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mykosen 14 (3) : 115-118 (1971) Eingegangen am 16. September 1970 Dermatologische Klinik WAM in t 6 d i (Direktor: Doz. Dr. med. 2. RUSZCZAK) lndirekte lmmunfluoreszenzreaktion in der Serodiagnostik der Candidosis LUDOMIR BIENIAS Herrn Professor Dr. J. A 1 k i e w i c z zum 75. Geburtstag Die Nutzlichkeit der klassischen Seroreaktionen fur die Erkennung der Candidainfek- tionen wird verschieden beurteilt, im allgemeinen wird ihnen aber kein groderer dia- gnostischer Wert beigemessen (SEELIGER, 1968). Deshalb sucht man nach neuen Methoden. Zu diesen gehort die Immunfluoreszenz (BEUTNER, 1961). Zum Entdecken der Antikorper im Serum eignet sich die indirekte Immunfluoreszenzmethode (KAPLAN und KAUFMAN, 1961). Die indirekte Immunfluoreszenzreaktion (IFR) wird in zwei Phasen ausgefuhrt. In der ersten kommt es zur Verbindung des Antigens rnit den Antikorpern, die sich in dem untersuchten Serum befinden. In der zweiten Phase verbinden sich die mit dem Antigen verbundenen Antikorperglobuline mit den fluoresceinmarkierten Antikorpern gegen Gammaglobuline. Infolgedessen beobachtet man im Luminiszenzmikroskop die Fluoreszenz des Antigens. In der Serologie der Mykosen hat die IFR bisher keine breitere Verwendung gefunden. Das ist wohl durch die Tatsache bedingt, dad Faden und Sporen vieler Pilze eine Auto- fluoreszenz besitzen, was die Beurteilung der Reaktionsergebnisse erschwert. In der Sero- diagnostik der Kandidose bedienten sich dieser Reaktion VOGEL und PADULA (1958), LEONE (1964), LEHNER (1966), ESTERLY (1968). Die ersten eigenen Untersuchungen iiber die Nutzlichkeit der IFR fur die Serodiagnostik der Candidainfektionen betrafen das Verhalten dieser Reaktion im Kaninchenserum im Verlauf der experimentellen Immunisierung (BIENIAS, 1967). In der gegenwartigen Mit- teilung wird das Verhalten der IFR in Menschenseren dargestellt. Methodik und Material Die Reaktion wurde nach der Methodik der Treponema-Pallidum-Immunfluoreszenzreaktion (MANIKOWSKA-LESI~~SKA, 1964) ausgefiihrt. Als Antigen diente 2 %ige Candida albicans-blasto- sporensuspension aus 48stiindiger Kultur auf Sabouraud’schem Glukoseagar bei 37’ C. Die unter- suchten Seren wurden 30 Min bei 56’ C inaktiviert und dann mit physiologischer Puffer-Kochsalz- losung vom p H 7,2 verdiinnt. Die erste Verdiinnung betrug 1 : 50, die weiteren 1 : 150, 1 : 450 und 1 : 1350. Der Antigen-Antikorper-Komplex wurde rnit Hilfe des fluoresceinmarkierten Anti- gammaglobulinserums, das in dem Serologischen Laboratorium der Dermatologischen Klinik in Bialystok hergestellt wurde, sichtbar gemacht. Das markierte Serum wurde vor jedesmaligem Gebrauch mit 1 %iger Tween 80-Losung im Verhaltnis 1 : 100-1 : 200 verdiinnt. Die Praparate wurden unmittelbar nach Anfertigung im Dunkelfeld des Zeiss’schen Mikroskops mit Mikro- skopierleuchte HBO-200 angesehen. Es wurden Erregerlichtfilter BG 3/2 und Okularsperrfilter GG 9/OG 1 gebraucht. Im Falle einer negativen Reaktion wurde nur eine graugriinliche, manch- ma1 mit einem orangen Farbton, Autofluoreszenz der Candida albicans-Zellen beobachtet (Abb. 1). Bei einer positiven Reaktion waren die Zellen mit einem stark leuchtenden, intensiv griinen Ring umgeben (Abb. 2).

Indirekte Immunfluoreszenzreaktion in der Serodiagnostik der Candidosis

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Page 1: Indirekte Immunfluoreszenzreaktion in der Serodiagnostik der Candidosis

mykosen 14 (3) : 115-118 (1971) Eingegangen am 16. September 1970

Dermatologische Klinik WAM in t 6 d i (Direktor: Doz. Dr. med. 2. RUSZCZAK)

lndirekte lmmunfluoreszenzreaktion in der Serodiagnostik der Candidosis

LUDOMIR BIENIAS

Herrn Professor Dr. J. A 1 k i e w i c z zum 75. Geburtstag

Die Nutzlichkeit der klassischen Seroreaktionen fur die Erkennung der Candidainfek- tionen wird verschieden beurteilt, im allgemeinen wird ihnen aber kein groderer dia- gnostischer Wert beigemessen (SEELIGER, 1968). Deshalb sucht man nach neuen Methoden. Zu diesen gehort die Immunfluoreszenz (BEUTNER, 1961). Zum Entdecken der Antikorper im Serum eignet sich die indirekte Immunfluoreszenzmethode (KAPLAN und KAUFMAN, 1961). Die indirekte Immunfluoreszenzreaktion (IFR) wird in zwei Phasen ausgefuhrt. In der ersten kommt es zur Verbindung des Antigens rnit den Antikorpern, die sich in dem untersuchten Serum befinden. In der zweiten Phase verbinden sich die mit dem Antigen verbundenen Antikorperglobuline mit den fluoresceinmarkierten Antikorpern gegen Gammaglobuline. Infolgedessen beobachtet man im Luminiszenzmikroskop die Fluoreszenz des Antigens.

In der Serologie der Mykosen hat die IFR bisher keine breitere Verwendung gefunden. Das ist wohl durch die Tatsache bedingt, dad Faden und Sporen vieler Pilze eine Auto- fluoreszenz besitzen, was die Beurteilung der Reaktionsergebnisse erschwert. In der Sero- diagnostik der Kandidose bedienten sich dieser Reaktion VOGEL und PADULA (1958), LEONE (1964), LEHNER (1966), ESTERLY (1968).

Die ersten eigenen Untersuchungen iiber die Nutzlichkeit der IFR fur die Serodiagnostik der Candidainfektionen betrafen das Verhalten dieser Reaktion im Kaninchenserum im Verlauf der experimentellen Immunisierung (BIENIAS, 1967). In der gegenwartigen Mit- teilung wird das Verhalten der IFR in Menschenseren dargestellt.

Methodik und Material

Die Reaktion wurde nach der Methodik der Treponema-Pallidum-Immunfluoreszenzreaktion (MANIKOWSKA-LESI~~SKA, 1964) ausgefiihrt. Als Antigen diente 2 %ige Candida albicans-blasto- sporensuspension aus 48stiindiger Kultur auf Sabouraud’schem Glukoseagar bei 37’ C. Die unter- suchten Seren wurden 30 Min bei 56’ C inaktiviert und dann mit physiologischer Puffer-Kochsalz- losung vom p H 7,2 verdiinnt. Die erste Verdiinnung betrug 1 : 50, die weiteren 1 : 150, 1 : 450 und 1 : 1350. Der Antigen-Antikorper-Komplex wurde rnit Hilfe des fluoresceinmarkierten Anti- gammaglobulinserums, das in dem Serologischen Laboratorium der Dermatologischen Klinik in Bialystok hergestellt wurde, sichtbar gemacht. Das markierte Serum wurde vor jedesmaligem Gebrauch mit 1 %iger Tween 80-Losung im Verhaltnis 1 : 100-1 : 200 verdiinnt. Die Praparate wurden unmittelbar nach Anfertigung im Dunkelfeld des Zeiss’schen Mikroskops mit Mikro- skopierleuchte HBO-200 angesehen. Es wurden Erregerlichtfilter BG 3/2 und Okularsperrfilter GG 9/OG 1 gebraucht. Im Falle einer negativen Reaktion wurde nur eine graugriinliche, manch- ma1 mit einem orangen Farbton, Autofluoreszenz der Candida albicans-Zellen beobachtet (Abb. 1). Bei einer positiven Reaktion waren die Zellen mit einem stark leuchtenden, intensiv griinen Ring umgeben (Abb. 2).

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Abb. 1 : Negative Immunfluoreszenzreaktion. Nur eine schwahe Autofluoreszenz der Candida albicans-Zellen ist sichtbar

Abb. 2: Positive Immunfluoreszenzreaktion. Die Candida albicans- Zellen sind von einem stark leuchtenden, intensiven griinen Ring

umgeben

Mit Hilfe der oben beschriebenen Methodik sind Seren von 120 klinisch gesunden Personen und 21 Kranken mit Kandidose der Haut, der Schleimhaute oder der inneren Organe untersucht worden. Die Krankengruppe bestand aus 8 Fallen von Haut-, 4 Fallen von Mund- oder Vaginal- Kandidose, 5 Fallen von sekundarer Kandidose des Verdauungssystems und 4 Fallen von sekun- darer Lungen-Kandidose. Die Diagnose wurde auf Grund des klinischen Bildes, des mikroskopi- schen Befundes und des Ergebnisses der Ziichtung gestellt.

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Tabelle 1 : Titer der Immunfluoreszenzreaktion

Zahl der Titer der Reaktion Untersuchten < 50 50 150 450 1350

Gruppe ~~ ~

Gesunde 120 38 61 18 3 -

Kranke 21 3 - 7 6 5

Tabelle 2: Ergebnisse der Immunfluoreszenzreaktion

Ergebnis der Reaktion

(Titer < 50) (Titer 150) (Titer 2 450)

Zahl der Untersuchten Negativ Zweifelhafl Positiv Gruppe

Gesunde 120 99 18 3

Kranke 21 3 7 1 1

Ergebnisse Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in den Tabellen 1 und 2 dargestellt worden.

In der Gruppe von 120 gesunden Personen war die IFR bei 38 Untersuchten negativ, bei 61 zwar positiv, aber nur in der Verdunnung 1 : 50, bei 18 in der Verdunnung 1 : 150, und nur bei 3 Personen betrug der Titer 450. In der Gruppe der 21 Candidosis-Kranken wurde die negative Reaktion nur bei 3 Untersuchten festgestellt, bei 7 betrug der Titer 150, bei 6 - 450 und bei 5 - 1350. Die Ergebnisse der Untersuchung der Kontrollgruppe beweisen, da8 in unserem Material die IFR nur dann als positiv gilt, wenn ihr Titer 450 oder mehr betragt, denn niedrigere Titer kommen relativ haufig auch bei gesunden Per- sonen vor. Die Reaktion mit dem Titer 150 wird als zweifelhafl und mit dem Titer 50 als negativ beurteilt. Unter Berucksichtigung solcher Kriterien stellen sich die Ergebnisse unserer Untersuchungen folgenderweise dar: In der Kontrollgruppe ist die positive IFR mit dem Titer 450 nur bei 3 Personen (2,5 % der Untersuchten), die zweifelhafle Reak- tion bei 18 (15 %) festgestellt worden. Bei allen ubrigen Untersuchten (82,5 %) war die Reaktion negativ. In der Krankengruppe dagegen war die IFR positiv mit dem Titer 450 oder 1350 bei 11 Personen, also bei mehr als der Halfie der Untersuchten, bei weiteren 7 Kranken - einem Drittel der Untersuchten - war die Reaktion zweifelhafl und nur bei 3 Personen negativ. In den letzten 3 Fallen handelte es sich um Kranke, bei denen die klinischen Symptome der Candidainfektion der Mund- und Rachen- oder der Vaginal- schleimhaute nur wenige Tage vor der serologischen Untersuchung hervortraten.

Besprechung der Ergebnisse Die Immunfluoreszenzreaktion wurde schon von einigen Autoren in der Serodiagnosrik

der Kandidose verwendet. Die Ergebnisse unterscheiden sich manchmal betrachtlich von- einander. LEHNER (5) beurteilt zum Beispiel schon den Titer 32 ah positiv, aber E~TERLY (3) erst den Titer 128. Auch die durch LEONE (6) erreichten Ergebnisse zeigen, daf3 erst die Titer 100 und 150 als positiv gelten. In eigenen Untersuchungen war der Titer, den man als positiv annehmen kann, noch hoher. Diese Unterschiede sind aber ganz verstandlich, denn das Ergebnis der Reaktion hangt von vielen Faktoren, vor allem von der Art des fluoresceinmarkierten Serums, aber auch von der Art des Antigens und von den optischen

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Einrichtungen ab. Solange die Antigene, die fluoresceinmarkierten Antiglobulinseren und die optischen Einrichtungen nicht standardisiert sind, darf man nur diese Ergebnisse mit- einander vergleichen, die in einem und demselben Laboratorium erzielt worden sind.

Eine gute Eigenschafi der -1mmunfluoreszenzreaktion ist ihre Empfindlichkeit und be- trachtliche Titerspanne, was eine bessere Beurteilung des Krankheitsprozesses ermoglicht.

In unseren Untersuchungen ist ein wesentlicher Unterschied in der Hohe des Immun- fluoreszenzreaktionstiters zwischen der Kranken- und der Kontrollgruppe nachgewiesen worden. Es scheint also, dai3 die Immunfluoreszenzreaktion bei der Erkennung der Kandidose behilflich sein kann. Als besonders wertvoll kann sie sich in den Fallen der Kandidose der inneren Organe erweisen, wo das klinische Bild der Krankheit wenig charakteristisch und die pathogenetische Rolle der isolierten Hefen zweifelhafi ist.

SchluSfolgerungen Die Immunfluoreszenzreaktion kann eine bedeutende Rolle in der Diagnostik der

Candidosis spielen. Das be t r ia besonders die Candidosis der inneren Organe. Die IFR gilt nur dann als positiv, wenn ihr Titer 450 oder mehr betragt. Die Reaktion mit deiii Titer 150 wird als zweifelhafi und mit niedrigeren Titern als negativ beurteilt.

Zusammenfassung Mit Hilfe der indirekten Immunfluoreszenzreaktion (IFR) sind Seren von 120 gesunden

Personen und 21 Candidosis-Kranken untersucht worden. In der Kontrollgruppe ist die positive IFR (Titer 450) nur bei 3 Personen (2,5 X der Untersuchten), die zweifelhafie Reaktion (Titer 150) bei 18 (15 5%) festgestellt worden. Bei allen iibrigen Untersuchten (82,5 X) war die Reaktion negativ. In der Krankengruppe war dagegen bei 11 Personen - also bei mehr als der Halfie der Untersuchten - die IFR positiv (Titer 450 oder 1350), bei weiteren 7 Kranken zweifelhafi (Titer 150) und nur bei 3 Personen negativ. Diese Ergebnisse beweisen, dai3 die Immunfluoreszenzreaktion eine bedeutende Rolle in der Diagnostik der Candidosis spielen kann. Das be t r ia besonders die Candidosis der inneren Organe.

Summary Indirect Fluorescent Candidal Antibody Test in Serological Diagnostic of Candidosis

The blood serum samples were taken from 120 healthy subjects and 21 patients with candidosis to investigate the indirect fluorescent candidal antibody test (FCAT). The results were as follows: - in the first group the test was positive (titre 450) only in 3 individuals (2,5 per cent),

doubtful (titre 150) in 18 (15 per cent) and negative (titre < 50) in 99 (82,5 per cent); - in the group of patients with candidosis rhe test was positive (titre 450 or 1350) in

11 cases (more than half of examined), doubtful in 7 and negative only in 3 patients. It would appear from this study that the FCAT may be of help in serological diagnostic

of candidosis.

L i t e r a t u r 1. BEUTNER, E. H.: Bact. Rev., 1961, 25, 49. 2. BIENIAS, L.: 11. Sympozjum Mikologii Le-

3. ESTERLY, N. B.: Am. J. Clin Path., 1968,

4. KAPLAN, W., KAUFMAN, L.: Sabouraudia,

7.

karskiej, Poznah 1967.

50, 3, 291. '

1961, 1, 137.

8.

5. LEHNER, T.: J. Path. Bact., 1966, 91, 97. 9. 6. LEONE, R.: Minerva Derm., 1964, 39, 9, 231.

MANIKOWSKA-LESIASKA, W.: Badania nad udoskonaleniem i uproszczeniem odczynu im- munofluorescencji krCtk6w oraz ustaleniem zakresu jego stosowania w diagnostyce kiiy. Bialystok, 1964. SEELIGER, H. P. R.: in Systemic Mycoses. Ciba Foundation. Churchill Ltd. London

VOGEL, R. A., PADULA, J. F.: Proc. SOC. Exp. Biol. Med., 1958, 98, 1, 135.

1968, 54-73.

Anschr. d. Verf.: Dr. med. LUDOMIR BIENIAS, E6dilPolen, ul. Gdahska 74

mykosen 14, Heft 3 (1971)