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Tabelle 1 Chemische Verschiebungen (in ppm) der Protonen von O(CH),N(CH& (Standard: TMS) Position 8 (I)&) 6 (Wb) A@) H (1) 9,282 9,675 0,393 H (2) 5,832 6,125 0,293 H (4) 5,256 5,062 -0,194 H (5) 6,763 6,299 - 0,464 CHs 2,936 2,425 -0,511 a) 0,l molare Losung in CDCl, b, 0,l molare Losung in einem Losungsmittelgemisch von 50 Val.-% CDCl. und 50 Vo1.-% C,D,, die zugleich 0,01 molar an Eu(DPM), ist H(3) 7,084 6,973 -0,111 C) Ad = 6 (11) - d (I) unterschiedlichen Vorxeichen induzieren und die zugleich an verschiedenen Zentren des zu untersuchenden Molekiils an- gelagert werden, konnte ihre gleichzeitige Anwendung die Zuordnung komplizierter NMR-Spektren wesentlich er- leichtern. Zur Demonstration dieses doppelten Verschiebungseffektes haben wir das lH-NMR-Spektrum vom 5-Dimethylamino- pentadien-(2,4)-al-(l),dem Divinylogen des Dimethylform- amids, ein einfaches Pentamethin-Merocyanin, mit der klassischen Strukturformel O=CH-CH=CH-CH=CH-N(CH,), untersucht. Wahrend aromatische Molekiile (sofern keine anderen Wechselwirkungen uberwiegen) iiber ihre leicht polarisierbaren n-Elektronen mit dem positivierten Stick- stoffatom des Merocyaninmolekiils in Wechselwirkung treten [l], lagern sich Lanthanidenshift-Reagenzien bevorzugt am negativierten Sauerstoffatom der Molekulkette an [2]. Das Ianggestieckte in all-trans-Konformation vorliegende di- polare Merocyaninmolekul, bei dem das sauerste und das basischste Zentrum relativ weit voneinander entfernt sind, eignet sich deshalb besonders als Model1 fur die gleichzeitige Anwendung der zwei verschiedenen Verschiebungsreagen- zien. Wahrend der Ringstromeffekt der n-Elektronen des Benaols die chemischen Verschiebungen der Methinprotonen herab- setzt [l], erhoht die Psendokontaktwechselwirkung *vom Verschiebungsreagenz Eu(DPM),, Tris-dipivaloylmethanato- eurapium(III), die chemischen Verschiebungen der gleichen Protonen [2]. Wegen der starken Geometrieabhangigkeit dieser Effekte ist der EinfluB der Reagenzien auf die chemi- schen Verschiebungen der Protonen um so groBer, je dichter sie dem jeweiligen Wechselwirkungszentrum benachbart sind. In Tab. 1 sind unsere MeBergebnisse zusammengefaBt (100 MHz-Spektren mit einem JNM-PS-100 der Firma JEOL, Tokio, bei 24 “C aufgenommen). Die Positionsbezeich- nungen der Protonen entsprechen den Nummern der Kohlen- stoffatome, an die sie gebunden sind. Wie erwartet, ist die von den Verschiebungsreagenzien in- duzierte Zusatzverschiebung AS um so positiver, je kiirzer der Abstaiid zwischen dem betreffenden Proton und dem Sauerstoffatom des Merocyaninmolekiils ist, und um so ne- gativer, je kurzer der Abstand zum Stickstoffatom ist. Fur die Uberlassung des Merocyanins danke ich Herrn Dr. S. Dahne, Zen- tralinstitut fur Optik und Spektroskopie der AdW der DDR. Herrn Prof. Dr. €I. Kriegsmann bin ich fiir sein forderndes Interesse zu Dank verpflichtet. Literatur [l] Radedia, R. u. S. Dahne: Der. Bunsenges. physik. Chem. 70, 745 (1966) [2] Radeglia, R., u. A. IVeber: J. prakt. Chelr., im Druck Reiner Radeglia, Zentralinstitut fur physikalische Chemie der AdW der DDR, Bereich physikalische Methoden der analytischen Chemie, 1199 Berlin-Adlershof eingegangen am 25. Oktober 197’2 ZCM 3969 Tagungsberichte Hauptjahrestagung der Chemischen Gesellschaft der DDR vom 13.-15. November 1972 in Berlin Die Plenar- und Sektionsrrortrage der Ha.uptjahrestagung 1972 der Chemischen Gesellschaft der DDR behandelten die Beziehungen zwischen der Mikrostruktur von Werkstoffen und ihren makroskopischen Eigenschaften. Dieses Thema brachte erneut die Komplexitat der chemischen Porschung und deren EinfluB auf zahlreiche Gebiete der Volkswirt- schaft zum Ausdruck. Die gehaltenen Plenarvortrage sind nachstehend aufgefuhrt. In vier getrennten Sektionen wurden zum 0.8. Thema Dis- kussionsvortrage gehalten, die im folgenden kuri referiert werden. Der Fachverband Photochemie und die Arbeitsge- meinschaft Dokumentation veranstalteten jeweils an einem Nachmittag ein getrenntes Programm ; beide Veranstaltungen sind in diesem Bericht aufgenommen. Plenarvortr&go G. Prey, Berlin Zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik in der DDR bis 1975 G. Keil, Berlin Beitrag der Grundlagenforschung zur KorreIation der Mikro- struktur von Werkstoffen und ihren makroskopischen Eigen- schaften J. C. Oganesjan, Dubna Zur Synthese superschwerer Elemente Ch. WeiJmanteZ, Karl-Marx-Stadt Reaktive Schichtbildung B. Baranowski, Warschau Moglichkeiten der Darstellung von metallischem Wassrr- stoff (Der Vortrag wird in einem der folgenden Hefte dieser Zeit- schrift veroffentlicht) R . Douglas, Sheffield Oxydations- und Reduktionssysteme in fliissigen Silikat- sclimelzen V. A. Pankratov, V. V. Korsak, S. V. Vinogradova, A. G. Pucin, Moskau Struktur und Eigenschaften von Polycyanaten Il. Bremer, Merseburg Molsieb-Katalyse Im Rahmen der Hauptjahrestagung 1972 hatte auch der Pachverband Analytische Chemie zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der folgende obersichtsvortrage gehalten murden : A. LBsche, Leipzig Kernresonanzuntersuchungen an Festkorpern H. Mai, Dresden Ermittlung von Elementverteilungen in Festkorpern niit Hilfe massenspektroskopischer Methoden W. Meisel, Berlin Die Mobbauer-Spektroskopie als analytische Methode - ihre Moglichkeiten und Grenzen 74 Z. Chon., 13. Jg. (197.3) Hpft 2

Hauptjahrestagung der Chemischen Gesellschaft der DDR vom 13.-15. November 1972 in Berlin

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Page 1: Hauptjahrestagung der Chemischen Gesellschaft der DDR vom 13.-15. November 1972 in Berlin

Tabelle 1 Chemische Verschiebungen (in ppm) der Protonen von O(CH),N(CH& (Standard: TMS)

Position 8 (I)&) 6 (Wb) A @ )

H (1) 9,282 9,675 0,393 H (2) 5,832 6,125 0,293

H (4) 5,256 5,062 -0,194 H (5) 6,763 6,299 - 0,464 CHs 2,936 2,425 -0,511

a) 0,l molare Losung in CDCl, b, 0,l molare Losung in einem Losungsmittelgemisch von 50 Val.-% CDCl. und 50 Vo1.-% C,D,, die zugleich 0,01 molar an Eu(DPM), ist

H(3) 7,084 6,973 -0,111

C) A d = 6 (11) - d (I)

unterschiedlichen Vorxeichen induzieren und die zugleich an verschiedenen Zentren des zu untersuchenden Molekiils an- gelagert werden, konnte ihre gleichzeitige Anwendung die Zuordnung komplizierter NMR-Spektren wesentlich er- leichtern. Zur Demonstration dieses doppelten Verschiebungseffektes haben wir das lH-NMR-Spektrum vom 5-Dimethylamino- pentadien-(2,4)-al-(l), dem Divinylogen des Dimethylform- amids, ein einfaches Pentamethin-Merocyanin, mit der klassischen Strukturformel

O=CH-CH=CH-CH=CH-N(CH,), untersucht. Wahrend aromatische Molekiile (sofern keine anderen Wechselwirkungen uberwiegen) iiber ihre leicht polarisierbaren n-Elektronen mit dem positivierten Stick- stoffatom des Merocyaninmolekiils in Wechselwirkung treten [l], lagern sich Lanthanidenshift-Reagenzien bevorzugt am negativierten Sauerstoffatom der Molekulkette an [2]. Das Ianggestieckte in all-trans-Konformation vorliegende di- polare Merocyaninmolekul, bei dem das sauerste und das basischste Zentrum relativ weit voneinander entfernt sind,

eignet sich deshalb besonders als Model1 fur die gleichzeitige Anwendung der zwei verschiedenen Verschiebungsreagen- zien. Wahrend der Ringstromeffekt der n-Elektronen des Benaols die chemischen Verschiebungen der Methinprotonen herab- setzt [l], erhoht die Psendokontaktwechselwirkung *vom Verschiebungsreagenz Eu(DPM),, Tris-dipivaloylmethanato- eurapium(III), die chemischen Verschiebungen der gleichen Protonen [2]. Wegen der starken Geometrieabhangigkeit dieser Effekte ist der EinfluB der Reagenzien auf die chemi- schen Verschiebungen der Protonen um so groBer, je dichter sie dem jeweiligen Wechselwirkungszentrum benachbart sind. In Tab. 1 sind unsere MeBergebnisse zusammengefaBt (100 MHz-Spektren mit einem JNM-PS-100 der Firma JEOL, Tokio, bei 24 “C aufgenommen). Die Positionsbezeich- nungen der Protonen entsprechen den Nummern der Kohlen- stoffatome, an die sie gebunden sind. Wie erwartet, ist die von den Verschiebungsreagenzien in- duzierte Zusatzverschiebung A S um so positiver, je kiirzer der Abstaiid zwischen dem betreffenden Proton und dem Sauerstoffatom des Merocyaninmolekiils ist, und um so ne- gativer, je kurzer der Abstand zum Stickstoffatom ist. Fur die Uberlassung des Merocyanins danke ich Herrn Dr. S. Dahne, Zen- tralinstitut fur Optik und Spektroskopie der AdW der DDR. Herrn Prof. Dr. €I. Kriegsmann bin ich fiir sein forderndes Interesse zu Dank verpflichtet.

Literatur

[l] Radedia, R. u. S. Dahne: Der. Bunsenges. physik. Chem. 70, 745 (1966) [2] Radeglia, R., u. A . IVeber: J. prakt. Chelr., im Druck

Reiner Radeglia, Zentralinstitut fur physikalische Chemie der AdW der DDR, Bereich physikalische Methoden der analytischen Chemie, 1199 Berlin-Adlershof

eingegangen am 2 5 . Oktober 197’2 ZCM 3969

Tagungsberichte

Hauptjahrestagung der Chemischen Gesellschaft der DDR vom 13.-15. November 1972 in Berlin

Die Plenar- und Sektionsrrortrage der Ha.uptjahrestagung 1972 der Chemischen Gesellschaft der DDR behandelten die Beziehungen zwischen der Mikrostruktur von Werkstoffen und ihren makroskopischen Eigenschaften. Dieses Thema brachte erneut die Komplexitat der chemischen Porschung und deren EinfluB auf zahlreiche Gebiete der Volkswirt- schaft zum Ausdruck. Die gehaltenen Plenarvortrage sind nachstehend aufgefuhrt. I n vier getrennten Sektionen wurden zum 0.8. Thema Dis- kussionsvortrage gehalten, die im folgenden kuri referiert werden. Der Fachverband Photochemie und die Arbeitsge- meinschaft Dokumentation veranstalteten jeweils an einem Nachmittag ein getrenntes Programm ; beide Veranstaltungen sind in diesem Bericht aufgenommen.

Plenarvortr&go

G. Prey, Berlin Zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik in der DDR bis 1975

G . Keil, Berlin Beitrag der Grundlagenforschung zur KorreIation der Mikro- struktur von Werkstoffen und ihren makroskopischen Eigen- schaften

J . C . Oganesjan, Dubna Zur Synthese superschwerer Elemente

Ch. WeiJmanteZ, Karl-Marx-Stadt Reaktive Schichtbildung

B . Baranowski, Warschau Moglichkeiten der Darstellung von metallischem Wassrr- stoff (Der Vortrag wird in einem der folgenden Hefte dieser Zeit- schrift veroffentlicht)

R . Douglas, Sheffield Oxydations- und Reduktionssysteme in fliissigen Silikat- sclimelzen V . A . Pankratov, V . V . Korsak, S. V . Vinogradova, A . G . Pucin, Moskau Struktur und Eigenschaften von Polycyanaten I l . Bremer, Merseburg Molsieb-Katalyse Im Rahmen der Hauptjahrestagung 1972 hatte auch der Pachverband Analytische Chemie zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der folgende obersichtsvortrage gehalten murden :

A . LBsche, Leipzig Kernresonanzuntersuchungen an Festkorpern H . Mai, Dresden Ermittlung von Elementverteilungen in Festkorpern niit Hilfe massenspektroskopischer Methoden

W . Meisel, Berlin Die Mobbauer-Spektroskopie als analytische Methode - ihre Moglichkeiten und Grenzen

74 Z. C h o n . , 13 . Jg. (197.3) H p f t 2

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A . Meisel, Leipzig Photoelektronenspektroskopie und ihre Anwendung zur Untersuchung der elektronischen Struktur von Festkorpern

Diskussionsvortrage

Sektion A

G. Kretzschmar (Zentralinstitut fur Organische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin-Adlershof) trug uber experimentelle und theoretische Studien uber Misch- filme von Hochpolyrneren mit Tensiden vor. Es wurden die Bedingungen dargelegt, unter denen Hochpolymere mit Ten- siden Assoziate einer stochiometrischen Zusammensetzung bilden. Wahrend die Berechnung der Exzessfunktion der freien Enthalpie zwischen Molekulen vergleichbarer GroBe in Oberflachenfilmen noch relativ einfachen GesetzmaBigkeiten unterliegt, ist, wie gexeigt wurde, schon die qualitative Be- wertung von n-A-Isothermen der Mischungen groBer und kleiner Molekule im Hinblick a,uf Wechselwirkungen sehr kompliziert. K . Strenge und H . Sonntag (Zentralinstitut fur Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin- Adlershof) berichten uber die Beziehungen zwischen interpar- tikularer Wechselwirkung und rheologischem Verhalten kon- zentrierter disperser Systeme, speziell an walrigen und nicht- wailrigen Dispersionen von Aerosil, Kaolin, Pentonit, Aktiv- kohle und Polyvinylacetat. An Hand umfangreicher Unter- suchungen diskutierten sie den moglichen Zusammenhang zwischen den rheologischen MeBergebnissen und den inter- partikularen Wechselwirkungen. J . Volter, A . W . Sklyarov und I . I . Tretjakow (Zentralinstitut fur Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin-Adlershof, und Institut fur Chemische Physik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Mos- kau) berichteten uber die katalytische Oxydation von Kohlen- monoxid an Platin. Auf Grund ihrer Flash-Desorptionsunter- suchungen an Platinblech bei verschiedenen Temperaturen konnte die Zusammensetzung der Adsorptionsschicht wah- rend der Reaktion analysiert werden. Die Untersuchungs- ergebnisse gestatteten die Aufstellung eines plausiblen Mo- dells fur die Temperaturabhangigkeit der CO-Oxydations- geschwindigkeit. G. Tetzner und R . Schrader (Sektion Chemie der Bergaka- demieFreiberg) berichteten in ihrem Vortrag uber mechmnisch aktiviertes Kobalt, seine Struktur und katalytischen Eigen- schuften. Als Strukturparameter warden Phasenzusammen- setzung, Oberflache, TeilchengroBe, Gitterverzerrung und Gitterstorung untersucht. Die katalytische Aktivitat wurde mittels der Benzolhydrierung iiber den Benzolumsatz und uber die Aktiviernngsenergie fur diese R,eaktion charakteri- siert. Es konnten signifikante Korrelationen zwischen den Strukturparametern und der katalytischen Aktivitat gefun- den werden. U . Demme, K . Meyer und H.-J . Tiller (Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitat Jena) berichtet)en uber Unter- suchungen zum Polymerschichtabbau von rnetallischen und oxidischen Oberfluehen wit Hiye von Impulsplasmen. Am Bei- spiel des Abbaus von Glimmpolymerschichten in gepulsten Argon-, Wasserstoff- und Sauerstoff-Niederdruckentladun- gen ist ersichtlich, daB die Zerstorung der Polymerschicht hauptsachlich durch chemische Reaktionen und weniger durch nichtreaktive TeilchenstoBe erfolgt. Die Untersuchun- gen ergaben, daB der Abbau von Metalloberfliichen wesent- lich langsamer als von Glasoberflachen erfolgt. P. Morzeck, Ch. Weismantel und Mitarb. (Sektion Physik- Elektronische Bauelemente der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt) trugen uber die Methoden der Chemisch- reaktiven Herstellung von Siliciumnitridschichten vor. Die nach verschiedenen Verfahren hergestellten Schichten wur- den bezuglich chemischer und thermischer Bestandigkeit, Struktur und Einsatzfiihigkeit in der elektronischen Industrie c h arakterisiert .

G. Marx, V . Hopfe und P . Mackrodt (Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitat Jena) berichteten uber I R - spektroskopische und desorptometrische Untersuchungen zur Modellierung der Chemisorption von CO an Nickeloberf lachen. Zwischen 300 "K und 1000 "K konnten 5 Desorptionspeaks des Kohlenmonoxids nachgewiesen werden. Durch die sich als auBerst zweckmaBig erweisende Methodenkopplung war die Aufstellung eines Adsorptionsmodells fur das Kohlen- monoxid moglich, wesentlich dabei ist die Umwandlung der Adsorptionsformen auf der Oberflache.

B. Rackow, S. Heuser und G. Goebner (Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitat Jena) berichteten uber die Erzeugung won Molekular-Information tragenden, nicht sta- tistisch verteilten Adsorptionszentren aus Cr-Mehrkernkomple- xen auf y-Al,O, und ihr EPR-Nachweis. Die durch Adsorp- tion von Cr-Zweikernkomplexen aus Losung erzeugten Ad- sorbate zeigen bei geringen 0 berflachenkonzentrationen eine Feinstrukturaufspaltung, die auf isolierte Zentren mit ein- cleutiger paramagnetischer Wechselwirkung und Struktur hin- weist. Mit zunehmender Temperatur geht die informations- tragende Ionenverteilung verloren und die EPR-Spektren gleichen denen der statistisch verteilten Einzelionen und Cluster. K , Fiedler, H . Stach und W . Schirmer (Zentralinstitut fur Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin-Adlershof) trugen iiber ihre theoretischen Unter- suchungen zur Adsorption von n- Paraffinen an Zeolithen vor. Einfache Annahmen der raumlichen Verteilung der Energie- potentiale in den mikroporosen Adsorbenzien und zur inner- molekularen Struktur der Adsorpte fuhrte mit Hilfe der statistischen Thermodynamik zu analytisch behandelbaren Isothermengleichungen. An einigen ausgewlhlten Beispielen wurde eine gute Ubereinstimmung der berechneten und experi- mentell gewonnenen Isothermen bzw. Adsorptionswarmen demonstriert. H . Stach, U . Throl, K . Fiedler und W . Schirmer (Zentral- institut fur Physikalische Chemie der Akademie der Wissen- schaften der DDR, Berlin-Adlershof) berichteten uber die Adsorption vow Athan an verschiedenen Zeolithen vorn T y p NaX und Nay. Es wurden zur Klarung des Einflusses der Kat.ionenkonzentration auf die Adsorption eines unpolaren Molekiils die Messungen der Adsorptionsisothermen des Athans an NaX, zwei verschiedenen Nay-Formen und NaHY im Temperaturbereich von 70 "C bis 100 "C durchge- fuhrt. Aus den Messungen ergab sich, dalj die Adsorptions- kapazitat der Zeolithe fur Athan mit steigendem Si/Al-Ver- haltnis, d. h. mit abnehmender Kationenkonzentration, ab- nimmt. Die Auswertung der Isothermen erfolgte mit Hilfe eines auf statistisch-thermodynamischem Wege abgeleiteten Isothermenmodells. R . Buchner, G. Jager und G. Keil (Sektion Chemie, Fach- bereich Technische Chemie der Friedrich-Schiller-Universitat Jena) sprachen zu einigen Problemen von Oberf luchenreak- tionen unter Reibbedingungen. Besonders wurden die Kon- kurrenzreaktionen verschiedener Schwefel und Stickstoff enthaltender einfacher organischer Substanzen als Modell- substanzen fur 61-Additivs untersucht. Auf der Grundlage bindungstheoretischer Vorstellungen erfolgte eine Systema- tisierung einiger-01-Additivs.

Gunter Marx, Jena

Sektion B

G. Heublein, 0. Barth, und W . Romer (Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitat Jena) beschLftigten sich mit Problemen der kationischen Copolymerisation von Olefinen, insbesondere mit der Moglichkeit, durch Donator-Akzeptor- Komplexe die Elementarprozesse, an denen Ladungstrager beteiligt sind, zu beeinflussen. Durch kinet.ische Hemmung bzw. Beschleunigung der Wachstumsreaktion gelingt es, die Monomerreaktivitaten zu variieren. An einigen Beispielen wird der zugrunde liegende Mechanismus erlautert : EinfluB

10': Z. Ckenc., 13. Jy. (1873) I f e f t 2 75

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auf die gekreuzte Abbruchreaktion bzw. eine spezielle Solva- tation durch DonatoIen werden als Ursache fur den verander- ten Einbau des Comonomeren genannt. Eine Arbeitshypo- these fur die Wirkung von Donatoren und Akzeptoren in der ionischen Copolymerisation wird aufgestellt und diskutiert.

G. Glockner und D. Lohmann (Sektion Chemie der Techni- schen Universitat Dresden) beschaftigten sich mit der Proble- matik des Einflusses der Struktur von Copolymeren auf ihre Wechselwirkung mit LBsungsnzitteldumpfen. Die Losungsmittel- aufnahme aus der Gasphase an Folien aus Styrol/Acryl- nitril-Copolymeren wurde mit einer Apparatur nach Pruger und Long gemessen. Der EinfluD der Mikrostruktur auf die Losungsmittelaufnahme ini S xptionsgleichgewicht wird dis- kutiert. Die Ergebnisse werden auf der Basis der Flory- Huggins-Theorie ausgewertet.

J . Ulbricht und G. Miiller (Sektion Hochpolymere der Tech- nischen Hochschule fur Chemie ,,Carl Schorlemmer" Leuna- Merseburg) legten Untersuchungen zur Glastemperatur des Polyvinylchlorids vor. Am Beispiel wird gezeigt, daB es in ausgewahlten Fallen moglich ist, Eigenschaften in Abhangig- keit von der Struktur vorauszusagen. Die experimentell er- mittelten GroBen (Glastemperatur und Rotationsbehinde- rungspotential) werden mit den theoretisch errechneten Wer- ten korreliert. Es ergibt sich eine gute Ubereinstimmung.

J . Ulbricht (Sektion Hochpolymere der Technischen Hoch- schule fur Chemie ,,Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg) untersuchte die chernische Struktur und die Eigenschaften won Copolymeren. Wahrend man in gewissen Grenien in der Lage ist, den EinfluB der Synthesebedingungen auf die Struktur des entstehenden Kettenmolekuls mittels kinetischer Unter- suchungen quantitativ zu erfassen, sind die Relationen zwi- schen Struktur und Eigenschaften nur qualitativerlrt. Durch diese Kenntnis ist es jedoch moglich, durch systematische Wahl der Reaktionsbedingungen EinfluB auf die zu erwarten- den Eigenschaften der Copolymeren zu nehmen. Die Bezie- hungen werden am Beispiel der Copolymeren des Vinylchlo- rids abgeleitet.

W. Jaeger, G. Reinisch, M . Schneider und D . Zunft (Institut fur Polymerenchemie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Teltow-Seehof) berichteten iiber die thermoozydativ initiierte Gelteilchenbildung bei Polyamiden unterschiedlicher Primarstruktur. Die Gelteilchenbildung, ihre Zahl und GroBe, wurde in 85%iger Ameisensaure bzw. 95,6%iger Schwefel- same durch kondnktometrische Impulsteilchenzahlung be- stimmt. Fur die untersuchten Polyamide ist sie abhangig vom Sauerstoffgehalt in der Atmosphare und von der Struk- tur des Makromolekuls. Mit wachsender Zahl der CH,- Gruppen in der Molekulkette nimmt sie zu:

PAG,6 > P A 1 1 > P A 6

Die Polyamide G,G, 10, 11 und 1 2 weisen nur unter speziellen Bedingungen geringe Reaktivitatsunterschiede auf.

Uber H-NMR- Untersuchungen an etrahlenchemisch herge- stellten Copolymerisaten des Norbornens referierten F. Keller und F. Pliimer (Sektion Physik der Karl-Marx-Universitat Leipzig). Das Norbornen wurde mit Vinylchlorid und Vinyl- acetat strahlenchemisch copolymerisiert. Die Struktur der erhaltenen Produkte wird mittels H-NMR-Spektroskopie aufgeklart. Aus diesen Untersuchungen wird abgeleitet, daB echte Copolymere entstehen. Die Monomerreaktivitatsver- haltnisse werden durch eine Flachenauswertung bestimmt, iiber die Sequenzverteilung und das Schmelzverhalten wer- den qualitative Aussagen getroffen.

R . Trettin und B. Fritsche (Sektion Physik der Karl-Marx- Universitat Leipzig) beschaftigten sich mit der Thematik der komplexen Untersuchungen zur molekularen Beweglichkeit in polymeren Festkorpern. Am Beispiel von teilkristallinen Co- polymeren wird gezeigt, wie man durch verschiedene Unter- suchungsmethoden zu einem System einander erganzender Aussagen uber die molekularen Bewegungsvorgange kom-

men kann. Dielektrische, Impuls- und Breitlinien-NMR und mechanische Messungen (Ultraschall, Torsionspendel) werden als Methode angewendet.

Gert Mtiller, Leuna-Merseburg Sektion C

M . Schulz und H . Wegwart (Sektion Verfahrenschemie der Technischen Hochschule fur Chemie ,,Carl-Schorlemmer" Leuna-Merseburg) berichteten uber die Wirkung von Indol-

, verbindungen als Oxydationsinhibitoren. Es wird die Wir- kungsweise von N-haltigen Antioxydanzien, speziell von In- dolen und Graminen, untersucht. Fur die Verbindungsklasse der Gramine wird nachgewiesen, daB bei der Inhibierung der Autoxydation das N-Oxid entsteht. Die Rolle der bei der Oxydationsinhibierung durch stickstoffhaltige Verbindungen entstehenden N-Oxide, Nitroxyl-Radikale und Nitronen wird diskutiert. Als Untersuchungsmethode ist unter anderen die ESR-Spektroskopie eingesetzt worden.

H. Krause, R . Schlimper, M . Fedtke und W . Thummler (VEB Leuna-Werke ,,Walter Ulbricht") beschaftigten sich mit dem Problem der Thermo- und Lichtstabilitat von Vinylchlorid- Propen-Copolymeren (VCjP-CP). Der EinfluB der Struktur und der Zusammensetzung der Copolymeren auf die HC1- Abspaltungsgeschwindigkeit unter Inertgas und Sauerstoff- atmosphare wird bei 180 "C untersucht. Uber Viskositats- messungen und durch Bestimmung der Molekulargewichts- verteilung sowie der Vernetzung durch Ermittlung des Gel- wertes werden Aussagen iiber mogliche reaktive Stellen im Makromolekul gemacht. HCI-Abspaltung, wie auch Oxy- dationsreaktionen, konnen durch geeignete Stabilisatoren bzw. Stabilisatorkombinationen rnit Antioxydanzien zu- ruckgedrangt werden. H.-J. Schneider, R . Schlimper und M . Fedtke (VEB Leuna- Werke ,,Walter Ulbricht") fiihrten Untersuchungen zur Sta- bilitat von A'thylen- Vinylacetat-Copolymeren durch. I n Ab- hangigkeit vom Vinylacetat-Gehalt wurden Untersuchungen zur thermischen und thermooxydativen Stabilitat im Tem- peraturbereich von 210-270 "C durchgefuhrt. Das thermo- oxydative Verhalten ist iiber die funktionellen Gruppen IR- spektroskopisch sowie iiber die Radikalkonzentration niit- tels ESR-Messungen verfolgt worden. Zur genaueren Inter- pretation der erhaltenen Ergebnisse wurden Bestimmungen der loslichen und der unloslichen Anteile durchgefuhrt.

K. Schwetlick und R . Noack (Sektion Chemie dcr Technischen Universitat Dresden) berichteten uber Photochemische Reak- tionen von aromatischen Kohlensuurederivaten. Haupt- und Nebenreaktionen von Verbindungen der allgemeinen Formel Ph-X-CO-YR bei Bestrahlung mit UV-Licht wurden untersucht. Die Quantenausbeute der Reaktionen sind in erheblichem MaBe von der Struktur der Kohlensaurederivate abhangig. Der Photoabbau wird vom gewahlten Losungsmit- tel beeinfluBt. Die Korrelation zwischen der eintret'enden Photo-Fries-Umlagerung und der Quantenausbeute be- kriiftigen nach Meinung der Autoren die Annahme, daB auf- tretende Losungsmitteleffekte vor allem durch Wasserstoff- briicken zwischen Ph-NH-CO-YR-Molekiilen und Lo- sungsmittel bedingt sind. M . Schulz, U . Missol, S. Ourk und G. West (Sektion Ver- fahrenschemie der Technischen Hochschule fur Chemie $,Carl Schorlemmer" Leuna-Merseburg) haben Synthesen und Zersetzungsreaktionen won Azoperoxyverbindungen durchge- fiihrt. Die Synthese von n-Azo-alkylhydroperoxyden erfolgte auf dem Wege der Autoxydation der entsprechenden tert.- Butylhydrazone. 8-Azo-acylperoxyd wurde iiber eine Mehr- stufenreaktion aus dem 5,5-Dimethylpyrazolidon-(3) mittels einer photochemischen Diaziridin-Synthese uber die B-Hy- drazinoisovaleriansaure dargestellt. Die erstgenannte Ver- bindung zerfallt photochemisch und thermisch unter syn- chroner homolytischer Spaltung der 0-0- und der Azo- gruppierung, wahrend das 8-Azo-acylperoxid thermisch be- vorzugt unter Spaltung der 0-0-Bindung reagiert. Produkt- analysen und kinetische Daten deuten auf einen asynchronen

76 Z. Chem., 13. J g . (197.3) H e f t 2

Page 4: Hauptjahrestagung der Chemischen Gesellschaft der DDR vom 13.-15. November 1972 in Berlin

Zerfall. Bei UV-Belichtung wird unter Erhalt der Peroxy- gruppe vorwiegend Stickstoff abgespalten. Untersuchungen zur Existenz von Bis- und Tris- Phosphoryl- methanen wurden von H . Gross und B. Costisella (Zentral- institut fur organische Chemie der Akademie der Wissen- schaften der DDR, Berlin) vorgelegt. Die Synthese der Bis- Phosphorylmethane verlauft wahrscheinlich auf dem Weg uber das Zwischenprodukt Tris-Phosphorylmethan, welches selbst nicht stabil zu sein scheint. Die Strukturaufklarung er- folgte uber H-NMR Messungen. Der Beitrag ist eine Er- ganzung und Weiterfuhrung der auf der Chemiedozenten- tagung vom 11. bis 13. April in Jena von den Autoren vor- getragenenen Arbeiten.

Gert Miiller, Leuna-Mersebarg

Sektion D

H . Hoffmann (Sektion Chemie der Bergakademie Freiberg) sprach uber Fragen der Entwicklung neuer dnodenwerk- stoffe fur d i e Elektrolyse waJriger Alkalichloridlosungen. Dabei werden Auswahlkriterien fur die diesbezugliche Eigniing eines Stoffes als Anodenmaterial diskutiert unter besonderer Berucksichtigung von Potential-pH-Gleichgewichtsbetrach- tungen. Ober Untersuchungen insbesondere an Metalloxid- anoden, Metall-Metalloxid-Mehrschichtelektroden in Labor- elektrolysezellen wurde berichtet und auf technische Anwen- dungen eingegangen. G. Tetzner und R. Wunderwald (Sektion Chemie der Berg- akademie Freiberg) berichteten uber die Wechselwirkung von Formation, Struktur und Eigenschaften von Pb0,-Elek- trodenmassen, wobei die Modifikationen a-PbO, und B-PbO, eine besondere Rolle spielen. Die Ausbildung des Phasen- gemisches wird durch die Formation beeinfluDt, was mit Hilfe von rontgenographischen Messungen, Oberfliichen- und Porositatsbestimmungen und naBchemischer Analyse nachgewiesen wurde. A . Petzold und B. Wagner ((Sektion Chemie der Bergakade- mie Freiberg) stellten in ihrem Vortrag Konstitution und Mikroharte des Glases die Beziehungen zwischen den Struk- turverhaltnissen des Glases, Glasbildungsprozessen und der Mikroharte heraus. Es wurde besonders der EinfluD der che- mischen Zusammensetzung, der Glasinhomogenitaten und der chemischen Verfestigung auf GroDe der Mikroharte des Gla- ses gezeigt. M . Bartuika (Prag) sprach uber die Mikrostruktur von rnit Plasmabrennern behandelten Oberfliichen. Dabei wurde be- sonders auf die Zusammensetzung und Struktur der Ober- flachenschicht beim Tonerde- bzw. Zirkonaufspritzen ein- gegangen. Die guten technischen Parameter der auf diese Art hergestellten Materialien wurden betont. K. H . Jost (Zentralinstitut fur Anorganische Chemie der AdW der DDR, Berlin-Adlershof) gab einen Uberblick uber den EinflnJ der Darstellungsbedingungen und geringer Fremd- stoffgehalte auf Kristallbau und Eigenschaften von Silikaten. Als mogliche Wirkungen wuiden diskutiert die Anderung des Verzwilligungsgrades bzw. der Uberstruktur und die Modu- lation der Struktur. Die Realisierung dieser Wirkungsmog- lichkeiten wurde an einigen Beispielen demonstriert. If. Worzala (Zentralinstitut fur Anorganische Chemie der AdW der DDR, Berlin-Adlershof) berichtete uber Unter- suchungen zum Mechanismus der Reaktion. Pb,P,O,, . 4H,O + Pb,P,O,, . 2 H,O. Der Reaktionsmecha- nismus der Dehydratation, bei dem sich zuerst als Folge von Festkorperreaktionen aus Cyclot'etraphosphat das Cycloocta- phosphat bildet, wurde mit. rontgenographischen Methoden untersucht. Auf der Grundlage der kristallographischen Orientierungsbeziehung zwischen beiden Verbindungen sowie der Kristallstrukturanalysen wurden die strukturellen Veranderungen bei dieser Dehydratation beschrieben. L. Kolditz und W . Klein (Sektion Chemie der Humboldt- Universitat zu Berlin) bericht,eten uber eine Untersuchung

strahlenempfindlicher Phosphatgluser, die als Netzwerkwand- ler Cs+, K+, Na+, Li+, Be2+, Mg2+, Ca2+, Ba2+, A13+ sowie die Strahlenempfindlichkeit hervorrufenden Ionen Ag+, TI+, Cu2+ und Sensibilisatoren, wie Ce3+, enthielten. Vorrangig wurde das System K20-MgO-T120-P,0, hinsichtlich der Strahlenempfindlichkeit optimiert und eine erste Erklarung der strahlenchemischen Vorgiinge auf Grund spektroskopi- scher Untersuchungen gegeben.

L. Kolditz und S. Schultz (Sektion Chemie der Humboldt- Universitat zu Berlin) bcrichteten iiber Kinetische Untersu- chungen zum Verlauf der Reaktion zwischen gemischten An t i - monchlorfluoruerbindungen und Tetrachlorkohlenstoff. SbC1,F und SbCl,F3 reagieren mit CCI, schon bei Zimmertemperatur unter Chlor-Fluor-Austausch zu SbCI, iind CC1,F neben sehr wenig CCl,F,. Mit Hilfe kinetischer Untersuchungen werden Aussagen uber den Reaktionsmechanismus gemacht. Das angegebene Reaktionsschema erlaubt eine Erklarung der Reaktionsweise verschiedener Sb-C1-F-Verbindungen und Deutung der Abhangigkeit des Reaktionsverhaltens von Losungsmittel und Temperatur.

Erich Heidenreich, Jena

Vortragsverllnstaltung des Fachverhandes Photoehemie

Die anld3lich der Hauptjahrestagung 1972 der Chemischen Gesellschaft der DDR in Berlin am Nachmittag des 15. 11. 1972 durchgefuhrte Vortragstagung stand unter dem Hauptthema ,,Mikroskopische und makroskopische Ein- flusse auf photochemische Prozesse" ; der uberwiegende Teil der Vortrage befaate sich jedoch mit Problemen der ,,klassi- schen" Fotografie. Der von M . G . Kusmin (Moskau) als Gast gehaltene Vortrag Elektronenubergangsreaktionen in angeregten Charge-transfer- Komplexen nahm daher eine Sonderstellung ein. Kusmin untersuchte die Fluoreszenzkinetik des Naphthalins und be- obachtete bei dem System Naphthalin-Triathylamin eine Fluoreszenzloschung, die durch induzierte Konversion (De- aktivierung zum Grundzustand) erklart werden kann. Offen- sichtlich verlaufen die Bildung angeregter Komplexe und die Triplettbildung als Konkurrenzreaktionen. H . Fiedler und W . Herms (Technische Hochschule Magde- burg) sprachen uber Mikrostrukturen elektrophotographischer Bilder, begannen jedoch wegen der geringen Verbreitung der Elektrophotographie in der DDR mit einer Ubersicht uber den derzeitigen Stand der elektrophotographischen Technik. I m Vortrag wurde dann speziell auf die Beein- flussung durch die Feldverteilung und die angewendeten Ent- wicklungsverfahren eingegangen und abschlieaend kurz die Ablagerungskinetik des Toners behandelt.

Ch. Volke (VEB Fotochemische Werke Berlin) berichtete in seinem Vortrag Der Rontgenfilm als Modellsubstanz f u r die Untersuchung der Zusammenhange zwischen Mikropro- zessen und makroskopischen Erscheinungen uber interessante eigene Versuche zur mathematischen Modellierung der che- mischen Reifung unter Vernachlassigung der dabei ablau- fenden Teilprozesse. Diese Arbeiten verdienen besonderes Interesse, nachdem sich die deterministisch-mathematische Behandlung der chemischen Reifung als unmoglich herausge- stellt hat und auch die statistische Modellierung mit Hilfe der Monte-Carlo-Methode, die 1965 von Hamilton und Meyer durchgefuhrt wurde, keine vollig befriedigenden Resultate ergab. Die erhaltenen Ergebnisse lassen sich am Rontgen- film besonders gut experimentell nachprufen. Dabei ergab sich, daB das 0.8. Modell die Abhangigkeit zwischen den be- obachtbaren GroDen (KorngroBenverteilung, mittlere An- zahl absorbierter Lichtquanten pro Korn, die zur Entwick- lung eines Silberatoms bzw. einer definierten Silbermenge fuhrt, optischer Wirkungsgrad der Bildsilberkorner, mittlere Anzahl der Empfindlicbkeitszentren pro Korn und Mindest- anzahl der Silberatome, die ein Lazenzzentrum bilden) im wesentlichen richtig wiedergibt, wenn man bestimmte Mo- dellparameter als invariant betrachtet. U. a. wurden Be-

%. Cltem., 13. Jg. (1973) H e f t 2 77

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ziehungen zwischen der Empfindlichkeit, der Silberfliichen- dichte und der Hartung von Rontgenfilmen festgestellt. Die erarbeiteten mathematischen Ansatze sind fur die Be- handlung von Optimierungsproblemen von Bedeutung. Uber Die Bildausscheidung wahrend der photographischen Entwicklung trug I . Schmidt (Technische Universitat Dres- den) vor. Mikroskopische Entwicklungsversuche a n Einzel- kornern zeigten, daB auch im Mikrobereich Abhangigkeit von Konzentrations- und Diffusionsprozessen vorliegt. An- organische Entwickler wirken vorwiegend im Sinne einer physikalischen, organische im Sinne einer chemischen Ent- wicklung. Gleichzeitig laufen mit organischen Entwicklern Losungsprozesse ab, wobei das Silber in die im Kristall ent- standenen Locher hineinwachst ; bei der Anwendung von or- ganischen Entwicklern bilden sich dagegen Hautchen, die diffusionshemmend wirken. AbschlieBend sprach E. Wolf (VEB Filmfabrik Wolfen; Fotochemisches Kombinat) uber Die Diffusion der Farb- entwicklersubstanzen und die Lebensdauer ihrer Oxydafions- produkte sowie deren EinfluP auf die Bildqualitiit. Die Diffu- sionsgeschwindigkeit von Farbentwicklern vom p-Phenylen- diamin-Typ wurde aus den Zeiten, die sie zur Durch- dringung verschieden starker Gelatineuberzuge benotigen, bestimmt; sie hlngt von der Loslichkeit, dem Molekular- gewicht und von sterischen Faktoren ab. Analog wurde die Lebensdauer der Oxydationsprodukte durch Diffusionsmes- sungen in Modellfilmen bestimmt ; sie steigt in homologen Reihen mit zunehmender Lange der Alkylketten sowie bei Substitution durch Elektronendonatoren und sinkt bei Sub- stitution mit Elektronenakzeptoren (auber bei N-Mono- und Dihydroxyalkyl-p-phenylendiaminen, die besonders be- stLndige Oxydationsprodukte liefern). Die Reichweite der Oxydationsprodukte ist durch Diffusionsgeschwindigkeit und Lebensdauer bedingt, wobei der EinfluB der Lebensdauer wahrscheinlich uberwiegt. Eine sichere Trennung der beiden EinfluBgroDen war mit der benutzten Methode nicht moglich. Die Veranstaltung, die vom Vorsitzenden des Fachverbandes, Herrn Prof. Dr. Herward Pietsch, geleitet wurde, war mit rund 100 Teilnehmern gut besucht; auch die zahlreichen Diskus- sionsmeldungen lieden reges Interesse erkennen.

Alois Nowak, Berlin

Vortragsver~nstaltung der Arbeitsgemeinschaft Dokumeutation

I m Rahmen der Hauptjahrestagung der Chemischen Gesell- schaft der DDR veranstaltete traditionsgemaB die Arbeits- gemeinschaft Dokumentation am 15. 11.1972 einen Vor- tragsnachmittag mit vier Diskussionsvortragen und einer anschliedenden Problemdiskussion. Die Diskussionsvortrage standen unter dem Hauptthema - Die Struktur organisch-chemischer Verbindungen und ihre Manipulation in elektronischen Rechenanlagen. I n allen Vortragen wurde deutlich, daB die rechnergerechte Struktur- darstellung eines der Probleme der Computerchemie ist. Wie D . Martin, der die Diskussion zu den Vortragen leitete, in seinen einfuhrenden Bemerkungen sagte, diirfte die Ent- wicklung eines EDV-Programms zur Darstellung und Ver- anderung chemischer Strukturen mit dem Ziel der Simula- tion chemischer Reaktionen fur den Synthetiker von beson- derer Bedentung sein. Das erlauterte Programmsystem AHMOS *) benutzt, mit Hilfe heuristischer Methoden, die dem Chemiker geliiufige Symbolsprache auch fur die rech- nerinterne Darstellung chemischer Reaktionsabllufe. Hier- bei werden auch Probleme beruhrt, die mittel- oder unmittel- bar auch bei der Dokumenten- und Faktenrecherche eine Rolle spielen, wie topologische Strukturdarstellung, Kanoni- sierung von Verbindungstabellen: (connectionftables), Er- kennungsalgorithmen fur Teilstrukturen und Ringe, Ausga- ben von Strukturformeln uber den Paralleldrucker. Die in den Vortragen mitgeteilten Arbeitsergebnisse zeigen, daB hier Informationsmoglichkeiten realisiert worden sind,

*) Automatisierte heuristische Modellierung organischer Synthesen

die uber die Faktenrecherche bereits hinausgehen und als Vorstufen eines informationslogischen Systems rnit gewissen Ansatzen fur eine ,,Synthese" von Informationen zu be- trachten sind.

Weiter fuhrte D. Martin aus, daD erstmalig im Rahmen dieser Veranstaltung Probleme der Rationalisierung der chemischen Forschung mit EDV-orientierten Verfahren aus der Sicht des Analytikers und Synthetikers behandelt wurden.

Bei einer so speziellen Thematik war es nicht verwunderlich, daD die Diskussion im wesentlichen nur von direkt am In- halt der Beitriige Interessierten betritten wurde. Doch er- hielten die wieder zahlreich erschienenen Zuhorer nicht zu- letzt dank der diskussionseinleitenden Bemerkungen von D. Nartin einen Einblick in die vielschichtige Problematik.

D . StrauJ (Zentralinstitut fur Mikrobiologie und experimen- telle Therapie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Jena) sprach uber ein Verfahren zur Benutzung von UR- Spektren in numerisch verschlusselter Form f u r die Fruh- klassifizierung unbekannter Naturstoffe. Danach wird der Informationsgehalt des gesamten UR-Spektrums in Form einer 16stelligen Charakteristikziffer erfaBt und fur den Ver- gleich mit schon erfaBten Spektren gespeichert. Obwohl die Methode speziell fur die Identifizierung von neuen Natur- stoffen aus Mikroorganismen entwickelt wurde, wird sie als Anregung bei der Losung ahnlich gelagerter Probleme die- nen.

I n den 3 Vortragen von

R. Walther : ,,Probleme der rechnerinternen topologischen Strukturdarstellung und der Ausgabe chemischer Struktur- bilder uber den Paralleldrucker",

W . Schufer : ,,Beschreibung eines Ringerkennungs-Algorith- mus und einer Erweiterung des Verfahrens zur Kanonisie- rung von Verbindungstabellen nach Cluck" und

A. Weise : ,,Maschinelle Simulation polarer Einzentrenreak- tionen auf der Grundlage einer topologischen Strukturdarstel- lung" (VEB Maschinelles Rechnen, Berlin)

wurden Teile des Programmsystems AHMOS vorgestellt, mit dem erstmals in der DDR der Versuch unternommen wird, das so komplexe und vielfaltige Gebiet ,,chemische Re- aktionen" im Sinne der Denkweise des Chemikers im Rech- ner zu simulieren. DaB dabei zwangslaufig starke Verein- fachungen in Kauf genommen werden mussen, versteht sich von selbst, nur muB dafur Sorge getragen werden, daB diese die Brauchbarkeit der Aussagen nicht zu weit einschranken.

Die in den genannten vier Vortragen mitgeteilten Arbeits- ergebnisse konnen als ein Beitrag zur Rationalisierung bzw. Optimierung der chemischen Forschung betrachtet werden. Daruber hinaus sollten diese Arbeiten in das im Aufbau be- findliche Informationssystem Chemie (Projekt ,,Chemie- information") einbezogen werden, uber das der Minister fur Wissenschaft und Technik, G . Prey, in seiner Eroffnungsan- sprache einige Angaben machte. Die in den Arbeiten auf- gezeigten interessanten Losungswege sind nicht zuletzt das Ergebnis einer interdisziplinlren Betrachtungsweise und einer erfolgreichen Synthese der Erkenntnisse der Computer- chemie und der chemischen Informatik.

Wahrend die genannten vier Vortrilge sehr spezielle Arbeits- ergebnisse behandelten, sprach die sich anschlierjende Pro- blemdiskussion zum Thema ,,Methoden und Formen der Darbietung und Aneignung von Informationen im Bereich der Chemie" ein breites Spektrum von Interessenten an.

Insbesondere sollten folgende Fragen erortert werden : Mog- lichkeiten der Einengung der Literaturflut, Veroffentlichun- gen als Nachweis der wissenschaftlichen Aktivitat, informa- tionsgerechte Darstellung von Forschungsergebnissen, Ge- wohnheiten der Vermittlung und Aneignung von Informa- tionen, diesbezugliche psychologische Probleme.

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Nach einleitenden Bemerkungen von W . Liebscher nnd D. Schoenberg kamen insbesondere folgende Probleme zur Sprache : - grundsatzlich keine Einschrankung der Informationen, - Anderung des traditionellen Tragers von Informationen

- Bedeutung des Informationstragers Papier, - starkere Formalisierung des Dokumentes und des Refe-

rates mit Hilfe der Deskriptoren und der Systematik des verwendeten Thesaurus,

- inhaltliche Verdichtung bereits bei der Informations- herstellung (Veroffentlichung),

- besondere Verantwortung der Verlage hinsichtlich In- halt und Form der angebotenen Manuskripte sowie deren Darbietung,

- Annahme nur solcher Veroffentlichungen, die den ak- tuellen Informationsprofilen entsprechen,

- Anwendung moglichst eines Standard-Formates fur Zeit- schriften,

(Mikroformen u. a.),

- verbindliche Festlegungen innerhalb der RGW-Lander hinsichtlich einer speichergerechten und informations- gerechten Form der Veroffentlichungen,

- Bedeutung von Titeln fur die Informationsaufbereitung, - Bedeutung der synthetischen Literatur, - Unterscheidung zwischen ,,notwendiger" und ,,uner-

wunschter" Redundanz, - starkere Ausnutzung der modernen Erkenntnisse der

Denk- bzw. Assoziationspsychologie zur Verbesserung von Informationssystemen,

- Information als ,,Lernvorgang".

Wenn auch viele Probleme wegen der Kurze der zur Verfu- gung stehenden Zeit nicht ausdiskutiert werden konnten, so hatten die Anwesenden - allerdings unter sehr unter- schiedlichen Aspekten - mindestens Gelegenheit, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen.

Gerd Bauer und Wolfgang Liebscher, Berlin ZCT 4000

Neue Fachliteratur

Chemie biologisoh aktiver Naturstoffe

Herausgegeben N . A . preobratenski und R. p . ~ ~ ? ~ ~ i ~ - neeba (in russischer sprache) ; verlag ,,chimijag<, &foskau, 1970; 512 Seiten mit 68 Bildern und 1 7 Tabellen; Format 17 x 23,8 cm, Ln. 1,76 Rbl. Dieses Buch kann in der DDR dureh jede Buchhandlung be- zogen werden.

thoden in die chemische Technologie und Verfahrenstechnik notwendig. Diesem Zwecke dient das vorliegende Buch des bekannten sowjetischen Wissenschaftlers w. w. Kafarow. In einem einleitenden Teil wird ein ifberblick uber einige Grundbegriffe der Kybernetik - System, Modell, Steuerung, Regelung, Information - gegeben. I m Vordergrund der Be- handlung steht sodann der zu untersuchende ProzeB bzw.

Das vorliegende Buch wurde von einem A4utorenkollektiv aus dem Institut fur Chemie und Technologie feinorganischer Ver- bindungen inMoskau geschrieben. Es behandelt indrei Haupt- abschnitten die wichtigsten naturlichen Biopolymeren. Im ersten Kapitel ,,Aminosauren, Peptide und EiweiBe" wird uber Nomenklatur, Konfiguration, Chemie und Stereochemie der Aminosauren sowie uber Aufbau und Eigenschaften von Peptiden und EiweiBen berichtet. Das zweite Kapitel tragt den Titel ,,Fermente" und beinha!% Blassifizierung, No- menklatur, Aufbau, Wirkungsweise und -mechanismus dieser Biokatalysatoren. Im dritten Kapitel ,,Nukleinsauren und Nukleoproteide" werden Aufbau, Synthese, Biosynthese und Funktion der Nukleinsauren und ihre Bausteine ausfuhrlich diskutiert. Auch die Zusammenhange zwischen biologischer Funktion dieser Verbindungen und Morphologie der Zellen werden in einigen Abschnitten kurz behandelt. Moderne physikalische Methoden der Analytik und Strukturaufklarung sind in die Betrachtungen einbezogen. Die insgesamt 1467 Literaturzitate sind nach Kapiteln bzw. Unterkapiteln ge- ordnet und verweisen sowohl auf die grundlegenden Uber- sichtsarbeiten als auch auf spezielle Originalliteratur. Zahl- reiche instruktive Darstellungen und ubersichtliche Tabellen tragen wirkungsvoll zur Verstandlichkeit des dargebotenen Stoffes bei. Ein zweiter Band, in dem Glykoproteide, Chromo- proteide, Lipoproteide und grundlegende Aspekte des Stoff- wechsels behandelt werden, sol1 in Kurze folgen.

Die Monographie ist empfehlenswert als Lehrbuch fur 9tu- denten der Chemie und Biologie sowie der jeweiligen Grenz- gebiete.

Brunhilde Voigt, Halle/S. ZCB 3659

Bybernetisehe Methoden In dcr Chemle und cheinisehen Teohnologie

Von W . W . Kafarow, bearbeitet und herausgegeben von K . Hartmann; Akademie-Verlag, Berlin 1971 ; 483 Seiten init 207 Bildern und 53 Tabellen; Format 16,6 x 23,7 cm, Ln. 44,- M. Die Automatisierung chemisch-technologischer Prozesse Bur Erhohung der Effektivitat von Stoffwandlungsvorgangen macht in breitem MaBe die Einfuhrung mathematischer Me-

der chemisch-technologische Reaktor. Zunachst werden die moglichen Methoden der mathematkchen Modellierung vor- gestellt und dann die Modelle chemischer Reaktoren mit und ohne Warmetransport behandelt. Insbesondere werden ver- schiedene Modelle fur Rohr- und Ruhrkesselreaktoren be- schrieben, wahrend die VorgLnge in den praktisch immer mehr an Bedeutung gewinnenden katalytischen Festbett- oder Wirbelschichtreaktorcn etwas zu kurz kommen. I n einem wFiteren Abschnitt werden methodische Hinweise zur Gewinnung von Informationen uber die Art der Modelle und deren Parameter gegeben. Da insgesamt das mathemati- sche Modell gegenuber dem physikalischen Model1 mittels einzelner Mikroprozesse bevoreugt wird, geht der Autor auch in diesem Abschnitt kaum auf die realen Transportvorgange im Reaktor ein, sondern beschrankt sich weitgehend auf die Beschreibung und Erfassung der Makrokinetik. Die beiden abschlieBenden Kapitel befassen sich mit mathe- matischen Problemen der Uberfuhrung von Modellen in die Praxis, wobei Pilotanlagen als notwendige Vorstufe der GroB- technik abgehandelt werden. Dabei werden Fragen der MiileB- stabsubertragung sowie kurz der Zusammenhang zwischen Modellierung und Optimierung bzw. Steuerung chemischer Reaktoren behandelt. Insgesamt gesehen ist der Titel des Buches umfassender als sein Inhalt. Man findet weder praktische Steuer- und Regel- systeme der chemischen Industrie nach Informationen, die man unter dem Begriff ,,Kybernetik in der Chemie" (also etwa Aspekte des Informationsgehaltes chemischer Struk- turen) versteht. Es handelt sich also tatsachlich urn eine Darstellung der mathematischen Modellierung chemischer Reaktoren auf systemtheoretischer Grundlage. Ein Vergleich mit dem ebenfalls 1971 erschienenen Buch ,,Analyse und Steuerung von Prozessen der Stoffwirtachaft" (Herausgeber K . Hartmann) zeigt, daB der Inhalt des Buches von Kafarow dort in einigen Kapiteln ebenfalls behandelt wird, m. A. n. sogar besser verstandlich, weil an vielen Stellen das mathematische Handwerkszeug gleich mitgeliefert wird. AuDerdem ist die Behandlung dort umfassender - auch die Festbettreaktoren und Wirbelschichtreaktoren finden ihre gebuhrende Beachtung. Allerdings lassen Umfang und Preis des zuletzt genannten Buches (950 S., 115,- M), das noch

Z. Clieni., 13. Jy. (1973) Hef t 2 79