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Beat Gurzeler • Hanspeter Maurer
Grundlagen – Strukturwissen2012/13
Das Lehr- und Lernmittel «Staat und Wirtschaft» vermittelt struktu-
riertes Grundlagen- und Aufbauwissen. Wichtige Themenbereiche
zu Staat, Politik und Wirtschaft werden anschaulich und motivierend
dargestellt.
Eine klare, farblich unterstützte Zweiteilung der Hauptinhalte des
Buches in Staat und Wirtschaft hilft den Lernenden, gezielt aus -
gewählte Themen zu bearbeiten. Als Orientierungshilfe dienen die
zahlreichen Querverweise, die Definitionen von Fachbegriffen im
Text, das Glossar und das umfangreiche Stichwortverzeichnis.
Zu jedem Kapitel werden als Repetition Verständnisfragen und zur
Vertiefung des Wissens weiterführende Fragen und ethische Grund-
fragen gestellt.
Das Buch eignet sich sowohl für den Unterricht an weiterführenden
Schulen wie auch für das Selbststudium.
www.hep-verlag.ch/staat-wirtschaft
Beat Gurzeler • Hanspeter M
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Neu mit iPhone-App
lernen & trainieren & nachschlagendie S&W-Appkostenlose iPhone-App zum Bucherhältlich im App Store
3Vorwort
Vorwort
Das vorliegende Lehr- und Lernmittel vermittelt Grundlagen- und Strukturwissen zu we -sentlichen staatspolitischen, weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Themenbereichen.
Leicht lesbare Texte, strukturierte Darstellungen sowie Visualisierungen mittelsaussagekräftigen Grafiken, treffenden Fotos und zusammenfassenden Mind Maps er -leichtern das Verständnis für komplexe Sachinhalte. Jedes Kapitel beginnt mit einerÜbersichtsseite, welche den Sachverhalt erläutert, die Lernziele aufzählt und mit einemMind Map die Sachstruktur aufzeigt. Eine klare, farblich unterstützte Zweiteilung der Hauptinhalte des Buches in Staat undWirtschaft hilft den Lernenden gezielt, ausgewählte Themen zu bearbeiten. Als weitere Orientierungshilfe dienen: zahlreiche Querverweise in den Kapiteln, Defi-nitionen von Fachbegriffen im Text, Schweizer-, Welt-, und Europakarten in derBuchmitte, Top-Internetadressen, Glossar und Stichwortverzeichnis mit Internet-adressen im Anhang.
Zu jedem Kapitel werden als Repetition Verständnisfragen und Vertiefungsarbeitengestellt. Zur persönlichen Reflexion über ethische und moralische Werte enthält jedesKapitel gezielte ethische Grundfragen.
Neu gibt es die «S&W-App» fürs iPhone. Die kostenlose App zu «Staat und Wirtschaft»ist im App Store erhältlich. Die Lernenden können die Schlüsselbegriffe des Buchesnachschlagen und ihr Wissen mit einer digitalen Lernkartei trainieren und überprüfen.
Das beiliegende Buchzeichen beinhaltet die elementarsten Begriffe der einzelnen Ka-pitel und soll als Gedankenstütze und Vernetzungshilfe dienen.
Um aktuelle staatspolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zuverstehen, ist eine grundlegende Sachkompetenz Voraussetzung. Dieses Buch hilft Ihnendabei. Eng mit dem vorliegenden Lehrmittel veknüpft sind die «Politics – Economics», freizugängliche und downloadbare Arbeitsblätter, welche aktuelle Themen aus den Berei-chen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in prägnanter Form inklusive Fragestellungenaufgreifen. (weitere Informationen siehe Seite 211 sowie www.hep-verlag.ch)
Unser Dank gebührt:• Eva Woodtli Wiggenhauser für ihre aufopfernde Arbeit als Grafikerin.• Stefan Schaer, Büro eigenart, für die dauernde grafische Überarbeitung.• Matthias Vatter, Andreas Tschöpe und Bernhard Probst für das fachspezifische Lekto-
rat und die vielen Anregungen zum vorliegenden Buch.
Mai 2012, die Autoren
Beat Gurzeler, Berufsschullehrer
Hanspeter Maurer, Berufsschullehrer, Projektleiter Qualitäts -entwicklung Kanton Zürich
4 Inhalt Staat
1. Politik . . . . . . . . . . . . . . 7
1.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . 81.2 Ansprüche und Leistungen . . . . . . . . . . . . 91.3 Politische Entscheidungsträger Parteien,
Grundhaltungen, Verbände, NGOs . . . . . . . . . . 10Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2. Rechte und Pflichten . . . 17
2.1 Menschenrechte Grundrechte, Schutz der Menschenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2 Staatsbürgerliche Rechte in der Schweiz Niederlassungsfreiheit, Schutz vor Ausweisung,
Bürgerrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.3 Politische Rechte in der Schweiz Stimm- und
Wahlmehrheiten, Majorzwahl, Stille Wahl,
Proporzwahl, Wahlmöglichkeiten . . . . . . . . . . . 212.4 Staatsbürgerliche Pflichten in der Schweiz . 25Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3. Strukturen des Staates . . 27
3.1 Merkmale des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . 283.2 Staats- und Regierungsformen Demokratie,
Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293.3 Die Gewaltenteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . 323.4 Die Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.5 Schweiz: Bund, Kantone, Gemeinden
Föderalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
4. Die Schweizer Bundes-behörden . . . . . . . . . . . . 37
4.1 Die Bundesbehörden im Überblick Exekutive, Legislative, Judikative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
4.2 Die Bundesversammlung: National- und Ständerat Aufgaben und Mittel . . . . . . . . . . . . 39
4.3 Der Bundesrat Kollegial- und Departemental-
prinzip, Bundesverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . 424.4 Die richterliche Behörde Bundesgericht,
Gerichts- und Prozessarten . . . . . . . . . . . . . . . . 44Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
5. Gesetzgebung . . . . . . . . 47
5.1 Recht und Gesetz Gesetze . . . . . . . . . . . . . . 485.2 Abstufung der Rechtserlasse Verfassung,
Gesetz, Bundesbeschluss, Verordnung, Reglement 495.3 Gesetzgebungsverfahren beim Bund . . . . . 505.4 Das Referendum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
5.5 Die Volksinitiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
6. Integration Europas . . . . 55
6.1 Europa – auf der Suche nach der eigenen Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
6.2 Der Europarat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576.3 EU – Europäische Union Die drei Säulen der
EU, Organe und Institutionen der EU, Entscheide
und Herausforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586.4 Die europäische Aussen- und
Sicherheitspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626.5 Die OSZE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
7. Weltpolitik . . . . . . . . . . . 65
7.1 Weltpolitische Entwicklung . . . . . . . . . . . . 667.2 Globale Probleme – globale Aufgaben
Ressourcen, Klima, Bevölkerung, Armut, Migration 677.3 UNO – Vereinte Nationen (UN – United
Nations) Organe, Institutionen, Einsätze . . . . . . 707.4 NATO (Nordatlantikpakt) . . . . . . . . . . . . . . 737.5 IKRK (Internationales Komitee vom . . . . .
Roten Kreuz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747.6 Andere bedeutende internationale
Organisationen und Konferenzen . . . . . . . 75Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
8. Staatspolitik der Schweiz . . . . . . . . . . . . . 77
8.1 Aussenpolitik Multilaterale Zusammenarbeit,
Entwicklungszusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . 788.2 Neutralität Elemente, Bedeutung, Völkerrecht . . 818.3 Sicherheitspolitik der Schweiz Sicherheit
durch Kooperation, Armee, Bevölkerungsschutz,
wirtschaftliche Landesversorung, Staatsschutz,
Polizei, Information und Kommunikation . . . . . . 828.4 Ausländer- und Asylpolitik Duales Zulassungs-
system . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868.5 Sozialpolitik Das soziale Netz in der Schweiz,
Sozialhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 888.6 Aktuelle Politthemen . . . . . . . . . . . . . . . . . 89Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
In der Buchmitte
Landkarte Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ILandkarte Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IILandkarte Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV
Inhalt
5Inhalt Wirtschaft
1. Grundfragen und Sicht-weisen der Wirtschaft . . 91
1.1 Bedürfnisse Bedürfnisse als Voraussetzung des Wirtschaftens, Bedürfnisarten . . . . . . . . . . . . . 92
1.2 Güter Güter als Mittel der Bedürfnisbefriedigung,
Güterarten, Knappheit der Güter . . . . . . . . . . . 931.3 Wohlstand und Wohlfahrt Spannungsfelder
und Zielkonflikte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 941.4 Ethik in der Wirtschaft Wirtschaftsethik . . . . 951.5 Bereiche der Ökonomie Was heisst
Ökonomie? – Volkswirtschafts- und Betriebs-
wirtschaftslehre, Mikro-, Makro-, Globalökonomie 961.6 Das ökonomische Prinzip Maximal-, Minimal-
prinzip, Knappheit der Mittel . . . . . . . . . . . . . . 97Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
2. Der Wirtschaftskreislauf und seine Teilnehmer . . . 99
2.1 Die Wirtschaftsteilnehmer Haushalte, Unternehmen, Staat, Banken, Ausland . . . . . . . . 100
2.2 Der einfache Wirtschaftskreislauf . . . . . . . 1012.3 Der erweiterte Wirtschaftskreislauf . . . . . 1022.4 Die Wirtschaftssektoren . . . . . . . . . . . . . . 103Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3. Die wirtschaftliche Produktion . . . . . . . . . . . 105
3.1 Die Produktionsfaktoren Mittel der
Produktion – Übersicht Boden/Umwelt, Arbeit,
Kapital, Wissen/Humankapital . . . . . . . . . . . . . 1063.2 Messung der Wirtschaftsaktivitäten
Bruttoinlandprodukt, Wachstum . . . . . . . . . . . 114Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
4. Wirtschaftsordnungen . . 117
4.1 Wirtschaftssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . 1184.2 Wirtschaftsordnung und Wirtschafts-
strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1194.3 Die freie Marktwirtschaft . . . . . . . . . . . . . 1204.4 Der Marktmechanismus . . . . . . . . . . . . . . 1214.5 Voraussetzungen für den vollständigen
Wettbewerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1224.6 Marktversagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1234.7 Die soziale Marktwirtschaft als Wirtschafts-
ordnung der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . 1244.8 Einkommens- und Vermögensverteilung . . 125Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
5. Geld und Geldsteuerung 127
5.1 Geldformen Funktionen des Geldes, Geldmengen 128
5.2 Banken/Geldinstitute Die Nationalbank, die Geschäftsbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
5.3 Geldmengensteuerung Steuerung der Geldmenge durch die Nationalbank, Geldschöpfung
der Banken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1305.4 Geldwert Die Kaufkraft des Geldes, Landesindex
der Konsumentenpreise (LIK), Vom Landesindex
zur Teuerungsrate, Nominallohn – Reallohn . . . . 1325.5 Geldwertstörungen Inflation, Lohn-Preis-
Spirale, Deflation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1345.6 Die Börse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1375.7 Wechselkurse (Aussenwert des Geldes)
freier, fester Wechselkurs, Wechselkursänderungen 138Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
6. Die Konjunktur . . . . . . . 141
6.1 Konjunktur – eine Gesamtbetrachtung . . . 1426.2 Konjunkturindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . 1436.3 Konjunkturzyklus 4 Phasen . . . . . . . . . . . . . 1446.4 Konjunkturpolitische Massnahmen . . . . . . 1456.5 Auswirkungen konjunktureller und struk-
tureller Veränderungen Arbeitslosigkeit, Geld-entwertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
7. Weltwirtschaft . . . . . . . . 149
7.1 Globalisierung Kultur, Natur/Umwelt,
Wirtschaft, Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1507.2 Welthandel Internationale Arbeitsteilung . . . . 1517.3 Globale Entwicklung Migration, Nord � Süd,
Umwelt, Energie, Bevölkerungswachstum, . . . . . 1527.4 Wirtschaftsräume und Integrationsmodelle 1537.5 Supranationale Wirtschaftsorganisationen 1547.6 Der Wirtschaftsraum Europa EU, EWU, EWR,
EFTA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
8. Wirtschaftspolitik der Schweiz . . . . . . . . . . . . . 159
8.1 Ziele und Instrumente der Wirtschafts-politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
8.2 Finanzpolitik Staatstätigkeit, Steuerpolitik . . . . 1628.3 Konjunktur- und Strukturpolitik . . . . . . . . 1658.4 Aussenwirtschaftspolitik Aussenhandel,
bilaterale Abkommen Schweiz–EU . . . . . . . . . . 1668.5 Wirtschaftspolitische Einzelbereiche
Beschäftigungs-, Wettbewerbs-, Infrastruktur-,
Verkehrs-, Umwelt-, Energie-, Landwirtschafts -
politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1688.6 Aktuelle Wirtschaftsthemen . . . . . . . . . . . 172Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
6 Inhalt Anhang
Anhang
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175Top-Internet-Adressen Staat . . . . . . . . . . . . . . . 194Top-Internet-Adressen Wirtschaft . . . . . . . . . . . 197Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210Hinweis auf Komplementärmedien . . . . . . . . . . 211Lernprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
Staat 1. Politik
1. Politik
Kein Interesse? Politik ist für Sie kein Thema? Dann ist Ihnen egal …
… wie viel Steuern Sie bezahlen?
… ob oder wie Sie Militärdienst leisten müssen?
… ob Sie Arbeit finden?
… wie viel Sie für Ihr SBB-Billett bezahlen müssen?
… wie Sie Ihr Auto benutzen dürfen?
Tatsächlich kein Interesse?
Sie alleine können die Welt nicht verändern, aber in einem demokratischen
Rechtsstaat haben Sie zumindest die Möglichkeit, Ihre Interessen einzubringen
und andere von Ihren Ideen und Gedanken zu überzeugen. Spätestens jetzt poli-
tisieren Sie.
Sie können sich auch einer Organisation anschliessen, welche Ihre Interessen wahr-
nimmt, ohne dass Sie dabei selber aktiv ins Politgeschehen eingreifen müssen.
Es empfiehlt sich allerdings, die Werte und Ideale dieser Organisationen gut zu
studieren, bevor man sich Ihren � Parolen anschliesst, denn nicht selten erwei-
sen sich ihre Versprechen als blosse Werbung.
ⓦ Politik als Macht der Interessen erkennen.
ⓦ den Begriff Politik beschreiben und ver stehen.
ⓦ Ansprüche und Leistungen des Staates er läutern.
ⓦ politische Entscheidungsträger nennen.
ⓦ politische Grundhaltungen («Links-Rechts»-Sche-
ma) beschreiben.
ⓦ parteipolitische Aussagen unterscheiden und mit
den eigenen Wertvorstellungen vergleichen.
ⓦ die Funktion und die politische Einfluss nahme
der Verbände erkennen.
1.1 Politik – Macht der Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81.2 Ansprüche und Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.3 Politische Entscheidungsträger Parteien, Grundhaltungen, Verbände, NGOs . . . . . . . . . . 10Checkpoint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
7
Sachverhalt Nach dem Studium des Kapitels können Sie
Sachstruktur / Schlüsselbegriffe
Inhalt
Pluralismus
Politische Entscheidungsträger
Ansprüche – Interessen – Leistungen
linksrechts,
bürgerlich
Parteien
VerbändeGewerkschaften
Polity: Parlament,Regierung, Gerichte
� �Politics
Policy
Massenmedien
����
����
��
8 Staat 1. Politik
1.1 Politik – Macht der Interessen
Die Politik im umfassenden Sinn befasst sich mit derGestaltung und Organisation unserer Gesellschaft undstellt eine ständige Auseinandersetzung zwischen ver-schiedenen Interessen, einen dauernden Machtkampfverschiedenster Gruppierungen oder Organisationendar. In jedem Land gibt es mächtige und wenigermächtige Menschen, Gruppierungen oder Organisa-tionen, welche versuchen, das öffentliche Leben nachihren Interessen, Ideen, Werten (S. 95) oder Vorstel-lungen zu gestalten. In der Politik geht es um Interessen. Soll z. B. derBenzinpreis gesenkt oder die Gentechnologie geför-
dert, die Ladenöffnungszeiten verlängert oder dieSteuern gesenkt werden? Die Durchsetzung dieserAnliegen ist Aufgabe der Politik.In der Politik geht es um Macht. Sie ist überall dortunvermeidlich, wo Interessen der Gemeinschaft ge -gen andere durchgesetzt werden.
Politik wird in der modernen Politikwissenschaft indrei Dimensionen definiert: Prozesse, Form undInhalt der Politik. Es gibt also drei Wirkungsfelder desPolitischen: politics – polity – policy. Die englischenBegriffe haben sich dabei durchgesetzt.
Policy = InhaltPolicy bezeichnet das aktive Handeln des Staates, die eigentlichen Inhalte der Politik.
Policy meint die Politik, die vor allem vom Staat gemacht wird (z. B. Landwirtschaftspolitik, Sozialpoli-
tik, Kulturpolitik). Es geht dabei um die Ausführung nach zuvor beschlossenen Gesetzen. Die Policy-
Forschung untersucht beispielsweise, wie wirksam diese Politiken des Staates sind.
Politics = ProzessPolitics bezeichnet die Durchsetzung der Interessen und damit den politischen Kampf.
Politics betrachtet das Ringen der politischen Akteure zu einem Thema. Beispielsweise Gewerkschaften
und Arbeitgeber versuchen, das Arbeitsgesetz nach ihrem Geschmack zu ändern. Weitere Akteure sind
die Parteien. Auch kann jeder Bürger und jede Bürgerin durch Aktionen Politics betreiben.
Die Durchsetzung der Interessen kann friedlich oder mit Gewalt geschehen. In der Politik werden in
der Regel Entscheidungen von der Mehrheit auf Grund stichhaltiger Argumente errungen. Oft bilden
dabei � Kompromisse die Lösung, denn Politik entfaltet sich im Dialog und ist letztlich ein Ausgleich
von Interessen. Versagt dieser Entscheidungsprozess, bleibt als letztes Mittel der Politik oft nur noch
die Gewalt, wie z. B. Geiselnahmen, Terrorismus oder sogar Kriege (z. B. Nato-Einsatz in Kosovo).
Gewalt ist in einem Rechtsstaat nicht statthaft, um Interessenkonflikte zu lösen. Nur der Staat hat das
Recht, im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger selber Gewalt anzuwenden (z. B. Polizei- und Armee-
einsatz, Terror bekämpfung).
Polity = FormPolity bezeichnet das politisch-institutionelle System, die Grundlagen und Strukturen des Staates (Ver-
fassung, Rechtsordnung usw.).
Polity untersucht die Politik nach dem Gesichtspunkte, wie sich eine Gesellschaft politisch organisiert.
Beispielsweise werden verschiedene Demokratien und Wahlsysteme miteinander verglichen.
In einer � pluralistischen, d. h. vielfältigen Gesellschaftist es nicht leicht, Mehrheiten zu finden. Um bestimm-te Interessen erfolgreich durchsetzen zu können,müssen diese eine Mehrheit der Bevölkerung über-zeugen können. Damit solche Mehrheiten zustandekommen, schliessen sich Leute mit ähnlichen Interes-
sen und Vorstellungen zu Interessengruppen (Partei,Verband, Verein) zusammen (S. 10 ff.).Auch der Staat als solches oder internationale Interes-sengemeinschaften wie z. B. Greenpeace (S. 75) be -treiben Politik und versuchen, ihre Interessen inner-halb der Weltgemeinschaft wahrzunehmen.
9Staat 1. Politik
1.2 Ansprüche und Leistungen www.ch.ch
Meist verbindet man mit dem Begriff Staat unbestimmte negative Gefühle: DerStaat macht uns Vorschriften, die bis weit ins Private hineinreichen (Schulpflicht,Eherecht usw.), verlangt uns Leistungen ab (Steuern, Militärdienst), verteuert denPreis von an sich billigen Produkten (Benzin), beschränkt unsere Freiheiten aufvielfältige Weise (Tempolimiten, Passkontrollen), regelt die Arbeitszeiten oderüberwacht und kontrolliert das tägliche Leben (Polizei).
Wie viel Staat wollen wir?Doch der Staat gibt auch viel. Er sorgt u. a. für Ordnung und Sicherheit, garantiertdie Rechte seiner Bürgerinnen und Bürger und behauptet seine Unabhängigkeitgegen aussen.
Längst sind nicht mehr alle bereit, den Preis zu zah-len, den solche Leistungen kosten. Für viele Bürgerin-nen und Bürger hat die Steuerbelastung die Schmerz-grenze erreicht. Besonders umstritten ist die Frage,wie weit der Staat � sozial ausgleichend wirken soll(S. 124). Die wirtschaftlich Starken haben nicht diegleichen Interessen wie die sozial Benachteiligten.Deshalb bleibt die Diskussion darüber, was durch denStaat geregelt werden soll, ein dauerndes Thema poli-tischer Auseinandersetzung. Wer mitreden will, mussdie Möglichkeiten und die Mittel des Staates, seineOrganisation, sein Funktionieren und seine Leistungs-fähigkeit kennen.
� KompromissLösung eines Problems auf derGrundlage von gegenseitigenZugeständnissen
� Pluralismus, pluralistischVielgestaltig, vielfältigz. B. Schweiz: verschiedenegeografische Gegebenheiten(Jura, Mittelland, Alpen),26 verschiedene Kantone,
4 Sprachregionen, viele Par-teien, verschiedene Bevölke-rungsschichten usw.
� sozialDie Gemeinschaft, die Gesell-schaft betreffend; auch an dieanderen (die Schwächeren inunserer Gesellschaft) denken,gemeinnützig, wohltätig sein
� ParoleWahlspruch; wird von den Parteien bei Abstimmungenund Wahlen herausgegebenzur Meinungsbildung derBevölkerung
siehe auch:
Wirtschaftspolitik . . 159ff.Staatspolitik . . . . . . . . 77Sozialpolitik . . . . . . . . . 88Steuerpolitik . . . . . . . . 164Globalisierung . . . . . . . 150Migration . . . . . . . . . . 152Infrastruktur . . . . . . . . 182Finanzpolitik . . . . . . . . 162
«Unsere Frage sollte nicht ‹mehr oder weniger Staat› sein, sondern wie wir einen qualitativ ‹besseren›
Staat erreichen können.»
Otto Stich, Bundesrat 1984–1995.
Der heutige Staat wird zunehmend zu einem Leis -tungsstaat mit vielfältigen Aufgaben. Er soll für Voll-beschäftigung sorgen, Wirtschaftskrisen verhindern,gefährdete Wirtschaftszweige fördern, sich um diePflege der Kranken und Alten kümmern, Jugendlichebetreuen und beraten, Bildung und Ausbildung för-dern, Spitäler und Verkehrswege bauen, die Naturschützen und bei Katastrophen helfen usw.Dauernd wird der Staat mit neuen Herausforderun-gen konfrontiert. Diese können von innen kommen(Bedürfnisse, Forderungen von einzelnen Bevölke-rungsgruppen) oder von aussen an den Staat herange-tragen werden (Globalisierung, Umweltgefahren, Seu-chen, Migration, Krieg; S. 67).
10 Staat 1. Politik
1.3 Politische Entscheidungsträger
In einem demokratischen Staat nehmen viele Interessenträger am Entscheidungs-prozess teil. Nebst dem � Parlament beteiligen sich die Regierung, die Verwaltung,die politischen Parteien, die � Verbände und � Gewerkschaften, sowie weitereInteressenorganisationen, sogenannte NGO (S. 15), am Entscheidungsprozess.
Parteien (am Beispiel der Schweiz)
Parteien sind politische Vereine (� Glossar) und bedeutende Träger politischerInteressen. Sie nehmen grossen Einfluss auf wichtige Bereiche des öffentlichenLebens, auf allen Ebenen. Parteien versuchen Bürgerinnen und Bürger zum politi-schen Meinungsbildungsprozess anzuregen, sie von ihren Vorstellungen und Idea-len zu überzeugen und zu politischen Entscheiden zu mobilisieren. In demokrati-schen Staaten geschieht dies vor allem durch die aktive Teilnahme an Wahlen undAbstimmungen oder durch öffentliche Stellungnahmen und Parolen. Parteien über-nehmen die politische Verantwortung für staatliches Handeln in Parlament undRegierung.
Grundhaltungen
Die Parteien stützen sich häufig auf eine bestimmte Weltanschauung oder � Ideolo-gie. Sie leiten daraus ein Parteiprogramm ab und formulieren dazu ihre politischenZiele und Forderungen. In einer � multikulturellen, pluralis tischen Gesellschaft gibtes eine grosse Anzahl von Parteien. In den meis ten demokratischen Staaten lassensich aber grundsätzlich zwei Grundhaltungen ausmachen, die sogenannte Linkeund die Rechte.
Links
sozial
Rechts
bürgerlich� sich auf die persönliche Freiheit und Selbstverantwortung
berufen (= liberales Gedankengut)
� möglichst wenig staatliche Eingriffe
� konservativ: an der bestehenden Gesellschaftsordnung
festhaltend, traditionell
� eine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend,
mit Be tonung auf marktwirtschaftlich
� die Interessen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber
vertretend
� für eine starke Landesverteidigung mit einer gut
ausgerüs teten Armee
� auf den eigenen Staat ausgerichtet, Pflege des nationalen
Gedankenguts
Das Links-Rechts-Schema
�
�
�
�
�
�
�
sich für Benachteiligte und Schwächere unserer
Gesellschaft einsetzen
vermehrte staatliche Hilfen und Eingriffe
� progressiv: gesellschaftliche Neuerungen fördernd
eine sozial-marktwirtschaftliche Ordnung vertretend,
mit Betonung auf sozial
vorwiegend Interessen der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer vertretend
die militärischen Ausgaben zugunsten der Umwelt und
höherer Sozialausgaben kürzen
grenzüberschreitend, international ausgerichtet
Als Orientierungshilfe ist das Links-Rechts-Schema nützlich. Bei konkreten Sach -fragen jedoch verwischen sich die Grenzen. Es ist denkbar, dass sogenannt rechtePolitikerinnen und Politiker auch Ansichten der Linken teilen oder um gekehrt.Zum Beispiel sind heute der Umweltschutz oder die Gleichstellung von Mann undFrau Anliegen, die nicht nur Linke, sondern auch zahlreiche Bürgerliche vertreten.
11Staat 1. Politik
Das Parteienspektrum der Schweiz
Parteienstärke im Nationalrat, Stand Mai 2012
SPS
CVPFDP
GPS
SVP
Lega
EVP
MCG
CSP
GLP BDP
� ParlamentGesetzgebende Gewalt in einerDemokratie, z. B. Schweiz: Na tional- und Ständerat aufBun desebene
� VerbandZusammenschluss von Perso-nen, um eng begrenzte Interes-sensgebiete z. B. in der Wirt-schaft oder im öffentlichenLeben zu vertreten, z. B. Arbeit -
geberverband (Ge wer be ver -band), Arbeitnehmerverband(Ge werkschaftsbund), Mieter-verband
� GewerkschaftAnderes Wort für Verband vonArbeitnehmenden
� IdeologieWeltanschauung einer sozialenGruppe, welche dieselben
Werte vertritt (z. B. National -sozialismus in Deutschlandunter Hitler).
� multikulturellVerschiedene Kulturen, welchez. B. in einem Staat zusammen-leben.
� progressivfortschrittlich, Gegensatz zukon servativ
siehe auch:
Regierung . . . . . . . . . . 42Bundesverwaltung . . . . 43soziale Marktwirtschaft 124
Parteienstärke im National- bzw. Ständerat
2007 2011
Wähleranteil Sitze im Sitze im Wähleranteil Sitze im Sitze im
NR-Wahlen Nationalrat Ständerat NR-Wahlen Nationalrat Ständerat
Schweizerische Volkspartei (SVP) 28,9 62 7 26,6 54 5
Sozialdemokratische Partei (SPS) 19,5 43 9 18,7 46 11
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP)* 15,8 31 12 15,1 30 11
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 14,5 31 15 12,3 28 13
Grüne Partei (GP) 9,6 20 2 8,4 15 2
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP)** – – – 5,4 9 1
Liberale Partei der Schweiz (LPS)* 1,9 4 0 – – –
Grünliberale Partei (GLP) 1,4 3 1 5,4 12 2
Evangelische Volkspartei (EVP) 2,4 2 0 2,0 2 0
Partei der Arbeit (PDA) 0,7 1 0 0,9 0 0
Eidgenössische Demokratische Union (EDU) 1,3 1 0 1,3 0 0
Lega dei Ticinesi 0,6 1 0 0,8 2 0
Christlich-Soziale Partei (CSP) 0,4 1 0 0,3 1 0
Mouvement Citoyens Genevois (MCG) 0,1 0 0 0,4 1 0
Übrige 3,0 0 0 2,4 0 1
Total 100.0 200 46 100.0 200 46
Regierungsparteien: Die schweizerische Regierung – der Bundesrat – setzt sich seit1959 nur aus Mitgliedern der vier wählerstärksten Parteien zusammen. Zurzeit istallerdings auch die BDP mit Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat vertreten.
* Die FDP und die LPS schlossen sich per 1. Januar 2009 zu einer neuen Partei zusammen.
** Die BDP entstand im Sommer 2008 als Abspaltung der SVP.
12 Staat 1. Staat 1. Politik
Die folgenden vier Parteien haben im National- und Ständerat die meisten Mitglieder. Siestellen deshalb sechs Bundesratsmitglieder und bestimmen mit ihrem politischen Ge -wicht mehrheitlich die politische Richtung in der Schweiz.
Name/
Gründungsjahr
Internetadresse
Partei vertritt
hauptsächlich
Hauptziele und
Anliegen
Sozialwerke
Wirtschaftsordnung
Steuern
EU-Integration
Energie
Verteidigung
Drogenpolitik
SPSozialdemokratische
Partei (1888)
www.sp-ps.ch
• Arbeiterschaft,
Angestellte, Staats-
angestellte
• aus allen Einkom-
mensschichten
• Leute mit nicht bür-
gerlichen, sozialisti-
schen, progressiven
Interessen
Mehr soziale Gerech-
tigkeit in der Gesell-
schaft
• Stärkung und Aus-
bau der Sozialwerke
wie AHV, IV, ALV
• Soziale Marktwirt-
schaft mit ausglei-
chenden Staatsein-
griffen
• Gerechtere Vertei-
lung der Einkommen
und Besteuerung
• Für sofortigen EU-
Beitritt der Schweiz
• Atomausstieg voran-
treiben, alternative
Energien fördern
• Für eine kleinere
Armee
• Legalisierung des
Konsums und Han-
dels von weichen
Drogen wie Hanf
FDP*FDP. Die Liberalen
(2009)
www.fdp.ch
• Arbeitgeber, Kader-
leute, Angestellte,
Staatsangestellte
• eher besser verdie-
nende Einkommens-
schichten
• Leute mit bürger-
lichen Interessen
(z.B. Privateigentum,
Sicherheit, Freiheit)
Freiheit und Selbstver-
antwortung für alle
• Massvoller finanziel-
ler Einsatz der Sozial-
werke
• Möglichst viele Frei-
heiten, insbesondere
Wettbewerb auf
dem Markt
• Möglichst tiefe Steu-
erbelastung, keine
neuen Steuern
• Ausbau des bilate -
ralen Wegs, kein
EU-Beitritt
• Versorgungssicher-
heit gewährleisten;
Prüfung alter nativer
Energien; keine
neuen AKWs mit
Reaktoren der
aktuellen Generation
• Für eine starke
Armee
• Drogenkonsum im
privaten Umfeld
legalisieren
CVPChristlichdemokrati-
sche Volkspartei (1912)
www.cvp.ch
• breit abgestützte
Wählerschaft,
z. B. Arbeitnehmer,
Familien
• früher vorwiegend
Katholiken
• Leute mit bürger-
lichen Interessen
Mensch und Familie
als Zentrum der politi-
schen Diskussion
• Erhaltung der Sozial-
werke in ihrem heu-
tigen Zustand
• Soziale und mensch-
liche Marktwirtschaft
• Entlastung von Fami-
lien und Mittelstand,
keine neuen Steuern
• Ausbau des bilate -
ralen Wegs, kein
EU-Beitritt
• Versorgungssicher-
heit gewährleisten;
Förderung erneuer-
barer Energien;
keine neuen AKWs
• Für eine starke
Armee
• Vorsichtige Legalisie-
rung des Konsums
von weichen Drogen
SVPSchweizerische
Volkspartei (1936)
www.svp.ch
• breit abgestützte
Wählerschaft,
z. B. Bauern und
Bäuerinnen
• Arbeiterschaft
• Gewerbetreibende
• besser verdienende
Einkommensschich-
ten
• Leute mit bürger-
lichen Interessen
Erhaltung einer neutra-
len und unabhängigen
Schweiz
• Erhaltung der Sozial-
werke, z.T. Abbau
(Gesundheitswesen)
• Marktwirtschaft
• � Sanierung des
Bundeshaushaltes
und markante
Steuerreduktionen
• Kein EU-Beitritt,
bilaterale Abkommen
genügen
• Zuerst Auslege -
ordnung; Option
Atomstrom bei -
behalten
• Starke Armee ohne
Auslandeinsätze
• Keine Legalisierung
von weichen
Drogen, restriktive
Drogenpolitik
Die grössten Parteien
* Die Partei entstand 2009 durch den Zusammenschluss der Freisinnig-Demokratischen Partei (1894) und der Liberalen Partei der Schweiz (1913).
13Staat 1. Politik
Name/
Gründungsjahr
Internetadresse
Partei vertritt
hauptsächlich
Hauptziele und
Anliegen
BDPBürgerlich-Demokrati-
sche Partei (2008)
www.bdp.info
• Bürgerliche Wähler-
schaft
• Ehemalige SVP-
Mitglieder
• Freiheit, eigenver-
antwortliches Han-
deln und Leistungs-
bereitschaft als
Grundlage für Wohl-
stand und Wachstum
• Glaubwürdige
Sicherheitspolitik
(starke Armee und
Polizei)
• Schutz der Umwelt
durch Verursacher-
prinzip und andere
Anreizsysteme
• Gegen einen
EU-Beitritt, Unter-
stützung des bilate-
ralen Wegs
EVPEvangelische
Volks partei (1919)
www.evp-pev.ch
• Protestantische
Wählerschaft
• Leute mit religiösem
Gedankengut der
evangelischen Kirche
• Aktiv in protestanti-
schen Regionen der
Deutschschweiz, z. B.
ZH, SO, TG
• Die Bibel bestimmt
das politische Han-
deln
• Schutz des mensch-
lichen Lebens in allen
Bereichen
• Der Staat muss sich
vor allem um das
Wohl des Menschen
kümmern, z. B.
Arbeit geben
• kein EU-Beitritt,
Unterstützung des
bilateralen Wegs
GLPGrünliberale Partei
Schweiz (2007)
www.gruenliberale.ch
• Gut gebildete,
städtische Leute
• Höhere Einkom-
mensschichten
• Nur in der Deutsch-
schweiz aktiv,
vor allem in Zürich
• Verbindung von
Umweltschutz/
Nachhaltigkeit und
liberaler Wirt-
schaftspolitik
• Eigenverantwortung
der Bürgerinnen
und Bürger, mass-
voller finanzieller
Einsatz bei den
Sozialwerken
• Vorerst weitere
bilaterale Verträge,
später EU-Beitritt
prüfen
GrüneGrüne Partei der
Schweiz (1983)
www.gruene.ch
• Eher junge, gebildete
und mobile Leute mit
Umweltbewusstsein
• Vor allem in Städten
aktiv
• Hoher Frauenanteil
• Schutz der Umwelt
und der natürlichen
Ressourcen durch
gezieltes ökologi-
sches Handeln (z. B.
umweltgerechte
Verkehrspolitik durch
Umlagerung des
Schwerverkehrs auf
die Schiene, Verteue-
rung der Energie -
preise, Bio-Landbau,
Stilllegung der Atom-
kraftwerke)
• Ausbau der Sozial-
werke
• Für sofortigen
EU-Beitritt
• Für Legalisierung
aller Drogen, z.T.
kontrolliert
Weitere Parteien
Die folgenden Parteien sind nur im Nationalrat und teilweise im Ständerat vertreten. Siestellen mit Ausnahme der BDP keine Vertreterinnen und Vertreter in den Bundesrat.
Neben den oben aufgeführten Parteien sind im Nationalrat noch folgende kleinere Par-teien vertreten: Lega dei Ticinesi (seit 1991), CSP (Christlich-soziale Partei/seit 1970),MCG (Mouvement Citoyens Genevois/seit 2011).
� SanierungInstandsetzung, erfolgreicheLösung finanzieller Probleme
14 Staat 1. Politik
Verbände/Gewerkschaften
Ein Verband oder eine Gewerkschaft ist eine Zweckvereinigung, welche die Inter-essen bestimmter Wirtschaftszweige (z. B. Bauernverband, Arbeitnehmer/Arbeit-nehmerinnen) oder Teilinteressen des öffentlichen Lebens (z. B. Konsumenten/Mieterinnen) wahrnimmt und nach aussen vertritt. Die Wirtschaft vereinigt in derRegel unter sogenannten Dachverbänden ähnliche Berufsgruppen oder Branchen(z.B. Dachverband des Schweizerischen Gewerbeverbandes).
Man unterscheidet
Arbeitgeberverbände
Sie vertreten die Interessen
der Arbeitgeber bzw. der
Unternehmen und des
Gewerbes.
Gewerkschaften
(Arbeitnehmerverbände)
Sie vertreten die Interessen
der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer bzw. der Ange-
stellten in der öffentlichen
Verwaltung.
Weitere Interessen-
organisationen
Sie vertreten Teilbereiche des
öffentlichen Lebens.
Beispiel
Verband der Schweizer Unter-
nehmer, economiesuisse
Schweiz. Gewerkschaftsbund
(SGB)
Verkehr: Verbände wie z. B. TCS, ACS, VCS, Schweizerischer Nutzfahrzeugverband (ASTAG);
Konsum: Stiftung für Konsumentenschutz (SKS); Umwelt: WWF Schweiz, Greenpeace Schweiz,
CCC (Clean clothes campaign); Aussenpolitik: Aktion für eine neutrale und unabhängige Schweiz
(AUNS), Schweizerische Flüchtlingshilfe; Wohnen: Schweiz. Mieterinnen- und Mieterverband,
Schweiz. Hauseigentümerverband; Frauen: Bund Schweizerischer Frauenorganisationen
Schweiz. Gewerbeverband
(SGV)
travail.suisse
Schweiz. Bauernverband (SBV)
UNIA
Ziel und ZweckVerbände unterstützen ihre Mitglieder (z. B. Beratung,Weiterbildung, berufliche Hilfeleistungen) und vertre-ten ihre Interessen gegen aussen (z. B. Rechte amArbeitsplatz, Lohnverhandlungen).
Politische Funktion Verbände haben auf politische Entscheide grossenEinfluss. Gründe dafür sind ihre hohe Mitgliederzahl,ihre grosse Finanzkraft und ihre ausgeprägte Organi-sationsstruktur. Sie lancieren und unterstützen � Initi-ativen und � Referenden (S. 52f.) und geben regel-mässig Ab stimmungsparolen heraus.Die meisten Verbände haben enge Kontakte mit den
Parteien und beeinflussen deren politisches Handelnz.T. sehr stark. Meist sind ihre Spitzenvertreter auchim National- oder Ständerat vertreten. Sie nehmen indieser Funktion die Interessen ihrer Verbände wahr.Man nennt diese Interessengruppierungen Lobby (z. B. Bauern-Lobby, Banken-Lobby usw.).Die Verbände in der Schweiz haben bereits bei derVorbereitung von Gesetzen Einfluss. Bei � Vernehm-lassungen (S. 50) geben sie Stellungnahmen zu Han-den des Bundesrates ab, und in den besonderenKommissionen arbeiten Verbandsvertreter als Exper-ten mit, z. B. in der Berufsbildung (Ausbildungsregle-mente). Das Mitspracherecht der Verbände wird inder Bundesverfassung garantiert (BV Art. 147).
Die � Massenmedien als Vermittlervon Information werden immerwichtiger. Sie tragen einerseits we -sentlich zur Meinungsbildung bei
und üben andererseits Kontrolle über die politischenBehörden aus, indem sie Missstände aufdecken unddarüber breit und möglichst objektiv informieren. Man bezeichnet sie deshalb auch als 4. Macht bzw.
4. Gewalt im Staat (S. 32). Die Medien sind zuneh-mend zu einem Machtfaktor geworden, indem Perso-nen der Politik und der Wirtschaft dieses Instrumentfür die Durchsetzung der eigenen Interessen nutzen.Auch die Medienleute selber können durch die Aus-wahl (z.B. einseitige Berichterstattung) und Darstel-lung der Information grossen Einfluss auf die öffentli-che Meinung und die Politik nehmen.
Aufgaben der Massenmedien
15Staat 1. Politik
NGOs (Non-Governmental Organizations) www.ngo.org
NGOs (auf Deutsch Nichtregierungsorganisationen oder Nichtstaatliche Organisa-tionen) sind vom Staat unabhängige, international tätige Organisationen. Sie wer-den von privaten Gruppen (Parteien, Vereinen, Kirchen usw.) gegründet undgetragen. Jede dieser NGO vertritt die Interessen eines speziellen Bereichs, z. B.Umwelt, Entwicklungszusammenarbeit, Frieden und Menschenrechte. Sie stellenbei internationalen Konferenzen zwar keine offiziellen politischen Vertretungen,ihnen ist aber seit dem Umweltgipfel von Rio (1992) erstmals auf höchster interna-tionaler Ebene politische � Legitimation zuerkannt worden.
Beispiele von wichtigen in der Schweiz arbeitenden NGOs:
• Amnesty International (AI)
• Brot für alle
• Caritas Schweiz
• equiterre
• Erklärung von Bern (EvB)
• Europäisches Bürgerforum
• Fastenopfer, Katholisches Hilfswerk Schweiz
• Forest Stewardship Council (FSC)
• Greenpeace Schweiz
• Helvetas
• Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS)
• Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit
• Internationale Gesellschaft für Menschenrechte
• Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)
• Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen)
• Naturfreunde Schweiz
• Pro Natura
• Schweizerisches Arbeiterinnen- und Arbeiterhilfswerk (SAH)
• Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (SEK)
• Schweizerische Friedensbewegung (SFB)
• Swisspeace
• Schweizerische Arbeitsgemeinschaft
der Jugendverbände (SAJV)
• Schweizerische Liga für Menschenrechte
• Schweizerisches Rotes Kreuz
• Stiftung Kinderdorf Pestalozzi (SKIP)
• Stiftung Max Havelaar
• Swissaid
• Swisscontact
• World Wide Fund for Nature (WWF)
� InitiativeEin Volksrecht in der Schweiz.Möglichkeit des Volkes, in derBundesverfassung einen neuenArtikel hinzuzufügen odereinen Artikel zu ändern.
� ReferendumEin Volksrecht in der Schweiz.Volksabstimmung über einenBeschluss des Parlaments
� VernehmlassungMöglichkeit der Stellungnahmevon interessierten Gruppie -rungen zu einem Gesetzes -vorschlag
� LegitimationBeglaubigung, rechtliche Anerkennung
� MassenmedienAuf grosse Massen ausge -richtete Vermittler von Informationen, z.B. Radio, TV, Presse, Internet.
� humanitärwohltätig, menschenfreundlich
siehe auch:
Entwicklungszusam-menarbeit . . . . . . . . . . 80Aussenpolitik . . . . . . . . 78Weltorganisationen . . .70ff.Wirtschaftspolitik . . 159ff.Initiative . . . . . . . . . . . 53Referendum . . . . . . . . . 52
Im Bereich der «Entwicklungszusammenarbeit und� humanitären Hilfe» besteht seit Jahren eine engeZusammenarbeit zwischen den NGOs und der eidge-
nössischen Direktion für Entwicklung und Zusam -menarbeit DEZA (S. 80) als Vertretung der Schweiz.
16 Staat 1. Politik
Checkpoint
1. Womit befasst sich Politik?
2. Weshalb bezeichnet man Politik als Macht der Interessen?
3. Weshalb sollte sich jede/r Einzelne mit politischen Themen auseinandersetzen?
4. Wie werden in Rechtsstaaten politische Interessen durchgesetzt?
5. In der Politik werden Lösungen meist durch Kompromisse gefunden. Was heisst das?
6. Was heisst Pluralismus?
7. Nennen Sie drei Leistungen oder Vorschriften, welche der Staat von seinen Bürger/innen verlangt.
8. Weshalb bezeichnet man heute moderne Staaten als Leistungsstaat?
9. Woher und in welcher Form treten neue Herausforderungen an einen Staat heran?
10. Nennen Sie wichtige politische Entscheidungsträger.
11. Welche zwei generellen Grundhaltungen bei Parteien gibt es?
12. Was heisst a) sozial, b) konservativ, c) progressiv, d) bürgerlich?
13. Nennen Sie zwei typische Grundhaltungen für a) «linkes» Gedankengut, b) «rechtes» Gedankengut.
14. Wie heissen die 4 grössten Parteien der Schweiz?
15. Beschreiben Sie in Stichworten die Ziele und Hauptanliegen der a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP.
16. Wen vertritt die a) SP, b) FDP, c) CVP, d) SVP vorwiegend?
17. Wie heisst die stärkste Nichtregierungspartei der Schweiz?
18. Welche Interessen nehmen Verbände wahr?
19. Welche politische Funktion haben Verbände?
20. Wo überall können Verbände auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen?
21. Weshalb sind Verbände auch dann mächtig, wenn ihre Vertreter nicht im Parlament (NR/SR) sind?
22. Was ist eine Gewerkschaft?
23. Was ist eine «Lobby»?
24. Was sind NGOs?
25. Nennen Sie 4 bedeutende NGOs.
26. Entwerfen Sie eine Collage, welche den Pluralismus in der Schweiz an verschiedenen Beispielen zeigt.
27. Stellungnahmen der Parteien: Informieren Sie sich im Internet oder erkundigen Sie sich bei den Partei-
zentralen über die Ansichten bezüglich aktueller politischer Fragen der wichtigsten Parteien. Stellen Sie
die Ergebnisse tabellarisch dar und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse der Klasse.
28. Erstellen Sie in Ihrer Gruppe selber ein Parteiprogramm. Nehmen Sie zu wichtigen aktuellen Problemen
Stellung und erarbeiten Sie ein entsprechendes Argumentarium.
29. Stellen Sie eine wichtige NGO der Klasse vor (Name, Tätigkeit, Grundhaltungen, aktuelle Themen usw.).
30. Erklären Sie in eigenen Worten die Abbildung auf der ersten Seite dieses Kapitels.
A. Wann ist staatliches Handeln gerecht? (Berücksichtigung von Minderheiten, Randgruppen)
B. Welche ethischen/moralischen Werte sollen Politiker/innen und Entscheidungsträger in der Wirtschaft
vertreten? (Offenlegung Verwaltungsratsmandate, Geschäfte mit Diktatoren, Vertretung der Partei-
mitglieder contra eigene Interessen)
C. Welche Mittel sind zur Durchsetzung der eigenen Interessen im politischen Alltag tolerierbar?
(z.B. Gewalteinsatz bei Demonstrationen, Art der Berichterstattung in Massenmedien)
Verständniskontrolle
1.1 Politik – Machtder Interessen
1.2 Ansprüche undLeistungen
1.3 PolitischeEntscheidungs -träger
Weiterführende Fragen und Vertiefungsarbeiten
Ethische Grundfragen