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Herbst 2009

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www.siemens-stiftung.org/schuelerwettbewerb

Energie-Genies der Zukunft – Ideen für mehr Effizienz.

Mitmachen beim Schülerwettbewerb 2010 in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik!

Wir suchen junge Forscherinnen und Forscher ab Jahrgangsstufe 11 mit innovativen Lösungsansätzen rund um das Thema Energieeffizienz. Die Besten präsentieren ihre Arbeiten vor Professoren der Partner-Universitäten RWTH Aachen, TU Berlin und TU München. Gewinnen Sie Geldpreise im Gesamtwert von 111.000 Euro!

Anmeldeschluss:13. November 2009Einsendeschluss:15. Januar 2010

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Henrik Heßlau & Puya Badakhsh

Editorial

Klimax 03/09 | 3

Eineinhalb Monate nach dem Mauerprojekt am 24. September gibt es nun eine Sonderausgabe zu dem Thema, unsere Art der Projektpräsen-tation. Die Produktion dieser Ausgabe war auf eine besondere Weise interessant. Es ist seltsam, über Dinge zu berichten, die man nicht selbst erlebt hat, ja noch nicht einmal auf der Welt war, als diese statt fanden. Tatsächlich ist der jetzige 13. Jahrgang der erste, der keine „Ost-West Kinder“ mehr hat, bzw. haben sollte. Keiner von uns Schülern hat den Mauerfall oder gar die DDR bewusst miterlebt und trotzdem gibt es diese Ausgabe. Wir haben versucht, die Vergangenheit zu verstehen, zu begreifen und es ist uns selten wirklich gelungen. Trotzdem, was gesche-hen ist, bleibt uns kein Geheimnis, höchsten eine Mysterie, und Pro-jekttage wie der am 24. September 2009 geben uns ebend genau diese Möglichkeit, nämlich das Geschehene besser begreifen zu können.

Wir von Klimax haben für die letzten beiden Ausgaben überwiegend positives Feedback bekommen, was uns natürlich freut. Allerdings wurden uns letztens gesagt, wir müssten kritischer schreiben, mehr hinterfragen und weniger oberflächlich sein. Genau dort kommt Ihr ins Spiel. Die Klimax ist nicht die Zeitung der Redaktion, sie ist die Zeitung der Schüler des Max-Planck Gymnasiums in Berlin-Mitte - Eure Zeitung und soll letztendlich auch Eure Meinung repräsentieren. Also bitten wir euch, macht mit und helft uns, Eure Schülerzeitung herauszugeben.

Aber erstmal viel Spaß mit dieser Ausgabe!

Willkommen in der

KlimaxHi.

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Energie-Genies der Zukunft – Ideen für mehr Effizienz.

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Anmeldeschluss:13. November 2009Einsendeschluss:15. Januar 2010

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InhaltsverzeichnisProjekte

Sonnenallee 8Die Interviews

Bilderbuch DDR 14von Schwarz zu Grau

Viva la révolution 18auf Deutsch

Einigkeit und Recht 22 auf FußballDie WM 1974

„Danke, ich habe schon 30 genug gesessen“ Gedenkstätte Hohenschönhausen

WM 1974

22

Fahrradtour34

20 Jahre Mauerfall

44

Mit dem Fahrrad 36 über die MauerDie Fahrradtour

Das Mauermuseum 26in der Bernauerstraße

20 Jahre Mauerfall 44Die Dominomauer

Back to the DDR? 40Lehrermeinungen zur DDR

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Inhaltsverzeichnis Sonderausgabe Klimax 03/09

SonderthemenEU? Wer braucht 52 schon die EU?Du, ich und Europa

Am Anfang war 48 die Stille...Perspektivwechsel: Theater

Weitere RubrikenEditorial 3

Zitate 28

Sudoku 37

Rätsel & Comic 46

Impressum 7

Die friedliche Revolution10

EU? Wer braucht schon die EU?

52„“

Die Deutschen sind heute das glücklichste Volk der Welt.—Walter Momper, ehemaliger Bürgermeister von Berlin

„Guten Tag, Wasser!“ 50Unser Berliner Wasser

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Announcements

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Am Donnerstag dem

12.09.2009 ist um 19:00

Uhr Open Stage. Spiel mit oder hör zu!

23. April 2010Motto “Sprachenfest”

Max Planck TagVorschläge und Ideen

bis 30. November

an Frau Eifert

Preview was gibts in der nächsten Ausgabe?Was macht man eigentlich in Istanbul?

Über den Istanbulaustausch 2009Wo kommt der Weihnachtsmann her?

Wenn wir das wüssten....Wie werde ich sehr schnell reich und sexy?

Kauf DIr die BILD...Der Große Abi-in-3-Tagen Ratgeber

Dafür würden wir mehr Geld nehmen...Last-Minute Geschenketips für unter 10 Euro

Wer zu spät kommt, kann immernoch Klimax lesen

Wir von der Redaktion haben uns letztens gefragt, was wir tun können, um zumindest die Druckkosten dieser Zeitung zu decken: Entweder wir gehen zurück zu good old Black ‘n White (Cover), oder wir verkaufen die Zeitung teurer. Deswegen wollten wir Euch fragen, ob

A) Noch mehr Geld? 30ct sind schon oho!B) 30ct, mehr geb‘ ich nicht aus, mach s/wC) Bis 50ct is alles drin!D) Diese geniale Zeitung hat nen Euro verdientE) Ich würd‘ sogar 1,50 zahlen

Eure Meinung ist. Bitte einen Zettel mit dem Buchstaben in unseren konventionellen Briefkas-ten oder an [email protected]

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Impressum

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Klimax ist die offizielle Schülerzeitung des Max-Planck Gymnasiums Berlin und versteht sich deshalb als Plattform aller Schüler, vertreten durch einige Wenige.

Chefredaktion / V.i.S.d.P. : Puya Badakhsh & Henrik HeßlauLayout: Henrik Heßlau Cover & Rückseite: Francis KienertPR-Agent: Henrik Heßlau & Puya Badakhsh

Redakteure / Künstler der Sprache:

Wir danken Frau Koch und Herrn Straßburger.

Klaudia CechCaroline SchemenzSara-Maria PlekatRalf LiedtkePuya BadakhshHenrik HeßlauClaudia Ziegler Dolgormaa UranchimegCharlotte MittelstaedtBilge BozkurtAntonia NapierallaFrancis KienertMartin Pistorius

Lukasz TrzcinskiAnna SingatulinaGaffar TahaKuno GünzelPaul ZappeEzgi ?

Bildnachweise:http://fotowelt.chip.de/imgserver/communityimages/435500/435571/1280x.jpghttp://bandicooty.files.wordpress.com/2009/05/back-to-the-futur-ii.jpghttp://myweb.uiowa.edu/jgajdos/reisen/images/fussball.jpghttp://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7a/Bundesarchiv_Bild_183-N0622-0035%2C_Fußball-Weltmeisterschaft%2C_Spiel_DDR-BRD.jpghttp://www.ds-dan.de/images/product_images/info_images/457_0.jpghttp://www.flickr.com/photos/george_eastman_house/3123694484/http://www.flickr.com/photos/jonasphoto/2546136220http://iloapp.ddr-buerger.in/data/_gallery/public/0/1219773765_resized.pnghttp://commons.wikimedia.org/wiki/File:D-Ampelmaennchen-gehen-o.jpg„Sandmann & DDR“ von „Die-Linke“ via flickr.comSebastian Niedlich (Grabthar) via flickr.comhttp://fotowelt.chip.de/imgserver/communityimages/435500/435571/1280x.jpghttp://fotowelt.chip.de/imgserver/communityimages/435500/435570/1280x.jpghttp://lh3.ggpht.com/_u0i0wDpH4_g/Sd-O00NwHVI/AAAAAAAAAFs/02ZMeshVI00/DSC00028.JPGhttp://www.stiftung-hsh.de/img/gallery/CAT_220/PortraitJaenichen194788486.jpgtristam sparks via flickr.comTPCOM via flickr.com„Theater“ by batmoo via flickr.comhttp://www.havemann-gesellschaft.de/typo3temp/pics/19_Neues_Forum_f94cedeb2f.jpgyeenoghu via flickr.com

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Projekttag

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Am 24.9.2009 blitzte es ungewöhnlich oft in der weltbekannten Berliner Straße auf, die

den Ost-und Westteil der Stadt verbindet. Nicht etwa wegen unerwarteter Unwettererscheinun-gen. Nein, es waren Schüler und Schülerinnen der 10. Klasse, die dort an jenem Tage ihren Pro-jekttag zum 20-jährigen Mauerfall absolvierten und dabei kräftig Fotos schossen. Die Aufgabe bestand nämlich darin, sich ausreichend über die

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bekannte Straße zu informieren und dies zu dokumen-tieren. Das tat man mit verschiedenen Methoden. Eine davon war Interviews zu führen, um unerforschte Infor-mationen über die Sonnenallee heraus zu bekommen.

Alles in allem war es ein informativer Tag, um mehr über Berlins „Allee der Sonne“ heraus zu finden. Auch wenn am Ende vielen Schülern die Füße qualmten. Denn die rund 5 Kilometer am Stück musste jeder laufen.

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Projekttag

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Könnten Sie uns vielleicht ein paar berühmte Orte in der Sonnenallee nennen? Berühmte Orte? Ja. Also sagen wir mal ein berühmter Ort, der auch schon oft im Fernsehen war, ist ja die Rütli-Schule hier in Neukölln, nicht wahr? Wart ihr da schon?

Nein, nein wir waren da nicht. Aber gibt es hier denn vielleicht beson-dere Gebäude, noch aus der „alten Zeit“? Ja, also das, was mir jetzt einfällt, wäre das Rathaus in der Karl-Marx-Straße. …

Uns wäre es lieber, wenn die Gebäu-de in der Sonnenallee wären. Ne; also in der Sonnenallee? Was ist denn da von früher? Ah, also ganz wichtig ist natürlich das Geschäft-chen hier, ne?

Wir befragten eine Dame mittleren Al-ters bezüglich der Sonnenallee und be-kamen mehr Fragen zurück als Antwor-ten!

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Wie lange gibt es das denn schon? Seit guten 50 Jahren! Ja, ist schon alt, ne? Ja, ja. Und nicht zu verges-sen, es ist eines der wenigen deut-schen Geschäfte, die es hier noch gibt! Als erstes war dies hier ja ein Obst-Gemüse-Laden, doch jetzt ist es inzwischen ein Blumenladen und das alles ist noch von dem gleichen Inhaber hier. Es ist in der...3. nein in der 1, 2, 3, doch, doch ja in der 3. Generation gemacht! Also schon wichtig, ne? Und ja, mehr kann ich auch nicht sagen.

Trotzdem vielen, vielen Dank! Ja sonst konnte ich euch leider auch nicht helfen.

Das ist überhaupt kein Problem! Nochmals herzlichen Dank für das Interview! Gerne, gerne ….

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Projekttag

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Seit wann wohnen Sie denn schon hier und haben Sie im Westen oder im Osten gelebt?

In Berlin lebe ich schon seit 1969, aber in der Sonnenallee wohne und arbeite ich seit 1972 im Westen. Immer im Westen.

Dann haben Sie ja die Wende und alles Drum und Drann ja quasi live miterlebt. Wie war das für Sie? War es vorher besser oder nachher?

Vorher! Vorher war alles besser, für uns im Westen jedenfalls: Menschen konnten besser einkaufen, es gab mehr Urlaub und vor allem: Arbeit! Jeder hatte Arbeit.

Wie hat sich denn die Straße hier im Laufe der Zeit verändert?

Oh, früher war sie nicht so hübsch und schön und alles bunt, nein. Das kam al-les in den letzten 10 Jahren, dass Häuser renoviert wurden, neu gemacht wurden. Aber vor allem: In den letzten 10 Jahren ist diese Straße zur Straße der Araber ge-worden. Man kann es nicht anders sagen. Es ist wirklich so. Alles in den letzten 10 Jahren.

Wünschen Sie sich nach all dem denn die Mauer zurück?

Mh, nein, ich denke es ist schon gut so, dass sie weg ist - sie hat Familien getrennt - aber es ging einfach alles viel zu schnell. Viel zu schnell und viel zu unorganisiert. Direkt nach Maueröffnung fand ich es gut. Ich war Händler, damals wie heute. Die Leute aus dem Osten kamen, staunten und kauften. Sie hatten z.B. nie zuvor Bananen gesehen. Ich musste ihnen zeigen wie man sie isst! So etwas hatten sie ja im Osten nicht und das war schon schlimm für sie, denke ich. Zur Maueröffnung haben sie dann aber alle 100 Westmark bekommen und kauften als wollten sie alles nachholen. Tja, und dann hieß es auf einmal „Aufbau Ost! Aufbau Ost!“ und Aufbau West wurde dadurch total vergessen... Wie gesagt: Erst in den letzten 10 Jahren wurde dann auch hier angefangen alles herzurichten.

Ein Interview mit Ahmed Gürbüz, An-wohner und Händler in der Sonnenallee

Interviews und Fotos vonToni, Bilge, Charlotte & Ana

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Ob du es willst oder nicht:Deine Englisch-Notenwerden sich verbessern!

So unkompliziert kannLernen sein – ganz nebenbei mit Originaltexten undÜbersetzungshilfen!

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Projekttag

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aus der Bildfolge „Resonanzräume“ 1998ff Klimax 03/09 | 15

In dem Projekt „Fotos als his-

torische Quellen der DDR-Geschichte“, veranstaltet für die Schüler der 12. und 13. Klassen, wurde uns zunächst in Gestalt ei-ner netten Dame von der Berliner Zeitung eine kleine Einführung in die Thematik geliefert, die tref-fend feststellte: „Es gibt Fotos, die sich ins Gedächtnis brennen.“ In diesem Sinne stimmte sie uns auf das darauffolgende Zeitzeu-gengespräch mit den Fotografen Dietrich Oltmanns und Nikolaus Becker ein, die in der DDR mit ih-rem Beruf tatsächlich eine krea-tive Ausnahme bildeten. Danach fand eine Teilung der Gruppe

statt.

Ich selbst verbrachte also meine Zeit bei Dietrich Oltmanns, der im zarten Alter von 20 Jahren entdeckte, dass die Foto-grafie der Beruf seiner Wahl sein sollte, und seinen Faible für Technik und seine Liebe zur Fotografie in selbstständige Arbeit verwandelte, was zu DDR-Zeiten, als die Verpflichtung zur Arbeit im Ge-setz festgeschrieben stand und jeder Arbeitslose als asozial oder potentiell verdächtiger Staatsfeind Nr. 1 galt, schon ein gutes Stück Courage benötigte, zumal „selbstständig“ nicht mit „arbeitstätig“ gleichzusetzen war, sondern mehr mit „ich stelle mich gegen das System und untergrabe die Autorität der DDR, um Unruhe zu stiften und heute Nacht klet-tere ich über die Mauer in den Westen“. Insofern stellte Dietrich Oltmanns eine der wenigen Ausnahmen dar, die er-folgreich gegen den Strom schwammen

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Projekttag

aus der Bildfolge „nacheinander“ 1995ff

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Dietrich Oltmanns sieht sich selbst mehr als Archivar, der die Vergangenheit besonders in Form von Stadtfotografien dokumentarisch festhält. So könne man auch nach 50 Jahren zum Beispiel das Fo-toalbum aufschlagen und sich trotzdem

erinnern, denn Fotos, so meint Dietrich Olt-manns, hielten fest, was sonst verloren ginge. So stellte er uns eine Reihe seiner Fotografien der Stadt Leipzig vor, in der er einen Großteil seines Lebens verbracht hatte. Die uns präsentierten Schwarz-Weiß-Fotografi-en vermittelten ein Bild der Trostlosigkeit und Unterdrückung sowie einzelne Orte des ge-sellschaftlichen Lebens. Bilder der DDR, wie sie die Menschen heute empfinden und wie sie damals niemand sehen sollte, weil sie die Illu-sion ankratzten, die so mühevoll aufrecht erhal-ten wurde.

Wenngleich er nicht großartig mit der Staats-sicherheit in Konflikt geraten sei, so erklärte Herr Oltmanns doch ganz entschieden, dass er der DDR keine Träne hinterhertrauere und das einzig Gute vermut-lich das solide Schulsys-tem gewesen sei.

und setzte sich als Fotograf und Künstler durch, wohlwissend, dass sein Beruf ihn in schwierige Situationen bringen und ihn manchmal in der Gesellschaft zu einem Außenseiter machen würde. Man könnte sagen, er besaß den Mut zum Anderssein.

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Obwohl Herr Oltmanns ein wenig nervös und der Start etwas holp-rig war, verlief das Projekt „Fotos als historische Quellen der DDR-Geschichte“ doch recht gut und die Diskussion mit unserem Zeitzeugen wurde zunehmend angeregter. Man kann also sagen, dass der Aktionstag ein Erfolg war und uns Geschichte zum Greifen nah brachte, wenn-gleich wir Herrn Oltmanns natürlich nicht anfassen durften, er uns aber zahlreiche Fotos seiner Sammlungen mitgebracht hat.

Francis Kienert

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Projekttag

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Revolution ist umsonst und war schon überall, dort wo

du bist und es gibt nichts mehr zu verändern? Möglicherweise. Falls nicht, dann nimm dir ein

Beispiel an Reinhard Schult.

Was? Du kennst Reinhard Schult nicht? Nun:

Reinhard Schult ist Mitbegründer des Neuen Forums, einer 1989 gegründeten Plattform für einen demokratischen Di-alog über die Zukunftsvorstellungen der DDR, die sinngemäß wie folgt aussehen sollte: wirtschaftliche Initiative, aber

Revolution für Anfänger – Schritt für Schritt Anleitung

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keine Ellenbogenge-sellschaft; Teilhabe an Export und Welthandel ohne Diener der füh-renden Industriestaa-ten oder Ausbeuter zu werden. Damals wurde das Neue Forum als verfassungsfeindlicher Zusammenschluss ein-gestuft. Zu Lasten von Schult.

Doch er war nicht immer Friedens- und Umweltaktivist. Auch er hatte ein Leben da-vor. Angefangen hat das mit seiner Geburt 1951. Zehn Jahre spä-ter wird er mit seiner Mutter beim Fluchtver-such am Flughafen er-wischt, weswegen ihm

im Nachhinein die erweiterte Oberschule verwehrt bleibt. Vielleicht lag es auch da-ran, dass er aus Protest nicht zur Jugend-weihe ging. Es hieß nur „mangelhafte gesellschaftliche Tätigkeit“. Was das wohl heißt? Auf alle Fälle nicht acht Monate in einer Jugendhaftanstalt zu sitzen, wo er sich zwischen 1979 und 1980 befand. Am Anfang hieß die Anklageschrift „Beihilfe zur Republikflucht“; sein Arbeitskollege, der bei einem Fluchtversuch erwischt wurde, verriet ihn. Bei einer Hausdurch-suchung fand die Stasi die Zeitung „Roter Morgen“ sowie Texte des Liedermachers Wolf Biermann. Allerdings ist wohl seine Herausgabe der Zeitung „Friedrichsfelder Feuermelder“, die unter anderem Kritik an der chinesischen Regierung übt, aus-schlaggebend gewesen für die Änderung der Anklage auf „Verbreitung illegaler Literatur“. Die Verbreitung dieser Zeitung war damals mit mühseliger Arbeit ver-bunden, wie die Vervielfältigung durch

Reinhard Schult und Herr Hummel

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Projekttag

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kam er seinem Ziel, die „ge-sellschaftliche Sprachlos ig-keit“ zu durchbrechen und die „offen-sichtlich gestörte Kommunikation zwi-schen Staat und Gesellschaft“ wiederher-zustellen, ein Stück weit näher. Der Staat seinerseits entgegnete Schult mit einer offenen Observation, in seinemt Falle vier Autos und 16 Männer, die ihm drei Tage lang rund um die Uhr folgten.

Trotz alledem hätte er sich den Fall der Mauer nie erträumt. Die Nachricht darü-ber schien für ihn wie ein Hirngespinst, als er abends um 22 Uhr einen Anruf von sei-

nem Freund erhielt. Neugierig aber war er schon. So hinterließ er seinem ältesten Sohn einen Zettel mit der Aufschrift „Falls wir nicht mehr auf-tauchen, wir sind im Westen“. Nachdem er die lange Autoschlan-

ge an der Heinrich-Heine-Straße hinter sich und neue Ausweise hatte, fuhr er zu

Handschrift, Abtippen oder Fotokopie, wobei Scanner oder Drucker wie wir sie heute kennen noch gar nicht existierten.

Ob zwei Wochen Militärausbildung und drei Jahre Armee für sein Theologiestu-dium beachtliche „gesellschaftliche Tätigkeiten“ dar-stellen? Nicht zu schweigen von sei-ner Aktivität in di-versen politischen Organisat ionen, in denen durch den vorherrschenden Papiermangel der Druck von Flugblättern, allerdings re-gimekritischen, erschwert wurde. Dabei

...vier Autos und

16 Männer, die ihm

drei Tage lang rund

um die Uhr folgten.

27./28. Januar 1990. Transparent “NEUES FORUM Neue Hoffnung” von der Gründungskonferenz des Neuen Forums in Berlin.

Flugblatt des Neuen Forums

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Nun: Was muss sich in deinen Augen verändern? Wofür kämpfst du? Egal, wo du anfängst, sei es, einen Zettel für deine Mutter zu hinterlassen, um überhaupt mit ihr zu kommunizieren oder ein ge-samtgesellschaftliches Problem. Fang an!

Dolgi

Tipp: Komm zur Gruppe „Schule ohne Rassismus“. Die setzt sich durch Projekte gegen Diskriminierung jeglicher Art ein. Die nächsten Treffen werden im dritten Schaukasten im Foyer bekannt gegeben.

einem Freund. Seine Mit-bewohnerin reagierte über Schults Ankunft mit: „Ha-ben die euch rausgeschmis-sen?“ Am nächsten Abend kam er nach einer durch-zechten Nacht in seine Ostwohnung mit riesigen Einkäufen, u.a. Fernseher, Bücher, Druckerpatronen für seine Arbeit, die er an der Grenzkontrolle als Geschenk ausgab.

Seitdem veränderte sich vieles schlagar-tig. So auch im Herbst 1990, als er und an-dere das Stasi-Archiv in Berlin besetzten, um das damals beabsichtigte „Verschwin-denlassen“ der Akten ins Bundesarchiv zu verhindern. Mit seiner Hilfe zur Auflösung der Stasi war sein politisches Engagement wahrlich nicht beendet. Schult kämpft auch heute noch für seine Ziele, wie z.B. Basisdemokratie, Abrüstung oder die Ab-schaffung der Geheimdienste.

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Projekttag

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Beim Pro-

jekttag zum Thema „20 Jahre Mauerfall“ blieb auch das Thema Fußball nicht außen vor. Es gab zwei große Gruppen, die nacheinan-der das Thema bearbeiteten, in beiden jeweils 20-25 Schüler und

bei mir in der Gruppe

auch 4 an Fuß-ball interessierte

Mädchen. Ob sie sich wirklich so für die WM

interessierten oder ob sie keine andere Wahl hatten, lassen wir

außen vor ;-)

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Fußball und die DDR

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Herr Brüser leitete den Workshop und so bearbeiteten wir in 6er Gruppen das Thema „Deutschland einig Fußballland“ – wobei dabei herauskam, dass es mehr uneinig als einig war, gerade zur WM 1974. Dazu wurden alle für Deutschland wichtigen Weltmeisterschaften im Bezug auf ihre Einigkeit, mit der die Deutschen hinter der Mannschaft standen, unter-sucht. Von dem „Wunder von Bern“ bis zum „Sommermärchen“. Wie sich her-ausstellte, war 1974 der Höhepunkt der innerdeutschen Differenzen. Doch was passierte eigentlich bei der Heim-WM damals? Deutschland war zu diesem Zeitpunkt geteilt, die WM fand in der BRD statt. Es nahmen 16 Mannschaften teil. Und neben so bekannten Mannschaften wie Haiti, Zaire, Chile, Australien nah-men auch die üblichen Verdächtigen als Titelanwärter teil – Italien, Jugoslawien, Niederlande, Argentinien und Brasilien. Außerdem noch Polen, Schweden, Bul-garien, Schottland und Uruguay. Zudem nahmen zwei deutsche Mannschaften teil. Was - zwei deutsche? Wie geht das denn? Erstmals hatte sich neben der BRD als Gastgeberland auch die DDR für eine Fußball-WM qualifiziert. Doch der eigent-liche Hammer folgte dann bei der Auslo-sung. BRD und DDR spielten gemeinsam in Gruppe 1. Dies war eine Sensation: erstmals und einmalig spielten die beiden deutschen Fußballnationalmannschaften gegeneinander. Überraschender Weise schlug sich die DDR in der Gruppe sehr gut – ein 2:0 gegen Australien und ein 1:1 gegen Chile. Die BRD spielte unter ihren Erwartungen bis dahin, obwohl sie ihre beiden Spiele gewannen – 3:0 ge-gen Australien und 1:0 gegen Chile. Am

letzten Spieltag in der Gruppe kam es also nun zum innerdeutschen Duell. An eine Niederlage der BRD gegen den deut-schen Bruder glaubte allerdings niemand. 2:1, 3:1 und 2:0 für die Bundesrepublik tippten verschiedene Experten mit der Begründung, dass die Ost-Spieler sich nicht gegen die individuelle Klasse von Beckenbauer, Breitner und Co. wehren könnten trotz ihrer starken Kondition. Brisanz erhielt das Duell am Freitag, dem 21. Juni, auch aus politischer Sicht. An der Spandauer Zonengrenze wurde der fünfte Flüchtling seit Unterzeichnung des Berlin-Abkommens erschossen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer gab zu, dass man von einer Nor-malisierung weit entfernt sein. Dann folg-te der 22. Juni 1974. Beckenbauer und

Jürgen Grabowski mit der FIFA World Cup Trophäe nachdem die Weltmeisterschaft 1974 gewonnen wurde. Briefmarke aus Paraguay.

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Projekttag

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Co. gingen offensiv in das Duell gegen die deutschen Nachbarn. Sie schnürten den Gegner in dessen Hälfte ein, ließen aber auch klarste Torchancen aus. Dies sollte sich rächen, wie sich später zeigte. Denn alles kam anders als es die Fußball-Exper-ten prophezeit hatten. Die 79. Minute war im Hamburger Volksparkstadion gerade angebrochen, als Sparwasser Sekunden-bruchteile vor Vogts eine Flanke von Ha-mann erreichte, Beckenbauer aussteigen ließ und aus fünf Metern den Ball zum 1:0 ins Tor drosch. Auch in den Folgeminuten konnte die BRD kein Tor erzielen und so gewann die DDR gegen den großen deut-schen Fußballbruder. Jürgen Sparwasser wurde durch sein Tor zur Legende des ostdeutschen Fußballs und sagt noch

heute: „Wenn man auf mei-nen Grabstein eines Tages nur ‚Hamburg 1974‘ schreibt, weiß trotzdem jeder, wer drunterliegt.“ Durch den Sieg wurde die DDR Gruppensieger und die BRD zweiter. Für die BRD erwies sich die Niederlage im Nachhinein als positiv – man hatte dadurch die leichtere Folgegruppe mit Schweden, Jugoslawien und Polen. Die DDR schied in der 2. Grup-penphase aus und die BRD sicherte sich nach einem 2:1 gegen die Niederlande ihren zweiten Weltmeistertitel.

Ralf

22. Juni 1974: Jürgen Spar-wasser jubelt über seinen Treffer - Massimo Furlan bringt das legendäre Spiel noch einmal ins Stadion. Allein.

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Projekttag

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Unsere Klasse (9a) war am

Projekttag im Mauermuse-um in der Bernauer Straße.

Zuerst hat uns ein Mann etwas Allge-meines über die Mauer erzählt und wel-chen Stellenwert sie speziell dort hatte, da die Bernauer Straße etwas Besonderes im Hinblick auf den „Schutzwall“ war. Sie war in der Mitte geteilt. Wenn man von der einen Straßenseite auf die an-dere ging, hatte man die Grenze schon überschritten. In den Geschäften auf der einen Seite bezahlte man mit der (Ost-)Mark und auf der anderen Seite mit der D-Mark. Er zeigte uns einen kurzen Film über eine ältere Zeitgenossin, die mit ihrem Mann von Schlesien nach Berlin gekommen war und nun, verwitwet in einer der Mietskasernen in der Bernauer Straße wohnte. Wir hatten einen guten Einblick in den Alltag der Menschen und deren Gefühle und Gedanken: Die Angst und der Kampf um Freiheit. Den Menschen war Gemeinschaft sehr

wichtig und trotzdem standen sie alleine da. Sie erzählte von ihren Nachbarn und schließlich von den Mauerhunden und den Soldaten, die Wache hielten. Sie sei-en ja doch genauso wie sie, sagte sie und grüßte ab und zu mal Einen. Am Anfang habe sie Angst gehabt, weil die Soldaten mitten in der Nacht schossen, aber auch das legte sich, denn irgendwann gewöhn-ten sich die Leute an die vielen nachts abgegebenen Schüsse. Viele Touristen kamen und schauten sich die Mauern an.

Im Mauermuseum

Das Do-kumen-tations-zentrum in der Bernauer Straße

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Niemand von den Be-troffenen konnte das verstehen, denn für sie war diese Mauer kein besonderer Ort. Naja, vielleicht ein besonders grausamer Ort.

Dazu kam, dass die Leute, die genau an der Mauer gewohnt haben, in schreck-lichen Wohnungen leben mussten. Es gab zum Beispiel kein frisches Wasser und die einzige Toilette stand auf dem Hof, dort wo einen jeder Mensch sehen konnte. Außerdem waren die Wohnun-gen ziemlich verdreckt und kurz davor zu schimmeln. Wer will schon unter solchen Umständen leben? Nachdem wir uns den

Film angeschaut hat-

ten, wurden wir noch ein bisschen herumgeführt. Wir waren auf dem sehr hohen Turm des Gebäudes und hatten von dort aus eine perfekte Aussicht auf das Mauergelände. Später gingen wir dann auch noch hinunter und hatten uns das nochmal ganz genau angeschaut. Dort standen Infotafeln, die all das, was wir erzählt bekommen hat-

ten, noch einmal zusammengefasst dar-stellten. Zum Schluss konnten wir selber versuchen über die Mauer zu flüchten, so wie es damals viele ausprobiert hatten. Wobei diese bei dem Versuch erschossen wurden...

Caro & Sara

Leute, die ge-

nau an der Mau-er gewohnt ha-ben mussten in

schrecklichen Wohnungen leben.

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Herr Stachnik stellt gerade einen Beamer aufHr. Stachnik: „Können Sie da hinten alles sehen?“Schüler: „Ja klar, hab ja den Führerschein-Sehtest 1A bestanden!“ Hr. Stachnik: „Achso, Ihre erste Eins?“

Im Unterricht...Schüler: „Also das ist auf jeden Fall kein dritte-Land-Welt.“

Hr. Baumgart: „Beim letzten Sponsorenlauf hatten wir ja ein paar Probleme mit dem Geldeintreiben, deshalb bekommen wir jetzt ein wenig Unterstützung aus dem Osten von Leuten, die sich damit auskennen und uns das dann beibringen.”

Beim ExperimentHr. Stachnik: „Wenn‘s nicht klappt ist es Pech, wenn‘s klappt ist es Können und nicht Glück.“

Im PW -Unterricht Hr. Lange: „Das hat Schröder geschickt eingefädelt... oder gefickt eingeschädelt.“

Schüler: „Ich hab‘ das, aber den Zettel nicht.“Fr. Ballerstedt: „Das ist dein PP, persönliches Pech.“

quotewall

baumgart

stachnik

anonym

stachnik

lange

ballerstedt

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Dein Zitat an [email protected]

Hr. Lange kommt zu spät zum Unterricht... Hr. Lange: „Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber ich wollt‘ auch nicht zu früh kommen“

Hr. Stachnik: „Es gibt 3 Arten von Mathematikern: Die einen können zählen, die anderen nicht.“

Schüler putzt sich die NaseHr. Stachnik: „Kaum hat das Jahr angefangen, schon hat er die Nase voll.“

Draußen ist Baulärm (Presslufthämmern)Hr. Stachnik: „Macht das Fenster zu, ich will die Terroristen nicht hören.“

Schülerin 1: „Kennst du ******?“Schülerin 2: „Wie sieht der denn aus?“Schülerin 1: „Naja, der hat braune Haare...“Schülerin 2: „Ach hat der ne Glatze?“

Hr. Baumgart: „Stellen Sie bitte Ihre Stühle hoch, weil wir sind heute das Letzte.“

lange

stachnik

stachnik

stachnik

anonym

baumgart

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Projekttag

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Danke Ich habe schon genug gegessen.

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Horst Jänichen wurde 1931 in Berlin geboren. Im April 1946 verhaftete ihn das sowjetische Ministerium für Staats-sicherheit in Deutschland. Der 15-jährige wurde, wie Tausende andere Jugendliche in dieser Zeit, zu Unrecht verdächtigt, einer nationalsozialistischen Wider-standsorganisation anzugehören, dem sogenannten Werwolf. Nach mehrwöchi-ger Haft in einem sowjetischen Kellerge-

fängnis in Berlin-Friedrichsfelde kam er im Mai 1946 in das Speziallager Nr. 3 in Berlin-Hohenschönhausen. Von dort aus wurde er in das ehemalige Konzentrati-onslager Sachsenhausen überführt, das die sowjetische Geheimpolizei bis 1950 als Speziallager Nr. 7 nutzte. Im Juli 1948 wurde er entlassen und kehrte nach Ost-Berlin zurück. Der 17-jährige engagierte sich in einer politischen Widerstandsor-ganisation, die im Westteil der Stadt ihre Zentrale hatte – die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Jänichen berich-tete u.a. über seine Lagerhaft und ver-teilte Flugblätter im Ostteil Berlins. Seit 1949 pflegte er außerdem Kontakte zur SPD im Bezirk Prenzlauer Berg, die noch nicht verboten war, aber massiv verfolgt wurde. Im Dezember 1950 verhaftete ihn das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und brachte ihn in das Untersu-chungsgefängnis an der Prenzlauer Allee. Nach monatelangen Verhören verurteilte ihn ein DDR-Gericht im Dezember 1951 zu acht Jahren Zuchthaus. Ihm wurde vor-geworfen, durch die „Verbreitung tenden-ziöser Gerüchte den Frieden in Deutsch-land und der Welt gefährdet“ zu haben. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch im Oktober 1952 wurde das Strafmaß um

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Projekttag

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ihn mit grauenvollen Ereignissen verbun-denen Ort und ohne Bezahlung Gruppen durch die mit Erinnerungen gefüllten Hallen führt. Daraufhin erklärte er, dass er das Geschehene nicht in Vergessenheit geraten lassen wolle, um eine Wiederho-lung zu verhindern. Ich staunte, wie über-zeugt er antwortete.

Während der Führung durch das ehe-malige Gefängnis, dass von 1946 bis 1951 ein Sowjet-Gefängnis war und ab 1951 von dem ein Jahr zuvor gegründeten MfS übernommen wurde, überfielen mich die Eindrücke und es fiel mir schwer, dem Geschehen zu folgen. Die Lebensbedin-gungen waren grausam, doch weniger auf physischer als auf psychischer Ebene.

zweieinhalb Jahre auf Bewährung erhöht. Erst im Januar 1959 kam Horst Jänichen frei. Anschließend flüchtete er nach West-Berlin, wo er sich erneut in der SPD engagierte. Von 1967 bis 1971 vertrat er die Partei im Berliner Abgeordnetenhaus, und von 1989 bis 1999 war er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung im Bezirk Tiergarten. Seit 1973 arbeitete er in der Pressestelle des Ministeriums für innerdeutsche Beziehungen, 1989 wurde er Referatsleiter im Bundesministerium des Inneren. Seit 1999 führt er Besucher-gruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Mir warf sich die Frage auf, weshalb Herr Jänichen zurückkehrt an diesen für

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barn“ zu, welcher ein Spitzel der Stasi war. Nach sechs Monaten Schweigen, re-dete man gerne und viel und verriet sich, falls man etwas zu verbergen hatte. Wenn man sich in welcher Weise auch immer, widersetzte, wurde man in den Folter-kammern im Keller eingesperrt. Dort wurde man nicht von zweiten geschlagen oder Ähnliches, sondern musste bei-spielsweise nackt in einem dunklen Raum bis zu den Knöcheln gefüllt mit Wasser eine Woche lang verbringen. Es wurden Verhöre durchgeführt, in welchen speziell psychischschädigende Methoden ange-

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder umgangssprachlich „Stasi“ genannt, war der Inlands- und Auslandsgeheimdienst der DDR und zugleich Ermittlungsbehörde (Un-tersuchungsorgan) für „politische Straftaten“. Das MfS war vor allem ein innerpolitischer Unterdrückungs- und Überwachungsdienst der SED, der dem Machterhalt diente. Das MfS wurde am 8. Februar 1950 gegründet. Der Sprachgebrauch der SED, der das MfS als „Schild und Schwert der Partei“ bezeichnete, beschreibt die ihm zugedachte Funktion im politisch-ideologischen System der DDR.

Die Methoden, Informationen aus den oftmals völlig ahnungslosen und unschul-digen Häftlingen herauszubekommen, waren unmenschlich. Der kleinste Ver-dacht reichte für eine Inhaftierung, wie beispielsweise das Besuchen einer Kneipe, von der man vermutete, der Besitzer plane eine Flucht in den Westen. Die Häftlinge lebten völlig isoliert, sogar dem Wächter, der das Essen brachte, war untersagt, sich mit den Inhaftierten zu unterhalten. Nach einer beachtlichen Zeit von beispiels-weise einem halben Jahr Isolation teilte man dem Inhaftierten einen „Zellennach-

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Projekttag

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wandt wurden, um ein Geständnis zu bekommen. Einmal war man überaus freundlich und bot sogar eine Zigarette an, um das Vertrau-en zu gewinnen, ein anderes Mal brüllte man und drohte mit der Ermordung der Angehörigen.

Als einer der Schüler in einem Verhör-Kabinett Herrn Jänichen seinen Stuhl anbieten will, ant-wortet er ironisch: „Danke, ich habe schon genug gesessen.“.

Entsetzen lag in der Luft, wie viel tausende Angestellte hier Tag für Tag mit der Absicht arbeite-ten, den Willen des Menschen zu brechen, um ein Geständnis zu erzwingen, an welches man teil-weise nicht einmal glaubte.

Anna Singatulina

Page 35: Herbst 2009

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Projekttag

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Mit dem Fahrrad über die Mauer

Wer sagt, dass Ge-schichtsunterricht

öde und zum Einschlafen sei, der hat noch nicht an einem Aktionstag un-serer Schule teilgenom-

men.

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Be-s t i m m t

kennt jeder die doppelt gepflasterte

Markierung auf dem Bo-den, wo vor über 20 Jahren die

Mauer zwischen Ost- und Westberlin verlief. Auf diesen Spuren fanden eini-ge gelungene Fahrradtouren entlang des ehemaligen Mauerstreifens mit Anekdoten unserer Lehrer statt, die uns erzählten, wie sie persönlich den Mau-erfall vor 20 Jahren erlebt hatten.

Ich war bei der Tour von Herrn Bor-ges-Puntigam und Herrn Ruby dabei, die vom S-Bahnhof Köllnische Heide zur Waltersdorfer Chaussee nahe Schöne-feld ging.

An bestimmten Stellen der Mauer(reste) blieben wir stehen und ließen uns von den Lehrern ihre per-sönlichen Erfahrungen schildern.

Herr Ruby war zu damaliger Zeit ein Westbürger und lebte weit weg von Berlin. Für ihn war es nur eine nicht all-zu wichtige Nachricht, dass die Mauer offen sei.

Herr Borges-Puntigam jedoch lebte

zu dieser Zeit in der DDR nahe des Grenzüberganges Sonnen-allee und hatte die Maue-reröffnung hautnah miterlebt. Er konnte uns viel über die DDR, den Mauerfall und die Zeit danach berichten.

Ich kann mich noch an eine Ge-schichte von Herrn Borges-Puntigam erinnern. Er hatte eine Wohnung ge-sucht und schließlich ein Haus mit einer freien Wohnung gefunden, das direkt an der Mauer stand. Das Besondere an diesen Wohnungen war, dass die Bal-kons komplett zugemauert wurden, da sie zur Mauerseite zeigten. Außderdem musste jeder Besuch zuvor polizeilich angemeldet werden. Der einfache Grund für diese Vorsichtsmaßnahmen lag darin, dass Besucher über dieses Haus in den Westen fliehen konnten. Dieses Haus steht heute noch! Punti-gam hatte sich allerdings nicht für diese Wohnung entschieden.

Die Tour dauerte etwa 2 bis 3 Stun-den. Die meiste Zeit verlief die Strecke entlang der Autobahn A113. Der Mau-

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Projekttag

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erstreifen ist gut ausgebaut und durch einheitliche Schilder gekennzeichnet, sodass keiner ihn verfehlen kann. Trotzdem hatten wir uns einmal verfahren. Auf unserem Mauerabschnitt kamen wir an dem Denkmal von Chris Gueffroy vorbei. Er war der letzte Flüchtling, der bei einem Fluchtversuch aus der DDR erschossen wurde und das ein dreiviertel Jahr vor der Öffnung der Mauer. Er starb mit nur 20 Jahren.

Die Tour endete auf der Waltersdorfer Chaussee. Die meisten Schüler fuhren gleich mit der U-Bahn nach Hause. Einigen Schülern hatte die Tour jedoch so gut gefallen, dass sie zusätzlich dem Mauerstreifen bis in die Innenstadt gefolgt sind. Herr Borges-Puntigam begleitete die Schüler, die diesen zusätzlichen Weg auf sich nahmen bis nach Kreuzberg und berichtete noch von einigen Erlebnissen aus der DDR, die eben-falls sehr neu waren.

Jedem, der ein größeres Interesse an der Zeit des Mauerfalls hat und sportlich ist, empfehle ich, einmal den ganzen Mauerstreifen mit dem Fahrrad abzufah-ren, da es nicht nur eine schöne Strecke ist, sondern auch einige Informationstafeln an der Strecke stehen, die über diese Zeit zusätzliche Informationen geben…

…und Bildung kann ja bekanntlich nie schaden…Claudia

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SUDOKU

Ein

fach

Schw

er

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Projekttag

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Wünschen sich unsere Lehrer die DDR zurück?

Vor kurzem befragten wir einige Lehrer unserer Schule be-züglich der Erfahrungen, die sie im Zusammenhang mit

der DDR gemacht hatten, was sie gut und was sie schlecht fanden und schließlich, ob sie sich die DDR zurückwünschten.

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Im Großen und

Ganzen waren sich die Lehrer einig, dass sie sich die DDR wohl nicht zurück-wünschten. Dabei reichten zwar die Antworten von „eher nicht“ über „keinen Kommentar“ bis „ich würde sie nicht einmal geschenkt zurücknehmen wollen“, doch in allen steckte ein entschiedenes „Aber…“.

Was verbirgt sich nun hinter dem „Aber“?

Gelobt wurde unter anderem, dass es eine sehr geringe Arbeitslosigkeit und bessere Sozialleistungen gab. Die sozi-ale Gerechtigkeit im Staate soll besser gewesen sein und ein stärkerer Gemein-schaftszusammenhalt bestanden haben. Im Allgemeinen gab es laut Aussage der Befragten einen besseren Umgang der Menschen miteinander, anstelle der Ellenbogengesellschaft wie man sie heutzutage so oft beklagt. Beson-ders lobten die Lehrer die vielen Beschäftigungsmöglichkeiten, die den Schülern nach Unterrichtsende geboten worden seien.

Was fanden unsere Lehrer schlecht an der DDR?

Bemängelt wurde, dass die DDR ein Sicherheitsstaat und eine Diktatur ge-wesen sei, und das politische System letztlich versagt habe. Wer Westver-wandtschaft hatte, konnte diese na-türlich nicht oder selten besuchen. Das Nichteingliedern in das politische System oder der Nichteintritt in die SED konnte dazu führen, dass jemandem bestimmte

akademische Titel einfach verwehrt blie-ben. Im Allgemeinen wurde stark an der DDR kritisiert, dass die Politik einen zu großen Einfluss auf das alltägliche Leben ausübte. Und – wer kennt diesen Fakt nicht? – man musste zehn Jahre auf ein Auto der Marke Trabant warten…

Alle ge-nannten Für und Wider können uns jedoch nie sagen, wie die DDR wirk-

lich war und wir

soll-

Die soziale Gerechtigkeit im

Staate soll besser gewesen

sein und ein stärkerer G e m e i n s c h a f t s z u s a m m e n h a l t

bestanden haben.

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Projekttag

42 | Klimax 03/09

man in den Medien sieht und hört. Alles kritisch zu hinterfragen wäre auch hier si-cherlich der richtige Weg, mit dieser Zeit umzugehen. Denn jede Zeit hat letztlich ihr Für und Wider.

In diesem Sinne möchte ich auch im Namen der Schülerzeitung allen befrag-ten Lehrern für Ihre Bereitschaft und das geduldige Antworten unserer Fragen danken.

Martin

ten vielleicht sehr vorsichtig sein, einen Abschnitt deutscher Geschichte beur-teilen zu wollen, der bei den meisten Schülern wohl vor dem jeweiligen Tag der Geburt endete. Wir wissen nicht, wie es wirklich war und unsere Meinung zu der DDR wird auch wie bei so vielen anderen Epochen von den Aussagen derer geprägt, die diese Epochen miterleben durften. Fakt ist aber, dass man nicht immer alles glauben darf, was fremde Leute einem erzählen wollen und schon gar nicht, was

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Klimax 03/09 | 43

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Page 44: Herbst 2009

Projekttag

44 | Klimax 03/09

Am 24.09.2009 war es ziemlich kalt, was die draußen stattfindende Führung unan-

genehm machte. Frau Witzner, unser Guide, klärte uns über die friedliche Revolution in der DDR auf. So erfuhren wir, dass die Bevölkerung im Sowjetischen Sektor z.B. gegen die Diktatur mit ihrer Kleidung oder mit verbotenen Zeitun-

gen demonstriert hatte.

Datum: 24.09.2009Klasse: 8aOrt: Alexander Platz

Zeit: 9 Uhr

Museumsmoderatorin :

Katrin Witzner

Aufsichtslehrer : Frau Wieser

Frau Schlüter

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Klimax 03/09 | 45

Die Führung dauerte eine Stunde, in

der wir Anschauungsmaterialien gezeigt bekamen und jede Menge an In-formationen zum Thema erhielten. Wie in jeder Klasse gab es auch bei uns Schüler,

die sich nicht für die gebotenen Infor-mationen interessierten. Anschließend stellte Frau Witzner uns eine Aufgabe: Es sollte eine kreative Skizze entworfen

werden zum Thema Mauerfall, die wich-tige Aspekte der damaligen Zeit deutlich macht. Endlich konnten wir aktiv werden! Mit Hilfe von Farben und Pinseln gestal-teten wir einen über zwei Meter großen

Dominostein aus Styropor mit unseren gesammelten Ideen. Das machte allen Spaß! Dieser Dominostein wird einer von vielen sein, der am 9.11.2009 vor dem

Brandenburger Tor fallen wird zum Zeichen und Gedenken an den Mauerfall vor 20 Jahren.

Also nichts wie hin zur Feier am Brandenburger Tor, damit Ihr un-sere Ideen lesen könnt!

Ezgi & Lukasz

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Das Rätsel dieser Ausgabe 100 Pessimisten haben einen Nachmittag lang ein Blatt Papier beschrieben. Auf dem Blatt stehen nun 100 Sätze, nummeriert von 1 bis 100. Der erste Satz heißt „Genau ein Satz auf diesem Blatt ist falsch“, der zweite „Genau zwei Sätze auf diesem Blatt sind falsch“, usw. Welche Sätze sind falsch, welche richtig?

Die Lösung des Rätsels aus der letzten Ausgabe (02/09) Zuerst fragt man einen beliebigen der Brüder: „Welcher von deinen Brüdern sagt prinzipiell häufiger die Wahrheit?“ Gerät man an den Ehrlichen, so zeigt er einem den Unentschlossenen. Gerät man an den Lügner, zeigt er einem auch den Unentschlossenen. Gerät man an den Unentschlossenen, zeigt er zufällig auf einen der beiden anderen. In allen drei Fällen aber ist der, den man weder gefragt, noch den man gezeigt bekommen hat, nicht der Unentschlossene. Diesem kann man also die Frage stellen: „Welchen Weg würde mir dein Bruder, der das genaue Gegenteil von dir ist, zeigen?“ Die Antwort ist immer der falsche Weg: Der Ehrliche würde wahrheitsgemäß auf den falschen Weg zeigen, und der Lügner würde lügen und auch auf den falschen Weg zeigen. Also muss man den anderen Weg nehmen.

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Page 48: Herbst 2009

etc.

48 | Klimax 03/09

Das Publikum hat sich bereits hinge-setzt und verstummte, als die Lichter ausgegangen sind.

Ein etwas rötlicheres Licht fällt auf dein Gesicht. Die Musik ertönt.

Das Schauspiel hat begonnen.

Die Nervosität, dein Hassfeind, übernimmt die Oberhand. „Was ist, wenn…?“

All die Fragen, die dich den gan-zen Nachmittag verfolgten, schießen durch deinen Kopf. „Was ist, wenn…?“ Kann ich den Text noch? Was ist, wenn ich den Text vergesse? Kann ich den Text noch? Was war meine erste Zei-le? Oh mein Gott! Was ist, wenn…?“

Fast ein Jahr habt ihr euch auf die Aufführungen vorbereitet, das Stück „Der Eingebildet Kranke“ geprobt, ge-lernt, die Rollen studiert; und jetzt ist der Augenblick gekommen.

In dem Moment, in welchem das Licht angeht, bist du nicht mehr der Mensch, der das Gebäude am Nach-mittag betreten hat und den jeder kennt.

Du bist Argan, der knauserige Hypo-chonder und Familienvater von zwei Töchtern. Du bist alt und gebrechlich.

Und doch schwirren dir die gan-zen Fragen durch den Kopf. „Was ist, wenn…?“

Die Fragen verfolgen dich, dein Herz klopft, bis du schließlich deinen ersten Satz sagst.

Die Fragen verstummen. Ein endlo-ses Stummen, das nie mehr laut wird.

Sicherheit breitet sich in deinem Körper aus.

Du bist Argan, alt und gebrechlich,

und genau das ver-mittelst du dem

Publikum. Die Aufführung ist ein purer Erfolg.

Die Szenen, in den Proben zigmal ge-übt, verfliegen so schnell, das man es kaum glauben mag.

Öfters verlässt du die Bühne. Argan kommt in diesen Szenen nicht vor, und du befindest dich in der stillen Welt des Offs. Eine Welt, die dem Publikum gänzlich unbekannt ist. Hier sitzen deine Kameraden, still und wartend bis zu ihrem Einsatz.

Du nimmst dir einen Schluck Wasser

Am Anfang war die Stille.

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Klimax 03/09 | 49

und wartest mit ihnen. Zufriedenheit ist in allen Gesichtern zu sehen. Wie könnte es auch anders sein? Das Stück funktioniert.

Auch die Versprecher und Hänger können das Stück nicht umreißen, denn alles kann durch Improvisation umspielt werden. Das Publikum kennt schließlich das Stück nicht auswendig und glaubt euch jedes Wort.

Egal ob man im Off sitzt oder auf der Bühne spielt, allen umgibt das starke Gefühl der Gemeinschaft. Alle halten zusammen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man sich überhaupt mitein-ander versteht. Selbst Personen, die in der Schule nicht sehr angesehen sind oder gar gemieden werden, werden im Theater Kameraden und Freunde. Sei es auch nur für ein paar Stunden.

Das ist der Grund, warum man Theater

spielt: Die Kraft der

Gemeinsch af t und die Möglichkeit,

einfach in andere Rollen zu schlüpfen.

Man kann den Belastungen des All-tags entfliehen und am Ende der Öf-fentlichkeit eine Vorstellung abliefern, die nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

Die letzte Szene wird zu Ende gespielt.

Das Licht geht aus, die Schauspieler verlassen im Dunkeln die Bühne. Ein helleres Licht geht wieder an, tosen-der Applaus!

Man rennt Hand in Hand auf die Bühne, den Wellen von Applaus ent-gegen.

Das Stück ist vorbei. Die Sache wur-de gut gemacht. Erleichterung und pure Freude sind die Herren eures Körpers. Der Augenblick ist umhüllt von einer überwältigenden Schönheit.

Wieder und wieder rennt man auf die Bühne, mal einzeln, dann wieder zusammen, um den verdienten Lohn eurer harten Arbeit abzuholen.

Dann geht man endgültig ab, Zeit zum Abschminken!

Der Abend wird gefeiert, danach werden alle ihre eigenen Wege gehen, aber die gemeinsamen Stunden werden niemals vergessen werden!

Am Anfang war die Stille.

Kuno

Page 50: Herbst 2009

Guten Tag, Wasser!

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Was denkt sich wohl ein Fisch,

wenn er durch das Gewäs-ser einer Großstadt schwimmt?

„Oh, toll, das Wasser ist so verdreckt, da sehe ich die eigene Flosse vor Augen nicht mehr!“ oder „Oh, toll, ich wollte schon lange umziehen, da kommt mir die-ser alte, gammlige Schuh gerade recht!“ Nein, so etwas denkt er wohl eher nicht, denn ein Fisch ist beschränkt in seinen Möglichkeiten.

Wasser. Wasser ist nicht nur liquid, sondern eine chemische Verbindung aus Wasser- und Sauerstoff. Größere Vorkom-men sind in Flüssen, Seen und Meeren zu finden. Außerdem bietet Wasser einen nicht zu verachtenden großen Lebens-raum für allerlei Getier, also abgesehen von den Brüdern und Schwestern von unserem Freund „Nemo“, auch für die Krabbe Sebastian und der rothaarigen Meerjungfrau. Und natürlich einem gel-ben Schwamm und einem fettleibigen Seestern, die dürfen selbstverständlich nicht vergessen werden.

Ja, Wasser spielt eine große Rolle in un-serem alltäglichen Leben, wenn wir jetzt mal von der Hauptsendezeit bei Super RTL absehen. Aber das Thema Wasser wird eben sofort von der Zukunft von Morgen mit verdummendem

Privatfernsehen in Verbindung gebracht. Also gilt für die Kleinen: Wasser ist tren-dy, Wasser ist toll und bedeckt mit 71 % unseren Planeten Erde, der eigentlich den Namen „Wasser“ verdient hätte.

„Unser Wasser ist gesund!“ Das kön-nen die Berliner nun wirklich behaupten

und darauf stolz sein. Mein Opa sagt immer: „Trink Wasser und du wirst

100 Jahre alt! Opa selbst hält sich aber nicht ganz an sei-

nen Rat und trinkt statt des gesunden Wassers gerne Hochprozentiges.

Nichts desto trotz ist unser Wasser in Berlin

gesund. Das ist leider noch nicht überall so, wenn

wir zum Beispiel den Blick

„Hartes“ Wasser enthält viele Mineralien und ist gesund.

Page 51: Herbst 2009

Klimax 03/09 | 51

in die Dritte Welt lenken. In Afrika führt verschmutztes Grundwasser zu gefährlichen Krankheiten, die, Mangels der medizi-nischen Versorgung, auch zum Tode führen können. Deswegen ist ein Enga-gement zur Bewahrung unserer guten Wasserqua-lität so wichtig! Die Berliner Wasserbetriebe setzen hier ein Zeichen mit der Initiative „Federführend im Umwelt-schutz“ und sor-gen sich um eine nachhaltige Be-wirtschaftung der Wasserressourcen und eine gründ-liche Abwasser-reinigung. Im Jahre 2003 haben die Wasserbetriebe sogar einen Preis für das beste Trinkwasser der deutschen Groß-städte bekommen. Mit Blick in die Zukunft setzen die

Wasserbetriebe konsequent auf Kli-maschutz durch erneuerbare Quellen und alternative Energien. Das sind alles schwere Worte und können uns bei Versäumnis hart treffen.

Apropos hart: Wir Berliner nörgeln eigentlich an Allem rum und sind

nie zufrieden. Jetzt beschweren wir

uns auch noch über zu „har-

tes“ Wasser. Hier kann die vorlaute

Berliner Schnauze aber mit einer Erklä-

rung gestopft werden: Das Adjektiv gibt lediglich an, dass unser Trinkwasser besonders mineralreich ist. Es besitzt einen ho-hen Gehalt an Kalzium und Magnesium, was

ja bekanntlich äußerst ge-sund ist. Einziger Nachteil ist, dass sich, sei es beim Duschen oder Geschirrspü-len, schneller Kalk absetzt.

Also trinke Wasser, sei Bamboocha!

Paul

In Berlin sorgen die Berliner Was-serbetriebe (BWB) umweltfreund-lich für sauberes Leitungswasser

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Politik

52 | Klimax 03/09

EU? Wer brauch’ schon die

EU!?

Fest im Lehrplan verankert kommen wir nicht drum he-

rum – ein halbes Jahr lang dür-fen sich die PW-Schüler damit mindestens beschäftigen und dürfen stundenlang die Institu-tionen der EU und die Geschich-te Europas durchpauken. Doch wozu das Ganze? Wie wollen die im 700 km entfernten Brüssel uns Schülern in Berlin-Mitte schon beeinflussen? Hat denn Europa überhaupt etwas mit uns Schü-

lern zu tun?

Das Berlaymont-Gebäude in Brüssel

Page 53: Herbst 2009

Klimax 03/09 | 53

Na klar! Denn Europa ist mehr als nur ein geografischer Begriff: Europa begeg-net uns überall – selbst in der Schule! Unsere Mitschüler kommen aus den ver-schiedensten europäischen Ländern und wir alle leben und lernen hier gemeinsam. Genau deswegen sollten wir Europa auch als eine Art Gemeinschaft ansehen. Nicht umsonst lautet das Motto der EU „In Viel-falt geeint.“ Zwar wird wohl (noch) kaum jemand feuchte Augen bekommen, wenn die Europa-Flagge gehisst wird, dennoch werden wir uns so langsam daran gewöh-nen, „Europäer“ zu sein.

Damit fangen wir schon hier in der Schule an: In kaum einer anderen Region finden so viele Klassenfahrten statt, wie in Europa. Max-Plancker sind dabei schon viel rum gekommen: Paris, London, Rom, Neapel, Krakau, Brüssel, Prag und noch viele weitere europäische Städte standen bisher auf dem Reiseplan. Und es werden mit Sicherheit noch mehr werden, da erfreulicherweise immer mehr Staaten die Kriterien erfüllen, um in die EU aufge-nommen zu werden. Denn in EU-Staaten

reist’s sich gern: Man erspart sich meist langwierige Grenzkontrollen und auch teure Visa entfallen. Selbst der Geldwech-sel erübrigt sich, da nun in 22 europäi-schen Staaten mit dem Euro gezahlt wer-den kann. Auch Partnerschaften zwischen Schulen in der EU sind keine Seltenheit: Hier am Max-Planck-Gymnasium wird uns die Möglichkeit gegeben, am Schüleraus-tausch mit unseren europäischen Part-nerschulen in La Rochelle, Carcassonne oder Lyon teilzunehmen.

Europa begegnet uns überall – selbst in der Schule!

Klassenfahrtsorte und Partnerschulen

Page 54: Herbst 2009

Politik

54 | Klimax 03/09

Auch Abgeordnete des europäi-schen Parlaments schickt die EU in unsere Schule, damit wir ihnen Lö-cher in den Bauch fragen können. Ja, wie man sieht kümmert sich selbst das ca. 700 km entfernte Brüssel um uns. Denn wir sind Europäer. Und das ist auch gut so.

Puya

Selbst nach der Schule begegnet uns Europa auf Schritt und Tritt, denn heutzutage ist es kein Problem, ein Auslandsstudienjahr einzulegen oder gar ganz im Ausland zu studieren, und das ohne großartigen Papierkram. Wenn das Studium fertig ist, hat man ent-weder seinen Bachelor oder Master in der Tasche, der nun ohne Murren im gesam-ten europäischen Ausland und noch wei-ter anerkannt wird. Somit könnt ihr fast überall wo ihr wollt arbeiten, denn als EU-Bürger darfst du ohne weitere Aufenthaltsgeneh-migung innerhalb der ge-samten europäischen Uni-on wohnen und arbeiten. Die EU selbst bietet auch verschiedene Program-me an, wie zum Beispiel „Erasmus“, welches unter anderem Praktika und Auslandsaufenthalte für Studenten organisiert und auch zum Teil finanziert.

Last but not least verdanken

wir natürlich diesen tollen (kos-

tenlosen!) EU-Schülerkalender

der EU. Das Cover ist von einer

Schülerin aus Litauen entwor-

fen worden. Wenn ihr das

Cover für den Schülerkalender

2010 entwerfen wollt müsst ihr

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Page 55: Herbst 2009

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(C. Krohn, Thalia, Halle)

576 Seiten · Ab 12 Jahren ISBN 978-3-7817-1327-7 · 19,95 0[D]

4 CD · Autorisierte Lesefassung · Ab 12 Jahren ISBN 978-3-8373-0416-9 · UVP 19,95 0[D]

Für die Freiheit gegen die TyrannenFür die Freiheit gegen die TyrannenFür die Freiheit gegen die Tyrannen

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