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Industrielle Abfallentsorgung Abfallentsorgung in Sfidafrika Industrielle Abfallentsorgung in Sfidafrika K. R. Miiller 7 the Firs, Welgemeend Street, Gardens/Cape Town ZA 8001 Der Umweltminister von Sfidafrika (SA), Prof. KozE, hat im April 1990 den Auftrag erteilt, die Lage der industriellen Abfallentsorgung in SA aufzuklfiren. 1. Den iiberw~ltigenden Anteil zum Abfallaufkommen in SA - und zwar ca. 226 Mrd. t - tr~gt der Bergbau bei. Die Abfallhalden der Bergbautiitigkeit - sei es von Koh- le, Gold oder der Kupfer- bzw. Platingruppe-FOrderung - sind tiber das ganze Land verteilt. Viele dieser Ab- raumhalden enthalten noch wertvolle Mineralien, die je- doch zur Zeit ihrer Entstehung mit den damals zur Verfiigung stehenden Mitteln nicht gewonnen werden konnten (z.B. Gold) oder auf deren Gewinnung man zur Zeit der F6rderung noch keinen Wert legte (z.B. Titan). Diese Abraumhalden werden heute zum grol~en Teil wieder aufgearbeitet, um mit der verbesserten Cyanid- Methode das Gold oder mit neuen Technologien das Ti- tan, das in manchen Abraumhalden in Konzentrationen von 7- 30 % vorliegt, zu gewinnen. 2. Der wirtschaftliche Teil der Untersuchungen zeigt klar, daI~ weder der Staat noch die betroffenen Industrien ge- genw~rtig in der Lage sind, in den Neubau von Abfall- behandlungsanlagen zu investieren. Hier mut~ wieder auf die M6glichkeit verwiesen werden, Abf~lle aus an- deren L~indern nach SA einzuffihren, um sie hier gegen Entgelt zu behandeln, das zur Finanzierung der nach modernsten Technologien gestalteten Abfallanlagen ver- wendet werden k6nnte. Die Bewohner der Alexander Bay, die fiir den Aufbau ei- ner Verbrennungsanlage ffir importierte Abf~ille vorge- sehen war, stimmten durchaus fiir dieses Objekt, w~ihrend die Opposition in Gegenden zu finden war, die einige hundert Kilometer yon dem Projekt entfernt lie- gen, z.B. in Kapstadt. Doch sollte man mit sachgem~it~er Information bei der Bev61kerung die noch vorhandenen Widerst~inde gegen derartige Projekte abbauen k6nnen. Der Abfall-Import soll im Rahmen der Basler UNEP- Konvention stattfinden, welcher SA beitreten will. 3. Zur Zeit liegt die Behandlung industrieller Abfiille in den H~inden von zwei Firmen: - der Waste-tech, die ca. 70 % bearbeitet und - der Fraser Alexander Waste, welche die restlichen 30 % behandelt. 4. Einige Firmen haben eigene Anlagen, um ihre Abfi~lle, wenigstens zum Tell, selbst zu behandeln; z.B. SASOL und Ciba-Geigy mit kleineren Verbrennungsanlagen for fli~ssige Abfdlle. Au~erdem behandelt die Bergbauindu- strie ihre gesamten Abfiille selbst. Da es aut]er diesen Verbrennungsanlagen keine weiteren in SA gibt, ist die Behandlung vor allem flfissiger Abffille sehr problematisch; z.B. werden Abfiille yon Chlorkoh- lenwasserstoffen, insbesondere PCB-Abfiille, durch Ein- kapselung in Zement gebunden und oberfliichig depo- niert. Die bisher yon mir in Augenschein genommenen Anlagen dieser Art sind v611ig unzulfinglich, da der ver- wendete Zement ungeeignet ist. Eingekapselt werden auch schwermetallhaltige Abf~lle, z.B. bleihaltige Schl~imme aus Raffinerien sowie Zn- und Cd-haltige Riickstfinde aus Galvanisieranstalten. Die in SA zur Verfiigung stehenden Deponien sind in die Klassen 1 und 2 eingeteilt: Klasse 1 soll nur fiir Hausmiill verwendet werden, Klasse 2 wendet das Verfahren des ,,Co-disposal" an, das auch in Grof~britannien allgemein verbreitet ist, w~hrend es auf dem europ~iischen Festland mittlerweile verp6nt ist. Insbesondere das ,trenching" wird ange- wendet, d.h. auf dem Substrat yon abgelagertem Haus- miill werden Grfiben gezogen, die mit flfissigen Abffillen aller Art, auch chlorierten Kohlenwasserstoffen, verffillt und anschlief~end mit Hat~smiill wieder abgedeckt werden. Die Auswahl der Standorte fiir beide Deponieklassen ge- nfigt modernen Anforderungen keineswegs, und es ist ab- zusehen, daf~ aus den bisher betriebenen Anlagen Altla- sten werden, die eines Tages mit hohem Kostenaufwand saniert werden miissen. In einigen F~illen, insbesondere in der Natal-Region, ist dies bereits eingetreten. Bisher hat sich noch niemand um eine Mengenbilanz der Industrieproduktion gekiimmert, die Voraussetzung der Gestaltung einer verniinftigen Recycling-Wirtschaft ist. Hierzu empfehle ich, Abfallb6rsen, z.B. nach deutschem Vorbild, bei SACOB, der SA Minengesellschaft COM und der Chemischen Gesellschaft einzurichten. UWSF-Z. Umweltchem. Okotox. 3 (2) 79 (1991) © ecomed verlagsgesellschaft mbh, Landsberg - Zfirich 79

Industrielle Abfallentsorgung in Südafrika

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Page 1: Industrielle Abfallentsorgung in Südafrika

Industrielle Abfallentsorgung Abfallentsorgung in Sfidafrika

Industrielle Abfallentsorgung in Sfidafrika

K. R. Miiller

7 the Firs, Welgemeend Street, Gardens/Cape Town ZA 8001

Der Umweltminister von Sfidafrika (SA), Prof. KozE, hat im April 1990 den Auftrag erteilt, die Lage der industriellen Abfallentsorgung in SA aufzuklfiren.

1. Den iiberw~ltigenden Anteil zum Abfallaufkommen in SA - und zwar ca. 226 Mrd. t - tr~gt der Bergbau bei. Die Abfallhalden der Bergbautiitigkeit - sei es von Koh- le, Gold oder der Kupfer- bzw. Platingruppe-FOrderung - sind tiber das ganze Land verteilt. Viele dieser Ab- raumhalden enthalten noch wertvolle Mineralien, die je- doch zur Zeit ihrer Entstehung mit den damals zur Verfiigung stehenden Mitteln nicht gewonnen werden konnten (z.B. Gold) oder auf deren Gewinnung man zur Zeit der F6rderung noch keinen Wert legte (z.B. Titan). Diese Abraumhalden werden heute zum grol~en Teil wieder aufgearbeitet, um mit der verbesserten Cyanid- Methode das Gold oder mit neuen Technologien das Ti- tan, das in manchen Abraumhalden in Konzentrationen von 7 - 30 % vorliegt, zu gewinnen.

2. Der wirtschaftliche Teil der Untersuchungen zeigt klar, daI~ weder der Staat noch die betroffenen Industrien ge- genw~rtig in der Lage sind, in den Neubau von Abfall- behandlungsanlagen zu investieren. Hier mut~ wieder auf die M6glichkeit verwiesen werden, Abf~lle aus an- deren L~indern nach SA einzuffihren, um sie hier gegen Entgelt zu behandeln, das zur Finanzierung der nach modernsten Technologien gestalteten Abfallanlagen ver- wendet werden k6nnte.

Die Bewohner der Alexander Bay, die fiir den Aufbau ei- ner Verbrennungsanlage ffir importierte Abf~ille vorge- sehen war, stimmten durchaus fiir dieses Objekt, w~ihrend die Opposition in Gegenden zu finden war, die einige hundert Kilometer yon dem Projekt entfernt lie- gen, z.B. in Kapstadt. Doch sollte man mit sachgem~it~er Information bei der Bev61kerung die noch vorhandenen Widerst~inde gegen derartige Projekte abbauen k6nnen. Der Abfall-Import soll im Rahmen der Basler UNEP- Konvention stattfinden, welcher SA beitreten will.

3. Zur Zeit liegt die Behandlung industrieller Abfiille in den H~inden von zwei Firmen:

- der Waste-tech, die ca. 70 % bearbeitet und - der Fraser Alexander Waste, welche die restlichen

30 % behandelt.

4.

Einige Firmen haben eigene Anlagen, um ihre Abfi~lle, wenigstens zum Tell, selbst zu behandeln; z.B. SASOL und Ciba-Geigy mit kleineren Verbrennungsanlagen for fli~ssige Abfdlle. Au~erdem behandelt die Bergbauindu- strie ihre gesamten Abfiille selbst.

Da es aut]er diesen Verbrennungsanlagen keine weiteren in SA gibt, ist die Behandlung vor allem flfissiger Abffille sehr problematisch; z.B. werden Abfiille yon Chlorkoh- lenwasserstoffen, insbesondere PCB-Abfiille, durch Ein- kapselung in Zement gebunden und oberfliichig depo- niert. Die bisher yon mir in Augenschein genommenen Anlagen dieser Art sind v611ig unzulfinglich, da der ver- wendete Zement ungeeignet ist. Eingekapselt werden auch schwermetallhaltige Abf~lle, z.B. bleihaltige Schl~imme aus Raffinerien sowie Zn- und Cd-haltige Riickstfinde aus Galvanisieranstalten.

Die in SA zur Verfiigung stehenden Deponien sind in die Klassen 1 und 2 eingeteilt:

Klasse 1 soll nur fiir Hausmiill verwendet werden,

Klasse 2 wendet das Verfahren des ,,Co-disposal" an, das auch in Grof~britannien allgemein verbreitet ist, w~hrend es auf dem europ~iischen Festland mittlerweile verp6nt ist. Insbesondere das ,trenching" wird ange- wendet, d.h. auf dem Substrat yon abgelagertem Haus- miill werden Grfiben gezogen, die mit flfissigen Abffillen aller Art, auch chlorierten Kohlenwasserstoffen, verffillt und anschlief~end mit Hat~smiill wieder abgedeckt werden.

Die Auswahl der Standorte fiir beide Deponieklassen ge- nfigt modernen Anforderungen keineswegs, und es ist ab- zusehen, daf~ aus den bisher betriebenen Anlagen Altla- sten werden, die eines Tages mit hohem Kostenaufwand saniert werden miissen. In einigen F~illen, insbesondere in der Natal-Region, ist dies bereits eingetreten.

Bisher hat sich noch niemand um eine Mengenbilanz der Industrieproduktion gekiimmert, die Voraussetzung der Gestaltung einer verniinftigen Recycling-Wirtschaft ist. Hierzu empfehle ich, Abfallb6rsen, z.B. nach deutschem Vorbild, bei SACOB, der SA Minengesellschaft COM und der Chemischen Gesellschaft einzurichten.

UWSF-Z. Umweltchem. Okotox. 3 (2) 79 (1991) © ecomed verlagsgesellschaft mbh, Landsberg - Zfirich

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