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Häufige Irrtümer in Diagnostik und Therapie gastrointestinaler · Im Jahr 2003 war er als Dozent an der veterinär- medizinischen Fakultät in Mailand tätig, wo er unter anderem

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Häufige Irrtümer in Diagnostik und

Therapie gastrointestinaler

Erkrankungen des Hundes

H ä u f i g e I r r t ü m e r i n D i a g n o s t i k u n d T h e r a p i e g a s t r o i n t e s t i n a l e r E r k r a n k u n g e n d e s H u n d e s

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Die Autoren 3

Einleitung 7

1 Zehn häufige Fehler bei der Aufnahme des Vorberichts 9

2 Klinische Untersuchung des gastrointestinalen Patienten 15

3 Nicht-apparative Zusatzuntersuchungen bei gastrointestinalen Erkrankungen 23

4 Bild gebende Untersuchungsverfahren desVerdauungstraktes einschließlich Endoskopie: Praktische Anwendungshinweise 31

5 Häufige Fehler bei der Behandlung von Hunden mitgastrointestinalen Erkrankungen 43

6 Häufig gestellte Fragen 51

Literaturübersicht 62

Inhalt

Davide De Lorenzi (Italien)

Davide De Lorenzi schloss sein Tiermedizinstudium 1988 mitAuszeichnung an der Universität Bologna ab. Vier Jahrespäter beendte er seine Spezial-Ausbildung in klinischerMedizin und Pathologie der Heimtiere (Fachtierarzt) an derveterinärmedizinischen Fakultät der Universität Pisa. AlsHaupt- oder Co-Autor hat er über 30 in italienischen undinternationalen Fachzeitschriften veröffentlichte Artikel undKurzberichte über die diagnostische Zytologie, Chirurgie undEndoskopie verfasst und ist häufig als Referent zu diesenThemen auf veterinärmedizinischen Kongressen zu Gast.Davide De Lorenzi hat die italienische Ausgabe desLehrbuchs „Colour Atlas of Cytology of the Dog and Cat“ vonBaker und Lumsden übersetzt und herausgegeben.

An den veterinärmedizinischen Fakultäten der UniversitätUtrecht, Niederlande und der Purdue University, Indiana,USA hat Davide De Lorenzi zahlreiche Weiterbildungs-kurse abgehalten.Im Jahr 2003 war er als Dozent an der veterinär-medizinischen Fakultät in Mailand tätig, wo er unteranderem für den Kurs Klinische Pathologie verantwortlichwar. Zum selben Thema lehrte er auch an den veterinär-medizinischen Fakultäten der Universitäten Pisa und Bern.Als selbständiger Tierarzt arbeitet er zurzeit in Forli undPadua an der Veterinärklinik S. Marco in den Bereichenallgemeine Chirurgie, Endoskopie und diagnostischeZytologie.Im Jahr 2005 erhielt Davide De Lorenzi den Diplomate-Status des European College of Veterinary Clinical Pathology.

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Die Autoren

Hintere Reihe (von links nach rechts): Davide De Lorenzi, Valérie Freiche und Todd TamsVordere Reihe (von links nach rechts): Denise Elliott, Ewan McNeill und Carmen Rodriguez

Denise Elliott (USA)

Denise Elliott schloss ihr Studium 1991 an der University ofMelbourne mit einem Bachelor in Veterinärmedizin mitAuszeichnung ab. Nach einem Internship in den BereichenKleintiermedizin und Kleintierchirurgie an der University ofPennsylvania wechselte Dr. Elliott an die University ofCalifornia in Davis, wo sie eine Residency im BereichKleintiermedizin, ein Forschungsstipendium für Nephrologieund Hämodialyse und eine Residency im Bereich KlinischeDiätetik der Kleintiere absolvierte. Im Jahr 1996 erwarb Dr. Elliott das Zertifikat des American College of VeterinaryInternal Medicine und 2001 das Zertifikat des AmericanCollege of Veterinary Nutrition. An der University of Davispromovierte (PhD) sie 2001 im Bereich Ernährungslehre zumThema „Bioelektrische Multifrequenz-Impedanz-Analysebei gesunden Hunden und Katzen“. Zurzeit ist Dr. ElliottLeiterin der Abteilung Wissenschaftliche Kommunikationbei Royal Canin, USA.

Valérie Freiche (Frankreich)

Nach Abschluss ihres Studiums an der Ecole NationaleVétérinaire d’Alfort im Jahr 1988 blieb Dr. Freiche an derdortigen Fakultät und war zunächst im Rahmen einesInternship und später über zwei weitere Jahre alsAssistenztierärztin und Dozentin in der Abteilung für InnereMedizin tätig. Während dieser Zeit gründete Dr. Freicheeine tierärztliche Praxis in der Nähe von Paris und schlosssich der Clinique Frégis an, wo sie seit mittlerweile siebenJahren praktiziert.Dr. Freiche ist nach wie vor Leiterin der Klinik fürGastroenterologie, die sie innerhalb der Abteilung fürInnere Medizin der Ecole Nationale Vétérinaire d’Alfortaufgebaut hat. In den vergangenen sechs Jahren arbeitetesie zusätzlich in der Clinique Frégis, jedoch ausschließlichmit gastroenterologischen Überweisungspatienten. Sie istAutorin zahlreicher Fachartikel und Referentin aufverschiedenen Kongressen zum Thema Gastroenterologie.Seit mehreren Jahren ist Dr. Freiche zudem Mitglied derArbeitsgruppe Innere Medizin (GEMI) der französischenOrganisation der Kleintierärzte (AFVAC).

Ewan McNeill (Großbritannien)

Ewan McNeill schloss sein Studium 1984 an der Universityof Glasgow mit Auszeichnung ab. Anschließend arbeitete erüber fünf Jahre als Allgemeinpraktiker in einerGemischtpraxis und erwarb während dieser Zeit dasZertifikat in Veterinärradiologie. Im Jahr 1989 wechselte erin eine reine Kleintierpraxis in Nottingham. Zusammen mitseiner Frau, ebenfalls Tierärztin, ist er heute Teilhaber dieserKlinik. Gegenwärtig ist Ewan McNeill gewählter Präsidentder Society of Practising Veterinary Surgeons. Neben seinerklinischen Tätigkeit schreibt er für mehrere Fachzeitschriftenüber verschiedene Themen und hält Vorträge auf nationalenKongressen zum Themengebiet „VeterinärmedizinischesFallmanagement“. Darüber hinaus stellt er seine technischeExpertise einer großen Universität in Großbritannien undeinem internationalen Pharmaunternehmen zur Verfügung.

Carmen Rodriguez (Spanien)

Carmen Rodriguez schloss ihr Tiermedizinstudium 1985 ander Universität Madrid ab. Seit dieser Zeit ist sieTeilhaberin der Veterinärmedizinischen Polyklinik Raspeig inSan Vicente, Alicante. Die Klinik wurde 1949 von ihremVater Manuel Isidro Rodriguez gegründet, und heute ist sieMitbesitzerin des tierärztlichen Zentrums.Ihr besonderes Interesse gilt den Bild gebendenDiagnoseverfahren (zunächst der Röntgenuntersuchung,seit kurzem vor allem der Endoskopie) und derLabordiagnostik, insbesondere in den Bereichen Gastro-enterologie und Urologie. In den vergangenen siebenJahren hat sie sich zudem intensiv mit der klinischenEthologie bei Hund und Katze beschäftigt und ist darüberhinaus für die Behandlung von Exoten in ihrer Klinikverantwortlich.Carmen Rodriguez hat an einer Feldstudie über diätetischeProdukte und andere Maßnahmen teilgenommen(zusammen mit ihrem Ehemann, Tierarzt und Arzt,Untersuchungen zum Einsatz von Waltham Diäten fürHunde mit Niereninsuffizienz infolge Leishmaniose). ImJahr 1996 arbeitete sie am Veterinary Hospital der Ohio

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State University, USA nach dem Rotationsprinzip in denAbteilungen für Radiologie, Ultraschalldiagnostik undEndoskopie. Darüber hinaus hält sie Vorträge zu Themen derradiologischen Diagnostik, gastroenterologischen Fall-darstellungen, zur Pathologie des Verhaltens und Differenzial-diagnostik innerer Krankheiten. Sie ist zudem Autorinzahlreicher Veröffentlichungen über diese und andereThemen, einschließlich der Pathologie der Harnwegs-erkrankungen bei Katzen. Carmen Rodriguez ist Mitglied desValencia Veterinary Council, verantwortlich für denFachbereich Ethologie der Kleintiere.

Todd Tams (USA)

Dr. Todd Tams erhielt 1977 den Titel des DVM an der OhioState University und arbeitete zunächst von 1977 bis 1978in einer Gemischtpraxis in Vermont. Anschließendabsolvierte er ein Internship im Bereich Kleintiermedizin amWest Los Angeles Animal Hospital in Kalifornien von 1978bis 1979, gefolgt von einer Residency im Bereich Innere

Medizin an der Colorado State University von 1979 bis 1981.Von 1981 bis 1984 war Dr. Tams als Internist am AngellMemorial Animal Hospital in Boston tätig und erhielt dasZertifikat für Innere Medizin im Jahr 1982. Dr. Tams kehrte1984 nach Los Angeles zurück und ist heute Chief MedicalOfficer der VCA (Veterinary Centers of America), einemUnternehmen, das 380 Kleintierkliniken in den USA besitztund betreibt. Dr. Tams praktiziert darüber hinaus in denBereichen Innere Medizin und Gastroenterologie am VCAWest Los Angeles Animal Hospital, einer Klinik mit 28Tierärzten, die neben der Allgemeinmedizin eine ganzeReihe von spezialisierten tierärztlichen Leistungen anbietet.Dr. Tams wurde im Jahr 2000 zum „Distinguished Alumnus“(besondere Auszeichnung für Ehemalige) des Ohio StateUniversity College of Veterinary Medicine ernannt. Dr. Tamshat zwei Lehrbücher veröffentlicht: Small Animal Endoscopy(Elsevier), 2. Auflage, veröffentlicht im November 1998 unddas Handbook of Small Animal Gastroenterology (Elsevier),2. Auflage, veröffentlicht 2003.

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Einleitung

Gastrointestinale Erkrankungen gehören zu den häufigsten Fällen in der Allgemeinpraxis und stellen den

Tierarzt nicht selten vor große Probleme, sowohl hinsichtlich der Diagnose (z. B. unklarer Vorbericht vom

Besitzer, unspezifische Symptome, große und manchmal verwirrende Vielfalt diagnostischer Tests) als auch

hinsichtlich der Behandlung (z. B. Wahl der Antibiotika, Dauer der diätetischen Therapie etc.).

Ziel dieser Focus-Sonderausgabe ist es, die Hauptfehlerquellen beim Management von GI-Erkrankungen in

einer logischen Reihenfolge aufzulisten, einige der wichtigsten Missverständnisse auszuräumen und

Antworten zu geben auf so schwierige Fragen wie „Welche Bedeutung hat die rektale Zytologie?“, „Sind

Kontraströntgenaufnahmen hilfreicher als die Sonographie?“, „Welche ist die beste Behandlung bei IBD

(Inflammatory bowel disease)?“ und „Welche Rolle spielt Fett in der Diätnahrung für einen Hund mit

chronischer Diarrhoe?“.

Zum ersten Mal wurde eine Focus-Sonderausgabe von einem internationalen Team aus sechs Tierärzten

verfasst: Die Arbeit der europäischen Kollegen Davide De Lorenzi (Italien), Valérie Freiche (Frankreich), Ewan

McNeill (Großbritannien) und Carmen Rodriguez (Spanien) wurde ergänzt durch die Beiträge von Denise

Elliott (Australien) und Todd Tams (USA). Wir möchten den Autoren unseren aufrichtigen Dank für ihre

sehr wertvollen Beiträge zu dieser komplexen Thematik aussprechen.

Vincent C. Biourge, DVM, PhD Diplomate ACVN & ECVCN

Royal Canin ForschungszentrumFrankreich

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Einleitung

Gastrointestinale Erkrankungen gehören zu den häufigstenGründen für die Vorstellung eines Hundes in derSprechstunde des Kleintierpraktikers. Gleichwohl handeltes sich auch um eines der Gebiete, auf dem am häufigstenFehldiagnosen oder eine unvollständige Lösung desProblems Unzufriedenheit auf Seiten des Besitzers,Frustration beim Tierarzt oder sogar erhebliches Leidenbeim Tier hervorrufen können. Eine im Ergebnis letztlichzufrieden stellende Abklärung eines gastroenteralenProblems muss stets mit der sorgfältigen Aufnahme desVorberichts beginnen. Durch eine systematischeVorgehensweise bei der Befragung des Besitzers, einegenaue Aufzeichnung aller Informationen und ein optimalesVerständnis der Angaben des Besitzers legt der Tierarztbereits zu Beginn der Untersuchung ein solides Fundamentfür die umfassende Abklärung und präzise Diagnose desProblems. Allzu leicht führt eine schnelle, planlose oderunvollständige Anamnese den Tierarzt auf einendiagnostischen Irrweg mit möglicherweise gravierenden

Folgen. Es ist deshalb durchaus sinnvoll, sich einmal etwasnäher mit den häufigsten Fehlern bei der Aufnahme desVorberichts zu beschäftigen. Ziel ist es, dem Besitzerletztlich eine möglichst genaue, umfassende undsachdienliche Darstellung des Problems zu entlocken.

1/ Mangelndes Verständnisfür das Hauptanliegen desBesitzersTierärzte nehmen häufig fälschlicherweise an, dass sie daszentrale Anliegen und die Hauptsorge des Besitzers bereitsauf den ersten Blick erkennen und nach dem kürzesten allerDialoge zu Beginn der Konsultation vollständig erfassenkönnen. Wenn ein Besitzer beispielsweise beklagt, dass esseinem Hund schlecht geht und er gelegentlich unterDiarrhoe leidet, geht der Tierarzt unter Umständen sofortdavon aus, dass eine Enteritis vorliegt, während es sichtatsächlich jedoch um die sekundäre Folge einerextraintestinalen Erkrankung handeln kann. Der Unter-sucher muss deshalb unbedingt mit größtmöglicher

1. Zehn häufige Fehler bei derAufnahme des Vorberichts

*

> Zusammenfassung

Die folgenden zehn Fehler unterlaufen praktischen Tierärzten häufig bei der Aufnahme desVorberichts eines Patienten mit gastrointestinalen Problemen:

1. Mangelndes Verständnis für das Hauptanliegen des Besitzers2. Das Signalement des Patienten wird nicht berücksichtigt3. Die Krankengeschichte des Patienten wird nicht berücksichtigt4. Es werden nicht genug Hintergrundinformationen gesammelt5. Die Ernährung/Fütterung wird nicht ausreichend berücksichtigt6. Der Tierarzt lässt sich vom Besitzer (irre)führen7. Es werden nicht genug Details vom Besitzer erfragt8. Mangelnde Aufgeschlossenheit für die ursprünglich auslösende Ursache9. Anamnese unter Zeitdruck und ohne klare Methodik 10. Übersehen ungewöhnlicher Fälle

Genauigkeit herausfinden, was der Besitzer tatsächlichmeint, wenn er die Hauptsymptome seines Tieresbeschreibt. Am besten bedient man sich hierfür einer sehrsorgfältigen und systematischen Fragetechnik, um so genauwie möglich erfassen zu können, was dem Besitzer Sorgebereitet. Zudem sollte stets daran gedacht werden, dasssich im Laufe der Anamnese herausstellen kann, dass derPatient unter einem noch vordringlicheren und möglich-erweise von dem beschriebenen völlig unabhängigen Problemleidet. Dennoch ist der Tierarzt gut beraten, die Problematikzu erkennen, die der Besitzer tatsächlich primär wahrnimmt,um Kommunikationsfehler im weiteren Verlauf der Diagnoseund Behandlung des Patienten zu vermeiden (Radford 2002).

2/ Das Signalement desPatienten wird nichtberücksichtigtSehr leicht macht man den Fehler, anzunehmen, dass einHund aufgrund einer bestimmten Rassezugehörigkeit auchunter einer entsprechenden rassespezifischen Krankheitleiden muss, zum Beispiel, dass jeder Boxer mit Diarrhoeeine histiozytäre ulzerative Kolitis haben muss (Abbildung 2).Genauso wichtig ist es aber, das Offensichtliche nicht zu

übersehen. So wäre es sicherlich mehr als töricht, dieMöglichkeit oder selbst auch nur die Wahrscheinlichkeiteiner bakteriellen Überwucherung des Dünndarms (Smallintestinal bacterial overgrowth) bei einem DSH mit Diarrhoenicht in die Liste der Differenzialdiagnosen aufzunehmen(Hall 2005). Ebenso kann es überraschend einfachpassieren, die Möglichkeit einer Pyometra bei einer Hündinmittleren Alters mit Erbrechen und Lethargie zu übersehen,wenn man sich nicht einen Augenblick Zeit nimmt, umabzuklären, ob das Tier ovariohysterektomiert ist oder nicht.

3/ Die Krankengeschichtedes Patienten wird nichtberücksichtigtEine gewisse Selbstzufriedenheit veranlasst den Tierarztnicht selten zu einem „Tunnelblick“ und damit einhergehendzu der Annahme, dass der Patient in der Vergangenheit wohlkeine ähnlichen Symptome gehabt hat, und zwar einfach nurdeshalb, weil der Besitzer die entsprechenden Informationennicht von selbst liefert. In der Tat passiert es einem Tierarztnicht selten, dass er a priori von einem akuten Problemausgeht, während es sich in Wirklichkeit um ein chronischesGeschehen handelt, der Besitzer aber die notwendigenDetails nicht freiwillig erzählt oder nicht verstanden hat,dass auch Monate oder Jahre zurückliegende Krank-heitsschübe durchaus einen Zusammenhang mit dem

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Abbildung 2. Nicht jeder Boxer mitDiarrhoe leidet unter einerhistiozytären ulzerativen Kolitis!

© Royal Canin

Abbildung 1. Vor der klinischenUntersuchung erfolgt die Anamnese.

aktuellen Geschehen haben können. Die Beantwortung derFrage, ob es sich um ein akutes oder um ein chronischesKrankheitsgeschehen handelt, ist jedoch ein entscheidenderSchritt auf dem Weg zur diagnostischen Abklärung einesFalles. Ein ganz wesentlicher Punkt ist darüber hinaus dieErhebung vollständiger und genauer Informationen überImpfungen und Entwurmungen, und keinesfalls sollte mansich hierbei auf die oftmals erschreckend vagen Erinnerungender Besitzer verlassen.

4/ Es werden nicht genugHintergrundinformationengesammeltAuch wenn es sehr mühsam und arbeitsintensiv erscheinenmag, den Hintergrund, also die Lebensbedingungen einesPatienten im Detail zu beleuchten, so kann dies doch zueinem ganz wesentlichen Teil dazu beitragen, wichtigeHinweise auf den Ursprung des Problems zu erlangen(Abbildung 1 und 3). So kann es äußerst hilfreich sein,„intime“ Details über die Lebensumstände des Patienten zuerfahren, zum Beispiel über die Haltungsbedingungen desTieres, die Verfügbarkeit von Snacks und Non-Food-Objekten, und darüber, welche anderen Tiere im Haushaltleben oder ob diese Tiere oder eine Person mit Kontakt zumPatienten ebenfalls erkrankt sind oder waren. Hilfreich fürden Tierarzt sind darüber hinaus Informationen darüber, obsich ein Patient in seiner Umgebung frei bewegen kann undzum Beispiel gewohnheitsmäßig Zimmerpflanzen frisst,

oder ob ein Tier als Wachhund gehalten wird und unge-hinderten Zugang zu Fremdmaterial hat, oder ob einanderes Tier im Haushalt vor kurzem auch Symptome einergastrointestinalen Erkrankung gezeigt hat.

5/ Die Ernährung/Fütterungwird nicht ausreichendberücksichtigtDie Ernährung des Hundes und gastrointestinale Erkran-kungen gehen in vielen Fällen Hand in Hand. Es ist deshalbunerlässlich, zusammen mit dem Besitzer ausreichend vielZeit in eine vollständige Fütterungsanamnese zuinvestieren, gegebenenfalls mit Hilfe eines vom Besitzerüber einen gewissen Zeitraum zu führenden „Fütter-ungstagebuchs“ (Abbildung 4). Insbesondere drei Punktemüssen dabei berücksichtigt werden:• Die Möglichkeit, dass der Besitzer unbeabsichtigt

vergisst, eine Komponente der Nahrung seines Tieres zuerwähnen, die ein wichtiger Schlüsselhinweis auf einintestinales Problem sein könnte - das klassische Beispielist der Hund, der gelegentlich Milch bekommt, die zuDiarrhoe infolge einer Laktoseunverträglichkeit führt.

• Die Möglichkeit, dass ein Besitzer nicht von sich ausdarauf hinweist, dass ein Nahrungsbestandteil desHundes, der über viele Monate kontinuierlich gefüttertwurde, vor kurzem verändert wurde.

• Das Risiko der Annahme, dass die Ernährung derSchlüssel zum vorliegenden Problem sein muss – es kannnämlich durchaus sein, dass die Ernährung im konkretenFall völlig irrelevant ist.

6/ Der Tierarzt lässt sichvom Besitzer (irre)führen

Sehr leicht kann es passieren, dass sich der Tierarzt durchden Besitzer in Richtung einer bestimmten Diagnose leitenbeziehungsweise fehlleiten lässt; entweder, weil derBesitzer sehr stark darauf fixiert ist, dass „der Hundvergiftet wurde“, oder, um ein etwas spezifischeres Beispielzu nennen, weil das Problem begann, „nachdem der Hundvom Spaziergang zurückgekehrt war, er muss also etwasgefressen haben, während er draußen war“. Auf deranderen Seite ist es auch für den Tierarzt sehr gut möglich,den Besitzer in Richtung einer bestimmten Diagnose zulenken, die er bereits im Verdacht hatte, als das Tier dasSprechzimmer betrat. Dieser Fehler kann zusätzlichverstärkt werden durch die Verwendung „geschlossener

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Abbildung 3. Bevor der Hund zumersten Mal berührt wird, sollte sich derTierarzt mindestens fünf Minuten (beiÜberweisungspatienten bis zu 20Minuten) Zeit nehmen für dieErhebung des Vorberichts.

© Valérie Freiche

Fragen“ (d. h., Fragen, die tendenziell nur mit Ja oder Neinzu beantworten sind), die nicht selten dazu führen, dass einBesitzer unbeabsichtigt irreführende Antworten gibt.

7/ Es werden nicht genugDetails vom Besitzer erfragt

Entscheidend ist, vom Besitzer eine möglichst umfassendeund detaillierte Darstellung und Beschreibung des Problemsdes Hundes zu bekommen. So sollte man sich zum Beispielnicht mit einem lapidaren Vorbericht wie „Erbrechen“zufrieden geben, denn für eine ausreichende Beurteilung istzweifellos eine genaue Beschreibung obligatorisch (DeNovound Jenkins 1998). In der subjektiven Wahrnehmung desBesitzers mag es zwar so scheinen, als ob der Hund baldnach dem Fressen erbricht, aber mit Hilfe einermethodischen Vorgehensweise bei der Befragung kann sichsehr schnell herausstellen, dass der Hund in WirklichkeitFutter regurgitiert oder unter einer Dysphagie leidet oderaber aufgrund eines Luftröhrenproblems Futter auswürgt.Die zweifelsfreie Feststellung von Tatsachen, wie zumBeispiel, in welchem zeitlichen Abstand nach dem Fressendas „Erbrechen“ stattfindet, ob es „projektilartig“ erfolgt,wie die Farbe und die Konsistenz sind oder obBlutbeimengungen vorhanden sind (und wenn ja, mitwelchem Erscheinungsbild und in welcher Menge) kannhelfen, potenziell irreführende Aussagen zu vermeiden.Ebenso wichtig ist es, in Fällen, in denen der Besitzer„Durchfall“ beschreibt, die tatsächliche Charakteristik desProblems vollständig zu erfassen – zum Beispiel das Kot-volumen, die Defäkationshäufigkeit und die Kotkonsistenz,das Vorhandensein oder Fehlen von Blut- oder Schleim-beimengungen oder mögliche Anzeichen von Tenesmus oderDyschezie (Hall 1998).

8/ MangelndeAufgeschlossenheit für dieursprünglich auslösendeUrsache

Allzu leicht wird vergessen, dass nicht alle Erkrankungen,die aufgrund der Hauptsymptome Erbrechen oder Diarrhoeauf den ersten Blick gastrointestinaler Natur zu seinscheinen, ihren Ursprung notwendigerweise im Magen-darmsystem haben müssen. Nieren- und Leberproblemesind klassische Beispiele hierfür. Ebenso kann aber

übersehen werden, dass Tiere, zu deren Hauptsymptomenweder Erbrechen noch Diarrhoe gehören, trotzdemErkrankungen haben können, die auf gastrointestinaleProbleme zurückgehen. So können zum Beispiel Anorexieoder Gewichtsverlust die Folge eines primären Magen-problems sein, auch wenn kein Erbrechen vorliegt.

9/ Anamnese unterZeitdruck und ohne klareMethodikOft erweist es sich als falsch verstandene ökonomischeEffizienz, sämtliche notwendigen Informationen vomBesitzer im Rahmen einer möglichst kurzen Konsultationbekommen zu wollen. Insbesondere dürfte dies fürchronische Fälle oder Überweisungspatienten gelten, wenndie große Versuchung besteht, ohne einen vollständigenund stichhaltigen Vorbericht einen bestimmten diagnostischenoder sogar therapeutischen Kurs einzuschlagen. Nötigen-falls sollte der Besitzer davon überzeugt werden, dass es imbesten Interesse aller Beteiligten liegt, die Konsultation zueinem anderen Termin fortzusetzen, um ausreichend vielZeit investieren zu können. Oft ist nur so sicherzustellen,dass die Anamnese ohne Zeitdruck durchgeführt werdenkann und somit das weitere diagnostische Prozedere einsolides Fundament erhält.Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass ein unter Zeitdruckstehender oder unerfahrener Tierarzt bei der Aufnahme desVorberichts eine nicht besonders methodische Vorgehens-weise wählt. Schriftliche Checklisten können dabei helfen,potenziell wichtige diagnostische Fakten in der hektischenBetriebsamkeit der Praxis und bei unzureichender Frage-technik nicht zu übersehen.

10/ Übersehenungewöhnlicher Fälle

Die Versuchung ist sehr groß, sämtliche Krankheiten instandardisierte diagnostische Muster zu pressen; und derTierarzt selbst kann in die Falle tappen, sämtlicheanamnestische Details (und möglicherweise sogar klinischeBefunde) so auszulegen, dass sie zu seiner bevorzugtenDiagnose passen. Ein zentraler Punkt ist die Auf-geschlossenheit gegenüber einem schwer in den Griff zubekommenden oder immer wiederkehrenden Problem. Hierzugehört auch die Fähigkeit, den Vorbericht gegebenenfallserneut kritisch zu überprüfen. Stets sollte man auch auf das

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Unerwartete vorbereitet sein. Zum Beispiel sollten mit derstark zunehmenden Zahl von Haustieren, die ihre Besitzer aufReisen begleiten, viele vormals als tropisch oder fremdländischbetrachtete Erkrankungen heutzutage bestenfalls nochaufgrund ihres Ursprungs als „exotische“ Krankheitenangesehen werden. Tiere aus eher gemäßigten Klimazonen,die in Länder mit wärmerem Klima reisen, können dort Kontaktmit Krankheiten haben, die sich erst einige Zeit nach ihrerRückkehr aus dem Urlaub bemerkbar machen. Jederumsichtige Tierarzt stellt deshalb im Rahmen der Anamneseauch Fragen zum Reiseverhalten in der Vergangenheit.

SchlussfolgerungEine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Abklärunggastrointestinaler Erkrankungen ist eine systematischeVorgehensweise bei der Erhebung des Vorberichts. SchriftlicheChecklisten erweisen sich als sehr hilfreiche Unterstützung bei einermethodischen Vorgehensweise. Stets sollte man das Signalement

des Patienten im Hinterkopf haben und sicherstellen, dasssämtliche medizinischen Fakten und sonstige relevante Details ausdem Leben des Patienten vollständig bekannt sind. Der Besitzersollte sehr sorgfältig zu den verschiedenen Aspekten des Problemsseines Tieres befragt werden, und der Tierarzt muss ausreichend vielZeit investieren, um einen möglichst vollständigen und genauenVorbericht erheben zu können, bevor weitere diagnostische odertherapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.

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> Fragen an Denise Elliot

Musterfragen für die Erhebung der Fütterungsanamnese

Denise Elliott BVSc (Hons), PhD, Dipl ACVIM,Dipl ACVN, Leiterin derAbteilung WissenschaftlicheKommunikation bei Royal CaninUSA

Abbildung 4.Wenn einHundunkontrolliertenZugang insFreie hat, istnichtvorherzusehen,was er dortmöglicherweisefressen wird.

• Welche Art von Futter bekommt der Hund?> kommerzielles oder selbst zubereitetes Futter> roh oder gekocht> trocken oder (halb-)feucht

• Bei selbst zubereitetem Futter: Vollständige Liste allerZutaten (einschließlich Vitamin- undMineralstoffsupplemente), genaue Mengen,Zubereitungsmethode und Lagerung.

• Bei kommerziellem Futter: Hersteller/ Marke, Produkt?• Seit wann /wie lange bekommt der Hund diese

Nahrung?• Wie oft wird die Ernährung des Hundes umgestellt?• Wann wurde die Ernährung des Hundes zuletzt

geändert?• Wie viel Futter bekommt der Hund bei jeder Fütterung?

> Bei Trockenfutter Methode der Abmessungverifizieren, z. B. Größe des Messbechers

• Welche Fütterungsmethode wird angewandt?> Ad libitum oder einzelne Mahlzeiten oderzeitbegrenzte Fütterung

• Wie viele Mahlzeiten pro Tag?• Wer füttert das Tier?

> Oft sind die Person, die sich hauptsächlich um dasTier kümmert, und die Person, die das Tier in der Praxisvorstellt, nicht identisch.

• Erhält das Tier Nahrungssupplemente, menschlicheNahrung (Tischreste), „Leckerchen“ oder Snacks? Wennja, welcher Art, wie viel und wie oft?

• Wie sind die Familienverhältnisse? Leben Kinder,Großeltern etc. im Haushalt, die den Hund unbemerktzwischendurch füttern könnten?

• Leben andere Tiere im Haushalt? Wenn ja, welcher Art(Katzen, Vögel)? Wie werden diese anderen Tieregefüttert, hat der Hund Zugang zu deren Futter?

• Hat der Hund unbeobachteten Zugang nach draußen?Wenn ja, gibt es Nachbarn, die den Hund unbemerktfüttern könnten, oder könnte der Hund Zugang zumFutter der Tiere des Nachbarn haben?

© Royal Canin

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Kotbewertungssystem für Hundegänzlich ungeformterKot (Diarrhoe)

überwiegendungeformter (breiiger) Kot

Geformter, aber sehrweicher Kot

Geformter, trockener,aber nicht harter Kot

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4

3

2

1

Geformter, sehrtrockener und harter Kot

1/ Das diagnostischeWork-up

Jede klinische Untersuchung sollte von einer standardisierten,dreistufigen, methodischen Vorgehensweise geprägt sein.

A) Der Gesamteindruck:Verhalten und Aufmerksamkeit

Während der sorgfältigen Erhebung des Vorberichtszusammen mit dem Besitzer sollte zunächst, also nochbevor der Patient erstmals berührt oder auf denUntersuchungstisch gesetzt wird, das Verhalten des Tieresund seine Aufmerksamkeit beurteilt werden. Dazu gehörtdie Beobachtung der Reaktionen des Tieres auf äußereReize, die Art, wie es sich bewegt, seine Körperhaltung, undsein Interesse an der Umgebung.

Folgende verdächtige und signifikante Symptome könnendabei isoliert oder kombiniert auffallen:• Schläfriges, träges Verhalten, zum Beispiel bei

Stoffwechselstörungen, die das Zentralnervensystem(ZNS) betreffen wie z.B. eine hochgradige Lebererkrankung(portosystemischer Shunt). In diesem Fall kann auch eine

mit einem Pica-Syndrom einhergehende Hyperaktivität zubeobachten sein. Ursache sind die infolge derLeberinsuffizienz gebildeten, wie bestimmte Neuro-transmitter wirkende Metaboliten (Cauzinille und Bouvy2003). Eine unzureichende oder fehlende Reaktion aufReize kann auch die Folge einer hochgradigen Hypo-proteinämie sein.

• Verzögerte Bewegungsabläufe in gekrümmter Körperhaltung,die auf vermehrte Schmerzen hinweisen können,verursacht durch Probleme wie Fremdkörper, die imVerdauungstrakt liegen oder sich an einem bestimmtenPunkt des Verdauungskanals festgesetzt haben,Pankreatitis, Peritonitis, Pyelonephritis, virale Enteritis,Ösophagitis, Duodenitis oder hochgradige Blinddarment-zündung.

• Muskelschwäche als mögliche Folge von Hypoadreno-kortizismus, Myasthenia gravis, Kachexie, Hypokaliämie(sekundär infolge von Erbrechen oder hochgradigerDarmobstruktion) oder einer generalisierten neuro-muskulären Erkrankung.

• Ataxie, Propriozeptionsdefizite und Gliedmaßenschwächewerden bei ZNS-Erkrankungen oder einer generalisiertenneuromuskulären Erkrankung beobachtet.

• Muskelschmerzen bei Polymyositis (die sich auch in Formeines Megaösophagus äußern kann).

• Gelenkschmerzen und Lahmheit, zum Beispiel bei

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2. Klinische Untersuchung des gastrointestinalen Patienten

*> Zusammenfassung

Nach der Erhebung des möglichst umfassenden und vollständigen Vorberichts des Patienten geht

der Tierarzt zur klinischen Untersuchung über und wählt zunächst die geeigneten nicht-apparativen

Untersuchungsmaßnahmen aus. Mit Hilfe einer gewissenhaften Untersuchung des Patienten gelingt

es, die größtmögliche Menge an Informationen zu sammeln, die wiederum die Wahl der geeigneten

weiterführenden Untersuchungen erleichtern und einen übermäßigen Aufwand an Zeit und Kosten

verhindern. Diese logische und methodische Vorgehensweise erhöht die Aussichten, die richtige

Diagnose zu stellen, und - dies ist besonders wichtig – sollte uns dabei helfen, den berühmten

„Tunnelblick“ zu vermeiden.

systemischem Lupus erythematodes (SLE) oder anderenimmunologischen Erkrankungen, die zu Arthritis führen.Zu beachten ist, dass diese Erkrankungen auchentzündliche Darmerkrankungen oder eine chronischaktive Hepatitis hervorrufen können (Jergens 1999,Magne 2000).

• Kau- oder Schluckbeschwerden infolge der Aufnahmenicht zum Verzehr geeigneter Objekte/Fremdkörper oderPica, gastroösophagealem Reflux oder gastroduodenalenSchmerzen.

• Aggression oder Reizbarkeit in Fällen von übermäßigemAppetit (infolge Maldigestion oder -absorption) oderaufgrund abdominaler Beschwerden.

B) Klinische Adspektion

Im nächsten Schritt beurteilt der Tierarzt den adspektorischerfassbaren, körperlichen Zustand des Tieres. Dazu gehörtdie Beurteilung der Qualität von Fell und Haut(einschließlich der keratinisierten Hautareale), derHautelastizität, der Farbe der Schleimhäute, ihrerFeuchtigkeit und ihrer kapillären Rückfüllzeit sowie dasErscheinungsbild der Analregion. Dabei können folgendeBefunde auffallen:

• Schlechte Fell- und/oder Hautqualität, zum Beispiel inFällen einer fortgeschrittenen Malabsorption undMaldigestion; ein trockener, borkiger Nasenspiegel kannebenfalls vorhanden sein. Werden weitere Haut-symptome festgestellt, sollten potenzielle infektiöse /parasitäre Ursachen in Betracht gezogen werden, wie

zum Beispiel eine Leishmaniose, die eine exfoliativeDermatose oder Granulome hervorrufen kann.

• Abnorme Hautelastizität bei Patienten mit Dehydratation.• Schleimhäute, die (1) gestaute Gefäße mit langsamer

kapillärer Rückfüllzeit aufweisen in Fällen einerDehydratation oder schlechten Gewebedurchblutung, (2)grau gefärbt und schlecht mit Sauerstoff versorgt sindinfolge von Schmerzen, Schock oder Enterotoxämie, (3)blass sind im Falle einer akuten oder chronischen Blutung,oder (4) ikterisch sind im Falle einer Leber-, Pankreas-oder Gallenblasenerkrankung.

• Abweichendes Erscheinungsbild des Anus infolge vonProblemen wie Perianalfisteln (Abbildung 1) oderanorektalen Karzinomen (Abbildung 3). Diese Problemekönnen mit Dyschezie, Inkontinenz oder Obstipationeinhergehen, abhängig vom Stadium der Erkrankung.

C) Klinische Untersuchung

Nach der klinischen Adspektion folgt die Auskultation vonHerz und Lunge und die Palpation der Halsgegend. Dabeikann Folgendes festzustellen sein:• Funktionelle systolische Herzgeräusche (z. B. bei hoch-

gradiger Anämie)• Bradykardie und schwacher Femoralispuls (z. B. bei Hypo-

adrenokortizismus), Tachykardie und schwacher Puls(infektiöse Enteritis mit septischem Schock) oderTachykardie mit Pulsdefizit (Magenerweiterung)

• Respiratorische Geräusche bei Dysphagie mit Aspirationvon Futterpartikeln

• Geräusche (aufgrund von Flüssigkeit oder Luft) bei der

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Gesamteindruck

Klinische Adspektion

Klinische Untersuchung

• Aufmerksamkeit• Muskulatur• Verhalten

• Haut und Fell• Schleimhäute• Anus

• Herzauskultation• Lungenauskultation• Maulhöhle• Palpation des Abdomens• Anus und distales Rektum• Kotproben

Standardisierte, dreistufige, methodische Untersuchung

Palpation des zervikalen Abschnitts des Ösophagus unddes Thoraxeingangs (z. B. bei Ösophagusdilatation)ebenso wie übertriebenes oder häufigeres Schlucken (z. B. bei persistierendem rechten Aortenbogen, Mega-ösophagus oder Ösophagusfremdkörpern). Wichtig ist zubeurteilen, wie stark der Patient beeinträchtigt ist und ober möglicherweise aufgrund der Praxissituation starkverängstigt ist. Bei Tieren mit einer nervösen Grund-disposition können die geschilderten Symptome leichtüberinterpretiert werden!

• Dyspnoe mit Verdacht auf ein Problem im Bereich desÖsophagus (z. B. Fremdkörper, Hiatuserkrankung)(Gualtieri 2004).

Danach folgt die klinische Untersuchung der Maulhöhle.Dabei können folgende Befunde auffallen:• Übermäßige Salivation infolge von Schmerzen beim

Schlucken (Odynophagie), verursacht durch einenFremdkörper (z. B. Nadel, Knochen) oder Ösophagitis(Lecoindre 2004).

• Ulzera der Maulschleimhaut infolge Urämie oder eineropportunistischen Stomatitis bei immunsupprimiertenTieren (z. B. Candidiasis). In diesen Fällen besteht aucheine übermäßige Salivation (Lecoindre 2004).

• Halitosis infolge fermentierter Futterbestandteile oderKnochen, die im Ösophagus festsitzen, chronischergastrointestinaler Erkrankungen, Neoplasien oder paro-dontaler Erkrankungen.

Im Anschluss folgen eine abdominale Auskultation,Perkussion und Palpation, um Darmgeräusche, Gas imDarm, Aszites oder ein gespanntes Abdomen festzustellen.Zu den signifikanten Symptomen gehören die folgenden(einzeln oder in Kombination):• Darmgeräusche aufgrund der Bewegung von Flüssigkeit

und Gas im Darm (Borborygmus), häufig in Situationen,die eine bakterielle Fermentation fördern, zum Beispielinfolge einer defizitären Absorption von Kohlenhydratenund Proteinen (Tams 2003) (chronisch-entzündlicheDünndarmerkrankungen, bakterielle Überwucherung).

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Abbildung 1. Perianalfistel beieinem 5 Jahre alten DeutschenSchäferhund.

Abbildung 3. Bei der digitalen Palpationwurden zahlreiche Polypen (anorektalesKarzinom) bei diesem West Highland WhiteTerrier festgestellt.

Abbildung 2. Bei der klinischenUntersuchung dieses DeutschenSchäferhundes wurden zahlreiche kleineKnötchen über dem M. sphincter aniexternus festgestellt.

© Carmen Rodriguez

© Valérie Freiche

© Valérie Freiche

Borborygmus kann aber auch ein „normaler“ Befund beisehr schnell fressenden Tieren mit Aerophagie oder nachAufnahme von blähenden Futtermitteln (Hülsenfrüchte,Kohl etc.) sein. In dieser Situation kann auch Flatulenzfeststellbar sein und einen unangenehmen Geruchentstehen lassen. Zu beachten ist, dass 90 % dergastrointestinalen Gase, bestehend aus Sauerstoff,Stickstoff, Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan,geruchlos sind (Tams 2003). Borborygmus wird auch beiPatienten mit funktionellen Magen-Darm-Erkrankungenfestgestellt (z. B. Colon irritabile) (Guilford 2002).

• Mit Gas gefüllte Darmschlingen infolge einerherabgesetzten Darmmotilität; z. B. bei hochgradigenErkrankungen der Darmwand, bei alten Tieren mitSpondylarthrose, die die Innervation der Darmmuskulaturbeeinträchtigt oder bei Obstruktion (Guilford 2002).

• Ein pendelndes Abdomen infolge Aszites, verursacht durcheine hochgradige Hypoproteinämie (sekundäre Folge einerhochgradigen chronischen Dünndarmerkrankung odereiner hochgradigen Lebererkrankung).

• Ein gespanntes Abdomen bei Schmerzen (z. B. infolgeeiner viralen Enteritis, Pankreatitis, Peritonitis,Pyelonephritis, kongestiver Lebererkrankung, Fremdkörperim Verdauungskanal oder einer Darminvagination).Gelegentlich gelingt es durch eine sehr sorgfältigePalpation, den Schmerz genau zu lokalisieren (linkeskraniales Abdomen bei Lebererkrankung, rechteskraniales Abdomen bei Pankreaserkrankung, dorsalesmittleres Abdomen bei Blinddarmentzündung, dorsaleskraniales Abdomen bei Darminvagination). Die Palpationvon Darmschlingen im kranialen Abdomen gelingtleichter, wenn das Tier „Männchen macht“, das heißt, eswird auf die Hinterbeine gestellt, und der Besitzerunterstützt die Schultergliedmaßen.

Zu beachten ist, dass auch eine Sedierung und die dadurchbedingte Entspannung der Abdominalwand die Palpationder Bauchorgane erleichtern kann. Dies kann besonders beider Abklärung des Verdachts eines Magentumors odervergrößerter Lymphknoten hilfreich sein (Abbildung 4).

Im Anschluss folgt eine digitale 360°-Palpation des Anusund des distalen Rektums, wobei folgende Befunde erhobenwerden können:• vermehrte Schmerzhaftigkeit und Sensibilität der

Rektumschleimhaut (z. B. aufgrund einer perianalenFistel, einer Erkrankung der Analbeutel, Proktitis,Perinealhernie, anorektaler Karzinome) (Abbildung 2).

• abnorme Textur der Rektumschleimhaut (z. B. Verhärtunginfolge von granulomatösem Gewebe in den Frühstadienvon Perianalfisteln) und anorektale Polypen

• Anorektale oder kolorektale Stenose (z. B. bei weiterfortgeschrittenen Perianalfisteln, infiltrativen Erkrankungenwie Rektalkarzinomen und Narbengewebsbildung imZusammenhang mit operativen Eingriffen am Gebär-mutterhals (Tams 2003) oder einer vorangegangenenSchwergeburt.

Während dieses Teils der Untersuchung sollten Kotprobenfür die direkte Adspektion mit Beurteilung von Farbe, Geruchund Textur gewonnen werden. Dabei sind folgende Befundemöglich (Abbildung 5 bis 8):• Abnorme Färbung: Zitronengelb (bei exokriner

Pankreasinsuffizienz), von ockerfarben bis dunkelbraunoder orangefarben (bei chronisch entzündlicher Darm-erkrankung), dunkel grünlich (in den meisten akutenFällen einer bakteriellen Überwucherung), mit schwarzenFlecken durchsetzt, „kaffeesatzartig“ (bei intermittierendenBlutungen im proximalen Verdauungstrakt), oder nahezuvollständig schwarz (in Situationen mit Melaena, bei

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Abbildung 4. Dieserabgemagerte Chow Chow,überwiesen aufgrund vonErbrechen seit zwei Monaten,hatte vergrößerteLymphknoten aufgrund einesmultizentrischen Lymphoms.

© Valérie Freiche

ausgedehnter proximaler gastrointestinaler Blutung).• Kotgeruch: Putrider, fauliger Geruch bei bakterieller

Fermentation, säuerlicher Geruch bei Malabsorption odernahezu geruchlos bei defizitärer Verdauung.

• Schleim oder frisches Blut, entweder gut gemischt mit demKot (bei Ursprung im Blinddarm oder im proximalen Kolon)oder den Kot überziehend (bei Proktitis oder Rektalpolypen).

• Abnorme Textur: Zum Beispiel schmierig-ölig (in einigenEPI-Fällen), klebrig (bei Melaena), flüssig-wässrig (akutesekretorische Diarrhoe, aber auch in einigen „therapie-resistenten“ chronischen Fällen).

• Fremdmaterial wie Plastik, Holz etc., ein möglicherHinweis auf Pica.

2/ Häufige Fehlerquellenbei der klinischenUntersuchung

A) Klinische Untersuchung ohneSystemUntersucht man lediglich die Organe, die mit den vomBesitzer beschriebenen Symptomen in unmittelbarerVerbindung stehen, kann die richtige Diagnose sehr leichtübersehen werden. Ignoriert der Untersucher beispielsweisedie Ösophagusregion, weil der Besitzer einen Hund mit„Erbrechen“ vorstellt, besteht die Gefahr, dass ein

Megaösophagus unentdeckt bleibt.Leicht passiert es auch, dass man einen Teil der systematischenUntersuchung überspringt, wenn der Besitzer unentwegt sprichtoder den Tierarzt auf andere Weise ablenkt.Oft ist die Versuchung groß, zu weiterführenden Unter-suchungsmaßnahmen überzugehen, bevor die systematischeklinische Untersuchung in allen Punkten vollständigabgeschlossen ist. Dies kann jedoch bedeuten, dass letztlichmehr Tests als notwendig durchgeführt werden, oder dasswesentliche Tests weggelassen werden. Wird zum Beispielein Patient vorgestellt, der über einen Zeitraum von 10 Tagenintermittierendes Erbrechen gezeigt hat, so könnte sich derUntersucher aufgrund eines Fremdkörperverdachtes auf dieRöntgenkontrastuntersuchung mit Barium stürzen, ohne vorhereine umfassende und vollständige klinische Untersuchungdurchzuführen. Nimmt sich der Tierarzt dagegen etwas Zeit,um den Kot zu untersuchen, so kann dessen Erscheinungsbildzur Wahl besser geeigneter Tests beitragen, wie zum Beispieleines TLI-Tests (Trypsin-like immunoreactivity assay) odereiner endoskopischen Untersuchung, um die Möglichkeiteiner Pankreasinsuffizienz beziehungsweise einer lympho-plasmazellulären Gastroenteritis abzuklären.

B) Interpretation isolierterklinischer Symptome

Bei Erbrechen, Diarrhoe oder Gewichtsverlust handelt essich in der Regel nicht um isolierte Symptome. In den

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Abbildung 5. Kot eines Hundes mitexokrinerPankreasinsuffizienz.Zu beachten ist diehelle, gelblicheFärbung aufgrund deshohen Fettanteils.

Abbildung 6. Kot eines Hundes mitgeringgradiger,chronisch erosiver,lympho-plasmazellulärerKolitis. Zu beachten sinddie rötlichen Streifenund dieSchleimbeimengungen.

Abbildung 7. Schmierig-öliger Koteines Hundes miteosinophilerGastroenteritis. Diedunkle Färbung weistauf verdautes Blut hin.

Abbildung 8. Kot eines Hundes mitmittelgradiger, lympho-plasmazellulärerGastroenterokolitis. Zu beachten sind dieSchleimbeimengungenund die auf PicahinweisendenHolzstückchen.

© Carmen Rodriguez

meisten Fällen werden sie von weiteren klinischenHinweisen begleitet, die stets als Ganzes beurteilt werdensollten. Der Tierarzt darf sich also keinesfalls nur auf eineinziges klinisches Symptom konzentrieren. Die enormeBedeutung einer „ganzheitlichen“ Vorgehensweise kann andieser Stelle nicht deutlich genug betont werden.

C) Verdacht eines ernsten,hochgradigen Problems, wenndas vorgestellte Tier schwachoder inaktiv ist

Ein Hund mit einer schweren Ösophagitis kann hochgradigeSchmerzen und eine hochgradige Dysphagie zeigen, abergenauso gut kann ein sehr lebhafter, hyperaktiver YorkshireTerrier unter einem portosystemischen Shunt und einerfortgeschrittenen Lebererkrankung leiden.

D) Annahme, dass eineeinmalige ambulanteUntersuchung ausreichtSind die vom Besitzer beschriebenen Symptome unklar oderlebt das Tier im Freien, so dass es wünschenswert wäre,aufschlussreiche Fakten wie die Art des Erbrechens oder

die Art und Weise der Defäkation zu beobachten, kann esdurchaus notwendig und hilfreich sein, das Tier für einedirekte Beobachtung über einen gewissen Zeitraumstationär aufzunehmen.

E) Unachtsame, grobeabdominale Palpation

Bei der Palpation des Abdomens ist große Sorgfalt undVorsicht geboten. Leicht entstehen iatrogene Schäden,insbesondere, wenn der Tierarzt sich des tatsächlichvorliegenden medizinischen Problems nicht bewusst ist (1)oder wenn er lediglich die Bestätigung einer vorweg-genommenen Diagnose sucht (2). Zum Beispiel:(1) Der Untersucher ist sich nicht bewusst, dass einMilztumor vorliegt, der bei zu heftiger Palpation rupturierenund eine innere Blutung hervorrufen kann.(2) Führt man die Palpation unter der Annahme durch, esliege eine abdominale Zubildung vor, sollte auch an dieMöglichkeit eines Fremdkörpers als Differenzialdiagnosegedacht werden. Besitzt dieser Fremdkörper scharfe Ränderoder steckt er in einer Darmschlinge fest, kann eineunvorsichtige Palpation zur Darmperforation führen.

F) Unzureichende Genauigkeitbei der Adspektion desPatientenBei einem Patienten mit dem Vorbericht wiederholtenErbrechens, das unter symptomatischer Behandlungverschwindet, sollte sich der Untersucher stets Zeit nehmen,das Vorhandensein oder Fehlen schwarzer Fäzes abzuklären,eines möglichen Hinweises auf eine intermittierende,gastroenterale Blutung. Das Übersehen dieses Symptomskann die Diagnose einer ernsten Erkrankung verzögern, zumBeispiel eines Magenlymphoms oder einer fortgeschrittenenlympho-plasmazellulären (LP-) Gastroenteritis (Abbildung 8).Fäzes dürfen nicht mit dem Inhalt der Analbeutelverwechselt werden. Das Sekret der Analdrüsen kanngelegentlich schwarz sein, an der inneren Oberfläche desAnus anhaften und hier irrtümlich für Fäzes mit verdautemBlut gehalten werden. Im Zweifelsfall wird diese Frage mitHilfe einer tiefergehenden digitalen Untersuchung zurGewinnung von „richtigem“ Kot abgeklärt.Wenn ein Besitzer „rotes Blut im Kot“ beschreibt, mussunbedingt überprüft werden, ob das Blut sich mit dem Kotvermischt oder diesen lediglich überzieht. Handelt es sich

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Abbildung 9. Die so genannte „Gebetshaltung“als Hinweis auf gastroduodenale Schmerzen.

um eine intermittierende Blutung, sind gegebenenfallswiederholte Kotuntersuchungen erforderlich.

G) Der Patient wird sofort aufden Untersuchungstisch gesetzt

Der Patient sollte zunächst frei auf dem Boden und ohneLeine beurteilt werden, bevor man ihn auf denUntersuchungstisch setzt. Kleine Hunde werden sehr oftvon ihren Besitzern getragen und unmittelbar auf den Tischgehoben. Dadurch können dem Tierarzt jedoch wertvolleBefunde hinsichtlich des Verhaltens, der Körperhaltung und-stellung und des Erkundungsdrangs des Patientenentgehen (Abbildung 9).

H) Der Tierarzt geht davon aus,dass ein besonders schlechterAllgemeinzustand auf eineTumorerkrankung hinweist,während ein guterAllgemeinzustand Neoplasienausschließt

Magentumoren können auch bei Tieren mit guter Fell- undHautqualität und lediglich moderatem Gewichtsverlust

auftreten, während Tiere mit LP-Gastroenteritis sich ineinem besonders schlechten Allgemeinzustand mitAbmagerung, Depression und schlechter Fellqualitätpräsentieren können. Ebenso kann sich ein Patient miteinem Dünndarmtumor in einem sehr viel besseren Zustandpräsentieren als ein Patient mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, bei der eine hochgradigeHypoproteinämie und eine herabgesetzte Darmmotilität zueiner erheblichen Beeinträchtigung des Allgemeinzustandesgeführt haben (Abbildung 10).

Schlussfolgerung

Wie bereits zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, muss dieklinische Untersuchung sowohl quantitativ als auchqualitativ ausreichende Informationen liefern, damit derTierarzt in der Lage ist, ...

• … die richtige Auswahl zusätzlicher diagnostischer Testszu treffen, um die endgültige Diagnose stellen zu können.

• … mit der gebotenen Dringlichkeit zu handeln, die derFall erfordert.

• … unnötige Zusatzuntersuchungen zu vermeiden, die beider Lösung des Problems nicht weiterhelfen und unnötigviel Zeit und Geld kosten.

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Abbildung 10. Dieser BernerSennenhund in gutemkörperlichem Allgemeinzustandwurde aufgrund von Tenesmusüberwiesen. Die Diagnose lauteteschließlich Kolonkarzinom.

© Davide De Lorenzi

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> Fragen an Todd Tams

Welches sind die häufigsten Ursachen für vermehrtes Pressen beim Kotabsatz?

Todd Tams

Dyschezie wird definiert als eine gestörte und/oder schmerzhafte Defäkation. Als Tenesmus bezeichnetman einen beständigen oder lang anhaltenden Defäkationsdrang mit in der Regel sehr geringerKotentleerung. Dyschezie und Tenesmus können sowohl mit gastrointestinalen als auch mit urogenitalenErkrankungen zusammenhängen. Die häufigsten Ursachen im Bereich des Verdauungstraktes sindErkrankungen des Dickdarms wie Kolitis, Proktitis (Entzündung der Rektalschleimhaut) und Obstipation.

Da Tierbesitzer vermehrtes Drängen auf Kot häufig als Hinweis auf eine Obstipation interpretieren, ist esganz entscheidend, dass der Tierarzt bereits zu Beginn zwischen Pressen aufgrund einer Obstipation undeinem oft mit einer Dickdarmentzündung und Diarrhoe einhergehenden Pressen unterscheidet. ErfahrenePraktiker erkennen, dass zahlreichen Anrufen mit der Bitte um Rat, wie ein obstipates Tier zu Hausebehandelt werden kann, in der Tat eine falsche Einschätzung der Situation seitens des Besitzers zugrundeliegt. Häufiger wird ein mit Kotpressen einhergehender, vermehrter Defäkationsdrang bei diesenPatienten durch eine Kolitis und / oder Proktitis hervorgerufen. Die Unterscheidung erfolgt sehr einfachmit Hilfe einer umfassenden Anamnese und einer sorgfältigen klinischen Untersuchung, einschließlichabdominaler Palpation und rektaler Untersuchung.

Bei einem Tier mit Dickdarmerkrankung können noch weitere wichtige Hinweise auffallen. Dazu gehörtunter anderem eine erhöhte Defäkationsfrequenz mit Ausscheidung sehr geringer Kot- und/oderSchleimmengen. Ferner können Verhaltensänderungen aufgrund des Defäkationsdrangs zu beobachtensein, wie zum Beispiel das Kotabsetzen in der Wohnung in Abwesenheit des Besitzers bei einemnormalerweise stubenreinen Hund. Oder aber ein Hund beginnt plötzlich, seinen Besitzer mehrmals proNacht zu wecken, weil er nach draußen muss. Betroffene Hunde können darüber hinaus Anzeichen einerperianalen Reizung zeigen, wie zum Beispiel das Bearbeiten der Analregion mit den Zähnen oder„Schlittenfahren“. Die geschilderten Symptome können allein oder in Kombination mit anderenSymptomen auftreten. Eine akute Kolitis ist eine häufige Ursache von Diarrhoe bei Hunden, und dieDiagnose ist anhand des klinischen Bildes leicht zu stellen.

1/ LabordiagnostischeTests

A) Untersuchungen aneinfachen, nicht-invasiventnommenen Kotproben liefernschnelle Ergebnisse:

• Nachweis von Parasiten: Direkter Nachweis mitKochsalzlösung unter dem Mikroskop bei geringerVergrößerung (Trichuris spp., Ascaris spp., Giardia-Trophozoiten oder Kokzidien), einfache Flotationsmethode(Nachweis von Oozyten) oder vorzugsweise Zinksulfat-Flotation mit Zentrifugation (Nachweis vonNematodeneiern und Giardia-Zysten). Für den Nachweisintestinaler Parasiten ist die Zinksulfat-Flotation nachZentrifugation der einfachen Schwerkraftflotationdeutlich überlegen und wird am besten von erfahrenemLaborpersonal durchgeführt. Für eine parasitologischeUntersuchung sollten mindestens 2-5 Gramm Kot zurVerfügung stehen (Abbildung 1 und 2).

• Zytologische Untersuchung mit der Diff Quik-Schnellfärbung zum Nachweis neutrophiler Granulozytenoder anderer Entzündungszellen, aber auch umfangreicherPopulationen bestimmter Bakterien bei akuterDarmerkrankung (Campylobacter spp., Sporen bildendeClostridium spp.) oder bei Schüben einer bakteriellenÜberwucherung im Rahmen chronischer Erkrankungen(Clostridium spp.). Der Nachweis phagozytierterBakterien kann für die Diagnose hilfreich sein. Inendemischen geographischen Regionen könnenLeishmania-Amastigoten, begleitet von granulomatösenZellen, feststellbar sein. Mit Hilfe von Färbemethoden fürsäurefeste Erreger können Mykobakterien undCryptosporidium spp. nachgewiesen werden.

• Durch Antigentests kann ein Befall mit Giardiennachgewiesen werden, wenn weder Oozysten nochTrophozoiten ausgeschieden werden (mögliche klinischeSymptome sind Erbrechen und/oder Diarrhoe). In etwa 25 % aller Giardienfälle fällt das Ergebnis der Zinksulfat-Flotation nach Zentrifugation negativ aus. Sinnvoll istdeshalb die routinemäßige Anwendung eines Antigen-oder IFA-Tests für eine frühzeitige und präzise Diagnoseeines Giardienbefalls. Antigentests sind darüber hinaushilfreich für die Diagnose einer Parvovirusinfektion

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3.Nicht-apparativeZusatzuntersuchungen bei

gastrointestinalen Erkrankungen

*> Zusammenfassung

Außer in schnell zu lösenden, unkomplizierten gastrointestinalen Fällen greift der Tierarzt in

der Regel gern auf zusätzliche Tests zur Stützung der Diagnose und Behandlung der klinischen

Erkrankung zurück. Zur Auswahl steht eine große Vielfalt unterschiedlicher Tests, und die

Entscheidung im Einzelfall hängt weitgehend von den Informationen aus dem Vorbericht

und der klinischen Untersuchung ab (siehe Kapitel 1 und 2). Grob unterteilt werden diese

Zusatzuntersuchungen in labordiagnostische Tests, die neurologische Untersuchung, die

klinische Untersuchung unter Sedation und die diagnostische Therapie.

(manifestiert sich klinisch als akutes Erbrechen undprofuse, hämorrhagische Diarrhoe bei jungen oderimmunsupprimierten Tieren).

B) Entnahme von Blutproben fürdas Blutbild, die Elektrolyt-bestimmung und diebiochemische Analyse, wennBefunde der klinischenUntersuchung auf eineentsprechende Indikationhinweisen:

Großes Blutbild:• Ein Hämogramm dient dem Nachweis und der näheren

Untersuchung folgender Probleme: Anämie infolgeBlutverlust (ulzeröse Magen- oder Darmerkrankung),Anämie infolge chronischer Erkrankung (defizitäreAbsorption von Nährstoffen), mittelgradige Anämie(Hypoadrenokortizismus) oder hoher Hämatokrit (z. B.infolge einer akuten Gastroenteritis mit Dehydratation).Bei der Leukozytenzählung können folgende Befundeauffallen: Leukozytose (z. B. bei akuter bakteriellerGastroenteritis wie Salmonellose, Hypoadrenokortizismus,chronischer IBD = Inflammatory Bowel Disease),Eosinophilie (eosinophile Enteritis, Endoparasitose,Hypoadrenokortizismus) oder absolute Lymphopenie (ineinigen Fällen einer Lymphangiektasie).

Zu beachten ist jedoch, dass das große Blutbild in derMehrzahl der Fälle innerhalb der physiologischen Norm liegt.

Elektrolytbestimmung:Bei der Elektrolytbestimmung können folgende Abweich-ungen festgestellt werden: Hypokaliämie (z. B. bei akutersekretorischer Gastroenteritis, chronischer Nierenerkrankung)oder Hyperkaliämie und Hyponatriämie (Erbrechen und/oderDiarrhoe bei Hypoadrenokortizismus).

Biochemisches Profil: Folgende Parameter sind bei gastrointestinalen Erkran-kungen aussagekräftig:• Niedriges Gesamtprotein, entweder mit moderat

niedrigem Albumin (entzündliche Enteropathien mitdefizitärer Absorption oder defizitärer Verdauung) odermit sehr niedrigem Albumin (Proteinverlustenteropathie,intestinales Lymphom); physiologische Gesamtprotein-konzentration, aber niedriges Albumin (Nieren- oderLeberdysfunktion infolge chronischer Erkrankung) oderabsolute Hypoproteinämie (Blutung).

• Hohe BUN- und Kreatininkonzentrationen (Erbrechen mitoder ohne Diarrhoe bei Nierenerkrankung) oder hoheBUN-Konzentration (Verdauung von Blut bei hochgradigergastroenteraler Blutung).

• Moderat erhöhte Leberenzyme (gelegentlich beichronischen Darmerkrankungen; Bush 1997), einge-schränkte Leberfunktion (z. B. portosystemischer Shunt,Pankreatitis) oder sehr hohe Leberenzymspiegel (primäreLebererkrankung). Tiere mit Lebererkrankungen könnenaber auch physiologische oder nur geringfügig erhöhteLeberenzymwerte haben.

• Hyperglykämie (Diabetes mellitus) oder Hypoglykämie(Nachweis erfordert unter Umständen eine wiederholteProbennahme, z. B. bei septikämischer Diarrhoe ).

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Abbildung 1. Giardien. Abbildung 2. Kokzidien-Oozyste(Isospora canis).

© University of Iowa

© University of Pennsylvania

C) Eine Harnanalyse zurBeurteilung des spezifischenGewichts und der Harnproteinesollte ebenfalls durchgeführtwerden, vorzugsweise zumselben Zeitpunkt wie dieBlutuntersuchung:

• Normales spezifisches Gewicht (bei renaler Azotämie)oder niedriges spezifisches Gewicht (Nierenerkrankung).

• Hochgradige Proteinurie, begleitet von Hypoproteinämie(nephrotisches Syndrom), mittelgradige Proteinurie(systemische Erkrankung) oder keine Proteinurie(chronisch entzündliche Enteropathie, Lymphangiektasie,intestinales Lymphom).

Generell sollten ein Hämogramm, ein biochemisches Profilund eine Harnanalyse immer dann erstellt werden, wennSymptome einer systemischen Erkrankung vorliegen, wiezum Beispiel Polyurie/Polydipsie, Inappetenz, Gewichtsverlust,Erbrechen und/oder profuse Diarrhoe. Selbst bei nurgeringgradigen und/oder intermittierenden Symptomen sinddiese Screeningtests sinnvoll, um den Gesundheitsstatusdes Patienten insgesamt genauer beurteilen zu können.

D) GastrointestinaleFunktionstests:

• Der Trypsin-like Immunoreactivity (TLI) Assay dient derÜberprüfung der Pankreasfunktion. In einigen Fällen einerPankreatitis ist der TLI-Wert sehr hoch, bei EPI liegt erjedoch deutlich unterhalb des Normalbereichs.

• Der Pankreaslipase Immunoreactivity (PLI) Assay wurdevor kurzem entwickelt und lässt eine genauere Diagnoseder Pankreatitis zu. Zu beachten ist jedoch, dass dieserTest gegenwärtig nur in einem US-Labor verfügbar ist(www.cvm.tamu.edu/gilab; inzwischen auch in Deutschland;Anm. des Übersetzers).

• Assays zur Bestimmung der Serumkonzentrationen vonCobalamin und Folsäure beim Hund können hilfreich sein,sie werden unter Umständen aber überinterpretiert.Niedrige Cobalaminwerte werden bei EPI, bakteriellerÜberwucherung des proximalen Dünndarms oder distalerDünndarmerkrankung festgestellt. Hohe Folsäurespiegeltreten bei bakterieller Überwucherung des proximalen

Dünndarms auf, während die Folsäurewerte bei anderenErkrankungen des proximalen Dünndarms unterhalb desReferenzbereiches liegen können.

• Prä- und postprandiale Serumgallensäurewerte sindhilfreich für die Beurteilung der Leberfunktion beiPatienten mit Verdacht auf eine Leberinsuffizienz.

Spezifischere biochemische Tests können durchgeführtwerden, wenn sich bei der klinischen Untersuchung und/oderbei den ersten zusätzlichen Tests Hinweise auf bestimmteorganische oder systemische Erkrankungen ergeben und eswünschenswert erscheint, diese Verdachtsdiagnosenauszuschließen oder zu bestätigen. Dazu gehören folgendeTests:• ACTH-Stimulationstest bei Hunden mit Diarrhoe und

Erbrechen mit Verdacht auf Hypoadrenokortizismus.• Tensilon-Test für Hunde mit Regurgitation oder Dysphagie

und/oder Muskelschwäche mit Verdacht auf Myastheniagravis.

• Anti-Acetylcholin-Antikörper-Test (gegenwärtig nur ineinem US-Labor verfügbar). Zu beachten ist, dassRegurgitation infolge Ösophagusdilatation oder Dysphagieinfolge Larynxdysfunktion die einzigen klinischenSymptome zu Beginn einer erworbenen Myasthenia gravissein können (Shelton 2002).

• Antinukleäre Antikörper (ANA)-Tests bei Hunden mitGelenkschmerzen oder Verdacht auf eine immunvermitteltePolyarthritis (die auch mit Dysphagie oder Regurgitationeinhergehen kann).

2/ Neurologische Tests

Eine neurologische Untersuchung kann in folgenden Fällenerforderlich sein:• Verdacht auf fokale Läsionen der Medulla oblongata, die

sich klinisch als Dysphagie äußern können, begleitet vonAtaxie, Gliedmaßenschwäche und propriozeptiven Defiziten.

• Verdacht auf Hirnnervenläsionen. Untersuchung derHirnnervenfunktion bei Schluckstörungen, Dysphagie/Regurgitation und Problemen im Bereich der Zunge.Insbesondere sollten in diesen Fällen die Nn. glosso-pharyngeus (IX), vagus (X) und hypoglossus (XII) getestetwerden.

• Ein abnormes Bewegungsbild beim Laufen könnte auf einegeneralisierte Muskelschwäche zurückzuführen sein, die sichklinisch unter anderem auch als Dysphagie darstellen kann.

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3/ Klinische Untersuchungunter Sedation

Eine Sedation kann für folgende Untersuchungenerforderlich sein:• Maulhöhle, Pharynx, Larynx oder Tonsillenkrypten (bei

Patienten mit Dysphagie) (Abbildung 3).• Abdomen, insbesondere um eine effektivere abdominale

Palpation bei gespannter Bauchdecke oder übergewichtigenTieren zu ermöglichen.

• Anorektale Region, wenn die Untersuchung sehrschmerzhaft ist (Symptome umfassen unter UmständenDyschezie oder Hämatochezie).

4/ Diagnostische Therapie

Das Ansprechen auf eine diagnostische Therapie kannwertvolle Hinweise in folgenden Situationen liefern:• Verdacht auf eine „versteckte” Parasitose (Fenbendazol

oder Febantel gegen Giardien, Trichuris spp. oderAscaris spp.)

• Verdacht auf eine Futtermittelüberempfindlichkeit(hydrolysierte Diäten oder Eliminationsdiät) oder Futter-mittelunverträglichkeit (laktosefreie oder glutenfreieDiäten)

Zu beachten ist, dass Antibiotikagaben nicht alsdiagnostische Therapie betrachtet werden sollten.

5/ Häufige Fehlerquellenbei zusätzlichenUntersuchungen

A) Hinauszögern und Verpassendes geeigneten Zeitpunktes fürdie Einleitung zusätzlicher Tests

Die Informationen aus dem Vorbericht und der klinischenUntersuchung sollten eindeutige Hinweise auf dieDringlichkeit zusätzlicher Tests geben. Eine frühzeitigeDiagnose kann ganz entscheidend zur Verbesserung derPrognose und zu einem guten Ansprechen auf dieBehandlung beitragen. Befindet sich der Patient in einemschlechten Allgemeinzustand, oder bestehen Symptome wieErbrechen oder Diarrhoe bereits seit einer oder zwei Wochen,oder zeigt der Patient Anzeichen abdominaler Schmerzen,einer Anämie oder eines Schocks, so steht außer Frage, dassdie Zusatztests unverzüglich eingeleitet werden müssen. DieFrage der zeitlichen Abstimmung solcher zusätzlichen Testskann aber auch in hohem Maße vom Grad der Besorgnisseitens des Besitzers beeinflusst werden.

B) Unzureichendes Screeningauf Magendarmparasiten bei derAnwendung der sensitivstenKotuntersuchungsmethoden

Eine große Gefahr besteht darin, dass der Tierarzt dieMöglichkeit eines Parasitenbefalls auf der Grundlage eineseinzigen negativen Ergebnisses ausschließt. Entscheidend ist,dass intestinale Parasiten so früh wie möglich nachgewiesenwerden, falls erforderlich mit Hilfe wiederholter Tests.

C) Verzicht auf eineKotuntersuchung, wennErbrechen das einzige klinischeSymptom ist

Zahlreiche Erkrankungen des Dünn- und/oder Dickdarmskönnen sich unabhängig davon, ob sie parasitären, infektiösenoder entzündlichen Ursprungs sind, mit Erbrechen als frühestem

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© Valérie Freiche

Abbildung 3.Golden Retriever

unter Sedationfür die

Untersuchungder Maulhöhle.

klinischem Symptom äußern. Bei Patienten mit Giardienbefallkann Erbrechen das Hauptsymptom sein, und die Fäzes weisenunter Umständen lediglich intermittierend eine weicheKonsistenz auf. Die Bedeutung der Kotuntersuchung kann andieser Stelle nicht deutlich genug betont werden.

D) Das biochemische Profil wirdunter Verzicht auf die genauereBeurteilung der Proteine als„normal“ interpretiert.

Ein normaler Gesamteiweißwert (TP) in einem biochemischenProfil sollte isoliert betrachtet keinesfalls Anlass zur

Entwarnung sein. Eine Hypalbuminämie infolge von gastro-intestinalen Problemen kann auch isoliert, also ohnebegleitende Hypoglobulinämie auftreten. In den entsprechendenklinischen Verdachtsfällen sollte das biochemische Profildeshalb stets TP, Albumin und Globulin einschließen. Aufdiese Weise kann der Tierarzt zwischen kompensatorischerHypalbuminämie (z. B. bei Leishmaniose oder Ehrlichiose) undabsoluter Hypoproteinämie mit verminderter Albumin- undGlobulinkonzentration unterscheiden.Alternativ besteht auch die Möglichkeit, eine nachgewieseneHypalbuminämie zusammen mit den Ergebnissen derHarnanalyse zu interpretieren, um ein nephrotischesSyndrom oder eine Leberinsuffizienz von einerProteinverlustenteropathie zu unterscheiden. Ohne korrekteDiagnose und Behandlung verschlechtert sich Letztere

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> Frage an Todd Tams

Welches ist der häufigste Fehler bei der Diagnose eines Giardienbefalls?

Nicht selten wird ein Giardienbefall beim Hund aufgrund der Anwendung wenig sensitiver Kotuntersuchungsmethodenübersehen. Ein Standard-Schwerkraftflotationstest ohne Zentrifugation ist kein besonders geeignetes Verfahren für denNachweis von Giardien, und auch einige Nematodeninfektionen entgehen hier der Diagnose, insbesondere bei geringenOozytenzahlen. Studien zeigen, dass die Oozytenzahlen nach Zentrifugation um das 2,4 bis 6fache höher liegen, als bei derüblichen Standardflotationsmethode.

Der beste Weg zu einem aussagekräftigen Screening einer einzelnen Kotprobe auf alle Arten von Darmparasiten bei einemHund mit Diarrhoe ist der folgende:

1. Direkter Kotausstrich mit Kochsalzlösung (frische Kotprobe innerhalb von einer Stunde nach Entnahme)

2. Zinksulfat-Flotation nach Zentrifugation

3. Giardia-Antigen-Test

Zu beachten:

1. Obgleich es sich bei der Untersuchung eines einzelnen, direkten Kotausstrichs nicht um einen hoch sensitiven diagnostischenTest handelt, ist er einfach durchzuführen, und wenn frei bewegliche Trophozoiten zu erkennen sind, kann eine schnelleDiagnose gestellt werden. Zu beachten ist, dass Trophozoiten von Giardien von Trichomonaden unterschieden werdenmüssen.

2. Die Zinksulfat-Flotation mit Zentrifugation ist ein weitaus sensitiveres Verfahren zum Nachweis von Giardienzysten als dieeinfache Schwerkraftflotation. Zahlreiche Studien belegen, dass mit einem einzelnen Zentrifugationstest die Diagnoseratebei Hunden mit Giardieninfektion bei etwa 75 % liegt. Wird der Zentrifugationsassay täglich über drei Tage wiederholt, steigtdie Quote auf nahezu 95%.

3. Der Giardia-Antigen-ELISA ist hervorragend geeignet zum Nachweis eines Giardienbefalls. In Kombination mit einemZentrifugationsassay ist die diagnostische Ausbeute sowohl für Giardien als auch für Nematoden sehr hoch.

Der effizienteste und letztlich ökonomischste Weg zu einem präzisen Screening einer großen Bandbreite intestinaler Parasiten,einschließlich Giardien, ist die Durchführung aller drei oben beschriebenen Tests. Für die routinemäßige jährliche oderhalbjährliche Untersuchung auf Parasiten bei Tieren ohne klinische Symptome ist die Zinksulfat-Flotation mit Zentrifugation derBasistest der Wahl. Bei Patienten ohne Diarrhoe fertigen wir keine direkten Kotausstriche mit Kochsalzlösung an.

Todd Tams

drastisch innerhalb von nur wenigen Tagen, wenn dieAlbuminkonzentration unter 20 g/l (2 g/dl) liegt.

E) Verzicht auf den TLI-Test zurAbklärung von EPI bei Patientenmit Verdacht auf chronischeDünndarmerkrankung

Die Unterlassung dieses einfachen Tests kann zuFehldiagnosen, zum Versagen der Therapie und in denhöchstgradigen Fällen sogar zu einer Zerstörung derDarmschleimhaut des Patienten führen. Sehr leicht kanneine EPI mit einer entzündlichen Darmerkrankung(Inflammatory bowel disease; IBD) verwechselt werden.Das Unterlassen des TLI-Tests kann aber dazu führen, dassder Patient wiederholten und letztlich vergeblichendiagnostischen Behandlungen mit Pankreasenzymenunterzogen wird, so dass der Besitzer schließlich dieBehandlung abbricht und der Tierarzt resigniert.

F) Durchführung undInterpretation des TLI-Tests zurEPI-Diagnose ohne Einhaltender erforderlichen Fastenperiodevor der Probenentnahme

Ein TLI-Test nach einer lediglich sechsstündigenFastenperiode liefert in vielen Fällen unklare Ergebnisse.Empfohlen wird deshalb eine mindestens zehnstündigeNahrungskarenz vor der Probenentnahme.

G) Ausschluss von EPI bei einem„normalen“ TLI-Testergebnis

Beim Hund sind TLI-Werte unter 2 mg/l diagnostisch für EPI.Werte zwischen 3,5 und 5 mg/l können eine subklinischePankreaserkrankung widerspiegeln, wie zum Beispiel einechronische Pankreatitis. Bei diesen Patienten kann sich dieErkrankung später zu einer EPI mit TLI-Werten zwischen 2,0und 3,5 mg/l entwickeln. Generell gilt deshalb, dass ein TLI-Test im Falle eines zweifelhaften Resultates einen Monatspäter wiederholt werden sollte.

H) TLI-Test zur Abklärung einesVerdachts auf Pankreatitis erstnach mehrtägiger Behandlung

Der TLI-Test muss anhand einer zu Beginn der Erkrankungentnommenen Blutprobe durchgeführt werden, da die hohenTrypsinkonzentrationen nach Einleitung einer intravenösen(Infusions-)Behandlung sehr rasch absinken. In Fällen mitdringendem Pankreatitisverdacht sollte die geeigneteBehandlung jedoch so früh wie möglich eingeleitet werden,und ein Abwarten des Testergebnisses ist in dieser Situationeher nicht zu empfehlen. Der PLI- Assay (erhältlich über dieTexas A & M University; in Deutschland über Vet Med LaborLudwigsburg, Anm. des Übersetzers) ist gegenwärtig dersensitivste Test für die Diagnose der Pankreatitis.

I) Überschätzen der Bedeutungder Cobalamin- undFolsäureergebnisse für dieDiagnose vonDarmerkrankungen

Die Ergebnisse der Cobalamin- und Folsäuretests werdensehr leicht fehlinterpretiert. So können Cobalaminwerteunterhalb des Referenzbereiches auf eine EPI und wenigerauf eine bakterielle Überwucherung zurückzuführen sein.Nicht alle Hunde mit einer Erkrankung des Darms habenabnorme Cobalamin- und Folsäurewerte. Und nicht alle miteiner gestörten Vitaminabsorption einhergehendenDarmerkrankungen sind so hochgradig oder so langanhaltend, dass sie die Speicher dieser Vitamine im Körpermaßgeblich reduzieren (Melgarejo 2002).

J) Einleitung einer Behandlungauf der Grundlage derErgebnisse einer bakteriellenKultur einer Kotprobe oder desDuodenalinhaltes

Die Technik der Probenentnahme ist nicht einfach,insbesondere, wenn die Proben direkt aus dem Dünndarmentnommen werden sollen. Hierfür ist entweder eineEndoskopie oder ein chirurgischer Eingriff erforderlich.

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Erfolgt die Probenentnahme nicht lege artis oder unterunsterilen Bedingungen, sind die Ergebnisse der kulturellenUntersuchungen im Hinblick auf die Auswahl dergeeigneten Behandlung unter Umständen nur von sehrgeringer Aussagekraft.

K) Ausschluss einerLebererkrankung bei einemPatienten mit hämorrhagischemErbrechen oder Melaena und„normalen“ oder nur geringfügigerhöhten Leberenzymen

Für die Diagnose einer für Magenblutungen und den Verlustder Schutzschicht der Magenschleimhaut verantwortlichenLeberinsuffizienz sind unter Umständen Gallensäuretestserforderlich, denn eine Bestimmung der Leberenzyme alleinreicht möglicherweise nicht aus, um eine Beteiligung derLeber sicher ausschließen zu können.

L) Wahl der labordiagnostischenUntersuchungen auf derGrundlage der Rassezugehörigkeit

Der berühmte „Tunnelblick“ kann den Tierarzt dazu verleiten,Labortests selektiv auf der Grundlage der Rassezugehörigkeiteines Hundes auszuwählen, zum Beispiel TLI-Tests beiDeutschen Schäferhunden, Gallensäuretests bei YorkshireTerriern oder Zwergschnauzern oder die Bestimmung derAlbuminkonzentration beim Shar Pei.

M) Fehlender Diagnoseplan fürden Fall, dass eine diagnostischeBehandlung versagt

Wenn eine diagnostische Behandlung durchgeführt wird,sei sie pharmakologischer oder diätetischer Natur, sollteder Tierarzt stets auf den nächsten Schritt zur Abklärung desProblems vorbereitet sein, falls die Behandlung keinezufrieden stellenden Antworten liefert. Ohne voraus-schauende Planung ist die Versuchung groß, schlicht undeinfach das nächste Medikament beziehungsweise dienächste Diät auszuprobieren, in der Regel wiederum ohne

Erfolg. Dadurch wird wertvolle Zeit für die Diagnoseverschwendet, und der Besitzer beginnt unter Umständen,das Vertrauen in seinen Tierarzt zu verlieren, wenn ständigund offenbar wahllos weitere Zusatztests vorgeschlagenwerden, unabhängig davon, ob labordiagnostischer oderinstrumenteller Art.

N) Fehlende Berücksichtigungdes Unterschieds zwischenHunden und Katzen bezüglichlabordiagnostischerReferenzwerte

Bei der Interpretation von Ergebnissen der Blutuntersuchungmüssen stets die Unterschiede zwischen Katzen undHunden berücksichtigt werden. So sind zum Beispiel dieniedrigen TP-Werte, die bei Hunden mit InflammatoryBowel Disease gemessen werden, bei der Katze mit IBDnicht festzustellen. Wichtig ist, dass der Tierarzt mit denNormalwerten der von ihm ausgewählten Parametervertraut ist.

Schlussfolgerung

Der kluge Tierarzt wählt gezielt aus der großen Vielfalt derzur Verfügung stehenden zusätzlichen Tests aus, umsicherzustellen, dass die im Sinne einer möglichst genauenDiagnose gastrointestinaler Erkrankungen hilfreichstenTests ohne unnötige Verzögerung durchgeführt werden. DieVoraussetzung für eine möglichst hohe Aussagekraft derTestergebnisse ist stets deren sehr sorgfältige Interpretation.

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Einleitung

Das Anliegen dieses Kapitels ist die Erläuterung derIndikationen sowie des „Für und Wider“ derverschiedenen Verfahren. Betont werden insbesonderedie große Bedeutung der richtigen Anwendung und diedurch andere Befunde zu ergänzende Natur der durchdiese Diagnoseverfahren gewonnenen Informationen.

1/ Röntgenuntersuchung

Röntgenaufnahmen des Abdomens sind immer dannangezeigt, wenn klinische Symptome oder labor-diagnostische Befunde auf eine Erkrankung hinweisen, dieim Abdomen gelegene Organe oder Strukturen einbezieht.Zu den spezifischeren Symptomen, die den Verdacht einergastrointestinalen Erkrankung nahe legen, gehörenRegurgitation, Erbrechen, Diarrhoe, Tenesmus und Anorexieoder Gewichtsverlust, deren Ursache auf der Grundlage

zuvor durchgeführter (Labor-)Tests nicht abzuklären war.Zudem sollte stets daran gedacht werden, dass auch andereunspezifische Symptome, wie zum Beispiel palpierbareZubildungen in der Bauchhöhle, eine Organomegalie, eineErweiterung des Abdomens, Schmerzen bei der Palpationdes Abdomens, Anämie, Pyrexie unbekannten Ursprungsund Polyurie/Polydipsie Ursachen von Erkrankungen seinkönnen, die primär das Verdauungssystem betreffen.Da sämtliche in der Bauchhöhle gelegenen Organe dietypische Strahlendichte von Weichteilgewebe oderFlüssigkeit aufweisen, ist die Interpretation abdominalerRöntgenaufnahmen oft sehr schwierig und nichtbeweiskräftig, da ein Organ nicht mit Sicherheit gegen einanderes abgegrenzt werden kann. Pathologische Veränder-ungen werden erst dann radiologisch beurteilbar, wenn diezugrunde liegende Erkrankung eine ausreichendhochgradige Veränderung der Dichte, der Größe, der Formoder der Lage des betroffenen Organs hervorruft, so dass eseindeutig von den umliegenden Strukturen unterschiedenwerden kann.Einige Organe können jedoch nicht-flüssigen Inhalt

*> ZusammenfassungErbrechen und Diarrhoe sind häufig festgestellte unspezifische Symptome. Verursacht werden siejedoch nicht immer von Erkrankungen, deren primärer Ursprung im Gastrointestinaltrakt liegt. Zudemkann ein und dasselbe Symptom von Erkrankungen hervorgerufen werden, die ganz unterschiedlicheAbschnitte des Verdauungstraktes betreffen.

Nachdem der Patient einer gründlichen klinischen Untersuchung und einer umfassenden Beurteilungder hämatologischen, biochemischen und serologischen Parameter unterzogen wurde, bietenapparative Diagnoseverfahren die Möglichkeit einer weiterführenden und oftmals aufschlussreichenund endgültigen Abklärung der Erkrankung.

Zur Verfügung stehen zahlreiche verschiedene Bild gebende Untersuchungstechniken, um dieDiagnose zahlreicher verschiedener, den Verdauungstrakt betreffender Erkrankungen zuunterstützen, namentlich die Röntgenuntersuchung, die Ultrasonographie (US), die Endoskopie unddie Computertomographie (CT), wobei jedes Verfahren spezifische Indikationen hat.

4. Bild gebende Untersuchungs-verfahren des Verdauungstraktes

einschließlich Endoskopie:Praktische Anwendungshinweise

aufweisen, der eine Abgrenzung gegen die benachbartenStrukturen erleichtert. Im typischen Fall trifft dies zu, wennGas im Magen und in Darmschlingen vorhanden ist, oderwenn sich Fäzes im Kolon und Rektum befinden. DieApplikation von Kontrastmitteln per os oder per rectum istein häufig eingesetztes Verfahren zum Nachweis und zurInterpretation von Veränderungen oder Anomalien, die mitHilfe von Leeraufnahmen nicht zu beurteilen sind. Zubeachten ist jedoch, dass Kontrastuntersuchungen immererst im Anschluss an die Anfertigung der Leeraufnahmendurchgeführt werden sollten. Die Kontrastuntersuchung desoberen Verdauungstraktes erfolgt in der Regel mit Hilfe vonflüssigem Bariumkontrastmittel. Die Hauptindikationen fürdiese Art von Untersuchung sind die Suche nachanatomischen Veränderungen, Hinweise auf strahlen-durchlässige Fremdkörper (Abbildung 1), partielleObstruktionen (Abbildung 2) oder die Beurteilung derDarmpassagezeit. Kontrastuntersuchungen des unterenVerdauungstraktes (Kolon und Rektum) werden sehr vielseltener durchgeführt. Zum Teil liegt dies daran, dass nurselten eine entsprechende Indikation vorliegt, hauptsächlichaber, weil die Endoskopie in diesem Bereich ein sehr vieleinfacheres und deutlich aussagekräftigeres Diagnose-verfahren darstellt.Die Hauptprobleme bei der richtigen Interpretation vonKontraströntgenaufnahmen sind eine Folge der falschenVorbereitung des Patienten, der Applikation unzureichenderKontrastmittelmengen, der Anfertigung zu wenigerAufnahmen nach der Bariumkontrastmitteleingabe und derzum Teil beträchtlichen physiologischen Unterschiede derGeschwindigkeit der Magenentleerung und derDarmpassage von Hund zu Hund (Konde 2003).

Die richtige Durchführung dieser Technik ist eine komplexeAngelegenheit (siehe Übersicht 1) und erfordert in vielenFällen die Sedation des Patienten, insbesondere, wenn essich um einen sehr lebhaften oder nervösen Hund handelt.Wenn die Kontraststudie nicht lege artis durchgeführt wird,ist die Interpretation der Röntgenaufnahmen unterUmständen nicht sehr hilfreich und möglicherweise sogarirreführend. Zu beachten ist, dass auch die Sedation selbstzu Veränderungen der Passagezeit führen kann. Kontrast-studien werden deshalb heute zunehmend durch andereUntersuchungstechniken ersetzt, insbesondere durch dieUltrasonographie.Eine relativ neue Alternative zum flüssigen Barium-kontrastmittel für die Untersuchung der gastrointestinalenMotilität ist die Verwendung so genannter Barium-

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Abbildung 1. StrahlenundurchlässigerFremdkörper (Angelhaken).

Abbildung 2a. Röntgenaufnahme nachKontrastmitteleingabe: Bariumsulfatsammelt sich in einem infolge einesDarmverschlusses stark erweitertenAbschnitt des Ileums.

Abbildung 2b. Derselbe Fall wie inAbbildung 2a, chirurgischer Situs:Chronische Inguinalhernie mitinkarzerierter Ileumschlinge.

a.

b.

© Davide De Lorenzi

© Davide De Lorenzi

© Davide De Lorenzi

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imprägnierter Polyethylen-Kügelchen (Barium-impregnatedpolyethylene spheres = BIPS; Robertson 2000). Hierbeihandelt es sich um kleine, in Gelatinekapseln eingefügteKügelchen unterschiedlichen Durchmessers, die unter dasFutter des Tieres gemischt werden. Mit Hilfe dieserKontrasttechnik werden partielle Stenosen desMagendarmtraktes diagnostiziert, die Magenentleerunguntersucht und die Passagezeiten zwischen Maulhöhle undKolon gemessen (Robertson 2000). Das Verfahren genießtjedoch unterschiedliche Popularität unter praktischenTierärzten und gehört nicht zu den persönlichen Favoritendes Autors.

Röntgenaufnahmen des Abdomens zur Untersuchung desGastrointestinaltraktes sollten immer in mindestens zweiProjektionsebenen angefertigt werden, also ventrodorsalund laterolateral, wobei der Patient auf seiner rechtenKörperseite liegt. Die Aufnahmen werden immer am Endeder Exspirationsphase ausgelöst.Von grundlegender Bedeutung ist die Kenntnis der„normalen“ Röntgenanatomie und der (oft beträchtlichenund irreführenden) morphologischen Variationen, dieabhängig von der Lagerung und Position des Tieres auftretenkönnen. Vor Beginn der Interpretation etwaiger Anomalienoder Veränderungen muss zunächst beurteilt werden, ob dieLagerung des Patienten bei der Aufnahme zufrieden stellendwar. Die korrekte Lagerung bei der lateralen Aufnahme wirdüberprüft, indem man kontrolliert, ob sich die Querfortsätzeder Lendenwirbel und die Darmbeinschaufeln der beidenKörperseiten exakt überlagern. Die korrekte Lagerung bei derventrodorsalen Projektion wird beurteilt, indem man

kontrolliert, ob die Dornfortsätze der einzelnen Wirbel dieWirbelkörper in zwei symmetrische Hälften teilen.Schließlich ist zu berücksichtigen, dass einige zumVerdauungstrakt gehörende Organe außerhalb derBauchhöhle liegen, wie zum Beispiel der Pharynx und derÖsophagus. Zu einer vollständigen Untersuchung desVerdauungstraktes gehören deshalb auch Röntgen-aufnahmen des Halses und des Thorax (Abbildung 3).Zusammenfassend kann die Röntgenuntersuchung desVerdauungstraktes als ein schnelles und ökonomischesScreeningverfahren betrachtet werden. Aufgrund derzahlreichen Grenzen dieser Technik führt eine einfacheRöntgenaufnahme jedoch nur selten zu einer schlüssigen,endgültigen Diagnose, so dass in der Regel ergänzend aufkomplexere diagnostische Methoden zurückgegriffenwerden muss.

Abbildung 3. Großer Fremdkörper imÖsophagus (Knochen).

Übersicht 1. Die Technik der Kontrastmitteluntersuchung des oberen Verdauungstraktes

• Futterentzug über mindestens 12 Stunden

• Sedation falls erforderlich, abhängig vom Temperament des Patienten

• Applikation von flüssigem Bariumkontrastmittel (fertige 25 oder 40 %ige Lösung) über eine orale Magensonde oder

eine Nasenschlundsonde, 5-10 ml/kg Körpergewicht

• Vor der Eingabe des Kontrastmittels: Sitz der Sonde überprüfen (palpatorisch oder mittels Röntgenaufnahme)!

• Röntgenaufnahmen unmittelbar nach Eingabe, anschließend nach 15 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde, 2 Stunden, 3

Stunden und ggf. weiterhin einmal pro Stunde bis das Kontrastmittel das Kolon erreicht hat. Dies dauert

normalerweise zwischen 90 und 270 Minuten (Miyabayashi 1984), obgleich die Magenentleerungszeiten bei

gesunden Tieren gemäß Angaben in der Literatur zwischen 5 und 10 Stunden variieren können (Konde 2003;

Arnjeberg 1992). Zu jedem o.g. Zeitpunkt werden laterolateral (L/L) und ventrodorsale (V/D) Aufnahmen angefertigt.

© Davide De Lorenzi

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2/ Die ultrasonographischeUntersuchung

Bis vor kurzem galt die Sonographie als eher ungeeignet fürdie Untersuchung gastrointestinaler Erkrankungen. LangeZeit standen das Vorhandensein von Gas, Futter und Fäzeszusammen mit der mit den früheren Ultraschallgerätenrealisierbaren niedrigen Auflösung einer genauen undvollständigen Beurteilung des gesamten Gastrointestinal-traktes im Wege. Der technologische Fortschritt, kombiniertmit der zunehmenden praktischen Erfahrung seitens derUntersucher, hat inzwischen jedoch zu einer deutlichenVerbesserung der Bildqualität geführt. Heute ist dieseUntersuchungstechnik eines der am häufigsten eingesetztenDiagnoseverfahren bei Erkrankungen des Magendarmtraktes.Eine große Anzahl entsprechender Veröffentlichungen in derveterinärmedizinischen Literatur zeigt, dass die Ultra-sonographie bei der Beurteilung von Erkrankungen desMagens und des Darms ein sehr hilfreiches Diagnose-werkzeug ist (Penninck 1990 und 1995; Hudson 1995).Probleme wie Tumoren, Fremdkörper, ileale Darm-invaginationen, entzündliche Erkrankungen und kongenitaleAnomalien können Dank dieser Methode oft bedeutendgenauer definiert und in vielen Fällen auch endgültigdiagnostiziert werden.

Im Vergleich zu anderen Bild gebenden Diagnoseverfahrenhat die Ultrasonographie mehrere Vorteile:

• Das Fehlen gesundheitlicher Risiken für Untersucher undPatienten

• Die Möglichkeit, Untersuchungen ohne Anästhesie oderSedierung durchzuführen

• Die Möglichkeit, den finanziellen Aufwand auch beizahlreichen Nachuntersuchungen in Grenzen zu halten

• Die Möglichkeit zur Untersuchung der peristaltischenAktivität des Magens und des Darms, des Schichten-aufbaus der Magen- und Darmwand und der Beurteilungder anderen abdominalen Strukturen (Abbildung 4)

• Die Möglichkeit, auf minimalinvasivem Wege qualitativhervorragende zytologische Proben und Biopsieprobenzu entnehmen

Zu den Grenzen dieses Bild gebenden Diagnoseverfahrensbei der diagnostischen Beurteilung des Gastrointestinal-traktes gehören:• Die Schwierigkeit, sämtliche Bereiche von Magen und

Darm darzustellen• Das Fehlen pathognomonischer, sonographischer Befunde

für die zahlreichen möglichen Erkrankungen• Die Schwierigkeit der exakten Lokalisation von Läsionen

im Darmtrakt aufgrund des Mangels an anatomischenBezugspunkten

• Das Vorhandensein von Gas als limitierender Faktor beider Beurteilung der Viszera, da es für Artefakteverantwortlich sein kann und unter Umständen eineausreichende Beurteilung der distal der Sonde gelegenenDarmwand verhindert

• Die Schwierigkeiten bei der Darstellung und Beurteilungder Bauchspeicheldrüse

Für die ultrasonographische Untersuchung des Verdauungs-systems werden Geräte mit hoch auflösenden undhochfrequenten (5,0 bis 7,5 MHz) Schallköpfen benötigt, dadiese eine optimale Darstellung der gastrointestinalenWände gestatten und selbst kleinste Veränderungen oderAnomalien erkennen lassen.Ist die Ultraschalluntersuchung im Voraus planbar, wirdempfohlen, den Patienten über einen Zeitraum vonmindestens 24 Stunden fasten zu lassen, um die Menge anGas und fäkalem Material so weit wie möglich zu reduzieren.Wie bereits erwähnt ist das Vorhandensein von Gas einerder zentralen limitierenden Faktoren der Sonographie vonMagen und Darm. Gas im Verdauungstrakt bildet Artefakte,die oftmals die Darstellung ganzer Abschnitte desMagendarmkanals verhindern.

Abbildung 4. Während derUltraschalluntersuchung könnensämtliche intraabdominale Strukturenvisuell dargestellt werden. Dieses Bildzeigt einen vergrößertenmesenterialen Lymphknoten.

© Davide De Lorenzi

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Ein Tipp zur Verbesserung der Abgrenzbarkeit und derBildschärfe dieser Organe ist es, die Position des Tieres zuverändern und die Sonde auf der nach ventral weisendenSeite des Patienten anzusetzen. Am besten verwendet manhierfür einen Sonographietisch mit einem Loch in der Mitte.Das Gas steigt in dieser Position tendenziell nach oben.Dadurch werden die Artefakte reduziert, während derVerdauungstrakt auf der unteren Bauchwand ruht.Eine weitere hilfreiche Methode, um das Gas in den an derBauchwand anliegenden Darmschlingen zu verschieben,besteht darin, einen graduellen und sanften manuellenDruck auf die zu untersuchende Region auszuüben, so dassdas Gas, nicht aber die zu untersuchende Darmschlingeverlagert wird. Diese Technik kann allerdings beim TierSchmerzen hervorrufen; und die Anwendung bei Patientenmit empfindlichem Abdomen ist schwierig, wenn nicht garunmöglich.Zur besseren Darstellung der Magenwand werdenkomplexere Methoden beschrieben, zum Beispiel dasAbsaugen der Luft über eine kleine Magenschlundsonde unddie anschließende Füllung des Organs mit Wasser (Penninck1995) oder die Applikation von Bariumkontrastmittel vor derUltraschalluntersuchung (Hudson 1995), um die Qualität derDarstellung zu verbessern. Solche Methoden kommen indesin der tierärztlichen Praxis nur selten zum Einsatz, zum Teil,weil sie in vielen Fällen die Sedation des Patientenvoraussetzen.Ein methodisches und standardisiertes Vorgehen beimSchallen des Abdomens ist die Grundvoraussetzung für eineaussagekräftige Beurteilung des Magendarmtraktes. Allevier Quadranten sollten systematisch in Längs-, Quer- undSchrägrichtung geschallt werden. Mit dieser Vorgehens-weise gelingt es in der Regel, den Verdauungstrakt vom

Magen bis zum Anus zu verfolgen und dabei sowohl die„normale“ Anatomie als auch mögliche pathologischeVeränderungen zu beurteilen.Bei einer ultrasonographischen Untersuchung des Gastro-intestinalsystems müssen stets der Schichtenaufbau und dieDicke der Darmwand, der Inhalt des Lumens, die Peristaltikund die regionalen Lymphknoten berücksichtigt werden.Bei der Schichtung der Wände des Gastrointestinaltrakteshandelt es sich um einen konstanten Faktor, entsprechendder verschiedenen histologisch erkennbaren Schichten. VomLumen nach außen gehend erkennt man eine ersteechoarme Linie, bei der es sich um den Übergangsbereichzwischen Lumen und Darmschleimhaut handelt, eine zweiteechoarme Linie, die der Schleimhaut entspricht, eine dritteechoreiche Linie, die der Submukosa entspricht, eine viertewiederum echoarme Linie, die der Muskelschicht entsprichtund schließlich eine fünfte und letzte echoreiche Schicht, beider es sich um die Serosa und die subserösen Schichtenhandelt. Es sollte jedoch betont werden, dass eine korrekteDarstellung aller oben aufgelisteten Schichten von mehrerenFaktoren abhängt, einschließlich des Vorhandenseins vonGas und sonstigem Inhalt im Lumen. Gelingt es nicht, alleSchichten darzustellen, so bedeutet dies nicht notwen-digerweise, dass ein pathologischer Zustand vorliegt(Abbildung 5).Die Dicke der Schleimhaut variiert je nach untersuchtemAbschnitt des Gastrointestinaltraktes. Im Magen variiert siezwischen 3 und 5 mm, im Dünndarm zwischen 2 und 3 mm,und im Dickdarm ebenfalls zwischen 2 und 3 mm(Abbildung 6).Peristaltische Bewegungen lassen sich mit sonographischenMitteln sehr deutlich darstellen. Vier bis fünf peristaltischeWellen pro Minute gelten als „normal“ für Magen und

Abbildung 5a & 5b. Intestinales Lymphom: Die Schleimhaut ist verdickt, undman erkennt den Verlust des typischen Schichtaufbaus.

b.a.

© Davide De Lorenzi

© Davide De Lorenzi

Duodenum, und eine bis drei Kontraktionen für den Rest desDünndarms. Der Dickdarm weist in der Regel keine deutlicherkennbare peristaltische Aktivität auf.Im Hinblick auf den Darminhalt lassen sich drei unter-schiedliche sonographische Muster unterscheiden: Gas,Schleim und Flüssigkeit. Während Flüssigkeit und Schleimdie Interpretation der Abdominalwände tendenziellerleichtern, schafft die Anwesenheit von Gas eineechoreiche Kontaktfläche mit der Schleimhaut und kann fürdie Entstehung der so genannten „Ring down“-Artefakteverantwortlich sein.Trotz der Tatsache, dass es sich, wie oben erwähnt, bei derUltrasonographie um ein diagnostisches Werkzeug für einefrühzeitige Feststellung zahlreicher Veränderungen imGastrointestinaltrakt handelt, fehlt es den meistensonographischen Profilen an ausreichender Spezifität, undfür die endgültige Diagnose sind oft Biopsien erforderlich.Die Ultraschallkontrolle ist ein essenzielles Hilfsmittel beider Durchführung der Feinnadelaspiration, aber auch bei derminimalinvasiven Entnahme umfangreicherer Gewebe-biopsieproben. Die Vorteile dieser Verfahren sind ihregeringe Invasivität, die Möglichkeit der Entnahme vonProben guter Qualität, und die Möglichkeit, tief liegendeStrukturen zu erreichen, die ansonsten nur über deutlichkomplexere und risikoreichere chirurgische Eingriffezugänglich wären.

Zusammenfassend betrachtet handelt es sich bei derUltrasonographie um ein wertvolles diagnostischesWerkzeug für die Untersuchung des Gastrointestinaltraktes.Diese Methode kann andere Bild gebende Verfahren jedochnicht vollständig ersetzen. Die Sonographie sollte deshalbstets in Verbindung mit Röntgenaufnahmen guter Qualitätund einer endoskopischen Untersuchung angewendetwerden. Oft liefert sie auf diese Weise einzigartige

ergänzende Informationen, die die Befunde der anderenDiagnosemethoden vervollständigen.

3/ EndoskopischeUntersuchung

Die einst lediglich als ein ergänzendes Verfahren zu den obenbeschriebenen Diagnosemethoden betrachtete Endoskopieist heute das wahrscheinlich wichtigste Werkzeug für dieBeurteilung von Erkrankungen des Magens und des Darms.Insbesondere trifft dies für subakute und chronische Fälle zu.

Es gibt zahlreiche, den oberen und unteren Gastro-intestinaltrakt betreffende klinische Symptome, die Anlassfür den Einsatz der Endoskopie geben sollten. DieHauptindikationen für eine endoskopische Untersuchungsind jedoch zweifellos persistierendes Erbrechen (über 3 bis5 Tage ohne Besserung trotz symptomatischer Therapie),rezidivierendes Erbrechen, chronische Diarrhoe (über 2Wochen oder länger, ohne Ansprechen auf einesymptomatische Behandlung oder diätetische Maßnahmen),Gewichtsverlust, Anorexie, Tenesmus, Hämatemesis oderHämatochezie (Jones 1997).Wichtig ist der Ausschluss metabolischer, endokriner undparasitärer Erkrankungen sowie von Erkrankungen, die trotzihres Sitzes außerhalb des Gastrointestinaltraktes eines odermehrere der oben aufgelisteten Symptome hervorrufen. Ausdiesem Grund sind vor der Endoskopie stets Labortests, eineRöntgenuntersuchung und gegebenenfalls eine Ultra-schalluntersuchung durchzuführen.Ein unzweifelhafter Vorteil der Endoskopie ist die Tatsache,dass es sich um die einzige Methode zur direkten visuellenDarstellung der Schleimhautoberfläche handelt (Abbildung 7).Darüber hinaus bietet die Endoskopie die Möglichkeit einergezielten Probenentnahme für die Zytologie und dieHistopathologie mit Hilfe geeigneter Biopsieinstrumente.Möglich ist die Untersuchung eines Großteils des gastro-intestinalen Systems mit Ausnahme des Jejunums und vonTeilen des Ileums. Proben sollten in jedem Fall genommenwerden, also auch dann, wenn keine offensichtlichen

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Abbildung 6. Mittelgradig verdickteDuodenalwand mit normalemSchichtaufbau bei einem Patienten mitlympho-plasmazellulärer Enteritis.

© Davide De Lorenzi

H ä u f i g e I r r t ü m e r i n D i a g n o s t i k u n d T h e r a p i e g a s t r o i n t e s t i n a l e r E r k r a n k u n g e n d e s H u n d e s

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Abbildung 7. Diffuse Unregelmäßigkeiten der Duodenalschleimhaut. Diehistologische Diagnose lautete „Lymphangiektasie“.Abbildung 8. Gastroduodenaler Prolaps bei einem Hund mit chronischem Erbrechen.Abbildung 9. Ballon-Dilatation einer Ösophagusstriktur.Abbildung 10. Großer Fremdkörper im Ösophagus (Knochen).

Schleimhautveränderungen erkennbar sind, da das Fehlenmakroskopischer Läsionen das Vorhandensein nurhistologisch darstellbarer struktureller Veränderungen oderinfiltrativer Erkrankungen keineswegs ausschließt.Endoskopische Untersuchungen gestatten eine präziseIdentifikation und Lokalisation von Läsionen, die mittelsRöntgenaufnahmen oder Sonographie nicht immer eindeutigdarzustellen und abzuklären sind, wie zum Beispiel Polypen,kleine Ulzera oder oberflächliche Erosionen. Ferner lassensich Veränderungen oder Anomalien darstellen, die mit Hilfeanderer Tests nur sehr schwer eindeutig zu definieren sind,wie zum Beispiel Divertikel, Hiatushernien, gastroösophagealerProlaps oder gastroduodenaler Prolaps (Abbildung 8).Die Endoskopie kann darüber hinaus für zahlreichetherapeutische Maßnahmen eingesetzt werden, die mitanderen Methoden nur sehr schwer durchführbar wären. Zunennen sind hier unter anderem die Dilatation von Stenosen

der Speiseröhre (Abbildung 9) oder des Kolons, dasEntfernen von Fremdkörpern aus Magen oder Speiseröhre(Abbildung 10), das Einsetzen von Ernährungssonden unddas Entfernen gestielter Läsionen wie Polypen.

Der Hauptnachteil der Endoskopie ist die Notwendigkeiteiner Allgemeinanästhesie. Die wichtigsten Kontra-indikationen einer endoskopischen Untersuchung sind alsoim Prinzip dieselben wie die einer Allgemeinanästhesie.Ferner ist zu berücksichtigen, dass endoskopische Unter-suchungen nicht durchgeführt werden sollten, wenn derVerdacht auf eine Perforation des Gastrointestinaltraktesbesteht.Zur Verfügung stehen zahlreiche unterschiedlicheEndoskopmodelle mit jeweils unterschiedlicher Eignung fürdie Untersuchung des oberen beziehungsweise unterenVerdauungstraktes. Voraussetzung für die Untersuchung des

7.

9. 10.

8.

© Davide De Lorenzi

Magendarmkanals mit diesem Bild gebenden Verfahren istein ausreichend langes, flexibles Endoskop mit einer in alleRichtungen schwenkbaren Spitze – einer wesentlichenVoraussetzung für die vollständige Untersuchung desGastrointestinaltraktes und die Entnahme von Biopsieprobenaus verschiedenen Regionen der untersuchten Organe. DasEndoskop sollte ferner Einrichtungen zur Insufflation vonLuft, zur Irrigation mit Wasser und zur Aspiration von Gasenund Flüssigkeiten besitzen, um viszerale Organe erweiternund die Endoskopspitze während der Untersuchung reinigenzu können.

Endoskope mit einem äußeren Durchmesser von 8,0 bis 9,5 mmeignen sich für die Untersuchung der meisten Patienten,obgleich das Manövrieren bei Hunden unter 5 kg Körper-gewicht mit einem Endoskop geringeren Durchmessers(7,8 mm) einfacher ist. Der frontale Sichtwinkel sollte nichtweniger als 100° betragen, und die Spitze sollte ummindestens 210° aufwärts, 90° abwärts und 100° zu beidenSeiten abwinkelbar sein. Ein sehr wichtiger Aspekt ist derDurchmesser des Instrumentierkanals (Arbeitskanal), dadieser die maximale Größe der Biopsiezangen und damitauch die Qualität der entnommenen Biopsieprobenbestimmt. Ein Instrumentierkanal mit einem Durchmesserzwischen 2,0 und 2,8 mm erlaubt die Entnahme von Probengeeigneter Qualität. Allerdings findet man Durchmesserdieser Größe nur bei Endoskopen größeren Durchmessers.Schließlich stellt auch die Gesamtlänge des Instrumenteseine wichtige Limitierung für die Exploration der amweitesten distal gelegenen Teile des Darms dar. Endoskopemit einer Länge von weniger als einem Meter sind nichtgeeignet, da eine Untersuchung des Duodenums mittelgroßerund großer Hunde damit nicht möglich ist.

Obgleich es sich sicherlich nicht um eine elementareVoraussetzung handelt, sollte dennoch die Möglichkeit zumAnschließen einer Videokamera an das Okular und dieMöglichkeit der Übertragung der einzelnen Unter-suchungsschritte auf einen hoch auflösenden Bildschirm inErwägung gezogen werden. Dies gestattet eine genauerevisuelle Darstellung des Erscheinungsbildes derSchleimhaut. Darüber hinaus kann der Untersucher in einerbequemeren Position arbeiten und Assistenten und Kollegenunmittelbar an der Untersuchung teilhaben lassen. Zudemkönnen Bilder und Videosequenzen aufgezeichnet undarchiviert werden.Patienten, die einer endoskopischen Untersuchung desoberen und unteren Verdauungstraktes unterzogen werdensollen, müssen auf geeignete Weise vorbereitet werden(siehe Übersicht 2). Ohne adäquate Vorbereitung sind vieleBereiche aufgrund von Verunreinigungen durch Futter,Verdauungssäfte, Fäzes und (möglicherweise) Kontrastmittelauf Bariumbasis einer visuellen Untersuchung nichtzugänglich.

Wie bereits betont, liegt einer der entscheidenden Vorteileder endoskopischen Untersuchung in der Möglichkeit derEntnahme von Biopsieproben unter direkter Sichtkontrolle.Eine gute Entnahmetechnik ist jedoch die Voraussetzung fürdie Gewinnung aussagekräftiger Proben.Für die Probenentnahme verwendet man die größtmöglichenBiopsiezangen, die für den Instrumentierkanal des Gerätesgeeignet sind. Zangen mit fenestrierten, ovalen Backen sindam besten geeignet, da sie die Entnahme von tieferenProben zulassen als Instrumente mit runden Backen. DieFenestrierung verhindert, dass die Proben bei der Entnahmegequetscht und beschädigt werden.

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Übersicht 2. Tipps für die Vorbereitung einer endoskopischen Untersuchung des oberen und unteren Verdauungstraktes

Ösophago-/Gastro-/Duodenoskopie:• Futterentzug über mindestens 18 Stunden vor der Endoskopie

• Wasserentzug über mindestens 4 Stunden vor der Endoskopie

• Keine Endoskopie innerhalb der ersten 24 Stunden nach Applikation von Bariumkontrastmittel

• Anästhesieprotokoll ohne Atropin und Opioide, da diese Wirkstoffe den Tonus des Sphincter pylori erhöhen und damit die Passage des Endoskopserschweren (Butorphenol jedoch verwendbar)

• Allgemeinanästhesie immer mit Intubation und eingesetztem Beißrohr/Maulsperrer

Rekto-/Kolo-/Ileoskopie:• Futterentzug über mindestens 36 (besser 48) Stunden vor der Endoskopie

• Applikation eines osmotischen Laxans über eine orale Magensonde (Dosierung 25-30 ml/kg) etwa 24 Stunden vor der Endoskopie

• Einlauf mit warmem Wasser 24 Stunden und erneut 3-4 Stunden vor der Endoskopie, 20 ml Wasser /kg Körpergewicht

• Wiederholen der Einläufe, bis das aus dem Darm abfließende Wasser klar ist. Gegebenenfalls zusätzliche Einläufe unter der Allgemeinanästhesie

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Abbildung 11. Biopsiezangen werden im rechten Winkel zur Schleimhautoberflächeangesetzt, um adäquate Proben für die Histopathologie zu gewinnen.

Abbildung 12a.Sagittalprojektion eineskontrastverstärkten CT-Scans:Umschriebene Verdickung derJejunumwand mit glatterOberfläche.12b. Makroskopischer Befundder Läsion aus Abbildung 12a.Die histologische Diagnoselautete „gut differenziertesAdenokarzinom“.

Biopsiezangen mit gezähnten Backenrändern sind ebenfallsgut geeignet.

Biopsieproben sollten grundsätzlich immer entnommenwerden, wenn ein Patient einer Endoskopie unterzogen wird,also auch dann, wenn die untersuchte Region makroskopischunauffällig erscheint. Beschrieben wird nämlich, dass dieDarmschleimhaut bei zahlreichen entzündlichen undneoplastischen Erkrankungen ein physiologischesErscheinungsbild haben kann, und dass umgekehrt Gewebemit abnormem Erscheinungsbild in bis zu 30 % aller Fällehistologisch „normal“ sein kann.

Für die korrekte Entnahme von Biopsieproben muss dieBiopsiezange im rechten Winkel zur Gewebeoberflächeangesetzt werden. Das Gewebe wird nun erfasst undgezogen, bis es sich ablöst (Abbildung 11). Ist die Zangenicht optimal rechtwinklig ausgerichtet, besteht die Gefahr,dass sie zunächst über das Gewebe rutscht und nicht diegeeigneten Proben entnommen werden.Die Entnahme von Biopsieproben ist einfacher, wenn Luftbeziehungsweise Gas aus dem zu untersuchenden Organentfernt wird, da dies die Wandspannung verringert, so dassdas Gewebe leichter zu greifen ist. Mindestens zehn Proben

von jedem untersuchten Organ sollten genommen werden(Magen, Duodenum, Kolon und Ileum).

4/ Computertomographie (CT)

Die CT ist ein sehr nützliches Verfahren für die Diagnose allerFormen abdominaler Erkrankungen beim Menschen.Wenngleich ihre Anwendung in der Tiermedizin immer nochsehr eingeschränkt erfolgt, gibt es eigentlich keinen Grund,warum diese Technologie nicht neben der Ultrasonographieund der Endoskopie auch in der tierärztlichen Praxis zurdiagnostischen Routine werden sollte.Mit Hilfe der CT können die oben beschriebenen Grenzen derRöntgenuntersuchung überwunden werden:• Die CT hat eine hervorragende Niedrigkontrast-Auflösung

(Abbildung 12) aufgrund eines stark fokussiertenFächerstrahls, der Querschnitte des Patienten abbildet undvisuell darstellt. Mit Hilfe spezieller Detektoren wird diebei der Durchdringung des untersuchten Querschnittsabgeschwächte Röntgenstrahlung erfasst.

• Die CT ermöglicht die Veränderung von Breite und Längedes Bildausschnittes und gestattet somit die Variation der

b.a.

© Davide De Lorenzi

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> Frage an Todd Tams

Ist eine genaue Diagnose von gastrointestinalen (GI-) Erkrankungen ohne Endoskopie möglich?

Todd Tams

Zahlreiche GI-Erkrankungen können ohne die Hilfe eines Endoskops diagnostiziert werden. Einige Erkrankungen erfordern

jedoch eine direkte visuelle Beurteilung der Schleimhaut oder eine histologische Untersuchung, um eine genaue und

endgültige Diagnose stellen zu können. In der Mehrzahl dieser Fälle bietet sich die Endoskopie als eine minimal invasive

Methode an. Die meisten Tierbesitzer wünschen eine möglichst unkomplizierte und vor allem sehr sichere

Untersuchungsmethode (d. h., flexible GI-Endoskopie) anstelle einer sehr viel invasiveren und risikoreicheren Entnahme von

Biopsieproben auf chirurgischem Weg.

Zu den Erkrankungen, deren endgültige Diagnose eine Biopsie voraussetzt, gehören entzündliche, neoplastische und in

einigen Fällen auch mykotische Erkrankungen. Die Endoskopie liefert zudem wertvolle Informationen bei Verdacht auf

Ösophagitis, Schleimhautläsionen durch Arzneimittel wie Nicht-steroidale Antiphlogistika oder anatomische Anomalien im

Bereich des Antrums und des Pylorus. Ferner unterstützt die Endoskopie den Ausschluss infiltrativer Erkrankungen in den

Fällen, in denen Biopsieproben als „normal“ oder lediglich geringgradig abnorm bewertet werden. Zweifellos sind negative

Biopsiebefunde gute Nachrichten, und sie unterstützen den Tierarzt bei der Festlegung seines therapeutischen Konzepts, zum

Beispiel in Richtung Motilitätsstörung oder Futtermittelunverträglichkeit.

Trotz der beträchtlichen diagnostischen Vorteile der Endoskopie wird sie immer noch am besten als zusätzliche Maßnahme bei

der Beurteilung von GI-Erkrankungen eingesetzt. In den meisten Fällen wird eine Endoskopie erst dann durchgeführt, wenn die

Anamnese, die vollständige klinische Untersuchung und geeignete diagnostische Basistests sowie Fütterungsversuche

abgeschlossen sind und eine entsprechende Indikation erkennen lassen. In geringgradigen Fällen und in den frühen Stadien

einer Erkrankung ist es völlig korrekt, zunächst versuchsweise eine diagnostische Behandlung einzuleiten, bevor man sich den

kostspieligeren diagnostischen Maßnahmen zuwendet. Zu den Erkrankungen, die mit Hilfe einfacher Labortests problemlos zu

diagnostizieren sind, gehören unter anderem Magendarmparasitosen, die Clostridium perfringens Enterotoxikose, die exokrine

Pankreasinsuffizienz, Stoffwechselstörungen und die Hyperthyreose. Röntgenuntersuchungen und die Sonographie sind

hilfreich für die Beurteilung zahlreicher Erkrankungen des Verdauungstraktes. Zu beachten ist, dass einige Tests, insbesondere

die Kotuntersuchung, unter Umständen ein oder mehrmals wiederholt werden müssen, bevor eine endgültige Diagnose

gestellt werden kann.

Eine endoskopische Untersuchung sollte bei allen Hunden und Katzen mit intermittierendem Erbrechen oder Durchfall in

Betracht gezogen werden, bei denen die Basistests nicht zur Diagnose führten und Behandlungsversuche erfolglos geblieben

sind. Ich empfehle gewissermaßen als Faustregel, dass der behandelnde Tierarzt nicht zu lange abwarten sollte, bevor er eine

Endoskopie empfiehlt. Allzu oft mutet man dem Patienten zunächst über mehrere Monate chronische Symptome zu, bevor

man sich schließlich eindeutig und überzeugend für eine Endoskopie oder exploratorische Laparotomie ausspricht. Steht ein

solch vielseitiges diagnostisches Werkzeug wie die Endoskopie zur Verfügung, so sollte man nicht zögern, dieses auch für die

visuelle Untersuchung von Ösophagus, Magen, oberem Dünndarm und gegebenenfalls des gesamten Kolons einzusetzen.

Ohne Zweifel führt die Endoskopie in vielen Fällen zu einer schnelleren Diagnose und damit einer frühzeitigeren Festlegung

des besten therapeutischen Weges.

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Abbildung 13. Kontrastverstärktes CT eines Hundes: Umfangsvermehrung derMagenwand (Adenokarzinom)a. Dorsale Ansichtb. Sagittalschnittc. Dreidimensionale Rekonstruktion (Volumen-Darstellung)

Abbildung 14. Dasselbe Problem (Adenokarzinom des Magens) mit verschiedenen Diagnoseverfahren:

a. Abdominale Röntgenaufnahmeb. Sonographiec. Endoskopied. Computertomographie, Mehrschichtenaufnahme, 16x.

a. b.

a.

c.

c. d.b.

Kontrastskala und ihre Anpassung an die Anforderungendes Untersuchers.

• Die neuen, schnellen Scanning-Techniken wie das Spiral-CT ermöglichen eine außergewöhnlich rasche Beurteilungdes Tieres, wobei die Bilder in der kurzen Periode der End-Exspirationsstellung angefertigt werden. Dies bedeuteteine verbesserte dreidimensionale Darstellung und erlaubteine Wiederherstellung des Mehrschichtenbildes und denEinsatz neuer Verfahren wie der kontinuierlichenDarstellung, der CT-Angiographie, des „Virtual RealityImaging“ und der CT-Endoskopie.

• Die auf diese Weise gewonnenen digitalen Bilder könnenanschließend nachbearbeitet werden, um ihren

Informationsgehalt zu maximieren und damit ein optimalesVerständnis der Form und der Struktur der Läsionen zuerlangen (Abbildung 13).

Die Verwendung eines oral verabreichten, verdünntenKontrastmittels (z. B. Diatrizoat Meglumin, 1:25 verdünnt inWasser), ermöglicht die Darstellung des gesamtenDarmrohres, so dass homogene, flüssigkeitsgefüllteDarmschlingen sicher von Abszessen oder Zubildungen derDarmwand unterschieden werden können. Die simultaneErweiterung von Magen und Darm mit Luft führt zu einernoch weiter reichenden Verbesserung der Bildqualität.

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>> Schlussfolgerung

Wie in diesem Kapitel beschrieben, gibt es zahlreiche Bild gebende Diagnoseverfahren für die weiterführende Untersuchung und Diagnose

von Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes. Jedes dieser Verfahren hat spezifische Indikationen und Nachteile, abhängig von der Art der

verwendeten Technologie (Tabelle 1). Die genaue Kenntnis dessen, was mit einer bestimmten Bild gebenden Methode erreichbar ist und

was nicht, ist die Voraussetzung für eine rationale und erfolgreiche Anwendung der gegenwärtig in der Veterinärmedizin zur Verfügung

stehenden diagnostischen Ressourcen (Abbildung 14). Die Integration dieser Technologien in den Rahmen eines strikten und

standardisierten Diagnoseprozesses wird schließlich die größtmögliche Menge an Informationen liefern, ohne die Gefahr einer

überflüssigen Anwendung, wenn diese nicht tatsächlich angezeigt ist.

Tabelle 1. Zusammenfassung der in Kapitel 4 beschriebenen Diagnosetechniken

Röntgen Ultraschall EndoskopieAnästhesie Nein Nein Ja

Fremdkörperdiagnose Ja, nur wenn strahlendicht Ja, abhängig von der Ja, aber abhängig von

Lokalisation der Lokalisation

Beurteilung der Motilität Gelegentlich hilfreich Ja Ja, aber ungenau

Dicke der Darmwand Nein Ja Nein

Probenentnahme Nein Ja, wenn Zubildung vorhanden Ja, hervorragend geeignet

Gesundheitsrisiko für Patient/Untersucher Ja Nein Nein

Diagnose extraintestinaler Probleme Ja, abhängig von der Ja Nein

Art der Läsion

Beurteilung der Schleimhaut Nein Nein Ja

Fremdkörperentfernung Nein Nein Ja

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5. Häufige Fehler bei derBehandlung von Hunden mit

gastrointestinalen Erkrankungen

*> Zusammenfassung

Ein kluger Tierarzt sollte an jeden klinischen Fall mit klaren Zielsetzungen herangehen, um ein optimales

„Management“ des klinischen Problems zu gewährleisten.

• Unverzügliche Einleitung weiterführender Untersuchungen, je nach Indikation

• Keine wiederholten Versuche symptomatischer Behandlungen. Wenn die klinischen Symptome persistieren, sollte

man vielmehr versuchen, so schnell wie möglich zu einer ätiologischen Diagnose zu gelangen.

• Bei der Verordnung einer Langzeitbehandlung muss dem Besitzer klar dargelegt werden, warum diese Behandlung

erforderlich ist und welche therapeutischen Grenzen bestehen. Zudem muss der Besitzer umfassend über sämtliche

potenziellen Nebenwirkungen und die Prognose unterrichtet werden.

• Wenn eine diätetische Futterumstellung erforderlich ist, muss bedacht werden, dass Futter kein Medikament ist

und daher nicht als Ersatz für eine medikamentöse Behandlung eingesetzt werden kann, wenn immer diese

angezeigt ist.

Einleitung

Die medikamentöse Behandlung von Verdauungsstörungenbeim Hund kann sich als sehr komplex erweisen. Der Besitzereines kranken Tieres erwartet in der Regel eine schnelle undendgültige klinische Besserung mit dem Abschluss derBehandlung, insbesondere, wenn sich die Symptome übereinen längeren Zeitraum entwickelt beziehungsweiseverstärkt haben und/oder wenn sich der Allgemeinzustanddes Tieres zunehmend verschlechtert.

Kernpunkte

Häufig vorkommende Fehler bei der Behandlunggastrointestinaler Erkrankungen können folgende Ursachenhaben:1. Übersehen bestimmter signifikanter Symptome

2. Unterlassen eines wichtigen ergänzenden Tests oderfehlerhafte Interpretation der Testergebnisse

3. Mangelnde Beachtung bestimmter Grundregeln bei derEinleitung der Behandlung

4. Defizite in der Kommunikation mit dem Besitzer in Fällen,die eine komplexe und über einen längeren Zeitraumandauernde Behandlung erfordern

1/ Wichtige Symptomeund Hinweise

Bestimmte klinische Symptome sollten den Tierarztunmittelbar dazu veranlassen, geeignete ergänzendebeziehungsweise weiterführende Untersuchungen in derReihenfolge ihrer Priorität einzuleiten, um eine spezifisch aufdie Ursachen der Erkrankung abzielende Behandlung einleitenzu können und nicht nur einfach die Symptome zu therapieren.

Dieses Prinzip der kausalen Behandlung sollte stets dasvorrangige Ziel eines kompetenten, klinisch tätigen Tierarztessein.

A) Erbrechen und Diarrhoe

Zwei Szenarien sind möglich:Sind Erbrechen und Diarrhoe „akut“, so zeigt dasVorhandensein eines oder mehrerer der folgenden Faktorenan, dass unter Umständen eine stationäre Aufnahmeerforderlich ist oder ergänzende Untersuchungen zurBestimmung der Ursache des Problems unmittelbar eingeleitetwerden sollten.• Der Patient ist sehr klein.• Der Allgemeinzustand des Patienten verschlechtert sich.• Der Patient zeigt Dehydratation, Pyrexie oder Hypothermie,

Hämatemesis oder Melaena.• Es bestehen abdominale Schmerzen, unkontrollierbares

Erbrechen oder Diarrhoe.• Es besteht das Risiko einer Verschlimmerung der Erkrankung,

oder es scheint möglich, dass weitere Erkrankungenvorliegen.

Handelt es sich um „chronisches“ Erbrechen oder Diarrhoe,das heißt, die klinischen Symptome bestehen seit mehr alseiner Woche oder treten in einem intermittierendenbeziehungsweise rezidivierenden Muster auf, müssen vor derEinleitung der Behandlung zwingend ergänzende Unter-suchungen durchgeführt werden.

Die klinische Untersuchung ist ein ganz wesentlicherBestandteil des diagnostischen Prozesses. Sie muss sehrsorgfältig und detailgenau durchgeführt werden, da bei GI-Patienten häufig multiple und äußerst verschiedenartigepotenzielle Differenzialdiagnosen abgeklärt werden müssen.Auch die Aufnahme des Vorberichts (Anamnese) muss mithoher Genauigkeit erfolgen. Unter anderem müssen hierbeiklinische Symptome wie ein fortschreitender Gewichtsverlust,Verhaltensänderungen und/oder Veränderungen des Appetitsberücksichtigt werden.

Nach dem Ausschluss von Stoffwechselstörungen undVerdauungsstörungen folgt eine ganze Reihe vonergänzenden Untersuchungen wie hämatologische undbiochemische Analysen, Röntgenuntersuchungen, abdominaleSonographie, Endoskopie usw. Die Reihenfolge der Testshängt zum großen Teil vom Vorbericht, von den vom Besitzergeschilderten Fakten sowie von Alter, Rasse und Lebensweise

des Tieres ab. Die klinische Untersuchung und diezusätzlichen Tests sollten dabei stets spezifisch auf denindividuellen Fall zugeschnitten werden. So zeigen verschiedeneepidemiologische Studien eine Prädisposition bestimmterRassen für Magenkarzinome (Estrada 1997). Insbesondere giltdies für den Belgischen Schäferhund, den Collie und denChow Chow. Bei diesen Rassen sollte also bereits in einemfrühen Stadium des Diagnoseprozesses eine gastroskopischeUntersuchung eingeleitet werden, wenn das Erbrechen nichtinnerhalb von wenigen Tagen nach Beginn einerantiemetischen Therapie sistiert.

B) Obstipation oderHämatochezie

Obstipationen treten bei Hunden weitaus seltener auf als beiKatzen. Nach der Definition handelt es sich bei einerObstipation um eine reduzierte Defäkation mit Ausscheidungsehr geringer Mengen trockener Fäzes. Die Ursache einerObstipation muss schnell herausgefunden werden, wenn derPatient ohne besondere Vorgeschichte und bei ausgewogenerErnährung Schwierigkeiten beim Kotabsatz hat (und wenn beider rektalen Untersuchung eine Prostatahyperplasie bei Rüdenausgeschlossen werden kann). Das Kotabsetzen kann schmerzhaftsein (Dyschezie), und dies sollte für den aufmerksamenPraktiker stets ein klinisches „Alarmzeichen“ sein.

Unter Hämatochezie versteht man das Vorhandensein von Blutin geformtem Kot. Der Kotstrang kann dabei einen verringertenDurchmesser haben oder nicht. Die Blutbeimengungen fallenim Allgemeinen als lineare Streifen oder rote Flecken auf. Blutim Kot sollte den Tierarzt stets dazu veranlassen, noch vorBeginn der Behandlung zu untersuchen, ob endoluminaleLäsionen vorliegen, die einer Blutung zugrunde liegen können.Nach entsprechender Vorbereitung des Kolons kann eineKoloskopie durchgeführt werden, bei der das gesamte Kolonund nach Möglichkeit auch die Ileozäkalklappe begutachtetwird (Tams 1996). Die im Verlauf der Untersuchung inbestimmten Intervallen entnommenen Biopsieproben dienender histologischen Identifizierung aller makroskopischauffälligen Läsionen. Zu beachten ist jedoch, dass es ineinigen Fällen makroskopisch sehr schwierig ist, einenUnterschied zwischen einer benignen Läsion und einermalignen Schwellung zu erkennen (De Novo 2000).

Kolorektale Tumoren können verschiedene makroskopischeErscheinungsbilder haben; folgende Punkte sollten dabeiberücksichtigt werden:

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• Gestielte Polypen können im distalen Kolon zu finden sein,insbesondere in den 10 Zentimetern proximal des Anus undin den Falten des Analrandes (Abbildung 1). Gelegentlichsind multiple Polypen festzustellen. Diese Polypen sind oftgutartiger Natur, bei der histologischen Analyse kann sichjedoch herausstellen, dass der apikale Bereich der Läsionein karzinomatöses Erscheinungsbild hat, das eineergänzende Strahlentherapie rechtfertigen würde.

• Endoluminale Zubildungen unterscheiden sich in ihremErscheinungsbild erheblich. Die Läsionen unterscheidensich hinsichtlich des Grades ihrer Umschriebenheit unddanach, wie weit sie in das Lumen hineinragen. Fernerkönnen sie brüchiger, hämorrhagischer oder ulzeröser Natursein. Ihre Prognose ist schlechter als die von Polypen, da sieanulär und nicht-proliferativ sind und zu einer signifikantenRigidität der Wand führen.

2/ Sorgfältige Auswahlzusätzlicher Tests undpräzise Interpretation derTestergebnisse

Spricht der Patient nicht auf die Behandlung an, sollte immerdie Diagnose in Frage gestellt werden. Ein möglicher Grundfür das Ausbleiben des Therapieerfolgs kann das Unterlassenwichtiger zusätzlicher Tests oder eine falsche Interpretationbestimmter Testergebnisse sein. Einige Beispiele:

Metabolische Ursachen von Verdauungsstörungen solltennicht von vorn herein ausgeschlossen werden. Bei jungenTieren können einige kongenitale Anomalien klinischeSymptome auslösen, die irrtümlicherweise einer „Gastro-enteritis“ zugeordnet werden.• Eine Nierendysplasie bei einem Deutschen Schäferhund

kann zu Niereninsuffizienz im Frühstadium führen, aber dieSymptome hierfür sind nicht immer spezifisch.

• Portosystemische Shunts können gastrointestinaleSymptome bei Welpen hervorrufen. Bei entsprechendemVerdacht sollten prä- und postprandiale Gallensäuretests inErwägung gezogen werden.

• Bei Verdacht auf Pankreatitis werden über mehrere Tagetäglich Amylase- und Lipaseverlaufstests durchgeführt. DieProben sollten nach Möglichkeit an ein zuverlässigesveterinärmedizinisches Labor gesandt werden.

Bei der hämatologisch-biochemischen Untersuchung einesHundes mit Erbrechen darf die Bestimmung der Elektrolytenicht vergessen werden. Mit Hilfe der Elektrolytwerte kannzum einen ein Hypoadrenokortizismus (gegebenenfallszusätzlich ACTH-Stimulationstest) ausgeschlossen werden,zum anderen sind sie notwendig für die Sicherstellung eineradäquaten Rehydrierung des Tieres während seinerstationären Behandlung.

Ist eine parasitologische Koproskopie oder Koprokulturangezeigt, so sollte diese vorzugsweise von einemzuverlässigen veterinärmedizinischen Labor durchgeführtwerden. In einigen Fällen sind mehrere Proben notwendig, umdie endgültige Diagnose stellen zu können (z. B. beimNachweis von Protozoen vom Giardia-Typ). Eine weiter-führende Diskussion zum Thema finden Sie auf Seite 27.

Die Interpretation von Laborergebnissen allein sollte nicht zu„radikalen“ Behandlungsmaßnahmen führen. Leidergeschieht dies in der Allgemeinpraxis allzu häufig, zumBeispiel:

1. Eine mykotische Diarrhoe ist selten. Wenn Candida spp. imKot nachgewiesen werden, ist dies in der Regel die Folgeeiner opportunistischen, sekundären Besiedlung infolgeeiner Veränderung der bakteriellen Darmflora (z. B. nachantibiotischer Behandlung). Zu beachten ist, dass eineantimykotische Behandlung nicht ohne triftigen Grundeingeleitet werden sollte, insbesondere, wenn die Ursacheder Diarrhoe nicht ermittelt werden konnte.

2. Eine bakterielle Diarrhoe im strengsten Sinn kommt in derPraxis ebenfalls nur relativ selten vor. Viele potenziellenteropathogenen Bakterien gehören der endogenenDarmflora an. Antibiotika können schädliche Folgen habenoder sogar kontraindiziert sein, wenn sie auf reinsymptomatischer Basis in Anbetracht eines Diarrhoe-schubes beim Hund verabreicht werden. Die Anwendungvon Antibiotika sollte stets sehr strengen, systematischenRegeln folgen (Marks 2000). Die am häufigsten beteiligtenBakterien sind Clostridium perfringens oder difficile,

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© Valérie Freiche

Abbildung 1.Koloskopie: BeiRetroflexion derEndoskopspitzesind Läsionen aufder Innenseitedes Analrandeszu erkennen.

Escherichia coli, Campylobacter spp., Salmonellen undYersinia enterocolitica. Der Nachweis von E. coli-Kolonienbei der bakteriologischen Kotuntersuchung kann also„normal“ sein und verlangt keine antibiotische Behandlung,wenn die Kolonie keine bekannten enteropathogenenEigenschaften aufweist. Die Typisierung von E. coli istjedoch nicht immer einfach. Auch Cl. perfringens kann beiüber 80 % der Kotanalysen sowohl bei kranken als auch beigesunden Hunden nachgewiesen werden.

3. Klinische Salmonellosen sind bei domestizierten Karnivorensehr selten und scheinen nur in weniger als 2 % allerdiarrhoischen Syndrome als Ursache in Frage zu kommen(Marks 2000).

Die sichere Diagnose einer Diarrhoe bakteriellen Ursprungsbasiert deshalb auf klinischen und epidemiologischen Daten,bakteriologischen Analysen und in zweifelhaften Fällen sogarauf Polymerase Chain Reaction-Tests (PCR). Die Entscheidungfür eine antibakterielle Behandlung bei gastrointestinalenProblemen kann auf folgende Hauptindikationen beschränktwerden:• Isolierung eines enteropathogenen Bakterienstammes in

einem bestimmten epidemiologischen Kontext (es könnteinteressant sein, zu wissen, ob andere Tiere, die mit demerkrankten Hund zusammen leben, oder Familienmitgliedergleichzeitig Verdauungsstörungen aufweisen)

• Diagnose einer so genannten bakteriellen Überwucherung(Bacterial Overgrowth). Unklar ist immer noch, ob diesesSyndrom primärer oder sekundärer Natur ist. In der Tat kanneine bakterielle Besiedlung zahlreichen gastro-intestinalen Erkrankungen folgen und sehr schnellrezidivieren, wenn die primäre Ursache weder diagnostiziertnoch behandelt wird. Insbesondere ist dies im Zusammen-hang mit einer exokrinen Pankreasinsuffizienz zu beobachten,aber auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

• Gastritis mit Ulzeration der Magenwand und Verschlechterungdes Allgemeinzustandes des Patienten (z. B., wenn sicheine Pyrexie oder eine hämorrhagische Diarrhoeentwickeln)

• Diagnose einer Helicobacter-Gastritis, wenn der klinischeZustand des Patienten eine Triple-Therapie, bestehend auszwei verschiedenen Antibiotika und einem Antazidum,rechtfertigt. Zu beachten ist, dass eine sehr große Anzahlgesunder Hunde Träger dieses Mikroorganismus ist, ohnejegliche Verdauungssymptome. Heute wissen wir, dassHelicobacter spp. beim Hund nicht dasselbe pathogenePotenzial besitzen wie beim Menschen.

Für die Röntgendiagnostik müssen die röntgenologischenKonstanten entsprechend angepasst und es muss auf einekorrekte Lagerung des Tieres geachtet werden. SämtlicheRöntgenaufnahmen müssen stets in zwei Projektionsebenen– laterolateral und ventrodorsal – angefertigt werden.Kontraststudien sind heute in immer weniger Fällen indiziert.Hauptsächlich liegt dies an der Entwicklung bessererTechniken der Sonographie und der Endoskopie. Wirddennoch eine Bariumkontraststudie in Betracht gezogen,sollte dabei stets logisch, systematisch und unter denbestmöglichen Rahmenbedingungen vorgegangen werden. Inerster Linie bedeutet dies, dass die Röntgenaufnahmen in dengeeigneten Projektionsebenen und in den richtigenZeitabständen angefertigt werden müssen, so dass am Endeder Untersuchung die Röntgenbilder in chronologischerReihenfolge zum Vergleich nebeneinander gelegt werdenkönnen (insbesondere, wenn ein einzelnes Bild einenunklaren Befund aufweist ).

Eine sonographische Untersuchung unter unzureichendentechnischen Bedingungen liefert nicht immer die Daten, dieman bei der Nutzung dieses diagnostischen Werkzeugeserwarten sollte. Die Voraussetzungen für qualitativ gutesonographische Untersuchungen sind gut ausgebildetesPersonal und eine effiziente, qualitativ hochwertigetechnische Ausstattung. Der Indikationen und Grenzen dieserergänzenden Diagnosemethode, die sich in letzter Zeit zueinem ganz wesentlichen Werkzeug der Gastroenterologenentwickelt hat, sollten man sich jedoch jederzeit bewusst seinund sie bei der Befunderhebung berücksichtigen. NachMöglichkeit sollte der Patient vor der Untersuchung übereinen Zeitraum von 24 Stunden fasten. Ist eine Endoskopievorgesehen, so sollte diese stets im Anschluss an dieSonographie durchgeführt werden, da sonst die während derendoskopischen Untersuchung insufflierte Luft zu einerBeeinträchtigung der Ultraschalluntersuchung führen kann.Einige Abschnitte des Verdauungstraktes verlangen einenerfahrenen Untersucher, um eine optimale visuelleDarstellung sicherzustellen. Insbesondere gilt dies für diePankreasregion des Duodenums und aufgrund desVorkommens von Gas im Lumen auch für das große Kolon.Bei der Durchführung ultraschallgestützter Biopsien sollteman stets im Hinterkopf haben, dass die Ergebnisse nichtunbedingt repräsentativ für die Läsion sein müssen, da esnicht immer einfach ist, die Läsion während der Sonographiepräzise zu treffen.Während der Endoskopie sollte wie oben erwähnt daraufgeachtet werden, nicht bereits eine endgültige Diagnose zu

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stellen, bevor die Ergebnisse der histopathologischenUntersuchungen vorliegen. Dies gilt auch in den Fällen, indenen das zugrunde liegende Problem eindeutig auf der Handzu liegen scheint. Das makroskopische Erscheinungsbildeiniger Läsionen kann nämlich sehr irreführend sein. So istbeispielsweise eine hochgradige entzündliche Reaktion nichtunbedingt von einer Neoplasie zu unterscheiden. Ebenso kanneine diffuse neoplastische Infiltration, wie zum Beispiel imFalle eines Lymphoms, leicht übersehen werden. Darüberhinaus hat die Methode topographische Grenzen aufgrund derGröße des Tieres und der Länge des Verdauungstraktes.Biopsieproben können unbeabsichtigt von Lokalisationenaußerhalb der Läsionen genommen werden oder aber nichtrepräsentativ für Letztere sein. Drei Beispiele verdienen es,an dieser Stelle genannt zu werden:• Im Falle eines Magenulkus sollte stets die Möglichkeit

eines zugrunde liegenden Tumors berücksichtigt werden(isolierte Magenulzera sind bei domestizierten Karnivorenrelativ selten). Biopsieproben zeigen unter Umständenlediglich entzündliches und nekrotisches Material ohnejegliche maligne Zellen. Diese Möglichkeit macht im Falleeines Verdachts auf ein Magenkarzinom die Entnahmeeiner großen Anzahl endoskopischer Biopsien erforderlich.Bei der ulzerösen und infiltrativen Form des Magen-karzinoms ist eine Verdickung der Curvatura majorfestzustellen. Bis zu zehn Biopsien können erforderlich sein,um maligne Zellen in nur einer oder zwei Proben zugewinnen (Abbildung 2).

• Bei einem gastrointestinalen Lymphom ist zu beachten,dass in vielen Fällen diffuse entzündliche Veränderungenmit der Neoplasie einhergehen können.

• Im Falle einer kolorektalen Neoplasie können maligneLäsionen sporadisch entlang der gesamten Länge desDarms auftreten und sind unter Umständen trotz multiplerendoskopischer Biopsien nicht nachzuweisen. BeiPatienten mit funktionellen Defiziten und abdominalen

Schmerzen rechtfertigt diese Tatsache gelegentlich – wenndie Besitzer entsprechend motiviert sind – eineausgedehnte sonographische Untersuchung und einesofortige chirurgische Intervention. Zu empfehlen ist einesorgfältige Analyse der Biopsieproben und ihrer Ränder,und gegebenenfalls muss eine entsprechende adjuvanteTherapie (Chemotherapie und/oder Strahlentherapie)eingeleitet werden.

Aus allen diesen Gründen sollte der Tierarzt stets in der Lagesein, „zwischen den Zeilen zu lesen“ und sich nicht miteinfachen Schlussfolgerungen aus den histopathologischenBefunden zufrieden geben. Zeigt das Tier, anders als es diediagnostischen Labortests erwarten ließen, nach einigenTagen keine klinische Besserung, sollte der Tierarzt nichtzögern, die Diagnose in Frage zustellen.

3/ Grundprinzipien bei der EinleitungmedikamentöserBehandlungen unddiätetischerTherapiemaßnahmen

Bei der Einleitung einer symptomatischen oder ätiologischenBehandlung sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:

Wurden mehrere aufeinander folgende Behandlungen ohneErfolg durchgeführt, ist es ratsam, zunächst die Dosierung derverschiedenen Medikamente zu überprüfen. Insbesondere giltdies bei Überweisungspatienten, deren Behandlung vomüberweisenden Tierarzt eingeleitet wurde. Hüten sollte man

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Abbildung 3. Zu vermeiden sind multipleMedikationen, zum einen wegen dermöglichen Wechselwirkungen, zum

anderen, weil die Kosten einenlimitierenden Faktor für dieCompliance des Besitzersdarstellen.

Abbildung 2.Isoliertes, nicht-neoplastischesMagenulkus.

© Valérie Freiche

sich vor der Versuchung, Dosierungen aus der Humanmedizinunmittelbar auf den Hund zu übertragen, da einigeMedikamente in geringerer, andere in höherer Dosierungverordnet werden müssen.

Ein wichtiges Grundprinzip lautet, dass nicht mehrereaufeinander folgende, symptomatische Behandlungsversuchemit ähnlichen aktiven Wirkstoffen durchgeführt werdendürfen (Abbildung 3). Wurde zum Beispiel ein Antiemetikumwie Metoclopramid versuchsweise appliziert, und hat sich derZustand des Tieres entweder nicht gebessert oder sogar nochverschlechtert, so ist es unwahrscheinlich, dass ein zweitesAntiemetikum mit einem ähnlichen Wirkungsmechanismuszum Erfolg führt. Darüber hinaus empfiehlt es sich nicht, ineiner solchen Situation ein Antiemetikum der neuenGeneration, das auf andere Weise wirkt (z. B. einenSerotoninantagonisten wie Ondansetron), einzusetzen, daauch hier ein größerer Behandlungserfolg eher unwahrscheinlichist. Vielmehr muss in einer solchen Situation zunächst eineendgültige Diagnose gestellt werden.

Zu berücksichtigen ist, dass einige Medikamente gutbekannte Nebenwirkungen haben, die dem Besitzer in allerAusführlichkeit dargelegt werden sollten. So hat zum BeispielMetoclopramid extrapyramidale Effekte, die zur Entstehungunerwünschter Verhaltensänderungen wie Erregung oderAggression führen können. Gelegentlich beobachtet manauch idiosynkratische Unverträglichkeiten bei einzelnenTieren.Eine Medikation, die über mehrere Tage ohne Wirkung blieb,sollte nicht weiter verlängert werden. Wenn zum Beispiel einHund mit Diarrhoe über drei oder vier Tage Loperamid erhältund die Symptome dennoch persistieren, ist es mit hoherWahrscheinlichkeit nicht hilfreich, dieselbe Behandlung übereinen längeren Zeitraum auszudehnen und auf eine positiveLangzeitwirkung zu warten.

Wird ein humanmedizinisches Medikament umgewidmet(einige wesentliche Medikamente haben kein veterinär-medizinisches Äquivalent), so ist es ratsam, den Besitzerdarauf hinzuweisen, dass die im Beipackzettel aufgelistetenNebenwirkungen auf Studien am Menschen und nicht aufUntersuchungen an Hunden basieren. So werden zum Beispielin den Gebrauchsinformationen des bei einer Kolitis ange-zeigten Salazosulfapyridin zahlreiche Nebenwirkungen aufge-listet, die beim Hund sehr wahrscheinlich keine Rolle spielen.

Nach der Einleitung einer Behandlung sollte sich der Tierarztstets der Zeitspanne bewusst sein, die bis zum Eintritt derBesserung abzuwarten ist. Ferner sollte ein geeigneterZeitpunkt festgelegt werden, an dem im Falle persistierenderklinischer Symptome weitere Untersuchungen erforderlich sind.

Die Wahl der Ernährung kann einen erheblichen Einfluss aufgastrointestinale Erkrankungen haben. Während derKonsultation sollte im Rahmen der Anamnese unter anderemin Erfahrung gebracht werden, wie das Tier ernährt wird undwie eng etwaige Fütterungsrichtlinien befolgt werden. Häufigstellt sich bei geschickter Befragung nämlich heraus, dass essich bei der vom Besitzer geschilderten Fütterung lediglich umeine Art „Basisernährung“ handelt, die durch verschiedeneZugaben ergänzt wird. Dem Besitzer sollte ausführlicherläutert werden, was von einer als Ergänzung dermedikamentösen Behandlung vorgesehenen Umstellung derFütterung zu erwarten ist. Es empfiehlt sich, dabei einenvernünftigen Zeitrahmen zu setzen, in dem ein konkretesErgebnis zu erwarten ist. In der Regel handelt es sich dabeieher um wenige Tage als um einige Wochen (im Unterschiedzur Praxis der Eliminationsdiäten in der Dermatologie). BeimBesitzer sollte aber nie der Eindruck erweckt werden, dassdiätetische Maßnahmen die medikamentöse Behandlungvollständig ersetzen könnten.

4 / Kommunikation mitdem Besitzer beiEinleitung einer mittel- bislangfristigen Behandlung

A) Qualität der klinischen undtherapeutischen Nachsorge

Bei chronischen und/oder stark beeinträchtigenden Erkran-kungen, die eine medikamentöse Behandlung über mehrere

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Abbildung 4.ZurErläuterungderBehandlungist einintensivesGesprächmit demBesitzer sehrwichtig.

Wochen oder Monate erfordern (z. B. Magentumor oderhochgradige, chronisch entzündliche Erkrankungen) haben dieBesitzer nicht selten hohe Erwartungen und/oder Ansprüche.Es ist deshalb ratsam, im Rahmen der Praxisorganisationdafür zu sorgen, dass diese Besitzer stets einen einfachenZugang zum behandelnden Tierarzt haben, damit sie immerdie notwendige persönliche Betreuung und Beratungbekommen. Zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang eineNachbetreuung klinischer Fälle über das Telefon (Abbildung 4und 5), mit Hilfe klinischer Check-ups, durch labor-diagnostische Nachuntersuchungen oder mittels wiederholterergänzender Untersuchungen. Der Begriff „Familientierarzt“gewinnt seine volle Bedeutung erst aus diesem Engagement!

B) Das Management chronischerErkrankungen: Die Bedeutungder Compliance des BesitzersEine Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Managementeines klinischen Falles ist die überlegte Verordnung einesBehandlungsprotokolls, das auch tatsächlich eingehaltenwerden kann. Der Besitzer sollte in der Lage sein, die mit derBehandlung verbundenen täglichen Einschränkungen undNotwendigkeiten so lang wie nötig zu bewältigen. Um dies zugewährleisten, müssen zahlreiche Parameter berücksichtigtwerden, in erster Linie jedoch die Lebensweise des Tieres unddie Motivation und Fähigkeiten des Besitzers. Die Compliancedes Besitzers kann aber auch auf kurze Sicht zum Problemwerden, zum Beispiel bei der Vorbereitung des Patienten aufergänzende oder weiterführende Untersuchungen (Futterentzugvor einer Koloskopie, Einhalten einer verordneten Flüssig-ernährung für die Sonographie oder Bluttests usw.)

Aus pharmakologischer Sicht ist es nicht immer einfach, dieWechselwirkungen einer größeren Anzahl simultanverabreichter, verschiedener Medikamente zu kontrollieren.Wenn immer möglich, sollten deshalb nie mehr als vier oder fünfverschiedene Medikamente gleichzeitig verabreicht werden.

Ist eine Chemotherapie erforderlich, sollte der Besitzerumfassend darüber aufgeklärt werden, was mit der Behandlungerreichbar ist. Von zentraler Bedeutung sind die Berücksichtigungder voraussichtlichen „Überlebensdauer“ des Tieres und dertherapeutischen Zwänge sowie das klare Benennen derpotenziellen Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente.

Einige chronische Erkrankungen des Verdauungssystemserfordern die Langzeitgabe von Kortikosteroiden oder

Immunmodulatoren. Auf der einen Seite sollte die Anwendungdieser Medikamente vernünftig begründet und eher restriktivgehandhabt werden, auf der anderen Seite empfiehlt es sich invielen Fällen, die Notwendigkeit einer eventuellen Anwendungmit dem Besitzer zu diskutieren, um damit die Grundlage fürdie erforderliche Compliance zu schaffen.

Gleiches gilt bei der Verordnung lebenslanger medikamentöserBehandlungen, zum Beispiel nach der Diagnose einer exokrinenPankreasinsuffizienz beim Hund. Da eine dauerhafte Heilungdieser Erkrankung nicht möglich ist, kann das Ansprechen aufdie Behandlung sehr wechselhaft sein und mit wiederholtensekundären Diarrhoeschüben infolge einer bakteriellenÜberwucherung einhergehen. Die hohen Kosten einer Langzeit-behandlung, insbesondere bei großen Hunden, können Besitzerdazu veranlassen, eher eine Euthanasie in Erwägung zu ziehen.

Schlussfolgerung

Eine frühzeitige Diagnose hängt sowohl von einemmethodischen und gründlichen klinischen Vorgehen ab, als auchvon der sorgfältigen Wahl und der richtigen Reihenfolgediagnostischer Tests. Die korrekte Interpretation der Ergebnissedieser Tests bestimmt die Wahl der geeigneten medikamentösenTherapie. Die Behandlung sollte stets in Übereinstimmung mitdem umfassend über die Dauer, die Kosten und möglicheNebenwirkungen der gewählten Medikationen informiertenBesitzer erfolgen. Die persönlichen Qualitäten und Fähigkeitendes Tierarztes spielen eine besonders wichtige Rolle beimUmgang mit den bei domestizierten Karnivoren äußerst häufigauftretenden chronischen Verdauungsstörungen.

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Abbildung 5. Halten SieKontakt zu Besitzern

chronisch kranker Tieremit lebenslangem

Behandlungsbedarf.

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> Frage an Todd Tams

Wann ist eine symptomatische Therapie akzeptabel und wann nicht?

> Fragen an Denise Elliot

Welche Vorteile hat ein hoher Fettgehalt im Futter bei der diätetischen Behandlung von GI-Erkrankungen?Fett ist der am besten verdauliche aller Nährstoffe und erreicht Verdaulichkeitswerte von über 90 %. Fettreiche Diäten haben eine hoheEnergiedichte und reduzieren damit das Rationsvolumen der einzelnen Mahlzeiten. Darüber hinaus verlangsamt Fett die Magenentleerungund verlängert die Verdauungszeit. Jede dieser Eigenschaften von Fett kann für irgendeine Form von Magendarmerkrankung von Vorteil sein.So konnte in der Tat nachgewiesen werden, dass Fett von Hunden mit unterschiedlichen gastrointestinalen Erkrankungen (InflammatoryBowel Disease, akute oder chronische Gastritis) durchaus gut vertragen wird und eine vorteilhafte Wirkung auf den Appetit, dieGewichtszunahme und den Rückgang von klinischen Symptomen wie Erbrechen und Diarrhoe hat.

Welche Vorteile hat ein niedriger Fettgehalt im Futter bei der diätetischen Behandlung von GI-Erkrankungen?Von allen Energie liefernden Nährstoffen ist Fett am schwierigsten zu verdauen. Die Fettverdauung erfordert ein koordiniertes Zusammenwirken vonDarm, Leber und Pankreas. Ein Mangel an Pankreasenzymen beeinträchtigt die Verdauung und hat eine Malabsorption von Fett, Proteinen undKohlenhydraten zur Folge. Am stärksten beeinträchtigt ist dadurch jedoch zweifellos die Fettverdauung, da Lipasen nicht Bestandteil des normalenSpektrums der Bürstensaumenzyme sind. Bakterien im Verdauungstrakt können unverdautes Fett zu Hydroxyfettsäuren verstoffwechseln, diewiederum eine sekretorische Dickdarmdiarrhoe auslösen können. Bakterien im Darm dekonjugieren darüber hinaus Gallensäuren und beeinträchtigendadurch die Fettverdauung und die Fettabsorption zusätzlich. Aus diesen Gründen ist eine Fettrestriktion vor allem bei Erkrankungen von Vorteil, beidenen Fett als Substrat für den mikrobiellen Stoffwechsel verfügbar werden kann, zum Beispiel beim Malabsorptionssyndrom oder der bakteriellenÜberwucherung des Dünndarms.Im Unterschied zu den auf direktem Weg in den Blutkreislauf absorbierten Aminosäuren und Monosacchariden wird Fett von den Enterozyten in dieLymphkapillaren abgegeben und über mesenteriale Lymphgefäße und den Ductus thoracicus in den systemischen Kreislauf eingespeist. EineLymphangiektasie beeinträchtigt diesen Transport und stellt somit eine eindeutige Indikation für eine diätetische Fettrestriktion dar.

Todd Tams

Denise Elliott

Gastrointestinale Erkrankungen gehören zu den häufigsten Gründen, aus denen Hunde in der tierärztlichen Praxis vorgestellt werden, und in vielenFällen wird zunächst eine symptomatische Behandlung eingeleitet. Eine solche Therapie kann zwar in vielen Fällen durchaus geeignet sein, es mussan dieser Stelle jedoch betont werden, dass die besten therapeutischen Entscheidungen stets auf den fundamentalen Leitsätzen der Medizinbasieren, die besagen, dass immer zuerst ein genauer Vorbericht erhoben und eine gründliche klinische Untersuchung durchgeführt werdenmüssen. Als Spezialist für Gastroenterologie habe ich im Laufe der Jahre unzählige Fälle zu Gesicht bekommen, in denen signifikante Fehler im„Fallmanagement“ gemacht wurden. Die Ursachen waren oft eine unzureichende Berücksichtigung des Vorberichts und der entscheidendenklinischen Symptome sowie die Wahl von Medikamenten, die für die tatsächlich vorliegende Erkrankung des Patienten ungeeignet waren. Einweiteres Problem ist das Versäumnis der notwendigen Basistests zur Stützung der Diagnose. Die Folge ist eine verzögerte Einleitung der für denindividuellen Patienten am besten geeigneten Behandlung.

Beispiele für potenzielle Fehler sind die Behandlung eines Patienten auf Erbrechen, der tatsächlich unter Regurgitation infolge einer Erkrankung desÖsophagus, wie zum Beispiel einem Megaösophagus, leidet; die Applikation anticholinerger Medikamente bei Dickdarmdiarrhoe, wo eineentzündungshemmende Behandlung aufgrund einer akuten Kolitis besser geeignet wäre; das Unterlassen geeigneter Tests zum Nachweis vonGiardien oder anderen Magendarmparasiten sowie wiederholte symptomatische Behandlungsversuche bei einem Hund mitProteinverlustenteropathie bei gleichzeitigem Versäumnis eines adäquaten labordiagnostischen Screenings mit großem Blutbild undbiochemischem Profil – ein Patient mit Panhypoproteinämie hat eine mittel- bis hochgradige Enteropathie, und es sollten Schritte eingeleitetwerden, um eine möglichst frühzeitige Diagnose zu stellen.

Im Allgemeinen ist eine symptomatische Therapie bei geringgradig erkrankten Tieren mit gutem Appetit, erst seit kurzer Zeit bestehendenklinischen Symptomen und ohne Gewichtsverlust angezeigt. Beispiele für vernünftige symptomatische Behandlungsmaßnahmen sind die Gabe vonMetronidazol oder Sulfasalazin, einzeln oder kombiniert, bei akuter Kolitis, ein Futterentzug über 12-24 Stunden und die Gabe eines H2-Rezeptorblockers bei Tieren mit akutem Erbrechen, eine Versuchsdiät mit einer neuen Proteinquelle über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochenbei Verdacht auf eine Futtermittelüberempfindlichkeit, eine Supplementierung der Nahrung mit diätetischen Fasern bei Dickdarmdiarrhoe oderObstipation, die Applikation eines Breitband-Anthelmintikums bei Verdacht auf Magendarmparasiten trotz negativer Kotuntersuchungen und einezweiwöchige antibiotische Therapie bei Verdacht auf eine Antibiotika-responsive Diarrhoe beim Hund.

Eine über einen längeren Zeitraum fortgesetzte symptomatische Therapie ist dagegen nicht akzeptabel bei Patienten mit Inappetenz, Lethargie oderGewichtsverlust oder bei Patienten, deren Allgemeinbefinden immer noch offensichtlich gut ist, die aber fortgesetztes Erbrechen oder Diarrhoezeigen. Diese Tiere sollten in jedem Fall weiteren diagnostischen Tests unterzogen werden, um herauszufinden, wo das eigentliche Problem liegt.Wir Tierärzte fungieren dabei gewissermaßen als die Anwälte unserer Patienten und müssen unser Bestes geben, um den Besitzer davon zuüberzeugen, dass in dieser Situation die geeigneten Schritte unternommen werden müssen, damit möglichst schnell die richtige Diagnose gestelltwird. Für den Allgemeinpraktiker bedeutet dies in einigen Fällen auch, dass er ohne unnötige Verzögerung die Überweisung des Patienten zu einemSpezialisten empfehlen sollte, damit dort mit Hilfe spezifischer weiterführender Untersuchungen eine endgültige Diagnose gestellt werden kann.

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6. Häufig gestellte Fragen

1/ Häufige Fragen derTierbesitzer

A) Wie oft soll ich meinen Hundentwurmen?

Viele Besitzer sind sich der Risiken von Darmparasiten fürdie Gesundheit ihrer Tiere (und ihrer eigenen) nicht bewusstund gehen davon aus, dass eine Entwurmung nichtnotwendig ist, wenn keine Anzeichen eines Parasiten-befalls im Kot der Tiere zu sehen sind (Abbildung 1). Einweiteres häufiges Problem ist die Anwendung freiverkäuflicher Entwurmungsmittel, die entweder gegenbestimmte Parasiten unwirksam sind oder wiederholtappliziert werden müssen, um eine ausreichende Wirkungzu erzielen. Die Intervalle zwischen den einzelnenEntwurmungen hängen in erster Linie von der Nutzungbeziehungsweise von der Lebensweise des Hundes ab. EinJagdhund, der jeden Tag in einem heißen Klima jagt, mussjeden Monat entwurmt werden, während ein Gesellschafts-hund einer Minirasse, der die Grenzen des Wohnzimmersnur selten überschreitet, vielleicht nur zweimal pro Jahrentwurmt werden muss, wenn nicht andere Faktoren (z. B. das Vorhandensein parasitärer Vektoren wie Flöhe)eine Rolle spielen. Ein verschreibungspflichtiges, perEinzeldosis zu verabreichendes und einfach zu applizierendesBreitbandanthelmintikum wird die Compliance des Besitzersfördern, insbesondere wenn es mit einer kompetententierärztlichen Beratung kombiniert wird, zum Beispiel beider Frage, wie oft das Tier entwurmt werden sollte. Zuempfehlen sind darüber hinaus periodische Kotunter-suchungen (ein- bis zweimal jährlich), und zwar unabhängigdavon, ob der Hund makroskopisch veränderten Kotausscheidet oder nicht.

B) Wird mein Hund sein ganzesLeben lang krank sein? Wielange wird er so sein wie jetzt?Bei zahlreichen chronischen gastrointestinalen Erkran-kungen handelt es sich bedauerlicherweise um Langzeit-probleme. Dies bedeutet aber nicht unbedingt, dass das Tierzwangsläufig permanent krank sein wird oder unterklinischen Symptomen wie Diarrhoe leiden muss, sonderneher, dass ein erhöhtes Risiko einer erneuten Erkrankung inder Zukunft besteht. Besonders hoch ist diese Gefahr, wenneine adäquate Behandlung zwar verordnet, aber nichteingehalten wird oder (vielleicht noch wahrscheinlicher) derBesitzer der Meinung ist, dass es seinem Hund nach Beginnder Behandlung besser geht und er die Therapie deshalbeigenmächtig abbricht. Die gute Nachricht ist, dasszahlreiche gastrointestinale Erkrankungen durchaus sehrerfolgreich behandelt werden können, so dass diebetroffenen Tiere ein langes und glückliches Leben führenkönnen und lediglich durch geringfügige Beschwerden undEinschränkungen belastet werden. Der Tierarzt muss demBesitzer diese Sachlage auf überzeugende Weiseverdeutlichen!

C) Wie teuer wird die Diagnose/Behandlung?

Die Behandlungskosten können natürlich erheblich variieren,abhängig davon, wie die Diagnose lautet. Da sich dieVeterinärmedizin im Gleichschritt mit der Humanmedizinstetig weiterentwickelt, können heute zahlreiche Erkran-kungen bei Tieren erfolgreich behandelt werden, die nochvor wenigen Jahren als unheilbar galten. Natürlich hatdieser Fortschritt auch seinen Preis, insbesondere, wennman berücksichtigt, dass viele gastrointestinale Erkran-kungen chronischer Natur sind und nicht selten rezidivieren,wenn die Behandlung beendet oder die Behandlungs-intensität heruntergefahren wird. Es ist ratsam, denBesitzern so früh wie möglich im Verlauf der Behandlungeine möglichst genaue Einschätzung der Kosten (sowohl fürdie initialen Maßnahmen als auch für mögliche Folgebe-handlungen) zu geben, damit sie entscheiden können, ob sieso viel Geld investieren oder zunächst kostengünstigereBehandlungsoptionen in Erwägung ziehen möchten.

Abbildung 1.Ascaris spp.im proximalenDuodenumeines Hunde-welpen.©

Valérie Freiche

D) Ist eine Langzeitbehandlunggefährlich für meinen Hund?

Besitzer sind häufig besorgt, wenn eine Langzeitbehandlungfür ihr Tier zur Diskussion steht. Sämtliche für dieAnwendung bei Heimtieren zugelassenen Medikamentesind jedoch ausdrücklich auf ihre Sicherheit undWirksamkeit geprüft. Selbst Medikamente ohne Zulassungfür die Anwendung bei Tieren, also humanmedizinischePräparate, sind bekanntermaßen sehr sicher bei Tieren.Wichtig ist jedoch, dass die Besitzer stets ausführlich überpotenzielle Nebenwirkungen der vom Tierarzt vorge-schlagenen Medikamente aufgeklärt werden (insbesonderebei Langzeitanwendung). Zudem sollte der Tierarzt demBesitzer erläutern, dass mit Hilfe regelmäßigerKontrolluntersuchungen (gegebenenfalls mit Labortests)zahlreiche potenziell im Zusammenhang mit demverabreichten Medikament auftretende Probleme minimiertoder rechtzeitig entdeckt werden können. Das Ziel muss essein, die Compliance des Besitzers zu verbessern, dennnichts ist für einen Tierarzt frustrierender, als mit Rezidivenkonfrontiert zu werden, die in erster Linie daraufzurückzuführen sind, dass der Besitzer die medikamentöseBehandlung eigenmächtig abgebrochen hat, möglicherweiseaus einer letztlich unbegründeten Angst vor Nebenwir-kungen. Der Tierarzt sollte in diesem Zusammenhang sehrdeutlich betonen, dass es in chronischen GI-Fällen äußerstunwahrscheinlich ist, dass die Behandlung schlimmereFolgen hat als die Erkrankung!

E) Was muss / kann ich alsBesitzer tun, um meinen Hundzu behandeln?Gastrointestinale Erkrankungen lassen sich in der Regelrelativ gut behandeln, ohne die Lebensweise des Hundesoder des Besitzers wesentlich zu beeinträchtigen. DerTierarzt sollte deutlich darauf hinweisen, dass je höher dieBereitschaft des Besitzers ist, eine aktive Rolle in derTherapie seines Tieres zu übernehmen, es um so wenigerwahrscheinlich ist, dass Probleme auftreten werden. DieLangzeitbehandlung von GI-Erkrankungen erfordert in derRegel nicht viel mehr als die Sicherstellung, dass der Hundjeden Tag seine verordnete Diät bekommt und keinenZugang zu Snacks hat beziehungsweise, dass das Tier dieverordneten Medikamente in der richtigen Dosierung zumempfohlenen Zeitpunkt des Tages erhält. In Situationen, indenen eine ausreichende Compliance des Besitzers eherunwahrscheinlich ist, und zwar in einem Maße, das den

Erfolg der Behandlung in Frage stellt, muss der Tierarztetwas mehr Zeit für die eindringliche Erläuterung derNotwendigkeit der Behandlung investieren. Im Gesprächmit dem Besitzer müssen potenzielle Hindernisseherausgefunden und mögliche Lösungswege vorgeschlagenwerden, bevor ein entsprechend angepasstes Behandlungs-protokoll erstellt wird.

F) Kann ich meinem an IBDleidenden Hund neben derverordneten Diät noch anderesFutter geben?

IBD ist eine komplexe Erkrankung. Die vom Tierarztverordneten Behandlungsmaßnahmen sind sehr unter-schiedlicher Natur und hängen von der genauen kausalenDiagnose der IBD im Einzelfall ab. Als Faustregel gilt jedoch,dass das Risiko einer Futterumstellung nicht eingegangenwerden sollte, wenn bereits eine Diät gefunden wurde, dieden Hund offensichtlich dabei unterstützt, mit dem Problemfertig zu werden. Die von uns Menschen sehr geschätzteAbwechslung in der Ernährung spiegelt die Verhältnissebeim Hund nicht notwendigerweise wider. Für viele Tiere istes vor allem die Tatsache, dass sie gefüttert werden, diezählt, und nicht die Frage, was sie gefüttert bekommen.Dem Besitzer muss also verdeutlicht werden, dass er nichtder Versuchung unterliegen darf, dem Tier etwas andereszu füttern, „nur damit es etwas Abwechslung bekommt“.Insbesondere in Fällen einer IBD muss sehr klar betontwerden, dass das Einführen einer neuen FutterquelleRezidive der klinischen Symptome auslösen kann. Wird eineVeränderung der Fütterung dennoch gewünscht, sollte injedem Fall zunächst der Tierarzt konsultiert werden.Vorzugsweise sollte die empfohlene Diät jedoch strikteingehalten werden, wenn der Patient damit gutzurechtkommt, und jegliche Snacks oder alternativeFuttermittel sollten vermieden werden.

G) Ist selbst zubereiteteDiätnahrung besser alskommerzielle Produkte(Veterinär-Diäten)?

Die Ernährung ist eine komplexe Wissenschaft. DieHersteller von Tiernahrung investieren riesige Summen indie Forschung, um herauszufinden, was ein optimalesFuttermittel für Hunde und Katzen ausmacht. Natürlich

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unterscheiden sich die Antworten auf diese Frage, abhängigdavon, um was für ein Tier es sich handelt. Die optimaleErnährung für einen Arbeitshund ist sicherlich nicht dieselbewie die für einen kleinen Haushund. Mit Hilfe vonkommerziellen Veterinär-Diäten, die speziell für Tiere mitbestimmten Erkrankungen entwickelt wurden, lässt sicheine optimal ausgewogene Ernährung mit deutlich höhererWahrscheinlichkeit sicherstellen, als mit „aufs Geratewohl“zusammengestellter, selbst zubereiteter Nahrung. Letzterewird höchstwahrscheinlich nicht dieselbe optimaleAusgewogenheit hinsichtlich Vitaminen, Mineralstoffenund anderen Nährstoffen aufweisen wie eine kommerzielleTiernahrung. Es wäre also ein sehr seltenes Ereignis, wenneine selbst zubereitete Diät bei einem Patienten mit einerGI-Erkrankung tatsächlich erfolgreicher sein sollte als einekommerzielle Veterinär-Diät.

H) Gibt es Risiken für andereTiere oder Menschen imHaushalt (insbesondere fürKinder)?

Die meisten Tierkrankheiten sind für den Menschenungefährlich. Eine Krankheit, die vom Tier auf denMenschen übertragbar ist, wird als Zoonose bezeichnet. Diewichtigsten Zoonosen unter den GI-Erkrankungen sindspezifische bakterielle Infektionen, wie zum Beispiel dieSalmonellose und Campylobacteriose. Einige Parasiten wieToxocara spp. und Giardia spp. können ebenfalls vom Hundauf den Menschen übergehen (oder umgekehrt).Grundsätzlich sollten bei der Behandlung von Tierennatürlich stets die Grundregeln der Hygiene eingehaltenwerden. Wird jedoch eine potenziell auf den Menschenübertragbare Krankheit diagnostiziert, müssen sehr strengeMaßnahmen ergriffen werden, um das Übertragungsrisikoso weit wie möglich zu reduzieren. Bei etwaigen Bedenkenoder Zweifeln sollte stets ärztlicher Rat eingeholt werden.

I) Können Sie das Lymphom beimeinem Hund entfernen?

Bei einem Lymphom handelt es sich um einen malignenTumor, der sich im Lymphsystem des Tieres entwickelt. Daslymphatische System ist eines der Hauptorgansysteme desKörpers. Es besteht aus unzähligen miteinander inVerbindung stehenden Lymphgefäßen und Lymphknoten, diesämtliche Bereiche des Körpers durchziehen. Dadurch habenes Tumore dieses Systems natürlich sehr leicht, sich imgesamten Körper zu verbreiten. Wird also beispielsweise ein

befallener Lymphknoten am Bein eines Hundes chirurgischentfernt, so wird sich das Lymphom trotzdem mit anSicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in andereRegionen des Körpers ausbreiten, wenn dies nicht schongeschehen ist. In solchen Situationen sollte deshalb eher aufeine medikamentöse Behandlung, also eine Chemotherapie,zurückgegriffen werden. Die Chemotherapie ist bei dieser Artvon Tumorerkrankung oftmals sehr erfolgreich.

J) Warum hat mein vorherigerTierarzt das nicht diagnostiziert?

Das ist eine häufig gestellte Frage von Besitzern, die in eineÜberweisungsklinik kommen oder eine zweite Meinungeines anderen Tierarztes einholen. Dabei muss manzunächst wissen, dass es in den frühen Stadien einerErkrankung oft sehr schwierig oder sogar unmöglich seinkann, mit Sicherheit zu sagen, dass das Tier ein bestimmtesProblem hat. Vielleicht war eine Zubildung noch nicht großgenug, um in der Röntgenaufnahme erkennbar zu sein, oderdie Analyse einer ersten Blutprobe hatte noch keineabweichenden Resultate ergeben. Möglicherweise hat derzweite Tierarzt aber auch Zugang zu modernerenDiagnosetechniken, oder er ist Spezialist auf einembestimmten Fachgebiet. In der Tat gehören ein solchesSpezialwissen und/oder ausgewählte Diagnosetechniken zuden Hauptgründen, aus denen Patienten an Fachtierärzte fürbestimmte Bereiche der Veterinärmedizin, zum BeispielGastroenterologie, überwiesen werden.

K) Ich habe Angst vor einerChemotherapie

Viele Besitzer scheuen aufgrund dessen, was sie überchemotherapeutische Behandlungen beim Menschen undderen schwere Nebenwirkungen wissen oder zu wissenglauben, bereits vor der bloßen Nennung des Wortes„Chemotherapie“ zurück. Im Allgemeinen haben chemo-therapeutische Medikamente zur Behandlung malignerTumoren beim Hund jedoch deutlich weniger und auchweniger starke Nebenwirkungen als beim Menschen. ZumTeil liegt dies daran, dass diese Wirkstoffe beim Menschenin maximaler Dosierung eingesetzt werden, mit dem Ziel,den Tumor vollständig auszumerzen. Bei unserenHeimtieren wie Hund und Katze ist die Situation dagegeneine andere. Der Tierarzt zielt in erster Linie darauf ab, eineRemission des Tumors zu erreichen, während das Tierweiterhin eine gute Lebensqualität genießen soll, und zwarohne die schädlichen Nebenwirkungen und Leiden in einemMaß, wie es häufig beim Menschen zu beobachten ist.

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Chemotherapeutika können in vielen Fällen zu einererheblichen Verbesserung der Lebensqualität eines Tieresbeitragen und die Lebenserwartung signifikant verlängern,ohne schwerwiegende Probleme wie Haarausfall undKnochenmarkssuppression hervorzurufen. Der Tierarzt mussden Besitzer im Rahmen der Besprechung verschiedenerBehandlungsoptionen über diesen Sachverhalt ausführlichaufklären. Dennoch sollte man sich stets auch derpotenziellen Komplikationen solcher hoch wirksamenMedikamente bewusst sein und sie mit dem gebührendenRespekt vor dem Wohlbefinden sowohl des Menschen alsauch des Tieres einsetzen. Eine regelmäßige Kontrolle desGesundheitszustands des Patienten ist natürlich dieVoraussetzung für eine solche Behandlung, und Chemo-therapeutika sollten niemals leichtfertig eingesetzt werden.

L) Wird mein Hund überleben?

In den frühen Stadien einer Erkrankung oder in Fällen, indenen anstelle einer endgültigen Diagnose zunächst nureine vorläufige Diagnose gestellt werden kann, ist einegenaue Prognose manchmal sehr schwierig. Bei einigenKrankheiten kann die Prognose je nach Lage des Falls sehrstark variieren und von zahlreichen Faktoren abhängen. Derkluge Tierarzt erläutert dem Besitzer, dass es bei einigen GI-Erkrankungen schwierig bis unmöglich ist, vorauszusagen,wie es dem Tier in 6 Wochen, 6 Monaten oder sogar 6Jahren gehen wird. Die meisten Besitzer wissen jedocheine ehrliche Beurteilung der Situation zu schätzen, selbstwenn der Tierarzt lediglich eine prozentuale Angabe zurChance einer möglichen Prognose geben kann oder auf einmögliches Scheitern der Behandlung und potenzielleKomplikationen hinweist.

M) Mein Hund hat Verstopfung– Was kann ich tun?

Obstipation wird definiert als ein Zustand mit reduzierter

Darmmotilität und trockenem, harten Kot. Es besteht keinGrund zur Sorge, wenn ein Hund gelegentlich nicht jedenTag Kot absetzt. Wird eine Obstipation dagegen ohneweitere klinische Symptome chronisch, sollte zunächst dieNahrung des Hundes mit Fasern angereichert werden.Ferner ist es ratsam, für eine angemessene, regelmäßigetägliche Bewegung zu sorgen und, falls vorhanden,jegliches Übergewicht zu reduzieren.In einigen Fällen einer Obstipation rechtfertigen bestimmteKriterien jedoch eine weitergehende diagnostischeAbklärung und/oder therapeutische Intervention:• Schmerzhafte Defäkation• Blut im Kot oder Blutung nach der Defäkation• Plötzlicher Beginn einer Obstipation, wo zuvor kein

Problem zu erkennen war• Tenesmus (vermehrtes Pressen bei der Defäkation).

Diese Situationen rechtfertigen weiterführende diagnostischeMaßnahmen, insbesondere eine Koloskopie. Ziel ist es,eine ätiologische Diagnose zu stellen.

N) Kann ich meinem HundKnochen geben?

Einige Besitzer sind der festen Überzeugung, dass Knochenfür ihren Hund keine Gefahr darstellen und führen alsBeweis an, dass sie ihrem Tier bereits seit vielen JahrenKnochen ohne jegliche Probleme geben. Aber auch wennKnochen über lange Zeiträume gut vertragen werden, sindKomplikationen dennoch jederzeit möglich und nichtvorhersehbar. So können sich beispielsweise Knochen-oder Knorpelfragmente in der Speiseröhre festsetzen undeine Dysphagie verursachen, die unter Umständen einesofortige und komplexe endoskopische oder chirurgischeExtraktion erforderlich macht (Abbildung 2). DieAufnahme übermäßiger Knochenmengen sollte stetsvermieden werden. Mögliche Folgen sind unter anderemProbleme bei der Defäkation aufgrund einer Akkumulation

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Die Dauer der Diät bei Hunden mit gastrointestinalen Erkrankungen hängt sehr stark von der zugrunde liegendenPathophysiologie oder Ätiologie ab. Hunde mit akuter Gastroenteritis benötigen eine spezifische gastrointestinaleDiättherapie möglicherweise lediglich über einen Zeitraum von einer Woche, während Hunde mit Motilitätsstörungen oder Inflammatory Bowel Disease (IBD) unter Umständen lebenslang diätetisch behandelt werden müssen.

Denise Elliott

> Frage an Denise ElliotWie lange sollten Hunde mit GI-Erkrankungen Diätnahrung bekommen?

unvollständig verdauter Knochenreste im Kot. Wird der Kotsehr hart und kann nicht mehr auf natürlichem Wegeabgesetzt werden, ist unter Umständen ein manuellesAusräumen des mit Knochenfragmenten durchsetzten Kotsaus dem Rektum unter Allgemeinanästhesie erforderlich.Nur sehr große Knochen können in der Regel gefahrlosgegeben werden, da die Hunde nicht in der Lage sind, sievollständig zu verschlingen oder in kleine Fragmente zuzerbeißen.

2/ Häufige Fragen vonTierärzten

A) Ist die Chirurgie die ultimaratio bei der Untersuchunggastrointestinaler Fälle? /Werden zu viele explorativeLaparotomien(„Probelaparotomien“)durchgeführt?

Für viele Allgemeinpraktiker mit begrenztem oderfehlendem Zugang zu hoch entwickelten diagnostischenVerfahren, wie zum Beispiel der Endoskopie oder derUltrasonographie, ist die Technik der explorativenLaparotomie eine interessante Alternative. Wenngleich essich natürlich um ein sehr invasives Verfahren handelt, hates den unbestreitbaren Vorteil einer hervorragenden

direkten visuellen Beurteilung der Bauchhöhlenorgane.Unter Umständen gestattet der operative Eingriff einesofortige und endgültige Diagnose und möglicherweiseauch eine unmittelbare kausale Behandlung der Erkrankung.Zudem können unter direkter Sichtkontrolle hervorragendeOrganproben entnommen werden. Es muss jedoch betontwerden, dass eine explorative Laparotomie für die Diagnosezahlreicher Erkrankungen, wie zum Beispiel Motilitäts-störungen und Malabsorption, nutzlos ist. Bei unüberlegtemEinsatz ist die explorative Laparotomie nur ein schlechterErsatz für elegantere und deutlich weniger invasiveDiagnosetechniken. Im Idealfall sollte der Tierarzt vorBeginn des operativen Eingriffes eine möglichst konkreteVorstellung dessen haben, nach was er suchen möchte.Zudem sollte eine Laparotomie stets methodisch undgründlich vorbereitet und durchgeführt werden. Zubeachten ist ferner, dass auch bei „normalem“makroskopischem Erscheinungsbild in jedem Fall Biopsie-proben nach folgendem Prinzip entnommen werden sollten:

•Bei Diarrhoe: 3 x Dünndarmbiopsieproben (Duodenum,Jejunum, Ileum) plus Lymphknoten (wenn vergrößert) plusLeber;

• Bei Erbrechen: Biopsieproben von Magen und Pankreasplus die oben genannten Proben

Alle Wandschichten erfassende Biopsieproben desDickdarms sollten nur dann entnommen werden, wennsignifikante Symptome einer Dickdarmerkrankungvorliegen.

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Abbildung 2a. KnöchernerFremdkörper (Schafwirbel),fixiert im distalenÖsophagus bei einemzwei Jahre alten WestHighland White Terrierrüden.

Abbildung 2b. UlzerativeLäsionen proximal derKardia infolge Reibung desKnochens an derÖsophaguswand.

Abbildung 2c. Abgeheilteparietale Läsionen vierTage später, nachmedikamentöserBehandlung.

© Valérie Freiche

B) Wie groß ist das Problem derIBD / IBS bei Hundeneinzuschätzen? Welcher ist derbeste Weg, eine IBD zubehandeln?Das Irritable Bowel Syndrome (IBS) und die InflammatoryBowel Disease (IBD) werden im Kopf von Tierärzten undBesitzern häufig verwechselt. Der Begriff des IBS wurdeaus der Humanmedizin übernommen und beschreibt eineErkrankung, die als eine Folge von Stress unterschiedlicherArt betrachtet wird. Klinisch kann sie sich alsrezidivierende, intermittierende Diarrhoe ohnepathologische Darmveränderungen darstellen. IBD ist einSammelbegriff für eine Vielzahl verschiedener infiltrativerErkrankungen des Dünndarms. Zu beachten ist, dass es sichlediglich um eine einfache Beschreibung einesKrankheitszustands handelt und keineswegs um eineendgültige Diagnose. Bei Verdacht auf eine IBD empfiehltes sich, mit Hilfe einer Darmbiopsie nach der Ursache derchronischen Entzündung des Darms zu suchen. Man gehtheute davon aus, dass IBD unter Hunden sehr viel häufigervorkommt als ursprünglich angenommen. Allerdings sollteder Tierarzt nicht der Versuchung unterliegen, jeden Fall mitchronischen gastrointestinalen Symptomen ohne weiterediagnostische Abklärung als „IBD“ zu klassifizieren. Es gibtkeine richtige oder falsche Behandlungsmethode für IBD.Die Wahl der Behandlung hängt vielmehr vonverschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Frage, wieder Hund auf die initiale Behandlung anspricht (z. B.Veterinr-Diät oder Kortikosteroide), aber auch der Fähigkeitdes Besitzers, die Behandlung umzusetzen und der Frage,wie hochgradig der Hund betroffen ist oder ob zusätzlichekomplizierende Faktoren vorliegen.

C) Wie sinnvoll ist eine rektaleZytologie?

Die rektale Zytologie ist eine einfache und viel zu seltenangewendete Methode zur Untersuchung von GI-Problemen.Bei der Rektaluntersuchung kann der Untersucher mit demFinger einige Zellen von der Rektalschleimhaut abschabenund nach geeigneter Färbung unter dem Mikroskopbegutachten. Während in vielen Fällen keine Anomalienfestzustellen sind, können eindeutige Befunde wie einehohe Zahl von Neutrophilen oder Lymphozyten bei derErstellung einer Verdachtsdiagnose sehr hilfreich sein. Füreine schlüssigere und endgültige Diagnose können jedochBiopsien erforderlich sein.

D) Welche Kotuntersuchungensind am hilfreichsten?

Für viele praktische Tierärzte beginnt und endet dieKotuntersuchung mit der parasitologischen Koproskopie. SindOrganismen wie Giardia spp., Toxoplasma spp. oderCryptosporidium spp. vorhanden, ist diese Methodik allerdingsnicht sehr hilfreich. Von entscheidender Bedeutung ist auch hierwiederum eine umfassende Kenntnis der Zuverlässigkeit und derdiagnostischen Aussagekraft der entsprechenden Tests. So sindbeispielsweise negative Testresultate bei einem Befall mitintermittierend ausgeschiedenen Parasiten (z. B. Giardia spp.)irreführend. Bakterielle Kotkulturen sind nur dann hilfreich, wennbekannte bakterielle Pathogene, wie zum Beispiel Campylobacterspp. oder Salmonellen nachgewiesen werden. Allzu oft neigenTierärzte dazu, den bakteriologischen Befundberichtüberzuinterpretieren. In der Annahme, die im Befundbericht desLabors beschriebene „normale“ Darmflora (z. B. E. coli) seipathogen, wird dann eine in diesem Fall unangemesseneantibiotische Behandlung eingeleitet. Weitere Kottests wie dieUntersuchung auf unverdaute Stärkegranula, Muskelfasern, Fettoder okkultes Blut können hilfreich sein, sie sind aber für sich selbstgenommen bei GI-Erkrankungen in der Regel nicht diagnostisch.

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Abbildung 3. Elektrolytwerte sind inakuten Fällen meist wenigaussagekräftig, insbesondere nachEinleitung einer Flüssigkeitstherapie.

© Valérie Freiche - Clinique Frégis

E) Welche Bluttests sind amhilfreichsten?

Die Serumbiochemie und die Hämatologie sind zweifellossehr hilfreich bei der Diagnose von GI-Problemen.Insbesondere unterstützen sie in der Regel den Ausschlussbeziehungsweise die Bestätigung einer systemischenErkrankung. Elektrolytwerte sind in akuten Fällen wenigaussagekräftig, insbesondere dann, wenn eine Flüssigkeits-therapie erforderlich ist (Abbildung 3). Spezifische Testskönnen abhängig vom Vorbericht, der klinischen Unter-suchung und den Ergebnissen weiterer diagnostischer Testsangezeigt sein. Nicht extra betont werden muss an dieserStelle, dass Tests auf Krankheiten wie EPI und SIBO sehrspezifisch für diese Erkrankungen sind und nicht notwen-digerweise bei jedem Patienten Bestandteil des initialendiagnostischen Work-up sein müssen. Klar ist ferner, dass dieInterpretation sämtlicher Blutergebnisse stets in Bezug zumindividuellen Fall und vor dem Hintergrund einer umfas-senden Kenntnis der Normalwerte erfolgen muss.

F) Wie sinnvoll sind Röntgen-untersuchungen in GI-Fällen?Spielt die Bariumkontrast-untersuchung heute noch einewichtige Rolle?

Leerröntgenaufnahmen sind äußerst hilfreich bei derUntersuchung einiger GI-Erkrankungen. Ihre nicht-invasiveNatur macht sie zu einem wertvollen Werkzeug für die

Diagnose von Problemen wie intestinale Fremdkörper.Handelt es sich jedoch um strahlendurchlässige Objekte,können Fremdkörper mit normalen Röntgenaufnahmen unterUmständen nicht sicher ausgeschlossen werden.Traditionell werden deshalb auch Bariumkontrastunter-suchungen ergänzend zu Leeraufnahmen eingesetzt.Kontraststudien haben auch heute noch durchaus ihreBerechtigung trotz der inzwischen weithin verfügbarenalternativen Techniken wie zum Beispiel der Endoskopie, dasich mit Hilfe Letzterer Fremdkörper oder intraluminaleVeränderungen nicht in allen Bereichen des Magendarm-traktes darstellen lassen. Bariumkontraststudien sinddarüber hinaus immer noch äußerst wertvolle Hilfsmittel beider Untersuchung von Motilitätsstörungen in Verbindungmit einer Fluoroskopie. Das Hauptproblem bei Kontrast-studien ist die Tatsache, dass Tierärzte diese Technik oftnicht richtig anwenden und nicht selten Kontrastmitteleines ungeeigneten Typs oder in ungeeigneter Mengeeinsetzen und auf diese Weise die richtige Diagnosegefährden.

G) Wie häufig kommt EPI/SIBObei Hunden vor?

Sowohl EPI als auch SIBO sollte bei Hunden mit chronischerDiarrhoe stets in die Liste der Differenzialdiagnosenaufgenommen werden. Geeignete diagnostische Testssollten deshalb fester Bestandteil des diagnostischenProcedere in solchen Fällen sein. Zu beachten ist, dass SIBObei vielen Patienten eher die sekundäre Folge einer anderenDarmerkrankung ist als eine eigenständige Erkrankung. Sogeht man beispielsweise davon aus, dass EPI in einigen

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> Frage an Denise ElliotWelche Vorteile haben „hydrolysierte Diäten“ bei der Behandlung der IBD beim Hund?

Mindestens drei kritische Faktoren spielen eine wichtige Rolle in der Pathogenese der IBD: Eine Insuffizienz derSchleimhautbarriere, Veränderungen der Darmflora und eine Dysregulation der Immunantwort der Schleimhaut.

Die Antigenität diätetischer Proteine kann durch eine enzymatische Hydrolyse minimiert werden. Dabei entstehenProteinhydrolysate mit niedrigem Molekulargewicht. Die Verringerung der Größe der oral aufgenommenen Proteine senkt die Wahrscheinlichkeit einer Vernetzung von Immunglobulinen auf der Zelloberfläche (sog. „bridgeing“) und der dadurchausgelösten Mastzelldegranulation.

Unvollständig oder schlecht verdaute Nahrungsproteine haben ein höheres Potenzial, eine Immunantwort auf antigeneProteinreste und große Polypeptide auszulösen. Dagegen werden hoch verdauliche Proteine vollständig zu freienAminosäuren und kleinen Peptiden mit geringerem Potenzial zur Auslösung einer allergischen Reaktion abgebaut.Hydrolysierte Proteine sind sehr hoch verdaulich, ihre Verdaulichkeitsrate übersteigt 92%. Hoch verdauliche Nahrung senktden Bedarf an Magen-, Pankreas-, Gallen- und Darmsekreten. Das Ergebnis ist eine nahezu vollständige Verdauung undAbsorption im oberen Dünndarm, so dass nur sehr geringe Mengen unverdauter Reste in den Dickdarm gelangen können.Dadurch reduziert sich die Bildung von bakteriellen Nebenprodukten, die zu entzündlichen Prozessen, osmotischer Diarrhoeoder einer abnormen Immunantwort beitragen können.

Denise Elliott

Fällen eine Prädisposition für SIBO darstellt. DieInterpretation von Folsäure- und Cobalaminwerten solltestets sehr vorsichtig erfolgen, da viele Fälle chronischerDiarrhoe multifaktoriellen Ursprungs sind.

H) Wie interpretiere ichbakteriologische Ergebnisse undResistenztests?Die Versuchung ist groß, jedes mikrobiologische Ergebnisaus dem Labor als eine Diagnose zu betrachten, das heißt,wenn bestimmte Bakterien nachgewiesen werden, dannmuss es sich wohl um die Ursache der Erkrankung handeln,die entsprechend des beiliegenden Resistenztestsantibiotisch zu behandeln ist. Dieser Ansatz kann jedochhauptsächlich deshalb falsch sein, weil es sich beizahlreichen im Rahmen einer kulturellen Kotuntersuchungisolierten Bakterien um Vertreter der „normalen“ Darmflorahandelt. In diesen Fällen führt die Applikation vonAntibiotika zu möglicherweise gravierenden Störungen desGleichgewichts dieser Flora (siehe unten). Werden dagegenspezifische Infektionserreger wie Salmonellen,Campylobacter spp. oder Giardia spp. nachgewiesen, isteine Behandlung mit dem geeigneten Medikamentdurchaus angezeigt. In Zweifelsfällen kann es sehr hilfreichsein, das untersuchende Labor zu kontaktieren, umgemeinsam mit den Mikrobiologen zu entscheiden, ob einbestimmtes Isolat klinisch relevant ist oder nicht.

I) Sollten Antibiotika nureingesetzt werden, wennpathogene Bakterien isoliertwerden?

In der Regel tendieren Allgemeinpraktiker dazu, bei GI-Erkrankungen allzu häufig und leichtfertig Antibiotikaeinzusetzen. Dies liegt entweder an der irrigen Annahme,dass viele Hunde mit Diarrhoe unter einer bakteriellenInfektion leiden oder schlichtweg daran, dass derBesitzer unbedingt Antibiotika verschrieben bekommenmöchte. Man sollte jedoch nicht der Versuchungunterliegen, Antibiotika auf empirischer Basis zuverordnen. Dies kann nicht nur dazu führen, dass dieErkrankung ohne geeignete weitere Untersuchungenund/oder Behandlungsmaßnahmen weiter fortschreitet.

Vielmehr kann ein ungeeigneter Antibiotikaeinsatz dievorliegende GI-Problematik zusätzlich verstärken, zumBeispiel, indem die Antibiotika Erbrechen induzieren oderdie normale Darmflora verändern. Allgemein giltdeshalb, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werdensollten, wenn in ausreichendem Maße Befundevorliegen, die eindeutig für eine vorteilhafte Wirkungbeim Patienten sprechen (dafür ist vor Beginn derBehandlung zunächst eine endgültige Diagnoseerforderlich, es sei denn, der Patient zeigt Symptome wieLeukopenie, Neutrophilie oder Schock, die den Einsatzvon Antibiotika auch als primäre Therapie bereits vor derendgültigen Diagnose rechtfertigen).

J) Wie schnell sollte dieDiagnose überprüft werden,wenn der Patient nicht auf dieBehandlung anspricht?

Der Zeitpunkt der erneuten Untersuchung einesPatienten hängt in erster Linie von der Art der vorläufigenDiagnose ab. Der Tierarzt muss sich unbedingt im Klarendarüber sein, innerhalb welcher Frist der Patient beirichtiger Diagnose auf die gewählte Behandlungansprechen wird, nötigenfalls mit Hilfe eines Lehrbuchs.Für den Patienten kann es verheerende Folgen haben,wenn der Tierarzt in Fällen, in denen sich die Dinge nichtso entwickeln wie erwartet, nicht zur Überprüfung seinerDiagnose bereit ist. Allgemein gilt, dass eine als akutangenommene Erkrankung sich auch sehr schnellbessern sollte, und entsprechend zügig sollte dieDiagnose überprüft werden, wenn keine schnelleBesserung eintritt. Dagegen kann es bei einerchronischen Erkrankung durchaus mehrere Wochendauern, bis der Patient auf die Behandlung anspricht. BeiSIBO kann es bis zu vier Wochen dauern, bis der Patientauf Antibiotika reagiert, und bei diätetischen Problemenmuss man unter Umständen sogar sechs Wochen oderlänger warten, bevor ein endgültiges Urteil über dieWirksamkeit der Behandlung gefällt werden kann. Inallen Fällen, in denen der Patient auf die Behandlungschlechter als erwartet anspricht, muss der Tierarzt anerster Stelle überprüfen, ob der Besitzer dieBehandlungsanweisungen auch tatsächlich korrekteingehalten hat.

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3/ VerbreiteteFehleinschätzungen unterTierärzten

A) Wann ist eine Erkrankungchronisch?

Tierärzte unterteilen gastrointestinale Erkrankungen oft inakut oder chronisch, da sich diagnostische Maßnahmen,Differenzialdiagnosen und die Behandlung bei diesenbeiden Kategorien zum Teil erheblich unterscheiden.Allgemein anerkannt ist, dass Erkrankungen, die länger alszwei bis drei Wochen bestehen, als chronisch bezeichnetwerden. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass vieleErkrankungen nicht selten einen intermittierendenCharakter aufweisen. Der Tierarzt sollte deshalb im Rahmender Anamnese stets vom Besitzer erfragen, ob sein Tier daserste Mal unter diesen oder ähnlichen Symptomen leidet.Nicht immer ist dem Besitzer bewusst, dass verschiedeneKrankheitsschübe, die unter Umständen mehrere Monateauseinander liegen und möglicherweise mit unter-schiedlichen klinischen Symptomen einhergehen, auf einund dasselbe ursprüngliche Problem zurückgehen können.

B) Sind Kortikosteroidegefährlich für Tiere?

Der weit verbreitete und gelegentlich unüberlegte Einsatzvon Kortikosteroiden bei Tieren und Menschen hat über dieJahre dazu geführt, dass die Medikamente dieserWirkstoffgruppe einen schlechten Ruf genießen undvielfach als extrem gefährlich gelten. Während es sicherlichkeinen Zweifel daran gibt, dass eine Langzeitanwendungvon Kortikosteroiden schädliche Nebenwirkungen habenkann, sind diese Wirkstoffe auf der anderen Seite sonützlich, dass auf ihre Anwendung nicht verzichtet werdensollte, wann immer sie angezeigt sind. Im Idealfall solltenKortikosteroide auf die Fälle beschränkt werden, in deneneine endgültige Diagnose gestellt werden konnte. EineAnwendung auf rein empirischer Basis ist dagegen ehernicht zu empfehlen. Kommt man zu dem Schluss, dass essich nach Abwägung aller Vor- und Nachteile um dasMedikament der Wahl bei einer gastrointestinalenErkrankung handelt, sollte der Tierarzt das für den

individuellen Patienten am besten geeignete Glukokortikoidauswählen und die optimale Dosierung für eineausreichende Wirkung bei gleichzeitiger Minimierungunerwünschter Nebenwirkungen berechnen. Bei exakterKalkulation der Dosis, einer Verabreichung in zweitägigenIntervallen und mit Hilfe von Kontrolluntersuchungen invernünftigen Zeitabständen (einschließlich sorgfältigerÜberprüfung auf etwaige Nebenwirkungen) sollte esmöglich sein, die Erkrankung bei entsprechender Indikationmit Kortikosteroiden erfolgreich zu behandeln, ohneFolgeschäden zu riskieren.

C) Ist es normal, dass ein TierPflanzen frisst? / WelcheBedeutung haben abweichendeKörperhaltung und abnormesVerhalten?

Unabhängig von Alter und Geschlecht stellen Hunde immerwieder unter Beweis, dass sie bei der Wahl ihrer „Nahrung“oftmals nicht sehr wählerisch sind, wie die zahlreichenverschiedenen bei Hunden gefundenen Fremdkörper belegen:Knochen, Plastik, Steine, Stoff usw. Besitzer finden es daherhäufig normal, dass sich ihr Hund durch die Aufnahme vonPflanzenteilen wie Gras „reinigt“. Bei der Erhebung desVorberichts sollte sich der Tierarzt stets darüber bewusstsein, dass das daraus resultierende Erbrechen vom Besitzerunter Umständen gar nicht erwähnt wird, weil er es fürunbedeutend hält. Die häufige oder regelmäßige Aufnahmevon Pflanzenteilen (Gras oder andere Pflanzen) und sogar Pica(Belecken von Backsteinen, Steine fressen etc.) sollte injedem Fall als pathologisch betrachtet werden, insbesonderedann, wenn das Phänomen mehrmals pro Woche zubeobachten ist. In der großen Mehrzahl der Fälle ist diesesVerhalten ein Hinweis auf gastroduodenale Schmerzen.

Dasselbe gilt für die typische Schilderung eines Hundes, derabnorme Körperhaltungen oder Verhaltensweisen annimmt,die gelegentlich die einzigen Symptome von Verdauungs-problemen sein können, zum Beispiel,…:• … wenn das Tier beginnt, an ungewöhnlichen Orten zu

schlafen oder seine gewöhnliche Schlafposition ändert (z.B. auf dem Rücken oder auf dem Sternum liegt, wobei derMagen Kontakt zu einer kalten Oberfläche hat).

• …. wenn das Tier eine atypische Stellung wie zum

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Beispiel die „Bettelstellung“ einnimmt (gebeugteVorderpfoten, Kopf zurück, Hinterpfoten bleibengespannt), ungewöhnliche Erregung zeigt oder sich in dieFlanken beißt usw.

Schlussfolgernd ist es wichtig, auch diesen klinischenSymptomen während der Konsultation nachzugehen undihnen den diagnostischen Wert beizumessen, den sieverdienen, ohne sofort anzunehmen, dass ein primäresVerhaltensproblem zugrunde liegt.

D) Der diagnostische Wert vonErbrechen: Gibt uns dieCharakteristik des Erbrechensbzw. des Erbrochenen Hinweiseauf die mögliche Ursache desProblems?

Im Gegensatz zu unter Tierärzten weit verbreiteten Ansichtensind das Erscheinungsbild des erbrochenen Materials oderder zeitliche Abstand zwischen Nahrungsaufnahme undErbrechen nicht immer charakteristisch für die zugrundeliegende Erkrankung.

Es gibt aber durchaus auch zuverlässige Kriterien:• Unkontrollierbares oder unerwartetes Erbrechen zu allen

möglichen Zeitpunkten des Tages ist hinweisend für einenakuten Schub einer Stoffwechselstörung, Pankreatitis,einen hochgradigen akuten Schub einer Viruserkrankung,eine obstruktive/okklusive Erkrankung oder eine Peritonitis.

• Das Erbrechen unverdauten Futters lange Zeit nach denMahlzeiten ist typisch für ein Magenretentionssyndrom,entweder funktionellen (Gastroparese) oder anatomischenUrsprungs (Pylorusdysfunktion, hypertrophe Gastropathie,proximaler Pylorus- oder Duodenaltumor, gastroduodenalerFremdkörper etc.) oder Pankreatitis.

• Erbrechen am Morgen bei leerem Magen kann die Folgeeines duodenogastralen Refluxes von Galle sein,insbesondere bei kleinen Hunderassen (Bichon Frisé, Pudel,Yorkshire Terrier, Chihuahua etc.)

•Große Mengen erbrochenen Materials sind oft beiobstruktiven/okklusiven Erkrankungen oder verzögerterMagenentleerung zu beobachten.

Es gibt aber auch zahlreiche „diagnostische Fallen“:• Besitzern fällt es schwer, zwischen „später Regurgitation“

(d. h., verzögerter Regurgitation von Futter nach derMahlzeit) und „frühem Erbrechen“ (d. h., Erbrechen kurz nachder Mahlzeit) zu unterscheiden. Das Fehlurteil des Besitzerskann den Tierarzt dazu verleiten, eine falsche Abfolgezusätzlicher, weiterführender Untersuchungen einzuleiten.

• Blutbeimengungen im erbrochenen Material können Anlasszum Verdacht auf eine Erkrankung mit sehr schlechterPrognose geben (im typischen Fall neoplastische Infiltrationkombiniert mit Magenulzera). Blutungen können aber auchbei entzündlichen Prozessen völlig gutartiger Naturauftreten, zum Beispiel bei chronischer gastroduodenalerlympho-plasmazellulärer Infiltration.

• Einige neoplastische Erkrankungen zeigen einenunspezifischen, späten Beginn der Symptomatologie.Magenkarzinome beim Hund haben deshalb ein klinischesBild, das in den seltensten Fällen pathognomonisch ist.Mögliche Symptome sind gestörte Futteraufnahme,Ptyalismus (unter Umständen isoliert), fütterungs-unabhängiges Erbrechen, in den frühen Stadien derErkrankung oft ohne natives Blut. Diese mangelndeSpezifität macht die Diagnose sehr schwierig, und häufigwird die endgültige Diagnose erst in den späten Stadiender Erkrankung gestellt, wenn die therapeutischenMöglichkeiten bereits deutlich eingeschränkt sind und diePatienten nur noch eine geringe Lebenserwartung haben.

• Chronische, subokklusive Erkrankungen sind in der Regelsehr schwer zu charakterisieren und können eine erheblichediagnostische Herausforderung darstellen. So zeigen zumBeispiel einige betroffene Tiere schubweise auftretendeSymptome, die normalerweise nicht auf Anhieb zumVerdacht auf einen Fremdkörper führen würden. Dazugehören Symptome wie gestörte Futteraufnahme,fütterungsunabhängiges Erbrechen, intermittierendeDünndarmdiarrhoe, und ein wechselnder Allgemein-zustand, einhergehend mit wechselnden Phasen derApathie und normalen Phasen.

Schlussfolgernd sollte der Tierarzt stets bemüht sein, dasdiagnostische Procedere ständig zu optimieren, indem erzuverlässige und aussagekräftige diagnostische Kriterienfindet und die im Einzelfall am besten geeignete Abfolgezusätzlicher, weiterführender Untersuchungen vorschlägt.

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Literaturübersicht

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Redaktion: Laurent CathalanLayout: Arnaud PouzetTechnisches Management: Buena Média Plus

Abbildungen: Edouard Cellura

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Diese Focus-Sonderausgabe wurde mit größter Sorgfalt und unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse ausWissenschaft und Forschung erstellt.Es wird empfohlen, die jeweils aktuellsten Produktbeschreibungen und Dosierungsvorschriften der Medikamente undFuttermittel zu berücksichtigen, da sich diese ständig weiterentwickeln. Aus der Vielfalt und Komplexität klinischer Fällebei Hunden und Katzen ergibt sich zwangsläufig, dass die in dieser Sonderausgabe beschriebenen diagnostischen undtherapeutischen Maßnahmen nicht erschöpfend sein können.Die vorgeschlagenen Behandlungen und Vorgehensweisen können eine Untersuchung durch einen qualifizierten Tierarztkeinesfalls ersetzen. Die Herausgeber, die Autoren und die Übersetzer können in keinem Fall für ein Versagen dervorgeschlagenen Behandlungsmethoden und Lösungsvorschläge haftbar gemacht werden. In diesem Zusammenhangeventuell entstehende Schadensersatzansprüche können folglich nicht akzeptiert werden.