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Wirtschaft s t eil Jahreshauptversammlung 1958 der internationalen Seifen- und Waschmittel-Industrie in Briissel Von Dr. C. Ha r z. Bad Homburg Die diesjahrige Hauptversammlung der Association Znter- nationale de la Savonnerie et de la Dktergence (AZS) fand vom 26. bis 31. Mai in Briissel vor der Kulisse der Welt- ausstellung statt. Nachstehend ist der yon der Delegation der deutschen Seifen- und Waschmittel-Industrie iiber das Er- gebnis des Jahres 1957 erstattete Bericht wiedergegeben. Im AnschluS daran wird auf den Bericht des Generalsekretars der AIS eingegangen. 1. Bericht der deutschen Delegation iiber das Jahr 1957 1. Allgemeine Obersicht Fur die westdeutsche Seifen- und Waschmittel-Industrie kann das Jahr 19.57 nach seinem statistischen Gesamtergebnis als z u f r i e d e n s t e 11 e n d bezeichnet werden. Die Produk- tion ist, verglichen rnit 1956, tonnagemagig um 4O/o ge- stiegen. Diese Ausweitung ist jedoch ausschliedlich auf Wasch- und Reinigungsmittel beschrankt. Die Seifen-Produktion hin- gegen ging gegenuber dem Jahr 1956 um 2.1Zo/o zuriidc, SO daS der Anteil der Seifen-Herstellung an der Gesamtproduk- tion der Seifen-, Wash- und Reinigungsmittel-Industrie nur no& 290/0 betragt. Trotzdem hat es den Anschein, als ob der SubstitutionsprozeS zwischen Seifen einerseits und Wash- und Reinigungsmitteln andererseits beendet ist. Denn der Tonnage- Abfall in der Seifen-Produktion ist an sich schon unbedeutend. Er fallt aber vollig in sich zusammen, wenn man beriidc- sichtigt, daS das Jahr 1957 mit einer erheblichen Seifen- Hypothek aus den Vorratskiufen wahrend der Suez-Krise im Herbst 1956 vorbelastet war. Auch die Tatsache, daS der GesamtausstoS von Seifen aller Art im Jahre 1954 112 000 to; 1955 107 000 to; 1956 108 000 to und 1957 106 000 to betrug, ist ein Beweis fur eine gewisse Stabilisation. Wenn demgegen- iiber die Produktion an Wasch- und Reinigungsmitteln men- genmISig um 6.53O/o und wertmai3ig sogar um 12.13O/o ge- stiegen ist, so steht dem stagnierenden Seifen-Markt ein echter Fortschritt auf dem Waschmittelsektor bzw. eine absolute Ver- besserung in der Gesamtproduktion gegeniiber, und zwar ein Ansteigen des Produktionsindex’ von 84 Punkten im Jahre 1956 auf 88 Punkte im Jahre 1957 sowie eine w e r t m a S i g e Zunahme des Gesamtumsatzes um 10°/o. Diese Umsatz-Wertsteigerung ist dahei nicht auf erhohte Preise, sondern einerseits auf die gestiegene Produktion, anderer- seits auf den anhaltenden T r e n d z u r b e s s e r e n u n d t e u e r e n Q u a 1 i t a t zuriidczufiihren. 2. Rohstoff’preise Obwohl allgemein ein Preisrudcgang auf den Rohwaren- Markten im Laufe des Jahres 1957 zu verzeichnen ist, hat sich das P r e i s n i v e a u unter Beriidcsichtigung der Korea-Krise hei Ulen und Fetten rnit Ausnahme von Sojaol nicht nur als s t a b i 1 erwiesen, sondern es rnachten sich auf dem Ul- und Nachfolgend die wichtigsten Rohstoffpreise in DM pro 100 kg: 1. 1.57 1.7.57 31. 12.57 Fettsektor auch Preissteigerungen bemerkbar. So licgen bei- spielsweise die Preise fur Talgfettsauren heute um rd. 15O/o hoher als Anfang Januar 1957, auch die Preise fur Kokosol sind in dieser Vergleichszeit um 8 O/o angestiegen, was auf die groSe Durre in Ceylon zurudtzufuhren ist. 5. Die Situation hei den einzelnen Produkten a) Toiletteseife Die Toiletteseifen-Produktion erhohte sich mengenmiSig im Jahre 1957 gegenuber dem Jahre 3956 um 6.25O/o und somit urn den gleichen Prozentsatz wie im Jahre 1955. Dabei setzt sich die Nachfrage nach besseren und teureren Qualitaten standig fort, wodurch eine beachtliche Umsatz-Wertsteigerung gegenuber dem Vorjahre in Hohe von 11 O/o erzielt werden konnte. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Toiletteseife erhijhte sich um 47 g auf 861 g. h) Kernseife Der Rudcgang der Kernseifen-Produktion hielt auch im Jahre 1957 mengenmiDig mit 12.870/0 und wertmai3ig mit 7.27 O/o an, so da5 der Pro-Kopf-Verbrauch um 88 g auf 538 g absank. c) Sdimierseife Wie in den letzten Jahren so war auch im Jahre 1957 die Produktion an Schmierseife riicklaufig. Sie verringerte sich in der Tonnage um 7.44% und im Wert um 0.77%. Ent- sprechend ging auch der Pro-Kopf-Verbrauch um 21g auf 273 g zuruk. d) Rasier’produkte Insgesamt ist eine Abnahme der Fertigung an Rasier- produkten mengenmaSig um 1.6 O/o zu verzeichnen bei eiiier geringen wertmafiigen Zunahme von 1.37 O/o. Bei Betrachtung des Produktionsverhaltnisses zwischen Stangenrasierseife und Rasiercreme kann eine weitere Ausdehnung der Herstellung von Rasiercreme festgestellt werden. Der Anteil der Rasier- creme an der Gesamtproduktion von Rasiererzeugnissen be- lauft sich im Jahre 1957 auf 5lo/o (1956: 47Oi0, 1955: 44.5O/o, 1954: 40.3 O/o). Demnach ist auch mengenmaaig eine Produk- tionserh6hung a n Creme-Erzeugnissen von 6.5 1 O/o zu be- obachten im Gegensatz zu Stangenrasierseife, deren Tonnage um 8.74 O/o zurudcging. Der Pro-Kopf-Verbrauch (berechnet fur mannliche Bevolkerung iiber 18 Jahre) blieb konstant (1957: 117 g, 1956: 118 9). e) Waschmittel Die Produktion von Waschmitteln (auf Seifen- und synth. Basis) stieg mengenmaSig um 5.57 Oio und erreichte wert- mal3ig sogar eine Erhohung urn 12.43O/o. Der Anteil der Syndets an der gesamten Waschmittel-Produktion durfte in- zwischen ca. 75 Vo betragen. Entsprechend der gestiegenen Waschmittel-Produktion erhohte sich der Pro-Kopf-Verbrauch von 4.109 kg auf 4.313 kg. Tab. 1 zeigt eine Obersicht uber die Produktion von Seifen und Waschmitteln in Deutschland in den Jahren 1956 und 1957. Fanc y-Talg 96.- Kokosol, roh 118.- Talgfettsaure 93.- Kokosol, dest. 94.- Palmol, roh 115.- Sojaol, roh 180,- Sojaol, dest. 98.- Unterlaugenglycerin 80 O/o 125.- FETTE . SEIFEN . ANSTRICHMITTEL 60. Jahrgang Nr. 9 1958 96.- 92.- 112.- 87.- 111.- 164.- 87.- 125.- 94.- 98.- 127,- 85.- 109.- 141.- 86.- 125.- 11. Bericht des Generalsekretars der AIS Der Generalsekretar der AZS faate die nationalen Berichte der Mitgliedslander Belgien, Deutschland, Frankrcich, Hol- land, Italien, Usterreich und Schweiz zu einem einheitlichen Bericht zusammen, der sich im wesentlichen mit der Arbeit in den K om m i s s i o n e n befaate, da diese heute den Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit bilden. 88 1

Jahreshauptversammlung 1958 der internationalen Seifen- und Waschmittel-Industrie in Brüssel

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Wirtschaft s t eil Jahreshauptversammlung 1958 der internationalen Seifen- und Waschmittel-Industrie

in Briissel Von Dr. C. H a r z . Bad Homburg

Die diesjahrige Hauptversammlung der Association Znter- nationale de la Savonnerie et de la Dktergence (AZS) fand vom 26. bis 31. Mai in Briissel vor der Kulisse der Welt- ausstellung statt. Nachstehend ist der yon der Delegation der deutschen Seifen- und Waschmittel-Industrie iiber das Er- gebnis des Jahres 1957 erstattete Bericht wiedergegeben. Im AnschluS daran wird auf den Bericht des Generalsekretars der AIS eingegangen.

1. B e r i c h t d e r d e u t s c h e n D e l e g a t i o n i i b e r d a s J a h r 1957

1. Allgemeine Obersicht Fur die westdeutsche Seifen- und Waschmittel-Industrie

kann das Jahr 19.57 nach seinem statistischen Gesamtergebnis als z u f r i e d e n s t e 11 e n d bezeichnet werden. Die Produk- tion ist, verglichen rnit 1956, tonnagemagig um 4O/o ge- stiegen. Diese Ausweitung ist jedoch ausschliedlich auf Wasch- und Reinigungsmittel beschrankt. Die Seifen-Produktion hin- gegen ging gegenuber dem Jahr 1956 um 2.1Zo/o zuriidc, SO daS der Anteil der Seifen-Herstellung an der Gesamtproduk- tion der Seifen-, W a s h - und Reinigungsmittel-Industrie nur no& 290/0 betragt. Trotzdem hat es den Anschein, als ob der SubstitutionsprozeS zwischen Seifen einerseits und W a s h - und Reinigungsmitteln andererseits beendet ist. Denn der Tonnage- Abfall in der Seifen-Produktion ist an sich schon unbedeutend. Er fallt aber vollig in sich zusammen, wenn man beriidc- sichtigt, daS das Jahr 1957 mit einer erheblichen Seifen- Hypothek aus den Vorratskiufen wahrend der Suez-Krise im Herbst 1956 vorbelastet war. Auch die Tatsache, daS der GesamtausstoS von Seifen aller Art im Jahre 1954 112 000 to; 1955 107 000 to; 1956 108 000 to und 1957 106 000 to betrug, ist ein Beweis fur eine gewisse Stabilisation. Wenn demgegen- iiber die Produktion an Wasch- und Reinigungsmitteln men- genmISig um 6.53O/o und wertmai3ig sogar um 12.13O/o ge- stiegen ist, so steht dem stagnierenden Seifen-Markt ein echter Fortschritt auf dem Waschmittelsektor bzw. eine absolute Ver- besserung in der Gesamtproduktion gegeniiber, und zwar ein Ansteigen des Produktionsindex’ von 84 Punkten im Jahre 1956 auf 88 Punkte im Jahre 1957 sowie eine w e r t m a S i g e Z u n a h m e d e s G e s a m t u m s a t z e s u m 10°/o. Diese Umsatz-Wertsteigerung ist dahei nicht auf erhohte Preise, sondern einerseits auf die gestiegene Produktion, anderer- seits auf den anhaltenden T r e n d z u r b e s s e r e n u n d t e u e r e n Q u a 1 i t a t zuriidczufiihren.

2. Rohstoff’preise Obwohl allgemein ein Preisrudcgang auf den Rohwaren-

Markten im Laufe des Jahres 1957 zu verzeichnen ist, hat sich das P r e i s n i v e a u unter Beriidcsichtigung der Korea-Krise hei Ulen und Fetten rnit Ausnahme von Sojaol nicht nur als s t a b i 1 erwiesen, sondern es rnachten sich auf dem Ul- und

Nachfolgend die wichtigsten Rohstoffpreise in DM pro 100 kg:

1. 1.57 1.7.57 31. 12.57

Fettsektor auch Preissteigerungen bemerkbar. So licgen bei- spielsweise die Preise fur Talgfettsauren heute um rd. 1 5 O / o hoher als Anfang Januar 1957, auch die Preise fur Kokosol sind in dieser Vergleichszeit um 8 O/o angestiegen, was auf die groSe Durre in Ceylon zurudtzufuhren ist.

5. Die Situation hei den einzelnen Produkten

a) Toiletteseife Die Toiletteseifen-Produktion erhohte sich mengenmiSig

im Jahre 1957 gegenuber dem Jahre 3956 um 6.25O/o und somit urn den gleichen Prozentsatz wie im Jahre 1955. Dabei setzt sich die Nachfrage nach besseren und teureren Qualitaten standig fort, wodurch eine beachtliche Umsatz-Wertsteigerung gegenuber dem Vorjahre in Hohe von 1 1 O/o erzielt werden konnte. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Toiletteseife erhijhte sich um 47 g auf 861 g.

h) Kernseife Der Rudcgang der Kernseifen-Produktion hielt auch im

Jahre 1957 mengenmiDig mit 12.870/0 und wertmai3ig mit 7.27 O/o an, so da5 der Pro-Kopf-Verbrauch um 88 g auf 538 g absank.

c) Sdimierseife Wie in den letzten Jahren so war auch im Jahre 1957

die Produktion an Schmierseife riicklaufig. Sie verringerte sich in der Tonnage um 7.44% und im Wert um 0.77%. Ent- sprechend ging auch der Pro-Kopf-Verbrauch um 21g auf 273 g zuruk.

d ) Rasier’produkte Insgesamt ist eine Abnahme der Fertigung an Rasier-

produkten mengenmaSig um 1.6 O/o zu verzeichnen bei eiiier geringen wertmafiigen Zunahme von 1.37 O/o. Bei Betrachtung des Produktionsverhaltnisses zwischen Stangenrasierseife und Rasiercreme kann eine weitere Ausdehnung der Herstellung von Rasiercreme festgestellt werden. Der Anteil der Rasier- creme an der Gesamtproduktion von Rasiererzeugnissen be- lauft sich im Jahre 1957 auf 5lo /o (1956: 47Oi0, 1955: 44.5O/o, 1954: 40.3 O/o). Demnach ist auch mengenmaaig eine Produk- tionserh6hung a n Creme-Erzeugnissen von 6.5 1 O / o zu be- obachten im Gegensatz zu Stangenrasierseife, deren Tonnage um 8.74 O/o zurudcging. Der Pro-Kopf-Verbrauch (berechnet fur mannliche Bevolkerung iiber 18 Jahre) blieb konstant (1957: 1 1 7 g, 1956: 118 9).

e) Waschmittel Die Produktion von Waschmitteln (auf Seifen- und synth.

Basis) stieg mengenmaSig um 5.57 O i o und erreichte wert- mal3ig sogar eine Erhohung urn 12.43O/o. Der Anteil der Syndets an der gesamten Waschmittel-Produktion durfte in- zwischen ca. 75 V o betragen. Entsprechend der gestiegenen Waschmittel-Produktion erhohte sich der Pro-Kopf-Verbrauch von 4.109 kg auf 4.313 kg. Tab. 1 zeigt eine Obersicht uber die Produktion von Seifen und Waschmitteln in Deutschland in den Jahren 1956 und 1957.

Fanc y-Talg 96.-

Kokosol, roh 118.- Talgfettsaure 93.-

Kokosol, dest. 94.- Palmol, roh 115.- Sojaol, roh 180,- Sojaol, dest. 98.- Unterlaugenglycerin 80 O/o 125.-

FETTE . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 60. Jahrgang Nr. 9 1958

96.- 92.-

112.- 87.-

1 1 1 . - 164.- 87.-

125.-

94.- 98.-

127,- 85.-

109.- 141.- 86.-

125.-

11. B e r i c h t d e s G e n e r a l s e k r e t a r s d e r A I S

Der Generalsekretar der AZS faate die nationalen Berichte der Mitgliedslander Belgien, Deutschland, Frankrcich, Hol- land, Italien, Usterreich und Schweiz zu einem einheitlichen Bericht zusammen, der sich im wesentlichen mit der Arbeit i n den K o m m i s s i o n e n befaate, da diese heute den Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit bilden.

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Tabclle 1 Die derrtsche Prodirktion von Scifen lrnd Waschmitteln in den Jahren 1956 iind 1937

mengenmagig (to) wertma5ig (1000 DM) Erzeugnis 1957 1956 + I- 010 1957 1956 +I- 010

Feinseifen 44 645 42 017 t 6.25 126 944 114291 + 11.07 Kernscifen 28 194 32 3.57 - 12.87 30314 32 689 - 7.27 Textilseifen 1127 887 + 27.06 I151 91 1 + 26.34 Scifenflocken, -spine, -nadcln 8 345 8 528 - 2.15 7 910 8 670 - 8.77 Industriekcrnseifen 1448 1994 - 27.38 1784 2 378 - 24.98 Stangenrasiersci fen 93! 1026 - 8.67 8 302 8 762 - 5.25 Kabinettrasierseifc 6 5 72 - 9.72 273 303 - 9.90 Rasiercreme 1030 967 + 6.51 11 194 10 436 + 7.26 Schmierseifen 13 852 14 965 - 7.44 12 852 12 952 - 0.77 Spezialseifen 1129 105.5 + 7.01 1927 2 645 - 2.7 1 Flussige Seifen 2 397 3 233 - 25.86 3 393 10 992 - 69.13

(Haarwaschmittel cremcf6rmig) ( 692) ( 375) ( 7496) (4 526) (Haarwaschmittel fliissig) ( 1 915) (1 7 767) (Haarwaschmittel pulvcrfi5rmig) ( 34) ( 629) ( 263) (7 592)

Seifen insgesamt 105 810 108 105 - 2.12 231 570 217 147 + 6.64

Waschmittel fur Wei5-, Grob- u. + 13.16 Waschmittel fur Feinwasche 30 066 26 777 + 12.28 141 801 127 915 + 10.86 Waschhilfsmi ttel 98 015 94 328 + 3.91 67 291 62 723 + 7.28 ~Iandreinigungsmittel 36 858 33 230 + 10.92 31 408 27 404 + 14.61

Haarwaschmittel insgesamt 2 641 1004 + 163.05 25 526 12 118 + 110.65

278 614 Buntwasche 189 973 181 64.5 + 4.58 315 270

Scheuerpulver 24 949 20 608 + 21.06 14 325 11 737 -t 22.0.5

Wasch- u. Reinigungsmittel insgesamt 379 861 356 585 + 6.53 570 095 508 393 + 12.13

Gesamtproduktion 485 67 1 464 693 + 4.51 801 665 725 340 + 10.49 + Einfuhr 449 895 - 49.83 1784 1976 - 9.72 .I. Ausfuhr 5 623 3 718 + 51.24 10 726 7 317 + 46.59

= Vcrbrauch 480 497 461 870 + 4.03 792 723 720 199 + 10.06

Pro-Kopf-Verbrauch 9.5 kg 9.2 kg

1. Arbeit der Kommissionen Bekanntlich bestehen 6 Kommissionen, und zwar: ,,Toilette-

seife" (Leitung: Mayolle [Frankreich] untcr der Assistenz von Lettner [Usterreich]); .Schmierseifc" (Leitung: Heymans [Belgien] unter der Assistenz von Hoogeveen [Niederlande]); "Kernseife und verwandte Produktc" (Leitung: Marroc [Frankreich] unter der Assistenz von BllTgTaeUe [Belgien]) ; .Detergents" (Leitung: Scfznyder [Schweiz] unter der Assi- stenz von C o r m [Frankreich] ); Technische Kommission (Lei- tung: Flummer [Deutschland] unter der Assistenz von Ca- minade [Frankreich]); ,Europaische Wirtschaftsgemeinschaft" (,,C.E.E.") (Leitung: Couvreur [Belgien] unter der Assistenz von Mayolle [Frankreich] und Lind [Deutschland]).

Die Kommission .Toiletteseifc", .Schmierseife", "Kernseife und verwandte Produkte" sowie ,Detergents" haben ihr Ar- beitsprogramm ausgerichtet auf den Einflul3, den der Ge- meinsame Markt auf das wirtschaftliche Lcben ihres Sektors ausiibt. Zu diescm Zweck wunschen sie: 1. eine schnelle Ver- einheitlichung dcr Zollnomenklaturen der sechs Linder der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft; 2. Statistiken, die im allgemeinen vollstandiger und genauer sind fur den Handel zwischen den AIS-Mitgliedslandern; 3. Vergleiche der Ver- braucherpreise; 4. Informationen uber die geltenden Vor- schriften in den Mitgliedslandern und iiber ihre Steuergesetz- gebung.

Die T e c h n i s c h e K o m m i s s i o n hat in Anwendung ihres neuen Arbeitssystems, das darin besteht, das Studium gewisser Arbeiten in spezialisierten Arbeitsgruppen fortzu- setzen, zwei Unterkommissionen gebildct:

a) die Unterkommission .Nomenklatur", die unter dem Vorsitz von Caminade (Frankreich) damit beauftragt worden

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ist, eine allgemeine Zollnomenklatur und vollgiiltige Defini- tioncn fur die darin enthaltenen Produkte auszuarbeiten. Die Arbeiten fuhrten zu einem guten Ergebnis, und die gemein- same Nomenklatur, die im Laufe von zwei Sitzungen aus- gearbeitet wordcn ist, wurde von der ,Kommission C.E.E." gutgehei5en und durch jeden Mitgliedsverband seiner Ke- gierung iibermittelt im Hinblick auf eine moglichst schnelle lnkraftsetzung.

b) die Unterkommission ,Talg", die unter dem Vorsitz von Gottsdzaldt (Deutschland) damit beauftragt worden ist, die franzosische Methode iiber die Farbung von Talg bei der Verseifung und die Moglichkeit ihrer Anwendung zu stu- dieren.

Dank der aktiven Mitarbeit mehrerer Laboratorien ist es moglich gewesen, den Nutzen der franzosischen Methode un- ter Beweis zu stellen.

D i e K o m m i s s i o n C. E. E., deren Notwendigkeit ge- legentlich des letzten Kongresses offen zutage gctreten ist, konnte bereits zweimal xusammentreten. Anla5lich der ersten Sitzung wurde nicht nur das Prasidium gebildet, indem C ~ U V T ~ W - (Belgien) zum Prasidenten sowie Mayolle (Frank- reich) und Lind (Deutschland) zum ersten und zweiten Vize- prasidenten ernannt wurden, sondern es wurde auch das Ar- beitsprogramm festgelegt und das Studium einiger Fragen in Angriff genommen. Dicjenigen, die einer dringenden Lijsung bedurfen, seien nachstehend genannt: a) Annahme des Nomenklatur-Entwurfs, der von der zu diesem Zwedc ge- bildeten Arbeitsgruppe definiert worden ist; b) Festsetzung eines g e m e i n s a m e n A u 5 e n t a r i f s fur die in ihren Zustandigkeitsbereich fallenden und in eine sog. Liste .G" aufgenommenen Produkte; c) Bezeichnung von Produkten, die

60. Jahrgang Nr . 9 19% F E T T E . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L

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ihrer Meinung nach in die Liste ,,G* aufgenommen werden miifiten, um fur diese durch Verhandlungen totale Z o 1 1 - f r e i h e i t zu erreichen. Dicse drei Probleme haben ihre Losung gefunden, nirht zuletzt durch den prachtigen Geist der gegenseitigen Verstandigung, dcr den Meinungsaustausch belebt und es auch unter mi5lichen Umstanden ermiiglicht hat, unumganglichc Hindernisse zu ubcrwinden. Wenn in so aus- fiihrlichem Mal3e iiber die Tatigkeit der ,Kommission C.E.E." berichtet wird, so deswegen, weil deren Resultate nicht nur das kiinftige Leben der Organisation, sondern auch das der anderen Kommissionen mit wirtschaftlichem Charakter be- einflussen werden.

Von dem V e r t r a g v o n R o m verspricht man sich all- gemein grode Prosperitit. Aber die Moglichkeit des wirt- schaftlichen und sozialen Fortschritts liegt nicht in dem Ver- trag, seine Texte erhalten erst Gewicht durch die Richtung, die ihnen gegeben wird, und durch ihre Interpretierung.

Das Jahr 1958 ist gekennzeichnet durch die Einsetzung von Ausfiihrungsbestimmungen, die ab 1959 in Kraft treten wer- den. Bekanntlich werden ab 1. Januar nachsten Jahres die Ziille vorbehaltlich dcr Berufung eines Partners auf die Schutz- klausel samtlich um 100/0 gesenkt und die Kontingente um 20 O/o erhiiht. Die ,,Kommission C.E.E." hat diese Tatsachen nicht auder acht gelassen und in Erwagung gezogen, ob nicht gewisse Abstimmungen zwischen den iibrigen Verbanden wunschenswert waren. Der Artikel 85 des Vertrages, der die heikle Frage der Kartelle, der Ententen, der Konzentration der Unternehmen ins Auge fadt, ist zitiert worden. Da von diesem noch oft die Rede sein wird, ist es angebracht, an dieser Stelle einige Zeilen eines Artikels anzufiihren, der in einer bedeutenden belgischen Finanzzeitung erschienen ist:

,Der Artikel 85 des Vertrags cntscheidet die Frage nicht. Er schlagt die Ausarbeitung von Durchfuhrungsmodalitaten vor, die spater definiert werden sollen, um den Midbrauch der wirtschaftlichen Macht zu vermeiden. Aber bis zur An- nahme der Durchfiihrungsdispositionen des Artikels 85 sind es die nationalen Gcsetze uber die Kartelle, die die Rela- tionen zwischen den sechs Landern in Ubereinstimmung mit den allgemeinen Bedingungen des Vertrags regeln werden. Diese nationalen Vorschriften sind nicht harmonisiert. Man ahnt die Schwierigkeitcn und auch die Unebenheiten, die diese verschiedenartigen Regelungen hervorbringen konnen.

Diese bereits von mehreren Industriellen und von Wirt- schaftlern aufgededcte Anomalic ist kiirzlich durch einen deut- schen Industricllen, Falkenheim, Vizeprasident der Deutschen Shell AG. und Mitglied des Prasidiums des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, anlafllich seines Aufenthalts in Briis- sel hervorgehoben worden. Im Verlaufe eines im Kahmen der Sociite Royale Belge des Ingknieurs et des Industriels gehaltenen Vortrags entwarf Falkenheim ein kiihnes Bild des Europa von morgen und seiner neuen Anforderungen. Er hat den Finger auf einige Anomalien des Vertrags gelegt, die bisher keine Lijsung gefunden haben. Er hat die zu be- schreitenden Wege vorgeschlagen. Es ist das Problem der privaten Ententen, das er in seinem Expos6 vor allem auf- gehellt hat. Mit Riicksicht auf die aus der Ungenauigkeit der Texte sich ergebenden auseinandergehenden Meinungen ist es notig, dad die sechs Vertragsparteien sich schnell einigen und die nationalen Vorschriften iiber die Kartelle verein- heitlichen.

Die Dispositionen des Artikels 85 sind nur grundsatzliche Aussagen, fur deren Anwendung die Kommission und der Ministerrat besondere Verfugungen vorbereiten miissen. Es ist vor allem notig, dad diese Texte in dem fur die Unter- nehmen giinstigsten Sinne abgefadt werden. Man kann nur den wahren Midbrauch wirtschaftlicher Macht sanktionieren und untersagen. Diescr Mi5brauch ist nicht haufig. Er ist um so geringer, als die Industrie entsprechend der Marktauf- teilung ohne Einschrankung den Unternehmen von sechs Lan- dern die Stirn bieten soll. Die Ebene, auf der die euro- piische Konkurrenz sich abspielen wird, wird beinahe zwan- zigmal groder fur Belgien und Holland und vier- oder fiinf-

F E T T E . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 60. Jahrganq Nr 9 1958

ma1 groder fur Deutschland und Frankreich sein. Die Ge- fahren der Monopole werden hier um so mehr reduziert sein. Die Fahigkeit, private Ententen zu realisieren, ohne das freie Spiel der Konkurrenzkrafte zu verletzen, wird um so gro- fler sein.

Dieselbe Finanzzeitung berichtet uber die Ansicht eines franziisischen Wirtschaftlers, M . Charles Penglaou, der auch cinen ahnlichen Standpunkt wie Falkenheim vertritt:

,,Man mu13 die industriellen Krafte konzentrieren, und da- fur sind Trusts, Kartelle notig, deren Bedeutung jedoch ge- wisse Grenzen nicht iiberschreiten sollte, jenseits deren die normale Konkurrenz gefahrdet wird. Die Konzentration, in der das kleine Unternehmen im Raum der groden industriellen Organisationen integricrt ist, ist gut. Die Konzentration, die alle Produktionskrafte nutzt einschlie5lich der ihr nicht an- gehorenden, kann ein Land nur bereichern. Die Konzentration, die Leere um sich verbreitet, wird schadlich. Man lasse sich von diescr Wcisheit inspirieren, dic zu gleicher Zeit die Interessen der starken wirtschaftlichen Gruppen und diejenigen der Unternehmen von geringerer Bedeutung schiitzen wird. Es gibt bei der finanziellen Zielsetzung einer internationalen wirtschaftlichen Gemeinschaft einen direkten Appell zur Star- kung der Unternehmen. Es ware absurd, ihnen die Anpas- sung an die neuen Dimensionen des Marktes zu untersagen durch eine schlecht entworfene Antikartell-Gesetzgebung, die den Mi5brauch mit dem Mittel zum Uberleben verwechselt und den Unternehmen kleineren Umfangs die industriellen Ehen verbietet, die es ihnen gestatten, nicht vcrschwinden zu miissen."

2. Wirtschaftliche Probleme Im ganzen gesehen zeigt das Jahr 1957 eine R e g r e s s i o n

gegeniiber 1956. Diese Situation findet ihre Erklarung in den anomalen Verkaufen, die in mehreren Landern Ende 19.56 durch die internationale Spannung infolge der Ereignisse von Suez und Ungarn hervorgerufen wurden. Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Absatzes vom zweiten Halbjahr 1957 an hat sich nicht erfiillt, denn seit dieser Epoche erleben wir einen wirtschaftlichen Rudcgang, der j e nach Land mehr oder weniger lebhaft ist. Diese allgemeinen Betrachtungen crkliren jedoch nur unvollkommen die Situation im Jahre 1957; um sie besser zu begreifen, scheint es uns zweckma8ig, die Aktivitat aller Lander gegeniiberzustellen (vgl. a u h Tab . 2).

D e u t s c h 1 a n d : Der Inlandsabsatz (Pro-Kopf-Verbrauch) s t e i g t bei einem leichten Beviilkerungsanstieg weiterhin. Diese Zunahme gilt nur fur Wasch- und Reinigungsmittel, denn die Seifen sind um ungefahr 2O/o zuriidcgegangen. Man nimmt jedoch an , dad der von den Wasch- und Reinigungs- mitteln erzielte Anteil von 71 O/o an der Gesamtproduktion sich kaum mehr erhijhen wird. Besonders bemerkenswert ist die Auffassung, dad die wertmadige Zunahme des Absatzes im Jahre 1957 nicht Preiserhohungen, sondern vielmehr zu einem Teil dem erhohten Absatz und zum anderen Teil dem andauernden Trend zum Verbrauch von Produkten besserer und teuerer Qualitat zuzuschreiben ist.

U s t e r r e i c h : Ebenso wie Deutschland meldet dieses Land eine Z u n a h m e d e s A b s a t z e s gegeniiber 1956 und weist darauf hin, dad die Zunahme a n erster Stelle den synthetischen Waschmitteln zuzuschreiben ist. Aus der Skala der in den Statistiken enthaltenen und in den Tabb. 1 und 2 detaillierten Produkte ersehen wir, da13 nur die Stangenrasier- seifen, die Haushaltskernseifen und die Flocken und Spane in Aufmachung fu r den Einzelverkauf zuriickgegangen sind. Es hat indessen den Anschein, als ob das Jahr 1958 weniger giinstig sein wird und die Auswirkungen des wirtschaftlichen Riickgangs sich bemerkbar zu machen beginnen.

B e 1 g i e n : Die Auswirkungen der Ereignisse von Ende 1956 und der wirtschaftliche Riickgang, der sich erstmals im Mai 1957 bemerkbar machte, haben eine allgemeine A b - n a h m e von ungefahr 7.11 O / o gegeniiber 1956 hervorgerufen. Diese Abnahme trifft jedoch nur fur die Seifen zu; die syn-

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Tabelle 2 Itn Inland verbrauehte Seifen, W a s h - und Reinigungsmittel und Pro-Kopl-Verbrauch in den Landern der AIS im Jahre 1957

(Inlandsverbrauch = nationale Produktion + Import ./. Export) Deutschland Usterreich Belgien Frankreich Italien Niederlande Schweiz

I I1 I 11 I I1 1 I1 I 11 I I1 I I1 Erzeugnis to kg to kg to kg to kg to kg to kg to kg

Toiletteseife 43459 0.861 2 727 0.388 7 097 0.762 18 797 0.424 20095 0.410 7 270 0.655 2 134 0.427 Kernseife 2 i I61 0.538 6 136 0.875 9577 1.028 112013 2.529 200025 4.082 9 3 5 3 0.843 5 5 8 0 1.116 Schmierseifc 13803 0.273 1367 0.196 23.555 2.527 14 718 0.332 1500 0.031 12638 1.139 2974 0.595 Seifen flocken,

-spane, -nadeln 8309 0.165 145 0.021 292 0.031 9 7 3 9 0.220 a) a) 216 0.019 2 2 2 0 0.444 Rasierseife, -creme" 1968 0.039 195 0.028 221 0.024 1806 0.041 5 0 2 9 0.103 252 0.023 190 0.038 Industrieseife 2575 0.051 497 0.071 2 758 0.296 9 128 0.206 2 0 0 0 0.040 1338 0.121 792 0.158 fliissige Seife 2405 0.048 26 0.004 19243 2.065 10.5002 2.371 5 0 0 0 0.102 35285 3.180 1 1 7 1 0.234 Seifcnpulvcr 54 840 1.087 14995 2.160 20873 2.240 211 048 4.765 2 0 0 9 0.041 35776 3.225 17211 3.442 synth. Waschm. 162851 3.226 I6515 2.383 30596 3.253 211 048 4.765 70000 1.429 16909 1.524 1 1 615 2.323 Waschhilfsmittel 97 763 1.937 9 770 1.388 3 3 5 0 0.359 - - - - 3 4 8 2 0.314 10160 2.032 Scheuerpulvcr 24949 0.494 3988 0.570 6 4 6 3 0.693 22 000 0.497 - - 11581 1.044 5 9 1 2 1.182 sonst. Erzeugnisse 37 773 0.748 545 0.078 391 0.042 - - - - 2 7 9 0 0.251 3245 0.649 FIaarwaschmittel 2641 0.052 184 0.026 232 0.025 - Summe 480497 9.519 57090 8.188 124648 13.375 504251 11.385 305658 6.238 136890 12.338 63204 12.G40

- - - - b) b) -

::' = wird lediglich die mannl. Bevalkerung uber 18 Jahren beriick- sichtigt, dann errechnet sich fur Rasiererzeugnisse folgender Pro-Kopf-Verbrauch (in kg) : Deutshland 0.1 17, Usterreich 0.086, Belgien 0.065, Frankreih 0.133, Italien c ) 0.293, Nieder- lande 0.072. Schweiz 0.128

thetischen Detergents in Pulvcrform nehmen absatzmaf3ig weiterhin zu. Man bemerkt in Bclgien, dai3 die m i t t l e r c I n d u s t r i e in ihrer gegenwartigen Struktur immer mehr Schwierigkeiten begegnet bei ihrer Verteidigung gegen eine Konkurrenz, die iiber machtige finanzielle Mittel verfugt. Ab- schliei3end sei bemerkt, dai3 die gegenwartige Form der Wer- bung kraftiger auf den Verbrauchcr wirkt und ohne Zweifel seine Art zu kaufen bceinfludt; dieses Phanomen findet man sicherlich nicht nur in Belgien, aber es schien gut, darauf hin- zuweisen.

F r a n k r e i c h : Mchr noch als in Belgien macht sich in Frankreich eine fiihlbare V e r r i n g e r u n g d e s A b s a t z e s gegeniiber dem Vorjahr bemerkbar. Mit einigen geringeren Ausnahmen gilt der Riickgang fur alle Produkte auf Seifen- Basis. Es hat den Anschcin, als sei dieses 1,and harter als andere durch die Auswirkungen der Ereignisse Ende 1956 beriihrt worden. Es sei no& darauf hingewiesen, dai3 alle Preise auf dem Niveau vom 31. Juli 1957 blockiert wor- den sind.

Angesichts der schwierigen Situation, die unter den Indu- striellen entstanden ist, die mehrere Erhiihungen iiber sich ergehen lassen mu5ten (Lohne und Soziallasten, Steuern und Kosten fur Transport und gewisse Artikel, wie Kohle, 01, Pappc, Papier usw.), ist ein Preisaufschlag erreicht worden. Dic seit Anfang 1958 genehmigten Preiserhohungen betragcn je nach Art der Fertigerzeugnisse 5 Oio bis 12 O/o.

I t a 1 i e n : D a uns kein Vergleich mit 1956 moglich war, haben wir uns darauf beschrankt, in der Statistik die Zahlen von 1957 aufzufuhren.

N i e d e r 1 a n d e : Die vorausgesehene Auswirkung auf den Inlandsabsatz als Folge der Hortungskaufe im Laufe der letzten Monate des Jahres 1956 hat sich bestatigt. Der Ab- satz an Seifen-Erzeugnissen aller Art einzeln oder insgesamt lag unter dem des Jahres 1956. Das Studium der Situation last jedoch erkennen, da8 sich beim Vergleich des Durch- schnitts dcr Jahre 1956 und 1957 snit dem von 1955 eine Tonnage-Zunahme von mehr als 12 000 to ergibt. Diese Sirht der Dinge ist indessen nicht exakt fur die Haushaltskernseifen und die Schmierseifen, die von Jahr zu Jahr abnehmen, was die erstcn Monate des Jahres 1958 noch bekriftigen. Wie dem auch sei und trotz der anomalen Situation des Jahres 1957 setzt sich in den Niederlanden die Erhohung des Inlands-

I -= Inlandsverbrauch. I1 = Pro-Kopf-Verbrauch a) - in Seifenpulver enthalten b) = in Rasierseife und -creme enthalten c) 2 enthalt Haarwashmittel

absatzes a n Seifen-Industrieprodukten einschliei3lich synthe- tischer Detergents fort.

Die Ursachen dieser gliidtlichen Situation sind die Bevolke- rungszunahme um lo /o pro Jahr, die allgemcine Erhiihung des Lebensstandards und die damit in Zusammenhang stehende Verbesserung der Hygiene-Gewohnheiten. Die letzteren wer- den iibrigens gefiirdert durch die Tatigkeit des Bureau Natio- nal Nkerlandais pour la Promotion des Pratiques d' Hygikne.

S c h w e i z : Trotz der Bestandigkeit einer wirtschaftlichen Aufwartsentwidtlung war die Seifen- und Detergents-Industrie der Srhweiz etwas r u c k 1 a u f i g gegeniiber 1956. Man be- merkt jedoch mit Genugtuung eine beachtliche Verbesserung der Toiletteseifen. Die Haushaltskernseifen und die Schmier- seifen haben, wie iiberall, cinen groi3en Teil ihres Marktcs abgctreten. W a s zicmlich erstaunlich erscheint, ist einc glcich- zeitige Zunahme der Pulver auf Seifen-Basis und der syn- thetischen Waschmittel.

Die ab 1. Juli 1956 in Kraft getretene freiwillige Kontin- gcntierung fur Schmierscife, Kcrnseife (mit Ausnahmc der Markenartikel), Seifenflockcn und -spine erlaubt es noch immer nicht, einigermafien giiltige Schliisse zu ziehen. Immer- hin hat eine gcwisse Anzahl von Unternehmen die positiven Auswirkungcn dieser Mathahme bestatigt und insbesondere erklart, dai3 sic cs ermoglicht, Prcise anzusetzcn, welche die Produktionskosten decken. Man mui3 sich also noch gedulden. bevor man ein definitives Urteil fallen kann. Zum Schlui3 sei bemerkt, dal3 das schweizerische Volk zu Beginn dieses Jahres durch einen Volksentscheid das Kartell-Verbot abgelehnt hat.

Verkaufspreisc der wichtigsfen Rohsfoffe Mit Ausnahme Frankreichs, das noch immer nicht iiber eine

totalc Freiheit fur seine Kaufe verfiigt, scheint es keine Ver- sorgungsschwierigkeiten gegeben zu haben.

D e u t s c h 1 a n d : Mit Ausnahme der Talgfettsauren und der rohen Kopraiile befanden sich die Fett- und 01-Preisc Ende 1957 in eincr Baisse, verglichen mit den am I . Januar desselben Jahres giiltigen Preisen.

U s t e r r e i c h : Die Erhohung der Fettstoff- und Ver- padtungsmaterial-Preise hat eine Hausse bei den Preisen fiir Fertigerzeugriisse mit sich gebracht.

B e 1 g i e n : Mit Ausnahme der Kopraiile, die einer Hausse unterworfen waren, haben die wichtigsten in der Seifen-

FETTE . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 60. Jahrgang Nr. 9 1950 884

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Industrie verwendeten Fettstoffe eine Baisse in der Groien- ordnung von 1 O o / o gegeniiber den am 1. Januar 1957 gultigen Preisen erlebt.

F r a n k r e i c h : Die Ule haben allgemein eine Hausse er- lebt, die Talge sowie die sauren Ule eine Baisse. Diese Be- wegungen sind indessen nicht sehr ausgepragt.

N i e d e r 1 a n d e : Die Preise haben sich wenig verandert, ausgenommen Palmijl und Leinijl, die eine ziemlich fiihlbare Baisse aufweisen.

S c h w e i z : Der Durchschnittspreis der verfugbaren Roh- stoffe hat sich gegeniiber 1956 nicht verandert, eine leichte Baisse ist zu verzeichnen fur die schwimmende Ware .

Persbektiven fiir 1958 Man darf annehmen, dad 1958 im allgemeinen ein Fort-

schritt gegeniiber 1957 sein wird. Die Seifen werden wahr- scheinlich ihre Position halten bei einer moglichen Zunahme des Absatzes an Toiletteseifen; die Detergents in Pulverform werden wiederum eine Zunahme erfahren, die j e nach der Position, die sie gegenwartig in jedem Land im besonderen einnehmen, mehr oder weniger stark sein wird. Auch die flussigen Waschmittel werden von Interesse sein.

Forderung der Hygiene Frankreich, die Niederlande und Deutschland setzen nicht

ohne Erfolg ihre Bestrebungen zur Forderung der Hygiene fort.

Das erst kiirzlich geschaffene Bureau National Nkerlandais POUT la Promotion des Pratiques d'HygiPne bemiiht sich auf mehreren Gebieten. Es verteilt Drucksachen uber die Hygiene in der Kiiche, und es hat einen Film herausgebracht, der ins- besondere in den Schulen gezeigt wird. Dieser Film lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, saubere Handtiicher zu benutzen, und in einer kleinen Broschiire, die bei der Vorstellung zur Vcrteilung kommt, wird auch dariiber ge- sprochen, wie wichtig es ist, saubere Wasche zu tragen. Schlieblich bemiiht man sich in Vortragen, die insbesondere fiir die Frauenorganisationen bestimmt sind, um bessere Hygiene-Gewohnheiten.

3. Probleme unseres Aubenhandels Der Austausch zwischen den AIS-Landern ist normal mit

einer leicht ansteigenden Tendenz. Es bestehen allerdings bedeutende Abweichungen zwischen den Exporten und Im- porten der AIS-Lander. Diese Situation beweist das Interesse, sobald wie miiglich die Zollnomenklatur zu vereinheitlichen.

F r a n k r e i c h ha t verschiedene finanzielle Madnahmen beziiglich der D e v i s e n - B e s t i m m u n g e n ergreifen miis- sen. Ein Dekret vom 10. August und Durchfiihrungsbestim- mungen haben die Modalitaten beziiglich des Zahlungsver-

kehrs zwischen den Gebieten der Franc-Zone und den Landern auberhalb dieser Franc-Zone festgelegt. Der Zahlungsverkehr ist einem Abzug (beim Import) oder einer Vergiitung (beim Export) unterworfen, wobei der Satz auf 20 "/o des Betrags der Zahlungen festgelegt ist; das Verfahren lauft wie folgt: Die Umlage wird von jedem Devisen-Kaufer bezahlt im Augenblick der Zahlung des Gegenwertes dieser Devisen in Francs; die Vergiitung wird von jedem Devisen-Verkaufer eingenommen im Augenblick der Vereinnahmung des Gegen- wertes dieser Devisen in Francs; der Satz (2Oo/o) der Umlage oder der Vergiitung bezieht sich auf den Gegenwert in Francs der gekauften oder verkauften Devisen zum offiziellen De- visenkurs.

Um nochmals zusammenzufassen: Zusatzlich zum Zoll, der weiterhin erhoben wird, wird dcr W e r t d e r I m p o r t e i n F r a n c s z u m o f f i z i e l l e n K u r s u m 20°/0 e r h o h t . Beim Export wird der Gegenwert in Francs der exportierten Devisen zum offiziellen Kurs um 2Oo/o erhijht.

4. Schlu/3betrad2tungen

Aus dcn vorstehenden Ausfiihrungen kann man schlieden, dab die AIS bereit ist, den Anforderungen der Neuorien- tierung der europaischen Wirtschaft zu entsprechen.

Die Kommission .Europaische Wirtschaftsgemeinschaft'. in die grode Hoffnungen gesetzt werden, hat einen guten Start gehabt; sie wird jedoch die Schwierigkeiten nicht auf ein Minimum herabdriicken konnen, die zu iiberwinden sind, um das Endziel zu erreichen: die europaische Wirtschaftsinte- gration.

Die Seifen-Industrie ist nicht nur sehr vielfaltig, sondern die Mehrzahl ihrer Unternehmen ist dazu von mittlerer Grode und noch sehr individualistisch eingestellt. Die Sonderinter- essen werden indessen sehr oft hinter den allgemeinen In- teressen zurucktreten mussen. Die Rolle der Fachorganisation ist also sehr wichtig, und die Delegierten der nationalen Ver- bande werden sehr oft heikle Missionen zu erfiillen haben. Man mud vermeiden, wie Monsieur Leon Bekaert, der Pra- sident der Federation des Industries Belges, sehr richtig sagte, dab die anonyme Organisation sich zu sehr an die Stelle der personlichen Initiative setzt. Es ist hinzuzufiigen, dab in seinen Augen das sehr einfache und sehr wirksame Heilmittel darin besteht, die Fachorganisation personlich zu gestalten, indem man alle bittet, a n ihr nahen Anteil zu nehmen, ihrer Initia- tive zu entsprechen, Vorschllge einzureichen, es so zu halten, als ob sie ihrer aller eigene Angelegenheit sei. E r fuhrte ferner aus, daB die professionelle und interprofessionelle Organi- sation, welche lebendig, dynamisch und voller Vertrauen die Zukunft des freien Unternehmens ist. durch ihre Bemiihungen die Produktivitat eines jeden ihrer Mitglieder steigert.

Die Situation auf dem Schmalzmarkt Im Juni-Heft dieser Zeitschrift hatten wir eine Obersicht

iiber die Schmalzeinfuhr der ersten 4 Monate dieses Jahres gegeben. Die nachstehende ubersicht bringt das Einfuhr- ergebnis fur 8 Monate, also bis zum 31. 8. 1958. Sie zeigt, dad im zweitcn Jahresdrittel die Einfuhr im gleichen Rhythmus verlaufen ist wie im ersten, lediglich Polen konnte seine Schmalzausfuhr wesentlich erhohen. Die Schmalzeinfuhr in den ersten 8 Monaten hat damit bestatigt, dab in dem Herab- sinken der Einfuhrziffer sich klar eine Abwendung vom Ver- zehr tierischer Fette im allgemeinen bemerkbar macht. Gegen- iiber 1956 ist im gleirhen Zeitraum der ersten 8 Monate die Schmalzeinfuhr um die Halfte zuriickgegangen.

Von dem Einfuhrriidcgang sind hauptsachlich zwei Lander betroffen worden, und zwar Frankreich und die USA. In starkstem Made wurden die USA betroffen, so wie man es vor einigen Jahren noch nicht fur moglich gehalten hatte. Betrug der Anteil der USA an dcr deutschen Schmalzeinfuhr in den ersten 8 Motiaten noch 72 " / u , so sank derselbe im

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gleichen Zeitraum dieses Jahres auf etwas uber 6O/o herab. Die Einfuhr aus Frankreich war in diesem Jahr etwas hoher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, lag jedoch urn ca. . iOOO to nicdriger als im gleichen Zeitraum 1956.

Schmalzeinfuhr Januar - August in to

USA Frankreich Niederlandc Belgien Danemark Schweden Saargebiet Polen

1958

750 1641 4 99.5

34 1564

876 76

2 230

1957

7 258 1.567 5 7 7 7

156 892

1530 607 912

1956

15 579 6 844 2 494

36 15 72 - -

12 166 18 699 25 040

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