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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
1
Interdisziplinäre Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die als Mangelgeborene (SGA=small for gestational age) zur Welt kamen, sowie von Mutter
und Kind bei intrauteriner Wachstumsstörung
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
2
Inhaltsverzeichnis
I. Pränatalperiode 1. Placentare Morphologie bei IUGR: Wie passt sich die Placenta den veränderten Sauerstoffbedingungen an? Berthold Huppertz, Department of Cell Biology, Histology and Embryology, Medical University of Graz
6
2. Intrauterine Wachstumshemmung Ralf Schild (UFK Erlangen)
10
3. Effekte fetaler Mangelernährung auf die Hirnentwicklung Matthias Schwab (Neurologie Uni Jena)
21
4. Metabolische Prägung in Schwangerschaft und Stillzeit: Prävention der fetalen Fehlprogrammierung Thomas Harder und Andreas Plagemann (AG „experimentelle Geburtsmedizin“, Klinik für Geburtsmedizin, Charite, Berlin)
24
II. Neonatalperiode 1. Optimierter Entbindungstermin bei IUGR A.Kubilay Ertan (UFK Homburg)
29
2. Vorstellung neuer Standards für die Körpermaße Neugeborener Deutschlands und eines dazu gehörigen Computerprogramms mit einer Geburtsgewichtskorrektur unter Berücksichtigung von Körperhöhe und Körpergewicht der Mutter auf der Grundlage von 2,3 Millionen Einlingsgeburten Manfred Voigt, D. Olbertz (UFK Rostock); N. Rochow, C. Fusch (UKK Greifswald)
30
3. Hypoglykämie, eine schwerwiegende neonatale Komplikation Jörg Dötsch (UKK Erlangen)
31
III. Optimiertes Wachstum
1. Glukosestoffwechsel und Insulinsensitivität bei Kindern und jungen Erwachsenen geboren small for gestational age Reinhard Holl (Institut für Epidemiologie Uni Ulm)
32
2. Preterm Growth Restraint M.J.J.Finken (UKK Leiden, Niederlande)
35
3. Was ist eine effektive Wachstumshormontherapie bei kleinwüchsigen SGA-Kindern David Martin (UKK Tübingen
37
4. Pubertätsentwicklung von SGA-Kindern Susanne Bechtold-Dalla Pozza (Ukk München)
40
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3
IV. Entwicklungsstörungen 1. Störungen von Sehfunktionen bei SGA Barbara Käsmann-Kellner (Uni-Augenklinik Homburg)
45
2. Störungen von Hörfunktionen bei SGA Peter Plinkert (HNO Uni Heidelberg)
59
3. Entwicklungsneurologische Störungen bei SGA Regina Trollmann, UKK Erlangen
61
4. Renale Funktionen, Blutdruckverhalten, renovasculäre Störungen bei Kindern und Jugendlichen geboren small for gestational age Jörg Dötsch, UKK Erlangen
65
V.freie Vorträge und Poster
1. Klinische Einflussgrößen auf die IGF/IGFBP-Achse und Ghrelin bei neonatalen Risikopatienten in den ersten Lebensmonaten Axel Hübler (UKK Jena)
68
2. Young adults born small for gestational age: is reduced baroreceptor sensitivity a risk factor for hypertension? Robert D. Dalla Pozza, Bechtold S, Putzker S, Bonfig W, Netz H, Schwarz HP. (UKK München)
70
3. Entwicklung fetaler Herzfrequenzvariabilitätsparameter bei normotrophen und intrauterin beeinträchtigten Feten als Marker der neurovegetativen Reifung. Uwe Schneider (UFK Jena)
72
4. Extrem lang andauernde Hypoglykämien bei SGA-Frühgebore- nen. DD zur Nesidioblastose Jens Möller, P. Mayer, S. Kuntz (Kinderklinik Winterberg Saarbrücken)
78
5. Einfluss intrauteriner Wachstumsrestriktion auf die Entstehung von Gefäßschäden Andrea Hartner, U. Zehnter, Christian Plank, Iris Östreicher, Jörg Dötsch, Wolfgang Rascher, K.F. Hilgers* (Kinderklinik und *Medizinische Klinik 4 der Universität Erlangen-Nürnberg)
80
6. Contribution of intrauterine growth retardation to vascular damage Andrea Hartner*, Katrin Zehnter*, Christian Plank*, Iris Östreicher*, Jörg Dötsch*, Wolfgang Rascher* and Karls F. Hilgers #*Kinderklinik and # Medizinische Klinik 4, Uni. of Erlangen-Nürnberg
81
7. Stellenwert des Ductus venosus Dopplers bei der Über-wachung des wachstumsretardierten Feten < 32 SSW im Hinblick auf das postpartale Outcome.Neslisah Terzioglu, Kathleen Marie Hoolahan, Matthias Baumann (Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde, Schwerpunkt Geburtshilfe)
82
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
4
8. Die frühe postnatale Ernährung beeinflusst das Ausmaß rena-ler Schädigung nach IUGR in der Ratte Christian Plank, Iris Östreicher, Andrea Hartner, Kerstin Amann, Wolfgang Rascher, Jörg Dötsch (Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen)
84
9. Rolle epigenetischer Faktoren für den menschlichen Kleinwuchs Thomas Eggermann (Institut für Humangenetik RWTH Aachen)
85
10. Männliche SGA- Neugeborene haben im Vergleich zu weiblichen SGA- Neugeborenen ein signifikant höheres Adipositasrisiko: Ist „Fetal Programming“ geschlechtsabhängig? Bettina Brune1, Maria Gerlach1, Eicke Hennig3, Thomas Brune2 1Hochschule Anhalt (FH); 2Universitätskinderklinik Magdeburg; 3Gesundheitsamt Magdeburg
87
11. Tierexperimentelle Modelle und neue Erkenntnisse zum Thema IUGR M. Tchirikov (UFK Mainz)
91
12. Protein und BMI. Eine wenig beachtete Korrelation 1Hermanussen Michael, 2Siechert-Hellert W, Kersting M, 1Aschauhof, Altenhof, Germany; 2Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund, Germany
92
13. Neue ultraschallgestützte Formel zur Gewichtsschätzung von Feten bis 2500g Jörn Siemer, Nicola Hart, Britta Meurer, Michael Schrauder, Tamme Goecke, Ralf L. Schild (Frauenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg)
94
14. Spezielle ultraschallgestützte Formel zur Gewichts- schätzung bei Feten mit Abdomenwanddefekten Nicola Hart, Jörn Siemer, Britta Meurer, Michael Schrauder, Tamme Goecke, Ralf L. Schild (FK der Universität Erlangen-Nürnberg)
95
15. Ist ein Screening auf Faktor V-Leiden-Mutation bei Schwangeren sinnvoll? Markus Hoopmann1, Monika Daum1, Yves Garnier1, Thomas Schöndorf2 Peter Mallmann1,1 Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe 2 Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz
97
16. Verstärkte Fibrosininduktion und Entzündung mit verschobe-ner Th1/Th2-Antwort in der Lunge juveniler Ratten nach IUGR Iris Östreicher, C. Plank, A. Hartner, W. Rascher, J. Dötsch (UKK Erlangen)
101
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17. Erhöhtes Aufholwachstum nach IUGR: aktuelle Verlaufsdaten aus der FIPS-Studie (Fetale Programmierung- Intrauterine Wachstumsrestriktion- Plazentare Marker- Studie) Anja Stuppy1, H. Blessing1, T. Goecke2, N. Hart2, B. Meurer2, H.G. Dörr1, R.L. Schild2, E. Struwe1, J. Dötsch1 für die FIPS-Arbeitsgrup- pe. 1 Universitäts-Kinderklinik, 2 Universitäts-Frauenklinik, Erlangen
104
18. Hyperandrogenism in Young Adults Born Small for Gestational Age S. Putzker1, W. Bonfig1, S. Bechtold1, K. Kugler2, H. P. Schwarz1
1Pediatric Endocrinology and Diabetology, Dr. v. Haunersches Kinderspital, Munich, Germany, 2Pediatric Neurology, Dr. v. Haunersches Kinderspital, Munich, Germany)
106
19. Folate and vitamin B12 in plasma and amniotic fluid; effect on homocysteine and methylation status in pregnancies with normal outcomes Rima Obeid1, E. Raabe 1, S. Weber 2, W. Schmidt 2, and W. Herrmann1
1 Department of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine, 2Department of Gynecology, University Hospital of the Saarland, Homburg/Saar, Germany
108
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Placentare Morphologie bei IUGR:
Wie passt sich die Placenta den veränderten
Sauerstoffbedingungen an?
Berthold Huppertz
Institut für Zellbiologie, Histologie und Embryologie, Zentrum für
Molekulare Medizin, Medizinische Universität Graz,
Harrachgasse 21/7, 8010 Graz, Österreich
Sauerstoffsättigung der Placenta
Über die 40 Wochen der Schwangerschaft hinweg ist die Placenta
sehr unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen ausgesetzt. Nach der
Implantation kommt es zur Ausbildung der ersten Placentazotten und
gleichzeitig zur ersten Erosion maternaler Gefäße im Uterus. Da diese
frühe Erosion noch nicht dazu führt, dass arterielles Blut der Mutter in den
intervillösen Raum der Placenta gelangt, wird die Sauerstoffversorgung
der Placenta und damit des Embryos allein durch Diffusion aufrecht-
erhalten.
Dies hat zur Folge, dass die Sauerstoffkonzentration innerhalb der
Placenta im ersten Trimenon bei unter 20 mmHg liegt (Jauniaux et al.
2000).
Erst gegen Ende des ersten Trimenons werden die nun
weitgestellten Spiralarterien zur Blutversorgung der Placenta eingesetzt,
was die intraplacentare Sauerstoffkonzentration binnen weniger Tage auf
etwa 60 mmHg ansteigen lässt (Rodeck et al. 1992; Jauniaux et al. 2000).
Heute geht man davon aus, dass während der restlichen zwei Drittel
der Schwangerschaft die Sauerstoffkonzentration innerhalb der Placenta
leicht absinkt und sich bei etwa 40-50 mmHg einpendelt.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Mangelhafte Trophoblastinvasion und intraplacentarer Sauerstoff
Die Hauptursache für die Auslösung einer fetalen Wachstumsretar-
dierung (IUGR) ist - soweit die Vorstellung heute - eine zu geringe
Invasionsdichte und Invasionstiefe des extravillösen Trophoblasten. Damit
verbunden sind die entsprechenden pathologischen Doppler-Befunde der
Aa. uterinae bei solchen Fällen.
Die aktuelle Theorie besagt, dass es ausgehend von der
Mangelinvasion der uterinen Arterien zur placentaren Hypoxie bei IUGR
kommt.
Da es bisher keine Messungen des pO2 im intervillösen Raum von
Placenten des zweiten oder dritten Trimenons gibt, sind diese
Vorstellungen aber rein hypothetisch und besitzen bisher keine messbare
Grundlage.
Allerdings zeigen Daten von Placenten aus Hochlandschwanger-
schaften (Espinoza et al. 2001) und Tierversuchen unter chronischer
Hypoxie (Bacon et al. 1984), dass sich die Placentamorphologie ver-
ringerten Sauerstoffkonzentrationen anpasst: Man findet einen höherer
Grad der Vaskularisierung verbunden mit einem gesteigerten Ver-
zweigungsgrad der Gefäße. Dies wiederum führt direkt zu einer
gesteigerten Verzweigung des placentaren Zottensystems und einer
Verringerung des intervillösen Raumes.
Erklärung der veränderten Placentamorphologie bei IUGR
Bei der Bestimmung der Sauerstoffkonzentration innerhalb der
Placenta muss berücksichtigt werden, dass hier zwei verschiedene
Blutsysteme aufeinander treffen. Das maternale Blut bringt Sauerstoff zur
Placenta und das fetale Blut transportiert den Sauerstoff von der Placenta
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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zum Feten. Störungen auf beiden Seiten können zu Veränderungen der
intraplacentaren Sauerstoffkonzentration führen (Kingdom & Kaufmann
1997), vor allem bei IUGR (Sibley et al. 2002).
Extrembeispiele finden sich zum einen bei normalen intraplacentaren
Sauerstoffkonzentrationen mit gesteigerter Proliferation, was zu einer
deutlich gesteigerten Verzweigung des Zottenbaumes führt (Fälle mit
PEDF (preserved end-diastolic flow) in den Umbilikalarterien; Kingdom &
Kaufmann 1997; Todros et al. 1999). Auf der anderen Seite finden sich
die Extremfälle mit nicht mehr vorhandenem oder gar rückläufigem
enddiastolischen Fluss in den Umbilikalarterien (AEDF, REDF). Hier finden
sich die höchsten Sauerstoffkonzentrationen und damit verbunden die
geringsten Proliferationsraten.
Hier zeigt sich morphologisch das typische Bild dieser Fälle mit kaum
verzweigten Zotten und einem weiten intervillösen Raum (Macara et al.
1996; Kingdom & Kaufmann 1997). Da die morphologischen Anpassungen
des Zottenbaums etwa eine Woche brauchen, um auffällig zu werden, gibt
die Morphologie der Placentazotten einen direkten Hinweis auf die
Sauerstoffbedingungen innerhalb der Placenta in den letzten Wochen vor
der Geburt.
Referenzen
Bacon BJ, Gilbert RD, Kaufman P, Dwight Smith A, Trevino FT, Longo LD
(1984). Placental anatomy and diffusing capacity in guinea pigs
following long-term maternal hypoxia. Placenta 5:475-88.
Espinoza J, Sebire NJ, McAuliffe F, Krampl E Nicolaides KH (2001). Placental
villus morpholgy in relation to maternal hypoxia at high altitude.
Placenta 22:606-8.
Jauniaux E, Watson AL, Hempstock J, Bao YP, Skepper JN, Burton GJ
(2000). Onset of maternal arterial bloodflow and placental oxidative
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stress; a possible factor in human early pregnancy failure. Am J Pathol
157:2111-22.
Kingdom JC, Kaufmann P (1997). Oxygen and placental villous
development: origins of fetal hypoxia. Placenta 18:613-21.
Macara L, Kingdom JC, Kaufmann P, Kohnen G, Hair J, More IA, Lyall F,
Greer IA (1996). Structural analysis of placental terminal villi from
growth-restricted pregnancies with abnormal umbilical artery Doppler
waveforms. Placenta 17:37-48.
Rodesch F, Simon P, Donner C, Jauniaux E (1992). Oxygen measurements
in endometrial and trophoblastic tissues during early pregnancy. Obstet
Gynecol 80:283-5.
Sibley CP, Pardi G, Cetin I, Todros T, Piccoli E, Kaufmann P, Huppertz B,
Bulfamante G, Cribiu FM, Ayuk P, Glazier J, Radaelli T (2002).
Pathogenesis of intrauterine growth restriction (IUGR)-conclusions
derived from a European Union Biomed 2 Concerted Action project
'Importance of Oxygen Supply in Intrauterine Growth Restricted
Pregnancies'-a workshop report. Placenta 23 Suppl A:S75-9.
Todros T, Sciarrone A, Piccoli E, Guiot C, Kaufmann P, Kingdom J (1999).
Umbilical Doppler waveforms and placental villous angiogenesis in
pregnancies complicated by fetal growth restriction. Obstet Gynecol
93:499-503.
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10
Intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR)
Ralf L. Schild
Frauenklinik der Universität Erlangen,
Universitätsstraße 21 - 23, 91054 Erlangen
1. Einleitung und Hintergrund
Ein besonderes Problem der fetalen Biometrie stellt die intrauterine
Wachstumsstörung dar. Gerade in diesen Fällen ist die Gewichtsschätzung
allerdings mit ihrem größten prozentualen Fehler behaftet. Dies trifft
insbesondere auf Feten mit einem Gewicht von kleiner 1500 g zu, da die
Mehrzahl der verwendeten Gewichtsformeln nicht speziell für dieses
Kollektiv entwickelt wurde [1-4]. Erschwerend für den Vergleich
verschiedener Studienergebnisse ist zudem die uneinheitliche Definition
von SGA (small for gestational age): Für verschiedene Messwerte
existieren verschiedene Grenzwerte (2,5., 3., 5., 10., 15., und 25.
Perzentile sowie 1, 1,5 oder 2 Standardabweichungen unter dem
Bevölkerungsdurchschnitt) [5]. Außerdem beschreibt das SGA - Syndrom
eine heterogene Gruppe, die sowohl Kinder mit Wachstumsrestriktion
(IUGR) als auch konstitutionell kleine Kinder umfasst. Letztere schöpfen
ihr Wachstumspotential aus. Sie stellen deshalb keine Wachstumsstörung
im eigentlichen Sinne dar. Sie bilden mit 50 - 70 % den Hauptteil dieser
Gruppe [6, 7]. Andererseits gibt es Feten mit IUGR, die nicht als SGA
eingestuft werden dürfen, da ihr Schätzgewicht oberhalb der verwendeten
Grenzwerte liegt [8].
IUGR - Feten haben eine höhere perinatale Morbidität, Mortalität [9-
14] und Erkrankungsrate im Erwachsenenalter [15-17], während sich die
Komplikationsrate für konstitutionell kleine Kinder in Terminnähe nicht
von der normalgewichtiger Feten unterscheidet [18].
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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2. Diagnose
Die wesentliche Voraussetzung für eine optimierte Einschätzung
intrauteriner Wachstumsstörungen besteht in der genauen Bestimmung
des Gestationsalters. Hierzu sollte die frühe Biometrie des Feten, wenn
möglich aus dem 1. Trimester, herangezogen werden, da sie die
präziseste Einschätzung des Gestationsalters erlaubt. Auch eine
Kombination aus Regelanamnese und sonografischer Biometrie hat sich
der alleinigen Biometrie als unterlegen gezeigt [19].
Methoden wie abdominelle Palpation [20] und Bestimmung des
Symphysen - Fundus - Abstandes [21-23] konnten sich aufgrund ihrer
Ungenauigkeit in der klinischen Praxis nicht durchsetzen.
Eine einzelne Biometrie erlaubt allerdings keine Rückschlüsse auf
das fetale Wachstum und kann somit nicht zwischen SGA und IUGR dif-
ferenzieren. Nur die Kombination aus Biometrie und Dopplerunter-
suchung des fetomaternalen Gefäßbettes oder die serielle Biometrie
vermögen diese Unterscheidung zu treffen.
Zu beachten gilt dabei, dass die Mehrzahl publizierter
Wachstumskurven aus Querschnitts- und nicht aus Longitudinaldaten
erstellt wurde und somit zwar über das fetale Gewicht aber nur bedingt
über das fetale Wachstum Auskunft geben kann [24].
2.1 Fehlermöglichkeiten
Die Fehlerrate der sonografischen Gewichtsschätzung kann bis zu
25 % des tatsächlichen Gewichtes betragen [25]. Folgende Gründe
werden für diese Fehlerquote verantwortlich gemacht:
a) Technische Fehler in Bildakquisition und Messstreckenabgriff
b) Art der verwendeten Gewichtsformel, Fehler in der Messmethodik,
fehlerhafte Annahme einer konstanten Muskel- Fett- Relation des
Feten [25]
c) Fehlende Berücksichtigung anderer biometrischer Einflussgrößen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Ad a: Unabdingbare Voraussetzung einer pränatalen Diagnostik
sollte eine umfassende Ultraschallausbildung und ausreichend große
Erfahrung sein, um diesen vermeidbaren Fehler zu minimieren.
Ad b: Im angloamerikanischen Sprachraum sind die Gewichts-
formeln nach Warsof [1], Shepard [2], Thurnau [3] und Hadlock [4,26]
gebräuchlich. Die von Warsof und Mitarbeitern zur Formelfindung
beschriebene Studie umfasste 85 Feten sehr unterschiedlichen
Gestationsalters (18. bis 42. SSW), wobei diese Gruppe mit 11
Diabetikerinnen und 7 Zuweisungen zu späten Abbrüchen in ihrer
Zusammensetzung sehr heterogen war [1]. Aus derselben Arbeitsgruppe
wurde 1982 eine verbesserte Gewichtsberechnung, erstellt an 73 Feten,
publiziert, da man festgestellt hatte, dass die ursprüngliche Formel das
Gewicht des Feten eher unterschätzte. [2] Thurnau und Mitarbeiter
untersuchten 62 Feten < 34 SSW mit einem Geburtsgewicht < 2500 g [3].
Hadlock et al. integrierten die Femurlänge (FL) in die Gewichtsberechnung
des Feten. Ihre Formel aus Kopfumfang (KU), Abdomenumfang (AU) und
FL wurde aus den Messwerten von 167 Feten errechnet [26]. In einer
weiteren Studie an 109 Feten, kombiniert mit o.g. Ergebnissen, leiteten
die Autoren eine verbesserte Formel ab [4].
Nachteile der oben aufgeführten Gewichtsformeln sind sowohl die
kleinen Fallzahlen, die zur Formelfindung für ausreichend erachtet
wurden, als auch die unterschiedliche Messtechnik des biparietalen
Durchmessers. Da der BIP auf dem amerikanischen Kontinent "außen -
innen" statt wie in Europa "außen - außen" gemessen wird, sind die
Ergebnisse und damit auch die Mehrzahl dieser Formeln nicht einfach
übertragbar. Lediglich die Formeln nach Hadlock [4, 26] mit der
Bestimmung des Kopfumfanges statt des BIP lassen sich ohne
systematischen Fehler bei uns anwenden.
Bei dolichozephaler Kopfform wird das fetale Gewicht mit alleiniger
Bestimmung des biparietalen Durchmessers zu niedrig gemessen. Deshalb
sollte in diesen Fällen entweder ein Korrekturfaktor oder ausschließlich
der Kopfumfang zur Berechnung verwendet werden. Zur Messung des
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
13
Abdomens können prinzipiell drei Methoden herangezogen werden: die
Bestimmung der beiden Standard - Durchmesser, der Streckenabgriff
mittels Ellipse oder die manuelle Umfahrung des Umfangs. Letztere
Methode ist nach Untersuchungen von Smulian und Mitarbeitern weniger
geeignet als die beiden erst genannten [27]. Bei Bestimmung der
Femurlänge muss darauf geachtet werden, dass die Diaphyse in
horizontaler Lage gemessen wird, um eine falsch - niedrige
Längenmessung zu vermeiden.
Ad c: Biometrische Maße der werdenden Eltern [24,28,29] und
fetales Geschlecht beinflussen maßgeblich das kindliche Gewicht, finden
jedoch bis dato keine routinemäßige Berücksichtigung in der pränatalen
Gewichtsschätzung [30,31]. Schild und Mitarbeiter formulierten neue
geschlechtsspezifische Formeln, die bei ihrer prospektiven Überprüfung an
einem unabhängigem Kollektiv signifikant niedrigere absolute Fehlerraten
als konventionelle Formeln aufwiesen [31].
Nach Untersuchungen von Voigt führt eine Gewichtsberechnung mit
Hilfe maternaler Parameter (Körperhöhe und Gewicht vor der Schwanger-
schaft) zu einer optimierten fetalen Gewichtsberechnung [32] (Abb. 1).
Eine weitere Möglichkeit zur verbesserten Einschätzung des fetalen
Gewichts wird durch individualisierte Wachstumskurven eröffnet
(GROW = gestation related optimal weight) [24].
Dieses Software - Programm beruht auf Daten von annähernd
40000 komplikationslosen Schwangerschaften, die jenseits der abge-
schlossenen 37. Schwangerschaftswoche entbunden wurden. Mit Hilfe der
mütterlichen Parameter Gewicht, Größe, Parität und ethnische
Abstammung kann das optimale Gewicht am Termin berechnet werden.
Das sonografisch ermittelte Fetalgewicht wird in die individualisierte
Wachstumskurve eingetragen, wodurch eine reelle Abschätzung des
ausgeschöpften Wachstumspotentials erfolgen kann [24] (Abb. 2).
Prospektive Untersuchungen konnten belegen, dass durch o.g.
Individualisierung 28% der zu klein geschätzten Kinder mit ihrem Gewicht
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
14
im Normbereich lagen, während 24% der als normal schwer eingestuften
Feten zu klein waren [33]. Insgesamt konnte durch die verbesserte
Diagnose von Wachstumsstörungen eine Senkung der perinatalen
Morbidität und Mortalität erreicht werden [34-36].
2.2 Andere Biometrieparameter
Bei unklarem Gestationsalter können im 2. und 3. Trimenon
transzerebellärer Durchmesser und Fußlänge des Feten herangezogen
werden, um eine ungefähre Datierung des Entbindungstermins zu er-
reichen. Die Bestimmung der Quotienten aus Kopf- zu Abdomenumfang
und Femurlänge zu Abdomenumfang sind bei Diagnostik intrauteriner
Wachstumsstörungen der seriellen Messung des fetalen Abdomenumfan-
ges oder Gewichtes eher unterlegen [37].
Andere Parameter wie Fruchtwassermenge oder Dopplersonografie
der uterinen Arterien im 2. Trimenon weisen einen nur geringen
Vorhersagewert für eine Wachstumsstörung auf [38,39].
Die Kombination aus fetaler Biometrie und dopplersonografischer
Evaluierung des fetomaternalen Gefäßbettes hingegen erhöht die Ent-
deckungsrate von IUGR und ermöglicht eine Prädiktion peripartaler
Komplikationen [40]. Außerdem erlaubt die zusätzliche Dopplerunter-
suchung neben einer Verminderung der Untersuchungsfrequenz eine
verbesserte Abschätzung des fetalen Zustandes.
2.3 Ablauf der Diagnostik
bei Verdacht auf eine intrauterine Wachstumsstörung
Nach Erhebung einer ausführlichen Familien- und Eigenanamnese
(Grunderkrankungen, Nikotin- oder Drogenabusus, Ausgang früherer
Schwangerschaften, Gewicht vor der Schwangerschaft, Körpergröße,
aktuelle biometrische Parameter des Partners) sollte das Gestationsalter
auf der Basis einer dokumentierten frühen Biometrie überprüft und
gegebenenfalls korrigiert werden. Im Anschluss daran sollte eine
Ultraschallbiometrie und ein detailliertes Organscreening des Kindes
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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erfolgen. Die Dopplersonografie des fetomaternalen Gefäßbettes
komplettiert die bildgebende Diagnostik.
Invasive pränatale Tests, in aller Regel in Form einer Amniozentese,
sollten immer dann erwogen werden, wenn strukturelle fetale
Auffälligkeiten vorliegen, der Verdacht auf eine Aneuploidie oder fetale
Infektion besteht oder ein atypisches Bild vorliegt, wie z. B. bei
Kombination einer Wachstumsstörung mit normaler oder vermehrter
Fruchtwassermenge, sehr frühem Auftreten eines IUGR oder auffälliger
fetaler Haltung [40].
Zur Diagnostik einer Wachstumsstörung eignen sich insbesondere
seriell durchgeführte Biometrien, wobei das optimale Intervall zwischen
zwei Untersuchungen größer gleich drei Wochen betragen sollte.
Geringere Intervalle können zu falsch- positiven Diagnosen führen.
Erfordert die klinische Situation engmaschigere Intervalluntersuchungen,
so sollte die aktuelle Biometrie mit einer mehr als 3 Wochen
zurückliegenden Untersuchung verglichen werden [36].
2.4 Neue Ansätze in der Diagnostik
Die 3D - Volumetrie stellt eine Erweiterung der diagnostischen
Möglichkeiten in der Pränatalmedizin dar. Mit Hilfe dieses relativ neuen
Verfahrens kann der Weichteilmantel des Feten gemessen und über das
Volumen repräsentativer Körperabschnitte das Gewicht des Feten
berechnet werden. Erste Arbeiten konnten einen Vorteil von 3D-gestützen
gegenüber konventionellen Formeln belegen [41].
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
16
Anhang:
Formel nach Warsof [1]
Log10 (G)= -1.599 + 0.144 BIP + 0.032 AU – 0.111 (BIP2 x AU) / 1000
Formel nach Shepard [2]
Log10 (G)= -1.7492 + 0.166 BIP + 0.046 AU – 2.646 (BIP x AU) / 1000
Formel nach Thurnau [3]
G = (BIP x AU x 9.337) – 299.076)
Formel nach Hadlock [26]
Log10 (G)= 1.5662 – 0.0108 KU + 0.0468 AU + 0.171 FL + 0.00034 KU2
- 0.003685 AU x FL
Formel nach Hadlock [4]
Log10 (G)=
1.326 – 0.00326 AU x FL + 0.0107 KU + 0.0438 + 0.158 FL
Formel nach Schild [31]
Die Formel für Jungen lautet:
G= 43576.579 + 1913.853 ( log BIP) + 0.01323 (KU)3 + 55.532 (AU)2 -
13602.664 (AU) ½ - 0.721 (AU)3 + 2,31 (FL)3
Die Formel für Mädchen lautet:
G= -4035.275 + 1.143 (BIP)3 + 1159.878 (AU)1/2 + 10.079 (FL)3 –
81.277 (FL)2
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Abbildung 1: Software - Programm der Fa. Viewpoint® zur optimierten
Fetalgewichtsschätzung, basierend auf den Ergebnissen von Voigt et al. [32]
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
18
Abbildung 2: Individualisierte Wachstumskurve nach Gardosi et al.
(www.gestation.net) [24]
Literaturverzeichnis: 1. Warsof, S.L., et al., The estimation of fetal weight by computer-assisted
analysis. Am J Obstet Gynecol, 1977. 128(8): p. 881-92. 2. Shepard, M.J., et al., An evaluation of two equations for predicting fetal weight
by ultrasound. Am J Obstet Gynecol, 1982. 142(1): p. 47-54. 3. Thurnau, G.R., et al., A simple estimated fetal weight equation based on real-
time ultrasound measurements of fetuses less than thirty-four weeks' gestation. Am J Obstet Gynecol, 1983. 145(5): p. 557-61.
4. Hadlock, F.P., et al., Estimation of fetal weight with the use of head, body, and femur measurements--a prospective study. Am J Obstet Gynecol, 1985. 151(3): p. 333-7.
5. Chang, T.C., et al., Prediction of the small for gestational age infant: which ultrasonic measurement is best? Obstet Gynecol, 1992. 80(6): p. 1030-8.
6. Wilcox, A.J., Intrauterine growth retardation: beyond birthweight criteria. Early Hum Dev, 1983. 8(3-4): p. 189-93.
22
24
26
28
30
32
34
36
38
40
42
44
24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 420
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
Gestation in weeks
Weight (g)Fundal height (cm)
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
21
Effekte fetaler Mangelernährung auf die Hirnentwicklung
Matthias Schwab Klinik für Neurologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Das Gehirn ist aufgrund seiner Plastizität und Sensitivität gegenüber
Umwelteinflüssen sowie seiner langsamen Entwicklung und dem hohen
Energiebedarf während der Reifung (etwa die Hälfte der Energie im sich
entwickelnden Organismus wird durch das Gehirn verbraucht) während
der Fetalzeit besonders empfindlich gegenüber einem mangelnden
Nährstoffangebot, sei es z.B. durch mütterliche Mangelernährung oder
eine Plazentainsuffizienz.
35 - 40% der Kinder weltweit leiden an einer moderaten Unter-
ernährung (UNICEF 2001), die zu einer gestörten kognitiven Entwicklung
und persistierenden intellektuellen und Aufmerksamkeitsdefiziten führt.
Die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen unabhängig von der Bildung und der sozialen Klasse als auch
das Auftreten von Depressionen und Schizophrenien ist nicht nur mit einer
intrauterinen Wachstumsretardierung sondern auch mit einem niedrigen
Geburtsgewicht in der normalen Gewichtsspanne assoziiert.
Prinzipiell können zwei wesentliche Mechanismen für die Beeinflus-
sung der Hirnfunktion im späteren Leben durch eine pränatale
Fehlernährung unterschieden werden, die eng miteinander verflochten
sind und hauptsächlich durch Wachstumshormone und Kortisol vermittelt
werden:
� die Modulierung der Entwicklung des neuronalen Netz-
werkes und
� programmierende Effekte auf die Hirnfunktion im späteren
Leben ohne dass strukturelle Abnormitäten auftreten.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
22
Schon eine moderate Mangelernährung hat einen direkten Effekt auf
die strukturelle und funktionelle Hirnentwicklung hauptsächlich über das
IGF-System, welches das wichtigste Wachstumshormonsystem ist, das
durch epigenetische Einflüsse reguliert wird.
Eigene Untersuchungen zeigen, dass bereits eine moderate
globale Mangelernährung von 70 % der normalen Nährstoffmenge (wie sie
sowohl in entwickelten als auch Entwicklungsländern keine Seltenheit ist)
bei nichtmenschlichen Primaten während der ersten Hälfte der Gestations-
dauer
� zur Suppression der IGF-Produktion,
� einer verminderten Ausprägung neuronaler Bildungszonen,
� einem vermindert ausgebildeten neuronalen Netzwerk und
� einer Myelinisierungsstörung führt.
Mittels Genomics and Proteomics Analyse können wir zeigen, welche
Pathways am stärksten gestört sind.
Eine Mangelernährung und insbesondere eine proteinarme Ernäh-
rung führt bei Ratten ebenfalls über eine Störung der Neuroneogenese zu
strukturellen Störungen des Gehirns und im Erwachsenenalter zu Störun-
gen der neuronalen Erregbarkeit und der Funktion von Neurotransmitter-
systemen.
Diese sind die Ursache für
� kognitive Störungen,
� Verhaltensauffälligkeiten und
� eine Prädisposition für depressive und schizophrene
Erkrankungen.
Die Störung der Neurotransmittersysteme und hier insbesondere des
serotonergen, dopaminergen und GABAergen Systems erfolgt auch
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
23
indirekt über eine dauerhafte Dysregulation der Hypophysen-
Hypothalamus-Nebennierenachse-(HHN)-Achse.
Eine unzureichende Nährstoffversorgung bedeutet Stress und führt
zu einer verstärkten Ausschüttung von mütterlichem Kortisol bzw. einem
erleichterten Transfer von Kortisol über die Plazenta aufgrund einer
Hemmung des Enzyms 11-ßHSD.
Erhöhte Stresshormonkonzentrationen in den letzten Wochen der
Schwangerschaft, wenn die kindliche HHN-Achse reift, induzieren aufgrund
einer dauerhaften Desensitivierung von Glukokortikoidrezeptoren im
Hippokampus eine verminderte negative Rückkopplung der HHN-Achse
mit der Folge einer verstärkten Kortisolausschüttung und einer erhöhten
Stressempfindlichkeit im späteren Leben.
Unklar ist, warum tierexperimentell bereits eine moderate
perikonzeptionelle Mangelernährung zu einer Dysregulation der HHN-
Achse führt obwohl diese erst am Ende der Schwangerschaft reift.
Die Hyperaktivität der der HHN-Achse führt in eigenen Untersuchun-
gen außerdem zu einer Verschlechterung des Schlaganfalloutcomes
wahrscheinlich aufgrund eines erhöhten zerebralen Gefäßtonus und einer
Verstärkung der sekundären Entzündungsreaktion im ZNS, die auf eine
Resistenz von Glukokortikoidrezeptoren im Immunsystem und eine
gestörte Immunsuppression zurückzuführen ist.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
24
Metabolische Prägung in Schwangerschaft und Stillzeit:
Prävention der fetalen Fehlprogrammierung
Thomas Harder, Andreas Plagemann
AG „Experimentelle Geburtsmedizin“, Klinik für Geburtsmedizin, Charité –
Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
In den vergangenen Jahren wurden weltweit epidemiologische,
klinische und experimentelle Befunde erhoben, die zeigen, dass nicht nur
genetische Faktoren über Gesundheit und Krankheit im Verlauf des Lebens
entscheiden, sondern dass auch die Exposition gegenüber bestimmten
prägenden Konditionen in utero bzw. frühpostnatal in diesem
Zusammenhang entscheidend ist.
Hinweise auf eine „metabolische Prägung“ während der Schwanger-
schaft und Stillzeit wurden bisher v.a. auf drei Forschungsgebieten gefun-
den:
� Sie kommen aus Studien zu den Folgen eines verminderten
Geburtsgewichtes („small-baby-syndrome“),
� aus Untersuchungen der Langzeitwirkungen einer pränatalen
Exposition gegenüber einem mütterlichen Diabetes mellitus,
� sowie aus Studien zu den Langzeitfolgen des Stillens.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht in jüngerer Zeit v.a. das
„small-baby-syndrome“, wonach ein vermindertes Geburtsgewicht mit
einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Metabolischen Syndroms
und eines Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert ist.
Bemerkenswerterweise fanden wir kürzlich in einer Metaanalyse aller
bisher publizierten epidemiologischen Studien, dass nicht nur ein
verringertes Geburtsgewicht, sondern auch ein erhöhtes Geburtsgewicht
mit einer erhöhten Prävalenz von Typ-2-Diabetes im späteren Leben
assoziiert ist (1). Ein erhöhtes Geburtsgewicht i.S. einer Makrosomie gilt
als pathognomonisch für die Exposition gegenüber einem mütterlichen
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
25
Diabetes mellitus während der Schwangerschaft. Epidemiologische
Befunde unserer eigenen und anderer Arbeitsgruppen zeigen konsistent,
dass Nachkommen diabetischer Mütter bereits im Kindes- und Jugendalter
ein erhöhtes Risiko haben, Übergewicht, gestörte Glukosetoleranz,
erhöhten Blutdruck und einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, offenbar
sogar unabhängig von genetischen Risikofaktoren (2-4). Tierexperi-
mentelle Studien unserer Arbeitsgruppe erbrachten
Hinweise darauf, dass hierfür eine komplexe Fehlprogrammierung
hypothalamischer Regelkreise verantwortlich sein könnte, welche
entscheidend an der lebenslangen Regulation von Nahrungsaufnahme,
Körpergewicht und Stoffwechsel beteiligt sind (5, 6). Da es sich hierbei
um perinatal erworbene Alterationen handelt, eröffnet die Detektion und
Therapie des mütterlichen Diabetes während der Schwangerschaft somit
weitreichende Möglichkeiten der Primärprävention von Adipositas und
diabetischen Stoffwechselstörungen. Dies wird durch die Ergebnisse
tierexperimenteller Studien unserer AG tatsächlich unterstützt, welche
zeigen, dass eine Fehlprogrammierung hypothalamischer Regelsysteme
von Nahrungsaufnahme und Körpergewicht durch Verhinderung der
mütterlichen Gestationshyperglykämie präventiv beeinflussbar ist (6).
Neben diesen Studien zu Langzeitfolgen einer Fehlernährung
während kritischer pränataler Entwicklungsphasen gibt es eine Reihe von
Hinweisen darauf, dass auch die Neonatalperiode eine solche kritische
Entwicklungsperiode darstellt.
So ist Muttermilchernährung während der Säuglingsphase, vergli-
chen mit Formulaernährung, mit einem verminderten Adipositasrisiko,
verringerten Cholesterinspiegeln, einem verringerten systolischen Blut-
druck sowie einer verminderten Prävalenz des Typ-2-Diabetes im späteren
Leben assoziiert (7). Diese positiven metabolischen Langzeitwirkungen
des Stillens werden auf Unterschiede in der Zusammensetzung der Mut-
termilch, im Vergleich zu Formula, zurückgeführt.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
26
Die Kausalität des Zusammenhangs zwischen Muttermilchernährung
und vermindertem Adipositasrisiko im späteren Leben wird zusätzlich
durch die Existenz einer metaanalytisch nachweisbaren Dosis-Wirkungs-
Beziehung zwischen Stilldauer und Übergewichtsrisiko bestätigt, wobei bis
zu einer Stilldauer von 9 Monaten eine linear inverse Korrelation vorliegt
(8).
Konsequenterweise ergibt sich die Frage, ob diese positiven Lang-
zeitfolgen auch dann noch bestehen, wenn die Muttermilch zusammen-
setzung infolge einer mütterlichen Stoffwechselerkrankung, wie sie bspw.
der Diabetes mellitus darstellt, verändert ist. Daten der von unserer
Arbeitsgruppe durchgeführten Kaulsdorfer Kohortenstudie (KCS) an
Nachkommen von Müttern mit Diabetes mellitus während Gestation und
Laktation liefern erste Hinweise darauf, dass eine frühneonatale (1.
Lebenswoche) Exposition gegenüber Muttermilch diabetischer Mütter das
Risiko für Übergewicht, gestörte Glukosetoleranz und erhöhten Blutdruck
im Kindesalter nicht vermindert, sondern offenbar dosisabhängig erhöhen
könnte (9-12). Mehrere kürzlich erschienene internationale Studien
scheinen diese Befunde zu bestätigen (13, 14).
Aus den angeführten Daten und Befunden lassen sich konsequen-
terweise umfassende Präventionsmöglichkeiten für sog. „Zivilisations-
krankheiten“ wie Adipositas, Typ 2 Diabetes und Herz-Kreislauf-
Erkrankungen ableiten.
1. So ist angesichts der vorliegenden klinisch-epidemiologischen und
tierexperimentellen Evidenz hinsichtlich der potentiellen Langzeit-
folgen einer mütterlichen Gestationshyperglykämie dringend die
Aufnahme eines generellen Glukoseintoleranzscreenings in
die Mutterschaftsrichtlinie und die konsequente Therapie
eines mütterlichen Diabetes in graviditate zu fordern.
2. Ähnliche präventivmedizinische Bedeutung könnte der Vermei-
dung von intrauteriner Wachstumsrestriktion bzw. einer
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
27
möglichen konsekutiven neonatalen Überernährung zu-
kommen.
3. Ganz generell sollte Stillen als die bestmögliche Form der
Ernährung im Hinblick auf eine Fülle an positiven Kurz- und
Langzeiteffekten weiter propagiert und gefördert werden.
Zusammengefasst spricht die gegenwärtige Datenlage dafür, dass
eine pränatale und frühpostnatale Fehl- und Überernährung zu einem
permanent erhöhten Risiko für die Entwicklung von Übergewicht,
Metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes führt.
Weitere Studien, insbesondere zur Rolle von mütterlichen Erkran-
kungen während der Gestation und Laktation in derartigen Prozessen
einer „perinatalen Programmierung“ sind dringend erforderlich, um das
enorme Potential zur Primärprävention von Übergewicht und diabetischen
Stoffwechselstörungen nutzen zu können, welches diesem neuen Gebiet
der Entwicklungsmedizin innewohnt.
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
29
Optimierter Entbindungstermin bei IUGR
A.K. Ertan Universitäts-Frauenklinik und Poliklinik mit Hebammenlehranstalt,
Universität des Saarlandes, 66421, Homburg/Saar
Der optimale Zeitpunkt für die Beendigung der Schwangerschaft bei
schwerer Wachstumsretardierung vor der 32. SSW ist weiterhin nicht
einheitlich geklärt.
Bei jeder Entscheidung zur Entbindung müssen die Risiken der
Frühgeburtlichkeit gegen die Risiken einer möglichen intrauterinen
Hypoxämie und Azidämie, die bei abwartendem Verhalten und Fortsetzen
der Schwangerschaft zu einer Schädigung oder zum intrauterinen Tod des
Feten führen können, abgewogen werden.
Die Entscheidung zur Entbindung bei schwer wachstumsretardierten
Feten wird in den meisten Zentren auf der Basis von computerisierten
CTG-Registrierungen getroffen. Die meisten Geburtshelfer und Fetal-
mediziner nutzen eine Kombination mehrerer Untersuchungsmethoden,
auf denen sie ihre Entscheidung zur Entbindung begründen. Insbesondere
haben sich die arteriellen und venösen Dopplerergebnisse der
fetalen Blutgefässe als sehr nützlich erwiesen. Damit können
kardiovaskuläre Veränderungen des gefährdeten Feten verfolgt werden
Hierzu wird im Rahmen einer prospektiven Multicenterstudie
(Truffle-Studie) unter der Leitung von Prof. C. Lees aus Cambridge, die
diagnostische Wertigkeit von verschiedenen biophysikalischen Überwa-
chungs methoden überprüft. Zur Zeit sind bereits 200 Schwangerschaften
prospektiv randomisiert in diese Studie eingeschlossen worden. In dieser
Hinsicht stellt die Dopplersonographie des fetalen venösen Gefäßsystems,
insb. Ductus venosus, in Kombination mit der CTG-Überwachung ein
wichtiges Instrument zum fetalen Monitoring dar.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
30
Die Bedeutung der verschiedenen biophysikalischen Methoden und
deren Einsatz zur Entscheidungsfindung bei optimiertem Entbindungs-
termin bei Hochrisikoschwangerschaften werden dargestellt.
Vorstellung neuer Standards auf der Grundlage von 2,3 Millionen Einlingsgeburten für die Körpermaße Neugeborener Deutschlands und eines dazu gehörigen Computerprogramms mit einer Geburtsgewichts-korrektur unter Berücksichtigung von Körperhöhe und Körpergewicht der Mutter
M. Voigt
Institut für Perinatale Auxologie am Klinikum Südstadt Rostock
Es werden neue Perzentilwerte für die Körpermaße der
Neugeborenen (Geburtsgewicht, Länge, Kopfumfang, längenbezogenes
Geburtsgewicht) auf der Grundlage von insgesamt 2,3 Mio Einlingen
vorgestellt.
Die Daten entstammen der Perinatalerhebung aus 15 Bundes
ländern (ohne Baden-Württemberg) der Jahre 1995-2000. Gegenüber den
bisherigen Standardwerten von 1992 erfolgte damit eine Präzisierung der
Werte, besonders für den Kopfumfang und das längenbezogene Geburts-
gewicht. Durch die hohe Fallzahl konnten die Perzentilwerte ab 20
Schwangerschaftswochen und sehr differenziert angegeben werden (1.,
2., 3., 4., 5., 10., 25., 50., 75., 90., 95., 96., 97., 98. und 99. Perzentil-
werte).
Die Berechnung der Perzentilwerte erfolgte unter der Vorausset-
zung einer Normalverteilung der einzelnen Körpermaße. Um den interna-
tionalen Anforderungen gerecht zu werden, wurden auch die Werte
xq-2s und xq+2s ausgewiesen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
31
Hypoglykämie, eine schwerwiegende Komplikation
bei SGA Neugeborenen
Jörg Dötsch,
Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen
Eine Reihe von klinischen Untersuchungen zeigt eine ungünstigere
neurologische Entwicklung von reifen hypotrophen Neugeborenen
gegenüber den eutrophen Altersgenossen. Einerseits zeigt sich dies an
einer erhöhten Prävalenz der infantilen Zerebralparese nach SGA,
andererseits an verminderten kognitiven Fähigkeiten bereits in der
Kindheit.
Ursächlich wurde in diesem Zusammenhang neben möglicherweise
direkten Einflüssen der intrauterinen Mangelversorgung in den letzten
Jahren v.a. die Gefahr neonataler Hypoglykämien identifiziert.
Interessanterweise sind in diesem Zusammenhang früher als beim
Neugeborenen milde (<40 mg/dl) betrachtete Hypoglykämien nicht
weniger kritisch im Bezug auf eine verminderte Größenzunahme des
Gehirns und eine Reduktion der kognitiven Fähigkeiten als schwere
Hypoglykämien (<20 oder <10 mg/dl). Besonders riskant im Sinne eine
zurückbleibenden cerebralen Entwicklung scheinen rezidivierenden
Hypoglykämien zu sein.
Bei SGA Patienten ergibt sich die Schwierigkeit, dass das Risiko und
die Schwere der Hypoglykämien nicht durch das Ausmaß der Hypotrophie
(Gewichts- oder Längenperzentile) geschätzt werden können.
Daher bleibt als Schlussfolgerung, dass bei Patienten mit
einem erhöhten Hypoglykämierisiko, wie bei SGA-Neugeborenen,
regelmäßige Blutglukosekontrollen und eine konsequente Therapie
der früher sogenannten milden Hypoglykämien notwendig sind.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
32
Small for gestational age (SGA):
Glukosestoffwechsel und Insulinsensitivität bei
Kindern und jungen Erwachsenen
Reinhard W. Holl
Universität Ulm, Abteilung Epidemiologie
Gerade für den Kohlenhydratstoffwechsel wird das Konzept der
intrauterinen bzw. peripartalen Prägung von Stoffwechselvorgängen,
welche über das gesamte Leben bis ins Erwachsenenalter nachweisen
lässt, seit langem diskutiert.
Anfang der 1990-er Jahre haben Hales und Barker aus Oxford
Kohorten von Menschen untersucht, die zwischen 1910 und 1930 in
Preston, Sheffield and Hertford, geboren und deren Geburtsgewichte
dokumentiert worden waren. Sie fanden Zusammenhänge zwischen
niedrigem Geburtsgewicht und erhöhter Mortalität, erhöhten Blutdruck,
erhöhte Lipidwerte, sowie gestörte Glukosetoleranz – cardiovaskuläre
Risikofaktoren und Komponenten des metabolischen Syndroms.
Diese Hypothese hat bis heute nichts von Ihrer Faszination verloren:
Vor dem Hintergrund einer teils dramatischen Zunahme der Adipositas bei
Kindern und Jugendlichen, dem für Pädiater neuen Auftreten von Typ-2-
Diabetes bei Jugendlichen, aber auch dem ebenfalls neuen Begriff des
„metabolischen Syndroms“ mit Insulinresistenz bei Jugendlichen besteht
großes Interesse an den Ursachen dieser metabolischen Störungen. Zahl-
reiche Untersuchungsbefunde der letzten 15 Jahre stützen diese
Hypothese, insbesonders der rasche Wechsel von einer intrauteri-
nen Mangelsituation zu einer postpartalen Hyperalimentation wird
als adiposogen angesehen. Allerdings wurden auch zahlreiche Studien
durchgeführt, die diesen Zusammenhang nicht bestätigen konnten. Teils
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
33
wurden U- oder J-förmige Beziehungen, teils auch ein inverser Zusam-
menhang gefunden.
Woran können diese Widersprüche liegen?
� Unterschiedliche Zielparameter:
Ob Gewichtszunahme/Adipositas, Insulin-Resistenz, gestörte
Glukosetoleranz oder ein Typ-2-Diabetes ausgewertet wird, oder andere
Komponenten des metabolischen Syndroms, wird zu unterschiedlichen
Ergebnissen führen, insbesonders wenn Kinder und Jugendliche
untersucht werden.
� Methodische Probleme:
Welche Methodik wird verwendet? Welche Referenzwerte werden
eingesetzt? Gerade bei der Messung der Insulinsensitivität spielt diese
bisher ungelöste Problematik eine große Rolle. Der Gold-Standard der
Insulin-Sensitivitätsmessung, die hyperinsulinämische Clamp-Technik, ist
nur bei kleinen Populationen und bei Kindern nur unter größtem Aufwand
einzusetzen.
Einfache Methoden, wie z.B. das HOMA-Modell beruhend auf
Nüchtern-Bestimmungen von Insulin und Glukose sind durch eine große
Variabilität eingeschränkt.
Während der Pubertät findet sich eine physiologische Insulin-
Resistenz, bei Mädchen früher und ausgeprägter als bei Jungen –
verlässliche Normalwerte fehlen.
� Multikausale Genese:
Eine metabolische Prägung durch intrauterine Faktoren
(Unterernährung der Mutter, Placentainsuffizienz, andere Ursachen einer
SGA-Entwicklung) in die eine Richtung oder Adipositas der Mutter mit
Hyperinsulinismus, bis zum Gestationsdiabetes, stellt sicher nur einen
Faktor dar, welcher das postpartale Leben mit beeinflusst.
Im Hinblick auf die Entwicklung einer Adipositas, einer Insulin-
resistenz und/oder eines späteren Typ-2-Diabetes spielen genetische
Faktoren eine zentrale Rolle. Erste Faktoren wurden in den letzten Jahren
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
34
identifiziert. Und natürlich hat unsere Umwelt einen entscheidenden
Einfluss – intrauterines Milieu genauso wie Überernährung, Fehlernährung
und Bewegungsmangel im postnatalen Leben.
Eine enge Familiarität der Risiken wird sowohl über Vererbung als
auch über gemeinsame Umweltbedingungen vermittelt. Aber auch die
soziale Komponente ist erheblich – wenn auch oft nicht entsprechend
dargestellt: Adipositas und Typ-2-Diabetes treten in unserer Gesellschaft
bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen überproportional häufig
auf.
Und natürlich beschränkt sich das Spektrum nicht auf metabolische
Komponenten, sondern schließt Verhalten und psychologische Aspekte mit
ein. Dieses komplexe Beziehungsgeflecht kausaler Faktoren erklärt,
warum in einer Population Störungen des Kohlehydratstoffwechsels mit
SGA assoziiert sind, in einer anderen dagegen kein oder gar ein inverser
Zusammenhang gefunden wird.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
35
Preterm growth restraint
Martijn J.J. Finken,
Departments of Pediatrics and Clinical Epidemiology Leiden
University Medical Center
Short stature is more common among children born small-for-
gestational-age (SGA). The cause of an intrauterine growth failure that
leads to the SGA condition of an infant born at or near term remains often
unknown. In contrast, poor neonatal growth of preterm children is
attributed to a combination of factors, including respiratory distress
syndrome, infection, low caloric intake and pharmacologic effects (e.g., of
glucocorticoids). This often results in an “SGA condition at term age”.
It is unknown whether preterm children with neonatal growth
restraint display a similar growth pattern as children born SGA.
Among 380 very preterm children (gestational age <32 weeks)
participating in the Dutch Project On Preterm and SGA infants (POPS), 274
experienced no neonatal growth restraint (weight and/or length at 3
months ≥-2 SDS) and showed near-normal growth, whereas 79 (21%)
experienced neonatal growth restraint and subsequently displayed a
growth pattern similar to that of very preterm SGA children (n =27; 7%),
with a final height of -1.1 to -1.2 SDS.
We and others also showed other similarities in the endocrine-
metabolic state between preterm and SGA children, including increased
body fat, reduced insulin sensitivity and elevated blood pressure. Further
studies showed that preterm carriers of the ER22/23EK variant in the
glucocorticoid receptor gene (n =24), associated with a mild cortisol
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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resistance, showed complete catch-up growth between the ages of 3
months and 1 year, and attained a mean height that was close to 0 SDS.
Stature in non-carriers was -0.5 SDS. In addition, carriers had lower
fasting insulin concentrations.
We speculate that that processes linked to growth in the third
trimester, independently of the place where it occurred, has an effect on
the later metabolic profile, in interaction with genotype, suggesting an
epigenetic phenomenon.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Was ist eine effektive Wachstumshormontherapie bei kleinwüchsigen SGA-Kindern?
David D. Martin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie, Klinik für Kinderheilkunde und
Jugendmedizin, Universitätsklinikum Tübingen
Für die Beurteilung der Effektivität einer Wachstumshormon-
behandlung bei kleinwüchsigen Kindern mit intrauteriner Wachstums-
verzögerung (SGA-Kindern) sind folgende drei Zeitpunkte im
Behandlungsablauf wichtig:
1. Wachstum im ersten Jahr der Behandlung
Nach dem Prediktionsmodel von Ranke et al. ist das
Aufholwachstum im ersten Behandlungsjahr vor allem
� von der Wachstumshormondosis,
� dem Alter bei Beginn der Behandlung,
� dem Gewicht bei Beginn der Behandlung und
� der errechneten familiären Zielgröße abhängig (Tabelle 1).
Tabelle 1: Variablen der Regressionsgleichung zur Voraussage der
Wachstumsantwort im ersten Behandlungsjahr (cm/Jahr) in 613 SGA-
Kindern .
Schätzwert des Parameters
Wichtigkeit Partial R2
Intercept (Konstante) 9,4
Alter zu Therapiebeginn (Jahre)
-0,31 2 0,11
Gewicht SD Score zu Therapiebeginn
0,30 3 0,05
Wachstumshormondosis (mg/kg · d)
56,51 1 0,35
Familiäre Zielgröße SD Score 0,11 4 0,01
R2 0,52
Fehler SD (cm) 1,3
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
38
Das zusätzliche Wachstum im ersten Behandlungsjahr im Vergleich
zum Vorjahr (Delta-Größen-SDS) sollte mindestens 0,5 SDS betragen 1-5.
Das entspricht je nach Alter und Ausgangsgröße eine Steigerung
der Wachstumsgeschwindigkeit um 3-6 cm pro Jahr.
Dies sollte man in cm berechnen und den Eltern mitteilen, damit sie
nach dem ersten Behandlungsjahr die Entscheidung des behandelnden
Arztes über die Beendigung oder Fortsetzung der Behandlung mittragen
können. Denn das Wachstum im ersten Behandlungsjahr erscheint zum
jetzigen Zeitpunkt als aussagekräftigster Parameter zur frühen
Abschätzung der erreichbaren Endgröße 1.
2. Erreichtes Aufholwachstum bis zur Beginn der Pubertät
Wir wissen von Kindern mit Wachstumshormonmangel, dass in der
Pubertät nicht viel zusätzlich an Endgröße gewonnen werden kann 4,5,6.
Daher ist es entscheidend, dass das behandelte Kind vor der Pubertät
möglichst viel Aufholwachstum erreicht, und nicht zu früh in die Pubertät
eintritt. Bei ca. 3% der Kinder ist eine Behandlung mit GnRH-
Agonisten um die Pubertät herauszuzögern erforderlich.
3. Erwachsenenendgröße.
Der Gewinn an Endgröße durch eine Wachstumshormonbehandlung
unterliegt bei SGA-Kindern einer großen Variabilität 2.
Bei Behandlungsbeginn mit 7 Jahren ist eine Verbesserung der
erreichten Endgröße gegenüber der prognostizierten Endgröße von +2
SDS (10-12 cm) 3,4 erreichbar während nur ein Gewinn von +0,6 bis +0,9
SDS (ca. 3-6 cm) erwartet werden darf, wenn die Behandlung zwischen
dem 10. und 12. Lebensjahr begonnen wurde 4,5,6 .
Ob eine Zunahme der Muskelmasse und der körperlichen
Leistungsfähigkeit zur Effektivitätsbeurteilung hinzugenommen werden
sollte, wird derzeit untersucht
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
39
Literatur:
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
40
PUBERTÄTSENTWICKLUNG VON SGA-KINDERN
Susanne Bechtold-Dalla Pozza, Robert Dalla Pozza, Hans Peter Schwarz
Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig-Maximilians Universität, München
Kinder nach Mangelgeburtlichkeit sind einem höheren Risiko für
perinatale Morbidität und Mortalität ausgesetzt und einer Reihe von
chronischen Erkrankungen im späteren Leben wie Hypertension,
reduzierte Insulinsensitivität, Typ 2 Diabetes mellitus und kardiovaskuläre
Erkrankungen.
Die meisten Kinder nach Mangelgeburtlichkeit haben eine
Pubertätsentwicklung im normalen Zeitfenster. Das Verhältnis von
Geburtsgewicht zu Pubertätsbeginn und Menarchealter wurde in
verschiedenen Kohorten gesunder SGA-Kinder untersucht. Die
Ergebnislage ist insbesondere bei Mädchen widersprüchlich, von normalem
bis verfrühtem Pubertätsbeginn sowie normalem bis verfrühtem
Menarchealter, was sich möglicherweise durch heterogene
Patientengruppe mit intrauteriner Wachstumsretardierung erklären lässt.
Fetale Wachstumsretardierung scheint bei manchen Mädchen
mit einem erhöhten Risiko für
� die Entwicklung einer prämaturen Pubarche,
� einem früheren Pubertätsbeginn,
� einem früheren Menarchealter sowie
� eines polyzystischen Ovarsyndroms vergesellschaftet zu sein
(Graphik 1).
� Diese verfrühte und verkürzte Pubertät kann dann zu einer
verminderten Endgröße führen
Der Anteil an Mangelgeborenen an Patienten mit prämaturer
Pubarche scheint erhöht. Besonders betrifft dies Mangelgeborene mit
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
41
einem übermäßigen Gewichtszuwachs in früher Kindheit. Eine prämature
Pubarche ist mit einer überschießenden adrenalen und ovariellen
Androgenbiosynthese assoziiert. Später besteht eine erhöhte Inzidenz an
einem polyzystischen Ovarsyndrom (ovarielle Hyperandrogenämie und
Hyperinsulinismus) zu erkranken.
Studien konnten zudem bei adoleszenten Mädchen
� eine reduzierte Uterusgröße und
� ein vermindertes Ovarvolumen zeigen.
� Hormonell finden sich bei diesen Mädchen nach
Mangelgeburtlichkeit tendenziell höhere LH- und FSH-Spiegel,
� erhöhte Nüchterninsulinspiegel und
� eine vermehrte abdominelle Fettverteilung.
Bei Frauen mit einer Anamnese einer Mangelgeburtlichkeit
finden sich
� vermehrt erhöhte Insulinspiegel,
� eine reduzierte Insulinsensitivität und
� eine Hyperandrogenämie.
� Bindeglied zwischen metabolischen, hormonellen und
klinischen Auffälligkeiten ist die Insulinresistenz.
Bei Buben ist die Datenlage konsistenter. Ein verspäteter
Pubertäts- beginn mit normaler Pubertätsprogression wird berichtet.
� Aber auch bei Buben finden sich erhöhte Spiegel
an LH und FSH
� neben niedrigeren Werten für Inhibin.
� Allerdings scheint sich bei Buben nach Mangelgeburtlichkeit
eine erhöhte Rate an Hypospadie und Kryptorchismus zu
finden, das möglicherweise einen nachteiligen Effekt auf die
spätere Fertilität hat.
Tierexperimentelle Daten konnten aufzeigen, dass intrauterine
Wachstumsrestriktion zu Dysregulation von Pubertät und gonadaler
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
42
Funktion führen können. Es scheint auch von Bedeutung zu sein, ob nach
einer intrauterinen Wachstumsrestriktion postnatal eine Überfütterung
stattfindet oder nicht. Erfolgt eine postnatale Überfütterung so finden sich
in vielen Fällen Aspekte eines metabolischen Syndroms.
Eine zusätzliche Therapie mit GnRH bei kleinwüchsigen SGA-
Patienten zur Verzögerung des Pubertätsfortschritts hat zu keiner
Verbesserung der Endgrößenprognose geführt. Daher wird eine
alleinige Therapie mit Wachstumshormon nach Indikationslage empfohlen.
Eine Therapie mit dem Insulinsensitizer Metformin bei Mädchen
mit prämaturer Pubarche und Mangelgeburtlichkeit konnte zu einer
Normalisierung des Pubertätsablaufs und zu einer Reduzierung der
Insulinresistenz, der Hyperandrogenämie, der Hyperlipidämie und der
abdominellen Fettverteilung führen.
Nicht alle ehemaligen SGA-Neugeborenen entwickeln eine prämature
Pubarche, Veränderungen im Zeitablauf der Pubertät und als Erwachsene
Zeichen des metabolischen Syndroms mit Hyperandrogenämie sowie
Fertilitätsproblemen.
Die weitere Forschung wird sich darauf konzentrieren müssen,
solche SGA-Neugeborene mit höherem Risiko für spätere Morbidität
herauszufiltern und gegebenenfalls einer zielgerichteten Therapie zur
Vermeidung dieser Erkrankungen zuzuführen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
43
Graphik 1: Risikofaktoren für die Entwicklung eines polyzystischen Ovar- syndroms:
Referenzliteratur:
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Hohes Geburtsgewicht Intrauterine Virilisierung Niedriges Geburtsgewicht
Premature Pubarche Übergewicht
Acanthosis nigricans Metabolisches Syndrom Hirsutismus PCOS
Anovulation Akne Hirsutismus
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
44
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
45
SGA und visuelles System Morphologische und funktionelle Befunde bei ehemaligen
Mangelgeburten
Barbara Käsmann-Kellner, Berthold Seitz Kinderophthalmologie, Orthoptik, Low Vision
Leitung: Prof. Dr. B. Käsmann-Kellner Klinik für Augenheilkunde im Universitätsklinikum des Saarlandes
Direktor: Prof. Dr. B. Seitz 66424 Homburg (Saar)
Verwendete Abkürzungen
AGA Adaequate for Gestational Age
SGA Small for Gestational Age
VLBW Very Low Birth Weight
FG / TG Frühgeburt / Termingeburt
PVL Periventrikuläre Leukomalazie
IUGR Intrauterine Growth Retardation / Restriction
Die vielfältigen Folgen einer Frühgeburt auf Morphologie und
Funktion des visuellen Systems sind seit den sechziger Jahren und dem
Ansteigen der Retinopathia prämaturorum parallel zum Abfall der
kritischen Gramm-Grenze, die die Trennlinie zwischen überlebensfähiger
und nicht lebensfähiger Frühgeburtlichkeit markierte, vielfach beschrieben
worden.
Die Folgen einer Mangelgeburtlichkeit dagegen, seien es nun
termingeborene Kinder oder zusätzlich auch frühgeborene Kinder gewe-
sen, sind bislang im ophthalmologischen Schrifttum nur wenig erfasst
worden. Besonderes Augenmerk soll daher im Folgenden auf termin ge-
borene Kinder gelegt werden, die einen SGA–Befund (small for gestational
age) aufwiesen, da diese nicht, anders als die frühgeborenen und zugleich
mangelgeborenen Kinder, in die ophthalmologischen „Frühchen-Vorsorge-
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
46
untersuchungen“ integriert werden und somit etwaige Pathologien sowohl
dem Kinder- als auch dem Augenarzt über lange Zeit entgehen können.
Auch Mangelgeburten ohne Frühgeburtlichkeit, also mit einem
Geburtstermin ab der 36. Woche, können sowohl in der frühen Kindheit
als auch im Laufe ihres Lebens okuläre Besonderheiten aufweisen sowie
Besonderheiten der Entwicklung der Sehbahn.
Okuläre und zentrale Veränderungen des visuellen Systems bei SGA
können anatomisch alle Augenstrukturen betreffen. Von besonderem
Interesse ist hier – auch aufgrund der Pathogenese der Frühgeborenen-
Retinopathie - die regelrechte Entwicklung der Netzhautgefäße.
Veränderte retinale Architektur bei SGA
Die normale retinale Gefäßstruktur verändert sich vom vaskulären
nicht funktionellen Zentrum der Netzhaut, dem Sehnervenkopf, bis hin zur
Netzhautperipherie. Die Netzhaut wird entsprechend der sich
ausdünnenden Schicht retinaler Dendriten deutlich dünner, damit
verändert sich auch die Kapillarumgebung der retinalen Gefäße. Am
hinteren Pol sind die Netzhautgefäße von einem dichten und dicken Netz
perivasaler mesenchymaler Kapillaren umgeben, welches am Äquator
bereits deutlich dünner ist und oranah, an den Ausläufern der Netzhaut
kaum noch nachweisbar ist .
Sowohl bei der Frühgeburtlichkeit (hier mit der Gefahr der
Ausbildung einer Retinopathia praematurorum sehr evident!) als auch bei
Mangelgeborenen wird postuliert, dass eine Unterernährung bzw.
Mangelernährung vor der Geburt bleibende Veränderungen im Bereich
einiger physiologischer und metaboler Variablen hervorruft. So konnte
nachgewiesen werden, dass SGA-Kinder sowohl intrauterin als auch
postpartal erniedrigte Werte des Insulin-artigen Wachstumsfaktors IGF-I
haben, dem wiederum eine Mitarbeit bei der Aktivierung des vaskulären
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
47
endothelialen Wachstumsfaktor (sowohl auf der Seite der Endothelzell-
proliferation als auch auf der Seite der Überlebenskraft endothelialer
Zellen) nachgewiesen werden konnte und der somit direkten Einfluss auf
die Angiogenese hat. Bei SGA – Kindern findet sich eine reduzierte
retinale Vaskularisation, erkennbar an einer reduzierten Anzahl
Gefäßaufzweigungen der Netzhautgefäße.
Nicht nur die retinale Vaskularisation, sondern auch die Form und
Morphologie des Sehnervens können bei Früh- und Mangelgeburt
betroffen sein. Beispielhafte Arbeiten wurden in den letzten Jahren durch
digitale Bildanalysen von Fundus und Papillen durch Ann Hellström et al
(Institute of Clinical Neuroscience, University Hospital Göteborg,
Schweden) publiziert, die im Folgenden tabellarisch zusammengefasst
werden (Einzelnachweise der Literaturstellen siehe Anhang).
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
48
Tabelle 1: Literaturübersicht: Beschriebene Veränderung im visuellen System beim SGA – Syndrom
Kompiliert aus: Gronlund 2006, Hellström 1999, Jacobson 2003, Kistner 2002, Ley 2004, Martin 2004
Genese der Mangelernährung
Papilla nervi optici Renale Vascularisation
Kontrollgruppe 100 gesunde Jugendliche
Referenzgruppe für die digitale Bildanalyse der untersuchten Untergruppen
Frühgeborene ohne PVL unauffällig Weniger Aufzweigungen
Frühgeborene mit PVL Größere Exkavation Weniger Aufzweigungen
Mangelgeborene (SGA) Schmaler neuroretinaler Randsaum, kleinere Papille
Geringere Anzahl retinaler Gefäße
FES: Fetales Alkoholsyndrom Kleiner Sehnervenkopf
Tortuositas der Gefäße (A + V)
Z.n. IUGR, Alter bei Untersuchung = 18J
Schmalerer neuroretinaler Randsaum (korr. zum Ausmaß der SGA) – unklar ob Reduktion von Volumen oder Anzahl der Axone
Signifikant weniger retinale Gefäße, weniger Aufzweigungen, korreliert zum Ausmaß der SGA
� siehe Abbildung 1 + 2
SOD: Septo-optische Dysplasie
Deutlich zu kleiner Sehnervenkopf
Tortuositas nur der Venen
WachstumshormonmangelEher kleiner
Weniger retinale Aufzweigungen
Laron-Syndrom Eher kleiner
Weniger retinale Aufzweigungen
Abbildung 1: Links reduzierte Anzahl retinaler Gefäße und Aufzweigungen bei 18-jährigem Mädchen mit SGA-Syndrom, rechts 18-jähriges Mädchen aus der Kontrollgruppe
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
49
Aus: Ley D, Marsal K, Dahlgren J, Hellstrom A: Abnormal retinal optic nerve morphology in young adults after intrauterine growth restriction. Paed Res 2004 56: 139 – 43
Abbildung 2: Retinale Architektur bei AGA, SGA, IUGR. Aus: ebd.
Legende: Anzahl von Aufzweigungen retinaler Gefäße bei Proban- den mit IUGR
(Intrauterine Growth Retardation, n = 21), bei Probanden mit AGA (adaequate for
gestational age, n = 23) sowie bei einer gesunden Kontrollgruppe.
Durchgezogene Linie: Median der Gefäßaufzweigungen in Abhängigkeit vom
Geburtsgewicht bei Normalgeborenen. Sowohl fir Probanden mit IUGR als auch die SGA-
Probanden finden sich signifikant häufiger unterhalb des Medians der Normalgeborenen.
Die veränderten Entwicklungen retinaler und neuraler Strukturen, die unter
Mangelbedingungen intrauterin als auch postnatal auftreten können, bleiben nicht nur auf
die Vaskularisation der Netzhaut und den Sehnerven beschränkt.
Weitere Folgen des SGA – Syndroms
an Auge und visuellem System
Im Folgenden eine stichwortartige Übersicht über weitere mögliche
Folgen der IUGR und von SGA auf das kindliche Auge und somit
möglicherweise auf die visuelle Funktion des Kindes. Hinweise zu den
jeweiligen Studien finden sich in der Literaturübersicht am Ende des
Textes.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
50
- Augenmorphologie
o Lanugobehaarung der Lider
o Tunica vasculosa lentis persistens
� Feine Gefäße vom Irisstroma auf die Linsenvorderfläche, Zeichen erheblicher Reifungsstörung. In der Regel langsamer Rückgang.
� Keine direkte Korrelation zwischen Ausmaß der Tunica vasculosa lentis und Ausmaß der SGA herstellbar (Nagpal 2004)
o Cataracta subcapsularis anterior
� Durch Persistenz der tunica vasculosa lentis
o Retinale Gefäßarchitektur � siehe Tabelle 1
o Nervus opticus
� Verkleinerter neuroretinaler Randsaum
� Verkleinerter Durchmesser
� Größere Exkavation
- Refraktion
o SGA-Kinder sind im Mittel etwas hyperoper als die AGA-Kontrollgruppe (vgl. hierzu die ehemaligen Frühgeborenen: eher Myopie) (Martin 2004)
- Augenstellung und Motilität
o Frühkindliches Schielsyndrom FKSS findet sich bei SGA-Kindern etwas häufiger, der Unterschied erreicht aber nicht das Signifikanzniveau
- Postchiasmatische Sehbahn und (visueller) Kortex
o Zerebrale Morphometrie bei AGA-Kindern und SGA-Kindern sowie ehemaligen VLBW-Kindern ergab bei den SGA- und den AGA-Kindern vergleichbare Werte
o Eine signifikante Reduktion der grauen Substanz findet sich nur bei VLBW, nicht aber bei SGA (Martinussen 2004)
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
51
o Eine Reduktion der weißen Substanz findet sich deutlich bei VLBW, und nicht bei AGA sowie SGA
o Eine leichte Erweiterung der Vorderhörner des Ventrikelsystems ist nur bei VLNB zu sehen, desgleichen eine Verschmälerung des Corpus callosum (keine signifikanten Unterschiede zwischen AGA und SGA)
- Funktionsstörungen
o Entwicklung des Visus
� Bei SGA-Kindern und low-risk-Frühgeborenen kein signifikanter Unterschied in der Entwicklung der Gittersehschärfe in den ersten 2 Lebensjahren im Vergleich zu AGA- Kindern
o Visusminderung
� Bei SGA-Kindern im Alter von 4 Jahren deutlich schlechtere Erkennungssehschärfe als bei AGA-Kindern (Getz, Dobson 1994)
� Stärkere Probleme des Erkennens in größerer Entfernung
o Gesichtsfeldentwicklung
� Bei SGA-Kindern und low-risk-Frühgeborenen kein signifikanter Unterschied in der Entwicklung der Gesichtsfeld-Aussengrenzen in den ersten 2 Lebensjahren im Vergleich zu AGA- Kindern. Nichtsignifikante diskret schnellere Entwicklung der oberen Gesichtsfeldhälfte bei ehem. Frühchen.
� Auch im Alter von 4 Jahren keine signifikanten Unterschiede zwischen AGA-Kindern und SGA-Kindern (Getz, Dobson 1994)
o Gesichtsfeldschäden
� Z.n. IUGR und SGA-Kinder zeigen im Vergleich zu gesunden Kontrollen diffuse relative Skotome in der Rasterperimetrie, nicht aber in der Frequenzverdopplungsperimetrie (Martin, Ley 2004)
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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o Farbensinn
� Ehemalige SGA-Kinder weisen im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe keine Farbensinnstörungen auf (Martin, Ley 2004)
o Kontrastempfindlichkeit
� Keine Unterschiede zwischen SGA und AGA (Lindqvist)
o Visuelle Wahrnehmungsstörungen
� CAVE: ausgeprägte visuelle Wahrnehmungsstörungen können auch bei normaler oder nahezu normaler Intelligenz und Kognition vorliegen. Typisch ist oft ein vermeintlich „diskrepantes“ Verhalten des Kindes, „mal sehend, mal wie blind“
� Bereich des (dorsalen) Wo-Weges : Bewegungswahrnehmung
• Oft kombiniert mit Gesichtsfelddefekt untere Zirkumferenz
• Gestörte visuell geleitete motorische Aktivität, v.a. der Beine
• Gestörte Sakkaden, Defizite der Bewegungswahrnehmung
� Bereich des (ventralen) Was-Weges: Formerkennung, Figur-Grund-Probleme
• Probleme der Gesichtererkennung
• Stadtplan / Straßenkarten schwer lesbar
� Ehemalige SGA-Kinder und Frühgeborene, die sich in einer Abteilung für Sehbehinderte vorstellten, wiesen in einem hohen Ausmaß zentrale visuelle Wahrnehmungsstörungen auf (Dutton, Ballantyne 1996). Diese ließen sich einordnen in 5 Gruppen:
• Erkennung
• Orientierung
• Tiefenwahrnehmung, räumliches Erfassen
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
53
• Bewegungswahrnehmung
• Simultansehen
• Kombinationen
� Sehbehinderungen aufgrund morphologischer Schädigungen des Auges (Retinopathie, Optikusatrophie) waren deutlich seltener als die Schäden der höheren Sehbahn (Dutton 1996)
o Fixationsstörungen / Blickdeviationen
Folgende Tabelle gibt abschließend zur Differentialdiagnose okulärer
und visueller Schädigungen bei SGA-Syndrom einen kurzen Überblick über
die bislang bekannten Frühgeburtlichkeits-assoziierten okulären Probleme
sowie die oft mit einer Frühgeburtlichkeit auch bei fehlender
Augenpathologie vorhandenen Schäden der Sehbahn (Frühgeburtlichkeit
ohne SGA).
Folgen der Frühgeburtlichkeit an Auge und Sehbahn
Bulbus oculi N. opticus Sehbahn
Erste
Lebenswochen
Retinopathia prämaturorum, aktive Stadien I - V
Auf- oder absteigende Optikusatrophie durch retinale oder zerebrale Schädigung Glaukom bei Frühgeburtlichkeit
Hirnblutungen PVL
Erstes Lebensjahr
Makulaektopie Narbenstadien einer ROP Entwicklung hoher Refraktionsanomalien Bei Z.n. ROP und OP Phthisis möglich
Optikusatrophie - Einfach - Glaukomatös- gemischt
Verzögerte visuelle Reifung Blickdeviation Nystagmus Gesichtsfelddefekte Wahrnehmungsstörungen
Bis 5. Lebensjahr
Risiko v. Amotio retinae steigt, Linsentrübung möglich
Unverändert Bei Verkennung des Glaukoms Progression der Sehnervschädigung trotz scheinbar fehlender okulärer und zerebraler Probleme
Visuelle Entwicklung extrem vom Allgemeinzustand, vom Grad der durchgemachten Hirnblutung und vom Ausmaß der PVL abhängig Verbesserungen visueller Leistungen bis zum 6. LJ möglich
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
54
Bis 20. Lebensjahr und Erwachsene
Direkte Korrelation zwischen okulärer Pathologie und erreichbarem Visus ROP-Narbenstadium hat immer ein erhöhtes Komplikationsrisiko
Unverändert Bei Verkennung des Glaukoms Progression der Sehnervschädigung trotz scheinbar fehlender okulärer und zerebraler Probleme
Keine direkte Korrelation zwischen morphologisch faßbarem Hirnschaden und Ausmaß der visuellen Störungen
Clinical pearls Auch bei mehrfachgeschädigten Jugendlichen muss die Netzhaut untersucht werden und eine Myopia magna ausgeschlossen werden
Frühe Dokumentation der Papillenexkavation erleichtert auch bei Optikusatrophie die Diagnose des Glaukoms
Achte auf funktionelle Aufteilung der Sehbahn in Was- und Wo-Weg: Wahrnehmungsstörungen können eher im Bereich „Bewegung“ oder im Bereich „Form“ auftreten � daher getrennt testen.
Tabelle 2: Frühe und späte Folgen der Frühgeburtlichkeit an Auge und visuellem System
Für SGA – Kinder muss aufgrund der vielfachen möglichen okulären
und funktionellen Störungen des visuellen Systems gefordert werden, dass
auch sie – genau wie die (ehemaligen) Frühgeborenen – einer standardi-
sierten orthoptischen und ophthalmologischen Kontrolle zugeführt werden
sollten, um eventuelle SGA-bedingte Veränderungen früh erkennen und
behandeln zu können.
Ein geeigneter Zeitpunkt wäre für alle termingeborenen SGA –
Kinder der 4. Lebensmonat, bei frühgeborenen SGA–Kindern entsprechend
des 4. Lebensmonats nach errechnetem Geburtstermin.
Auch längerfristig sollten Kinder mit SGA einer regelmäßige
ophthalmologisch-orthoptischen Kontrolle zugeführt werden, da die
okulären und funktionellen Folgen nicht nur in der frühen Kindheit,
sondern, genau wie bei den ehemaligen Frühgeborenen, während des
gesamten Lebens symptomatisch werden können.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
59
Störungen von Hörfunktionen bei SGA
Peter K. Plinkert Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde mit Poliklinik
Universitätsklinikum Heidelberg Ärztlicher Direktor: Univ.-Prof. Dr. P.K. Plinkert
69120 Heidelberg
Die Entwicklung des Hörsinnes bezieht sich auf das Mittel- und
Innenohr einerseits, hier wird die Umwandlung von Schallwellen in
Nervensignal durch die Mechanotransduktion der Haarsinneszellen
vermittelt. Andererseits ist auch die zentrale Hörbahn einem
Reifungsprozess unterworfen. Dieser erstreckt sich über ca. 15 Jahre. Es
ist bekannt, dass eine kognitive Entwicklung sehr eng an eine adäquate
auditorische Stimulation des ZNS gekoppelt ist. Defizite hier lassen auch
eine Einschränkung im kognitiven Bereich wahrscheinlicher werden.
Die Entwicklung des Mittelohres ist bei SGA-Kindern allgemein nicht
in Hinsicht auf eine höhere Missbildungsrate oder Funktionseinschränkun-
gen betroffen. Das Schrifttum äußert sich hier nicht zu einer etwaigen
höheren Inzidenz von Tubenbelüftungsstörungen, Paukenergüssen, Mittel-
ohrentzündungen oder Cholesteatomen.
Im Bereich der zentralen Hörbahn werden jedoch Unterschiede bei
SGA-Kindern gesehen. Dies betrifft insbesondere die akustisch evozierten
Potenziale. Hierbei werden die weiter zentral generierten Wellen III und V
in einer verlängerten Laufzeitdifferenz gegenüber den AGA-Kindern
beobachtet. Diese ist unmittelbar nach der Geburt zu sehen, entwickelt
sich über ein Jahr. Die Differenz zu AGA-Kindern kann jedoch nicht
aufgeholt werden. Teils ist eine sichere Unterscheidung der Ursache der
Laufzeitdifferenz und der Differenzverhältnisse als Folge einer
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
60
geringfügigen neuronalen Dysfunktion oder einer geringeren Kopfgröße
komplex.
In den Langzeitergebnissen, die in der Literatur eher spärlich in
Bezug auf das Hören berichtet werden zeigen sich jedoch auch bei jungen
Erwachsenen noch Defizite. So ist das üblicherweise bessere rechte Ohr
hier gleichwertig und in der funktionellen Testung kann eine willentliche
Konzentration auf ein Ohr nicht so gut ausgeführt werden.
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
61
Entwicklungsneurologische Störungen bei
intrauteriner Wachstumsretardierung (IUGR)
Regina Trollmann
Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen
Eine IUGR ist in der Mehrheit der Fälle durch eine chronische
plazentare Insuffizienz bedingt und mit einem erhöhten Risiko für
perinatale hypoxisch-ischämische ZNS-Komplikationen sowie langfristige
entwicklungsneurologische Störungen assoziiert. Häufigkeitsangaben in
der Literatur differieren. Anzumerken ist, dass Langzeitstudien über die
kognitive und neurologische Entwicklung von ehemals IUGR-
Neugeborenen nahezu ausschliesslich Kinder einbezogen, die postnatal
keine neurologischen Defizite aufwiesen. Insbesondere wurden
Neugeborene mit perinataler Asphyxie ausgeschlossen.
Die IUGR wird als prädisponierender Faktor für
� eine Zerebralparese,
� Aufmerksamkeitsstörungen
� Verhaltensstörungen und
� psychiatrische Erkrankungen (z.B. Depression, Schizophrenie)
diskutiert.
Einschränkungen der kognitiven Entwicklung sind insbesondere bei
Kindern mit (über das 2. Lebensjahr hinaus) persistierender Mikrozephalie
beschrieben. Als charakteristische Auffälligkeit bei IUGR im Vergleich zu
altersgleichen Kontrollen (AGA-Früh- bzw. Reifgeborene) gilt insbesondere
eine höhere Frequenz von Teilleistungsstörungen im Kindes- und Jugend-
alter, die unabhängig von Einflussfaktoren wie Frühgeburtlichkeit oder
sozio-okonomischem Status bestehen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
62
Die Teilleistungsstörungen umfassen
� Störungen des Kurzzeitgedächtnisses,
� Aufmerksamkeitsdefizite,
� Probleme im visuell-motorischen Bereich,
� in der Motorkoordination sowie
� im Bereich schulischer Leistungsanforderungen.
Dieses Profil weist auf Frontalhirn-Funktionsstörungen und evtl.
auch auf funktionelle Veränderungen des Hippocampus hin. Mit
modernen Verfahren der funktionellen ZNS-Bildgebung scheinen sich die
Hinweise für langfristige Störungen der Frontalhirnregion (weniger des
Hippocampus) zu bestätigen.
Mittels MRI-Verfahren wurden eine Gehirnvolumenminderung mit
Reduktion der cortikalen grauen Substanz und des Balkens sowie eine
Gyrierungsverzögerung bei IUGR-Frühgeborenen in der frühen
Postnatalzeit gefunden, die auch im Alter von 18 Monaten persistierten.
Dabei stand die strukturelle Pathologie in signifikanter Relation zu
Aufmerksamkeitsstörungen.
Mittels neurophysiologischen Untersuchungen wurden als weitere
Hinweise für neurofunktionelle Defizite bei IUGR Verzögerungen der
akustischen und somatosensorischen Reifung dokumentiert.
Interessanterweise waren sie mit Störungen der serotoninergen
Neurotransmitter assoziiert, für die bereits aus früheren tierexperimen-
tellen Studien bei IUGR Hinweise bestehen.
Die chronische pränatale Energiedefizienz und chronische
Sauerstoffminderversorgung bzw. “hypoxischer Stress“ werden als
wichtige ätiologische Faktoren für die langfristigen morphologischen und
funktionellen ZNS-Entwicklungsstörungen bei IUGR diskutiert.
Tierexperimentell wurde gezeigt, dass eine chronische milde
Hypoxie, die nicht zu einer neuronalen Nekrose führt, charakteristische
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
63
molekulare Signalwege aktiviert, die die ZNS-Reifungsmechanismen
gravierend beeinflussen bis hin zu einer globalen Desynchronisierung der
zerebralen Reifungsvorgänge.
� Die profundeste Störung ist der Verlust einer synchronisierten
Bildung reifer Synapsen (z.B. Myelin-assoziiertes Glykoprotein
MAG; Reelin; Synapsin-1).
� Die zweite wichtige Folge ist die Aktivierung von Stress- und
Hypoxie-induzierbaren Transkriptionsfaktoren (HIF) mit
Auswirkungen auf die Vaskulogenese (z.B. VEGF, Flt-1,
Prokollagen Typ 1 α2).
Während Hypoxie-induzierte Gene protektiv wirken können, wirken
sich diese Mechanismen vor allem unter chronischer Hypoxie auch
ungünstig aus, z.B. im Sinne einer pathologischen Neoangiogenese sowie
durch Verzögerung der neuronalen und glialen Reifung mit Verlust
myelinisierter Bahnen. Eine weitere Folge chronischer zerebraler Hypoxie
ist die Herabsetzung der zerebralen Apoptoseschwelle. Ein relativer
Anstieg der Konzentration pro- versus anti-apoptotischer Bcl-2 Proteine
mit erhöhter apoptotischer Neurodegeneration im frontalen Cortex und
Hippocampus, die in mehreren Tierexperimenten bei IUGR nach milder
perinataler Hypoxie gezeigt wurden, sprechen für eine erhöhte
Prädisposition für cerebrale Apoptose bei IUGR.
Zusammenfassend
ist die Datenlage bezüglich Häufigkeit, Art und Pathogenese
entwicklungsneurologischer Störungen bei IUGR in wichtigen Punkten
ungeklärt. Für IUGR-Geborene besteht eine erhöhte perinatale Morbidität
sowie ein erhöhtes Risiko für anhaltende Entwicklungsstörungen aus dem
Bereich der Frontalhirn- und Hippocampusfunktion. Eine exakte
Diagnosestellung ist Voraussetzung dafür, die Möglichkeiten einer frühen
und gezielten Förderung der Kinder zu nutzen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
65
Intrauterine Wachstumsrestriktion und perinatale
Programmierung an der Niere
Jörg Dötsch,
Kinder- und Jugendklinik, Universitätsklinikum Erlangen
Glomeruläre Nierenerkrankungen
In mittlerweile 4 retrospektiven klinischen Untersuchungen konnte
gezeigt werden, dass ein niedriges Geburtsgewicht mit einer signifikant
erhöhten Anzahl von Rezidiven und einer größeren Inzidenz von Steroid-
abhängigkeit und Steroidresistenz assoziiert ist.
In einer ebenfalls retrospektiven Untersuchung an 62 Kindern zeigte
sich, dass der Anteil an sklerosierten, d.h. in der Regel funktionslosen
Glomeruli bei Kindern mit Zustand nach SGA fast 3 mal höher lag als bei
Kindern die bei Geburt normalgewichtig waren.
Eine Bestätigung der kausalen Beziehung zwischen IUGR und
prognostisch schlechterem Verlauf einer Glomerulonephritis (GN) gelang
kürzlich am Modell der „low-protein“ (LP)-IUGR der Ratte. Wird bei
gesunden, nicht wachstumsrestringierten Ratten eine akute mesangiale
Glomerulonephritis durch Applikation eines gegen Mesangiumzellen
gerichteten Antikörpers, so entsteht eine akute GN, die der IgA-GN des
Menschen ähnelt. Wird die GN jedoch bei einem Versuchtier mit vormali-
ger IUGR induziert, so entwickelt das Versuchstier eine ungleich stärkere
glomeruläre Entzündungsreaktion, die meist in eine Chronifizierung der
GN mündet. Die Entzündungsvorgänge lassen sich teilweise durch
Vermeidung einer postnatalen Hyperalimentation abmildern.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
66
Chronische Niereninsuffizienz
Die potentielle Reduktion der Glomerulizahl nach Hypotrophie bei
Geburt, die erhöhte Inzidenz von Hypertonie und der prognostisch un-
günstigere Verlauf bei nephrotischen Syndrom und IgA Nephritis lassen
auch eine erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer chronischen
Niereninsuffizienz nach SGA erwarten. Beim Menschen findet sich in
klinisch-epidemiologischen Untersuchungen eine erhöhte Inzidenz von
terminaler Niereninsuffizienz im Erwachsenenalter nach SGA.
Problematisch in der Beurteilung ist allerdings, dass bei den
meisten Patienten eine Hypertonie oder ein Diabetes mellitus Typ 2 als
letztendliche Ursache der Niereninsuffizienz vorlag, für die die intrauterine
Wachstumsretardierung auch als Risikofaktor angesehen werden muss.
Eine günstigere Evidenzlage hat sich in den letzten Jahren für die
Beziehung zwischen Geburtsgewicht und Nephronzahl ergeben. So konnte
anhand von Obduktionsergebnissen gezeigt werden, dass die Zahl der
Nephrone proportional zum Geburtsgewicht ist.
Die Zahl der Nephrone wiederum steht in direkter Beziehung zur
Entwicklung einer Hypertonie.
Tierexperimentell findet sich nach intrauteriner Wachstumsretar-
dierung im Rattenmodell im Alter von 12 Wochen gehäuft eine chronische
Niereninsuffizienz. Morphologisch zeigt sich bei intrauterin wachstumsretar
dierten Ratten bis zu 18. Lebensmonat eine progrediente Nephrosklerose
und eine deutlich reduzierte Lebenserwartung der Versuchtiere.
Verschiedene Arbeiten zeigen darüber hinaus, dass es im spontan und im
„low-protein“ (LP)-Modell der Ratte regelmäßig zu einer Reduktion der
Anzahl funktionsfähiger Nephrone mit einem erhöhten Risiko einer
Fibroseentwicklung kommte. Interessant im Sinne der Reversibilität der
perinatalen Programmierung bei intrauterinem Substratmangel ist die
Beobachtung, dass eine passagere Immunsuppression durch Mycopheno-
latmofetil (MMF) die späteren renalen Folgen nach IUGR zu verhindern
mag. Insbesondere die profibrotischen Entzündungsvorgänge, die der
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
67
Glomerulosklerose und letztlich der Niereninsuffizienz vorangehen, können
durch den Einsatz von MMF reduziert werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass klinisch-epidemio -
logische und tierexperimentelle Untersuchungen die Hypotrophie des
Neugeborenen als einen Risikofaktor für die Entwicklung von renalen
Funktionsstörung erkennen lassen. Langfristiges Ziel sollte die genaue
Identifizierung von Pathomechanismen beim Menschen sein, um so eine
frühzeitige Prävention gewährleisten zu können.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
68
Klinische Einflussgrößen auf die IGF/IGFBP-Achse
und Ghrelin bei neonatalen Risikopatienten
in den ersten Lebensmonaten
Axel Hübler
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Jena
Hintergrund: Parameter der IGF/IGFBP-Achse und das orexigene
Peptid Ghrelin werden in der aktuellen Literatur als Vermittler des
neonatalen Wachstums diskutiert. Die somatische Entwicklung selbst wird
durch neonatale Erkrankungen beeinflusst. Die hormonelle Vermittlung
von Wachstumsstörungen neonataler Risikopatienten, welche beispiels-
weise in Zusammenhang mit der bronchopulmonalen Dysplasie und einer
Dexamethasontherapie bekannt sind, ist derzeit weitgehend unklar. Bis
zum jetzigen Zeitpunkt existieren darüber hinaus keine endokrinologi-
schen Parameter, welche eine prädiktive Aussage über die weitere
somatische Entwicklung ermöglichen.
Patienten und Methoden: Bei 229 Früh- und Neugeborenen
(Gestationsalter 32,5+3,6 SSW; Geburtsgewicht 1735+647 g) wurden
nach positivem Ethikvotum innerhalb der ersten 12 Lebensmonate aus
Restblutmengen klinisch indizierter Venenblutentnahmen insgesamt 603
Proben analysiert. Querschnittsuntersuchungen erfolgten am zweiten
Lebenstag (n=67), im korrigierten Alter von 3 Monaten (n=75) und 6
Monaten (n=47). Hormonelle Parameter (IGF-I, -II, IGFBP-1,-2,-3;
Ghrelin, 25-Hydroxyvitamin D, 1,25-Dihydroxyvitamin D) wurden mittels
kommerzieller Immunoassays bestimmt. In die statistische Auswertung
wurden auxologische Parameter, der Modus der kardiorespiratorischen
Anpassung, Behandlungsstrategien und Medikamente, biochemische
Parameter der Routinediagnostik, das Ernährungsregime und die
neonatale Morbidität (Atemstörungen, zerebrale Komplikationen,
perinatale Infektionen, Retinopathia prematurorum) einbezogen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
69
Ergebnisse: Innerhalb der ersten Lebensmonate stiegen im
kindlichen Serum IGF-I, -II und IGFBP-3 signifikant an, IGFBP-1,-2 fielen
ab. SGA Kinder wiesen in den Untersuchungen postnatal und nach 3
Monaten signifikant niedrigere IGF-I-Werte auf als AGA Kinder.
Frühgeborene mit akuten und chronischen neonatalen Atemstörungen
zeigten im Säuglingsalter niedrigere Serumwerte für IGF-II.
Therapeutische Strategien (z.B. Transfusion von Erythrozyten-
konzentrat; Dexamethasontherapie bei bronchopulmonaler Dysplasie)
beeinflussen die IGF/IGFBP-Achse.
Gruppenanalysen von insgesamt 40 Kindern mit Wachstumsdaten
über die ersten beiden Lebensjahre erbrachten, dass IGF-I im Alter von
drei Monaten bei Kindern mit beginnendem Aufholwachstum in den ersten
zwei Jahren (Verbesserung des individuellen SDS des Körpergewichts)
signifikant höher war als bei Kindern mit unzureichendem Wachstum
(Verschlechterung des individuellen SDS des Körpergewichts).
Ghrelin zeigte keine unmittelbaren Verbindungen zu auxologischen
Größen, korrelierte jedoch am zweiten Lebenstag signifikant mit der
enteralen Energie- und Flüssigkeitszufuhr. Nach sechs Lebensmonaten war
Ghrelin in der Gruppe von Kindern, welche bereits Beikost erhielten,
signifikant höher als in der Gruppe von Kindern mit ausschließlicher
Milchernährung.
Diskussion: Die ersten drei Lebensmonate sind durch eine
Umschaltung der somatotropen Achse von der fetalen auf die adulte
Regulation charakterisiert. Interaktionen von neonatalen Erkrankungen /
Behandlungsstrategien mit verschiedenen IGFs und IGFBPs können an der
Vermittlung des klinisch bekannten Zusammenhanges zwischen erhöhter
Morbidität und unzureichender somatischer Entwicklung beteiligt sein.
IGF-I im Alter von drei Lebensmonaten steht in Beziehung zur
Wachstumsqualität zumindest bis zum Ende des zweiten Lebensjahres.
Ghrelin erwies sich nicht als direkter frühkindlicher Wachstumsfaktor,
sondern wird weitgehend durch den Beginn der enteralen Ernährung sowie
Änderungen im Ernährungsregime beeinflusst.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
70
Young adults born small for gestational age: is reduced baroreceptor sensitivity
a risk factor for hypertension?
Dalla Pozza R.D., Bechtold S, Putzker S., Bonfig W., Netz H., Schwarz H.P. Department of Pediatric Cardiology, University Children's Hospital,
Ludwig-Maximilians-University, Munich, Germany.
BACKGROUND:
Adults born small for gestational age (SGA) are at increased risk for the
metabolic syndrome and cardiovascular disease.
HYPOTHESIS:
Impaired short-term blood pressure regulation may contribute to the
development of hypertension in patients born SGA.
METHODS:
In all, 43 patients born SGA (18 female, age 19.4 +/- 0.3 years) were
evaluated by beat-to-beat blood pressure and heart rate registration
during rest and mental and orthostatic stress.
The study group was divided into Group 1 with normal resting blood
pressure (n=32) and Group 2 with slightly elevated blood pressure
(n=11). Baroreceptor sensitivity (BRS) was calculated. Fasting insulin as
well as lipid levels were correlated with hemodynamic parameters.
RESULTS:
Eleven of the 43 study patients (25%) had a slightly elevated resting
systolic blood pressure (SBP) rising during mental and orthostatic stress.
Body mass index (BMI) and fasting insulin levels correlated strongly with
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
71
SBP in Group 2. Baroreceptor sensitivity was lower in Group 2 at rest (p <
0.05).
CONCLUSIONS:
Three components of metabolic syndrome (elevated BP, high BMI,
elevated insulin levels) correlate strongly in young adolescents born SGA.
Baroreceptor sensitivity is reduced in prehypertensive patients.
Close follow-up is warranted during adult life as they are predisposed
for developing a metabolic syndrome with elevated cardiovascular risk.
Literatur: Clin. Cardiol. 2006 May;29(5):215-8
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
72
Entwicklung fetaler Herzfrequenzvariabilitätsparameter
bei normotrophen und intrauterin beeinträchtigten Feten
als Marker der neurovegetativen Reifung.
Uwe Schneider, Anja Fiedler, Beatrix Thieme, Birgit Frank, Dirk Hoyer, Jens Haueisen, Ekkehard Schleussner
Uni-Frauenklinik jena, Abt. Geburtshilfe, Biomagentisches zentrum, Klinik für Neurologie Universitätsklinikum Jena
Einleitung
Mit steigendem Gestationsalter durchläuft die fetale
Herzfrequenz-(fHF)-Regulation eine im CTG nachvollziehbare Reifung und
zunehmende zeitliche Assoziation zu anderen Zustandsvariablen beim
Feten [1, 2]. Zyklische Wechsel von Ruhe und Aktivität werden ab der 23.
SSW mit zunehmender Stabilität beschrieben [3]. Jenseits 32 SSW ist eine
zeitliche Koinzidenz der fetalen Aktivitätsparameter fHF, Körper – und
Augenbewegungen von etwa 90 % zu erwarten, jenseits der 34 SSW der
jeweilige fetale Aktivitätszustand 1F-4F als stabil beschrieben [4]. Dabei
ist der Zustand 2F mit knapp 60 % am häufigsten, gefolgt von 1F (ca. 27
%) und 4F (<10 %). Der als 3F beschriebene Zustand trat in großen
Studienkollektiven insgesamt so selten auf, dass seine Existenz z.T.
bezweifelt wurde [3].
Mittels der fetalen Schlag – zu – Schlag – Herzfrequenz-
variabilitätsanalyse (fHRV) wird die Variation der zeitlichen Abstände (NN-
Abstände) der Herzschläge quantifiziert. Sie basiert entweder auf der
Bestimmung der statistischen Verteilung (Zeitdomäne) oder der
Zusammensetzung des Frequenzspektrums (Frequenzdomäne nach
Fourier – Transformation) des jeweiligen Herzfrequenzmusters. Gemäß
internationaler Standards werden Marker der Gesamtvariabilität [Standard
Deviation of NN-values (SDNN), LF – Band: 0.04 – 0.15 Hz] von Markern
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
73
der Kurzzeitvariabilität [Root Mean Square of successive differences
(RMSSD), HF – Band: 0.15 – 0.4 Hz] unterschieden [5]. Das Verhältnis
von LF/HF wird als Maß der sympathovagalen Balance angesehen [6]. Die
Berechnung non-linearer Parameter zielt darauf ab, die Komplexität einer
Zeitreihe einzuschätzen. Sie ist im Regelfall reziprok zur Vorhersagbarkeit
zu sehen. Es werden eine Reihe verschiedener Markern angewendet, hier
sind zu nennen die Approximierte Entropie (ApEn) [7], Permutations-
entropie (PE) [8] und die Transinformation (Auto Mutual Information)
(AMIF) [9]. Bei allen diesen ist die betragsmäßig positive Korrelation zur
Komplexität der Zeitreihe identisch.
Mit steigendem Gestationsalter wird die Veränderung des
Herzfrequenzmusters begleitet von einem Anstieg und einer Divergenz der
fHRV – Parameter [7]. Es ist zu erwarten, dass der aktuelle fetale
Aktivitätszustand das Ergebnis der fHRV beeinflusst.
Die fetale Magnetokardiographie (fMKG) stellt eine nicht-
invasive, international standardisierte Methode dar, den Erregungsablauf
des fetalen Herzens in zeitlich hoher Auflösung im gesamten Verlauf der
zweiten Gestationshälfte kontaktfrei aufzuzeichnen. Damit lässt sich die
erforderliche millisekundengenaue Analyse der fHRV durchführen.
Aufgrund der notwendigen magnetischen Abschirmung ist eine zeitgleiche
sonographische Untersuchung des Feten nicht möglich.
Fragestellungen
Die Ziele der vorgestellten Studien sind die Beschreibung der
normalen und gestörten Entwicklung der fHF-Regulation unter Nutzung
der fHFV aus kurzen Zeitreihen und der Berücksichtigung eines
Surrogatmodells für die fetale ‚state’-Klassifikation. Folgende Fragen sollen
angesprochen werden:
1. Werden die Aktivitätszustande beim gesunden Feten in Terminnähe
durch die fHRV abgebildet?
2. Wird die Entwicklung der Herzfrequenzmuster und der Aktivitätszu-
stände auch in der fHRV deutlich?
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
74
3. Welche Veränderungen zeigt die fHRV bei Feten mit IUGR?
Methoden
Alle an den beschriebenen Untersuchungen teilnehmenden
Schwangeren gaben nach ausführlicher Aufklärung ihre schriftliche
Einwilligung in die Messungen. Die Ethikkommission der Medizinischen
Fakultät Jena prüfte und bestätigte die Studienvorhaben in Zusammen-
hang mit der fetalen MKG. Es wurden ausnahmslos Einlingsschwanger-
schaften in die Untersuchungen eingeschlossen.
Alle beschriebenen Untersuchungen wurden in Kooperation
mit dem Biomagnetischen Zentrum der Friedrich – Schiller – Universität
Jena durchgeführt. Zur Verfügung stand ein SQUID – Biomagnetometer
(Philips) basierend auf 31 Gradiometern in kreisförmiger Anordnung mit
einem Durchmesser von 145 mm in einem heliumgekühlten Dewar. Das
Meßsystem ist in einer magnetisch geschirmten Kammer des Typs AK 3b
(Vakuumschmelze Hanau) installiert.
Nach bequemer Lagerung der Schwangeren auf einer
nichtmagnetischen Liege und sonographischer Lokalisation des fetalen
Herzens erfolgte die kontaktfreie Positionierung des Messkopfes über dem
mütterlichen Abdomen. Es wurden über 5 min das fetale MKG Signal und
eine Ableitung des mütterlichen Einthoven – EKGs mit einer Abtastrate
von 1 kHz aufgezeichnet [10].
Anhand der mütterlichen Herzaktionen im EKG wurde
zunächst das fMKG von mütterlichen cardialen Artefakten bereinigt. Die
Ermittlung der Herzzeitintervalle erfolgte nach Mittelung der Rohdaten
über die detektierten normalen fetalen QRS – Komplexe, die Berechnung
der o.g. Parameter der Herzzeitvariabilität aus der Zeitreihe der Schlag –
zu – Schlag Abstände. Verblindet hierzu wurde aus den Herzfrequenz-
mustern der Feten in Kenntnis des jeweiligen Gestationsalters von einem
in der Beurteilung des klinischen ‚non-stress-Testes’ erfahrenen
Geburtshelfer der die Aktivität des Feten abgeschätzt. Vor der vollendeten
32. SSW erfolgte die Klassifikation in ‚ruhig’ und ‚aktiv’, jenseits 32+0
SSW in die von Nijhuis et al. postulierten Aktivitätszustände 1F, 2 F und
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
75
4F. Des weiteren erfolgte die Vorauswahl ruhiger Segmente der
Herzfrequenzmuster bei IUGR -, und der jeweiligen Vergleichsgruppe.
Es wurden folgende Gruppen untersucht:
1. Herzfrequenzmuster in Terminnähe: 35 Feten zwischen 35 – 42
SSW [11]
2. Entwicklung der fHRV: 103 Feten zwischen 25 – 42 SSW
3. IUGR und fHRV: Kontrollgruppe, gematched nach Datenlänge,
Gestationsalter, ruhige Herzfrequenzmuster, 29 Feten, 26 – 40
SSW; Studiengruppe: IUGR < 10. Perc (sonogr., postnatal
bestätigt), 28 – 39 SSW, gesamt 36, davon 12 mit
Kreislaufzentralisation [12].
Ergebnisse
Die linearen Parameter der fHRV, insbesondere die der
Gesamtvariabilität, trennen ruhige von aktiven fetalen Herzfrequenz-
mustern in Terminnähe. Mit steigender Aktivität im Herzfrequenzmuster
nimmt hier die Komplexität der Zeitreihe der Herzschläge ab.
Unter der Maßgabe, dass die visuelle Vorklassifikation der
Herzfrequenzmuster über das III. Trimenon die Realität ausreichend
abbildet, führt diese zu einer diskriminativen Verteilung der fHRV
Parameter. Dabei zeigt sich im Zustand des aktiven wie des ruhigen
Schlafes eine identische LF/HF Ratio. Während des aktiven Wachseins
zeigen die Parameter eine Betonung, die in der Vergangenheit mit einer
stärkeren Beanspruchung des sympathischen Schenkels in Verbindung
gebracht wurden. Unsere Ergebnisse unterstützen die These, dass es sich
hierbei um ein Reifungsmerkmal des Feten in Terminnähe handelt.
Fetale Minderversorgung ist mit geringerer linearer fHRV
assoziiert. Im Trend zeigt sich eine Verschiebung der LF/HF Ratio
zugunsten eines höheren LF - Anteiles. Diese geht einher mit geringerer
Komplexität der Zeitreihe der fetalen Herzschläge. Alle beobachteten
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
76
Veränderungen sind im frühen III. Trimenon und bei fetaler
Kreislaufzentralisation ausgeprägter.
Diskussion und Schlussfolgerungen
Wir untersuchten de fHRV unter physiologischen Bedingungen
im Rahmen einer Querschnittsstudie über das III. Trimenon und unter
pathologischen Bedingungen bei IUGR. Fetale Ruhe – und
Aktivitätsphasen sind charakterisiert durch eine typische, diskriminative
Verteilung der fHRV Parameter. Im Zustand 4F, der im Studienkollektiv
erst jenseits der 35. SSW in typischer Wiese zu beobachten war und unter
den Bedingungen inrauteriner Mangelversorgung aufgrund plazentarer
Insuffizienz weist die fHRV auf eine Verschiebung der Regulation
zugunsten sympathischer Aktivität an. Erhöhte LF/HF Ratio und niedrige
Komplexität wurden miteinander assoziiert beobachtet.
Die visuelle Klassifikation entspricht nicht dem Goldstandard
der multimodalen Observation zur Feststellung des fetalen ‚states’
Letztere ist technisch nicht möglich. Die statistisch klare, und so nicht
erwartete Trennschärfe der fHRV Parameter unterstützt die Plausibilität
des angewandten Verfahrens. Dabei handelt es sich jedoch um kurze
Zeitreihen, die lediglich eine Momentaufnahme darstellen und keine realen
Häufigkeiten des Auftretens der einzelnen Zustände erlauben. Trotzdem
ist auch die Auftretenswahrscheinlichkeit des 4F von knapp >10% der
Fälle im Normalkollektiv plausibel. Im Falle von IUGR ist die Abgrenzung
von ruhigem Aktivitätszustand und ‚fetal compromise’ erschwert. Die
fetale Herzfrequenz beeinflusst die Ergebnisse der fHRV unabhängig vom
Gestationsalter. Im Normalkollektiv zeigen mit Ausnahme der SDNN alle
linearen fHRV-Parameter eine signifikant negative Korrelation zur
mittleren Herzfrequenz. Die im Vergleich erhöhte Herzfrequenz im 4F und
bei IUGR weist in beiden Fällen jedoch in die gleiche Richtung.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
77
Referenzen 1 Pillai M, James D. Obstet Gynecol 1990;76:812–6. 2 Nijhuis JG, Prechtl HFR, Martin CB, et al. Early Hum. Dev.
1982;6: 177 - 195. 3 Pillai M, James D. Arch Child Disease, 1990: 39-43 4 DiPietro JA, Hodgson DM, Costigan KA, et al. Child Development
1996;67:2553–67. 5 Task Force of the European Society of Cardiology and the North
American Society of Pacing and Electrophysiology. Eur Heart J 1996;17:354–81.
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250.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
78
Extrem lang andauernde Hypoglykämien
bei SGA-Frühgeborenen
Differentialdiagnose: Nesidioblastose
Jens Möller, P. Mayer, S. Kuntz (Kinderklinik Winterberg Saarbrücken)
Einleitung:
Hyperinsulinismus bei wachstumsretardierten Frühgeborenen sowie
auch bei Frühgeborenen mit diabetischer Fetopathie ist ein bekanntes
Phänomen. In leichten Fällen enterale, in der Regel parenterale Glukose-
gaben bis zu 20 g pro Kilogramm und Tag in den ersten 3-4 Lebenstagen
sind die übliche Therapie. Eine längerdauernde Therapie ist in der Regel
nicht mehr erforderlich, da der Hyperinsulinusmus passager ist.
Fallbericht:
Wir berichten über 2 Kinder, ein wachstumsretardiertes Früh-
geborenes der 30. Schwangerschaftswoche und ein makrosomes Früh-
geborenes der 36. Schwangerschaftswoche, bei dem in dem 1. Fall ein
Hyperinsulinismus, nachgewiesen durch Tagesprofile des Insulinglucose-
Quotienten und Ausschluss anderer Hypoglykämieursachen (Cortisol, STH,
ohne Kohlehydratstoffwechselstörung, angeborene Aminosäurestoff-
wechselstörung), für Monate bestand. Exzessiv erhöhte Insulinglukose-
Quotienten in beiden Fällen ließen auch schon PETs in Zusammenarbeit
mit der Zentrale für neonatale Hypoglycämien in Magdeburg planen.
Beide Kinder zeigten nach einem mehrmonatigen Verlauf mit
Glukose-Substitutionsbedarf in der Größenordnung von 20-30 g/ kg und
Tag, einen langsamen Rückgang des Hyperinsulinismus. Eine PET-
Darstellung des Pankreas erfolgte bei beiden Kindern nicht; sonografisch
und kernspintomografisch fand sich kein pathologischer Befund des
Pankreas in beiden Fällen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
79
Diskussion:
Es häufen sich Berichte über lang andauernden Hyperinsulinismus
bei sowohl wachstumsretardierten, als auch makrosomen Frühgeborenen,
die nicht in eine permanente Inselzellhyperplasie mit Hyperinsulinismus
der klassischen Nesidioblastose übergehen.
Mit der aufwendigen und nur an wenigen Orten durchzuführenden
Diagnostik bezüglich einer Inselzellhyperplasie nebst Nesidioblastose bei
solchen Kindern sollte gewartet werden und zunächst für die ersten
Monate eine abwartende Haltung mit dauernder Beobachtung des
Glucose-Insulinquotienten im Tagesverlauf angestrebt werden.
Eine Ursache für diesen protrahierten Verlauf könnte in der unzu-
reichenden Adaptation der Glucosezufuhr an die gestörte Insulinproduk-
tion bei diesen Kindern sein.
Der alte Traum vom Einsatz eines künstlichen Pankreas, zumindest
zu einer computerisierten online-Messung von Blutzucker und Insulin ist
leider nach wie vor für diese Patientenklientel nicht realisierbar.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
80
Contribution of intrauterine growth retardation
to vascular damage
Andrea Hartner*, Katrin Zehnter*, Christian Plank*, Iris Östreicher*, Jörg
Dötsch*, Wolfgang Rascher* and Karl F. Hilgers#
* Kinder- und Jugendklinik and # Medizinische Klinik 4, University of
Erlangen-Nürnberg
Clinical studies have revealed an association between intrauterine
growth retardation (IUGR) and an increased risk to develop cardiovascular
diseases, like hypertension or atherosclerosis. Early structural and
functional changes in the cardiovascular system after IUGR might
contribute to the pathogenesis of these diseases.
We used a rat model of maternal protein restriction to investigate
the hypotheses that
(1) IUGR per se leads to vascular changes in the rat, and
(2) IUGR aggravates experimentally induced vascular remodelling.
Aortas of newborn rats with IUGR were histologically unaltered
compared to controls. All parameters of cell activation (smooth-muscle
actin), cell proliferation (PCNA), inflammation (MΦ infiltration, chemokine
expression) or fibrosis (expression of TGF-β, matrix molecules and
modulators of matrix deposition) investigated were completely
inconspicuous. In rat carotid arteries at day 70 of life, morphometric and
histologic analyses did not reveal alterations after IUGR compared to
controls.
Moreover, cell activation, proliferation and inflammation did not
seem to differ as revealed by immunohistochemistry or real-time RT-PCR.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
81
The expression of some matrix molecules, however, was increased in
carotids of IUGR rats at compared to controls day 70 of life:
The expression of collagen I was induced fivefold and the expression
of fibrillin-1 was induced threefold.
To detect possible differences in the development of vascular injury,
a rat model of carotid artery ligation to induce vascular remodelling was
applied in 10 week old IUGR and control animals. Neointima formation
was significantly more induced and increase in media thickness more
advanced in IUGR rats compared to controls after 8 weeks of ligation.
Moreover, vascular infiltration of macrophages and cell proliferation
tended to be higher in ligated IUGR compared to controls.
We conclude that in the low-protein model in rats,
� IUGR leads to increased gene expression of vascular matrix
molecules in adolescence.
� Moreover, IUGR results in an increased risk to develop more
severe vascular lesions in the presence of a second injury.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
82
Stellenwert des Ductus venosus Dopplers bei der Überwachung des wachstumsretardierten Feten unter 37 SSW im Hinblick auf das postpartale Outcome
Terzioglu N., Hoolahan K., Baumann M. Klinikum Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde, Schwerpunkt Geburtshilfe
Ärztl. Leiterin: Prof. Dr. med. C. Brucker
Einleitung:
Zielsetzung unserer klinischen Studie war es, bei wachstums-
retardierten Feten mit uteroplazentarer Dysfunktion und einem
Gestationsalter unter 37 Schwangerschaftswochen (SSW) den
Vorhersagewert pathologischer arterieller und venöser Dopplerindizes
hinsichtlich des Auftretens perinataler Komplikationen zu evaluieren.
Patientenkollektiv und Methodik:
49 Patientinnen mit fetaler Wachstumsretardierung (IUGR,
Geburtsgewicht unter- halb der 10. Perzentile des entsprechenden
Gestationsalters) wurden in regelmäßigen Abständen Dopplerunter-
suchungen unterzogen. Basierend auf den Ergebnissen der zuletzt
durchgeführten Dopplerkontrolle wurden folgende Risikogruppen
miteinander verglichen:
1. Feten mit erhöhtem Umbilikalarterien Resistance-Index (2 Stand-
ardabweichungen (SA) über dem dem Gestationsalter entsprechen den
Normwert) und/ oder fehlendem oder reversem enddiastolischem Blutfluss
(UA-AREDV) (n=12, 24,5%).
2. Feten mit erniedrigtem Pulsatility-Index der Arteria cerebri media
(2 SA unter dem dem Gestationsalter entsprechenden Normwert)
zusätzlich zum erhöhten Widerstand in der Umbilikalarterie („brain
sparing“) (n=19, 38,8%).
3. Feten mit einem Ductus venosus peak velocity index (PVIV) > 2
SA über dem dem Gestationsalter entsprechenden Normwert (n=18,
36,7%).
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
83
Diese in drei Risikokollektive unterteilten arteriellen und venösen
Dopplerindizes wurden in ihrer Vorhersageeffizienz hinsichtlich des
Auftretens perinataler Komplikationen (perinatale und neonatale
Mortalität, Respiratory Distress Syndrom (RDS), bronchopulmonale
Dysplasie (BPD), intraventrikuläre Blutung (IVH), nekrotisierende
Enterokolitis, Sepsis, Azidose und Asphyxie) miteinander verglichen.
Ergebnisse:
Unter den 49 wachstumsretardierten Feten kam es bei einem Feten
(2%) zum intrauterinen Fruchttod und 4 (8,2%) verstarben in der
Neonatalperiode. Fünf Neugeborene (10,2%) hatten eine Geburtsazidose
und zwei (4,2%) eine Geburtsasphyxie. Die Inzidenz einer Präeklampsie
betrug 65,3 %. Die perinatale und neonatale Mortalität war in der Gruppe
drei am höchsten. Auch alle anderen postpartalen Komplikationen waren
in dieser Gruppe am häufigsten vertreten. Abnormale venöse
Blutflussmuster im Ductus venosus wiesen die höchste Spezifität und die
höchsten positiven Vorhersagewerte in Korrelation zur perinatalen und
neonatalen Mortalität sowie zu den peripartalen Komplikationen auf.
Statistisch signifikant war der Zusammenhang zwischen einem
pathologischen Ductus venosus Doppler und einem RDS sowie einer
Sepsis. Die einzig statistischrelevante Beziehung zwischen dem arteriellen
Doppler und perinatalem Outcome ergab sich zwischen dem „brain
sparing“ Effekt und einem RDS.
Zusammenfassung:
Retardierte Feten mit einem pathologischen Flussmuster im Ductus
venosus haben ein signifikant schlechteres „perinatal Outcome“ als Feten,
welche lediglich einen pathologischen Dopplerbefund in der A.cerebri
media und/ oder der A. umbilicalis aufweisen. Deshalb ist es von großer
Bedeutung, die dopplersonographische Untersuchung des Ductus venosus
in das antepartuale Überwachungskonzept retardierter Feten unter 37
SSW als einen unverzichtbaren Bestandteil zu integrieren.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
84
Die frühe postnatale Ernährungssituation beeinflusst das Ausmaß renaler Schädigung nach intrauteriner Wachstumsrestriktion in der Ratte
Christian Plank, Iris Östreicher, Andrea Hartner, Kerstin Amann, Wolfgang
Rascher, Jörg Dötsch (Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen)
Intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) gilt als Risikofaktor für
den negativen Verlauf renaler Erkrankungen im späteren Leben.
Die Rolle postnataler Einflussfaktoren, wie ein beschleunigtes
Aufholwachstum, ist bisher nur unzureichend untersucht.
Wir untersuchten daher im Rattenmodel den Einfluss der postnatalen
Ernährung nach IUGR auf das Ausmaß späterer renaler Inflammation und
Fibrose.
In schwangeren Wistar-Ratten wurde durch eine isokalorische
Proteinmangelernährung (8 % vs. 20 %) eine IUGR in den Nachkommen
induziert. Die Wurfgröße wurde sowohl in ehemaligen Niedrigprotein-
tieren (LP) als auch in Normalproteintieren (NP) auf sechs (LP6 und NP6)
oder zehn (LP 10 und NP 10) männliche Tiere reduziert. Die Organent-
nahme erfolgte am 70. Lebenstag.
Der mittlere arterielle Blutdruck war in allen Gruppen gleich. LP6-
(31,7 ± 6,4 ml/h/100 g) und NP6-Tiere (37,68 ± 16.6 ml/h/100g) zeigten
eine bis 50 % verminderte endogene Kreatinin-Clearence (vs. NP10 und
LP10) (p<0,001). Die renale mRNA Expression für IL6 (5,7 x), TGFß1
(1,5 x), Endothelin 1 (2,7x) und Osteopontin (2,3 x) war in LP6 signifikant
erhöht. Der Glomerulosklerose-Score in LP6 war mit 0,39 ± 0,07 (vs. NP6
(0,1 ± 0,07), LP10 (0,09 ± 0,02) und NP10 (0,03 ± 0,02)) am höchsten
(p<0,01). Es fand sich vermehrt glomeruläres Collagen-IV in LP6 (17,8 ±
6,3 %) (vs. NP6 (14,3 ± 4,0 %), LP10 (7,4 ± 4,0 %) und NP10 (7,2 ± 1,9
%)) (p<0,01).
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
85
Die postnatale Ernährungssituation modifiziert die renalen
Folgen der IUGR. Eine höhere postnatale Nahrungszufuhr des einzelnen
Tieres durch Wurfreduktion auf 6 ist mit einer stärkeren renalen
Inflammation und Fibrose nach IUGR assoziiert.
Rolle epigenetischer Faktoren
für den menschlichen Kleinwuchs
Thomas Eggermann, Institut für Humangenetik, RWTH Aachen
Mittlerweile sind mehr als 80 Gene beim Menschen bekannt, die
elterlich geprägt sind (Genomic imprinting) und deren Realisierung
somit von der elterlichen Herkunft einer Genkopie abhängt. Viele dieser
Gene sind in die Regulation des menschlichen Wachstums involviert: dabei
fördern interessanterweise die Gene, die von der väterlichen Genkopie
realisiert werden, das (fetale) Wachstum, während mütterlich exprimierte
Gene das Wachstum unterdrücken. Veränderung in dieser ausgewogenen
Expression führen dementsprechend zu wesentlichen Wachstumsstörun-
gen.
Derartige Veränderungen umfassen zum einen Chromosomenstörun-
gen und Punktmutation, die direkt die Sequenz eines geprägten Gens be-
treffen, es sind aber auch mehrere Erkrankungen bekannt, bei denen Stö-
rungen des Imprintingmuster, z.B. in Form von Methylierungsveränderun-
gen, zu einer veränderten Expression und damit zu einer klinischen Sym-
ptomatik führen. Viele dieser sogenannten Imprintingsyndrome sind
durch Wachstumsstörungen charakterisiert. Prominente Beispiele sind das
Beckwith-Wiedemann-Syndrom und das Silver-Russell-Syndrom (SRS),
deren gegensätzliche klinische Merkmale (Großwuchs-Kleinwuchs) mit
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
86
teilweise gegensätzlichen genetischen Veränderungen in der Region 11p15
assoziiert sind.
Trotz dieser wesentlichen Erkenntnisse über epigenetische
Veränderungen bei kleinwüchsigen Patienten ist die funktionelle
Konsequenz der nachgewiesenen Varianten unklar. Zwar betreffen nahezu
alle Imprintingstörungen chromosomale Regionen, in denen Gene
lokalisiert sind, die wesentlich zum humanen prä- und postnatalen
Wachstum beitragen (z. Bsp. GRB10, IGFBP1, IGFBP3, EGFR, MEST in 7;
IGF2, CDKN1C, PHLDA2 in 11p15; IGF1R in 15q); ein direkter kausaler
Zusammenhang zur Erkrankung konnte an Patientenproben aber bisher
nicht hergestellt werden. Inwieweit die Mutationen Veränderungen in der
Plazentafunktion bewirken, entzieht sich bisherigen Untersuchungen.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Männliche SGA- Neugeborene haben im Vergleich zu weiblichen SGA- Neugeborenen
ein signifikant höheres Adipositasrisiko: Ist „Fetal Programming“ geschlechtsabhängig?
Bettina Brune1, Maria Gerlach2, Eike Hennig3, Thomas Brune2
1Hochschule Anhalt (FH); 2Universitätskinderklinik Magdeburg 3Gesundheitsamt Magdeburg
Einleitung: Der Anteil übergewichtiger Kinder hat in den letzten
Jahren stetig zugenommen und liegt in Deutschland zurzeit bei ca. 15%
(1). Dabei ist in den letzten Jahren immer mehr der Einfluss pränataler
Faktoren auf die Entwicklung von Übergewicht in den Blickpunkt geraten.
Tierexperimentelle Untersuchungen konnten zeigen, dass Ratten,
deren Mütter während der Schwangerschaft einer Nährstoffunterversor-
gung ausgesetzt waren, vermehrt zur Entwicklung einer Adipositas neigen
(2). Ein Hinweis auf die intrauterine Versorgungssituation ergibt sich aus
den Geburtsmaßen von Neugeborenen. Eine extreme intrauterine
Mangelversorgung tritt z. B. bei Plazentainsuffizienz im Rahmen eines
HELLP-Syndroms auf. In einer Studie an 43 Frühgeborenen nach HELLP-
Schwangerschaft konnten wir zeigen, dass das Geburtsgewicht der
betroffenen Kinder im Vergleich zu Frühgeborenen von Müttern ohne
Gestose während der Schwangerschaftsanamnese deutlich niedriger war
und die Kinder postnatal erhebliche metabolische Anpassungsstörungen
aufwiesen. Fünf Jahre nach der Geburt zeigten diese Kinder eine
überdurchschnittliche Gewichts- und auch Längenentwicklung oberhalb
des 60. Perzentil. (3). In der vorliegenden Studie haben wir untersucht, ob
ein extremer Geburts-BMI auch nach normalem Schwangerschaftsverlauf
einen Einfluss auf die Entwicklung von Übergewicht im Einschulungsalter
hat.
Patienten und Methoden: Insgesamt wurden 5.433 (♂ 2.793, ♀
2.640) Kinder aus fünf Einschulungsjahrgängen in die Studie einge-
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
88
schlossen. Ausschlusskriterien waren Mehrlingsgeburten, Geburt vor der
38. Schwangerschaftswoche, gravierende kindliche und mütterliche
Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen sowie nichtdeutsche Nationalität
(mindestens ein Elternteil). Es wurden das Geschlecht, das Alter in
Monaten sowie Gewicht und Größe zum Zeitpunkt der Geburt und der
Einschulungsuntersuchung erfasst. Um den Einfluss von Altersunter-
schieden zu Zeitpunkt der Untersuchung auszugleichen, wurde die
Wachstums- und Gewichtszunahmegeschwindigkeit zum Zeitpunkt der
Untersuchung mittels einer Regressionsanalyse ermittelt und es wurden
die Werte bei allen Kindern auf das hypothetische Alter von 72 Monaten
hochgerechnet. Aus den so korrigierten Daten wurde dann der BMI im
Alter von 72 Monaten nach der Formel kg/m2 berechnet und den
jeweiligen Perzentile nach Kromeyer-Hauschild (4) zugeordnet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse sind in den Tabellen 1 und 2
zusammengefasst. Tabelle 1 zeigt den prozentualen Anteil der Kinder mit
einem BMI unterhalb des 10. Perzentil bzw. oberhalb des 90. Perzentil
zum Zeitpunkt der Untersuchung bei den Kindern, die zum Zeitpunkt der
Geburt einen BMI unterhalb des 10. Perzentil bzw. oberhalb des 90.
Perzentil aufwiesen. Tabelle 2 stellt die jeweiligen Signifikanzniveaus der
Unterschiede und die entsprechenden Odd-Ratios dar. Die Tabellen
zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, bei einem Geburt BMI oberhalb des
90. Perzentil im Alter von 6 Jahren ebenfalls einen BMI oberhalb des 90.
Perzentil zu entwickeln, bei beiden Geschlechtern ca. doppelt so groß ist
wie die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem BMI bei Geburt unterhalb des
10. Perzentil der BMI im Alter von 6 Jahren ebenfalls unterhalb des 10.
Perzentil liegt. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem BMI bei Geburt unterhalb
des 10. Perzentil im Alter von 6 Jahren einen BMI oberhalb des 90.
Perzentil zu entwickeln, ist lediglich bei den Jungen hoch signifikant größer
als die Wahrscheinlichkeit, bei einer Geburtsgröße oberhalb des 90.
Perzentil im Alter von 6 Jahren einen BMI unterhalb des 10. Perzentil zu
entwickeln. Hier verhalten sich die Geschlechter signifikant unter-
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
89
schiedlich: die Wahrscheinlichkeit, im Alter von 6 Jahren übergewichtig zu
werden, ist bei männlichen Neugeborenen mit einem BMI unterhalb des
10. Perzentil doppelt so hoch wie bei weiblichen Neugeborenen mit einem
niedrigen BMI.
Tabelle 1:
BMI bei Geburt BMI 72 Monate ♂ (%) ♀ (%) ♂ versus ♀
< 10 10,3 12,4 n.s < 10. Perzentil
> 90 14,1 7,3 P < 0.05; OR: 2.1
< 10 1,8 3,5 n.s > 90. Perzentil
> 90 17,7 23,8 n.s
Tabelle 2:
BMI bei Geburt BMI 72 Monate ♂ (%) ♀ (%)
< 10 < 10
versus Perzentilen-verweiler
> 90 > 90
P < 0.05 OR: 1.9
P < 0.01 OR: 2.2
> 90 < 10
versus Perzentilen-wechsler
< 10 > 90
P < 0.01 OR: 8.8
n.s.
Diskussion: Die vorliegende Studie zeigt, das bei einem hohen
Geburts-BMI ein sehr ausgeprägter Trend besteht, auf diesem hohen BMI
zu verharren, während bei einem niedrigen Geburts-BMI ein starker Trend
hin zum Wechsel auf die höhere BMI-Perzentile besteht.
Durch die hohe Fallzahl der untersuchten Schüler konnten in diese
Studie zum ersten Mal auch genaue Aussagen über die Gruppe von
Kindern gemacht werden, die innerhalb der ersten 6 Lebensjahre von
einem extremen BMI bei Geburt zu dem entgegen gesetzten extremen
Perzentil zum Zeitpunkt der Einschulung wechselten.
Hier konnten wir einen signifikanten Geschlechtsunterschied
darstellen: Jungen mit einem BMI unterhalb des 10. Perzentil bei Geburt
haben gegenüber Mädchen ein doppelt so hohes Risiko, zum Zeitpunkt der
Einschulung übergewichtig zu sein (P < 0.05; OR: 2.1). Da eine
geschlechtsspezifische unterschiedliche Sozialisierung bei Kindern unter 6
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
90
Lebensjahren ausgeschlossen werden kann, kann es sich hier letztendlich
nur um epigenetische Vorgänge im Sinne einer geschlechtsspezifisch
unterschiedlichen fetalen Programmierung handeln.
Literatur
1. Schaffrath Rosario A. Kurth BM. Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Bundesgesundheitsbl- Gesundheitsforsch- Gesundheitsschutz 2006. 49; 1050-1058
2. Anguita RM, Sigulem DM, Sawaya AL. Intrauterine food restriction is associated with obesity in young rats. J Nutr 1993; 123: 1421-1428
3. Brune T, Baytar-Dagly B, Hentschel R et al. Infants of mothers with HELLP Syndrome compensate the intrauterine growth retardation faster than unaffected premature infants: Does HELLP change fetal programming? Biol Neonate 2002; 82: 174-180
4. Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch M, Kunze D et al. Perzentile für den Body-mass-Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr Kinderheilkd 2001; 149:807-818; Springer-Verlag 2001
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
91
Tierexperimentelle Modelle und neue Erkenntnisse
zum Thema IUGR
Michael Tchirikov, Uni-Frauenklinik Mainz
Einleitung
Intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) gehört zu den
führenden Ursachen der perinatalen Morbidität und Mortalität in den
entwickelten Ländern. Zurzeit gibt es keine kausale Behandlung der IUGR.
Ein tierexperimentelles Modell der IUGR dient für besseres Verständnis der
IUGR-Pathogenese und führt möglicherweise zur Etablierung neuer
Behandlungsmethoden.
Methode
Wir haben ein Modell der IUGR nach transkutaner fetoskopischer
Okklusion großer plazentarer Gefäße am fetalen Schaf entwickelt. Eine
Fetoskopie mit einem Storz Fetoskop (2 mm Optik) erfolgte nach einer
Amnioinfusion. Unter der visuellen Kontrolle wurde eine bipolare Koagu-
lationszange in die Amnionhöle eingeführt. Die Elektrokoagulation größe-
rer plazentarer Gefäße erfolgte neben dem plazentaren Nabelschnuran-
satz. Die Überlebensrate nach einer Woche lag bei 65-70% (N=12). Die
Plazentaperfusion und die Leberperfusion wurden auf die Hälfte reduziert.
Das Herzminutenvolumen blieb zuerst unverändert. Eine Woche später
konnten wir eine signifikante Abnahme des HMV und auch des plazentaren
Anteils des HMV feststellen. Mit Hilfe der Positronen-Emission-Tomogra-
phie wurde keine Reduktion der Glukose-Aufnahme in der Leber
festgestellt.
Zusammenfassung
Die oben genannten fetalen Reaktionen stellen Adaptations-
mechanismen für das Überleben akuter Hypoxie dar. Für das Überleben
einer chronischen Hypoxie sind sie eher kontraproduktiv. Wir vermuten,
dass die Evolution das Überleben einer IUGR nicht vorgesehen hat.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
92
Protein und BMI. Eine wenig beachtete Korrelation
1Hermanussen M, 2Siechert-Hellert W, Kersting M 1Aschauhof, Altenhof, Germany; 2Forschungsinstitut für
Kinderernährung, Dortmund, Germany
Der zeitliche Zusammenhang zwischen modernen Ernährungs-
gewohnheiten, Fastfood, dem Trend zu Fertigprodukten und dem
epidemischen Auftreten von Adipositas, ist offensichtlich. Weniger
offensichtlich dagegen bleibt der ursächliche Zusammenhang.
� Über 50% der Varianz des Body Mass Index (BMI) ist
genetisch bedingt,
� etwa 10% lässt sich ökonomischen, soziologischen und
psychologischen Faktoren zuordnen.
� Der alimentäre Fettanteil spielt mit nicht mehr als 1% eine
deutlich kleinere Rolle als bisher diskutiert, in zahlreichen
westlichen Ländern ist der Fettkonsum sogar rückläufig bei
weiter steigendem mittleren BMI (fat paradox).
� Der Anteil an Kohlenhydrat an der täglichen Kost ist nicht oder
negativ mit dem BMI korreliert. Energieaufnahme und BMI
zeigen Korrelationen von maximal 4%.
Methode
Im Rahmen der DONALD-Studie wurden Körperlänge, Körpergewicht
und Ernährungsprotokolle von 1028 Kindern (51,3% w, 48,7% m) im Alter
von 2-18 Jahren der Jahre 1985 bis 2006 analysiert. Angaben zur
täglichen Nahrungsaufnahme beinhalten Mittelwerte individueller Drei-
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
93
Tages-Protokolle. Es wurde die mittlere tägliche Aufnahme von Energie,
Kohlenhydrat, Fett und Protein ermittelt.
Ergebnisse
Wir fanden keine oder insignifikante Korrelationen zwischen BMI
standard deviation score (BMI-SDS) und der täglichen Energieaufnahme
(r=0.060, p>0.1), sowie zwischen BMI-SDS und Fettaufnahme (r=0.031,
p>0.1), bzw. BMI-SDS und Kohlenhydrataufnahme (r=0.050, p>0.1).
Aber wir fanden eine signifikante Korrelation zwischen BMI-SDS und
dem täglichen Eiweißkonsum (Gesamtprotein; r=0.143, p<0.0001,
tierisches Protein: r=0.151, p<0.0001). Die Korrelation erhöhte sich,
wenn die Proteinaufnahme als Prozent-Energieaufnahme gerechnet wurde
(Gesamtprotein: r=0.203, p<0.0001, tierisches Protein r=0.163,
p<0.0001). Die Korrelationen waren altersabhängig mit Maxima in der
Vor- und frühen Pubertät (Knaben: r=0.31, p<0.0001, Mädchen: r=0.36,
p<0.0001). D.h. altersabhängig kann bis zu 12% der BMI-Varianz durch
die Proteinaufnahme erklärt werden.
Die Untersuchung bestätigt andere, wenig bekannte Untersuchun-
gen, die ebenfalls einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen
Eiweißkonsum und Body Mass Index zeigen.
Literatur
Rolland-Cachera MF, Deheeger M, Akrout M, Bellisle F (1995). Influence of macronutrients on adiposity development: a follow up study of nutrition and growth from 10 months to 8 years of age. Int J Obes Relat Metab Disord 19, 573-8.
Gunnarsdottir I, Thorsdottir I (2003). Relationship between growth and feeding in infancy and body mass index at the age of 6 years. Int J Obes Relat Metab Disord 27, 1523-7.
Scaglioni S, Agostoni C, Notaris RD, Radaelli G, Radice N, Valenti M, Giovannini M, Riva E (2000). Early macronutrient intake and overweight at five years of age. Int J Obes Relat Metab Disord 24, 777-81.
Trichopoulou A, Gnardellis C, Benetou V, Lagiou P, Bamia C, Trichopoulos D. Lipid, protein and carbohydrate intake in relation to body mass index. Eur J Clin Nutr. 2002 Jan;56(1):37-43
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
94
Neue ultraschallgestützte Formel zur Gewichtsschätzung von Feten bis 2500g
Jörn Siemer, Nicola Hart, Britta Meurer, Michael Schrauder, Tamme Goecke, Ralf L. Schild
Uni Frauenklinik Erlangen
Einleitung.
Vor allem bei kleinen Neugeborenen ist das Geburtsgewicht ein
wichtiger prädiktiver Parameter für neonatale Morbidität und Mortalität.
Daher ist die Gewichtsschätzung für ein gezieltes pränatales und
geburtshilfliches Management sehr wichtig. Die gängigen Formeln zur
sonographischen Gewichtsschätzung wurden von reifen Neugeborenen
nahe dem Entbindungstermin abgeleitet. Vor allem bei kleinen oder frühen
Feten zeigen sie daher eine geringe Schätzgenauigkeit. Es existieren nur
wenige Formeln, die speziell für Feten in einem frühen Gestationsalter
entwickelt wurden. Diese Formeln wurden häufig nur an einem kleinen
Kollektiv erhoben.
Ziel der Studie
Ziel dieser Studie war es, eine spezielle Gewichtsformel für Feten bis
2500g zu entwickeln und zu evaluieren.
Material und Methoden.
In dem Zeitraum von 2003 bis 2006 wurden alle neugeborenen
Einlinge bis 2500g (n=401) berücksichtigt, bei denen eine vollständige
sonographische Biometrie maximal 7 Tage vor Entbindung durchgeführt
wurde. Kinder mit Fehlbildungen oder Totgeburten wurden
ausgeschlossen.
Die erste Hälfte des Kollektivs (n=201) wurde zur Formelfindung
herangezogen. Mit Hilfe einer schrittweisen Regressionsanalyse wurde auf
Grundlage von FOD, BPD, KU, AU und FL eine „best-fit“ Formel erstellt.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
95
Mit der zweiten Hälfte des Kollektivs (n=200) wurde die neue Formel
bzgl. Genauigkeit evaluiert und mit anderen gängigen Formeln verglichen.
Ergebnis.
Die neue Gewichtsformel bietet genauere Gewichtsschätzungen bei
Feten bis 2500g als die meisten allgemein verwendeten Gewichtsformeln.
Diskussion.
Gewichtformeln, die für spezielle Gewichtsgruppen erstellt wurden,
können bessere Schätzungen erbringen als herkömmliche Formeln.
Spezielle ultraschallgestützte Formel zur Gewichts schätzung bei Feten mit Abdominalwanddefekten
Nicola Hart, Jörn Siemer, Britta Meurer, Michael Schrauder, Tamme Goecke, Ralf L. Schild
Uni Frauenklinik Erlangen
Einleitung. Bei fast allen bekannten Formeln zur sonographischen
Gewichtsschätzung werden die fetalen Abdominalmaße berücksichtigt.
Daher ist die Verwendung dieser Formeln bei Feten mit Abdominalwand-
defekten (Gastrochisis, Omphalozele) nicht geeignet. Eine spezielle Formel
für diese Feten existiert in der Literatur nicht.
Ziel dieser Studie war es, eine spezielle Gewichtsformel für Feten
mit Abdominalwanddefekten zur entwickeln und zu evaluieren.
Material und Methoden. In dem Zeitraum von 2003 bis 2006
wurden alle frühgeborenen Einlinge (n=480) berücksichtig, bei denen eine
vollständige sonographische Biometrie maximal 7 Tage vor Entbindung
durchgeführt wurde. Kinder mit Fehlbildung oder Totgeburten wurden
ausgeschlossen. Auch Neugeborene nach abgeschlossenen 37 SSW
wurden nicht berücksichtigt, da Feten mit Gastrochisis oder Omphalozele
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
96
in den meisten Fällen zur Frühgeburtlichkeit führen und so ein
repräsentativeres Kollektiv erreicht wurde.
Mit Hilfe einer schrittweisen Regressionsanalyse auf der Grundlage
von FOD, BPD, KU und FL wurde eine „best-fit“ Formel erstellt.
Diese neue Formel wurde an einem Kollektiv von lebend geborenen
Feten mit Abdominalwanddefekten (n=60) evaluiert.
Ergebnis. Die ermittelte „best-fit“ Formel berücksichtigt
biometrische Parameter von Kopf und Oberschenkel. Angewandt auf das
Kollektiv der Feten mit Abdominalwanddefekten konnten ähnlich genaue
Gewichtsschätzungen erzielt werden, wie sie bei gesunden Feten unter
Verwendung bekannter Formeln erzielt werden.
Diskussion. Die neue Gewichtsformel ermöglicht eine sichere
Gewichtsschätzung bei Feten mit Gastrochisis oder Omphalozele.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
97
Ist ein Screening auf Faktor V-Leiden-Mutation bei Schwangeren sinnvoll?
Markus Hoopmann1, Monika Daum1, Yves Garnier1,Thomas Schöndorf2 Peter Mallmann1,
1 Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe 2 Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz
Thrombophilien stellen einen relevanten Risikofaktor für mütterliche
und kindliche Komplikationen dar. Thromboembolische Ereignisse gehören
weiterhin zu den führenden Ursachen für Todesfälle in der Schwanger-
schaft.
Bei Vorliegen einer hereditären Thrombophilie steigt das Risiko für
eine schwangerschaftsassoziierte Thrombose um den Faktor 3,4 bis 15,2
(1).
Nachdem bis dahin nur 3 hereditäre Thrombophilien bekannt waren,
erfolgte erst 1993 die Erstbeschreibung der Resistenz von aktiviertem
Protein C (APC) (2). Im Folgejahr wurde der molekulare Defekt auf eine
Punktmutation im Faktor V Gen im Exon 10 des Chromosomenabschnittes
1q21–25 zurückgeführt, der sich phänotypisch in der APC-Resistenz
äußert (3). Mit einer durchschnittlichen Prävalenz von 5–8 % ist die APC
Resistenz eine der häufigsten Erberkrankungen in der kaukasischen
Bevölkerung westlicher Länder (4). Mehr als 90% der Fälle einer Resistenz
gegen APC sind auf diese dominant vererbte Mutation zurückzuführen.
Das Thromboserisiko ist bei Personen mit einer heterozygoten
Faktor V Leiden Mutation um das 3 bis 7- fache und bei homozygoter
Mutation bis 80-fach erhöht (5). Die Assoziation zu Schwangerschafts-
komplikationen plazentaren Ursprungs wird kontrovers diskutiert. Es
konnte ein erhöhtes Risiko für intrauterine Fruchttode im zweiten und
dritten Trimester, wiederholte Aborte, Präeklampsie, vorzeitige Plazen-
talösung, Frühgeburt und intrauterine Wachstumsretardierung in
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
98
zahlreichen Studien nachgewiesen werden (6,7,8). Jedoch finden sich in
der Literatur ebenso eine Vielzahl von Studien, die dies in Frage stellen
(9,10,11).
Ziel der Studie:
Effektivitätsstudien bezüglich dem Faktor V Leiden Mutations-
screenings bezogen sich meist auf die Thromboseprophylaxe. Ziel unserer
Studie war es, zu untersuchen,
1. ob unselektiertes Screening eine prädiktive Aussage zu bestimmten
Schwangerschaftskomplikationen effektiv ermöglicht
2. ob bei routinemäßiger Thromboseprophylaxe in der klinischen
Geburtshilfe ein Screening zu erweiterten Prophylaxe noch sinnvoll
ist.
Methode:
Wir haben an 479 Schwangeren, die im Zeitraum 1998 bis 1999 an
der Unifrauenklinik Köln entbunden haben und deren Faktor V Leiden
Status unbekannt war, bei Vorstellung zur Geburt eine Faktor V –
Mutationstestung durchgeführt. Aus zur Routinediagnostik gewonnenem
venösem Blut der Frauen wurde DNA isoliert und mittels PCR auf den
Faktor V Leiden Genotyp untersucht. Die Analyse der genetischen und
klinischen Daten erfolgte erst nach Abschluss des Wochenbettes, so dass
kein Einfluss auf die stationäre Behandlung bestand.
Ergebnisse:
Die Prävalenz der Mutationsträgerinnen lag im Kollektiv bei 7,7%
(n=37), davon eine homozygot. Aufgrund des besonderen Risikoprofils der
Schwangeren, die sich zur Entbindung am Perinatalzentrum Köln vorstell-
ten, wiesen 69,3% der Patientinnen typischer Weise thrombophilie-
assoziierten Schwangerschaftskomplikationen auf.
Hierunter wurden Frühgeburtlichkeit, vorzeitige Plazentalösung,
Präeklampsie, niedriges Geburtsgewicht, intrauterine Wachstumsrestrik-
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
99
tion, aktuelle oder anamnestische Thrombosen, Aborte und/oder
eingeschränktes neonatales Outcome anhand von Nabelschnur-PH und
APGAR-Score gewertet. In dieser Untergruppe lag die Mutationshäufigkeit
bei 9,0 %, bei den komplikationslosen Verläufen nur bei 4,8 %.
Bei allen untersuchten Schwangeren zeigte sich weder in der
Schwangerschaft noch im Wochenbett eine Thrombose. 9 (2,7%) wiesen
anamnestisch ein Thromboseereignis auf, davon waren 2 Mutationsträge-
rinnen.
Es zeigte sich, dass lediglich das Ereignis der Totgeburt statistisch
signifikant mit einer Faktor V Leiden Mutation korrelierte, bei allen
anderen untersuchten Komplikationen zeigte sich kein signifikante
Häufung der Mutationsfrequenz.
Aufgrund der Daten der vorliegenden Untersuchung erscheint die
Routineanwendung eines Faktor V - Mutations-Screenings von fraglichem
Nutzen, da bei hoher Prävalenz der Mutation keine relevante Prädiktion für
eine konkrete bzw. behandelbare Schwangerschaftskomplikation getroffen
werden kann.
Weiterhin darf aus der Untersuchung geschlossen werden,
dass eine routinemäßige Thromboseprophylaxe ausreichend
effektiv ist, so dass kein zusätzliches Screening notwendig ist.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
100
Literatur:
1. Vormittag R, Pabinger I: Thrombophilia and pregnancy complications. Hamostaseologie 26 (1): 59-62 (2006)
2. Dahlbäck B, Carlsson M, Svensson PJ: Familial thrombophilia due to a previously unrecognized mechanism characterized by poor anticoagulant response to acitvated protein C. Prediction of a cofactor to acitvated protein C. Proc Natl Acad Sci 90 (3): 1004-1008 (1993)
3. Bertina RM, Koeleman BP, Koster T, et al: Mutation in blood coagulation factor V associated with resistance to activated protein C. Nature 369: 64-67 (1994)
4. Ehrenforth S, Klinke S, von Depka Prondzinski M, Kreuz W, Ganser A, Scharrer I: APC Resistenz und venöse Thrombophilie: Molekulargenetische Prävalenzstudie in der deutschen Bevölkerung. Dtsch.med.Wschr. 124: 783-787 (1999)
5. Harvey D, Lowe GM: Factor V Leiden: association with venous thromboembolism in pregnancy and screening issues. Br J Biomed Sci 61 (3): 157-164 (2004)
6. Dudding TE, Attia J: The association between adverse pregnancy outcomes and maternal factor V Leiden genotype: a meta-analysis. Thomb Haemost 91 (4): 700-711 (2004)
7. Erhardt E, Stankovics J, Molnar D, Adamovich K, Melegh B: High prevalence of factor V Leiden mutation in mothers of premature neonates. Biol Neonate 78 (2): 145-146 (2000)
8. Paidas MJ, Ku DH, Langhoff-Roos J, Arkel YS: Inherited thrombophilias and adverse pregnancy outcome: screening and management. Semin Perinatol 29 (3): 150-163 (2005)
9. Currie L, Peek M, McNiven M, Prosser I, Mansour J, Ridgway J: Is there an increased maternal-infant prevalence of Factor V Leiden in association with severe preeclampsia? BJOG 109 (2): 191-196 (2002)
10. Dizon-Townson D, Miller C, Sibai B, Spong CY, Thom E, Wendel G, Wenstrom K, Samuels P, Cotroneo MA, Moawad A, Sorokin Y, Meis P, Miodovnik M, O´Sullivan MJ, Conway D, Wapner RJ, Gabbe SG: The relationship of the factor V Leiden mutation and pregnancy outcomes for mother and fetus. Obstet Gynecol 106 (3): 517-524 (2005)
11. Verspyck E, Borg JY, Le Cam-Duchez V, Goffinet F, Degré S, Fournet P, Marpeau L: Thrombophilia and fetal growth restriction. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 113 (1): 36-40 (2004)
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
101
Verstärkte Fibroseinduktion und Entzündung
mit verschobener Th1/Th2-Antwort in der Lunge
juveniler Ratten nach intrauteriner
Wachstumsrestriktion
I. Östreicher1, C. Plank1, A. Hartner1, K. Amman 2,
W.Rascher1, J. Dötsch1
1Kinder- und Jugendklinik, Universität Erlangen-Nürnberg 2Pathologisches Institut, Universität Erlangen-Nürnberg
Hintergrund:
Epidemiologische Studien an Kindern mit ehemals niedrigem
Geburtsgewicht (SGA) zeigen sowohl einen schwereren Verlauf einer
bronchopulmonalen Dysplasie als auch eine verminderte Lungenfunktion
(FEV1) sowie eine fraglich erhöhte Prävalenz für Asthma bronchiale im
späteren Leben. Unklar ist bislang, ob die „intrauterine growth restriction“
(IUGR) über bereits in utero induzierte Veränderungen zu einer
dauerhaften Fibroseinduktion und zu einer Verschiebung der Th1/Th2-
Antwort zu Gunsten von Th2 führt. Wir analysierten daher bei neonatalen
und adulten Ratten nach IUGR Marker der Entzündungs- und
Fibroseinduktion in der Lunge.
Methode:
Die Induktion der IUGR erfolgte durch eine isokalorische
Proteinmangel-Ernährung (8% (low protein, LP) vs. 17% (normal protein,
NP) Caseinanteil) der schwangeren Wistarratten vom Tag der Konzeption
an. Direkt nach Geburt wurden die Würfe auf 6 männliche Neonaten
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
102
reduziert um ein postpartales Aufholwachstum zu induzieren. Während der
gesamten Stillzeit erhielten die Muttertiere Standardfutter. Die Entnahme
des Lungengewebes erfolgte direkt postpartal (P0) sowie an den
Lebenstagen 42 (P42), 70 (P70) und am Lebenstag 120 (P120). Die
Messung der mRNA-Expression profibrotischer und inflammatorischer
Marker erfolgte mittels Real-Time-PCR.
Ergebnisse:
Im neonatalen Lungengewebe findet sich bei IUGR-Tieren eine
signifikante Erniedrigung inflammatorischer und profibrotischer Marker wie
TGFß1 (1,10±0,16 in NP vs. 0,54±0,01 in LP; p< 0,05), PAI1(1,0±0,09 in
NP vs. 0,25±0,05 in LP; p< 0,0001) und OPN (1,0±0,15 in NP vs.
0,18±0,06 in LP; p< 0,001). Zu späteren Untersuchungszeitpunkten zeigt
sich ab Tag 42 bereits eine deutlich vermehrte Expression von Interleukin
13 (1,0±0,47 in NP vs. 21,0±9,7 in LP; p<0,05). Ab dem Lebenstag 70
findet sich im Lungengewebe ehemaliger IUGR-Tiere ein Anstieg der
profibrotischen und inflammatorischen Marker MCP1 (1,0±0,26 in NP vs.
3,98± ,99 in LP; p<0,05), PAI1 (1,0±0,18 in NP vs. 1,77±0,31 in LP;
p<0,05), TIMP1 (1,0±0,13 in NP vs. 2,03±0,25 in LP; p<0,01) und
Interleukin 6 (1,0±0,39 in NP vs. 4,16±1,43 in LP; p<0,05). Am Tag 120
ist dann auch eine Erhöhung von TGFß1 (1,0±0,27 in NP vs. 5,14±2,11 in
LP; p< 0,01) und TIMP2 (1,0±0,21 in NP vs. 2,15±0,24 in LP; p<0,01) in
ehemaligen IUGR-Tieren detektierbar. Eine Erhöhung von Markern der
Th1-Antwort wie IFN gamma kann zu keinem Untersuchungszeitpunkt
nachgewiesen werden.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
103
Schlussfolgerungen:
Die erniedrigte Fibrose- und Entzündungsinduktion im neonatalen
Gewebe könnte Ausdruck einer verminderten Bindegewebssynthese
bei intrauteriner Mangelernährung sein.
Bei adulten Tieren zeigt sich hingegen eine vermehrte Expression
profibrotischer und inflammatorischer Zytokine. Das Zusammenspiel von
PAI1, IL-13 und IL-6 entspricht hierbei dem Zytokin-/Proteinprofil, wie es
auch bei allergisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen auftritt.
Die Erhöhung von IL-6 und IL-13 folgt dem Muster einer vermehrten Th2-
Antwort.
Diese persistierenden entzündlichen und profibrotischen Prozesse in
der Lunge können möglicherweise eine Erklärung für den schwereren
Verlauf einer bronchopulmonalen Dysplasie sowie für das Auftreten
einer reduzierten Lungenfunktion und eine vermehrte Anfälligkeit
für asthmatische und allergische Erkrankungen nach IUGR sein.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
104
Erhöhtes Aufholwachstum nach intrauteriner
Wachstumsrestriktion- aktuelle Verlaufsdaten aus der
FIPS-Studie (Fetale Programmierung- Intrauterine
Wachstumsrestriktion- Plazentare Marker- Studie)
A. Stuppy1, H. Blessing1, T. Goecke2, N. Hart2, B. Meurer2, H.G. Dörr1, R.L. Schild2, E. Struwe1, J. Dötsch1 für die FIPS-Arbeitsgruppe.
1 Universitäts-Kinder- und Jugendklinik, 2 Universitäts-Frauenklinik, Erlangen
Hintergrund: Im Rahmen der FIPS-Studie (Fetale Program-
mierung- Intrauterine Wachstumsrestriktion- Plazentare Marker- Studie)
werden postnatal Plazentaproben und Nabelschnurblut von Kindern mit
sonographisch gesicherter intrauteriner Wachstums- restriktion (IUGR)
und einer dazu gematchten Kontrollgruppe gewonnen und molekular-
biologisch untersucht. Darüber hinaus werden die Patienten einmal
jährlich bis inklusive dem 6. Lebensjahr nachuntersucht. Ziel ist die
Darstellung erster auxologischer Daten der Erlanger Patienten der FIPS-
Studie.
Methodik: Bisher wurden 21 IUGR-Kinder (Gestationsalter 31-40
SSW, im Mittel 36. SSW) und 19 Patienten aus der Kontrollgruppe
(Gestationsalter 30-41 SSW, im Mittel 38. SSW) im 1. Lebensjahr
nachuntersucht. Erhoben wurden auxologische Parameter zu
Körpergewicht, Körperlänge und Kopfumfang.
Ergebnisse: Bei Geburt unterschieden sich Kinder mit intrauteriner
Wachstumsrestriktion im Vergleich zu den Kontrollen in hochsignifikanter
Weise in Körpergewicht (Körpergewicht-SDS –2,64 ± 0,26 vs. –0,38
±0,10, p<0,0001), Körperlänge (Körperlänge-SDS –2,58 ± 0,34 vs. 0,20 ±
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
105
0,18, p<0,0001), Kopfumfang (Kopfumfang-SDS –2,00 ± 0,31 vs. 0,22 ±
0,15, p<0,0001) und Gestationsalter. Nach 1 Jahr bestand zwischen
IUGR- und Kontrollkollektiv weiterhin ein deutlicher Unterschied der
Körperlänge (Körpergröße-SDS –1,60 ± 0,35 vs. –0,66 ± 0,22, p=0,034),
des Body-Mass-Index (BMI-SDS –1,74 ± 0,26 vs. –0,65 ± 0,26, p= 0,005)
und des Kopfumfanges (SDS -1,67 ±0,22 vs. –0,66 ±0,22, p=0,003).
Kinder mit intrauteriner Wachstumsrestriktion zeigten jedoch im Vergleich
zu den Kontrollen eine signifikant höhere Wachstumsgeschwindigkeit im 1.
Lebensjahr (28,14 ± 0,76 cm/Jahr vs. 24,48 ± 0,76 cm/Jahr, p= 0,002).
Dieser Unterschied spiegelte sich auch in den Differenzen der
Längenentwicklung zwischen Geburt und dem ersten Lebensjahr zwischen
IUGR- und Kontrollgruppe wieder (∆Körperlängen-SDS 0,98 ± 0,26 vs.
0,81 ± 0,24, p<0,001).
Schlussfolgerung: Es zeigte sich ein erhöhtes Aufholwachstum im
ersten Lebensjahr bei Kindern mit intrauteriner Wachstumsrestriktion.
Möglicherweise stellt diese erhöhte Wachstumsgeschwindigkeit im
Rahmen der fetalen Programmierung nach IUGR einen
Pathogenitätsfaktor für Folgeerkrankungen im späteren Leben
dar.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
106
Hyperandrogenism in Young Adults Born Small for Gestational Age
S. Putzker1, W. Bonfig1, S. Bechtold1, K. Kugler2, H. P. Schwarz1
1Pediatric Endocrinology and Diabetology, Dr. v. Haunersches Kinderspital, Munich, Germany, D-80337 2Pediatric Neurology, Dr. v. Haunersches Kinderspital, Munich, Germany, D-80337
Background:
Being born small for gestational age (SGA) has often been
demonstrated to have an impact on the cardiovascular and metabolic
system but also affects hormone levels and pubertal development.
Asymptomatic hyperandrogenism and polycystic ovary syndrome have
also been found in SGA patients.
Objective:
To examine whether patients with SGA within the well documented
cohort of the Bavarian Longitudinal Study (BLS II) showed abnormalities
in androgen levels or signs of hyperandrogenism.
Patients & Methods:
Venous blood samples of 76 (34 f /42 m) young adults (19.2 ± 0.5
yr) born SGA were drawn during a 2 h oral glucose tolerance test for
measurement of dehdroepiandrosterone sulphate (DHEAS), testosterone,
androstenedione, 17-hydroxyprogesterone (17-OHP), LH, FSH and
estradiol. Age at pubarche and menarche was asked during examination.
Hirsutism in girls was assessed by using Ferriman-Gallwey’s score. Insulin
sensitivity was measured by using Matsuda’s index (ISI), indicating insulin
resistance with values <5.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
107
Results:
Elevated levels were found for androstenedione (4.8 ± 2.6 SD) and
testosterone (2.5 ± 3.1 SD) for the whole group. Hormone levels based
on gender are given in the table. Acne was present in 7 (20.6%) females
and 9 (21.4%) males; hirsutism score according to Ferriman-Gallwey was
> 5 in only 2 (6%) girls. 18 (53%) female patients were taking oral
contraceptives. Age at pubarche and menarche in girls was 11.4 ± 1.1 yr
(n=28) and 13.0 ± 1.2 yr (n=34). Pubarche in boys took place at a mean
age of 12.5 ± 1.1 yr (n=12). The 2 h oral glucose tolerance test showed
reduced insulin sensitivity (ISI <5) in 23.7% of the patients.
Table.1: Laborbefunde
Females(n=34) Males(n =42)
Min Max Mean SD Min Max Mean SD
DHEAS SDS -2.0
4.0 0.4 1.4 -3.3 1.3 -1.1 1.2
Androstendione SDS
0.0 7.9 3.7 2.0 0.6 12.1 5.8 2.6
17-OH-P SDS -2.4
5.1 -0.4 2.2 -2.8 5.1 0.5 1.8
Testosterone SDS
-2.5
15.1 3.6 3.9 -3.4 5.4 1.5 1.8
Estradiol [pg/ml]
2.2 236.0 51.0 62.4 15.8 46.4 28.1 8.0
LH [mU/ml] 0.1 14.9 5.2 4.7 2.1 18.3 5.7 3.2
FSH [mU/ml] 0.1 10.1 4.0 2.6 0.9 43.0 5.8 7.0
Conclusions:
In our cohort markedly increased serum levels of androstenedione
and testosterone could be found. Interestingly, only a few patients showed
clinical signs.
Hyperandrogenism seems to play a part in the endocrine-
metabolic setting of SGA patients leading to insulin resistance and
increasing hyperinsulinemia.
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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Folate and vitamin B12 in plasma and amniotic fluid;
effect on homocysteine and methylation status in
pregnancies with normal outcomes
R. Obeid1, E. Raabe 1, S. Weber 2, W. Schmidt 2, and W. Herrmann1
1 Department of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine, 2Department of Gynecology, University Hospital of the Saarland, Homburg/Saar, Germany
Background
The aim of this study is to investigate concentrations of homocysteine
(tHcy), methylation markers (S-adenosylhomocysteine; AdoHcy, S-
adenosylmethionine; AdoMet) and B-vitamins in blood and amniotic fluid
(AF) of pregnant women with normal pregnancy outcome. Few studies
evaluated concentrations of B-vitamins and tHcy in amniotic fluids. Low
concentrations of folate and vitamin B12 in amniotic fluid were related to
an increased risk for neural tube defects. Nevertheless, there are no data
about concentrations of AdoMet and AdoHcy in amniotic fluids.
Subjects and methods; the study included 78 pregnant women
(median age 37 years; gestational age 16.7 weeks) who were referred for
AF testing at the department of Genecology, University Hospital of the
Saarland. Blood and AF samples were collected within one hour from each
other. Concentrations of tHcy, cystathionine, AdoMet, AdoHcy, folate, B12
and holotranscobalamin (holoTC) were measured in both blood and AF.
Results
Concentrations of tHcy were lower in AF compared with serum levels
(mean 1.2 vs. 5.1 µmol/L). Both AdoMet and AdoHcy were higher in
amniotic fluid compared with plasma. However, the ratio AdoMet/AdoHcy
5. interdisziplinärer SGA-Workshop 1.6.-2.6.2007 Kloster Schöntal
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was considerably lower in AF compared to that in plasma (mean 1.3 vs.
13). A strong correlation was found between concentrations of tHcy in AF
and serum (r=0.71, p<0.001). Higher concentrations of holoTC and folate
in AF were related to lower tHcy in AF. A strong influence of gestational
age on AF markers was observed. This was not reflected by serum/plasma
markers. Gestational age (B=0.207), AF-folate (B=-0.08), and AF-holoTC
(B=-0.03) were significant factors that determined AF-tHcy.
Conclusions
Because folate and vitamin B12 were significant determinants of AF
tHcy, low folate and vitamin B12 status could increase tHcy thus
increasing the risk of birth defects. Maternal blood tHcy and vitamin status
is the most important determinant of AF markers. Whereas, AF
methylation markers (AdoMet and AdoHcy) are not related to mother
methylation status.