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Notfall aktuell: Ärztlicher Leiter Rettungsdienst | Notfall & Rettungsmedizin 5•2001 364 Die Bundesvereinigung der Arbeitsge- meinschaften der Notärzte Deutschland e.V. (BAND) veranstaltete am 02. und 03. März 2001 in München ihren ersten interdisziplinären Workshop zum Thema „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“ (ÄLRD). Gemeinsame Organisatoren die- ser Veranstaltung waren der Arbeits- kreis Notfallmedizin und Rettungs- wesen der Ludwig-Maximilians-Univer- sität München (ANR) und das Institut für Notfallmedizin (IfN) der LBK-Hamburg Gruppe in Hamburg. Ziel der Veranstaltung war es, nach einer aktuellen Bestandsaufnahme über die bisherige Entwicklung des Konzep- tes Ärztlicher Leiter Rettungsdienst und die 1995 von der Bundesärztekammer hierzu veröffentlichten Empfehlungen im Hinblick auf notwendige Ergänzun- gen und Anpassungen zu diskutieren. Die Inhalte der einzelnen Referate, die Wortmeldungen im Rahmen der Dis- kussionen sowie eine Zusammenfas- sung der Workshop-Ergebnisse und eine abschließende Empfehlung der BAND werden in Form eines Workshop-Heftes aus der Reihe „alert“ (ANR) zusammen mit der BAND und dem IfN der LBK- Hamburg Gruppe publiziert und zusätz- lich in elektronischer Form von der BAND (http://www.band-online.de, http://www.notarzt.de), dem ANR (http://www.anr.de) und dem IfN (http://www.ifn.lbk-hh.de) als pdf-file kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die über 140 Teilnehmer aus dem gan- zen Bundesgebiet setzten sich aus vielen aktiven Ärztlichen Leitern Rettungs- dienst sowie aus führenden Vertretern der rettungsdienstlichen Fachministeri- en, Organisationen,Verbänden und der verantwortlichen Kostenträger zusam- men. Der mit dieser Thematik befasste Expertenkreis traf sich zu diesem BAND-Workshop in München, um eine kritische Bestandsaufnahme bestehen- der ÄLRD-Systeme zu vollziehen und Zukunftsperspektiven für ein effektives notfallmedizinisches Qualitätsmanage- ment im Rettungsdienst zu erarbeiten. In seiner Begrüßung erinnerte der ANR-Vorstandsvorsitzende L.Schweibe- rer an den ersten ANR-Workshop zu dieser Thematik im April 1995 und skiz- zierte kurz die Entwicklung der letzten fünf Jahre in Bayern. Der BAND-Vorsit- zende, D. Stratmann, Minden, betonte den zentralen Stellenwert und die Ver- antwortung des ÄLRD im Hinblick auf Notfall aktuell: Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Notfall & Rettungsmedizin 2001 · 4:364–367 © Springer-Verlag 2001 D. Stratmann 1 · K. Anding 2 · Chr. K. Lackner 3 · M. Ruppert 3 · H. Moecke 4 1 Vorsitzender der BAND,Minden 2 Bayerisches Staatsministerium des Innern, München 3 ANR der Ludwig-Maximilians-Universität, München 4 Institut für Notfallmedizin, der LBK-Hamburg Gruppe Hamburg Interdisziplinärer BAND-Workshop „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“ Bericht und Resolution Dr. Chr.K. Lackner Chirurgische Klinik und Poliklinik, AK Notfallmedizin und Rettungswesen, Klinikum der Universität München – Innenstadt, Nußbaumstraße 20, 80336 München Dr. Hp. Moecke Allgemeines Krankenhaus Barmbek, Abteilung für Anästhesiologie und operative Intensiv- medizin, Rübenkamp 148, 22291 Hamburg Redaktion P. Herrmann, Heidelberg B. Wolcke, Mainz

Interdisziplinärer BAND-Workshop “Ärztlicher Leiter Rettungsdienst”

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Notfall aktuell: Ärztlicher Leiter Rettungsdienst

| Notfall & Rettungsmedizin 5•2001364

Die Bundesvereinigung der Arbeitsge-meinschaften der Notärzte Deutschlande.V. (BAND) veranstaltete am 02. und 03. März 2001 in München ihren ersteninterdisziplinären Workshop zum Thema„Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“(ÄLRD). Gemeinsame Organisatoren die-ser Veranstaltung waren der Arbeits-kreis Notfallmedizin und Rettungs-wesen der Ludwig-Maximilians-Univer-sität München (ANR) und das Institut fürNotfallmedizin (IfN) der LBK-HamburgGruppe in Hamburg.

Ziel der Veranstaltung war es, nacheiner aktuellen Bestandsaufnahme überdie bisherige Entwicklung des Konzep-tes Ärztlicher Leiter Rettungsdienst unddie 1995 von der Bundesärztekammerhierzu veröffentlichten Empfehlungenim Hinblick auf notwendige Ergänzun-gen und Anpassungen zu diskutieren.

Die Inhalte der einzelnen Referate,die Wortmeldungen im Rahmen der Dis-kussionen sowie eine Zusammenfas-sung der Workshop-Ergebnisse und eineabschließende Empfehlung der BANDwerden in Form eines Workshop-Heftesaus der Reihe „alert“ (ANR) zusammenmit der BAND und dem IfN der LBK-Hamburg Gruppe publiziert und zusätz-lich in elektronischer Form von derBAND (http://www.band-online.de,http://www.notarzt.de), dem ANR(http://www.anr.de) und dem IfN(http://www.ifn.lbk-hh.de) als pdf-filekostenlos zur Verfügung gestelltwerden.

Die über 140 Teilnehmer aus dem gan-zen Bundesgebiet setzten sich aus vielenaktiven Ärztlichen Leitern Rettungs-dienst sowie aus führenden Vertreternder rettungsdienstlichen Fachministeri-en, Organisationen, Verbänden und derverantwortlichen Kostenträger zusam-men. Der mit dieser Thematik befassteExpertenkreis traf sich zu diesemBAND-Workshop in München, um einekritische Bestandsaufnahme bestehen-der ÄLRD-Systeme zu vollziehen undZukunftsperspektiven für ein effektivesnotfallmedizinisches Qualitätsmanage-ment im Rettungsdienst zu erarbeiten.

In seiner Begrüßung erinnerte derANR-Vorstandsvorsitzende L.Schweibe-rer an den ersten ANR-Workshop zudieser Thematik im April 1995 und skiz-zierte kurz die Entwicklung der letztenfünf Jahre in Bayern. Der BAND-Vorsit-zende, D. Stratmann, Minden, betonteden zentralen Stellenwert und die Ver-antwortung des ÄLRD im Hinblick auf

Notfall aktuell: Ärztlicher Leiter RettungsdienstNotfall & Rettungsmedizin2001 · 4:364–367 © Springer-Verlag 2001

D. Stratmann1 · K. Anding2 · Chr. K. Lackner3 · M. Ruppert3 · H. Moecke4

1 Vorsitzender der BAND, Minden2 Bayerisches Staatsministerium des Innern, München3 ANR der Ludwig-Maximilians-Universität, München4 Institut für Notfallmedizin, der LBK-Hamburg Gruppe Hamburg

Interdisziplinärer BAND-Workshop „Ärztlicher Leiter Rettungsdienst“Bericht und Resolution

Dr. Chr.K. LacknerChirurgische Klinik und Poliklinik,

AK Notfallmedizin und Rettungswesen,

Klinikum der Universität München –

Innenstadt, Nußbaumstraße 20,

80336 München

Dr. Hp. MoeckeAllgemeines Krankenhaus Barmbek, Abteilung

für Anästhesiologie und operative Intensiv-

medizin, Rübenkamp 148, 22291 Hamburg

RedaktionP. Herrmann, Heidelberg

B.Wolcke, Mainz

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strategisches Qualitätsmanagement imRahmen des sich ständig weiterent-wickelnden und in Zukunft möglicher-weise anteilig zu restrukturierendenarztbesetzten und nicht-arztbesetztenRettungsdienstes in Deutschland.

Entwicklung und Bestandsaufnahme bestehenderÄLRD-Systeme

Der erste Themenblock befasste sich mitder Bestandsaufnahme der Jahre 1995–2000, in dem M. Schlaeger, Braun-schweig, aktuelle Ergebnisse einer Befra-gung der BAND präsentierte. Dabei zeig-te sich, dass bisher nur in einer kleinenZahl der Landesrettungsdienstgesetzeder ÄLRD fixiert ist und die Gestaltungs-formen erheblich differieren. A. Lech-leuthner,Köln,wies als Vertreter des Bun-des-Arbeitskreises ÄLRD vor allen Din-gen auf die unterschiedlichen rettungs-dienstlichen Strukturen und Trägersc-haften hin,die substanziellen Einfluss aufdie Etablierung von ÄLRD-Systemen ha-ben.

Der zweite Themenblock beschäftig-te sich mit der beispielhaften Darstellungetablierter ÄLRD-Systeme aus den Städ-ten Köln (A. Lechleuthner, Köln) undHamburg (S.Wirtz,Hamburg),dem Saar-land (T. Schlechtriemen, Saarbrücken)sowie als organisationsinterne Strukturbei der Deutschen Rettungsflugwacht(M. Weinlich, Filderstadt). Hierbei wur-den die unterschiedlich akzentuiertenAufgabenbereiche, Personalmodelle,An-siedlungen des ÄLRD sowie deren vari-ierende Pflichten und Kompetenzberei-che in unterschiedlichen Systemen deut-lich.

Der dritte Themenblock beschäftig-te sich mit dem bayerischen Pilotprojektzur Erprobung des ÄLRD. M. Bayeff-Filloff, Rosenheim, stellte die Etablierungdes Pilotprojektes dar und beschrieb un-ter anderem die 24,5-tägige Qualifikati-onsmaßnahme für die ÄLRD in den 4 Pi-lotregionen sowie den Aufbau einesüberregionalen Kommunikationssy-stems und die zentrale Betreuung durchdas TQM-Centrum der Universität Mün-chen. M. Nerlich, Regensburg, stellte inseinem Ergebnisbericht die Spannungs-felder in der täglichen Arbeit der ÄLRDdar und beschrieb Verbesserungen derrettungsdienstlichen Struktur- und Pro-zessqualität,die durch die ÄLRD etabliertwerden konnten.

Aus der Sicht der Aufgabenträgerund Leistungserbringer im Rettungs-dienst zeigte P. Rechenbach, Hamburg,die Sichtweise einer großen städt. Berufs-feuerwehr auf. Der ÄLRD wird in Ham-burg als wesentliche Integrationsfigur fürdie Vielzahl der am Rettungsdienst un-mittelbar oder mittelbar beteiligten In-stitutionen und Leistungserbringer gese-hen und nimmt damit eine Schlüsselrol-le in der externen Qualitätssicherung ein.

G. Jung, Frankfurt, stellte für denRettungsdienst Frankfurt insbesonderedas kürzlich stattgehabte Auswahlverfah-ren und die erforderlichen Schritte zurBerufung des ÄLRD dar.M.Brandt,Mün-chen, stellte als Bereichsleiter Rettungs-dienst des Bayerischen Roten Kreuzes dieHaltung eines großen Leistungserbrin-gers (BRK) zum ÄLRD dar und akzentu-ierte unter anderem eine Abgrenzung desÄLRD zu organisationsinternen Struktu-ren des Leistungserbringers.

Aus der Sicht der Kostenträger for-derte S. Eschmann, Siegburg, Vertreterindes Bundesverbandes der Angestellten-und Arbeiter-Ersatzkassen,bei der Umset-zung des ÄLRD die Kompetenzen durchklare Abgrenzung der Aufgabenbereichezu regeln und zu stärken. Eine überregio-nale Vernetzung der ÄLRD-Systeme er-scheint ihr eine wichtige Voraussetzungfür effektives Handeln zu sein. J. Zellner,München, verantwortlicher Vertreter derAOK Bayern, bekannte sich im Grundsatzklar zustimmend zur regelhaften Imple-mentierung des ÄLRD und formulierte,dass neben der wünschenswerten Quali-tätssteigerung durch den Einfluss derÄLRD eine Kosten-Nutzen-Betrachtungstets beachtet werden müsse.

K. Anding, München, beschrieb dieSichtweise des Bayerischen Staatsmini-steriums des Innern, der das bayerischePilotprojekt verantwortet. Er erklärte zu-sammenfassend, dass sich das bayerischePilotprojekt, von bayerischen Kostenträ-gern komplett finanziert, bis zum aktuel-len Zeitpunkt hervorragend etabliert hatund aus diesem Erfolg abgeleitet, in Ab-stimmung mit den Kostenträgern, diebayernweite Etablierung bevorsteht.

Eine abschließende Round-Table-Diskussion der Themen des ersten Work-shoptages unter der Moderation von F.W.Ahnefeld, Ulm, und H. Klingshirn, Mün-chen, rundete den erfolgreichen erstenTag ab und führte die Teilnehmer bereitsin die Gesamtthematik des darauf folgen-den Tages ein. Es wurden im Zuge dieserersten Round-Table-Diskussion bereitsdie ersten Punkte der nachfolgenden, ge-meinsamen Resolution konsentiert.

Spezifische Aufgaben und Verantwortungsbereichedes ÄLRD

Der zweite Workshoptag war den spezi-fischen Aufgaben und Verantwortungs-bereichen der Ärztlichen Leiter Rettungs-dienst gewidmet. K. Reindl, Garmisch,sprach zu den Rahmenbedingungen undGrenzbereichen der Delegation ärztlicherMaßnahmen insbesondere in Gegen-überstellung zum sog. Notkompetenz-modell.

H. Krause, Hamburg, stellte die viel-fältigen Aufgaben des ÄLRD im Bereichder Qualifikation des nicht-ärztlichenRettungsdienstpersonals dar und mach-te insbesondere den hohen Zeitaufwandim Schulungs- und Fortbildungsbereichdeutlich. V. Dörges, Lübeck, präsentiertefür die Fortbildung des ärztlichen Ret-tungsdienstpersonals wichtige Aspektezur formalen Trainingsgestaltung, Quali-tätssicherung und kontinuierlichen Um-setzung in der Fortbildung.B.Dirks,Ulm,zeigte die Grundlagen zum Medizin-Pro-dukte-Gesetz und Arzneimittelrecht aufund fokussierte dabei diesen wichtigenVerantwortungsbereich des ÄLRD.

Abschließend sprach Chr. Lackner,München, zum Thema Qualitätsmana-gement und Strategien zur kontinuierli-chen Qualitätsentwicklung und stelltedaneben, zusammen mit C.Waydhas, Es-sen, die Erfahrungen bei der realen Eta-blierung eines QM-Systemes in Klinikender Maximalversorgung bei der akutkli-nischen Schwerverletztenversorgungdar.

In der abschließenden Round-Table-Diskussion „ÄLRD 2001 – Zukunftsper-spektiven“ wurden unter Vorsitz von D.Stratmann, BAND-Vorsitzender, und K.Anding, München, die wesentlichen Er-gebnisse des Workshops zusammenge-fasst und zur Diskussion gestellt.

Hieraus wurde nachfolgende Resolu-tion konsentiert und beschlossen:

„Nur in einer kleinen Zahl derLandesrettungsdienstgesetzeist der ÄLRD fixiert und die Ge-

staltungsformen differierenerheblich.“

Notfall aktuell: Ärztlicher Leiter Rettungsdienst

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Zielsetzung des Workshops

Im Rahmen der seit Anfang der 90er Jahre vehement geführten Diskussionüber die Kostenexplosion im Gesundheitswesen wurden Forderungen lautnach einem Qualitätsmanagement unter Berücksichtigung der medizini-sche Effektivität und der ökonomischen Effizienz.Von diesen Bemühungenkann der Rettungsdienst als medizinischer Leistungserbringer nicht ausge-schlossen werden.Daher hat die Bundesärztekammer 1995 Empfehlungen zum "ÄrztlicherLeiter Rettungsdienst“ veröffentlicht mit dem primären Ziel, medizinischesQualitätsmanagement im Rettungsdienst umzusetzen [1]. Dabei konntenauch auf die bereits langjährig existierenden Erfahrungen mit dieser Funk-tion in der „Schnellen Medizinischen Hilfe“ (SMH) der ehemaligen DDR, dieauch in die Rettungsdienstgesetze der neuen Bundesländern übernommenwurde, berücksichtigt werden.Am 02./03. März 2001 haben in München ca. 140 Notfallmediziner sowieVertreter von für den Rettungsdienst zuständigen Ministerien,Verbänden,Organisationen und Kostenträgern die vor mehr als fünf Jahren veröffent-lichten Empfehlungen der Bundesärztekammer erneut diskutiert mit derAbsicht, diese im Hinblick auf die bisher gewonnenen Erfahrungen in derUmsetzung kritisch zu würdigen, sie hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit zuüberprüfen und ggf. Änderungen/Ergänzungen vorzuschlagen.Zum Abschluss dieses Workshops haben die Teilnehmer die nachfolgendeResolution zur Institutionalisierung des „Ärztlichen Leiters Rettungsdienst“verabschiedet:

Steigerung der rettungsdienstlichen Effektivität und Effizienz

6 Jahre nach der Veröffentlichung der Empfehlungen der Bundesärztekam-mer [1] zur Definition, Aufgabenwahrnehmung, Stellung, Qualifikation undFortbildung eines „Ärztlichen Leiters Rettungsdienst“ (ÄLRD) steht außerFrage, dass mit der Implementierung dieser ärztlichen Funktion die medizi-nische Effektivität und die ökonomische Effizienz im Rettungsdienst ver-bessert werden kann.Diese Quintessenz ergab sich auch jetzt – analog zum Ergebnis des erstenWorkshops des ANR zum ÄLRD am 25. April 1995 – anhand der beispielhaftdargestellten Ergebnisse der Umsetzung in verschiedenen Rettungsdienst-bereichen, wie zuletzt auch aus den vorläufigen Ergebnissen der vier in Bay-ern durchgeführten Modellprojekte.

Institutionalisierung des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst

Es ist auch weiterhin und mit Nachdruck die rechtsverbindliche Institutio-nalisierung des ÄLRD in der Bundesrepublik Deutschland zu fordern. Dabeiist zu beachten, dass die Ansiedlung des ÄLRD beim rettungsdienstlichenAufgabenträger erfolgt.Diese Institutionalisierung entbindet aber in keiner Weise die den Ret-tungsdienst durchführenden Leistungserbringer (z. B. Hilfsorganisationen,Privatunternehmer, Luftrettungsdienste) von eigenen Anstrengungen fürein Qualitätsmanagement und der Etablierung von Systemen zur kontinu-ierlichen Qualitätsentwicklung unter ärztlicher Leitung.Dem ÄLRD muss zur Wahrnehmung seiner Aufgaben ein Weisungsrecht inallen Fragen seines Aufgabengebietes erteilt werden.

Mit allen Teilnehmern des Workshops besteht Einigkeit in der Feststellung,dass eine ehrenamtliche Übernahme der Funktion als ÄLRD in Anbetrachtder Aufgabenfülle und -verantwortung nicht möglich ist.

Organisationsmodelle

Die Vielfalt unterschiedlicher überregionaler wie insbesondere regionalerrettungsdienstlicher Strukturen lässt es nicht zu, nur eine Organisations-und Rechtsform der Einordnung des ÄLRD verbindlich für das gesamte Bun-desgebiet vorzuschreiben.Es sollte – insbesondere bei kleineren Rettungsdienstbereichen – auch dieMöglichkeit einer Tätigkeit des ÄLRD über eigene kommunale Grenzen hin-aus erwogen werden.

Qualifikationsvoraussetzungen

In der Regel soll weiterhin grundsätzlich beachtet werden, dass eine Anbin-dung des ÄLRD auch an eine klinische Tätigkeit fortbesteht, da Notfallret-tung im Kern die Durchführung „präklinischer Akutmedizin“ mit den Mög-lichkeiten des Rettungsdienstes bedeutet.Der in den Empfehlungen der BÄK vorgegebene zeitliche Rahmen für die si-cher erforderliche spezielle, insbesondere administrative und organisatori-sche Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelnde Fortbildung wird den Erfor-dernissen – auch als nur Mindestvorgabe (24 h) – nicht gerecht.Dennoch soll jetzt keine für das gesamte Bundesgebiet einheitliche, ver-bindliche Inhalts- und Zeitvorgabe für einen Fortbildungskatalog neu er-stellt werden, damit individuell ggf. schon vorbestehende Qualifikationenberücksichtigt werden können. Zudem kann das tatsächlich zu überneh-menden Aufgabenspektrum des zukünftigen ÄLRD regional sehr unter-schiedlich sein.Es sollte vielmehr ein allgemeines Anforderungsprofil mit erforderlichenSchlüsselqualifikationen formuliert werden, an dem dann der Aufgabenträ-ger in Abstimmung mit dem ÄLRD individuell entscheiden kann, welcheAus- und Fortbildungsinhalte in welchem Umfang noch zu erfüllen sind.

Aufgabenspektrum

Es besteht bei den Ländern Einigkeit über die Notwendigkeit der Institutio-nalisierung eines ÄLRD. Es muss aber auch Einigkeit über seinen Aufgaben-bereich auf der Grundlage der Empfehlungen der BÄK bestehen.Danach ist die ärztliche Mitwirkung im Qualitätsmanagement des Ret-tungsdienstes die zentrale Aufgabe des ÄLRD – neben möglichen weiterenim Katalog der Bundesärztekammer genannten Tätigkeitsfeldern.Bei der Aufgabenauswahl und -beschreibung sollten (zukünftige) ÄLRD kritischihre realen zeitlichen, personellen und sächlichen Möglichkeiten berücksichti-gen, um eine effektive Aufgabenwahrnehmung gewährleisten zu können.

Finanzierung

Die Teilnehmer des Workshops akzeptieren und unterstützen, dass die vonVertretern der Kostenträger geäußerte grundsätzliche Bereitschaft zur Fi-nanzierung des ÄLRD gebunden ist an den Nachweis der Optimierung dernotfallmedizinischen Effektivität und der ökonomischen Effizienz.

Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND) – Resolution vom 02./03. März 2001

Resolution der BAND gemeinsam mit dem Arbeitskreis Notfallmedizin und Rettungswesen (ANR) der Ludwig-Maximilians-Universität München,Institut für Notfallmedizin (IfN) der LBK-Hamburg Gruppe in Hamburg und unter Mitwirkung des Bayerischen Staatsministerium des Innern

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Überregionale Kooperation

Bei der Darstellung der Ergebnisse der Bayerischen Modellprojekte zumÄLRD wurde auch auf die zentrale Bedeutung einer überregionalen QM-Da-tenaquisition und -auswertung sowie eines kontinuierlichen Erfahrungs-austausches auf dieser Ebene unter den ÄLRD hingewiesen.Die Workshopteilnehmer fordern daher übereinstimmend dazu auf, auch inanderen Bundesländern zukünftig diese Möglichkeiten einer überregiona-len QM-Datenaquisition und -auswertung zu nutzen sowie überregionaleKommunikations- und Kooperationsebenen einzurichten.Darüber hinaus muss im berufspolitischen Bereich die bereits bestehendeKooperation zwischen der BAND und dem „Arbeitskreis Ärztlicher LeiterRettungsdienst Deutschland“ zur kontinuierliche Sicherstellung einer inter-disziplinären Kommunikation und Kooperation beibehalten und fortgesetztwerden.

Ärztlicher Leiter Notarztstandort

Da in zahlreichen Rettungsdienstbereichen der Notarztdienst von Kranken-hausärzten als Dienstaufgabe versehen wird, ist in diesen Krankenhäusernein Arzt als weisungsberechtigter „Ärztlicher Leiter Notarztstandort“ zu be-stimmen. Dies beinhaltet – wie bereits in den Empfehlungen zum ÄLRD derBÄK formuliert – die „Sach- und Fachaufsicht für diesen Notarztstandort“.

Da dieser Arzt als kompetenter Ansprechpartner für den ÄLRD von beson-derer Bedeutung ist, wird die BÄK aufgefordert, auch für diese Funktion de-taillierte Anforderungen – analog zum „Leitenden Notarzt“ und zum ÄLRD– zu definieren und zu beschreiben.

Zusammenfassung

Die Teilnehmer des interdisziplinären Workshops 2001 „Ärztlicher LeiterRettungsdienst“ in München fordern die Bundesländer auf, rasch und ziel-führend für die Umsetzung der Institutionalisierung eines „Ärztlichen Lei-ters Rettungsdienst“ Sorge zu tragen, da – auch mit diesem Workshop – be-legt werden konnte, dass durch diese Funktion die notfallmedizinische Ef-fektivität und die ökonomischen Effizienz der Patientenversorgung und -betreuung verbessert werden.

Literatur

1. Moecke H, Stratmann D (1995)

Die Empfehlungen der Bundesärztekammer zum

„Ärztlichen Leiter Rettungsdienst“. Notarzt 11: 99

Deutsche Sepsis-Gesellschaft e.V.

Sepsis und septischer Schock gefährden vielfach

die Behandlungserfolge der modernen Medizin.

Ihre Inzidenz steigt, weil der medizinische Fort-

schritt in vielen Bereichen mit einer Zunahme der

Invasivität diagnostischer und therapeutischer

Maßnahmen und der Notwendigkeit von Inten-

sivtherapie einhergeht. Jedoch fehlen in Deutsch-

land valide epidemiologische Daten zur Inzidenz,

Prävalenz, Letalität und Verlauf der Sepsis. Ob-

wohl viele medizinische Fachgesellschaften die

Sepsis als ein relevantes Problem betrachten, wird

sie von keiner Disziplin als Schwerpunktaufgabe

begriffen. Um im Verständnis, in der Behandlung

und in der Darstellung dieses Krankheitsbildes in

der Öffentlichkeit weiterzukommen, ist daher ei-

ne Bündelung von Aktivitäten notwendig.

Die Gründungsmitglieder der Deutschen

Sepsis-Gesellschaft e.V. fordern alle interessierten

Ärzte, Naturwissenschaftler, Gesundheitsökono-

men, Gesundheitspolitiker und Kostenträger auf,

Mitglied zu werden. Die neu gegründete Gesell-

schaft hat sich u. a. folgende Ziele gesetzt:

◗ Etablierung einer Forschungsplattform unter

Kooperation von Kliniken, Instituten, medizini-

schen Forschungseinrichtungen und der for-

schenden Industrie,

◗ schnelle und effiziente Umsetzung wissen-

schaftlicher Erkenntnisse in die klinische Ver-

sorgung und Förderung von Maßnahmen zum

klinischen Qualitätsmanagement,

◗ Lobbying für die Sepsis in der Öffentlichkeit bei

Kostenträgern und der Gesundheitspolitik,

◗ Aufklärung der Bevölkerung,

◗ Durchführung von Fort- und Weiterbildungs-

veranstaltungen.

Weitere Informationen und die Beitrittser-klärung können angefordert werden bei:Prof. Dr. Konrad Reinhart,

Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherpie,

Bachstraße 18, 07740 Jena

Fachnachrichten

Springer-Verlagsdatenbank bei DIMDI

DIMDI bietet in Kooperation mit der Deutschen

Zentralbibliothek für Medizin (ZBMed) in Köln die

englischsprachige Springer-Verlagsdatenbank so-

wie die zugehörigen Volltexte im Portable Docu-

ment Format (PDF) an. Die Datenbank wächst

jährlich um ca. 20.000 Dokumente.

Über grips-WebSearch sind damit elektroni-

sche Volltexte aus ca. 200 internationalen medizi-

nischen Fachzeitschriften des Springer-Verlages –

beginnend 1997 – zugänglich. Die Datenbank ist

auch im freien Angebot verfügbar (bibliographi-

sche Angaben, Stichworte, englische und/oder

z.T. originalsprachige Kurzzusammenfassungen).

Der Zugriff auf die Volltexte steht nur im kosten-

pflichtigen Angebot zu Verfügung.

Die Springer-Volltexte werden bei der Re-

cherche zusätzlich mit Publikationshinweisen aus

anderen Literaturdatenbanken verknüpft.Weitere

Informationenen: http://www.dimdi.de

Quelle: Pressemitteilung DIMDI, Köln