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In vivo Orientierung von Helicobacter im Magenschleim von Maus und Gerbil Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Fakultät für Biologie der Ruhr-Universität Bochum Angefertigt am Lehrstuhl für Physiologie der Fakultät für Medizin von Manuela Konradt, geb. Stüben aus Wuppertal Bochum 2004

In vivo Orientierung von Helicobacter im Magenschleim von ... · Veränderung der Magenschleimhaut (Gastritis) (Marshall, 1986), welche unbehandelt lebenslang oder bis zur Entwicklung

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In vivo Orientierung von Helicobacter

im Magenschleim von Maus und Gerbil

Dissertation zur Erlangung des Grades

eines Doktors der Naturwissenschaften

der Fakultät für Biologie

der Ruhr-Universität Bochum

Angefertigt am Lehrstuhl für Physiologie

der Fakultät für Medizin

von

Manuela Konradt, geb. Stüben

aus Wuppertal

Bochum 2004

Für

meinen Mann Kai

und

unsere Tochter Anna Lena

Inhalt

1

INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG ............................................................................................. 3

Epidemiologie und Infektionsweg .................................................................. 4

Die Helicobacter pylori Erkrankung............................................................... 5

Therapie der Helicobacter Infektion .............................................................. 6

Die Virulenzfaktoren von Helicobacter.......................................................... 6

Die H. felis infizierte Maus und der H. pylori infizierte Gerbil als Tiermodelle ..................................................................................................... 10

Ziel der Arbeit ................................................................................................ 11

2. METHODEN ............................................................................................. 13

2.1 Versuchstiere und Haltung .................................................................... 13

2.2 Narkose ..................................................................................................... 14 2.2.1 Narkosetyp und Kreislaufsystem ............................................................................. 14 2.2.2 Messung der Atem- und Herzfrequenz .................................................................... 15

2.3 Operation .................................................................................................. 16 2.3.1 Eröffnung des Bauchraumes ................................................................................... 16 2.3.2 Fixierung des Magens ............................................................................................. 16 2.3.3 Peritoneale Spülung und Dialyse ............................................................................ 18 2.3.4 Eröffnung und Reinigung des Magens .................................................................... 18 2.3.5 Blutgasanalyse und Narkoseende............................................................................ 19

2.4 Beschreibung des Messfeldes .................................................................. 20

2.5 Entnahme von Schleimproben aus der Magenmucosa ........................ 21

2.6 Auswertung der Nanoschleimproben .................................................... 23 2.6.1 Ermittlung von Bakteriendichte und Abstand zur Gewebegrenze........................... 23 2.6.2 Motilitätsmessung.................................................................................................... 23

2.7 Versuchsbedingungen.............................................................................. 25 2.7.1 Zeitliche Einteilung ................................................................................................. 25 2.7.2 Kontrollbedingungen............................................................................................... 26 2.7.3 Phase veränderter Bedingungen ............................................................................. 27

2.8 Statistische Auswertung der Daten ........................................................ 28

Inhalt

2

3. ERGEBNISSE ........................................................................................... 29

3.1 Narkose ..................................................................................................... 29

3.2 Operation .................................................................................................. 30

3.3 Nanoprobennahme................................................................................... 30

3.4 Verteilung von Helicobacter im Magenschleim unter Kontrollbedingungen..................................................................................... 31

3.5 Orientierung von Helicobacter im Magenschleim unter veränderten Bedingungen ................................................................................................... 33

3.5.1 Der luminale pH und die luminalen Bicarbonat/CO2-Konzentrationen ................. 33 3.5.2 Der Harnstoff/Ammonium-Gradient ....................................................................... 34 3.5.3 Der pH/Bicarbonat/CO2-Gradient .......................................................................... 36

3.6 Messung des epithelnahen pH in vitro ................................................... 41

3.7 Zusammenfassung der Ergebnisse......................................................... 44

3.8 Ergänzungen............................................................................................. 46 3.8.1 Blutgaswerte............................................................................................................ 46

4. DISKUSSION ............................................................................................ 47

Der Zusammenhang von Bicarbonat, CO2 und pH.................................... 48

Wie registriert Helicobacter den pH? .......................................................... 49

Bakteriendichte in vivo .................................................................................. 50

Triple-Therapie und Orientierung von Helicobacter ................................. 51

LITERATURLISTE ......................................................................................... 52

ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................. 64

SUMMARY........................................................................................................ 67

DANKSAGUNGEN........................................................................................... 69

LEBENSLAUF .................................................................................................. 70

ERKLÄRUNG ................................................................................................... 72

Einleitung

3

1. EINLEITUNG

Helicobacter ist ein gram-negatives,

mikroaerophiles, spiralförmiges Bakterium, welches

den Magenschleim besiedelt. Es besitzt 4-6 unipolare

Flagellen. Das 1,6 Mb große Genom von Helicobacter

pylori wurde 1997 als eines der ersten Genome

sequenziert (Tomb, 1997).

1983 gelang es erstmals Warren und Marshall, in

in vitro Kulturen Helicobacter pylori1 aus

Magenbiopsien anzuzüchten. Anhand dieser Kulturen

konnte gezeigt werden, dass H. pylori ein

entscheidender Pathogenitätsfaktor bei der Entstehung

von Magen- und Duodenalgeschwüren ist (Warren,

1983).

Die Helicobacter pylori Infektion ist heute als eine der häufigsten humanen

Infektionskrankheiten mit teils lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen erkannt. Die Infektion

führt immer zu einer chronischen Gastritis, die in ca. 80 % der Fälle ohne subjektive

Beschwerden (Fiocca, 1989; Fiocca, 1992) verläuft. Typische Beschwerden einer Gastritis

sind wiederholt auftretende kolikartige Magenschmerzen sowie Unverträglichkeit

verschiedener Nahrungsmittel. Folgen der Langzeitinfektion können Magen- und

Duodenalgeschwüre sein (Dixon, 1990; Fiocca, 1989), außerdem besteht eine hohe Prävalenz

im Zusammenhang mit der Entstehung von MALT2-Lymphomen (Hussell, 1993;

Wotherspoon, 1993) sowie Magenkarzinomen (Parsonnet, 1991; Forman, 1991; The Eurogast

study group, 1993; Suerbaum, 2002). Dies hatte zur Folge, dass H. pylori 1994 von der World

Health Organisation (WHO) als definitives Karzinogen eingestuft wurde (IARC, 1999).

1 H. pylori wurde anfangs der Gattung Campylobacter zugeordnet, die Umgruppierung bzw. die Gattungsneubildung fand erst 1989 (Goodwin, 1989) statt. 2 MALT = Mucosa associated lymphoid tissue

1 µm

Abb. 1: Elektronenmikroskopische Aufnahmevon H. pylori. Mit freundlicher Genehmigung von PDDr. C. Josenhans (Institut für Hygieneund medizinische Mikrobiologie,Universität Würzburg).

Einleitung

4

Neben der humanpathogenen Spezies hat man inzwischen bei vielen Tierarten, vorwiegend

bei Wirbeltieren (Fox, 1990; Lee, 1988; Eaton, 1993; Bronsdon, 1991), selbst bei Vögeln

(Dewhirst, 1994) und Meeressäugern (Harper, 2002), artspezifisch infektiöse Helicobacter

Stämme nachweisen können. Zur Zeit sind mindestens 30 Spezies des Genus Helicobacter

bekannt und die Zahl weiterer Arten steigt kontinuierlich

an. Die einzelnen Helicobacter Spezies unterscheiden sich

mitunter stark in ihrer Morphologie und Biochemie, z.B.

besitzt H. felis, dessen Ursprungswirt Katzen und Hunde

sind, bipolare Flagellen und ist fast dreimal so groß wie

H. pylori.

Das Hauptaugenmerk der Forschung ruht jedoch auf

dem beim Menschen gefundenen Erreger H. pylori.

Obwohl H. pylori seit der ersten Kultivierung 1983 einer

der am gründlichsten untersuchten bakteriellen

Krankheitserreger ist, sind viele wesentliche Details des

Infektions- und des Krankheitsverlaufes nach wie vor noch

nicht ausreichend geklärt.

Epidemiologie und Infektionsweg

Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen, also rund ein Fünftel der

Weltbevölkerung, mit Helicobacter pylori infiziert (The Eurogast study group, 1993). In

Industrieländern liegt die Durchseuchungsrate bei 20–50 %, während in Entwicklungsländern

die Infektionsdichte mitunter bei über 90 % der Bevölkerung liegt (Graham, 1991; Dixon,

1995; Megraud, 1989).

Die Ansteckung erfolgt meist im Kindesalter (Mitchell, 1992), wenn der soziale Kontakt

mit der Familie besonders eng ist. Die vergleichsweise hohe Durchseuchungsrate in den

Drittweltländern legt nahe, dass eine der wichtigsten Ursachen für ein erhöhtes

Infektionsrisiko das sozioökonomische Umfeld der Kindheit (Mendall, 1992) ist. Vor allem

beengte Wohnverhältnisse bei unzureichend hygienischen Verhältnissen sowie hohe

Geschwisterzahlen kennzeichnen die Risikofaktoren (Malaty, 1994; Malaty, 1999; Mendall,

1992).

1 µm

Abb. 2: Elektronenmikroskopische Aufnahmevon H. felis. Mit freundlicher Genehmigung von PDDr. C. Josenhans (Institut für Hygieneund medizinische Mikrobiologie,Universität Würzburg).

Einleitung

5

Die Übertragung von Helicobacter findet vorwiegend innerhalb der Familie

wahrscheinlich oral-oral von der Mutter auf das Kind (Rothenbacher, 2002) oder von Kind zu

Kind statt (Han, 2000). Im Mundraum sowie im Stuhl konnte genetisches Material von

Helicobacter nachgewiesen werden (Parsonnet, 1999), was zusätzlich eine fäkal-orale

Ansteckung nicht ausschließt.

Die orale Aufnahme erfordert, dass Helicobacter im Magenlumen dem Angriff durch

Säure und Pepsin widersteht, sich im Magenlumen orientiert und gezielt in den Magenschleim

eindringen kann.

Nach dem heutigen Kenntnisstand können andere Spezies, Nahrungsmittel oder Wasser als

Ansteckungsquellen weitgehend ausgeschlossen werden (Goodman, 1995).

Die Helicobacter pylori Erkrankung

Die im Kindesalter erworbene, akute Helicobacter pylori Primärinfektion, erzeugt meist

keine, bzw. uncharakteristische Krankheitssymptome, und ist daher im Vergleich zur

chronischen H. pylori Gastritis schwieriger zu diagnostizieren (Ernst, 1999).

Infolge einer chronischen H. pylori Infektion kommt es fast immer zu einer entzündlichen

Veränderung der Magenschleimhaut (Gastritis) (Marshall, 1986), welche unbehandelt

lebenslang oder bis zur Entwicklung einer vollständigen Mucosa-Atrophie bestehen bleibt, da

der Keim durch das Immunsystem des Wirtes nicht entfernt werden kann (Suerbaum, 2002).

Eine chronische Infektion kann wahrscheinlich zwei unterschiedliche Verläufe nehmen. Im

ersten Fall siedelt sich Helicobacter pylori vorwiegend im Antrum an. Dadurch kommt es

meist zu einer Hypergastrinämie mit erhöhter Säuresekretion, deren Folge Ulcera duodeni

oder ventriculi sein könnten (Evers, 1989). Im zweiten Fall erstreckt sich die Infektion

vorwiegend auf die Corpusregion des Magens. Nach langjähriger Infektion findet man

atrophische Metaplasien sowie eine bis zur Achlorhydrie verminderte Säuresekretion. Ein

solcher Verlauf kann zur Entwicklung eines Karzinoms führen (Bebelman, 1989).

Einleitung

6

Therapie der Helicobacter Infektion

Infizierte Patienten können mit einer Kombination zweier Antibiotika und einem

Säureblocker, über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen verabreicht, behandelt werden (Triple-

Therapie) (Axon, 1996). Die alleinige Verabreichung der Antibiotika oder des Säureblockers

ist jedoch nahezu unwirksam. Deshalb geht man davon aus, dass erst die Gabe des

Säureblockers im Magenschleim das entsprechende Milieu schafft, welches eine

Antibiotikawirkung möglich macht. Bisher ist jedoch noch unklar, auf welchem Weg

Antibiotika und Säureblocker zusammenwirken.

Die Erfolgsquoten der Eradikation liegen bei 80-90 % (Labenz, 1995). Die Compliance der

Patienten spielt hierbei eine wichtige Rolle (Ruggiero, 2002), da die hohen Antibiotikadosen

mit Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit, verbunden sind. Der Therapieerfolg wird außerdem

durch die ansteigende Resistenzentwicklung von Helicobacter gegen einige Antibiotika

(Debets-Ossenkopp, 1996) gefährdet.

Die Virulenzfaktoren von Helicobacter

Die Virulenzfaktoren von Helicobacter beschreiben die Eigenschaften des Bakteriums, die

wichtig sind für die initiale Kolonisation des Magens, für die Persistenz im Magenschleim

sowie für die gewebeschädigende Wirkung auf den Wirt. Helicobacter muss, um sich in

seiner ökologischen Nische ansiedeln zu können, welche die ersten 25 µm des epithelnahen

Magenschleims umfasst, zuerst das Magenlumen und die Schleimschicht durchdringen. Dabei

helfen eine ausgeprägte Motilität sowie die chemotaktischen Eigenschaften. Auch bei der

dauerhaften Besiedlung des Magenschleims, bei der sich das Bakterium fortlaufend

orientieren muss, sind Motilität und Chemotaxis essentiell. Ein weiterer essentieller Faktor für

die initiale und fortdauernde Besiedlung des Magenschleims ist die Urease. Motilität,

Chemotaxis und Urease werden im Folgenden genauer erläutert, da diese entscheidend für die

Orientierung der Bakterien im Magenschleim verantwortlich sind.

Einleitung

7

Motilität

Der kontinuierliche Schleimfluss im Magen erfordert von Helicobacter eine ausgeprägte

Motilität, um sich gezielt fortbewegen zu können. Die Ausbildung von 6-8 unipolaren

Geißeln (Flagellen), welche von einer membranartigen Hülle umgeben sind und sich an einem

Pol des Bakteriums finden, stellt ein charakteristisches morphologisches Merkmal von

H. pylori dar (Geis, 1993; Josenhans, 1995). Die Flagellenhülle, die aus einer

Lipopolysaccharidschicht besteht, schützt die säureempfindlichen Filamente vor dem

schädlichen Einfluss der Magensäure (Suerbaum, 1995) und ermöglicht es Helicobacter, sich

auch in der zähen Mucusschicht des Magenschleims fortzubewegen. Mutanten, bei denen die

Flagellen in ihrer Funktion eingeschränkt oder nicht vorhanden sind, verfügen über keinerlei

Möglichkeit zu infizieren (Eaton, 1996; Josenhans, 2002; Ottemann, 2002). Die Flagellen

erlauben es Helicobacter, sich rotierend um die Längsachse mit einer Geschwindigkeit von

30 µm pro Sekunde fortzubewegen (Karim, 1998).

Chemotaxis

In allen bekannten beweglichen Bakterien ist die Motilität eng an eine chemotaktische

Signalkaskade gebunden, welche es den Bakterien erlaubt, sich auf Lockstoffe hin zu

bewegen, oder sich von Reizstoffen zu entfernen.

Das chemotaktische Verhalten von Helicobacter ist zusammen mit seiner ausgeprägten

Motilität der wichtigste Faktor, welcher die Besiedlung des Magenschleims erlaubt.

Bisher wurden Untersuchungen zur Chemotaxis von Helicobacter nur in vitro durchgeführt

(Kihara, 1981; Pittman, 2001; Yoshiyama, 1999), wobei Harnstoff und Bicarbonat als

chemotaktische „attractants“ (Lockstoffe) für H. pylori beschrieben wurden (Mizote, 1997).

Über den genauen Verlauf der Signalkaskade besteht bisher noch Unklarheit. Aus

genetischen Homologiestudien weiß man, dass die chemotaktische Maschinerie von

Helicobacter, in weiten Teilen, der anderer gut untersuchter chemotaktischer Eubakterien

ähnelt (Taggart, 1979). Helicobacter besitzt drei klassische membrangebundene

Chemorezeptoren, sowie einen mutmaßlichen cytoplasmatischen Chemorezeptor (HP599)

(Tomb, 1997), welche das äußere Milieu analysieren. Über eine intrazelluläre, molekulare

Kettenreaktion werden die Informationen dann an den Flagellenmotor weiter vermittelt.

Einige an dieser Signalkaskade beteiligten Proteine sind beschrieben. Es handelt sich hierbei

Einleitung

8

um die rezeptorgekoppelte Autokinase CheA, das Verbindungsglied CheW, dessen genaue

Funktion nicht bekannt ist (Pittman, 2001), sowie CheY, welches direkt mit dem

Flagellenmotor interagiert (Rotter, 1979; Alm, 1999; Foynes, 2000; Bren, 2000).

Was genau von der Erkennung eines Lockstoffes hin bis zur gerichteten Bewegung bei

Helicobacter abläuft, ist bisher nicht geklärt, sicher weiß man aber, dass sich cheY- und

cheA-Mutanten durch eine andere Bewegungsart und Virulenz auszeichnen (Foynes, 2000).

Wie Helicobacter seinen natürlichen Lebensraum im Magenschleim erkennt, ist bisher

ebenfalls nicht bekannt. Helicobacter ist jedoch in der Lage, nicht nur seine ökologische

Nische zu erkennen, sondern diese trotz des dort herrschenden kontinuierlichen

Schleimflusses dauerhaft zu besiedeln. Das Bakterium orientiert sich also permanent neu im

Magenschleim und korrigiert seine Position mit Hilfe seiner ausgeprägten Motilität. Somit

muss die für Helicobacter notwendige Orientierungshilfe ein permanent im Magenschleim

vorliegender Gradient sein.

Urease

Essentiell für die Fähigkeit von Helicobacter pylori, sowie alle übrigen Helicobacter

Spezies, den Magenschleim zu kolonisieren, ist das von ihnen produzierte 550 kDa Enzym

Urease (Mobley, 1991; Mobley, 1995). Die Urease katalysiert die Spaltung von Harnstoff in

Ammoniak und Kohlendioxid und findet sich sowohl intrazellulär als auch im

periplasmatischen Raum. Die intrazelluläre Urease sorgt dort für einen neutralen pH (Scott,

2002; Ferrero, 1991). Urease-defiziente Mutanten können auch nach vorangegangener

Neutralisierung des Magenlumens nicht kolonisieren (Wirth, 1998). Somit müssen der Urease

noch weitere bisher nicht bekannte Funktionen zukommen. Dem bei der Harnstoff-Spaltung

entstehenden extrazellulären Ammonium wird zusätzlich ein zytotoxischer Effekt auf die

Magenepithelzellen zugesprochen, welcher bisher allerdings nur in hohen Dosen in vitro

nachgewiesen werden konnte (Tsujii, 1992; Sommi, 1996). Ferner wird der Urease eine bisher

unverstandene Rolle in der chemotaktischen Motilität von H. pylori zugesprochen

(Nakamura, 1998).

Der starke Umsatz von Harnstoff wird zur Diagnose einer H. pylori Infektion genutzt.

Beim C13-Harnstoff-Atemtest wird C13-markierter Harnstoff verabreicht und durch die Urease

umgesetztes C13O2 in der Ausatemluft der Patienten nachgewiesen (Graham, 1987).

Einleitung

9

Adhärenz

H. pylori ist in der Lage, engen Kontakt mit den Magenepithelzellen einzugehen. Das für

die Bindung an das Lewisb-Antigen der Epithelzellen notwendige bakterielle Adhäsin ist

bereits gut beschrieben (Wirth, 1996; Borén, 1993; Ilver, 1998). Verschiedenen anderen

Membranstrukturen von H. pylori wird ebenfalls eine Rolle bei der Adhärenz zugesprochen,

was aber noch nicht eindeutig geklärt ist (Odenbreit, 2002; Tomb, 1997). Die Adhärenz von

H. pylori an das Magenepithel ist nicht essentiell für eine Infektion, führt aber zu einer

spezifischen Immunantwort (Kavermann, 2003), wodurch eine Vielzahl von Signalkaskaden

ausgelöst werden. Andere Helicobacter Spezies wie zum Beispiel H. felis adhärieren nicht,

die Signalkaskaden bleiben somit größtenteils aus.

Cytotoxine

Das vacuolisierende Cytotoxin VacA wird von Helicobacter produziert und ruft in den

Epithelzellen eine Vakuolisierung des Zytoplasmas hervor, was im Tierexperiment

Schleimhautläsionen und Ulzera induzieren kann (Ghiara, 1995). Das 87 kDa große Protein

erfährt durch Säureaktivierung (Cover, 1997) eine Konformationsänderung, die es stabil

gegen Angriffe von Pepsin und Säure macht. Die Sekretion des Cytotoxins korreliert mit dem

Vorhandensein einer genetisch benachbarten Pathogenitätsinsel (PAI) cagA. Diese PAI wird

von einer Gruppe von 29 Genen gebildet und ist nicht bei allen Stämmen vorhanden (Censini,

1996). Die Entdeckung dieses Genabschnitts geht auf das stark immunogene Protein CagA

zurück, gegen das bei jedem Infizierten Antikörper gefunden werden.

Man teilt die H. pylori Stämme in CagA/VacA-positiven (Typ I) und CagA/VacA-

negative (Typ II) Stämme ein (Atherton, 1995; Blaser, 1996). Infektionen mit Typ I Stämmen

sind signifikant häufiger mit Ulkuskrankheiten, Karzinom und MALT-Lymphomen assoziiert

als Infektionen mit Typ II Stämmen (Parsonnet, 1997; Miehlke, 2001). Die genauen

Funktionen aller in diesem Abschnitt lokalisierten Gene sind noch nicht geklärt; einige Gene

kodieren wahrscheinlich für die Bildung eines bakteriellen Sekretionsapparates, der an der

Einschleusung von CagA sowie anderer bakterieller Proteine in die Wirtszellen beteiligt ist.

Die PAI ist nicht essentiell für eine Helicobacter Infektion. H. felis z.B. fehlt dieser

Genabschnitt komplett. Die mit H. felis infizierte Maus unterscheidet sich somit durch

geringere epitheliale Interaktion vom humanen Infektionsbild.

Einleitung

10

Die H. felis infizierte Maus und der H. pylori infizierte Gerbil als Tiermodelle

In der vorliegenden Arbeit wurden mit Helicobacter felis infizierte Mäuse und mit

Helicobacter pylori infizierte Mongolische Gerbils als Tiermodelle verwendet.

H. felis wurde aus Katzen isoliert (Lee, 1988) und kann auch in Mäusen eine stabile

Infektion hervorrufen (Lee, 1990; Enno, 1995), ist aber nicht in der Lage, an

Magenepithelzellen zu adhärieren. Außerdem fehlt H. felis die Pathogenitätsinsel cagA. Mit

H. felis infizierte Mäuse entwickeln nach ca. 8 Wochen eine leichte Gastritis. Eine Infiltration

der Mucosa mit neutrophilen Granulozyten ist ebenfalls zu beobachten. Bei einer

Langzeitinfektion wurde nach 22 bis 26 Monaten die Entstehung von lymphalen Tumoren, die

dem humanen MALT-Lymphom ähneln, beschrieben (Enno, 1995). Eine stabile Infektion

mit H. pylori in Mäusen wurde erstmals 1997 etabliert (Lee, 1997).

Mit H. pylori infizierte Gerbils zeigen schon

nach 2 Wochen eine deutliche Infiltration der

Mucosa mit neutrophilen Granulozyten

(Matsumoto, 1997; Hirayama, 1996), nach 3

Monaten können gastrische Geschwüre sowie

Atrophien in der antralen Mucosa nachgewiesen

werden (Honda, 1998; Ikeno, 1999). Nach langer

Infektion wurde die Entstehung von Karzinomen

beschrieben (Watanabe, 1998).

Der luminale pH, die Histologie des Magens sowie der Verlauf der chronischen Infektion

mit H. pylori, sind der des Menschen sehr ähnlich. Es wurde mit dem H. pylori infizierten

Gerbil somit ein Tiermodell etabliert, welches eine gute Übertragbarkeit von bestimmten

Resultaten auf den Menschen erlaubt.

Abb. 3: Mongolischer Gerbil (Meriones unguiculatus).

Einleitung

11

Ziel der Arbeit

Helicobacter besiedelt die Magenschleimhaut. Man findet ihn in der Schleimregion

oberhalb des Epithels, dem epithelnahen Schleimsegment (Schreiber, 1999), in welchem ein

pH zwischen 5 und 7 herrscht (Ross, 1981; Schreiber, 1997).

1999 wurde von Schreiber und Stüben et al. für die mit H. felis infizierte Maus in vivo

beschrieben (Schreiber, 1999), dass sich 95 % der Bakterien in einer epithelnahen

Schleimschicht von 25 µm Dicke aufhalten. Sie nehmen dort einen mittleren Abstand von

16 µm zum Epithel ein. Die Magenschleimschicht der Maus umfasst etwa 100 µm und lässt

sich aufgrund ihrer unterschiedlichen mikroskopischen Transparenz in einen luminalen und

einen epithelnahen Anteil gliedern. Die ersten 25 µm oberhalb des Epithels kann man als die

epithelnahe Region bezeichnet.

H. felis ist im epithelnahen Schleim hoch motil und bewegt sich mit einer mittleren

Geschwindigkeit von 30 µm/sec parallel zur Gewebeoberfläche. In luminalen

Schleimbereichen, in denen der pH unter 4,5 absinkt, findet man keine motilen Bakterien.

Helicobacter lebt in seinem Habitat zwischen zwei Fronten. Das Bakterium kann weder

durch das Epithel dringen, wahrscheinlich weil ihm dort die Immunzellen gefährlich werden

würden, noch kann es in den lumenseitigen Schleim wandern, weil dort die Einwirkung von

Säure und Pepsin tödlich wären.

Bisher ist nicht bekannt, wie es Helicobacter gelingt, den epithelnahen Schleim als sein

Habitat zu erkennen und diesen dauerhaft zu besiedeln. Helicobacter muss, hat er den Magen

erst einmal kolonisiert, gegen die Immunantwort des Magens sowie gegen die Sekretion des

Magenschleims, die zu einem kontinuierlichen Schleimfluss Richtung Lumen führt,

„schwimmen“.

Um seine Position im Magenschleim zu halten, benötigt er also neben seiner hohen

Motilität auch einen ständig gleichbleibenden chemischen Gradienten zur Orientierung.

Einleitung

12

Drei chemische Gradienten sind im Magenschleim beschrieben und kämen für die

chemotaktische Orientierung von Helicobacter in Frage:

• der pH-Gradient

Er zeichnet sich durch eine niedrigen pH im Magenlumen und einen fast neutralen pH

(5-7) am Gewebe aus (Schreiber, 1997; Talley, 1992; Schreiber, 2000).

• der Bicarbonat/CO2-Gradient

Er zeichnet sich durch äquimolare Konzentrationen von Bicarbonat und CO2 (bei

einem pH um 6) am Gewebe und hohe CO2- sowie niedrige

Bicarbonatkonzentrationen (bei saurem pH) im Lumen aus (Rees, 1982; Rune, 1969).

• der Harnstoff/Ammonium-Gradient

Der Harnstoff/Ammonium-Gradient wird durch die bakterielle Urease generiert, die

im epithelnahen Schleim Harnstoff in CO2 und Ammoniak umwandelt, was zur

Bildung von Ammonium führt (Kim, 1990). Man findet somit Richtung Lumen eine

abnehmende Harnstoff- und eine zunehmende Ammoniumkonzentration.

Bisher wurde das chemotaktische Verhalten von Helicobacter ausschließlich in vitro

(Kihara, 1981; Pittman, 2001) untersucht. In dieser Arbeit soll das chemotaktische Verhalten

von Helicobacter in vivo beschrieben werden.

Dazu werden die oben beschriebenen Gradienten bei H. felis infizierten Mäusen und

H. pylori infizierten Gerbils gezielt verändert. Aus dem Magen der narkotisierten Tiere

werden Schleimproben entnommen und untersucht, ob und inwieweit sich die Änderungen

auf die Orientierung von Helicobacter im Magenschleim auswirken. Die Probenentnahme

erfolgt mit einem von Schreiber und Stüben et al. entwickelten Nanoprobennahmesystem

(Schreiber, 1998), welches es ermöglicht, während eines Experimentes mehrere

Schleimvolumina im Nanoliterbereich zu entnehmen, ohne die kontinuierliche Schleimschicht

des Magens zu zerstören. Die Mucus und Mucosa enthaltenden Proben werden innerhalb von

Sekunden gewonnen und sofort abgekühlt. Auf diese Weise lässt sich die Position von

Helicobacter in Bezug auf die Gewebeoberfläche zum Zeitpunkt der Probennahme genau

bestimmen.

Methoden

13

2. METHODEN

2.1 Versuchstiere und Haltung

Für die Versuchsserie zur Orientierung von Helicobacter felis im Magenschleim der Maus

(Mus musculus) wurden 65 mit H. felis infizierte weibliche Mäuse verwendet. Die Infektion

mit dem Bakterienstamm ATCC 49179 (R. L. Ferrero, Institute Pasteur, Paris (Lee, 1988;

Paster, 1991)) wurde nach standardisierten Methoden (Mohammadi, 1996) von der

Forschungsabteilung der Firma Bayer AG, Wuppertal, im Rahmen dieses Projektes

durchgeführt. Den Mäusen, deren mittleres Gewicht 30 g betrug, wurde eine Infektionsdosis

von 1010 Keimen/ml oral verabreicht, der Nachweis der gelungenen Infektion erfolgte an 2

von 50 Mäusen histopathologisch.

Zur Untersuchung des chemotaktischen Verhaltens von Helicobacter pylori im

Magenschleim des Mongolischen Gerbils (Meriones unguiculatus) in vivo wurden 43 mit

H. pylori infizierte weibliche Gerbils, im Rahmen dieses Projektes, mittels standardisierter

Techniken (Hirayama, 1996), mit dem Bakterienstamm SS1 von der Firma Altana AG,

Konstanz, infiziert. Die Tiere wogen im Mittel 50 g. Der Infektionsnachweis erfolgte über

einen ELISA-Test bei jedem Tier.

Kontrollexperimente wurden mit nicht infizierten Tieren durchgeführt. Dabei handelte es

sich um 34 weibliche NMR-1 Auszucht-Mäuse sowie 36 weibliche Gerbils.

Alle infizierten Tiere wurden unter L2-Bedingungen in einem Unterdruck-Laminar-flow

Schrank (Uniprotect 1555, Ehret, Emmendingen) untergebracht.

Methoden

14

2.2 Narkose 2.2.1 Narkosetyp und Kreislaufsystem

Bei der Narkose handelt es sich um eine halboffene Inhalationsnarkose unter

Spontanatmung. Vorteil dieses Narkosetyps für die hier beschriebene Anwendung ist, dass

keine künstliche Beatmung notwendig ist und der Zustand der Versuchstiere an ihrer Atmung

kontrolliert werden kann.

Die Abbildung 4 zeigt schematisch den Narkosekreislauf. Die Tiere werden mit einer

Kombination aus Lachgas (Stickoxydul, N2O) und Halothan narkotisiert, als Trägergase

fungieren Sauerstoff und Kohlendioxid.

Steuerung des Outflow

Flowmeter“in”

Flowmeter“out”

Optosensor

Zeit[ms]

Amplitude

Aufzeichnung der PulsfrequenzB

A

Abb. 4:

A. Darstellung des Narkosekreislaufs im halboffenen Minimal-flow System. Das Tier liegt mit dem Kopf im Narkosegasstrom. Eine Membranpumpe sorgt mit 5 l/min für die Zirkulation im Kreissystem, die Frischgaszufuhr wird über einen Gasmischer geregelt, der Ausstrom kann ebenfalls reguliert werden. Für die Narkoseeinleitung wird der Gasstrom auf eine Plexiglasröhre geschaltet. B. Die Herzfrequenz wird mit einem optischen Pulssensor über die Blutdruckschwankungen in der Schwanzarterie aufgezeichnet. Die Messung der Herzfrequenz wird auf einem PC visualisiert und entsprechend dokumentiert.

Methoden

15

Der Kopf des Tieres befindet sich in einer Inhalationsmaske, die in das Kreislaufsystem

integriert ist. Das Kreislaufsystem der Narkosegase ist halboffen, d.h. die Gase werden

definiert über einen Gasmischer eingespeist, überschüssiges Gas kann entweichen. Unter

Kontrollbedingungen wird das Narkoseträgergas gemischt aus 3 % CO2, 57 % N2O und

40 % O2 für die Maus und 5 % CO2, 55 % N2O und 40 % O2 für den Gerbil. Die Frischgaszufuhr beträgt 1 l/min, was deutlich über dem Atemzeitvolumen von Maus

und Gerbil liegt, so dass die Gasfraktionen im System konstant bleiben. Die

Halothankonzentration wird über einen Halothanverdampfer reguliert.

2.2.2 Messung der Atem- und Herzfrequenz

Die Atemfrequenz wird anfangs in einem Abstand von 5 min, nach beendeter Operation

von 10 min, gemessen und dokumentiert.

Die Herzfrequenz wird nicht invasiv in der Schwanzarterie gemessen. An den Schwanz

des narkotisierten Tieres wird ein optischer Pulssensor (Infrarot-Sensor) angebracht (siehe

Abb. 4). Die durch Blutdruckschwankungen verursachten Änderungen im Durchmesser

beider großen arteriellen Gefäße führen zu einer veränderten Lichtdurchlässigkeit, welche

vom Pulssensor registriert und in ein elektrisches Signal umgewandelt wird. Nach

elektronischer Verstärkung und Filterung steht dieses Signal zur Anzeige und Auswertung als

Pulskurve zur Verfügung. Die Herzfrequenz wird aus der Pulskurve durch Mittelwertbildung

errechnet.

Methoden

16

2.3 Operation 2.3.1 Eröffnung des Bauchraumes

Zur Stabilisierung der Körpertemperatur werden die Tiere nach der Narkoseeinleitung in

ein Heizbett überführt, welches auf 37°C erwärmt ist. Das Heizbett ist in einem Winkel von

10° nach caudal gekippt, damit die narkotisierten Tiere nicht aspirieren.

Zur Eröffnung des Bauchraumes wird ein Schnitt einige Millimeter unterhalb des

Brustbeines in sicherem Abstand zu Mediastinum und Zwerchfell angesetzt. Mit einem

Thermokauter wird die Bauchwand eröffnet. Bei der Schnittführung durchtrennte Gefäße, vor

allem die v. und a. epigastrica inferior und superior, werden durch Hitze direkt verödet, so

dass der Blutverlust minimal ist.

2.3.2 Fixierung des Magens

Während der Fixierung des Magens darf auf das Organ weder Druck noch Zug ausgeübt

werden, noch dürfen Beeinträchtigungen in der Gefäßversorgung oder Verletzungen der

umgebenden Strukturen entstehen. Nur ein völlig intakter und gut durchbluteter Magen

gewährleistet unverfälschte experimentelle Daten.

Der Magen wird durch den Einsatz eines Gewebehakens, der die Leber nach kranial

schiebt, lokalisiert und mit Gewebefasspinzetten vorsichtig aus dem Bauchraum

herausgehoben.

Gewebehaken

Spatel mit Pin

Gewebefass-pinzette

Unterbindungsnadel

Große Kurvatur mita. gastroepiploica

A B

Abb. 5: Fotografische Darstellung der Operationsschritte. A: Lokalisierung des Magens im Bauchraum. Mit einem Haken wird die Leber nach kranial geschoben und der Magen mit einer Gewebefasspinzette vorsichtig aus dem Bauchraum herausgehoben. B: Fixierung des Magens. Durch das Omentum minus wird medial des Pylorus eine Unterbindungsnadel gestochen, die den Magen anhebt.

Methoden

17

Zwischen Pylorus und kleiner Kurvatur wird eine Unterbindungsnadel eingeführt, so dass

der Magen angehoben werden kann. Mit Hilfe der Unterbindungsnadel wird der Magen dann

auf einen gebogenen Spatel gehoben, der an einem Mikromanipulator befestigt ist. Die

Fixierung auf dem Spatel erfolgt mit einem Metallstift (Pin), der dann die Position der

Unterbindungsnadel einnimmt. Die Position des Pins wurde so gewählt, dass er medial von

Truncus coeliacus, a. gastroepiploica dextra sowie der a. und v. gastrica dextra liegt und die

v. gastroepiploica nicht komprimiert. Die weiterhin physiologische Lage der Ligamenti

hepatogastricum, hepatoduodenale und gastrolienale garantiert eine spannungsfreie, leichte

Fixierung des Magens.

Position des Pins

Pin

Vormagen

Große Kurvaturmit a. gastroepiploica

Schnittführung zur Mageneröffnung a. gastroepiploica

a. lienalis

a. gastrica dextra

a. gastrica sinistraa. gastroduodenalis

A B

Abb. 6: Die Abbildung A zeigt schematisch die Position des Pins, die Schnittführung zur Eröffnung des Magens sowie den Verlauf der den Magen versorgenden Gefäße. In der Abbildung B ist der auf dem Spatel fixierte Magen fotografisch dargestellt. Die Magengefäße und die intakte Durchblutung des Gewebes sind deutlich erkennbar.

Das Duodenum wird 5 mm aboral des Pylorus durch eine lockere Ligatur verengt, um den

Reflux von Galle in den Magen zu vermeiden. Die Gallensäure verändert die Konsistenz des

Magenschleims, was sich negativ auf die Probennahme auswirken würde.

Die Applikation von 50-100 µl des Nitropräparats Aquo-TrinitrosanR auf den Magen führt

zu einer schnellen Erholung der Durchblutung nach dem operativen Eingriff.

Methoden

18

2.3.3 Peritoneale Spülung und Dialyse

Vor der Eröffnung des Magens werden die zu- und abführenden Schläuche für die

peritoneale Spülung angebracht, die als peritoneale Dialyse wirkt. Das Ziel der hier

eingesetzten Dialyse ist es, zum einen den Salz- und Flüssigkeitshaushalt der Tiere während

der Narkose stabil zu halten und damit die Durchblutung der Organe zu verbessern, und zum

anderen die Plasmakonzentrationen verschiedener Substanzen gezielt zu beeinflussen.

Damit eine peritoneale Spülung als Dialyse wirkt, muss sie das gastrointestinale

Durchblutungs-Minutenvolumen übersteigen. Mittels radioaktiver Microspheres haben

Matsumoto et al. gemessen, dass für den Mongolischen Gerbil das Minutenvolumen aller im

Peritonealraum gelegenen Organe, einschließlich der großen Verdauungsdrüsen, 5,6 ml/min

beträgt (Matsumoto, 1982). Da die Leber nur an ihrer caudalen Oberfläche und der

herausgehobene Magen praktisch nicht von der peritonealen Spülung erreicht wird, ist im

umspülten Durchblutungsgebiet mit einem Minutenvolumen von ca. 4,5 ml zu rechnen. Der

gewählte peritoneale Strom von 7 ml/min erwies sich für den Gerbil daher als effektive

Dialyse. Für eine 30 g Maus, ergibt sich daraus eine Dialysegeschwindigkeit von 3 ml/min.

Kleinmolekulare Substanzen ließen sich wenige Minuten nach Start der Dialyse im

Blutplasma nachweisen und erreichten nach 15 min im Plasma die Dialyse-Konzentration3.

2.3.4 Eröffnung und Reinigung des Magens

Zur Eröffnung des Magens wird mit einem unipolaren Hochfrequenzskalpell ein kleiner

Schnitt in die ventrale Magenwand gesetzt. Der Schnitt verläuft, wie aus der Abbildung 6

ersichtlich, parallel zur großen Kurvatur in Form eines Halbkreises, beginnend von der

Pylorusregion, lateral oralwärts, bis auf Höhe der größeren Äste der a. und v. gastrica dextra,

etwa zur Mitte des Magens.

Zur Reinigung des Magenlumens wird der Chymus vorsichtig entfernt, wobei wichtig ist,

dass die Schleimschicht nicht beschädigt wird. Anschließend wird die luminale Superfusion

angebracht.

3 Entsprechende Experimente wurden von der Firma Altana AG durchgeführt.

Methoden

19

2.3.5 Blutgasanalyse und Narkoseende

Nach Ende der Experimente wird der Säure-Basen Status im arteriellen Blut bestimmt.

Dazu wird die Aorta abdominalis dargestellt und sauber durchtrennt, was binnen Sekunden zu

Herz- und Atemstillstand der Tiere führt. Das arterielle Blut wird in heparinisierten

Glaskapillaren aufgefangen und zur Messung in den Säure-Basen-Analysator (ABL 510,

Firma Radiometer, Kopenhagen) eingebracht. Der Analysator misst den pH, den pCO2 und

den pO2 in der Blutprobe und berechnet daraus die Sauerstoffsättigung, die

Bicarbonatkonzentration sowie den Säure/Basen-Status des arteriellen Blutes. Zusätzlich kann

der Hämoglobingehalt des Blutes bestimmt werden.

Methoden

20

2.4 Beschreibung des Messfeldes Das Messfeld, aus welchem die Proben entnommen werden, ist der Antrumbereich der

dorsalen Magenwand. Orientierungspunkte des Antrums sind der Pyloruseingang sowie die

Plica salivarius, die nur bei der Maus und anderen Kleinnagern vorhanden ist. Bei der Plica

handelt es sich um eine natürliche Begrenzungslinie, die durch ihre weißliche Farbe gut zu

erkennen ist und an blütenblattähnliche Gewebeläppchen erinnert. Sie zieht sich etwa von der

Mitte der kleinen Kurvatur entlang schräg nach links caudal.

Duodenum

Ventrale Magenwand(aufgeklappt)

Feuchte LäppchenLuminale

Superfusion

Klemmen

Absaugung

Antrum(Messfeld)

Abb. 7: Dargestellt ist das von Nahrungsbrei gereinigte Messfeld in der dorsalen Antrumwand des

Magens. Die Magenwände werden von zwei Mikroklemmen fixiert, das Magenlumen wird von einer Lösung superfundiert. Der intakte Magenschleim (weißliche Schicht über dem Gewebe) sowie die gute Durchblutung (rosige Färbung des Gewebes) des Messfelds sind erkennbar.

Die Entnahme von Schleimproben erfolgt aus der rechtsseitigen Region um die Plica, aus

dem Bereich vor dem Pylorus und aus der zentralen Antrumregion. Voraussetzungen für eine

erfolgreiche Probennahme sind eine intakte Schleimschicht, das Fehlen von Erosionen, sowie

eine gleichmäßig gute Durchblutung des Messfeldes.

Methoden

21

2.5 Entnahme von Schleimproben aus der Magenmucosa Für die Entnahme von Schleimproben aus dem Magenschleim des Antrums von Maus und

Gerbil, wird ein von unserer Gruppe entwickeltes Nanoprobennahmesystem (Schreiber,

1998), das, neben präziser Nanoprobennahme aus dem Magenschleim, auch präzise

Hochdrucknanoinjektionen ausführen kann, verwendet.

Heizspirale

Temperatursensor

Nanoprobennahme Pipette

1000fach

15 µm

A

B

C

Abb. 8: Fotografie (A) sowie schematische Darstellung (B) der Nanoprobennahmeeinheit. Die

Nanoprobennahmeeinheit besteht aus einer Glaspipette, die in einen teflonummantelten Heizkopf eingespannt ist. Der Pipettenschaft ist von einer Heizspirale umgeben, über die die Temperatur exakt geregelt wird. Die Pipettenspitze und ca. 5 mm des Schaftes sind mit Pufferlösung befüllt, daran anschließend befindet sich eine 15 mm Silikonölstrecke. Durch einen in Epoxyklebstoff eingebetteten Glaskolben ist die Pipette druckfest verschlossen. Die Pipettespitze (C) ist auf einen Durchmesser von ca. 15 µm in einem Winkel von 20° geschliffen (Schreiber, 1998).

Das Nanoprobennahmesystem besteht aus einer druckfest verschlossenen Glaspipette,

deren Schaft mit Silikonöl gefüllt wurde und die in einen Heizkopf eingespannt wird. Die

Temperatur im Heizkopf kann über eine Steuereinheit definiert variiert werden, was dazu

führt, das Lösung aus der Pipettenspitze injiziert oder umgebendes Medium in die Pipette

aufgesaugt werden kann.

Methoden

22

Die Herstellung der Probennahmepipetten sowie deren Handhabung bei der Entnahme von

Schleimproben kann in Schreiber, Stüben et al., 1998 (Schreiber, 1998) nachgelesen werden.

Vorteile dieses Systems sind, dass kleine Proben mit gleichbleibendem Volumen, die alle

Bereiche des Magenschleims inklusive des oberflächlichen Epithels enthalten, entnommen

werden können, ohne große Schäden in der Mucosa zu hinterlassen. Zusätzlich beträgt die

Zeitspanne von der Entnahme bis zur Abkühlung der Schleimprobe nur etwa 30 Sekunden,

wodurch der Erhalt der in vivo Bedingungen in der Probe gewährleistet bleibt.

Aus der Antrumregion von Maus und Gerbil werden während eines Experimentes bis zu 6

Nanoproben entnommen. Für die mikroskopische Auswertung werden die Proben auf einen

Diagnoseobjektträger in einen Flüssigkeitstropfen appliziert. Die Objektträger können auf 5°C

abgekühlt oder auf 37°C erwärmt werden. Eine Abkühlung erfolgt bei der Positions- und

Dichtebestimmung der Bakterien, um die Bedingungen in der Probe „einzufrieren“, die

Erwärmung wird bei der Messung der Motilität eingesetzt, um die in vivo Beweglichkeit der

Bakterien zu erhalten.

Methoden

23

2.6 Auswertung der Nanoschleimproben

Die aus dem Magenschleim des Antrums entnommene in vivo Probe besteht in der Regel

aus einem Gewebeanteil, aus epithelnahem fibrillären Schleims sowie einem großen Anteil

luminalem wolkigen Schleim.

Ziel der Auswertung ist es, die räumliche Lage der Bakterien zur Gewebeoberfläche

darzustellen und ihre Motilität zu bestimmen.

2.6.1 Ermittlung von Bakteriendichte und Abstand zur Gewebegrenze

Einzelne Bereiche, der auf 5°C abgekühlten Gesamtschleimprobe, werden digital

fotografiert und ihr Volumen berechnet. Die Anzahl der Bakterien in dem entsprechenden

Volumen wird ermittelt und die Dichte der Bakterien pro Nanoliter Schleim angegeben. In

den epithelnahen Bereichen wird zusätzlich der mittlere Abstand der Bakterien von der

Gewebegrenze ermittelt. Das genaue Verfahren wurde in Schreiber, Stüben et al. 1999

beschrieben (Schreiber, 1999).

2.6.2 Motilitätsmessung

Zur Bestimmung der mittleren Motilität der Bakterien in den Schleimproben, wird die

Temperatur innerhalb der Proben auf 37°C erhöht. Die motilen Bakterien im epithelnahen

Schleim werden mit 25 Einzelbildern pro Sekunde aufgezeichnet, woraus sich ein Zeitabstand

von 40 ms pro Bild ableitet. Die Strecke, die die Bakterien in eine Richtung zurücklegen, wird

vermessen und das dazugehörige Zeitintervall bestimmt. Um die curvilineare4

Geschwindigkeit der Bakterien im Magenschleim zu ermitteln, wird die zurückgelegte

Strecke den Größenverhältnissen der Probe angepasst und in Mikrometer pro Sekunde

angegeben.

4 Zerlegung einer komplexen räumlichen Bewegung in einzelne lineare Teilstücke, deren Länge pro Zeit gemessen werden kann

Methoden

24

Abb. 9: Digitale Vergrößerung einer epithelnahen Schleimregion mit H. felis. Die Bewegung der Bakterien im epithelnahen Schleim ist durch die Sternchen gekennzeichnet. Der Abstand zwischen zwei Sternchen entspricht einer Strecke von ca. 10 µm.

TissueMucus

10 µm

250 msec

Methoden

25

2.7 Versuchsbedingungen

2.7.1 Zeitliche Einteilung

Die einzelnen Experimente wurden in verschiedene Phasen unterteilt. Nach der Operation,

die ungefähr 40 min in Anspruch nahm, startete die Probennahmephase, die sich in eine

Kontrollphase und eine Phase veränderter Bedingungen (= Testphase) gliederte. In der

Abb. 10 ist die zeitliche Einteilung des Versuchsablaufes schematisiert dargestellt.

NarkosebeginnNarkoseendeCO -Applikation2

Operation35 - 40 min

Inkubationsphase

Kontrollphaseca. 15 min

90 min 120 min

Testphase(veränderte Bedingungen)

Proben-nahme

Proben-nahme

Proben-nahme

Proben-nahme

60 min

Abb. 10: Übersicht über den zeitlichen Ablauf eines Experimentes mit den einzelnen Versuchsphasen.

In der Kontrollphase wurden in schneller Abfolge ein bis drei Nanoproben entnommen, um

die Bakteriendichte unter Kontrollbedingungen zu ermitteln. Daran anschließend folgte eine

60 minütige Inkubation zur Einstellung der Testbedingungen am Magen. Nach der Inkubation

wurden im Abstand von 30 min drei weitere Nanoproben aus dem Magenschleim entnommen.

Methoden

26

2.7.2 Kontrollbedingungen

Unter Kontrollbedingungen bestand die luminale Superfusion aus einer 0,9 %

Natriumchloridlösung, die durch Begasung mit einem Gasgemisch aus 10 % CO2, 5 % O2 und

85 % N2 auf einen pH von 3,8 äquilibriert wurde. Der Fluss der luminalen Lösung betrug bei

allen Versuchen 30 ml/h bei der Maus, und 70 ml/h beim Gerbil.

Als Kontrolldialysat wurde eine peritoneale Lösung eingesetzt, die alle im Plasma

wichtigen Salze sowie Glucose, Harnstoff und bei der Maus zusätzlich 200 mg/l

Aminophyllin zur Steigerung des Atemantriebs enthielt. Das Aminophyllin gehört der Gruppe

der Methylxanthine an und ist ein Derivat des Theophyllins. Die Methylxanthine wirken im

Zentralnervensystem erregend auf die Herz-Kreislauffunktionen. Unter Narkose führte die

Gabe von Aminophyllin zu einer Steigerung der Atemfrequenz und damit zu einer dezenten

Hyperventilation. In den Experimenten mit verändertem Schleim-Gradient wurde

Aminophyllin eingesetzt, um den arteriellen pCO2 abzusenken.

Die leichte Hypotonie der Lösung, die durch eine dezente Absenkung der

Natriumkonzentration erzeugt wurde, führt zu einer effizienteren Dialyse, indem vermehrt

Flüssigkeit in die Gefäße einströmt und somit die zu dialysierenden Substanzen

mittransportiert werden (solvent drag).

Tabelle 1: Zusammensetzung der peritonealen Dialyse unter Kontrollbedingungen. Ausgehend von dieser

Lösung wurden alle weiteren in dieser Arbeit verwendeten Dialysen hergestellt.

Maus Gerbil

80 mM NaCl 4 mM KCl

35 mM NaHCO3 0,5 mM Mg2SO4 1 mM KH2PO4

20 mM Tris 2 mM CaCl2

pH 7,4 bei 37°C 11 mM Glucose 5 mM Harnstoff

200 mg/l Aminophyllin

80 mM NaCl 4 mM KCl

35 mM NaHCO3 0,5 mM Mg2SO4 1 mM KH2PO4

20 mM Tris 2 mM CaCl2

11 mM Glucose

5 mM Harnstoff

pH 7,4 bei 37°C

Methoden

27

2.7.3 Phase veränderter Bedingungen

Um Gradienten oder einzelne Substanzkonzentrationen im Magenschleim zu verändern,

wurden die luminale Superfusion, die peritoneale Dialyse sowie die inspiratorischen

Gasfraktionen je nach Bedarf variiert.

Inspiratorische Gasfraktion

Änderung von pCO2

Luminale SuperfusionÄnderung von

pH [HCO ] [CO ] [Harnstoff] [NH ]

3 2

4

-

+

Peritoneale DialyseÄnderung von

[HCO ] [Harnstoff] [NH ]

3

4

-

+

Abb. 11: Darstellung der Möglichkeiten, um am narkotisierten Tier die Bedingungen an der Mucosa zu verändern. Über die luminale Superfusion können der luminale pH, sowie die Konzentrationen von CO2, Bicarbonat, Harnstoff und Ammonium variiert werden. Die peritoneale Dialyse ermöglicht Änderungen der Plasmakonzentrationen von Bicarbonat, CO2, Harnstoff und Ammonium, über die inspiratorische Gasfraktionen kann der arterielle pCO2 verändert werden.

Die luminale Superfusion erlaubt die Veränderung der Bedingungen im Magenlumen.

Über die inspiratorische Gaszusammensetzung können die Partialdrücke von Sauerstoff und

Kohlendioxid im arteriellen Blut verändert werden. Die Dialyse ermöglicht die Einstellung

bestimmter Konzentrationen einzelner Substanzen im arteriellen Blut und somit an der

Gewebeseite des Magens.

Methoden

28

2.8 Statistische Auswertung der Daten

Für jeden einzelnen Versuch wurde ein Mittelwert der epithelnahen Bakteriendichte in

Bakterien pro Nanoliter Mucus für die Kontrollphase bzw. die Phase veränderter

Bedingungen ermittelt. Aus diesen beiden Zahlen wurde ein Quotient Testdichte, geteilt durch

Kontrolldichte, berechnet. Die Quotienten jeder Versuchsserie wurden gemittelt und die

Standardabweichungen angegeben. Lagen die Quotienten bei einem Wert um 1, fand keine

Umorientierung statt. Quotienten mit einem signifikant niedrigeren Wert wiesen auf eine

Umorientierung hin. Als Signifikanztest wurde der „students T-Test“ verwendet; als

signifikant galt ein p-Wert < 0,05.

Zur Bestimmung der Schleimprobenvolumina der ausgewerteten Regionen wurde das

mittlere, ausgewertete Schleimprobenvolumen unter Kontroll- und Testbedingungen für alle

Experimente mit der dazugehörigen Standardabweichung berechnet.

Die Bakterien befanden sich in einer 25 µm dicken Schleimschicht. Zur Darstellung der

Verteilung der Bakterien wurde dieser epithelnahe Mucus noch einmal in 5 µm dicke

Schichten unterteilt. Der Abstand der Bakterien von der Gewebeoberfläche wurde gemessen

und die Bakterien wurden jeweils einer der Schichten 0-5 µm, 5-10 µm, 10-15 µm, 15-20 µm,

20-25 µm zugeordnet. Auf diese Weise konnte nach Abschluss der Auswertung angegeben

werden, wie viel Prozent der Bakterien sich jeweils in welcher Schicht befanden. Aus allen

Abstandsmessungen wurde ein mittlerer Abstand ermittelt.

Die mittlere Motilität der Bakterien wurde unter Kontroll- und Testbedingungen mit der

dazugehörigen Standardabweichung berechnet.

Ergebnisse

29

3. ERGEBNISSE

3.1 Narkose

Bei allen Versuchstieren konnte unter Spontanatmung ein gleichmäßig stabiler

Kreislaufzustand über einen Zeitraum von 4 h beobachtet werden.

Die Messung von Atemfrequenz und Herzfrequenz ermöglichte eine gute Steuerung der

Narkose und gewährleistete während der gesamten Versuchsdauer stabile Herz-Kreislauf-

Bedingungen, welche Vorraussetzungen für eine gleichbleibend gute Durchblutung des

Magens und somit für unverfälschte Ergebnisse waren. Die mittlere Atemfrequenz der Mäuse

betrug 172 ± 12/min, die der Gerbils 136 ± 24/min. Die mittlere Herzfrequenz lag bei den

Mäusen bei 189 ± 26/min, bei den Gerbils bei 143 ± 12/min. Atem– und Herzfrequenz

wurden bei allen Versuchstieren bestimmt.

Mittels der Blutgasanalyse wurde bei 34 nicht infizierten Mäusen und 36 nicht infizierten

Gerbils bestimmt, welche Werte pH, Bicarbonat und CO2 im arteriellen Blut von Maus und

Gerbil unter Kontrollbedingungen annehmen. Dazu wurden die Tiere narkotisiert und die

peritoneale Dialyse bis zu 2 Stunden betrieben.

Tabelle 2: Blutgasanalyse von Maus und Gerbil unter Kontrollbedingungen (n = alle Kontrolltiere ± Standardabweichungen).

Maus Gerbil

pH HCO3-

(mM)

pCO2

(mmHg)

pH HCO3-

(mM)

pCO2

(mmHg)

Blutgas-

Analyse 7,33 ± 0,03 46 ± 1,2 23 ± 2,0 7,39 ± 0,05 41 ± 9,0 26 ± 1,4

Ergebnisse

30

3.2 Operation

Die blutarme Operation belegt der stabile Hämoglobingehalt im arteriellen Blut der Tiere,

der bei 34 Mäusen und 36 Gerbils postoperativ bestimmt wurde. Bei den Mäusen lag der Hb

bei 160 ± 16 g/l und bei den Gerbils bei 140 ± 14 g/l.

Das Messfeld in der dorsalen Magenwand des eröffneten Magens zeichnete sich nach guter

Operation durch eine gleichmäßige rosige Färbung und eine intakte Schleimschicht aus.

3.3 Nanoprobennahme

Der Magenschleim der Maus und des Gerbils ist etwa 100 bzw. 150 µm dick und lässt sich

in mehrere Bereiche einteilen. Direkt dem Epithel aufgelagert findet man in einer Dicke von

25 µm den epithelnahen Schleim, das Habitat von Helicobacter. Dann folgt bis zum

Magenlumen der zentrale und luminale Schleim.

In der aus luminalem/zentralem und epithelnahem Schleim sowie Gewebeanteilen

bestehenden Nanoprobe können diese Regionen optisch unterschieden werden. Der

epithelnahe Schleim zeichnet sich durch eine durchsichtige, fibrilläre Struktur aus. Der

zentrale/luminale Schleim ist beim Gerbil ebenfalls durchsichtig, weist aber keine Fibrillen

auf. Bei der Maus ist der luminale Schleim hingegen undurchsichtig und wolkig.

Ergebnisse

31

3.4 Verteilung von Helicobacter im Magenschleim unter

Kontrollbedingungen

Wurden unter Kontrollbedingungen (siehe 2.7.2) Nanoproben aus dem Magen von Maus

und Gerbil entnommen und die Bakterienzahlen in epithelnahen und luminalen bzw. zentralen

Schleimregionen, sowie ihr mittlerer Abstand vom Epithel bestimmt, so ergaben sich

deutliche Unterschiede in der Verteilung von H. felis und H. pylori.

Die Dichte der Bakterien im epithelnahen Schleim war in beiden Spezies annähernd gleich

hoch (Maus: 3900 H.f./nl; Gerbil: 2900 H.p./nl), in luminalen und zentralen Schleimregionen

fanden sich bei Maus und Gerbil weniger als 50 Bakterien/nl Schleim.

Im Magen der Maus halten sich 90 % der H. felis vorwiegend in den Schleimanteilen

10-25 µm vom Epithel entfernt auf, während sich im Gerbilmagen 90 % der H. pylori in dem

Bereich 0-15 µm vom Epithel entfernt fanden. Einige wenige H. pylori fanden sich an

Epithelzellen adhäriert, während H. felis nicht adhärierte. Der mittlere Abstand von H. felis

zum Magenepithel der Maus betrug 16 ± 6 µm, H. pylori fand sich in einem mittleren

Abstand von 11 ± 5 µm zum Magenepithel des Gerbils. Die prozentuale Verteilung von

H. felis und H. pylori im epithelnahen Schleim ist in der Abbildung 12 durch die

unterschiedlichen Grauschattierungen schematisiert dargestellt.

Die von H. pylori besiedelte ökologische Nische befindet sich entsprechend etwas näher an

der Magenepithelgrenze, als die Region, die H. felis besiedelt.

Innerhalb von Drüsengängen lag die Dichte von H. felis und von H. pylori bei ca. 5 pro

100 µm Drüsenganglänge.

Ergebnisse

32

Abb. 12: Schematischer Querschnitt durch die Magenmucosa von Maus und Gerbil. Die prozentuale Verteilung von H. felis und H. pylori im epithelnahen Schleim unter Kontrollbedingungen ist prozentual farblich abgestuft dargestellt.

Magenlumen

Mucus

Gewebe

Maus

0% 0-10 µm

0 - 5 µm0%5 - 10 µm12%

10 - 15 µm36%15 - 20 µm28%20 - 25 µm24%

Gerbil

0 - 5 µm30%5 - 10 µm32%

10 - 15 µm26%15 - 20 µm8%20 - 25 µm4%

0% 0-10 µm

Die Motilität von H. pylori und H. felis unter Normalbedingungen wies keinen Unterschied

auf. H. felis bewegt sich mit einer mittlere Geschwindigkeit von 30 ± 20 µm/sec (n = 15) im

Mucus, H. pylori erreicht eine mittlere Geschwindigkeit von 30 ± 6 µm/sec (n = 7).

Ergebnisse

33

3.5 Orientierung von Helicobacter im Magenschleim unter veränderten

Bedingungen

3.5.1 Der luminale pH und die luminalen Bicarbonat/CO2-Konzentrationen

Zur Klärung der Hypothese, die Orientierung von Helicobacter basiere auf einer Repellent-

Wirkung des niedrigen luminalen pH wurde dieser bei den narkotisierten Tieren von 3 auf 6

erhöht. Dazu wurde als luminale Superfusion anstelle von 0,9 % NaCl ein 50 mM MES Puffer

eingesetzt. Die Dialyselösung blieb gegenüber den Kontrollbedingungen unverändert.

Weder bei der mit H. felis infizierten Maus noch dem H. pylori infizierten Gerbil

reagierten die Bakterien auf diese Veränderung.

Abb. 13: Schematischer Querschnitt durch die Mucosa von Maus und Gerbil. Dargestellt sind der Einfluss der Neutralisierung des luminalen pH auf die Verteilung der Bakterien im Magenschleim. Auch die Änderung der luminalen Bicarbonat/CO2-Konzentrationen (Maus) zeigte keine Wirkung.

Magenlumen

Mucus

Gewebe pH 7,4

pH 6,5

pH 3 6

[HCO ] [CO ]3 2-

1 pCO 0 mmHg

2 pCO = 40 mmHg

3 pCO = 80 mmHg

2

2

2

Neben der Anhebung des luminalen pH auf 6 wurde mittels Begasung mit CO2 zusätzlich

der pCO2 zwischen 0 und 80 mmHg, und damit entsprechend die Bicarbonatkonzentration der

luminalen Superfusion variiert, da bei einem luminalen pH von 6 Bicarbonat und CO2 im

Verhältnis 1:1 vorhanden sind (siehe Abbildung 13).

Ergebnisse

34

Auch bei der Variation5 der luminalen Bicarbonat/CO2-Bedingungen blieb die

Orientierung von Helicobacter ungestört.

0

2000

4000

6000

8000

10000

0 2000 4000 6000 8000 10000

Kontroll Dichte

Test

Dic

hte

H. felisH. pylori

Bakterien/nl

Bakterien/nl

Abb. 14: Darstellung der Einzelexperimente unter neutralisiertem luminalem pH. Aufgetragen ist die

Bakteriendichte unter Kontrollbedingungen (x-Achse) gegen die Bakteriendichte bei neutralisiertem luminalen pH (= Test Dichte; y-Achse). Die gestrichelte schwarze Linie stellt schematisiert die Bakterienverteilung dar, wenn keine Dichteänderung stattfindet.

3.5.2 Der Harnstoff/Ammonium-Gradient

Unter in vitro Bedingungen ist Harnstoff als ein "attractant" für Helicobacter beschrieben

(Nakamura, 1998). In diesem Ansatz soll unter in vivo Bedingungen überprüft werden, ob

sich dies auch auf die Verhältnisse im Magen übertragen lässt.

Harnstoff, im Blutplasma in einer Konzentration von 5-8 mM vorhanden, ist in der Lage,

über das Magenepithel in den Schleim zu diffundieren. Bei nicht mit Helicobacter infizierten

Individuen liegt Harnstoff vom Gewebe bis zum Lumen in gleichbleibender Konzentration

vor. Erst die Urease von Helicobacter wandelt den in den Magenschleim diffundierenden

Harnstoff im epithelnahen Schleim fast vollständig in Ammoniak um, welches aufgrund

seines pK′ direkt zu Ammonium reagiert und zum Lumen transportiert wird. Im Magenlumen

5 Diese Variation wurde nur für die H. felis infizierte Maus durchgeführt.

Ergebnisse

35

findet man bei mit Helicobacter infizierten Individuen anstelle von Harnstoff eine

Ammoniumkonzentration von 5-15 mM (Kim, 1990) .

(NH ) -CO2 2

(NH ) -CO2 2

(NH ) -CO2 2

Nicht infiziert

(NH ) -CO2 2urease

NH NH +H

4

3

+

+

NH4+

(NH ) -CO2 2

Infiziert

(NH ) -CO2 2

NH4+

NH4+

(NH ) -CO2 2

urease

Änderung des Gradienten

Abb. 15: Schematischer Querschnitt durch die Mucosa von Maus/Gerbil. Dargestellt sind die Änderungen des Harnstoff/Ammonium-Gradienten im Magenschleim.

Zur Änderung des Harnstoff/Ammonium-Gradienten im Magenschleim wurde über die

Dialyse die Blut Harnstoffkonzentration reduziert und die Ammonium-Konzentration erhöht.

Dazu wurde der Dialyselösung Ammoniumchlorid (5 mM) anstelle von Harnstoff zugesetzt.

Über die luminale Superfusion wurde die Harnstoffkonzentration im Magenlumen auf 20 mM

erhöht.

Unter dem so umgekehrten Gradienten waren keine Änderungen in der Verteilung von

H. felis und H. pylori im epithelnahen Magenschleim von Maus und Gerbil gegenüber den

Kontrollbedingungen zu finden. Die Blutgaswerte dieser Experimente entsprachen den

Kontrollwerten.

Ergebnisse

36

0

2000

4000

6000

8000

10000

0 2000 4000 6000 8000 10000

Kontroll Dichte

Test

Dic

hte

H. felis

H. pylori

Bakterien/nl

Bakterien/nl

Abb. 16: Darstellung der einzelnen Experimente unter umgekehrtem Harnstoff/Ammonium-Gradienten.

Es wurden die Kontrolldichten gegen die Bakteriendichten der Testphase gegeneinander aufgetragen. Jeder Punkt repräsentiert ein Experiment.

3.5.3 Der pH/Bicarbonat/CO2-Gradient

Die Henderson/Hasselbalch-Gleichung beschreibt das Verhältnis von pH, pK und einem

Säure/Basen-Paar. In dem hier vorliegenden Fall handelt es sich um das Verhältnis von

Bicarbonat und CO2, wobei CO2 die Säure HA, Bicarbonat die Base A- repräsentiert.

pH = pK´ + log [A ]-

[HA]

Bei dem arteriellen Plasma-pH von 7,4 zeigt die Henderson/Hasselbalch-Gleichung, dass

Bicarbonat und CO2 im Verhältnis 20:1 vorliegen.

Im Blutplasma liegt unter physiologischen Bedingungen ein pH von 7,4 bei einer

Bicarbonatkonzentration von 24 mM und einer CO2-Konzentration von 1,2 mM vor, was

einem Verhältnis von 20:1 entspricht.

Es ist demnach möglich, die Bicarbonatkonzentration im Plasma zu ändern ohne den pH zu

beeinflussen solange das Verhältnis [Bicarbonat]:[CO2] 20:1 bleibt. Bei jeder anderen

Konstellation müssen zwei Größen gegenläufig verändert werden, wenn die dritte konstant

bleiben soll.

Ergebnisse

37

pH 7,4 = 6,1 + log art

24 mmol/l [HCO ]3-

1,2 mmol/l [CO ]2

Henderson/Hasselbalch

Epithelialer MucuspH 4,5 - 6

[HCO ] [CO ]3 2-

PlasmapH 7,4

[HCO ] 24 mmol/l[CO ] 12 mmol/l

3

2

-

LumenpH < 3

[CO ] > [HCO ]2 3-

Abb. 17: Schematischer Querschnitt durch die Mucosa von Maus und Gerbil. Dargestellt sind die pH-, Bicarbonat- und CO2-Verhältnisse an der Mucosa und im Schleim unter Normalbedingungen, über die Henderson/Hasselbalch-Gleichung sind diese drei Größen miteinander verknüpft.

Im epithelnahen Bereich des Magenschleims bei einem pH um 6 gleicht sich das

Verhältnis von Bicarbonat und CO2 auf äquimolare Konzentrationen an, im Magenlumen bei

saurem pH überwiegt die CO2-Konzentration. Es sind hier CO2-Konzentrationen von

≥ 60 mmHg beschrieben (Rune, 1969; Nagano, 1990). Bicarbonat wird von den Epithelzellen

der Mucosa sezerniert (Kauffman, Jr., 1980), wobei die Sekretionsrate der Epithelzellen von

einer ausreichend hohen Bicarbonatkonzentration im Plasma abhängig ist (Kivilaakso, 1981).

Im Folgenden wurde auf drei Arten in die pH- und Bicarbonat/CO2-Verhätnisse im

Magenschleim, bzw. im arteriellen Blut eingegriffen.

Ergebnisse

38

Epithelnaher Epithelnaher

pH 7,2[HCO3

-] 15 mMpCO2 40 mmHg

pH 7,2[HCO3

-] 15 mMpCO2 40 mmHg

pH = 6

[HCO3-] 15 mM

pCO2 40 mmHg

Erniedrigung des arteriellen pH und der

arteriellen Bicarbonatkonzentration

C

pH 7,4[HCO3

-] 15 mMpCO2 25 mmHg

pH 7,4[HCO3

-] 15 mMpCO2 25 mmHg

pH = 6

pH 7,4[HCO3

-] 15 mMpCO2 25 mmHg

pH 7,2[HCO3

-] 24 mMpCO2 60 mmHg

pH 7,2[HCO3

-] 24 mMpCO2 60 mmHg

Erniedrigung des arteriellen pH

pH = 6

pH 7,2[HCO3

-] 24 mMpCO2 60 mmHg

Erniedrigung der arteriellen

Bicarbonatkonzentration

BA

Mucus

Lumen

Gewebe

-

3 2[HCO] pCO- ↓ ↑ pH 3,0≈

pH 5,5[HCO] [CO]3 2

- ≈

pH 7,4[HCO] 24 mMpCO 40 mmHg

3

2

-

Mucus

Lumen

Gewebe

-

pH 3,0≈

pH 5,5

pH 7,4[HCO ] 24 mMpCO 40 mmHg

3

2

-

Normalbedingungen

Abb. 18: Schematischer Querschnitt durch die Mucosa von Maus/Gerbil. Dargestellt sind die Änderungen zur Beeinflussung der pH, Bicarbonat- und CO2 Verhältnisse an der Mucosa. A. Erniedrigter arterieller pH; B. Erniedrigte arterielle Bicarbonatkonzentration; C. Erniedrigter arterieller pH und erniedrigte arterielle Bicarbonatkonzentration.

Die Erniedrigung des arteriellen pH (Abb. 18 A) wird mittels einer Hyperkapnie

erzeugt, welche durch eine Kombination aus einer Erhöhung der inspiratorischen CO2-

Fraktion und einer durch die Dialyse normalisierten Bicarbonatkonzentration hervorgerufen

wird. Daraus resultiert ein niedriger, arterieller pH bei normaler Bicarbonatkonzentration und

erhöhtem arteriellem pCO2. Da man annimmt, dass der pH des frisch sezernierten Schleims

dem intrazellulären pH der mucusproduzierenden Zellen entspricht (Schreiber, 2000) und man

ferner weiß, dass die Epithelzellen sensitiv auf eine Ansäuerung des arteriellen Blutes

reagieren (Ashley, 1987), gingen wir davon aus, so den pH im epithelnahen Schleim

abzusenken. Die daraus tatsächlich resultierenden Blutgaswerte sind in der Tabelle 4

aufgeführt.

Unter diesen Bedingungen ändert sich die Verteilung von H. felis und H. pylori im

epithelnahen Magenschleim von Maus und Gerbil nicht. Auch der mittlere Abstand der

Bakterien vom Magenepithel sowie die Motilität bleiben unverändert.

Ergebnisse

39

0

2000

4000

6000

8000

10000

0 2000 4000 6000 8000 10000

Kontroll Dichte

Test

Dic

hte

H. felisH. pylori

Bakterien/nl

Bakterien/nl

Abb. 19: Die Bakteriendichte unter Kontrollbedingungen wurde gegen die Bakteriendichte bei erniedrigtem arteriellen pH gegeneinander aufgetragen, wobei jeder Punkt ein Einzelexperiment repräsentiert.

Die Erniedrigung der arteriellen Bicarbonatkonzentration (Abb. 18 B) wird durch eine

Hyperventilation zusammen mit einem mittels der Dialyse normalisiertem pH generiert. Die

arterielle Bicarbonatkonzentration ist dadurch abgesenkt, der pCO2art ist entsprechend

erniedrigt, während der arterielle pH normal bleibt.

Auch unter diesen Bedingungen bleibt die Bakteriendichte im Magenschleim gegenüber

den Kontrolldichten unverändert, ebenso wie ihr Abstand vom Epithel und ihre Motilität.

0

2000

4000

6000

8000

10000

0 2000 4000 6000 8000 10000

Kontroll Dichte

Test

Dic

hte

H. felisH. pylori

Bakterien/nl

Bakterien/nl

Abb. 20: Für die Experimente bei erniedrigter arterieller Bicarbonatkonzentration wurden die Baketriendichten in der Kontrollphase gegen die Dichten der Testphase aufgetragen.

Ergebnisse

40

Für die gleichzeitige Erniedrigung des arteriellen pH und der arteriellen

Bicarbonatkonzentration (Abb. 18 C) wird bei unveränderter Ventilation eine metabolische

Azidose mittels der Dialyse eingestellt. Dadurch sind der arterielle pH und die

Bicarbonatkonzentration erniedrigt, der pCO2art bleibt normal.

Unter dieser Bedingung nimmt die Bakteriendichte im epithelnahen Schleim deutlich ab.

Ein Teil der Bakterien findet sich in zentralen und luminalen Schleimsegmenten wieder,

zahlreiche Bakterien schwimmen in das luminale Superfusat.

0

2000

4000

6000

8000

10000

0 2000 4000 6000 8000 10000

Kontroll Dichte

Test

Dic

hte

H. felisH. pylori

Bakterien/nl

Bakterien/nl

Abb. 21: Darstellung der Einzelexperimente, jeder Punkt stellt ein Experiment dar; aufgetragen ist die Bakteriendichte unter Kontrollbedingungen (x-Achse) gegen die Bakteriendichte bei erniedrigtem arteriellen pH und erniedrigter arterieller Bicarbonatkonzentration (y-Achse, Test Dichte). Die Abweichung der Bakteriendichte in der Testphase von der gedachten Normalverteilung (gestrichelte schwarze Linie) ist deutlich erkennbar.

Ergebnisse

41

3.6 Messung des epithelnahen pH in vitro

Um zu überprüfen, ob die Änderung der pH-/Bicarbonat-

/CO2-Verhältnisse im arteriellen Blut eine Änderung der

Bedingungen im Magenschleim nach sich zieht, die die

Orientierung der Bakterien im epithelnahen Schleim

beeinflussen kann, wurden pH-Messungen an der isolierten

Meerschweinmucosa durchgeführt.

Dazu wurde eine ionensensitive Mikroelektrode im

epithelnahen Schleim einer explanierten Meerschwein-Antrum-

Mucosa positioniert. Das genaue Verfahren ist in Schreiber et

al., 1997 (Schreiber, 1997) nachzulesen.

Die gewebeseitige Lösung sowie die luminale Superfusion,

wurden nach Positionierung der Elektrode im epithelnahen

Schleim den veränderten pH/Bicarbonat/CO2-Bedingungen

angepasst. Über einen Zeitraum von 60 min wurde der pH registriert, nach 10 min unter

normalen Bedingungen wurden die Plasmalösungen geändert.

Wie in der Abbildung 23 zu sehen ist, veränderte sich der epithelnahe pH nicht, wenn nur

der arterielle pH (A) oder nur die arterielle Bicarbonatkonzentration (B) reduziert wurden.

PlasmaKonzentrationen

Epithelialer pH

Mucus

Lumen Ionenselektive Mikroelektrode

Abb. 22: Schematische Darstellung der pH-Messung im epithelnahen Schleim.

Ergebnisse

42

Zeit (min)

Lumen pH 6

7

6

5pH

Lumen pH 6

7

6

50 10 20 30 40

pH

50

NormalesPlasma pH , Bicarbonat , CO ↓ ↑norm 2

pH , Bicarbonat , CO norm ↓ ↓2

pHGradient

pHGradient

A

B

Abb. 23: Ergebnisse der pH-Messungen im epithelnahen Schleim der Meeschweinmucosa in vitro.

In beiden Serien wurde der pH 10 min unter Kontrollbedingungen registriert (normales Plasma). In Grafik A wurde dann der pH der peritonealen Lösung herabgesetzt, das Bicarbonat blieb normal, der pCO2 wurde erhöht (n = 3). In Grafik B wurde die Bicarbonatkonzentration und der pCO2 der peritonealen Lösung bei normalem pH reduziert (n = 3). In beiden Serien war der luminale pH 6.

Hingegen findet bei der gleichzeitigen Absenkung der arteriellen Bicarbonatkonzentration

und dem arteriellen pH, eine Aufhebung des Schleim-pH-Gradienten statt (Abb.24). Der pH

im epithelnahen Schleim gleicht sich dem luminalen pH an.

Lumen pH 6

7

6

5

Zeit (min)

pH

0 10 20 30 40 50

7

6

5

4

3

pH

Lumen pH 4

NormalesPlasma pH , Bicarbonat , CO ↓ ↓ 2 norm

pHGradient

pHGradient

A

B

Abb. 24: Ergebnisse der pH-Messungen im epithelnahen Schleim der Meeschweinmucosa in vitro. Nach der

10 minütigen Registrierung des pH unter Kontrollbedingungen (normales Plasma) wurde der pH und die Bicarbonatkonzentration der peritonealen Lösung reduziert. In Grafik A war der luminale pH 6 (n = 6) , in Abb. B lag der luminale pH bei 4 (n = 6).

Ergebnisse

43

Um dieses Ergebnis zu verdeutlichen, wurde, wie in Abbildung 24 dargestellt, neben dem

luminalen pH 6 zusätzlich noch der luminale pH 4 untersucht. Es ist deutlich zu erkennen,

dass in beiden Fällen eine Absenkung des epithelnahen pH auf den luminalen pH erfolgt und

damit eine Absenkung des pH-Gradienten im Mucus.

Ergebnisse

44

3.7 Zusammenfassung der Ergebnisse

Bildet man für jedes Experiment den Quotienten Kontrolldichte/Testdichte und mittelt

diese pro Versuchsserie, so ergeben sich für die Serien, in denen keine Umverteilung der

Bakterien stattgefunden hat, Werte um 1, während bei einer Umverteilung der Quotient

deutlich absinkt. Die mit dem „students T-Test“ ermittelte Signifikanz (p) ist wesentlich

kleiner als 0,05.

Tabelle 3: Quotienten Testbedingungen/Kontrollbedingungen für die einzelnen Experimentegruppen mit

Standardabweichungen.

H. felis Maus H. pylori Gerbil

Veränderte luminale Bedingungen 1,01 ± 0,22 1,15 ± 0,30

Umgekehrter Harnstoff/Ammonium-Gradient 1,19 ± 0,29 0,94 ± 0,15

Erniedrigter arterieller pH 0,94 ± 0,24 1,11 ± 0,14

Erniedrigte arterielle Bicarbonatkonzentration 0,95 ± 0,19 1,19 ± 0,40

Aufgehobener Schleim-pH-Gradient 0,40 ± 0,16 0,39 ± 0,14

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1,4

1,6

A B C D E

Quo

tient

Test

/Kon

trol

le

H. felisH. pylori

Abb. 25: Zusammenfassende grafische Darstellung der Ergebnisse. Die unterschiedlichen Experimentgruppen

sind mit A-E gekennzeichnet; auf der y-Achse sind die Quotienten der Versuchsgruppen mit Standardabweichungen aufgetragen. A: Neutralisierter luminaler pH; B: Umgekehrter Harnstoff/Ammonium-Gradient; C: erniedrigter arterieller pH; D: erniedrigte arterielle Bicarbonatkonzentration; E: erniedrigter arterieller pH und erniedrigte Bicarbonatkonzentration = aufgehobener Schleim-pH-Gradient.

Ergebnisse

45

Die Änderungen des luminalen pH- und der luminalen Bicarbonat/CO2-Konzentrationen,

des Harnstoff/Ammonium-Gradienten, sowie die Absenkung des arteriellen pH bei normaler

Bicarbonatkonzentration, als auch die Absenkung der arteriellen Bicarbonatkonzentration bei

normalem pH, beeinflussen die Orientierung von Helicobacter nicht.

Erst die gleichzeitige Absenkung des arteriellen pH und der Bicarbonatkonzentration, die

zu einer Aufhebung des Schleim-pH-Gradienten führen, erzeugen eine deutliche

Dichteabnahme von Helicobacter im epithelnahen Schleim. Die Bakterien verlieren ihre

Orientierung und verteilen sich über die gesamte Schleimschicht, sowie in das Magenlumen.

Der Schleim-pH-Gradient ist unter physiologischen Bedingungen immer vorhanden und

passt sich an die herrschenden Sekretionsbedingungen an, wobei er sich in dem von

Helicobacter besiedelten Schleimbereich nur minimal ändert. Er eignet sich also besonders

gut als Orientierungsgeber für Helicobacter.

Ergebnisse

46

3.8 Ergänzungen

3.8.1 Blutgaswerte

Die Blutgaswerte unter neutralisiertem luminalem pH und umgekehrtem

Harnstoff/Ammonium-Gradienten entsprachen den Kontrollwerten (siehe Tabelle 1).

Tabelle 4: Zusammenfassung der Blutgaswerte bei den drei Änderungen der pH-/Bicarbonat-/CO2-Bedingungen

pH niedrig, Bicarbonat normal, pCO2 hoch

Maus (n = 16) Gerbil (n = 11)

pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg) pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg)

7,11 ± 0,12 26 ± 3 87 ± 36 7,21 ± 0,04 26 ± 2 68 ± 7,5

pH normal, Bicarbonat niedrig, pCO2 niedrig

Maus (n = 4) Gerbil (n = 7)

pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg) pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg)

7,32 ± 0,09 17 ± 2,5 34 ± 2,7 7,38 ± 0,06 13 ± 1,9 23 ± 1,3

pH niedrig, Bicarbonat niedrig, pCO2 normal

Maus (n = 3) Gerbil (n = 12)

pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg) pH HCO3-

(mM)

CO2 (mmHg)

7,17 ±0,03 13 ± 1,4 38 ± 2,6 7,14 ± 0,01 12 ± 1,1 38 ± 3,7

Diskussion

47

4. DISKUSSION

Die Möglichkeiten pathogene Bakterien in ihrem Habitat in vivo zu beobachten, sind sehr

begrenzt. In dieser Arbeit wurde eine Nanoprobennahme-Technologie verwendet (Schreiber,

1998), die es ermöglicht, das Verhalten des humanpathogenen Keims H. pylori, sowie der eng

verwandten Spezies H. felis in ihrem Habitat, der Magen-Mucosa in vivo zu studieren. Um

das chemotaktische Verhalten von Helicobacter im Magenschleim in vivo zu studieren,

wurden als Tiermodelle die H. felis infizierte Maus und der H. pylori infizierte Gerbil

eingesetzt.

Die Experimente wurden zuerst an der H. felis infizierten Maus durchgeführt. Dieses

Tiermodell ist im Labor leicht zu handhaben, da keine Übertragbarkeit von H. felis auf den

Menschen beschrieben ist. Zudem liegen in unserem Labor Erfahrung mit diesem Modell vor,

siehe (Schreiber, 1999).

Um eine höhere Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die humane Helicobacter Infektion zu

erlangen, wurden die Experimente zusätzlich an dem mit H. pylori infizierten Gerbil

durchgeführt. Der Gerbilmagen ähnelt in seiner Anatomie und Physiologie dem menschlichen

Magen mehr als der der Maus (Hirayama, 1996). Beispielsweise findet man im Gerbilmagen

wie beim Menschen basal pH Werte bis unter 1 während im Magenlumen der Maus der

Basal-pH um 3 liegt.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich das chemotaktische Verhalten von H. felis in der Maus

und H. pylori im Gerbil nicht unterscheidet, in beiden Modellen verloren die Bakterien ihre

Orientierung nur bei einem aufgehobenen Schleim-pH-Gradienten.

Diese Ähnlichkeit in der Chemotaxis der beiden Spezies H. felis und H. pylori stützt die

Annahme, dass die hier erhobenen Daten auf die humane H. pylori Infektion übertragen

werden können.

Um das chemotaktische Verhalten von Helicobacter im Magenschleim in vivo zu

untersuchen, wurden die Bedingungen im Magenlumen und im arteriellen Blut bei den

narkotisierten Tieren, gezielt durch die luminale Superfusion, die inspiratorischen

Gasfraktionen und die Peritonealdialyse verändert (siehe Abb. 11, Kap. 2.7.3).

Diskussion

48

Weder die Neutralisierung des luminalen pH von sauren Werten auf 6 noch die

Umkehrung des Harnstoff/Ammonium-Gradienten im Magenschleim, beeinflussen die

Verteilung von H. felis in der Maus oder H. pylori im Gerbil, verglichen mit der

Bakterienverteilung unter Kontroll-Bedingungen.

Die Absenkung des arteriellen pH oder der arteriellen Bicarbonat/CO2-Konzentration

ändern ebenfalls nicht das Verhalten von H. felis und H. pylori im Magenschleim von Maus

und Gerbil.

Erst die gleichzeitige Reduktion des arteriellen pH und der arteriellen

Bicarbonatkonzentration und die daraus resultierende Eliminierung des Mucus-pH-Gradienten

führen zur Desorientierung von H. felis und H. pylori. Sie befinden sich nur noch in

reduzierter Dichte in ihrer ökologischen Nische, dem epithelnahen Schleim.

Der Zusammenhang von Bicarbonat, CO2 und pH

Bicarbonat und CO2 sind das höchstkonzentrierte Pufferpaar im Blut und den Organen. Als

Säure/Basenpaar sind sie über die Henderson/Hasselbalch Gleichung mit dem pH verknüpft.

Es wurden drei Konstellationen der drei Größen untersucht:

1. Eine Erniedrigung des pH durch einen hohen inspiratorischen pCO2, bei durch Dialyse

normaler Plasmakonzentration von Bicarbonat.

2. Eine Erniedrigung der Bicarbonatkonzentration durch Hyperventilation mit

entsprechender Erniedrigung des arteriellen pCO2, bei durch Dialyse normalem pH.

3. Eine Erniedrigung der Bicarbonatkonzentration und des arteriellen pH durch Dialyse bei

konstanter Ventilation und damit normalem pCO2.

In den in vitro Untersuchungen am Meerschwein konnten wir zeigen, dass ausschließlich

die dritte Bedingung zu einer Aufhebung des Schleim-pH-Gradienten führt. Genau diese

dritte Bedingung war es auch, die allein zu einer Störung der Helicobacter Orientierung

geführt hat. Die in den Bedingungen 1 und 2 auftretenden ausgeprägten Änderungen des

pCO2 und der Bicarbonatkonzentration haben weder zu einer Reaktion an der Mucosa, noch

zu einer Orientierungsstörung von Helicobacter geführt. Wir glauben daher, bewiesen zu

Diskussion

49

haben, dass es der gewebenahe pH-Gradient ist, der die Orientierung von Helicobacter

ermöglicht.

Wie registriert Helicobacter den pH?

Helicobacter muss über Rezeptoren verfügen, welche es ihm erlauben, den Umgebungs-

pH direkt zu registrieren. Die Erkennung von pH- oder Protonen-Gradienten ist bei anderen

Bakterien als Teil der „Energy taxis“ beschrieben. Unter der „Energy taxis“ werden die

Aerotaxis, die Phototaxis, die Redoxtaxis sowie die Chemotaxis von alternativen

Energielieferanten und Kohlenstoffquellen zusammengefasst.

Der Mechanismus der Energiestoff-Erkennung und der daraus resultierenden gerichteten

Bewegung (Taxis), ist bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt, aber es ist bekannt, dass

chemotaktische Signalkaskaden eine wichtige Rolle spielen. Die dabei benutzten Proteine

können sehr unterschiedlich aufgebaut sein.

Einige Proteine enthalten als Gemeinsamkeit die sogenannte PAS-Domäne6 , einen

Genabschnitt, der erstmals bei drei Proteinen von Drosophila gefunden wurde (Taylor, 1999).

Die auf die Aktivierung eines Chemorezeptors folgenden Signalkaskaden können

wahrscheinlich unterschiedlich ausfallen. Es können unter anderem Häm-enthaltende Sensor-

Proteine, sogenannte Transducer, zwischengeschaltet sein (Hou, 2001).

Helicobacter besitzt drei klassische membrangebundene Chemorezeptoren sowie einen

mutmaßlichen cytoplasmatischen Chemorezeptor (HP599) (Tomb, 1997), welcher begrenzte

Homologien zu den Häm-ähnlichen Sensor Proteinen, nicht aber zu den PAS-Sensor

Proteinen aufweist.

Das Genom von Helicobacter weist außerdem Homologien zu den, in die chemotaktischen

Signalkaskaden von Salmonella enterica und Escherichia coli involvierten, Proteinen CheA,

CheW und CheY auf (Pittman, 2001; Beier, 1997; Alm, 1999).

Die Registrierung des extrazellulären pH bei Helicobacter könnte so ablaufen, dass die

Protonenkonzentration von einem Chemorezeptor erkannt wird. Daraufhin kommt es zur

Aktivierung der Autokinase CheA, welche rezeptorgekoppelt ist. Weiter wird über eine

intrazelluläre Signalkaskade, an der wahrscheinlich auch CheW beteiligt ist, die Information

6 PAS steht für drei Proteine von Drosophila, bei denen dieser Genabschnitt erstmals gefunden wurde, nämlich PER, AINT und SIM

Diskussion

50

an den Flagellenmotor weitergeleitet. CheY interagiert direkt mit dem Flagellenmotor und es

folgt die gerichtete Bewegung.

Da Helicobacter mehrere Chemorezeptoren besitzt, ist es vorstellbar, dass es neben dem

pH weitere Substanzen im Magenschleim gibt, die unabhängig von der räumlichen

Orientierung das chemotaktisches Verhalten beeinflussen.

Bakteriendichte in vivo

Trotz der Übereinstimmung im chemotaktischen Verhalten von H. felis und H. pylori gibt es

einige Unterschiede zwischen den beiden Spezies.

Die hier erzielten Ergebnisse zeigen, dass H. pylori und H. felis sich in ihrem

Kolonisationsverhalten unterscheiden. H. pylori ist in der Lage, an die Magenepithelzellen zu

adhärieren und besiedelt eine näher an der epithelialen Oberfläche liegende Schleimschicht

als H. felis. Diese Tatsache könnte dazu beitragen, den Austausch zwischen adhärierenden

und schwimmenden H. pylori-Populationen zu erleichtern. Zudem könnte der Besiedlungsort

im Magenschleim mit entscheidend für die Virulenz des Bakteriums sein. H. felis adhäriert

nicht an die Magenepithelzellen (Enno, 1995), hält sich etwas weiter vom Magenepithel

entfernt auf und erzeugt in der Maus keine Geschwüre, Lymphome oder Karzinome (Enno,

1995).

Die unerwartet hohen Bakteriendichten, die sich durch die sehr schmale Schleimschicht

ergeben, welche von den Bakterien besiedelt wird, könnten den genetischen Austausch

zwischen verschiedenen Helicobacter Stämmen fördern und die große genetische Variabilität

von Helicobacter erklären.

Diskussion

51

Triple-Therapie und Orientierung von Helicobacter

Die hier vorgestellten Ergebnisse könnten dabei helfen, die Rolle der

Protonenpumpenblocker in der Therapie der humanen H. pylori-Infektion besser zu verstehen.

Momentan werden mit H. pylori infizierte Patienten mit einer Kombination aus einem

Protonenpumpenblocker (PPI) sowie zwei hochdosierten Antibiotika behandelt (Axon, 1996).

Die Protonenpumpenblocker wirken auf die Parietalzellen im Corpus des Magens. Sie

blockieren die Protonenpumpen in den Canaliculi.

Aufgrund der hier vorgestellten Ergebnisse erscheint es unwahrscheinlich, dass die

dadurch ausgelöste luminale Neutralisierung einen direkten Einfluss auf die Bakterien im

epithelnahen Schleim des Antrums haben könnte. Bei neutralisiertem luminalem pH hat sich

die Orientierung von H. felis und H. pylori nicht verändert (Kapitel 3.5.1). Dieses Ergebnis

wird noch dadurch unterstützt, dass die alleinige Verabreichung eines PPI nicht zur

Helicobacter-Eliminierung führt (Hunt, 1993).

Aus in vitro Experimenten weiß man, dass die PPI zusätzlich die Motilität von

Helicobacter inhibieren (Tsutsui, 2000), jedoch ist dieser Effekt sehr gering und unterscheidet

sich in seiner Wirksamkeit unter den einzelnen auf dem Markt verfügbaren Produkten.

Beispielsweise ist er für das sehr wirksame Omeprazol besonders gering. Somit ist die

Erklärung, dass die PPI durch die verminderte Bakterienmotilität wirken können, ebenfalls

nicht zufriedenstellend.

Eine mögliche Erklärung für den synergistischen Effekt von PPI und Antibiotika ist, dass

die gehemmte Säuresekretion im Corpus die Bicarbonat- und pH-Regulation im Antrum stört.

Dies könnte zur Störung der Antrum-pH-Gradienten, und damit zum Verlust der Orientierung

von Helicobacter führen.

Ein präzises Verständnis der ökologischen Nische von Helicobacter ist Vorraussetzung,

um Hypothesen zur PPI-Wirkung zu überprüfen und neue, effektivere Wege zur Therapie der

Helicobacter-Infektion entwickeln zu können.

Literaturverzeichnis

52

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Anhang

64

ZUSAMMENFASSUNG

Helicobacter besiedelt den Magenschleim in unmittelbarer Nähe der epithelialen

Oberfläche. In einer vorangegangenen Untersuchung wurde in unserem Labor das

Verteilungsmuster von H. felis im Magen der Maus in vivo beschrieben.

H. felis siedelt sich in einem dünnen Schleimsegment, welches die ersten 25 µm oberhalb

des Epithels umfasst, an. Der Hauptteil der Bakterien findet sich in einem Bereich 10-20 µm

vom Epithel entfernt. Die übrige Schleimschicht, die in etwa 100 µm umfasst, ist frei von

Bakterien. Die Verteilung von H. pylori im Magenschleim des Gerbils unterscheidet sich in

einigen Punkten von der von H. felis, wie hier gezeigt werden konnte. Beide Spezies

besiedeln zwar ausschließlich die ersten 25 µm des Schleims, jedoch hält sich H. pylori näher

am Magenepithel auf. Der Hauptteil von H. pylori findet sich in den ersten 15 µm der

Schleimschicht, wobei sich ein Drittel der Bakterien in den ersten 5 µm, also in direktem

Kontakt zum Epithel, aufhält.

Es war wenig darüber bekannt, wie Helicobacter seine ökologische Nische im

Magenschleim erkennt. Aufgrund des kontinuierlichen Schleimflusses sind sowohl die hohe

Motilität als auch ihr Orientierungsvermögen entscheidend für die permanente Besiedlung des

Schleims. In dieser Arbeit wurde das chemotaktische Verhalten von H. felis und H. pylori in

vivo im Magenschleim von Maus und Gerbil untersucht, um die chemischen Gradienten zu

identifizieren, die Helicobacter für seine Orientierung benötigt.

Im Magenschleim sind drei permanent vorhandene Gradienten bekannt: der pH-Gradient,

der Bicarbonat/CO2-Gradient und der Harnstoff/Ammonium-Gradient, der durch die

bakterielle Urease bei infizierten Individuen hervorgerufen wird.

Sowohl Harnstoff als auch Bicarbonat sind als Lockstoffe von Helicobacter in vitro

beschrieben. Da es zusätzlich Spekulationen darüber gibt, ob die luminalen pH- und

Bicarbonat-Verhältnisse einen Einfluss auf die Orientierung von Helicobacter haben, wurden

auch diese Bedingungen in die hier vorgestellten Untersuchungen mit aufgenommen.

Anhang

65

In unserer Gruppe wurde vor einiger Zeit eine Methode entwickelt, die es erlaubt, das

Verteilungsmuster und die Kolonisationsdichte von Helicobacter im Magenschleim genau zu

beschreiben. Dabei werden aus dem eröffneten Magen der narkotisierten Tiere Nanoproben

entnommen. Der Magen der Tiere ist exponiert und wird von einer luminalen Superfusion

definierter Zusammensetzung durchströmt. Eine peritoneale Perfusion, die als Dialyse wirkt,

erlaubt die Modifikation von Harnstoff- und Ammoniumkonzentrationen im arteriellen Blut.

Die Dialyse, zusammen mit der inspiratorischen Gasfraktion, ermöglicht es außerdem,

Änderungen der arteriellen Bicarbonat- und CO2-Konzentrationen, sowie des arteriellen pH

durchzuführen.

Um die Gradienten zu finden, die bei der Orientierung von Helicobacter beteiligt sind,

modifizierten wir individuell Gradienten durch Austausch der luminalen Superfusion, der

Dialyse und der inspiratorischen Gasfraktion.

Weder die Neutralisierung des luminalen pH, noch die Umkehrung des

Harnstoff/Ammonium-Gradienten, beeinflussten die Verteilung von Helicobacter.

Zur Absenkung des epithelnahen Schleim-pH wurde der arterielle pH durch eine hohe

inspiratorische CO2-Fraktion, bei gleichbleibender arterieller Bicarbonatkonzentration

erniedrigt. Diese Änderung hatte keinen Effekt auf die bakterielle Orientierung.

Weiterhin wurde die Bicarbonatkonzentration im Magenschleim verändert. Dazu wurde

die Bicarbonatkonzentration und der pCO2 im arteriellen Blut erniedrigt, während der pH

unverändert blieb. Diese Änderung wurde durch eine Hyperventilation und eine Reduzierung

der Bicarbonatkonzentration mittels der Dialyse erzeugt. Es konnte kein Effekt auf die

Orientierung der Bakterien beobachtet werden.

Als dritte Möglichkeit wurden der arterielle pH, und die arterielle Bicarbonatkonzentration

durch die Dialyse bei konstanter Ventilation abgesenkt. Dies resultierte in einer Aufhebung

des Schleim-pH-Gradienten. Unter diesen Bedingungen nahm die Bakteriendichte im

epithelnahen Schleim signifikant ab. Etwa die Hälfte der Bakterien verblieb in den ersten 25

µm des Schleims, der Rest fand sich ungeordnet in der gesamten Schleimschicht und im

Magenlumen wieder.

Um zu bekräftigen, dass die Kombination aus einem erniedrigten arteriellen pH und einer

erniedrigten Bicarbonatkonzentration zur Aufhebung des Schleim-pH-Gradienten führt, haben

Anhang

66

wir eine zusätzliche Serie von Experimenten an der isolierten Antrum-Mucosa von

Meerschweinchen durchgeführt. Diese Methode benutzt ultrafeine, doppelläufige

ionensensitive Mikroelektroden, die den Schleim-pH direkt registrieren. Mit dieser Methode

haben wir gezeigt, dass nur unter der gleichzeitigen Absenkung des arteriellen pH und der

Bicarbonatkonzentration der epithelnahe Schleim-pH auf den luminalen pH abfällt, was den

Schleim-pH-Gradienten aufhebt.

Weiterhin konnten wir mit dieser Methode zeigen, dass eine alleinige Absenkung des pH

oder der Bicarbonatkonzentration den Schleim-pH-Gradienten nicht beeinflusst.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass der Schleim-pH-Gradient die Orientierung

von Helicobacter ermöglicht.

Anhang

67

SUMMARY

Helicobacter colonizes the gastric mucus layer close to the epithelial cell surface. Until

now, only the distribution pattern of H. felis in the murine stomach has been described in vivo.

H. felis colonizes the first 25 µm of the gastric mucus adjacent to the epithelial cell surface,

but the majority of the bacteria was found 10-20 µm from the epithelial cell surface. The

remaining part of the gastric mucus layer (approximately 100 µm) is virtually free of bacteria.

In the current study, we found that the distribution of H. pylori is somewhat different in the

gastric mucus of the Mongolian gerbil. Like H. felis, H. pylori is found only within the first

25 µm of the gastric mucus adjacent to the epithelial cells. However, unlike H. felis, the

majority of H. pylori was found within the first 15 µm, a third within the first 5 µm.

Up to now ist is not clear how Helicobacter is able to recognize its ecological niche in the

gastric mucus. Due to the rapid mucus turnover, both high motility and spatial orientation are

crucial for the persistence of the bacteria in this thin mucus layer. In this study, we have

examined the chemotactic behaviour of H. felis and H. pylori in the gastric mucus of mice and

gerbils in vivo to identify the chemical gradient that Helicobacter uses for spatial orientation.

Three chemical gradients are known to exist in the gastric mucus: the pH gradient, the

bicarbonate/CO2 gradient, and in Helicobacter-infected mucosa, a urea/ammonium gradient

created by the bacterial urease. Urea and bicarbonate have been described in vitro as

Helicobacter attractants, and there is also the supposition, that the low luminal pH may serve

as a chemorepellent and therefore enable bacterial orientation.

We previously developed a method to precisely determine the distribution and colonization

density of Helicobacter felis in the gastric mucus of mice in vivo. This method uses a

sampling device to take nanoliter samples from the mucus and mucosa of anesthetized

animals. The stomach of these animals was exposed and the lumen superfused by defined

solutions. A high-flow peritoneal perfusion worked as dialysis, which allowed the

modification of the urea and ammonium concentrations in the arterial plasma. The dialysis

together with changes in the inspired gas fractions made it also possible to change the arterial

concentrations of bicarbonate and CO2 as well as the arterial pH. In order to identify gradients

Anhang

68

involved in the orientation of Helicobacter spp, we inverted or modified individual gradients

by interchanging luminal superfusion, dialysis and inspiratory gas fractions.

Neither the neutralization of the luminal pH nor the inversion of the urea/ammonium

gradient affected the distribution of Helicobacter.

To examine the role of bicarbonate, CO2 and the pH in bacterial orientation we firstly

reduced the pH of the secreted mucus. This was achieved through the ventilation of a high

CO2 gas fraction, maintaining a constant bicarbonate concentration using the dialysis. The

resulting local acidosis did not change the distribution of the bacteria.

Next, we changed the bicarbonate concentration in the mucus. According to the

Henderson-Hasselbalch equation, it is possible to keep the arterial pH constant while reducing

the concentrations of bicarbonate and CO2 to the relevant extent. This change was achieved

by hyperventilation and reduction of the bicarbonate concentration through dialysis and had

no effect on the distribution of Helicobacter.

To eliminate the mucus pH gradient, we reduced both the arterial bicarbonate

concentration and the arterial pHthrough dialysis keeping the ventilation constant. Under

these conditions the density of bacteria in the epithelial mucus decreased significantly. About

a half of the bacteria left their 25 µm mucus zone, and spread over the remaining mucus layer

and lumen.

In order to confirm that the combined reduction of arterial pH and bicarbonate secretion

did lead to the predicted elimination of the mucus pH in vitro, we conducted additional series

of experiments in the explanted antrum mucosa of the guinea pig. This method uses ultrafine-

tipped microelectrodes to directly measure the mucus pH. Using this system we demonstrated

that only under the conditions of reduced arterial bicarbonate and pH, the pH of the

juxtamucosal mucus fell to the value of the lumen pH, thus eliminating the mucus pH

gradient. Under the above-described conditions, with low pH only and low bicarbonate

concentration only, the mucus pH gradient remained unaffected.

To summarise, we have shown that Helicobacter uses the gastric mucus pH gradient for

chemotactic orientation.

Anhang

69

DANKSAGUNGEN

Ich danke Herrn PD Dr. S. Schreiber für die hervorragende und zeitaufwendige praktische

und theoretische Anregung zu meiner Arbeit.

Für die Betreuung meiner Arbeit danke ich Herrn Prof. Dr. P Scheid und Herrn Prof. Dr. R.

Necker.

Allen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Physiologie der Medizinischen Fakultät, insbesondere

Herrn Dr. K. Mückenhoff, Frau M. Duparc und Frau G. Reimus, danke ich für ihre tatkräftige

Unterstützung.

Allen Mitarbeitern unseres Teams danke ich für ihre Unterstützung, insbesondere Frau C.

Groll, ohne deren moralischen Beistand ich diese Arbeit nicht beendet hätte.

Der Werkstatt der Medizinischen Fakultät, vor allem Herrn E. Spangenberg danke ich für die

immer schnelle technische Problemlösung.

Herrn C. Ley (Bayer AG) und Herrn Dr. G. Hanauer (Altana AG) danke ich für die

Bereitstellung der infizierten Tiere.

Besonders danke ich meinem Mann K. Konradt, welcher mir immer wieder einen Freiraum

zum Arbeiten schaffte, indem er die Betreuung unserer Tochter Anna Lena übernahm und

überdies dieser Arbeit den letzten Schliff versah .

Ich danke meinen Eltern dafür, dass sie oftmals als Babysitter einsprangen und mich auch

ansonsten mit allen Mitteln unterstützten.

Anhang

70

LEBENSLAUF

Person Name:

Vorname:

Wohnort:

Geboren:

Staatsangehörigkeit :

Familienstand:

Kinder:

Konradt, geb. Stüben

Manuela

Posener Str. 34, 42283 Wuppertal

15.11.71 in Wuppertal

deutsch

verheiratet seit dem 20.12.02

eine Tochter (Anna Lena)

Eltern Vater:

Mutter:

Bernhard Stüben

Kaufmännischer Angestellter

geboren am 21.01.41 in Wuppertal

Rita Stüben, geb. Hansmann

Kunstglaserin

geboren am 24.01.44 in Braunschweig

Geschwister Schwester: Tanja Stüben

Sprach-Heil-Pädagogin

geboren am 09.05.75 in Wuppertal

Werdegang:

15.11.1971 Geboren in Wuppertal

1978 - 1982 Besuch der katholischen Grundschule Oberdörnen in Wuppertal

1982 - 1991 Besuch des katholischen St.-Anna Gymnasiums in Wuppertal

1991 Abschluss allgemeine Hochschulreife

1991-1998 Studium an der Ruhr-Universität Bochum, Studiengang Biologie

08.01.1998 Abschluss des Studiums mit Diplom

01.08.1995 - 30.09.1995 Anstellung als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für

Pflanzenphysiologie, Fakultät für Biologie, Ruhr-Universität

Bochum

02.10.1995 - 28.02.1998 Anstellung als studentische Hilfskraft am Institut für

Physiologie, Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum

Im Rahmen dieser Stelle habe ich meine Diplomarbeit verfasst.

Anhang

71

01.03.1998 - 31.10.1998 Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für

Physiologie, Medizinische Fakultät, Ruhr Universität Bochum

01.11.1998 - 31.10.2003 Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für

Physiologie, Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum

Im Rahmen dieser Stelle habe ich den experimentellen Teil dieser

Dissertation ausgeführt.

Im Rahmen meiner Arbeit an der Ruhr-Universität Bochum habe ich folgende

Lehrveranstaltungen mit betreut:

• Biologie für Mediziner, Praktikumsteil Osmose und kolloidosmotischer Druck

• Physiologiepraktikum für Mediziner, Praktikumsteil Atmungs- und

Leistungsphysiologie

• Tutorium zum Physiologiepraktikum für Mediziner

• POL (Problemorientiertes Lernen) für Mediziner

An den folgenden Kongressen und Tagungen habe ich während meiner Anstellung an der

Ruhr-Universität, zum Teil mit eigenem Beitrag, teilgenommen:

• Tagung der DPG (Deutschen Physiologischen Gesellschaft) in Hamburg 1998

• Tagung der DPG in Bonn 1999 (Posterpräsentation)

• Tagung der DPG in Ulm 2000 (Posterpräsentation)

• Tagung der DPG in Berlin 2001

• Tagung der DPG in Tübingen 2002

• 2. Helicobacter pylori-Workshop der DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und

Mikrobiologie) 1997 in Bochum (Kurzvortrag)

• 3. Helicobacter pylori Workshop der DGHM 1999 in Herrsching

• 4. Helicobacter pylori Workshop der DGHM 2002 in Herrsching (Kurzvortrag)

• CHRO (Campylobacter, Helicobacter and related organisms) Workshop in Baltimore,

Maryland, USA 1999 (Posterpräsentation)

• CHRO Workshop in Freiburg, 2001 (Posterpräsentation)

Anhang

72

ERKLÄRUNG

Hiermit erkläre ich, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und bei keiner anderen

Fakultät eingereicht habe und dass es sich bei der heute von mir eingereichten Dissertation

um fünf in Wort und Bild völlig übereinstimmende Exemplare handelt. Weiterhin erkläre ich,

dass digitale Abbildungen nur die originalen Daten enthalten und in keinem Fall

inhaltsverändernde Bildbearbeitung vorgenommen wurde.