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Ilja Grzeskowitz Impromptu Hypnose Ilja Grzeskowitz Impromptu Hypnose Die Kunst, jederzeit und überall hypnotisieren zu können Für Fragen und Anregungen: [email protected] 1. Aufl age 2011 © 2011 by mvg Verlag, ein Imprint der FinanzBuch Verlag GmbH, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096 Copyright Originalausgabe © 2010 Ilja Grzeskowitz Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofi lm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech Druck: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN-Print 978-3-86882-246-5 ISBN-E-Book-PDF 978-3-86415-214-6 Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek

Hypnose Impromptu

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Page 1: Hypnose Impromptu

Ilja GrzeskowitzImpromptu Hypnose

Ilja GrzeskowitzImpromptu HypnoseDie Kunst, jederzeit und überall hypnotisieren zu können

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Aufl age 2011

© 2011 by mvg Verlag, ein Imprint der FinanzBuch Verlag GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Copyright Originalausgabe © 2010 Ilja Grzeskowitz

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung

sowie der Übersetzung,

vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie,

Mikrofi lm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des

Verlages reproduziert

oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet,

vervielfältigt

oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink

Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

ISBN-Print 978-3-86882-246-5

ISBN-E-Book-PDF 978-3-86415-214-6Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek

Page 2: Hypnose Impromptu

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografi

e.

Detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de

abrufbar.

www.mvg-verlag.de

Gerne übersenden wir Ihnen unser aktuelles Verlagsprogramm.

Weitere Infos zum Th ema:

Dieses Buch ist meiner Lebensgefährtin Silke gewidmet,

die mich jeden Tag aufs Neue mit ihrer Persönlichkeit

begeistert und inspiriert.

I. G.

Bildnachweise:

Tomasz Trojanowski (fotolia.com): Seite 17

Claudia Rump (www.claudiarump.de): Coverfotos und Seiten 103,

157, 205

Ilja Grzeskowitz: Seiten 71, 86, 89, 91, 92, 96, 99, 116, 119, 123,

124, 127 bis 129, 131, 133, 137, 141, 144, 146, 148, 151, 154Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Hinweise für die bessere Lesbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Teil 1: Vorbereitung

Mysterium Hypnose – ein Modell, das auch wirklich

funktioniert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Impromptu Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Bewusstsein, Unterbewusstsein und der kritische Faktor . . . . 32

Faszination Hypnose: aufklären und Ängste nehmen . . . . . . . 38

Hypnotische Phänomene: Woran erkenne ich, dass

jemand hypnotisiert ist? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Ein sicherer Kompass in jedem hypnotischen Prozess –

Page 3: Hypnose Impromptu

die AUS-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Das Geheimnis aller großen Hypnotiseure: die Intention . . . 59

Do it your Way: Hypnose mit Anspruch und

Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Der sechsstufi ge Impromptu-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Teil 2: Das Set-Up

Pre-Talk reloaded – der hypnotische Kontext . . . . . . . . . . . . . 73

Die Vorstellungskraft anfeuern: Konzentrationsübungen . . . . 80

Buch und Ballon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

Magnetische Finger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Magnetische Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Steifer Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Klebende Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Fenster im Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

Die Konzentrationsübungen als eigenständige Induktion . . . 99Teil 3: Rapid Inductions

Schnell, elegant und wirkungsvoll: Rapid Inductions . . . . . . . 105

Elman-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

Magnetische Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

Auge-Hand-Fixation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

Handshake-Interrupt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

Rehearsal-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

Acht-Wörter-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

Armpull-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Butterfl y Fingers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

Steifer Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Dissoziierter Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

Kreisende Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153Teil 4: In Hypnose – und jetzt?

Down the Rabbit Hole – Intensivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

Page 4: Hypnose Impromptu

Den ganzen Weg nach unten – Deepeners . . . . . . . . . . . . . . . 164

Suggestionen kunstvoll präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Die Supersuggestion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

Hypnotische Phänomene: Hypnose »testen« . . . . . . . . . . . . . 188

Der hypnotische Blitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201Teil 5: Nach der Hypnose

Die Hypnose sicher ausleiten: das Wake-Up-Skript . . . . . . . . 207

Nach der Hypnose ist vor der Hypnose –

abschließende Worte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

9Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser!

Es freut mich sehr, dass du mein Buch gekauft hast. Und wie es so

meine Art ist, werde ich dich auch gleich von Anfang an duzen. Dies

mache ich so gut wie mit jedem, den ich hypnotisiere, denn das

Unterbewusstsein

eines Menschen versteht das persönliche »du« nun mal

viel besser als ein distanziertes »Sie«. Einverstanden? Dann kommen

wir gleich zur ersten Frage: Was kann und soll dieses Buch für dich

tun?

Möglicherweise arbeitest du bereits berufl ich erfolgreich als Hypnotiseur,

Hypnosetherapeut oder -Coach. Möglicherweise nutzt du die

vielfältigen Möglichkeiten dieser genialen Veränderungstechnik nur

nebenbei zum Spaß oder um ab und zu deinen Freunden und Bekannten

bei einem Problem zu helfen. Und vielleicht bist du auch ein

kompletter Neuling auf dem Gebiet der Hypnose.

Dieses Buch ist für alle Menschen geschrieben, die mit viel Selbstvertrauen

und einer Menge Spaß, vor allem aber jederzeit und überall

ihre hypnotischen Künste vorführen und demonstrieren möchten. Es

Page 5: Hypnose Impromptu

ist eine Quelle an nützlichen Fähigkeiten, Techniken und Ressourcen

und für diejenigen gedacht, die diese wundervolle Kommunikationsmethode

lernen und in den unterschiedlichsten Situationen praktisch

anwenden wollen. Dabei liegt die Betonung vor allem auf den

Wörtern »praktisch« und »anwenden«, denn dies ist ein Buch aus der

Praxis für die Praxis und ich verzichte weitestgehend auf theoretische

Abhandlungen, die sich zwar gut anhören, die dir aber beim Hypnotisieren

nicht wirklich weiterhelfen. Schon Albert Einstein sagte:

»Mach die Dinge so einfach wie möglich – aber nicht einfacher!« Das

Hauptaugenmerk liegt daher auf der praktischen Anwendbarkeit und

dem leichten Verständnis der vorgestellten Methoden. Denn besonders

in der Hypnose gilt einer meiner Wahlsprüche: Work smart, not

hard! (Wenn es überhaupt Arbeit ist, denn du wirst bald feststellen,

dass es unglaublich viel Spaß macht und du vielen Menschen mit

Hypnose ein unglaublich schönes Geschenk machen kannst!)

10

Dabei kann und soll dieses Buch natürlich keine kompetente

Hypnoseausbildung

ersetzen, denn Hypnose ist etwas, was man machen,

was man erleben muss. Wenn du allerdings eine gewisse Neugier

für spannende Erfahrungen, die richtige Einstellung und den Mut,

Dinge auszuprobieren, hast, dann wirst du mit den hier vorgestellten

Methoden schon bald in der Lage sein, Menschen schnell und

zuverlässig zu hypnotisieren und beeindruckende Trancephänomene

hervorzurufen.

Du wirst verstehen, was Hypnose ist, wie sie wirkt und vor allem

wie du sie effi zient und sicher anwenden kannst. Du brauchst keine

Vorkenntnisse und die vorgestellten Techniken sind einfach zu erlernen

und gleichzeitig doch unglaublich wirkungs- und kraftvoll. Sie

Page 6: Hypnose Impromptu

wurden in meinen Hypnoseausbildungen, Hypnose-Coachings und

in Demonstrationen auf der Straße, auf Business-Meetings oder in

Vorträgen Hunderte Male an den unterschiedlichsten Personen praktisch

angewandt, verfeinert und weiterentwickelt.

Und genau das ist mir wichtig und mein Anspruch, denn ich

möchte, dass du von dieser Erfahrung profi tierst. Ich gebe dir keine

Dinge an die Hand, die ich irgendwo gelesen oder von jemand anderem

erzählt bekommen habe. Alles, was ich dir in diesem Buch vermitteln

werde, habe ich selbst unzählige Male praktisch ausprobiert,

angewendet und in Seminaren und Workshops anderen Menschen

beigebracht, die es danach ebenso erfolgreich angewendet haben.

Hypnose ist weder eine Gabe noch ist es eine magische Kraft,

die der Hypnotiseur anwendet. Vielmehr ist es eine Sammlung

von Techniken und Fähigkeiten, mit der man in Kombination mit

der Persönlichkeit des Anwenders unglaubliche Ergebnisse erzielen

kann.

Und das ist mein Versprechen an dich: Wenn du dieses Buch

nicht nur liest, sondern alle einzelnen Kapitel auch übst und ausprobierst,

dann wirst auch du schon bald ebenso unglaubliche Ergebnisse

erzielen können wie viele andere vor dir.

Mit dem Wissen aus diesem Buch kannst du sofort loslegen, denn

viel mehr wirst du nicht brauchen. Alles ist auf die einfache und

praktische Anwendung ausgerichtet, und auf die Dinge, die dir nicht

wirklich weiterhelfen, habe ich bewusst verzichtet.

11

Und trotzdem ist Hypnose eine Kunst, deren Entwicklung nie

aufhört und die mit der Zeit und zunehmender Erfahrung immer

feiner und virtuoser wird. Nimm dir ausreichend Zeit, sie zu meistern,

und du wirst feststellen, dass es sich mehr als lohnen wird. Mit

Page 7: Hypnose Impromptu

einer Hypnosedemonstration aus dem Stegreif wirst du andere Leute

ziemlich beeindrucken, sie für dich gewinnen und deine Kompetenz

als Hypnotiseur schnell und elegant unter Beweis stellen.

Das Schöne an den in diesem Buch vorgestellten Techniken und

Fähigkeiten ist, dass du sie in jedem denkbaren Setting anwenden

kannst, denn Hypnose ist Hypnose, ob sie nun auf einer Showbühne

oder in einer Th erapiepraxis genutzt wird.

Und solltest du bereits dein Geld mit Hypnose verdienen oder dies

zumindest für die Zukunft planen, dann wird dir eine Impromptu-

Demonstration einen stark erhöhten Absatz von Visitenkarten und

einen vollen Terminkalender garantieren, denn sobald du bei einem

Klienten ein oder mehrere faszinierende hypnotische Phänomene

hervorgerufen hast – jemand an seinem Stuhl festklebt oder seinen

Namen in Hypnose nicht mehr weiß –, dann kannst du dir sicher

sein, dass die Aufmerksamkeit hoch sein wird und das Publikum auch

gerne einmal diesen tollen Zustand erleben möchte.

Denn eines ist doch wohl klar: Wer so gut hypnotisieren kann,

dass jemand eine Zahl oder seinen Namen vergisst, der wird ja wohl

auch der richtige Hypnotiseur für eine Hypnose-Coaching-Sitzung

sein, wenn es um Raucherentwöhnung, Stressmanagement oder ein

anderes persönliches Th ema geht. Nicht wahr?

Vor allem aber möchte ich dir mit diesem Buch Lust machen. Lust

auf Hypnose und die sichere und selbstbewusste Anwendung. Denn

wenn auch manche Menschen anfänglich dem Th ema etwas skeptisch

gegenüberstehen, so werden doch die meisten früher oder später vom

»Hypnose-Virus« befallen. Sie erfahren diesen tollen Zustand und erleben,

welche unendlichen Möglichkeiten sich ihnen mit diesem faszinierenden

Kommunikationswerkzeug auf einmal bieten. Und ehe

sie sich versehen, befi nden sie sich mitten im »Hypnosefi eber«, einer

Page 8: Hypnose Impromptu

besonderen Form von Leidenschaft, die einen einfach nicht mehr loslässt

und die man immer weiter entwickeln und verfeinern möchte.

12

Dabei ist Hypnose mehr als nur ein kommunikatives Werkzeug

und hat viele spannende Facetten. Für mich ist sie – richtig verstanden

und ausgeübt – mehr eine Kunst denn eine rationale Angelegenheit.

Es ist eine wundervolle Veränderungstechnik, die viel Spaß machen

kann, eine anerkannte Th erapieform und die direkte Kommunikation

mit dem Unterbewusstsein. Vor allem aber ist es eine besondere Version

von Kunst, die direkt mit der Person und der Persönlichkeit des

Hypnotiseurs verknüpft ist. Denn die Art und Weise, wie Sprache und

Charisma dazu eingesetzt werden, um Menschen bei jeglicher Form

von Veränderung zu unterstützen, ist im Endeff ekt der entscheidende

Faktor, ob es sich lediglich um einen guten oder um einen herausragenden

Hypnotiseur handelt.

Aber was genau macht den Unterschied zwischen Mittelmaß und

Exzellenz? Für mich ist es, neben einer wertschätzenden Ethik und

einem wirklichen Interesse an Menschen und ihren Geschichten, vor

allem Flexibilität. Erst wenn ein Hypnotiseur in der Lage ist, sich auf

jeden Klienten fl exibel einzustellen und sein Verhalten und

Induktionsrepertoire

jederzeit wechseln zu können, wird er in der Lage sein,

kongruent, kompetent und unabhängig von Zeit und Ort hypnotische

Zustände zu induzieren.

Und genau deshalb ist auch der sichere und selbstbewusste Umgang

mit Schnellinduktionen unglaublich wichtig und sollte von jedem

Hypnotiseur beherrscht werden. Diese Form der Hypnose »aus

dem Stegreif« wird auch als »Impromptu Hypnose« bezeichnet. Sie zu

meistern öff net einem das Tor zu den verschiedensten Anwendungsgebieten

Page 9: Hypnose Impromptu

und steigert gleichzeitig das für einen Hypnotiseur so wichtige

Selbstbewusstsein.

Aber sind schnelle Induktionstechniken denn nicht nur alles

Show und nur dazu da, andere Menschen zu beeindrucken? Ganz im

Gegenteil! Natürlich haben diese sogenannten Rapid Inductions ihre

Berechtigung in der Show- oder Straßenhypnose. Aber auch in der

Veränderungsarbeit, im Coaching oder in der Th erapie macht es sehr

viel Sinn, diese Methoden zu beherrschen.

Je mehr Menschen ich hypnotisiert habe, desto weniger nutze

ich langsame Induktionen, die 20 oder manchmal sogar 30 Minuten

dauern, denn diese Zeit verwende ich viel lieber für die eigentliche

13

Veränderungsarbeit, die sonst oftmals viel zu kurz kommt. Aber auch

bei mir war dies ein langer Weg.

Zu Anfang meiner Karriere als Hypnotiseur war ich mit langen

und komplett auf Entspannung ausgerichteten Induktionen noch

sehr glücklich, da ich meine eigene Unsicherheit mit einer immer

länger werdenden Hypnoseeinleitung ziemlich gut überspielen konnte.

Doch da bei der Hypnose die volle Aufmerksamkeit immer beim

Klienten liegen sollte, dauert die Induktion bei mir mittlerweile nur

noch so lange wie wirklich nötig und dann geht es sofort mit der eigentlichen

Arbeit los. Und dies gilt für jedes denkbare Setting.

Aber die Beherrschung von Impromptu Hypnose und schnellen

Induktionen hat noch einen weiteren Vorteil. Jeder, der mit Hypnose

arbeitet und auf einer Party, einem Empfang, einem berufl ichen Meeting

oder zu einer anderen Gelegenheit mit anderen Menschen ins

Gespräch kommt, wird früher oder später gefragt: »Du bist Hypnotiseur?

Kannst du mich mal hypnotisieren?« Besonders viele Hypnotherapeuten

sind an so einer Stelle in der Zwickmühle, da ihnen entweder

Page 10: Hypnose Impromptu

das Selbstvertrauen fehlt oder sie ganz einfach nur Induktionen

beherrschen, die eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Und der

Kompetenz ist es dann sicher nicht förderlich, wenn ich statt einer

kurzen Demonstration meines Könnens lediglich meine Visitenkarte

überreiche und um einen Termin in der nächsten Woche in meiner

Praxis bitten muss. Viel besser wäre es doch, mit einem Lächeln auf

den Lippen, dem Gegenüber tief in die Augen zu blicken und dann

voller Selbstvertrauen sagen zu können: »Aber gerne doch, das ist eine

meiner leichtesten Übungen!«

Wenn du dieses Buch gelesen und durchgearbeitet hast, wirst du in

der Lage sein, zu jeder möglichen Gelegenheit und an jedem denkbaren

Ort andere Leute aus dem Stegreif, also ad hoc zu hypnotisieren.

Es geht nicht um Straßenhypnose, nicht um Hypno-Coaching und

nicht um Showhypnose. Aber jede der in diesem Buch vorgestellten

Techniken und Methoden kannst du in all diesen Bereichen anwenden.

Auf Partys, in der Fußgängerzone, in Deiner Firma, auf einer

Messe oder in deiner Coaching-Praxis. Ob zum Spaß oder um anderen

Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Und die neuen Fähig14

keiten und Ressourcen aus diesem Buch werden dir nicht nur helfen,

mit viel Selbstvertrauen jederzeit eine Trance induzieren zu können,

sondern dir vor allem die Flexibilität geben, dich auf jeden einzelnen

Menschen und jede einzelne Situation fl exibel einstellen zu können.

Bist du bereit? Die Welt wartet auf dich. Denn jeder Tag bietet Dutzende

von Gelegenheiten, die Kunst der »Impromptu Hypnose« zu

üben und zu meistern!

Ich wünsche dir eine gute Zeit und viel Spaß beim Hypnotisieren!

Herzlichst, Ilja Grzeskowitz

15Hinweise für die bessere Lesbarkeit

Eines der wichtigsten Werkzeuge, das einem Hypnotiseur zur Verfügung

Page 11: Hypnose Impromptu

steht, ist seine Sprache und wie genau man sie einsetzt. Die

Art, wie man eine Suggestion präsentiert, kann den entscheidenden

Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Und wie du

das am besten machst, zeige ich dir sehr ausführlich in einem späteren

Kapitel. Trotzdem kann ich dich schon an dieser frühen Stelle des

Buches nur dazu auff ordern, sowohl deine verbale als auch deine

nonverbale

Kommunikation so viel wie möglich zu trainieren und dabei

auch viel mit deiner Tonalität und deiner Sprechgeschwindigkeit zu

experimentieren. Je mehr du diese Dinge übst, desto schneller wirst

du auch deinen eigenen Hypnosestil entwickeln und irgendwann

ein natürlicher Meister der Kommunikation werden. Wenn du die

Möglichkeit hast, lies deinen Kindern aus Büchern vor. Ein besseres

Feedback wirst du niemals bekommen, denn Kinder nehmen keine

Rücksicht auf Etikette oder politisch korrektes Verhalten, sondern

zeigen dir deutlich, ob sie begeistert sind oder gelangweilt. Auch sehr

spannend ist es, dich mit einem Mikro aufzunehmen und einmal auf

die feinen Nuancen in deiner Stimme zu achten. Vor allem aber kann

ich dir nur dazu raten, morgens unter der Dusche aus voller Kehle

und mit viel Leidenschaft zu singen. Und es ist egal, ob du jeden

Ton triff st, deine Stimmbänder werden es dir danken und dadurch

in Form bleiben.

Auch wenn ich dir sehr stark empfehle, niemals mit einem Skript zu

hypnotisieren (wo ist dann deine Aufmerksamkeit und vor allem wo

ist sie nicht?), kannst du dich am Anfang an die in diesem Buch vorgestellten

Redewendungen und Suggestionen halten. Versuche aber

gleich von Anfang an, deine eigenen Worte und Formulierungen zu

fi nden, denn die Suggestionen hier im Buch passen zu mir. Mit ihnen

fühle ich mich wohl. Und genau das sollte auch von Anfang an dein

Page 12: Hypnose Impromptu

Ziel sein: Einen Hypnosestil zu entwickeln, mit dem du kongruent

auftreten kannst und mit dessen Suggestionen und Induktionen du

dich wohlfühlst. Aber bis es so weit ist, kannst du dich gerne an den

hier vorgeschlagenen Abläufen und Formulierungen entlanghangeln.

16

Um dir das Lesen des Buches und der vielen enthaltenen Demonstrationen

und Skripte so einfach wie möglich zu machen, werden wir

uns auf einige einheitliche Beschreibungen und Darstellungsarten

einigen:

Derjenige, der die Hypnose induziert, wird in diesem Buch als

Hypnotiseur bezeichnet.

Denjenigen, der hypnotisiert wird, nenne ich entweder Klient

oder Hypnotee. (Dies hat den einfachen Grund, dass mir weder

Subjekt noch Patient noch Proband gefallen, da diese Begriff e

nicht die Wertschätzung widerspiegeln, die ein Hypnotee eben

erhalten sollte.)

Wörtliche Rede, also Suggestionen und Anweisungen, die direkt

an den Klienten gerichtet werden, sind fett gedruckt. Dies bedeutet,

dass du die Formulierung zu Übungszwecken genau so

verwenden kannst.

Prozessanweisungen im Rahmen eines Skripts sind kursiv gedruckt

und erklären, was genau geschieht beziehungsweise wer

was zu welchem Zeitpunkt tun soll.

Drei Punkte (…) in einem Satz bedeuten, dass an dieser Stelle des

Skripts eine Pause nach eigenem Ermessen zu machen ist.

Wenn du ein bestimmtes Skript oder eine bestimmte Induktion übst,

dann ist es ratsam, dies so oft wie möglich laut zu tun. Sprich die

einzelnen Suggestionen immer wieder laut vor dich her, bis du sie

irgendwann auswendig kannst. Auf diese Art und Weise verinnerlicht

Page 13: Hypnose Impromptu

sich der inhaltliche Ablauf in deinem Unterbewusstsein und es wird

dir viel leichter fallen, mehr und mehr Wörter und Sätze durch deine

eigenen Formulierungen zu ersetzen.

Bevor wir aber gleich mit den ersten praktischen Übungen beginnen,

werden wir uns erst einmal mit dem Mysterium namens Hypnose

beschäftigen. Denn wenn du verstanden hast, was Hypnose ist

und vor allem wie einfach sie funktioniert, dann wird es dir um ein

Vielfaches leichter fallen, sie elegant und sicher anzuwenden.Teil 1: Vorbereitung

19Mysterium Hypnose – ein Modell, das auchwirklich funktioniert

Gleich eines vorweg: Hypnose ist nichts, was man sich theoretisch

aneignen kann, sondern eine praktische Kunst, die man durch Üben,

Ausprobieren und Experimentieren erlernt und welche durch Erfahrung

und Neugier immer weiter verfeinert wird. Erstaunlicherweise

gibt es eine Vielzahl von sogenannten Experten, die zwar in jeder Diskussion

mit ihrem tiefen und breiten Wissen über die theoretischen

Hintergründe glänzen, aber dafür Schwierigkeiten in der praktischen

Umsetzung haben. Trotzdem sind einige grundlegende Kenntnisse

darüber, was Hypnose ist und wie sie wirkt, unbedingt notwendig,

denn wenn du bestimmte Zusammenhänge und Wirkungsweisen

verinnerlicht hast, wird dir die Praxis wesentlich leichter fallen.

Aber ich werde mich so kurz wie möglich fassen und nur auf die

Dinge eingehen, die du wirklich brauchst, um andere Menschen zu

hypnotisieren. Mir ist wichtig, dass du ein einfaches und doch

funktionierendes

Modell an die Hand bekommst, mit dem du in jeder

hypnotischen Situation auf der sicheren Seite bist.

Page 14: Hypnose Impromptu

Wer sich etwas intensiver mit der spannenden Geschichte der

Hypnose beschäftigen möchte und auch etwas tiefer in die theoretischen

Hintergründe eintauchen möchte, dem empfehle ich die Lektüre

meines Buches Träume Leben! Die Veränderungsfi bel 1, in dem vor

allem der NLP- beziehungsweise der Erickson’sche Ansatz der Hypnose

und die Verwendung hypnotischer Sprachmuster etwas genauer

untersucht werden.

Es gibt eine Vielzahl an Literatur über Hypnose (der Großteil davon

immer noch aus dem englischsprachigen Raum), Tausende von

Hypnotiseuren und immer mehr Menschen interessieren sich für dieses

faszinierende Kommunikationswerkzeug, lernen Hypnose oder

nutzen sie im Beruf, im Sport oder im Privatleben. Da sollte es doch

eine allgemeingültige Übereinkunft geben, was genau Hypnose denn

nun ist, oder? Gibt es aber nicht.

Ganz im Gegenteil. Wenn ich in meinen Seminaren und Workshops

die Teilnehmer frage: »Was ist Hypnose für dich?«, dann er20

halte ich immer wieder die unterschiedlichsten Antworten. Denn

das Wort Hypnose ist eine sogenannte Nominalisierung, also ein zu

einem Substantiv verzerrtes Verb. Dies bedeutet, dass hinter dem Nomen

Hypnose ein Prozess steht, der sprachlich getilgt wurde. Und

dieser getilgte Prozess wird von jedem einzelnen Menschen mit seiner

individuellen Bedeutung gefüllt. Und dabei ist es egal, ob es sich um

jemanden handelt, der mit Hypnose arbeitet oder nicht. Denn jeder

Mensch hat irgendein bestimmtes geistiges Konzept im Kopf, was

Hypnose ist und wie sie nach seinen Vorstellungen ablaufen müsste.

Die typischen Antworten sind meist eine Variation der folgenden:

Entspannung, auf ein Pendel schauen, eine monotone Stimme,

Showhypnose, Menschen, die mit Besenstielen tanzen, schläfrige Augen,

»weg sein«, Kommunikation mit dem Unterbewusstsein, hilft

Page 15: Hypnose Impromptu

beim Rauchen-Aufhören, dem Hypnotiseur ausgeliefert sein, Schlaf,

eine schwingende Taschenuhr, keine Kontrolle mehr haben, stechender

Blick und noch vieles mehr.

Dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorstellungen gibt, ist

wichtig zu verstehen, denn je mehr du in die Tiefen der Hypnose

eintauchst und praktische Erfahrungen sammelst, desto mehr wirst

du wahrscheinlich feststellen, dass dein Verständnis von Hypnose von

den allgemeinen Vorstellungen abweichen wird. Und doch ist es ratsam,

diese Vorstellungen zu akzeptieren und auch zu nutzen.

Wenn du mit der mentalen Landkarte deines Klienten arbeitest

(ihn also dort abholst, wo er ist), macht es das für dich nur einfacher,

ihn genau dahin zu führen, wohin du es gerne möchtest. Diese Technik

des Pacing und Leading kennen wir aus dem neurolinguistischen

Programmieren (NLP) und sie ist ein sehr wichtiges Werkzeug eines

jeden Hypnotiseurs.

Doch zurück zur Frage Was ist Hypnose?. Obwohl die Wirksamkeit

mittlerweile allgemein anerkannt ist und der Einsatz in Medizin,

Th erapie und Coaching aufgrund der schnellen, effi zienten und nachhaltigen

Anwendung in den letzten Jahren stark zugenommen hat,

gibt es immer noch keine genaue oder gar wissenschaftlich fundierte

Erklärung, was genau Hypnose denn nun ist. Mit fortschreitender

Technik kann man zwar mittlerweile messen, dass es in Hypnose zu

21

Veränderungen der Abläufe im Gehirn kommt, warum, wieso und

unter welchen Umständen dies so ist, kann jedoch immer noch nicht

genau erklärt werden.

Und so gibt es auch Hunderte von verschiedenen Defi nitionen

und Meinungen, die Literatur und das Internet sind voll davon.

Der Großteil dieser Defi nitionen beschreibt Hypnose als eine

Page 16: Hypnose Impromptu

bestimmte Art von Zustand und es wird hauptsächlich diskutiert,

welcher Art dieser Zustand ist, also ein »erweiterter Bewusstseinszustand

«, ein »Trancezustand«, ein »entspannter Zustand« oder auch ein

»schlafähnlicher Zustand«. Die andere Herangehensweise ist die Defi

nition von Hypnose als ein Prozess, der zwischen dem Hypnotiseur

und dem Hypnotee stattfi ndet und durch die kunstvolle Verwendung

von Suggestionen in Kombination mit einem fokussierten Zustand

verwirklicht wird. Die große Internetbibliothek Wikipedia verwendet

sogar beide Ansätze in einer Defi nition:Hypnose ist […] das Verfahren zum Erreichen einer hypnotischenTrance und […] der Zustand der hypnotischen Trance. Trance wirdnur im Sinne des Zustands gebraucht.

(Wikipedia2)

Aber obwohl sich die Defi nitionen und Ansichten im Laufe der Geschichte

immer wieder gewandelt haben, so sind doch die praktische

Anwendung und die hervorgerufenen Phänomene so gut wie gleich

geblieben. Und das ist auch gut so. Denn ich muss nicht unbedingt

wissen, wie der Dieselmotor meines Autos funktioniert, um sicher

und bequem von Berlin nach München reisen zu können. Viel wichtiger

sind dagegen meine Fahrkünste und dass ich weiß, wie ich ein

Auto bediene.

Ich arbeite daher schon länger mit einem sehr praktikablen Modell

von Hypnose, welches mir schon treue Dienste geleistet hat. Es

ist leicht zu verstehen und anhand der wirklich einfachen Defi nition

kann es in so gut wie jeder Situation angewendet und benutzt werden.

Bevor ich es dir vorstelle, möchte ich dir aber noch die Ansichten

einiger der bekanntesten Hypnotiseure der Geschichte näherbringen,

denn all diese Menschen haben eines gemeinsam: Sie haben große

22

Erfolge in der Anwendung von Hypnose vorzuweisen und haben im

Page 17: Hypnose Impromptu

Laufe ihres Lebens Zehntausende Menschen hypnotisiert. Und das

ist es, was für mich einen wirklichen Experten ausmacht, nämlich die

praktische Erfahrung.

So war der Wegbereiter der modernen Hypnose und »Erfi nder«

des von ihm sogenannten animalischen Magnetismus, Franz Anton

Mesmer (1734–1815) noch der Meinung, dass die heilende Kraft der

Hypnose durch ein äußeres Feld (also eine externe Kraft) begründet

sei, welches auf den Patienten wirke.

Erst mit dem schottischen Augenchirurgen James Braid (1795–

1860) änderte sich diese Sicht der Dinge grundlegend, als dieser eine

Showvorführung des Magnetiseurs Charles Lafontain besuchte. Dabei

stellte der Skeptiker Braid fest, dass es sich bei dem beobachteten

Augenlidfl attern der Versuchspersonen keinesfalls um Schauspielerei

handeln kann, sondern ein natürliches Phänomen sein muss, welches

auf die Fixation der Augen (und die dadurch entstehende Müdigkeit)

zurückzuführen ist. In eigenen Experimenten gelang es ihm,

durch die Fixation von glänzenden Gegenständen seine Klienten in

eine Art von Schlaf zu führen, den er erst Neurypnologie (nervöser

Schlaf ) und später Hypnose nannte (vom griechischen Gott des

Schlafes, Hypnos)3. Kurz vor seinem Tod wollte er diesen Begriff in

»Monoideismus« umbenennen (doch es war bereits zu spät, der Begriff

»Hypnose« hatte sich bereits durchgesetzt), um die Fokussierung

des Verstandes auf eine einzelne Idee hervorzuheben:Der tatsächliche Ursprung und die Essenz des hypnotischen Zustandsist das Induzieren einer Gewohnheit der Abstraktion oder mentalenKonzentration in denen – wie in Träumereien oder spontanen Ablenkungen– die Kräfte des Geistes so stark auf eine einzelne Ideeoder einen einzelnen Gedanken vertieft sind, dass für einen gewissenZeitraum sämtliche anderen Ideen, Gedanken oder Eindrücke demIndividuum nicht bewusst oder indiff erent bewusst sind.

(James Braid4, Übersetzung d. Autors)

Diese Fokussierung auf eine einzelne Idee oder einen einzigen Gedanken,

Page 18: Hypnose Impromptu

während alles andere ausgeblendet wird, ist entscheidend und

23

für die Arbeit eines Hypnotiseurs sehr wichtig. Wenn in Hypnose

zum Beispiel suggeriert wird, dass eine Hand am Stuhl festklebt, so

kann dies durchaus wahrgenommen und auch durchaus als komisch

empfunden werden. Da aber alle anderen Gedanken indiff erent sind,

ist die einzige Realität für diesen Moment, dass die Hand tatsächlich

festgeklebt ist.

Der Gedanke, dass Hypnose hauptsächlich ein Prozess ist, der

ausschließlich auf der Verwendung von Suggestionen beruht, stammt

von Professor Hippolyte Bernheim (1837–1919), der zusammen

mit Auguste Liébault (1823–1904) die berühmte Schule von Nancy

begründete:[Hypnose ist] die Induktion einer bestimmten mentalen Verfassung,in der die Akzeptanz von Suggestionen erhöht ist […]. Es sind dieSuggestionen, die Hypnose bestimmen.

(H. Bernheim5, Übersetzung d. Autors)

Milton Hyland Erickson (1901–1980) ist wohl der bekannteste

Hypnosetherapeut der modernen Zeit, nachdem seine verwendeten

Sprachmuster von Richard Bandler und John Grinder modelliert wurden

und dadurch im sogenannten Milton-Modell des neurolinguistischen

Programmierens weltbekannt wurden. Über 50 Jahre experimentierte

Erickson täglich mit Hypnose und entwickelte den permissiven

und erlaubenden Stil bis zur Perfektion und hypnotisierte Menschen,

ohne dass diese es überhaupt mitbekamen, nur durch das scheinbar

belanglose

Erzählen von Geschichten und Metaphern. Was jedoch oft vergessen

wird, ist die Tatsache, dass er ebenso ein Meister der Impromptu

Hypnose war und als eigentlicher Erfi nder der Handshake-Induktion

gilt. Es gibt sogar das Gerücht, dass er diese so oft angewendet hat,

Page 19: Hypnose Impromptu

dass ihm zum Ende seiner Karriere niemand mehr die Hand schütteln

wollte. Erickson arbeitete fast ausschließlich mit dem Unterbewusstsein

eines Menschen, welches er als starken Verbündeten angesehen hat:[Hypnose ist] ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, welcher durchseine Empfänglichkeit für Ideen gekennzeichnet ist.

(Milton Erickson6, Übersetzung d. Autors)

24

Abschließend möchte ich noch eine der wohl am meisten zitierten

Hypnosedefi nitionen anführen, die von dem berühmten Hypnotiseur

Dave Elman (1900–1967) stammt. Elman ist so etwas wie der

Vater der Schnellhypnose und die bekannte Elman-Induktion wird

von vielen Hypnotiseuren weltweit genutzt, da sie schnell und zuverlässig

eine Hypnose einleitet. Doch dazu später mehr. Es ist bemerkenswert,

dass die erste Herzoperation unter Hypnose anstelle von

normaler Anästhesie (aufgrund der Unverträglichkeit des Patienten)

von Studenten Elmans durchgeführt wurde, während er selbst als

»Coach« im OP anwesend war und beratend zur Seite stand. Dave

Elman defi nierte Hypnose wie folgt:Hypnose ist ein mentaler Zustand, bei dem der kritische Faktor desBewusstseins umgangen und selektives Denken etabliert wird.

(Dave Elman7, Übersetzung d. Autors)

Was genau mit dem kritischen Faktor – einem logischen Filter zwischen

dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein – gemeint ist,

darauf kommen wir gleich noch genauer zu sprechen. Mit selektivem

Denken meint Elman alles, was Menschen aus tiefster Überzeugung

glauben, weil der Geist auf eine bestimmte Idee fokussiert ist. Praktisch

bedeutet das nichts anderes, als dass die Suggestionen des Hypnotiseurs

direkt in das Unterbewusstsein dringen können und ohne

kritische Prüfung ausgeführt werden.

Dies hat Elman vor allem in seiner Arbeit mit Ärzten genutzt,

die mit seiner Unterstützung sehr erfolgreich mithilfe von Hypnose

Page 20: Hypnose Impromptu

operiert und behandelt haben. Und genau dieses selektive Denken

werden wir uns später noch sehr genau zunutze machen, wenn wir

die Realitäten unserer Hypnotees verändern werden. Und was sich

jetzt vielleicht noch sehr dick aufgetragen anhört, ist es keinesfalls.

Denn was genau ist das, was wir Realität nennen? Es ist das, was wir

aus vollem Herzen glauben, und das Resultat von verschiedenen

Erfahrungen,

die wiederum auf Glaubenssätzen beruhen.

So haben Menschen es jahrhundertelang als Realität angesehen

(tief und fest geglaubt), dass die Erde eine Scheibe sei, bis ein italienischer

Wissenschaftler Namens Galileo Galilei das Gegenteil behaup25

tete und erste Zweifel an diesem Glauben säte. Ein weiteres Beispiel:

Wenn zehn verschiedene Zeugen eines Bankraubs den Tathergang

beschreiben

sollen, dann erhält man meist zehn unterschiedliche Versionen

ein und derselben Abfolge von Handlungen. Jeder hat auf etwas

anderes geachtet und der Fokus des einen war auf die Waff e und der

Fokus eines anderen auf die Bankangestellte gerichtet. Und doch ist

jeder einzelne der zehn Menschen überzeugt, dass es sich bei seiner

Geschichte um die Realität handelt. Und alle haben recht, denn jeder

Mensch konstruiert sich seine eigene Realität. Jeden Tag aufs Neue.

Und dieses Wissen nutzen wir in Hypnose aus, indem wir genau das

ändern, was die Realität ausmacht, nämlich Glaubenssätze,

Verhaltensweisen

und unbewusste Konditionierungen.

Obwohl all diese Defi nitionen der großen Hypnotiseure der Geschichte

recht verschieden sind, so haben sie doch einige Dinge gemeinsam.

So fällt auf, dass in keiner einzigen das Wort »Schlaf« oder

»Entspannung« vorkommt. Und das liegt einzig vor allem daran, dass

Page 21: Hypnose Impromptu

Hypnose weder Schlaf ist noch überhaupt Entspannung benötigt.

Häufi g geht Hypnose mit einer körperlichen und geistigen Entspannung

einher (vor allem in der Hypnotherapie), notwendige Voraussetzung

ist es jedoch nicht.

Was die Defi nitionen hingegen gemeinsam haben, ist die Fokussierung

der Aufmerksamkeit und die Fixierung auf eine bestimmte

Idee oder einen Gedanken und die Ausblendung aller kritischen Gedanken

und anderer Umwelteinfl üsse.

Ich kann dir nur empfehlen, die Werke der großen Hypnotiseure

zu lesen (besonders Elmans Buch Hypnotherapy ist eine wahre Fundgrube

an Wissen und wird von vielen Hypnotiseuren zu Recht als

das Hypnosebuch schlechthin bezeichnet!) und dir aus den Defi nitionen

das für dich Passende herauszusuchen. Und eins kann ich dir

jetzt schon versprechen: Im Laufe der Zeit und mit zunehmender

Erfahrung wird vieles klarer werden und du wirst deine ganz eigene

Defi nition von Hypnose entwickeln.

Eines solltest du auf deinem Weg aber auf jeden Fall verstehen:

Wenn du jemanden hypnotisierst, ist das Ergebnis immer ein unkritisches

Befolgen und Akzeptieren von Ideen, Suggestionen und An26

weisungen, die vom Hypnotiseur gegeben werden! Wie du das testen

kannst, wirst du bald lernen. Die Aufmerksamkeit ist dabei so auf

eine Suggestion fokussiert, dass sie für den Klienten zu seiner Realität

wird. Dies liegt daran, dass alle Reaktionen unbewusst sind, denn

das Unterbewusstsein ist während einer Hypnose der dominante Teil.

In Hypnose kommunizieren wir also direkt mit dem Unterbewusstsein,

dem Teil des menschlichen Geistes, der für Kreativität und

die Vorstellungskraft zuständig ist. Und aus diesem Grund ist auch

der Einsatz in Th erapie und Coaching so beliebt, da im Unterbewusstsein

viele Probleme und Konditionierungen liegen, die auf bewusster

Page 22: Hypnose Impromptu

Ebene nicht gelöst und abgestellt werden können. Wobei die

Hypnose, wie ich sie anwende und dir in diesem Buch zeigen werde,

weder heilt noch gesund macht, noch repariert. Sie verändert einfach.

Und die Richtung, in die eine Veränderung geht, bestimmt der Hypnotiseur

mit seiner Intention.

Für die praktische Arbeit in diesem Buch werden wir daher folgende

Defi nition verwenden:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionenan das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.

(Ilja Grzeskowitz)

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz ersichtlich

ist, so fokussiert diese Defi nition sich vor allem auf die Beziehung

zwischen dem Hypnotiseur und dem Klienten sowie auf das Zusammentreff

en von deren Intention und Erwartungshaltung. Und genau

deshalb arbeite ich auch so gerne mit ihr, da sie einen hohen praktischen

Nutzen hat und sehr deutlich erkennen lässt, dass Hypnose

mehr als nur Technik ist, nämlich das vertrauensvolle Zusammenspiel

zweier Persönlichkeiten. Neben einem guten Rapport setzt sie

auch den Willen des Klienten voraus, in Hypnose gehen zu wollen

und sich auf den Hypnotiseur einzulassen. Denn schlussendlich leitet

dieser nur an und präsentiert seine Suggestionen. Wenn dies jedoch

kunstvoll und mit viel Empathie geschieht, dann wird die Vorstellungskraft

und die Konzentration auf die von außen präsentierten

27

Ideen so stark, dass der kritische Filter heruntergefahren wird und die

Reaktionen ausschließlich unbewusst geschehen.

Das Ergebnis dieses Prozesses ist dann ein bestimmter und vor

allem von außen induzierter Zustand, in dem wir unterbewusste

Verhaltensmuster,

Page 23: Hypnose Impromptu

emotionale Konditionierungen und Glaubenssätze

verändern. Hypnose ist also sowohl ein Zustand wie auch der Prozess,

um diesen Zustand hervorzurufen. Und dies geschieht, indem wir

unsere Suggestionen auf eine Art und Weise präsentieren, dass diese

unkritisch aufgenommen und ausgeführt werden.

Hypnose ist übrigens nicht gleichzusetzen mit dem sehr oft synonym

verwendeten Begriff »Trance«.8 Denn wie wir im Laufe dieses

Buches noch sehr deutlich sehen werden, treten viele hypnotische

Phänomene ohne jegliche Anzeichen von Trance auf, und man spricht

in diesem Fall dann auch von Wachhypnose. Trotzdem hat die hypnotische

Trance eine sehr starke und wichtige Berechtigung, vor allem

in der therapeutischen Anwendung von Hypnose, denn die Arbeit

wird in diesem Zustand wesentlich einfacher und wirkungsvoller. Als

eine »Trance« verstehe man in diesem Zusammenhang einen Bewusstseinszustand,in dem die Aufmerksamkeit eines Menschen von äußerenEinfl üssen abgelenkt und auf das intensive innere Erleben fokussiert ist.

Und genau diese innere Fokussierung auf neue Ideen und das Ausblenden

von äußeren Störungen sind es, welche den Trancezustand so

wertvoll machen. Unbedingt notwendig für eine wirkungsvolle und

eff ektive Hypnose ist er jedoch nicht.

28Impromptu Hypnose

Jetzt, wo wir eine gute und anwendbare Defi nition für den Begriff

»Hypnose« haben, kümmern wir uns um die Anwendung an

unterschiedlichen

Orten und mit unterschiedlichen Hypnotees. Immer

dann, wenn es zu spontaner Hypnose aus dem Stegreif kommt,

spricht man von Impromptu Hypnose. Dabei leitet sich der Begriff

»Impromptu« aus dem lateinischen in promptu esse ab, welches so viel

wie »in Bereitschaft sein« bedeutet.

Page 24: Hypnose Impromptu

Bekannt ist der Begriff vor allem in der Zauberei, wo es sich

um Zaubertricks handelt, die jederzeit ohne irgendwelche Hilfsmittel

aufgeführt werden können. Im Bereich der Hypnose ist die

Impromptu-Anwendung vor allem durch den Einsatz von schnellen

Induktionsmethoden gekennzeichnet, welche unter den Namen »Rapid

« und »Instant Inductions« bekannt sind und sich immer größerer

Beliebtheit erfreuen.

Dies liegt zum einen wohl immer noch daran, dass eine solche

Induktion nach außen hin sehr spektakulär wirken kann, zum anderen

aber sind sie einfach unglaublich effi zient und wirkungsvoll.

Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich dann, wenn es darum geht,

jemanden schnell und zuverlässig zu hypnotisieren, also zum Beispiel

bei der Straßen- und Showhypnose. Aber auch im Coaching-Kontext

nutzen immer mehr Hypnotiseure diese schnellen Induktionen, einfach

weil ihnen dann viel mehr Zeit für die Arbeit mit ihren Klienten

bleibt. In den USA und auch in England ist diese Form der Hypnose

sehr verbreitet und anerkannt. In Deutschland gibt es bisher nur sehr

wenige Hypnotiseure, die sich mit Impromptu Hypnose und deren

schnellen Induktionen befassen, allerdings beginnt auch hier gerade

ein langsamer, aber stetiger Umdenkprozess.

Das liegt unter anderem auch daran, dass sich die Hypnosewelt

langsam, aber stetig verändert. Wo es früher nur die klassische Zweiteilung

zwischen Showhypnose und Hypnosetherapie gab, fi ndet

man heute immer mehr Anwendungsbereiche, die großen Zulauf

fi nden. So wird Hypnose mittlerweile viel im Sport, im Business, im

Verkauf und vor allem auch in den unterschiedlichsten Bereichen des

Entertainments genutzt.

29

Impromptu Hypnose ist dabei grundsätzlich durch folgende Faktoren

Page 25: Hypnose Impromptu

gekennzeichnet:

Sie fi ndet spontan und ohne jegliche Vorbereitung statt.

Hypnotiseur und Hypnotee treff en an einem bestimmten Ort oftmals

zum ersten Mal aufeinander.

Es werden Schnellinduktionen verwendet.

Es werden meist mehrere hypnotische Phänomene demonstriert.

Jede Impromptu Hypnose ist anders und »lebt« von den Reaktionen

des Hypnotees.

Das Schöne an den schnellen Induktionstechniken ist ihre universelle

Einsetzbarkeit. Hast du sie einmal gemeistert, dann stehen dir die Türen

zu allen anderen Formen der Hypnose weit off en und die nächsten

Schritte werden einfach. Unsere Defi nition von Hypnose stellt

eines deutlich heraus: Jemand ist dann hypnotisiert, wenn er die

Suggestionen

des Hypnotiseurs unkritisch annimmt und ausführt. Tut er

dies, ist er in Hypnose. Daraus folgt, dass man entweder in Hypnose

ist oder nicht. Und der Weg zu genau diesem Punkt, dem Übergang

vom Zustand »draußen« in den Zustand »drinnen«, kann entweder

lange dauern oder eben sehr schnell gehen. Und eine Schnellinduktion

ist eben nicht nur schnell, sondern vor allem auch sehr zuverlässig

und wirkungsvoll.

Wenn du am Ende dieses Buches drei oder vier der vorgestellten

Induktionen wirklich gut beherrschst, brauchst du eigentlich nicht

viel mehr. Und tatsächlich hat jeder gute Hypnotiseur ein Repertoire

von zwei bis fünf Induktionen, die er wieder und wieder nutzt, einfach

weil er um deren solide Wirkung weiß. Und dies macht auch

Sinn, denn der Zweck des Hypnotisierens ist ja nicht die Induktion

an sich, sondern die Arbeit in dem Zustand, den wir induzieren.

Und es steigert das Selbstbewusstsein des Hypnotiseurs ungemein,

Page 26: Hypnose Impromptu

wenn er die absolute Gewissheit hat, zu jeder Zeit und an jedem Ort

mit einer seiner Lieblingsinduktionen hypnotisieren zu können.

Der bekannteste Einsatz von Impromptu Hypnose ist sicherlich die

immer beliebter werdende Straßenhypnose, also das Hypnotisieren

30

zu Demonstrationszwecken in der Fußgängerzone oder auf einer Party

mit fremden Menschen. Dabei wird eine Gruppe oder ein einzelner

Hypnotee in Hypnose versetzt, um dann die unterschiedlichsten

hypnotischen Phänomene für ein kleines Publikum im Rahmen einer

»Mini-Show« zu demonstrieren. Das Internet und Youtube sind voll

von Videos, in denen du viele Anregungen und Ideen fi nden kannst.

Neben dem Stretching der Komfortzone des Hypnotiseurs bringt diese

Form der Hypnose auch unheimlich viel für die Reputation.

Denn wenn du vor Publikum (und du hast bei einer Impromptu-

Demonstration fast immer Publikum!) jemanden in Hypnose seinen

Namen vergessen oder seine Arme nach oben schweben lässt, um sie

dann am Kopf festzukleben, dann kannst du dir sicher sein, dass dir

die Leute auch zutrauen, sie zum Nichtraucher zu machen oder ihnen

bei anderen mentalen Problemen zu helfen. Deine kleine hypnotische

Vorführung wird damit zu einem sehr wirkungsvollen Marketinginstrument.

Die Schnellinduktionen, die bei der Impromptu Hypnose zum

Einsatz kommen, sind die Rapid und Instant Inductions. Für diese

Formen der schnellen Hypnoseeinleitung gibt es keine hinreichende

Übersetzung, sodass ich diese Begriff e auch in diesem Buch verwende.

Du fragst dich jetzt sicherlich, wo der Unterschied zwischen den

beiden liegt, oder? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn

auch auf diesem Gebiet gibt es viele unterschiedliche Meinungen.

Die einen sagen, dass eine Instant Induction maximal fünf Sekunden

dauert und alles darüberliegende eine Rapid Induction ist.

Page 27: Hypnose Impromptu

Ich halte es hingegen mehr mit der Defi nition von Sean Michael Andrews,

seines Zeichens schnellster Hypnotiseur der Welt, der die Unterscheidung

wie folgt tätigt: Eine Rapid Induction ist einfach eine

Induktion, die sehr schnell in Hypnose führt und meist nicht länger

als eine Minute dauert. Dabei weiß der Hypnotee, dass er hypnotisiert

wird, und hat auch sein Einverständnis gegeben. Bei einer Instant

Induction hingegen wird die Hypnose ohne das Einverständnis

durchgeführt und ist aufgrund der heftigen Überraschung auch sehr

wirkungsvoll.9 Wir werden uns in diesem Buch allerdings nur mit

solchen Induktionen beschäftigen, bei denen der Klient nicht nur der

Hypnose zugestimmt hat, sondern auch gerne mitmachen möchte.

31

In den nächsten Kapiteln werde ich dir sämtliche Techniken und

Fähigkeiten an die Hand geben, die du benötigst, um in einer Impromptu-

Situation sicher und elegant hypnotisieren zu können. Du

kannst alles Schritt für Schritt durchgehen und wirst mit der Zeit –

die nötige Übung vorausgesetzt – immer sicherer werden. Du wirst

Vorschläge für Formulierungen und Abläufe erhalten und am Ende

deiner Lektüre wirst du den Prozess so gut verinnerlicht haben, dass

du ihn mit viel Selbstbewusstsein anwenden kannst. Bevor wir aber

damit starten, kümmern wir uns noch um unseren wichtigsten Verbündeten,

nämlich um das Unterbewusstsein.

32Bewusstsein, Unterbewusstsein und derkritische Faktor

Der menschliche Geist ist eine faszinierende Angelegenheit und

schon seit vielen Jahrhunderten versuchen Forscher, Philosophen

und Wissenschaftler herauszufi nden, wie genau er tatsächlich funktioniert.

Die Abläufe in uns sind jedoch so komplex, dass es bisher

nicht wirklich gelungen ist. Trotzdem nutzen wir alle tagtäglich ein

Page 28: Hypnose Impromptu

ziemlich gut funktionierendes Modell, nämlich das des Bewusstseins

und des Unterbewusstseins, welche beide Teile unseres Ichs oder unseres

Geistes sind und welche für unterschiedliche Dinge und Aufgaben

in unserem Leben zuständig sind.

Das englische Wort mind macht dieses Modell noch deutlicher,

und man spricht dort vom conscious mind und vom subconscious mind,

was für mich die beiden Seiten ein und derselben Medaille sehr schön

und anschaulich beschreibt. Da es jedoch kein deutsches Wort gibt,

welches das Wort »mind« auch nur annähernd beschreibt, bleiben wir

bei der Bezeichnung »Bewusstsein« und »Unterbewusstsein«. Da wir

in Hypnose unter Umgehung des bewussten kritischen Faktors direkt

mit dem dominanten Unterbewusstsein kommunizieren, werden wir

kurz auf die einzelnen Begriff e eingehen, um ein Verständnis zu erhalten,

was genau mit den einzelnen Begriff en gemeint ist.Das Bewusstsein

Das Bewusstsein ist der logische Teil unseres Geistes, der für das rationale

und intellektuelle Denken zuständig ist. Sämtliche Entscheidungen,

die wir in unserem Leben bewusst treff en, werden von diesem

Teil aus gesteuert, analysiert, bewertet, abgewogen und dann getroffen.

Folgende Dinge sind charakteristisch für das Bewusstsein:

begrenzte Aufnahmefähigkeit: fünf bis neun Informationen können

auf einmal aufgenommen werden

logisches und analytisches Denken

wach sein

rationales Denken

33

gewählte Handlungen und Bewegungen

linear und strukturiert ausgerichtet

akademisches Wissen

verbale Kommunikation

Page 29: Hypnose Impromptu

sequenzielle Gedanken und Handlungen

Bewusstsein des Hier und Jetzt

analysiert Probleme und versucht sie zu verstehen

setzt ZieleDas Unterbewusstsein

Das Unterbewusstsein ist für uns Hypnotiseure ein mächtiger Verbündeter,

mit dem wir in Hypnose Seite an Seite gemeinsam arbeiten.

Viele Menschen nennen diesen Teil der Psyche auch Intuition

oder Bauchgefühl und meinen damit all die Prozesse, die nicht

wirklich greifbar sind. Im Unterbewusstsein laufen alle Prozesse im

Hintergrund ab, ohne dass wir sie auf bewusster Ebene mitbekommen.

Neben der Steuerung sämtlicher Körperfunktionen wie zum

Beispiel der Atmung, der Verdauung oder unserer Körpertemperatur

bildet es vor allem das Fundament unserer Persönlichkeit. Das

Unterbewusstsein ist nämlich eine riesige Datenbank, in der sämtliche

Erfahrungen, Erlebnisse, Ressourcen, Fähigkeiten, Talente und

Erinnerungen abgespeichert werden. Aufgrund dieser Daten entstehen

dann wiederum Glaubenssätze, Gewohnheiten und unbewusste

Verhaltensweisen, die wiederum die Grundlage für unsere bewussten

Entscheidungen sind. Das Unterbewusstsein hat dabei einige für uns

sehr wichtige Aufgaben:

Überleben sichern (zum Beispiel durch Adrenalinausschüttung

bei Gefahr),

emotionaler Schutz (zum Beispiel durch bestimmte Glaubenssätze

und Gewohnheiten),

Gesundheit erhalten (zum Beispiel durch die permanente Regulation

der Körpertemperatur auf exakt 37 Grad),

Emotionen steuern (Alle Emotionen sind unbewusste Reaktionen!!!),

34

Erinnerungen speichern (Je stärker die Emotion bei einem Erlebnis,

Page 30: Hypnose Impromptu

desto stärker die Erinnerung. So weiß wohl jeder von uns

noch genau, was er am 11. September 2001 gemacht hat, aber

eher selten, was am 3. September 2001 passiert ist.),

Ethische Grundsätze und Erfahrungen speichern (beeinfl ussen

dann wiederum unsere Handlungen).

Das Unterbewusstsein ist wie ein riesiger Schwamm und hat eine

unbegrenzte Aufnahmefähigkeit. Alle vom Unterbewusstsein gesteuerten

Prozesse haben immer eine positive Absicht für den jeweiligen

Menschen und dienen dem Wohlergehen und Schutz, auch wenn sie

auf bewusster Ebene vielleicht negativ bewertet werden. So kann eine

Angst, vor einem großen Publikum zu sprechen, und das dadurch

ausgelöste Auftreten von hektischen Flecken auf bewusster Ebene ungewollt

sein, hat aber den ausschließlichen Zweck, vor Blamagen oder

emotionaler Verletzung zu schützen. Folgende Dinge sind charakteristisch

für das Unterbewusstsein:

unbegrenzte Aufnahmefähigkeit

Intuition, Wünsche, Bedürfnisse

unlogisches und assoziatives Denken

Träumen, Schlafen, Fantasie

Emotionen, Gefühle, Wahrnehmung

automatische und unfreiwillige Bewegungen

systemisch und komplex ausgerichtet

gelernte Erfahrungen

nonverbale Kommunikation

parallele Gedanken und Handlungen

Speicher aller Erinnerungen

weiß die Lösung für Probleme

Ziele erreichen

Das Unterbewusstsein ist unglaublich weise und machtvoll. Es schützt

Page 31: Hypnose Impromptu

uns, sorgt für uns und tritt immer dann in den Vordergrund, wenn

wir emotionale und vollkommen unlogische Dinge tun, die nicht

von unserem Verstand analysiert werden. Auch nachts, in unseren

35

Träumen, arbeitet es auf Hochtouren und kreiert für uns detaillierte

Filme, die so emotional sind, dass wir manchmal beim Aufwachen

noch mitten in dem jeweiligen Gefühl aus dem Traum stecken. Überhaupt

sind Emotionen die klassischen unbewussten Reaktionen von

Menschen, denn niemand entscheidet auf bewusster Ebene, wie er

auf eine bestimmte Erfahrung reagiert.

Die Logik wird dann komplett ausgeschaltet und wir sind fast

immun gegen Argumente und Begründungen von außen. Und wer

kennt nicht die Situation, wo er Hals über Kopf so verliebt war und

das gesamte Umfeld Hunderte von logischen und sachlichen Argumenten

hatte, warum diese Beziehung zum Scheitern verurteilt wäre?

Aber in so einer Situation hört man überhaupt nicht darauf und reagiert

rein auf unbewusster Ebene und ist komplett auf das Gefühl

der Liebe und Leidenschaft fokussiert.

Jedes gelernte Verhalten, jeder Glaubenssatz und jede Veränderung

entsteht zuerst auf unbewusster Ebene und hat dann erst Auswirkungen

auf unsere bewussten Entscheidungen. Manchmal, wenn wir

wirklich genau darauf achten, sind wir uns der einzelnen unbewussten

Prozesse bewusst, meist jedoch nicht. Wenn wir anderen Menschen

bei Problemen und Herausforderungen in ihrem Leben helfen

wollen, dann benötigen wir einen Zugriff auf das Unterbewusstsein.

Und genau den bekommen wir mit Hypnose und den wirkungsvollen

Schnellinduktionen jederzeit und an jedem Ort.

Eine unglaublich tolle Metapher für das Unterbewusstsein stammt

von Jon Chase, der es mit einem aufgeweckten neunjährigen »Kind«

Page 32: Hypnose Impromptu

vergleicht.10 Denn ungefähr mit neun Jahren beginnt der Verstand

eines Menschen sich so stark zu entwickeln, dass er unser Leben über

Logik und Rationalität bestimmt. Bis zu diesem Alter leben Kinder

einfach in den Tag hinein und tun das, wozu sie Lust haben, und es

sind so gut wie alle Entscheidungen unbewusst bestimmt.

Das ist auch der Grund, warum Kinder so ungeheuer schnell und

viel lernen. Sie sind kreativ, emotional und wollen immer genau das

haben, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Die Entscheidungen

basieren auf Wünschen und Bedürfnissen und selten auf

verstandesorientierten

Bewertungen. Ein Kind will sich einfach gut fühlen und

36

handelt genau so, dass es diese guten Gefühle auch bekommt. Und

nach diesen Kriterien funktioniert eben auch unser Unterbewusstsein,

was bedeutet, dass viele unserer Entscheidungen auf der Logik

eines klugen neunjährigen Kindes basieren. Und dies heißt nichts anderes,

als dass sie unlogisch und stattdessen emotional getrieben sind.

Ich mag diese Metapher so gerne, weil sie die Kommunikation mit

dem Unterbewusstsein so einfach macht, denn ich stelle mir einfach

vor, ich rede mit einem aufgeweckten neunjährigen Kind. Und das

geht am besten, wenn meine Kommunikation so einfach und eff ektiv

wie möglich ist und vor allem eine Menge Spaß macht.Der kritische Faktor

Das Unterbewusstsein ist der Speicher aller Erfahrungen, Erinnerungen

sowie sämtlicher Glaubenssätze, die unser Leben bestimmen. Die

Aufnahmefähigkeit ist unbegrenzt und dieser Teil unseres Geistes hat

damit auch die Funktion einer gigantischen Festplatte, die organisch

wächst und auf der mit jeder Erfahrung, die wir machen, Millionen

neuer Daten gespeichert werden.

Wenn wir uns nun das Bewusstsein und das Unterbewusstsein als

Page 33: Hypnose Impromptu

zwei Räume in uns vorstellen (Räume sind übrigens eine meiner

Lieblingsmethaphern

und sehr universell einsetzbar, auch bei Gefühlen,

Zuständen, Emotionen etc.), dann sind sie durch eine Tür getrennt,

an der ein wachsamer Gatekeeper darüber wacht, welche Informationen

in das Unterbewusstsein gelangen dürfen und welche nicht. Oder

um in dem Bild zu bleiben, ein instruierter Türsteher entscheidet, wer

oder was von dem einen Raum in den anderen gelangen darf.

Es handelt sich hierbei um eine Instanz des Bewusstseins, einen

Filter, der »kritischer Faktor« genannt wird. Die »Regeln«, nach welchen

entschieden wird, was ins Unterbewusstsein gelangen darf, werden

von unseren Normen, Werten, Glaubenssätzen und Gewohnheiten

bestimmt. Dabei erfolgt eine sofortige logische Analyse und ein

permanenter Abgleich zwischen neuen Informationen und den Dingen,

die bereits dort verankert und konditioniert sind. Suggestionen,

welche mit schon vorhandenen Daten übereinstimmen, werden umgehend

ins Unterbewusstsein gelassen und wirken dann dort verstärkend,

da sie ja genau das bestätigen, was wir eh schon glauben. Gibt

37

es hingegen keine Übereinstimmung, so gelangt eine neue Information

nicht hindurch, sondern wird vom kritischen Faktor abgewiesen.

Dies ist nicht wirklich verwunderlich, denn Menschen verändern

sich nicht gerne und bleiben lieber in ihrer Komfortzone, wo sie die

Umgebung und die Verhaltensweisen schon genau kennen. Veränderung

bedeutet auch immer Ungewissheit und die Gefahr, verletzt

oder enttäuscht zu werden. Und um das zu verhindern, hat unser

Verstand diesen bewussten und logischen Filter zwischengeschaltet.

Der kritische Faktor triff t also eine Entscheidung, ob er eine neue Information

(zum Beispiel Suggestion, Idee, Glaubenssatz etc.) als wahr

Page 34: Hypnose Impromptu

oder falsch ansieht und ob eine Veränderung eingeleitet werden soll.

Und genau das ist der Trick bei Hypnose. Wir umgehen den kritischen

Faktor oder schalten ihn sogar ganz aus, um dann unsere Suggestionen

zu platzieren, die dann ohne kritische Prüfung sofort als

momentane Realität beziehungsweise als das aktuell gültige Datenmaterial

angesehen werden.

Ich will dir ein kleines Beispiel geben. Wenn ich dir in einem

Gespräch erzählen würde, dass Claudia Schiff er im nächsten Zimmer

sitzen würde und nur darauf wartet, sich mit dir zu einem Schäferstündchen

zu treff en, dann würde sich der kritische Faktor sofort

einschalten und du würdest entweder denken, dass ich mir einen

kleinen Spaß erlaube oder dass es mit meiner geistigen

Zurechnungsfähigkeit

nicht mehr ganz so gut bestellt ist. Wenn ich dir hingegen

in Hypnose die gleiche Suggestion geben würde, dann ist der kritische

Faktor nicht mehr aktiv, und die Idee, dass Claudia Schiff er im

Nebenzimmer sitzt, wird umgehend und unkritisch als tatsächliche

Realität akzeptiert. Dies kann je nach Suggestion so weit führen, dass

neben einer großen Aufregung aufgrund des bevorstehenden Dates

sogar eine positive Halluzination des Topmodels (okay, des ehemaligen

Topmodels) auftritt.

38Faszination Hypnose:aufklären und Ängste nehmen

Obwohl viele Menschen nicht genau wissen, wie Hypnose funktioniert

(und wie soll das auch gehen, wenn sich nicht einmal die Experten

einig sind?), so haben doch die meisten eine ziemlich klare innere

Vorstellung, was es für sie ist. Dieses geistige Konstrukt ist oftmals

geprägt durch Filme, Showhypnose, Medienberichte oder schaurige

Geschichten in Zeitungen. Denn leider ist vor allem das Fernsehen

Page 35: Hypnose Impromptu

mehr an skandalösen und kontroversen Berichten interessiert als an

einer seriösen Dokumentation der wundervollen Möglichkeiten, die

Hypnose nun eben bietet.

Und so kommt es dann eben, dass Pro Sieben in der Sendung

Galileo Mystery keinen Wert auf eine positive Darstellung von Hypnose

legt, sondern dass man viel lieber ein Experiment durchführt, in

dem ein Proband (genau deshalb mag ich dieses Wort nicht, es hat

mir zu viel von einem Versuchskaninchen) dazu gebracht wird, in

Hypnose einen Mord zu begehen. Die Aufmachung des Berichts ist

dann noch entsprechend und schon hat sich die Meinung vieler Menschen

wieder einmal bestätigt und wird genauso im Unterbewusstsein

abgespeichert.

Die Folge ist meist ein sehr diff uses und von genau diesen Vorurteilen

und Mythen geprägtes Bild von Hypnose, welches so manche

Frage off enlässt und auch häufi g unbewusste Ängste nach sich zieht.

Wenn du also einen Hypnotee hast, der zum ersten Mal hypnotisiert

wird, solltest du unbedingt auf seine Vorstellung von Hypnose

eingehen und ihn so umfassend wie möglich informieren. In einem

Coaching-Setting hast du hierfür genügend Zeit und solltest den sogenannten

Pre-Talk so umfangreich wie nötig gestalten, um alle möglichen

Ängste und Widerstände (bewusst und unbewusst) aufzulösen.

In einer Impromptu-Situation ist dies etwas anders, da es hier um

spontane Hypnose aus dem Stegreif geht und auch ein Teil der Wirkung

aus dieser Spontaneität resultiert. Das heißt ein Setting, in dem

der Klient eben nicht zu 100 Prozent weiß, was ihn erwartet, ist für

die Steigerung der Erwartungshaltung und für den Aufbau der Kom39

petenz des Hypnotiseurs durchaus förderlich. Trotzdem solltest du

sehr kurz und knapp die wichtigsten Dinge erklären, denn wenn dein

Klient mit einer bewussten oder unbewussten Angst in die Hypnose

Page 36: Hypnose Impromptu

geht, ist die Gefahr recht hoch, dass ihr nicht genug Rapport haben

werdet, er deine Suggestionen nicht befolgt oder sogar ganz abbricht.

Wie genau du dies machen kannst, erfährst du in einem der nächsten

Kapitel. Entscheidend ist, dass du das richtige Maß fi ndest, denn

eine gewisse Nervosität ist ja erwünscht, während eine richtige Angst

unbedingt auszuschließen ist. Im Folgenden fi ndest du Statements

und Antworten auf einige der gängigsten Fragen und Ängste, die viele

Menschen haben, wenn sie zum ersten Mal hypnotisiert werden.

Du solltest dir für deinen Mini-Pre-Talk ein paar knackige Formulierungen

zurechtlegen, die du jederzeit routiniert präsentieren

kannst, um deine Klienten mental dort abzuholen, wo sie sich befi nden.

Mit der Zeit wirst du ein Gespür dafür bekommen, wie viel Zeit

du in einer Impromptu-Situation für diese Informationen verwenden

solltest. Dies ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich, insgesamt

solltest du dich aber so kurz wie möglich fassen, um dann mit

deinem Set-Up fortzufahren.Hypnose ist ein natürlicher Zustand, den jeder schonoft erlebt hat

Hypnose ist ein natürlicher Zustand, der immer dann auftritt, wenn

unser logischer Verstand abgeschaltet wird und wir nicht mehr großartig

nachdenken, sondern spontan handeln. In diesen Momenten

ist unser Unterbewusstsein der dominante Teil und reagiert auf externe

Stimuli, ohne dass der kritische Filter zwischengeschaltet ist.

Und dies ist immer dann der Fall, wenn starke Emotionen ins Spiel

kommen (zum Beispiel Furcht, Angst, Lust, Liebe, Aufregung und

vieles mehr) und wir direkt von außen beeinfl usst werden können.

Wohl jeder von uns kennt Situationen, in denen wir uns vollkommen

irrational verhalten haben, zum Beispiel in einem heftigen

Streit, und dabei Dinge gesagt haben, wo wir uns hinterher gefragt

haben: »Warum in aller Welt habe ich das jetzt gesagt und getan?«

Page 37: Hypnose Impromptu

Ganz einfach, weil das kritische Bewusstsein komplett ausgeschaltet

war und wir auf Autopilot waren. In solchen Situationen entstehen

40

dann positive, aber leider oft auch negative Verhaltensmuster, Glaubenssätze

oder sogar Phobien, die sich dann als unbewusste Konditionierungen

auf das Leben auswirken, ohne dass sie bewusst abgestellt

werden könnten.

Und auch wenn Trance und Hypnose nicht ein und dasselbe sind,

so kannst du auch Beispiele von Alltagstrancen anbringen, die jeder

Mensch kennt und bei denen er sich wohlfühlt. Denn genau das wollen

wir ja erreichen, dass sich unser Hypnotee auf die kommende

Hypnose freut und sie mit einem angenehmen Erlebnis verbindet.

So könntest du erzählen, dass Hypnose ein Zustand ist, den er jeden

Tag unzählige Male selbst erlebt, nämlich immer dann, wenn sein

Unterbewusstsein für ihn die Kontrolle übernommen hat und wenn

er auf eine ganz bestimmte Aufgabe fokussiert ist.

Und solche Momente kennt wohl jeder, wenn er sich die Schuhe

zubindet, beim Autofahren die Gangschaltung betätigt oder eine andere

Tätigkeit ohne bewusstes Nachdenken routiniert ausführt. Dann

kannst du noch anmerken, dass du in der Hypnose genau an dem Teil

des Geistes interessiert bist, der für diese Automatismen zuständig ist,

und dass dies auch der Teil ist, den man nutzt, wenn man träumt,

kreativ ist oder emotional handelt. Hier kannst du ruhig etwas vage

bleiben, damit dein Klient diese Begriff e mit seinen eigenen Bedeutungen

füllen kann.Ist jeder Mensch hypnotisierbar?

Es geistern viele Zahlen umher, meist liest man, dass circa 20 Prozent

der Menschen nicht hypnotisierbar wären. Wenn Hypnose nun aber

laut unserer Defi nition die Präsentation und unkritische Annahme

von Suggestionen ist, dann ist dies nicht ganz haltbar. Denn wer in

Page 38: Hypnose Impromptu

Hypnose gehen will und ein gewisses Maß an Vorstellungskraft und

Konzentrationsfähigkeit besitzt, der kann auch hypnotisiert werden.

Dies widerlegt auch eines der gängigen Vorurteile, nämlich dass

nur Menschen mit geringer Intelligenz hypnotisierbar wären. Das

Gegenteil ist jedoch der Fall, denn je besser ich mir Dinge vorstellen

und mich auf den Hypnotiseur fokussieren kann, desto einfacher

wird die Hypnose. Dabei gibt der Hypnotiseur die Richtung vor und

der Hypnotee nimmt die Suggestionen an und setzt sie mithilfe der

41

Kraft seiner Gedanken um, was natürlich eine entsprechende vertrauensvolle

Beziehung zwischen beiden voraussetzt. Das heißt zusammengefasst

nichts anderes, als dass so gut wie jeder hypnotisiert

werden kann, allerdings nicht von jedem und vor allem nicht in der

gleichen Geschwindigkeit.

Große Unterschiede gibt es nämlich in der Suggestibilität und der

Fähigkeit, wie schnell und wie tief jemand in Hypnose gehen kann.

Dies ist sehr unterschiedlich und hängt von der Konzentrationsfähigkeit

und der Vorstellungskraft des jeweiligen Klienten ab. Circa ein

Fünftel aller Menschen sind sogenannte Somnambulisten, das heißt

sie sind hoch suggestibel und erreichen schon nach kurzer Zeit einen

tiefen hypnotischen Zustand, in dem das logische Bewusstsein kaum

noch aktiv und der kritische Faktor so gut wie ausgeschaltet ist.

Es gibt eine nette Anekdote, wie der als Zustand tiefer Hypnose

bekannte Somnambulismus im 18. Jahrhundert von einem Schüler

Mesmers, dem Marquis de Puységur, zufällig entdeckt wurde. Wie

Mesmer arbeitete auch der Marquis mit dem Modell des Magnetismus

und magnetisierte für eine Demonstration einen Baum. Eines

Tages entdeckte er einen Jungen, der sich selbst an diesen Baum gefesselt

hatte. Dieser schloss ganz plötzlich die Augen und fi el in einen

Page 39: Hypnose Impromptu

tiefen Schlaf. De Puységur bekam es mit der Angst zu tun und befahl

dem Jungen, sich wieder vom Baum loszumachen, was dieser ohne

die Augen zu öff nen auch tat. Dann forderte der Marquis ihn auf

vorzutreten, stehen zu bleiben und schlussendlich die Augen zu öff -

nen und aufzuwachen. Alle Suggestionen wurden umgehend befolgt

und de Puységur begründete seine Beobachtung mit dem Phänomen

des Somnambulismus, da der Junge alle seine Anweisungen befolgte,

obwohl er doch eigentlich geschlafen hatte.

Im Zustand des Somnambulismus sind so gut wie alle hypnotischen

Phänomene hervorzurufen. Deshalb solltest du in einer Impromptu-

Situation oder wenn es darauf ankommt, eine Hypnosedemonstration

vorzuführen, aus allen möglichen Hypnotees immer die Somnambulisten

auswählen. Wie du das machst, dazu kommen wir später. Wenn

aber 20 Prozent aller Menschen hoch suggestibel sind und schnell in

Hypnose gehen, dann bedeutet das nach dem Gesetz der Gauß’schen

Normalverteilung zwangläufi g auch, dass es am anderen Ende der Ska42

la ebenfalls 20 Prozent gibt, bei denen genau das Gegenteil der Fall

ist. Diese Menschen sind zwar hypnotisierbar, benötigen für den Prozess

aber länger als der Durchschnitt. In der Mitte liegen dann noch

60 Prozent, die gut und mehr oder weniger schnell hypnotisierbar, aber

eben nicht somnambul sind. Gilt diese Klassifi zierung jederzeit und an

jedem Ort? Natürlich nicht, denn da Hypnose ein mentaler Zustand

ist, hängt die Fähigkeit, diesen zu erlangen, auch immer von der persönlichen

Stimmung und Motivation und zu einem Großteil von der

Beziehung zum Hypnotiseur ab. Wenn ein Hypnotee von fünf Hypnotiseuren

jeweils mit den gleichen Techniken hypnotisiert werden

würde, dann würde es fünf unterschiedliche Hypnosen geben. Wichtig

ist an dieser Stelle, dass du deinem Klienten das Gefühl gibst, dass er

überhaupt nichts falsch machen kann. Gleichzeitig sollte er aber auch

Page 40: Hypnose Impromptu

wissen, dass du als Hypnotiseur nur sein »Reiseleiter« bist und alles

andere durch seine Vorstellungskraft passiert, es also zu einem Großteil

auf seine eigene Motivation und Mitarbeit ankommt.

Wichtig ist mir bei diesen Beschreibungen aber vor allem der

praktische Nutzen. Denn aus diesen Zahlen geht eigentlich nur eines

hervor, nämlich dass es »gute« und »nicht so gute« hypnotische Subjekte

gibt. Die einen gehen schnell und die anderen eher langsam in

Hypnose. Trotzdem kannst du so gut wie jedem Menschen die Möglichkeit

bieten, Hypnose zu erfahren, wenn dieser es wirklich will und

Lust dazu hat. Du solltest dir jedoch auch im Klaren darüber sein,

dass du mit Sicherheit nicht bei jedem Halluzinationen oder ähnlich

spektakuläre Phänomene hervorrufen kannst, sondern dass für diese

Dinge die Somnambulisten am besten geeignet sind.Wie fühlt sich Hypnose an?

Aufgrund der herrschenden Vorurteile und der bekannten Bilder aus

Showhypnosen im Fernsehen haben viele Menschen ziemlich abstruse

Vorstellungen, wie sich der hypnotische Zustand anfühlen müsste.

Allerdings gibt es kein typisches Hypnosegefühl und Hypnose ist

weder Schlaf noch hat es etwas mit Bewusstlosigkeit zu tun. Es kann

mit einem Zustand körperlicher Entspannung einhergehen (und tut

es auch oft, vor allem wenn Hypnose zu Th erapiezwecken eingesetzt

wird), muss es aber überhaupt nicht.

43

Die Sinnesaufmerksamkeit ist in Hypnose höher als sonst und

man bekommt jedes Wort mit. Und das ist ja auch logisch, denn

schließlich soll der Klient ja die Suggestionen befolgen. Den meisten

Menschen geht es wie mir und sie befi nden sich in einem sehr fokussierten

Zustand, wo der Verstand mit nichts Konkretem beschäftigt

ist und man das Gefühl hat, ein wenig dissoziiert zu sein, und einem

anderen dabei zuschaut, wie er die Suggestionen des Hypnotiseurs

Page 41: Hypnose Impromptu

befolgt. Fast immer gibt es eine gewisse Zeitverzerrung und oft auch

teilweise oder ganze Amnesie. Auf jeden Fall solltest du deinem Hypnotee

unglaublich viel Lust auf den Zustand machen, sodass er es

fast kaum noch abwarten kann, dieses tolle Gefühl selbst einmal zu

erleben. Und wer einmal in Hypnose war, der weiß, wie gut man sich

nach einer Hypnose fühlt, wenn der Hypnotiseur seine Kunst und

sein Handwerk versteht.Kann ich in Hypnose stecken bleiben?

Ich weiß nicht, woher dieser Glaube kommt, er scheint aber zumindest

noch bei einigen Menschen verbreitet zu sein, denn schon einige

meiner Klienten haben mir genau diese Frage gestellt. Es ist aber

nicht möglich, in Hypnose stecken zu bleiben. Wir wechseln ja sowieso

während unseres Tages von einem Bewusstseinszustand in den

anderen. Und da in Hypnose vor allem die Vorstellungskraft drastisch

erweitert ist, vergleiche ich den hypnotischen Zustand gerne mit einem

Gummiband, an dem gezogen und welches dadurch gedehnt

wird.

Hört der Zug jedoch einmal auf, schnellt das Band wieder zurück

in seine Ursprungsform. Und der menschliche Geist funktioniert

ähnlich, denn wenn der Hypnotiseur auf einmal aufhören würde,

seine Suggestionen zu platzieren (zum Beispiel weil er zur Tür muss,

ohnmächtig wird, einschläft etc.), dann bedeutet dies nichts anderes,

als dass die Beziehung zwischen dem Hypnotiseur und Klienten beendet

ist. Wurden dann keine entsprechenden Prozessinstruktionen

gegeben, schaltet der kritische Filter sich irgendwann ein und das

Bewusstsein

schaltet von alleine wieder auf »Normalbetrieb« um.

44Ist Hypnose gefährlich?

Hypnose selbst ist nicht gefährlich, ganz im Gegenteil, es ist eine

Page 42: Hypnose Impromptu

wundervolle und schöne Erfahrung. Aber Hypnose kann durchaus

gefährlich werden, wenn sie verkehrt oder mit einer falschen Intention

angewendet wird. Genauso wie ein Küchenmesser entweder dafür

benutzt werden kann, ein fantastisches Filetsteak zu schneiden oder

auch um einen Mord zu begehen, kann auch Hypnose dafür genutzt

werden, unglaublich positive Veränderungen in Menschen zu bewirken

oder Schaden anzurichten.

All dies liegt in der Verantwortung des Hypnotiseurs, derer er sich

stets bewusst sein sollte. Der Hypnotee bringt ihm ein enormes Vertrauen

entgegen, indem er seinen Geist für neue Ideen und neue,

unbekannte Erfahrungen öff net. Und aus diesem Grund sollte auch

jeder einzelne Klient mit dem größtmöglichen Respekt und einer

wertschätzenden Intention hypnotisiert und behandelt werden.

Wenn eine Suggestion durch den Hypnotiseur präsentiert wird, dann

fällt in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung, ob diese den kritischen

Filter passieren und ins Unterbewusstsein gelangen soll, wo

sie dann automatisch zur Realität wird. Deshalb wirken bestimmte

Suggestionen auch bei manchen Menschen und bei anderen wiederum

nicht.

Der kritische Filter bestimmt also anhand unserer Werte und

Glaubenssätze, ob wir einer Suggestion positiv, negativ oder neutral

gegenüberstehen. Und nur im ersten Fall wird die Suggestion akzeptiert

und ansonsten abgewiesen werden. Der kritische Filter ist auch

in tiefer Hypnose noch im Hintergrund aktiv und passt auf, dass

nichts Gefährliches oder Unmoralisches getan wird. Deshalb ist auch

so häufi g zu lesen, dass man in Hypnose nichts gegen seinen Willen

tun wird. Das ist auf der einen Seite vollkommen richtig. Aber da

der kritische Filter anhand von Glaubenssätzen seine Entscheidungen

triff t, ist es auch ziemlich einfach, den Willen in Hypnose zu steuern

Page 43: Hypnose Impromptu

und zu verändern. Denn genau dies tun wir während einer Hypnose

permanent, nur setzen wir dieses Veränderungspotenzial zum Wohle

unseres Hypnotees ein, damit es ihm nach der Hypnose besser als

vorher geht.

45

Sei dir also deiner Verantwortung bewusst, dass man mit Hypnose

genauso anderen Menschen schaden kann wie in jeder anderen

Kommunikation

oder Interaktion auch, sei es nun privat oder in einem

professionellen Kontext. Aber mithilfe der in diesem Buch vorgestellten

Ressourcen wirst du in der Lage sein, mit der richtigen Intention

und mit viel Selbstvertrauen Hypnose als eine unglaublich tolle und

wirkungsvolle Veränderungstechnik einzusetzen.

46Hypnotische Phänomene: Woran erkenne ich,dass jemand hypnotisiert ist?

Wenn Menschen zum ersten Mal Hypnose erleben und vorher nicht

richtig aufgeklärt wurden, dann erwarten sie oft etwas Magisches oder

eine unsichtbare Kraft, die von außen auf sie wirkt. Da es aber kein

typisches Hypnosegefühl gibt, sind sie oft enttäuscht und glauben,

überhaupt nicht hypnotisiert worden zu sein. Und wenn dann auch

noch der Hypnotiseur ausschließlich Suggestionen zum Entspannen

gegeben hat, dann wird nicht einmal er genau sagen können, ob der

Klient denn nun wirklich hypnotisiert war.

Und auch wenn dies natürlich der absolute Supergau ist, berichten

immer wieder Menschen, dass ihnen genau so etwas widerfahren

ist. Aber was wir erreichen wollen, ist natürlich das genaue Gegenteil.

Der Hypnotee soll sich zu 100 Prozent sicher sein, dass er auch

wirklich hypnotisiert war, soll sich während und vor allem nach der

Hypnose unglaublich gut fühlen und diesen Zustand mit dem Hypnotiseur

Page 44: Hypnose Impromptu

und seinen Künsten verbinden.

Es gibt viele Wörter, die den Vorgang des Hypnotisierens beschreiben:

hineingleiten, wegdriften, reingehen, zappen, wegbeamen

und noch viele mehr. Alle diese Wörter haben eines gemeinsam: Sie

beschreiben einen Weg, an dessen Ende dann der induzierte Zustand

der Hypnose steht. Und obwohl dies so ist, sollten wir immer eines

bedenken: Entweder man ist hypnotisiert oder man ist es nicht. Entweder

ist man »drin« oder »draußen«.

Dazwischen liegt ein kleiner Moment, ein kurzes Zeitfenster von

ein paar Sekunden, an dem das Unterbewusstsein vollständig dominant

wird und komplett in den Vordergrund tritt. Diesen Moment hat

Dave Elman Opening Wedge genannt und er meint damit eine weit geöff

nete Tür zum Unterbewusstsein des Hypnotees. Mit zunehmender

Erfahrung wirst du erkennen, wann es so weit ist. Ich kann dir nicht

sagen, woran genau du es erkennen wirst, denn es ist neben einer guten

Wahrnehmung vor allem eine Sache der Intuition und der Erfahrung.

Nur eines kann ich dir versprechen: Je mehr du übst und je mehr Menschen

du hypnotisierst, desto einfacher wirst du es wahrnehmen.

47

Es ist also essenziell zu wissen, ob jemand hypnotisiert ist oder

nicht. Und wie können wir das herausfi nden? Ganz einfach, indem

wir es testen. Dazu geben wir eine bestimmte Suggestion und beobachten,

ob die Suggestion befolgt wird. Wenn dies sofort und

unbewusst geschieht, ist das ein sicheres Zeichen für Hypnose und

man kann mit einer weiteren Suggestion fortfahren. Ideal für solche

Tests sind die sogenannten hypnotischen Phänomene, die auf

neurophysiologischer

Ebene wirken, einfach zu suggerieren sind und sowohl

Außenstehende sehr beeindrucken als auch für den Klienten

Page 45: Hypnose Impromptu

als »Beweis« dienen, dass etwas Unlogisches und Außergewöhnliches

geschieht, was im Normalzustand nicht passiert.

Aus diesem Grund nennt man solche Tests auch Convincers, da sie

den Hypnotee rational überzeugen, dass er hypnotisiert ist. Folgende

Dinge sind typische Phänomene, die auftreten und leicht induziert

werden können, wenn sich jemand in Hypnose befi ndet, und von

denen du ein oder zwei testen solltest, wenn du den Hypnosetiefegrad

deines Klienten überprüfen möchtest:Zeitverzerrung

Wie bereits erwähnt, geht eine Hypnose fast immer mit irgendeiner

Form von Zeitverzerrung einher. Entweder in Form von Verkürzung

oder Ausdehnung der Wahrnehmung von Zeit. So können fünf Minuten

in Hypnose schon einmal wie eine gefühlte Stunde erfahren

werden. Auch habe ich nach einer 45-minütigen Hypnosesitzung in

meiner Praxis schon oft gehört, dass diese Zeit als viel kürzer empfunden

wurde. Mach dir mal den Spaß, deine Klienten nach der Hypnose

zu fragen, wie lange sie ihrer Meinung nach gedauert hat. Die

Antworten sind teilweise ziemlich verblüff end.Levitation

Dies sind unbewusste Bewegungen der Hände, Arme oder Beine aufgrund

von Suggestionen, dass diese leichter und leichter werden und

von alleine ganz automatisch nach oben schweben. Dabei bewegen

sich die Körperteile nicht aufgrund einer willentlich gesteuerten Bewegung,

sondern alleine dadurch, dass der Hypnotee sich auf die Idee

konzentriert, dass zum Beispiel der Arm tatsächlich so leicht wird,

48

dass er von alleine zu schweben beginnt. Tatsächlich ist es eine Mischung

aus Katalepsie und ideomotorischen Bewegungen, ausgelöst

durch eine weit ausgedehnte Vorstellungskraft.Katalepsie

Page 46: Hypnose Impromptu

Hierbei handelt es sich um den bewussten Kontrollverlust der Bewegung

bestimmter Körperteile oder sogar des ganzen Körpers. So kann

durch eine entsprechende Suggestion ein Arm für eine lange Zeit starr

in der Luft stehen, ohne dass der Klient ihn bewusst bewegen könnte

und sich dabei gleichzeitig sehr angenehm fühlt.Ideomotorische Bewegungen

Der Levitation ähnlich, sind dies unbewusste Bewegungen wie das

Zucken eines Fingers, das Nicken des Kopfes oder das Wackeln der

Beine. Typisch für diese unbewussten Bewegungen ist das Ruckartige,

welches bewusst kaum nachzuahmen ist, sodass von außen sehr sicher

beobachtet werden kann, ob es sich um eine echte ideomotorische

Bewegung handelt.

Es gibt ganze Th erapieformen, die mit etablierten ideomotorischen

Signalen in den Fingern arbeiten, wobei jeweils ein Finger für

»ja« und einer für »nein« steht. In Hypnose wird dann das Unterbewusstsein

befragt, welches über die festgelegten Signale antwortet.

Diese Art der unbewussten Bewegungen funktioniert zwar sehr ordentlich,

ist mir jedoch viel zu kompliziert. Wir werden daher während

unserer hypnotischen Arbeit vor allem mit unbewusstem Kopfnicken

arbeiten, wenn wir sicherstellen wollen, ob eine Suggestion

vom Unterbewusstsein angenommen und verstanden wurde.Physiologische Dissoziation

Im hypnotischen Zustand kannst du Körperteile deines Klienten behandeln,

als wären sie deine. Wenn du zum Beispiel einen Arm anhebst

und dabei suggerierst »Dieser Arm gehört jetzt mir!«, so kannst

du ihn bewegen und sie werden nichts dagegen unternehmen, fast so,

als ob der Arm gar nicht mehr zu ihnen gehören würde. Wenn du ihn

dann loslässt, wird er entweder vollkommen entspannt nach unten

49

fallen oder genau da bleiben, wo er ist, und dort kataleptisch bleiben.

Page 47: Hypnose Impromptu

Dieses Phänomen werden wir noch bei vielen Induktionen nutzen

und auch für einige Vertiefungen einsetzen.Amnesie

Eine in Hypnose induzierte Amnesie hat zur Folge, dass bestimmte

Informationen nicht mehr zur Verfügung stehen oder nicht mehr erinnert

werden. Dies kann sowohl das Vergessen einer Zahl oder des

Namens sein wie auch die komplette Erinnerung an die Hypnose.

Oft kommt es von ganz alleine zu einem teilweisen oder kompletten

Verlust der Erinnerung. Wenn du diese jedoch bewusst herbeiführen

möchtest, solltest du auf jeden Fall die entsprechende Suggestion geben.

Dies ist vor allem immer dann sinnvoll, wenn du nicht möchtest,

dass das Bewusstsein sich in die in Hypnose induzierte Veränderung

einmischt.Anästhesie/Analgesie

Diese Begriff e wirst du vermutlich unter den Namen »Gefühl«- und

»Schmerzlosigkeit« kennen. Diese Phänomene lassen sich ebenfalls

einfach hervorrufen und sind in unterschiedlichen Stufen zu beobachten.

So kann entweder der Schmerz (zum Beispiel der Stich einer

Nadel oder das Bohren beim Zahnarzt) zwar noch zu spüren sein, es

ist einem jedoch egal.

Die nächste Stufe ist dann erreicht, wenn der Schmerz überhaupt

nicht mehr zu spüren ist, man jedoch die Berührung noch wahrnimmt.

In der letzten Stufe werden dann selbst die Berührungen

nicht mehr gespürt. Die wohl bekannteste Suggestion dieser Art ist

die sogenannte Handschuhanästhesie, bei der dem Hypnotee suggeriert

wird, dass seine Hand in einem kühlenden und betäubenden

Handschuh steckt. Vor allem Dave Elman hat mit vielen Ärzten und

Zahnärzten mit sehr großem Erfolg an und mit diesem Th ema gearbeitet.

Viele Transkripte dieser Sitzungen kannst du in seinem Buch

nachlesen, welches ich dir bereits empfohlen habe.

Page 48: Hypnose Impromptu

50Illusionen

Illusionen sind die Vorstufe der Halluzinationen und mit ihnen wird

die Erfahrung bezeichnet, wenn man etwas wahrnimmt, was eigentlich

etwas ganz anderes ist. So hast du bestimmt schon einmal gesehen,

wie ein Teilnehmer während einer Showhypnose mit einem

Besenstil tanzte und glaubte, es wäre ein Topmodel. Illusionen sind

einfacher zu befolgen als Halluzinationen, weil sie Dinge nutzen, die

sowieso schon da sind und diesen eine neue Bedeutung geben. Sie

sind in allen fünf Sinneskanälen möglich. Ein berühmtes Beispiel ist

die Zwiebel, die als Apfel suggeriert wird, und der Klient wirklich tief

und fest glaubt, dass es sich um einen Apfel handelt und genüsslich

hineinbeißt.Halluzinationen

In Hypnose ist es möglich, in allen fünf Sinnen positive und negative

Halluzinationen zu suggerieren, also etwas wahrzunehmen, was gar

nicht da ist, oder etwas nicht wahrzunehmen, was da ist. Im Falle der

sensorischen Halluzination spricht man auch von »kinästhetischer

Delusion«, bei der zum Beispiel suggeriert wird, dass man mit einem

Stück Eisen über die Haut reibt, obwohl man eigentlich einen Eiswürfel

in der Hand hat.

Da die Suggestion aber unkritisch aufgenommen wird, ist die Realität

ein Empfi nden von Hitze, welches sogar bis zur Bildung von

Brandblasen führen kann. Um Halluzinationen hervorzurufen, bedarf

es aber schon eines guten oder aber sehr gut trainierten Hypnotees,

denn wenn man zum Beispiel tief und fest glaubt, eine Taube

auf der Hand sitzen zu haben, obwohl dort gar keine ist, dann ist

schon eine hohe Vorstellungskraft notwendig. Auf der anderen Seite

kann jeder von uns, der Kinder hat, regelmäßig feststellen, wie einfach

diese positiv oder negativ halluzinieren, wenn sie mit imaginären

Page 49: Hypnose Impromptu

Freunden spielen oder ein Monster unter dem Bett gesehen haben.

Allerdings sollte uns dies nicht wirklich verwundern, da wir ja festgestellt

haben, dass Kinder in diesem Alter zu einem sehr hohen Anteil

ausschließlich unbewusst handeln. Und wenn das Unterbewusstsein

dominant ist, dann ist auch alles möglich, was man sich vorstellen

kann.

51Regression

In Hypnose ist es sehr leicht, Menschen geistig in der Zeit rückwärts

reisen zu lassen und dort Dinge wiederzuentdecken oder sogar noch

einmal zu erleben, die das Bewusstsein längst verdrängt, die vom

Unterbewusstsein aber abgespeichert wurden. Dies geschieht in der

Hypnotherapie zu dem Zweck, Blockaden und Probleme zu lösen,

die ihren Ursprung in der Vergangenheit (zum Beispiel Kindheit oder

Jugend) haben.

Und wenn man Erlebnisse in der Vergangenheit neu bewertet,

dann hat dies auch immer Auswirkungen auf die Gegenwart und die

Zukunft. Führe ich die Regression noch weiter als zum Zeitpunkt

der Geburt, dann spricht man von Rückführung in frühere Leben.

Und eines kann ich dir sagen, ob man daran glaubt oder nicht, solche

Reisen in frühere Leben sind ein unglaublich beeindruckendes

Erlebnis. Aber dieses Th ema ist zu komplex, um es hier umfassend

zu behandeln, deshalb belassen wir es bei der kurzen Erwähnung.

Um Regressionen kompetent und vor allem für den Klienten sicher

durchführen zu können, bedarf es einer speziellen Ausbildung. Falls

du eine solche nicht haben solltest, lass lieber die Finger davon oder

lerne diese faszinierende Technik in einer guten Hypnoseausbildung.

Mit all diesen Tests kannst du deinem Hypnotee schnell und einfach

einen richtig starken Convincer liefern, dass er tatsächlich in Hypnose

war. (Und mit den richtigen Routinen auch gleich noch eine

Page 50: Hypnose Impromptu

kleine Show für dein Publikum vorführen.) Neben den induzierten

und suggerierten hypnotischen Phänomenen gibt es auch noch eine

Reihe körperlicher Anzeichen, die ziemlich sicher zeigen, dass jemand

hypnotisiert ist. Dies ist zum einen für dich ein weiteres Feedback für

deine erfolgreiche Arbeit, zum anderen kannst du all diese körperlichen

Reaktionen sehr schön nutzen, um sie zu pacen und damit den

Rapport zu deinem Klienten zu verstärken.

Hierbei ist es wichtig, die eigene Wahrnehmung ausschließlich

auf den Klienten zu richten, denn bei diesen physiologischen Signalen

handelt es sich immer um Änderungen hinsichtlich des Ausgangszustands.

Dies hat einen ziemlich einfachen Grund, denn Körper und

Geist sind beide Teil eines Systems. Und wenn sich im Inneren etwas

52

verändert, dann folgt das Außen gleichsam (und umgekehrt natürlich

auch). So kannst du es einem Menschen sehr deutlich ansehen, ob

er traurig ist und mit herunterhängenden Schultern durch die Welt

läuft oder ob er vor lauter Freude fast zu platzen droht.

Die Körperhaltung und Mimik ist einfach eine andere, nur weil

die Gedanken andere sind. Einige dieser Veränderungen der Physiologie

sind sehr subtil, sodass es ein geschultes Auge benötigt, um sie

wahrzunehmen. Aber keine Sorge, auch dies ist wie so vieles auf dem

Weg zur Meisterschaft eine reine Übungs- und Erfahrungssache, und

der Großteil dieser Signale ist sehr deutlich zu erkennen. Folgende

physiologischen Reaktionen sind typische Anzeichen dafür, dass sich

jemand in Hypnose befi ndet:Augenlidfl attern

Dies ist das typischste körperliche Anzeichen von Hypnose. Das

schnelle Augenlidfl attern, wie es auch beim Träumen in der REMPhase

zu beobachten ist, zeigt sehr deutlich an, dass jemand hypnotisiert

ist und die Vorstellungskraft auf Hochtouren läuft. Diese

Page 51: Hypnose Impromptu

Bewegungen sind unbewusst und können so gut wie nicht gespielt

werden, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum.

Da dies so ist, kannst du deinen Klienten auch in Hypnose darauf

hinweisen und ein verstärktes Blinken suggerieren und dies als

Vertiefung nutzen: »Deine Augenlider beginnen zu fl attern und du

gehst tiefer und tiefer … und je tiefer du gehst, desto mehr fl attern

deine Augenlider!« Manchmal, aber nicht immer, kommt es bei einigen

Klienten auch dazu, dass ihre Augäpfel während der Hypnose

nach oben rollen und man fast nur noch das Weiße sieht. Dies mag

für einen Außenstehenden sehr unangenehm ausschauen, fühlt sich

aber für den Hypnotee sehr angenehm an.Veränderung des Atemrhythmus

Im Normalfall verlangsamt sich der Atemrhythmus, weil der Körper

sich entspannt und zur Ruhe kommt. Selbst wenn keine Suggestion

von Entspannung gegeben wird, tritt dies ein, denn die meisten

Menschen haben einfach ihre innere Landkarte in der Art programmiert,

dass Hypnose mit Entspannung einhergeht. Und weil das so

53

ist, nutzen wir das natürlich für unsere Zwecke aus. Es kann aber

auch genauso sein, dass die Atmung schneller wird. Wichtig ist einzig

und alleine eine Veränderung.

Die Atmung ist sehr gut am Heben und Senken des Brustkorbs

bei Männern und bei Frauen an der gleichen Bewegung der Schultern

zu beobachten. Mit zunehmender Erfahrung kannst du deine

Atmung an die deines Hypnotees angleichen. Dies ist Pacing in ihrer

höchsten Form und verstärkt eure hypnotische Beziehung sehr stark.

Und wenn du deinen Atemrhythmus dann wieder änderst, wird dir

dein Klient umgehend folgen. Den Atem zu pacen kannst du in

jedem Alltagsgespräch üben und trainieren, bis dir diese Fähigkeit

irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen ist und du es ganz

Page 52: Hypnose Impromptu

automatisch tust. Glaub mir, es lohnt sich!Veränderung des Pulsschlags

Auch der Pulsschlag kann in Hypnose sowohl langsamer als auch schneller

werden. Die Beobachtung dieses Hypnosesignals ist etwas schwieriger,

mit etwas Übung kann man aber sowohl an der Schulter, am Fußgelenk

oder an der Halsschlagader den Pulsschlag gut beobachten.Gerötete Augen

In Hypnose neigen die Augen dazu sich zu röten, das heißt das Weiße

des Augapfels ist mit feinen roten Äderchen durchzogen, wie man

es kennt, wenn man einmal wenig Schlaf hatte, die Nacht durchgemacht

oder viel geweint hat. Dieses Zeichen ist sehr zuverlässig, denn

es ist unmöglich, dies auf bewusster Ebene zu simulieren oder irgendwie

sonst hervorzurufen. Du kannst es sehr einfach überprüfen, wenn

du in der Hypnose fraktionierst, das heißt die Augen ab und zu mal

öff nen lässt, um danach den Hypnotee noch tiefer gleiten zu lassen.

Blickst du in diesem Moment in gerötete Augen, kannst du dir ziemlich

sicher sein, dass du gut gearbeitet hast.Veränderung der Gesichtsfarbe

In Hypnose wird auch die Blutzirkulation angeregt, weil das gesamte

Nervensystem stimuliert wird. Die Gesichtsfarbe wird dann durch

54

die intensivere Durchblutung tendenziell etwas gerötet und dunkler.

Es gibt jedoch auch Menschen, die etwas bleicher werden, weil das

Blut in andere Körperregionen fl ießt. Wichtig ist auch hier, dass du

wahrnimmst, wenn sich etwas verändert.Verstärkte Produktion von Tränenfl üssigkeit undSpeichel

Die Produktion dieser beiden Körperfl üssigkeiten steigt in Hypnose

an. Dies führt dazu, dass der Blick beim Öff nen der Augen oftmals

etwas verklärt wirkt und dass der Schluckrefl ex in seiner Frequenz

Page 53: Hypnose Impromptu

deutlich zunimmt. Es erstaunt dich aber sicher jetzt auch nicht mehr,

wenn ich dir sage, dass es auch Klienten gibt, deren Schluckrefl ex

während der gesamten Hypnose gar nicht mehr funktioniert und sie

deshalb überhaupt nicht schlucken.Unbewusste Muskelzuckungen

Wenn das Unterbewusstsein dominant wird und in den Vordergrund

tritt, dann kommt es vermehrt zu unkontrollierten Zuckungen der

Muskulatur, vor allem im Gesicht, den Armen und den Beinen. Dieses

Phänomen kennst du wahrscheinlich selbst sehr gut, wenn du

kurz vor dem Einschlafen in deinem Bett liegst und du die Anspannungen

des Tages langsam loslässt.Verringerung der Bewegung

Die Bewegung innerhalb der Hypnose geht, wenn nicht durch den

Hypnotiseur anders suggeriert, so ziemlich gegen null, je tiefer jemand

in Hypnose geht. Deshalb ist auch eine entsprechende Rückholprozedur

so unglaublich wichtig, dazu aber später detailliert mehr.Körperliche Entspannung/schwerer Kopf

Wenn Menschen sich nach innen wenden, neigt der Körper dazu,

loszulassen und die gesamte Muskulatur zu entspannen. Die Muskelpartie,

die sich meist zuerst entspannt, ist die im Nacken und im

Oberkörper. Wenn es nicht sowieso von alleine geschieht, kannst du

den Kopf deines Hypnotees sehr leicht durch ein sensibles (!) Drü55

cken am Hinterkopf nach vorne auf die Brust fallen lassen. Wenn er

erst einmal in dieser Position ist, wirst du feststellen, dass er so schwer

und locker ist, dass er sich nur mit Mühe wieder nach oben bringen

lässt.

Diese körperlichen Zeichen von Hypnose wahrzunehmen, hilft dir

nicht nur dabei zu erkennen, ob dein Klient auch wirklich »drin« ist,

sondern sie sind auch ein wunderbares Mittel zur Vertiefung. Wie

schon kurz angedeutet, werden ihm alle diese Dinge so lange nicht

Page 54: Hypnose Impromptu

bewusst sein, bis du ihn darauf aufmerksam machst, indem du seinen

Fokus genau auf das jeweilige Signal lenkst (Attention goes, where

Energy fl ows!).

Dies verstärkt die physiologische Reaktion meist noch einmal

und du kannst sie entweder mit einer Suggestion verknüpfen (»Je

mehr deine Augen blinzeln, desto leichter wird dein Arm … leichter

und leichter …«) oder zur Vertiefung nutzen (»Nimm wahr, wie

deine Atmung immer gleichmäßiger wird, während du immer tiefer

sinkst …«). Wie alle anderen Puzzleteile deiner Fähigkeiten als Hypnotiseur,

so ist auch eine geschulte Wahrnehmung das Ergebnis von

Erfahrung und regelmäßigem praktischen Üben. Aber wenn du sie

erst einmal beherrschst und diese Prozesse unbewusst bei dir ablaufen,

werden sie dir viele treue Dienste in deiner Arbeit mit deinen

Klienten leisten.

56Ein sicherer Kompass in jedem hypnotischenProzess – die AUS-Formel

Es gibt eine geniale Faustregel, die ich zum ersten Mal von Igor

Ledochowski gehört habe und die seitdem eine Art Wegweiser für

mich geworden ist und mir beim Hypnotisieren schon viele wertvolle

Dienste geleistet hat.11 Diese Formel wird AUS-Formel genannt. Sie

ist für mich so etwas wie der Schlüssel für den Ablauf eines jeden

hypnotischen Prozesses.

Und wenn du dir den Abschnitt über die Defi nitionen von Hypnose

noch einmal durchliest, dann wirst du auch feststellen, warum

dies so ist.

Sind alle drei Elemente der AUS-Formel erfüllt, dann wirkt sie

wie ein Schweizer Uhrwerk und du kannst dir sicher sein, dass die

Hypnose gut verlaufen wird. Fehlt nur ein einziger Punkt oder wird

ein Schritt nur halbherzig durchlaufen, dann wirst du wahrscheinlich

Page 55: Hypnose Impromptu

im Laufe deiner hypnotischen Arbeit Schwierigkeiten bekommen.

Das Schöne ist dann jedoch, dass du genau weißt, warum etwas nicht

so funktioniert hat, wie es sollte, vor allem aber auch, wie du es besser

machen kannst. Lerne die AUS-Formel also gut und verankere sie in

deinem Unterbewusstsein, denn sie ist eine wirkliche Allzweckwaff e

im Arsenal eines jeden guten Hypnotiseurs:

A – Aufmerksamkeit fokussieren

U – Umgehen des kritischen Faktors

S – Stimulation des UnterbewusstseinsA steht für »Aufmerksamkeit fokussieren«

Dies ist einer der Schlüsselmomente in einem hypnotischen Prozess.

Schon die alten Väter der klassischen Hypnose wussten darum und fi -

xierten den Blick ihrer Patienten mit allen möglichen Gegenständen.

Und diese Männer waren nicht umsonst so gut in ihrer Profession,

denn wenn man erfolgreich hypnotisieren möchte, benötigt man die

fokussierte Aufmerksamkeit des Hypnotees. Je mehr du davon hast,

desto besser ist es.

57

Schau deinem Klienten in die Augen und fokussiere sie durch den

Blickkontakt auf deine Persönlichkeit. Berühre ihn an der Schulter

oder an den Armen und lass seine Gedanken um die Ideen und

Suggestionen

kreisen, die du ihm präsentierst. Ohne eine fokussierte Aufmerksamkeit

wird es sehr schwer, jemanden in Hypnose zu führen.

Und genau deshalb nutzen so gut wie alle hypnotischen Induktionen

an irgendeiner Stelle das Element der Fokussierung oder Fixierung.

Nicht umsonst wollte James Braid für Hypnose den Namen »Monoideismus

« etablieren, der genau diese Fokussierung auf eine einzige

Idee beziehungsweise eine einzige Suggestion beschreibt.U steht für »Umgehen des kritischen Faktors«

Page 56: Hypnose Impromptu

Wenn du dich an das Bild des kritischen Faktors als Türsteher erinnerst,

weißt du noch, dass er sehr aufmerksam darüber wacht, welche

Suggestionen durch das Tor zu unserem Unterbewusstsein hineingelassen

werden und welche nicht. Und dieser Filter ist genau der Teil

unseres Geistes, der alles auf logische Art und Weise überprüft und

dann feststellt: »Das stimmt nicht!«, »Das kann niemals funktionieren!

« oder »Das ist unlogisch.«

Da Hypnose aber laut unserer Defi nition ein Zustand ist, in dem

das Bewusstsein nicht in unbewusste Prozesse eingreift, müssen wir

den kritischen Faktor umgehen, ablenken oder mit bestimmten Aufgaben

beschäftigen. Denn als Hypnotiseur wollen wir erreichen, dass

unser Klient auf anderen Wegen lernt und Lösungen sucht, die außerhalb

seines normalen Denkens und Handelns liegen und die eben

nicht logisch analysiert, sondern unkritisch angenommen und ausgeführt

werden. Wie wir dies sehr einfach schaff en, dazu kommen wir

später noch sehr genau.S steht für »Stimulation des Unterbewusstseins«

Dies ist der Kern jeglicher Arbeit mit Hypnose, wenn es um

Veränderungsarbeit

im Coaching, auf der Showbühne, aber natürlich genauso

in einer Impromptu-Situation geht. Wir wollen in Trance direkt

mit dem Unterbewusstsein kommunizieren, um Lösungen, Konzepte

und Ideen zu suggerieren, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen.

Denn genau da liegt der Hase im Pfeff er.

58

Der Hauptgrund, warum Menschen sich nicht verändern oder

Probleme lösen können, ist der, dass sie auf rationaler Ebene schon

alles probiert haben. Würde diese Lösung im Bereich des Bewusstseins

liegen, wäre das Problem nämlich schon längst gelöst. Ist dies

aber nicht der Fall, befi nden wir uns in einer Sackgasse und wissen

Page 57: Hypnose Impromptu

nicht mehr weiter.

Die Lösung des Problems liegt auf der unbewussten Ebene und

kann mit Hypnose sehr schnell und einfach gefunden werden. Aber

wie stimulierst du das Unterbewusstsein denn nun am besten?

Ganz einfach. Präsentiere ihm eine Suggestion oder eine Idee, auf

die es gerne und unkritisch reagiert. Und an dieser Stelle der Formel

sind wir wirklich erst einmal mit jeder unbewussten Reaktion zufrieden,

egal ob es sich um etwas Emotionales, Kreatives oder Unlogisches

handelt. Denn wenn wir erst einmal wissen, dass unser Hypnotee

die ihm präsentierten Suggestionen unkritisch aufnimmt und

ausführt, dann können wir seine Reaktionen in eine von uns und ihm

gewünschte Richtung lenken.

Obwohl sie sehr kurz ist, ist diese Formel in meiner Welt ein entscheidender

Schlüssel für das generelle Verständnis von Hypnose. Wann

immer diese drei Dinge passieren, eine fokussierte Aufmerksamkeit,

eine Umgehung des kritischen Faktors und eine Stimulation des

Unterbewusstseins, kannst du dir sicher sein, dass es sich um einen

hypnotischen Prozess handelt. Merke dir daher diese Formel gut und

überprüfe sie auch bei allen weiteren Th emen, die wir im Laufe dieses

Buches behandeln werden. Wenn du das Prinzip der AUS-Formel

verinnerlicht hast, steht dir die Tür zur gesamten Welt der Hypnose

weit off en. Du musst dann nur noch hindurchgehen und dich gemeinsam

mit dem Unterbewusstsein deines Hypnotees auf eine spannende

Reise begeben.

59Das Geheimnis aller großen Hypnotiseure:die Intention

Jetzt, wo wir uns mit den Grundlagen der Hypnose beschäftigt haben,

solltest du ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge und

Abläufe haben. Doch da alle Th eorie bekanntlich grau ist, fangen wir

Page 58: Hypnose Impromptu

nun an, diese theoretischen Hintergründe in die Praxis umzusetzen.

Und je mehr du übst und die einzelnen Abschnitte dieses Buches mit

verschiedenen Hypnotees ausprobierst, desto besser wirst du auch die

Th eorie verstehen, da du diese in jeder praktischen Anwendung live

in Aktion sehen kannst.

Und diese Erfahrung ist es auch, die dich auf deinem Weg schnell

wachsen lassen wird. Aber was sind die anderen Dinge, die einen

wirklich guten Hypnotiseur ausmachen und ihn von der Masse und

der Mittelmäßigkeit absetzen? Da es sich bei Hypnose um eine

Kommunikation

zwischen zwei oder mehreren Menschen handelt, können

es nicht die Techniken sein. Diese sind zweifelsohne wichtig, und

jeder Hypnotiseur sollte sein Handwerk perfekt beherrschen.

Doch genau wie die Kunst eines Salvador Dalí oder eines Pablo

Picasso nicht einfach nur dadurch entstanden ist, dass sie mit einem

Pinsel Farbe auf eine Leinwand gemalt haben, so ist auch ein großer

Hypnotiseur nicht einfach jemand, der weiß, wie er mit Sprache umgeht,

und ein bestimmtes Repertoire an Induktionen besitzt.

Das große Geheimnis, welches einen schlechten von einem guten

und den guten von einem herausragenden Hypnotiseur unterscheidet,

ist sehr einfach: Es ist die Intention und die dadurch entstehende

kongruente Ausstrahlung. Und mit Intention meine ich hier sowohl

die Beweggründe und die Ethik, die hinter dem Handeln stehen,

wie auch die Motivation und Inspiration, warum jemand etwas tut.

Denn immer, wenn man Dinge mit viel Herzblut, Leidenschaft und

Anspruch tut, dann macht man einen Unterschied, der für seine Mitmenschen

einen entscheidenden Unterschied macht.

Wichtig ist vor allem deine mentale Einstellung: Du musst DER

Hypnotiseur sein, nicht irgendein Hypnotiseur. Nicht irgendjemand,

Page 59: Hypnose Impromptu

der ein bisschen über Hypnose weiß oder dann und wann mal mit

60

Hypnose arbeitet. Nein, du musst DER Hypnotiseur sein. Deine

Einstellung und dein Selbstverständnis machen den Unterschied.

Mit jeder Faser deines Körpers musst du absolutes Selbstbewusstsein

und Vertrauen in dich und dein Können, verbal und nonverbal, und

damit vollkommen kongruent, kommunizieren.

Es gibt keine Spur von Zweifel an deinen Fähigkeiten und an den

von dir erwarteten Ergebnissen, nur absolute Gewissheit. Ich weiß,

dass eine solche Denkweise anfänglich ein wenig schwierig ist, da vieles

von den Dingen erst einmal neu ist und du dich vielleicht auch

erst am Anfang deiner Hypnosekarriere befi ndest. Aber hab Vertrauen

in dich. Wenn du noch nicht so weit bist, tu einfach so, als ob du

es schon wärst. Der »As-If«-Frame kann wahre Wunder bewirken.

Der Rest kommt dann mit der Erfahrung ganz von alleine.

Mach dir vor allem eines klar: Du kannst beim Hypnotisieren

überhaupt nichts falsch machen. Viele Anfänger verkrampfen sehr

schnell, weil sie die Erwartung haben, dass Hypnose nach einem

bestimmten Schema ablaufen müsste, welches auch noch ein

vorgeschriebenes

Ergebnis zur Folge hat. Aber genau wie jeder Mensch

individuell ist, so ist auch jede Hypnose individuell. Und vor allem

ist jeder Hypnotiseur individuell. Wenn fünf Hypnotiseure mit dem

gleichen Ansatz und mit der gleichen Induktion den gleichen Klienten

hypnotisieren würden, dann würden sie auf jeden Fall jeder

für sich unterschiedliche Ergebnisse erhalten, einfach weil es sich um

fünf individuelle hypnotische Beziehungen handelt.

Wenn deine Intention stimmt und du genau weißt, wie sich dein

Klient fühlen und wie er sich verhalten soll, dann ist der Prozess dahin

Page 60: Hypnose Impromptu

einfach ein permanentes Wechselspiel von Suggestion und Feedback.

Du gibst eine Suggestion, und dein Hypnotee befolgt diese,

oder manchmal eben auch nicht. Befolgt er sie, klasse. Dann machst

du genau so weiter und gibst die nächste Suggestion. Befolgt er sie

hingegen nicht (und auch das kann und wird vorkommen!), dann

mach einfach irgendetwas anderes. Bestätige deinem Klienten, dass

sein Verhalten genau richtig war, und gib ihm eine andere Suggestion.

Je kongruenter und klarer deine Intention dabei ist, desto erfolgreicher

wirst du werden. Und dabei ist dein Antrieb genauso wichtig

wie die Fokussierung auf ein positives Ergebnis und das Ausräumen

61

jeglicher Zweifel. Der erste und wichtigste Schritt ist also, dafür

zu sorgen, dass es dir gut geht, denn dadurch wirst du viel leichter

Selbstvertrauen und Kompetenz ausstrahlen. Wenn du dich wohlfühlst,

wird deine Intention automatisch auch positive Auswirkungen

auf deinen Klienten haben.

Er ist für die Hypnose der wichtigste Mensch und auf ihn sollte

alles ausgerichtet werden. Und wenn du von vornherein felsenfest

überzeugt bist, dass es ihm nach der Hypnose besser gehen wird als

vorher, dann wird sich auch dein ganzes Handeln und dein Verhalten

an diesem Gedanken orientieren. Ein diesbezüglich berühmtes Zitat

von Dave Elman lautet: Want it to happen. Expect it to happen. Make

it happen! Frei übersetzt bedeutet das: Habe den festen Willen, dass es

geschehen wird. Erwarte, dass es geschehen wird. Lass es geschehen.

Und genau das sollte deine Einstellung sein, wenn du erfolgreich und

selbstverständlich andere Menschen hypnotisieren möchtest.

In der Arbeit mit Klienten habe ich eine Grundannahme, die besagt,

dass Körper und Geist Teil ein und desselben Systems sind. Das

bedeutet nichts anderes, als dass physiologische Veränderungen dein

Page 61: Hypnose Impromptu

Denken beeinfl ussen und die Art und Weise, wie und was du denkst,

automatisch auch Einfl uss auf dein Verhalten und deine nonverbale

Kommunikation hat.

Es ist daher unglaublich wichtig, dass du innerlich entspannst

und locker bist, damit du dich auch äußerlich genauso verhältst und

sich diese Gelassenheit dann auf deinen Klienten übertragen kann.

Mehr noch, wenn du tief und fest glaubst, dass du der beste Hypnotiseur

bist und dass du die spannendsten hypnotischen Phänomene

hervorrufen wirst, dann wird dein Gegenüber dies unbewusst spüren

und deine Suggestionen gerne und unkritisch befolgen.

Und diese innere Einstellung hat überhaupt nichts mit Arroganz

zu tun, sie ist ganz einfach notwendig, damit dein Hypnotee das

Gefühl hat, in besten Händen zu sein, und dir voll und ganz vertraut.

Denn wie sagte schon Robert Anton Wilson in seinem Buch

Der neue Prometheus: »Was der Denker denkt, wird der Beweisführer

beweisen.«12 Sein Modell besagt, dass unser Gehirn aus einem Denker

und einem Beweisführer besteht. Und wenn unser Denker einen

62

bestimmten Glaubenssatz hat, dann wird der Beweisführer alles daransetzen,

so viel Beweise wie möglich zu fi nden, dass dieser Glaubenssatz

wahr ist. Und wenn der Klient tief und fest glaubt, dass du

der beste und kompetenteste Hypnotiseur bist, dann wird er sich dir

gegenüber auch genauso verhalten, weil sein Beweisführer einen Beweis

nach dem anderen dafür fi ndet.

Dies ist das sogenannte Phänomen des Awe-Rapport, einer besonderen

Form von Experten-Rapport, das bei Berufsgruppen wie Gehirnchirurgen,

Piloten und auch Hypnotiseuren als eine Mischung

aus Respekt, Erwartungshaltung und eben Erfurcht (awe = englisch

für »Ehrfurcht«) auftritt.13 Die Wirkung ist gewaltig und du solltest

Page 62: Hypnose Impromptu

den natürlich auftretenden Awe-Rapport so oft wie möglich nutzen

und deinen dadurch entstehenden Status zum Wohle deines Klienten

einsetzen. Du bist der Hypnotiseur, und dein Hypnotee wird von dir

schnell und einfach hypnotisiert werden, einfach weil du gut bist, an

dich glaubst, weißt, was du tust, und weil jeder Zweifel fehlt und es

für dich das Natürlichste von der Welt ist.

Die Übereinstimmung zwischen dem Denken und dem Verhalten,

zwischen dem, was du sagst, und dem, was du tust, nennt man

Kongruenz. Und ein kongruentes Auftreten garantiert dir praktisch

eine schnelle und nachhaltige Verbindung zu deinem Klienten und

die Gewissheit, jederzeit die passenden Worte zu fi nden und die richtigen

Dinge zu tun.

Je kongruenter deine Kommunikation wird, desto mehr wird

auch dein Selbstbewusstsein steigen, welches zum einen die Summe

aller Erfolgserlebnisse im Leben ist (und mit der Methode aus diesem

Buch wirst du eine Menge haben), gleichzeitig aber auch die

Abwesenheit von Zweifel. Je mehr du also übst, ausprobierst und

hypnotisierst, desto größer wird dein Selbstbewusstsein werden und

deine Erfahrung wachsen. Such dir zum Anfang deiner Karriere als

Hypnotiseur so viel Übungspartner wie möglich, um mit ihnen all

die Dinge zu üben, die du in diesem Buch kennenlernen wirst. Und

während du am Anfang deine Einstellung, der Hypnotiseur zu sein,

vielleicht noch etwas spielen musst, wird sie dir im Laufe der Zeit in

Fleisch und Blut übergehen.

63Do it your Way: Hypnose mit Anspruch undVerantwortung

Wenn die Worte »Moral«, »Ethik« und »Anspruch« fallen, schalten

viele Menschen mittlerweile fast automatisch ab, verbinden sie damit

doch allzu oft in pastoralem Ton vorgetragene Belehrungen von

Page 63: Hypnose Impromptu

Leuten, die es selbst mit den von ihnen geforderten Werten nicht

ganz so genau nehmen. Da aber diese Dinge beim Hypnotisieren den

alles entscheidenden Unterschied machen, möchte ich trotzdem kurz

darauf eingehen.

Denn wenn du einige Grundsätze beachtest, kannst du dich sehr

einfach von der Masse der Hypnotiseure absetzen und einen ganz

persönlichen Stil entwickeln, einfach dadurch, dass du weißt, was du

tust, und dir im Klaren darüber bist, welche kraftvollen Werkzeuge

du nutzt. Hypnose ist vor allem das Ergebnis der Beziehung zwischen

dem Hypnotiseur und seinem Klienten. Je vertrauensvoller diese Beziehung

ist, desto intensiver wird auch die Hypnose werden. Dabei

hilft dir deine Intention ungemein. Trotzdem hast du gerade in spontanen

Situationen kaum Zeit, diese Beziehung so umfangreich aufzubauen,

wie es zum Beispiel in einer Praxis mit einem umfangreichen

Vorgespräch möglich wäre.

Alleine dadurch, dass du bereits weißt, dass man mit Hypnose

durchaus Schaden anrichten kann (übrigens genau wie mit jeder anderen

Form der Kommunikation auch, aber das nur am Rande), wirst

du es nicht tun, weil du dir bewusst bist, welche hohe Verantwortung

du für deinen Klienten trägst. Dies gilt sowohl für seine körperliche

wie auch für seine geistige Sicherheit. Sorge deshalb immer dafür,

dass er keinen physischen Gefahren ausgesetzt wird. Checke vor der

Hypnose, ob er irgendwelche körperlichen Einschränkungen hat,

und nimm dann darauf Rücksicht.

Arbeite grundsätzlich nicht mit kranken, alkoholisierten oder unter

Drogen stehenden Personen. Auch solltest du nur solche Induktionen,

Tests und Routinen durchführen, bei denen die Sicherheit

absolut gewährleistet und Verletzungen ausgeschlossen sind. Achte

immer auf einen sicheren Stand und führe sämtliche deiner Bewe64

Page 64: Hypnose Impromptu

gungen während der Hypnose sanft und elegant aus. Lass deinen Klienten

jederzeit spüren, dass du auf sein Wohlergehen bedacht und für

ihn da bist.

Und formuliere deine Suggestionen stets so, dass keine Gefahr

besteht, dass er sich verletzen könnte. Dies wird eure hypnotische

Beziehung ungemein stärken und ausbauen. In einigen Impromptu-

Situationen kann es vorkommen, dass du eine kleine Show für ein

Publikum darbietest, indem du gemeinsam mit deinem Hypnotee

(und vor allem mit dessen Zustimmung!) einige lustige und alberne

Dinge machst. Welche hypnotischen Phänomene du aber auch

hervorrufst, stelle auf jeden Fall sicher, dass du alle Suggestionen am

Ende der Hypnose rückgängig machst und zur zusätzlichen Absicherung

auch suggerierst, dass »alles wieder auf normal« ist.

Denn genauso, wie du die Verantwortung für die körperliche Sicherheit

trägst, hast du diese auch auf der mentalen Ebene. Erinnere

dich noch einmal an das Beispiel mit dem Küchenmesser. Es kommt

immer darauf an, mit welcher Intention du es einsetzt, ob du damit

kunstvoll ein Filetsteak zubereitest oder es einsetzt, um einen

Menschen zu verletzen. Jemand, der hypnotisiert ist, hat seinen bewussten

kritischen Filter heruntergefahren und das Unterbewusstsein

ist dominant. In diesem Zustand kannst du die Glaubenssätze und

somit die aktuelle Realität sehr leicht stretchen und verändern. Das

Verhalten in Hypnose ist immer unbewusst und daher folgt es auch

keinen logischen Grundsätzen. Vielmehr folgt der Hypnotee gerne

und motiviert den Suggestionen des Hypnotiseurs.

Und diese Anweisungen und Instruktionen werden mit zunehmender

Tiefe der Hypnose vom Unterbewusstsein mehr und mehr

wörtlich genommen. So manche Suggestion kann daher schon mal zu

einem anderen Ergebnis führen als ursprünglich geplant.

Page 65: Hypnose Impromptu

So hat beispielsweise ein bekannter Showhypnotiseur während einer

Show den Teilnehmern – unter ihnen befand sich ein breitschultriger

Rocker – die Suggestion gegeben, dass sie auf ihren Händen

eine kleine Fee sehen würden, für die sie verantwortlich wären. Dann

sagte er, dass er ihnen die Fee jetzt wegnehmen würde und sie darüber

sehr wütend sein würden. Leider vergaß er, die Suggestion zu geben,

65

dass sie dem Hypnotiseur nichts antun würden. Und so kam es, dass

das ohne bewussten logischen Filter agierende Unterbewusstsein des

Rockers auf den Hypnotiseur losging, um »seine Fee« zu beschützen.

Zum Glück passierte aber nichts, da die Assistenten rechtzeitig einschreiten

konnten und dann entsprechende aufl ösende Suggestionen

gegeben wurden.

Du siehst an diesem Beispiel aber recht deutlich, was alles passieren

kann, wenn sich jemand in tiefer Hypnose befi ndet. Wähle deine

Worte also mit Bedacht und gehe kein unnötiges Risiko ein.

Ein Wort noch zum Th ema »Abreaktionen«. Dies sind in Hypnose

wiedererlebte und verdrängte (meist traumatische) Erlebnisse aus

der Kindheit, welche oftmals heftige emotionale Reaktionen zur Folge

haben. Dies ist im therapeutischen Kontext durchaus gewollt, da

auf diese Art und Weise negative Erfahrungen und Ereignisse unterbewusst

verarbeitet werden können, die das Bewusstsein zum Schutz

der Person verdrängt hatte.14

Wenn du allerdings keine fundierte Ausbildung in Hypnotherapie

oder -Coaching hast, dann solltest du es vermeiden, mit Regressionen

(Rückführungen in die Kindheit) zu arbeiten. Trotzdem kann es auch

bei aller Vorsicht vorkommen, dass du mit einem bestimmten Wort

oder einer Suggestion eine Erinnerung auslöst, welche für das

Unterbewusstsein

Page 66: Hypnose Impromptu

wie ein Trigger für eine verdrängte Situation wirkt. Die

mit dieser Situation verbundenen Emotionen kommen dann wieder

hoch und können sich in Zittern, Weinen oder sogar in Heulkrämpfen

äußern. In solchen Fällen heißt es dann, Ruhe zu bewahren und

deine ganze Empathie einzusetzen.

Da dies kein Buch über Th erapie oder Coaching ist, gebe ich dir

hier einen einfachen Ablauf, wie du in einer Impromptu-Situation

schnell und pragmatisch auf eine Abreaktion reagieren kannst: Fass

deinen Klienten nicht an, da sonst die Gefahr besteht, diese Emotionen

noch zu ankern. Sei einfach da und gib ein paar Suggestionen,

dass alles okay ist. Gib ihm so viel positive Ressourcen wie möglich,

indem du den hypnotischen Blitz nutzt (den lernst du in einem späteren

Kapitel). Lass ihm ein wenig Zeit und führe dann eine saubere

Ausleitung durch. Dann sagst du ihm, dass er gerade etwas für sich

unglaublich Wertvolles getan hat, da sein Unterbewusstsein alte Din66

ge aufgeräumt und somit Platz für Neues geschaff en hat. Was genau

das ist, wird er wahrscheinlich selbst am besten wissen. Kümmere

dich auch nach der Hypnose noch um ihn und stelle sicher, dass es

ihm gut geht.

Jetzt, wo du weißt, wie du mit solchen Situationen praktisch umgehen

kannst, kann ich dir versichern, dass so etwas wahrscheinlich nie

vorkommen wird. Es ist mir aber wichtig, dass du für den Fall der Fälle

gewappnet bist, um dann sicher und kompetent handeln zu können.

Sei dir deshalb sehr bewusst, welche Verantwortung du trägst.

Und auch wenn viele der in diesem Buch vorgestellten Techniken

und Demonstrationen unheimlich viel Spaß machen und für viel

Unterhaltung sorgen, sollte der Respekt und die Wertschätzung für

den Klienten immer an erster Stelle stehen. Und eines kannst du mir

glauben, dein Hypnotee wird diese Empathie spüren und es dir dadurch

Page 67: Hypnose Impromptu

danken, dass er noch besser auf deine Suggestionen reagiert.

Und genau so sollte es auch sein, denn schlussendlich ist Hypnose

ein Weg, den Hypnotiseur und Hypnotee auf Augenhöhe gemeinsam

gehen und an dem beide unheimlich viel Spaß haben.

67Der sechsstufi ge Impromptu-Prozess

Hypnose jederzeit und an jedem Ort anwenden zu können, und

fremde Menschen innerhalb kürzester Zeit zu hypnotisieren, ist ein

Wunsch und ein Ziel, das wohl jeder verfolgt, wenn er sich mit dem

Th ema »Hypnose« beschäftigt. Und mit dem einfachen Prozess, den

ich dir in diesem Buch vorstellen werde, wirst du diese Fähigkeit

schon längst sicher und eff ektiv beherrschen, während andere noch

immer davon träumen. Die einzelnen Schritte werden für dich ein

leicht nachzuvollziehender Leitfaden sein, an dem du dich jederzeit

orientieren kannst.

Und wenn du die Kunst der Impromptu Hypnose elegant und

eindrucksvoll anwenden kannst, dann stellt sich die nächste Frage:

Wie kommst du an passende Hypnotees, die Lust haben, sich von

dir hypnotisieren zu lassen? Der einfachste Weg ist es, in die Fußgängerzone

deiner Heimatstadt zu gehen und dort ein Schild aufzustellen,

dass du kostenlos hypnotisierst. Oder du gehst von dir aus

auf die Leute zu und erzählst ihnen, dass du Hypnotiseur bist. Du

wirst sehen, dass du mit vielen Menschen ins Gespräch kommst und

dabei gleichzeitig deine Komfortzone stretchst, denn es kostet natürlich

auch ein wenig Überwindung, wildfremde Menschen einfach so

anzusprechen und sie zu fragen, ob sie Lust haben, sich hypnotisieren

zu lassen.

Die meisten Gelegenheiten werden sich aber einfach »so nebenbei

« ergeben, wenn du mit Leuten sowieso ins Gespräch kommst.

Stell dir einfach mal vor, du bist auf einer Party, liegst im Urlaub entspannt

Page 68: Hypnose Impromptu

im Pool oder bist berufl ich auf einer Netzwerkveranstaltung

oder Messe und lernst dort jemanden kennen. Nach einiger Zeit wirst

du gefragt, was du berufl ich oder in deiner Freizeit so machst, und

stellst dich als Hypnotiseur vor.

Und da das Wort »Hypnose« bei den meisten Menschen automatisch

die unterschiedlichsten Filme im Kopf ablaufen lässt, ist die

Neugier bei deinem Gesprächspartner schnell geweckt. Vielleicht gesellen

sich sogar noch weitere Leute aus der Umgebung zu euch, weil

sie das Th ema so faszinierend fi nden. Und über kurz oder lang wird

dich mit Sicherheit jemand fragen, ob du ihn denn auch hypnotisie68

ren könntest, was du natürlich gerne tust. Klingt einfach? Ist es auch.

Nur dass die meisten Hypnotiseure diese Gelegenheiten viel zu einfach

verstreichen lassen. Entweder weil sie zu wenig Selbstvertrauen

haben oder einfach weil ihnen die Fähigkeit fehlt, fremde Menschen

mit einer Schnellinduktion sicher und zuverlässig in Hypnose zu versetzen.

Je mehr du übst, desto schneller wird auch dein Selbstbewusstsein

wachsen, denn du wirst eine Menge Erfolgserlebnisse haben. Und je

mehr du dir und deinen Fähigkeiten vertraust, desto mehr strahlst

du diese Gewissheit auch aus. Irgendwann kommunizierst du verbal

und nonverbal so kongruent und bist ganz einfach der Hypnotiseur,

der die Gelegenheiten, andere Menschen spontan zu hypnotisieren,

magisch anzuziehen scheint.

In den nächsten Kapiteln werde ich dich Schritt für Schritt durch

die einzelnen sechs Stufen des Impromptu-Prozesses führen und dir

ausführlich und anhand von Beispielskripten deutlich machen, wie

genau der Ablauf ist und welche Art von Patter (so nennt man die

Abfolge der einzelnen Suggestionen und Anweisungen in Hypnose)

du benutzen kannst. Wir beginnen mit dem Setzen des hypnotischen

Kontextes, in dem wir das Fundament für unsere weitere Arbeit legen

Page 69: Hypnose Impromptu

und unseren Klienten auf die bevorstehende Hypnose einstimmen,

indem wir seine Erwartungshaltung und seine Motivation elegant

steigern. Danach feuern wir in der Set-Up-Phase seine Vorstellungskraft

an und testen gleichzeitig seine Suggestibilität. Mit einer Rapid

Induction unserer Wahl leiten wir dann die Hypnose ein und vertiefen

diese dann umgehend.

In Hypnose testen wir dann einige hypnotische Phänomene, um

sowohl uns als auch den Hypnotee zu überzeugen, dass er wirklich

hypnotisiert ist. Haben wir ein kleines Publikum, führen wir auch

noch einige coole Routinen durch, indem wir zum Beispiel eine

Hand festkleben oder den Namen vergessen lassen.

Danach lernst du noch den wichtigsten Teil des Prozesses kennen,

nämlich die Ausleitung. Auf welche Art und Weise du diese durchführst,

kann den Unterschied ausmachen, ob die Hypnose erfolgreich

war oder nicht. Und ganz nebenbei lernst du auch noch alles über

69

die Kunst der Suggestion und wie du mithilfe des hypnotischen Blitzes

deinem Klienten ein solches Lächeln ins Gesicht zaubern kannst,

dass viele Menschen, die deine Impromptu-Vorführung beobachtet

haben, unbedingt deine Visitenkarte haben wollen. Im Folgenden

siehst du zusammengefasst die sechs einzelnen Schritte des Impromptu-

Prozesses:

1. Der hypnotische Kontext – das Vorgespräch

2. Das Set-Up – Konzentrationsübungen

3. Die Einleitung – Rapid Inductions

4. Die Vertiefung – Deepeners

5. Der Test – hypnotische Phänomene und Routinen

6. Die Ausleitung – das Wake-Up-Skript

Lerne und übe jede einzelne Stufe des Prozesses so lange, bis dir die

Page 70: Hypnose Impromptu

Schritte und das Patter in Fleisch und Blut übergegangen sind. Du

weißt, dass du es wirklich geschaff t hast, wenn du nicht mehr darüber

nachdenken musst, was du wann tust und wie du was formulierst,

sondern wenn du dich ausschließlich auf deinen Klienten und seine

Reaktionen konzentrieren kannst. Und dies wird umso schneller geschehen,

je mehr du übst und je mehr du deine eigenen Erfahrungen

machst. Aber da jeder Weg ja mit dem ersten Schritt beginnt, wollen

wir jetzt mit Stufe 1, dem Kontext, starten.

Teil 2: Das Set-Up

73Pre-Talk reloaded – der hypnotische Kontext

Einer der wichtigsten Momente des hypnotischen Prozesses ist der

Pre-Talk. Dieser wird in der klassischen Hypnose dazu genutzt, um

dem Klienten genau zu erklären, was ihn erwartet, wie die Hypnose

abläuft, Vorurteile abzubauen, die Erwartungshaltung zu steigern

und durch all diese Dinge Rapport aufzubauen. Vor allem aber sollen

hier sämtliche Ängste genommen und aufgelöst werden, denn Angst,

sei sie bewusst oder unbewusst, kann später dazu führen, nicht in

Hypnose zu gehen oder diese vorzeitig abzubrechen.

In einem Coaching-Setting ist der Pre-Talk daher meist ein sehr

ausführliches Vorgespräch, in dem alle wichtigen Dinge detailliert

durchgesprochen werden. Der Hypnotiseur stellt viele Fragen, um

dann über Pacing und Leading Vertrauen und Kompetenz aufzubauen.

Dadurch entsteht das Gefühl, in sicheren Händen zu sein und jederzeit

die Kontrolle über die Situation zu haben. Hinzu kommt eine

hohe Erwartungshaltung seitens des Klienten, der sich ja von dem

Besuch Hilfe verspricht. Diese wird durch Zertifi kate an der Wand

und den Ruf des Hypnotiseurs noch unterstützt, sodass es ein Einfaches

Page 71: Hypnose Impromptu

ist, die Hypnose durchzuführen, denn man rennt sprichwörtlich

off ene Türen ein, weil der Hypnotee unbedingt hypnotisiert werden

will.

Das Ergebnis ist der sogenannte hypnotische Kontext. Dieser ist

das Ergebnis von Rapport, Vertrauen und Erwartungshaltung. Ich

stelle es mir immer vor wie einen unsichtbaren Vertrag, der zwischen

Hypnotiseur und Hypnotee geschlossen wurde und in dem der

unausgesprochene

Auftrag für die Hypnose erteilt wurde. Hinzu kommt

der Awe-Rapport, den du hast, seitdem du dich zum ersten Mal als

Hypnotiseur vorgestellt hast. Durch diesen Expertenrapport hast du

automatisch eine Tür zum Unterbewusstsein deines Klienten geöff -

net, die es dir einfach machen wird, deine Suggestionen wirkungsvoll

zu platzieren.

Ähnlich ist es bei der Showhypnose, bei der die ersten Minuten

für ein paar Standardinformationen, das bereits erwähnte Patter, genutzt

werden, um exakt den gleichen Rapport und den hypnotischen

Kontext mit dem Publikum aufzubauen. Die Erwartungshaltung

74

und der Awe-Rapport sind dabei sowieso schon enorm hoch und die

meisten Menschen sind mehr als gespannt, was in der Show alles passieren

und wie sich die Hypnose wohl anfühlen wird.

Dann greift der Hypnotiseur meist noch die vorhandenen Ängste

des Publikums auf (Pacing) und ersetzt sie durch Vertrauen (Leading),

indem er erklärt, dass er der absolut Beste auf seinem Gebiet ist und

dass alle seine Teilnehmer vollkommen sicher sein können, in guten

Händen zu sein. Auch in diesem Setting lassen sich die Freiwilligen

dann gerne und leicht hypnotisieren.

In einer Impromptu-Situation sieht das schon etwas anders aus,

Page 72: Hypnose Impromptu

denn hier handelt es sich um eine spontan entstandene Situation,

in der überhaupt nicht so viel Zeit für einen ausführlichen Pre-Talk

zur Verfügung steht. Meist hat der Hypnotiseur nur wenige Minuten

oder gar nur Sekunden zur Verfügung.

Aber wenn du jemanden aus dem Stegreif hypnotisieren willst, ist

dies auch gar nicht notwendig und es wäre wohl auch eher kontraproduktiv,

wenn du erst einmal eine halbe Stunde darüber erzählst,

was Hypnose ist und wie sie wirkt. Ein großer Teil der Wirkung einer

Impromptu Hypnose hängt genau davon ab, dass der Klient eben

nicht weiß, was ihn erwartet, und sich freiwillig in eine Situation begibt,

die einige unbekannte Komponenten mit sich bringt. Dadurch

entsteht diese besondere Form von leichter Aufregung und positiver

Nervosität, die wir für den Ausbau des Kontextes gut nutzen können.

Es kommt jetzt einzig und alleine darauf an, in sehr kurzer Zeit

Rapport und Kompetenz aufzubauen und jede Form von Angst bei

deinem Hypnotee positiv umzulenken und für deine Zwecke zu utilisieren.

Denn wie jede andere Emotion ist auch Angst immer unbewusst.

Und genau diese Dominanz des Unterbewusstseins wollen wir

ja erreichen. Es ist ein wenig wie beim Lampenfi eber, welches bei den

meisten Menschen, die auf Bühnen auftreten, erst den entscheidenden

Schub für eine grandiose Performance hervorruft.

Beim Aufbau einer guten Verbindung zu deinem Klienten und

einem entsprechenden hypnotischen Kontext werden dir zwei Dinge

unglaublich helfen, nämlich dein Mind-Set, der Hypnotiseur zu sein,

und der dadurch entstehende Awe-Rapport. Vertraue dir und sei dir

absolut sicher, dass dein Gegenüber gleich leicht und einfach mithilfe

75

deiner Fähigkeiten in Hypnose gehen wird. Begeistere ihn mit deiner

Persönlichkeit und lasse deine Intention auf ihn wirken. Und glaube

Page 73: Hypnose Impromptu

mir, bei einer richtig klaren Intention ist die Wirkung grandios, denn

das Unterbewusstsein deines Gegenübers spürt diese Kongruenz sehr

schnell.

Aber was tut man eigentlich genau, wenn man eben keine Zeit

für einen Standard-Pre-Talk in einem klassischen Setting hat? Die

einfachste Variante wäre, sofort mit dem Hypnotisieren zu beginnen,

ohne dass der Klient groß darüber nachdenken kann, ob du der

Richtige bist oder ob er Angst hat. Dies ist zum Beispiel mit einer

Handshake-Induktion, die du später lernen wirst, sehr einfach möglich.

Solch ein Verhalten setzt aber schon eine Menge Selbstvertrauen

voraus, daher macht es Sinn, zumindest ein paar kurze Dinge anzusprechen.

Denn schließlich wollen wir ja den Hypnotee auch in einen

Zustand bringen, in dem er Spaß an der Hypnose hat und sich so

kooperativ wie möglich verhält.

Zuerst gilt es, die Erwartung in deinem Hypnotee zu steigern und

deinen Status auszubauen. Im hypnotischen Kontext hast du nämlich

eine klare Rolle. Du bestimmst die Richtung und führst deinen

Klienten mit viel Rapport und Kompetenz durch den Prozess. Wenn

du es noch nicht getan hast, stelle dich als Hypnotiseur vor. Alleine

diese Tatsache reicht aus, um den entsprechenden Kontext zu schaffen,

denn die meisten Menschen fragen sich automatisch, wie es wohl

wäre, wenn du sie hypnotisierst, oder ob du vielleicht schon damit

angefangen hast.

Dann ist es Zeit, mit wenigen Worten eventuell vorhandene

Ängste zu nehmen und das Gefühl zu vermitteln, bei dir in sicheren

Händen zu sein. Dies kannst du mit ein paar Standarderklärungen

tun, die schnell und sicher die wichtigsten Hypnoseängste aufl ösen.

Frage deinen Klienten zuerst, was er denkt, was Hypnose ist. Als Antwort

wirst du eine Beschreibung seiner mentalen Landkarte erhalten,

Page 74: Hypnose Impromptu

also was genau er für Glaubenssätze zum Th ema »Hypnose« hat. Und

was immer er dir auch antwortet, gehe drauf ein und versichere ihm,

dass es genau das ist, was ihn erwartet. Du holst ihn also dort ab, wo

er sich befi ndet, und führst ihn dann in die von dir gewünschte Richtung.

Darauf aufbauend kannst du in deinen eigenen Worten hinzu76

fügen, dass Hypnose ein wundervoller mentaler Zustand ist, der sich

unglaublich gut anfühlt und den er genießen kann. Erkläre ihm, dass

Hypnose nichts mit Schlaf zu tun hat, du direkt mit seinem Unterbewusstsein

kommunizierst und er jedes deiner Worte hören wird.

Auch wird nichts gegen seinen Willen stattfi nden, er wird weder

Geheimnisse ausplaudern noch irgendwelche peinlichen Dinge tun.

Ganz im Gegenteil, Hypnose ist nur durch Zusammenarbeit möglich

und es kommt in hohem Maße auf seine innere Vorstellungskraft und

seine Konzentrationsfähigkeit an.

Dass dies nicht unbedingt zu 100 Prozent richtig ist, steht auf

einem anderen Blatt, es hilft aber ungemein, Vertrauen aufzubauen

und die Erwartungshaltung zu steigern. Denn unser einziges Ziel

ist es jetzt, schnell und zuverlässig eventuelle Ängste aufzulösen und

durch Motivation zu ersetzen. Mach deinem Klienten richtig Lust

auf die Hypnose, sodass er es kaum noch abwarten kann, einige Dinge

mit seiner eigenen Vorstellungskraft auszuprobieren. Ich füge hier

gern auch noch den Kommentar ein, dass ich ausschließlich daran

interessiert

bin, Klienten zu hypnotisieren, die es auch wirklich wollen.

Du wirst erstaunt sein, wie viele Leute dich danach zu überzeugen

versuchen, dass sie wirklich wollen und dass sie der beste Hypnotee

sind, den man sich vorstellen kann. Und das ist mir am allerliebsten,

denn jetzt ist der Hypnotee in der Rolle, Argumente zu fi nden,

dass seine Motivation stimmt. Aber auch wenn dies nicht so ist, hast

Page 75: Hypnose Impromptu

du alle Trümpfe selbst in der Hand. Begeistere deinen Klienten mit

Worten und mit deiner Persönlichkeit. Erzähl ihm immer wieder, wie

wundervoll und angenehm der hypnotische Zustand doch ist und

wie viel Spaß es machen wird. Dann schaust du ihm tief in die Augen,

setzt dein unwiderstehliches Lächeln auf und fragst ihn, ob er

von dir hypnotisiert werden möchte. An dieser Stelle brauchst du

ein kongruentes Ja, und wenn deine Intention stimmt, wirst du es

auch erhalten. Und nur, wenn dein Klient wirklich Hypnose erleben

möchte, fährst du fort.

Eine wunderbare Frage, die ich an dieser Stelle immer wieder gerne

einbaue, ist die folgende: »Wurdest du schon einmal hypnotisiert?«

Jetzt gibt es zwei grundsätzlich mögliche Antworten und mit beiden

können wir ganz einfach weiterarbeiten. Angenommen, er sagt »Ja«.

77

Dann sage ich voller Enthusiasmus: »Sehr gut, ich liebe es, Leute zu

hypnotisieren, die diesen Zustand schon genau kennen. Erinnere

dich doch schon mal an dieses tolle Gefühl und dann können wir

gleich loslegen, okay?«

Oder aber die Antwort ist »Nein«, dann sage ich Folgendes: »Sehr

gut, ich liebe es, Leute zu hypnotisieren, die noch gar keine Erfahrung

mit diesem tollen Zustand haben. Möchtest du ein paar geniale

Dinge erleben und sehen, zu was dein Verstand alles fähig ist? Okay,

dann lass uns loslegen.« Egal, was der Hypnotee also sagt, ich nutze

einfach seine Antwort, um mir ein weiteres Okay einzuholen, das

unsere Beziehung und unseren Rapport stärkt.

Zum jetzigen Zeitpunkt solltest du aufgrund des Kontextes, der

Erwartungshaltung und des Awe-Rapports bereits die Führung in der

Kommunikation und die Kontrolle über die Situation übernommen

haben. Dies ist unheimlich wichtig, denn du solltest jederzeit Herr

Page 76: Hypnose Impromptu

der Lage sein.

Um zu überprüfen, ob dein Hypnotee deine Führung akzeptiert

hat, gilt es nun, das, was ich »aktive Kooperation« nenne, zu erlangen.

Dahinter verbirgt sich nichts anderes als Vertrauen und Empathie

und sie bestimmt in entscheidender Art und Weise den hypnotischen

Kontext.

Unser Ziel ist es ja, in der gleich folgenden Hypnose unsere Suggestionen

so kunstvoll zu platzieren, dass unser Hypnotee diese gerne

befolgt. Deshalb bringen wir ihn schon einmal in einen Zustand, in

dem es für ihn normal und vor allem natürlich ist, Anweisungen von

uns gerne und umgehend Folge zu leisten. An der Reaktion erkennst

du dann sehr schnell und deutlich, wie es um deinen Rapport und

um deinen Status in der Kommunikation bestellt ist. Folgt dein Klient

den Anweisungen, so wird er das mit großer Wahrscheinlichkeit

auch in der Hypnose tun.

Reagiert er hingegen nicht auf deine Suggestionen, dann hast du

gleich ein deutliches Feedback, dass du entweder noch nicht genug

Rapport hast oder dass noch unbewusste Ängste vorhanden sind, die

es erst noch aufzulösen gilt. Diese Testphase startet genau in dem

Moment, in dem du dich als Hypnotiseur vorstellst, denn ab diesem

Zeitpunkt wird alles, was du sagst, zu einer Suggestion. Lies dir den

78

letzten Satz bitte noch einmal durch und lass ihn dir auf der Zunge

zergehen. Wenn du die Auswirkungen dieser Tatsache erst einmal

verinnerlicht

hast, wird vieles einfacher für dich werden.

Um eine aktive Kooperation zu erhalten, gibst du einfach ein paar

beiläufi ge Anweisungen, die für deinen Klienten anscheinend nur zur

Vorbereitung dienen, für dich jedoch nichts weiter als ein direkter

Page 77: Hypnose Impromptu

Test sind. Wenn ihr sitzt, forderst du ihn auf, dich anzusehen, sich

gerader hinzusetzen, die Hände auf die Oberschenkel zu legen, einen

Arm locker herunterhängen zu lassen oder näher heranzurücken.

Wenn ihr steht, sag ihm, dass er einen Schritt nach vorne machen,

die Füße zusammenstellen oder sich irgendwie sonst anders hinstellen

soll.

Egal welche Auff orderung du auch wählst, wichtig ist nur, dass er

deine Suggestionen und Anweisungen natürlich befolgt, denn dann

gewöhnt sich das Unterbewusstsein schon einmal daran und wird

darauf trainiert, sich in der Hypnose genauso zu verhalten. Wenn

du diese aktive Kooperation einforderst, solltest du bereits mit voller

Intention an die Sache herangehen, also ohne jegliche Art von Zweifel

davon ausgehen, dass genau das geschehen wird, wozu du deinen

Klienten auff orderst.

Ich streue dabei auch immer ein paar lockere Sprüche oder Witze

ein und lächle so viel es geht. Denn es gibt einfach nichts Besseres,

um Anspannung abzubauen, als zu lachen. Und zumindest ich möchte,

dass meine Klienten bei und in der Hypnose Spaß haben. Und je

mehr sie lachen, desto stärker wird auch unser Rapport.

Reagiert dein Klient dann auf deine Suggestionen, dann kannst

du mit der Hypnose beginnen. Tut er es nicht, fragt vielleicht »Warum

soll ich denn meine Füße zusammenstellen?« oder reagiert sogar

abweisend, dann solltest du so lange an deinem Rapport arbeiten, bis

er gerne mit dir arbeitet und deine Anweisungen befolgt. Besonders

wenn du mit Gruppen arbeitest, ist dies von großer Bedeutung. Teste

die aktive Kooperation der einzelnen Hypnotees und arbeite dann

nur mit denen, die wirklich wollen. Ich bin schon seit langer Zeit

nur noch daran interessiert, Leute zu hypnotisieren, die wirklich Lust

darauf haben. Wer nicht will oder mir beweisen will, dass er nicht

Page 78: Hypnose Impromptu

hypnotisierbar ist, mit dem arbeite ich gar nicht erst.

79

Denn das Letzte, was ich will, ist ein Rahmen, in dem es auf

»Hypnotiseur gegen Hypnotee« hinausläuft. Hiervon haben beide

Beteiligten überhaupt nichts und deshalb setze ich alles daran, ein

Miteinander zu erreichen, in dem sich der Klient auch bewusst ist,

dass für eine gelungene Hypnose seine Mitarbeit gefordert ist. Und

dies hat vor allem einen Grund: Eine mit der entsprechenden Intention

durchgeführte Hypnose ist ein wundervolles Geschenk, welches

du deshalb auch nur den Klienten machen solltest, die wirklich kooperieren

und Hypnose auch aktiv erleben wollen.

80Die Vorstellungskraft anfeuern:Konzentrationsübungen

Nachdem dir ein oder mehrere Hypnotees kongruent mitgeteilt haben,

dass sie sich gerne von dir hypnotisieren lassen wollen, und du

auch schon Rapport aufgebaut und die aktive Kontrolle über die Situation

übernommen hast, ist es an der Zeit, wie ein Schachspieler

den hypnotischen Eröff nungszug zu machen. Ziel der folgenden

physischen und psychologischen Übungen ist sowohl die Auswahl

geeigneter Klienten, wenn du mit Gruppen arbeitest, als auch das

schrittweise Heranführen an die Hypnose an sich, wenn du nur einen

einzelnen Klienten hypnotisieren wirst.

Im Normalfall werden die Konzentrationsübungen vor der eigentlichen

Induktion durchgeführt, können aber auch jederzeit direkt als

Induktion genutzt beziehungsweise in eine solche umgewandelt werden.

Du solltest sie gut beherrschen und dir eine persönliche Abfolge

von Übungen aneignen, die du jederzeit routiniert und sicher durchführen

kannst, wenn du jemanden hypnotisieren willst. Sie erlauben

es dir, dich und deinen Klienten vor der Hypnose ein wenig »aufzuwärmen

Page 79: Hypnose Impromptu

« und gleichzeitig wichtige Informationen zu erhalten und

deine Rolle als Hypnotiseur zu stärken.

Die folgenden Übungen sind klassische Elemente der Hypnose und

auch unter den Namen »Suggestibilitätstests«15 oder »Experimente in

Wachhypnose«16 bekannt. Beide Begriff e fi nde ich allerdings nicht

besonders geeignet, kann doch schon die reine Erwähnung dieser

Wörter bewusste oder unbewusste Widerstände bei einem potenziellen

Klienten auslösen. Und das ist auch logisch, denn wer ist schon

gerne freiwillig die Hauptperson in einem Experiment? Und auch das

Wort »Test« löst bei vielen Menschen automatisch Abwehrreaktionen

aus, denn es baut unbewusst den Rahmen einer Prüfung auf und ein

Test beinhaltet daher immer auch die Möglichkeit des Scheiterns.

Viel unverbindlicher ist es daher, deinen Hypnotee zu einigen

»Konzentrationsübungen« einzuladen, mit denen er seine Vorstellungskraft

trainieren kann. Ich persönlich mag auch den von Antho81

ny Jacquin entwickelten Ausdruck »Standarderöff nung«, da er sehr

schön die Aufgabe dieser Mentalaufgaben beschreibt, nämlich eine

Routine, mit der ich in jede hypnotische Interaktion einsteige und

die sowohl mir als auch dem Klienten viele Vorteile bringt.17

Gute Konzentrationsübungen sind hervorragend geeignet, um die

Suggestibilität und die Kooperationsbereitschaft einzelner oder mehrerer

Hypnotees zu testen und gleichzeitig zu überprüfen, wie gut sie

die Anweisungen des Hypnotiseurs befolgen können oder wollen. Die

Art und Weise, wie schnell oder wie stark die Klienten auf die Suggestionen

reagieren, beinhaltet viele wertvolle Informationen, die du zum

Beispiel zur Auswahl deines Suggestionsstils, aber auch zur Auswahl des

am besten geeigneten Hypnotees aus einer Gruppe Freiwilliger nutzen

kannst, wenn du auf der Straße oder auf einer Party hypnotisierst.

Für deinen Klienten hat diese Form des Set-Ups den großen Vorteil,

Page 80: Hypnose Impromptu

dass er sich bereits vor der offi ziellen Hypnose an den Prozess und

an deine Suggestionen gewöhnen und sich selbst von seiner eigenen

Hypnotisierbarkeit überzeugen kann. Seine Vorstellungskraft wird

aktiviert, die Aufmerksamkeit fokussiert und die Erwartungshaltung

steigt sukzessive. Wenn er schon während einer der Übungen etwas

Außergewöhnliches erlebt, wird dies sein Vertrauen in sich selbst als

Klient, vor allem aber in dich als Hypnotiseur enorm steigern. Er

stellt fest, dass es ein angenehmer Zustand ist und sein Körper auf die

von dir präsentierten mentalen Ideen reagiert.

Dein Klient fängt an loszulassen. Und je mehr er dies tut und deine

Anweisungen noch besser und präziser befolgt, desto größer wird

auch dein Vertrauen in ihn als Hypnotee werden. Um von Anfang

an den Druck herauszunehmen, solltest du auf eine saubere Sprache

achten und Worte wie »testen« oder »versuchen« unbedingt vermeiden,

denn sie implizieren beide die Möglichkeit des Scheiterns und

bauen einen Rahmen des Gegeneinander auf. Und das Letzte, was

wir wollen, ist, unseren Hypnotee an dieser Stelle zu verunsichern.

Im Gegenteil, alle Konzentrationsübungen haben nur ein großes Ziel:

Unseren Rapport und unseren Status auszubauen und dem Klienten

so viel Vertrauen in sich selbst und die Fähigkeiten des Hypnotiseurs

zu geben, dass es danach kinderleicht wird, mit einer Induktion unserer

Wahl die Hypnose einzuleiten.

82

Wir wollen also auf keinen Fall einen Rahmen schaff en, in dem es zu

einer Situation kommen könnte, in der sich der Klient herausgefordert

fühlt und all seine Kraft dafür einsetzt, sich unseren Suggestionen

zu widersetzen, um es dem Hypnotiseur »mal so richtig zu zeigen

«. Stattdessen ist ein Rahmen förderlich, in dem es für niemanden

etwas zu verlieren gibt, sondern nur alles zu gewinnen.

Page 81: Hypnose Impromptu

Wenn du beispielsweise die Suggestion gibst, dass der Arm deines

Klienten steif und unbeweglich wird, dann möchtest du nicht, dass er

alles dafür tut, exakt das Gegenteil zu erreichen. Nein, wir wollen eine

Zusammenarbeit, in der er seine gesamte Vorstellungskraft dafür einsetzt,

deine Suggestion gerne zu befolgen, einfach weil er es will und

gespannt auf die Erfahrung ist. Mach ihm durch dein gesamtes Auftreten

und durch deine Wortwahl Lust auf das hypnotische Erlebnis,

sodass er es kaum noch abwarten kann, endlich von dir hypnotisiert

zu werden. Wähle deshalb eine Formulierung wie:Willst du etwas Cooles erleben? Lass uns einmal etwas ausprobieren.

Oder: Wir beginnen mit ein paar einfachen Konzentrationsübungen,um deine Vorstellungskraft zu trainieren.

Oder: Ich zeige dir jetzt etwas Spannendes.

Oder: Dein Geist ist zu unglaublich genialen Dingen fähig, ichzeige dir einmal, wie du das ganz leicht üben und erlebenkannst.

Wichtig ist dann, dass du sämtliche Anweisungen und Suggestionen

freundlich, bestimmt und mit viel Selbstvertrauen präsentierst, damit

du so viel aktive Kooperation wie möglich erhältst. Erkläre deinem

Klienten vor allem, dass er weder etwas verhindern noch etwas aktiv

beschleunigen soll. Er soll ganz einfach loslassen, sich mit der Kraft

seiner geistigen Vorstellungskraft auf die Ideen und Gedanken konzentrieren,

die du ihm präsentierst, und sich überraschen lassen, wie

sein Körper ganz automatisch auf diese Suggestionen reagieren wird.

Auch sehr hilfreich ist es, wenn du deinem Hypnotee während

der Erklärung exakt das vormachst, was du von ihm in der Übung

erwartest und was genau passieren wird. Dadurch weiß das Unterbe83

wusstsein schon, wie der folgende Prozess ablaufen und was genau es

tun soll. Und denke auch hier immer an deine innere Einstellung, der

Hypnotiseur zu sein. Sei von dir überzeugt und handele nach dem

mentalen Konzept, dass du mit deinen Worten und deiner Intention

Page 82: Hypnose Impromptu

all die Dinge geschehen lässt. So wirst du unglaublich kongruent und

deine Suggestionen werden von alleine überzeugend und wirkungsvoll.

Wenn du mit den Händen oder den Armen deiner Klienten arbeitest,

dann frage sie einfach, ob sie dir für die folgende Übung oder für

die Hypnose ihren Arm leihen. Oder sage ihnen etwas direkter, dass

sie dir ihren Arm geben sollen. Dadurch haben sie die Vorstellung,

dass der Arm oder die Hand nicht mehr ihnen, sondern dir gehören

würde. Und genau diese innere Einstellung solltest du auch haben.

Verhalte dich genau so, als wären es für die Dauer der Hypnose tatsächlich

deine Arme, welche genau das tun, was du möchtest, was sie

tun sollen.

Geh mit ihnen um, als ob sie gar nicht zu deinem Klienten gehören,

sondern ausschließlich auf deine Suggestionen und Anweisungen

reagieren würden. Ich weiß, dass dies anfänglich etwas schwer ist,

aber es hat überhaupt nichts mit Machtausübung zu tun und kommt

auch nicht so rüber. Erinnere dich immer wieder an die Tatsache,

dass deine Intention das Wohl deines Klienten ist, dem es nach der

Hypnose besser gehen soll als vorher. Du wirst überrascht sein, wie

wirkungsvoll diese Herangehensweise in der praktischen Anwendung

ist. Denke allerdings daran, dir grundsätzlich die Erlaubnis einzuholen,

wenn du jemanden berühren möchtest.

Abschließend möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass

alle folgenden Übungen lediglich Vorbereitungen auf die »offi zielle«

Hypnose sind, die du machen kannst oder auch nicht. Es ist ohne

Probleme genauso gut möglich, sofort mit einer Induktion zu beginnen.

Jedoch macht dir die Durchführung der einzelnen Suggestibilitätstests

deine Arbeit wesentlich leichter und einfacher. Da sie

aber nicht nur für dich, sondern vor allem für deine Hypnotees eine

Menge Vorteile haben, solltest du sie in einer für dich passenden Variante

Page 83: Hypnose Impromptu

einsetzen, wenn Zeit und Ort es zulassen. Ich habe für mich eine

84

Abfolge von zwei bis drei Übungen entwickelt, die ich so gut wie zu

jeder Gelegenheit durchführe, also auch in meiner Praxis mit meinen

Klienten. In den nächsten Abschnitten fi ndest du einige Vorschläge,

aus denen du dir deine eigene Version der Set-Up-Übungen

zusammenstellen

kannst.

85Buch und Ballon

Der Buch- und Ballon-Test ist ein Klassiker und eignet sich hervorragend,

wenn du aus einer Gruppe potenzieller Hypnotees diejenigen mit

der höchsten Suggestibilität herausfi ltern möchtest. Das Ziel der Übung

ist die Fokussierung auf die Idee, dass ein Arm besonders schwer und der

andere besonders leicht wird. Durch geeignete Suggestionen wird dann

ein Arm nach oben schweben und der andere nach unten sinken. Besonders

wenn du mit einer Gruppe arbeitest, sollte dieser Test mit geschlossenen

Augen durchgeführt werden, da ansonsten die einzelnen Leute viel

zu sehr vom Verhalten ihrer Nachbarn beeinfl usst werden. Wenn du die

Suggestionen mit viel Dynamik und einem ansteigenden Tempo präsentierst,

wirst du beeindruckende Ergebnisse erhalten.Stell dich bitte gerade hin, schließe deine Augen und streckedeine Arme auf Schulterhöhe aus. Die Handfl äche der rechtenHand zeigt dabei nach oben und die der linken Hand nach unten.Schließe jetzt deine rechte Hand und mache eine richtig festeFaust. Spann deinen Arm an und achte darauf, dass er vollkommengerade ist. Nun stell dir vor, wie auf diese Faust ein schweresBuch gelegt wird … ein richtig schweres Buch, das deinenArm immer schwerer und schwerer werden lässt … und währenddas Gewicht des Buches immer schwerer wird … konzentrieredich auf die Idee, wie an deinem linken Handgelenk ein Heißluftballonangebunden wird … und der Ballon lässt deinen Armimmer leichter und leichter werden … und er beginnt langsamnach oben zu schweben … und während dein linker Arm immer

Page 84: Hypnose Impromptu

leichter wird … wird auf das schwere Buch auf deiner rechtenHand noch ein sehr schwerer Stein gestellt … und das Buch undder Stein lassen deinen Arm immer schwerer werden … immerschwerer und schwerer … wird dein Arm langsam nach untengezogen … und der Ballon zieht deinen linken Arm weiter nachoben … etc.

86

Fahre so lange mit geeigneten Suggestionen fort, bis du bei einem

Großteil deiner Hypnotees gute körperliche Reaktionen sehen

kannst. Lass die Gruppe dann in ihrer aktuellen Körperhaltung einfrieren

und einen Blick auf die Position sowohl ihrer eigenen als auch

der Arme ihrer Nachbarn werfen. Der Trick bei dieser Übung ist,

87

dass durch die feste Faust und die Anspannung des rechten Armes

dieser irgendwann von alleine schwer wird und von alleine nach unten

sinkt.

Probier es selbst einmal aus und du wirst feststellen, dass es recht

anstrengend ist, den Arm lange in dieser Position zu halten. Wir sind

also in erster Linie daran interessiert, den linken Arm leicht werden

zu lassen, sodass dieser durch die reine Konzentration auf diese Idee

nach oben schwebt. Und bei den somnambulen Hypnotees wird der

Arm, an dem der Heißluftballon war, ziemlich schnell steigen und

steil nach oben gereckt sein. Suchst du noch nach Freiwilligen für

spätere Demonstrationen, könntest du also jetzt fragen: »Wer meldet

sich freiwillig für eine Hypnose-Demonstration? Bitte Hand hoch!«

88Magnetische FingerOkay, lass uns eine kleine Konzentrationsübung ausprobieren,um deine Vorstellungskraft anzufeuern. Strecke deine Armegerade nach vorne. Drücke nun beide Handfl ächen dicht aneinanderund falte deine Hände, sodass alle Finger schön fest miteinanderverschränkt sind. Winkele deine Arme nun nach obenan, als würdest du beten. Und wenn du möchtest, kannst du dasauch gleich miterledigen. (Ein wenig Humor hilft, die Verkrampfung

Page 85: Hypnose Impromptu

zu lösen!)Strecke nun deine beiden Zeigefi nger nach oben, sodass sie ungefähreinen Abstand von drei Zentimetern haben. Konzentrieredich auf einen Punkt zwischen diesen beiden Fingern und stelldir vor, wie an deinen beiden Fingerspitzen ein Magnet befestigtist, der die beiden Finger wie von selbst aufeinander zubewegt.Sie kommen ganz von alleine aufeinander zu … näher und näher… und wenn Sie sich berühren, kannst du es dir erlauben, deineAugen zu schließen, deinen Kopf locker nach vorne fallen zulassen und dich zu entspannen. Lass deine Arme langsam nachunten sinken … während du in einen fokussierten Zustand driftest,der es dir noch einfacher macht, die folgenden Übungendurchzuführen und viele schöne Dinge für dein Leben zu lernen …Die Finger berühren sich. Der Kopf des Klienten fällt auf seine Brust, dieArme sinken nach unten und er entspannt sich.Ausgezeichnet. Öffne deine Augen. Du machst das richtig gut.Bist du bereit für die nächste Übung?

Dieser Suggestibilitätstest ist ein super Einstieg, denn er hat eine fast

hundertprozentige Erfolgsquote. Dies liegt daran, dass die Finger in

dieser Position aufgrund von Muskelspannung sowieso die Tendenz

haben, sich nach innen zu bewegen. Du verstärkst diesen Eff ekt ganz

einfach noch durch geeignete Suggestionen. Achte dabei vor allem

89

auf eine motivierende Tonalität und steigere das Sprechtempo gegen

Ende hin. Wenn dein Klient diese erste Übung erfolgreich absolviert

hat (und das sollte maximal 30 Sekunden dauern), dann kannst du

ohne viele Erklärungen zum nächsten Teil des Set-Ups und zu einem

etwas wirkungsvolleren Test übergehen.

90Magnetische Hände

Die magnetischen Hände sind eine logische Fortsetzung der Fingerübung,

wirken jedoch wesentlich stärker, da hier die ganzen Arme

im Spiel sind und auch die Bewegungen fast ausschließlich durch die

Suggestionen des Hypnotiseurs zustande kommen. Auch hier unterstützen

die automatischen Reaktionen des Körpers den Prozess, denn

Page 86: Hypnose Impromptu

wenn die ausgestreckten Arme ermüden, bewegen sie sich von alleine

etwas nach unten und aufeinander zu.

Dieser Eff ekt ist jedoch bei Weitem nicht so stark wie bei den magnetischen

Fingern. Bei dieser Übung ist es besonders wichtig, dem

Klienten vorzumachen, was von ihm erwartet wird, und ihm auch

noch einmal zu verdeutlichen, dass er die Arme nicht bewusst bewegen

soll, sondern dass dies automatisch durch seine Vorstellungskraft

und die Konzentration auf die Idee der Magnete passieren wird. Es

empfi ehlt sich, den Test mit geschlossenen Augen durchzuführen, da

es dann leichter ist, sich auf die Suggestionen zu konzentrieren. Auch

kannst du bei geschlossenen Augen die Hände noch in eine andere

Position bringen und näher aufeinander zubewegen. Probier es einmal

selbst aus. Du wirst feststellen, dass du kaum noch ein Gefühl für

die Entfernung hast, sobald deine Augen geschlossen sind.Strecke deine beiden Arme aus und drehe deine beiden Handfl ächennach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinandersind. Beuge dabei deine Ellenbogen leicht an. Konzentriere dichnun voll und ganz auf einen Punkt zwischen deinen beiden Händen.Schließe deine Augen und schaue mit geschlossenen Augenweiterhin auf diesen Punkt. (Jetzt die Hände in die von dir gewünschteEntfernung bringen, ungefähr fünf bis zehn Zentimeter.Wichtig ist, dass du die Position der Hände auf jeden Fall veränderst,egal wie dein Klient sie platziert. Dadurch wird seine Aufmerksamkeitautomatisch auf die Hände gelenkt.) Nutze deine ganze Vorstellungskraft.Stell dir vor, wie zwei starke Elektromagnete an denInnenfl ächen deiner Hände angebracht sind … hier … und hier.(Jeweils die Innenfl ächen der Hände berühren). Die Magnete ziehensich kraftvoll an und deine Hände bewegen sich wie von selbst

91aufeinander zu … sie fangen bereits an sich zu bewegen … stelldir vor, wie eine immer stärker werdende magnetische Kraft dieHände näher und näher aufeinander zubewegt … ich möchtenicht, dass du sie nach innen drückst … sie bewegen sich reindadurch, dass du es dir vorstellst und dich auf diese Idee konzentrierst… näher und näher … und wenn die beiden Hände sichberühren … lass sie locker auf deine Beine fallen … während deinKopf auf die Brust sinkt und sich alle Muskeln deines Körpers tief

Page 87: Hypnose Impromptu

und vollständig entspannen.

92Die Hände berühren sich. Der Kopf des Klienten fällt auf seine Brust, dieArme sinken nach unten und er entspannt sich.Sehr schön. Nimm einen tiefen Atemzug und öffne deine Augen.Deine Vorstellungskraft arbeitet bereits auf Hochtouren.

93Steifer Arm

Diese Übung kannst du entweder als eigenständigen Test mit geöff neten

Augen durchführen oder sie auch direkt im Anschluss an die magnetischen

Hände anschließen lassen, wenn die Augen deines Klienten

bereits geschlossen sind. Das Ziel ist, deinem Klienten zu suggerieren,

dass sein Arm so steif und fest ist, dass er ihn nicht beugen kann. Diese

Form der Armkatalepsie solltest du viel üben und sicher beherrschen,

denn sie ist leicht zu induzieren und auch als Test in Hypnose gut einsetzbar.

In abgewandelter Form wirst du später auch eine beeindruckende

Induktion lernen, die auf genau diesem Phänomen beruht.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Bei der Zahl Einsmachst du mit deiner rechten Hand eine starke und feste Faust.Bei zwei möchte ich, dass du den Arm nach oben Richtung Deckestreckst … und bei drei die Faust so stark wie möglich machstund die gesamte Muskulatur in deinem Arm fest anspannst, sodasser vollkommen steif und unbeweglich wird.1. Mach mit der rechten Hand eine Faust … mach sie richtigstark und fest.2. Lass den Arm nach oben Richtung Decke steigen.3. Mach die Faust noch viel stärker … und spanne alle Muskelnin deinem Arm richtig fest an.Spann alle Muskeln richtig fest an … in deinem Unterarm … denTrizeps und den Bizeps … bis hinauf in die Schulter … stell dirvor, wie der Arm steif und fest wird … steif und fest wie ein Brückenpfeileraus Stahl … er wird fester und fester … steifer undsteifer … vollkommen unbeweglich … spanne die Muskeln nochfester an … er ist steif und fest … wenn du versuchen würdest,ihn zu beugen, würde es dir nicht gelingen … er würde dadurchnoch viel steifer und fester … versuche ihn zu beugen … er wirdnoch fester … je mehr du es versuchst, desto steifer wird er … erist vollkommen unbeweglich.

Page 88: Hypnose Impromptu

94Ich werde dich jetzt gleich am Handrücken berühren … wenn ichdich am Handrücken berühre, ist sämtliche Anspannung aus deinemArm verschwunden und er fällt leicht und locker nach unten… er fällt vollkommen entspannt nach unten … wie ein nasserWaschlappen … während du in diesem konzentrierten undfokussierten Zustand tief und vollständig entspannen kannst.Jetzt die Hand vorsichtig mit einem Finger am Handrücken berühren.Der Arm sollte vollkommen locker auf die Beine fallen.

Die Armkatalepsie ist deshalb so wirkungsvoll, weil sie mit zwei

gleichzeitigen Suggestionen arbeitet, nämlich dem Anspannen der

Muskulatur und dem Beugen des Armes. Wird die erste Suggestion

befolgt, ist das Ausführen der zweiten jedoch vollkommen unmöglich.

Je stärker der Klient versucht, den Arm zu beugen, und je fester

der Arm wird, desto unmöglicher ist eine Bewegung.

Dies ist das »Gesetz der entgegengesetzten Wirkung«, welches

ganz einfach besagt: »Je mehr du etwas versuchst, desto weniger wird

es dir gelingen!« Und zusätzlich setzen wir noch einen kleinen sprachlichen

Trick ein, denn wir suggerieren dem Klienten, dass er »versuchen

« soll, den Arm zu beugen. Und wie du ja bereits weißt, impliziert

das Wort »versuchen« immer die Möglichkeit des Scheiterns.

Dies ist ein gutes Beispiel für das Umgehen des kritischen Faktors,

denn wenn jemand wirklich versucht, seinen Arm zu beugen, es aber

nicht kann, dann kannst du dir ziemlich sicher sein, dass der bewusste

Filter ausgeschaltet ist.

95Klebende Hände

Die klebenden Hände sind ein klassischer Suggestibilitätstest, welcher

vor allem bei Showhypnosen gerne eingesetzt wird, da der Grad

der Suggestibilität hier sehr schön deutlich und nach außen hin sichtbar

wird. Er eignet sich aber auch ideal als Teil deines Set-Ups, da

er unglaublich gut funktioniert und die Kraft deiner Suggestionen

Page 89: Hypnose Impromptu

demonstriert. Bevor du mit der eigentlichen Übung anfängst, solltest

du wieder genau erklären, was du von deinem Klienten erwartest und

was genau am Ende herauskommen soll. Noch besser und wirkungsvoller:

Mach es gleich selbst vor. Dann lässt du deinen Hypnotee seine

Ringe abnehmen, da es sonst beim Zusammendrücken der Hände

schmerzhaft werden könnte.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Bei der Zahl Einsstreckst du beide Arme auf Schulterhöhe gerade nach vorne. Beider Zahl Zwei möchte ich, dass du deine Hände faltest und sie festzusammendrückst, sodass alle Finger und auch die Daumen sichüberkreuzen. Bei Drei schließt du deine Augen und konzentrierstdich nur noch auf den Klang meiner Stimme und auf meine Suggestionen.1. Strecke deine beiden Arme auf Schulterhöhe gerade nach vorneaus.2. Falte deine Hände, sodass beide Daumen und alle Finger sichüberkreuzen. Drück sie fest zusammen … fest … fest zusammen.3. Schließe deine Augen und konzentriere dich nur noch auf denKlang meiner Stimme und meine Suggestionen.Stell dir vor, wie deine Arme, deine Hände und deine Finger immerfester und fester werden … fest und unbeweglich … sie sindwie festgeklebt … mit starkem Sekundenkleber aneinander festgeklebt… sie kleben immer fester und fester aneinander … so

fest zusammen, dass sie sich wie ein einziges miteinander ver96bundenes Stück anfühlen … der Sekundenkleber fl ießt in jedenoch freie Ritze zwischen deine Finger und Handfl ächen … siewerden immer fester und unbeweglicher … vollkommen festund unbeweglich … je mehr du versuchst, sie zu lösen, desto festerkleben sie zusammen … desto unbeweglicher werden sie … jemehr du es versuchst, desto fester kleben sie zusammen … versuchsie zu lösen, es wird dir nicht gelingen … sie kleben nur nochfester zusammen … fester und fester …Wenn du diese Übung mit einer Gruppe machen würdest, dann kannstdu an dieser Stelle die Augen öff nen lassen, sodass sich jeder einmal umschauenkann. Mit denjenigen, die ihre Hände jetzt mit geöff neten Augenimmer noch nicht auseinanderbekommen, wirst du in der Hypnosehöchstwahrscheinlich deine Freude haben, denn sie sind hoch suggestibel.Wenn ich diese Übung mit einem einzelnen Hypnotee mache, dannfüge ich manchmal auch das Testen mit off enen Augen ein, auf jeden Fallleite ich aber aus dieser Übung in einen schönen hypnotischen Zustandüber.Ich werde jetzt gleich mit dem Finger schnipsen und sämtliche

Page 90: Hypnose Impromptu

Anspannung und Festigkeit werden aus deinen Händen und Fin97gern verschwunden sein … Du kannst sie ganz einfach lösen undin deinen Schoß fallen lassen … einen tiefen Atemzug nehmenund wie von selbst in einen Zustand der Entspannung und desLernens gleiten (mit dem Finger schnipsen) Löse deine Hände unddeine Finger … sie sind vollkommen locker und leicht … lass sie indeinen Schoß fallen und nimm einen tiefen Atemzug … lass losund drifte in einen angenehmen Zustand der Entspannung unddes Lernens.

98Fenster im Kopf

Diese Übung ist sehr einfach und so gut wie jeder kann sie ohne

Schwierigkeiten durchführen. Trotzdem ist sie sehr wirkungsvoll, da

wiederum das schon bekannte Prinzip zweier entgegengesetzt wirkender

Suggestionen dafür sorgt, dass ein unlogischer Moment entsteht,

in dem das Unterbewusstsein dominant ist. Bei diesem Test soll der

Hypnotee durch ein vorgestelltes Fenster in seinen Kopf schauen und

dabei versuchen, seine Augen zu öff nen, was ihm nicht gelingen wird.

Und auch hier hilft uns ein körperlicher Mechanismus. Denn

wenn jemand mit geschlossenen Augen auf einen Punkt leicht oberhalb

der Stirn blickt, dann rollen sich seine Augäpfel automatisch

leicht nach hinten. Solange diese Position durch die Suggestion des

Fensters aufrechterhalten wird, ist es quasi unmöglich, die Augen zu

öff nen, was du leicht selbst nachprüfen kannst.Schließe deine Augen und stell dir vor, wie in deinem Kopf an genaudieser Stelle ein aufklappbares Fenster ist … (Dabei mit einemFinger, idealerweise dem Daumen, auf einen Punkt leicht über derStirn drücken und diese sanfte Berührung für ein paar Sekunden aufrechterhalten.)Schaue nun mit geschlossenen Augen durch diesesFenster in deinem Kopf … nutze die Kraft deiner Gedanken,dir vorzustellen, wie du durch dieses aufgeklappte Fenster hindurchschauenkannst … und was du auf der anderen Seite sehenkannst … fokussiere all deine Gedanken auf diesen Punkt in deinemKopf … auf dieses Fenster. Je mehr du durch das Fenster hierin deinem Kopf schaust (durch Berührung mit dem Finger unterstützen),desto weniger kannst du deine Augen öffnen … solangedu durch das Fenster schaust, bleiben deine Augenlider fest geschlossen

Page 91: Hypnose Impromptu

… deine Augen lassen sich nicht öffnen … schau durchdas Fenster und versuche deine Augen zu öffnen … es wird dirnicht gelingen … tatsächlich ist es sogar so, dass, je mehr du siezu öffnen versuchst, sie desto fester aufeinander kleben … festverschlossen … versuch sie zu öffnen, sie bleiben geschlossen.

99Die Konzentrationsübungen als eigenständigeInduktion

Du hast nun einige Suggestibilitätstests kennengelernt, die du alle

üben und beherrschen solltest. Such dir diejenigen aus, die für dich

passen und mit denen du dich sicher fühlst. Wie bei allen noch folgenden

Skripten handelt es sich nur um eine Beispielformulierung,

die du jederzeit ergänzen und erweitern, vor allem aber mit deinem

eigenen Stil personalisieren kannst. Eine optimale Form, das Patter

der jeweiligen Übungen zu trainieren, ist, sie so oft wie möglich laut

zu sprechen. Übe sie an deinen Haustieren, deinem Kopfkissen oder

mit deinem Spiegelbild.

Je öfter du diese kurzen Texte sprichst, desto mehr werden sie dir in

Fleisch und Blut übergehen. Wenn du einen Text gut beherrschst, dann

übe den Suggestibilitätstest mit einem deiner Freunde und Bekannten.

Diese Abfolge hat den Vorteil, dass du dich voll und ganz auf deinen

Hypnotee und auf seine Reaktionen konzentrieren kannst. Entwickle

ein Set-Up mit mehreren Konzentrationsübungen, die du jederzeit und

an jedem Ort routiniert abspulen können solltest, ohne dass du großartig

über die einzelnen Abläufe und die Wortwahl nachdenken müsstest.

100

Du wirst sehen, dass dir dies einen enormen Schub für dein

Selbstbewusstsein geben wird. Gleichzeitig führst du deinen Klienten

erst langsam an die eigentliche Hypnose heran, überzeugst ihn

von deinen Künsten als der Hypnotiseur und natürlich auch von

seiner eigenen Fähigkeit, schnell und einfach in Hypnose gehen zu

Page 92: Hypnose Impromptu

können. Die nachfolgende Induktion wird dann ziemlich einfach, da

dein Hypnotee ja de facto schon längst hypnotisiert ist (Denke noch

einmal an unsere Defi nition zurück. Er durchläuft mehrere unlogische

Situationen und sein dominantes Unterbewusstsein folgt deinen

Suggestionen von Anfang an!) und nur noch auf die »offi zielle« Induktion

wartet.

Wenn du auf der Straße oder auf einer Party mit einer Gruppe

möglicher Klienten arbeitest, dann hast du mit dieser Form und diesem

Ablauf des Set-Ups eine ausgezeichnete Methode, um dir die

Somnambulisten auszuwählen und dann mit genau diesen höchst

suggestiblen Hypnotees die weiteren hypnotischen Demonstrationen

durchzuführen und dein Publikum mit einer Mini-Show zu beeindrucken.

Neben diesem Standardablauf hast du aber auch die Möglichkeit,

jede der einzelnen Übungen zu einer eigenständigen Induktion zu

entwickeln. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn du mit einem

einzelnen Klienten arbeitest und du früh starke Anzeichen von hoher

Suggestibilität und die typischen körperlichen Hypnosesignale wie

zum Beispiel das Augenlidfl attern wahrnimmst. Dann ist es nicht unbedingt

notwendig, noch alle fehlenden Übungen deines Standard-

Set-Ups durchzuführen, sondern du kannst direkt aus den magnetischen

Händen oder dem steifen Arm in die Hypnose überleiten. Um

dies einfach und elegant zu machen, verwendest du einen sprachlichen

Trick, den wir noch näher im Kapitel über die kraftvolle und

kunstvolle Verwendung von Suggestionen betrachten werden.

Um eine Konzentrationsübung in eine Induktion zu transformieren,

musst du nichts anderes machen, als einen bestimmten Teil des

Prozesses damit zu verbinden, dass dein Klient in Hypnose geht. Das

hört sich einfach an und ist es tatsächlich auch. Du tust nichts anderes,

als eine bestimmte Suggestion zu geben und die Ausführung mit

Page 93: Hypnose Impromptu

101

der Hypnose zu verbinden. Dies kann so ziemlich alles sein, aber es

bietet sich an, eine körperliche Reaktion zu wählen, damit der Klient

den Zeitpunkt des »In-Hypnose-Gehens« auch selbst initiieren und

auslösen kann.

Bei den Suggestibilitätstests kann dies das Berühren der Finger

oder der Hände, das Heruntersinken oder das Entspannen des

kataleptischen

Arms sein. Du suggerierst dann einfach, dass die Hände

sich berühren und der Klient dadurch in tiefe Hypnose sinken wird.

Es werden also zwei Dinge miteinander verbunden, die eigentlich

überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Genial, oder? Du wirst

diesen Trick lieben, denn mit ihm kannst du so gut wie jede körperliche

Reaktion mit einer hypnotischen Suggestion verbinden (Was

natürlich voraussetzt, dass du sie wahrnimmst!). Wie du dein Set-Up

jederzeit in eine elegante Induktion umwandeln kannst, zeige ich dir

nun am Beispiel der magnetischen Hände:Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine beiden Arme mit denHandfl ächen nach innen ungefähr schulterbreit auszustreckenund deine ganze Konzentration auf einen Punkt zwischen deinenbeiden Händen zu richten. Dann werde ich dich bitten, deineAugen zu schließen und mit geschlossenen Augen weiterhin aufdiesen Punkt zu schauen. Ich möchte, dass du dir vorstellst, wiezwei starke Magnete an den Innenfl ächen deiner Hände sind unddeine Hände magisch anziehen und aufeinander zubewegen.Ich möchte nicht, dass du sie bewusst aufeinander zubewegst,sondern dich ausschließlich auf die Idee fokussierst, dass sie sichdurch die beiden starken Magnete aufeinander zubewegen. Diemagnetische Kraft wird immer stärker werden und wenn dieHände sich berühren, lässt du sie langsam in deinen Schoß sinken,während dein Kopf schwer auf deine Brust fällt und du tiefin Hypnose sinkst. Willst du in Hypnose gehen? Gut.Dann strecke deine beiden Arme aus und drehe deine beidenHandfl ächen nach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinandersind. Konzentriere dich nun voll und ganz auf einenPunkt zwischen deinen beiden Händen. Schließe deine Augen

Page 94: Hypnose Impromptu

102und schaue mit geschlossenen Augen weiterhin genau auf diesenPunkt. Nutze deine ganze Vorstellungskraft. Stell dir vor, wiezwei starke Magnete an den Innenfl ächen deiner Hände angebrachtsind … hier … und hier (jeweils die Innenfl ächen der Händeberühren). Die Magnete ziehen sich kraftvoll an und deine Händebewegen sich wie von selbst aufeinander zu … sie fangen bereitsan sich zu bewegen … stell dir vor, wie eine immer stärkerwerdende magnetische Kraft die Hände näher und näher aufeinanderzubewegt … ich möchte nicht, dass du sie nach innendrückst … sie bewegen sich rein dadurch, dass du es dir vorstellstund dich auf diese Idee konzentrierst … näher und näher … undwenn die beiden Hände sich berühren … lass sie locker auf deineBeine fallen (Wenn die Hände sich berühren, drückst du die Armesanft, aber bestimmt nach unten, im Idealfall während des Ausatmens)… während dein Kopf schwer und entspannt auf deineBrust sinkt und du in einen unglaublich angenehmen Zustandder Hypnose sinkst … (Dies kannst du unterstützen, indem du denKopf leicht nach vorne drückst. Aber mach dies sanft und sehr sensibel)tiefer und tiefer … gleitest du nach unten … (Jetzt weiter vertiefenund die Hypnose testen, dazu bald mehr!)

Teil 3: Rapid Inductions

105Schnell, elegant und wirkungsvoll:Rapid Inductions

Als eine Induktion wird der offi zielle Prozess der Einleitung einer

Hypnose verstanden und es gibt wahrscheinlich so viele verschiedene

Induktionen, wie es Hypnotiseure auf der Welt gibt. Sie können

schnell oder langsam, off en oder verdeckt sowie verbal oder auch

nonverbal sein. Für einen Anfänger auf dem Gebiet der Hypnose

scheint die Induktion meist das Wichtigste zu sein, was es zu lernen

gilt, herrscht doch die Annahme, dass die Technik und der Ablauf

der Induktion die entscheidenden Faktoren im Prozess des Hypnotisierens

sind.

Wie wir mittlerweile jedoch gesehen haben, ist dies gar nicht der

Fall. Der hypnotische Kontext, die Intention und die Persönlichkeit

Page 95: Hypnose Impromptu

des Hypnotiseurs sind wesentlich wichtiger und oftmals befi ndet sich

ein Klient schon während der Phase des Set-Up in Hypnose.

Wenn dies aber nun so ist, warum wird dann trotzdem so viel

Energie auf die Induktionen verwendet? Ganz einfach, die meisten

Klienten erwarten einfach, dass es eine »offi zielle« und »formale« Einleitung

gibt. Dies hat mit den schon erwähnten individuellen Vorstellungen

von Hypnose zu tun, zu denen eine klassische Induktion

eben dazugehört.

Es gibt eine spannende Geschichte von Milton Erickson, der in

seiner Praxis mit einer Frau gearbeitet hat, die trotz zahlreicher Versuche

mit verschiedenen Methoden einfach nicht in Hypnose gehen

wollte. Eines Tages stellte sie dann die Frage, wann Milton denn endlich

sein Pendel herausholen würde, um sie zu hypnotisieren. Dies tat

er natürlich sofort, und sobald die Patientin auf das über ihren Augen

schwingende Pendel blickte, ging sie umgehend, schnell und tief in

Hypnose.

Jeder gute Hypnotiseur sollte die Flexibilität besitzen, eine Bandbreite

verschiedener Induktionen zu beherrschen. Trotzdem macht

es für mich viel mehr Sinn, drei Induktionen perfekt anwenden zu

können, als immer wieder neue Varianten halbherzig auszuprobieren

und schlussendlich keine einzige richtig zu können. Unter anderem

106

aus diesem Grund mag ich Schnellinduktionen, die auch den Kern

der Impromptu Hypnose bilden. Diese sogenannten Rapid Inductions

sind leicht zu erlernen und ebenso leicht auszuführen. Ein selbstbewusstes

und mit Persönlichkeit kombiniertes Auftreten ist dabei wesentlich

wichtiger als die eigentliche Induktion.

Sie dauern in der Regel zwischen ein paar Sekunden und maximal

zwei Minuten. Vor allem aber lassen sie sich in so gut wie jedem Kontext

Page 96: Hypnose Impromptu

anwenden, also sowohl auf der Straße, auf der Bühne wie auch in

einer Coaching-Praxis. Ich werde dir eine Reihe effi zienter und leicht

zu erlernender Schnellinduktionen zeigen, die du mithilfe der Skripte

sehr schön ausprobieren und üben kannst.

Wahrscheinlich wirst du dabei feststellen, dass dir die eine Induktion

liegt und eine andere wiederum nicht ganz so viel Spaß macht.

Dies hat ganz viel mit persönlichen Vorlieben zu tun, und mir geht es

genauso. Ich verwende so gut wie immer die gleichen Induktionen,

einfach weil sie zu mir passen, mir die Abläufe liegen und vor allem

weil ich weiß, dass sie gut und solide funktionieren.

Such dir einfach die Induktionen heraus, mit denen du dich

wohlfühlst und die du mit viel Selbstvertrauen und einem eigenen

Stil sicher anwenden kannst. Und diese Einleitungen solltest du dann

so lange üben, bis du sie wirklich im Schlaf beherrschst. Wie wir später

noch sehen werden, ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche

Induktion das fl üssige und kongruente Präsentieren von Suggestionen.

Die einzelnen Sätze und Wörter des Patters sollten dir also

schnell in Fleisch und Blut übergehen, denn nichts ist hinderlicher,

als wenn du mitten im Prozess noch darüber nachdenken musst, was

genau du sagen und wie du es formulieren willst.

Und wenn du erst einmal das Prinzip hinter den Schnellinduktionen

verstanden hast, dann wirst du auch bald in der Lage sein, deine

eigenen Induktionen zu entwickeln oder bestehende zu verfeinern.

Und unter dem Strich gilt bei den Induktionen der gleiche Grundsatz

wie in der Hypnose allgemein: Es ist nicht die Technik, die zwischen

Erfolg und Misserfolg entscheidet. Es ist der Hypnotiseur mit seiner

Intention und seiner Persönlichkeit.

107

Erinnern wir uns noch einmal an die Defi nition von Hypnose:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionen

Page 97: Hypnose Impromptu

an das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.

Die Induktion hat daher den Zweck, einen Prozess einzuleiten, bei

dem das Unterbewusstsein in den Vordergrund tritt und dargebotene

Suggestionen sowohl unkritisch annimmt als auch umsetzt. In

diesem Prozess gibt es einen Punkt, an dem der Übergang von »nicht

hypnotisiert« zu »hypnotisiert« passiert, einen Punkt, an dem das

Bewusstsein

die Kontrolle an das Unterbewusstsein übergibt und den

kritischen logischen Filter herunterfährt.

Und genau auf diesem Prinzip basieren die in diesem Buch vorgestellten

Schnellinduktionen. Sie kreieren eine unlogische Situation,

in der für ein kurzes Zeitfenster das Unterbewusstsein in den Vordergrund

tritt und empfänglich für Suggestionen ist. Dieses besondere

Window of Opportunity wird bei den Rapid Inductions durch Konfusion

und vor allem durch Schock und Überraschung erzeugt. In dem

folgenden Moment ist der Klient für eine kurze Zeit automatisch in

Trance, sei es, weil entweder ein Verhaltensmuster unterbrochen wurde,

oder sei es, weil eine sonstige unlogische Situation für Überraschung

gesorgt hat.

Wahrscheinlich kennst du solche Situationen bereits aus deinem

Alltag. Sie treten beispielsweise immer dann auf, wenn man sich erschreckt

oder wenn etwas vollkommen Unerwartetes geschieht. Dies

kann ein lauter Knall sein, ein Hund, der unerwartet aus dem Gebüsch

kommt, oder wenn ein Kind vor dein Auto läuft. Das Nervensystem

des Körpers gerät von einem Augenblick auf den anderen

in einen Zustand erhöhter Anspannung, die deutlich über dem Normalzustand

liegt, und für einen kurzen Moment ist das Bewusstsein

so überladen, dass man für ein bis zwei Sekunden wie erstarrt ist,

wie ein Reh, das auf der Straße vor einem Scheinwerfer steht. Diese

Page 98: Hypnose Impromptu

Trance hält so lange an, bis die Situation vom Verstand eingeordnet

und logisch bewertet werden kann. Und das nutzen wir aus, indem

wir genau diese rationale Bewertung nicht zulassen.

108

Da wir wissen, dass in solchen Momenten das Unterbewusstsein

die Kontrolle übernommen hat, nutzen wir stattdessen den Augenblick

aus, indem wir die Suggestion geben, in Hypnose zu gehen.

Dies geschieht mit dem berühmt-berüchtigten Wort »Schlaf«. Und

obwohl wir wissen, dass Hypnose nicht Schlaf ist, wirkt diese Suggestion

unglaublich gut, denn das Unterbewusstsein weiß genau, was

es tun soll, und es kommt zu einer Entspannung des Nervensystems

und zum Übergang in die Hypnose.

Das Zeitfenster der kognitiven Überlastung ist mit maximal zwei

Sekunden sehr kurz, daher ist es sehr wichtig, das Wort »Schlaf« umgehend

nach dem Überraschungsmoment zu suggerieren, idealerweise

fast parallel zu der meist immer involvierten körperlichen Bewegung.

Lässt du dir zu viel Zeit, dann ist die kurze Trance wieder vorbei und

der Klient kehrt in seinen normalen Bewusstseinszustand zurück.

Ebenso wichtig wie das Tempo der Suggestion ist die Tonalität

und die Bestimmtheit, mit der du »Schlaf« sagst. Achte auf eine ausreichende

Lautstärke und vor allem auf Selbstvertrauen und eine gewisse

Dominanz in deiner Stimme. Denke daran, dass du zu diesem

Zeitpunkt durch deinen Awe-Rapport, den hypnotischen Kontext

und den Ablauf des Set-Ups sowieso schon die Kontrolle über die Situation

hast. Wenn du deinem Klienten jetzt mit einem bestimmten

und selbstbewussten »Schlaf« anbietest, in Hypnose zu gehen, so wird

er dir gern und einfach folgen.

Ich möchte noch auf einige grundlegende Abläufe und Prinzipien

eingehen, die bei fast allen Schnellinduktionen zum Tragen kommen

Page 99: Hypnose Impromptu

und die dir helfen werden, die Induktionsanleitungen besser zu verstehen

und praktisch zu üben. Da ist zum einen die Tatsache, dass es

bei so gut wie allen Induktionen zu einer vom Hypnotiseur induzierten

Veränderung der Physiologie kommt, die durch den gewollten

Überraschungseff ekt teilweise sehr ruckartig passiert. So arbeiten wir

viel mit den Armen, ziehen an diesen (allerdings sehr sanft), oder

drücken sie sehr bestimmt nach unten.

Auch der Kopf oder gar der ganze Oberkörper neigen bei einigen

Rapid Inductions dazu, nach vorne zu fallen. Und bei aller Show,

bei aller Schnelligkeit und der großartigen Wirkung dieser Form von

109

Hypnose steht doch die Sicherheit und die Gesundheit unserer Klienten

an allererster Stelle. Frage deshalb grundsätzlich vor der Einleitung,

ob dein Hypnotee irgendwelche gesundheitlichen Einschränkungen,

vor allem in den Armen, in der Schulter oder im Nacken

hat. Ist dies nicht der Fall, kannst du aus der gesamten Palette der in

diesem Buch vorgestellten Induktionen wählen.

Ansonsten wirst du aber auch einige genauso schnelle und genauso

wirkungsvolle Hypnoseeinleitungen lernen, die eben nicht ein

körperliches, sondern ein anderes Überraschungsmoment nutzen.

Zum Th ema »Sicherheit« gehört es auch, dass dein Hypnotee so

bequem wie möglich sitzt oder steht. Dies ist zum einen wichtig, damit

er sich so wohl wie möglich fühlt. Zum anderen aber bewegen

sich die meisten Menschen in Hypnose so gut wie nicht, es sei denn,

der Hypnotiseur suggeriert es ihnen. Wenn sie dann über einen längeren

Zeitraum in einer unbequemen Position verharren müssen,

kann es durchaus zu körperlichen Beschwerden kommen. Du wirst

feststellen, dass sehr häufi g mindestens der Kopf, oft sogar der ganze

Oberkörper regelrecht nach vorne sackt, wenn Klienten in Hypnose

Page 100: Hypnose Impromptu

gehen und ihre Muskeln entspannen. Da diese Position auf Dauer

nicht förderlich ist, solltest du sie aufrichten und diese Bewegung mit

entsprechender Vertiefung der Hypnose verlinken: »Ich werde jetzt

gleich deinen Oberkörper und deinen Kopf in eine aufrechte Position

bringen, was dich nur noch viel tiefer in die Hypnose sinken lässt.«

Da wir um die natürliche Tendenz des Nach-vorne-Fallens wissen,

nutzen wir diese Tatsache aber auch sehr bewusst aus. Wie wir gerade

erläutert haben, ist es bei den Schnellinduktionen besonders wichtig,

sofort nach dem Wort »Schlaf« die Hypnose zu vertiefen. Dies

passiert zum einen durch geeignete Vertiefungen (dazu später noch

mehr). Zum anderen nutzen viele Hypnotiseure gleichmäßige Bewegungen

des Körpers, um eine innere Orientierungslosigkeit zu erzeugen

und den Gleichgewichtssinn etwas durcheinanderzubringen. Du

wirst beim Üben und Ausprobieren feststellen, dass dies eine Trance

unglaublich gut vertieft.

Da ist zum einen das Rotieren des Kopfes deines Klienten. Da

dieser sowieso dazu neigt, leicht nach vorne zu fallen, kannst du ihn

einfach greifen und ihn locker und vor allem sehr sanft im Uhrzei110

gersinn kreisen zu lassen. Hierzu hältst du den Kopf in Höhe der

Stirn leicht in deiner rechten Hand und stabilisierst diese Haltung

mit deiner linken Hand im Nacken. Wenn du nun damit beginnst,

den Kopf rotieren zu lassen, dann tritt die erwähnte Manipulation

des Gleichgewichtssinns auf und der Klient verliert leicht die Orientierung.

Dies bewirkt eine schnellere Entspannung der Nackenmuskulatur

und eine Erhöhung der Suggestibilität. Und das Schöne ist,

dass du dies alles im wahrsten Sinne des Wortes in deinen Händen

hast. Das heißt, du kannst jederzeit sehr gut spüren, wie entspannt

dein Hypnotee ist.

Ebenso wirkungsvoll wie das Drehen des Kopfes ist es, wenn du

Page 101: Hypnose Impromptu

den Klienten an den Schultern anfasst und leicht hin und her wiegst.

Diese Bewegung ist wie das sanfte Schaukeln eines Bootes, welches

am Steg angebunden vor Anker liegt. Der Eff ekt ist der gleiche, nämlich

eine leichte Desorientierung, welche eine schnelle Vertiefung der

Hypnose zur Folge hat.

Probiere beide Methoden einmal aus und überzeuge dich von

der zuverlässigen und unterstützenden Wirkung dieser körperlichen

Manipulation. Nichts von beidem ist unbedingt notwendig, um erfolgreich

hypnotisieren zu können, es macht dir deinen Job aber auf

jeden Fall viel einfacher, denn über die direkte Verbindung der Berührung

erhältst du zusätzlich noch ein direktes Feedback und fühlst,

ob dein Klient schon tief genug in Hypnose ist oder ob es noch einige

Vertiefungen benötigt. Aber auch dies ist Geschmackssache und hat

viel mit einem eigenen Stil zu tun. Ich persönlich arbeite unheimlich

viel mit Berührungen, da ich so auf einer weiteren Ebene eine Verbindung

zu meinen Klienten habe. Andererseits gibt es aber auch gute

Hypnotiseure, die komplett ohne auskommen und trotzdem hervorragende

Ergebnisse erzielen.

111

In den folgenden Abschnitten wirst du einige wunderbare Rapid

Inductions lernen, die ich alle selbst regelmäßig nutze und auf meine

Bedürfnisse abgestimmt und weiterentwickelt habe. Aus diesem

Grund weiß ich um die schnelle und zuverlässige Wirkung. Trotzdem

verwende ich nicht alle dieser Induktionen gleich oft, sondern wähle

meist aus drei bis vier Induktionen, die ich regelmäßig verwende und

mit denen ich mich einfach am wohlsten fühle.

Das Schöne ist, dass diese Induktionen nur die Basis deines zukünftigen

Repertoires bilden werden. Sobald du sie gut beherrschst

und verstanden hast, warum sie so gut funktionieren, wirst du schnell

Page 102: Hypnose Impromptu

in der Lage sein, deine eigenen Schnellinduktionen zu entwickeln

oder ihnen deinen eigenen persönlichen Stempel aufzudrücken. Denke

immer daran: Es kommt nicht auf die eigentliche Technik an, sondern

auf deinen Stil und deine Persönlichkeit.

Ein entscheidender Faktor bei allen Rapid Inductions ist die umgehende

Vertiefung der Hypnose, sobald du das Wort »Schlaf« gesagt

hast. Denn ansonsten wird dein Klient schnell aus der Trance in seinen

normalen Wachbewusstseinszustand zurückkehren. Aber keine

Sorge, auch das Vertiefen ist sehr einfach und ich werde dir später

einige Methoden und Varianten zeigen, mit denen du die Hypnose

schnell und zuverlässig vertiefen kannst. Aber zuerst wünsche ich dir

viel Spaß beim Lernen und Ausprobieren der Schnellinduktionen.

112Elman-Induktion

Starten wir gleich mit dem Klassiker aller Rapid Inductions, der Dave-

Elman-Induktion. Von ihr gibt es unzählige Varianten, entweder in

der kompletten Form mit der Zahlenamnesie oder auch nur in der

Variante mit einem Eye Lock.

Und dies ist auch kein Wunder, denn sie ist unglaublich eff ektiv

und viele Hypnotiseure nutzen sie als ihre Standardinduktion, wenn

sie Klienten schnell und zuverlässig hypnotisieren wollen. Die Induktion

utilisiert in der kompletten Version gleich zwei hypnotische

Phänomene, nämlich am Anfang die Augenlidkatalepsie und später

das Vergessen von Zahlen. Dabei hatte Elman eine sehr einfache Maxime.

Er garantierte jedem seiner Patienten, dass sie ganz einfach in

Hypnose gehen würden, wenn sie seine Anweisungen eins zu eins

befolgen würden.

Und deshalb ist die Induktion auch so beliebt und erfolgreich,

denn wir sehen anhand der beiden Tests sofort, ob der Klient unseren

Page 103: Hypnose Impromptu

Ideen der geschlossenen Augen und der verblassenden Zahlen folgt

und somit hypnotisiert ist.

Allerdings kann es an diesen beiden Stellen auch zu leichten Komplikationen

kommen, wenn der Klient die Suggestionen nicht befolgt.

Aber das ist überhaupt kein Problem. Wie du mit diesen Situationen

ganz elegant umgehst, zeige ich dir nach meiner Version der Dave-

Elman-Induktion. Es ist wie gesagt nicht unbedingt notwendig, den

kompletten Ablauf der Induktion zu verwenden, oftmals reicht bereits

die Augenlidkatalepsie für eine ausreichende und stabile Trance

aus. Ich empfehle dir trotzdem, die komplette Elman-Induktion zu

üben, dann kannst du sie später nach Belieben an deine Bedürfnisse

und an deinen Stil anpassen.Nimm einen langsamen, tiefen Atemzug … halte die Luft kurzan … und atme doppelt so lange aus. Schließe nun deine Augenund entspanne dich. Entspanne deine Augen und tu einmal so,als ob die vielen kleinen Muskeln rund um deine Augen vollkommenentspannt seien … entspanne sie tief und vollständig. Stelldir einfach vor, dass sie so tief und vollständig entspannt sind,

113dass sie sich nicht mehr öffnen lassen … so als wären sie mit Sekundenkleberaneinander festgeklebt. Und wenn du dir wirklichsicher bist … wenn du dir absolut sicher bist, dass sie sich nichtmehr öffnen lassen … dann teste sie und bestätige dir, dass siesich nicht mehr öffnen lassen … (An dieser Stelle solltest du beobachtenkönnen, wie dein Klient wirklich versucht, seine Augen zuöff nen und dadurch die Augenlider zu fl attern beginnen.)Gut … höre nun auf zu testen und entspanne dich noch viel tiefer… und lass dieses Gefühl von Entspannung wie eine warmeWelle durch deinen ganzen Körper schwappen … über deine Schultern… deinen Rücken … bis hinunter in deine Zehenspitzen … sehrgut … Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine Augen zu öffnenund dann wieder zu schließen. Wenn du sie wieder schließt, gehzehnmal so tief in diesen Zustand der Entspannung hinein … öffnedeine Augen … (Dabei die Hand vor die Augen des Klienten halten,damit der Blick nicht abgelenkt, sondern fokussiert wird!) undschließe sie wieder … gehe zehnmal so tief … gut … ich möchte,dass du deine Augen gleich noch einmal öffnest und dann wieder

Page 104: Hypnose Impromptu

schließt … und diesmal verdoppelst du die Entspannung einfach… öffne die Augen … und schließe sie wieder … verdopple dieEntspannung … sehr gut … ich werde dich gleich wiederum bitten,deine Augen zu öffnen und dann wieder zu schließen … unddiesmal … gehe einfach noch viel, viel tiefer … öffne deine Augen… und schließe sie wieder … tiefer und tiefer … lass dich treiben… du machst das sehr gut … fokussiere dich einfach auf denKlang meiner Stimme … und jedes meiner Worte lässt dich nurnoch viel tiefer sinken … tiefer entspannt … möglicherweise wirstdu auch andere Geräusche hören, doch keines dieser Geräuschewird dich in irgendeiner Art und Weise stören … jedes dieser Geräuschehilft dir dabei, dich voll und ganz auf meine Suggestionenzu konzentrieren und noch viel tiefer zu gehen.Ich werde jetzt gleich diesen Arm anheben … (Dabei den Armam Handgelenk anfassen) und wenn du bis hierhin alle meine Anweisungenund Suggestionen befolgt hast, wird der Arm leicht

114und locker … vollkommen entspannt sein wie ein nasser Waschlappen.Ich möchte nicht, dass du mir hilfst … lass ihn einfachschwer herunterhängen … ich werde den Arm nur ein weniganheben und ihn dann loslassen … wenn ich ihn loslasse, wirder herunterfallen wie ein nasser Waschlappen … und du gehstnoch viel tiefer (Arm loslassen) … viel tiefer … so ist es gut … jetzthaben wir einen ausgezeichneten Zustand körperlicher Entspannung… und deshalb kannst du jetzt auch ganz einfach deinenVerstand entspannen … ich werde dich gleich bitten, von 100 anlaut rückwärts zu zählen … erlaube es dir, mit jeder Zahl, die dusagst, noch viel tiefer zu gehen und deine mentale Entspannungzu verdoppeln … und wenn du bei 97 angelangt bist … vielleichtauch schon viel früher … kannst du feststellen, dass du deinenVerstand so weit entspannt hast, dass die Zahlen einfach ausdeinem Bewusstsein weggedriftet sind … sie sind dann ganz einfachverschwunden … wenn es geschieht, nimm wahr, wie gut essich anfühlt, und lass dieses Gefühl sich in deinem ganzen Körperausbreiten … gut … dann beginne jetzt, von 100 an laut rückwärtszu zählen … langsam und deutlich.100 (Hypnotee zählt laut)»Du machst das gut. Verdopple deine geistige Entspannung!«99»Lass einfach los … lass dich treiben und bereite dich darauf vor,die Zahlen gehen zu lassen …«98»Lass sie jetzt verschwinden … sind sie alle verschwunden? Gut!«

Schon bei der Augenkatalepsie hast du einen ausgezeichneten hypnotischen

Page 105: Hypnose Impromptu

Zustand etabliert, bei dem das Unterbewusstsein dominant

115

ist. Schließlich weiß der Verstand sehr wohl, dass er in der Lage ist,

jederzeit die Augen zu öff nen. Trotzdem ist er so auf die Idee fokussiert,

dass er sie nicht öff nen kann.

Um in der Sprache Elmans zu bleiben, ist somit sowohl der kritische

Filter ausgeschaltet als auch das selektive Denken etabliert. Der

Klient befi ndet sich in Hypnose. Die Fraktionierung mit dem wiederholten

Öff nen und Schließen der Augen vertieft diesen Zustand

dann ungemein. Wenn auch noch die Zahlenamnesie befolgt wurde,

ist laut Elman ein somnambuler Zustand erreicht. Und das in nicht

einmal drei Minuten.

Die Induktion ist also nicht nur schnell, sondern vor allem sehr zuverlässig.

Zusätzlich hat sie auch noch zwei Convincer für den Klienten

eingebaut, nämlich die festgeklebten Augenlider und das Verschwinden

der Zahlen. Und genau an diesen beiden Stellen kann es manchmal

dazu kommen, dass die Suggestionen nicht befolgt werden. So

kann es sein, dass die Augen sich doch öff nen oder die Zahlen nicht

verschwinden. Das ist nicht schlimm und lässt sich mit ein wenig

Übung leicht utilisieren. Pace dann einfach das Verhalten und sage

etwas in der Art wie:Ausgezeichnet. Du hast jetzt gezeigt, dass du die Augen jederzeitöffnen kannst. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht darum,deine ganze Vorstellungskraft dafür einzusetzen, dass dusie nicht mehr öffnen kannst … tu einfach so, als ob sie so tiefentspannt sind, dass sie sich nicht mehr öffnen lassen. Und wenndu dir absolut sicher bist, dass sie so entspannt sind, dass du sienicht mehr öffnen kannst, dann versuche sie zu öffnen.Beim Rückwärtszählen sollten spätestens bei der 97 die Zahlen verschwundensein. Zählt der Klient trotzdem weiter, ist es Zeit einzugreifenund etwas nachzuhelfen:Du machst das klasse! Ich werde jetzt deinen Arm am Handgelenkanheben (Arm anheben) und er wird sich schwer und lockeranfühlen … das ganze Gewicht halte ich. Und wenn ich deinen

Page 106: Hypnose Impromptu

116Arm gleich loslasse, wird er herunterfallen und die Zahlen werdenweg sein … (Arm loslassen) sie sind jetzt vollständig verschwunden… hab den Willen, dass es passiert … erwarte, dasses passiert … und schaue zu, wie es passiert … und sind sie weg?Gut!

117

Der Trick hierbei ist, dass wir das Ergebnis der Suggestion mit einer

körperlichen Bewegung verknüpfen, sodass der Hypnotee auch noch

eine kinästhetische Verknüpfung hat. Beachte bei der Formulierung,

dass ich nicht mehr die Zahlen erwähne, sondern nur noch sage »sie

werden weg sein«, was automatisch eine sprachliche und gedankliche

Dissoziation bewirkt.

118Magnetische Hände

Die magnetischen Hände kennst du schon als Konzentrationsübung

aus dem Set-Up. Auch hast du schon gelernt, wie du sie als eigenständige

Induktion nutzen und direkt aus dem Suggestibilitätstest die

Hypnose einleiten kannst, einfach indem du das Schließen der Augen

und das Herabsinken der Hände mit dem hypnotischen Zustand

verbindest. Ich nutze die magnetischen Hände unglaublich gerne als

Gruppeninduktion in Seminaren oder Workshops, da ich auf der einen

Seite sehr schön die Suggestibilität der einzelnen Personen überprüfen

kann und es andererseits auch sehr leicht ist, direkt aus diesem

Test in die Hypnose überzuleiten.

In einer Gruppe angewendet, nimmt diese Induktion viel Rücksicht

auf das individuelle Tempo der einzelnen Klienten und trotzdem

hat jeder Einzelne am Ende ein hypnotisches Erfolgserlebnis.

Aber auch in der Einzelarbeit nutze ich die magnetischen Hände

immer wieder gerne. Manchmal in der langsamen Variante, die du

bereits geübt hast, meist jedoch als Rapid Induction, wie du sie gleich

Page 107: Hypnose Impromptu

lernen wirst.

Der Ablauf ist so ziemlich der gleiche wie in der dir schon bekannten

Konzentrationsübung. Wir fügen lediglich noch ein Element

hinzu, das typisch für alle Schnellinduktionen ist, nämlich das

der Überraschung.

Dazu starten wir ganz normal, indem wir suggerieren, dass sich

die Hände wie zwei Magnete aufeinander zubewegen und in dem

Augenblick, in dem sie sich berühren, fallen die Hände entspannt

in den Schoß und der Klient wird in einen wundervollen und tiefen

hypnotischen Zustand driften.

Während das Unterbewusstsein diese Suggestionen umsetzt, beobachten

wir die Bewegung der Hände. Und kurz bevor sie sich tatsächlich

berühren, überraschen wir unseren Hypnotee und beenden

diese Bewegung, indem wir beherzt, aber sanft die Hände zusammenführen

und nach unten ziehen. Im gleichen Moment folgt das

schon bekannte Kommando »Schlaf« und gleich darauf schon die

Vertiefung.

119Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine beiden Arme mit lockerenEllenbogen und den Handfl ächen nach innen schulterbreitauszustrecken und deine ganze Konzentration auf einen Punktzwischen deinen beiden Händen zu richten. Dann werde ich dichbitten, deine Augen zu schließen und mit geschlossenen Augenweiterhin auf diesen Punkt zu schauen. Ich möchte, dass du dirvorstellst, wie zwei starke Elektromagnete an den Innenfl ächendeiner Hände angebracht sind und deine Hände magisch undwie von selbst anziehen. Ich möchte nicht, dass du sie bewusstaufeinander zubewegst, sondern dich ausschließlich auf die Ideefokussierst, dass sie sich durch die Magnete immer stärker aufeinanderzubewegen. Die magnetische Kraft wird immer kräftigerwerden und wenn die Hände sich berühren, lässt du sie langsamin deinen Schoß sinken, während dein Kopf schwer auf deineBrust fällt und du tief in Hypnose sinkst. Bist du bereit, in Hypnosezu gehen? Gut.Dann strecke deine beiden Arme aus und drehe die Handfl ächen

Page 108: Hypnose Impromptu

nach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinander sind.Lass die Ellenbogen dabei leicht angewinkelt und locker. Konzentrieredich nun voll und ganz auf einen Punkt zwischen deinen

120beiden Händen. Schließe deine Augen und schaue mit geschlossenenAugen weiterhin genau auf diesen Punkt. Nutze deineganze Vorstellungskraft. Stell dir vor, wie zwei starke Magnetean den Innenfl ächen deiner Hände angebracht sind … hier … undhier (jeweils die Innenfl ächen der Hände berühren). Die Magneteziehen sich kraftvoll an und deine Hände bewegen sich wievon selbst aufeinander zu … sie fangen bereits an sich zu bewegen… und was sich auch immer zuerst bewegt, ein Finger oderdie ganze Hand … stell dir vor, wie eine immer stärker werdendemagnetische Kraft die Hände näher und näher aufeinander zubewegt… ich möchte nicht, dass du sie nach innen drückst … siebewegen sich rein dadurch, dass du es dir vorstellst und dich aufdiese Idee konzentrierst … näher und näher … und wenn die beidenHände sich berühren … lass sie locker in deinen Schoß fallen… während dein Kopf schwer und entspannt auf deine Brustsinkt und du in einen unglaublich angenehmen Zustand der Hypnosesinkst … näher und näher … und …SCHLAF!Kurz bevor die Hände sich berühren, drückst du sie von außen überraschend,vor allem aber bestimmt und sanft zusammen, sodass sie leichtgegeneinanderklatschen. Nun führst du die Hände nach unten, sodass derOberkörper etwas nach vorne kommt und der Kopf entspannt nach untenfällt. Jetzt beginnst du umgehend mit der Vertiefung.

Die magnetischen Hände sind eine wundervolle Induktion, die sowohl

für den Hypnotiseur als auch für den Hypnotee sehr leicht auszuführen

ist. Wenn du sie ausreichend übst und sie gut beherrschst,

wirst du eine Menge Freude mit ihr haben.

121Auge-Hand-Fixation

Schon James Braid nutzte die Fixation der Augen auf einen bestimmten

Punkt (in seinem Fall oft ein silbernes Skalpell), um die Aufmerksamkeit

seiner Patienten auf seine Suggestionen zu fokussieren und

von der Außenwelt abzuschirmen. Seitdem wird diese Variante der

Hypnoseeinleitung von so gut wie jedem Hypnotiseur in der einen

Page 109: Hypnose Impromptu

oder anderen Form angewandt, da sie schnell und zuverlässig wirkt.

Als Fixationsobjekt eignet sich so gut wie alles, sei es die klassische

Taschenuhr, ein Pendel, ein imaginärer Punkt an der Decke oder auch

der Finger des Hypnotiseurs. Eine sehr einfache und schnell zu erlernende

Schnellinduktion nutzt für die Fixation der Aufmerksamkeit

die Hand des Klienten und heißt daher auch Auge-Hand-Fixation.

Die Ausführung ist sehr simpel und kann in so gut wie jedem

Setting angewendet werden. Der Hypnotiseur greift dabei den rechten

Arm des Klienten am Handgelenk, hebt ihn an und bringt ihn

in eine Position, in der die geöff nete Handfl äche ungefähr 20 Zentimeter

vom Gesicht entfernt ist. Auf diese Art und Weise kann der

Hypnotee direkt auf einen Punkt in seiner eigenen Hand blicken und

seine Aufmerksamkeit auf diesen fokussieren.

Der Griff sollte hierbei leicht, aber bestimmt sein. Idealerweise

greifst du das Handgelenk mit dem Mittelfi nger und Daumen deiner

linken Hand. Der Zeigefi nger stabilisiert dabei den Handrücken.

Durch diesen eleganten Dreifi ngergriff wird es schnell passieren, dass

die Hand des Klienten von alleine in der aktuellen Position bleibt,

von wo aus du sie dann in Richtung seines Gesichtes bewegen kannst.Für die folgende Hypnose brauche ich deinen Arm. Leihst du mirdeinen Arm für die Hypnose? Okay …Jetzt den Arm mit dem beschriebenen Griff am Handgelenk nehmen unddie Hand des Klienten circa 20 bis 30 Zentimeter vor dem Gesicht mitgeöff neter Handfl äche platzieren. Dabei den Griff sukzessive leichter werdenlassen. (Du wirst erstaunt sein, bei wie vielen Hypnotees der Armjetzt schon so leicht ist, dass er von alleine in der Luft schwebt. Ob das

wohl daran liegt, dass diese Personen bereits in Hypnose sind?) Da du dei122nen Zeigefi nger auf der Rückseite der Hand hast, bekommst du jederzeitFeedback, wie schwer die Hand noch ist und wann du sie vollständig loslassenkannst. Zeige nun gleichzeitig mit dem Zeigefi nger deiner rechtenHand auf einen Punkt in der Handfl äche.Schau auf die Innenfl äche deiner Hand. Fokussiere deine gesamteAufmerksamkeit auf diesen Punkt. Ganz genau, richte deinengesamten Fokus auf diesen einen Punkt auf deiner Handfl äche.Und während deine Hand sich auf dein Gesicht zubewegt, (Hier

Page 110: Hypnose Impromptu

unter Umständen leicht mit dem Dreifi ngergriff führen. Wenn diegesamte Aufmerksamkeit auf den Punkt gerichtet ist, kannst du dieHand sukzessive loslassen, sie wird von alleine in ihrer Position bleiben.)kannst du wahrnehmen, wie sich der Fokus deiner Augenverändert und du dir deiner Augen mehr und mehr bewusstwirst. (Dies passiert sowieso, du pacet also nur die Erfahrung, dieer sowieso gerade macht. Nun ist es leicht, ins Leading zu wechseln.)Nimm einen tiefen Atemzug und schlaf! (Während du »Schlaf«sagst, machst du mit deiner rechten Hand eine nach unten führendeBewegung über seine Augen und unterstützt damit das Schließen.)Tiefer und tiefer … driften … gleiten … träumen … immer nochtiefer.

Das Schöne ist, dass die Hand jetzt noch vor dem Gesicht schwebt

und du sie gut für die jetzt folgende Vertiefung utilisieren kannst.

Zwei wunderbare Möglichkeiten sind, den Arm entweder schnell

oder langsam nach unten sinken zu lassen und die Bewegung mit der

Vertiefung der Hypnose zu verbinden, also zum Beispiel:Ich werde jetzt gleich von drei bis eins zählen. Wenn ich bei einsangelangt bin, wird dein Arm langsam und wie von selbst nachunten sinken … und mit jedem Zentimeter, den der Arm nach untensinkt, gehst du tiefer und tiefer … und wenn deine Hand deinBein berührt, wird dein Kopf ganz entspannt nach vorne fallenund du sinkst in einen wundervollen und tiefen hypnotischenZustand. Drei … zwei … eins … tiefer und tiefer … mit jedem Zentimetergehst du immer tiefer …

123

124

Oder in einer schnelleren Variante:Ich werde dich jetzt gleich an deinem Handrücken berühren.Wenn ich dich am Handrücken berühre, wird dein Arm herunterfallenwie ein nasser Waschlappen … er wird schwerund locker … er wird herunterfallen wie ein nasser Waschlappen… wenn er dein Bein berührt, wirst du zehnmal so tief gehenund eine Welle der Entspannung wird sich in deinem gesamtenKörper ausbreiten … (Mit dem Zeigefi nger am Handrücken berühren.Der Arm sollte jetzt schwer und locker nach unten fallen.) Soist es gut … zehnmal so tief … tiefer und tiefer … und eine wundervolleWelle der Entspannung breitet sich in deinem gesamtenKörper aus, während du mit jedem Atemzug immer noch tiefergehst …

Page 111: Hypnose Impromptu

125Handshake-Interrupt

Diese Induktion ist der Auge-Hand-Fixation sehr ähnlich, nutzt aber

zusätzlich noch ein Überraschungsmoment, welches den Handshake-

Interrupt so besonders macht. Die Variante, die du hier lernen wirst,

wurde von Richard Bandler, einem der Entwickler des neurolinguistischen

Programmierens, mit unglaublicher Eleganz perfektioniert.18

Ich nutze diese Induktion vor allem zum re-induzieren von Hypnose,

weil der gesamte Ablauf sich so einfach und fast schon beiläufi g

durchführen lässt.

Aber auch als eigenständige Einleitung wirst du viel Freude mit

dem Handshake-Interrupt haben, wenn du ihn fl üssig und sicher beherrschst.

Im Normalfall dauert es keine 20 Sekunden, bis du deinen

Klienten mit dieser Methode schnell und eff ektiv hypnotisiert hast.

Das Prinzip, welches hinter dieser Induktion steckt, ist das einer

Musterunterbrechung.

Das heißt, du utilisierst ein normales und unbewusst

ablaufendes Verhaltensmuster, unterbrichst dieses und öff nest

damit ein kurzfristiges Fenster der Überraschung und Verwirrung.

Und wie du dir schon denken kannst, nutzen wir dieses Zeitfenster,

um unseren Hypnotee in Hypnose zu versetzen.

Der Ablauf ist ganz einfach. Du streckst deine Hand aus, als wolltest

du Guten Tag sagen oder dich für irgendetwas bedanken. Jetzt

läuft in deinem Gegenüber ein unbewusstes Programm ab, welches

ihn automatisch auch seine Hand ausstrecken lässt, um deine Hand

zu schütteln und somit das Programm zu beenden.

Probier es einfach ein paarmal aus, bevor du mit dem Üben der

Induktion beginnst. Du wirst feststellen, dass so ziemlich jeder dir

die Hand schütteln will, dem du deine eigene Hand entgegenstreckst.

Und diese Tatsache nutzen wir jetzt aus und unterbrechen genau dieses

Page 112: Hypnose Impromptu

Muster. Wir nehmen zur Erklärung der Induktion einmal an, dass

du gerade eine der Konzentrationsübungen beendet hast und dein

Klient dir nun mit geschlossenen Augen und einer sehr entspannten

Physiologie gegenübersitzt.

126Ausgezeichnet, du machst das wirklich sehr gut. Öffne nun deineAugen und nimm einen tiefen Atemzug. Herzlichen Glückwunsch!Nun streckst du deine rechte Hand aus, als ob du ihm tatsächlich perHandschlag gratulieren möchtest. Die folgende Bewegung ist jetzt die Unterbrechungdes Musters und sollte sehr fl üssig und natürlich ausgeführtwerden. Kurz bevor du normalerweise die Hand schütteln würdest, ziehstdu deine rechte Hand langsam ein wenig zurück und greifst gleichzeitigmit deiner linken Hand das Handgelenk deines Klienten. Verwendewieder den dir schon bekannten Dreifi ngergriff und greife mit Daumenund Mittelfi nger das Gelenk, während dein Zeigefi nger den Handrückenstabilisiert. Nun führst du die Hand deines Hypnotees mit einer sanftenund eleganten Bewegung ungefähr 20 bis 30 Zentimeter vor sein Gesicht,sodass er auf seine eigene Handfl äche blickt. Denke dran, dass du geradeein Muster unterbrochen hast und er sich daher in einem Zustand derVerwirrung und der Überraschung befi ndet. Unser berühmtes »Windowof Opportunity« ist also weit geöff net. Dies nutzen wir nun aus. Wirzeigen mit unserer rechten Hand auf die Handfl äche des Klienten undgeben unsere erste Suggestion.Schau auf deine Hand. Fokussiere deine gesamte Aufmerksamkeitauf diesen Punkt und die vielen kleinen Linien drum herum… ganz genau … schau nur auf deine Hand und konzentrieredich auf diesen Punkt.Zu diesem Zeitpunkt spürst du bereits, ob sich die Hand von alleine inder Luft hält oder ob du noch unterstützen musst. Führe die Hand jetztmit leichtem Druck Richtung Gesicht. Meist reicht es, nur einen kleinenAnstoß zu geben, die Bewegung verselbstständigt sich sehr schnell.Nimm wahr, wie sich der Fokus deiner Augen verändert und dudir deiner Augen bewusst wirst, während sich deine Hand mehrund mehr auf dein Gesicht zubewegt. Nimm einen tiefen Atemzugund SCHLAF! So ist es gut … tiefer und tiefer … lass dich einfachtreiben, während du in diesen unglaublich schönen hypnotischenZustand gleitest …

127Um das Schließen der Augen zu forcieren, machst du jetzt zeitgleich zumWort »Schlaf« mit deiner rechten Hand eine Bewegung von leicht oberhalbder Augen nach unten. Wenn du eine Performance auf der Straßemachst, kannst du auch noch mit deinen Fingern schnippen und einen

Page 113: Hypnose Impromptu

akustischen Anker für die spätere Verwendung etablieren (zum Beispiel

128für die Fraktionierung, doch dazu bald mehr). Es gibt auch noch einelangsamere Variante, die mit folgenden Suggestionen arbeitet:Nimm wahr, wie sich der Fokus deiner Augen verändert, währendsich deine Hand mehr und mehr auf dein Gesicht zubewegt… stell dir vor, wie eine unsichtbare Kraft deine Hand langsamauf dein Gesicht zubewegt … näher und näher…und wenndeine Hand dein Gesicht berührt, wirst du deine Augen schließenund in einen tiefen Zustand der Hypnose sinken … näher und näher… Wenn die Hand das Gesicht berührt, wird der Klient wahrscheinlichvon alleine seine Augen schließen und in Hypnose sinken.Wenn dies nicht der Fall ist, verfährst du einfach wie in der oberenVariante, machst eine Bewegung nach unten und sagst: SCHLAF!

129

Wie schon bei der Auge-Hand-Fixation hast du den Klienten nun in

leichter Hypnose und sein Arm ist kataleptisch. Wiederum kannst

du selbst entscheiden, wie du fortfährst und ob du den Arm noch

für weitere Suggestionen nutzen möchtest. Ich nutze die Position der

Hand so gut wie immer für eine Vertiefung oder eine Levitation.

130Rehearsal-Induktion

Die Rehearsal-Induktion, deren Ursprungsversion auf John Overdurf19

zurückgeht, ist eine sehr sanfte und doch ebenso wirkungsvolle

Schnellinduktion,

die ich gerne in meinen Coachings einsetze, wenn meine

Klienten in einem bequemen Sessel sitzen. Sie ist vor allem für Anfänger

sehr gut geeignet, da sowohl der Hypnotiseur als auch der Hypnotee

erst ein paarmal »üben«, bevor es zur eigentlichen Induktion kommt.

Dabei nutzt man eine physische Veränderung des Körpers, indem

man das Heben und Senken eines Armes mit dem »In-Hypnose-Gehen

« und dem »Wieder-heraus-Kommen« verlinkt. Dies machst du,

indem du deinem Klienten sagst, dass du mit ihm den Ablauf der

Induktion erst einmal üben wirst. Dann erklärst du ihm Schritt für

Page 114: Hypnose Impromptu

Schritt, was genau du tun und sagen wirst und welche Auswirkungen

dies auf ihn haben wird. Nachdem du den Prozess und die physiologischen

Veränderungen einmal vorgemacht hast, hebst du den Arm

des Hypnotees mit dem Dreifi ngergriff hoch, gibst ein paar Suggestionen

und senkst ihn dann wieder.

Dies machst du vordergründig natürlich nur, um ihm zu zeigen, wie

er später in Hypnose gehen wird. Tatsächlich wird er aber nach ein paar

Wiederholungen von ganz alleine schon während der »Übungen« in die

hypnotische Trance driften. Dabei nutzt du das motorische Muskelgedächtnis

des Armes, der irgendwann von alleine reagiert. Du übst den

Ablauf so lange, bis die Übung automatisch in die Hypnose übergeht.

Sowohl Hypnotiseur als auch Klient können also so gut wie nichts

falsch machen. Das Einzige, was du beachten solltest, ist, die Wortwahl

deiner Suggestionen langsam von erlaubend auf direktiv umzustellen

und genau zu beobachten, wie dein Hypnotee mit fortlaufender

Zeit reagiert.Bevor ich dich jetzt gleich hypnotisieren werde, möchte ich dir erklären,wie die Induktion abläuft und was genau passieren wird. Okay?Um die Hypnose einzuleiten, werde ich gleich deinen Arm nehmenund ihn ungefähr so nach oben bewegen. (Die Bewegung an dir selbstdemonstrieren. Anfänglich liegt dein Arm locker auf einer Lehne oderauf deinem Schoß. Dann greifst du das Handgelenk und beugst den Arm

131ungefähr 90 Grad nach oben, sodass der Ellenbogen immer noch aufder Lehne liegt und die Hand nach oben zeigt.) Wenn der Arm ungefähran dieser Position ist, wird er ganz von alleine anhalten und dukannst deine Augen schließen (um dem Klienten genau zu zeigen, wasgenau er tun soll, schließe auch ich an dieser Stelle meine Augen) und inHypnose gehen … und um dich später wieder rauszuholen, werdeich den Arm einfach wieder nach unten bewegen, und du öffnestdeine Augen und kommst wieder raus … ungefähr so … okay?

132Und ich werde dir diesen Ablauf jetzt ganz genau erklären, damitdu weißt, wie du gleich in Hypnose gehen kannst, und damitdu ein Gefühl für den Prozess bekommst. Ich werde deinen Arm

Page 115: Hypnose Impromptu

am Handgelenk nehmen und ihn nach oben bewegen … (Jetzt denArm am Handgelenk nach oben bewegen, sodass die Hand in der Luftund der Ellenbogen ungefähr 90 Grad gebeugt ist.) und ungefähr hierkannst du dann später in Hypnose gehen … und um dich wiederrauszubringen, werde ich deinen Arm ganz einfach wieder nachunten bewegen … (Arm nach unten drücken) ungefähr so.Es ist ganz einfach, ich werde deinen Arm am Handgelenk nachoben bewegen … und wenn deine Hand einen bestimmten Punkterreicht hat, wirst du einige Dinge wahrnehmen, an denen du erkennenkannst, dass du in Hypnose gehst … deine Augen schließensich … deine Atmung verändert sich und du würdest nochviel tiefer gehen … und um dich wieder zurückzubringen, drückeich den Arm einfach wieder nach unten … genau so.Ich möchte nicht, dass du jetzt schon in Hypnose gehst, denn ichmöchte dir den Prozess zuerst genau erklären … ich würde danndeinen Arm am Handgelenk anheben … und an einem bestimmtenPunkt anhalten … deine Augen würden sich schließen, währenddu genau automatisch immer tiefer und tiefer driften würdest… alles wird ganz von alleine passieren … dann werde ich dieHand wieder nach unten drücken … ganz genau.Wenn es jetzt so weit wäre, würde ich deinen Arm so am Handgelenknehmen und ihn nach oben bewegen … und während erganz von alleine nach oben steigt, stellst du an einem bestimmtenPunkt fest, dass sich etwas verändert … dass deine Augensich schließen und deine Hand wie von selbst anhält … so ist esgut … tiefer, tiefer, tiefer … den ganzen Weg nach unten … du gleitest,driftest und sinkst immer tiefer in die Hypnose … währenddein Unterbewusstsein längst in den Vordergrund getreten ist undmeine Suggestionen befolgt, während dich jedes meiner Worte,jeder gleichmäßige Herzschlag immer tiefer sinken lässt …

133

Wie oft du diesen Prozess durchlaufen musst, ist sehr individuell und

immer von deinem Klienten abhängig. Je mehr du den Arm aber auf

diese Bewegung trainierst, desto automatischer wird er reagieren, bis

er irgendwann von ganz alleine nach oben schwebt. Dann unterstützt

du diese Bewegung nur noch leicht und lässt dann irgendwann ganz

los, bis der Arm kataleptisch in der Luft schwebt. Wichtig ist, dass du

134

sofort mit der Vertiefung beginnst, sobald die Augen geschlossen sind

Page 116: Hypnose Impromptu

und der Arm in der Luft steht. Dann kannst du ihn entweder für eine

Levitation utilisieren oder du verlinkst das Nach-unten-Sinken mit

der Vertiefung der Hypnose.

135Acht-Wörter-Induktion

Diese Induktion gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Sie ist

schnell, unkompliziert und unglaublich wirkungsvoll. Sie kann im

Stehen genauso gut eingesetzt werden wie im Sitzen und sie besteht

tatsächlich nur aus acht Wörtern. Die Eff ektivität und die Wirkung

besteht hier im hypnotischen Kontext und vor allem im Timing.

Das Setting und die sukzessive Steigerung der Erwartungshaltung

sind dabei als Vorbereitung für den Überraschungseff ekt von hoher

Bedeutung und sollten daher gut überlegt durchgeführt werden. Die

Beachtung der Sicherheit des Klienten spielt hier eine große Rolle, da

es vor allem im Stehen, aber auch im Sitzen durchaus passieren kann,

dass der Hypnotee infolge des Wegziehens der Hand nach vorne fällt.

Es ist also entscheidend, selbst eine stabile und ausbalancierte Position

einzunehmen, um in diesem Fall sofort unterstützend eingreifen

zu können. Ich beschreibe dir im Folgenden die Variante im Sitzen,

die Induktion im Stehen verläuft analog.Der Hypnotiseur sitzt dem Klienten leicht schräg gegenüber, damit er fürden späteren Überraschungseff ekt eine stabile Position hat. Nachdem eretwas aktive Kooperation eingefordert hat (Beine parallel, tiefer Atemzug,bequem hinsetzen o. Ä.), beginnt er mit der Erklärung, was er von seinemHypnotee erwartet.Mach es dir so bequem wie möglich und lass beide Arme lockerherunterhängen. Ich werde dich gleich auffordern, mit deinerHand fest auf meine zu drücken. Ich werde von unten ebenfallsdrücken. Dann möchte ich, dass du deine Augen schließt undwenn ich das Wort »Schlaf« sage, wird dein Kopf locker nachvorne fallen und du gleitest in eine unglaublich angenehme Entspannung.Einverstanden? Gut. Bist du Rechts- oder Linkshänder?Die Antwort auf diese Frage ist vollkommen unerheblich und hat einzigund alleine den Zweck, das Bewusstsein zu verwirren. Der Hypnotiseurfährt unabhängig von der Antwort fort und streckt seine linke Hand in

Page 117: Hypnose Impromptu

136Richtung der rechten Hand des Klienten aus. Dabei wird der Ellenbogenzur Stabilisierung der Position auf dem Oberschenkel abgestützt. DerArm ist nun in einer leicht angewinkelten Position und die Hand zeigtmit den auf den Hypnotee gerichteten Fingern parallel zum Boden. Nunfolgen die acht Wörter:Drück auf meine Hand!Der Klient sollte jetzt mit seiner rechten Hand auf deine drücken. DerHypnotiseur drückt dagegen und erhöht somit den Druck noch. Durchden abgestützten Ellenbogen ist dies sehr einfach und auch lange auszuhalten.Sollte der Klient nicht fest genug drücken, wird er so langeaufgefordert, bis er es tut. Dies ist wichtig, damit der gesamte Arm undauch Teile des Oberkörpers in eine starke muskuläre Anspannung geraten.Schließ deine Augen!Dabei mit der Hand in einem Abstand von circa zehn bis 15 Zentimeterneine nach unten führende Bewegung vor dem Gesicht des Klientenmachen und dadurch das Schließen der Augen unterstützen.SCHLAF!Tiefer und tiefer … gleiten … sinken … driften … immer tiefer …je mehr ich deinen Körper sanft hin und her bewege, desto tieferkannst du gehen … wenn ich aufhöre, deinen Körper hin und herzu wiegen, gehst du noch zehnmal so tief.Das Timing ist nun entscheidend. Wenn der Druck fest genug und dieAugen geschlossen sind, ziehst du deine Hand in einer seitlich und leichtnach unten führenden Bewegung weg und gibst dabei im gleichen Momentdie Suggestion »Schlaf«. Der Überraschungseff ekt ist wirklich unglaublichwirkungsvoll und funktioniert selbst dann, wenn der Klient dieInduktion schon kennt und das Wegziehen der Hand erwartet.Das Schöne ist, dass er nie weiß, wann genau du es tun wirst. Dieaufgebaute Spannung löst sich nun und das Nervensystem entspannt.

137Sei auf jeden Fall vorbereitet, deinen Hypnotee aufzufangen, ihn aufzurichtenund dann seinen Kopf zu rotieren oder ihn leicht hin und herzu wiegen. Gib dann geeignete Suggestionen, dass er aufrecht und sichersitzen kann und dadurch noch viel tiefer in Hypnose gehen wird.

138

Der Ablauf der Acht-Wörter-Induktion ist sehr einfach und mit ein

wenig Übung wirst du sie auch schnell lernen. Viel entscheidender

als die acht Wörter und das richtige Timing beim Wegziehen ist allerdings

eine selbstbewusste und kongruente Präsentation. Du musst

deinem Klienten mit deiner ganzen Einstellung und Persönlichkeit

Page 118: Hypnose Impromptu

kommunizieren, dass nicht der geringste Zweifel besteht, dass er

gleich in Hypnose gehen wird. Machst du dies kongruent, wirst du

schnell große Erfolge verzeichnen können. Um die Acht-Wörter-Induktion

zu üben, kannst du sie auch jederzeit als Re-Induktion nach

einer Fraktionierung in eine Hypnose einbauen, was vor allem für

Anfänger ein guter Tipp ist, um neue Induktionen einzustudieren.

139Armpull-Induktion

Die Armpull-Induktion ist eine klassische Hypnoseeinleitung für die

Performance auf der Bühne oder auf der Straße. Sie ist nicht mehr

und nicht weniger eff ektiv als alle anderen in diesem Buch vorgestellten

Induktionen, aber sie hat einen visuellen Eff ekt, der auf ein

Publikum sehr beeindruckend wirkt. Wer die Armpull-Induktion in

Perfektion ausgeführt erleben möchte, dem empfehle ich, sich einige

Videos von Sean Michael Andrews, dem schnellsten Hypnotiseur der

Welt, auf Youtube anzusehen.

Der Armpull basiert auf dem gleichen Prinzip wie die Acht-Wörter-

Induktion, nämlich auf Schock und Überraschung. Die ideale

Durchführung ist im Stehen, die Induktion kann jedoch auch genauso

gut im Sitzen angewendet werden. Sie ist für ein Publikum

unglaublich beeindruckend und unterhaltend, trotzdem sollte der

Hauptfokus auch hier auf der Sicherheit des Klienten liegen.

Da wir im Laufe des Armpull den Arm des Klienten überraschend

nach unten ziehen, und er dadurch leicht nach vorne fallen wird, ist

es von äußerster Wichtigkeit, dass wir einen stabilen Stand haben

und vor allem die Bewegung beherrschen. Diese sollte zwar auf der

einen Seite ruckartig sein (um den entsprechenden Eff ekt zu haben),

auf der anderen Seite aber auch so sanft, dass wir unseren Hypnotee

keinerlei körperlicher Gefahr aussetzen.

Page 119: Hypnose Impromptu

Am besten suchst du dir also einen Übungspartner und übst zuallererst

den Armpull an sich, also das sanfte, aber ruckartige Ziehen

des Armes in einem 45-Grad-Winkel nach unten. Erst wenn du diese

Bewegung beherrschst und auch deinen leicht nach vorne fallenden

Klienten sicher auff angen kannst, solltest du mit dem Üben der gesamten

Induktion beginnen. Hierzu empfehle ich einen schulterbreiten

Stand, bei dem der eine Fuß etwas nach vorne gestellt wird. Probiere

einfach ein wenig herum, du wirst selbst am besten wissen, in

welchem Stand du am sichersten stehst. Und der Aufwand lohnt sich,

denn wenn du die Armpull-Induktion erst einmal gemeistert hast,

wird sie eine der beeindruckendsten Werkzeuge in deinem hypnotischen

Induktionsarsenal sein. Für das Übungsskript verwenden wir

die Variante im Stehen.

140Der Hypnotiseur steht dem Klienten gegenüber. Er sollte auf einen festenund breiten Stand achten und dabei leicht in die Knie gehen. Dadurchsteht er sehr ausbalanciert und kann bei Bedarf den nach vorne fallendenHypnotee leicht auff angen und abstützen. Er bittet ihn dann, sich geradehinzustellen, mit beiden Füßen parallel nebeneinander. Hierdurch entstehtnicht nur die gewünschte aktive Kooperation, sondern der Hypnoteesteht auch leicht instabil, was für den Ablauf der Induktion sehr förderlichist.Ich werde dich jetzt gleich auffordern, mir deine Hand zu geben.Dann werde ich deine Hand leicht nach unten bewegen … undwenn ich deine Hand nach unten bewege, wirst du deine Augenschließen, dein Kopf wird entspannt nach vorne fallen unddu wirst in einen fantastischen und angenehmen Zustand derHypnose sinken. Willst du diesen coolen Zustand erleben? Okay.Dann gib mir jetzt deine Hand und komm ein Stück näher. Stelldich so hin, dass beide Füße parallel zueinander stehen. (Jetzt paralleldie linke Hand in den Nacken des Klienten legen, um gleich denKopf leichter rotieren beziehungsweise auff angen zu können.) Schaujetzt auf diesen Punkt unter meinem Auge … fokussiere deine gesamteAufmerksamkeit darauf … (Mit dem Finger darauf zeigenund den Klienten mit einem defokussierten Blick anschauen. Diesist ganz einfach, such dir einfach einen imaginären Punkt ungefähreinen halben Meter hinter ihm und schaue diesen an. Wenn du etwasgeübter bist, kannst du jetzt auch deinen Atem an den deines Klienten

Page 120: Hypnose Impromptu

angleichen.)Jetzt kommt es zum eigentlichen Armpull. Ziehe den Arm, dessenHand du hältst, ruckartig, überraschend, aber sehr sanft in einemWinkel von ungefähr 45 Grad schräg nach unten. Wichtig ist, hierdie richtige Mischung aus Bestimmtheit und Feinfühligkeit zu erreichen.Der Zug am Arm sollte so erfolgen, dass die Schulter desHypnotees ebenfalls nach vorne gezogen wird. Im selben Augenblick,in dem du den Arm nach unten ziehst, sagst du jetzt sehr bestimmt:SCHLAF!

141Der Klient wird jetzt aufgrund seines eigenen unsicheren Stands und desÜberraschungseff ektes leicht nach vorne kippen, daher ist es so wichtig,dass du selbst sicher stehst. Stütze ihn auf beginne sofort mit der Vertiefungund den Suggestionen zum sicheren Stand.

142Tiefer und tiefer … tiefer und tiefer … du stehst vollkommen sicherund ausbalanciert … ich halte dich und du stehst vollkommensicher … sinken … driften … träumen … den ganzen Wegnach unten.Nun hast du wieder die gleiche Wahl wie bei der Acht-Wörter-Induktion.Entweder fängst du den Hypnotee auf und beginnst sofort mit dem Rotierendes Kopfes. Oder du legst den Kopf sanft auf deiner Schulter ab. Ebensokannst du den Klienten leicht hin- und herschaukeln und auf diese Artund Weise eine leichte Orientierungslosigkeit erreichen. Wichtig ist es, diejeweilige Bewegung immer sofort mit einer entsprechenden Vertiefung derHypnose zu verbinden:Je mehr ich deinen Kopf rotiere, desto tiefer gehst du … tiefer undtiefer … wenn ich aufhöre, deinen Kopf zu rotieren, und deinenKopf auf meiner Schulter ablege, gehst du noch zehnmal tiefer …geh jetzt zehnmal tiefer … Du stehst vollkommen sicher und balanciert.

Auch bei dieser Hypnoseeinleitung gilt wieder: Wenn du erst einmal

Sicherheit in der Anwendung der Armpull-Induktion bekommen hast

(und es tut mir leid, diese wirst du nur durch Üben erhalten), dann

kannst du sie nicht nur, wie hier, als eigenständige Induktion einsetzen,

sondern auch jederzeit im Laufe eines hypnotischen Prozesses als

Re-Induktion, zum Beispiel im Rahmen einer Fraktionierung. Dazu

greifst du dir einfach einen Arm, bewegst ihn überraschend nach unten

und gibst die Suggestion »Schlaf«. Lass dich von den Ergebnissen

einfach überraschen und verblüff en.

Page 121: Hypnose Impromptu

143Butterfl y Fingers

Die Entwicklung der ursprünglichen Butterfl y-Fingers-Induktion

stammt von dem amerikanischen Showhypnotiseur John Cerbone.20

Da sie so eff ektiv und schnell funktioniert, wurde sie seitdem von

vielen Hypnotiseuren weiterentwickelt. Der Name der Induktion ist

entstanden, weil die schnelle Bewegung der Finger an die Flügelschläge

eines Schmetterlings erinnert. Sie kann sowohl mit als auch ohne

einen Armpull durchgeführt werden, je nach persönlichen Vorlieben

und dem eigenen Stil. Ich verwende beides, zeige dir aber hier eine

Variante ohne das überraschende Ziehen des Armes, die genauso

schnell und genauso eff ektiv wirkt. Ich mag diese Version der Butterfl

y Fingers, weil ich nach der Induktion immer noch den Arm des

Klienten halte und diesen für die unterschiedlichsten Dinge nutzen

kann.Bei dieser Induktion sitzt der Klient bequem in einem Stuhl und derHypnotiseur steht ihm gegenüber. Zuerst baust du ein wenig aktiveKooperation auf, indem du die Sitzposition verändern lässt und einigeweitere beiläufi ge Anweisungen gibst. Dann greifst du dir mit deinerlinken Hand den rechten Arm des Hypnotees am Handgelenk (dies giltfür Rechtshänder, bei Linkshändern ist es umgekehrt). Hier kannst duwieder schön mit Verwirrung spielen.Bist du Rechts- oder Linkshänder? (Und unabhängig von der Antwortgreifst du dir mit deiner linken den rechten Arm am Handgelenk)Gut. Leihst du mir für die Hypnose deinen Arm? Gib mirdeinen Arm und lass ihn vollkommen locker und schwer werden.Ich halte das gesamte Gewicht. (Um dies zu testen, machst du einigeBewegungen mit dem Arm und gibst gegebenenfalls einige Suggestionen,bis er komplett entspannt und locker ist.) Den anderen Armlässt du einfach locker herunterhängen.Jetzt hältst du deine rechte Hand vor das Gesicht deines Klienten. DieHandfl äche und die Fingerspitzen zeigen dabei in Richtung der Augendes Hypnotees und dein Handrücken nach oben.

144Fokussiere jetzt deine gesamte Aufmerksamkeit auf meine Fingerspitzen… richte deinen ganzen Fokus auf meine Fingerspitzen… (Beginne jetzt, deine leicht gespreizten Finger langsam hin und

Page 122: Hypnose Impromptu

her zu bewegen und das Tempo dabei langsam zu erhöhen. Dabeibewegst du die einzelnen Finger auf und ab, so als würdest du schnell

145auf einem imaginären Klavier spielen. Wichtig ist, dass der Klientdabei leicht nach oben schaut, deine Finger sollten also oberhalb desnormalen Blickfeldes sein.) Du machst das ausgezeichnet … folgenur meinen Fingerspitzen … folge ihnen mit deinen Augen undmit deinem Kopf … folge meinen Fingerspitzen mit deinen Augenund deinem Kopf … so ist es gut …Fahre jetzt mit zufälligen Bewegungen deiner rechten Hand fort undachte darauf, dass dein Hypnotee dir sowohl mit den Augen als auchmit dem gesamten Kopf folgt. Schon nach wenigen Sekunden sollten sicheure Bewegungen synchronisiert haben. Mach also anfänglich nur kleineBewegungen, die du mit der Zeit größer werden lässt. Nach ungefähr fünfbis zehn Sekunden lässt du deine Finger erst leicht über die Augen wandernund von dort dann nach unten, sodass du eine führende Bewegungmachst. In der Mitte dieser Bewegung wendest du deine Hand, sodassdie Finger weiterhin nach oben zeigen, dein Handrücken nun aber nachunten gerichtet ist. Wenn du mit deiner Hand ungefähr 10 Zentimeterunterhalb der Augen angekommen bist, sind diese so gut wie geschlossen,da dein Klient deinen Fingern ja mit den Augen und dem Kopf folgt. Duschnippst jetzt mit den Fingern und gibst die Suggestion:SCHLAF! Tiefer … tiefer … und tiefer …! Driften … sinken … träumen… Ebene um Ebene gleitest du nach unten fünf … vier …drei … zwei … eins … tief in Hypnose. (Wenn du die Variante mitdem Armpull ausprobieren möchtest, dann ziehst du in dem Moment,in dem du »Schlaf« sagst, den Arm in einem 45-Grad-Winkelnach unten und fängst den dann nach vorne kippenden Hypnoteeauf, bevor du umgehend mit der Vertiefung beginnst.)Da du jetzt immer noch den schweren rechten Arm in deiner linkenHand hältst, nutzen wir dies, um die Hypnose noch schneller zu vertiefen.

146Ich werde jetzt gleich diesen Arm loslassen … wenn ich ihn loslasse,wird er genau in dem Tempo nach unten in deinen Schoßsinken, wie dein Unterbewusstsein bereit ist, tiefer in Hypnosezu gehen … den ganzen Weg nach unten … und wenn deineHand deinen Schoß berührt, wirst du noch viel tiefer gehen …ganz tief … (Beim letzten »tief« lässt du den Arm jetzt los. Achtedarauf, dass dies beim Ausatmen geschieht.)

147Steifer Arm

Diese Induktion habe ich von Jon Chase gelernt und ich bin immer

Page 123: Hypnose Impromptu

wieder begeistert über die Wirkung, die sie bei meinen Klienten hat.

Sie ist sehr fl exibel einsetzbar, manchmal nutze ich sie als

Konzentrationsübung

im Rahmen des Set-Ups, manchmal als Test und Convincer

in Hypnose und eben auch als eigenständige Induktion. Sie

kann im Sitzen genauso wie im Stehen durchgeführt werden. Sie ist

schnell, eff ektiv und ich fi nde sie unglaublich cool!Strecke deinen Arm auf Schulterhöhe aus und mache eine Faust.Mach die Faust und den Arm richtig fest und steif (von vorne festgegen die Hand drücken). Mach die Faust richtig fest … richtigfest … lass all die Anspannung deines Körpers in diesen Arm fl ießen… Ich möchte nun, dass du deine ganze Vorstellungskrafteinsetzt und dir vorstellst, wie der Arm sich anfühlen würde … einfachnur vorstellen, wie er sich anfühlen würde, wenn ich ihn nichtbeugen könnte … wie würde sich der Arm anfühlen, wenn ich ihnnicht beugen könnte? (Jetzt mit beiden Armen richtig versuchen, dengestreckten Arm zu beugen und darauf achten, dass der Klient gegen dieSpannung drückt und den Arm dadurch fester werden lässt.)Sehr gut. Und nun stell dir vor, wie der Arm sich anfühlen würde,wenn du den Arm nicht beugen könntest. Stell dir richtig vor, wieder Arm sich anfühlen würde, wenn du ihn nicht beugen könntest.Wie fühlt der Arm sich an, wenn du ihn nicht beugen könntest?Tatsächlich ist es sogar so, dass wenn du versuchen würdest,ihn zu beugen, deine Vorstellungskraft dafür sorgen würde,dass er nur noch fester und steifer wird … wenn du versuchenwürdest, den Arm zu beugen, wird er nur noch steifer und fester… je mehr du es versuchst, desto fester wird er … ich möchte,dass du richtig versuchst, den Arm zu beugen … versuch den Armzu beugen … und du wirst feststellen, dass er immer fester wird.Je mehr du es versuchst, desto fester und steifer wird er … Nimmdeinen anderen Arm zu Hilfe und versuche wirklich, den Arm zubeugen … und je mehr du es versuchst, desto fester wird er … er

148wird immer steifer und unbeweglich … und nun hör auf, es zuversuchen und …SCHLAF!!! (Im gleichen Moment den Arm bestimmt nach untendrücken und umgehend vertiefen!) Tiefer und immer tiefer … denganzen Weg nach unten! Driften … gleiten … träumen … mit jedemgleichmäßigen Herzschlag und jedem Atemzug gehst dunur noch tiefer … und je tiefer du gehst, desto wohler fühlst du

Page 124: Hypnose Impromptu

dich … und je wohler du dich fühlst, desto tiefer gehst du!

149Dissoziierter Arm

Diese Rapid Induction basiert auf einer Wrist-Lift-Induction von Jeff

Stephens und ich habe sie ein wenig modifi ziert, sodass ich mich mit

ihr wohlfühle und sie zu meinem Stil passt.21 Ich mag sie gerne, da

sie sowohl körperliche Elemente wie Katalepsie und Fixation, aber

auch Verwirrung und Konfusion nutzt. Aber wie bei allen anderen

Induktionen in diesem Buch auch, kommt es vor allem auf deine

Intention an.

Wenn du tief und fest an dich und deinen Klienten glaubst, dann

wird genau das Ergebnis eintreten, welches du erwartest. Ein weiterer

Bonus ist, dass es sich um eine Induktion und gleichzeitig um einen

Test handelt. Du erhältst also direkt Feedback, ob deine Suggestionen

vom Unterbewusstsein deines Klienten angenommen und ausgeführt

werden. Du kannst die Induktion im Stehen oder im Sitzen durchführen,

in diesem Fall wählen wir die letztere Variante, da es für den

Klienten bequemer ist.Nimm einen tiefen Atemzug und setz dich bequem hin, die Füßeparallel auf dem Boden. Nun möchte ich, dass du dir einen Punktin der Deckenleuchte suchst und deine gesamte Aufmerksamkeitauf diesen Punkt richtest … egal, was ich in den nächstenMomenten tun oder sagen werde, ich möchte, dass dein ganzerFokus auf diesen einen Punkt in der Deckenleuchte gerichtet ist.Konzentrier dich auf diesen Punkt … so ist es richtig …Dieses Blicken auf einen hellen Punkt an der Decke ist ein Element vielerShowhypnoseinduktionen. Durch das lange Schauen ermüden die Augensehr schnell und schließen sich später sehr einfach. Wenn du diese Induktionauf der Straße oder in einem Raum ohne Beleuchtung durchführenmöchtest, dann kannst du auch improvisieren. Lass deinen Klienten einfacheinen Punkt oberhalb seines Blickfeldes fokussieren. Welchen Arm dufür die folgende Katalepsie wählst, ist egal.Leihst du mir für die Hypnose deinen Arm? Gut. Ich werde dichhier, hier, hier und hier berühren … (Genau in diesem Moment

150berührst du den Klienten am Arm, an der Schulter, oder am Rücken.

Page 125: Hypnose Impromptu

An welchen Stellen genau, ist vollkommen egal, es kommt nurdarauf an, etwas Konfusion zu schaff en und das Bewusstsein miteiner Aufgabe zu beschäftigen.) Ist das okay? (Logischerweise ist esdas, denn du hast es gerade getan. Deshalb wird dein Hypnotee andieser Stelle auch immer nicken, während er weiter auf die Deckeschaut.)Gib mir jetzt deinen Arm … (Sag dies nicht im Kommandoton, seiaber trotzdem bestimmt. Greif den Arm am Handgelenk und amEllenbogen. Wenn du nicht das ganze Gewicht des Unterarms spürstund den Ellenbogen nicht frei bewegen kannst, dann hat dir deinKlient den Arm nicht gegeben, sondern er erlaubt dir lediglich, dassdu ihn hältst. Bestehe darauf, dass du den ganzen Arm bekommst.Du wirst merken, wenn es so weit ist. Bewege den Arm nun in eineandere Position als die, in der dein Hypnotee ihn dir gegeben hat)Gut … schließe jetzt deine Augen … (dabei die dir schon bekanntenach unten führende Bewegung mit deiner Hand machen) Ich werdeden Arm jetzt in eine ganz bestimmte Position bringen, eineunglaublich angenehme Position, mit der du dich vollkommenwohlfühlst. Und der Arm bleibt genau dort in dieser Position, esist, als ob er von alleine schweben würde … wie auf einem Luftkissengebettet … er geht nicht nach oben und er fällt auch nichtnach unten … er schwebt genau in der Position, in der er jetztist … (Du kannst nun langsam deine Hände entfernen, der Arm solltejetzt von alleine in dieser Position schweben.) Ich werde diesen Armjetzt in eine neue Position bringen … und er wird wieder genaudort bleiben … du fühlst dich vollkommen wohl …Jetzt kannst du entweder vertiefen, indem du zum Beispiel den Arm nachunten fallen lässt, oder du fährst noch etwas fort und testest, ob deineSuggestionen angenommen werden. Dies ist meine bevorzugte Methode.Tippe deinem Klienten sanft auf die Schulter und sage:eins … zwei … öffne deine Augen … (Fahre jetzt fort, den Arm inverschiedene Positionen zu bewegen.) Der Arm gehört mir … wohin

151immer ich ihn bewege, er wird genau dort bleiben und in der Luftschweben … er bleibt genau da, wo ich ihn hinbewege … der Armgehört mir …Nach zwei bis drei Positionen, und wenn der Arm genau da geblieben ist,wohin du in positioniert hast, kannst du auch noch fragen: Wem gehörtder Arm? Und wahrscheinlich wird dein Hypnotee dich etwas verwirrt

152anschauen und sagen: Er gehört dir! Dies ist vollkommen normal, denn erist mittlerweile von seinem Arm komplett dissoziiert. Das heißt, er weißzwar, dass es eigentlich sein Arm ist, er hat aber das Gefühl, dass der Arm,

Page 126: Hypnose Impromptu

der dort vom Hypnotiseur in die verschiedensten Positionen bewegt wird,ein vollkommen fremder ist.Gut … nimm einen tiefen Atemzug … und SCHLAF!Dabei drückst du den Arm bestimmt nach unten und beginnst umgehendmit der Vertiefung.

153Kreisende Hände

Die Kreisende-Hände-Induktion habe ich in dieser Variante spontan

während eines NLP-Seminars entwickelt, als ein Teilnehmer mich in

einer Pause fragte, ob ich ihn »mal kurz hypnotisieren« könne. Da wir

kurz zuvor mit Energie gearbeitet hatten, habe ich diese Erfahrung

ganz einfach utilisiert und in die Induktion einfl ießen lassen. Seitdem

arbeite ich gerne und viel mit ihr, da sie über das gegenseitige Anfassen

und die Berührung der Handfl ächen eine sehr fundierte Verbindung

zwischen Hypnotiseur und Hypnotee schaff t. Die kreisenden

Hände können sowohl im Sitzen als auch im Stehen durchgeführt

werden, in beiden Fällen ist wiederum auf eine entsprechende Beachtung

der Sicherheit zu achten.Komm einen Schritt näher und stell dich bequem hin … noch etwasnäher … (aktive Kooperation!) Gut … möchtest du Hypnoseerleben? Dann reibe jetzt deine Hände aneinander, so als ob dirkalt wäre. (Du machst das Gleiche, ihr reibt beide eure Hände, bisdu eine leichte Wärme spürst.) Sehr schön … halte nun deine Händehoch … ungefähr so … (Du zeigst deinem Klienten wieder, in welchePosition er seine Hände bringen soll, indem du genau das Gleichetust. Die Handfl ächen deines Klienten zeigen nun auf dich und deineHandfl ächen auf ihn. Dabei haben sie einen Abstand von circa zehnbis 15 Zentimetern.) Spürst du die Energie, die uns beide bereitsverbindet? (Durch das Reiben entsteht eine gewisse Wärme, die sichauf die Hand des Gegenübers überträgt, probier einfach einmal ausund du wirst spüren, was ich meine.) Gut … diese Energie werdenwir jetzt nutzen, damit du schnell und einfach in Hypnose gehenkannst. Drücke deine Hände auf meine Hände … (Hypnotiseurund Hypnotee stehen sich jetzt gegenüber und ihre Hände liegendeckungsgleich aufeinander. Dabei ist es wichtig, dass ein leichterDruck entsteht.)

154

Page 127: Hypnose Impromptu

Ich werde gleich beginnen, deine Hände im Uhrzeigersinn kreisenzu lassen, während du auf einen Punkt unter meinem linkenAuge schaust und dich nur auf den sich verändernden Druck aufdeinen Handfl ächen konzentrierst. Wenn ich das Wort »Schlaf«sage, wirst du die Augen schließen und in einen unheimlich angenehmenund wundervollen Zustand der Hypnose sinken … okay?

155Gut … schau auf einen Punkt unter meinem linken Auge undkonzentriere dich nur auf den Druck meiner Hände auf deinenHänden … (Nun startest du das Kreisen der Hände, indem du jeweilsvon innen nach außen eine kreisende Bewegung machst und mit deinenHänden die Hände des Hypnotees führst. Das heißt, deine rechteHand bewegt sich kreisend im Uhrzeigersinn und die linke Hand genauumgekehrt. Dabei de-fokussierst du deinen Blick, indem du aufeinen Punk ungefähr einen halben Meter hinter seinen Augen blickst)So ist es gut … fokussier dich nur auf den Punkt unter meinemAuge und auf den Druck auf deinen Handfl ächen … spüre, wiedie Energie immer intensiver wird … während die Hände mehrund mehr kreisen … nimm einen tiefen Atemzug und …SCHLAF! Tiefer und tiefer … driften … gleiten … träumen … 5 … 4 …3 … 2 … 1 … mit jedem Atemzug gehst du tiefer und tiefer … Ebeneum Ebene gleitest du in die Hypnose … (Hier kommt es sehrstark auf eine gute Koordination deiner Bewegungen an, denn genauin dem Moment, in dem du »Schlaf« sagst, änderst du die Richtung,in der du die Hände kreisen lässt. Du wechselst also von innen nachaußen und führst die Hände des Hypnotees in einer kreisenden Achtzuerst nach oben und von da dann nach unten. Dies führt zu demgewünschten Überraschungseff ekt und die nach unten führende Bewegungzu einer schnellen Entspannung der Muskulatur.)

Durch die vielen Eindrücke während der Induktion wie dem fokussierten

Blick, dem Druck der Hände, der dynamischen Bewegung

und der Wahrnehmung der Energie ist das Bewusstsein schon stark

überladen. Kommt dann zu dieser kognitiven Konfusion noch der

Überraschungseff ekt hinzu, dann wird dein Hypnotee die Suggestion

»Schlaf« gerne annehmen und schnell und vor allem mit viel Rapport

in Hypnose gehen. Was du dann tust, ob du den Kopf rotieren lässt

oder die Schultern hin und her wiegst, bleibt ganz dir überlassen.

Wichtig ist wie immer nur, dass du direkt nach dem »Schlaf« umgehend

vertiefst.

Page 128: Hypnose Impromptu

Teil 4: In Hypnose – und jetzt?

159Down the Rabbit Hole – Intensivierung

Du hast jetzt eine ganze Reihe verschiedener und vor allem wirkungsvoller

Rapid Inductions kennengelernt. Rein technisch gesehen hast du jetzt

alles, was du benötigst, um andere Menschen schnell und eff ektiv in

maximal

drei Minuten zu hypnotisieren. Was dir dieses Buch jedoch nicht

geben kann – und was schlussendlich den großen Unterschied macht –,

ist die Erfahrung in der regelmäßigen Anwendung. Die bekommst du

nur, wenn du oft und regelmäßig übst und dabei ganz nebenbei deinen

eigenen Stil und deine eigenen Formulierungen entwickelst.

Glaub mir, dieser Weg macht ungeheuer viel Spaß und du wirst

eine Menge über Hypnose, vor allem aber auch über dich selbst lernen.

Wenn dich ab sofort also jemand fragt, ob du ihn hypnotisieren kannst,

dann sollte dies für dich ein Leichtes sein. Nutze so viele Gelegenheiten,

wie dir nur möglich sind, und warte nicht auf die eine, perfekte

Induktion. Vielmehr ist der Weg das Ziel und du wirst schnell feststellen,

dass du von Mal zu Mal sicherer und auch lockerer wirst. Dein

Selbstbewusstsein steigt dadurch ganz automatisch und das hat wiederum

Auswirkung auf deine Persönlichkeit und deinen Awe-Rapport.

Wie du jedoch schon weißt, ist es mit der Induktion alleine nicht

getan. Was wir bisher lediglich erreicht haben, ist, unseren Klienten

durch das Window of Opportunity hindurchzuleiten und in eine

leichte Hypnose zu versetzen. Der bewusste kritische Faktor ist

zurückgefahren

worden und das Unterbewusstsein ist dominant und

bereit für unsere Suggestionen. Kommen diese jedoch nicht zügig im

Page 129: Hypnose Impromptu

Anschluss an die Einleitung, dann wird das logische und analytische

Bewusstsein schnell zurückkehren und die Hypnose ist beendet, da

unser Hypnotee in seinen normalen Wachzustand zurückkehrt.

Daher ist es wichtig, sofort nach der Induktion die etablierte hypnotische

Trance zu vertiefen. Oder um es in einer etwas bildlicheren

Sprache auszudrücken, wir haben unserem Klienten die Tür zur Hypnose

weit geöff net und geleiten ihn jetzt weiter auf seinem Weg in das

Land seiner eigenen Vorstellungskraft und Fantasie.

Zusätzlich geht es natürlich darum, diesen Weg, also den Zustand

der Hypnose, für unseren Hypnotee so angenehm wie möglich zu

machen und ihm dabei permanent zu bekräftigen, dass er alles rich160

tig macht. Unser Job ist es, richtig Lust auf diesen Weg zu machen,

sodass sich der Hypnotee voller Motivation und Freude von unseren

Suggestionen leiten und führen lässt. Oder um es mit den Worten

von Morpheus aus dem Film Matrix auszudrücken: »Let me show

you how deep the rabbit hole goes!«

Bevor ich dir gleich einige einfache und wirksame Techniken zur Vertiefung,

sogenannte Deepeners, zeige, möchte ich aber noch auf das

Konzept der Trancetiefen eingehen. Wenn du dir die verschiedensten

Fachbücher anschaust oder dich mit einigen Hypnotiseuren unterhältst,

dann wirst du viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten

zum Th ema »Tiefe der Hypnose« präsentiert bekommen.

Angefangen bei einer ganz einfachen Drei-Stufen-Skala, die nur

zwischen leicht, mittel und tief unterscheidet, gibt es sogar Skalen,

die zwischen 30 verschiedenen Stufen der Tiefe einer Hypnose

unterscheiden.

Es gibt sogar eine Vielzahl von klinischen und wissenschaftlichen

Studien, die sich mit dem Th ema »Hypnosetiefe« befasst. Allerdings

verwundert es auch nicht, dass bei all diesen Studien jeweils

Page 130: Hypnose Impromptu

ein anderes Ergebnis herausgekommen ist.22 Da alles, was mit einer

Studie bewiesen werden soll, mich schon seit langer Zeit immer mehr

hat skeptisch werden lassen, vertraue ich vor allem meinen eigenen

Beobachtungen und Erfahrungen.

Und je mehr ich mich mit diesem Th ema befasse und je mehr

Menschen ich hypnotisiert habe, desto mehr sehe ich die »Vertiefung«

eher als eine Intensivierung der Hypnose an. Das Wort »Tiefe« ist

zwar eine schöne Metapher, doch grundsätzlich ist jemand entweder

hypnotisiert oder er ist es eben nicht. Entweder ist das Unterbewusstsein

dominant und meine Suggestionen werden angenommen oder

eben nicht. Ich habe mich daher für eine praktische Herangehensweise

entschieden und arbeite für mich mit dem mentalen Konstrukt

einer Zwei-Stufen-Skala. Und die beiden Enden der Skala sind dann

»in Hypnose« und »nicht in Hypnose«. Ich weiß, dass auch das nur

ein Modell ist, aber seitdem ich mit dieser Herangehensweise arbeite,

haben sich meine Ergebnisse dramatisch verbessert.

Ich kenne sehr viele Hypnotiseure, die eine Menge Energie auf

die Vertiefung legen, obwohl sie überhaupt nicht wissen, ob ihr Kli161

ent in Hypnose ist. Sie gehen einfach davon aus, dass er es ist, da

er entspannt und mit geschlossenen Augen vor ihnen sitzt. Ist das

jetzt Hypnose? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn solange

es nicht getestet wird, wird man es nie wissen. Deshalb werde ich dir

auch in einem späteren Kapitel noch genau zeigen, wie du mit einfachen

Tests schnell und einfach überprüfen kannst, ob dein Klient in

Hypnose ist. Aber zurück zum Konzept der Intensivierung.

Diese Sichtweise triff t meines Erachtens den Nagel auf den Kopf,

denn beim Hypnotisieren wird im Laufe des Prozesses die Aufmerksamkeit

sukzessive von außen nach innen gelenkt. Anfänglich ist man

sich noch einiger äußerer Einfl üsse bewusst, bis man irgendwann so

Page 131: Hypnose Impromptu

auf sich selbst und die Suggestionen des Hypnotiseurs konzentriert

ist, dass alles andere unwichtig wird.

Und ausgehend von der Prämisse, dass man entweder hypnotisiert

ist oder eben nicht, intensivieren wir den Zustand mehr, als dass wir

ihn vertiefen. Trotzdem nutze auch ich natürlich die Worte »Vertiefung

«, »Schlaf«, »tiefer« oder auch »den ganzen Weg nach unten« sehr

gerne, eben weil die Metapher so schön ist und das Unterbewusstsein

ganz genau weiß, was von ihm erwartet wird. Und eines wird dabei

ganz bestimmt vertieft, nämlich die Beziehung zwischen dem Hypnotiseur

und dem Klienten, denn im Endeff ekt ist das der entscheidende

Faktor einer jeden guten Kommunikation.

Die Intensität des Zustands verläuft aber natürlich nicht linear, sondern

durchaus wellenförmig. Der Hypnotiseur hat daher an dieser

Stelle des Prozesses eine besonders wichtige Aufgabe, nämlich die des

Zustandsmanagements. Wir haben an früherer Stelle ja schon einmal

die Vorstellungskraft mit einem gedehnten Gummiband verglichen.

Solange wir den Zug aufrechterhalten, bleibt es genau in der erweiterten

Position. Lassen wir jedoch nach und verringern den Zug, so wird

das Band wieder in seine Ausgangslage zurückkehren.

Und da wir nun einmal mit Menschen arbeiten, die nicht nach

einem bestimmten Schema und schon gar nicht alle gleich funktionieren,

müssen wir sehr aufmerksam beobachten, ob der Hypnotee

noch so fokussiert ist, wie wir uns das vorstellen, beziehungsweise

ob der hypnotische Zustand noch intensiv genug ist. Unser Job ist

162

es, den Prozess zu steuern und in eine Richtung zu lenken, in der

unser Klient die Hypnose so angenehm, vor allem aber so intensiv

wie möglich erlebt.

Dies können wir relativ einfach erreichen, indem wir das Unterbewusstsein

Page 132: Hypnose Impromptu

immer wieder daran erinnern, was wir von ihm erwarten

und was es tun soll. Und natürlich sollten wir auch regelmäßig überprüfen,

ob unsere Suggestionen noch genauso intensiv angenommen

und ausgeführt werden wie zum letzten Zeitpunkt des Testens.

Ein weiterer sehr einfacher Weg, einen durchgehend stabilen Zustand

zu erhalten, ist, die Dauer einer Hypnose möglichst kurz zu

halten und bei Bedarf mit vielen Fraktionierungen oder Re-Induktionen

zu arbeiten.

Eines möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, damit es

nicht übersehen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Klient bereits

in Hypnose und sein Unterbewusstsein ist längst in den Vordergrund

getreten und bereit für unsere Suggestionen. Ich kann dir daher nur

den Tipp geben, von nun an auch wirklich nur noch mit dem

Unterbewusstsein

des Hypnotees zu sprechen.

Und ich meine dies überhaupt nicht metaphorisch, sondern ganz

real. Sprich es direkt an. Hast du dich schon einmal gefragt, wo das

Unterbewusstsein eines Menschen ist, wo genau es sich befi ndet? Ich

habe das für mich schon lange beantwortet und dieses Konzept war

für mich ein Meilenstein in meiner Entwicklung als Hypnotiseur,

denn seitdem ich für mich die Antwort auf diese Frage gefunden

habe, fi nde ich viel schneller und einfacher Zugang zum Unterbewusstsein

meiner Hypnotees.

Und sobald ich jemanden in Hypnose habe, ignoriere ich sein

Bewusstsein komplett und spreche nur noch das dominante

Unterbewusstsein

an. Und bei der Vertiefung ist mein Ziel dann, mit geeigneten

Suggestionen den Zustand zu intensivieren, in dem der Klient

bewusst zu sein glaubt. Was für ein Zustand das ist, spielt für mich

Page 133: Hypnose Impromptu

keine Rolle. Ich arbeite ganz einfach mit seinem Modell der Welt und

nutze es für mich.

Für die Intensivierung der Hypnose gilt das Gleiche wie für die

Induktion, nämlich dass du nur so viel Zeit wie nötig damit verbrin163

gen solltest. Häufi g wird neben einer endlosen Induktion nämlich

auch genauso viel Zeit für die Vertiefung aufgewendet, einfach aus

Unsicherheit oder der Angst, dass der Klient noch nicht »tief genug«

sein könnte. Dir wird das jedoch nicht passieren, da du mit der richtigen

Methode genau weißt, ob dein Klient hypnotisiert ist oder nicht.

Im Folgenden lernst du einige der wirkungsvollsten Techniken und

Prinzipien der Vertiefung kennen. Und das Schöne ist, dass du sie so

gut wie zu jedem Zeitpunkt zum Intensivieren des Zustands nutzen

kannst. Nach der Induktion, nach einer Fraktionierung, nach einer

Re-Induktion oder nach einer Demonstration hypnotischer Phänomene.

Und während du noch über diese Worte nachdenkst, führt

dich jedes Wort, das du liest, nur noch tiefer und tiefer … den ganzen

Weg nach unten!

164Den ganzen Weg nach unten – Deepeners

Die Vertiefung sollte umgehend einsetzen, nachdem du das Wort

»Schlaf« gesagt hast. Auch für diesen Abschnitt des Hypnoseprozesses

gilt die wichtige Faustregel, dass du es deinem Klienten so einfach wie

möglich machen solltest, damit er sich schnell an den neuen Zustand

und seine nun veränderte Realität gewöhnen kann. Die erste Vertiefung,

die ich bei jedem Klienten anwende, ist das einfache »tiefer …

tiefer … tiefer …«

Lass dich nicht von der Einfachheit täuschen, denn alleine die

Verwendung des Wortes »tiefer« zeigt dem Unterbewusstsein, in welche

Richtung es gehen soll. Danach fahre ich mit einem der Deepeners

fort, die du im Laufe der nächsten Abschnitte kennenlernen

Page 134: Hypnose Impromptu

wirst. Grundsätzlich basieren alle Vertiefungen auf drei grundlegenden

Prinzipien:

1. Verlinkung

2. Schleifen

3. Ketten

Du kannst sie alle drei für sich alleine verwenden, richtig stark werden

sie allerdings dann, wenn du sie miteinander kombinierst. Aber schauen

wir uns zuerst einmal die jeweiligen Kategorien gesondert an.Verlinkung

Wie man zwei Dinge miteinander verlinkt oder verknüpft, hast du

bereits während der Konzentrationsübungen und bei den Induktionen

ausprobieren können. Das Prinzip ist wieder einmal sehr einfach,

die Wirkung jedoch unglaublich stark. Dazu machen wir nichts

anderes, als eine Sache (zum Beispiel ein Wort, eine Bewegung, eine

Berührung, eine Idee etc.) mit einer anderen Sache zu verknüpfen,

die eigentlich überhaupt nichts damit zu tun hat, in diesem Fall eben

das Tiefergehen. Es lohnt sich, dieses Prinzip ein wenig sacken zu

lassen, denn wenn man es erst einmal verinnerlicht hat, dann bieten

sich unendliche Möglichkeiten und wir können so ziemlich alles, was

165

unser Klient tut oder tun soll, mit der Metapher des Tiefergehens

verknüpfen. Die einfachste Variante ist die Verknüpfung mit einem

Wort oder einer Berührung.Jedes Mal, wenn ich das Wort »Schlaf« sage, kehrst du zurück indiesen unglaublich angenehmen Zustand und gehst doppelt sotief …Wenn ich dich an der Schulter/am Knie/am Arm etc. berühre,gleitest du noch viel tiefer … doppelt so tief … genau so … doppeltso tief …

Auch wenn diese Form der Vertiefung sehr einfach aussehen mag,

so wirst du doch sehr schnell physiologische Veränderungen wahrnehmen

können, sei es ein tiefer und schwerer Atemzug oder sogar

Page 135: Hypnose Impromptu

ein leichtes Zusammensacken des gesamten Körpers. Und egal was

passiert, du kannst es jederzeit wieder mit neuen Suggestionen und

Vertiefungen verlinken.Du nimmst einen tiefen Atemzug und gleitest tiefer … in einenZustand der Fantasie und der Träume … und jedes Mal, wenn sichdeine Schultern heben und senken … lässt dein Unterbewusstseindich noch viel tiefer sinken …

Eine weitere geniale Methode, die mit dieser Form der Hypnoseintensivierung

arbeitet, ist die Fraktionierung.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Wenn ich bei dreiangelangt bin, wirst du deine Augen öffnen und dich unglaublichgut fühlen … wenn ich dann das Wort »Schlaf« sage, wirstdu sie wieder schließen und doppelt so tief in Hypnose gehen …eins … zwei … drei … öffne deine Augen und genieße dieses guteGefühl … und SCHLAF! … gehe doppelt so tief in Hypnose … denganzen Weg nach unten …

Diesen Prozess des schnellen Öff nens und Schließens der Augen lässt

du deinen Klienten nun ungefähr drei- bis fünfmal wiederholen. Ach166

te darauf, dass sein Blick bei geöff neten Augen auf etwas fokussiert ist.

Halte also entweder deine Hand in sein Blickfeld oder lass ihn auf

deinen Finger schauen. Dies hat dann auch den Vorteil, dass du eine

führende Bewegung nach unten machen kannst, die das Schließen

der Augen einleitet und begleitet.

Die Fraktionierung ist eine sehr zuverlässige Methode, eine Hypnose

zu vertiefen, und du kennst sie auch bereits aus der Elman-

Induktion, wo gleich nach dem Eye Lock mit dieser Technik gearbeitet

wird. Ich nutze die Fraktionierung sehr gerne und auch sehr

häufi g, weil sie neben einer wirksamen Vertiefung auch gleichzeitig

als ein Test der Annahme meiner Suggestionen eingesetzt werden

kann. Dazu zähle ich die ersten drei Male in einem ganz bestimmten

Rhythmus von eins bis drei und unterbreche diesen dann bei der vierten

Wiederholung, indem ich eine kurze Pause zwischen den Zahlen

Zwei und Drei mache. Öff net mein Klient seine Augen dann auch

Page 136: Hypnose Impromptu

wirklich erst bei der verzögerten drei, dann kann ich mir sicher sein,

dass er das tut, was ich ihm suggeriert habe. Bleibt er hingegen im

ursprünglichen und gelernten Rhythmus, dann ist das für mich ein

Feedback, dass ich noch etwas nacharbeiten muss.

Wo wir gerade bei Zahlen sind, kommen wir nun zu der wohl

klassischsten Vertiefungsmethode, dem Zählen. Von dieser Technik

gibt es unglaublich viele Varianten und das Ergebnis hängt sehr stark

von den Vorlieben des Hypnotiseurs ab. Ich persönlich zähle beim

»Reinbringen« immer nach unten und beim »Rausholen« nach oben.

Auch nutze ich maximal fünf Zahlen, da es mir sonst zu lange dauert.

Du kannst es jedoch auch anders machen und zum Beispiel hoch

bis 10 oder gar bis 20 zählen. Alles ist möglich. Aber neben einer

generellen Vorliebe für dieses Variante nutze ich sie vor allem aus einem

einzigen Grund: Ich weiß, dass sie funktioniert! Und das ist es,

worauf es mir ankommt.Ich werde jetzt gleich von fünf bis eins zählen … und mit jederZahl, die ich sage … mit jedem tiefen Atemzug, den dunimmst … mit jedem gleichmäßigen Herzschlag … verdoppeltsich dieser wundervolle Zustand der friedlichen Ruhe … (oder was

immer dir angenehm ist oder was du bei deinem Klienten wahrneh167men kannst) und wenn ich bei eins angelangt bin, gehst du zehnmalso tief … und du konzentrierst dich nur auf den Klang meinerStimme, und überhaupt nichts ist jetzt mehr wichtig … das Einzige,was jetzt noch zählt, ist der Klang meiner Stimme … und dieKonzentration auf diesen angenehmen hypnotischen Zustand …5 … tiefer und immer tiefer …4 … mit jedem Atemzug und dem gleichmäßigem Schlagen deinesHerzens3 … mit jeder Zahl gehst du nur noch viel, viel tiefer …2 … du driftest und gleitest immer tiefer … den ganzen Weg nachunten …1 … zehnmal so tief … und du genießt diesen wundervollenZustand der Hypnose … tief … tiefer Schlaf … ! Driften … gleiten… träumen … den ganzen Weg nach unten!

Diese Vertiefung ist komplett darauf ausgerichtet, den Fokus des Klienten

Page 137: Hypnose Impromptu

auf sein inneres Erleben, seine physiologischen Veränderungen

und vor allem auf die Präsenz des Hypnotiseurs zu richten. Wie schon

erwähnt, kannst du die Wortwahl und die Anzahl der Zahlen jederzeit

ändern, ich empfehle dir aber, eine Zahl zwischen Drei und Zehn

zu nutzen.

Wenn dir das »einfache« Zählen zu simpel ist, kannst du es auch

mit vielen Metaphern verbinden, die sich dein Klient leicht bildlich

vorstellen kann und die auch das Bild des Tiefergehens noch einmal

unterstreichen. Dies kann zum Beispiel das Heruntergehen einer

Treppe, das Fahren in einem Aufzug, das Gleiten auf einer Wasserrutsche,

das Entlanggehen eines Korridors mit einer Tür am Ende oder

etwas ganz anderes sein. Jede Stufe, Etage, Tür etc. wird ganz einfach

mit »tiefer gehen« verknüpft und am Ende gibt es immer ein Ziel,

welches nochmals mit vertiefenden Suggestionen verknüpft wird. Generell

bevorzuge ich die »schlanke Variante« und nutze nur die reinen

Zahlen.

Es gibt einen speziellen Deepener, den ich sehr oft und sehr gerne

einsetze, weil sich so gut wie jeder Klient dabei unglaublich wohl168

und gut fühlt. Probier es einmal aus und lass dich vom Feedback

überraschen, wenn dein Hypnotee in Gedanken durch die Null

schwebt.In wenigen Momenten werde ich von fünf bis null zählen … undich möchte, dass du dir die Null in Gedanken bildlich vorstellst… dort hinten am Horizont … sodass du sie gerade nochsehen kannst … mit jeder Zahl, die ich sage, verdoppelst du diesenfantastischen Zustand und gehst tiefer und tiefer … mit jederZahl, die ich sage, gleitest du näher an die Null heran … bis sieirgendwann so riesig geworden ist, dass du genau durch sie hindurchgleitenkannst … und auf der anderen Seite der Null wartetein wunderschöner Zustand der Hypnose auf dich, den du genießenund erfahren kannst … ein unglaublich schöner hypnotischerZustand … der nur auf dich wartet …5 … du gleitest näher auf die Null zu, während du immer tieferund tiefer gehst …

Page 138: Hypnose Impromptu

4 … du freust dich bereits, durch die Null gleiten zu können unddiesen tiefen Zustand zu genießen …3 … du gleitest näher und näher … näher und näher … und nurder Klang meiner Stimme begleitet dich … während jedes meinerWorte dich nur noch tiefer gehen lässt …2 … du spürst bereits, was dich auf der anderen Seite der Null erwartet… dieser wunderschöne Zustand der Hypnose … währenddu immer näher und näher gleitest …1 … näher und näher … und0 … du gleitest durch die Null und genießt dieses Gefühl angenehmerund tiefer Hypnose … lass es sich wie eine warme Welledurch deinen gesamten Körper ausbreiten … tief … tiefer Schlaf!

Eine meiner favorisierten Vertiefungsmethoden, die physiologische

Veränderungen des Hypnotees nutzen, ist das Heben und Senken des

Armes. Wie man diese Form der Intensivierung als Armdrop nutzen

kann, hast du ja schon während der einen oder anderen Induktion gesehen.

So gut wie immer, wenn ich einen kataleptischen Arm bei meinen

Klienten induziert habe, beende ich den Test mit einer solchen

169

Vertiefung. Das Prinzip ist wieder das gleiche: Nutze das, was bereits

da ist, und verwende es für deine Zwecke. Und wenn der Arm schon

in der Luft ist, dann verlinke ich einfach das Nach-unten-Fallen mit

»tiefer in Hypnose gehen«.

Ich zeige dir jetzt noch eine Variante, die du gleich nach der Induktion

einsetzen kannst und die sehr gut die Vertiefung mit dem Testen

der Hypnose verbindet. Dazu wird der Arm zuerst in Form einer Levitation

nach oben schweben und danach per Armdrop wieder nach

unten befördert. Und beides verbinden wir sowohl mit Vertiefung als

auch mit guten Gefühlen. Keine Angst, auch wenn es erst kurz nach

der Induktion ist, mit der richtigen Intention wird es dir ein Leichtes

sein, die Suggestion in der richtigen Art und Weise zu präsentieren.

Gib auch hier wieder ein Ziel an und verbinde das Erreichen des Ziels

mit einem bestimmten Zustand oder einer Handlung.Ich werde jetzt gleich deine Hand am Handrücken berühren

Page 139: Hypnose Impromptu

… und wenn sie beginnt, sich leichter und leichter anzufühlen… (Jetzt den Arm mit dem bekannten Griff leicht anhebenund die Richtung vorgeben. Nach anfänglich leichter Unterstützungwird die Hand zusammen mit dem ganzen Arm von alleine nachoben schweben.) und ganz von selbst nach oben zu schweben beginnt… spür dieses wunderschöne Gefühl … welches sich mehrund mehr in dir ausbreitet, während du gleichzeitig immer tieferund tiefer sinkst … die Hand und der ganze Arm werden leichterund leichter und die Hand schwebt wie von selbst … ganz automatischauf deinen Kopf zu … als wenn zwei Magnete sich starkanziehen würden … er wird leichter und leichter … und je näherdeine Hand deinem Gesicht kommt, desto tiefer gehst du unddesto besser fühlst du dich … und wenn deine Hand dein Gesichtberührt, gehst du zehnmal so tief … ganz genau … und diesesunglaublich schöne Gefühl breitet sich in deinem gesamten Körperaus … es umgibt dich wie eine schmeichelnde Wolke … undwenn ich deine Hand jetzt am Handrücken berühre, dann fälltdein Arm herunter wie ein nasser Waschlappen … vollkommenentspannt und locker … er fällt herunter wie ein nasser Waschlappen… und wenn er deinen Schoß berührt … verdoppelt sich

170die tiefe Hypnose noch einmal … (Handrücken mit einem Fingerleicht antippen) ganz genau … geh noch einmal doppelt so tief …tiefer Schlaf!Schleifen

Bei den auf diese Art und Weise präsentierten Suggestionen bilden

sich selbst verstärkende Schleifen, auch manchmal Feedback-Loops

genannt. Es ist wie ein Pingpongspiel, in dem eine Aktion Auswirkungen

auf eine weitere hat und dadurch automatisch wieder die erste

beeinfl usst und verstärkt.

Das hört sich etwas kompliziert an, ist es aber überhaupt nicht.

Die folgenden Beispiele werden dir verdeutlichen, wie diese Suggestions-

Schleifen wirken und wie kraftvoll sie sein können. Ich starte

mit einem Klassiker, den ich permanent verwende, einfach weil er

so geniale Ergebnisse erzielt. Weiterhin zeige ich dir auch, wie du

das aktuelle Erleben deines Klienten pacen kannst und dieses sowieso

vorhandene Erleben in einen Feedback-Loop verpackst.Je tiefer du gehst, desto besser fühlst du dich … und je besser du

Page 140: Hypnose Impromptu

dich fühlst, desto tiefer gehst du … (Die Idee sollte bereits jetzt klargeworden sein, oder?)Während deine Atemzüge immer gleichmäßiger werden, gehstdu tiefer und tiefer … und je tiefer du gehst, desto gleichmäßigerwerden deine Atemzüge …Je mehr du wahrnimmst, wie deine Augenlider fl attern, destotiefer gehst du … und je tiefer du gehst, desto mehr fl attern deineAugenlider …Je mehr ich deinen Kopf rotiere und alle Muskeln deines Körperssich dabei entspannen, desto tiefer gehst du … und je tiefer dugehst, desto mehr entspannen sich all deine Muskeln …

171

Wird eine solche Suggestion vom Unterbewusstsein angenommen,

setzt sich automatisch ein Prozess in Gang, der die Schleife wieder

und wieder ablaufen lässt. Und das versetzt uns in eine sehr komfortable

Lage, denn wir sparen uns eine Menge Arbeit und der Hypnotee

geht gleichzeitig in einen sich permanent selbst verstärkenden Zustand

voller Ressourcen und guter Gefühle. Und genau das ist es ja,

was wir in der Hypnose erreichen wollen.Ketten

Diese Suggestionen sind ungeheuer kraftvoll, denn sie bilden eine

Verbindung in einer nicht endenden Erfahrung. Dieses Konstrukt

lässt sich noch schwerer in Worte fassen als die Schleifen, dafür sind

die Beispiele ebenso einfach verständlich wie anwendbar.Mit jedem Atemzug gehst du tiefer und tiefer …Jeder deiner Herzschläge lässt dich tiefer und tiefer sinken …Mit jedem Wort, das ich sage gehst du tiefer und tiefer … tieferSCHLAF! …Mit jedem Wort, das ich sage, mit jedem Atemzug gehst du tieferund tiefer … jeder gleichmäßige Herzschlag lässt dich tiefer undtiefer in die Hypnose driften … den ganzen Weg nach unten …

Nach diesen Beispielen sollte klar geworden sein, wie die Verkettung

von Suggestionen funktioniert, oder? Auch hier wird wieder ein unbewusster

Prozess in Gang gesetzt, der ab der unkritischen Annahme

der Idee des Tiefergehens/Wohlerfühlens etc. im Hypnotee abläuft

und dort seine volle Wirkung entfalten kann.

Page 141: Hypnose Impromptu

Experimentiere einfach ein wenig mit den verschiedenen Arten

von Suggestionen herum. Und wenn du die einzelnen Prinzipien

verinnerlicht und gemeistert hast, dann kannst du anfangen, sie zu

mixen und dadurch die Gesamtwirkung noch zu verstärken.

172

Zusätzlich zu diesen Grundprinzipien gibt es aber noch eine Vielzahl

von Kniff en und Tricks, die das Präsentieren von Suggestionen zu einer

wahren Kunst machen können. Und genau diese Feinheiten zeige

ich dir im nächsten Kapitel.

173Suggestionen kunstvoll präsentieren

Hypnotiseure sind wahre Sprachmagier. Und neben ihrer Persönlichkeit

und ihrer Intention sind Wörter ihre wichtigsten Werkzeuge,

wenn es darum geht, den Fokus und die Aufmerksamkeit der Klienten

auf ihre Ideen und mentalen Konzepte zu lenken. Man sagt, dass

das richtige Wort zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die Welt

verändern kann. Und dies gilt in diesem Sprichwort genauso wie in

der Hypnose, denn manchmal ist es ein ganz bestimmtes Wort oder

eine spezielle Idee, die eine Reaktion im Unterbewusstsein auslöst

und ein ganzes Leben dadurch positiv verändert.

Und dies geschieht mit Suggestionen, dem Herz und der Seele

unseres hypnotischen Werkzeugkastens. Als Hypnotiseur solltest du

dir der Kraft von Worten bewusst sein und darauf abzielen, ein wahrer

Meister in der Verwendung von Sprache zu werden. Schauen wir

uns noch einmal unsere Defi nition von Hypnose an:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionenan das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.

Demnach macht es einen großen Unterschied, wie ich meine Suggestionen

präsentiere, und es scheint mehr dahinterzustecken als nur das

bloße Aneinanderreihen von Wörtern und Sätzen. Tatsächlich ist Hypnose

Page 142: Hypnose Impromptu

für mich mehr eine Kunst als ein bloßes Handwerk. Denn gute

Handwerker gibt es viele, aber wahre Meister ihrer Kunst geben sich mit

der Oberfl äche und der technischen Seite einer Sache nicht zufrieden.

Ich mag das Bild des Malers, der die Vorstellungskraft des Hypnotees

als Leinwand benutzt und mit klaren und eleganten Pinselstrichen

ein Kunstwerk erschaff t. Doch wenn wir uns die großen Werke

von Dalí, Monet & Co. anschauen, so fällt auf, dass die schönsten

Bilder nicht die sind, welche mit viel Material und hoher materieller

Ausstattung und einer perfekten Technik entstanden sind. Vielmehr

sind es die Werke, in denen wir die Seele und die Persönlichkeit des

Malers wiedererkennen und welche bei uns durch ihre geniale Einfachheit

die stärksten Emotionen auslösen.

174

Und genau das wollen wir in Hypnose erreichen. Wir wollen unsere

Wörter und Sätze so formulieren, dass sie in höchstem Maße gefühlvoll

sind und somit direkt auf das emotionale Unterbewusstsein

gerichtet sind.

Um unsere Suggestionen so kunst- und wirkungsvoll zu gestalten,

dass es uns gelingt, den Verstand unserer Klienten auf die Ideen zu

fokussieren, die wir ihnen präsentieren, bedarf es einiger Punkte, die

es zu beachten gilt und die ich dir in diesem Kapitel näherbringen

werde. Aber was ist eine Suggestion denn nun genau? Hier ist meine

Ansicht:Eine Suggestion ist eine an den Geist des Menschen gerichtete Idee, dieeine induzierte und unbewusste Reaktion zur Folge hat.

In Hypnose kommunizieren wir direkt mit dem Unterbewusstsein,

welches sehr empfänglich für eine bildhafte und direkte Sprache ist.

Komplexität ist hier absolut fehl am Platze. Vielmehr sollte die hypnotische

Kommunikation einfach und klar sein.

Erinnerst du dich an das Bild des klugen neunjährigen Kindes?

Page 143: Hypnose Impromptu

Sprich mit dem Unterbewusstsein so, wie du es mit einem solchen

Kind tun würdest. Denk an deine Intention und deine Einstellung,

der Hypnotiseur zu sein. Von jeder Suggestion, welche du gibst, solltest

du unbedingt überzeugt sein. Unterstreiche deine Wörter, Sätze

und Ideen durch Klarheit, Selbstvertrauen und dem unerschütterlichen

Wissen, dass sie auch ausgeführt werden. Pass dich dabei der

Sprache und den Formulierungen deines Hypnotees an. Dadurch erhöht

sich nicht nur euer Rapport, sondern auch die Wahrscheinlichkeit,

dass das Unterbewusstsein auch genau versteht, was du willst.

Und genau darum geht es: eine Realität zu gestalten, die so attraktiv

und anziehend ist, dass der Klient voller Motivation ist, sie auch wirklich

erleben zu wollen.

Kommen wir jetzt zum Konzept der »hypnotischen Stimme«.

Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, ob du beim Hypnotisieren

auf eine besondere Art und Weise sprechen solltest. Ich habe

eine ganz spezielle Art zu sprechen, die immer dann zum Tragen

kommt, wenn ich Menschen hypnotisiere. Sie ist meine persönliche

175

Hypnosestimme, allerdings ist sie anders, als man es oft erzählt bekommt

oder lesen kann. Aber wie sieht eine optimale hypnotische

Stimme aus?

Falls du jemals im Fernsehen einen Hypnotiseur gesehen hast, der

auf seine Klienten mit einer monotonen und gleichmäßigen Stimme

einredet, dann ist jetzt die Zeit, dieses Konzept umgehend über Bord

zu werfen. Wenn du deine Hypnotees langweilen und einschläfern

möchtest, mag dieser Ansatz ja vielleicht der Richtige sein, aber um

das Unterbewusstsein zu begeistern und emotional zu engagieren,

solltest du viel mit deiner Tonalität spielen. Deshalb sind die beiden

wichtigsten Prinzipien Vielfalt und Flexibilität. Hast du schon vom

Page 144: Hypnose Impromptu

Prinzip des Go fi rst! gehört? Es gehört zu den wichtigsten Grundsätzen

eines jeden guten Hypnotiseurs und läuft nach ein paar sehr

einfachen Regeln ab:

Wenn du Begeisterung entfachen möchtest, sei selbst begeistert!

Wenn du ein Gefühl suggerieren möchtest, dann fühl dieses Gefühl

selbst!

Wenn du einen Zustand hervorrufen möchtest, gehe selbst in diesen

Zustand!

Auf diese Art und Weise kommunizierst du kongruent und dein

Klient wird deine Suggestionen gerne befolgen, einfach weil er dir

vertraut und dir gerne folgt. Und vor allem spürt er, dass du emotional

engagiert bist, und nicht nur ein routiniertes Pensum abspulst.

Achte dabei auf eine klare und einfache Sprache. Dies ist notwendig,

denn das Unterbewusstsein nimmt mit zunehmender Intensität der

Hypnose alles wörtlich. Wissenschaftliches Kauderwelsch und komplizierte

Formulierungen haben hier nichts zu suchen. Nutze stattdessen

eine leicht verständliche Alltagssprache, die dein Klient auch

wirklich versteht.

Trotz aller Sorgfalt kann es aber auch immer einmal vorkommen,

dass es zu keiner oder einer nicht von dir gewollten Reaktion des

Unterbewusstseins

kommt. Dies ist aber überhaupt kein Problem. Wenn

eine Suggestion nicht angenommen wird, kann es zum einen daran

liegen, dass das Unterbewusstsein nicht verstanden hat, was du von

176

ihm willst, oder dass es einfach keine Referenz für die von dir gewählte

Formulierung hat.

Wenn du zum Beispiel suggerierst, dass die Hände zusammenkleben,

weil sie mit Sekundenkleber in Berührung gekommen sind,

Page 145: Hypnose Impromptu

dein Klient aber überhaupt nicht weiß, was Sekundenkleber ist,

dann wird er die Anweisung nicht ausführen können. Wenn du also

eine bestimmte Handlung erreichen möchtest, dann stelle sicher,

dass es eine Vergleichsmöglichkeit für ein solches Erlebnis gibt, also

eine ähnliche Erfahrung, auf die das Unterbewusstsein zurückgreifen

kann.

Und falls du dir einmal nicht ganz sicher sein solltest, ob eine

Suggestion von dir verstanden wurde, dann kann ich dir einen sehr

einfachen Tipp geben: Frag einfach nach!

Meine Standardformulierung ist in diesen Fällen: »Nicke mit dem

Kopf, wenn du das verstanden hast.« Wenn du dann als Antwort ein

Kopfnicken bekommst, dann ist das eine sogenannte Ideomotorische

Reaktion, denn das Nicken des Kopfes ist eine unbewusste Bewegung,

welche so gut wie nie auf bewusster Ebene gesteuert wird.

Wenn du deine Suggestionen klar und einfach formulierst, hat dies

neben einer guten Beziehung zum Unterbewusstsein noch einen weiteren

Vorteil, denn du umgehst die Gefahr, dass der kritische Faktor

zurück ins Spiel kommt. Dies geschieht vor allem dann, wenn sich

Ideen oder Anweisungen widersprechen oder das analytische Bewusstsein

sich zu sehr herausgefordert sieht.

Eff ektive Suggestionen sind so aufgebaut, dass sie beim Klienten

auf fruchtbaren Boden treff en, auf etwas, das er glaubt oder für möglich

hält. Sag ihm Worte, die er hören will und auf die er gerne und

positiv reagiert. Fange dabei mit kleinen Dingen an und erhöhe dann

sukzessive den Schwierigkeitsgrad.

Und wenn du mit den einfachen Phänomenen wie zum Beispiel

der Augenlidkatalepsie erfolgreich warst, dann kannst du dich mit

jeder folgenden Suggestion steigern. Der bekannte amerikanische

Hypnosetherapeut Gerald Kein hat insgesamt sieben Regeln des

Page 146: Hypnose Impromptu

Verstandes aufgestellt23 und eine davon bestätigt das, was jeder gute

Hypnotiseur in seiner täglichen Arbeit mit Klienten immer wieder

177

feststellt, nämlich »dass jede Suggestion, die befolgt wird, den Widerstand

für die nachfolgenden senkt.«

Jede positive Reaktion auf deine mentalen Anweisungen und Konzepte

bildet ein starkes Fundament, auf dem du im Laufe der Hypnose

aufbauen kannst. Und je öfter eine Suggestion, sei sie auch noch

so klein, angenommen und ausgeführt wird, desto einfacher wird der

hypnotische Prozess für den Hypnotiseur. Diesen Trick haben Kinder

übrigens schon lange herausgefunden. Sie fangen bei ihren Eltern mit

ganz kleinen Wünschen an und steigern diese dann langsam, aber stetig.

Und ehe diese das begriff en haben, steht unter dem Weihnachtsbaum

dann schon ein neues Fahrrad oder eine Playstation.

Und genau diese Taktik sollte auch ein Leitfaden in der Hypnose

sein: Starte mit einfachen Suggestionen und erhöhe mit jeder positivenReaktion den Schwierigkeitsgrad.

Eine ideale Reihenfolge für ein paar beeindruckende hypnotische

Phänomene lernst du in einem der nächsten Kapitel. Wie einfach

die Suggestion aber auch immer sein mag, präsentiere sie so, als ob

es sich um eine unumstößliche Tatsache handele, deren Ausgang für

dich schon feststünde.

Wenn du deinem Klienten also seine Hand auf dem Bein »festkleben

« möchtest, dann sag ihm nicht, dass er sich vorstellen soll,

wie die Hand dort festklebt. Formulier es stattdessen als feststehendes

Ereignis, an welchem es keinen Zweifel gibt. Die Ergebnisse werden

dadurch andere sein.

Neben diesen allgemeinen Ausführungen möchte ich dir jetzt noch

einige kurze und knackige Tipps geben, mit denen deine Suggestionen

wirkungsvoller und erfolgreicher werden. Du kannst sie als eine

Page 147: Hypnose Impromptu

Art Checkliste ansehen, die dich bei den Formulierungen und bei der

Entwicklung eines eigenen Stils begleiten und unterstützen sollen.

Beherzigst du sie in deinen Hypnosen, werden deine Suggestionen

wirkungsvoller und erfolgreicher werden.Flüssiges und nahtloses Sprechen

Dies hört sich einfach an und ist für die meisten Anfänger auf dem

Gebiet der Hypnose doch so ungeheuer schwer, da es sich noch nicht

178

um eine unbewusste Fähigkeit handelt. Aber besonders direkt nach

der Induktion, wenn der hypnotische Zustand noch nicht ganz stabil

ist, solltest du darauf achten, dass du fl üssig und durchgehend deine

Suggestionen präsentierst. Dadurch verstärkst du die Fokussierung

auf deine Stimme und sorgst dafür, dass der Hypnotee nicht wieder

aus der Trance herauskommt. Oder anders formuliert, du sorgst mit

einer angenehmen Präsentation deiner Ideen und Konzepte dafür,

dass er gar nicht genug davon bekommen kann.

Gleichzeitig vertiefst du die Hypnose auch noch und schlägst dadurch

mehrere Fliegen mit einer Klappe. Und auch wenn die Sprache

ungeheuer wichtig ist, kommt es gar nicht so sehr darauf an, was du

sagst, sondern vor allem dass du überhaupt etwas sagst. Verbunden

mit einer angenehmen Tonalität und einem vielfältigen Sprachtempo

wird sich dein Klient vorkommen, als würde er eine angenehme

Wasserrutsche

hinuntersausen.

Für das fl üssige und nahtlose Aneinanderreihen von Suggestionen

eignen sich die sogenannten Verbindungswörter, mit denen du fast

endlose Sätze bilden kannst, ohne einen Punkt machen zu müssen.

Die wirkungsvollsten sind »und«, »während«, »weil«, »je/desto« und

»das bedeutet«.

Je mehr dieser Wörter du in deine Sprache einbaust, desto einfacher

Page 148: Hypnose Impromptu

wird dir das nahtlose Sprechen fallen, weil du dir dann nicht

mehr so viele Gedanken um den Inhalt machen musst, und das bedeutet,

dass du dich ganz auf deinen Klienten konzentrieren kannst,

während dieser immer tiefer und tiefer sinkt und gleichzeitig auf deine

Stimme fokussiert ist, weil deine fl üssige und nahtlose Sprache

so unwiderstehlich ist. Verstehst du jetzt, was ich meine? Aber keine

Sorge, solche Sätze wirst du auch schon bald aus dem Ärmel schütteln

können, hier macht Übung wirklich den Meister.Bildhafte und einfache Sprache

Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Alle Suggestionen, die du

in der Hypnose gibst, sind direkt an das dominante Unterbewusstsein

gerichtet. Und genau für dieses sollten sie auch formuliert sein.

Mach dir daher keine Gedanken um die Logik einer Anweisung oder

um eine grammatikalisch perfekte Formulierung. Vielmehr sollte

179

deine Sprache klar, einfach, emotional und vor allem sehr bildhaft

sein, denn dann wird das Unterbewusstsein wie ein Schwamm die

Suggestion aufnehmen und gerne ausführen. Vor allem die Klarheit

ist wichtig, denn in Hypnose wird mit zunehmender Intensität des

Zustands mehr und mehr wortwörtlich genommen. Denk einfach

immer an das kluge neunjährige Kind, welches du mit deinen Ideen

und Konzepten begeistern willst. Mit diesem Gedankenkonstrukt

wirst du garantiert Erfolg haben.Flexibilität ist alles: Suggestionen mit Persönlichkeit

Die Worte und die genauen Formulierungen sind sehr wichtig, genauso

entscheidend ist aber auch die Art und Weise, wie du deine

Suggestionen präsentierst. Und genau an dieser Stelle trennt sich auch

die Spreu vom Weizen, denn ein vorbereitetes Skript aus dem Internet

kann jeder vorlesen. Den entscheidenden Unterschied macht aber die

Persönlichkeit, die du in deine Formulierungen einbringst und die

Page 149: Hypnose Impromptu

aus einem technischen Handwerk eine wahre Kunst machen kann.

Deshalb solltest du auch nie mit einem Skript arbeiten, sondern

deinen eigenen Stil und deine eigene Art der Präsentation entwickeln.

Und je überzeugender du deine Suggestionen bringen kannst, desto

höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie gerne und umgehend befolgt

werden.

Und auch eine sonore und monotone Stimme ist längst Schnee

von gestern. Achte deshalb auf deine Intonation, dein Sprachtempo,

auf Downward Infl ections (am Satzende mit der Betonung nach unten

gehen, auch als sogenannter Kommando-Modus bekannt), deine

Tonalität und auf hervorhebende Phrasierungen bestimmter Wörter

oder Sätze. Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch. Mal ist schnelles

Sprechen angebracht und mal langsames. Mal solltest du lauter

werden und ein anderes Mal wieder leise. Achte aber darauf, dass du

variabel bist und deinen Klienten mit deiner Art und Weise der Präsentation

von Suggestionen begeisterst und überzeugst.

Und wie geht das am einfachsten? Ganz einfach: Go fi rst! Sei du

selbst begeistert und bringe so viele Emotionen wie möglich in deine

Sprache!

180Prozessanweisungen

Um dir die Arbeit einfacher zu machen, empfehle ich dir, gleich nach

der Vertiefung einige Prozessanweisungen zu geben, die du im Verlauf

der Hypnose noch öfter verwenden willst. Da du während einer

Impromptu-Situation deinen Klienten oft aus der Hypnose herausholst,

dann in Wachhypnose einige Suggestion ausführen lässt, um

ihn danach wieder hineinzuschicken, bietet es sich vor allem an, Instruktionen

für diese Abläufe zu geben. Dies macht so gut wie jeder

Hypnotiseur anders und auch du solltest so lange probieren, bis du

eine Variante gefunden hast, mit der du dich gut fühlst.

Page 150: Hypnose Impromptu

So kannst du sagen, dass von nun an jedes Mal, wenn du das Wort

»Schlaf« sagst, oder mit dem Finger schnippst, dein Hypnotee umgehend

wieder in den Zustand der Hypnose zurückkehrt und jedes Mal

doppelt so tief geht. So setzt du einen Trigger für die Re-Induktion,

den du von nun an nur noch auslösen musst.

Wenn du ihn an der Schulter berührst und »eins, zwei, hellwach«

oder »eins, zwei, Augen auf« sagst, wird er die Augen öff nen und

in der Lage sein, sich völlig normal zu bewegen und zu sprechen,

aber trotzdem alle Suggestionen und Anweisungen zu befolgen, die

du ihm gegeben hast. Wenn du noch weitere wiederkehrende Abläufe

hast, dann solltest du sie an dieser Stelle ebenfalls mit einbauen. Am

Ende der Prozessinstruktionen solltest du das Unterbewusstsein auf

jeden Fall fragen, ob es die Anweisungen verstanden hat, indem du

die bekannte Suggestion gibst: »Nicke mit dem Kopf, wenn du das

verstanden hast.«Das Timing

Der Zeitpunkt, wann du eine Suggestion gibst, spielt eine große Rolle.

Zum einen haben wir eben schon angesprochen, dass jede befolgte

Suggestion

den Widerstand für die folgenden senkt. Warte also mit schwierigeren

hypnotischen Phänomenen wie Amnesie oder Halluzination ab,

bis dein Klient die einfacheren Dinge wie Katalepsie oder Levitation

schon ausgeführt und erlebt hat. Denn dann hat er schon etwas Übung

und ist daran gewöhnt, auf deine Suggestionen zu reagieren.

Ganz allgemein gilt, dass du immer nur suggerieren solltest, dass

etwas passiert, wenn es auch wirklich passiert. Wenn du also erste

181

Anzeichen von Augenlidfl attern wahrnimmst, dann kannst du die

Suggestion geben, dass die Augenlider anfangen zu fl attern. Wahrscheinlich

wird er erst durch deine Suggestion auf seine Augen und

Page 151: Hypnose Impromptu

das Flattern der Lider aufmerksam werden. Dadurch entsteht auf

unbewusster

Ebene eine Verbindung zwischen Hypnotiseur und Hypnotee,

die du dann natürlich weiterentwickeln musst.

Und es gibt noch eine wichtige Faustregel zum Th ema »Timing«:

Formuliere ein von dir gewünschtes Ereignis (zum Beispiel Katalepsie,

Levitation, Amnesie etc.) immer als eine attraktive und zukünftige Möglichkeit.

Dann kannst du nämlich den Eintritt dieses Ereignisses in den

buntesten Farben ausmalen, sodass dein Hypnotee richtig »heiß« darauf

ist, dieses Ereignis auch wirklich zu seiner Realität werden zu lassen.

Auch hier erkennst du wieder das alte Prinzip, dass Hypnose

nichts ist, was der Hypnotiseur von außen bestimmt, sondern was

der Hypnotee aufgrund des Inhalts und der Verpackung der Suggestionen

tief und fest glaubt und unbedingt erleben will.Compounding

Je häufi ger du Suggestionen um eine bestimmte Idee herum wiederholst,

desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Dies liegt daran,

dass es zu einer Stapelung der einzelnen Anweisungen kommt, das

Ergebnis ist also kumulativ. Dies nennt man auch Compounding of

Suggestion, eine Technik, die auf Bernheim und wieder einmal Dave

Elman zurückgeht.

Der Unterschied vom Compounding zur reinen Wiederholung ist

der, dass die Suggestionen auch befolgt werden müssen. Ich will dir

ein etwas abstraktes Beispiel geben, welches das Prinzip jedoch sehr

klar macht: Wenn du eine erste Suggestion für eine bestimmte Veränderung

gibst, dann ist diese unter Umständen noch schwach. Dann

gibst du eine zweite, die wieder etwas schwächer ist, dafür aber die

erste stärker macht. Gibst du nun eine dritte, so werden die erste und

die zweite gestärkt, während die dritte noch schwach ist. Jede weitere

Suggestion hat also immer eine Auswirkung auf alle vorhergehenden

Page 152: Hypnose Impromptu

Suggestionen bis hin zur allerersten.

Nicht umsonst gilt der Grundsatz: »Wenn du es einmal denkst, ist

es ein Gedanke, wenn du es mehr als siebenmal denkst, wird es zu einer

182

Gewohnheit.« Dies soll jedoch nicht heißen, dass du wirklich jede Suggestion

mehrfach wiederholen sollst. Dies machen meist nur Hypnotiseure,

die unsicher sind und sich über diesen Weg mehr Erfolg versprechen.

Wenn du eine gute Formulierung fi ndest und diese auch richtig

präsentierst, dann reicht in den meisten Fällen eine einmalige Suggestion

aus. Und wenn du eine geschulte Wahrnehmung hast, wirst du

von ganz alleine feststellen, ob die Anweisung ausreichend war oder

ob es noch etwas Compounding bedarf.

Und es gibt ein mentales Th ema, das du wirklich nicht genug

wiederholen kannst: Dass dein Klient sich gut fühlt, die Erfahrung

genießt und eine Menge für sein Leben aus der Hypnose mitnehmen

wird, kannst du wirklich nicht oft genug suggerieren.Bekräftigung und Bestätigung

Je wohler sich dein Klient fühlt, desto motivierter wird er deine Suggestionen

befolgen. Und je mehr du ihm bestätigst, dass alles, was er

tut, vollkommen richtig und gut ist, wird sich diese Motivation noch

einmal erhöhen.

Sag ihm also so oft wie möglich, dass er alles richtig macht. Und

dies gilt für den gesamten hypnotischen Prozess. Du solltest diese

Bekräftigungen vor, während und auch nach der Hypnose so oft wie

möglich einstreuen.

Denk dran, dass für die meisten Menschen Hypnose etwas vollkommen

Neues ist und sie überhaupt nicht wissen, wie sie sich verhalten

sollen. Und wenn die Augen dann geschlossen sind, verstärkt

sich diese Unsicherheit auch noch, da sie nicht mehr in der Lage sind,

Blickkontakt mit dem Hypnotiseur zu suchen.

Page 153: Hypnose Impromptu

Wenn du also regelmäßige Bestätigungen gibst, dann fühlt der

Klient sich sicher und auch das Bewusstsein ist beruhigt, dass alles

in Ordnung ist. Und was besonders wichtig ist: Du verstärkst eure

gegenseitige Beziehung, denn dein Hypnotee fühlt sich von dir verstanden

und weiß, das ihr beide das gleiche Ziel zu seinem Besten

und seinem Wohlergehen verfolgt.

Wie du eine solche Bekräftigung praktisch umsetzen kannst, hast

du bei vielen Induktionen und Vertiefungen schon kennengelernt.

Hier noch ein paar Anregungen, die du beliebig ergänzen kannst:

183Ganz genau … du machst das ausgezeichnet … so ist es gut … duhast ein kraftvolles Unterbewusstsein, das für dich sorgt … sehrgut … du bist ein Naturtalent … du hast alle Ressourcen bereitsin dir etc.

Ich glaube, du hast die Idee verstanden, oder?Das motorische Gedächtnis aktivieren

Wann immer du eine Suggestion gibst, die eine physiologische Reaktion

zur Folge hat, zum Beispiel die am Bein des Klienten festklebende

Hand, solltest du diese Reaktion verstärken oder unterstützen.

Dies lässt sich ganz einfach umsetzen, indem du das muskuläre

Gedächtnis des Körpers im Vorfeld trainierst. Das Unterbewusstsein

reagiert nämlich stärker, wenn es eine körperliche Referenz hat.

Im Fall der klebenden Hand sagst du also beispielsweise, dass er

seine Hand fest auf seinen Oberschenkel drücken soll, und unterstützt

diese Erfahrung noch mit leichtem Druck durch deine eigene

Hand. Dadurch aktivierst du das motorische Gedächtnis des Körpers

und das Unterbewusstsein weiß schon vorher, was genau von ihm

erwartet wird und wie es sich anfühlt.Schaff dir ein Standard-Patter an

Nichts ist hinderlicher, als wenn du während deiner Induktion und

in der Hypnose noch groß über deine Formulierungen nachdenken

Page 154: Hypnose Impromptu

musst. Dies hat automatisch zur Folge, dass du dich komplett mit dir

und dem Suchen nach dem richtigen Wort und dem passenden Satz

befasst und deinen Klienten völlig außer Acht lässt.

Denn eigentlich ist das Ziel ja genau umgekehrt, deine gesamte

Aufmerksamkeit sollte beim Hypnotee sein, damit du alle sichtbaren

und auch subtilen physiologischen Veränderungen wahrnehmen

kannst. Denk immer dran: Diese Reaktionen sind das beste Feedback,

welches du bekommen kannst, da der Körper dem Geist folgt.

Du solltest dir also ein für dich passendes Patter für die Induktion,

die Vertiefung, und die Prozessinstruktionen anschaff en, welches du

im Schlaf können solltest. Sobald dich dann jemand fragt, ob du ihn

hypnotisieren kannst, kannst du dann mit dieser Standardeinleitung

184

beginnen, ohne dass du ständig überlegen musst, was genau du sagen

willst und wann genau du welche Suggestionen gibst.

Dies erfordert natürlich ein wenig Übung, kommt mit der Zeit

aber ganz von alleine. Und du wirst dich unglaublich viel sicherer

fühlen, wenn du nicht mehr über das Was nachdenken musst und

dich voll und ganz auf das Wie konzentrieren kannst.Sei DER Hypnotiseur

Und zum Schluss der wichtigste Tipp von allen: Sei DER Hypnotiseur.

Präsentiere alle deine Suggestionen so, als wären sie eine absolute

Tatsache. Wenn du suggerierst, dass die Hand am Bein festklebt, lass

keinen Zweifel daran. Lass keine Ausweichmöglichkeiten, denn dein

Ziel ist es, dass dein Hypnotee tief und fest glaubt, dass die Hand

tatsächlich festklebt. Sei dir stets bewusst, dass du in Hypnose die

Glaubenssätze deiner Klienten veränderst und damit ihre momentane

Realität gestaltest. Und wenn du diese attraktiv und überzeugend

beschreibst, wird sie gerne angenommen werden.

Arbeite neben dem Erlernen des hypnotischen Handwerks und

Page 155: Hypnose Impromptu

deiner sprachlichen Fähigkeiten auch an deiner Persönlichkeit und

deinem Selbstbewusstsein, denn diese machen im Endeff ekt den

Unterschied.Negationen

Oh, da hätte ich doch beinahe noch einen wichtigen Punkt auf der

Checkliste vergessen. Nämlich die berühmten Negationen. In fast

jedem Seminar kommt die Frage, ob man in Suggestionen auch negative

Formulierungen benutzen dürfe, denn man hätte schließlich

gehört oder gelesen, dass das Unterbewusstsein keine Negationen

verarbeiten könne. Dann kommt meist noch das klassische Beispiel

»Denke jetzt nicht an einen rosa Elefanten!«

Die Argumentation ist dann, dass das Gehirn sich den Elefanten

ja erst einmal vorstellen muss, um ihn dann wieder auszublenden. So

weit, so gut. Auch ich habe diese oder ähnlich Aussagen schon in so

manchem Workshop gehört und in vielen Fachbüchern gelesen. Und

der mentale Prozess läuft auch genau so ab. Ist das jedoch ein Grund,

dass das Unterbewusstsein eine Verneinung nicht verarbeiten kann?

185

Natürlich nicht. Das Problem ist, dass die meisten Menschen solche

Aussagen einfach hinnehmen, ohne sie selbst zu überprüfen, indem

sie ihre eigenen Erfahrungen machen.

In der Tat ist es sinnvoller, Suggestionen positiv zu formulieren,

also einen Zustand zu beschreiben, der erreicht werden soll. Aber das

Unterbewusstsein ist so groß und klug, dass es Negationen

selbstverständlich

versteht. Oder um es etwas plakativer auszudrücken: Das

Unterbewusstsein ist nicht blöd! Und wenn ich in Hypnose suggeriere,

dass jemand von nun an ein Nichtraucher ist, er seine Hand nicht

mehr bewegen kann, oder seinen Namen nicht mehr weiß, dann wird

diese Suggestion exakt so ausgeführt. Denn das Unterbewusstsein hat

Page 156: Hypnose Impromptu

bereits eine Referenz, wie sich diese Dinge anfühlen, und kann sie

daher auch sofort umsetzen. Probier es selbst aus und du wirst sehen,

was ich meine. Und wenn dir wieder einmal jemand das Märchen

von den Negationen erzählen will, dann kannst du mit großer

Wahrscheinlichkeit

davon ausgehen, dass er es noch nie selbst getestet hat

und nur das weitererzählt, was er woanders gehört hat.

186Die Supersuggestion

Das Ziel von Hypnose ist, dass der Klient die Suggestionen des Hypnotiseurs

akzeptiert und ohne Analyse des kritischen Filters ausführt.

Und an dieser Stelle des Buches sind wir an einem Punkt des Prozesses

angelangt, wo er dann schon viele deiner Anweisungen befolgt haben

wird, sei es im Pre-Talk, im Set-Up oder während der Induktion

und der Vertiefung.

Vielleicht hast du auch schon die ersten Suggestionen für hypnotische

Phänomene erfolgreich präsentiert. Dann wäre es doch schön,

wenn es eine Suggestion geben würde, die sicherstellt, das dein Hypnotee

von nun an alle weiteren Suggestionen von dir befolgen wird,

nicht wahr?

Und die gute Nachricht ist, dass es so etwas gibt: Nämlich in Form

der Supersuggestion. Wenn du sie in der richtigen Art und Weise,

nämlich mit viel Selbstvertrauen und jeglichem Fehlen von Zweifel

präsentierst, dann werden deine folgenden Suggestionen für deinen

Klienten einfach unwiderstehlich werden.Von jetzt an wird alles, was ich zu dir sage … egal wie absurd oderverrückt es sich auch anhören mag, zu deiner Realität … alles,was ich sage, wird deine Realität … du glaubst, was ich sage, dassdu glaubst … du weißt, was ich sage, dass du weißt, du wirst tun,was ich dir sage, dass du tun sollst … alles, was ich sage, wird genauso eintreten, wie ich es sage, und wird zu deiner Realität … alles,was ich zu dir sage, wird umgehend zu deiner Realität … ohne

Page 157: Hypnose Impromptu

Zweifel und ohne Zögern … denn dein Unterbewusstsein setztseine ganze Kraft dafür ein, dass es dir gut geht …

Dies ist nur eine Variante der Supersuggestion und du solltest auf

jeden Fall deine eigenen Worte dafür fi nden. Der Zweck sollte aber

auf jeden Fall deutlich geworden sein. Du sagst im Prinzip, dass dein

Klient exakt das erlebt, was du ihm sagst, dass er erlebt, glaubt, weiß

und tut, was du ihm suggerierst. Dies kannst du natürlich beliebig

kürzen oder auch ausbauen, je nachdem, welche hypnotischen Phänomene

du hervorrufen möchtest.

187

Wenn du zum Beispiel eine sensorische Halluzination hervorrufen

möchtest, dann solltest du auch noch das »Fühlen« einbauen. Die

einzelnen Bausteine verstärken sich dann gegenseitig und werden als

Ganzes zur Supersuggestion. Wiederhole sie ungefähr zwei- bis dreimal

und teste dann umgehend, ob sie angenommen wurde. Ich nehme

dafür gerne eine Levitation, lasse die Hand irgendwo festkleben

oder kombiniere sogar beides. Die Ausführung eines solchen Phänomens

ist für den Hypnotee sehr einfach und du hast ein schnelles

Feedback, dass die Supersuggestion angenommen wurde. Von nun

an solltest du aber noch verantwortungsvoller arbeiten, da nun wirklich

jede Suggestion wörtlich genommen wird und unwiderstehlich

erscheint.

Manche Menschen haben mit der Supersuggestion ihre Schwierigkeiten,

weil es für sie zu viel von Machtausüben hat. Wenn es dir ähnlich

gehen sollte, dann denke immer an deine Intention und dass es dein

oberstes Ziel ist, dass es deinem Klienten nach der Hypnose besser

gehen soll als vorher. Gestalte ihm also seine hypnotische Realität

so schön und so angenehm wie möglich. Und wenn euer Rapport

stimmt, dann wird er dir jederzeit vertrauen und auch die Supersuggestion

gerne befolgen. Probier sie einfach einmal aus und lass dich

Page 158: Hypnose Impromptu

überraschen, wir positiv deine Klienten darauf reagieren werden.

188Hypnotische Phänomene:Hypnose »testen«

Die Überschrift für dieses Kapitel ist gar nicht so leicht zu fi nden,

denn mit den folgenden Inhalten werden gleich mehrere Dinge

gleichzeitig abgedeckt. Denn wenn wir uns auch hauptsächlich um

das Hervorrufen spannender und beeindruckender hypnotischer

Phänomene kümmern, so handelt es sich auch um einen Test für

den Hypnotiseur, mit dem er defi nitiv erkennen kann, ob sein Klient

hypnotisiert ist oder nicht.

Wenn du die nächsten Abschnitte dieses Buches also ausreichend

übst und meisterst, dann hast du bereits einen Vorsprung vor vielen

Hypnotherapeuten und -Coaches, die noch nie in ihrer Karriere tatsächlich

getestet haben, ob ihr Klient in Hypnose ist. Sie sehen ihn

entspannt und mit geschlossenen Augen im Behandlungssessel liegen

und gehen einfach davon aus, dass alles seine Richtigkeit haben muss.

Und am Ende der Sitzung blicken sie dann in die kritischen Augen

ihrer Klienten und müssen viel Energie und logische Argumente aufbringen,

um zu erklären, warum der Hypnotee denn auch wirklich in

Hypnose gewesen sein müsste.

Um diesem Dilemma zu entgehen, solltest du immer testen, ob

du erfolgreich hypnotisiert hast. Und dies gilt für jedes Setting, ob

in einer Impromptu-Situation oder in einer Coaching-Sitzung in der

Praxis. Dieses direkte Feedback, ob eine gegebene Suggestion vom

Unterbewusstsein befolgt wird, hat jedoch nicht nur für dich einen

großen Vorteil, sondern wirkt auch für deinen Klienten als starker

Convincer, also als ein vom logischen Verstand nachvollziehbarer Beweis,

dass etwas Unlogisches passiert, was im normalen Wachzustand

sonst nicht vorkommt.

Page 159: Hypnose Impromptu

Auch ich habe am Anfang meiner Karriere nicht getestet und

hatte viele Klienten, die mich nach einer Hypnosesitzung unsicher

anblickten und nicht wussten, ob sie nun hypnotisiert waren oder

nicht. Vielleicht waren sie es, vielleicht aber auch nicht. Ich konnte

nur die gleichen Argumente aufzählen, die man in so gut wie jedem

Buch über Hypnose und auch in fast jeder Hypnoseausbildung er189

zählt bekommt. Wirklich überzeugt hat das allerdings nur die wenigsten.

Seitdem ich mittlerweile auch im Coaching-Kontext teste und ein

bis zwei Convincer einbaue, ist dies vollkommen anders geworden.

Wenn ein Klient in Hypnose erfährt, dass seine Hand an seinem Kopf

festklebt und er sie so lange nicht wegnehmen kann, bis ich es ihm

sage, dann ist das schon ein sehr starker Beweis, dass etwas

Außergewöhnliches

passiert und dass er wirklich in Hypnose ist.

Und das Beste kommt zum Schluss, denn jetzt wissen nicht nur

der Hypnotiseur und der Klient, dass die Hypnose erfolgreich eingeleitet

wurde, sondern durch die nun extrem erhöhte Kompetenz und

Erwartungshaltung wird die folgende Arbeit wesentlich einfacher

und alle folgenden Suggestionen werden viel eff ektiver und schneller

befolgt.

Mittlerweile lasse ich jeden Klienten, den ich hypnotisiere – egal in

welchem Setting – mindestens eine außergewöhnliche Erfahrung machen,

damit dann auch Veränderungen einfacher werden und sie ihren

Freunden weitererzählen, wie unglaublich cool Hypnose ist. Und

genau das ist sie auch, sie ist cool, macht Spaß und ist einfach eine

wunderschöne Erfahrung. Und deshalb empfehle ich jedem Hypnotiseur,

seinen Klienten so viele Aha-Erlebnisse wie möglich zu schenken.

Da es in diesem Buch um den Einsatz von Hypnose in Impromptu-

Situationen geht, wollen wir nun auf die Verwendung von hypnotischen

Page 160: Hypnose Impromptu

Phänomenen zu Demonstrationszwecken eingehen. Dabei

wird eine bestimmte Abfolge von einzelnen Phänomenen auch Routine

genannt, und jeder Hypnotiseur hat da so seine eigenen Vorlieben,

was den Inhalt und den Ablauf angeht.

Grundsätzlich sind deiner Kreativität hier keine Grenzen gesetzt,

bauen doch alle möglichen Routinen auf den in einem früheren Kapitel

beschriebenen Phänomenen auf, die Klienten erleben können

und welche oftmals den gewünschten Aha-Eff ekt auslösen.

Du kannst dabei mit allen fünf Sinnen spielen und die Realität bezüglich

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen verändern.

Du kannst Katalepsie und Amnesie suggerieren und beeindruckende

Illusionen und Halluzinationen hervorrufen.

190

Die Frage ist also: Wann ist die beste Zeit dafür? Und auch wenn

du bereits mit dem Wort »Schlaf!« strikt genommen die ersten Phänomene

induzierst (dein Klient befolgt deine Anweisungen), so

sollten die in diesem Kapitel beschriebenen Demonstrationen nach

der Vertiefung, der Supersuggestion und den Prozessanweisungen

folgen. Auch wenn es keinen festen Ablauf gibt und du jederzeit

fl exibel reagieren können solltest, so empfehle ich dir auf jeden Fall,

dir einen groben Plan zurechtzulegen. Übe zwei bis drei Routinen,

mit denen du dich wohlfühlst und die du in jeder Demonstration

verwendest und auf denen du dann aufbauen kannst. So hast du

einen Start, den du im Schlaf beherrscht, und kannst dich voll und

ganz auf deinen Klienten und seine Reaktionen einstimmen. Das

ist wichtig, denn da jeder Hypnotee auf seine ganz individuelle Art

und Weise reagiert, ist der Verlauf sowieso kaum vorhersehbar und

wird auf jeden Fall eine Menge Spontaneität und Flexibilität von

dir verlangen. Aber denk immer dran, du kannst nichts falsch machen,

Page 161: Hypnose Impromptu

da es kein Richtig und kein Falsch und auch kein festgelegtes

Ergebnis gibt. Vielmehr ist es ein permanentes Wechselspiel von

Suggestionen und Reaktionen und am Ende des Tages ist der Weg

in diesem Fall das Ziel.

Als Faustregel gilt: Starte mit Aufgaben, die einfach umzusetzen

sind und die sich so gut wie jeder Klient vorstellen und damit ohne

Probleme befolgen kann. Mit jeder Suggestion kannst du dich dann

steigern und Phänomene ausprobieren, die eine höhere Suggestibilität

und ein wenig hypnotisches Training voraussetzen. Und wie wir

wissen, sinkt mit jeder befolgten Suggestion der Widerstand bei den

folgenden.

Ich starte zum Beispiel sehr oft mit einer Levitation, die dann

in eine Katalepsie überleitet. Das funktioniert so gut wie bei jedem

Hypnotee, der damit schon sein erstes Erfolgserlebnis hat und das

Gefühl bekommt, dass er alles richtig macht. Und wenn du die körperlichen

Bewegungen dann auch noch mit guten Gefühlen verlinkst,

dann hast du die Tür für weiterführende Convincers schon weit geöff

net. Wichtig ist auch hier, so viele Bekräftigungen wie möglich

einzustreuen, damit das Bewusstsein beruhigt ist, und gleichzeitig alle

Suggestionen direkt auf das Unterbewusstsein abzustimmen.

191

Obwohl du jederzeit eine Routine auf die nächste folgen lassen

könntest, empfi ehlt es sich, jede einzelne dadurch zu beenden, dass

du deinen Klienten zurück in Hypnose schickst. Den passenden Trigger

hast du ja bereits in den Prozessinstruktionen gesetzt. Dies hat

zwei große Vorteile, nämlich dass für dich und für den Hypnotee ein

klarer Abschluss der Suggestion erkennbar ist und durch die Fraktionierung

die Hypnose jedes Mal noch mehr vertieft wird.

Dies gilt auch für den Fall, dass eine Suggestion einmal nicht befolgt

Page 162: Hypnose Impromptu

wird. Und glaub mir, dieser Fall wird eintreten, es ist nur wichtig

zu wissen, wie man damit umgeht. Wenn eine Anweisung nicht

befolgt wird, dann kann das an vielen Dingen liegen, meistens ist es

aber einer von zwei Gründen. Entweder das Unterbewusstsein hat die

Suggestion nicht verstanden oder es hat keine Referenz für die Erfahrung.

Die erste Maßnahme ist also immer, eine andere und möglichst

einfachere Formulierung zu wählen, mit der das Unterbewusstsein

mehr anfangen kann.

Willst du eine Levitation des Armes induzieren und deine Suggestionen

mit den am Finger angebundenen Ballons zeigen keine

Wirkung, dann probier etwas anderes, beispielsweise dass der Arm

vollkommen leicht und schwerelos ist. Mit zunehmender Erfahrung

wirst du feststellen, dass eine spezielle Formulierung bei einem Hypnotee

große Wirkung zeigt und bei einem anderen so gut wie keine.

Deshalb kann ich dir nur wieder empfehlen, an deiner Flexibilität zu

arbeiten, denn dann kann dir so gut wie nichts passieren.

Weiterhin habe ich festgestellt, dass das Unterbewusstsein viel

besser reagiert, wenn es für eine Suggestion eine bereits erlebte Referenz

hat, an der es sich orientieren kann. Wenn du zum Beispiel

die Suggestion gibst, dass dein Hypnotee für die Dauer der Hypnose

seinen Namen nicht mehr erinnern wird, dann gib ihm zum Abgleich

ein paar Erfahrungen, die ähnlich sind. Dies kann ein Wort sein, welches

einem auf der Zungenspitze liegt und einem aber absolut nicht

mehr einfallen will. Oder die eigene Telefonnummer, die man eben

noch wusste, die jetzt aber auf einmal weg ist.

Welcher Grund aber auch immer für das Nicht-Befolgen einer

Suggestion vorliegt, versetze deinen Klienten sauber zurück in Hypnose

und bestätige ihm dann noch einmal, dass er alles genau richtig

192

Page 163: Hypnose Impromptu

gemacht hat. Dann probierst du es mit einer anderen Formulierung

und achtest auf eine vorhandene Referenzerfahrung. Und wenn dein

Klient danach die Augen öff net, sollte die Reaktion schon eine andere

sein. Und wenn es dann immer noch nicht klappt? Dann folge einfach

dem alten Grundsatz: Wenn das, was du tust, nicht funktioniert,

tu so lange etwas anderes, bis es funktioniert!

Ich werde dir jetzt einige Ideen und Anregungen geben und diese

nach der notwendigen Intensität und Suggestibilität der Hypnose

aufl isten. Das heißt, wir fangen mit einfachen Aufgaben an und steigern

uns dann in der Komplexität der Phänomene. Diese Liste ist

bei Weitem nicht vollständig und mit einer gewissen Kreativität und

Vorstellungskraft sind dir bei der Ausarbeitung eigener Ideen so gut

wie keine Grenzen gesetzt.

Anschließend gebe ich dir auch noch für zwei Beispiele Skripte an

die Hand, damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie eine entsprechende

Formulierung aussehen könnte. Auch hierbei handelt es sich

wieder um meinen Stil, den du zu Übungszwecken einsetzen kannst,

um daraus dann deine eigenen Suggestionen abzuleiten. Bei allen

Vorschlägen empfehle ich, die Suggestion (wenn notwendig inklusive

physischer Berührung zur Aktivierung des motorischen Gedächtnisses)

bei geschlossenen Augen zu geben und die Umsetzung zuerst

mit geschlossenen und nach erfolgreicher Ausführung dann mit geöff

neten Augen durchführen zu lassen. Wenn der Klient sich selbst

beim Erleben einer unlogischen und damit unterbewussten Situation

zuschauen kann, sind der Eff ekt und die Wirkung noch viel größer.

Und wie gesagt, es sind nur Ideen, denn im Gegensatz zu den

Induktionen sind die Routinen zu den Phänomenen in einem sehr

hohen Maße von der Beziehung und der Interaktion zwischen dem

Hypnotiseur und dem Hypnotee geprägt. Das bedeutet, dass du nur

Page 164: Hypnose Impromptu

einen Anstoß geben kannst. Was danach passieren wird, ist jedes Mal

anders, und genau das macht diese hypnotische Arbeit so unheimlich

reizvoll und interessant. Dies im Hinterkopf, folgen nun ein paar Anregungen,

mit denen du in einer Impromptu-Situation gemeinsam

mit deinem Klienten eine Menge Spaß haben kannst und gleichzeitig

dein Publikum verblüff en wirst.

193

Vorschläge für Impromptu-Routinen:

Augenlidkatalepsie (Diese Suggestion ist so harmlos und so einfach

auszuführen, dass es wirklich bei so gut wie jedem Hypnotee

klappt.)

Hand-/Armlevitation (Lass einen oder beide Arme nach oben

schweben, nutze Suggestionen wie Ballons, Luftkissen und Leichtigkeit.

Hiermit kannst du sehr schön Emotionen verlinken, zum

Beispiel Glück, Freude, Lachen, Humor etc. … Je höher der Arm

geht, desto mehr musst du lachen … du schaust den lustigsten

Film, den du kennst … er wird lustiger und lustiger …)

Armkatalepsie (Geh von der Levitation gleich in die Katalepsie

über oder lass den Arm einfach so steif werden.)

Hände zu Fäusten werden lassen (Dann Katalepsie induzieren

und zum Beispiel ein Glas Bier anbieten … du kannst die Fäuste

nicht mehr öff nen … möchtest du etwas trinken? Ich lade dich

auf ein Bier ein …)

Klebende Hände (Hier kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen,

denn Hände können an so gut wie allem kleben … an Tischen,

am Kopf, an Gläsern, an Portemonnaies oder an der anderen

Hand.)

Klebende Füße (Ein Fuß oder beide sind am Boden festgeklebt

und können sich nicht mehr bewegen.)

Page 165: Hypnose Impromptu

Klebender Körper (Gut, wenn du im Sitzen arbeitest. Der Körper

oder Teile davon kleben am Stuhl, sodass der Klient nicht mehr

aufstehen kann.)

Rotierende Hände (Die Hände kreisen übereinander und lassen

sich nicht mehr stoppen. Auf Kommando des Hypnotiseurs

wechseln sie dann sofort die Richtung.)

Kälte/Hitze suggerieren (Vorstellen, dass es kalt wird und man

sich mit den Armen wärmen muss, oder umgekehrt, dass es sehr

warm wird.)

»Gestank« suggerieren (Wenn du die Augen öff nest, wirst du einen

ekligen Gestank wahrnehmen und feststellen, dass es der Mann/

die Frau neben dir war … Wichtig: Bei solchen Phänomenen immer

auch suggerieren, dass ihm dadurch nicht schlecht wird!)

194

Sprechen wie Micky Maus, Barry White, Donald Duck (Wenn

du gleich die Augen öff nest, wirst du so hoch sprechen wie Micky

Maus etc.)

Marsianisch sprechen, Lispeln, Stottern, nach jedem Satz »Hurra«

sagen (Hier ist vieles möglich, wichtig ist, dass du vormachst, was

du von deinem Hypnotee erwartest.)

Zahlenblock (Eine Zahl wird vergessen. Hier gibt es verschiedene

Vorlieben, ich nehme immer die Zahl Drei, da ich damit die besten

Ergebnisse erzielt habe.)

Namen vergessen (Hierzu gleich mehr im Skript.)

Lügen (Wenn du die Augen öff nest, wird alles, was du sagst, gelogen

sein … eins, zwei … Augen auf … Wie heißt du? George

Clooney. Wo wohnst du? In San Francisco etc.)

Positive Halluzination (Du siehst einen Vogel am Himmel schweben

… jetzt setzt er sich auf deine Hand … jetzt fl iegt er davon

Page 166: Hypnose Impromptu

und aus einem Vogel wird ein ganzer Schwarm.)

Kartentricks, Mind-Reading (In Hypnose eine bestimmte Information

geben oder erfragen und dann Amnesie induzieren. Danach

die Information in Form eines Tricks verwenden.)

Und vieles mehr. Lass deiner Kreativität freien Lauf!

Diese Liste ließe sich natürlich noch endlos fortführen, sie soll dir

jedoch nur ein paar Ideen liefern, was alles möglich ist. Du kannst aus

all diesen Routinen wählen und hast gleichzeitig noch fünf Sinne zur

Verfügung, mit denen du experimentieren kannst. Deiner Fantasie

sind hier keine Grenzen gesetzt, und deinem Hypnotee hoff entlich

auch nicht, denn je mehr Vorstellungskraft und Motivation er in die

einzelnen Suggestionen einbringt, desto mehr Erfolg werdet ihr beide

haben. Fange also langsam an und steigere dich dann.

Dies kannst du so lange fortführen, bis die Aufgaben und Phänomene

zu schwierig werden. So kommst du bei jeder Demonstration

an deine Grenzen und lernst gleichzeitig unheimlich viel für das

nächste Mal dazu. Und dass fast schon nebenbei dein Selbstbewusstsein

in ungeahnte Höhen schießen wird, erwähne ich gar nicht erst.

Wie viele Routinen du aber auch insgesamt durchführst, achte

sehr genau darauf, dass du alle gegebenen Suggestionen nach Been195

digung des Phänomens, allerspätestens jedoch am Ende der Hypnose

wieder aufl öst. Dies ist unheimlich wichtig und spiegelt einfach nur

deinen respektvollen Umgang mit der Hypnose und deinem Klienten

wider. Ich werde dir zwar noch ein Wake-Up-Skript zeigen, welches

Sorge dafür trägt, dass die Hypnose auf die bestmögliche Art und

Weise ausgeleitet wird, du solltest dir jedoch gleich von Anfang an

angewöhnen, solche Suggestionen, die nicht über die Dauer der Hypnose

hinaus wirken sollen, auch wieder aufzulösen.

Damit du noch eine grobe Vorstellung hast, wie die Formulierungen

Page 167: Hypnose Impromptu

solcher Routinen aussehen können, gebe ich dir jetzt noch

zwei Skripte an die Hand, die du als »Gerüst« für deine eigenen Ideen

nutzen und verwenden kannst.Klebende Hand

Dies ist nur ein Beispiel, wie du eine klebende Hand erzeugen kannst.

Hierfür nehmen wir an, dass dein Klient dir gegenübersitzt. Du hast

die Induktion erfolgreich erledigt, genügend vertieft und auch die

Prozessinstruktionen sind gegeben. Die Supersuggestion wurde akzeptiert

und auch getestet.Ich werde jetzt deine Hand nehmen und sie auf deinen Oberschenkellegen (dabei mit dem Dreifi ngergriff sanft am Handgelenk anheben)und ich möchte, dass du richtig fest auf deinen Oberschenkeldrückst … drück richtig fest … (dies erzeugt das motorische Gedächtnis,welches du durch Drücken auf den Handrücken mit deiner Handoder einem Finger noch unterstützen kannst) und du stellst fest,dass deine Hand dort festklebt … wie mit Sekundenkleber festgeklebt… fest auf deinem Bein … deine Hand und dein Bein klebenfest zusammen und werden zu einem einzigen festen Teil vondir … und je fester du jetzt drückst … desto mehr klebt deine Handfest … je fester du drückst, desto mehr klebt deine Hand … wenndu versuchen würdest, sie wegzuziehen, würde sie nur noch vielfester kleben … je mehr du es versuchen würdest, desto festerwürde sie kleben … versuch die Hand wegzuziehen und stell fest,dass sie nur noch fester dort festklebt … je stärker du es versuchst,desto fester klebt sie … versuchst du es?

196Der Klient versucht, die Hand wegzuziehen, diese bewegt sich jedochnicht. Das Unterbewusstsein hat die Suggestion angenommen und ausgeführt.Um die Wirkung noch zu erhöhen, lassen wir nun noch die Augenöff nen.Eins … zwei … öffne nun deine Augen … und versuche jetztwirklich, die Hand zu bewegen … und je mehr du es versuchst,desto fester klebt sie … versuchst du es? Sie wird fester und fester… nimm deine andere Hand zu Hilfe … und versuche wirklich,deine Hand zu bewegen … (Wenn der Klient mit es mit der anderenHand versucht, kommt die nächste Suggestion.) und jetzt ist dieseHand auf deiner anderen Hand festgeklebt … du kannst versuchen,sie zu bewegen, sie kleben nur noch fester … immer festerund fester … wenn ich deine Hand am Handrücken bewege,kannst du deine beiden Hände wieder bewegen … jetzt … (mit

Page 168: Hypnose Impromptu

dem Finger den Handrücken berühren) schau auf meinen Finger… und SCHLAF! (Während du den Trigger für die Re-Induktionauslöst, führst du die führende Bewegung von oben nach unten aus.)

Ich denke, du hast die Grundidee längst verstanden, das Ganze könnte

auch noch weiter ausgebaut werden. Beachte vor allem die Grundprinzipien

von Suggestionen, von denen im Beispiel einige zum Einsatz

kommen. Zum Anfang solltest du mit einer klebenden Hand

anfangen, schon das ist für die meisten Klienten und noch mehr für

ein Publikum unglaublich verblüff end. Wenn du dann etwas Erfahrung

hast, dann kannst du auch eine Hand an die andere kleben und

diese wiederum an den Kopf. Du wirst erstaunt sein, wie gut dies

funktioniert und wie viele geniale Ideen dir kommen werden. Probier

es aus und du wirst es erleben!Amnesie induzieren: Namen vergessen

Den eigenen Namen zu vergessen, ist für viele eines der beeindruckendsten

hypnotischen Phänomene. Doch denk dran, nur für das

Bewusstsein könnte diese Suggestion unlogisch sein. Wenn du sie

für das Unterbewusstsein spaßig und spielerisch aufbereitest, dann

wird es sie gerne und mit viel Motivation ausführen. Für dich als

197

den Hypnotiseur wird es dann sehr einfach werden, wenn du all die

Hinweise und Tipps aus diesem Buch beherzigst und vor allem viel

ausprobierst.

Denn gerade bei den Phänomenen hängt sehr viel von den Reaktionen

des Klienten ab und der Hypnotiseur sollte jederzeit die

Flexibilität besitzen, etwas ganz anderes zu machen, als er eigentlich

geplant hatte. Wenn ich einem Hypnotee die Suggestion gebe, seinen

Namen zu vergessen, dann habe ich im Normalfall schon drei bis

vier Routinen erfolgreich abgeschlossen, meist den steifen Arm, eine

klebende Hand und vor allem viele gute Gefühle und eine Menge an

Page 169: Hypnose Impromptu

Bekräftigungen. Manchmal schiebe ich auch noch den Zahlenblock

ein und lasse erst danach den Namen vergessen.

Zur Unterstützung der Suggestionen arbeite ich hier auch viel mit

visuellen Ankern, indem ich eine Bewegung mache, die das Wegwerfen

des Namens symbolisiert und die ich dann immer mache, wenn

ich nach dem Namen frage. Auch gebe ich im Vorfeld eine Referenz

für das Unterbewusstsein, damit es schon weiß, wie sich der suggerierte

Zustand anfühlt und was es dafür tun muss. Ganz wichtig fi nde

ich auch den Hinweis, dass der Name nur für die Dauer der Hypnose

nicht mehr erinnert werden kann, denn dies nimmt eine Menge

Druck und schaff t eine spielerische Situation, die vom Unterbewusstsein

sehr gerne angenommen wird.Ich werde jetzt gleich eins … zwei … hellwach zählen, und duwirst die Augen öffnen und trotzdem in Hypnose bleiben … duwirst in der Lage sein, dich zu bewegen und normal mit mir zusprechen … und wenn du die Augen öffnest, dann wirst du dichfür die Dauer der Hypnose nicht mehr an deinen eigenen Namenerinnern können … du weißt, dass er irgendwo vor deinem geistigenAuge herumschwebt … aber wenn du die Augen öffnest,wird er komplett verschwunden sein … du kannst dich nicht andeinen Namen erinnern … und es ist auch überhaupt nicht mehrwichtig … es ist, als ob dir ein Wort auf der Zunge liege, du dichaber nicht daran erinnern könntest … und je mehr du versuchst,dich an deinen Namen zu erinnern, desto mehr wird er am Horizont

verblassen … je mehr du ihn suchst, desto mehr verschwin198det er … er ist einfach weg … du kannst dich nicht an deinen Namenerinnern … und du fi ndest es überhaupt nicht wichtig, dichzu erinnern …Nicke mit dem Kopf, wenn du das verstanden hast und erlebenwillst … (Das mache ich fast immer, da ich dadurch eine unbewussteBestätigung erhalte, ob die Suggestion verstanden wurde und ob derKlient die Erfahrung auch wirklich erleben will.) Eins … zwei … hellwach… (Jetzt die Bewegung machen, als ob du vor der Stirn etwaswegnehmen und weit wegschmeißen würdest. Diese Bewegung dannimmer wiederholen, wenn dein Klient sich versucht an den Namenzu erinnern.) dein Name ist verschwunden … er ist weit weg … dukannst dich nicht an ihn erinnern … er ist vollkommen unwichtiggeworden … angenehm, ich heiße Ilja … und wie heißt du? (Jetzt

Page 170: Hypnose Impromptu

kannst du das Spiel ein wenig auskosten, indem du etwas mit derSituation experimentierst, oder du gibst ihm den Namen sofort wiederzurück. Hierzu greifst du einfach in die Richtung, in die du ihngeschmissen hast, und legst in wieder auf die Stelle vor der Stirn.) Hierhast du ihn zurück … du kannst dich wieder an deinen Namenerinnern … wie heißt du?

Dies sind nur zwei Beispiele, wie du mit einfachen Suggestionen hypnotische

Phänomene hervorrufen kannst. Übe so viel und so oft wie

möglich und schon wirst du schnell deinen eigenen Stil und deine

eigenen Worte fi nden. Aber diese Skripte sind auch wirklich nur als

grober Leitfaden anzusehen, denn gerade in dieser Phase des Prozesses

kommt es doch sehr stark auf deine Flexibilität an.

Denn manchmal tun Klienten etwas ganz anderes, als du erwartest

hast, oder liefern dir sogar die eine oder andere Steilvorlage.

Nimm dieses Verhalten einfach als Feedback und du wirst gemeinsam

mit deinem Hypnotee eine Menge Spaß haben können. Sei dir aber

auf jeden Fall auch bewusst, dass nicht jedes Phänomen bei jedem

Klienten hervorzurufen sein wird. Dies hat die unterschiedlichsten

Gründe und hängt auch viel mit dessen aktueller Stimmung zusammen.

So kann es sein, dass jemand eine Zahl mit Leichtigkeit vergisst,

aber seinen Namen nicht.

199

Und wenn das Unterbewusstsein eine Suggestion nicht ausführen

kann beziehungsweise will, dann hat das, wie wir wissen, zwei Gründe.

Entweder hat es die Formulierung nicht verstanden, dann wählen

wir einfach eine andere. Oder es kann sie, aus welchen Gründen auch

immer, nicht ausführen, weil es vielleicht gegen starke Glaubenssätze

oder sonst etwas verstoßen würde. Und auch so etwas ist überhaupt

kein Problem. Sollte ein Klient auch nach ein bis zwei Umformulierungen

immer noch keine Reaktion zeigen, dann wechseln wir einfach

in einen anderen Sinneskanal und arbeiten mit einem anderen

Page 171: Hypnose Impromptu

Phänomen weiter. Klappt also die Routine »Namen vergessen« nicht,

haben wir vielleicht viel mehr Erfolg mit einem sensorischen oder

akustischen Phänomen. Die Möglichkeiten sind hier wirklich fast

unendlich.

Auch gibt es große Unterschiede, wie schnell die Klienten deine

Suggestionen befolgen, das heißt wie schnell sie diese intern verarbeiten

können. Wenn du dich an den Anfang des Buches erinnerst, sind

ungefähr 20 Prozent aller Menschen sogenannte Somnambulisten,

das heißt sie gehen sehr schnell in Hypnose und folgen deinen Suggestionen

so gut wie immer und vor allem sofort. Aus diesem Grund

wird zum Beispiel auch während einer Showhypnose nur mit

Somnambulisten

gearbeitet, einfach weil sie viel schneller und deutlicher

reagieren und die auf der Bühne durchgeführten Routinen dadurch

für das Publikum wesentlich beeindruckender werden.

Deshalb sind von vielleicht zehn Freiwilligen am Ende meist auch

nur vier bis fünf auf der Bühne übrig geblieben, einfach weil im Rahmen

einer solchen Show keine Zeit ist, sich auf die etwas langsameren

Hypnotees einzustellen. Das heißt nicht, dass es nicht auch mit den

60 Prozent der durchschnittlich oder gar den 20 Prozent der schwer

hypnotisierbaren Menschen gehen würde, es würde einfach nur wesentlich

länger dauern. Und da wir uns die Arbeit so einfach wie möglich

machen wollen, ist unser Ziel in einer Impromptu Hypnose vor

einem kleinen Publikum immer, möglichst einen Somnambulisten

für unsere Demonstrationen auszuwählen.

Aus diesem Grund führt ein Showhypnotiseur auch immer einen

oder mehrere Suggestibilitätstests durch, einfach um seine geeigneten

Teilnehmer für die Show aus dem Publikum herauszufi ltern. Und

200

Page 172: Hypnose Impromptu

genau deshalb nutzen wir ja auch das Set-Up mit den

Konzentrationsübungen,

um schnell und einfach zu testen, wie suggestibel ein

einzelner Klient ist oder wer der Geeignetste aus einer Gruppe ist.

Wenn du hingegen spontan gefragt wirst, ob du auf einem Meeting

jemanden hypnotisieren kannst, dann empfi ehlt es sich, auf das

individuelle Tempo einzugehen und zumindest einen Convincer einzubauen,

damit der Hypnotee auch wirklich weiß, dass er in Hypnose

war.

Und noch ein Hinweis zum Schluss. Mach dir keine Gedanken,

falls du auf Youtube oder sonst wo im Internet Videos von Impromptu

Hypnosen siehst, in denen die Hypnotees eine Routine nach der

anderen ausführen und sich verhalten wie ein perfekter Modell-Klient.

Dies kommt durchaus vor, doch ist es bei Weitem nicht die Regel.

Denke immer daran, was für eine Vorarbeit und Selektion davor

steht und vor allem, dass es nur die besten Hypnosen wirklich ins

Internet schaff en.

201Der hypnotische Blitz

In diesem Buch geht es um den Einsatz von Hypnose und schnellen

Induktionstechniken in spontan entstehenden Situationen. Dies

kann auf der Straße wie auch auf einer Party, in einer Bar oder während

einer kleinen Präsentation in einer Firma sein. Da es sich während

dieser Stegreifsituationen hauptsächlich um beeindruckende

Aha-Erlebnisse für den Klienten und das Publikum dreht, wirst du

kaum dazu kommen, deine hypnotischen Fähigkeiten für eine tief

greifende Veränderung einzusetzen.

Du wirst auch nach einer Impromptu-Demonstration viele deiner

Visitenkarten an interessierte und neugierige Menschen verteilen

und – sofern du eine eigene Praxis oder einen anderen Ort hast, wo

Page 173: Hypnose Impromptu

du mit Klienten arbeitest – auch viele Termine für zum Beispiel eine

Raucherentwöhnung, eine Prüfungsvorbereitung oder ein generelles

Coaching vereinbaren. Mittlerweile solltest du aber auch selbst schon

in deinen praktischen Übungen und Anwendungen festgestellt haben,

um was für ein wertvolles Geschenk es sich handelt, wenn du

jemanden hypnotisierst, und was in diesem Zustand alles an schnellen

und einfachen Veränderungen möglich ist. Und es ist fast immer

so: Wer einmal vom Hypnosefi eber gepackt wurde, den lässt es nicht

mehr los.

Deshalb möchte ich dir noch eine weitere Faustregel mit auf den

Weg geben: Verschwende niemals einen hypnotischen Zustand! Oder

noch pragmatischer ausgedrückt: Wenn du jemanden hypnotisierst,

tu ihm auf jeden Fall irgendetwas Gutes. Und genau dafür, für eine

Schnellintervention und den Aufbau von positiven Ressourcen und

Gefühlen, gibt es eine Technik, die »der hypnotische Blitz« genannt

wird. Hierbei gibst du deinem Klienten in der Hypnose Suggestionen,

sodass er von einem bestimmten guten Gefühl mehr bekommt

oder eine spezifi sche Ressource aktiviert und ausbaut. Dies kann so

ziemlich alles sein, die typischsten und wirkungsvollsten fi ndest du

im Folgenden aufgelistet:

202Ressourcen für den hypnotischen Blitz

Selbstvertrauen (Meine absolute Nummer eins!)

Sich einfach nur gut fühlen

Wichtige Ressourcen aktivieren (Bewusst vage, der Klient füllt

dann das Wort mit seinem Inhalt.)

Schlagfertigkeit

Charisma, Ausstrahlung

Zufrieden und glücklich sein

Schnell und einfach lernen

Page 174: Hypnose Impromptu

Spaß am Lernen haben

Richtig gut in Fähigkeit XY werden (zum Beispiel Hypnose)

Eine Erfahrung fürs Leben machen und in Zukunft davon profi

tieren

Ein guter Hypnotiseur/Verkäufer/Lehrer/Heilpraktiker etc. werden

Flexibilität

Humor, Spaß am Leben

Etc.

Diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen und ich bin sicher, dass

dir schon beim Lesen viele eigene Einfälle gekommen sind. Es gibt

aber noch eine einfachere Variante. Frag deinen Hypnotee einfach vor

der Hypnose, ob es noch irgendwelche positiven Ressourcen gibt, die

er gebrauchen kann und die du dann in deine Suggestionen einbaust.

Meine Standardfrage ist dann immer: »Gibt es etwas, was ich in der

Hypnose Gutes für dich tun kann?« Glaub mir, so ziemlich jeder hat

da sehr schnell eine Antwort parat und für dich ist es ein Leichtes,

ihm das zu geben, was er braucht.

Und es ist so einfach. In Hypnose kommunizierst du direkt mit

dem Unterbewusstsein und veränderst dort die Glaubenssätze und

somit die Realität deiner Klienten. Und wenn du eine Realität schaffen

kannst, in der jemand tief und fest glaubt, dass seine Hand an

etwas festgeklebt ist und er sie nicht mehr bewegen kann, dann sollte

es dir doch noch viel leichter fallen, ihn auch tief und fest glauben zu

lassen, dass er mehr Selbstvertrauen, Charisma und Glück in seinem

Leben hat, oder?

203

Mit dem »Blitzen« kannst du schon während des Vorgesprächs

und des Set-Ups beginnen, um damit Vertrauen aufzubauen und

die Erwartungshaltung zu steigern. In der Hypnose selbst kannst du

Page 175: Hypnose Impromptu

über die dir bekannten Techniken des Verlinkens, der Ketten und der

Schleifen jederzeit gute Gefühle installieren. Dies mache ich so oft

es geht, denn je besser der Klient sich in dem hypnotischen Zustand

fühlt, desto einfacher und motivierter wird er auch meine Suggestionen

befolgen.

Aber ich wende den hypnotischen Blitz auch noch einmal sehr

geballt an, um eine intensive und vor allem nachhaltige Wirkung zu

erzielen. Dies mache ich meistens kurz bevor ich die Hypnose wieder

ausleite, um meinen Klienten mit so viel positiven Ressourcen wie

möglich in seine neue Zukunft zu schicken. Denn eines ist mir besonders

wichtig, nämlich dass der Hypnotee sich nach der Hypnose

besser fühlt als vorher. Das ist von Anfang an meine Intention und

deshalb setze ich alles daran, dass es auch genau so eintritt.

Den »Blitz« solltest du in wirklich jede Hypnose einbauen, egal

wie kurz diese auch sein mag und vor allem auch dann, wenn du übst

und ausprobierst. Gerade wenn du am Anfang eine Induktion wieder

und wieder übst, dann ist diese Form der guten Gefühle wirklich

optimal. Der Prozess dabei ist wirklich einfach: Hypnose induzieren,

ein paar gute Gefühle oder Ressourcen »blitzen« und sicher wieder

ausleiten. Und du kannst dich freuen, denn wenn du von nun an auf

diese Art und Weise hypnotisierst, dann wird dir jeder Klient nach

der Hypnose ein breites Grinsen voller Selbstvertrauen und Freude

schenken.

Teil 5: Nach der Hypnose

207Die Hypnose sicher ausleiten:das Wake-Up-Skript

Der Hypnoseprozess ist nun mittlerweile weit fortgeschritten. Du

Page 176: Hypnose Impromptu

hast eine von gegenseitigem Vertrauen und Respekt geprägte Beziehung

zu deinem Klienten aufgebaut, hast die Set-Up-Phase mit

ein paar spannenden Konzentrationsübungen durchgeführt, eine

schnelle und wirkungsvolle Induktion genutzt und gleich darauf

vertieft. Dann hast du für deinen Hypnotee und vielleicht sogar für

ein kleineres oder größeres Publikum einige hypnotische Phänomene

demonstriert und mit dem hypnotischen Blitz auch noch viele gute

Gefühle installiert.

Man könnte jetzt denken, dass der größte Teil der Hypnose jetzt

bereits vorbei ist und es »nur« noch darum geht, den Klienten wieder

herauszuholen. Leider wird Hypnose auch oftmals genau so gelehrt,

nämlich indem der Ausleitung so gut wie kein Platz eingeräumt wird.

Auch ich habe früher der Wake-Up-Phase kaum Beachtung geschenkt

und sie meist schnell und zügig hinter mich gebracht, ohne groß darüber

nachzudenken, was für Suggestionen ich mit hineingebe. Das

Ergebnis waren dann schon mal Klienten, die nach dem Aufwachen

über Kopfschmerzen klagten, noch ziemlich durcheinander waren

oder sich insgesamt schlapp fühlten. Man nennt dies auch einen

sogenannten

Hypnotic Hangover, also übersetzt einen hypnotischen Kater.

Und so schön oder erfolgreich die Hypnose auch gewesen sein mochte,

der letzte Eindruck ist halt immer derjenige, der hängen bleibt.

Seitdem lege ich unheimlich viel Wert auf eine umfassende und

vor allem sichere Ausleitung, in der so gut wie alle Suggestionen

enthalten sind, die für ein energievolles und positives Aufwachen

notwendig sind. Seitdem ist die Wake-Up-Phase für mich fast der

wichtigste Teil des ganzen Prozesses und mein oberstes Ziel ist, dass

mich mein Hypnotee voller guter Gefühle anschaut und sich dabei

in einem wundervollen Zustand voller positiver Ressourcen befi ndet.

Page 177: Hypnose Impromptu

Und genau das erreiche ich mit dem folgenden Skript, welches ich in

jeder Hypnose und in jedem Setting verwende, einfach weil es so gut

funktioniert und mir schon viele glückliche Klienten beschert hat. Es

208

handelt sich um eine modifi zierte Version des fünfstufi gen Wake-Up-

Skripts von Jon Chase.24Ich werde dich jetzt gleich wieder aufwecken und zurück in deinennormalen Zustand bringen. Ich werde von eins bis fünf zählenund bei der Nummer fünf, nicht vorher, wirst du deine Augenöffnen, dich recken und strecken und dich dabei unglaublich gut,erholt und wach fühlen. Alles ist in jeder Beziehung wieder normalfür dich.1. Alle Entspannung verlässt langsam deinen Körper2. Spür, wie sich dein ganzer Körper mit Energie zu füllen beginnt3. Nimm einen tiefen Atemzug voll kühler Gebirgsluft … undspür, wie sich jeder Muskel, jede Zelle und jede Faser deinesKörpers mit Sauerstoff zu füllen beginnt4. Du kannst fühlen, wie das kühle Gebirgswasser deinen Kopfund deinen gesamten Körper durchspült. Dein Bauch und deineBrust sind frei. Dein Kopf ist frei. Deine Nase und deineStirn sind frei … deine Augen sind klar und strahlen … und5. Augen auf … und hellwach … du fühlst dich absolut erholt,erfrischt und fantastisch.

Da die Wake-Up-Phase so unheimlich wichtig ist, kannst du dieses

Skript während deiner Übungen ruhig ablesen. Mit der Zeit solltest

du dann deine eigenen Worte fi nden und kannst dich dann am eigentlichen

Prozess entlanghangeln.

Dieser sieht grob so aus: Entspannung verlässt den Körper – Energie

fl ießt in den Körper – tiefer Atemzug, alle Zellen und Muskeln

füllen sich mit Sauerstoff – kühles Gebirgswasser spült alle wichtigen

Teile des Körpers durch – Augen auf und den wundervollen Zustand

genießen.

Wenn du dich an dieser Reihenfolge orientierst, bist du auf jeden

Fall auf der sicheren Seite. Genauso wichtig wie die Wortwahl ist

beim Wake-Up-Skript auch deine Tonalität und die Energie, die du in

Page 178: Hypnose Impromptu

deine Worte legst. Oder anders ausgedrückt: Was du deinem Klienten

209

suggerierst, solltest du verbal und nonverbal kongruent kommunizieren.

Werde zum Ende hin ein wenig lauter und lege richtig Energie

in deine Stimme. Bei fünf kannst du dann ruhig noch in die Hände

klatschen, damit auch wirklich klar ist, dass die Hypnose vorbei ist.

Wichtig ist auch, dass sich dein Hypnotee noch einmal richtig

reckt und streckt, da er sich in der Hypnose so gut wie nicht bewegt

haben wird. (Es sei denn, du hast ihm etwas anderes suggeriert.) Oftmals

wird sich ganz von alleine eine partielle oder komplette Amnesie

einstellen und dein Klient wird vieles einfach vergessen haben, was

während der Hypnose geschehen ist. Willst du dies noch etwas verstärken,

dann frag ihn einfach irgendetwas, was seine Gedanken in

eine vollkommen andere Richtung lenkt. Dies kann sein, wann er

in den Urlaub fährt, ob er seine Weihnachtsgeschenke schon gekauft

hat oder etwas vollkommen anderes. Auf jeden Fall wird sein Fokus

automatisch weg von der Hypnose gelenkt und die Erinnerung daran

verblasst. Du kannst dir das ungefähr vorstellen, wie du morgens

aufwachst und dich unbedingt an deinen Traum erinnern möchtest.

Und während du still in deinem Bett liegst, sind die Bilder auch alle

noch sehr präsent. Aber wehe, dein Partner oder deine Kinder sprechen

dich an oder fragen dich etwas. Schon ist der Traum weg, so sehr

du dich auch anstrengst.

Und noch ein kleiner, aber dafür wichtiger Hinweis: Obwohl die

eigentliche Hypnose offi ziell vorbei ist, befi ndet sich dein Klient jetzt

noch für ein paar Minuten in einem Zustand, in dem er für deine

Suggestionen und Anweisungen immer noch empfänglich ist. Nutze

dies aus, indem du die guten Gefühle noch verstärkst und ihn vielleicht

noch einmal »blitzt«.

Page 179: Hypnose Impromptu

210Nach der Hypnose ist vor der Hypnose –abschließende WorteUnd jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der uns beschützt undder uns hilft zu leben.

Hermann Hesse

Auch wenn dies schon das letzte Kapitel des Buches ist, so ist es doch

gleichzeitig auch ein Anfang. Wenn du bis hierhin das Buch nicht nur

gelesen, sondern auch alle Induktionen, Techniken und Beispiele geübt

und mit »echten« Hypnotees ausprobiert hast, dann wirst du jetzt in der

Lage sein, in so gut wie jeder Situation und in jeder Umgebung schnell

und einfach zu hypnotisieren. Du wirst einen ganzen Koff er voller

hypnotischer

Werkzeuge haben, die du hoff entlich mit viel Selbstvertrauen

und vor allem mit einer Menge Spaß und Freude anwenden wirst.

Aber ich habe ja schon während des gesamten Buches darauf hingewiesen,

dass die Technik nur die eine Seite der Medaille ist. Denn

was dich als Hypnotiseur wirklich ausmacht, ist deine Persönlichkeit

und vor allem dein eigener Stil. Natürlich solltest du deine handwerklichen

Fähigkeiten aus dem Eff eff beherrschen. Und dies geschieht

leider nicht von selbst, sondern nur durch fortwährendes und regelmäßiges

Üben. Ich hoff e, dass dir dieses Buch eine Quelle der Inspiration,

Motivation und Anregung war und dass es dich auf deinem

Weg der Impromptu Hypnose eine Zeit begleitet. Und ich garantiere

dir: Je mehr du die Induktionen in realen Situationen anwendest,

desto sicherer und selbstbewusster wirst du werden. Aber eines kann

ich dir nicht abnehmen: Du musst hinausgehen, und anfangen zu

hypnotisieren!

In meinen Seminaren erlebe ich immer wieder Teilnehmer, die

mit allen Grundlagen ausgestattet sind, die ein erfolgreicher Hypnotiseur

Page 180: Hypnose Impromptu

benötigt. Trotzdem zögern sie, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse

außerhalb des Seminarraumes anzuwenden, da sie denken, dass sie

noch nicht so weit wären. Sie warten auf die eine, perfekte Hypnose

und fangen aus Angst vor Fehlern gar nicht erst an. Wenn ich dir

deshalb einen Rat mit auf deinen Weg geben müsste, wäre es dieser:

211

Mir ist es viel lieber, wenn du hundert Menschen hypnotisierst und

es geht etwas schief, als wenn du aus lauter Angst und dem Wunsch

nach Perfektion den Zug verpasst!

Der Trick ist, dass eigentlich gar nichts schiefgehen kann. Wenn du

dir bewusst bist, dass jeder Mensch ein Individuum mit seinen eigenen

Glaubenssätzen und Reaktionen ist, dann ist jede Hypnose ein

kommunikatives

Wechselspiel zwischen dir, dem Hypnotiseur, und deinem

Klienten, dem du mit deinen kunstvollen Suggestionen und deiner

mentalen Einstellung eine neue Realität gestaltest. Und genau darauf

läuft es im Endeff ekt hinaus, denn Hypnose ist mehr als nur Technik.

Mehr als nur Induktion und Vertiefung. Hypnose ist ein kunstvoller

Prozess, der vollständig von der Person geprägt wird, die ihn ausführt.

Werde DER Hypnotiseur und entwickle deinen eigenen Stil. Übe die

einzelnen Formulierungen so lange, bis sie dir in Fleisch und Blut

übergegangen

sind und du dich voll und ganz auf deinen Klienten konzentrieren

kannst. Schon während dieses Prozesses wirst du feststellen,

dass du sehr oft deine eigenen Formulierungen kreierst und bestimmte

Suggestionen so präsentierst, wie nur du es kannst, einfach weil dein

Stil immer kongruenter wird. Schaff dir ein Standardrepertoire von

Induktionen

und Vertiefungen an, die du jederzeit spontan durchführen

Page 181: Hypnose Impromptu

kannst. Und dann wandele alles so um, dass es zu dir passt. Drücke

allen hypnotischen Techniken deinen ganz persönlichen Stempel auf.

Dein Ziel sollte es nicht sein, ein mittelmäßiger Hypnotiseur zu werden.

Versuche, der Beste zu werden, der du sein kannst.

Deshalb ist Hypnose auch immer ein Weg. Ein Weg, der niemals

endet und der viele Kreuzungen und Wendungen beinhaltet. Das

Schöne ist: Je besser du in dieser kommunikativen Kunst wirst, desto

mehr kannst du noch dazulernen. Jede einzelne Erfahrung, die du

machst, ist ein weiterer Baustein für den Aufbau deiner Persönlichkeit

und deines Charismas. Deine Intention wird dabei dein Kompass auf

diesem Weg sein, denn sie ist das individuelle Element, welches dich

von anderen Hypnotiseuren absetzen kann. Am Wegesrand wirst du

viele Menschen treff en, die verschiedenste Meinungen und Vorurteile

zum Th ema »Hypnose« haben. Hypnotisiere so viele wie möglich

und nutze deine Fähigkeiten als eine Möglichkeit, die Welt dieser

Menschen ein wenig besser zu machen.

212

In Hypnose sind so vielfältige Veränderungen möglich und du

solltest dir jederzeit bewusst sein, welches tolle Geschenk du deinen

Klienten machen kannst. Gerade in Impromptu-Situationen hast du

die einmalige Gelegenheit, die Realität eines Menschen so weit zu

stretchen, dass er voller guter Gefühle und mit einem Bündel neuer

Erfahrungen in seinen Alltag zurückkehrt. Wenn du es willst, kannst

du mit deinen hypnotischen Fähigkeiten viel Geld verdienen, aber

wenn du jemanden »mal so zwischendurch« hypnotisierst und er dich

danach mit strahlenden Augen ansieht und sagt: »So gut habe ich

mich seit Jahren nicht mehr gefühlt!«, dann ist das eine Art von Bezahlung,

die in Euro gar nicht aufzuwiegen ist.

Ich wünsche dir viel Spaß auf diesem, auf deinem Weg. Ich

Page 182: Hypnose Impromptu

hoff e, dass dir viele Dinge aus diesem Buch helfen werden, das zu

bekommen, was du willst. Viele Dinge sind stark durch meine eigene

Meinung und Erfahrung geprägt. Doch bei allem, was ich dir

in diesem Buch gezeigt habe, kann ich dir garantieren, dass es von

mir persönlich ausprobiert und Hunderte Male angewendet worden

ist. Daher weiß ich, dass die Techniken und Ansätze funktionieren.

Trotzdem solltest du alles selbst anwenden und auf seine Praxistauglichkeit

überprüfen. Und genau diesen Tipp möchte ich dir abschließend

noch mit auf deinen Weg geben. Verlasse dich immer auf deine

eigene Erfahrung und niemals auf die Erzählungen von anderen. Je

besser du wirst, desto mehr wirst du über das Th ema wissen wollen.

Du wirst viel lesen, DVDs anschauen und mit anderen Hypnotiseuren

ins Gespräch kommen. Und auf keinem Gebiet gibt es so viel

unterschiedliche Meinungen wie im Bereich der Hypnose. Sei allem

off en gegenüber und dann probiere es aus. Dadurch wirst du feststellen,

dass es Ansätze gibt, die wirklich funktionieren, und welche, die

wahrscheinlich noch nie wirklich praktisch ausprobiert worden sind,

sondern die einfach irgendwo aufgeschnappt wurden. Sei kritisch.

Sei kreativ. Und vor allem: Sei DER Hypnotiseur. Wenn du Fragen

hast oder mir gerne von den Erfahrungen auf deinem Weg berichten

möchtest, so freue ich mich sehr über eine Mail von dir. Ich wünsche

dir eine gute Zeit und ganz viel Freude mit deinem neuen Wissen!

Hypnotische Grüße, Ilja GrzeskowitzHypnose AusbildungenNLP AusbildungenHypnose CoachingMentoringGroßer NLP- und Hypnose-online-Shopwww.wege-academy.de

214

Die folgenden Bücher, Hypnotiseure, Autoren und Webseiten haben

Page 183: Hypnose Impromptu

mich beim Schreiben dieses Buches inspiriert und waren für mich

eine wahre Fundgrube an neuen Ideen und Gedanken. An den Stellen,

die ich mit einer Fußnote versehen habe, kannst du dich in der

angegebenen Quelle noch intensiver mit einem Th ema befassen.

Meistens handelt es sich um Bücher, ab und zu aber auch um speziellen

Online-Content. Aber auch allgemein kann ich die im folgenden

aufgeführten Literatur- und Online-Tipps wärmstens ans Herz legen,

sie werden dir viele neue Türen öff nen und hoff entlich auch für dich

eine große Inspiration sein.Anmerkungen

1 Ilja Grzeskowitz, Axel Wehner: Träume Leben – Die Veränderungsfi

bel, B. o. D. 2009

2 Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypnose

3 James Braid, Robert Donaldson: Th e Discovery of Hypnosis: Th e

Complete Writings of James Braid, the Father of Hypnotherapy, National

Council for Hypnotherapy Ltd. 2009

4 James Braid: Hypnotic Th erapeutics, 1853

5 Hippolyte Bernheim: Hypnosis & Suggestion in Psychotherapy, 1884

6 Milton Erickson, Ernest Rossi: Gesammelte Schriften von Milton

H. Erickson, Band 4, Carl-Auer-Systeme, 1998

7 Dave Elman: Hypnotherapy, Westwood Publishing, 1984

8 Michael Heap, Kottiyattil Aravind: Hartland’s Medical and Dental

Hypnosis, Churchill/Livingstone, 4. Aufl age 2002

9 Sean Michael Andrews: http://www.worldsfastesthypnotist.com

10 Jonathan Chase: www.svengalisystem.com

11 Igor Ledochowski: www.conversational-hypnosis.com

12 Robert Anton Wilson: Der neue Prometheus, Kailash, 2003

13 Jonathan Chase: Don’t look in his Eyes! How to be a confi dent original

hypnotist, Academy of Hypnotic Arts, 2007

Page 184: Hypnose Impromptu

14 Georges Phillips, Terence Watts: Rapid Cognitive Th erapy – Th e

Professional Th erapist’s Guide To Rapid Change Work, Crown House

Publishing Ltd, 2007

15 Tad James: Kompaktkurs Hypnose – Wie man Phänomene tiefer

Trance hervorruft, Junfermann 2007

215

16 Ormond McGill: Professional Stage Hypnotism, Westwood Publishing

Company 1977

17 Anthony Jacquin: Reality is Plastic – Th e Art of Impromptu Hypnosis,

2007

18 John Grinder, Richard Bandler: Th erapie in Trance, Klett-Cotta,

2007

19 John Overdurf, Julie Silverthorn: Training Trances, Metamorphous,

1995

20 John Cerbone: http://www.trance-master.com

21 Jeff rey Stephens: www.hypnosismentor.com/live.php?hop=katliv

22 Peter Revenstorf: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und

Medizin, Springer Verlag 2007, S.106

23 Calvin Banyan, Gerald F. Kein: Hypnosis & Hypnotherapy, BHC

2001

24 Jonathan Chase: Deeper and Deeper, Academy of Hypnotic Arts,

2005