, dass im Abschwung die Staatsausgaben erhöht
Arten der Fiskalpolitik
Parallelpolitik
Antizyklische Fiskalpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6
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und die Einnahmen reduziert werden, um den Abschwung zu bremsen. Im Auf-schwung wäre dann das umgekehrte Verhalten angemessen, d. h. Erhöhung der Ein-nahmen und Reduzierung der Ausgaben (und damit Abbau der Schulden).
• Bewusster antizyklischer Einsatz fiskalpolitischer Instrumente
• Hier greift der Staat durch die Gestaltung seiner Einnahmen und Ausgaben bewusst und zielgerichtet in den Konjunkturverlauf ein.
• Folgende fiskalische Maßnahmen können im Abschwung eine expansive Wirkung erzielen:
• – Senkung von Steuern oder Sozialabgaben,
• – Durchführung staatlicher Investitionsvorhaben,
• – Anreize für private Investitionen (z. B. durch Abschreibungserleichterungen oder Investitionszulagen),
• – Anreize für privaten Konsum (z. B. durch Herabsetzung von Verbrauchssteuern oder Gewährung von Abwrackprämien),
• – Erhöhung von Sozialleistungen (z. B. Erhöhung des Kindergeldes oder Gewährung eines einmaligen Kinderzuschlages).
• Im Aufschwung können folgende Maßnahmen eine restriktive Wirkung ausüben:
• – Reduzierung der staatlichen Investitionstätigkeit,
• – Erhöhung von direkten Steuern oder Sozialabgaben,
• – Drosselung der privaten Investitionstätigkeit (z. B. durch Verschlechterung der steu-erlichen Abschreibungsbedingungen),
• – Bremsen des privaten Konsums (z. B. durch Verbrauchssteuererhöhungen).
• Die antizyklische Fiskalpolitik ist mit Unsicherheiten und Risiken behaftet. Als Bei-spiele sind zu nennen:
• – Die Prognoseunsicherheit der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung führt zur Ge-fahr von Fehlmaßnahmen oder Fehldosierungen.
• – Die staatlichen Maßnahmen wirken meist erst mit Zeitverzögerung.
• – Auch im Aufschwung gelingt es meist nicht, Schulden aus vorhergegangenen Ab-schwüngen abzubauen bzw. Rücklagen aufzubauen.
• – Die erhöhte staatliche Kreditaufnahme kann die private Kreditnachfrage verdrän-gen.
• – Erhöhte staatliche Investitionen können private Investitionen erschweren.
• In der Rezession ab 2008 hat die Fiskalpolitik insbesondere auf schnell wirkende ex-pansive Maßnahmen gesetzt. Die Abwrackprämie für ältere Kraftfahrzeuge war be-wusst begrenzt, um die Konsumenten zu schnellem Handeln zu bewegen. Ein einma-liger Kindergeldzuschlag wurde kurzfristig ausgezahlt.
Ohne bewusste Aktivitäten des Staates wirken automatische Stabilisatoren bereits antizyklisch. So reduzieren sich die Einkommen- und die Körperschaftsteuer sowie die Beiträge zur Sozialversicherung infolge der reduzierten Beschäftigung und sinkender Gewinne automatisch im Abschwung; im Aufschwung setzt eine gegenläufige Ent-wicklung ein. Im Abschwung führen höhere Sozialleistungen (Arbeitslosengeld, Kurzar-beitergeld) zur Stützung der Nachfrage; im Aufschwung reduziert sich die Zahl der Be-zieher dieser Leistungen wieder.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
6
58
• Angebotsorientierte Fiskalpolitik
• Unter der angebotsorientierten Fiskalpolitik wird grundsätzlich ein konjunkturneutraler (stetiger) Haushalt verstanden. Folgende weitere Maßnahmen werden unter einer an gebotsorientierten Fiskalpolitik zusammengefasst:
• – Verbesserung der Angebotsbedingungen (z. B. niedrige Steuern und Abgaben),
• – Senkung der Staatsquote,
• – Vorrang privatwirtschaftlicher Aktivitäten.
• Die Fiskalpolitik der Bundesrepublik Deutschland seit den 1980er-Jahren erfolgt grund-sätzlich nach dem Prinzip der Angebotsorientierung. Der drastische Einbruch der Wirtschaftsleistung ab dem 2. Halbjahr 2008 infolge der sogenannten Banken krise war jedoch mit diesen Instrumenten nicht abzufedern. Der Staat setzte verstärkt auf die nachfrageorientierten Instrumente. Folgende Kritikpunkte werden an der ange-botsorientierten Fiskalpolitik geäußert:
• – Erhebliche Konjunkturschwankungen und Krisen sind ohne staatliche Eingriffe nicht abzumildern; die Selbstheilungskräfte der Märkte werden überschätzt.
• – Niedrigere Steuern bedeuten tendenziell eine Umverteilung von einkommens-schwächeren zu einkommensstärkeren Haushalten/Unternehmen.
• – Ein Rückzug des Staates kann verschlechterte soziale Verhältnisse zur Folge ha-ben.
Staatsverschuldung und die Stabilitätspolitik in der Europäischen Währungsunion (EWU)
Die Staatsverschuldung engt den Handlungsspielraum des Staates stark ein (Zinslast); der Stabilitäts- und Wachstumspakt in der EWU zwingt die Staaten des Euroraumes, Stabilitätskriterien einzuhalten, und engt damit die Möglichkeiten der Finanzpolitik ein.
Die Nettoneuverschuldung ist dabei grundsätzlich auf 3% des jeweiligen Bruttoinlands-produktes begrenzt; der Grenzwert der Gesamtverschuldung beläuft sich auf 60% des jährlichen Bruttoinlandsproduktes (die sogenannten „Maastricht-Kriterien“). Beide Grenzwerte wurden und werden von einer Anzahl von Teilnehmerländern der Wäh-rungsunion überschritten. Insgesamt sind in der Vergangenheit jedoch erhebliche An-strengungen zur Stabilisierung der öffentlichen Finanzen unternommen worden.
Angebotsorientierte Fiskalpolitik
Staatsverschuldung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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Entwicklung der Staatsverschuldung
1990 1995 2000 2005 2010 2015 Jahr
3500
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
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Staatsschuld (gesamt) in B´
Schuldenquote in % vom Bruttoinlandsproduktı
Bruttoinlandsprodukt (gesamt) in B´
Datenquelle: Destatis
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Die Überwachung der Stabilitätsziele erfolgt durch die Europäische Kommission und den Rat der Wirtschafts- und Finanzminister. Im Falle einer Verletzung der Ziele kann die EU Sanktionen verhängen; diese reichen von einer Abmahnung bis zu Geldbußen von maximal 0,5% des BiP des betreffenden Staates.
Im Zusammenhang mit der Staatsverschuldung sind folgende Begriffe von Bedeu-tung:
• Das Haushaltsdefizit eines Staates stellt die Summe der Defizite und damit die Summe der Kreditaufnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden sowie der Sozial-versicherungsträger in einem Jahr dar. Das Defizit kann konjunkturell (durch einen Konjunkturabschwung) und/oder strukturell (grundsätzliche Unterdeckung der Aus-gaben durch Einnahmen) bedingt sein.
• Bei der Neuverschuldung ist die Bruttoneuverschuldung (gesamte Kreditaufnahme) und die Nettoneuverschuldung (Kreditaufnahme abzüglich Tilgungen) zu unterschei-den. In politischen Aussagen ist in der Regel von der Nettoneuverschuldung die Rede. Die Nettoneuverschuldung ist verfassungsgemäß auf die Höhe der staatlichen Inves-titionen des betreffenden Haushaltsjahres begrenzt. Von dieser Begrenzung darf nur abgewichen werden, wenn das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht gefährdet ist.
• Ab 2016 greift in der Bundesrepublik Deutschland die in das Grundgesetz neu ein-gefügte Schuldenbremse, welche die Nettoneuverschuldung auf 0,35% des BIP be-grenzt (Art. 109 Abs. 3, Art. 115 Abs. 2 GG).
• Der Begriff der Staatsverschuldung umfasst die gesamte aufgelaufene Verschul-dung des Staates. Der Bund der Steuerzahler zeigt auf seiner „Schuldenuhr“ laufend die Entwicklung der Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland auf.
Die Höhe der Staatsverschuldung wirft eine Vielzahl von Problemen auf, wegen derer die Staatsverschuldung auch im Mittelpunkt der Diskussion über öffentliche Haushalte steht:– Einschränkung des Handlungsspielraumes des Staates durch Zins- und Tilgungs-
lasten,– die Höhe der Verschuldung lässt nur noch wenig Spielraum für die Konjunktursteue-
rung,– künftige Generationen werden belastet,– die Staatsverschuldung treibt tendenziell die Zinsen nach oben und erschwert somit
die Finanzierung in der Privatwirtschaft.
Das seitens des Bundesfinanzministers verkündete Ziel der „schwarzen Null“ der Neu-verschuldung ist aus diesen Gründen verkündet worden. Zudem überschreitet die Bun-desrepublik noch das Maastricht-Kriterium, dass die Gesamtverschuldung des Staates 60% des BiP eines Jahres nicht überschreiten darf.
6.5.2 A B C Wettbewerbspolitik
Die Wettbewerbspolitik hat die Schaffung der Voraussetzungen für einen funktionie-renden Wettbewerb zum Ziel.
Der Wettbewerb als eine der Voraussetzungen für eine funktionierende Marktwirtschaft hat folgende wesentliche Funktionen:
• Steuerungsfunktion
• Der Wettbewerb zwingt die Unternehmen, die Produkte anzubieten, welche der Markt verlangt.
Haushaltsdefizit
Neuverschuldung
Wettbewerbspolitik
Funktionen des Wettbewerbs
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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• Allokationsfunktion
• Der Wettbewerb sorgt dafür, dass die Produktionsfaktoren dort eingesetzt werden, wo sie den größten Ertrag bringen, und sorgt damit für eine laufende Erhöhung der Effizienz einer Volkswirtschaft.
• Innovationsfunktion
• Der Wettbewerb gibt den Anreiz, durch Innovation den Konkurrenten voraus zu sein und höhere Gewinne zu erzielen.
• Verteilungsfunktion
• Der Wettbewerb verteilt die Ergebnisse des Wirtschaftsprozesses nach der Leistung und nicht nach willkürlichen Kriterien.
• Kontrollfunktion
• Der Wettbewerb kontrolliert das Verhalten des einzelnen Marktteilnehmers und be-schränkt dessen wirtschaftliche Macht.
Die Sicherung dieses Wettbewerbs durch staatliche Aktivitäten ist grundsätzlich unum-stritten und stellt auch einen wesentlichen Politikbereich in der Europäischen Union dar (z. B. durch einen eigenen Wettbewerbskommissar).
In der Bundesrepublik Deutschland sind die wesentlichen Grundlagen des Wettbe-werbsrechts im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) niedergelegt.
Folgende wettbewerbsrelevante Bereiche werden im GWB geregelt:
• Kontrolle und Verbot verschiedener Wettbewerbseinschränkungen (z. B. von Kartel-len),
• die Verhinderung des Missbrauchs marktbeherrschender Stellung,
• die Kontrolle und gegebenenfalls das Verbot von Unternehmenszusammenschlüs-sen,
• Regelung des Verwaltungsverfahrens und insbesondere der Aufgaben des Bundes-kartellamtes,
• Richtlinien zum Vergaberecht für die Vergabe öffentlicher Aufträge.
Das Bundeskartellamt ist das bundesweite Organ der Wettbewerbskontrolle; für Wett-bewerbswirkungen, die über ein Bundesland nicht hinausgehen, sind die jeweiligen Landeskartellbehörden zuständig.
Dabei unterliegt nicht jeder Unternehmenszusammenschluss dem GWB. Gemäß § 35 GWB unterliegen nur folgende Zusammenschlüsse der Zusammenschlusskontrolle durch das Bundeskartellamt:– Die beteiligten Unternehmen haben im Geschäftsjahr vor dem Zusammenschluss
weltweit Umsatzerlöse von insgesamt mehr als 500 Mio. Euro und– mindestens ein beteiligtes Unternehmen hat im Inland Umsatzerlöse von mehr als
25 Mio. Euro erzielt.
Dem nationalen Wettbewerbsrecht steht das europäische Wettbewerbsrecht zur Seite; auf europäischer Ebene ist die Kommission der Europäischen Gemeinschaft für das Wettbewerbsrecht zuständig. Näheres regeln Verordnungen des Rates der Euro-päischen Gemeinschaft (grundlegend die Verordnung Nr. 4064/89 vom 21. Dezember 1989, präzisiert durch die Verordnung 1239/2004 vom 20.01.2004 –„EU-Fusionskontroll-verordnung“).
Wettbewerbsrecht
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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Wettbewerbsbeschränkungen, die den Handel zwischen den Mitgliedstaaten beein-trächtigen, sowie Unternehmenszusammenschlüsse, die die Umsatzschwellen von 5 Mrd. Euro weltweiter Gesamtumsatz aller beteiligter Unternehmen bzw. 250 Mio. Euro gemeinschaftsweiter jeweiliger Gesamtumsatz mindestens zweier beteiligter Un-ternehmen überschreiten, unterliegen ausschließlich dem europäischen Recht.
6.5.3 A B C Strukturpolitik
Die Strukturpolitik stellt die Antwort auf den Strukturwandel in der Volkswirtschaft dar. Während ursprünglich die Landwirtschaft vorherrschte, verlor diese im Zuge der Indus-trialisierung an Bedeutung. Seit einigen Jahrzehnten ist ein Rückgang des Anteils des industriellen Sektors zugunsten des Dienstleistungssektors zu beobachten.
Gleichzeitig verändern sich die örtlichen Schwerpunkte der wirtschaftlichen Betätigung. Während ursprünglich die landwirtschaftlichen Betriebe entsprechend der Verteilung der nutzbaren Flächen weit über das Land gestreut waren, führte die Industrialisierung zu einer Konzentration in Regionen, in denen Energie- oder Rohstoffressourcen er-schlossen werden konnten (z. B. Ruhrgebiet). Ein erhebliches Wachstum der Städte in den betreffenden Regionen war die Folge. Der Dienstleistungssektor wuchs dagegen in anderen Regionen, da dieser andere Standortanforderungen stellt.
Hauptursache des Strukturwandels ist der technische Fortschritt, der eine immer ratio-nellere Produktion in der Landwirtschaft und der Industrie ermöglicht. Weiter führt die Globalisierung zu einer weltweiten Arbeitsteilung, in deren Rahmen arbeitsintensive Fertigungen zu kostengünstigeren Standorten abwandern. Ferner verändert sich das Konsumverhalten. Je geringer der Anteil des Einkommens ist, das für Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs aufgewendet wird, desto mehr Mittel stehen für Dienstleistungen (Vergnügungen, Reisen, Kultur, …) zur Verfügung.
Folgende grundlegenden Problemkreise des Strukturwandels sind zu nennen:
• Sektoraler Strukturwandel: Die Branchenstruktur eines Wirtschaftsraumes kann ein-geteilt werden in
• – Wachstumsbranchen (z. B. Informationstechnologie, Medien, Pflege),
• – Stagnationsbranchen (Kraftfahrzeuge, Stahlindustrie),
• – Schrumpfungsbranchen (Bergbau, Textilindustrie).
• Regionaler Strukturwandel: Die Regionen in der Bundesrepublik können unterschie-den werden in
• – Verdichtungsräume (z. B. Großräume München, Stuttgart),
• – Stagnationsräume,
• – Entleerungsräume (z. B. östliches Brandenburg und östliches Mecklenburg-Vor-pommern, Hochfranken).
Die sektorale Strukturpolitik fördert zukunftsträchtige Wirtschaftszweige (z. B. durch Forschungsförderung, Gründerzentren) und federt den Anpassungsprozess bei Schrumpfungsbranchen (z. B. Bergbau) ab.
Im Rahmen der regionalen Strukturpolitik werden durch Investitionsfördermaßnahmen die Ansiedlung und Entwicklung von Betrieben in den Fördergebieten unterstützt.
Strukturpolitik Strukturwandel
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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Rechtliche Grundlage der regionalen Strukturpolitik sind die Art. 72 Abs. 2 und 106 Abs. 3 des Grundgesetzes. Hierin wird die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland gefordert.
Die wesentlichen Instrumente der Strukturpolitik sind:
• Subventionen (Anpassungs- oder Erhaltungssubventionen),
• Unterstützung von Unternehmensgründungen,
• Forschungs- und Technologieförderung,
• Ausbau und Verbesserung der Infrastruktur,
• Information,
• Arbeitsmarktpolitik (z. B. Umschulung, Fortbildung, überregionale Vermittlung).
Eine erweiterte Dimension erhält die regionale Strukturpolitik in der Europäischen Ge-meinschaft. Durch den Beitritt einer Anzahl süd- und osteuropäischer Länder sind die regionalen Unterschiede der Lebensverhältnisse deutlich größer geworden. Ziel der sogenannten Kohäsionspolitik (Politik zur Förderung des Zusammenhalts) ist die Anglei-chung der Lebensverhältnisse in der EU.
6.5.4 A B C Sozialpolitik
Grundsätzlich hat in der sozialen Marktwirtschaft der Markt als bestimmendes Element des Wirtschaftsprozesses den Vorrang vor staatlichen Eingriffen. Bereits in der Zeit der Industrialisierung wurde jedoch deutlich, dass der Markt für einen Teil der Bürger zu nicht wünschenswerten Lebensverhältnissen führt.
Die Ursprünge der Sozialpolitik hatten die Sicherung der Arbeiter bei Krankheit und im Alter zum Gegenstand (z. B. Bismarck’sche Sozialgesetzgebung). Erst später traten Gesichtspunkte der sozialen Gerechtigkeit in den Fokus der Politik.
Sozialpolitik setzt sich somit aus zwei Hauptbereichen zusammen:
• Soziale Sicherung (bei Alter, Krankheit, Pflege, Arbeitslosigkeit) und
• soziale Gerechtigkeit (durch Veränderung der primären Einkommensverteilung); hier sind als Beispiele Leistungen wie Kindergeld, Wohngeld, familienbezogene Steuer-freibeträge sowie die Steuerprogression zu nennen.
Es ist schwierig, ein angemessenes Niveau der sozialen Sicherung zu definieren. Reicht die Sicherung des Existenzminimums aus oder wird ein höheres Niveau ange-strebt? Derzeit steht diese Frage sowie die Finanzierung der sozialen Sicherungs-systeme im Mittelpunkt der politischen Diskussion. Dies ist vor allem vor dem Hinter-grund der steigenden Kosten für die soziale Sicherung infolge des demografischen Wandels und der Fortentwicklung des Gesundheitswesens zu erklären. Da ein Teil der Sozialbeiträge von den Arbeitgebern aufzubringen ist und somit die Personalkosten er-höht, werden negative Beschäftigungseffekte befürchtet. Gleichzeitig wird das verfüg-bare Einkommen der Haushalte durch steigende Aufwendungen für die soziale Siche-rung eingeschränkt.
Noch schwieriger ist die Festlegung einer „gerechten“ Einkommensverteilung. Ist es gerecht, wenn jeder nach der staatlichen Umverteilung das gleiche verfügbare Einkom-men besitzt, oder ist es gerechter, Einkommensunterschiede aufgrund unterschied-licher Qualifikation und Leistung zu akzeptieren? Bei einer sehr starken Umverteilung
Sozialpolitik
Soziale Sicherung
„Gerechte“ Ein-kommensverteilung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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werden negative Auswirkungen auf die Motivation und Leistungsbereitschaft eines großen Anteils der Erwerbspersonen erwartet. Welchen Sinn würde es dann beispiels-weise machen, sich fortzubilden und eine anspruchsvollere Tätigkeit anzustreben, wenn nicht eine Erhöhung des verfügbaren Einkommens in Aussicht stünde?
Zum Thema Einkommensverteilung siehe Kapitel 8.1.
6.5.5 A B C Umweltpolitik
Die Umweltpolitik ist durch die politische Willensbildung und durch internationale Ver-einbarungen (z. B. zum Klimaschutz) ein zentraler Politikbereich mit erheblichen Auswir-kungen auf die Wirtschaft geworden.
Ausgelöst wurden die Bestrebungen zum Schutz der Umwelt durch die Folgen der Entwicklung einer Marktwirtschaft, in der die Nutzung der natürlichen Ressourcen Luft und Wasser als „freies Gut“ angesehen wurde. Die Verschmutzung der Luft und der Wasserläufe schlug sich nicht als Kosten in den Unternehmen nieder (externe Effekte). Die Folge waren Gesundheitsschädigungen (z. B. Atemwegserkrankungen) und Wald-schäden (durch den sauren Regen). Aktuell stellt der Klimawandel und die Energie-wende weg vom Atom eine hohe Herausforderung dar.
Mit folgenden grundsätzlichen Maßnahmebündeln kann der Staat die Bürger und die Wirtschaft zu umweltgerechterem Handeln veranlassen:
• Appelle, Information, Beratung: Ziel dieser Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist die Schaffung eines Umweltbewusstseins in der Bevölkerung.
• Umweltauflagen: Verbote, als rigidester Eingriff in den Markt, werden gegen beson-ders umweltschädliches Verhalten oder gegen leicht vermeidbare Umweltschäden ausgesprochen. Als Beispiele sind Emissionsgrenzwerte für Industrieanlagen, Kraft-werke, Fahrzeuge und Heizungsanlagen sowie das Verbot von Fluorchlorkohlenwas-serstoffen zu nennen. Der Atomausstieg ist ebenfalls dieser Kategorie des Handelns zuzuordnen.
• Anreize für umweltbewusstes Handeln: Der Staat kann für umweltbewusste Pro-dukte die Steuern (z. B. Kfz-Steuern) senken oder Zuschüsse (z. B. für Energiespar-maßnahmen und Anlagen zur Nutzung regenerativer Energien) gewähren. Einen An-reiz zu umweltgerechterem Verhalten stellen auch die erhöhten Energiesteuern dar.
• Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist von den Netzbetreibern zu einem erhöh-ten Strompreis abzunehmen, um einen Anreiz zum Bau von Solar- oder Biogasanlagen zu schaffen. Ein weiterer Versuch, die Umweltauswirkungen in die interne Kosten-rechnung der Unternehmen zu bringen, ist die Gewährung und der Handel mit Emis-sionszertifikaten. Unternehmen mit hohen Emissionen haben am Markt Zertifikate zu erwerben; dies erhöht die Kosten des Unternehmens und gibt einen Anreiz zur Emis-sionsminderung. Aktuell führt ein hohes Angebot an Zertifikaten zu einem geringen Marktpreis für diese Emissionsrechte und damit zu einem nur schwachen Anreiz zur Minderung des Ausstoßes.
• Direkte Finanzierung umweltverbessernder Maßnahmen: Der Staat fördert Kläran-lagen, die Sanierung alter Mülldeponien und den Ausbau des öffentlichen Personen-nahverkehrs.
Mittlerweile stellt die Umweltindustrie einen bedeutenden Wirtschaftszweig mit hohen Wachstumsraten dar.
Umweltpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik
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7 A B C Geld und Geldpolitik
Die Geldpolitik ist neben der Fiskalpolitik der öffentlichen Haushalte die zweite Säule der Konjunktursteuerung in einer Volkswirtschaft. Die Geldpolitik obliegt dabei nicht der Legislative und der Exekutive, sondern ist seit Einführung des Euro im Jahr 1999 Auf-gabe der Europäischen Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Die nationalen Noten-banken, so auch die Deutsche Bundesbank, sind in das europäische System der Zen-tralbanken (ESZB) integriert. Die EZB als dessen Hauptbestandteil ist in ihren Ent- scheidungen unabhängig von den politischen Organen der einzelnen Mitgliedstaaten und der Europäischen Gemeinschaft. Derzeit wird die Geldpolitik der EZB durch eine unterschiedliche und teilweise gegenläufige wirtschaftliche Entwicklung in den einzel-nen Mitgliedstaaten erschwert.
7.1 A B C Funktionen des Geldes
In einer entwickelten Volkswirtschaft hat das Geld folgende Funktionen:
• Zahlungsmittel (jederzeitige Eintauschmöglichkeit gegen beliebige Güter),
• Wertaufbewahrungsmittel (Vermögensbildung in Form von Geld/Geldanlagen),
• Wertmaßstab (zur Bemessung des Wertes eines Gutes) und
• Recheneinheit (um Transaktionen zu bewerten und aufrechnen zu können; beispiels-weise in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung).
Bereits aus diesen Funktionen des Geldes wird die Bedeutung der Wertstabilität des Geldes deutlich.
7.2 A B C Die Geldmenge
Der wesentlichste Grundgedanke der Geldpolitik ist, dass die Geldversorgung das Wachstum und die Inflation beeinflusst. Als Gradmesser für die Geldversorgung wird die umlaufende Geldmenge nach der Definition der EZB in drei Abgrenzungen gemes-sen:
• Geldmenge M1 = Bargeldumlauf (Banknoten + Münzen) + Sichteinlagen,
• Geldmenge M2 = M1 + Termineinlagen mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren, Spar-einlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten,
• Geldmenge M3 = M2 + Einlagen bei monetären Finanzinstituten (z. B. Bankschuld-verschreibungen mit einer Frist von bis zu 2 Jahren, Geldmarktfonds).
Diesem Geldangebot, welches vom Bankensektor (Zentralbanken und Geschäfts-banken) bereitgestellt wird, steht die Geldnachfrage aus dem Nichtbankensektor ge-genüber.
Die Geldnachfrage erfolgt zu folgenden Zwecken:
• Finanzierung von Transaktionen (Kauf von Gütern, Vergütung von Produktionsfak-toren),
• Sicherung der Liquidität aus Vorsichtsgründen (Einlagen für unerwartete Ausgaben),
• Spekulation (Vorhalten von Liquidität in Erwartung günstiger Anlagegelegenheiten).
Funktionen des Geldes
Geldmenge
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
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65
Der „Preis“ des Geldes, der Zins, bildet sich nach den Grundsätzen der Marktpreisbil-dung in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage.
7.3 A B C Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
7.3.1 A B C Gliederung des Europäischen Systems der Zentralbanken
Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) ist wie folgt gegliedert:
Der Zins als der „Preis“ des Geldes
Das Europäische Sys-tem der Zentralbanken
ESZB
Nationale Zentralbanken der 27 EUStaatenLeitung: Jeweils ein Zentralbankpräsident
EZBRatOberstes Beschlussorgan
im ESZBMitglieder:
• EZB-Direktorium• die Präsidenten der natio-
nalen Zentralbanken, die den Euro eingeführt haben
Europäische ZentralbankLeitung: Direktorium
(Präsident, Vizepräsident, 4 weitere Mitglieder)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
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Entwicklung der Geldmenge M3 (in der Euro-Zone)
Datenreihe 1
11500
10500
9500
8500
7500
6500
5500
4500
3500
2500
1500
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Au
g. 2
015
Jan
. 201
6
Mrd
. Eu
ro
Jahr
66
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat) ist das oberste Organ des ESZB. Er bestimmt die Leitlinien der Geldpolitik. Die Tagungen des EZB-Rates, die im Regelfall an jedem ersten und dritten Donnerstag eines Monats stattfinden, treffen deshalb auf erhebliches wirtschaftspolitisches Interesse.
Die nationalen Zentralbanken der EU-Mitgliedsstaaten, die den Euro nicht eingeführt haben, haben ihre währungspolitischen Befugnisse nach dem jeweiligen innerstaatli-chen Recht behalten. Sie sind an der Durchführung der einheitlichen Geldpolitik der EZB nicht unmittelbar beteiligt.
Zur Koordination der Maßnahmen dient jedoch der erweiterte EZB-Rat, dem die Präsi-denten der nationalen Zentralbanken aller Mitgliedsstaaten angehören.
Aus der dargestellten Organisation des ESZB wird deutlich, dass den Organen im ESZB keine Politiker angehören. Dies dokumentiert die Unabhängigkeit des ESZB.
Die Unabhängigkeit des ESZB ist durch folgende Festlegungen im Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG-Vertrag) in seiner aktuellen Fassung dokumen-tiert:
• Kein Mitglied des ESZB darf in Wahrnehmung seiner Aufgaben Weisungen von Or-ganen oder Einrichtungen der Gemeinschaft, Regierungen der Mitgliedsstaaten oder anderen Stellen einholen oder entgegennehmen. Die Mitgliedsstaaten verpflichten sich, diesen Grundsatz zu beachten (Art. 108 EG-Vertrag).
• Die Amtszeit der Mitglieder des Direktoriums beträgt 8 Jahre, eine Wiederbestellung ist nicht zulässig (Art. 112 Abs. 2EG-Vertrag).
Das Bankensystem besteht aus den Geschäftsbanken und der Zentralbank. Die Ge-schäftsbanken sind der Mittler zwischen der Zentralbank und den übrigen Sektoren der Volkswirtschaft.
7.3.2 A B C Aufgaben des ESZB
Gemäß Artikel 3 Abs. 1 des Protokolls über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank (zum Vertrag zur Gründung der Euro-päischen Gemeinschaft) hat das ESZB folgende Aufgaben:
• Festlegung und Ausführung der Geldpolitik in der Gemeinschaft,
• Devisengeschäfte,
• Halten und Verwalten von Fremdwährungsreserven der Mitgliedsstaaten,
• Förderung des reibungslosen Funktionierens der Zahlungssysteme.
In diesem Rahmen ist die EZB die Notenbank für den Euro-Raum, d. h., sie ist für die Ausgaben der Banknoten verantwortlich. Die Ausgabe von Münzen obliegt nach Art. 106 Abs. 2 EG-Vertrag den Mitgliedstaaten, wobei der Umfang dieser Ausgabe der Genehmigung der EZB bedarf. Technische Merkmale und Stückelung der Münzen sind jedoch zum Zwecke eines reibungslosen Umlaufes in der Gemeinschaft harmonisiert.
Aufgaben des ESZB
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
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7.3.3 A B C Hauptziel des ESZB
Das vorrangige Ziel des ESZB ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Ausgangs-punkt sind die Ziele der Europäischen Gemeinschaft, die in Art. 2 EG-Vertrag wie folgt niedergelegt sind:
(Hinweis: Sie finden in den Zielen der Europäischen Gemeinschaft auch die Ziele des „magischen“ Sechsecks wieder.)
Konkretisiert werden die Ziele des ESZB in Art. 105 Abs. 1 des genannten Vertrages wie folgt:
Damit wird verständlich, warum die EZB die Verfolgung der übrigen wirtschaftspoli-tischen Ziele trotz häufiger Forderungen von Politik und Öffentlichkeit nur als nachran-gig betrachtet und bei allen Maßnahmen die Sicherung der Preisstabilität als vorrangig erachtet.
Zunächst ist eine Zielgröße für den Begriff der Preisstabilität zu definieren. Ist eine In-flationsrate von 0 anzustreben, oder kann eine Inflationsrate von 5% noch als zulässig erachtet werden? Die EZB definiert den Begriff der Preisstabilität wie folgt:
Die einheitliche Messung der Entwicklung der Verbraucherpreise in allen Mitgliedslän-dern erfolgt auf der Basis des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), um eine
Hauptziel: Preisstabilität
Definition Preisstabilität
„Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion sowie durch die Durchfüh-rung der in den Artikeln 3 und 4 genannten gemeinsamen Politiken und Maßnah-men in der ganzen Gemeinschaft eine harmonische, ausgewogene und nachhal-tige Entwicklung des Wirtschaftslebens, ein hohes Beschäftigungsniveau und ein hohes Maß an sozialem Schutz, die Gleichstellung von Männern und Frauen, ein beständiges, nichtinflationäres Wachstum, einen hohen Grad von Wettbewerbs-fähigkeit und Konvergenz der Wirtschaftsleistungen, ein hohes Maß an Umwelt-schutz und Verbesserung der Umweltqualität, die Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt und die So-lidarität zwischen den Mitgliedstaaten zu fördern.“
„Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirk-lichtung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit dem Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, wodurch ein effizienter Einsatz der Ressourcen gefördert wird, und hält sich dabei an die in Artikel 4 genannten Grundsätze.“
Definition:
Preisstabilität ist anzunehmen bei einem jährlichen Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von unter, aber nahe 2% auf mittlere Sicht.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
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Vergleichbarkeit der Entwicklungen zu ermöglichen. Der HVPI wird laufend für die ein-zelnen Staaten durch die nationalen Statistikämter (in Deutschland: Bundesamt für Sta-tistik und Datenverarbeitung) ermittelt. Das Statistikamt der Europäischen Gemein-schaft (Eurostat) führt die Werte zusammen und berechnet den HVPI für das gesamte Euro-Währungsgebiet. Die Ermittlung erfolgt in drei Schritten:
• Erhebung von Preisen von durchschnittlich 700 repräsentativen Waren und Dienstleis-tungen in allen Staaten des Eurogebietes,
• Gewichtung der einzelnen Produktgruppen nach ihrer Bedeutung für die Budgets der privaten Haushalte,
• Gewichtung der nationalen Werte nach dem Anteil des betreffenden Staates an den gesamten Konsumausgaben des Euroraumes.
7.3.4 A B C Geldpolitische Instrumente der EZB
Grundlage für den Einsatz der geldpolitischen Instrumente der EZB ist eine Analyse der monetären Situation (Geldmengenentwicklung, Preisentwicklung) und gesamtwirt-schaftlicher Entwicklungen (z. B. Lohnentwicklung, Wechselkurse, Rohstoffpreise, Zinsentwicklung), um die Erfordernis und das Ausmaß geldpolitischer Entscheidungen davon abzuleiten.
Die Instrumente der Geldpolitik lassen sich in drei Hauptgruppen einteilen:
• Offenmarktgeschäfte,
• ständige Fazilitäten,
• Mindestreserven.
Die Offenmarktgeschäfte dienen dem Zweck, Zinssätze und Liquidität am Markt zu steuern und Signale für den geldpolitischen Kurs zu geben. Die Offenmarktgeschäfte des Eurosystems können in folgende vier Kategorien eingeteilt werden:
Instrumente der Geldpolitik
Offenmarktgeschäfte
HVIP nach Hauptkategorien, durchschnittliche jährliche Inflationsrate EU, 2007
Gesamt-HVPI1)
Bildungswesen
Alkoholische Getränke und Tabak
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke
Hotels, Gaststätten und Restaurants
Wohnung, Wasser, Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe
Verkehr
Sonstige Waren und Dienstleistungen
Gesundheitswesen
Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses
Bekleidung und Schuhe
Freizeit und Kultur
Nachrichtenübermittlung
–4 –2 0 2 4 6 8 101) Üblicherweise als Inflationsrate bezeichnet
Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind)
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
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• Hauptrefinanzierungsgeschäfte: regelmäßige befristete Transaktionen, die dem Markt Liquidität zuführen, im Abstand und mit einer Laufzeit von einer Woche. Den Kreditinstiituten werden dabei gegen Gewährung von Sicherheiten (in der Regel Wert-papiere) Kredite („Standardtender“) zum Hauptrefinanzierungssatz („Leitzins“ des ESZB) zur Verfügung gestellt (Hauptrefinanzierungszinssatz seit 01.09.2014: 0,05%).
• Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte: regelmäßige befristete Transaktionen, die dem Markt Liquidität zuführen, im monatlichen Abstand und mit einer Laufzeit von in der Regel drei Monaten. Dabei kann die Zentralbank Mittel zu einem festen Zins anbieten; die Banken entscheiden, ob und in welchem Umfang sie diese Mittel in Anspruch nehmen (Mengentender). Alternativ teilen die Kreditinstitute der Zentral-bank mit, zu welchem Zinssatz sie ein bestimmtes Volumen an Kredit in Anspruch nehmen wollen. Die Zuteilung erfolgt zu dem Zinssatz, zu dem der von der EZB beab-sichtigte Gesamtbetrag gerade ausgeschöpft wird (Zinstender).
• Feinsteuerungsoperationen: von Fall zu Fall (bei Bedarf) eingesetzte befristete Trans-aktionen, um die Auswirkungen unerwarteter Liquiditätsschwankungen auf die Zins-sätze auszugleichen. Dabei wird die Liquidität im Regelfall durch die Gewährung von Krediten in Form befristeter Transaktionen oder Hereinnahme von Termineinlagen ge-steuert. Feinsteuerung kann auch durch definitive Käufe oder Verkäufe von Wertpa-pieren oder Devisen oder durch Devisenswaps (kurzfristige Übernahme von Devisen der Banken gegen Zentralbankguthaben; die Banken sind verpflichtet, diese nach ei-ner bestimmten Zeit wieder zurückzunehmen) erfolgen.
• Strukturelle Operationen: mit diesen Operationen versucht die EZB, die strukturelle Liquiditätsposition des Bankensystems zu beeinflussen. Dies kann durch befristete Transaktionen oder die Emission von Schuldtiteln erfolgen. Weiter können Wertpa-piere oder Devisen endgültig gekauft oder verkauft werden. Die Operationen haben den Zweck, den Bankensektor in eine Situation zu bringen, in der er auf die anderen geldpolitischen Instrumente angewiesen ist, um deren Wirkung zu gewährleisten. Beispielsweise könnte langfristig Liquidität abgeschöpft werden, damit die Banken kurzfristig auf die Hauptrefinanzierungsgeschäfte zurückgreifen müssen. Derzeit er-wirbt die EZB in großem Umfang Staatsanleihen, um Banken die zur Finanzierung der wirtschaftlichen Entwicklung erforderliche Liquidität zuzuführen.
Die ständigen Fazilitäten sind kurzfristiger angelegt als die Offenmarktgeschäfte. Sie stellen sozusagen das „Girokonto“ der Banken bei der EZB dar. Dabei soll Übernacht-liquidität bereitgestellt oder absorbiert werden; die Laufzeit ist also auf einen Geschäfts-tag begrenzt. Folgende Fazilitäten können genutzt werden:
• Einlagefazilitäten: die Geschäftsbanken können Guthaben ohne Betragsbegrenzung bis zum nächsten Geschäftstag anlegen. Der Zinssatz, der von der EZB hierfür vorge-geben wird, zeichnet die Untergrenze für den Tagesgeldsatz ab (z. B. seit 10.09.2014: – 0,20%).
• Spitzenrefinanzierungsfazilitäten: die Geschäftsbanken können sich Übernachtkre-dite gegen notenbankfähige Sicherheiten beschaffen; die Höhe ist dabei nur durch die verfügbaren Sicherheiten begrenzt. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazi-litäten bildet im Regelfall die Obergrenze für den Tagesgeldsatz (z. B. seit dem 10.09.2014: 0,30 %).
Mindestreserven bedeuten, dass die Geschäftsbanken einen seitens der Zentralbank festgelegten Anteil an kurzfristigen Einlagen (Einlagen, Schuldverschreibungen und Geldmarktpapiere) bei der Zentralbank hinterlegen. Die Mindestreserveguthaben wer-den mit dem Satz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte verzinst. Je höher die Mindest-reserven, desto geringer ist die Möglichkeit der Geschäftsbanken, Kredite zu gewäh-ren; eine Senkung der Mindestreserven erhöht die Kreditschöpfungsmöglichkeiten.
Ständige Fazilitäten
Mindestreserven
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
7 7
70
Dies dient der Beeinflussung der Geldmenge, sowie der Stabilisierung des Banken-systems. (Derzeitiger Mindestreservesatz: 1% der in die Basis einzubeziehenden Posi-tionen. Das bedeutet, dass die Geschäftsbanken von 100,– Euro Einlagen der Kunden nur 99% als Kredite ausreichen können und das restliche eine Prozent bei der Zentral-bank hinterlegen müssen.)
Der Hauptrefinanzierungszinssatz (oder „Leitzins“) und weitere wichtige Zinssätze der EZB haben sich in der Vergangenheit wie folgt entwickelt:
7.3.5 A B C Ursachen und Auswirkungen von Inflation
Man spricht von Inflation bei einem anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Dies be-deutet, dass die Kaufkraft des Geldes ständig abnimmt. Eine überhöhte Inflation führt dazu, dass das Geld seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel weitgehend verliert, weil die Ersparnisse ständig an Wert verlieren. Abschreckendstes Beispiel hierfür ist die Hyperinflation der Jahre 1922/1923 in Deutschland.
Die Inflationsrate wird gemessen anhand der Preise für einen standardisierten Waren-korb, der die Zusammensetzung der Güter, die ein angenommener Durchschnittshaus-halt konsumiert, widerspiegeln soll. Der Warenkorb ist regelmäßig an die veränderten Verbrauchsgewohnheiten anzupassen. Beispielsweise nehmen Nahrungsmittel einen immer geringeren Anteil ein, während die Freizeitgestaltung, Unterhaltungselektronik oder die Mobilität bedeutender werden. Die Inflationsrate kann im Monatsvergleich oder im Jahresvergleich ermittelt werden.
Inflation kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden:
Zinsentwicklung
Inflation
Inflationsarten
Nachfrageinduziert Angebotsindiziert
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
7 7
Datenquelle: Deutsche Bundesbank
Entwicklung wichtiger EZB-Zinssätze
6 %
5 %
4 %
3 %
2 %
1 %
0 %
–1 %
Einlagefazilität HauptrefinanzierungszinssatzSpitzenrefinanzierungsfazilität
14.0
3.20
07
14.0
6.20
07
14.0
9.20
07
14.1
2.20
07
14.0
3.20
08
14.0
6.20
08
14.0
9.20
08
14.1
2.20
08
14.0
3.20
09
14.0
6.20
09
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9.20
09
14.1
2.20
09
14.0
3.20
10
14.0
6.20
10
14.0
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10
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2.20
10
14.0
3.20
11
14.0
6.20
11
14.0
9.20
11
14.1
2.20
11
14.0
3.20
12
14.0
6.20
12
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9.20
12
14.1
2.20
12
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3.20
13
14.0
6.20
13
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9.20
13
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2.20
13
14.0
3.20
14
14.0
6.20
1414
.09.
2014
14
.12.
2014
14
.03.
2015
14
.06.
2015
14.0
9.20
15
14.1
2.20
1514
.03.
2016
Änderungszeitpunkt
71
Die nachfrageinduzierte Inflation kann folgende Hauptursachen haben:
• Steigende Konsumnachfrage (z. B. infolge höherer verfügbarer Einkommen),
• steigende Nachfrage nach Investitionsgütern,
• steigende Staatsnachfrage (z. B. Baupreissteigerungen durch höhere staatliche Bau-investitionen),
• Nachfragedruck aus dem Ausland (z. B. erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmitteln aus Ländern mit Missernten).
Eine im Verhältnis zur Gütermenge zu große Geldmenge (z. B. infolge billiger Kredite) wirkt sich auf die Konsum- und Investitionsgüternachfrage aus und führt auf den betref-fenden Märkten zu Preiserhöhungen. Die Geldmengensteuerung der Zentralbanken soll hier unmittelbar wirksam werden.
Die angebotsinduzierte Inflation kann entweder durch den Kostendruck (z. B. höhere Löhne oder Energiepreise), der Unternehmen zu Preiserhöhungen zwingt, verursacht sein. Eine weitere Ursache für Preissteigerungen können Angebotslücken sein. Diese treten ein, wenn eine Verknappung des Angebotes durch Ernteausfälle, Ausfälle von Kraftwerken, Absprachen der Anbieter über Ölfördermengen etc. eintritt.
Die Inflationsrate in der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den vergangenen Jah-ren folgendermaßen entwickelt:
Ein anhaltender Rückgang des Preisniveaus wird mit dem Begriff der Deflation be-zeichnet. Deflation ist keine wünschenswerte Entwicklung, da diese einen wachstums-hemmenden Effekt zeigt. In Erwartung weiter sinkender Preise halten sich die Konsu-menten bei Anschaffungen zurück; Produzenten üben Investitionszurückhaltung, da sinkende Preise die Renditen gefährden.
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Geld und Geldpolitik
7 7
Preisentwicklung gegenüber dem jeweiligen Vorjahr in %
3 %
2,5 %
2 %
1,5 %
1 %
0,5 %
0 %
Preisentwicklung gegenüber dem Vorjahr in %
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Datenquelle: Statistisches Bundesamt
72
8 A B C Einkommen und Beschäftigung
8.1 A B C Die Einkommensverteilung
Die Beurteilung der Erreichung des sozialpolitischen Zieles einer gerechten Einkom-mensverteilung kann, wie bereits im Rahmen der Verteilungsrechnung der volkswirt-schaftlichen Gesamtrechnung erwähnt, nicht auf der Grundlage der funktionalen Vertei-lung erfolgen. Es ist die Ermittlung der personellen Einkommensverteilung erforderlich, d. h. die Verteilung des verfügbaren Einkommens je Person.
Die Darstellung der Verteilung des verfügbaren Einkommens kann in Form der Lorenz-kurve dargestellt werden. Dabei wird die Bevölkerung eines Staates in zehn Gruppen mit aufsteigendem Einkommen eingeteilt. Anschließend wird der Anteil der Gruppen am Gesamteinkommen ermittelt und in einer Grafik eingetragen.
Die Gleichverteilungsgerade würde sich ergeben, wenn alle Bürger das gleiche Ein-kommen hätten. Das Ausmaß, in dem die tatsächliche Verteilungskurve unter der Gleichverteilungsgeraden liegt, zeigt das Maß der Ungleichheit der Einkommensvertei-lung auf. Diese wird mit dem sogenannten Gini-Koeffizienten (Anteil der Fläche zwi-schen Gleichverteilungsgerade und Lorenzkurve im Verhältnis zur Gesamtfläche unter
Einkommensverteilung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Einkommen und Beschäftigung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Einkommen und Beschäftigung
8 8
Darstellung der Einkommensverteilung in Form der Lorenzkurve
Einkommensverteilung (Nettoäquivalenzeinkommen)Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003
Gini-Koeffizient = 0,232 Neue Länder und Berlin-Ost
Gleichverte
ilungsdiagonale
Gini-Koeffizient = 0,269 Früheres Bundesgebiet
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %An
teil
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)
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100%Anteil an der Gesamtzahl der Personen (kumuliert)
73
der Gleichverteilungsgeraden) ausgedrückt. Im internationalen Vergleich zeigt Deutsch-land ein relativ hohes Maß an Gleichverteilung. In Großbritannien liegt der Koeffizient beispielsweise bei 0,36, in den Vereinigten Staaten bei 0,47 und in Namibia bei 0,71.
8.2 A B C Die Arbeitslosigkeit
Das gravierendste Problem der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepub-lik und in den meisten anderen Volkswirtschaften ist seit mehreren Jahrzehnten die Arbeitslosigkeit. Neben den negativen Auswirkungen für die Betroffenen führt sie zu verringerten Einnahmen an Steuern und Sozialabgaben und zu finanziellen Belastungen der öffentlichen Haushalte und der Sozialsysteme.
Um Arbeitslosigkeit bekämpfen zu können, sind die Hauptarten von Arbeitslosigkeit zu unterscheiden:
• saisonal: Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft oder im Tourismus-sektor sind von der Jahreszeit oder den Wetterverhältnissen abhängig.
• friktionell: Durch Wechsel des Arbeitsplatzes, Übergang von Ausbildung in Arbeit, Ortswechsel und ähnliche Gründe können Menschen kurzzeitig arbeitslos werden. Diese Art der Arbeitslosigkeit wird auch als Fluktuationsarbeitslosigkeit bezeichnet.
• konjunkturell: Bedingt durch mangelndes Wirtschaftswachstum im Abschwung sinkt die Zahl der Arbeitsplätze; im folgenden Aufschwung kann ein Teil der Arbeitslosen wieder Beschäftigung finden.
• strukturell: Die Struktur der Arbeitsplatznachfrage und des Angebotes decken sich nicht (z. B. hinsichtlich Qualifikation, Alter, Menge). Durch die Veränderung der Tech-nologie, des Verbraucherverhaltens und der globalen Arbeitsteilung verlieren Berufs-zweige an Bedeutung (z. B. Bergarbeiter, Schriftsetzer) und andere entstehen oder gewinnen an Bedeutung (z. B. IT-Fachkräfte, Ingenieure, Marketingberufe). Daneben kann sich die regionale Struktur des Arbeitsmarktes verändern. Frühere Boomregi-onen (z.B. Ruhrgebiet) werden zu Problemregionen, neue Wachstumsregionen ent-stehen.
Während die saisonale Arbeitslosigkeit durch Maßnahmen wie Winterbauförderung, Arbeitszeitkonten, Mobilitätsförderung für Tourismusbeschäftigte (Sommer an der See, Winter in den Bergen) und die friktionelle Arbeitslosigkeit durch verbesserte Informa-tion und beschleunigte Arbeitsvermittlung, frühzeitige Meldung drohender Arbeitslo-sigkeit bei den Arbeitsagenturen etc. relativ einfach zu begrenzen ist, resultieren die heutigen Probleme auf dem Arbeitsmarkt vor allem aus der konjunkturellen und der strukturellen Arbeitslosigkeit.
Grundsätzlich könnte die konjunkturelle Arbeitslosigkeit durch eine ausgesprochene Wachstumspolitik bekämpft werden. Zum einen würde dies jedoch Inflationsgefahren hervorrufen. Zum anderen wäre ein dauerhaftes Wachstum von mindestens 2% erfor-derlich, um den Produktivitätszuwachs auszugleichen und die Beschäftigung zu stei-gern. Der demografische Wandel lässt für die Zukunft einen Rückgang der Zahl der Er-werbspersonen erwarten. Eine weitere Möglichkeit, dem insgesamt geringeren Arbeitskräftebedarf zu entsprechen, wäre eine Reduzierung der Arbeitszeit, um die vor-handene Arbeit auf mehr Erwerbstätige zu verteilen. Dies könnte jedoch entweder Ein-kommenseinbußen für den Einzelnen oder erhöhte Kosten und damit verminderte Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zur Folge haben, sodass die erhofften Be-schäftigungseffekte nicht im vollen Umfang eintreten. Die angebotsorientierte Wirt-
Arbeitslosigkeit
Hauptarten von Arbeitslosigkeit
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Einkommen und Beschäftigung
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Einkommen und Beschäftigung
8 8
74
schaftspolitik stellt als Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit deshalb die Senkung der Lohnkosten und der Lohnnebenkosten (z. B. der Beitragssätze zur Sozialversiche-rung) in den Vordergrund.
Der Bekämpfung der strukturellen Arbeitslosigkeit dienen in erster Linie die Instru-mente der Strukturpolitik. Im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik werden Maßnahmen der Qualifizierung der Arbeitslosen und von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen durchge-führt. Weiter könnte die Mobilität gefördert werden, um es für Personen aus struktur-schwachen Regionen attraktiv zu machen, in anderen Regionen einen Arbeitsplatz an-zunehmen.
Die Arbeitslosenquote ist durch die Bundesagentur für Arbeit wie folgt definiert:
also der Anteil der registrierten Arbeitslosen am Arbeitskräftepotenzial.
Als verdeckte Arbeitslose oder „stille Reserve“ werden diejenigen Personen bezeich-net, die arbeitsfähig und -willig wären, jedoch aus verschiedenen Gründen nicht arbeits-los (oder Arbeit suchend) gemeldet sind. Nicht als arbeitslos gelten Personen, die in Maßnahmen der Umschulung oder Beschäftigungsförderung beschäftigt werden.
Die Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit entwickelten sich in den vergangenen Jah-ren wie folgt:
Arbeitslosenquote Definition:
Arbeitslosenquote = Anzahl der registrierten Arbeitslosen X 100
zivile Erwerbspersonen
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Einkommen und Beschäftigung
8
Entwicklung der Arbeitslosenquote in Deutschland
Arbeitslosenquote
14
12
10
8
6
4
2
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
% d
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bsp
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nen
Jahr
75
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
8
Arbeitslosenquoten in der Europäischen Union (Stand Mai 2016)
Land %
Europäische Union 8,6
Deutschland 4,2
Frankreich 9,9
Niederlande 6,3
Österreich 6,1
Portugal 11,6
Finnland 9,0
Spanien 19,8
Griechenland 23,3
Datenquelle: Eurostat
76
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9 9
9 A B C Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9.1 A B C Gründe für den Außenhandel
Bereits in der Antike wurden internationale Handelsbeziehungen unterhalten. Seitdem hat sich der Außenhandel stetig gesteigert und bestreitet in allen entwickelten Volks-wirtschaften einen erheblichen Anteil des Güterverkehrs.
Für den Außenhandel sind folgende wesentliche Bestimmungsgründe zu nennen:
• Mangelnde Verfügbarkeit bestimmter Güter: Eine Vielzahl von Gütern ist in unserem Land nicht, nicht ausreichend oder nicht zu jeder Zeit verfügbar. Dies betrifft vor allem Energieträger, Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte. In anderen Ländern fehlen Präzisionsmaschinen, Kraftfahrzeuge, chemische oder medizinische Produkte, …
• Die Präferenzen eines Teils der Verbraucher richten sich auf Güter aus ausländischer Herkunft, obwohl vergleichbare Güter auch im Inland hergestellt werden. Die Güter sind heterogen und Verbraucher bevorzugen beispielsweise ein ausländisches Kraft-fahrzeug, weil dessen Design besser gefällt, oder ausländisches Obst anstelle von Früchten aus heimischer Produktion.
• Absolute Kostenvorteile führen dazu, dass ein Land Güter auf den Märkten anderer Länder zu günstigeren Preisen als inländische Unternehmen anbieten kann. Verur-sacht werden diese Kostenvorteile durch unterschiedliche Kosten für Produktionsfak-toren (z. B. geringere Lohnkosten, geringere Kosten für Grundstücke, geringere Um-weltauflagen, niedrigere Energiekosten) oder, vor allem in der Landwirtschaft, durch günstigere klimatische Verhältnisse. Dies führt dazu, dass arbeitsintensive Produkte wie Spielwaren, Sportartikel oder Textilien vor allem in Niedriglohnländern produziert werden. Produktionen, die eine gesicherte Energieversorgung, perfekte Infrastruktur, hohe fachliche Qualifikation von Mitarbeitern oder die Nähe zu den Märkten erfor-dern, erfolgen eher in Industriestaaten.
• Komparative Kostenvorteile liegen vor, wenn ein Land zwar grundsätzlich weniger produktiv ist als ein anderes, sich aber auf die Produktion derjenigen Produkte spezi-alisiert, bei denen die Produktivität im Vergleich noch am höchsten ist. Die anderen Produkte würden importiert. Dies lässt sich am besten anhand eines Beispiels ver-ständlich machen:
Land X benötigt zur Herstellung des Produktes 1 20 Arbeitsstunden, für das Produkt 2 10 Arbeitsstunden.
Land Y kann das Produkt 1 in 25 Arbeitsstunden herstellen, das Produkt 2 in 25 Arbeitsstunden. Land Y ist also bei beiden Produkten unproduktiver, ist aber bei Produkt 1 vergleichsweise weniger unproduktiv als bei Produkt 2.
Wenn in beiden Ländern 100 Arbeitsstunden zur Verfügung stehen, ergibt sich als Beispiel folgende Produktionsmöglichkeit:
Land X kann 2 Einheiten des Produktes 1 und 6 Einheiten des Produktes 2 herstellen.
Land Y kann 2 Einheiten des Produktes 1 und 2 Einheiten des Produktes 2 herstellen.
Wenn jetzt Land Y die Produktion des Produktes 2 und Land X die Produktion des Produktes 1 aufgeben würden, ergäbe sich folgende Produktionsmöglichkeit:
Land X produziert 10 Einheiten des Produktes 2.
Land Y produziert 4 Einheiten des Produktes 1.
Insgesamt werden also durch die Spezialisierung um 2 Einheiten des Produktes 2 mehr produziert und damit die Güterversorgung verbessert.
Gründe für den Außenhandel
Beispiel
77
Aus den genannten Gründen ist der Außenhandel in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen, was folgende Grafik deutlich macht:
9.2 A B C Die Zahlungsbilanz
Die Zahlungsbilanz stellt die Transaktionen eines Landes mit dem Ausland jeweils peri-odenbezogen nach Monaten, Quartalen oder Jahren gegenüber.
Die Aufstellung der Zahlungsbilanz für die Bundesrepublik Deuschland ist Aufgabe der Deutschen Bundesbank.
Die Zahlungsbilanz setzt sich aus folgenden Teilbilanzen zusammen:
Leistungsbilanzo Warenverkehr (Export/Import von Waren),o Dienstleistungsverkehr (Auslandsreisen, sonstige Importe oder Exporte von Dienst-
leistungen),
Zahlungsbilanz
Leistungsbilanz
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9 9
Definition:
Die Zahlungsbilanz ist eine in eigenen Währungseinheiten ausgedrückte syste-matische Aufstellung aller wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Inland und Ausland.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Entwicklung des Außenhandels (Warenverkehr)
Einfuhr Ausfuhr Überschuss
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Mrd
. Eu
ro
Jahr
78
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9
Vereinfacht lässt sich die Zahlungsbilanz wie folgt zusammenfassen:
Handelsbilanzüberschuss/-fehlbetrag,
+/– …Dienstleistungsbilanzüberschuss/-fehlbetrag,
+/– …Vermögensübertragungen
+/– …Kapitalverkehr
+/– …Restposten
= …Veränderung der Währungsreserven
o Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Einkommen von Inländern aus dem Ausland – Einkommen von Ausländern aus dem Inland),
o laufende Übertragungen (z. B. Unterstützungsleistungen an Personen im Ausland, Entwicklungshilfeleistungen, Zahlungen an internationale Organisationen).
Bilanz der Vermögensübertragungeno Einmalige unentgeltliche Leistungen (z. B. Schuldenerlass)
Kapitalbilanzo Direktinvestitionen (deutscher Unternehmen im Ausland oder umgekehrt mit einer
Beteiligung von mehr als 10%),o Wertpapiertransaktionen (z. B. Aktien, Investmentzertifikate, Geldmarktpapiere),o Finanzderivate (z. B. Termingeschäfte),o Kreditverkehr (kurz- oder langfristige Kredite und Verbindlichkeiten).
Bilanz der nicht aufgliederbaren Transaktioneno Saldo der nicht erfassten Posten und der statistischen Ermittlungsfehler (Restpos-
ten). Hierunter fallen unter anderem Bargeldtransaktionen im Euroraum, wie zum Bei-spiel die Verwendung von Euro-Bargeld in anderen Mitgliedsländern des Euro-raumes.
Devisenbilanz
o Veränderung der Währungsreserven der Zentralbank (Devisenbestand, Goldbestand, Reserveposition im Internationalen Währungsfond, Sonderziehungsrechte)
Die Systematik der Zahlungsbilanz basiert auf dem System der doppelten Buchführung. Das bedeutet, dass beispielsweise jede Transaktion im Handel mit Gütern zu einer Ge-genbuchung in einer anderen Position führt.
Der Kauf von Gütern im Ausland führt zu einer Veränderung der Verbindlichkeiten in der Kapitalbilanz. Die Bezahlung eines Hotels im Ausland schlägt sich in der Dienstleistungs- und in der Devisenbilanz nieder.
Die Zahlungsbilanz ist unter Einbeziehung aller Faktoren immer ausgeglichen.
Übertragungsbilanz
Kapitalbilanz
Devisenbilanz
Beispiel
79
Folgendes Beispiel zeigt die Entwicklung der Leistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahren:
9.3 A B C Der Wechselkurs
Zum Kauf von Waren mit einer fremden Währung muss diese Währung beschafft wer-den; beim Verkauf von Waren in Fremdwährungsländer müssen diese Euro beschaffen. Diese Vorgänge werden zusammen mit anderen Angeboten und Nachfragen (z. B. aus Kapitalanlagen oder Spekulationsgeschäften) auf dem Devisenmarkt wirksam und füh-ren zur Bildung eines Marktpreises für diese Währung, den Wechselkurs.
Der Wechselkursmechanismus lässt sich am Beispiel des US-Dollar erklären. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben seit Jahrzehnten Defizite in ihrer Handelsbilanz. Das bedeutet, dass sie wesentlich mehr Güter importieren als exportieren. Sie „verkaufen“ also in großem Ausmaß Dollars, um ihre Importe zu bezahlen. Dagegen ist die Nachfrage nach Dollars von den Ländern, die USGüter importieren, geringer, sodass der Dollar tendenziell einem Abwertungsdruck unterliegt.
Wird der Dollar in Relation zu anderen Währungen abgewertet, werden Importe für die US-Bürger teurer, während US-Güter im Ausland billiger werden. Tendenziell sollte also der Wechselkurs-mechanismus zu einem Ausgleich der Handelsbilanzen führen.
In der Praxis spielen erheblich mehr Faktoren für den Wechselkursmechanismus eine Rolle. Die anderen Teilbilanzen der Zahlungsbilanz wirken der Entwicklung entgegen. Dazu kommt, dass der US-Dollar auch für den Handel mit Drittstaaten (z.B. für die Beschaffung von Rohöl) benötigt wird.
Im Euroraum existiert infolge der gemeinsamen Währung der Wechselkursmechanis-mus im Innenverhältnis nicht mehr. Damit entfällt der „automatische“ Ausgleich der durch die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Produktivität verur-sachten Unterschiede der Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften.
Wechselkurs
Beispiel
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9
Entwicklung der Leistungsbilanz
10
8
6
4
2
0
–2
–4
–6
–8
Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen SaldoHandelsbilanz Saldo
Struktur des Leistungsbilanzsaldos in % des BIP
Biland der laufenden Übertragungen SaldoDienstleistungsbilanz Saldo
1998 1999 20062000 20072001 20082002 20092003 20102004 20112005 2012
´
´
´´
´
´ ´
´´
´´
´´
´ ´´
Leistungsbilanz Saldo
Quellen: Bundesbank, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. Quelle: Bundesfinanzministerium
80
9.4 A B C Europäischer Binnenmarkt und Welthandel
9.4.1 A B C Der europäische Binnenmarkt
Die Verträge der Europäischen Gemeinschaft brechen für die Mitgliedsstaaten die bis-herigen Grenzen auf und führen zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum, dem Binnen-markt, mit folgenden Grundfreiheiten:
• Freier Warenverkehr,
• freier Kapitalverkehr,
• freier Dienstleistungsverkehr und
• freier Personenverkehr (freie Wohnsitzwahl, freie Wahl des Arbeitsplatzes, Niederlas-sungsfreiheit, Wegfall von Personenkontrollen).
Der Nutzbarkeit und der Sicherung dieser Freiheiten dient die Währungsunion, die europäische Wettbewerbspolitik, die gemeinsame Strukturpolitik sowie eine Koor-dinierung der Finanzpolitik.
Ziel des Binnenmarktes ist, dass die Wirtschaftssubjekte innerhalb des Binnenmarktes so ungehindert agieren können wie auf dem Markt eines Staates. Mittel hierzu ist der Wegfall von Zöllen und Einfuhrabgaben sowie von Grenzkontrollen, die Harmonisierung des innereuropäischen Zahlungsverkehrs (Single Euro Payments Area – SEPA) oder die Vereinheitlichung von Normen und Prüfzeichen.
Noch nicht gelungen ist die Harmonisierung beispielsweise im Steuerrecht, was erheb-liche Unterschiede der Umsatzsteuer- oder anderer Verbrauchsteuersätze zeigen.
9.4.2 A B C Der Welthandel
Die weltweiten Wirtschaftsbeziehungen erfolgen ebenfalls nicht völlig ungeregelt. Die Welthandelsorganisation (WTO), der nahezu alle Nationen angehören, koordiniert den Welthandel und vermittelt in Streitfällen zwischen den Mitgliedsstaaten. Hauptziel ist die Beseitigung von Handelshemmnissen.
Eine Vielzahl von bi- oder multilateralen Verträgen verbindet die einzelnen Staaten in der Weltwirtschaft.
Diese Verbindungen sind durch die Diskussion um die Verhandlungen zu einem Freihan-delsabkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika (TTIP) erstmals stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion gekommen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll die finanzwirtschaftliche Basis für den Welthandel sichern und die Weltbank soll insbesondere Entwicklungsländer bei Investi-tionsfinanzierungen unterstützen.
Europäischer Binnenmarkt
Welthandel
TEIL I – Volkswirtschaftslehre Außenwirtschaft und Zahlungsbilanz
9
81
Basis des Wirtschaftsgeschehens in einer Volkswirtschaft sind die Aktivitäten der ein-zelnen Mitglieder. Diese sind zur Begründung der Abläufe im Einzelnen zu betrachten (Mikroökonomie).
Der zentrale Koordinationsmechanismus zwischen diesen Akteuren in einer Markt-wirtschaft sind die Märkte. Auf diesen treffen Haushalte, die im Rahmen ihres Ein-kommens ihre Bedürfnisse mit dem Ziel der Nutzenmaximierung decken wollen, und Unternehmen, die mit dem Ziel der Gewinnmaximierung ihre Produkte anbieten, zu-sammen.
Auf dem Markt bildet sich im Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragekurven der Preis; zu diesem Gleichgewichtspreis kann jeder Haushalt, der bereit ist, diesen zu bezahlen, seinen Bedarf decken; jedes Unternehmen, dass zu diesem Preis bereit ist zu verkaufen, kann seine Güter an den Kunden bringen.
Die Preise haben für die Effizienz einer Marktwirtschaft eine zentrale Funktion. Sie sorgen dafür, dass die Produktionsfaktoren dort eingesetzt werden, wo sie am effi-zientesten sind. Für Produzenten und Konsumenten geben sie wichtige Signale für Produktions- oder Konsumentscheidungen. Schließlich sorgen sie dafür, dass unren-table Unternehmen und nicht kaufkräftige Kunden vom Markt ferngehalten werden und so ein Anreiz geschaffen wird, „besser“ zu werden.
Um für die Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte in einer Volkswirtschaft eine zusam-menfassende Betrachtung der Aktivitäten zu ermöglichen (Makroökonomie), werden diese zu den Sektoren „Haushalte“, „Unternehmen“, „Staat“ und „Ausland“ zusam-mengefasst. Ergänzt werden diese vier Sektoren noch um ein Vermögensverände-rungskonto (die „Bank“). Das Statistische Bundesamt ermittelt auf der Grundlage der Betrachtung der Wertströme zwischen den Sektoren eine Vielzahl statistischer Kenn-zahlen. Die wichtigste Kennzahl zur Beschreibung der Leistung einer Volkswirtschaft ist das Bruttoinlandsprodukt als der Gesamtwert der in der Volkswirtschaft in einer bestimmten Zeitspanne produzierten Güter und Dienstleistungen. Die Errechnung des Bruttoinlandsprodukts kann bei der Entstehung, der Verwendung der produzierten Gü-ter oder der Verteilung der erzielten Einkommen erfolgen.
Das Bruttoinlandsprodukt weist keinen konstanten Anstieg auf, sondern entwickelt sich mit einem Auf und Ab um einen langfristigen Trend. Diese Entwicklung bezeichnet man als die Konjunktur mit den Phasen „Aufschwung“, „Boom“, „Abschwung“ und „De-pression“. Insbesondere Abschwung und Depression haben negative Auswirkungen auf Einkommen und Beschäftigung und damit auf den Wohlstand in der Volkswirt-schaft.
Die Wirtschaftspolitik hat deshalb gemäß § 1 des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes das Ziel eines stetigen angemessenen Wirtschaftswachstums sowie die weiteren Ziele Stabilität des Preisniveaus, einen hohen Beschäftigungsstand sowie außenwirtschaft-liches Gleichgewicht anzustreben. Diese Ziele werden ergänzt durch die Ziele „Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen“ und „Angemessenheit der Einkommensverteilung“. Die Darstellung dieser Ziele kann in Form des „magischen“ Sechsecks erfolgen. „Ma-gisch“ deshalb, da aufgrund von Zielkonflikten nicht alle Ziele gleichzeitig in hohem Maße erreicht werden können.
Die Hauptinstrumente der Wirtschaftspolitik sind die Fiskalpolitik des Staates sowie die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) im Europäischen System der Zentralbanken.
Zusammenfassung
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Der Staat kann durch die Gestaltung seiner Einnahmen und Ausgaben auf das Wirt-schaftsgeschehen einwirken. Dabei kann die Nachfrage beeinflusst werden (z. B. durch Veränderungen von direkten Steuern oder Sozialleistungen sowie die Gestaltung der staatlichen Nachfrage) und/oder die Bedingungen für die Anbieter verändert werden (z. B. durch Änderungen der Unternehmensbesteuerung, der Lohnnebenkosten oder einen Bürokratieabbau).
Die Zentralbank steuert mit dem Hauptziel der Preisstabilität die Geldversorgung der Banken und damit der Wirtschaft.
Weitere Instrumente der Wirtschaftspolitik dienen unter anderem der Verbesserung der Wirtschaftsstruktur, dem Umweltschutz, der Sicherung des Wettbewerbs sowie der Verbesserung der Einkommensverteilung und des Beschäftigungsstandes.
Die Außenwirtschaft verbindet unsere Volkswirtschaft mit den anderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft sowie der übrigen Welt.
01. Erläutern Sie den Hauptunterschied zwischen der Volkswirtschaftslehre und der Betriebswirtschaftslehre.
02. Stellen Sie den Hauptunterschied zwischen freien Gütern und wirtschaftlichen Gütern dar.
03. Haben alle Bedürfnisse des Menschen die gleiche Bedeutung?
04. Stellen Sie die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren systematisch dar.
05. Erläutern Sie die Ausprägungen des wirtschaftlichen Prinzips.
06. In welchen zentralen Punkten unterscheiden sich die freie Marktwirtschaft und die Zentralverwaltungswirtschaft?
07. Von welchen Faktoren hängt die Nachfrage der Haushalte ab?
08. Erläutern Sie die Bedeutung des Begriffes „Preiselastizität der Nachfrage“.
09. Von welchen Faktoren hängt das Güterangebot der Unternehmen ab?
10. Erläutern Sie den Begriff der Minimalkostenkombination.
11. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit man von einem vollkom-menen Markt sprechen kann?
12. Stellen Sie die Preisbildung auf einem Markt grafisch dar.
13. Welche Veränderungen ergeben sich, wenn aufgrund steigender Einkommen sich die Nachfragekurve nach oben verschiebt?
14. Nennen Sie die drei Hauptfunktionen des Gleichgewichtspreises für eine effiziente Marktwirtschaft.
15. Erläutern Sie die drei wesentlichen Marktformen auf der Angebotsseite.
Zusammenfassung
Kontrollfragen
TEIL I – Volkswirtschaftslehre 1-9
83
16. Warum muss der Staat auf bestimmten Märkten die Preise beeinflussen?
17. In welche vier Sektoren wird die Volkswirtschaft in der Kreislaufbetrachtung einge-teilt?
18. Werden in der Kreislaufbetrachtung die Güter- oder die Geldströme einbezogen?
19. Das Bruttoinlandsprodukt gilt als die Messgröße der Leistung einer Volkswirtschaft. Wie ist dieses definiert?
20. Inwiefern müssen Sie das Bruttoinlandsprodukt bereinigen, wenn Sie eine aussa-gefähige Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr ermitteln wollen?
21. Erläutern Sie die drei Berechnungsarten des Bruttoinlandsproduktes.
22. Nennen Sie die vier Phasen des Konjunkturverlaufes.
23. Wann spricht man von einer Rezession?
24. Erläutern Sie die wesentlichen Konjunkturindikatoren nach dem zeitlichen Horizont der Analyse.
25. Nennen Sie die Hauptgründe für das Erfordernis staatlicher Wirtschaftspolitik.
26. Stellen Sie die Ziele der Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland dar.
27. Nennen und erläutern Sie ein Beispiel eines Zielkonfliktes.
28. Erläutern Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen einer nachfrageorientierten und einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik.
29. Was versteht man unter einer antizyklischen Fiskalpolitik?
30. Warum ist Wettbewerb in der Marktwirtschaft so wichtig?
31. Nennen Sie die Hauptfunktionen des Geldes.
32. Welches ist das Hauptziel des Europäischen Systems der Zentralbanken und wa-rum?
33. Benennen Sie die drei Hauptinstrumente der Geldpolitik.
34. Welche Ursachen können zur Inflation führen?
35. Nennen Sie die Hauptarten der Arbeitslosigkeit und jeweils eine arbeitsmarktpoli-tische Maßnahme zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit.
36. Aus welchen Komponenten setzt sich die Zahlungsbilanz zusammen?
Lösungen siehe Seiten 284 bis 286
Kontrollfragen
TEIL I – Volkswirtschaftslehre 1-9