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Exkursion Höhle und Karst 10.9.-16.9.2007 Dachstein-Gebiet in Österreich und Klassischer Karst in Slowenien und Italien

Höhle & Karst - Technische Universität · PDF fileTag 1 - 10. September 2007 Bericht von Mathias Nehler und Bastian Welsch Lokalität 1: Kessel, Österreich Der Kessel bei Hallstadt

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Exkursion

Höhle und Karst 10.9.-16.9.2007

Dachstein-Gebiet in Österreich

und Klassischer Karst in Slowenien und Italien

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Inhaltsverzeichnis Tag 1 - 10. September 2007 Bericht von Mathias Nehler und Bastian Welsch Lokalität 1: Kessel, Österreich Lokalität 2: Koppenbrühler Höhle, Österreich Tag 2 - 11. September 2007 Bericht von Kai Schmidt und Anja Wolf Lokalität 1: Vital Bad, Bad Aussee, Österreich Lokalität 2: Kammerhofmuseum Ausseerland, Bad Aussee, Österreich Lokalität 3: Mačkovica, Slowenien Tag 3 - 12. September 2007 Bericht von Nadja Achtstätter und Steffi Kellmann Lokalität 1: Križna Jama, Slowenien Lokalität 2: Rakov Skocjan, Slowenien Lokalität 3: Vranja Jama, Slowenien Tag 4 – 13. September 2007 Bericht von Rebecca Kämmerling und Vanessa Landscheidt Lokalität 1: Karstinstitut Postojna, Slowenien Lokalität 2: Skednena Jama, Slowenien Lokalität 3: Postojnska Jame, Slowenien Tag 5 - 14. September 2007 Bericht von Simon Jäckel und Ursula Häußler Lokalität 1: Abisso di Trebiciano, Italien Lokalität 2: Grotta Gigante, Italien Lokalität 3: Reka - Timavo Tag 6 - 15. September 2007 Bericht von Johannes Helm Lokalität 1: Planinska Jama, Slowenien Lokalität 2: Skocjanske Jame, Slowenien Tag 7 – 16. September 2007 Bericht von Bastian Welsch und Mathias Nehler Lokalität 1: Lamprechtsofen, Österreich

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Tag 1 - 10. September 2007 Bericht von Mathias Nehler und Bastian Welsch Lokalität 1: Kessel, Österreich Der Kessel bei Hallstadt am Rand des Hallstädter Sees ist eine periodisch aktive Karstquelle. Sie befindet sich nahe der Straße auf 513mNN (Kat. Nr.: 1546/2). Der Kessel bildet zusammen mit dem Alten Kessel und dem Hirschbrunn den westlichen Abfluss des Hierlatzhöhlensystems. Das Hierlatzhöhlensystem ist mit einer derzeitigen Gesamtlänge von 96km die zweitgrößte Höhle Österreichs. Die Höhle befindet sich an der Nordflanke des Dachsteingebirges zwischen Oberfeld und Gamskogel. Der Kessel wird erst aktiv, wenn der Staubereich des Hirschbrunn bis zu einer bestimmten Höhe angefüllt ist und überläuft. Damit ist der Kessel der Ablauf des Hirschbrunn. Der Kessel wird erst bei starken Regen oder Schneeschmelzen stärker zeitverzögert als der Hirschbrunn als Überlauf aktiv und das Wasser kann sich dann in das ausgetrocknetete Bachbett ergießen. Ansonsten steht das klare Wasser unterhalb der Felsumrandung. Lokalität 2: Koppenbrühler Höhle, Österreich Die Koppenbrüller Höhle befindet sich bei Obertraun in der Hallstatt-Dachstein Region. Sie liegt auf einer Höhe von 580 mNN (Kat. Nr.: 1549/1) im Dachsteinkalk. Die Gesamtlänge beträgt 3944m und die Niveaudifferenz 107m. Die Höhle diente bereits für den Deserteur Franz Engl als Versteck und wurde dann ab 1820 als berühmte Schauhöhle touristisch erschlossen. Im Gegensatz zur Dachstein-Mammuthöhle und Dachstein-Rieseneishöhle ist die Koppenbrüller Höhle eine noch aktive, wasserführende Höhle (Abb. 1). Die durchschnittliche Temperatur beträgt 6°Grad.

Abb. 1: Koppenbrühler Höhle: überflutete untere Teile (Foto: Wolf A.) Die Höhle befindet sich im bis zu 1500m mächtigen Dachsteinkalk, der vor ca. 200Ma Jahren während der Trias abgelagert worden ist. Diese Ablagerung fand damals in einem weiter südlich gelegenen Gebiet statt, welches später bei der Alpenorogenese aufgeschoben worden ist. Dabei entstanden Klüfte an denen vor ca. 30 Ma Jahren die Höhlenbildung einsetzte. Davor konnte keine Höhlenbildung stattfinden weil Schotter darüber abgelagert worden waren. Die Schichten fallen alle nach Nord-Nordosten ein und entlang dieser erfolgt auch die Entwässerung. Das meiste Wasser stammt direkt aus diesem Tal und nur wenig Wasser kommt von den Bergen. Innerhalb der Höhle gibt es drei Höhlenniveaus, was sich auf drei größere Hebungsprozesse des Gebietes zurückführen lässt. Die tiefer gelegenen

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Höhlenbereiche sind ständig mit Wasser gefüllt. Der Eingang ist eine Karstquelle der besonders nach starken Regenfällen und Schneeschmelzen aktiv wird. Sie wird nach dem berühmten Dachsteinforscher Friedrich Simony als „Simonyhalle“ bezeichnet. Ca. 4 Stunden nach einem Regen macht sich der Niederschlag in der Höhle bemerkbar. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Regenwasser, sondern um Porenwasser, welches aus dem Dolomit herausgedrückt wird. In der Höhle selbst sind die Durchlaufzeiten des Wassers relativ kurz. Große Bereiche der Höhle sind durch ruhendes Wasser entstanden. Im weiteren Verlauf der Höhle gelangt man durch die „Niedrige Versturzhalle“ zur Hannakluft. In dieser befindet sich feines Material aus den Zentralalpen welches Quarzite, Schiefer, Konglomerate enthält. Im Burgsee erkennt man Schaumbildung, welche auf die Ausfällung organischen Materials zurückzuführen ist. Am Bocksee - am Ende der Höhle - befindet sich der Ursprung des Höhlenbaches. Die Wandsinter und Tropfsteine innerhalb der Höhle entstehen durch CO2 übersättigtes Wasser welches an der Höhlendecke austritt. Am Ausgang der Höhle befinden sich rechter Hand des Höhlenbaches an einem alten Wegstück an einer Felswand die Querschnitte von Megalodonten (Abb. 2). Diese auch als Kuhtrittmuscheln bekannten Versteinerungen bilden die Leitfossilien für den Dachsteinkalk. Die Ablagerung erfolgte ebenfalls in dem Flachmeer der Tethys vor ca. 200 Mio. Jahren während der Trias.

Abb. 2: Megalodonten am Höhlenausgang (Foto: Wolf A.)

Quellenangabe: http://www.dachsteinwelterbe.at/index.php?id=34

http://members.aol.com/Waschkfr/Kesselhoehle.html

http://www.showcaves.com/english/at/showcaves/Koppenbrueller.html

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Tag 2 - 11. September 2007 Bericht von Kai Schmidt und Anja Wolf Lokalität 1: Vital Bad, Bad Aussee, Österreich In der Eingangshalle des Vital Bades Bad Aussee gab es eine Sonderausstellung im Rahmen der Tagung der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft (ÖPG) mit dem Titel „Mojsisovics und Geyer - Pioniere der stratigraphischen Erforschung des Salzkammergutes“. In den Vitrinen sind verschiedene Cephalopoden, Gastropoden und Mollusken zu sehen. Zu letzterem gehört unter anderem die so genannte Kuhtrittmuschel, die für den Dachsteinkalk als Leitfossil dient. Auffällig ist besonders das große Elch-Skelett inmitten der Ausstellung. Lokalität 2: Kammerhofmuseum Ausseerland, Bad Aussee, Österreich

Kammerhofmuseum Chlumeckyplatz 1 8990 Bad Aussee

www.badaussee.at/kammerhofmuseum [email protected]

Tel: +34 (0) 03622 5251121 oder +34 (0) 0676 83622520 Der Kammerhof stammt aus dem späten 14. Jh. und zählt zu den bedeutendsten Profanbauten der Obersteiermark. Heute beherbergt das ehemalige Salzamtsgebäude wertvolle historische Sammlungen auf 500 m². Zur Ausstellung: Außer der für die Geologen relevanten Ausstellungen über Knochen- und Fossilienfunde im Toten Gebirge kann in den Räumlichkeiten des Kammerhofmuseums auch die Salz- und Ortsgeschichte, das Bad Ausseer Trachtenhandwerk und das Ausseer Lebensmuster angesehen werden. In diesem Bericht wird jedoch nur kurz auf die Geologische Ausstellung und ausführlicher auf die Höhlenkunde eingegangen. Im Erdgeschichtlichen Teil des Museums sind Gesteine und Fossilien von der Trias (Beginn vor 245 Ma) bis heute zu finden. Darstellungen zur Plattentektonik sowie zur Entstehung der Fossilien führenden Schichten des Toten Gebirges und des Alpenraums sind ebenso zu finden wie Erklärungen zu Vorgängen, die zur Erhaltung von Fossilien führen. Unter anderem können fossil erhaltene Exemplare von Ammoniten aus der Trias begutachtet werden, deren Nachkommen, die Nautilus, noch bis heute im Pazifik bei Paleau leben. In einem zweiten Raum befindet sich eine Ausstellung (Abb. 3), die insbesondere über die Höhlenbären (lat.: „ursi spelaei“) Auskunft gibt. An der Hauptwand wird das Publikum durch die Geschichte eines Braubären und dessen Sturz in die Speläologie eingeführt: Der Braunbär stürzte vor ca.7500 Jahren in einen 20 Meter tiefen Schacht, den er Aufgrund seiner zahlreichen Knochenbrüche nicht mehr verlassen konnte. Er verhungerte in der Höhle. Durch die genaue Beschreibung der Knochenbrüche und des Hergangs wird dem Besucher klar, welche Aufschlüsse Fossilienfunde in Höhlen geben können. Das errechnetes Höchstgewicht bei ausgewachsene Höhlenbären beträgt 1500kg und waren somit erheblich größer als die heutigen Braunbären, die nur durchschnittlich 250kg auf die Waage bringen (Höchstgewicht eines Kodiakbären 780kg). Männliche Bären unterscheiden sich von den weiblichen vor allem durch ihre breiten und langen Eckzähne, die zur Droh- und Brunftwaffe eingesetzt wurden. Ebenfalls besitzen die männlichen Höhlenbären einen Penisknochen „baculum“, der bis zu 30cm Länge erreichen kann. In Höhlenbären-Höhlen können Knochen aller Altersstadien gefunden werden, was besagt, dass sowohl die Geburten, als auch die Überwinterung in Höhlen stattgefunden hat. Ebenfalls dienten sie zum Unterschlupf bei schlechtem Wetter für die Bärenfamilien. Milchzahnfunde weisen auf eine Abhängigkeit der Bärenkinder von ihren Müttern bis zum zweiten Sommer nach der Geburt hin, denn erst dann fallen sie aus.

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Abb. 3: Kammerhofmuseum, Raum Höhlenkunde (Foto: Döppes D.)

Die Knochen können auf den Zeitraum des Ober-Pleistozäns (126.000–11.784 Jahre vor heute) datiert werden, wobei die Bärenhöhlen des Hochgebirges hauptsächlich im Zeitraum der Ramesch-Warmzeit (65.000-30.000a) bewohnt waren, in der sich auch in höher gelegenen Gebieten Pflanzen als Nahrung finden ließen. Das Klima war während dieser Zeit sogar noch günstiger als heute. An vielen Knochen können Bissspuren von Wölfen erkannt werden, was darauf schließen lässt, dass die Wölfe in die Höhlen gingen, um sich an den Bärenkadavern satt zu fressen. Dies ist auch der Grund, weshalb ebenfalls viele Wolfs-, Vielfraß- und Höhlenlöwenknochen gefunden wurden. Kohlenstoff und Stickstoff-Untersuchungen weisen eindeutig nach, dass die Höhlenbären Pflanzenfresser waren. Anhand von DNA-Analysen können verschiedene Höhlenbärenarten unterschieden werden. Arten unterscheiden sich im Allgemeinen dadurch, dass sich die Individuen nur innerhalb der gleichen Art fortpflanzen können. In der Ausstellung findet man Schädel des Rameschbären (Ursus eremus) auch „hochalpine Kleinform“, des Conturinesbären (Ursus ladinicus) und des hoch evoluierten Gamssulzenbären (Ursus ingressus). Die deutschen Namen stammen von den Höhlenbärenhöhlen Ramesch-Knochenhöhle, Conturineshöhle und der Gamssulzenhöhle. Im Toten Gebirge sind Knochenfunde des Rameschbären auch aus der Salzofenhöhle, der Ochsenhalthöhle und der Brettsteinbärenhöhle belegt. Der Conturinesbär kommt auch in der Brieglersberghöhle und in der Brettsteinbärenhöhle vor. Knochen des Gamssulzenbären wurden auch im Lieglloch gefunden. Diese Art besitzt auf den Zähnen zahlreiche Höcker, was ihn in der Evolution höher anordnet, als die anderen Arten. Er ist von Slowenien und Kroatien eingewandert und bis zum Aachtal in der Schwäbischen Alb vorgedrungen. Durch die Abwanderung in wärmere Gebiete konnte das Hochglazial überlebt werden. Dennoch starben die Höhlenbären vor ca. 15.000 Jahren gegen Ende des Ober-Pleistozäns aus. Im Museum sind ebenfalls einige Artefakte ausgestellt, zu denen angespitzte Knochen aus dem Mittelpleistozän gehören, die als Waffen und Werkzeuge von Menschen geschaffen und benutzt wurden. Viele der in den Ausstellungen gezeigten Fossilien stammen aus dem Toten Gebirge: Das Tote Gebirge (s. Abb. 4) ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in den Ostalpen. Es ist ein Plateaugebirge (Karstplateau) im Bereich der nördlichen Steiermark und des südlichen Oberösterreich zwischen Trauntal im Westen und Stodertal im Osten.

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Kalke und Dolomite bilden den Großteil der Hauptmasse des Gebirges. Diese wurden in den Meeren des Mesozoikums , insbesondere der Trias und Jura vor ungefähr 210 bis 135 Millionen Jahren gebildet.

Abb. 4: Übersichtskarte Totes Gebirge (Quelle: www.freytagberndt.at/images (3.10.2007)

Der Name Karstplateau leitet sich vermutlich von der stark verkarsteten und großteils vegetationslosen Hochfläche ab. Dennoch ist dieses Gebiet für seine Kalkflora bekannt. Das Tote Gebirge ist im Westen niedriger, hier gibt es in Hochtälern zwischen 1400 und 1600 m Seehöhe durch Kiefern, Lärchen, Zirben geprägten Bergwald. Teilweise sind noch große Almwiesen vorhanden. Nach Osten zu werden die Berge höher und vegetationslos. Die Wassermassen von Regen und Schnee versickern rasch im Karstsystem, so dass das Gebirge, besonders der Ostteil, als wasserarm gilt. Mit der Verkarstung entstanden viele Dolinen, Schächte, Karren und Höhlen , wie die Bärenhöhle beim Salzofen oder die kleine Eishöhle am Schönberg. Das Schwarzmooskogel-Höhlensystem bei Altaussee ist ca. 56km lang und teilweise vereist. Insgesamt gibt es im Toten Gebirge mehr als 600 bekannte Höhlen und Schächte. Die Forscher Gerhard Wimmer, Clemens Tenreiter und Gabriel Wimmer des Landesvereins für Höhlenkunde haben am 03. August 2007 im Toten Gebirge die längste Höhle innerhalb der EU entdeckt. Das System erstreckt sich über 120 Kilometer. 30 Jahre wurde nach der Verbindung zwischen der 86km langen Raucherkarhöhle und dem 34km langen Feuertal-Höhlensystem gesucht, das nun Schönberg-Höhlensystem genannt wird. Mit 2.515m ist der Große Priel auf oberösterreichischer bzw. mit 2.389m der Große Hochkasten auf steirischer Seite die höchste Erhebung des Toten Gebirges. Lokalität 3: Mačkovica, Slowenien Fahrt: Bad Aussee -> Tauern -> Klagenfurt -> Ljubljana -> Laze -> Höhlencamp Höhlenbefahrung: Abends ging es zu Fuß in die kreidezeitliche Karsthöhle Mačkovica (Kat.Nr. 52, Sh 478m, GL 620m, -45m) ganz in der Nähe der Unterkunft. Eine Führung war diesmal nicht nötig, da die Höhle unseren Betreuern bereits bekannt war und nicht als Schauhöhle ausgebaut ist. In der Höhle konnten erstmalig Erkenntnisse und Erfahrungen über die Tätigkeit von Höhlenforschern gesammelt werden. Die Höhle bot sich zum Üben des Klettern, Kriechen, der

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Kommunikation und des Haltens des Lichtkontakts an: Hindernisse mussten überquert, durch enge Schlitze gekrochen bzw. gerutscht werden (s. Abb. 5). Die Erkenntnis in einer Höhle aufeinander angewiesen zu sein, konnte hierbei jeder erlangen.

Abb. 5: Mačkovica (Foto: Wolf A.)

Ein blaues Licht, welches beim Eintreten in eine Große Halle am Eingang abgelegt wurde, musste in der Dunkelheit nach einem Rundgang durch die Halle gesucht und gefunden werden. Es stellte sich heraus, das man den Eingang in die Halle auf dem Rückweg viel weiter oben vermutete, als er wirklich war → wichtig: Rückweg markieren, da man leicht die Orientierung verlieren kann und Durchgänge oft von der anderen Seite nicht wieder zu erkennen sind ! Das Thema Geologie wurde durch das Erkennen, Benennen und die Erklärung der Entstehung von verschiedenen Karstformen behandelt: Die im Durchmesser sehr breiten Stalagmiten entstehen durch eine besonders große Fallhöhe der Tropfen. Beim Aufschlag werden sie regelrecht aufgesprengt und das kalkreiche Wasser auf eine Fläche verteilt, die später die Oberfläche der Stalagmiten bildet. Durch deren großen, wechselnden Durchmesser bilden sie Stapel, die Tellerstapeln oder übereinander geschichteten Pfannkuchen ähnlich sehen. Daher kommt auch ihre Bezeichnung Teller- oder Pancake-Stalagmiten. Die Sinterbecken (s. Abb. 6) sind zeitweise oder ständig mit Wasser erfüllte Becken mit Rändern aus Kalzitbarrieren. Das über die Randschwelle des Beckens ausfließende Wasser scheidet Kalzit ab und erhöht dadurch stetig den Randwall. Sinterbecken sind meist treppenförmig in größerer Zahl übereinander liegend angeordnet.

Abb. 6: Mačkovica (Foto: Wolf A.)

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Fazit dieser Höhlenbefahrung: In Sinterbecken wird nicht „reingelatscht“ und Höhlen-Pancakes kann man nicht essen. Quellenangaben: http://www.tiefenhoehle.de/Hoehlen-museum/05cSinter.html

http:// www.hoehle.at (3.10.2007)

http://www.arge-grabenstetten.de/forschung/alpin/totesgebirge/ (3.10.2007)

http://www.tiefenhoehle.de/Hoehlenmuseum/05cSinter.html (3.10.2007)

Mitschriften im Feldbuch Wolf A. und Schmidt K.

Wikipedia, die freie Enzyklopädie (3.10.2007)

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Tag 3 - 12. September 2007 Bericht von Nadja Achtstätter und Steffi Kellmann Lokalität 1: Križna Jama, Slowenien Die Wasserhöhle Križna Jama (Kreuzberg-Höhle), welche eine Jahrestemperatur von ca. 8°C aufweist, liegt südlich von Ljubljana sowie östlich von Postojna und ist nach dem Kreuzberg benannt. In der 8,5 km langen Höhle (Abb. 7) liegen 22 Seen, welche unter anderem durch Sinterbarrieren, die auf Grund des hochgradig kalkübersättigten Wassers entstehen, getrennt sind. Das Höhlenwasser wird vom südlichen Rand des Bloke-Plateaus gespeist und fließt in die östlichen Bereiche des Sees von Cerknica. Die Höhle teilt sich nach etwa 2km des sintergeschmückten Teiles, beim Kalvarija-Berg, in zwei größere Gänge. Nördlich in den Blata-Teil (Lehmteil) und nordöstlich in den Pisani rov (Bunter Gang). Der Pisani rov bekommt seinen Zufluss aus dem Matjazev rov und ist mit seinen neun verschiedene Seen nur mit dem Boot befahrbar. Der größte Raum dieses Ganges, Kristalina Gora (Kristallberg), liegt am Ende dieses Ganges (Abb. 7).

Abb. 7: Höhlenplan Križna Jama (Quelle: Skript Höhlenexkursion 2007)

Eine Besonderheit dieser Höhle sind zahlreichen Funde von Höhlenbärenknochen (Abb. 8) sowie Bärenschliffe an Höhlenfelsen im vorderen Teil der Höhle. F. von Hochstetter hat bei Ausgrabungen über 2000 Knochen von etwa 100 verschiedenen Individuen gefunden. Aus diesen zahlreichen Knochenfunden konnten zwei komplette Bärenskelette zusammengesetzt werden. Datierungen ergaben ein Knochenalter von etwa 44180 – 46000, also eine Eingliederung ins Ober-Pleistozän. Der Fluss, der durch die Križna Jama fließt und in diesem Abschnitt auch Stržen heißt, ist Teil des Flusssystem „River of seven names“, da früher nicht bekannt war, dass es ein und derselbe Fluss ist, der in den dortigen Höhlen verschwindet und später in Poljen wieder auftaucht, um dann z.B. wieder in einem Ponor (Schluckloch) verschwindet (s. Abb. 9). Durch Tracerversuche konnten diese unterirdischen Flussverbindungen nachgewiesen werden. Nachdem der Fluss die Križna Jama verlässt, fließt sie in die Cerkniško Polje. Durch Ponoren, d.h. Entwässerungslöcher, fließt das Wasser unterirdisch ab. Bei zu starken Nieder-schlagsmengen, kann es zu Überflutungen der Polje kommen, da die Ponore nur gewisse

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Wassermenge abfließen lassen können.

Abb. 8: Krizna jama, Unterkiefer eines Abb. 9: Modell einer Polje (Quelle: www.lehmpfuhl.org) Höhlenbären (Foto: Häußler U.) An den Ponorwänden der Höhle sind Fließfassetten (Abb. 10) zu finden, welche Auskünfte über Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit des Wassers geben. Je größer die Fließfassetten, desto langsamer ist die Strömungsgeschwindigkeit.

Abb. 10: Fließfassetten (Foto: Schmidt K.)

Lokalität 2: Rakov Skocjan, Slowenien Der nun wieder unterirdisch verlaufende Fluss fließt durch die Zelskĕ Jame und tritt im Naturschutzgebiet Rakov Skocjan als Rak wieder an die Oberfläche. In diesem Naturschutzgebiet befinden sich zwei Naturbrücken (Abb. 11), welche durch Einstürze des Höhlensystems Zelskĕ Jame und Tkalca Jama entstanden sind. In der Tkalca Jama verschwindet der Rak wieder.

Abb. 11: Naturbrücke im Naturschutzgebiet Rakov Skocjan

(Foto: Wolf A.)

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Lokalität 3: Vranja Jama, Slowenien Die Suche nach der Vranja jama stellte sich als ein längerfristiges Unternehmen dar, doch konnte um 21 Uhr die Entdeckung der riesigen Doline (Abb. 12) in der Dunkelheit als Erfolg verbucht werden. Der Abstieg zum etwa 40m tiefer liegenden Höhleneingang dauerte allein 10 Minuten. Zunächst besuchten wir den am tiefsten Punkt der Höhle liegenden See, in dem wir ein gutes Dutzend Grottenolme in „freier“ Wildbahn beobachten konnten. Nach Überwindung eines 2m hohen Felsabsatzes konnten wir die großräumige Fortsetzung befahren. Im oberen Teil waren große Teile der Höhlenwand mit Graffitis beschmiert. Die weitere Fortsetzung des Ganges endete unbefahrbar in einer hohen, stark versinterten Kluft. Auf dem Rückweg führt linker Hand ein niedriger Durchgang in eine Halle von der ein Leiteraufstieg in die Mrzla Jama führt, die ebenfalls Verbindung zur Oberfläche hat.

Abb. 12: Vranja jama, Höhleneingang (Foto: Häußler U.)

Quellenangaben: Fricke, U. & A. Hartwig, 2002. Exkursionsführer Notranska Kras - Abh. ArGeKH, Neue Folge, H. 2, 84

S., 71 Abb., Nordhausen 2002.

http:/ www.lehmpfuhl.org

Skript Höhlenexkursion 2007

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Tag 4 – 13. September 2007 Bericht von Rebecca Kämmerling und Vanessa Landscheidt Lokalität 1: Karstinstitut Postojna, Slowenien Das Karstinstitut am Marktplatz von Postojna (Titov trg 2, 6230 Postojna, Abb. 13) existiert seit circa 60 Jahren. Es gehört zur Slowenischen Akademie der Wissenschaften. Es ist eines der bestausgestatteten Institute, das sich ausschließlich mit Karstforschung beschäftigt. Derzeitiger Institutsleiter ist Dr. Tadej Slabe. Jährlich findet hier das größte internationale karstologische Zusammentreffen (international carstological school) statt. Die Publikation des Instituts, die Acta Carsologica, hat Weltrang. Der hier angebotene Studiengang Karstologie beschäftigt sich mit Oberflächen- und Untergrunderscheinungen im Karst sowohl in Slowenien als auch in anderen Ländern. Er schließt mit dem Titel Master/Doctor of Science ab.

Abb. 13: Karstinstitut (Foto: Schmidt K.)

Der Begriff Karst leitet sich von der slowenischen Region Kras ab. Etwa 43% Sloweniens sind durch Karstlandschaften geprägt. Es gibt circa 9000 Höhlen; jährlich kommen etwa 100-150 neue dazu. Mehr als die Hälfte der slowenischen Bevölkerung ist auf die Wasserversorgung aus Karstwässern angewiesen. Es werden zwei Entwässerungssysteme unterschieden: zum einen nach NNE in das Schwarze Meer und zum anderen nach SW in die Adria. Das Institut untersucht Karstphänomene in Hinblick auf deren Hydrologie, Geologie, Morphologie, Ökologie, Mikrobiologie, Speläologie und Geschichte. Forschungsschwerpunkte sind u.a.: Entwicklung von Höhlen bei unterschiedlichen Bedingungen (Klima, Vegetation, Gesteinszusammensetzung, ect.), Erstellen von Richtlinien für die Landschaftsentwicklung und -besiedlung aufgrund von Forschungsergebnissen, Rolle der Mikroorganismen im Karstbildungsprozess, Untersuchung der Höhlensedimentalter mit Hilfe von Paläomagnetik, Tracerversuche zum Wasserflussverlauf, um eine Verbindung zwischen Quelle und Ponor herzustellen und zu charakterisieren. Die Ergebnisse bei den Tracerversuchen sind v.a. vom Ort und vom Zeitpunkt (z. B. Jahreszeit) der Injektion abhängig. Als Beispiel seien hier Versuche zum Wasserflussverlauf im Gebiet um Postojna erwähnt. Dabei wurden unterschiedliche Verlaufsrichtungen und –Abstandsgeschwindigkeiten gemessen. Der Wasserfluss kann Geschwindigkeit bis zu 625m/d betragen. Aufgrund dieser relativ schnellen Verbreitung kann bei einer Kontamination der Quelle die Wasserqualität der umgebenden Wasserentnahmestellen bereits nach kurzer Zeit beeinflusst werden/gefährdet sein. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung von Sinterschäden. Hierbei werden verschiedene Theorien vertreten. Einerseits wird die Zerstörung der Sinter durch Sedimenttransport und –verlagerung diskutiert, auf der anderen Seite werden Eisbildung, -

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transport und –füllungen als Ursache betrachtet. Desweitern können Inkasion, tektonische (u.a. Erdbeben) sowie anthropogene Prozesse in Betracht gezogen werden. Lokalität 2: Skednena Jama, Slowenien Die Skednena Jama (Kat. Nr. 224) ist eine Durchgangshöhle mit einer Länge von 209m und einer Tiefe von 30m; sie liegt am Rande der Planinska Polje (Abb. 14) auf einer Seehöhe von 478m. Die Höhle besitzt drei Eingänge. Zwei dieser Eingänge sind durch Einsturz der Höhlendecke entstanden. Der dritte Eingang ist ein Schlot, dessen Einstieg einen Durchmesser von circa 2m hat. Der hintere Ausgang führt in eine bewaldete Doline mit einem Durchmesser von etwa 100m. Aufgrund guter Bewetterung finden sich in der Höhle nur wenig Sinter. Der Höhlenboden ist mit Sedimenten bedeckt. Innerhalb der Höhle leben u.a. Höhlenheuschrecken (Abb. 15). Diese ziehen sich während kalter Jahreszeiten in die Höhle zurück.

Abb. 14: Planinsko-Polje Abb. 15: Skednena Jama; Höhlenheuschrecke (Quelle: www.speleocamp.com) (Foto: Schmidt K.) Lokalität 3: Postojnska Jame, Slowenien Die Postojnska Jame (Höhlen von Postojna, Adelsberg Grotte) liegen in der Nähe der slowenischen Stadt Postojna. Das Höhlensystem (Abb. 16) umfasst 21km und besteht aus mehreren Höhlen (u.a. Pivka Jama, Črna Jama, Magdalenska Jama, Otoška Jama). Die Höhlen liegen am Rand des Pivka-Beckens. Der Beckenboden besteht aus wasserstauendem Flyschgestein; der Beckenrand aus kretazischen Kalken. Die Kalke wurden nach dem Eozän in NW-SE-Richtung gefaltet; das entstandene Becken wurde mit Flyschsedimenten verfüllt. Der Fluss Pivka verläuft über 26km oberirdisch innerhalb des Beckens, und versickert am Eingang der Postojnska Jame im Untergrund. Sie durchfließt Teile des Höhlensystems und tritt in der Planinska Polje wieder an die Oberfläche. Die Höhle ist durch Lösungsvorgänge an den Kalken während der Hebung des Gebietes entstanden. Auf diese Weise bildeten sich unterschiedliche Höhlenniveaus; der Fluss konnte auf verschiedenen Ebenen in die Kalke eindringen. Das heutige Erscheinungsbild der Höhle wurde durch Korrosions- und Erosionsvorgänge sowie Inkasionsprozesse geprägt. Die ursprünglichen Höhlensedimente (grauer Flyschlehm, Sande und Kiese) wurden fluviatil eingespült. Im Schauhöhlenteil sind diese allerdings nicht mehr anzutreffen; der Höhlenboden wurde hier für den Bau einer Eisenbahn anthropogen aufgefüllt. Die Pivka floss einst oberirdisch vom Pivka-Becken zur Planina Polje. Die Temperatur in der Höhle beträgt durchschnittlich 12°C. Die Farben der Sinter reichen von grau-weiß über braun-rot (Ausfällung von Eisenoxiden) bis grün (Kupferoxid, Lampenflora). Im vorderen Teil der Höhle wurden bei Ausgrabungen steinerne Werkzeuge von Frühmenschen gefunden. Spätere Besuche sind durch Inschriften im so genannten Namensgang (1) belegt. Im Kongresssaal (2) können Stalaktiten mit geneigten Spitzen, deren Wachstumsrichtung durch die Bewetterungsrichtung beeinflusst wurde, beobachtet werden. Gebrochene und wieder verwachsene Sinter können im weiteren Verlauf der Höhle betrachtet werden. Als Ursache für diese Schäden können die bereits oben erwähnten Theorien (siehe Lokation 1) in Betracht gezogen werden. Der Bunte Gang (3) zeigt anthropogen verursachte Sinterschäden. Die Sinter hier wurden abgesägt und dienten als

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Ersatz und Zusatz für den Schauhöhlenteil. Der größte Raum mit einer Höhe von 50m, einer Breite von 40m und einer Länge von 100m ist der Große Berg (4). Es handelt sich um ein eingestürztes Gewölbe, auf dessen Versturz sich neuer Sinter gebildet hat. Über den Künstlichen Stollen (5) kann die Črna Jama (6) erreicht werden. Die Temperatur hier beträgt etwa 6°C. Der Temperaturunterschied zu den übrigen Höhlenteilen führt zu Luftzirkulationen. Der Name Črna Jama bedeutet Schwarze Höhle. Die schwarze Farbe ist auf Mangan zurückzuführen. Hier und auch in anderen Teilen der Höhle lassen sich gold- und silberfarbene Bakterienkolonien finden. Zwischen der Črna Jama und der Pivka Jama verläuft ein Gang in dem Kieselschiefer, so genannter Chert, aufgeschlossen ist. Chert ist von Kieselalgen (Diatomeen) ausgeschiedenes SiO2. Dieser Prozess lässt auf ein lokal verändertes chemisch saures Milieu - u.a. durch eine erhöhte SiO2-Zufuhr von der festländischen Verwitterung verursacht - während der Ablagerung schließen. In untersättigten Lösungen liegt Chert bei pH-Werten über 9 vorwiegend gelöst vor. Der Chert ist herauspräpariert, da er verwitterungsbeständiger als der umgebende Kalkstein ist. In der Pivka Jama (7) tritt die Pivka wieder in Erscheinung.

Abb. 16: Höhlenplan Postojnska Jame

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In einem künstlich angelegten Becken innerhalb der Höhle befinden sich 4-5 Grottenolme (Proteus anguinus, Abb. 17). Sie werden in der Planinska Jama eingefangen und nach drei Wochen dorthin zurückgebracht. Der Grottenolm ist eine circa 20cm lange Amphibie, die bis zu einhundert Jahren alt werden kann. Er ist das größte Höhlentier und die einzige in Höhlen lebende Amphibie in Europa. Seine Haut ist pigmentlos, kann sich aber unter Lichteinfall rosa verfärben. Er ernährt sich von organischem Material und Höhleninsekten. Grottenolme besitzen keine Sehorgane; der Tast- und Geschmackssinn sind dagegen stark ausgeprägt. Seine Herkunft ist bisher unbekannt.

Abb. 17: Postojnska Jame, Proteus anguinus (Foto: Häußler U.)

Quellenangaben: Berčon, M. (Hrsg.), (2007): Die Höhle von Postojna – Touristenführer.- Turizem AG, Postojna

Bishop, I., (1997): Cave Guide To Slovenia.- Riverside Reproduction Ltd, Primrose Hill

Füchtbauer. H. (Hrsg.), (1988): Sedimente und Sedimentgesteine.- Schweizerbartsche

Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

Gerdina, T. (Hrsg.), (1993): Proteus – The mysterious ruler of Karst darkness.- Vitrum, Ljubljana

http://de.wikipedia.org/

http://kras.zrc-sazu.si/index.php?q=en

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Tag 5 - 14. September 2007 Bericht von Simon Jäckel und Ursula Häußler Lokalität 1: Abisso di Trebiciano, Italien Einleitung: Bei der Höhle von Trebiciano (Abisso di Trebiciano, Kat. Nr. 17 VG) handelt es sich um einen der tiefsten Hohlräume im Triestiner Karst. Die Höhle wurde 1841 von A.F. Lindner entdeckt, als er bei seinem Versuch, einen Aquädukt für Triest zu bauen, den unterirdischen Lauf der Reka verfolgte. Es dauerte ein Jahr, bis er an das Ende der 329 m tiefen Höhle gelangte. Am Ende der 270 Meter messenden, vadosen Schachtzone, schließt eine große Halle an, die nach dem Entdecker A.F. Lindner-Halle benannt wurde. Der Raum hat eine Größe von 130x80 Meter und eine flache Hallendecke, die 30 bis 60 Meter über dem Hallengrund liegt. Geschichtlicher Hintergrund: Seit mindestens 30.000 Jahren werden Höhlen von Menschen besucht. Bei diesen frühen Ausflügen in die Unterwelt wurden beträchtliche Distanzen zurückgelegt. So beeindruckend diese frühen Höhlenerkundungen auch sein mögen, ernsthafte Befahrungshindernisse hatten die Besucher nicht zu überwinden. Ihr einziges Problem war die Beleuchtung, und dafür fanden sie mit Fackeln oder Öllampen eine gute Lösung. Bis ins 19. Jahrhundert änderte sich im Grunde wenig, von Verbesserungen bei der Beleuchtung abgesehen: die Befahrungen endeten, sobald größere Hindernisse wie Schächte oder Wasserläufe den Weg versperrten. Die Forschungsberichte aus vertikalen Gängen oder Wasserhöhlen aus der Zeit vor 1880 sind fast an einer Hand abzuzählen: darunter auch Lindners Abstieg in den Schacht von Trebiciano 1841. Im 18ten Jahrhundert wuchs Triest zu einer wichtigen Hafenstadt des Österreichischen Kaiserreichs heran. Die Stadt benötigte immer mehr Wasser, so dass in niederschlagsarmen Jahren die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet war. Verschiedene Projekte wurden entwickelt um die Wasserversorgung von Triest sicherzustellen. So wurde bereits in jenen Jahren ein Vorschlag erarbeitet, den Fluss Reka durch einen unteridischen Wasserstollen nach Triest zu führen. Doch überstiegen die Kosten eines solchen Projekts die finanziellen Möglichkeiten der Kleinstadt, stattdessen wurden immer wieder kleinere Quellen der Umgebung gefasst und mittels Aquädukten das Wasser in die Stadt geführt. Eine Kommission beauftragte im Jahre 1837 Anton Friedrich Lindner, systematisch die Hochebene des Karstes nach Höhlen abzusuchen. Lindner sollte den unterirdischen Lauf der Reka finden, die in Duino als Timavo wieder an die Erdoberfläche kommt, und ihn durch einen Wasserstollen nach Triest zu führen. Von Bauern und Hirten lässt er sich Dolinen und Löcher zeigen, die nach starken Regenfällen zu blasen begannen, oder gar ein Wasserrauschen zu hören war. Als im November 1840 die Reka ein außerordentliches Hochwasser führte, wurde in der bis dahin noch nicht genauer untersuchten Doline des Abisso die Trebiciano ein starker Luftzug beobachtet, der die umliegenden Bäume entlaubte. Für Lindner waren dies Anzeichen genug um all seine Ressourcen in die Erkundung dieser Höhle zu stecken. Die Befahrung erwies sich jedoch als sehr schwierig. Einige Stellen waren so eng, dass sie mit bergmännischen Mitteln künstlich erweitert werden mussten. Lindner erarbeitete nach Entdeckung des Flusses nun ein Projekt für die Nutzung des Wassers für die Speisung der Wasserversorgung von Triest. Das Projekt stieß allerdings bei der Stadtbehörde wegen der hohen Kosten und zu langer Bauzeit auf Ablehnung. Die Stadt zögerte wegen Uneinigkeit weiterer Wissenschaftler nach neuerlichen Vermessungen den Bau soweit hinaus, bis die Stadt nach dem ersten Weltkrieg an das regionale Trinkwassernetz angeschlossen wurde. Standort: Der Eingang der Abisso di Trebiciano (Abb. 18) befindet sich in einer Doline NNE von Trebiciano auf der Hochebene des Triestiner Karstes (13°22’53’’ / N45°41’06). Die Höhle ist leicht zugänglich. Ab Trebiciano führt ein gut ausgebauter, roter Fahrradweg bis zum Gebäude

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des ansässigen Höhlenvereins. Da der Weg mit einem Fahrverbot versehen ist, müssen die 1,5 Kilometer Strecke vom Dorfausgang bis zum Höhleineingang zu Fuß zurückgelegt werden.

Abb. 18: Abisso di Trebiciano, Eingang (Foto: HäußlerU.)

Befahrung: Der nicht ganz ungefährliche, sowie körperlich anspruchsvolle Besuch bietet zwar keine malerischen Anblicke, doch die Herausforderung den Wegen Lindners Abstieg zu folgen und dabei nicht zu vergessen, dass es bei seiner Befahrung noch keine fest installierten Leitern aus Metall, und Plattformen zur Rast hatte (Abb. 19). Wie bereits soeben erwähnt, wurden die Schächte der Abisso die Trebiciano mit Metallleitern ausgebaut, was eine Befahrung ohne technische Hilfsmittel erlaubt. Trotzdem ist es empfehlenswert einen Klettergurt zu tragen, und den Abstieg und Aufstieg mit einer Führungsleine zu sichern. In der regionalen Literatur wird die Abisso die Trebiciano als schwer eingestuft. Somit dauert die Befahrung je nach konditionellem Zustand zwischen 40 Minuten und 2 Stunden. In jedem Fall sollte zu beachten sein, dass Sicherheit und Erhalt der Körperkraft im Vordergrund stehen, da eine Verletzung oder körperliche Erschöpfung die Höhlenbefahrung zu einer anstrengenden Reise machen könnten, nicht zu denken an die Schwierigkeit einer Höhlenrettungsaktion.

Abb. 19: Abisso di Trebiciano (Foto: Wolf A.)

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Morphologische Gliederung (s. Abb. 20): Die Eingangsdoline: Der Eingang der Abisso die Trebiciano öffnet sich in einer Doline. Sie liegt in einem lichten Waldstück und kann wegen ihrer Größe nicht übersehen werden. Zurzeit ist der Eingangsschacht durch ein Eisengitter verschlossen. Die Schachtzone: Die Schachtzone führt von der Oberfläche her über eine Serie von kleinen Schächten in die Tiefe. Die Schächte sind meist vertikal oder leicht geneigt und haben eine Querschnittsgröße von 1 bis 2 Meter. Die horizontalen Gangabschnitte sind meist antropogen erweitert worden. Die A.F. Lindner-Halle: 273 Meter unterhalb des Höhleneinstiegs mündet ein letzter Schacht in die A.F. Lindner-Halle. Diese ist der zweitgrößte Hohlraum im Triestiner Karst, nach der Halle der Grotta Gigante. Der Boden der Halle ist mit Sedimenten bedeckt, die von der Tonfraktion bis zu übermannsgroßen Blockgröße reicht. Der Höhlenfluss: In der NE Ecke der Halle wird der Höhlenfluss, die Reka, erreicht, der dort in die Halle fließt und im SE Bereich der A.F. Lindner-Halle durch einen Siphon wieder verlässt und in Richtung Adria weiter fließt und dort entwässert. Der Höhlenfluss liegt bei Normalwasserstand rund 12 Meter über Meereshöhe. Der Abfluss aus der Halle kann von Tauchern weiter verfolgt werden, da er durch einen Versturz hindurch fließt. Im A. Beram-Gang finden heute die derzeitigen Forschungen statt.

Abb. 20: Abisso di Trebiciano, morphologische Einteilung (Filipponi, M. 2003)

Lokalität 2: Grotta Gigante, Italien Die Grotta Gigante (Kat. Nr. 2 VG), auch als Riesenhöhle von Triest bekannt, befindet sich in der Nähe der Ortschaft Borgo Grotta Gigante ca. 15km nördlich von Triest. Sie ist im Guinness-Buch der Rekorde 1995 als größte Schauhöhle der Welt eingetragen. Die riesengroße Halle misst 107m Höhe, 280m Länge und 65m Breite. 1840 stieß Anton Friedrich Lindner bei der Suche nach dem unterirdischen Lauf des Timavo auf die Höhle. 1890 und 1904 wurden weitere Eingänge zur Grotte ausfindig gemacht, über die man leichter in die Tiefe steigen kann. Am 5. Juli 1908 wurde der Führungsbetrieb aufgenommen, damals mit Kerzen und bengalischer Beleuchtung. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm der Alpenverein die Grotte.

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Der Tourismus setzte jedoch erst nach 1957 ein, nachdem eine elektrische Beleuchtung installiert wurde. In der Grotta Gigante gibt es eine besondere Sintervariation, den „Palmsinter“. Er entsteht durch die große Höhe aus der die Tropfen fallen. Die Tropfen zerspritzen beim Auftreffen und die entstehenden Sinter haben Ähnlichkeit mit einer Palme. Sie wachsen hier ca. 1 mm in 15-20 Jahren. Die größte Säule in der Grotta Gigante hat an der Basis einen Durchmesser von 4m und eine Höhe von 12m (s. Abb. 21). Die ganz besondere Lage und die ganzjährig gleich bleibende Temperatur (ca. 10°C) sowie Feuchtigkeit (96%) haben den Einsatz von den zwei weltweit längsten geodätischen Pendeln (etwa 100 m Höhe, Abb. 22) ermöglicht. Abgeschirmt von atmosphärischen Einflüssen, messen sie seismische Bewegungen. Ganz oben neben den Pendeln, in ca. 100 m Höhe, befindet sich eine Aussichtsplattform.

Abb. 21: Grotta Gigante Abb. 22: Grotta Gigante, (Quelle: www-dft.ts.infn.it/TS/grotte.gif) geodätischen Pendeln

(Quelle: www.mymuggia.info) Lokalität 3: Reka - Timavo Die Reka (slowenisch für Fluss) ist ein Karstfluss in Slowenien. Ca. 45% der slowenischen Landoberfläche sind verkarstet, daher befinden sich nur etwa 4km des Flusslaufs oberirdisch. Der anschließende 35km lange unterirdische Abschnitt mündet in den Quellen des Timavo in Italien. Der Timavo (Abb. 23) ist ein Fluss in Friaul-Julisch Venetien , Italien . Er entspringt unterhalb des Ortes San Giovanni al Timavo zwischen den Orten Monfalcone und Duino aus 3 Quellen und mündet nach 2 km in einen künstlichen Kanal. Mit diesen 2 km gilt der Timavo als kürzester Fluss der Welt. Der Timavo fließt von Škocjan in Slowenien als Reka (Abb. 24) 35 Kilometer unterirdisch durch das Karstgebiet und ergießt sich als „Foce del Timavo“ in den „Golfo di Panzano“. Der unterirdische Verlauf ist weitgehend unbekannt. In Italien fließt die Reka, oder der Timavo, dann in die Adria.

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Abb. 23: Timavoquelle Italien Abb. 24: Flusslauf der Reka in Slowenien und Italien (Foto: HäußlerU.) (Quelle: Prospekt Rückseite) Fazit

Da sich Triest in einem Karstgebiet befindet, spielte der Timavo eine wichtige Rolle in der Trinkwasserversorgung. Auf der Suche nach Trinkwasser wurde die Grotta Gigante 1840, sowie die Höhle von Trebiciano 1841 entdeckt. Heute findet keine Trinkwasserentnahme mehr statt. Das Trinkwasser wird aus tieferen Bereichen entnommen, da sich im Karst ständig Änderungen im Einzugsgebiet ergeben. Außerdem ist Karstwasser sehr anfällig für Umwelteinflüsse und Verunreinigungen. Aufgrund der hohen Abstandsgeschwindigkeit hat das Wasser eine geringe Filterwirkung, und dadurch einen geringen biologischen Abbau. Es könnte keine konstante Trinkwasserqualität erzielt werden.

Quellenangaben:

Filipponi, M. 2003. Die Stabilität von Karsthohlräumen am Beispiel der A.F. Lindner-Halle im Abisso

di Trebiciano (Italien).- Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Diplomarbeit,

www-dft.ts.infn.it/TS/grotte.gif

www.meineadria.com/grotta-gigante.de

www.mymuggia.info

www.sastrieste.it

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Tag 6 - 15. September 2007 Bericht von Johannes Helm Lokalität 1: Planinska Jama, Slowenien Der Eingang zur Planinska Jama (Kat. Nr. 748) liegt ca. 5 km nordöstlich von Postojna, nahe des Dorfes Planina, und wird von 85 m mächtigem Gestein überragt. Das Höhlensystem umfasst 6 656 m Länge wobei die größte Tiefe bei 65 m erreicht wird. Es ist die größte Wasserhöhle Sloweniens. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 8 bis 10 °C. In der Planinska Jama vereinigen sich die Wasser des Flusses Rak, der in der 3 km entfernten Tkalca Jama verschwindet, und der Pivka, die in den Postojna-Höhlen verschwindet. Der Fluss heißt ab hier Unica. Als wir die Höhle befuhren, herrschte Niedrigwasser; der Höchststand wird meist im November erreicht. Nicht weit vom Eingang (s. Abb. 25) entfernt liegt der mit 75 m höchste Raum der Höhle. Nach einem 2 km langen Fußmarsch stiegen wir in Schlauchboote um und fuhren die Pivka flussaufwärts, wobei wir zahlreiche Grottenolme (Proteus anguinus) im Wasser sahen. Den nächsten Teil der Höhle, sog. Paradiso, wurde wieder zu Fuß befahren. In den Räumen trafen wir auf sehr große, mehrere Tonnen schwere, abgestürzte Sinterbrocken/-platten und große zum Teil leicht verkippte Tropfsteinsäulen.

Abb. 25: Eingang der Planinska Jama (Foto: Häußler, U.)

Eine Besonderheit, die an einer kleinen Stelle zu sehen war, waren Excentriques, Sinter, der nicht, wie gewöhnliche Tropfsteine, vertikal gebildet wird, sondern in alle Richtungen wächst. Die Bildung dieser Form von Tropfsteinen ist bis heute noch nicht vollständig erklärt. Lokalität 2: Skocjanske Jame, Slowenien Das System der Skocjanske Jame (Kat. Nr. 735) setzt sich aus mehr als elf Höhlen zusammen. Es befindet sich nahe der angrenzenden Ortschaften Matavun, Skocjan und Betanja. Der künstliche Eingang des Besucherbereichs liegt unterhalb des Parkpatzes des Skocjanske Parks und ist zu Fuß zu erreichen. Die Länge der Höhle wird mit 6200 m, die Tiefe mit 223 m angegeben. Die durchschnittliche Temperatur beträgt 12 °C. Geschaffen wurde diese Höhle in kretarzischen bis zum Teil jurassischen Kalken durch den Fluss Reka, der hier nahe dem Dorf Skocjan im Untergrund verschwindet und erst in Italien wieder hervortritt, wo er als Timavo in die Adria mündet. Zwei Dolinen, die Velika Dolina und die Mala Dolina unterteilen die Höhle.

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Deutlich wird hier der tektonische Einfluss auf die örtliche Höhlenbildung, wobei die Entstehung der Alpen eine Rolle spielte. Dolinen und Erdfälle verlaufen oft wie Perlenketten entlang von Störungen; die Hauptstörung ist hier die Idria-Störung. Die Klüfte an denen die Einstürze stattfanden sind meistens tektonischen Ursprungs. Der Aufenthalt von Menschen in der Höhle bereits im Mesolithikum ist durch archäologische Untersuchungen bestätigt. Seit ca. 1800 ist die Höhle für Besucher zugänglich. Im 19. Jahrhundert führten umfangreiche Untersuchungen zur Trinkwasserversorgung Triests zur genaueren Erforschung vieler Höhlen im Kras-Gebiet, so auch der Skocjanske Jame. Heute ist neben der Besucherhöhle auch ein Lehrpfad rund um die beiden Dolinen Velika Dolina und Mala Dolina ausgebaut, entlang dem man in Ausstellungen und an Aussichtspunkten zusätzliche Informationen und Eindrücke gewinnen kann. Die Befahrung der Höhle (s. Abb. 26) begann am Eingang mit der Durchquerung eines angelegten Stollens in die Tiha jama, worauf hin uns eine Führerin entlang des Besucherweges durch mehrere Hallen, Durchgänge und einem großen Canyon mit zahlreichen Sinterbildungen, sowie über eine 45 m hohe Brücke führte. Besonders zu erwähnen sind hier die Orgelhalle, die Große Halle und eine Ansammlung kleiner Sinterterrassen. Die mit 146 m Höhe größte Halle der Höhle, die Martel-Kammer, liegt außerhalb des Besucherbereichs und wurde von uns nicht besucht. Anschließend an die Höhlenbesichtigung fand ein Spaziergang entlang des Wanderwegs des Skocjanske-Parks statt, von dessen Aussichtspunkten wir die Dolinen und andere Karsterscheinungen von oben betrachten konnten. Am Abend gab es die Möglichkeit, sich vor der Heimkehr ins Speleocamp zu Übungszwecken in die von uns bereits befahrene Vranja Jama durch einen Schlot abseilen zu lassen, oder der Burg Predjama einen Besuch abzustatten.

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Abb. 26: Skocjanske Jame (Quelle: http://www.park-skocjanske-jame.si/) Quellenangabe: Exkursionsführer

Fricke, U. & A. Hartwig, 2002. Exkursionsführer Notranska Kras - Abh. ArGeKH, Neue Folge, H. 2, 84

S., 71 Abb., Nordhausen 2002.

http://www.park-skocjanske-jame.si/

http://www.showcaves.com/english/si/showcaves/

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Tag 7 – 16. September 2007 Bericht von Bastian Welsch und Mathias Nehler Lokalität 1: Lamprechtsofen, Österreich Der Besuchereingang der aktiven Wasserhöhle (Katasternr: 1324/1) befindet sich an der B311 ca. 1km nordwestlich von Weissbach bei Lofer auf einer Seehöhe von 660 m im Gebirgsstock der Leoganger Steinberge. Mit einer Gesamtlänge von ca. 51 km und einer Gesamttiefe von 1632 m gilt der Lamprechtsofen im Moment als längste Höhle des Landes Salzburg und als zweittiefste Höhle der Erde (s. Abb. 27). Geschichtlicher Hintergrund: Benannt wurde die Höhle nach dem Ritter Lamprecht, der, einer Sage nach, im Mittelalter einen wertvollen Schatz eroberte, welcher dann später in der Höhle versteckt worden sein soll. Diese Sage war Anlass dafür, dass im 17. Jahrhundert viele Schatzsucher in den Lamprechtsofen aufbrachen. Skelettfunde belegen, dass einige davon dort auch ihr Leben ließen. Um weitere Beschädigungen der Höhle durch die Schatzsucher zu vermeiden, wurde die Höhle im Jahr 1701 vorübergehend geschlossen. Ende des 18. Jahrhunderts begannen die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen der Höhle. Seit 1905 ist ein etwa 700 m langer Teil der Höhle als Schauhöhle für Touristen zugängig. 1998 gelang es polnischen Höhlenforschern eine Verbindung zwischen dem Lamprechtsofen und der, vom Nebelshornkar in die Tiefe führenden Schachthöhle PL-2 herzustellen und sie so auf eine Gesamttiefe von 1632 m zu erweitern (s. Abb. 27). Damit galt der Lamprechtsofen, bis er im Juni 2001 von der Voronya-Höhle im Kaukasus abgelöst wurde, als tiefste Höhle der Erde. In den Jahren 1991 wurden 4 Forscher und im Jahr 1998 14 Touristen in der Höhle eingeschlossen. Beide Male war das Wasser in der Höhle nach Starkregen extrem angestiegen und machte somit den Ausgang unpassierbar, schlimmeres ist jedoch nicht passiert. Geologie: Der Lamprechtsofen befindet sich in den Nördlichen Kalkalpen, am Nordostrand der Leoganger Steinberge und erstreckt sich vorwiegend in Nordsüd-Richtung unter dem Nebelsberg. Die Basis der Leoganger Steinberge bilden Schiefer und Sandsteine der Werfener Schichten, welche vom Dachsteindolomit und schließlich vom Dachsteinkalk überlagert werden. Sie sind stark tektonisch gestört und gefaltet. Die Höhle orientiert sich an dieser Tektonik, maßgeblichen Anteil an der Höhlenentstehung hat jedoch die Grenze zwischen dem Dachsteinkalk und dem Dachsteindolomit. Der Lamprechtsofen ist eine aktive Höhle, Wasser fließt entlang der Schichtfuge durch wesentliche Teile der Höhle. Sie ist zudem in mehreren Etagen angelegt, die jedoch nicht mit den Terrassen im Tal korrelierbar sind und somit nicht zwangsläufig von der zyklischen Hebung der Alpen herrühren. Befahrung der Höhle: Bei unserer Besichtigung des Lamprechtofens wurden zwei Abschnitte befahren. Der vom Stainerbach durchflossene, gut ausgebaute, etwa 700 m lange Schauhöhlenteil und die als Forscherteil (Abb. 28) bezeichnete Hauptfortsetzung der Höhle, die vom Steinbach durchflossen wird. Wegen Hochwassers konnte der Forscherteil jedoch nur bis zum so genannten Druckstollen, kurz vor dem Bocksee vorgedrungen werden. Der ausgebaute Forscherteil ist jedoch wegen einiger Kletterabschnitte wesentlich anspruchsvoller als der Schauhöhlenteil. Die Temperatur während der Befahrung betrug 4,5°C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 92%. Die Wassertemperatur konnte nicht ermittelt werden, liegt aber für gewöhnlich zwischen 6°C und 8°C. Wegen mangelndem Pflanzenbewuchs an der Oberfläche und somit wenig gelöstem CO2 im Sickerwasser, findet in der Höhle praktisch keine rezente Sinterbildung statt. Zudem ist die Höhle stark von Versturz geprägt. An einigen Stellen sind jedoch auch in ganzzeitig trockenen Teilen der Höhle noch Fließfacetten erkennbar, die eindeutig Indizien für ehemals fließendes

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Wasser sind. Bei Starkregen und Schneeschmelze reagieren die Wasserläufe in der Höhle sehr schnell mit Hochwasser auf die verstärkte Wasserzufuhr. In der Hauptfortsetzung befinden sich deshalb an einigen Stellen auch Spuren von erst kürzlich fließendem Wasser. Dabei handelt es sich um gerundete Gerölle, die ausschließlich aus Kalk und Dolomit bestehen, sowie um Sand, der zudem noch Rippelmarken aufweist.

Abb. 27: Profilschnitt des Lamprechtsofens (Quelle: www.sktj.pl/epimenides/rys/lampo.gif)

Abb. 28: Lamprechtsofen (Aufsicht) (Foto: K. Schmidt)

Quellenangabe: http://www.lochstein.de/hoehlen/A/sb/lampo/lampo.htm

http://www.showcaves.com/english/at/showcaves/Lamprechtsofen.html

http://www.sktj.pl/epimenides/jaskinie/page15.html

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Speleocamp Laze, Slowenien Photo: Ursula Häußler September 2007

Dank

Clemens Siebert (Höhlenrettung Baden-Württemberg)

Stephan Höll (Dachstein Höhlenwelten)

Verein für Höhlenkunde Hallstatt – Obertraun

Erika Selzer und Sieglinde Köberl (Kammerhofmuseum, Bad Aussee)

Franc Facija (Speleocamp Laze)

Alojz Troha (Križna Jama)

Tadej Slabe (Karstinstitut Postojna)

Trevor Shaw (Karstinstitut Postojna)

Sergio Dambrosi (Abisso di Trebiciano)

Stan Glazer (Höhlenrettung Slowenien, Postojnska Jame)

Antonella Tremul & Ruggero Calligaris (Grotta Gigante)

Johann Berger † (DAV Sektion Passau)

Rosa Ebser (Lamprechtsofen)