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J. D~RI~ER U. H. J. KUSCttKE : GefgBdilatation nach Injektion yon Adrenalin. 199 J. D6RN~ und H. J. KUSCH~ (Giel~en/Bad Nauheim): tlandelt es sich bei der auf nerv~sem Wege ausgel~sten GefiiBdilatation naeh Injektion yon Adrenalin und Arterenol um eine Senkung des Sympathicotonus oder um eine Erregung vasodilatatorischer l~ervenfasern In Weiterverfolgung der yon D6RNER erhobenen Befunde wurde ver- sucht die Frage zu klgren, ob die nur auf nervalem Wege mSgliche pri- mgre Dilatation der SkeletmuskelgefgBe nach intravenSser Injektion yon Adrenalin oder Arterenol auf einer Hemmung des Sympathicotonus beruht- gleichgiiltig ob diese zentralen, reflektorischen oder ganglio- n~ren Ursprungs ist --, oder ob der Dilatation eine Erregung vasodilata- torischer Nerven zugrunde liegt. Nachdem schon eine Reihe yon uns erhaltener Befunde gegen die erstere Annahme gesprochen hatte, kormte in weiteren Versuchen eine Klgrung dieser Frage herbeigeffihrt werden. Mittels Durchblutungs- messung mit der Rv, INschen Stromuhr wurde an Hunden die Beeinfluf- barkeit der zur Diskussion stehenden Dilatation dureh vorhergehende Novocaininjektion in die A. fem.oralis untersucht. Es fand sieh dabei, dab die Adrenalin- und Arterenoldflatation dureh Novoeain in der Dosierung yon 2--5 mg/kg immer stark abgeschwgcht oder beseitigt wurde und mit abklingender Novocainwirkung wieder- kehrte. Demgegeniiber war die durch Hemmung des Sympathicotonus bedingte periphere Dilatation bei Hyperventilation der Tiere durch vor- hergehende Novocaininjektion in den meisten Fgllen nicht beeinflufbar. Eine Zusammenstellung aller diesbeziigliehen Befunde ergib~, daft die Adrenalin- und Arterenoldflatation immer abgeschwgeht wurde, in 17 Versuchen im Durchschnitt um 68% . Die Dilatation infolge Hyper- ventilation wurde dagegen nur in 3 von 14 Versuchen dutch vorherge- hende Novocaininjektion vermindert, und zwar durchschnittlieh um 43%. Es darf daraus geschlossen werden, daft eine Senkung des Sympa- thieotonus der prim~ren Adrenalin- und Arterenoldilatation nicht zu- grunde liegt. Nach Ausschluf dieser MSgliehkeit muff eine Beteiligung vasodilata- torischer Nerven beim Zustandekommen der Dilatation gefolgert werden. Dabei ist an die im Grenzstrang des Sympathieus verlaufenden Vaso- dilatatoren zu denken, deren Reizung ebenfalls nur in der Skeletmuskula- tur eine Gefgfdilatation bewirkt. Zur Frage der Natur dieser Fasern wurde in weiteren Versuchen die Beeinflufbarkeit der Adrenalin. und Arterenoldilatation dutch vor- herige lokale intraarterielle Injektion yon Physostigmin und Atropin in Dosen yon 5--20 bzw. 5--200 y/kg geprfift. Die Versuche mit Physostigmin ergaben, daft eine deutliche Ver- stgrkung der Dilatation nur in 3 yon 11 Versuchen erzielt werden konnte.

Handelt es sich bei der auf nervösem Wege ausgelösten Gefäßdilatation nach Injektion von Adrenalin und Arterenol um eine Senkung des Sympathicotonus oder um eine Erregung vasodilatatorischer

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J . D~RI~ER U. H. J . KUSCttKE : GefgBdilatation nach Injektion yon Adrenalin. 199

J. D6RN~ und H. J. KUSCH~ (Giel~en/Bad Nauheim): tlandelt es sich bei der auf nerv~sem Wege ausgel~sten GefiiBdilatation naeh Injektion yon Adrenalin und Arterenol um eine Senkung des Sympathicotonus oder um eine Erregung vasodilatatorischer l~ervenfasern

In Weiterverfolgung der yon D6RNER erhobenen Befunde wurde ver- sucht die Frage zu klgren, ob die nur auf nervalem Wege mSgliche pri- mgre Dilatation der SkeletmuskelgefgBe nach intravenSser Injektion yon Adrenalin oder Arterenol auf einer Hemmung des Sympathicotonus b e r u h t - gleichgiiltig ob diese zentralen, reflektorischen oder ganglio- n~ren Ursprungs ist -- , oder ob der Dilatation eine Erregung vasodilata- torischer Nerven zugrunde liegt.

Nachdem schon eine Reihe yon uns erhaltener Befunde gegen die erstere Annahme gesprochen hatte, kormte in weiteren Versuchen eine Klgrung dieser Frage herbeigeffihrt werden. Mittels Durchblutungs- messung mit der Rv, INschen Stromuhr wurde an Hunden die Beeinfluf- barkeit der zur Diskussion stehenden Dilatation dureh vorhergehende Novocaininjektion in die A. fem.oralis untersucht.

Es fand sieh dabei, dab die Adrenalin- und Arterenoldflatation dureh Novoeain in der Dosierung yon 2--5 mg/kg immer stark abgeschwgcht oder beseitigt wurde und mit abklingender Novocainwirkung wieder- kehrte. Demgegeniiber war die durch Hemmung des Sympathicotonus bedingte periphere Dilatation bei Hyperventilation der Tiere durch vor- hergehende Novocaininjektion in den meisten Fgllen nicht beeinflufbar. Eine Zusammenstellung aller diesbeziigliehen Befunde ergib~, daft die Adrenalin- und Arterenoldflatation immer abgeschwgeht wurde, in 17 Versuchen im Durchschnitt um 68% . Die Dilatation infolge Hyper- ventilation wurde dagegen nur in 3 von 14 Versuchen dutch vorherge- hende Novocaininjektion vermindert, und zwar durchschnittlieh um 43%.

Es darf daraus geschlossen werden, daft eine Senkung des Sympa- thieotonus der prim~ren Adrenalin- und Arterenoldilatation nicht zu- grunde liegt.

Nach Ausschluf dieser MSgliehkeit muff eine Beteiligung vasodilata- torischer Nerven beim Zustandekommen der Dilatation gefolgert werden. Dabei ist an die im Grenzstrang des Sympathieus verlaufenden Vaso- dilatatoren zu denken, deren Reizung ebenfalls nur in der Skeletmuskula- tur eine Gefgfdilatation bewirkt.

Zur Frage der Natur dieser Fasern wurde in weiteren Versuchen die Beeinflufbarkeit der Adrenalin. und Arterenoldilatation dutch vor- herige lokale intraarterielle Injektion yon Physostigmin und Atropin in Dosen yon 5--20 bzw. 5--200 y/kg geprfift.

Die Versuche mit Physostigmin ergaben, daft eine deutliche Ver- stgrkung der Dilatation nur in 3 yon 11 Versuchen erzielt werden konnte.

200 J. DSRNER U. H. J. KVSCHEE : GefaBdilatation nach Injektion von Adrenalin.

Zu ~hnliehen Ergebnissen kam es mit Atropin: hier war eine Absehw~- ehung der Dilatation nur in 3 yon 9 Versuchen zu erreichen.

Aus diesen Befunden geht damit nieht mit genfigender Deutlichkeit hervor, dab es eholinergische Fasern sind, welche die Dilatation unter Freisetzung yon Acetyleholin vermitteln. Die Dilatation mug jedoch dureh eine Substanz ausgelSst werden, dutch deren Einwirkung die Ge- faBmuskulatur gegen die konstriktorisehe Adrenalin- und Arterenol- wirkung unempfindlieh gemaeht wird. Es ergibt sieh dies aus folgendem : vergleieht man an der intakten Extremit~t miteinander die Dauer der prim~ren und der sekund~ren Durehblutungsabnahme auf intravenSse [njektion yon Adrenalin oder Arterenol, so zeigt sich, dab bei den Dosierungen von 0,1 und 0,5 ~/kg die sekund~re Durchblutungsabnahme ebenso lang oder l~nger d~uert als die prim~re Durchblutungsabnahme, obwohl sie um die Dauer der prim~ren Zunahme versp~tet einsetzt. Die konstriktorische Adrenalin- und Arterenolwirkung kann also w~hrend 4er prim~ren GefaBdilatation nicht wirksam werden.

Ganz entspreehende Verh~ltnisse liegen w~hrend der Aeetyleholin- dilatation vor, wie Befunde yon REIN ur~d seinen Mitarb. ergaben. Eigene Versuche zeigten, d~B bei gleichzeitiger lokaler intraarterieller Injektion yon Acetylcholin undArterenol sieh stets zuerst die dflatatorisehe Aeetyl- eholinwirkung durchsetzt, und erst danach die unverminderte konstrik- torische Arterenolwirkung beginnt:

Es besteht also offensichtlich eine ~hnlichkeit im Verlauf dieser Durchblutungsreaktion mit der bei intravenSser Injektion yon Adrenalin oder Arterenol. Jedoch ist die Identit~t der fiir die Adrenalin- und Artere- noldilatation verantwortliehen Substanz mit Acetylcholin d~mit noeh nicht erwiesen. Die Natur der die Erregung iibertragenden Fasern mug d~mit weiterhin offengelassen werden.

Diskussion. K~,SE: Adrenalin kann in niedrigen Konzentrationen gef~B- erweiternd, in hohen gef~Bverengend wirken. Wird die Abh~ngigkeit der Adrenalin- wirkung vom Injektionsort (vor -bzw. hinter dem Abgang groBer Gef~Be) dureh verschiedene Konzentrationen am Wirkungsort bedingt ?

EIC~ER (Heidelberg): Eine Ausschaltung des Eindringens einer Substanz in die Coronarien am Anfang der Aorta ist nicht gut mSglieh, weil durch Wirbel- bildung (Klappenstellung usw.) ein Rficktransport erfolgen kann. Man miil3te dutch Gefrieren der angenommenen Receptorenfelder den Beweis eindeutiger ge- stalten.

FELIX (Miinchen): Unter Mehrdurchblutung eines Organes verstehen wir, dal~ sein Capillargebiet besser durchblutet wird. Wenn man einen vermehrten Durch- flUB einer Arterie oder einer Vene festgestellt, so ist damit nicht gesagt, ob auch das Capillargebiet besser durehblutet wird. Das Blur kann auch durch die arterio- venSsen Anastomosen direkt in die Venolen flieBen (z. B. bei Aeetylcholin). Man mul~ also den Durehflul3 der zufiihrenden und den des abfiihrenden Gef~Bes gleich- zeitig messen, und kann dann aus der Zeitdifferenz zwischen dem Auftreten der Durchblutungs~nderung in der Arterie und in der Vene schliel]en, ob tats~chlich eine ,,Mehrdurchblu~ung" vorliegt.

W. L. M. PERRY U. H. R:~INERT: Komponente der Herzglykosidwirkung. 201

SCHMIDT (Freiburg/Br.) : Die Gleiehstellung yon Mehrdurehblutung und Gerbil- dilatation erscheint nach den anatomischen Befunden yon FISCHER (Freiburg) ffir die genannten Gef~13gebiete nicht ohne weiteres zuliissig. Nach FISCHER haben diese Gef~13e in Mittelstellung einen ovalen Quersehnitt. Wenn diese Gef/~l]e sieh kontrahieren, dann wird der Querschnitt rund, wodurch der Gef~Binnenwiderstand in der Potenz abnimmt. Es ist also durchaus m6glich, dab verengte Gef~Bgebiete eine gr6flere Durchblutung aufweisen, als das im Ruheznstand der Fall ist. An diesen anatomischen Befunden ist bei Durehblutungsmessungen kaum vorbeizugehen, um so mehr, als sie die Befunde yon Herrn D~RNER zwanglos erkl~ren.

Schlu[3wort :I)SRNER ZU KIESE: Konzentrationsuntersehiede sind ffir die diffe- rente Wirkungsweise bei intravenSser bzw. intraaortaler und lokaler i. a. Injektion nicht verantwortlich zu machen.

Zu EICHLER: Eine rfickl~ufige BlutstrSmung in der Aorta asc. infolge Wirbel- bildung, die zu einem riickl~ufigen Transport der injizierten Substanzen in die Coronararterien ffihren k6nnte, wird abgelehnt, da bei einer Entfemung yon z. B. | cm yon den Abg~ngen der Coronararterien ein solcher Meehanismus ~uflerst un- wahrscheinlich ist.

Zu F~LIX: Der Begriff der Mehrdurchblutung ist naeh der bisher gebr~uchliehen Nomenklatur und den vielen diesbeziiglichen Literaturangaben nieht auf die F~tlle zu besehr~nken, in denen nur eine Mehrdurchblutung des Capillargebietes vorliegt, abgesehen davon, dab sonst bei den noch geringen Kenntnissen fiber die periphere DurchstrSmungsregulierung dieser Begriff in den meisten Fitllen ganz fallen ge- lassen werden miil~te. Eine Diskussion darfiber ist aber fiir die yon uns bearbeitete Fragestellung insofern yon untergeordneter Bedeutung, als es uns lediglich darauf ankara, die Abh~ngigkeit der Wirkungsweise yore Injektionsort aufzuzeigen, um daraus das Vorhandensein spezifischer Mechanismen zu folgern.

Zu SCHMIDT : Dem Einwand yon Herrn SCHMIDT ist unter anderem allein durch die aufgezeigte Tatsaehe zu begegnen, dab zwisehen intravenSser bzw. intraaortaler [njektion und lokaler i .a . Injektion eindeutige Wirkungsunterschiede bestehen, die eine solehe yon Herrn SCHMIDT diskutierte MSglichkeit ausschlieflen.

W. L. M. PERRY und H. ItEt~ItT (London): Die ganglion~e Komponente der Herzglykosidwirkung.

I n Versuchen a m LANGENDORFF-Pr~parat des Ka tzenhe rzens h a b e n PERRY U. TALESNIK zeigen kSnnen, dab Aee ty lcho l in (Ac.) in Dosen yon 1 - -5 y fas t ausschlieBlich die i n t r amura l en Vagusgangl ien erregt . Die beim S tud ium der L i t e r a t u r au f t r e t enden Mil~verst~ndnisse s ind z. B. durch die Ta t sache bedingt , dab Ac. a m isol ier ten Vorhof n icht ganglio- n~r wirkt , sondern d i rek t a n der Muskelzelle angreif t . Ac. bewi rk t a m isol ier ten Herzohrs t r e i f enpr~para t e inen Anst ieg des Ruhepo ten t i a l s der Muske lze l lmembran wie BURGEN U. TERROUX festgeste]It haben.

Nach unserer Meinung ve ru r sach t Ac. a m L~GENDORFF-Herzen eine Depolar i sa t ion der i n t r amura l en Ganglienzellen. D i e s e r Depola r i sa t ion folgt eine Er regung der postganglioni~ren Fase rn , die zur Fre i se tzung yon Ac. a n den Vagusendigungen f i ihr t und eine H y p e r p o l a r i s a t i o n der Muske lmembran erzeugt . Dadurch i s t die H e m m u n g der Muskelkon-