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Eine Reihe über didaktische Innovationen an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur

Hochschullehre neu denken Heft 4

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Page 1: Hochschullehre neu denken Heft 4

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VORNEWEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

AM PULS

Hinter dem Horizont geht’s weiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

EINbLICkE MIT EINSICHTEN

Teaching in English . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Studying in English . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Unser Solarhaus im globalen Wettbewerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Swiss Watching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

IM GESPRÄCH

Internationalisierung auf Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

«Ein wichtiger Türöffner» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

STANDPUNkT!

Industrie: We are local – worldwide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Hochschulleitung Hochschule Luzern:

Internationalisierung zwischen Pflicht und Kür . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Hochschuldidaktik: Lernen und Lehren weltweit im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

DAS SAGT DIE THEORIE

Die Hochschule im interkulturellen Austausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

POST-IT

Abschluss hoch zwei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

DA MACHTE ES kLICk

Lernen, feiern, reisen… . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

WISSEN kOMPAkT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

MEHR übER UNS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Inhalt nr. 4

foKuS INtERNatIoNaLISIERuNg

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Ein Grossteil der Schweizer Firmen ist für den globalisierten Markt tätig und expor-tiert mehr als 50% ihrer Produkte und Leistungen ins Ausland. Die Vorbereitung der Studierenden auf diese Situation ist eine der Hauptaufgaben unserer Hochschule. Die Strategie dazu heisst «Internationalization@home» – oder: wie können wir un-seren Campus in der Zentralschweiz internationaler gestalten. In diesem Heft erfah-ren Sie, wie wir dies konkret tun. Zum Beispiel indem wir Summer und Winter Schools veranstalten, zu denen wir Studierende von Hochschul-Kooperationspartnern aus dem Ausland einladen, die dann gemeinsam mit unseren Studierenden arbeiten. Oder indem wir englischsprachige Lehrangebote durchführen, die sowohl den einhei-mischen Studierenden die Möglichkeit bieten, sprachliche und interkulturelle Kompe-tenzen aufzubauen, als auch fremdsprachige Austauschstudierende zu uns nach Horw locken.

Im Kontext des Ingenieurmangels und der Förderung der MINT-Ausbildungen (Ma-thematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) rückt eine zweite Strategie in den Fokus: «Brain Gain» . Wir möchten begabte und interessierte ausländische Studie-rende und Mitarbeitende für unsere Hochschule gewinnen. Dafür haben wir in der Ausbildung die neue englische Studienrichtung «Business Engineering Sustainable Energy Systems» entwickelt, die ausländische Studierende im sehr aktuellen Fokus der nachhaltigen Energiesysteme für den Schweizer Markt ausbildet. Diese Massnahme führt unter anderem auch dazu, dass wir zunehmend mehr internationale Studie-rende auf dem Campus haben, was die Strategie «Internationalization@home» eben-falls unterstützt. Ausländische Mitarbeitende bewerben sich immer häufiger bei un-serer Hochschule, einerseits für Tätigkeiten in der neuen englischen Studienrichtung und in anderen Lehrmodulen, andererseits für Tätigkeiten in der Forschung.

Forschung ist per Definition international und hält sich nicht an Landesgrenzen. Die internationale Zusammenarbeit in der Forschung wird angetrieben durch attraktive Fördermöglichkeiten in der EU und spezifische Ausschreibungen, die die Zusammen-arbeit mit einzelnen Ländern fördert und fordert. Unsere Hochschule hat den Ein-stieg in die EU-Forschung vor mehreren Jahren geschafft und arbeitet zurzeit an acht laufenden EU-Projekten. Neben der Projektzusammenarbeit ist der informelle Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Konferenzen und in der Scientific Community Alltag.

Internationalisierung ist keine Option, sondern ein Muss für eine Hochschule. So auch für das Departement Technik & Architektur, das in Lehre und Forschung Zei-chen setzen will.

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Andrea Weber MarinVizedirektorinRessortleiterin ForschungHochschule Luzern – Technik & Architektur

Das verweist auf Erläuterungen in «Wissen kompakt», S. 23 – 24.

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Internationalisierung zu Hause und Studierendenmobilität sind für Uwe Schulz notwendig, will man angehende Ingenieurinnen und Ingenieure für den globalisierten Arbeitsmarkt fit machen. Der Leiter des International Office am Departement Technik & Architektur erklärt im Interview, worin die Herausforderungen einer Internationalisierungs-Strategie liegen und wie die neue englische Studienrichtung und der kulturelle Austausch innovati-ves Denken fördern.

INtERNatIoNaLISIERuNg auf KuRS

Uwe Schulz, was unternimmt die Hochschule Luzern, und insbesondere das Departement Technik & Architektur, damit die Studierenden auf eine Tätigkeit im globalisier-ten Arbeitsmarkt vorbereitet sind? Die Internationalisierung im Hochschulumfeld ist in der eher traditionell ausgerichteten Zentralschweiz ein noch relativ «junger» Zweig. Die Stimmen aus dem Industrie-umfeld sind aber ganz klar: der ständig wachsende Export-anteil und somit immer stärker global ausgerichtete Ar-beitsmarkt bedingt zwingend einen gewissen Grad der Internationalisierung. Die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure müssen gerüstet sein für die Herausforde-rungen ausserhalb der eigenen Landesgrenze. Dies ver-folgt die Hochschule Luzern mittels der Strategie Internati-onales in all ihren Bereichen, primär aber in der Ausbildung.

Worauf liegt der Fokus der Strategie Internationales 2010– 2015 des Departements Technik & Architektur?Wie schon erwähnt liegt der Fokus auf den angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren, mit den Zielen Kompe-tenzaufbau für den globalisierten Arbeitsmarkt und Brain Gain durch ausländische Studierende. Für unsere Studie-renden kann dieser Kompetenzaufbau mittels eines Aus-landsemesters erfolgen, wodurch sie sehr wertvolle Erfah-rungen erwerben und eine einmalige Chance nutzen, den Horizont zu erweitern. Für die «zuhause» gebliebenen Stu-dierenden kann eine solche Erfahrung zwar nicht in glei-chem Masse auf dem Campus ermöglicht werden, den-noch bieten einerseits Teamprojekte und anderseits unser Buddy-System eine gute Möglichkeit, mittels Coaching eines incoming Studierenden wertvolle interkulturelle Er-fahrungen zu sammeln. Der Brain Gain wird in erster Linie über forschende Masterstudierende in den Kompetenz-zentren gewonnen. Eng damit verknüpft sind auch die Ziele, den Mittelbau zunehmend international zusammen-zusetzen sowie aktiv mit den Key-Hochschulpartnern in der Forschung und der Ausbildung tätig zu sein.

Wie werden diese wichtigen Partnerschaften aufgebaut und was gilt es dabei besonders zu beachten ?Der Aufbau von Partnerschaften und der gezielte Ausbau auf die Märkte im angelsächsischen Sprachraum als auch

in aufstrebenden Ländern wie China und Russland sind sehr aufwändig und zeitintensiv. Es braucht jeweils viel Überzeugungsarbeit und einen «Türöffner». Oft gilt hier «in the right place at the right time». Der Fokus bei der Auswahl liegt einerseits auf der geografischen Lage der Hochschule, primär dem angelsächsischen Raum, aber auch auf dem Renommee der Schule. So pflegt das Depar-tement Technik & Architektur Partnerschaften mit renom-mierten Hochschulen in Boston, West Lafayette und Kali-fornien aber auch in Shanghai, Stockholm und Dublin. Zudem sollte die Partnerschule ein ähnliches didaktisches Modell anwenden wie wir und ähnliche Forschungsschwer-punkte verfolgen, um auch in der Forschung gemeinsame Projekte erarbeiten zu können. Obwohl der Aufbau von Key-Partnerschaften sehr aufwändig ist und regelmässige Kontaktpflege bedingt, was auch immer mit viel Reisen verbunden ist, lohnt sich die Mühe. Im Herbstsemester 2013 haben 58 Studierende unseres Departements an mehr als 28 Partner-Hochschulen ein Auslandssemester absolviert.

Für Uwe Schulz bieten Auslandssemester eine einmalige Chance, den Horizont zu erweitern. (Foto Patrick Kälin)

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Wo sehen Sie die Herausforderungen bei dieser Zusammenarbeit?Als Fachhochschule sind wir nicht in einem internationalen Ranking vertreten und daher von universitären Hochschu-len schwer einzuordnen. Zudem ist potentiellen Partnern das Prinzip Fachhochschule oft nur ungenügend bekannt. Ein weiterer Knackpunkt ist das Durchschnittsalter der Stu-dierenden, welches im angelsächsischen Raum bedingt durch ein anderes Schulmodell viel tiefer liegt. Das kann für Austauschstudierende beider Seiten ein Problem darstel-len. Zudem ist die Anzahl an outgoing und incoming Studie-renden zur Zeit noch unausgeglichen. Mangels englisch-sprachiger Angebote ist unser Departement für ausländi-sche Studierende noch nicht so attraktiv, wie wir das gerne hätten. Bedingt durch die angestrebte Kostenneutralität ist ein erfolgreicher Studierenden-Austausch zwischen zwei Hochschulen jedoch nur dann nachhaltig, wenn die Anzahl der incoming und outgoing Studierenden sich die Waage hält, da sie ihre Studiengebühren jeweils in ihrem Heimat-land entrichten. Deshalb definiert die Strategie Internatio-nales hier klare Massnahmen, wie z.B. den sukzessiven Auf-bau weiterer englischsprachiger Fachmodule und internati-onaler Blockwochen, sowie den Austausch von Dozierenden.

Inwieweit bedeutet Internationalisierung auch Innovation?Internationalisierung bedeutet immer auch interkulturel-ler Austausch, welcher wiederum ein fruchtbarer Boden für innovative Ideen ist. Zudem fördert der interkulturelle Austausch auch die Sozialkompetenzen der Studierenden, indem sie lernen müssen, in internationalen Teams zu funktionieren, Themen zu erarbeiten und das gegensei-tige Anderssein zu respektieren. Diese Offenheit gegen-über dem Anderen und Neuen ist neben Methodenkennt-nissen und Techniken mitunter die wichtigste Vorausset-zung für die Entstehung und Förderung von Innovation. Die Rückmeldungen von Dozierenden zeigen klar, dass der Austausch in internationalen Teams einen stark positiven

Einfluss auf die Motivation und somit auch auf die Innova-tionskraft hat. Dies bedeutet für Studierende im internati-onalen Austausch somit immer auch einen Lerngewinn.

Welche Rolle kommt den Dozierenden bei der Internationalisierung zu?Die Dozierenden spielen eine wichtige Rolle gerade auch bei der Kontaktpflege zu den Partnerschulen. Hier soll für eine langfristige Zusammenarbeit und die gegenseitige Wertschätzung die Verbindung vermehrt auch über die Dozierenden bestehen. Neben gemeinsamen Forschungs-aktivitäten sind die zweiwöchigen Kurzsabbaticals ein wei-teres geeignetes Gefäss für einen solchen Austausch. Die-ses Gefäss können Dozierende seit kurzem neben dem Sabbatical ebenfalls zur Weiterbildung nutzen. Die Dozie-renden werden aber auch vor neue Herausforderungen gestellt, da vermehrt englische Angebote, welche bis an-hin nur auf Deutsch angeboten wurden, auf dem Lehrplan stehen. Dies bedeutet: Unterlagen und Skripts in Englisch verfassen sowie den Unterricht in Englisch abhalten. Für die seit letztem Herbst laufende neue englischsprachige Studienrichtung werden zudem internationale Gastdozie-rende engagiert, die ihre eigene Perspektive und länder-spezifischen Energiefragen und -themen einbringen, um so den Horizont der Studierenden zu erweitern.

Sie leiten diese neue englischsprachige Studienrichtung. Welche Idee liegt ihr zugrunde und was ist der innovative Ansatz?Die Idee dahinter ist klar die Internationalisierung zu Hause und Brain Gain durch ausländische Vollzeit-Studie-ren de diverser Studiengänge. Dazu bietet die neue Studi-enrichtung mit ihrer breiten Themen-Verflechtung ein ge-eignetes Gefäss. Die Themen Energie und Nachhaltigkeit sind von einer derart globalen Bedeutung für die heutige Menschheit, dass dieses Thema für eine internationale Ausrichtung prädestiniert ist. Innovativ am neuen Ange-bot ist unter anderem auch der interdisziplinäre Ansatz.

Neue Entwicklungen und das Weiten des eigenen Hori- zonts bedeutet immer auch Konfrontation mit Ängsten und Widerständen. Wie erleben Sie diesen Prozess?Es gibt immer Widerstand zur Veränderung des Gewohn-ten. Ich erlebe diese Widerstände und Ängste aber nicht stärker als ich es mit jeder Art von Veränderung erfahren habe. Nebst allgemein kritischen Stimmen von Dozieren-den-Kollegen gibt es auch kritische Stimmen von Studie-renden bezüglich reinen Fachmodulangeboten in Englisch. Diese beruhen teilweise auf der Unwissenheit über die Wichtigkeit der internationalen Ausrichtung: Die Praxis- Anwendungen der gelernten Grundlagen sind in zuneh-mendem Mass von globaler Reichweite, weshalb Englisch als unverzichtbare Universalsprache eingesetzt wird. Mit-tels Studienberatung können diese Vorbehalte gegenüber den englischsprachigen Fachmodulen aber oft minimiert, und deren Notwendigkeit den Studierenden plausibel ge-macht werden.

Interview: Franziska Mattle Schaffhauser

Englischsprachiger Bachelor

Business Engineering Sustainable Energy Systems

ist ein auf die Energiethematik ausgerichtetes

Bachelor-Studium in Englisch. Der Fokus liegt auf der

ganzheitlichen Be trachtung der Nachhaltig keits-

Dimensionen Wirtschaftlichkeit, soziale Verträglich-

keit und Ökologie. Mit inter nationaler Perspektive

und interdisziplinären Ansätzen werden globale Fra -

gen zur Energietechnik, Energiewirtschaft, Umwelt,

Unternehmensethik und Energiepolitik bearbeitet

und bestehende Systemgrenzen hinterfragt. Studie -

rende aus allen Kontinenten der Erde arbeiten und

lernen gemeinsam in Laborübungen und an Pro -

jekten, immer mit Blick auf die relevante Industrie

und die inter national tätige Forschung.

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EMI (English-Medium Instruction) ist im Zuge der Internationa-lisierung auf tertiärer Stufe weit verbreitet, so auch am Departement Technik & Architektur. Für Dozierende ist das eine Herausforde-rung und zwar sowohl sprachlich als auch methodisch. Wird diese angenommen, hat ihr Fachunterricht einen klaren Mehrwert und fördert sowohl Fachkompetenzen als auch die kommunikativen Fähigkeiten der Studierenden.

tEachINg IN ENgLISh

Sind nun Dozierende englischer Muttersprache im Vorteil? Kaum! Jeder muss seinen Unterricht den Lernenden an-passen, wenn er ihn nicht in deren Muttersprache erteilt (Dafouz & Nunez, 2009). Zwar werden «Native Speakers» kaum an Aussprache oder Grammatik feilen, hingegen Sprechtempo und Formulierung justieren. Um Inhalte in der Fremdsprache zugänglich zu machen, vereinfachen sie Sätze, sind vorsichtiger mit umgangssprachlichen Rede-wendungen, betonen und wiederholen Schlüsselbegriffe, gestalten den Unterricht bewusst interaktiver. Die Forschung hat noch nicht völlig geklärt, inwieweit mangelnde Sprachkenntnisse durch Methodik kompen-siert werden können (Klaassen, 2001). Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass der didaktisch kluge Unterricht einer Dozentin mit starkem Akzent effektiver sein kann als die flüssige Vorlesung eines Experten aus Übersee.

Muttersprachige und fremdsprachige Lehrpersonen müs-sen die enge Verknüpfung von Lernprozessen mit sprach-licher Kommunikation verstehen und ihren Unterricht (nicht nur in Englisch) klar strukturiert, mit angemessener Redundanz und mit Interaktions-, Verarbeitungs- und Kon-trollphasen aufbauen.

Typischerweise ist Englisch für die an EMI beteiligten Do-zierenden und für die Studierenden Fremdsprache. «Home students» lernen mit Kolleginnen und Kollegen diverser sprachlicher und kultureller Hintergründe und Kompeten-zen. Behindert diese Heterogenität nicht das Lernen? Diverse Untersuchungen belegen das Gegenteil (Dalton- Puffer, 2008). Kommunikation in der Fremdsprache und Konfrontation mit fremden Sichtweisen erfordern komple-xere kognitive Prozesse: Die Lernenden befassen sich in-tensiver mit den Inhalten und verknüpfen neues Wissen bewusster, vielfältiger und nachhaltiger.

«All teachers are teachers of language»Welche Rolle spielt Sprache beim Vermitteln von Fachwis-sen, im Umgang mit Lernenden? Dozierende verwenden Sprache im Allgemeinen äusserst vielfältig (vgl. Abb. 1). Unzureichende Sprachkompetenz kann sich negativ auf das Ansehen einer Lehrkraft auswirken. Aber ausgezeich-nete Englischkenntnisse, in Jahren betrieblicher oder for-schender Tätigkeit erworben, reichen allein nicht. Nebst der Sprache der Forschung, der Fach- und Verhandlungs-sprache, benötigen Lehrpersonen «Unterrichtssprache» zur Betreuung, Formulierung von Aufgaben, Meinungs-äusserung und Bewertung.

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Beatrice Hunziker und Irene Dietrichs

mündlich

schriftlich

Input Interaktion Reaktion

– Vortrag– Instruktion

– Folientext– Skript– Lektüre– Textkommentar

– Frage stellen– Aktivität initiieren– Individuen/Gruppen

betreuen

– Mailaustausch– Aufgaben– Leitfragen– Prüfungsaufgaben

– Reaktion auf Frage/Anreiz

– Feedback

– Kommentar zu Arbeit

– Bewertung

Abb. 1: Beispiele wie Dozierende Sprache im Umgang mit Studierenden verwenden.

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NLiteratur

Dafouz, E. & Nunez, B. (2009): CLIL in higher education: devising a new learning landscape. In: E. Dafouz, & M. Guerrini, (Hrsg.), CLIL across educational levels. Madrid: Richmond Publishing, S. 101–112.

Dalton-Puffer, C. (2008): Outcomes and processes in Content and Language Integrated Learning (CLIL): current research from Europe. In: W. Delanoy & L. Volkmann (Hrsg.), Future Perspectives for English Language Teaching. Heidelberg: Carl Winter.

Klaassen, R. (2001): The International University Curriculum: Challenges in English-Medium Engineering Education. Delft: Delft University of Technology.

Klaassen, R. (2008): Preparing lecturers for English-medium instruction. In: R.Wilkinson & V. Zegers (Hrsg.), Realizing Content and Language Integration. In: Higher Education. Maastricht. Maastricht University Language Centre, S. 32–42.

Osterwalder, K. & Volk, B. (2012): «Sozialer Lernraum Hochschule» – Interaktionsformen in der tertiären Bildungsstufe. In: Hochschule Luzern – Technik & Architektur (Hrsg.), Hochschul-lehre Neu Denken: Eine Reihe über didaktische Innovationen an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur. Heft 1/4. Fokus Interaktion, S. 10 –12.

Dozierendenweiterbildung für EMIDas Departement Technik & Architektur führte 2011 und 2012 auf die Bedürfnisse der Dozierenden zugeschnittene mehrtägige Workshops durch. Im Zentrum standen die Ansprüche von EMI und sprachliche und didaktische Mittel zur Aktivierung von Lernprozessen, sowie eine Sensibili-sierung für Faktoren, welche im fremdsprachigen Unter-richten eine Rolle spielen (vgl. Abb. 2). In Vorlesungen bei-spielsweise achtet man – noch bewusster als in der Mutter - sprache – darauf, ans Vorwissen der Lernenden anzuknüp-fen, Inhalt zuhörergerecht zu portionieren, Schlüsselbe-griffe einzuführen und Wesentliches zu veranschaulichen. Mit rhetorischen Mitteln und Diskursmarkern hebt man Wichtiges hervor und zeigt inhaltliche Bezüge auf.

Vielfältige Aufgabentypen «holen» diverse Lerntypen ab. Leseaufgaben, Übungen und Gruppenarbeiten müssen sorgfältig formuliert sein. Wichtige Texte erschliessen sich leichter mit einem Glossar und geschickter Progression von Verständnis- und Anwendungsaufgaben.

In der sprachlich heterogenen EMI-Klasse ist Lernen in der Peergroup (Osterwalder/Volk, 2012) mehrfach fruchtbar: Während Lernende Konzepte klären und Lösungen verhan-deln, erwerben sie neben fachlichem Wissen auch Sozial- und Sprachkompetenzen.

Lecturer:– Language proficiency– Cultural background– Pedagogical skills

Students: – Language proficiency– Cultural background– Study skills

Task design

Pedagogical situation

Abb. 2: English-Medium

Instruction Umgebung. (Klaassen, 2008, S. 35)

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StudyINg IN ENgLISh

Englisch ist die internationale Verkehrssprache. Wer ein Austausch-semester plant oder im Ausland arbeiten will, muss sich dafür wappnen. Das Departement Technik & Architektur bietet Studieren-den ein mehrstufiges Angebot. Es reicht vom Sprachtraining bis zum Fachmodul in Englischer Sprache.

Sie sehen sich wie zwei Tandem-Fahrerinnen: Natalie Plagaro Cowee sitzt vorne am Lenkrad, Irene Dietrichs auf dem Rücksitz, und beide treten kräftig in die Pedale. Vor Augen haben sie ein gemeinsames Ziel: Sie sind verant-wortlich für die englische Durchführung des Moduls «Ar-chitektur & Tektonik». Die Architektin Natalie Plagaro Co-wee begleitet den Entwurf, Irene Dietrichs unterstützt die Studierenden, damit sie das Projekt erfolgreich in Englisch durchführen können. Wer eine Anstellung in einem inter-national tätigen Architekturbüro anpeilt, kann sich am Departement Technik & Architektur fit dafür machen. Denn dieses und andere Module sind Teil eines Angebots, das eine sukzessive Erweiterung der Englischkompetenzen ermöglicht.

Unterschiedliche LehrgefässeZu diesem Angebot gehören drei unterschiedliche Katego-rien von Modulen: Reine Sprachmodule, Fachmodule in Kombination mit einem massgeschneiderten Englischteil und reine Fachmodule, die in englischer Sprache abgehal-ten werden. Konkrete Beispiele aus dem Bereich Architek-tur sollen diese drei Kategorien veranschaulichen.

Ein reines Sprachmodul ist «English for Building Professi-ons». Auf der Agenda stehen verschiedene Themenblöcke wie «shapes & dimensions», «building materials» oder «sustainable architecture». Die Studierenden lesen und schreiben dazu Fachtexte, erarbeiten das Fachvokabular und üben sich im Präsentieren und Diskutieren.

Zu einer Verknüpfung von Fach- und Sprachinhalten kommt es im eingangs vorgestellten Modul «Architektur & Tektonik». Englisch-Dozentin Irene Dietrichs betreut die Studierenden beim Verfassen der Projekttexte und bei der Vorbereitung auf die Präsentationen. Wichtig ist ihr, dass die Studierenden sorgfältig planen, einen Probelauf durch-spielen können, und nach der Zwischenkritik die eigene Leistung reflektieren. Das ist ihr deshalb wichtig, weil das Agieren in der Fremdsprache viel weniger Spontaneität zulässt.

Gewöhnungszeit nötigGenau diese Erfahrung haben die Studierenden Iris Am-man und Severin Walpen gemacht. Sie stehen kurz vor dem Bachelor-Abschluss. Da man in der Fremdsprache mehr überlegen müsse und oft das Fachvokabular fehle, könne man nicht so leicht improvisieren wie im Deutschen, stellen die beiden fest. Durch die enge Betreuung von Irene Dietrichs mussten sie im Entwurf sehr genau werden. Sie fühlten sich gut vorbereitet für den Unterricht mit Architektin Natalie Plagaro Cowee. Aber für die fremde Sprache brauche es eine gewisse Gewöhnungszeit, meint Iris Amman. Ihr Fazit ist klar: «Wer’s probiert, wird be-lohnt». Sie wollte auf keinen Fall ihr Englisch verlieren, das sie in Australien gelernt hatte. Bücher und Filme liest und schaut die Studentin immer auf Englisch. Mit diesem Mo-dul war ein ganzer Tag in der Woche für diese Sprache re-serviert. Da einige Austauschstudierende das Modul be-legten, gab es in der Pause keinen Wechsel ins Deutsche.

Gregor Imhof

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«This project is about the creation of a bridge…» Architekturstudent Severin Walpen präsentiert seinen Entwurf in Englisch. (Foto Patrick Kälin)

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NAuch die Schlusskritik haben beide in guter Erinnerung. Severin Walpen betont, dass alle Experten ihre Feedbacks langsam und sorgfältig formuliert hätten. Das sei die Grundlage für einen konstruktiven Austausch gewesen.

Attraktiv für ausländische StudierendeFehlt noch die dritte Kategorie der Module. «achtung: die schweiz» ist ein Fachmodul, das in Englischer Sprache ge-halten wird. Der Modulname geht auf einen Essay von Max Frisch zurück, den er 1955 herausgegeben hat. Und der Titel ist Programm. Denn ein Schwerpunkt dieser Lehr-veranstaltung bildet die Schweizer Architektur der Kriegs- und Nachkriegszeit. Diese Zeitspanne dürfte gerade für ausländische Studierende eine Entdeckung sein. Dozent Dieter Geissbühler möchte mit diesem Fokus aufzeigen, wo die aktuelle, international bekannte Schweizer Archi-tektur ihre Wurzeln hat. Dabei sollen Aspekte des Städte-baus, der Raumkomposition und der Konstruktion ange-sprochen werden. Dieter Geissbühler hat selber in den USA studiert und bestreitet zusammen mit Gästen die engli-schen Vorlesungen. Viele Bauten aus dieser Zeit können die Studierenden vor Ort besichtigen, da es in der Inner-schweiz einige prominente Vertreter gibt. Im kommenden Herbst findet die erste Durchführung statt.

Weitere Module in Englisch

English for Interior Designers and ArchitectsGemeinsam mit den Studierenden werden am

Anfang die Inhalte festgelegt. Ralph Stoian,

Dozent Innenarchitektur, und Englisch-Dozent

Franz Hagmann bereiten dann das Programm vor.

Die Studierenden lesen Fachtexte, erweitern die

Sprachkompetenz oder üben die Präsentation am

Modell. Im angeleiteten Selbststudium vertiefen

sie individuelle Themen.

Alpine SurvivalDieses Modul wir von Architekturdozentin Natalie

Plagaro Cowee geleitet. Ausgehend vom kultu-

rellen Erbe des alpinen Raums entwickeln die Stu -

dierenden zeitgemässe Konzepte nachhaltiger

Architektur. Schwerpunkte sind: Alpiner Raum,

Klima, Materialkunde und Tektonik. Zudem geht

es um die Frage, wie gesellschaftliche Rahmen-

bedingungen die Architektur einer Region prägen.

Studierende im letzten Ausbildungsjahr und Aus -

tauschstudierende können dieses Modul belegen.

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hINtER dEm hoRIzoNt gEht'S wEItER

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Während der Summer School 2013 hat sich nicht nur Papier in Luft aufgelöst, sondern auch das eine oder andere Denkmuster von angehenden Innenarchitektinnen und Innenarchitekten. Ein Einblick in die temporäre Zusammenarbeit von vier europäischen Hochschulen, bei der auch die Dozierenden einiges dazulernten.

als in der traditionell touristisch geprägten Umgebung Lu-zerns», meint Ulrich Nether, Gastdozent aus Detmold.

Virtuelle Realität bei den TürkenCharlotte Madgwick, die in Plymouth studiert, hat sich der Gruppe von Frederico Fialho Teixeira und Muge Belek, die in Istanbul unterrichten, angeschlossen. Die beiden arbei-ten stark mit computergestützten Erweiterungen der Sin-neswahrnehmung, im neudeutschen Fachjargon wird diese relativ neue Technik als «augmented reality» bezeichnet. Beispiele für solche zusätzlichen Realitätselemente sind: Smartphone-Apps, welche die Namen von Sternbildern oder Satelliten anzeigen, wenn man den Himmel durch sie betrachtet, oder Tourismus-Apps, welche Informationen zu Sehenswürdigkeiten einblenden. – Oder eben die abs-

trakte Figur, die Charlotte in den letzten Tagen entworfen hat, um ihre Installation zu ergänzen. Auf diese Weise ver-sucht sie, die Veränderung der Aareschlucht, die sich für das menschliche Auge unsichtbar über Jahrmillionen voll-zieht, in abstrakter Form darzustellen. «Nächstes Jahr schreibe ich meine Abschlussarbeit und möchte darin auch ‹augmented reality›-Elemente einbauen», erzählt sie. Die Summer School sei für sie eine prima Gelegenheit, die ver-schiedenen Computerprogramme erstmals anzuwenden.

«Die vier Hochschulen beschäftigen sich zwar alle stark mit der Wahrnehmung von Räumen, aber sie haben recht unterschiedliche Stärken und Arbeitsweisen», sagt Markus Reisinger. «Das gibt den Studierenden die Möglichkeit, in der Summer School ganz neue Inputs abzuholen.» Sein deutscher Kollege, Ulrich Nether, bestätigt dies: «Die Bri-ten und die Türken arbeiten zum Beispiel viel stärker mit neuen Medien als die Schweizer und wir.» Letztendlich gehe es in der Innenarchitektur darum, Raumsituationen zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen. Um die-ses Phänomen zu verstehen, gebe es sehr unterschiedliche Herangehensweisen: wissenschaftlich-empirische, aber auch künstlerisch-experimentelle. Markus Reisinger ist un-

Der Scherenschnitt, den Charlotte Madgwick geschaffen hat, sieht aus wie eine Mischung aus Mobile und Ikea-Lam-penschirm. Es ist der neunte Tag der Summer School/Inte-rior Design und Teilnehmerin Charlotte ist im Endspurt. Morgen wird sie das filigrane Kunstwerk im Rahmen ihrer Schlusspräsentation zerstören. «Ich lasse Wasser von oben auf die Papiergirlanden tropfen, bis sie sich teilweise auf-lösen», erklärt sie. Parallel dazu soll auf I-Pad- oder I-Pho-ne-Bildschirmen, welche die Zuschauer in Richtung Sche-renschnitt halten, die Projektion einer dreidimensionalen Figur erscheinen und die Lücke, die das aufgelöste Papier in der Luft hinterlässt, auffüllen.

Die Summer School ist ein Gemeinschaftsprojekt der Hoch-schule Luzern, der University of Plymouth (England), der Istanbul Technical University (Türkei) und der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur (Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Deutschland). Insgesamt drei Sum-mer Schools sind geplant. Die erste fand 2012 in Detmold statt, dieses Mal sind die Schweizer die Gastgeber. Die 40 Studierenden stammen aus allen vier Ländern und jede Hochschule stellt zwei Lehrkräfte. Gearbeitet wird in vier Gruppen, die jeweils von zwei Dozierenden begleitet wer-den. Unterrichtssprache ist Englisch. Das Thema dieses Jahr: «Perception of Space in Architecture & Culture: Sen-sory Living». Frei übersetzt: «Die Wahrnehmung von Raum in Architektur und Kultur. Sinnliches Erleben und qualität-volle Gestaltung von räumlichen Situationen.»

Das erste Drittel des 10-tägigen Kurses stand ganz im Zei-chen von Einführungsreferaten, Einstimmungsübungen und Exkursionen. «Wir sind durch die Aareschlucht gewandert, haben eine Fahrt mit dem Schiff gemacht, die Badeanstalt von Sarnen besucht und das Hotel Pax Montana in Flühli Ranft besichtigt», erzählt Markus Reisinger, Leiter des Kom-petenzzentrums Innenarchitektur der Hochschule Luzern und Hauptorganisator der Summer School. Dabei ging es nicht darum, den ausländischen Gästen ein nettes touristi-sches Rahmenprogramm zu bieten. Vielmehr sollten die Studierenden sehr bewusst und aufmerksam Sinneseindrü-cke wahrnehmen, sammeln und dokumentieren. «In Ply-mouth oder in Detmold wären in den anschliessenden Gruppenarbeiten ganz andere Resultate herausgekommen,

Zuviel Pragmatismus kann gestal­terische Prozesse ausbremsen. (Thomas Plüss)

Mirella Wepf

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ter anderem auf psychologische Methoden spezialisiert. So lässt sich beispielsweise das menschliche Verhalten in unterschiedlichen Raumanordungen oder bei verschiede-nen Lichtsituationen beobachten.

Bei der Summer School, die übrigens durch die EU geför-dert wird (vgl. Box), geht es jedoch nicht nur um das Zu-sammenbringen verschiedener Kompetenzen, es geht auch um die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur.

Absolute Stille und totalen Hall erfahrenIn Bezug auf die sinnliche Wahrnehmung von Räumen hat das Departement Technik & Architektur zwei besondere Labors zu bieten: Zum einen gibt es in Horw einen so ge-nannten schalltoten Raum, der praktisch jedes Geräusch schluckt, und sein pures Gegenteil, den Hallraum. Er ist so aufgebaut, dass der Schall an allen Wänden zu einem sehr hohen Anteil reflektiert wird und sich im Raum gleichmäs-sig verteilt. So wird ein sehr starker Nachhall erreicht.

In Hallräumen kann einerseits die Schalleistung von Moto-ren etc. gemessen werden und andererseits der Schallab-sorptionsgrad von Materialien wie Akustikdecken oder Lärmschutzwänden. Diese Räume konnten die Studieren-den im Verlaufe der Woche ausprobieren. Doch auch die

Aareschlucht hat in Bezug auf Schall bleibende Eindrücke hinterlassen. «Wer diese mit offenen Sinnen begeht, merkt rasch, dass es lauter wird, sobald der Raum enger wird, und leiser, wenn die Wände weiter auseinander stehen», er-klärt Thomas Plüss, Studiengangleiter Innenarchitektur an der Hochschule Luzern. Er hat bei der Vorbereitung der Summer School ebenfalls mitgewirkt.

Um das Thema Akustik zu vertiefen, stand am zweiten Kurstag auch ein Besuch bei der Firma Topakustik in Lun-gern an. Und bei der Glas Trösch AG gab es Einblicke in die Produktion und Verarbeitung von Glas. «Es ist für die be-rufliche Zukunft hilfreich zu wissen, wie sich Glas kleben oder bedrucken lässt, oder zu erkennen, dass Baumateria-lien unterschiedliche Akustikqualitäten aufweisen», erklärt Plüss. «Die Studierenden werden durch diese Erfahrungen noch nicht zu Experten, aber sie wissen so besser, wann sie einen Profi beiziehen müssen. Sie entwickeln also interdiszi-plinäre Kompetenzen.» Im Studium sei es wichtig einen gu-ten Mix zwischen dem Kennenlernen von heutigen Lösun-gen und freiem Experiment zu finden. «Zuviel Pragmatis-mus kann gestalterische Prozesse ausbremsen», meint Plüss. Es sei deshalb auch eine Aufgabe der Summer School, Grenzen zu überschreiten und neue, möglicherweise nicht ganz zielgerichtete Erfahrungen zu machen. «Im Experi-ment können die Lösungen für morgen entstehen.»

Nicht in Stein gemeisselt: Die britische Studentin Charlotte Madgwick zeigt mit ihrer Installation auf, dass auch die Aareschlucht vergänglich ist. Das Computerbild symbolisiert den Luftraum der Schlucht, ohne Felswände. Es wird später als 3-D-Projektion in einer App zur Anwendung kommen. (Fotos Patrick Kälin)

Räume können den Menschen auch zu bestimmten Bewegungen zwingen. Dies soll eine begehbare Installation demonstrieren. Eine studentische Gruppe baut sie so auf, dass an deren Ausgang ein Schriftzug sichtbar wird.

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Gemischtes DoppelEinem Experiment haben sich auch vier Dozierende unter-zogen. Die Luzerner Gastgeber hatten vorgeschlagen, dass dieses Jahr nicht nur die Studierenden länderüber-greifend zusammenarbeiten sollten. Auch die Dozierenden könnten binationale Teams bilden. Die Schweizer und die Deutschen haben dies nun gewagt. Ulrich Nether leitet seine Gruppe gemeinsam mit dem Luzerner Dozenten Do-minic Haag, Markus Reisinger hat sich mit Eva Filter, Pro-fessorin in Detmold zusammengetan. «Es sollen nicht nur die Studierenden voneinander etwas lernen, sondern auch die Dozierenden», erklärt Ulrich Nether. Dies sei eine klare Forderung dieser EU-Austauschprogramme, es gehe da-rum, lebenslang dazuzulernen. Auf die Frage, was nun sein Profit aus der Zusammenarbeit mit Dominic Haag gewe-sen sei, meint er: «Unter anderem schätze ich seine sehr präzise Herangehensweise. Ich bin eher der Generalist.» Auch sei die Vorbereitung der Summer School dieses Mal viel intensiver gewesen. «Wenn man sich nicht schon lange kennt, muss man anders vorgehen. Auch dies hatte seine Vorteile.»

Dominic Haag wiederum erklärt, dass er stark vom kultur-theoretischen Hintergrund seines Kollegen profitiert habe. «Die Detmolder Schule ist etwa sieben Mal grösser als Luzern, deshalb hat sie viel mehr Dozierende und kann so ein grösseres Themenspektrum anbieten.»

KulturaustauschAuch für die Kursteilnehmer ist die internationale Zusam-mensetzung ihrer Gruppen eine spannende Erfahrung. Charlotte Madgwick: «Wir haben unsere Modelle indi-viduell gebaut, die Ideen haben wir jedoch gemeinsam entwickelt». Der Engländer James Grieg meint, dass für ihn die Gruppenarbeit an sich eine spannende Erfahrung gewesen sei. «Zuhause arbeiten wir zu 99% für uns al-

Internationale Zusammenarbeit

Das Kompetenzzentrum Innenarchitektur der

Hochschule Luzern – Technik & Architektur ist

relativ jung. Es besteht seit 2009. Die Verantwort-

lichen haben jedoch von Anfang an intensiv die

Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen

gesucht.

Die Summer School gehört zu den sogenannten

Intensivprogrammen der EU (IP) und findet unter

dem Dach des ERASMUS-Programms statt.

ERASMUS will neben der Förderung der Individual-

mobilität auch attraktive Kurzzeitmassnahmen zur

fachlichen und interkulturellen Kompetenzerwei-

terung von Studierenden und Dozierenden bieten.

Ein IP ist ein kompaktes Studienprogramm von

zwei bis maximal sechs Wochen Dauer, z. B. in

Form einer Sommerschule oder eines Blocksemi-

nars, wobei jeweils mindestens drei ERAS-

MUS-Partnerhochschulen aus zwei verschiedenen

Ländern zusammenarbeiten.

Der Studiengang Innenarchitektur am Departe-

ment Technik & Architektur kooperiert jedoch

auch intensiv mit anderen Partnerhochschulen.

Dazu gehören bisher: Shanghai, Stuttgart,

Barcelona und Oslo.

leine». Seine Gruppenkollegin aus der Türkei, Ceylin Ulusel, ergänzt: «Mit einer Gruppe von zehn Personen zu arbeiten, ist eine besondere Herausforderung.» Anna Ohlig aus Deutschland grinst: «Oh ja, wir waren eine seeeeehr, ak-tive Gruppe». Aber es sei lehrreich gewesen. Für sie als Deutsche sei es zudem eine besondere Knacknuss gewe-sen, sich in einer fremden Sprache exakt auszudrücken. Denn: Wie ums Himmelswillen bezeichnet man «Leitsys-tem» auf Englisch? Und genau ein solches will die Gruppe bis am Ende des Nachmittags für die Installation, die sie im Innenhof des Campus bauen, noch erstellen.

Auch solche Erfahrungen sind für die berufliche Zukunft wichtig. Markus Reisinger: «Sich in Teamarbeit zu erpro-ben ist das Eine. Für viele Innenarchitekten werden jedoch auch internationale Teamzusammensetzungen immer mehr zur Realität, deshalb sind solche Übungsfelder wie sie die Summer School bietet, wichtig.»

Bild im Raum – Raum im Bild: Die Gruppe von Ulrich Nether und Dominic Haag hat einen Bereich des Hochschulcampus analysiert. Hier eine Impression aus der Schlusspräsentation.

Page 14: Hochschullehre neu denken Heft 4

dIE hochSchuLE Im INtERKuLtuRELLEN auStauSch

1. Internationalisierung in der SchweizAuch die Schweizer Hochschulen zeugen von einer zuneh-menden Internationalisierung, so wuchs etwa der Anteil internationaler Studierender von 13% zu Beginn des Jahr-zehnts auf 17%, wie die letzte grosse Erhebung in der Schweiz 2008 schon zeigte2. Beeindruckend sind auch die Zahlen des internationalen Personals an den Schweizer Hochschulen, so sind 28% der Lehrenden ausländischer Herkunft, in der Administration sind es 19% der Mitarbei-tenden. Die daraus folgende sprachliche und kulturelle Diversifizierung der Akteure in Studium, Lehre und Verwal-tung bringt komplexe Herausforderungen mit sich, die al-len Beteiligten neue Kompetenzen abverlangen. Im Fol-genden soll der Blick auf die Art dieser Herausforderungen und die entsprechenden Schlussfolgerungen gerichtet sein: Was könnte interkulturelles Lernen für Studierende, Mitarbeitende in der Administration und insbesondere für Lehrende im internationalisierten Hochschulkontext heissen?

2. Unterschiede in den Hochschulkulturen als Herausforderung Forschungszweige wie die interkulturelle Bildungsfor-schung, aber auch die Sprachwissenschaften oder Didak-tik befassen sich mit den Unterschieden in Lehr- und Lern-kulturen, die sich auf verschiedenen Ebenen manifestieren können. Grundannahme ist hierbei, dass Hochschulkultu-ren von spezifischen Rahmenbedingungen geprägt sind, wie etwa Gesetzgebung, Bildungsidealen, institutionellen Rahmenbedingungen, ökonomischen und politischen Fak-toren. Diese Faktoren bilden bestimmte Lehr- und Lernkul-turen heraus, die sich wiederum durch gewisse Soziale Praktiken (Bourdieu, 1972)3 manifestieren. Soziale Prakti-ken innerhalb der hochschulischen Lehr- und Lernkultur sind z.B. Lern- und Lehrgewohnheiten, Betreuungsstruktu-ren, Rollenverständnisse, Formen der Leistungserbringung und kommunikative Routinen.

Wenn Personen, die in unterschiedlichen Hochschulkul-turen sozialisiert wurden, sich in einem gemeinsamen Lehr-Lernkontext wiederfinden, können Soziale Praktiken kollidieren und für Irritation sorgen (Fallgeschichte, vgl. Kasten 1).

Weiterbildungen, die interkulturelles Lernen zum Ziel ha-ben, setzen hier an. Die Fallgeschichte in Kasten 1 schil-dert eine authentische kritische Interaktionssituation (Cri-tical Incident) zwischen einem Lehrenden und einer Stu-dentin im internationalisierten Hochschulkontext. Die involvierten Personen haben sowohl kulturell als auch sprachlich diverse Hintergründe. Es wird offenbar, dass hier unterschiedliche Verhaltenserwartungen sowie Lehr- und Lerngewohnheiten aufeinander treffen. Auch die Pro-blematik sprachlicher Diversität kommt hier zum Tragen. Die Analyse von Critical Incidents kann aufzeigen, wie Irri-tationen auf kulturell bedingte Faktoren zurückgeführt werden können (Erklärung vgl. Kasten 2).

Solche Fälle verdeutlichen, dass (inter)kulturelle Aspekte bei der Internationalisierung an Hochschulen auf verschie-denen Ebenen relevant werden können. Diverse jüngere Studien aus dem deutschsprachigen Hochschulkontext zeigen, dass sowohl Studierende als auch deren Lehrende im Umgang mit der in internationalen Strukturen vorhan-denen kulturellen und sprachlichen Vielfalt oft überfordert sind5. Dennoch tun sich gerade Lehrende schwer damit, sich hier individuellen Lernbedarf einzugestehen. So be-gegnet man häufig der Auffassung, «interkulturelles Ler-nen» sei ein Thema für die Studierenden. Hierbei wird je-doch übersehen, dass interkulturelle Missverständnisse

«Higher Education is in a state of turmoil», so bezeichnete Jane knight1, eine führende Internationalisierungsforscherin, die aktu-ellen Veränderungen in der globalen Hochschullandschaft. Um der damit einhergehenden Zunahme sprachlicher und kultureller Diversität in der Lehre Rechnung zu tragen, ist «interkulturelle kompetenz» von grosser bedeutung für Hochschulen. Gundula Gwenn Hiller

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Rollenverständnisse

Betreuungsstrukturen

Diskursive Stile

Lehr- Lerngewohnheiten

Formen der

Leistungserbringung

Kommunikative

RoutinenKommunikative

Routinen

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Gesetze Ökonomische Verhältnisse

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Abb. 1: Lehr-Lernkultur – Soziale Praktiken und Rahmenbedingungen. (Grafik Gundula Gwenn Hiller)

Page 15: Hochschullehre neu denken Heft 4

nicht nur den Studienerfolg der Studierenden beeinträch-tigen, sondern auch für die Lehrenden hohes Frustrations-potential bergen können.

So setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die strukturellen Internationalisierungsprozesse mit einer För-derung der interkulturellen Kompetenz von allen Mitglie-dern der Organisation Hochschule, also den Studierenden, aber auch der Mitarbeitenden (z.B. in der Verwaltung) und Lehrenden einhergehen müssen.

3. Was ist eigentlich «interkulturelle Kompetenz»?Es gibt eine grosse Anzahl unterschiedlicher Konzepte von «interkulturellem Lernen», bzw. «interkultureller Kompe-tenz». Im Folgenden wird die Lernspirale für «interkultu-relle Kompetenz» erörtert, die sowohl das Prozesshafte des Lernens als auch das Ineinandergreifen einzelner zu erwerbender Teilkompetenzen gut zum Ausdruck bringt.Das dem Modell zugrunde liegende Kulturverständnis geht davon aus, dass Menschen innerhalb bestimmter kul-tureller Kollektive (Regionen, Sprachgemeinschaften, Ins-titutionen etc.) ein gemeinsames Wissen und gemeinsame soziale Praktiken teilen. Beim Aufeinandertreffen von Per-sonen verschiedener kultureller Prägung können Störun-gen auftreten, etwa durch kulturspezifische Kommunika-tionsstile und Handlungspräferenzen, Erwartungen, Wahr-nehmungen oder Interpretationen und Beurteilungen von Situationen. Grundvoraussetzung für interkulturelles Ler-nen ist eine Bewusstheit über (inter)kulturelle Unterschie - de. Die interkulturell kompetente Person verfügt über ein Set an Fertigkeiten (skills), Handlungs- und Reflexionskom-petenzen, Wissen und Einstellungen, die sie befähigt, in einer angemessen und effektiven Weise in interkulturellen Begegnungen zu handeln. Darüber hinaus verfügt sie über die Bereitschaft, interkulturelles Lernen als anhaltenden Lernprozess zu sehen und in neuen Situationen immer wie-der ihre Fähigkeiten in formellen und informellen Kontex-ten zu erweitern. Sie hat den Willen, die eigene kommuni-kative und soziale Kompetenz zu trainieren und mit den Interaktionspartnern Situationen zu kreieren, die adäquat, gesichtswahrend und effektiv sind. Die Lernspirale verbild-

Kasten 1: Fallgeschichte4

Eine chinesische Studentin stellt in einem Architektursemi-

nar einer deutschsprachigen Universität einen Entwurf

vor. In der sich anschliessenden Diskussion macht der

Dozent auf einige Schwachstellen im Entwurf aufmerksam

und erwartet, dass die Studentin ihre Herangehensweise

begründet. Als sich die Studentin nicht dazu äussert, bittet

er sie um Überarbeitung des Entwurfs und verweist dabei

auf seine wöchentliche Entwurf-Sprechstunde, die er auch

auf Englisch anbietet. Die Studentin ist darüber sehr

verunsichert und fühlt sich öffentlich blossgestellt. Die

Kritik an ihrem Entwurf versteht sie nicht, denn der Dozent

hat keine Hinweise gegeben, was sie genau verbessern

soll. Sie spricht sehr gut Deutsch, Englisch dagegen kaum.

Sie geht dem Lehrenden daraufhin aus dem Weg, und

dieser weiss nicht, warum.

licht, dass interkulturelles Lernen bzw. der Erwerb interkul-tureller Kompetenz ein fortdauernder Prozess ist. Bezüglich des in Kasten 1 und 2 geschilderten Falles wäre es sowohl für die Studentin als auch für den Professor hilf-reich zu wissen, wie unterschiedlich die soziale Praxis «Um-gang mit Entwürfen» im Fachbereich Architektur sein kann, und dass auch Kritik in verschiedenen Kulturen auf sehr unterschiedliche Weise geäussert wird. Hätte der Pro-fessor gewusst, dass in vielen asiatischen Kulturen, so z.B. in China öffentliche Kritik sehr heikel ist und das Prinzip der Gesichtswahrung (Mianzi) sozial besonders wichtig ist (vgl. Weidemann, 2004)6 , hätte er die Studentin vielleicht zunächst durch Metakommunikation in einem Zwie-gespräch «vorwarnen» können, indem er ihr die an seiner Institution gängige soziale Praxis der Entwurfskritik er-klärt. Zwar bemüht sich der Professor, sprachlich auf die Studierenden zuzugehen, jedoch verletzt er in diesem Fall das Gesicht der Studentin vermutlich auch dadurch, dass er ihren Deutschkenntnissen wenig Wertschätzung zollt. Beide Interaktanten könnten die Irritation sicherlich auch

Abb. 2: Lernspirale «Interkulturelle

Kompetenz» von Deardorff (2006),

ergänzt um die mit einem «+»-versehenen

Aspekte. (Grafik Jan Hoffmann)

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*LERNBEREITSCHAFT bildet die Basis im Sinne einer expansiven Lernmotivation (Holzkamp 1995)

LERNBEREITSCHAFT

HANDLUNGSKOMPETENZ

– Umfassendes kulturelles Wissen

– Kommunikations fähig-keiten (z.B. Fragen und «Nichtwissen» offenbaren)

– Konfliktlösungsfähigkeit+ Kreativität+ Verhaltensflexibilität

E X T E R N E W IR K U N G : KONSTRUKTIVE INTERAKTION

– Vermeidung von Regelverletzungen

– Zielerreichung– Erfolgreiches «Teamwork»

IN T E R N E W IR K U N G : REFLEXIONSKOMPETENZ

– Relativierung von Refernzrahmen– Empathiefähigkeit+ Bewusstheit über Komplexität von

Interaktion und möglichen Einflüssen+ Fähigkeit zu Perspektivenwechsel+ Bereitschaft, scheinbar alltägliche

Dinge und erworbene Kenntnisse immer wieder in Frage zu stellen und zu erneuern

HALTUNGEN & EINSTELLUNGEN

– Wertschätzung von Vielfalt– Ambiguitätstoleranz+ Akzeptanz, Toleranz,

Respekt für das/den «Andere/n»

+ Respektieren eigener Grenzen

+ «open-mindedness»

Page 16: Hochschullehre neu denken Heft 4

besser einordnen, wenn sie wüssten, welche unterschied-lichen Rollenverständnisse von Studierenden und Lehren-den vorherrschen. Auf Basis dieses Bewusstseins könnten beide die Situation neu gestalten.

4. Interkulturelle Trainings als wichtiger Schritt zur «interkulturell kompetenten Hochschule»Zunehmend werden an Hochschulen zielgruppenspezifi-sche interkulturelle Trainings angeboten. Die Teilnehmen-den erwerben kontextspezifisches Handlungswissen und sensibilisieren sich für (inter)kulturelle Unterschiede und Herausforderungen. So bietet sich für ein Training für Leh-rende die Ausrichtung auf folgende Inhalte, Kompeten-zen, bzw. Methodiken an:– Wissen über die Schwierigkeiten internationaler

Studierender im spezifischen Hochschulsystem– Wissen über andere Hochschulsysteme– Wissen über unterschiedliche Lehr- und Lernstile– Wissen über unterschiedliche Kommunikations-

konventionen und Rollenerwartungen– Verständnis für Schwierigkeiten in der Interaktion

Studierende-Lehrende (z.B. Case Studies, Transkripte von Lehrver-

anstaltungen, Sprechstundengesprächen)– Reflexion der eigenen Kommunikationsstrategien– Training von Kompetenzen in Kommunikation,

Didaktik, Beratung, insbesondere Perspektivwechsel– Umgang mit Normverletzungen

(anhand authentischer Beispiele, z.B. Plagiaten, oder in der E-Mailkommunikation7).

5. AusblickWie oben bereits angedeutet wurde, kann die Hochschule nur dann «interkulturell kompetent» sein, wenn alle Betei-ligten bereit sind für interkulturelles Lernen und die Anpas-sungsleistung nicht nur als Bringschuld der Studierenden angesehen wird. Anspruchsvolle interkulturelle Trainings bieten kein Rezeptwissen an, das alle Probleme sofort be-seitigen könnte. Sie zielen, wie die Lernspirale zeigt, so-wohl auf den Erwerb von Wissen und kommunikativen Fähigkeiten, als auch auf Reflexions- und Handlungskom-petenzen. Auch die Bedeutung von Haltungen und Einstel-lungen ist zu thematisieren. Dies kann die Mitglieder der Hochschule befähigen, mit den Herausforderungen einer zunehmend komplexer und internationaler werdenden Gesellschaft, Studien- und Berufswelt zurechtzukommen.

Literatur1 Knight, J. (2008): Higher Education in Turmoil. The Changing World of Internationalization. In: Global Perspectives on Higher Education, Vol. 13. Online-Quelle: https://www.sensepublishers.com/media/475-higher-education-in-turmoil.pdf; letzter Zugriff: 22.06.2013.

2 www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/15/22/publ.html?publicationID=3937; gelesen am 12.06.2013.

3 Bourdieu, P. (1972): Esquisse d'une théorie de la pratique précédée de Trois études d'ethnologie kabyle. Genève: Droz.

4 Die Fallgeschichte und ihre Deutung stammen aus einer Abschlussarbeit, die im Rahmen der Ausbildung zum Trainer für

die interkulturelle Qualifizierung an Hochschulen ( http://www.daad-akademie.de) unter der Leitung von Gundula Gwenn Hiller und Elke Bosse entstanden ist.

5 Vgl. z.B. House, J. (2003): Misunderstanding in Intercultural University Encounters. In: House, J.; Kasper G. & Ross, S. (Hrsg.): Misunderstanding in Social Life. Discourse Approaches to Problematic Talk. London: Longman. S. 22–56; Knapp, A. & Schumann, A. (2008): Mehrsprachigkeit und Multikulturalität im Studium. Frankfurt am Main: Lang; Schumann, A. (2012): Interkulturelle Kommunikation in der Hochschule: Zur Integration internationaler Studierender und Förderung Interkultureller Kompetenz. Transcript: Bielefeld; Casper-Hehne, H. (2005): Handlungs- und Beziehungsaspekte in der Wissenschaftskommu-nikation ausländischer Studierender. Probleme – Perspektiven. In: Casper-Hehne, H. & Ehlich, K. (Hrsg.): Kommunikation in der Wissenschaft. (Materialien Deutsch als Fremdsprache). Regens-burg: Fachverband Deutsch als Fremdsprache. S. 57–73.

6 Weidemann, D. (2004): Interkulturelles Lernen. Erfahrungen mit dem chinesischen «Gesicht»: Deutsche in Taiwan. Bielefeld: transcript.

7 Hiller, G. G.: Kulturelle und sprachliche Diversität in der Hoch-schule – Am Beispiel von E-Mail-Kommunikation. Moosmüller, A. & Möller-Kiero, J. (Hrsg.): Interkulturalität und kulturelle Diversität. Münster u.a.: Waxmann. In Vorbereitung.

Kasten 2: Hintergründe für die Irritation in der Fallgeschichte

aus der Perspektive der Akteure

1. Es ist im Fachbereich Architektur dieser Universität üblich,

dass die Entwürfe der Studierenden gemeinsam kritisch

diskutiert werden. Gute Ideen, aber auch Schwachstellen

und Verbesserungspotential werden im Plenum klar benannt

und diskutiert. Die Studierenden haben dabei die Chance,

ihre Herangehensweise zu erklären und zu verteidigen. Zur

Verbesserung der Entwürfe werden von den Dozierenden

nur wenig konkrete Vorgaben gemacht, um Raum für eigene

Ideen und Kreativität zu lassen, da die Studierenden ja

lernen sollen, eigene Lösungsstrategien zu entwickeln. Die

Entwurf-Sprechstunde kann für Detailfragen und Hinweise

genutzt werden. Da der Dozent auch zahlreiche Erasmus-

Studierende mit nur sehr wenig Deutschkenntnissen betreut,

bietet er seine Sprechstunde auch in Englisch an. Er kann

sich oft schlecht erinnern, wer welche Sprachkenntnisse hat.

2. Die Studentin fühlt sich von dem Dozenten blossgestellt,

weil sie vor den Augen ihrer Kommilitonen und Kommilito-

ninnen auf Probleme in ihrem Entwurf hingewiesen wurde.

Bisher war sie es gewohnt, dass die Dozierenden Vorschläge

machen und die Studierenden daraufhin damit arbeiten. Für

sie ist es ein Ausdruck des Respekts, die Tipps des Dozenten

anzunehmen und umzusetzen. Sie ist verunsichert, weil der

Dozent keine Lösungen anbietet, sondern nur sagt, dass sie

in die Sprechstunde kommen soll. Den Hinweis auf die

englischsprachige Sprechstunde empfindet sie als Gering-

schätzung ihrer deutschen Sprachkenntnisse. Sie hat sehr

lange Deutsch gelernt, um die Zugangsvoraussetzung für

das Architekturstudium (DSH 2 Prüfung) zu bestehen.

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uNSER SoLaRhauS Im gLoBaLEN wEttBEwERB

Am meisten freue ich mich auf den Wissens- und Erfahrungsaus-tausch. Natürlich erhoffe ich mir auch, dass der Solar Decathlon nach dem Sommer 2014 in der Schweiz ein Begriff ist.

Die Physik hat weltweit die glei-chen Gesetze und bei der Elektri-zität müssen wir uns alle an die französischen Normen anpassen. Die kulturellen Unterschiede wer-den vor allem im Designing und in der Installation ersichtlich. Für die Beur teilung ist somit eine ein-fache und übersichtliche Installa-tion wichtig.

Bei keiner interdisziplinären Ar-beit war die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen so in-tensiv wie jetzt. Die besten Ideen haben sich immer dann ergeben, wenn alle nach einer Lösung ge-sucht haben. Dafür braucht es Motivation, Kompromissbereit-schaft und fachspezifische Sys-temkenntnisse.

Es ist eine grosse Ehre für mich, an einem Projekt zu arbeiten, welches die Schweizer-Architek-tur im Ausland repräsentiert. Die-ser Event bietet unter anderem die Möglichkeit, unsere Kultur, Bautradition und unseren Stand der Technik dem Rest der Welt zu zeigen. Somit können wir uns im Wettbewerb mit der Konkurrenz «eins zu eins» vergleichen und feststellen, wo die Stärken und Schwächen liegen.

Ein Bauobjekt zu realisieren, das für unseren Kontext konzipiert wird, jedoch in einem internatio-nalen Umfeld funktionieren und verstanden werden soll, ist eine grosse Herausforderung. Das Projekt muss einerseits viele Anforderungen erfüllen aber an-derseits auch für jederman ver-ständlich sein. Dies bedeutet, dass die Komplexität des Projek-tes auf das Wesentliche reduziert werden muss.

In einem interdisziplinären Team zu arbeiten, ist nicht immer ganz einfach. Die Sichtweisen und Mei-nungen unterscheiden sich zum Teil stark. Diese tägliche Heraus-forderung motiviert uns immer wieder von Neuem. Gemeinsam an ein Problem heranzugehen und es von verschiedenen Stand-punkten zu betrachten, verleiht dem Projekt hohe Qualitäten.

Ein internationales Umfeld bietet vielfältigen Kulturaustausch und schafft, wenn wir uns mit offenen Sinnen darauf einlassen, neue Perspektiven. Wir verlassen die alpenländische Beschaulichkeit, stellen uns dem globalen Diskurs mit starken Ideen und offenem Geist. Das Eigene und das An-dere werden sichtbar, diskutier-bar, transformierbar.

Unser Projekt soll eine grosse Ei-genständigkeit ausstrahlen. Wir suchen eine aus dem spezifi-schen Ort entwickelte Architek-tur, eingebettet in eine authen-tische Geschichte, konkretisiert für unsere Region. Wir hoffen je-doch, dass Ideen, Erkenntnisse und generelle Prinzipien globaler verstanden und weiter entwickelt werden – und damit das Inte-resse der Fachleute angeregt wird.

Interdisziplinäres Arbeiten ver-langt, die eigenen Positionen präzise zu vertreten und gleich-zeitig auch zu hinterfragen, um im Team nach den optimierten Lösungen zu suchen. Es setzt eine gemeinsame Sprache vor-aus, braucht Zeit und auch Lust. Ich bin sehr beeindruckt, wie sich die Studierenden im Atelier Solar Decathlon kreativ und prozess-haft über ihren Disziplinrand hin-aus engagieren.

Hanspeter Bürgi, Architekt Leiter Atelier Solar Decathlon

Patrick Baschnagel, Gebäudetechnik Bachelor 6. Semester

Patrick Heller, Architektur Bachelor 6. Semester

1. Das Projekt Solar Decathlon wird in einem internatio-

nalen Kontext präsentiert.

Was bedeutet das für Sie?

2. Wie berück - sichtigen Sie in Ihrer Arbeit die Tatsache, dass

Fachleute aus verschiedenen

Kulturen Ihr Ergebnis beurteilen

werden?

3. Sie arbeiten in einem inter -

disziplinären Team. Welche Erfahrun-

gen machen Sie diesbezüglich?

Das Departement Technik & Architektur wurde für den Solar Decathlon Europe 2014 qualifiziert. Studierende entwickeln zusammen mit Dozie - renden in einem interdisziplinären Team ein architektonisch und technisch inno vatives, energieeffizientes Solarhaus. Die Prä sentation in Versailles findet in einem internationalen Umfeld statt. Der verantwortliche Dozent und Studie rende berichten über diese einmalige Lernchance.

Page 18: Hochschullehre neu denken Heft 4

Für unser Projekt gehen wir vom Kontext Schweiz/Luzern aus. Die anderen Teams neh-men als Hintergrund ihre lokalen Bedürfnisse und Problematiken auf. Dies macht die Prä-sentation in Versailles umso spannender. Ich stelle mir vor, dass all die Teams unterschied-lich auf die Herausforderung reagieren und die einzelnen Ergebnisse schluss endlich umso vielfältigere Ansätze aufweisen.

Die Präsentation unserer Arbeit in einem in-ternationalen Umfeld ist sicherlich ein Grund, warum ich beim Solar Decathlon mit dabei bin. Ich stelle mir vor, dass es sehr spannend und bereichernd sein wird, mit Studierenden und Fachpersonen aus verschiedenen Kultu-ren über die einzelnen Projekte zu diskutieren. Momentan sind wir nun daran, unser Konzept so klar wie möglich auszuformulieren, damit es dann für alle Besucher und Fachpersonen in Versailles verständlich und erkennbar wird.

Die Zusammenarbeit schafft Vertrauen. Beim Solar Decathlon lerne ich das Denken und die Vorgehensweise der anderen Disziplinen ver-tiefter kennen. So kann ich die Schnittstellen von der Innenarchitektur zur Architektur oder zur Gebäudetechnik weiter denken und meine Wirkungsfeld als zukünftige Innenarchitektin vergrössern.

Fragen: Brigitta Pfäffli Tanner

Susanne Schmid, Innenarchitektur Bachelor 6. Semester

Entsprechend diesem Leitmotiv bearbeiten wir bei Leister den Weltmarkt bereits seit Jahrzehnten. In der Vergan-genheit erwies sich der Anfang der Globalisierung als vor-teilhafte Einbahnstrasse, ausgehend von den Industrie-nationen in Richtung aufstrebende Länder im Westen und Osten, insbesondere Asien. Wir Schweizer Exporteure sind sehr innovativ – doch das allein ist heute nicht mehr aus-reichend. Die Globalisierung hat im Verlauf ihrer Entwick-lung auch einen Gegenverkehr gebildet. Die Unternehmen der Emerging Markets haben sich technologisch weiter entwickelt und werden mehr und mehr ernst zu nehmende Konkurrenten auf dem Weltmarkt.

Um in den Emerging Markets auch weiterhin unsere Markt position zu verteidigen und auszubauen, braucht es nicht nur Sprachenkenntnisse zur Verständigung. Gefragt sind Einblicke in unterschiedliche Markt- und Lebensbedin-gungen, Verständnis für uns fremde Unternehmenskultu-ren, Denk- und Verhaltensweisen.

In den Emerging Markets bilden sich neue, bisher unbe-kannte Marktsegmente, deren Anforderungen wir verste-hen müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Erwähnen möchte ich hier die neu in Erscheinung tretenden funktio-nalen Güter, welche sich an den Kriterien «simple – good – affordable» ausrichten. Dies jeweils angepasst an die länderspezifischen Anforderungen und grösstenteils ver-bunden mit erheblichen Skalierungseffekten.

Wie können wir uns auf diese anspruchsvollen Herausfor-derungen vorbereiten? Was bedeutet das für die Ausbil-dung, welchen Weg müssen wir konsequent beschreiten?

Internet, Social Networks und Methoden wie E-Learning sind der erste Schritt, aber heutzutage nicht mehr ausrei-chend. Internationale Netzwerke, direkter Erfahrungsaus-tausch von Mensch zu Mensch, Arbeitseinsätze in Form von Praktika, Auslandsaufenthalte mit Einbindung in die dort ansässigen Unternehmen und das tägliche Leben vor Ort, sowie auch ein Auslandsstudium geben Chancen, so-wohl die Menschen als auch ihre Lebensumstände und Bedürfnisse für neue Produkte zu verstehen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei den Herausforderungen der fortschreitenden Globalisierung.

INduStRIE: wE aRE LocaL – woRLdwIdE

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Christiane Leister

Weitere Informationen unter:www.hslu.ch/solardecathlonwww.solardecathlon.ch

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«EIN wIchtIgER tüRöffNER»

Mit der «International Winter School Lucerne» ist dem Wirtschafts-ingenieur-Studiengang der Hochschule Luzern der brückenschlag zu zahlreichen ausländischen Partnerschulen gelungen. An dieser blockwoche nehmen jeweils 40 Studierende aus über 15 Ländern teil.

Sascha Götte hat die erste Winter School durchgeführt. Gemeinsam mit dem heutigen Projektleiter, Christian Hohmann, erläutert er dieses interdisziplinäre Projekt.

Welche Bedeutung hat die «International Winter School Lucerne» für das Departement Technik & Architektur?Sascha Götte: Die Winter School war die erste englisch-sprachige Blockwoche, die an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur durchgeführt wurde. Sie war ein wichtiger Türöffner, um die Zusammenarbeit mit auslän-dischen Partnerschulen zu intensivieren. Wenn wir Studie-rende ins Ausland schicken möchten, müssen wir auch spannende Angebote für ausländische Studierende be-reithalten. Nur so können wir unseren Studierenden die Möglichkeit eines Auslandssemesters oder eines Dual De-grees bieten. (Mehr zu Dual Degrees S. 20)

Christian Hohmann: Unseren angehenden Wirtschafts-ingenieuren und -ingenieurinnen bietet die Winter School die Möglichkeit, an ihrer Heimathochschule internationale Luft zu schnuppern. Wir sprechen in diesem Zusammen-hang auch von Internationalisierung zu Hause. Es geht darum, unseren Studierenden aufzuzeigen, wie berei-chernd ein Auslandsaufenthalt für sie sein könnte. Viele nutzen dabei die Chance, sich mit Gaststudierenden aus ihrer Wunschdestination zu vernetzen.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Aufbau der Winter School gemacht?(SG) Wir hofften, mit der Winterdestination Schweiz zu punkten. Damals gab es in der Schweiz noch kein ver-gleichbares Angebot. Im Rückblick lagen wir mit dieser Ausrichtung genau richtig. Bei der ersten Durchführung ist jedoch noch nicht alles rund gelaufen. Wir haben die Teil-nehmenden zu Beginn überfordert und ihnen kaum Zeit gelassen, die Region kennenzulernen. Daran haben wir nun einiges geändert. Auch den Aufwand für die Durch-führung eines solchen Moduls hatten wir etwas unter-schätzt.

Die Winter School findet immer im Februar statt. Was steht jeweils auf dem Programm?(SG) Seit 2012 erlernen die Studierenden die Methode des «Design Thinking» eine spezielle Kreativ- und Problemlö-sungsmethodik. Dieses Thema hat sich sehr bewährt. (Mehr zu «Design Thinking» im Inter-Heft 3, S. 2ff)

(CH) Vorläufig bleiben wir auch bei diesem Thema. Die Studierenden entwerfen in dieser Woche Produkte und Services für reale Firmen. 2012 haben wir mit Trisa und Logitech zusammengearbeitet. Der Unterricht unterschei-det sich stark von anderen Modulen. Es sind definitiv keine Stunden, in denen die Studierenden ein wenig berieselt werden. Sie arbeiten intensiv in unseren Ateliers an der

Für Christian Hohmann (l.) und Sascha Götte (r.) hat sich die Aufbauarbeit gelohnt. Die Nachfrage nach Plätzen in der Winter School steigt stetig. (Foto Patrick Kälin)

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Problemlösung. Im Rahmen des «Design Thinking» sollen sie sich vom Papier lösen und handwerklich tätig werden. Sie bauen zahlreichen Modelle, um ihren Ideen Form zu geben. Für unsere Gaststudierenden ist diese Woche je nach Herkunft und Studienrichtung sehr ungewohnt. Sie finden sich üblicherweise aber schnell damit zurecht und arbeiten begeistert mit.

Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllen?(CH) Die Winter School richtet sich an Wirtschaftsin-genieur-Studierende im zweiten Studienjahr, wobei wir auch Studierende aus den Studiengängen Maschinentech-nik, Elektrotechnik und Informatik aufnehmen. Uns ist wichtig, dass es sich um Leute handelt, die «open minded» und bereit sind, herkömmliche Denkweisen zu durchbre-chen. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden studiert an un-serem Departement, zwei Drittel kommen aus dem Aus-land. Bei den ausländischen Gaststudierenden ist die He-terogenität recht gross, zum Beispiel was das Alter angeht. Die französischen Studierenden sind meist noch unter 20, andere eher erfahrener.

(SG) Die Studienrichtungen der ausländischen Teilneh-menden sind ebenfalls sehr unterschiedlich, was sich sehr positiv auf die Kreativität der Teams auswirkt. Aus Dublin kommen beispielsweise Leute aus dem Studiengang In-dustriedesign, aus Valencia Informatiker, aus St. Pe-tersburg angehende Betriebsökonomen, aus Coventry Studierende der Luftfahrt und aus Edinburgh Bauingeni-eure.

(CH) Auch die kulturellen Unterschiede sind spannend. Wenn in unserem Kurs ein Schweizer mit einer Russin et-was entwickelt, prallen unterschiedliche Denkweisen auf-einander, und es entstehen ganz neue und sehr span-nende Lösungswege. Das interdisziplinäre Arbeiten im in-ternationalen Kontext gehört heute vielfach zur Berufsrealität, die Winter School bietet ein Übungsfeld.

(SG) In diesem Zusammenhang hat die Hochschule Luzern – Technik & Architektur unserem Vize-Direktor Beat Mug-glin sehr viel zu verdanken. Er hat ein Sabbatical genutzt, um zahlreiche Hochschulen in der ganzen Welt zu besu-chen. Danach hat er die Internationalisierung unseres De-partements mit viel Herzblut vorangetrieben.

Was bietet die Winterschool den Studierenden ausser Unterricht sonst noch?(CH) Wir organisieren Unterkunft und Verpflegung, einen Begrüssungsapéro in Luzern und am ersten Schultag einen Abholservice, damit alle den Weg finden. Ferner gibt es einen Fondueabend in einer Berghütte, sowie einen Ab-schlussabend.

Das klingt nach viel Aufwand. Wie gross ist das Organisa-tionskomitee?(SG) (lacht) Das OK heisst Christian Hohmann.

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(CH) Stimmt. Die meisten Fäden laufen bei mir zusammen. So etwa die Akquisition der Firmenpartner oder die Aus-wahl der Studierenden. Einzig bei der Administration habe ich Unterstützung durch Assistierende. Den Abschluss- abend organisieren die Luzerner Studierenden. Alles in allem ist der Aufwand ziemlich gross. Deshalb beginnt die Vorbereitungsarbeit jeweils bereits im Frühsommer.

Werden auch ausländische Gastdozentinnen und -dozenten eingesetzt?(CH) Insgesamt sind wir drei Dozierende. Das Departe-ment Technik & Architektur arbeitet im Bereich «Design Thinking» eng mit der Stanford University zusammen. Wir haben das grosse Glück, dass wir von dort einen der Be-gründer der Methodik, Larry Leifer, als Dozent gewinnen konnten.

(SG) Larry Leifer und die Stanford University haben inter-national einen exzellenten Ruf. Davon profitieren wir na-türlich. Nicht zuletzt veranlasst dies unsere Partnerschulen die besten Studierenden für die Teilnahme zu nominieren.

Mit anderen Worten: Die Winter School ist ein Erfolg. (SG) Ja, auf ganz verschiedenen Ebenen. Wir haben ein gutes Medienecho und die Beziehungen zu unseren Part-nerschulen sind intensiver geworden. Die Nachfrage nach Teilnahmeplätzen steigt stetig und diverse Studierende sind für ein ganzes Semester nach Luzern zurückgekom-men.

Werden Sie das Programm erweitern?(CH) (lacht) Das könnten wir tatsächlich. Aber wir wollen bewusst nicht grösser werden. Bei grösseren Gruppen be-steht die Gefahr, dass die Studierenden sich weniger durchmischen, sondern mit Leuten aus ihren Herkunftslän-dern zusammenkleben. Eine doppelte Durchführung des Moduls wollen wir auch nicht. Es ist gut, so wie es ist.

Interview: Mirella Wepf

Internationaler Kontext: Begeisterte Studierende und konkrete Problem-lösungen. (Fotos Christian Hohmann)

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Am Anfang des Moduls «Swissness – Swiss Culture» steht immer ein Rückblick. Was ist in der vergangenen Woche in der Schweiz passiert? Im Mai war das beispielsweise der Besuch des chinesischen Premierministers Li Keqiang. Die-ses Thema wird kontrovers diskutiert, denn im Modul sind Austauschstudierende aus China. Sie bringen ihre eigene Optik mit ein. «Swiss watching» nennt Dozentin Nina Zim-nik diesen Teil des Unterrichts. Sind die wichtigsten Aktua-litäten besprochen, werden verschiedene Aspekte des Gastgeberlandes genauer beleuchtet. Etwa die Struktur der Schweizer Wirtschaft, kulturelle Phänomene wie der «Röstigraben», die Bedeutung des Tourismus oder die ver-schiedenen Parteien und ihre Programme. «Im Kurs lernen die Studierenden das Gastgeberland kennen und können mit diesem Wissen ihr Leben und ihr Studium hier besser bewältigen», erklärt die Kulturwissenschaftlerin. «Sie inte-ressieren sich beispielsweise sehr dafür, welche Hobbys die Schweizerinnen und Schweizer betreiben. Und sie sind froh, wenn sie bei einer Einladung in einen Schweizer Haushalt schon wissen, dass man vor dem Essen miteinan-der anstösst.»

Themen selbst erarbeitenDer in Englisch angebotene Kurs steht allen Studierenden der Hochschule Luzern offen. Ausländische Studierende aus dem Departement Technik & Architektur bekommen sogar drei Kreditpunkte angerechnet, wenn sie die münd-liche Prüfung bestehen. Leicht verdient seien diese nicht

und es seien auch schon Studierende durchgefallen, sagt Nina Zimnik. «Ich erwarte, dass sie ihre Präsentationen und Arbeiten gewissenhaft vorbereiten und fristgerecht einreichen. Die Studierenden sollen auch die Bedeutung von Verbindlichkeit kennenlernen, die erst das gute Zu-sammenleben in der Schweiz ermöglicht.»

Der Kenianer Henry Wittmer wohnt mit seiner Schweizer Frau in Lenzburg und pendelt dreimal wöchentlich nach Horw zum Studium, das er berufsbegleitend absolviert. Als eindrücklich empfindet er das Vertrauen, das die Leute in der Schweiz einander entgegenbringen, etwa in der Sen-dung «Arena», in der sich die Politikerinnen und Politiker ohne Leibwächter auf hitzige Debatten einlassen. Nina Zimnik bekräftigt, dass dieses Vertrauen in die Redlichkeit der Mitmenschen, auf dem letztlich das ganze System der direkten Demokratie basiere, die ausländischen Studieren-den immer wieder erstaune.

Im Verlaufe des Semesters müssen sich alle ein helveti-sches Thema einarbeiten, und es den Mitstudierenden präsentieren. Da gäbe es durchaus Vorlieben, hat Nina Zimnik festgestellt. Studierende aus südamerikanischen Ländern etwa würden sich stark für das Militär in der Schweiz interessieren.

Studierende aus dem In- und Ausland profitierenRandy Cotten aus San Diego sind schon viele helvetische Gewohnheiten ans Herz gewachsen, denn er hat eine Schweizer Freundin. Diese hatte bei ihm in den USA be-reits ein neues Zuhause gefunden. Doch weil Cotten auf der Website der Hochschule Luzern mit dem englischspra-chigen Studiengang in Wirtschaftsingenieurwesen sein Traumstudium entdeckt hatte, zogen die beiden in die Schweiz. «Dank dem Swissness-Kurs kenne ich jetzt nicht nur die wichtigsten Fakten zur Schweizer Politik, Ge-schichte und Wirtschaft, sondern weiss auch etwas über Alberto Giacometti und Le Corbusier, die mir», so schmun-zelt er, «ab und zu im Portemonnaie begegnen.»Hin und wieder komme es vor, dass auch Schweizer Studie-rende das Modul besuchen wollten, erzählt Kursleiterin Zimnik. Sie begrüsst das, denn die Studierenden erhielten eine neue Sichtweise auf ihr Land. Ausserdem übten sie sich im Englischen, wenn sie sich mit den ausländischen Kursteilnehmenden austauschten. Und damit werde die «Internationalisierung zu Hause» gefördert, meint Nina Zimnik abschliessend.

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Für viele ausländische Studierende ist die Schweiz zunächst ein buch mit sieben Siegeln: Wie ist das mit der Pünktlichkeit? Was heisst direkte Demokratie? Im Modul «Swissness» lernen sie Land und Leute kennen. Dazu bringen sie eine grosse bereitschaft mit, sich landesüblich bewegen zu können.

DIREKTE DEMOKRATIE

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PERSÖNLICHKEITEN

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FREIZEIT

Eva Schümperli-Keller und Gregor Imhof

Im Modul «Swissness» werden verschiedene Aspekte des Gast- geberlandes Schweiz besprochen. (Illustration Patrick Kälin)

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hochSchuLLEItuNg hochSchuLE LuzERN: INtERNatIoNaL I­SIERuNg zwISchEN PfLIcht uNd KüR

hochSchuLdIdaKtIK: LERNEN uNd LEhREN wELtwEIt Im gESPRäch

Wie sieht die Welt aus, in der sich Studierende später zu be-währen haben? Auf welche Herausforderungen werden sie treffen? Welche Kompetenzen werden sie benötigen? Fragen dieser Art müssen sich Hochschulen immer wieder stellen.

Man muss kein Zukunftsforscher sein, um vorauszusehen, dass die künftige Lebens- und Arbeitswelt in hohem Mass globali-siert sein wird. Grenzen verschwinden zwar nicht, aber sie ver-lieren an Bedeutung – seien es nun Grenzen in Bezug auf Nati-onalstaaten, Sprachen oder Kulturen. Mit Ausnahme des Bo-dens zirkulieren alle Produktionsfaktoren (Kapital, Arbeit, Wissen) weitgehend frei. Die rohstoffarme Schweiz kann von diesem Trend profitieren und sich als einer der weltweit inno-vations- und wertschöpfungsstärksten Standorte profilieren.

Diese Entwicklung löst auch Ängste und Widerstände aus. Die Verhaltensforschung zeigt, dass menschliche Individuen nicht per se auf eine globalisierte Welt vorbereitet sind. Vererbte menschliche Verhaltensprogramme sind primär auf über-schaubare soziale Systeme wie Familien ausgerichtet. Erst durch Aus- und Weiterbildung erwirbt sich der Mensch die Fä-higkeit, sich in fremden, anonymen und veränderlichen Um-welten sicher bewegen zu können. Neben der Familie als pri-märer Soziali sations ins tanz kommt hier den Bildungsinstituti-onen eine zunehmende Bedeutung zu.

Der Werkplatz Zentralschweiz verfügt über ein hohes Interna-tionalisierungspotenzial, man denke nur an Unternehmen wie Schindler, Glencore, Victorinox oder Pilatus. Die Vermittlung von Kompetenzen zur Bewältigung beruflicher Aufgaben in einem internationalen Umfeld stellt für die Hochschule Luzern eine zentrale Aufgabe dar. Unsere Curricula berücksichtigen neben Fach-, Sprach- und Sozialkompetenzen denn auch zu-nehmend interkulturelle Kompetenzen. Durch vielfältige Part-nerschaften mit Hochschulen, Unternehmen und Institutionen auf der ganzen Welt schaffen wir die Voraussetzungen, damit Studierende internationale Erfahrungen sammeln können, bei-spielsweise im Rahmen von Austauschprogrammen, Summer Schools oder Forschungsaufenthalten. Dabei lässt sich das Nützliche zwanglos mit dem Angenehmen verbinden: Die Möglichkeit, fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen, trägt massgeblich zu einem attraktiven Studienangebot bei.

Die Globalisierung stellt für alle eine Herausforderung dar. Es ist an uns, die damit verbundenen Chancen für den Denk- und Werkplatz Zentralschweiz mit Offenheit, Neugier und Kreativi-tät zu nutzen.

Monika Wyss

Der Diskurs über Lernen und Lehren ist international. Das bringt lokal Be-stätigung, regt zum Austauschen an und bringt Inspiration aus allen Ecken der Welt.

Soeben ist ein «epochales Werk» erschienen. Gemeint ist die deutsche Übersetzung von John Hatties «Visible learning for teachers. Maximizing impact on learning». Und: Im kalifornischen Silicon Valley startet «The next big thing». Gemeint sind Massive Open Online Courses (MOOCs).

Der Bildungsforscher John Hattie aus Neuseeland sucht nach Faktoren, welche erfolgreiches Lernen unterstützen.1 Dafür analysierte er Daten von 250 Millionen Lernenden und extrahierte 138 Schlüsselfaktoren zu Lehren-den, Lernenden, Unterricht, Elternhaus, Institution und Curriculum. Mit seinem Buch will er Lehrenden ein Baro-meter in die Hand geben. Dieses zeigt an, was im Kontext von Lernen und Lehren am besten funktioniert. Und er er-klärt evidenzbasiert, warum. Klar, die Rangliste der Fakto-ren im Anhang des Werkes verleitet zu vorschnellen Inter-pretationen. Klar, die Ergebnisse sind von kulturellen Spezi-fika geprägt und müssen mit Vorsicht auf die eigene Lehre übertragen werden. Trotzdem kann Hattie zeigen: Das Wirkpotential der Lehrenden ist dann gross, wenn sie mit den Augen der Lernenden lehren, wenn sie wissen wollen, warum und wo das Lernen schwer fällt, oder ob die Lernen-den bei der Sache bleiben konnten. Sie initiieren Kurztests und Lernende wagen, Fehler zu machen. Gemeinsam wird besprochen, wie das Ziel erreicht werden kann.

Massiv Open Online-Kurse sind darauf ausgelegt, dass Tau-sende von Studierenden gemeinsam aber nicht zwingend gleichzeitig lernen. Einmal an einer renommierten Universi-tät nach Wahl eingeschrieben, kann die Vorlesung so lange angeschaut, an Kontrollfragen so lange geknobelt werden, bis die Inhalte verstanden sind. Studierende benoten Studierende in anderen Ecken der Welt (Peer-Grading), weil die Dozierenden dies nicht mehr bewältigen können. Mit den MOOCs kommt Wissen mit Uni-Qualität ins Internet. Studierende und Dozierende profitieren von den unterschiedlichen fachlichen, sozialen und kulturellen Hintergründen, ohne das eigene Land zu verlassen. Dozierende können den Erfolg von Tausenden von Studierenden beobachten und wenn nötig fragen, warum Hunderte dieselbe Frage falsch beantworten. Oder ob und wie Peer-Grading funktioniert. Erste Antworten liegen vor: offenbar gut.2

Ob MOOCs oder Hatties Buch, aus allen Ecken der Welt kommen neue Fra-gen und evidenzbasierte Begründungen. Das beflügelt die Lehre und das Lernen vor Ort und macht Lust auf internationalen Austausch.

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LiteraturHattie, J. (2013): Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von «Visible Learning», besorgt von Wolfgang Beywl & Klaus Zierer. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren Verlag.

1 Interview mit John Hattie: «Schaut hin!» In: ZEIT Nr. 19, 2.5.2013, auf www.zeit.de.2 Koller, D. What we're learning from online education.

http://www.youtube.com/watch?v=U6FvJ6jMGHU (Ted-Talk), gelesen am 18.6.2013.

Xaver Büeler

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Sascha Götte

Die Hochschule Luzern – Technik & Architektur pflegt seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Coven-try University in England, der Edinburgh Napier University in Schottland und der University of the Sunshine Coast in Australien. Im Rahmen dieser etablierten Dual Degree Programme verbringen unsere Studierenden das letzte Studienjahr als Gaststudierende an einer der drei Partner-universitäten.

Auswahl- und AbstimmungsprozesseDie Vergabe der Austauschplätze findet über ein Auswahl-verfahren statt, in dem die interessierten Studierenden ihre Motivation für die Teilnahme erläutern müssen. Des Weiteren berücksichtigt die Auswahlkommission bei ihrer Entscheidung auch die bisherigen Studienleistungen, die Fremdsprachenkompetenzen und das sonstige Engage-ment an der Hochschule. Für die für ein Dual Degree Pro-gramm nominierten Studierenden erfolgt die Festlegung der zu belegenden Kern- und Wahlmodule in enger Ab-stimmung mit dem Studiengangleiter von der ausländi-schen Partneruniversität, wobei sichergestellt wird, dass sowohl die Bedingungen für die Diplomierung an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur als auch für den zweiten Bachelorabschluss an der ausländischen Part-neruniversität erfüllt werden. Eine besondere Herausfor-derung ist die frühzeitige Abstimmung der Aufgabenstel-lung der Bachelor-Diplomarbeit. In diesem Projektmodul werden die Studierenden sowohl von einem Dozierenden der ausländischen Partneruniversität als auch von einem Dozierenden des Departements Technik & Architektur be-treut und ihre Leistungen werden von beiden separat be-wertet. Die Modulwahl und die vorgesehene Anrechnung der im Ausland erbrachten Studienleistungen werden im Rahmen einer Lernvereinbarung festgelegt.

Gewinn für Studierende und HochschuleDurch die Teilnahme an einem der Dual Degree Pro-gramme erhalten die Studierenden einen umfangreichen Einblick in die englische, schottische bzw. australische Kul-tur, Geschichte und Wirtschaft. Alle bisher aus diesen Pro-grammen zurückgekehrten Studierenden haben das Studi-enjahr mit einem sehr guten Bachelor of Engineering (Ho-nours) von der Coventry University oder der Edinburgh Napier University bzw. Bachelor of Business von der Uni-versity of the Sunshine Coast abschliessen können. Einige der studentischen Projektarbeiten sind an unseren Partner-universitäten mit Bestpreisen ausgezeichnet worden. Die Studierenden können ihre Fremdsprachenkompetenzen deutlich erweitern und wirken an unseren Partneruniversi-täten als Botschafter, indem sie für einen Studienaufent-halt an unserer Hochschule werben. Gerade auch deswe-gen hat in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Austauschplätzen in Luzern bei den Studierenden von der Coventry University stetig zugenommen, wodurch die In-ternationalisierung zu Hause gestärkt werden konnte.

Den Absolventinnen und Absolventen der Dual Degree Programme bieten sich durch ihr spezielles Absolventen-profil besondere Chancen beim Berufseinstieg in interna-tional tätige Unternehmen im In- und Ausland. Zudem hat es sich gezeigt, dass hierdurch der Zugang zu Master-Stu-diengängen an renommierten ausländischen Hochschulen und Universitäten erleichtert wird.

Die Möglichkeit der Teilnahme an diesen Dual Degree Pro-grammen wirkt sich auch auf die Akquisition neuer Studie-render an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur aus. Für einige sehr gute und international ausgerichtete Studieninteressierte sind diese Programme von wesentli-cher Bedeutung für die Entscheidung zum Eintritt in das Bachelor-Studium am Departement Technik & Architektur.

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Durch die enge Zusammenarbeit mit drei Partneruniversitäten im englischsprachigen Raum können sehr gute bachelor-Studierende vom Departement Technik & Architektur das dritte Studienjahr an diesen Partneruniversitäten absolvieren und einen zweiten bachelor- Abschluss erwerben. Diese sogenannten Dual Degree Programme sind für bachelor-Studierende an Schweizer Fachhochschulen sehr innovativ und bieten besondere Chancen für eine spätere karriere im internationalen Umfeld.

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Erich Schmid, was hat Sie bewogen, in Dresden ein Auslandsemester zu absolvieren?Ich bin ist Ostdeutschland geboren. In Dresden konnte ich das Studium mit einem Aufenthalt in meiner alten Heimat verknüpfen. Ausserdem wusste ich, dass das Studium in Dresden mehr technisch ausgerichtet ist und im Bereich Städtebau vieles zu bieten hat.

Michaela Rackova, warum haben Sie die Hochschule Luzern gewählt?Ich kann hier neue Erfahrungen machen. Die Schweiz ist ein hochentwickeltes Land, ihre Hochschulen haben bei uns einen guten Namen. Wir konnten zwischen der Fach-hochschule Bern und Luzern wählen. Luzern ist die schö-nere Stadt.

Was lern(t)en Sie während des Auslandstudiums?(ES) Ehrlich gesagt habe ich in Dresden in fachlicher Hin-sicht nicht wirklich Neues erfahren, konnte jedoch mein Wissen über Städtebau vertiefen und ergänzen. Diesbe-züglich hat man in Dresden sehr viel Erfahrung, weil ja die ganze Stadt nach dem zweiten Weltkrieg neu aufgebaut werden musste. Wir hatten einen ausgezeichneten Dozen-ten, der sein Leben lang Städtebau machte. Er geht diesen Sommer in Pension, war aber noch mit Leib und Seele da-bei.

(MR) In Brünn studieren wir mehr Mathematik, Techni-sches Zeichnen und Statik. In Horw lerne ich, neben den technischen auch die künstlerischen Aspekte des Bauens

zu reflektieren. Wir lernen hier die Farbnuancierung zu be-achten und Farbkonzepte zu entwickeln. Das ist gut für mich. In Brünn habe ich mich mehr mit Materialien und technischen Details befasst.

Welche Unterschiede sind Ihnen aufgefallen?(MR) In Horw ist der Umgang miteinander weniger for-mell. Ich kenne die Titel der Professoren nicht. Wir sagen Hallo und Du zueinander. In Brünn muss ich die Professo-ren mit ihren Titeln ansprechen. Ausserdem machen wir in Horw mehr Gruppenarbeiten. Das ist ganz neu für mich.

(ES) Das sehe ich ähnlich. Auch das Studium in Dresden gleicht noch stark einer klassischen Berufsausbildung, wie ich sie in der Bauzeichnerlehre erlebt haben. Es besteht vorwiegend aus frontaler Wissensvermittlung. Bei den sel-tenen Gruppenarbeiten muss man hinter den Kommilito-nen her rennen. Diesbezüglich waren sie sehr unbeholfen. Sie hatten Schwierigkeiten, sich zu organisieren und Er-gebnisse zu koordinieren. Überhaupt hat mich die man-gelnde Motivation beschäftigt. Sie ist ob der schlechten Berufsaussichten schon verständlich. In Deutschland ist man nach einem Bachelorabschluss ein besserer Prakti-kant. Hier wartet man auf uns.

Vermissen Sie etwas in Horw?(MR) Das Studentenleben. Hier gibt es nur eine Party wäh-rend des Semesters. Bei uns feiern wir viele Feste, sind viel zusammen. Wir brauchen das.

LERNEN, fEIERN, REISEN…

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Michaela Rackova und Erich Schmid sind sich einig: Der Austausch im internationalen Umfeld löst wichtige fachliche und persönliche Lernprozesse aus. (Foto Patrick Kälin)

Erich Schmid und Michaela Rackova studier(t)en Architektur im Aus land. Sie berichten über ihre Eindrücke und Erfahrungen. Es zeigt sich, dass der Gewinn nicht in erster Linie im fachlichen bereich, sondern in persönlich bedeutsamen Lebenserfahrungen liegt.

Page 25: Hochschullehre neu denken Heft 4

(ES) Das ist mir in Dresden auch aufgefallen. Es werden viele Reisen und Feste für die Studierenden organisiert. Man könnte jedes Wochenende etwas unternehmen.

Gab es Überraschungen?(MR) Das Vertrauen, das alle einander entgegenbringen hat mich total überrascht. Ich kann meine Sachen an mei-nem Atelierplatz liegen lassen und am nächsten Tag ist alles noch da. Wenn ich eine Kamera ausleihe, will nie-mand eine Unterschrift. Das macht das Studieren ange-nehm. Die Menschen hier wirken zufriedener. Das sehe ich schon morgens im Bus. Viele lächeln.

(ES) Ein schulisches Aha-Erlebnis hatte ich nicht. Ich nahm die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern inten-siv war und merkte für mich persönlich, dass ich, obwohl in Deutschland geboren, doch eher Schweizer bin. Wir haben hier ein sehr hohes Niveau in Bezug auf Qualität und Leis-tung und übernehmen viel Eigenverantwortung. Über-rascht war ich auch über das allgemein grosse Interesse an der Schweiz, insbesondere aber auch an der schweizeri-schen Architektur.

Wie hat sich das gezeigt?(ES) Herr Brey, der bereits erwähnte Professor in Städte-bau war sehr nett und liebevoll, und besonders begeistert, wenn jemand aus einem anderen Land kommt. Er war in-teressiert an der Architektur in der Schweiz. Wenn ich mit einer Idee kam, war er immer Feuer und Flamme. Die Situ-ation war offen, persönlich, fast familiär, wir arbeiteten halt auch in kleinen Klassen.

Gibt es etwas, was man nur durch ein Studium im Ausland lernen kann?(MR) Ich lerne viel über mich selbst, dass ich auch ohne Familie und Freunde etwas schaffen kann. Hier lerne ich auch in Gruppen zu arbeiten, das ist manchmal schwer. Doch es ist wichtig, mit anderen zu kooperieren und zu er-kennen, dass jeder etwas anderes einbringt und etwas anderes gut kann.

(ES) Es ist wichtig, weg zu gehen, mit den Menschen im Ausland zu leben, Miete zu bezahlen und den Bus zu benüt-zen. Man spürt, wir sind so nah und doch so verschieden.

Was haben Sie über den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen erkannt?(MR) Zwischen Personen aus der Schweiz und aus Tsche-chien habe ich keine allzu grossen Unterschiede festge-stellt. Wir studieren aber auch mit Chinesen, die kommen aus einer total anderen Welt. Ich fühlte mich zuerst etwas unbehaglich und war überrascht, dass wir in Bezug auf Ar-chitektur viel miteinander auszutauschen haben. Auch über politische Themen hatten wir viel zu besprechen. Es stellte sich heraus, der Umgang mit Ausländern ist über-haupt kein Problem. (ES) Nur schon wenn ich bei uns in Gruppen mit Wallisern und Zürchern arbeite, fühle ich mich manchmal als «Inner-schweizer aus Dresden» wie ein Ausländer. Alle haben ei-

gene, ganze andere Ansichten und man muss lernen, zuzu-hören und Rücksicht zu nehmen. Man denkt allzu rasch, das kenne ich schon. Das habe ich auch in Dresden stark erfahren. Wir arbeiten hier und dort zwar mit ähnlichen Techniken und machen gewisse Dinge doch ganz anders. Ich musste über vieles neu nachdenken. International zu-sammengesetzte Gruppen zwingen einen, Festgefahrenes aufzubrechen. Das tut schon gut, sich selber immer wieder zu überprüfen. Das führt auch zu mehr Toleranz. Und man kann vieles mitnehmen.

Was bedeutet das Auslandstudium für Ihre künftige Berufstätigkeit als Architektin, als Architekt ?(MR) Schwer zu beurteilen. Eines ist mir aber klar: Wenn ich künftig in Tschechien normale Familienhäuser bauen werde, sind vermutlich die technischen Inhalte immer noch wichtiger als die künstlerischen.

(ES) Der Beruf des Architekten ist sehr vielseitig. Die Anfor-derungen an jeden Auftrag sind komplett verschieden. Man muss sich umsehen. Jede Erfahrung tut diesem Beruf gut.

Woran werden Sie sich auch mit Vierzig noch erinnern?(MR) Das Vertrauensklima an der Hochschule werde ich nie vergessen.

(ES) Die Erfahrungen mit meiner Familie waren für mich das Schönste.

Interview: Brigitta Pfäffli Tanner

Michaela Rackova

22, ist in Brünn, Tschechien geboren, hat das

Gymnasium absolviert und studiert Architektur, zur

Zeit an der Hochschule Luzern im 6. Semester. Sie

wohnt in einer Wohngemeinschaft in Kriens, kocht

und wandert gerne. Mit Pilates hält sie sich fit.

Eric Schmid

28, ist in Dresden geboren und lebt seit 20 Jahren

in der Schweiz, aktuell in einem Bauernhaus in

Willisau. Er arbeitete vor dem Architekturstudium

als Bauzeichner. Während eines Semesters

studierte er an der Technischen Hochschule in

Dresden. In der Freizeit gilt sein Interesse dem Film

und der Fotografie.

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wISSEN KomPaKt Brigitta Pfäffli Tanner

BolognaerklärungDer Europarat hat sich im Jahr 1997 in Lissabon zu einem europäischen Hochschulraum bekannt. Die daraus folgende Erklärung der Europäischen Bildungsminister vom 19. Juni 1999 in Bologna zielt auf:– Einführung eines Systems leicht verständlicher

und vergleichbarer Abschlüsse zur Förderung von arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulsystems.

– Einführung von Bachelor und Master. Der Ba-chelor attestiert eine arbeitsmarktrelevante Qualifikationsebene.

– Einführung eines Leistungspunktesystems (ECTS) zur Förderung grösstmöglicher Mobilität der Studierenden.

– Förderung der Mobilität für Studierende, Leh-rende, Wissenschaftler und Verwaltungspersonal.

– Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung im Hinblick auf die Erarbeitung vergleichbarer Kriterien und Me-thoden.

– Förderung der erforderlichen europäischen Di-mensionen im Hochschulbereich, insbesondere in Bezug auf Curriculum-Entwicklung, Zusam-menarbeit zwischen Hochschulen, Mobilitäts-projekte und integrierte Studien-, Ausbildungs- und Forschungsprogramme.

Brain Gain und Brain DrainDie beiden englischen Begriffe Brain Gain und Brain Drain stehen für Wanderbewegungen, die Spitzenkräfte machen beispielsweise von einem Land zu einem anderen oder von einer Region in eine andere. Brain Gain ist der positive Fall, durch die Zuwanderung fachkompetenter Personen können Gewinne erwirtschaftet werden. Brain Drain ist der negative Fall, Wissen geht durch die Emigration verloren. Das wird auch deutlich aus der wörtlichen deutschen Übersetzung: «Brain» bedeutet «Gehirn», «Drain» bedeutet Abfluss und «Gain» Gewinn. http://www.wirtschaftundschule.de/lehrerservice/lexikon/b/brain-gain/; gelesen am 20.6.13.

Buddy-SystemEin Buddy betreut ausländische Studierende und unterstützt deren Integration in die Schweiz und in das Studium im Rahmen des Moduls «Social Project» an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur. Dieses Modul zielt auf Lernen durch Erfahrung und Engagement (service learning). Einheimische Studierende sollen so lernen, wie man sich in einer Gemeinschaft engagiert und wie man sich sozial und verantwortlich einbringen kann.

Cross Border EducationDer Begriff steht für die Hochschulbildung über nationale Grenzen hinweg und bezeichnet entsprechend die Mobilität von Personen, Programmen, Wissen, Ideen, Projekten und Diens-ten.

Dual DegreeBei einem Dual Degree Programm sind die Studierenden an einer Hochschule in einem Studiengang eingeschrieben und absolvieren im letzten Teil ihres Studiums einen mindestens zweisemestrigen Auslandsaufenthalt an einer ausländischen Partnerhochschule. Beide beteiligten Hochschulen erkennen die Studienleis-tungen gegenseitig an, ohne dass die beiden Studiengänge jeweils vollständig absolviert werden müssen. Bei erfolgreichem Abschluss werden den Studierenden zwei separate akademische Abschlüsse verliehen. Während Dual Degree Programme besonders im englisch-sprachigen Ausland verbreitet sind, werden sie an Schweizer Hochschulen und Universitäten bisher noch kaum angeboten. (Text Sascha Götte)

Interkulturelle KompetenzInterkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, sich in kulturellen Überschneidungssituationen angemessen orientieren und verhalten zu können. Dies erfordert Einsicht in eine mögliche Relativi-tät und globale Abhängigkeit von Werten, Wissen über eigene und fremde kulturelle Werte, sowie Einsicht in die Beeinflussung des eigenen Denkens und Handelns durch die eigenen kulturellen Werte. Auf der Ebene des Handelns geht es darum, Empathie für Menschen aus anderen Kulturen zu entwickeln, Fremdbegeg-nung in beruflichen und privaten Zusammen-hängen bewusst zu gestalten und Konflikte kultur adäquat auszutragen (Kiel, 2001, S. 13ff.).

Interkulturelles LernenInterkulturelles Lernen ist die Bereitschaft und Fähigkeit, Menschen aus verschiedenen Kulturen zu verstehen und die eigenen Deutungs- und Handlungsmuster zu hinterfragen und zu erweitern.

Internationalisierung zu HauseInternationalisation at Home: Begrifflichkeit auf IRUAS, http://www.iruas.ch/index.cfm?nav=5& /;

Internationalization@home: Begrifflichkeit am Departements Technik & Architektur

Damit sind Aktivitäten gemeint, welche die Internationalisierung einer Hochschule fördern: Internationalisierung der Studienprogramme und Lehrinhalte, Entwicklung der interkulturellen Kompetenzen und Sprachkenntnisse von Mitgliedern der Hochschule, die internationale Ausrichtung der Hochschule, als auch die Einbindung von Aspekten der Internationalisie-rung auf strategischer Ebene der Hochschule. In diesem Heft wird in der Regel der Begriff Internationalisierung zu Hause verwendet.

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Internationalisierung von HochschulenDie Internationalisierung von Hochschulen umfasst alle Aktivitäten zur Integration globaler und interkultureller Dimensionen in die Strategie, die Aufgaben und die Ziele sowie die entspre-chenden Prozesse. Sie bezieht sich auf alle Interessenten der Hochschule (vgl. Knight 2004, S. 9).

Joint DegreeEin Joint Degree ist ein Master- oder Doktorats-studium, das von zwei oder mehreren internatio-nalen Universitäten gemeinsam entwickelt wurde (Tauch & Rauhvagers, 2002):– Es besteht aus einem Konsortium, das sich aus

mehreren internationalen Partneruniversitäten zusammensetzt.

– Den Studierenden stehen die Einrichtungen und die Fachkenntnisse aller Partneruniversitä-ten des Konsortiums zur Verfügung.

– Die Lehrenden sind internationale Dozentinnen und Dozenten.

– Studierende wählen eine Universität der Zulassung und mindestens eine (abhängig vom Curriculum des Joint Degree Programms) Mobilitätsuniversität.

– Ein organisierter Mobilitätsaufenthalt bildet das Kernstück des Studienprogramms.

– Module und Kurse, welche die Studierenden an der Mobilitätsuniversität absolviert haben, werden automatisch anerkannt.

– Studierende erhalten entweder den nationalen Abschluss der einzelnen Institutionen oder einen gemeinsam verliehenen Abschluss.

– Das Joint Diploma – ein internationaler Abschluss – ist bei allen titelverleihenden Partneruniversitäten offiziell anerkannt.

MINT AusbildungenAusbildungen in den Fächern: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. MINT ist ein Initialwort für diese Fachgebiete.

Transkulturelle KompetenzTranskulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, individuelle Lebenswelten in der besonderen Situation und in unterschiedlichen Kontexten zu erfassen, zu verstehen und entsprechende, angepasste Handlungsweisen daraus abzuleiten (vgl. Domenig, 2007).

LiteraturDomenig, D. (2007): Transkulturelle Kompetenz. Bern: Huber Verlag.

Tauch, Ch. & Rauhvagers, A. (2002): Joint Degree. www.eua.be/eua/jsp/en/upload/Survey_Master_Joint_degrees_en.1068806054837.pdf; gelesen am 11.6.13.

Schröder, T. & Sehl, I. (Hrsg.): Internationalisierung von Hochschulen. HIS Hochschul-Informations-Sys-tem; www.his.de; Juni 2010; gelesen am 14.6.13.

Schröder, T. & Sehl, I. (2010): Benchmarking als Inst-rument der Hochschulentwicklung für den Bereich Internationalisierung. In: Schröder, T. & Sehl, I. (Hrsg.): Internationalisierung von Hochschulen. HIS Hochschul-Informations-System GmbH; www.his.de; Juni 2010; S. 1–49; gelesen am 14.6.13.

My Hanh Derungs-Ruhier, I.; Gabriel-Schärer, P. & Wandeler, B. (2009): Werkstattheft: Interkulturelles Lernen – Transkulturelle Kompetenz. Interact Verlag: Luzern, S. 38.

Kiel, E. (2001): Dialog zwischen den Kulturen und Pädagogik. Die Entwicklung interkultureller Kompe-tenz als ein zentrales Ziel globalen Lehrens und Lernens. In: forum der unescoprojektschulen 1/2001, S. 13f.http://www.kompetenz-interkulturell.de/userfiles/Grundsatzartikel/Interkulturelles%20Lernen.pdf; gelesen am 11.6.13.

Knight, J. (2004): Internationalization Remodeled: Rationales, Strategies and Approaches. Journalfor Studies in International Education. Jg. 8, Heft 1, S. 5–31.

Konferenz der Fachhochschulen: Grundsatzposition KFH Internationalisierung der Fachhochschulen – Support durch die KFH. 3. Mai 2012, Bern. www. kfh.ch.

Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungs-minister; 19. Juni 1999, Bologna. http://europa.eu/legislation_summaries/education_training_youth/lifelong_learning/c11088_de.htm; gelesen am 14.6.13.

http://www.iruas.ch/index.cfm?nav=5& / IRUAS Plattform

Die Website der «International Relations, Universi-ties of Applied Sciences of Switzerland» kurz IRUAS ist eine Informationsplattform für Angehörige der International Offices der Schweizer Fachhochschu-len und weiterer Bildungseinrichtungen, die im inter-nationalen Bereich agieren. Die Website dient als Austauschportal und bietet wesentliche Informatio-nen aus dem Bereich der Internationalisierung der Hochschulen, Mobilitätsprogramme sowie wichtige Termine.

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– Lehre im Master Architektur mit Fokus Architektur und Energie– Forschung zu Ort, Klima und Komfort – Praxis mit Büro in Bern

[email protected] 041 349 34 67

Prof. Hanspeter Bürgi

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Architektur Leiter Atelier Solar Decathlon Dozent

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– Englische Sprache– Internationalisierung– Integration Kommunikationskompetenzen

im Fachunterricht [email protected] 041 349 39 10

Prof. Irene Dietrichs

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Grundlagen Dozentin

– Material, Struktur, Energie – Einsatz von Textilien für den Hochbau– Leitung Materialbibliothek

[email protected] 041 349 34 68

Prof. Dieter Geissbühler

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Architektur Dozent

– Bildungswissenschaften– Bildungsmanagement– Bildungsökonomie

[email protected] 041 228 41 33

Prof. Dr. Xaver Büeler

Hochschule Luzern – Wirtschaft Direktor Leiter des Bereichs Internationales der Hochschule Luzern

– Interkulturelle Kommunikation an Hochschulen – Interkulturelle Hochschuldidaktik & Trainings– Forschung zu Hochschulinternationalisierung/ Lehr-Lernkulturen

[email protected] 0335 5534 2442

Dr. Gundula Gwenn Hiller

Leiterin des Zentrums für Interkulturelles Lernen der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt

– Multisensorial Design – Räumliche Markenbildung– Wohnen im Alter

[email protected] 041 349 34 29

Dominic Haag

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Innenarchitektur Dozent

– Marketing Management– Strategisches Management– Internationales Management

[email protected] 041 349 35 24

Prof. Dr. Sascha Götte

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Wirtschaftsingenieur | Innovation Abteilungsleiter Dozent

– International Winter School Lucerne– Praktikumsverantwortlicher der Abteilung

[email protected] 041 349 35 03

Christian Hohmann

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Wirtschaftsingenieur | Innovation Oberassistent

– Wirksamkeit von Unterricht– Englisch als Unterrichtssprache an Hochschulen– Coaching

[email protected] 041 349 35 34

Prof. Beatrice Hunziker

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Grundlagen Dozentin

– Kommunikation und akademisches Schreiben– Filmgeschichte– Literatur

[email protected] 041 349 35 35

Prof. Gregor Imhof

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Grundlagen Dozent

– Gestalterische Arbeiten im Bereich Publikationen und Broschüren– Entwicklung von dynamic identities – Corporate- und Event-Fotografie

[email protected] 041 211 11 88

Patrick Kälin

Selbstständig Grafiker & Fotograf

– Strategie Leister Konzern– Operative Umsetzung der Strategie– Innovationskultur

[email protected] 041 662 74 00

Christiane Leister

Chairman of the Board, Group CEO Leister AG

Page 29: Hochschullehre neu denken Heft 4

– Design and Construction– Alpine Survival. Thinking tectonics– Forschung am Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur

[email protected] 041 349 34 62

Natalie Plagaro Cowee

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Architektur Dozentin

– Forschungsmanagement– Textilforschung– Energieforschung

[email protected] 041 349 34 77

Prof. Dr. Andrea Weber Marin

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Vizedirektorin Leiterin Forschung Dozentin

– Raumgestaltung – Empirische Studien– Bauherrenberatung bezüglich räumlicher Qualitäten

[email protected] 041 349 39 47

Markus Reisinger

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Innenarchitektur Leiter Kompetenzzentrum Innenarchitektur Dozent

– Texte– Medienarbeit– Printprodukte

[email protected] 041 228 40 42

Eva Schümperli-Keller

Hochschule Luzern Mitarbeiterin Marketing & Kommunikation

– Kommunikation– «Swissness»– Film

[email protected] 041 349 35 44

Dr. Nina Zimnik

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Grundlagen Dozentin

– Angewandte Thermodynamik– Nutzerzentrierte Produkte & Systeme– Globale Wertschöpfung & Nachhaltigkeit

[email protected] 041 349 32 37

Prof. Dr. Uwe W. Schulz

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Wirtschaftsingenieur | Innovation Leiter Studienrichtung Business Engineering Verantwortlicher Internationales Hochschule Luzern – Technik & Architektur Dozent

– Hochschuldidaktik– Lernen und Lehren

[email protected] 041 228 40 14

Monika Wyss

Hochschule Luzern Rektorat Mitarbeiterin Zentrum für Lernen und Lehren Leiterin Studiengänge

– Wissenschaftsreportagen und Texte im Bereich Umwelt, Technik, Entwicklungszusammenarbeit

[email protected] 044 241 40 83

Mirella Wepf

Texte & Kommunikationskonzepte Journalistin

– Lernen– Hochschuldidaktik– Curriculumsentwicklung

[email protected] 062 927 15 05

Prof. Dr. Brigitta Pfäffli Tanner

Selbstständig Bildung und Beratung in «Hochschuldidaktik und mehr»

– Planungsgrundlagen– Raumwahrnehmung

[email protected] 041 349 34 29

Thomas Plüss

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Abteilung Innenarchitektur Leiter Studiengang Dozent

Dr. Franziska Mattle Schaffhauser

Hochschule Luzern – Technik & Architektur Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Leitung Bachelor & Master

– Hochschulentwicklung in der Lehre– Nachwuchsförderung– Projektmanagement

[email protected] 041 349 35 95

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ImpressumBibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbib-

liografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

HerausgeberinHochschule Luzern – Technik & Architektur

Departementsleitung

Technikumstrasse 21

CH-6048 Horw

T +41 41 349 33 11

[email protected]

www.hslu.ch/technik-architektur

Redaktion und konzeptBrigitta Pfäffli Tanner

RedaktionsgruppeGregor Imhof, Franziska Mattle Schaffhauser, Annette Stüdli

GestaltungPatrick Kälin, nuevo – creative office

FotosPatrick Kälin, Christian Hohmann

ProduktionGamma-Print AG, Luzern

AuflageViertes und letztes Heft 1500

© 2013 interact Verlag Luzern

Hochschule Luzern

www.hslu.ch/interact

Bezug kostenlos als Download via www.hslu.ch/interact

oder www.hslu.ch/technik-architektur

Kostenlose Printversionen können bei der

Hochschule Luzern – Technik & Architektur bezogen werden:

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ISBN 978-3-906036-05-2

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