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mit einem Donator-Akzeptor-Verhaltnis von 2 : 1 und der Komplexe mit einem 3 : 1-Verhaltnis ist annahernd gleich, wahrend die Probe 6 mit einer Zusammensetzung von 1 : 1 eine um zwei GroBenordnungen niedrigere elektrische Leit- fahigkeit besitzt. Die Aktivierungsenergie AE ist ebenfalls von der stochiome- trischen Komplexzusammensetzung abhangig. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Komplexen der Zusammensetzung 1 : 1, 2 : 1 und 3 : 1. Thermoelektrische Messungen konnten infolge der sehr nied- rigen elektrischen Leitfahigkeit der Substanzen nicht durch- gefiihrt werden. Wir danken Herrn Dr. C. Hamann fur die Unterstlitzung bei der Durch- fiihrung der physikalisehen Messungen sowie Frau A. Leyffer fur die ge- wissenhafte experimentelle Mitarbeit. Literatur [l] Sehr, R., Labes, M. M., Bose, M., Ur, H., n. F. Wilhelm: Sympo- sium on Electrical Conductivity in Solids (Interscience Publishers, Inc., New York, 1961) p. 309 [21 Osiecki, J. H.: h'ature [London] 198, 85 (1963) [3] Ottderg, A., Hoffmann, C. J., u. J. Osiecki: J. chem. Physics 38, 1898 [41 Bretschneider, A., Hamann, C., Heim, J., u. L. Libera: in Vorbe- [51 Bijl,D., gainer, H., u. A. C. Rose-lnnes: J. chem. Physics 30, 765 (1963) reitung (1959) Lothar Libera und Horst Bretschneider, Technische Hoch- schule Karl-Marx-Stadt, Institut fur Chemie eingegangen am 29. August 1969 ZCM 2907 Tagungsberichte Internationales Symposium ,,Koordinationschemie der Uberga,ngselemente" vom 22. bis 25. 9. 1969 in Jena Das Symposium wurde gemeinsam von der Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitit Jena und der Chemischen Gesellschaft in der DDR veranstaltet. Die Veranstalter hatten sich zum Ziel gesetzt, Vertreter aus verschiedenen europai- schen Zentren der Komplexchemie zusammenzufuhren, um den Austausch von Arbeitsergebnissen zu fordern und durch das Knupfen neuer personlicher Kontakte und die Vertiefung bereits bestehender Beziehungen den Gedankenaustausch zwischen verschiedenen auf dem Gebiet der Komplexchemie tltigen Arbeitsgruppen zu verbessern. Die Teilnahme von etwa 200 Wissenschaftlern aus 13 Staaten (Bulgarien, CSSR, Danemark, DDR, GroBbritannien, Italien, Osterreich, Polen, Rumanien, Schweiz, Sowjetunion, Ungarn, Westdeutschland) darf als Beweis dafiir angesehen werden, daO die Tagung mit dieser Zielstellung einem echten Bediirfnis der Koordina- tionschemiker entsprochen hat. Das wissenschaftliche Programm gliederte sich in 8 Plenar- vortrage und 60 Diskussionsvortriige, die parallel in den drei Sektionen ,,Spektren und Struktur", ,,Koordination in Losung" und ,,Synthesen und Reaktionen" gehalten wurden, und iiber die im folgenden ausfiihrlicher berichtet werden soll. Der erste Plenarvortrag, E. 0. Fischer, Miinchen, ,,50 Jahre Chrom-Organo-Chemie", war eine Wiirdigung der Arbeiten von Fr. Hein, Jena. Fr. Hein hat 1919 mit den ,,Phenyl- chromverbindungen" die ersten Chromorganoverbindungen hergestellt nnd damit ein neues, auBerordentlich fruchtbares Arbeitsgebiet erschlossen. Den zweiten Tag des Symposiums eroffnete E. Uhlig, Jena, mit einer kurzen Ansprache zum ehrenden Gedenken an H. L. Schlafer, FrankfurtIMain, des- sen unerwarteter Tod seine Teilnahme an der Tagung un- moglich gemacht hatte. Das Manuskript zu seinem Plenar- vortrag ,,Angeregte Zustande von Chrom(II1)-komplexionen und ihre Bedeutung fur Photochemie und Lumineszenz" hatte H. L. Schlafer bereits fertiggestellt, so dal3 es an seiner Statt von seinem Mitarbeiter W. Geis verlesen werden konnte. In weiteren Plenarvortriigen berichteten C. A. Razuvajev, Gorki, uber ,,Bimetallorganische Verbindungen - neue Syn- thesen und Reaktionen", V. Gutmann, Wien, uber ,,Die Be- deutung der Donorzahl fur die Koordinationschemie in nicht- wlOrigen Losungen", E. Uhlig, Jena, uber ,,Metallchelate in wlBriger Losung", R. Taube, Greifswald, ,,Neuere Aspekte der Komplexchemischen Stabilisierung niederer Oxydations- stufen bei Obergangsmetallen", L. Sacconi, Florenz, ,,High- and low-spin pentacoordinate complexes of cobalt(I1) and nickel(II)", sowie E. Hoyer. Leipzig, iiber ,,Dithiolen-Che- late". Sektion A - Ypektren und Struktur Durch den bedeutsamen Aufschwung der theoretischen KO- ordinationschemie, insbesondere der Ligandenfeldtheorie, sind in vielen Fallen recht zuverlassige Aussagen iiber Be- ziehungen zwischen Struktur- bzw. Bindungstyp und Eigen- schaften von Komplexverbindungen moglich geworden. Da- gegen besteht noch wenig Klarheit dariiber, in welcher Weise das Auftreten spezieller Strukturverhaltnisse durch die Na- tur der Komplexbestandteile beeinflufit wird. Experimentelle Untersuchungen, die mit dieser Zielstellung in zunehmender Breite durchgefuhrt werden, bringen immer neue Beweise fur die nahezu unerschopfliche Vielfalt koordinations-chemi- scher Erscheinungen. Schon unterschiedliche Darstellungsbe- dingungen konnen sich ebenso wie geringfiigige Abwandlun- gen im Ligandentyp bei unveranderter Komplexzusammen- setzung betrachtlich auf Struktur und Eigenschaften der Ver- bindungen auswirken. Analogieschliisse, die sich nur auf ubereinstimmende Zusammensetzung stutzen, erweisen sich daher oft als fehlerhaft. Die Strukturaufklarung schon langere Zeit bekannter oder ueu synthetisierter Komplexverbindungen nimmt deshalb innerhalb der koordinationschemischen Forschung einen im- mer breiteren Raum ein. Davon legten auch die Diskussions- vortrage der Sektion A Zeugnis ab. Als Untersuchungsmetho- den werden neben der Rontgenstrukturanalyse, die wegen des damit verbundenen Aufwandes noch immer auf wenige aus- gewahlte Typen beschrankt bleibt, spektroskopische sowie magnetische und ESR-Messungen, in speziellen Fallen auch MoObaueruntersuchungen herangezogen. Mehrere Diskussionsvortrage behandelten das Problem anti- ferromagnetischer Wechselwirkungen bei Kupfer(I1)-ver- bindungen. Mittels magnetischer Suszeptibilitats- und ESR- Messungen untersuchte A. V. Ablov, Kischinjow, die Kupfer- salze isomerer Hydroxybenzoesauren. Wihrend Kupfer- salicylat Cu(o-HOC,H,COO), * L, je nach Darstellungsweise und Art der zusatzlichen Liganden L sowohl magnetisch normale, monomere Struktureinheiten als auch dimere Mo- lekiile mit normalem und solche mit reduziertem Para- magnetismus bildet, liegen den z. T. hoher solvatisierten Addukten des para-Hydroxybenzoat,s stets dimere Molekiile Cu,(p-HOC,H,COO), . L, mit reduziertem magnetischem Moment zugrunde. Die koordinative Umgebung des Zentral- atoms ist der des Kupferacetat-monohydrats vergleichbar. Auch bei Kupfer-tartratkomplexen, die bei Darstellung unter verschiedenen pH-Bedingungen sehr unterschiedliche Zusammensetzungen mit z.T. hoheren Assoziationsgraden aufweisen, wurden magnetische Austauschwechselwirkungen beobachtet. Nach J. Kratsrncir-&mogroviC und Mitarb., Bratislava, wird die Bildung von Zweikernstrukturen bei Kupferkomplexen verschieden substituierter, aromatischer Carbonsluren mit zunehmender Basizitat der Carboxylationen begiinstigt. MaO- gebend sind auBerdem addierte Solvatmolekeln, unter denen Z. Chem., 9. Jg. (1969) Heft 12 471

Internationales Symposium „Koordinationschemie der Übergangselemente” vom 22. bis 25. 9. 1969 in Jena

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mit einem Donator-Akzeptor-Verhaltnis von 2 : 1 und der Komplexe mit einem 3 : 1-Verhaltnis ist annahernd gleich, wahrend die Probe 6 mit einer Zusammensetzung von 1 : 1 eine um zwei GroBenordnungen niedrigere elektrische Leit- fahigkeit besitzt. Die Aktivierungsenergie A E ist ebenfalls von der stochiome- trischen Komplexzusammensetzung abhangig. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Komplexen der Zusammensetzung 1 : 1, 2 : 1 und 3 : 1. Thermoelektrische Messungen konnten infolge der sehr nied- rigen elektrischen Leitfahigkeit der Substanzen nicht durch- gefiihrt werden.

Wir danken Herrn Dr. C. Hamann fur die Unterstlitzung bei der Durch- fiihrung der physikalisehen Messungen sowie Frau A. Leyffer fur die ge- wissenhafte experimentelle Mitarbeit.

Literatur

[l] Sehr, R., Labes, M . M. , Bose, M . , Ur, H . , n. F . Wilhelm: Sympo- sium on Electrical Conductivity in Solids (Interscience Publishers, Inc., New York, 1961) p. 309

[21 Osiecki, J . H.: h'ature [London] 198, 85 (1963) [3] O t t d e r g , A. , Hoffmann, C. J . , u. J . Osiecki: J. chem. Physics 38, 1898

[41 Bretschneider, A., Hamann, C., Heim, J. , u. L. Libera: in Vorbe-

[51 Bijl,D., gainer, H . , u. A . C. Rose-lnnes: J. chem. Physics 30, 765

(1963)

reitung

(1959)

Lothar Libera und Horst Bretschneider, Technische Hoch- schule Karl-Marx-Stadt, Institut fur Chemie

eingegangen am 29. August 1969 ZCM 2907

Tagungsberichte

Internationales Symposium ,,Koordinationschemie der Uberga,ngselemente" vom 22. bis 25. 9. 1969 in Jena

Das Symposium wurde gemeinsam von der Sektion Chemie der Friedrich-Schiller-Universitit Jena und der Chemischen Gesellschaft in der DDR veranstaltet. Die Veranstalter hatten sich zum Ziel gesetzt, Vertreter aus verschiedenen europai- schen Zentren der Komplexchemie zusammenzufuhren, um den Austausch von Arbeitsergebnissen zu fordern und durch das Knupfen neuer personlicher Kontakte und die Vertiefung bereits bestehender Beziehungen den Gedankenaustausch zwischen verschiedenen auf dem Gebiet der Komplexchemie tltigen Arbeitsgruppen zu verbessern. Die Teilnahme von etwa 200 Wissenschaftlern aus 13 Staaten (Bulgarien, CSSR, Danemark, DDR, GroBbritannien, Italien, Osterreich, Polen, Rumanien, Schweiz, Sowjetunion, Ungarn, Westdeutschland) darf als Beweis dafiir angesehen werden, daO die Tagung mit dieser Zielstellung einem echten Bediirfnis der Koordina- tionschemiker entsprochen hat. Das wissenschaftliche Programm gliederte sich in 8 Plenar- vortrage und 60 Diskussionsvortriige, die parallel in den drei Sektionen ,,Spektren und Struktur", ,,Koordination in Losung" und ,,Synthesen und Reaktionen" gehalten wurden, und iiber die im folgenden ausfiihrlicher berichtet werden soll. Der erste Plenarvortrag, E. 0. Fischer, Miinchen, ,,50 Jahre Chrom-Organo-Chemie", war eine Wiirdigung der Arbeiten von Fr. Hein, Jena. Fr. Hein hat 1919 mit den ,,Phenyl- chromverbindungen" die ersten Chromorganoverbindungen hergestellt nnd damit ein neues, auBerordentlich fruchtbares Arbeitsgebiet erschlossen. Den zweiten Tag des Symposiums eroffnete E. Uhlig, Jena, mit einer kurzen Ansprache zum ehrenden Gedenken an H . L. Schlafer, FrankfurtIMain, des- sen unerwarteter Tod seine Teilnahme an der Tagung un- moglich gemacht hatte. Das Manuskript zu seinem Plenar- vortrag ,,Angeregte Zustande von Chrom(II1)-komplexionen und ihre Bedeutung fur Photochemie und Lumineszenz" hatte H. L. Schlafer bereits fertiggestellt, so dal3 es a n seiner Statt von seinem Mitarbeiter W. Geis verlesen werden konnte. In weiteren Plenarvortriigen berichteten C. A. Razuvajev, Gorki, uber ,,Bimetallorganische Verbindungen - neue Syn- thesen und Reaktionen", V. Gutmann, Wien, uber ,,Die Be- deutung der Donorzahl fur die Koordinationschemie in nicht- wlOrigen Losungen", E. Uhlig, Jena, uber ,,Metallchelate in wlBriger Losung", R. Taube, Greifswald, ,,Neuere Aspekte der Komplexchemischen Stabilisierung niederer Oxydations- stufen bei Obergangsmetallen", L. Sacconi, Florenz, ,,High- and low-spin pentacoordinate complexes of cobalt(I1) and nickel(II)", sowie E. Hoyer. Leipzig, iiber ,,Dithiolen-Che- late".

Sektion A - Ypektren und Struktur

Durch den bedeutsamen Aufschwung der theoretischen KO- ordinationschemie, insbesondere der Ligandenfeldtheorie,

sind in vielen Fallen recht zuverlassige Aussagen iiber Be- ziehungen zwischen Struktur- bzw. Bindungstyp und Eigen- schaften von Komplexverbindungen moglich geworden. Da- gegen besteht noch wenig Klarheit dariiber, in welcher Weise das Auftreten spezieller Strukturverhaltnisse durch die Na- tur der Komplexbestandteile beeinflufit wird. Experimentelle Untersuchungen, die mit dieser Zielstellung in zunehmender Breite durchgefuhrt werden, bringen immer neue Beweise fur die nahezu unerschopfliche Vielfalt koordinations-chemi- scher Erscheinungen. Schon unterschiedliche Darstellungsbe- dingungen konnen sich ebenso wie geringfiigige Abwandlun- gen im Ligandentyp bei unveranderter Komplexzusammen- setzung betrachtlich auf Struktur und Eigenschaften der Ver- bindungen auswirken. Analogieschliisse, die sich nur auf ubereinstimmende Zusammensetzung stutzen, erweisen sich daher oft als fehlerhaft. Die Strukturaufklarung schon langere Zeit bekannter oder ueu synthetisierter Komplexverbindungen nimmt deshalb innerhalb der koordinationschemischen Forschung einen im- mer breiteren Raum ein. Davon legten auch die Diskussions- vortrage der Sektion A Zeugnis ab. Als Untersuchungsmetho- den werden neben der Rontgenstrukturanalyse, die wegen des damit verbundenen Aufwandes noch immer auf wenige aus- gewahlte Typen beschrankt bleibt, spektroskopische sowie magnetische und ESR-Messungen, in speziellen Fallen auch MoObaueruntersuchungen herangezogen. Mehrere Diskussionsvortrage behandelten das Problem anti- ferromagnetischer Wechselwirkungen bei Kupfer(I1)-ver- bindungen. Mittels magnetischer Suszeptibilitats- und ESR- Messungen untersuchte A. V. Ablov, Kischinjow, die Kupfer- salze isomerer Hydroxybenzoesauren. Wihrend Kupfer- salicylat Cu(o-HOC,H,COO), * L, je nach Darstellungsweise und Art der zusatzlichen Liganden L sowohl magnetisch normale, monomere Struktureinheiten als auch dimere Mo- lekiile mit normalem und solche mit reduziertem Para- magnetismus bildet, liegen den z. T. hoher solvatisierten Addukten des para-Hydroxybenzoat,s stets dimere Molekiile Cu,(p-HOC,H,COO), . L, mit reduziertem magnetischem Moment zugrunde. Die koordinative Umgebung des Zentral- atoms ist der des Kupferacetat-monohydrats vergleichbar. Auch bei Kupfer-tartratkomplexen, die bei Darstellung unter verschiedenen pH-Bedingungen sehr unterschiedliche Zusammensetzungen mit z.T. hoheren Assoziationsgraden aufweisen, wurden magnetische Austauschwechselwirkungen beobachtet.

Nach J. Kratsrncir-&mogroviC und Mitarb., Bratislava, wird die Bildung von Zweikernstrukturen bei Kupferkomplexen verschieden substituierter, aromatischer Carbonsluren mit zunehmender Basizitat der Carboxylationen begiinstigt. MaO- gebend sind auBerdem addierte Solvatmolekeln, unter denen

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- anders als beim Kupferacetat - n-Alkohole besonders zur Stabilisierung der magnetisch ,,anomelen" Molekule geeignet erscheinen.

J. Kohout und Mitarb., Bratislava, fanden auch bei Kom- plexen des Typs CuX,L, (X = C1, Br; L = Ammoniak, Pyridin) antiferromagnetisches Verhalten. Als Ursache werden ,,super exchange"- Wechselwirkungen uber Brucken- halogen angenommen, wiihrend bei Verbindungen vom Typ Cu(CH,COO), L (L = Pyridin-N-oxid, Chinolin-N-oxid) direkte Metall-Metall-Bindungen zu diskutieren sind.

Untersuchungen am Kupfer(I1)-Nitrat-System fuhrten J. Ga- ruj und J. Gazo, Bratislava, zu dem Ergebnis, daB Nitratio- nen zur Koordination gegenuber Kupfer(I1) und zur Chelat- ringbildung starker befiihigt sind, als bisher angenommen wurde. In Losung existieren auch Nitratokomplexe mit anti- ferromagnetischem Verhalten. Nach der Rontgenstruktur- analyse liegt dem bisher als Trihydrat formulierten Kupfer- nitrat die Formeleinheit Cu(NO,), . 2,5 H,O rnit gestreckt oktaedrischer Koordination zugrunde. Beide Nitratgruppen gehen direkte koordinative Bindungen zum Zentralion ein, eine wirkt als (unsymmetrischer) Chelatligand.

D. Reinen und Mitarb., Bonn, studierten auf ESR- und re- missionsspektroskopischem sowie auf rontgenographischen Wege die Wirkung des Juhn-Telbr-Effekts beim sukzessiven Einbau von Cu2+- anstelle von Zn2+-Ionen in oxidische Wirtsgitter vom Porowskit-, Niobit- und Trirutiltyp. Wiih- rend bei sehr geringem CuZ+-Gehalt lediglich ein dynamischer Juhn-Teller-Effekt wirksam wird, treten bei erhohter CU~+- Konzentration makroskopische Symmetrieerniedrigungen als Folge statkcher Juhn- Teller-Verzerrungen der Wirtsgitter ein.

Nickel(I1)- oder Kobalt(I1)-Ionen passen ihre koordinative Umgebung in gewissen Grenzen dem Wirtsgitter an, wenn sie anstelle von Zn2+-Ionen in Verbindungen vom Typ CaZnF, bzw. SrZnF, isomorph eingebaut werden. Auf diese Weise konnte D. Babel, Tubingen, erstmals dotierte Systeme mit tetraedrischer Fluorkoordination bei Nickel und Kobalt rea- lisieren.

Zum Studium der Struktur- und Bindungsverhaltnisse bei Eisenkomplexen bietet die Mo/3bauer-Spektroskopie eine wertvolle Ergiinzung zu anderen strukturchemischen Metho- den. K. Burger und L. Korecz, Budapest, bewiesen anhand von MoPbuuer-Untersuchungen an gemischten und polynuclearen Eisen-carbonylkomplexen, daB der Austausch eines oder mehrerer Kohlenmonoxidmolekule im Eisenpentacarbonyl gegen andere Liganden (substituierte Olefine, Phosphine, n-Allylgruppen, Halogen) die Elektronendichte am Komplex- zentrum nur wenig verllndert. Die im Vergleich zum Kohlen- monoxid geringere n-Akzeptorwirkung der eingefuhrten Liganden wird durch starkere ,,back-donation" der verblei- benden CO-Molekiile weitgehend kompensiert. Mit dem Aus- tausch von CO gegen substituierte Olefine ist eine deutliche Symmetrieerhohung verbunden (abergang von trigonal-bi- pyramidaler zu verzerrt-oktaedrischer Struktur).

Uber einen Mehrkernkomplex der Zusammensetzung Fe(bipy),,,(NCSe), (bipy = 2,S'-Bipyridyl) berichteten E. Konig, K. Madeju und Mitarb., Erlangen und Greifswald. Das magnetische Verhalten der Verbindung liegt zwischen den fur ,,high spin"- und ,,low spin"-Eisen(I1)-komplexen charakteristischen Werten, folgt jedoch, im Gegensatz zum Fe(bipy),(NCS),, bei dem temperaturabhiingige Quintett- Singulett-Gleichgewichte auftreten, dem Curie-Weissschen Gesetz. Auf Grund von Mokbauer- und IR-Spektren sowie vorlaufiger Rontgenstrukturdaten wird die Struktur [Fe1*(bipy),(NCSe),],[Feh*(bipy),(NCSe),] * bipy vorgeschla- gen, worin die Eisen(I1)-Ionen teils im Singulett-, teils im Quintettgrundzustand vorliegen (Verhiltnis 2 : 1).

Wie im Falle der Eisenverbindungen die Mo/j'bauer-Spektren, so vermitteln bei Seltenerdkomplexen die Lumineszenzspek-

tren aussagekriiftige Strukturinformationen. E. Butter und W . Seifert, Leipzig, ermittelten damit bei Alkalimetallsalzen anionischer Tetrakis-B-diketonatochelate des Europium8 is0 - mere Formen, die leicht ineinander umgewandelt werden konnen. Ihre Strukturen entsprechen wahrscheinlich einem wenig gestorten Dodekaeder und einem liings der C,-Achse gestreckten Dodekaeder, das als abergangsform zum qua- dratischen Antiprisma anzusehen ist.

Bei Seltenerdkomplexen vom Typ [SE(DMSe0)]s(C104)a, die von R. Paetzold und G. Bochmonn, Jena, untersucht wurden, koordiniert das Dimethylselenoxid wie auch in Komplexen anderer Metalle stets uber den Sauerstoff. Das Koordina- tionspolyeder entspricht nach IR- und lumineszenzspektro- skopischen Befunden einem gestorten Antiprisma, allerdings liiBt sich dodekaedrische Koordination nicht ausschliel3en.

Seit einigen Jahren haben Komplexe mit ,,ungewohnlichen" Koordinationszahlen zunehmendes Interesse erlangt. E. Uhlig und E. Unger, Jena, berichteten iiber Nickelkomplexe sub- stituierter B-Aminoiithylpyridine, die, je nach Substitutions- typ des Chelatliganden und Bruckenbildungsvermogen der Anionen, polymer-pentakoordinierte oder monomer-tetra- edrische Strukturen bilden.

Wlihrend Nickelkomplexe rnit der Koordinationszahl 5 be- reits in groBer Anzahl bekannt sind, gab es fur pentakoordi- nierte Chrom(II1)-Verbindungen bisher nur ein Beispiel. J . Kraupe und Mitarb., .Jena, fanden mittels Rontgenstruk- turanalyse auch beim Atherat des Dinatriumpentaphenyl- chrom(II1) fiinffache Koordination. Das Zentralatom ist trigonal-bipyramidal von den a-gebundenen Phenylgruppen umgeben. Polarisierte Absorptionsspektren, die bei tiefen Temperatu- ren an [N(C,H,),],[VOCl,]-Einkristallen aufgenommen wur- den, ermoglichten A. Feltz und H. Lungbein, Jena, eine Zu- ordnung der Elektronenbanden des quadratisch-pyramidal koordinierten VOC12,--Ions. Damit wurde das bisher vielfach umstrittene Termschema des pentakoordinierten Vana- din(1V)-Ions einer Kliirung nlhergebracht.

Obwohl schon seit uber 70 Jahren bekannt, wirft der bei op- tisch aktiven Komplexverbindungen beobachtete Cotton- Effekt (anomale optische Rotationsdispersion und Zirkular- dichroismus) noch zahlreiche ungekllrte Probleme auf. An Hand umfangreichen experimentellen Materials diskutierte F. Woldbye, Lyngby, die Klassifizierung optisch aktiver und optisch inaktiver d-d-Absorptionsbanden sowie mogliche Beziehungen zwischen optischer Aktivitiit der aberglnge und ihrer Zuordnung. Eine ligandenfeldtheoretische Behandlung der magneto- optischen Rotationsdispersion von ~bergangsmetallkom- plexen gaben W. Haberditzl und Mitarb., Berlin.

Sektion B - Koordination in Llfsung

Die Themen der 1 7 Vortriige, die in dieser Sektion gehalten wurden, zeigten deutlich die Fortschritte, die bei der Unter- suchung von Komplexgleichgewichten in Losung wiihrend der letzten Jahre erzielt wurden, anderseits aber auch die Vielzahl der Probleme, die noch einer Losung harren. Es kam dabei einmal mehr zum Ausdruck, daB das am besten unter- suchte Losungsmittel das Wasser ist, wiihrend die Kenntnisse uber die Eigenschaften gemischt-wliBriger und nichtwaSriger Losungsmittel noch relativ gering shd . Die in dieser Sektion dargelegten Untersuchungsergebnisse waren durch die Viel- falt der Methoden gekennzeichnet, durch die sie gewonnen worden waren. Besondere Bedeutung kommen beim Studium der Vorgiinge in Losungen spektralphotometrischen Unter- suchungen zu, deren sich die meisten Autoren bedient hatten. Weiterhin kamen die unterschiedlichsten elektrochemischen MeBmethoden (Polarographie, Konduktometrie, Potentio- metrie, Elektrophorese) zur Anwendung. Auch Verteilungs- messungen und die Kalorimetrie wurden zur Losung der an- stehenden Probleme benutzt .

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A . Svinarski, Toruri, untersuchte auf spektralphotometri- schem Wege den EinfluB von komplexchemisch aktiven Lo- sungsmitteln (Alkoholen, Acetonitril) auf die Zusammen- setzung von Koordinationsverbindungen am Beispiel von Kobalt(I1)-halogeniden. Dabei kam er zu dem Ergebnis, daB die Zusammensetzung der Komplexe in einer Losung durch das Konzentrationsverhaltnis zwischen dem Liganden und dem Losungsmittel eindeutig gegeben ist, wtihrend das Verhiiltnis Zentralion : Ligand in einem aktiven Losungs- niittel keinen EinfluB auf die Zusammensetzung der Ver- bindung hat.

Die Bildung von Verbindungen zwischen Kupferionen und Ol-, Stearin- und Elaidinsaure studierten S. Fisel und A . Bold, Iasi, durch Verteilungsmessungen, Job-Kurven und IR-Spek- tren. Dabei wurden verschiedene saure Salze der allgemeinen Zusammensetzung [CuA, . (HA'),] gefunden. (A = Stearat- anion, A' = A bzw. Anion einer der anderen Sauren, n = 1, 2 oder 3)

Spektralphotometrische Messungen fuhrten F. Popea und A . C . Banciu, Bukarest, zu dem SchluB, daB Thorium(1V)- Ionen mit dem zweizahligen Liganden Violursaure (L) vier einkernige Komplexe der Zusammensetzung ThL, ThL,, ThL, und ThL, bildet. o b e r die Art der Chelatringe, ob funf- gliedrig oder sechsgliedrig, konnten jedoch keine Angaben gemacht werden.

E . Kwiatkowski, Gdarisk, unterzog die graphischen Methoden, die bei der spektrophotometrischen Bestimmung der Zu- sammensetzung und der Stabilitat von Komplexverbindun- gen in Losung angewandt werden, einer kritischen Unter- suchung. Durch eine mathematische Analyse der Molverhalt- nis-Kurven (Extinktion als Funktion des Molverhiiltnisses der beiden Reaktanten) konnte er zeigen, daB der Abszissen- wert des Schnittpunktes von extrapolierten geraden Kurven- stiicken nicht exakt die Zusammensetzung der in dem be- treffenden System vorhandenen Komplexe angibt.

Unter Benutzung einfacher Annabmen iiber elektrostatische, mesomere und induktive Einflusse von verschiedenen Sub- stituenten bei aromatischen Aminopolycarbonsauren gelang es E. Uhlig und D. Walther, Jena, Korrelationsbeziehungen zwischen Siiureassoziationskonstanten und Komplexstabili- tatskonstanten herzustellen. Diese Beziehungen ermoglichen es, bei Kenntnis der Siiureassoziationskonstanten die Sta- bilitat der Kobalt-, Nickel-, Kupfer- und Zinkkomplexe mit hinreichender Genauigkeit zu berechnen, wie a n um- fangreichem Untersuchungsmaterial nachgepriift werden konnte.

Am Beispiel der Oxydation von Mandelsaure studierten K.-H. Heckner u. Mitarb., Berlin, den EinfluB, den Mineral- sauren auf die Reaktivitkit von Chromat(V1) ausuben. Es zeigte sich dabei, da5 in wil5rigen Losungen das Ion HCrO, die am starksten oxydierend wirkende Chrom(V1)-Spezies ist, daB daneben aber auch die unter der Wirkung von Siiu- ren gebildeten Teilchen Cr0,X- (X = F, C1, Br, CrO;) direkt oxydierend wirken konnen.

Wie E. Danilczuk, Toruri, feststellen konnte, fuhrt die Zer- setzung von Silber(1)-sulfit-Komplexen zu elementarem Sil- ber und zu S,Oi--Ionen, wobei die Reaktionsprodukte eine negative katalytische Wirkung ausuben.

Die Photolyse alkalischer Losungen von K,[M(CN),] (M = Mo, W) untersuchten A. Samotus, 2. Stasicka u. a., Krakbw. Diese Reaktion fuhrt iiber mehrere Zwischenstufen zu [MO(OH)(CN),I3- als Endprodukt.

M. Centschew und A . Tolewa, Plovdiv, berichteten uber das komplexchemische Verhalten der dkstereomeren 3-Amino- 2,3-diphenyl-propansauren. Bei der potentiometrischen Be- stimmung der Sauredissoziationskonstanten hatte sich heraus- gestellt, da5 die threo-Form in erster Stufe eine starkere, in zweiter Stufe dagegen eine schwschere Saure ist als die ent- spreahende erythro-Form. Die Kupferkomplexe der threo-

Siiure sind stabiler als die der erythro-Verbindung. Die Ur- sachen hierfiir konnen auf die sterische Anordnung der Amino- und der Carboxylatgruppen zuruckgefuhrt werden.

Durch kalorimetrische Messungen an Losungsgleichgewich- ten zwischen 3d-Ionen und Anthranilsaure-N, N-diessigsaure bzw. p-Alanin-N, N-diessigsiure konnten A. .Martin und E . Uhlig, Jena, den EinfluB ableiten, den ein Benzolring, der Bestandteil eines Chelatrings ist, auf die Komplexbildung ausubt. Das aromatische System verandert einmal durch mesomere und induktive Wechselwirkungen die Donator- eigenschaften der Haftatome und verringert anderseits die Beweglichkeit des freien Liganden. Diese beiden Effekte kommen in den Reaktionsenthalpien und -entropien deutlich zum Ausdruck.

Nach den Untersuchungen von K. D. Schleinitz u. Mitarb., Berlin, storen in den Prussiaten [Fe(CN),X]*- die Liganden X die Oh-Symmetrie dieser Ionen. Auf Grund des Ausmaljes dieser Storung, die spektroskopischen Daten entnommen werden kann, lassen sich die Liganden X in eine Reihe ordnen. Eine Sihnliche Reihenfolge ergibt sich aus den Gro5en der Diffusionskoeffizienten und der Austauschstromdichten.

Durch das Studium des polarographischen Verhaltens von Komplexen des Typs Coen,X$ unter dem EinfluB der Ande- rung der H+-Ionen- und der en-Konzentration konnte L. Kiss, Szeged, zeigen, daB das charakteristische Auftreten von zwei Stufen wahrend der Reduktion des Co(II1) zum Co(I1) bei diesen Verbindungen eine Resultierende aus einem kationischen und einem anionischen Strom ist.

Ein seit Jahrzehnten immer wieder behandeltes Problem, die Kondensation saurer Wolframatlosungen, nahm J. Ghoj- nacka, Krakbw, mit einer neuen Methode in Angriff. Bei dem beschriebenen Isomatrix-Elektromigrationsverfahren wird die Beeinflussung der Kondensationsgleichgewichte durch die Untersuchungsmethode in der Weise verhindert, daB als Trlgerelektrolyt die gleiche Losung (gleiche Konzentration an Wolframat und gleicher pH-Wert) verwendet wird wie zur eigentlichen Untersuchung. Die Untersuchungslosung unter- scheidet sich vom Tragerelektrolyten nur darin dalj sie mit lS5W markiert ist und so die Auftrennung der einzelnen Wolf- ramatspezies im elektrischen Feld radiochemisch nachge- wiesen werden kann. Aus der Wanderungsgeschwindigkeit lassen sich dann Schlusse auf die einzelnen Teilchen ziehen, die in den Losungen miteinander im Gleichgewicht stehen. Es zeigte sich, da5 eine wesentliche Temperaturerhohung nicht nur zu einer beschleunigten Einstellung des Gleichge- wichtszustands fuhrt, sondern daB hierbei anders aufgebaute Polywolframate gebildet werden als bei Raumtemperatur.

Xektion C - Synthesen und Reaktionen

I n dieser Sektion wurde den 22 (von 25 angekundigten) Vor- triigen mehr als allgemeine Aufmerksamkeit zuteil. Daher sei der Hinweis erlaubt, daB moderne Untersuchungsmethoden sich vor allem hervorheben, wenn ihnen die Leistungen einer eleganten praparativen Praxis zugrunde gelegt werden kon- nen. Die zunehmende Beachtung, die die Chemie der Or- ganometallverbindungen findet, spiegelt die Zahl der Bei- trage wider, die aus diesem Gebiet kamen. Neue Ergebnisse auf dem Gebiet der o-Organyle lieferte K. H. Thiele (in Zusammenarbeit mit K . Jacob und S. Schro- der), Magdeburg, mit der Darstellung bisher unbekannter Vanadiumalkyle bei der Umsetzung von VCI, mit Zink- dialkylen in Hexan. Violettes R,VCl, (R = Me, Et , Pr) zeigt unerwartete thermische Stabilitat (Z 150 "C). Das gilt auch fur tieffarbige Addukte der KZ 6 mit THE', Py, Dipy als Donatoren, fur die etwa 1,8 BM gefunden wurden, wahrend die Momente der reinen Verbindungen um 2,5 BM liegen. Dialkylvanadiumdichloride sind nicht weiter alkylierbar, uberschussiges ZnR, fuhrte zu grunen 1 : 1-Addukten, z. B. Zn(VMe,Cl,) . THF, das thermisch in die Ausgaugsstoffe zerlegbar ist. Mildere Alkylierung von VCl, mit SnMe, oder

GO Z. Chena., 9 . Jo. (19G9l IIeft 12 473

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Reaktion von SOC1, mit Me,VCI, liefern solvatfreies MeVCl, (2,42 BM) mit normalem Magnetismus und unterschiedlicher Koordinationstendenz gegenuber Ather, Py, Dipy. Erhohte magnetische Momente und hohe thermische Bestandigkeit bei solvatfreien Alkylvanadiumverbindungen konnten auf eine polymere Struktur mit Chlorobrucken zuruckzufuhren sein.

Gesicherte Strukturen konnte E. Kurras (mit P . Klimsch, J . Otto, K. Zimmermnn), Rostock, fur einige Alkylchrom(I1)- verbindungen angeben (in Ather aus CrC1, und LiR darge- stellt), bei denen reduzierter Pammagnetismus (0,5 BM) schon die Zweikern-Struktur mit Cr-Cr-Wechselwirkung fur (RCrLi,. 2Ae), [R =Me,; (1,4-C4H8),; (1,5-C5H&]vermuten lie13. Reaktionen am Cr-Cr-Cluster (mit einem Metall-Ab- stand von 1,98 A, dem auch (AllzCr)2 mit 1,97 A entspricht) erlaubten beim (Me4CrLi, * 2Ae), den Austausch von Ae gegen T H F oder Dioxan. Die Spaltung der Cr-Cr-Bindung wurde mit C5H8 erreicht, bei dnderung der Oxydationsstufe entstand CpCrMe,Li * 2Diox. Ohne solche Anderung ver- lauft die Umwandlung von (n-AIl2Cr), mit LiMe in (Me,CrLi, *

STHF),, fur die Alkylzwischenstufen existieren. Dargelegt wurde auljerdem die Abhangigkeit der Bildungsreaktion der Chromalkyle von der Natur der im Reaktionsgemisch vor- handenen Lithiumhalogenide. LiBr bzw. LiJ begunstigen die Umwandlung von Me,CrLi, in (Me,Cr,Li,),. Gleiches gilt fur die Bildungsreaktion aus CrCl, und LiR.

Eine interessante Variation der Zweikern-Struktur bei Or- ganometallverbindungen prlsentierte M . P. Lappert (mit M . R . Collier, B . M . Kingston, M . M . Truelock), Brighton, durch die gleichzeitig das Problem der Stabilisierung der ubergangsmetall-Alkyl-Derivate Beachtung findet. Be- kanntlich ist die Isolierung von Alkylmetallverbindungen davon abhangig, ob in geeigneter Weise eine Olefin-Elimi- nierung umgangen werden kann. Lappert beschrieb zunachst die Synthese stabiler Silylmethylenderivate, z. B. cis-(Et,P),Pt(CH,SiMe,), oder LMCH,SiMe,, wobei L = Cp(CO),, wenn M = Mo, W oder L = Cp(CO), fur M = Fe, bei denen die M-C-Bindung vom Elektronendruck der Trimethyl- silylgruppe profitiert. Es wurde gezeigt, daB in Portfuhrung dieses Konzeptes beim Wolfram auch der Weg zu Athyl- und Carbenderivaten gangbar ist.

Die Existenz kovalenter Ti-C-Bindungen im Tetraphenyl- titan hat, wie V . N . Latyaeva (mit G. A. Razuvaev), Gorki, darlegte, eine Reihe praparativer Bestiitigungen gefunden. Bei -70°C wurde nach C5H8-Zugabe Cp,TiPh, isoliert und mit LiCp ein Gemisch von CpTiPh, und Cp,TiPh, ; (C,F,),Ti reagiert weder mit C5H5 noch mit LiCp, aber tauscht aus mit LiPh. Wegen der absinkenden Li-CC-Bindungspolaritiit in der Reihe LiC,F, - LiCp - LiPh wurde LiPh auch zur Charakteristik von Cp,TiPh, herangezogen. Dabei entsteht durch stufenweise Abspaltung von LiCp und Reduktion Diphenyltitan sowie metallisches Lineben Benzol. Diese Spal- tung von LiPh wird auch mit reinem TiPh, ausgelost, sie scheint katalytischer Natur zu sein. Gleiches wird mit HgPh, beobachtet. Untersucht wurde die Austauschreaktion mit LiCH,Ph und Benzoylperoxid. Der charakteristische thermische Zerfall der reinen Phenyltitanverbindungen er- wies sich als lenkbar bei Gegenwart von Diphenylacetylen. TiPh, ubertragt 1%-markierte Phenyle, die im Tetraphenyl- Bthylen oder als Diphenyl gefunden wurden.

G . A . Domrachev (mit G . A. Razuvaev, 0. N . Suvorova, L . G. Abakumova), Gorki, berichtete iiber das Verhalten von Sandwich-Kationen des Ti, Cr, Fe, Pd bei Reaktionen mit ,6-Diketonen (Ch = acac, Dibenzoylmethyl, Thenoyltrifluoro- acetonat, Ferrocenoyltrifluoroacetonat), das gekennzeichnet ist durch eine Disproportionierungsreaktion, die nicht Cp,TiChCI, sondern CpTiCh,CI entstehen la&, ebenso statt Aren,CrCh nur Aren,Cr + CrCh,, oder anstelle von Cp,FeCh ein Gemisch van Cp,Fe ur,d CpFeCh,. Die Neigung der Zwi- schenstufen unter Bildung von Halbsandwich-Metall-Diketo- naten zu disproportionieren steigt an mit ansteigendem pK,-

Wert der /J-Diketone, d. h., daB eine mehr kovalente Bindung zwischen Metal1 und &Diketonat die Reaktion begunstigt. Die Bindungsunterschiede wurden durch IR- und UV-Mes- suugen gekennzeichnet, z. B. beim Vergleich FeCh,-AllFeCh, - CpFeCh, aus der Erhohung des Elektronendrucks anhand der Verschiebung der Chelatbanden nach hoheren Frequen- Zen.

ifber Synthesen und Verhalten von Halbsandwich-Komple- xen des Chroms mit Borazol-Derivaten wurde von H. Werner (mit E. und K. Deckelmann), Zurich, vorgetragen. Obwohl beim Vergleich der IR-, HMR- und Massenspektren dcs Me&,Cr(CO), mit dem entsprechenden Komplex des anor- ganischen Benzols eine Analogie der Ring-Metall-Bindung gefunden wird, existiert ein deutlicher Unterschied gegen- iiber Lewis-Basen. Dioxan verdrangt Me6B3N3 unter Bildung von (CO),CrDiox,Cr(CO),, Alkylphosphine, Phosphite, Iso- nitrile liefern cis-Cr(CO),L,; Ph,As oder Ph,P aber trans- Cr(CO),L,. Anhand kinetischer Messungen bei Substitution rnit Phosphiten konnte ein SNP-Mechanismus nachgewiesen werden. Dieser bisher seltene Fall, daB nucleophiler Angriff des Donors am oktaedrischen Primarkomplex (und nicht dessen Dissoziation) die Reaktion einleitet, verlangt lediglich 6-7 kcal/Mol als Aktivierungsenergie und gewinnt besonderes Interesse durch die SchluBfolgerung, daB hier eine primare Wechselwirkung Donor-Ringligand und nicht Donor-Chrom- atom fur den Reaktionsablauf bestimmend ist. Dafur spricht ma., da13 Et3B3N3Me3Cr(C0), schneller rnit (EtO),P reagiert als MesB,N,Et,Cr(CO),, d. h., die elektronenliefernde Athyl- gruppe am N erschwert die Wechselwirkung mit der angrei- fenden Lewis-Base.

Kinetische Untersuchungen von F. Ungvary (mit L . Marko), Veszprem, beschaftigten sich mit der Rolle des HCo(CO), als postulierte katalytische Zwischenstufe bei der Hydroformy- lierung von Olefinen. Es wurde der Zerfall von HCo(CO), in Heptan experimentell verfolgt und ein Mechanismus fur die Summenreaktion 2HCo(CO), = H, f CO,(CO)~ angegeben. p i e Berechnungen ermoglichen erstmalig Angaben iiber die Konzentration des koordinativ ungesattigten HCo(CO),, da- nach liegen bei 150°C und 100 a tm CO-Partialdruck (Bedin- gungen der Oxosynthese) 0,3% des HCo(CO), als HCo(CO), vor.

uber katalytische Umsetzungen mit Cyclooctadien-Nickel- Phosphinkomplexen berichtete P. Heimbach, Mulheim, und zwar uber Synthesen mit Butadien und Alkinen (mit K. J . Ploner, W . Brenner, R . Schimpf, P. Thomel), bei denen Ring- Acetylene und offenkettige Acetylene bis C,, und C,, zuglng- lich werden und iiber die Synthese methyl-substituierter cis-l,2-Divinylcyclobutane (mit H . Hey, R . Traunmuller). Dabei kounten die stereospezifischen Aspekte geklart werden, denen zufolge bei der Cyclodimerisierung von Butadien nach Wilke bei einem Abbruch der Reaktion vor dem vollstiindigen Butadien-Umsatz neben COD etwa 40% cis-1,S-Divinyl- cyclobutan vorliegen (die erst im weiteren Verlauf Cope-um- gelagert werden). Es lieR sich zeigen, daR bei der katalyti- schen Dimerisierung des Piperylens (Methylbutadien) nur 5 der 10 moglichen isomeren Cyclobutane neben den ent- sprechenden Achtringen entstehen, wobei die Rolle der steri- schen und elektronischeu Faktoren der Zwischenstufen und die Abhangigkeit von der Natur des Phosphit-Liganden am Koordinationszentrum Nickel beim stereospezifischen Ab- lauf erliutert wurden.

Mit der Deutung der Dimerisierungsreaktion des Butadiens befaRten sich Modellrechnungen von R . Traunmuller (mit P . Heimbach, G . Wilke, 0. E . Polansky), Wien, bei denen die Woodzuard-Hoffmann-Regeln ubertragen wurden auf das Pro- blem der C-C-Knupfung bei der oben erwahnten Vierring- Bildung unter Einbeziehung der Nickel-d-Orbitale als ein Heteroatom im kon jugierten System zweier komplexierter n-Liganden. Fur einen solchen ,,HeteroringschluR" wurde bei Berucksichtigung der Symmetriegebote eiu 2-Stufen-Mecha- nismus formuliert, der die stereoelektronische Kontrolle der

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katalytischen Bildung der Vierringdimeren erklart, die Zahl und Art der Phosphinliganden berucksichtigt und im Ein- klang steht rnit den von P. Heimbach gefundenen experi- mentellen Ergebnissen. Analog wurde die Cyclisierung des Octatetraens als HeteroringschluD eines Butadien-Systems aufgefaBt und die Auswahlregeln der Verknupfung nls uber- einstimmend mit dem Experiment gefunden.

F u r die Deutung katalytischer Effekte stellte M. T. Beck. De brecen, Beziehungen her zwischen koordinativer und kata- lytischer Wirkung sog. inerter Komplexe. Dabei wurden als wesentliche Gesichtspunkte betrachtet etwa die Snnahme von outer-sphere-Koordination, die bei der Co(NH,):+-kata- lysierten Jodid-Persulfat-Umsetzung angenommen wird. Es kann auch inner-sphere-Liganden die Ladungsubertragung zufallen in Abhangigkeit von ihrer Polarisierbarkeit fur den Fall einer simultanen Koordination beider Reaktanten. Fer- ner wurde das Model1 der katalytischen Wirkung koordinier- ter Liganden erlautert. Die Sod-Azid-Reaktion wird durch Rhodanid katalysiert, vorausgesetzt, daB es komplex uber das N-Atom gebunden vorliegt. Ebenso wird fur die durch CN-Ionen beschleunigte Reduktion von Dinitrobenzol eine Ab hangigkeit gefunden von verschiedenen CN-koordinieren- den Bedingungen.

Uber die aktivierende Wirkung von Ph,SnCl berichtete W. Jehn, Jena, die bei einer interessanten Reaktion von Ni(NH,),X, mit Aceton eintrat, das in 2-Amino-2-methyl- pentanonimin umgewandelt und zur NiN4-Koordination her- angezogen wurde. Das Ph,SnCl wird dabei als Halogenid- ionen-Akzeptor angesehen, als die sich auch Ph,SnBr und Ph,PbBr bei der Bildung von 1 : 1-Addukten mit NiDipy,Br, erwiesen hatten. Ein analoger Komplex (FePhen,) (Ph,PbCI,), resultierte bei der Aufspaltung von (Ph,Pb),Fe(CO), durch die carbonylsubstituierende Einwirkung von molaren Men- gen 1,10-Phenanthrolin in CCl,/Benzol.

Beitrage zur makrozyklischen N4-Koordination lieferte E. G. Jayer, Jena, die die Bedingungen fur den RingschluB von Bis-/?-ketoenaminato-Nickelchelaten mit aliphatischen und aromatischen Diaminen darlegen. Bei dieser Art von Tern- plate-Reaktion, die bei Ni und Cu wesentlich einheitlicher verlauft als bei der Bildung der oxydationsempfindlichen Co(I1)- und Fe(I1)-Neutralkomplexe, zeigt sich eine deutliche Abhlngigkeit von der Art der Substituenten im N,O,-Aus- gangskomplex. Sie setzt eine deutliche Positivierung des Kohlenstoffes an den beiden koordinierten Keto-Gruppen voraus. Andererseits sind die gleichen Typen auch durch Einbau etwa der Fez+- und Co2+-Ionen in den bereits synthe- tisierten freien Liganden erhaltlich. Es werden durchweg planare N,-Komplexe erhalten, und infolge vergroBerter kovalenter Bindungsanteile verschwindet beim ifbergang von der N,O,- zur N,-Koordination gleichzeitig die Tendenz zur Koordinationsaufweitung (etwa +2Py +- KZ 6). Die Sta- bilitat der 14-Ringe liegt hoher als die der 15- und 16gliedri- gen Systeme mit den genannten Metallen.

Neue Ergebnisse zum gleichen Problem der Metall-N,-Ko- ordination bei Cu, Co, Ni, Pd wurden von H. Hennig (mit R. Daute, E. Hoyer), Leipzig, mitgeteilt, bei denen substitu- ierte Pyrrole dank der aciden Natur des Pyrrolyl-Stickstoffes das Ligandensystem fur Neutralchelate und Makrozyklen liefern. Neben der Bildung von M(L-H), und ML,X,-Kom- plexen zeigte 2-Amino-methylpyrrol die Tendenz zur metall- katalysierten Selbstkondensation. Die nach Desaminierung entstehenden Dipyrromethene sind erneut Komplexbildner mit Cu, Co und Ni. Dem Zn-KomplexlieB sich 1R-spektrosko- pisch eine Biladienstruktur zuordnen, was in Analogie zur biosynthetischen RoUe substituierter 2-Aminomethyl-pyrrole beim Aufbau des Porphyrinsystems von Interesse ist. Anhand von I R - und magnetischen Untersuchungen wurden auf3er- dem die Auswahlregeln fur die N4-Koordination bei Kom- plexen mit Pyrazol- und Pyridylpyrazol-substituierten Pyr- rolen mit Cu, Ni, Zn, Pd und Co(II1) angegeben.

Durch Reaktion im siedenden Dioxan gelang H. 0. Frohlich, Jena, eine neue Darstellung von Alkalidiphenylamiden und deren Umsetzung rnit Metallhalogeniden. Beim fjbergang Li+ K zeigen MNPh, * xDiox eine langwellige Verschiebung der Maxima im sichtbaren Spektrum (CT), die durch die Zunahme des ionischen Bindungscharakters erkliirbar wird. Dioxan ist austauschbar gegen en, Py, Dipy, Phen, Dichin bei gleichzeitiger Farbvertiefung, die 3d-Ionen bilden tief- farbige, kristallisierbare Komplexe. Es wurden die magneti- schen Daten, IR- und Elektronenspektren am Beispiel Co(NPh,), . 2Diox mitgeteilt, dessen tetraedrischer Aufbau durch Erhitzen in Benzol in eine dimere Struktur mit redu- ziertem Paramagnetismus ubergeht, fur die die KZ 3 und moglicherweise Co-Co-Bindung anzunehmen ist.

Neue Ergebnisse a n Metallcarbonylen erzielte K. Issleib (mit R. Stolz, W. Rettkowski), Halle. Die Hexacarbonyle von Cr, Mo, W setzen sich rnit Phosphinen R,PH, RPH, oder Phosphiden R,PK, KRP-PRK um, wobei die Substitutions- geschwindigkeit von R abhangt (Ph,PH * cHex,PH > Et,PH) und M(CO),L, M(CO),L,, hochstens aber M(CO),L, entstehen bzw. KM(CO),PR, und K,M(CO)4(PR,),. Fe(CO), liefert einen phosphido-verbruckten Zweikernkomplex (CO),HPPhFeFePhPH(CO), aus primaren Phosphinen bei Wasserstoffabspaltung, wahrend beim Co,(CO), sowohl L(CO),CoCo(CO),L als auch der Ionenkomplex (Co(CO),L,)(Co(CO),) entstehen in Abhangigkeit von der Aciditat von L. Sekundare Phosphine ergeben Fe(CO),L, oder auch Ni(CO),L,, damit ist die maximale Substitution er- reicht. IR-Spektren gestatten Anssagen uber cis- oder trans- Anordnungen von L und deren Einordnung nach verhnder- licher n-Akzeptorstarke in Abhangigkeit von R.

An Kobaltphosphinkomplexen untersuchte G. Speier (mit L. Marko), Veszprem, die Bindung von molekularem Stick- stoff, fur die bisher die Formulierungen CoN,(Ph,P), und HCoN,(Ph,P), gebraucht wurden. Aus Coacac, und EtOAlEt, entsteht unter N,- oder H,-Atmosphare kristallines Co(N,)L, (A) oder H,CoL, (B), deren Aufbau durch mehrere Reaktio- nen (z. B. thermischer Abbau von A, molare Hydrierung des Hepten-1 mit B) und durch magnetische Messungen belegt wurde. In B kann H, reversibel gegen N, ausgetauscht wer- den, beim Liegen an Luft bildet sich hauptsiichlichA ( !). IR- spektroskopisch zeigt die Variation von R in L einen Ab- fall der Wellenzahl der N-N-Schwingung bei Verringerung der n-Akzeptorstarke von L lhnlich wie bei Carbonylen. Reduk- tionsmittel in T H F verursachen noch starkeres Absinken (2093 --f 1900 cm-l), dessen Natur zu klaren ist.

uber Variationsmoglichkeiten im Koordinationstyp des nicht linearen Pseudohalogenids Tricyanmethanid M-N-C=C(CN), sprach H. Kohler, Halle, fur C(CN),X- mit X = NO, NO,, MeCO. Dabei treten mehrere Ligand-Me- tall-Bindungstypen in Konkurrenz. Gegeben wurde die Ein- ordnung der Liganden in die spektrochemische Reihe anhand der oktaedrischen Ni-Komplexe. Fur X = NO ist eine Sauer- stoffkoordination IR-spektroskopisch auszuschliefien, aber nicht die Funktion als Bruckenligand, z. B. beim polymeren NiPy,(ONC(CN),),. Fur X = MeCO ergab sich NN-Bindung bei Ni und ON-Bindung bei Co und Cu, jedoch stets bei ko- ordinativer Zweieilhligkeit des Liganden.

fjber Koordinationsverhaltnisse bei gemischten Alkoxyden der Xiobpentachloride und -fluoride berichteten L. Kolditz und M. Schonherr, Berlin. Die Darstellung der 2.T. thermisch sehr labilen Verbindungen mittels Alkoholyse verlangt spe- zielle praparative Vorkehrungen (Losungsmittel, Temperatur, Konzentration). Neben der Bildung von NbX40R und Nb&(OR),, bei der auch die Oniumsalze MNbX,(OR), zu isolieren sind, konnen, vor allem bei erhohter Temperatur in Acetonitril, die Oxohalogenide MNbOCl, und M2NbOCl, ent- stehen. Daneben sind alle Ubergange NbX,(OR), (m + n = 5) durch Umsetzen von NbCI, mit Nb(OR), realisierbar. Die Stabilitiit verringert sich mit steigender Kettenlange R

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(Me, Et). Zur Charakteristik wurden IR- und HMR-Spektren herangezogen. Niob- und Tantal-Thiocyanatverbindungen [M(NCS),], und deren Reaktionsverhalten erliiuterte H. Bohhnd, Halle, z. B. gegenuber N-Donormolekulen. Mit fl. NH, bildet sich M(NCS)(NH,),NH. Acetonitril wird koordiniert und nach- folgend in Acetamidin umgewandelt ; diese Reaktion endet beim unloslichen TaNCS(NC(NH,)CH,),(CH,C(NH)NH,). Pyridine bewirken Redoxreaktion, zu isolieren sind M(1V)- Komplexe M(NCS),Py,. In wechselnder Menge kann Phen addiert werden. TaCI, reagiert in Hexan mit MeSCN oder MeNCS zu 1 : 1-Komplexen, wobei eine Bindungsisomeri- sierung nicht stattfindet. Aus den optischen Elektronegativi- taten wurde die Lage der CT-Banden berechnet und mit dem Experiment iibereinstimmend gefunden, dessen Bandenlage eine N-bindung des Thiocyanats bestatigt.

Die Koordinationsfahigkeit von B-Mercaptovinylaldehyden untersuchte E. Uhlemann (mit B. Hinsche, H . Braunschweig, M . Weipenfels), Potsdam, am Beispiel des or-Phenyl- und des a-(2-Pyridyl)-~-mercaptozimtaldehyds mit Co, Ni, Cu, Hg, Pd. Dabei tritt die hohe Selektivitat dieser Liganden im Ver- gleich rnit entsprechenden /I-Thiooxoketonen hervor, die u. a. auf der leichten Reduzierbarkeit der ersteren beruht. Im Fall der Pyridylsubstitution geht aus den IR-Daten die

NS-Bindungsstruktur hervor. Bei der Umsetzung mit Ami- nen liefern die Nickelchelate die entsprechenden Salicyl- aldiminkomplexe.

Uber die Koordinationsaufweitung der S,-Sphare bei Di- thiolenchelaten M(S,C,H,), berichtete W. Dietzsch (mit E. Hoyer), Leipzig, wofur hauptsachlich die Metalle Mn, Fe und Co in Frage kommen, und zwar bei Beachtung eines sog. solvolytischen Selbstschutzmechanismus durch Bronstedt- Basen. Dsnach wirken Py, Hydrazin, Chin, Piperidin als koordiniertes Antioxydans und stabilisieren die Komplexe [M(S,C,H,),L]-l, die isoliert wurden. Die C =C-Schwingung ( m 1 500 cm-') zeigt geringere n-Elektronendelokalisierung als bei MS,-Typen. Starkere n-Akzeptoren PR,, P(OR),, deren Abstufung nach R ESR-spektroskopisch belegt wurde, begunstigen die Bildung ungeladener MS,P-Komplexe, deren optische und magnetischeEigenschaften mit isoelektronischen Typen ubereinstimmen.

Die ausfuhrlichen Texte der Diskussionsvortrage liegen in Form von Kleinoffsetkopien (Preprints) vor und konnen von Interessenten uber die Chemische Gesellschaft in der DDR, 108 Berlin, Clara-Zetkin-Str. 105, bezogen werden.

Ernst-G. Jager, Arno Martin und Dieter Tille, Jena ZCT 2948

Zweites Ungarisches Symposium iiber Ionenaustauseh vom 10. bis 14. 9. 1969 in Balatonszkplak

Die Dynamik und die Breite des Fachgebietes Jonenaus- tausch" werden nicht zuletzt dadurch bewiesen, daB es nach der vorjahrigen Tagung ,,30 Jahre industrielle Ionenaus- tauschersynthese" in Leipzigl) und dem Symposium in Lon- don moglich war, eine dritte internationale Zusammenkunft innerhalb von 15 Monaten wissenschaftlich wertvoll und inter - essant zu gestalten. Es mag den Veranstaltern des Sympo- siums, an erster Stelle dem Generalsekretar Herrn Dr. J . Mikes, sicher manchmal als ein Risiko erschienen sein, schon nach so kurzer Zeit die fuhrenden Fachleute auf diesem Gebiet noch einmal zusammenzurufen. Der volle Erfolg des Symposiums, die Fiille des gebotenen neuen Materials und die wertvollen Anregungen, die jeder Teilnehmer ge- winuen konnte, haben aber in uberzeugender Weise die Be- rechtigung dieser Veranstaltung bewiesen. Zum Erfolg dieses Treffens von 187 Wissenschaftlern aus 15 Landern haben auch wesentlich die vorzugliche Organisa- tion und der attraktive auBere Rahmen der Veranstaltung beigetragen. Schon die Tatsache, daB auf dem abgeschlosse- nen Gelande des landschaftlich ideal und ruhig gelegenen Hotels ,,Interpress" am Balaton sowohl der Sitzungssaal und die Unterkunfte fur alle Teilnehmer als auch alle Mog- lichkeiten zur Entspannung und zum ungestorten Fachge- spriich im kleinen Kreis zusammengefaBt waren, muB als sehr positiver Faktor gewertet werden. Eine solche Regelung, die alle unniitzen Wege und jede Storung oder Ablenkung von auSen ausschliefit, sollte als beispielgebend erwLhnt werden. Hinzu kam, daB (leider erst bei der Anreise) jeder Teilnehmer den kompletten Text aller Vortrilge als Preprints erhielt und eine gut organisierte Simultaniibersetzung in die Konferenz- sprachen Ungarisch, Russisch, Englisch und Deutsch alle Verstkndigungsschwierigkeiten ausschaltete. Vor der fachlichen Wertung der Veranstaltung sol1 deshalb nicht versaumt werden, den Veranstaltern, dem Verein Un- garischer Chemiker und den Schirmherren, dem ungarischen Ministerium fur Schwerindustrie und den NITROKEMIA Works, dankend zu bestatigen, daB ihre vielfiiltigen Bemu- hungen zu einem vollen Erfolg gefuhrt haben und alle Gaste die Tagung mit dem Gefuhl verlassen haben, ihre Zeit in Balatonsz6plak niitzlich und angenehm verbracht zu haben. Das zweite Ungarische Symposium uber Ionenaustauch war als eine ausgesprochene Querschnittsveranstaltung angelegt,

) Haupke, If., u. E. Rosel: Z. Chem. 8 , 397 (1968)

4%

so daB jeder der Anwesenden sein Spezialgebiet berucksich- tigt fand und gleichzeitig eineu guten dberblick iiber die Gesamtentwicklung des Fachgebietes gewann. Die Fulle des in 55 Vortragen gebotenen Materials, die nur dadurch be- wiiltigt werden konnte, daB sich die Autoren der Diskussions- vortrage auf eine stark verkiirzte Darlegung ihrer in den Pre- prints komplett dargestellten Ergebnisse beschrankten, rechtfertigt naturlich Diskussionen, ob man in Zukunft Ionenaustauschertagungen nicht in ihrer Thematik auf be- grenzte Teilgebiete beschranken sollte. Vorllufig konnten aber derartige Erwlgungen noch nicht zu konstruktiven Vor- schlagen reifen, zumal gerade in Balatonszbplak die gegen- seitige Verflechtung der einzelnen Unterthemen sehr deutlich zum Ausdruck kam. Unser Fachgebiet ist eben noch zu sehr in der Entwicklung begriffen, als daB es moglich ware, bei- spielsweise den Synthetiker vom Anwender zu trennen. Ein gegenseitiger Kontakt, der sich ja am besten in der Tatsache LuBert, daB die ,,groBen alten Manner" samtlich beide Teil- disziplinen beherrschen, ist eben notwendig, urn ein ausrei- chendes Verstandnis der gegenseitigen Moglichkeiten und Begrenzungen, Probleme und Interessen zum Nutzen des Ganzen zu garantieren. Es kann daher nur empfohlen werden, auch in Zukunft solche Zusammenkunfte fur alle am Fachge- biet Jonenaustausch" Interessierten durchzufuhren. Die Theoretiker mogen sich dariiber hinaus auf Kongressen fur Physikalische Chemie, die Synthetiker auf Hochpolymeren- tagungen und die Anwender bei Symposien der Spezialisten fur Wasserchemie, Zuckertechnologie, Analytik, Metallurgie usw. treffen. Dieser Weg diirfte der einzige sein, auch noch in absehbarer Zeit der Flut der Informationen gerecht zu wer- den und den unbedingt notwendigen Konnex zwischen den Teilgebieten zu wahren. Es ist darum schwer, fur das Symposium in Balatonszbplak irgendwelche Generallinien herauszuarbeiten. Will man das versuchen, ist eine gewisse Willkur nicht auszuschlielen, weil fast jeder Beitrag wichtige Ausblicke auf Grenzgebiete er- offnete. Ohne damit eine Wertung der Teilthemen verbinden zu wol- len, sollen zuerst die vorwiegend theoretischen Beitrage er- wiihnt werden: G. Dickel gab unter dem Titel ,,Osmotischer Druck und Osmose durch Ionenaustauscher-Membranen" einen ganz hervorragenden Uberblick uber die neuesten Vor- stellungen bezuglich der Transportvorgange und Quellungs- phanomene in ionenaustauschenden Materialien. Er ent-

Z. Chem., 9. Jg. (1969) Heft 12