2
I48 beachten, dab bei der Oberfiihrnng des Uroporphyrins, das dutch Essigs~turefgllung gewonnen werden 1huB, in Alkohol- salzsgure eine Veresterung eintritt, die mall dutch die Chloro- formlSslichkeit des Esters leieht nachweisen kann (vgl. unten). Zur Fiillung des Keiles muB deshalb Uroporphyrinester ver- wendet werden. Da Uroporphyrinester abet praktisch bei nicht Porphyriekranken nicht nachweisbar ist, spielt die Me- rhode eine vial geringere Rolle als die Koproporphyrinunte> suchungen. 13el Porphyriekranken ist es iiberdies einfacher, das reichlich ausgeschiedene Uroporphyrin durch Wggung annghernd quantitativ zu bestimmen. Das Vorgehen ist nach den ~blichen Arbeitsmethoden meist die Fgllung des Uro- porphyrins mit nachfolgender Veresterung (vgl. NOSTER sowie FISCHER). Folgende yon uns gefundene Wege m6gen gelegentlich yon Nutzen sein. I. Es ist leicht m6glich, zur Uroporphyrin- isolierung im Harn yon Porphyriekranken das Uroporphyrin direkt zn verestern ohne vorangehende Essigsgurefgllung. Man gibt zu diesem Zwecke Methyl- oder Jkthylalkohol zum Harn und leitet Salzsguregas ein oder gibt rauchende Salz- s~ure hinzu. Nach Stehen yon einigen Stunden ist die Ver- esterung so weft eingetreten, dab die Ausschiittelung des Esters mit Chloroform erfolgen kann. Eine kleine Menge Chloro- form wird zugegeben, gut durchgemischt nnd dann so viel Wasser zugeftihrt, bis eine Entmischung des Chloroforms yore Alkohol eintritt. Das Chloroform setzt sich im Scheidetrichter Mar ab und enthglt alien Uroporphyrinester. Nach Abgiel3en der iiberstehenden wgBrigen L6sung kann zur Reinigung be- liebig oft Uroester in Alkohol aufgenommen und mit Wasser wieder entmischt werden. 2. Zur schneIlen verlustfreien quantitativen Erfassnng des Uroporphyrins ist diese Methode zweckm~Biger als die primgre Essigsgnref~llung mit nachfolgender Veresterung nach FISCHER. Koproporphyrin kann iibrigens in gleicher Weise direkt im Porphyrieharn verestert werden. Enth~lt der Harn -- wie meist -- beide Porphyrine, so ist es aller- dings zweckmgBiger, Koproporphyrin zungchst mit der Essig- sgure-)kthermethode zu extrahieren und dann die Veresterung des Uroporphyrins vorzunehmen, da die Trennung yon Kopro- und Uroporphyrinester nicht einfach ist. Bei normalem Harn ist die beschriebene Methode nicht brauchbar, da meist starke Emulsionsbildung eintritt, auBerdem die Methode wegen der erforderlichen groBen Alkohol- und Salzsguremengen zu kost- spielig w~re. Zum SehluB unserer Ausfiihrungen m6chten wir hervor- heben, dab die spektroco!orimetrische Porphyrinbestimmung allen Anforderungen einer Minischen quantitativen Nachweis- methode gerecht wird. Einfachheit und rasehe Ausfiihrbar- keit sind aus unseren Darlegungen ohne weiteres einleuchtend. Was die Genauigkeit und Feinheit der Methode betrifft, so kSnnen wir auf Grund groger Untersuehungsreihen sagen, dab es ohne weiteres gelingt, auch die physiologischen Schwan- kungen in der Koproporphyrinausscheidung, die an und fiir sich schon minimal ist, zu erfassen, was mit anderen, insbe- sondere chemisehen Methoden nicht mSglich ist. Literatur: Boast u. K6NIGSDSRFFER, Uatersuehungen fiber Porphyrie. Leipzig: S. Hirzel 1929. -- If. FISCHER, in Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden I/II, H. 2, I69 (1927) -- Hoppe-Seylers Z. 98, 80 (1916). -- W. KOSTEr~, in Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden I/8, 2oIff. -- O. ScuuxI~a, Die spektrochemisehe Analyse nattirlich-organiseher Farb- stoffe. Berlin: S. Fischer 1927. -- NI. WEiss, Biochem. Z. a33, 354 (I93I). INTRAPERiTONEALE INJEKTIONVON SALYRGAN. Von Dr. KARL HARTL. Aus der NIedizinischen Klinik Lindenburg der Universit~.t !461rt a. Rh. (Direktor: Prof. Dr. H. EPP1NGER). P. SAXL, der Entdecker der Queeksilberdiurese, und in neuerer Zeit besonders INTONNENBRUCH haben vorgeschlagen, bei pathologischen Fltissigkeitsansammlungen in K6rperh6hlen das Diureticum direkt in diese zu injizieren. Da der intra- KLINISCHE VCOCHENSCHRIFT. I2. JAHRGANG. Nr. 4 28. JANUAR 1933 peritonealen Verabreichung des Salyrgans sowohl bei als auch ohne Ascites ein besonderer Wirkungsmechanismus zuzukommen scheint, kommen wir darauf zurtick. Der Ausgangspunkt war folgende Beobachtung bei einem der Klinik seit September I929 bekannten Kranken. Es handelt sich um eine kardial dekompensierte chronische Nephritis. Blutdruek nach RIvA-RoccI in kompensierten Zustand 175/12o mm Hg. Reststickstoff normal. Augenhintergrund o. B. WaR. negativ. Dekompensationsbeschwerden waren zuerst im Frfihjahr 1929 auf- getreten. Nach einem Aufenthalt in der t~linik besserten sich diese, traten jedoch nach einer beschwerdefreien Zwischenzeit immer wie- der auf. Im ganzen war der Kranke bisher viermal in der Klinik ge- wesen und framer wieder mit Digitalis, Strophantin und Salyrgan einigermaBen kompensiert worden. Das 5. Mal suchte er nns sehr dyspnoisch am 3 o. MXrz d. J. auf. Sein Zustand war besonders schwer, da deutliches Lungen6dem, eine sehr groBe indurierte Stauungsleber sowie starke 0deme in den abh~ngigen K6rperteilen vorhanden waren. Es wurde sofort eine kombinierte Salyrgan- Strophantintherapie eingeleitet, die bei den friiheren Dekompen- sationszust~nden framer yon sehr guter Wirkung gewesen war. Zwar bewirkte das Salyrgan, dessen Effekt wir dutch Gelamon und Decholin untersttitzten, immer wieder eine geringe Entw~sserung, im ganzen vermochte dies jedoch nicht der steten Vermehrung des Gewichtes und der Odeme vorzubeugen. Das K6rpergewicht, das in kompensierien Zustand 68 kg (Gr6ge 1,62 m) betr~gt, stieg auf 86 kg. Es trat beiderseitiger Hydrothorax und Ascites auf. Die Wirkung des in steigenden Dosen gegebenen Salyrgans ersch6pfte sich immer mehr. Eine intramuskulXre Verabreichung war nicht gut m6glich, da zu starke Haut6deme vorhanden waren. SchlieBlich war auch eine intraven6se Dosis yon 6 ccm Salyrgan praktisch wirkungslos. Daher entschlossen wir uns zu einer Ascitespunktion, bei der 36oo ccm Transsudat abgelassen wurden. AuBerdem erhielt der Pat. am Ende der Punktion 6 ccm Salyrgan und 2 ccm Digalen intraperitoneal. Tabelle I soil kurz fiber Gewicht und Diurese- verh~Itnisse des Kranken in diesen und den folgenden Tagen Aus- kunft geben. Zur Medikation ist zu bemerken, dab auBer Salyrgan in den angegebenen Dosen jeden Tag IOO ccm Mixtura solvens (Ammonchlorid im Sinne yon SAXL und ERLBACHER) und 3real o,i Digitalis in Form des Infuses verabreicht wurde. Die Fltissig- keitszufuhr bewegte sich um 8OO--lOOO ccm. Tabelle 1. Spezifisches Tag K6rper-gewicht Harnmenge Gewicht Medikation 15. VI. 16. VI. 17. VI. 18. VI. 19. VI. 20. u 21. VI. 22. VI. 23. VI. 24. VI. 25. u 26. VI. 81,5 83 85 85,5 86 86 8o 75,5 7o 70 69,7 70,5 5o0 150 450 350 600 85o0 6800 44o0 2300 165o 1500 13oo IOIO lOl 3 iOlO lOll lO12 lOO6 lOO7 lOO6 lOO7 lOO7 lOO5 IOlO 6 ccm Salyrgan intraven6s 6 cem Salyrgan intraperitoneal (auBerdem Punktion S.O.) Es zeigt sich hier, dab die intraperitoneale Salyrgan- injektion eine enorme Wirkung hatte, obwohl die vorherige intraven6se keinerld Erfolg zeigte. Nattirlich wird man einen Tell dieser Diurese auf die gleichzeitige Entleerung des Ab- domens und auf die Digitalisierung znrtickftihren. Zum Punkte Digitalis ist allerdings zu bemerken, dab in den letzten 2 Monaten vor dem hier beschriebenen Ereignis Digitalis allein in den verschiedensten P1%paraten stets ohne Wirkung war. Weitere intraperitoneale Injektionen, die ohne unter- sttitzende Ascitesentleerung vorgenommen wurden, batten im Prinzip die gleiche Wirkung wie die erste, wenn auch der Gesamteffekt schon wegen der geringeren Dosen, die selbst- verst~tndlieh spXter verwendet wurden und wegen der Besse- rung des ganzen Krankheitsbildes kleiner war. Das Interessante und praktisch Wichtige war die tage- lange Nachwirkung, die sonst beim Salyrgan nur sehr selten vorkommt. Dies zeigte sich framer wieder. Nattirlieh haben wir den enormen Gewichtsverlust, den der Kranke in den ersten

Intraperitoneale Injektion von Salyrgan

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Page 1: Intraperitoneale Injektion von Salyrgan

I48

b e a c h t e n , d a b bei der O b e r f i i h r n n g des U r o p o r p h y r i n s , das d u t c h Essigs~turefgl lung g e w o n n e n w e r d e n 1huB, in Alkoho l - sa lzsgure e ine V e r e s t e r u n g e i n t r i t t , die ma l l d u t c h die Chloro- fo rmlSs l i chke i t des E s t e r s l e i eh t n a c h w e i s e n k a n n (vgl. un t en ) . Zur F i i l lung des Kei les muB d e s h a l b U r o p o r p h y r i n e s t e r ver- w e n d e t werden . D a U r o p o r p h y r i n e s t e r a b e t p r a k t i s c h bei n i c h t P o r p h y r i e k r a n k e n n i c h t n a c h w e i s b a r ist, sp ie l t die Me- rhode eine vial ge r ingere Rol le als die K o p r o p o r p h y r i n u n t e > s u c h u n g e n . 13el P o r p h y r i e k r a n k e n i s t es i iberdies e infacher , das r e i ch l i ch ausgesch iedene U r o p o r p h y r i n d u r c h W g g u n g a n n g h e r n d q u a n t i t a t i v zu b e s t i m m e n . Das V o r g e h e n i s t n a c h den ~b l i chen A r b e i t s m e t h o d e n m e i s t die F g l l u n g des Uro- p o r p h y r i n s m i t n a c h f o l g e n d e r V e r e s t e r u n g (vgl. NOSTER sowie FISCHER).

Fo lgende y o n uns ge fundene Wege m 6 g e n ge legen t l i ch yon N u t z e n sein. I. Es i s t l e i ch t m6gl ich , zur U r o p o r p h y r i n - i so l i e rung im H a r n yon P o r p h y r i e k r a n k e n das U r o p o r p h y r i n d i r e k t zn v e r e s t e r n ohne v o r a n g e h e n d e Ess igsgurefg l lung . M a n g i b t zu d iesem Zwecke M e t h y l - oder Jk thy la lkohol z u m H a r n u n d l e i t e t Sa lzsguregas e in oder g i b t r a u c h e n d e Sa l z - s~ure h inzu . N a c h S t e h e n y o n e in igen S t u n d e n i s t die Ver - e s t e r u n g so wef t e inge t r e t en , d a b die A u s s c h i i t t e l u n g des E s t e r s m i t Ch lo ro fo rm er fo lgen k a n n . E i n e k le ine Menge Chloro- f o r m wi rd zugegeben, g u t d u r c h g e m i s c h t n n d d a n n so viel W a s s e r zugef t ihr t , b is e ine E n t m i s c h u n g des Ch lo ro fo rms yore Alkohol e i n t r i t t . Das Ch lo ro fo rm se t z t s ich im S c h e i d e t r i c h t e r Mar a b u n d e n t h g l t a l ien U r o p o r p h y r i n e s t e r . N a c h Abgiel3en der i i b e r s t e h e n d e n wgBr igen L 6 s u n g k a n n zur R e i n i g u n g be- l iebig of t U r o e s t e r in Alkohol a u f g e n o m m e n u n d m i t W a s s e r wieder e n t m i s c h t werden .

2. Zu r schneI len ve r lu s t f r e i en q u a n t i t a t i v e n E r f a s s n n g des U r o p o r p h y r i n s i s t diese M e t h o d e zweckm~Biger als die p r i m g r e Ess igsgnre f~ l lung m i t n a c h f o l g e n d e r V e r e s t e r u n g n a c h FISCHER. K o p r o p o r p h y r i n k a n n i ibr igens in g le icher Weise d i r e k t i m P o r p h y r i e h a r n v e r e s t e r t werden . E n t h ~ l t de r H a r n - - wie m e i s t - - be ide P o r p h y r i n e , so i s t es a l ler- d ings zweckmgBiger , K o p r o p o r p h y r i n z u n g c h s t m i t der Essig- s g u r e - ) k t h e r m e t h o d e zu e x t r a h i e r e n u n d d a n n die V e r e s t e r u n g des U r o p o r p h y r i n s v o r z u n e h m e n , da die T r e n n u n g y o n K o p r o - u n d U r o p o r p h y r i n e s t e r n i c h t e in fach ist. Bei n o r m a l e m H a r n i s t die b e s c h r i e b e n e M e t h o d e n i c h t b r a u c h b a r , d a m e i s t s t a r k e E m u l s i o n s b i l d u n g e i n t r i t t , auBerdem die M e t h o d e wegen der e r fo rde r l i chen groBen Alkoho l - u n d S a l z s g u r e m e n g e n zu kos t - spiel ig w~re.

Z u m SehluB unse re r A u s f i i h r u n g e n m 6 c h t e n wir h e r v o r - heben , d a b die s pek t r oco ! o r i m e t r i s che P o r p h y r i n b e s t i m m u n g a l l en A n f o r d e r u n g e n e iner Min i schen q u a n t i t a t i v e n Nachweis - m e t h o d e ge r ech t wird. E i n f a c h h e i t u n d r a sehe A u s f i i h r b a r - ke i t s ind aus u n s e r e n D a r l e g u n g e n ohne wei te res e in l euch t end . W a s die G e n a u i g k e i t u n d F e i n h e i t der M e t h o d e be t r i f f t , so k S n n e n wir auf G r u n d g roger U n t e r s u e h u n g s r e i h e n sagen, d a b es o h n e wei te res gel ingt , a u c h die phys io log i schen S c h w a n - k u n g e n in der K o p r o p o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g , die a n u n d fiir s ich schon m i n i m a l ist, zu erfassen, was m i t ande ren , i n s b e - sondere c h e m i s e h e n M e t h o d e n n i c h t mSg l i ch ist .

L i t e r a t u r : B o a s t u. K6NIGSDSRFFER, Uatersuehungen fiber Porphyrie. Leipzig: S. Hirzel 1929. -- If. FISCHER, in Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbei tsmethoden I / I I , H. 2, I69 (1927) -- Hoppe-Seylers Z. 98, 80 (1916). -- W. KOSTEr~, in Abderhaldens Handbuch der biologischen Arbei tsmethoden I/8, 2oIff. - - O. ScuuxI~a, Die spektrochemisehe Analyse natt ir l ich-organiseher Farb- stoffe. Berlin: S. Fischer 1927. -- NI. WEiss, Biochem. Z. a33, 354 (I93I).

INTRAPERiTONEALE INJEKTIONVON SALYRGAN. V o n

D r . KARL HARTL. Aus der NIedizinischen Klinik Lindenburg der Universit~.t !461rt a. Rh.

(Direktor: Prof. Dr. H. EPP1NGER).

P. SAXL, der E n t d e c k e r der Queeks i lbe rd iu rese , u n d in n e u e r e r Ze i t be sonde r s INTONNENBRUCH h a b e n vorgesch lagen , bei p a t h o l o g i s c h e n F l t i s s i g k e i t s a n s a m m l u n g e n in K 6 r p e r h 6 h l e n das D i u r e t i c u m d i r e k t in diese zu in j iz ieren. D a de r i n t r a -

K L I N I S C H E V C O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . 4 28. JANUAR 1933

p e r i t o n e a l e n V e r a b r e i c h u n g des Sa ly rgans sowohl bei a ls a u c h o h n e Asci tes e in b e s o n d e r e r W i r k u n g s m e c h a n i s m u s z u z u k o m m e n sche in t , k o m m e n wi r d a r a u f zurt ick.

Der Ausgangspunkt war folgende Beobachtung bei einem der Klinik seit September I929 bekann ten Kranken. Es handel t sich um eine kardial dekompensierte chronische Nephritis. Blutdruek nach RIvA-RoccI in kompensierten Zustand 175/12o mm Hg. Reststickstoff normal. Augenhintergrund o. B. WaR. negativ. Dekompensationsbeschwerden waren zuerst im Frf ihjahr 1929 auf- getreten. Nach einem Aufenthal t in der t~linik besserten sich diese, t r a ten jedoch nach einer beschwerdefreien Zwischenzeit immer wie- der auf. Im ganzen war der Kranke bisher viermal in der Klinik ge- wesen und framer wieder mit Digitalis, S t rophant in und Salyrgan einigermaBen kompensier t worden. Das 5. Mal suchte er nns sehr dyspnoisch am 3 o. MXrz d. J. auf. Sein Zustand war besonders schwer, da deutliches Lungen6dem, eine sehr groBe indurier te Stauungsleber sowie starke 0deme in den abh~ngigen K6rperteilen vorhanden waren. Es wurde sofort eine kombinier te Salyrgan- S t rophant in therap ie eingeleitet, die bei den friiheren Dekompen- sat ionszust~nden framer yon sehr guter Wirkung gewesen war. Zwar bewirkte das Salyrgan, dessen Effekt wir dutch Gelamon und Decholin unterst t i tzten, immer wieder eine geringe Entw~sserung, im ganzen vermochte dies jedoch nicht der steten Vermehrung des Gewichtes und der Odeme vorzubeugen. Das K6rpergewicht, das in kompensierien Zustand 68 kg (Gr6ge 1,62 m) betr~gt, stieg auf 86 kg. Es t r a t beiderseitiger Hydro thorax und Ascites auf. Die Wirkung des in steigenden Dosen gegebenen Salyrgans ersch6pfte sich immer mehr. Eine intramuskulXre Verabreichung war nicht gut m6glich, da zu starke Haut6deme vorhanden waren. SchlieBlich war auch eine intraven6se Dosis yon 6 ccm Salyrgan prakt isch wirkungslos. Daher entschlossen wir uns zu einer Ascitespunktion, bei der 36oo ccm Transsudat abgelassen wurden. AuBerdem erhielt der Pat . am Ende der Punkt ion 6 ccm Salyrgan und 2 ccm Digalen intraperi toneal . Tabelle I soil kurz fiber Gewicht und Diurese- verh~Itnisse des Kranken in diesen und den folgenden Tagen Aus- kunf t geben. Zur Medikation ist zu bemerken, dab auBer Salyrgan in den angegebenen Dosen jeden Tag IOO ccm Mixtura solvens (Ammonchlorid im Sinne yon SAXL und ERLBACHER) und 3real o,i Digitalis in Form des Infuses verabreicht wurde. Die Fltissig- kei tszufuhr bewegte sich um 8OO--lOOO ccm.

Tabelle 1.

Spezifisches Tag K6rper-gewicht Harnmenge Gewicht Medikation

15. V I .

16. VI. 17. VI. 18. VI. 19. VI. 20. u

21. VI. 22. VI. 23. VI. 24. VI. 25. u 26. VI.

81,5

83 85 85,5 86 86

8 o

75,5 7o 70 69,7 70,5

5o0

150 450 350 600

85o0

6800 44o0 2300 165o 1500 13oo

IOIO

lOl 3 iOlO lOl l lO12 lOO6

lOO 7 lOO6 lOO 7 lOO 7 lOO5 IOlO

6 ccm Salyrgan in t raven6s

6 cem Salyrgan int raper i toneal

(auBerdem Punk t ion S.O.)

Es zeigt s ich hier , d a b die i n t r a p e r i t o n e a l e Sa ly rgan - i n j e k t i o n eine e n o r m e W i r k u n g h a t t e , obwohl die vorhe r ige i n t r a v e n 6 s e k e i n e r l d Erfo lg zeigte. Na t t i r l i ch wird m a n e inen Tell dieser Diurese au f die gle ichzei t ige E n t l e e r u n g des Ab- d o m e n s u n d auf die D ig i t a l i s i e rung znr t ickf t ihren . Z u m P u n k t e Digi ta l i s i s t a l le rd ings zu b e m e r k e n , d a b in den l e t z t e n 2 M o n a t e n vo r d e m h ie r b e s c h r i e b e n e n Ere ign is Dig i ta l i s a l le in in den v e r s c h i e d e n s t e n P1%paraten s t e t s ohne W i r k u n g war . W e i t e r e i n t r a p e r i t o n e a l e I n j e k t i o n e n , die o h n e u n t e r - s t t i t zende A s c i t e s e n t l e e r u n g v o r g e n o m m e n wurden , b a t t e n i m Pr inz ip die gleiche W i r k u n g wie die erste , w e n n a u c h de r G e s a m t e f f e k t s chon wegen de r ge r inge ren Dosen, die se lbs t - vers t~tndl ieh spXter v e r w e n d e t w u r d e n u n d wegen der Besse- r u n g des g a n z e n K r a n k h e i t s b i l d e s k le iner war .

Das I n t e r e s s a n t e u n d p r a k t i s c h W i c h t i g e war die t age - l ange N a c h w i r k u n g , die sons t be im S a l y r g a n n u r sehr se l t en v o r k o m m t . Dies zeigte sich f r amer wieder . Na t t i r l i eh h a b e n wir d e n e n o r m e n Gewich t sve r lu s t , d e n de r K r a n k e in den e r s t e n

Page 2: Intraperitoneale Injektion von Salyrgan

~8. JANUAR x933 I ~ L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H R G A N G . Nr. 4 I 4 9

Tagen erlitt (86 kg auf 70,5 kg), mit Besorgllis betrachtet. Der Pat ient vertrug ihn jedoch ganz gut. Er konnte llach eilligen weiteren Injekt ionen (je 2 ccm Salyrgan intraperitolleal, in der Tabelle nicht weiter aufgeftihrt), ill deren Verlauf das K6rpergewicht auf 66, 5 kg sank, gebessert nach Hause ent- lassen werden. Es war ein deutlicher Riickgang der Stallungs- !eber und der anderen Stauullgserscheinullgen festzustellen. Der Ascites, Hydrothorax und die ExtremitAten6deme waren nieht mehr vorhandell.

Wir haben dalln bei anderen I~2rallken diese Verh~ltnisse iiberpriift. Es zeigte sich immer die gleiche Wirkung. Stets war die Diurese bei illtraperitollealer Verabreichung starker als bei intraven6ser Illjektion. Wenn eine illtravenSse Wir- kung fehlt, ist immer eine deutliche intraperitoneale Wirkung vorhalldell. Auch ist die intraperitoneale Wirkung meistens yon 1Angerer Dauer als die intraven6se. Tabelle 2 berichtet yon einigen F/~llell dieser Art. Zur Technik sei bemerkt, dab das Salyrgan durch Verdiinnung mit physiologischer Koch- salzl6Sullg immer auf ein Gesamtvolumen yon IO ccm ge- bracht wurde. Die Fltissigkeitszufuhr betrug auch in diesen FAllen 8oo-- iooo ccm pro Tag. Als unterstfitzellde Therapie wurde Mixtura solve ns gegebell. Cardiaca oder andere Diuretiea bekamen die KrankeI1 in der in Frage kommellden Zeit nicht.

Tabelle 2.

K6rper- Harn- Spez. Name Diagnose Tag gewicht menge Gewicht Medikation

K.H. Concretio 2. V. I cordis mit

Stauungs- 3. V. leber 4. V.

6. V. 7. V.

8. V. 9. V.

Io.V

Dekompen- I9. VI siertes Em- physem mit 20. u

�9 Stauungs- 21. VI. ]eber und 22. VI. 0dem der !

unteren Ex- 23. VI. tremit~ten 124. VI.

72,5

73 73,2 72,6 73,3

70,8 69 70,4

83,5

83,7 83,4 84,4

82,5 81,2 I

6oo!

30o

400 400

23oo

IO00

8o0 50o

6oo

5oo 3oo

24oo

12OO 8oo

lOI 5 2ccm Salyrgan intravenSs

1015! 1020 i

lOO81~ 2 ccm Salyrgan

I oI 5 intraperitoneal

lO18 lO25

lOI2 2ccm Salyrgan I intraven6s

lOI8 1028 1012 2ccm Salyrgan

intraperitoneal lOI 4 lO16

P.W.

Eille Erkl~rung ftir diesen eigentiimlichen Wirkungs- unterschied zwischen der intraven6sen ulld der illtraperi- tonealen Injektion schien uns zunSchst ill einer langsameren Resorption aus dem Peritoneum und damit einer l~ngeren Wirkungsm6glichkeit zu liegen. Das Hauptaugellmerk ist aber wohl auf die Tatsache der unmit te lbaren Zufuhr des Salyrgans in das Zirkulationsgebiet der Pfortader zu legen. Wie CLAUSS~N 1 in einer sehr interessantell, jfingst erschie- nenen Arbeit ausfiihrt, ist die Ursache der Salyrgandiurese in der t3ildung einer in der Leber entstehenden Quecksilber- gallenverbindung zu sehen. Diese Verbindullg gelallgt mit der Galle in den Darm und 16st nach ihrer Resorption die Diurese aus. Dadurch wird die ullgef~hr 3--4st i indige Latenz der Diurese erkl/~rt, die auch bei intraperitonealer Verabfolgung stets vorhandell ist. Bei intraven6ser Injektioll geht eill grol3er Teit des Quecksilbers, der sofort llach der Aufllahme in den K6rper dutch die Nieren ausgeschieden wird, ungenfitzt verloren. Dieser Teil ist anscheillend bei intra- peritonealer Verabreichung geringer, die Menge der gebil- deten diuretisch wirksamen Gallen-Quecksilberverbindung muB also gr6Ber sein. Dazu kommt die gerillgere Resorptions- geschwindigkeit aus dem Peritonealcavum, die die 1/~ngere Dauer der Diurese bewirkt. Allerdings mein• CLAUSSEN ill Verfolg ~lterer Ansichten yon KULCKE 2, dab eine intra- abdolilinale Quecksilbergehaltssteigerung, besonders im as- citischen Abdomen, bis zur T0xizit~t mSglich ist. Dem mtissen wir entgegenhalten, dab wir irgendwelche klinische Zeichell einer Nieren- oder Lebersch~digung bei unseren F~tllen, yon

denen der erstgenallnte Tall (chronische Nephritis !) im Laufe eilles Monats 14 ccm Salyrgan intraperitoneal bekam, llicht gesehen haben.

~rztlieh ist aus den vorliegenden Tatsachen der Schlu/3 zu ziehen, daft in F~llen, die auJ die intravenSse Verabreichung des Salyrgans nur mangelha]t oder nicht reagieren, das Salyrffan intraperitoneal gegeben werden soll. Dadurch wird sowohl die Wirkung verst~rkt als auch die Wirkungsdauer verl~ngert. Fiir diese Art der Salyrganin~ektion Icommen nicht nur Edlle mit, sondern auch solche ohne Ascites in Frage.

Es sei noch bcmerkt, daI3 es sich bier zun~chst nur um rein klinische Beobachtungen handclt. Eine entsprechende ~berprfifung der AusscheidungsverhMtnisse des SMyrgans ist im Gange.

L i t e r a t u r : 1 CLAVSSEN, Z. exper. Med. 83,231. -- 2 KULCKI~, Klin. Wschr. 1922, 622.

VERANDERUNGEN IN GALLENCHEMISMUS UND -SEKRETION UNTER DEM EINFLUSS

DES THYROXINS. Von

Prof. S. LEITES u n d R. ISABOLINSKAJA. Aus dem Institut ffir pathologische Physiologie (V6rstand: Prof. Dr. S. LEITES) dez

Medizinischen ttochschule in Smolensk (U. d. SSR.).

Die Frage fiber dell Einflug des endokrinen Systems unc~ vegetativen Nervensystems auf den Chemismus der Galle, besonders in bezug auf Ch01esterin ulld Gall~ns~uren, verdient vom Stalldpunkt der Pathogenese und ~tiologie der Gallell- steillkrallkheit und besonders bei der Bildung der sog. reineI1 Cholesterinsteille gr6Beres Illteresse. t~ei der Untersuchllng yon Gallellchemismus ulld -sekretioi1 bei Hundell unter dem EinfluB von alimellt~rell Belastungen, Inkretell und vege- ta t iven Giften* konnten wir ill ullserem Laboratorium eine spezifische Wirkung des Thyroxins auf Gallellchemismus und -sekretion haupts~chlich in bezug auf Cholesterill feststellen.

Die Thyroxinversnche wurdell an 4 Hunden mit chro- nischer, kompletter Gallenblasellfistel nach Sc~twANN und all I Hulld mit Gallenblasellfistel nach SCHIFF (Dnctns chole- dochus nicht durchgeschnitten) allgestellt. Es wurde im nfichternell Zustallde ( I 6 - - I 8 S t u n d e l l nach der letztell Nahrungsaufnahme) w~hrelld zweier Stundell Galle gesammelt und llach subcutaller Einftihrullg rol l I mg Thyroxin (ScHE- RING-KAttLBAUM) eine 2. Gallensammlung w~hrelld zweier Stullden durchgeftihrt und zum 3. Male nach 22--24 Stulldell wiederum Galle w~hrelld zweier Stunden gesammelt. In einer allderen Versuchsserie wurde die Galle wXhrelld 12 Stulldell gesammelt, im Laufe roll 5 - - I o Tagell 2 mg Thyroxin pro die per os eingeftihrt und llachdem wiederum die Galle w~hrelld I2Stu l lden gesammelt. Die Gallens~turell wurden nach CHIRAY und CuNY 1, Cholesterin nach AUTHENRIETI-I-FUNK, Ca nach KRAMER, K nach KRAME~-TISDALL bestimmL Es wurdell i i Versuche an 5 Hundell angestellt.

Aus dell Angaben der angeftihrten Tabelle sehen wir, dab die Thyroxilleinverleibullg eille betr~chtliche Senkullg der Gallellsekretioll hervorruft, wobei llach subcutaner Ein- ffihrung des Thyroxins oft die Verminderullg der Gallen- ausscheidung schon billllen 2 Stullden begillllt ulld 20--24 Stullden llach Thyroxineinfiihrullg ganz betr~chtlich wird. Bei chronischer, peroraler Thyroxineinffihrung ist auch eille Verminderung der Gallenabsollderung zu beobachten. Weniger ist diese Verminderung beim splenektemierten Hunde aus- gepr~gt, was augellscheinlich durch essentielle Itypersekretion beim splellektomierten Hunde zu erkl~rell ist (ullsere t~e- obachtungen).

Was die Ver~nderungen im Gallellchemismus anbetrifft, so kann mall eine erhebliehe Steigerung der Gallencholesterill- konzelltration schon 2 Stullden und ganz kollstallt 20 bis 24 Stunden nach Thyroxineinverleibung beobachtell, wobei in den meistell Versuchell eine absolute Vermehrung des

* Ausfiihrliche Mitteiltmgen (S. LEITES und W. JUSSIN, S. LEITES und R. ISA- BOLINSKAJA) erscheinen ill Nalmyn-Schmiedebergs Arch.