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HERAUSRAGEND? Eliten zwischen Eigennutz und Gemeinschaftssinn suchen. fragen. finden. Jes . Das katholische Magazin für Braunschweig Juni . Juli 05 . 2013 DOPPEL- AUSGABE JES EXTRA REISE

Jes 5/2013: Herausragend? - Eliten zwischen Eigennutz und Gemeinschaftssinn

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Jes. Das katholische Magazin für Braunschweig.

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Page 1: Jes 5/2013: Herausragend? - Eliten zwischen Eigennutz und Gemeinschaftssinn

herausragend?eliten zwischen eigennutz und gemeinschaftssinn

suchen. fragen. fi nden.

Jes . Das katholische Magazin für Braunschweig Juni . Juli 05 . 2013

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JES EXTRA

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Menschen würdig pflegen

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Editorial . Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Angela Merkel und Martin Winterkorn, Angelina Jolie und

der Papst, Bill Gates und Uli Hoeneß – jeder kennt sie, weil

sie weit oben stehen, weil sie Macht und Einfluss haben. Es

sind Menschen, die mit ihrem Handeln große Veränderungen

bewirken können, die Vorbilder sind.

Sie sind Elite. Sie sind wenige, die viel für alle anderen tun

können. Doch wir sollten nicht darauf vertrauen, dass sie

das freiwillig tun, meint Eike Bohlken. Er hat ein Buch über

die Verantwortung der Eliten geschrieben. Das Interview mit

ihm finden Sie auf Seite 12.

Ein Dutzend Seiten nimmt in diesem Heft unsere Rubrik

„Jes extra“ ein. Wir haben sie vollgepackt mit Geschichten

und Tipps rund ums Reisen. Der Schwerpunkt liegt dabei

auf Urlaubs- und Ausflugszielen, die Sie aus Braunschweig

schnell und unkompliziert erreichen können.

Reichlich kompliziert geht es dagegen mitunter in unserem

Kopf zu. Wenn sich unser Gewissen meldet und uns sagt:

Tue dies, lasse jenes. Wie sich diese innere Stimme anfühlt

und wie sie uns beeinflusst, haben Wissenschaftler der

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg untersucht.

Was die Forscher herausgefunden haben, erfahren Sie

auf Seite 30.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

P.S.: Die nächste Ausgabe von Jes erscheint Anfang August.

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Wenn Sie uns schreiben wollen: Redaktion Jes,

Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig,

[email protected], www.Jes-braunschweig.deFOTO

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Volker Röpke, Redaktion Jes

Seniorenwohnanlage St. Hedwig · Böcklerstraße 232 · 38102 Braunschweig · Telefon 0531 273290 [email protected] · www.sthedwig-braunschweig.de

eingesammeltEine Kirche feiert Geburtstag 7

nah dranBloß nicht mehr Hartz IV 8

gesprächsstoffWas Eliten leisten sollten 12

Leib und seelenicht nur für die Suppe gut: Salz 15

Jes extraZwölf Seiten Urlaubstipps 17

im FokusEngel und Teufel im Kopf 30

engagiertIn der Ferne liegt das Glück 33

Jes JuniorWas sind Heilige? 34

erlebenswertRömischer Dresscode 37

TermineJugendfahrt nach Litauen 38

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4 Jes 05 . 20134 Jes 05. 2013

Wenn der Berg zur Kirche wirdEin paar Stufen hinauf – und schon ist der Mann im Stein verschwunden. Er betritt keine Höhle, sondern eine Kirche. Der äthiopisch-orthodoxe christ besucht eine der elf Felsenkirchen des Pilgerortes Lalibela im norden äthiopiens. Sie wurden im 13. Jahrhundert aus dem umgebenden Gestein gehauen, bestehen jeweils nur aus einem Felsblock und gehören heute zum Unesco-Welterbe. Es heißt, Engel wären am Bau dieser außer-gewöhnlichen Kirchen beteiligt gewesen. Dass Menschen allein dazu fähig sind, konnte sich niemand vorstellen.

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85 Prozent der Menschen in Deutschland sagen, dass man allen Religionen gegen-über offen sein sollte. Auch der Aussage, dass jede Religion einen wahren Kern hat, stimmen 67 Prozent der Bevölkerung zu. Und 60 Prozent der Befragten empfinden die wachsende religiöse Vielfalt als eine Bereicherung. Allerdings erkennen noch mehr Befragte (64 Prozent) darin eine Ursache für Konflikte. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung. Für die repräsentati-ve Studie zur gesellschaftlichen Bedeu-tung von Religion und Werten wurden in Deutschland sowie in zwölf anderen Ländern Daten erhoben.

Eingesammelt

nie mehr Kleingedrucktes

Tablet-computer statt Gesangbuch: Eine angli-kanische Kirchengemeinde im mittelenglischen Mickleover setzt bei Gottesdiensten auf ein Drahtlos-netzwerk. Künftig können sich Gläubige in der St.-Johns-Kirche alle Lied- und Gebettexte auf ihrem mitgebrachten Mobilgerät anzeigen lassen. Wie britische Medien berichteten, kam die Idee für den ersten britischen WLAn-Gottesdienst von älteren Kirchgängern, die die kleingedruckten Texte in den Gesangbüchern nicht mehr lesen konnten. Gemeindepfarrer Alun Rowlands setzte den Vorschlag kurzerhand mit WLAn-Technik um.

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Malteser suchenFreiwillige

Menschen beibringen, wie in Notfällen zu helfen ist – das machen die Ausbilder des Malteser Hilfsdiens-tes in Braunschweig. Für ihr Team suchen die Retter

ab sofort Verstärkung: Wer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren möchte, kann dies bei den Maltesern tun und dabei zum medizinisch und pädagogisch geschulten Ausbilder werden.

„Wir bilden junge Leute aus, die dann während ihres Frei-willigen Sozialen Jahres selbst als Lehrkraft tätig werden. Sie gehen in Schulen oder Betriebe, um dort Erste-Hilfe-Kurse zu leiten. Wer sich nach der Schule fragt, ob er für einen medizinischen Beruf geeignet ist, kann bei uns wertvolle Erfahrungen sammeln“, sagt der Malteser-Stadtbeauftragte Frank Stautmeister.

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) steht jungen Männern und Frauen von 16 bis 26 Jahren offen. Die Malteser zahlen FSJ-Teilnehmern ein monatliches Taschengeld und gegebe-nenfalls einen Essensgeldzuschuss, außerdem übernehmen sie alle Sozialversicherungsleistungen (Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung).

Weitere Informationen unter Telefon: 0531 2379790,

per E-Mail unter [email protected] und im Internet:

www.MaLTeser-FreiwiLLigendiensTe.de

www.MaLTeser-bs.de

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Eingesammelt

»Mit glauben allein kann man sehr wenig tun, aber ohne ihn gar nichts.« Samuel Buttler

» ethik muss Vorrang vor Technik haben.«

Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki (56) hat die Energiewirtschaft scharf kritisiert. In einem Hörfunk-interview verurteilte er, „wie Energiekonzerne die Klimaschutzziele der Bundesregierung abschmettern wollen.“ Er fügt hinzu: „Manche gehen mit der Erde um, als hätten sie noch eine zweite im Kofferraum.“ Woelki betonte, der biblische Auftrag, die Erde zu gestalten, sei kein „Freibrief, alles hemmungslos zu gebrauchen und zu verbrauchen.“ Der Mensch solle „nicht Zerstörer der natur sein, sondern ihr Hüter.“

40 Jahre St. cyriakus wird groß gefeiert

Die Gesellschaft braucht nach den Worten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (65, Grüne) Menschen, „die an etwas glauben, die von etwas überzeugt sind, die sich für Werte und Ideale einsetzen.“ In einem Beitrag für die Zeitschrift „christ in der Gegenwart“ schreibt der Katholik, es brauche Gemeinschaften, damit der Wille der Einzelnen sich nicht in Egoismen verrenne oder wirkungslos verpuffe. Solche Gemeinsamkeiten wer-den aus Sicht Kretschmanns beispielsweise von den Kirchen „gestiftet, gelebt und vermittelt.“

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» Kirchen stiften Gemeinsamkeiten.«

» der glaube kann dasganze Leben tragen.«

Hunderte von Kinder hat Christl Schneider (59) in 17 Jahren als Gemeindereferentin von St. Aegidien auf die Erstkommunion vorbereitet, doch nun ist Schluss. Im August geht die studierte Pädagogin in den Ruhestand. Sie hofft, dass ihr Kommunionunter-richt all den Jungen und Mädchen vor allem eins vermittelt hat: „Dass der Glauben tragend sein kann für das ganze Leben.“ Für ihr Leben nach der Arbeit hat sich christl Schneider vorgenommen, mehr Zeit mit ihren Kindern und Enkelkindern zu verbringen.

Ob Festball, Grillfest oder feierliche Gottes-dienste – im Juni werden die Mitglieder der Gemeinde St. cyriakus aus dem Feiern kaum herauskommen. Mehr als ein Dutzend Punkte hat das Programm, das die Weststadt-Gemeinde anlässlich des 40. Geburtstags ihrer Kirche St. cyriakus veranstaltet.

Los geht es am Sonntag, 2. Juni, um 10.00 Uhr mit einer Fronleichnamsprozession, die die Gemeinde gemeinsam mit der polnischen Mis-sion begeht, die in der Kirche ihre Messen in polnischer Sprache feiert. Am darauffolgenden Samstag, 8. Juni, um 18.00 Uhr spielt die Deka-Band aus der nachbargemeinde St. Bernward während des Jugendgottesdienstes.Am Samstag, 15. Juni, um 19.30 Uhr sind alle Gemeindemitglieder zum Festball im Pfarr-heim eingeladen. Und am Mittwoch, 19. Juni, ist Weihbischof Dr. nikolaus Schwerdtfeger zu Gast. Er hält einen Vortrag zum Thema „Zukunft der Kirche – Zukunft der Gemeinde“. Der Festgottesdienst am Sonntag, 23. Juni, um 14.00 Uhr wird musikalisch gestaltet von der Kantorei der benachbarten evangelischen Em-mausgemeinde. Ab 16.00 Uhr gibt es während des Grillfestes ein Wiedersehen mit ehemali-gen Gemeindemitgliedern und Seelsorgern.

Weitere Veranstaltungen und Informationen

rund um das Jubiläum im Internet:

www.sanKTcyriaKus.de

Die Kirche wurde zu Beginn der 70er-Jahre gebaut.

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Melanie Matz bewirtet Gäste in der Begegnungsstätte des caritasverbands Braunschweig. nach Aushilfsjobs und Langzeitarbeitslosigkeit wünscht sich die allein-erziehende Mutter endlich eine Arbeit mit Perspektive. Sie sagt: Bloß nicht mehr Hartz IV!

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nah dran

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nah dran

»als ich die ausbildung abbrechen

musste, war das bitter.«Melanie Matz kann Momenten Seele verleihen. Mit ihrer Herzlichkeit macht sie regelmäßig Men-schen froh, die an Demenz leiden. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch, der kaum mehr ein

Wort sagen kann, so viel Dankbarkeit mit seinem Gesicht und seinen Augen ausdrücken kann“, sagt die 38-Jährige.

Sie hat ihre dementen Gäste ins Herz geschlossen, die jede Woche ins Café der Begegnungsstätte des Caritasverbandes Braunschweig kommen. Das Café ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Familien mit Kindern kommen ebenso hierher wie Rentner. Bewirtet werden sie von Melanie Matz.

Sie kocht Kaffee und Tee, bereitet Frühstück zu, deckt auf und ab, serviert selbst gebackenen Kuchen. Und wenn zwi-schen zwei Bestellungen ein wenig Zeit bleibt, schenkt sie die-se Minuten ihren Gästen. Vor allem Alleinstehende sind froh, wenn sie ein paar Worte mit ihnen wechselt. Melanie Matz arbeitet gern mit Menschen, sie ist glücklich über ihre Arbeit.

Traurig macht sie nur, dass im nächsten April Schluss sein könnte. Sie war jahrelang ohne Job. Ihre jetzige Stelle hat sie vor 14 Monaten über das Projekt Bürgerarbeit erhalten, das vom EU-Sozialfonds und aus Steuergeldern finanziert wird. Es soll Langzeitarbeitslosen die Rückkehr in den regulären Arbeitsmarkt erleichtern.

Mehr als 6,1 Millionen Menschen in Deutschland bezie-hen Hartz IV. Darunter sind etwa 1,7 Millionen nicht-erwerbs-fähige Empfänger von Sozialgeld. Rund 4,4 Millionen sind erwerbsfähig. Sie beziehen Arbeitslosengeld II, weil sie in der freien Wirtschaft keine Stelle finden.

Mehrere Tätigkeiten, keine chance auf Festanstellung

Auch Melanie Matz ist häufig mit ihren Versuchen geschei-tert, dauerhaft in Lohn und Brot zu kommen. Schon ihre ersten Schritte ins Berufsleben gehen schief. Sie ist damals 16 Jahre alt. Mit dem Hauptschulabschluss in der Tasche be-ginnt sie eine Lehre zur Friseurin.

Es dauert vier Wochen, dann muss sie die Ausbildung ab-brechen, weil sie allergisch reagiert auf Shampoos und Haar-färbemittel. „Das war bitter für mich.“ Also schaut sie sich nach einer neuen Lehrstelle um, schreibt ein paar Bewerbun-gen, doch ohne Erfolg.

Stattdessen landet die Braunschweigerin mit 18 in einem Job, für den sie keine abgeschlossene Berufsausbildung be-nötigt: Sie steht in einem Fisch-Schnellrestaurant hinter der Theke, füllt Teller mit Matjes und Bratkartoffeln, bereitet Fischbrötchen zu, bedient Kunden.

Sie verdient ihr erstes eigenes Geld und wohnt – nach dem Auszug bei ihren Eltern – in ihrer ersten eigenen Wohnung. Doch nach knapp zwei Jahren steht sie auf der Straße. Ihr Ar-

beitgeber kündigt ihr, betriebsbedingt, wie es heißt. Sie mel-det sich zum ersten Mal arbeitslos. Nach ein paar Monaten ergattert sie einen neuen Job, diesmal in einer Wäscherei. Sie bleibt ein Jahr, dann folgt der nächste Job. In einer Firma, die Kaffee- und Keksdosen herstellt, arbeitet sie in der Produkti-on, wellt Bleche, dreht Dosen in Form.

Ein-Euro-Job statt regulärer Arbeitsmarkt

Sie macht Frühschichten, Spätschichten, Nachtschichten. Eine Chance auf Festanstellung hat sie trotzdem nicht. Also geht sie zurück in die Wäscherei. Doch wenig später wird sie auch dort nicht mehr gebraucht.

Drei Jahre lang bleibt sie ohne Arbeit, ehe sie im Jahr 2000 von einer Drogerie-Kette als Verkäuferin eingestellt wird. Mit Unterbrechungen arbeitet sie sechs Jahre an den Kassen des Unternehmens. Die Chance auf eine unbefristete Anstellung hat sie nicht. Nach der Geburt ihres Sohnes und einer Kinder-pause wird sie noch einige Male als Vertretung beschäftigt, ehe 2008 endgültig Schluss ist.

Ihre nächste Tätigkeit ist vom regulären Arbeitsmarkt weit entfernt. Sie macht sechs Monate lang einen Ein-Euro-Job in einem Sozialkaufhaus. Es folgen eineinhalb Jahre ohne

Gute Laune gehört dazu: Melanie

Matz an ihrem Arbeitsplatz im Café.

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nah dran

Beschäftigung, ehe sie den nächsten Ein-Euro-Job erhält: In der Gastronomie der Volkshochschule kocht, backt, bedient und spült sie ein halbes Jahr lang. Dann endet auch diese Ar-beitsgelegenheit.

In den Zeiten, in denen sie arbeitslos ist, macht sie alle Fortbildungen und Bewerbungstrainings mit, die ihr die Arge (heute: Jobcenter) verordnet. Doch lässt sich damit die größte Schwäche ihres Lebenslaufes nicht kaschieren: Sie hat keine Berufsausbildung absolviert. Als sie mit Ende 20 bei der Arge den Wunsch äußert, sich eine Lehrstelle suchen zu wollen, sagt man ihr, sie sei zu alt. Doch ohne Abschluss fehlt ihr der Anschluss. Dass sie eine alleinerziehende Mutter ist, erschwert die Jobsuche zusätzlich. „Oft habe ich nicht einmal eine Ant-wort auf meine Bewerbungen bekommen. Wenn ich nachge-fragt habe, hieß es manchmal, ich sei nicht flexibel genug.“

„Als ich keine Arbeit hatte, ist mir oft die Decke auf den Kopf gefallen.“

Das Gefühl, nicht benötigt zu werden, nagt an ihr. Während die meisten Menschen arbeiten, bleibt sie zu Hause und war-tet darauf, ihren Sohn aus der Kita abholen zu können. „Als ich keine Arbeit hatte, ist mir oft die Decke auf den Kopf ge-fallen und ich hatte schlechte Laune.“

Sie muss als Hartz-IV-Empfängerin Auflagen erfüllen, etwa regelmäßig Bewerbungen schreiben und Qualifizierungskur-se besuchen. Auch darf sie angebotene Stellen nicht einfach ablehnen. Sonst riskiert sie Strafen oder Leistungskürzungen.

„Man muss über jeden Schritt, den man tut, Rechenschaft ablegen. Und ich musste jeden Cent zehnmal umdrehen. Das war schon eine harte Zeit.“ Umso mehr freut sie sich jetzt, wenn morgens der Wecker klingelt und sie zur Arbeit gehen kann.

Ihr zehnjähriger Sohn besucht währenddessen die Schule. Er isst bei seiner Großmutter zu Mittag und macht Hausauf-gaben, ehe seine Mutter ihn nach Feierabend abholt. Sie ist stolz auf ihn: „Ich bin sehr froh, dass er sich in der Schule reinkniet. Er soll mal eine gute Ausbildung haben.“

Sie selbst habe nach dem Abbruch ihrer Lehre zu früh auf-gegeben, sagt Melanie Matz. „Ich hätte mich mehr nach einer neuen Ausbildungsstelle umschauen müssen.“

Sie hat diesen Fehler als Jugendliche gemacht, seitdem hofft sie auf eine zweite Chance. Sie wünscht sich, dass das Pendeln zwischen Arbeitslosigkeit und Aushilfsjobs ein Ende hat, dass ein Arbeitgeber ihr dauerhaft Vertrauen schenkt und sie auf staatliche Unterstützung verzichten kann.

Ob sie in ihrem jetzigen Job eine längerfristige Perspek-tive besitzt, ist noch unklar. Ihr Vorgesetzter Detlef Stefan Folwaczny sagt: „Sie macht super Arbeit, übernimmt Verant-wortung und ist die beste Besetzung, die wir für unser Café haben können.“

Fakten

Die Begegnungsstätte des caritasverbandes Braunschweig in der Böcklerstraße 232 bietet jungen und alten Menschen verschiedene Sport-, Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten. Die Angebote reichen von Gymnastik- und yoga-Kursen über Kartenspielrunden und Gedächtnistraining bis hin zur ambulanten Betreuung Demenzkranker. Menschen mit einer Demenz werden dreimal pro Woche in einer Gruppe betreut: dienstags, mittwochs und freitags, jeweils von 9.30 Uhr bis 13.00 Uhr. Die ambulante Betreuung dient der Entlastung pflegender Angehöriger. Entstehende Kosten können über die Pflegekasse abgerechnet werden.Weitere Informationen unter Telefon 0531 75727 und im Internet: www.cariTas-bs.de

TExT: VOLKER RöPKE

FOTOS: PETER SIERIGK

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Rubriktitel

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Der Diplom-Psychologe Michael cra-mer (59) vom Pro-Aktiv-center hilft jungen Menschen bei ihrer beruf-lichen Eingliederung, die aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation ein erhöhtes Maß an Unterstützung be-nötigen. Das Pro-Aktiv-center ist ein Programm des Landes niedersachsen, das in Braunschweig vom caritasver-band und dem städtischen Beschäfti-gungsbetrieb durchgeführt wird.Pro-Aktiv-center, naumburgstraße 23, 38124 Braunschweig, Telefon 0531 214770, [email protected], www.cariTas-bs.de/proaKTiV.hTML

wenn der Job weit weg ist

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Keine Arbeit, viele Sorgen:

Jugendliche ohne Abschluss

haben es schwer, eine Stelle

zu finden.

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Wie geraten junge Menschen in die Arbeits-losigkeit? Ein Gespräch mit dem Psychologen Michael cramer vom caritasverband Braun-schweig. Er ist in der Jugendberufshilfe tätig.

Wie wichtig ist Arbeit für Menschen?Um ein menschenwürdiges Leben zu führen, reicht die Ar-beit allein nicht aus. Aber die Arbeit ist schon sehr wesent-lich, wenn sie es Menschen ermöglicht, ohne materielle Armut zu leben. Sie entscheidet auch darüber, in welchem Maße jemand am gesellschaftlichen Leben und am Konsum teilnehmen kann.

Sie helfen arbeitslosen jungen Menschen ohne konkrete berufliche Perspektive. Was macht es denen so schwer, in Lohn und Brot zu kommen?Es kann daran liegen, dass die Betroffenen über keinen Schulabschluss verfügen oder ihre Ausbildung abgebrochen haben. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund können Integrations- oder Sprachprobleme ein Hindernis sein. Viele der von uns betreuten Menschen haben mit psychosozialen Problemen zu kämpfen. Dazu gehören Schulden, Obdachlo-sigkeit, Straffälligkeit, Sucht oder soziale Ängste und Isola-tion. Wer so etwas mit sich herumschleppt, ist nur sehr ein-geschränkt in der Lage, sich um seine berufliche Perspektive zu kümmern.

Wie sind die da hineingeraten?Viele haben einen Bruch in ihrer Sozialisation erfahren. Zum Beispiel können sie oft nicht auf die Hilfe ihrer Erziehungs-berechtigten zurückgreifen und schlagen sich allein durch, weil die Eltern gestorben oder weggezogen sind oder der Kontakt zu ihnen nicht mehr besteht. Es gibt aber auch die-jenigen, die in Bezug auf ihre Berufswahl noch unorientiert sind. Die können oder wollen sich nicht entscheiden, wenn wichtige Weichenstellungen anstehen, und landen dann mitunter in der Sucht oder Kriminalität. Das hat viel mit der psychischen Stabilität zu tun.

Sind nicht die Eltern gefordert, ihre Kinder bei der Berufsfindung zu unterstützen?In dieser Frage registrieren wir oft eine große Unsicherheit bei den Eltern. Es lässt sich eben nicht mehr so sicher sagen wie früher, womit sich auch in 20, 30 Jahren Geld verdienen lässt. Heute gestaltet sich der Wandel am Arbeitsmarkt im-mer schneller und komplizierter. Das macht es nicht nur für die Heranwachsenden, sondern auch für deren Eltern schwer. Das Problem ist: Wenn Eltern in dieser Frage unsicher sind, merken das die Jugendlichen sofort, da sind sie sehr sensibel.

Was lässt sich gegen diese Orientierungslosigkeit machen?Zum einen müssen die Jugendlichen in der Schule besser und individueller auf ihre berufliche Perspektive vorberei-tet werden. Vielfach ist das in den vergangenen Jahren auch versucht worden, jedoch nicht alle konnten davon profitie-ren. Man muss außerdem bei den Eltern ansetzen. Sie soll-ten ein Gespür für die Bedürfnisse ihrer Kinder haben und sie bei der Berufswahl unterstützen, ohne zu großen Leis-tungsdruck aufzubauen. Das wäre kontraproduktiv.

InTERVIEW: VOLKER RöPKE

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MachT HEISST VERAnTWORTUnGWer an der Spitze steht, kann viel Gutes tun für alle. Doch wie bringt man die Mächtigen dazu? Appelle reichen nicht aus, sagt Eike Bohlken vom katholischen Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover. Der Autor des Buches „Die Verantwortung der Eliten“ plä-diert für ein System aus Anreizen und Kontrollen, um mehr Gemeinwohlorientierung zu erreichen.

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Gesprächsstoff

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Der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, soll Steuern hinterzogen haben. Ist Gier oder anderes Fehlverhalten dort besonders ausgeprägt, wo Menschen die Macht haben, sich Regeln und Gesetzen leichter zu entziehen als andere?Gier ist eine Eigenschaft, die man bei Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen findet. Das zentrale Problem ist die Frage von Anreizstrukturen. Wir haben ein wirtschaftliches und ein politisches System, die sehr stark auf Wettbewerb und das Verfolgen des Eigeninteresses setzen. Inzwischen ist die vorherrschende Vorstellung von Gemeinwohl so liberali-siert, dass man davon ausgeht, dass dem Gemeinwohl dann am besten gedient ist, wenn jeder seine eigenen Interessen verfolgt.

In Ihrem Buch schlagen Sie einen anderen Weg vor.Ich habe versucht, eine Theorie des guten Gemeinwesens zu entwickeln. Ein solches Gemeinwesen sollte über Anreize ver-fügen, die gemeinwohldienliches Verhalten belohnen, aber auch Kontrollmechanismen besitzen gegen Verhalten, das dem Gemeinwohl schadet. Oft lassen sich Regeln und Gesetze so gestalten, dass es für den Einzelnen vorteilhaft ist, gemein-wohldienlich zu handeln. Nur auf die Tugend der Akteure zu vertrauen erscheint mir zu blauäugig – obwohl es natürlich immer gut ist, wenn Menschen ihre Pflichten für das Gemein-wohl aus einer moralischen Motivation heraus erfüllen.

Die Fälle von Hoeneß und anderen mutmaßlichen Steuer-flüchtlingen zeigen, dass die Moral schnell mal auf der Strecke bleibt, wenn es um das eigene Vermögen geht.Wir haben leider ein soziales Klima, in dem viele Menschen Steuerhinterziehung als Kavaliersdelikt verstehen. Es muss also mehr sozialen Druck geben, damit sich das ändert. Vor allem aber brauchen wir eine bessere Steuergesetzgebung, die weniger Schlupflöcher lässt und effektive Kontrollen be-inhaltet. Zwischen den Staaten tut sich ja inzwischen einiges, was die Öffnung des Bankgeheimnisses angeht, um Steuer-flucht zu erschweren.

Sie argumentieren in Ihrem Buch, dass Eliten aufgrund ihrer Macht eine besondere Verantwortung für die Gestaltung des Gemeinwohls haben. Wie werden Eliten dem gerecht?Ich gehe davon aus, dass alle Bürger eine Grundverantwor-tung für das Gemeinwesen haben. Eine besondere Verant-

wortung dafür liegt aber bei den Eliten, weil sie aufgrund ihrer beruflichen Position die Macht und den Einfluss ha-ben, das Gemeinwesen in besonderer Weise zu schädigen oder zu fördern. Zu einem guten Gemeinwesen gehört, dass jeder Mensch Zugang hat zu Grundnahrungsmitteln, saube-rem Trinkwasser, einem funktionierenden Gesundheitssys-tem, einem demokratischen Rechtssystem, Bildung und zu lebensfreundlichen Umweltbedingungen. Es ist zunächst die politische Elite, die dafür zu sorgen hat, dass diese Gü-ter allen Menschen zur Verfügung stehen, indem sie die Wirtschaft entsprechend reguliert. Eine zentrale Pflicht der wirtschaftlichen Elite für das Gemeinwohl sehe ich darin, die Produktion so zu gestalten, dass keine Produktionsverfahren angewandt und keine Produkte hergestellt werden, die die Umwelt vergiften.

Sie zielen auf die volkswirtschaftliche Verantwortung ab, die ein Unternehmen haben sollte. Was aber, wenn es sich nur seinen Aktionären verpflichtet fühlt und für höhere Gewinne auf den Umweltschutz verzichtet?Man sollte versuchen, ein solches Verhalten unattraktiv zu machen, indem man zum Beispiel protestiert, Boykottaufru-fe macht und solche Produkte nicht mehr kauft. Da ist jeder Bürger gefordert. Die Hauptverantwortung sehe ich aber bei der Politik, die gegensteuern muss – auch auf internationaler Ebene.

Unternehmen stehen wegen Millionengehältern und hohen Bonuszahlungen für Top-Manager in der Kritik, Spitzen-kräfte in der Politik haben bei ihren Doktortiteln getrickst. Welche Auswirkungen haben solche Fälle für das Ansehen von Eliten?Wenn man von einigen grauen Eminenzen der Finanzbran-che absieht, sind die wirtschaftlichen und politischen Eliten einer Gesellschaft sichtbar hervorgehoben und erfüllen zwei wichtige soziale Funktionen: als Gestalter sozialer Struktu-

Dr. Eike Bohlken, geboren 1967 in Hamburg, ist Privatdozent für Philosophie in Tübingen und Assistent des Direktors am katholischen Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover. Ehe er die wissenschaftliche Laufbahn einschlug, spielte er von 1991 bis 1996 als Bassist in der Hamburger Popband Blumfeld, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Mit der Gruppe nahm er zwei Alben auf und tourte durch Europa und die USA. Seine Habilitations-schrift trägt den Titel „Die Verantwortung der Eliten – Eine Theorie der Gemeinwohlpflich-ten“ und ist 2011 im campus-Verlag erschienen. Bohlken lebt mit seiner Verlobten und dem gemeinsamen Sohn in Hamburg.www.Fiph.de

»nur auf die Tugend zu vertrauen,

ist blauäugig.«

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Gesprächsstoff

Eike Bohlkendie Verantwortung der eliten:eine Theorie der gemeinwohlpflichten39,90 €, broschiert, 445 Seiten,campus Verlag

»die religiöse elite sollte den

sozialen Frieden befördern.«

ren und als Vorbilder. Ihr Verhalten wird von den Bürgern sehr genau beobachtet und gilt oft – im Positiven wie im Negativen – als Vorbild für eigenes Verhalten. Wenn nun der Eindruck entsteht, den Mitgliedern einer Elite geht es nur darum, sich zu bereichern oder sich einen persönlichen Vor-teil zu verschaffen, wird solches Verhalten meist nicht als abschreckendes Beispiel, sondern als Muster gängigen wirt-schaftlichen oder politischen Handelns wahrgenommen. Das schadet dem Gemeinwohl.

Wer zählt in Deutschland überhaupt zu denen, die ganz oben stehen?Das ist ein sehr kleiner Kreis. Zu den Eliten würde ich nur Menschen mit besonderer Macht und besonderem Einfluss zählen, also beispielsweise Vorstände von Dax-Unterneh-men, Mitglieder der Regierung, Fraktionsvorsitzende der Opposition, aber auch Führungsspitzen sozialer Bewegun-gen als Gegenelite. Massenmedien sind ein weiterer wich-tiger Bereich, da wären Verleger einflussreicher Zeitungen, Fernsehintendanten und Chefredakteure von Leitmedien zu nennen. Zur Elite zählen würde ich auch Intellektuelle, Pop-stars oder berühmte Sportler, sofern sie einen sehr großen öffentlichen Einfluss haben. Darüber hinaus gibt es Eliten im Bereich der Kunst und der Religion, wie etwa den Papst oder den Dalai Lama.

Wo sehen Sie die Verantwortung religiöser Spitzenkräfte?Sie besteht in erster Linie darin, den sozialen Frieden zu be-fördern. Religiöse Eliten sollten sich innerhalb ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft für ein friedliches Miteinander mit anderen Religionen stark machen und sich gegen aggressive, bevormundende Formen von Missionierung stellen.

Welches sind die größten Herausforderungen für Eliten in der Zukunft?Wir steuern auf eine Klimakatastrophe zu, die wir nach heu-tigem Ermessen nur abmildern können, wenn wir an einem grundsätzlichen Umbau unseres Wirtschaftssystems und unseres Lebensstils arbeiten. Das stellt ganz beträchtliche Anforderungen vor allem an die politischen Eliten, um mas-siv regulierend auf die Wirtschaft einzuwirken. Die Frage ist, ob sie den Mut dafür aufbringen. Politiker sind davon abhän-gig, dass ihr Verhalten von Wählern honoriert wird. Verschär-fen sie beispielsweise Umweltrichtlinien, was kurzfristig zum Verlust von Arbeitsplätzen führen kann, riskieren sie, nicht wiedergewählt zu werden.

Wer als Mitglied einer Elite über mehr Einfluss und Geld verfügt als der Normalbürger, kann seinen Kindern eine bessere Bildung und steilere Karrieren ermöglichen. Re-produzieren sich Eliten vornehmlich selbst, oder sind die Aufstiegsmöglichkeiten gerecht genug verteilt?Der Soziologe Michael Hartmann hat viel dazu geforscht und ist zu dem deutlichen Ergebnis gekommen, dass es in Bezug auf die Bildung sehr ungerecht zugeht. Es gibt das offi-zielle Ideal einer Leistungsgerechtigkeit, in der Realität aber haben wir ein Bildungssystem, das Kinder aus bildungsfer-nen Schichten massiv benachteiligt. Dementsprechend wer-den Elitepositionen gerade in der Wirtschaft häufig mit Per-sonen besetzt, deren Eltern oft schon über einen ähnlichen Status verfügt haben. Wenn man das im Rahmen eines guten Gemeinwesens ausgleichen will, muss das Bildungssystem entsprechend durchlässig gestaltet sein.

Vertragen sich Eliten eigentlich mit dem christlichen Men-schenbild? Gott geht es doch gerade nicht darum, Menschen in besser und schlechter einzuteilen.Der zentrale Punkt dabei ist die Frage nach Gleichheit und Un-gleichheit. Da Menschen offenbar mit verschiedenen Talenten und Begabungen auf die Welt kommen, gibt es eine natürliche Ungleichheit. Christen, aber auch anderen Menschen sollte es deshalb darauf ankommen, nach sozialer Gerechtigkeit zu streben, also darauf hinzuwirken, dass eine Gesellschaft so gestaltet ist, dass die natürlichen Unterschiede sich nicht zum Nachteil Einzelner oder ganzer Gruppen auswirken. Dabei ist Bildungsgerechtigkeit besonders wichtig. InTERVIEW: VOLKER RöPKE

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Ohne Salz gäbe es kein Leben. Es enthält wich-tige Mineralstoffe, ohne die der menschliche Organismus nicht funktionieren würde. Doch es lässt sich auch als Hausmittel verwenden.

Seit Jahrtausenden kennen Menschen Salz als Gewürz und Konservierungsmittel. Auch in der Bibel ist oft von diesem lebensnotwendigen Stoff die Rede. Im Matthäusevange-

lium steht der berühmte Ausspruch Jesu an seine Jünger: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Für heutige Christen mag darin vor allem die Aufforderung stecken, im Sinne christlicher Nächstenliebe so zu handeln, dass die Welt zusammengehalten und vor Verfall und Verfaulen bewahrt wird, wie es der Kölner Erzbischof Joa-chim Kardinal Meisner formuliert hat.

Salz ermöglicht den Stoffwechsel und versorgt den Kör-per direkt mit Mineralstoffen. „Natürliches Salz beinhaltet mehr oder weniger alle 84 Elemente, aus denen unser Kör-per entsteht“, schreibt Gabriele Zimmermann in ihrem Buch „Heilen mit Wasser und Salz.“

Wenn von Salz die Rede ist, meinen die meisten Men-schen aber nicht natürliches Salz, sondern Kochsalz. Aus die-sem werden durch Bearbeitungsprozesse ein Großteil der 84 Elemente entfernt. Übrig bleibt fast reines Natriumchlorid. Anders ist dies bei naturbelassenen Produkten wie nicht raf-finiertem Meersalz und kristallinem Steinsalz.

Letzteres ist meist leicht gelb, orange, rosa, blau oder vio-lett getönt. Am häufigsten tritt eine orange Färbung auf, wo-für das enthaltene Eisen verantwortlich ist. Beide können na-türlich als Gewürz verwendet werden. Darüber hinaus wird kristallines Steinsalz als Salzsole äußerlich und innerlich zur Steigerung des Wohlbefindens und als Hausmittel bei alltäg-lichen Erkrankungen verwendet.

Weiterführende Informationen:

Gabriele Zimmermann: Heilen mit Wasser und Salz

Dr. med. Barbara Hendel/Peter Ferreira: Wasser & Salz

Leib & Seele

Kristallsole bei Insektenstichen

Geben Sie einige Kristallsalz-Stücke in ein verschließ-bares Glas. Dann füllen Sie das Glas mit kohlensäure-freiem Wasser auf. Das Kristallsalz löst sich innerhalb einer Stunde bis zu einer Konzentration von ca. 26 Volumen-Prozent, der Rest des Salzes bleibt ungelöst in der Sole zurück. Sie können immer wieder Wasser aufgießen. Die Sole ist unbegrenzt haltbar. Wenn sich alle Kristalle aufgelöst haben, geben Sie wieder frische hinein. Bei Insektenstichen reiben Sie die betroffene Stelle stündlich mit Kristallsole ein. Bei sehr starkem Juckreiz fixieren Sie ein mit Sole getränktes Stück Baumwollstoff mit Pflaster über der betroffenen Stelle.

Gewürzmischungen – ungemahlen und handverlesen

Spirit of Spice ist eine Gewürzmanufaktur am niederrhein. Die drei Inhaber ver-pflichten sich zu absoluter Transparenz hinsichtlich der Herkunft der Zutaten. Es werden keinerlei Zusatzstoffe wie Rieselhilfen oder Geschmacksverstärker verwendet.

Preis: ca. 5,80 €/42 g

Bezugsquellen unter: www.spiriT-oF-spice.de

Freiland-Hof in der RegionFamilie Reinhold betreibt in Wobeck einen Hof für Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht. Die Tiere werden ganzjährig artgerecht unter freiem Himmel gehalten. Der Verkauf erfolgt im Hofladen oder per Bestellung/Postversand.

Preise: siehe www.FreiLandhoF.coM

Viel mehr alsein Gewürz

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Entdeckt

Ein nächtlicher Hingucker:

das Festival of Lights in Berlin.

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Berlin hat sich in den vergangenen Jahren zur dritt-größten Touristenmetropole Europas entwickelt. Vor allem der Kultur- und Partytourismus boomt. Doch seit dem Besuch von Papst Benedikt entdecken auch immer mehr christen die deutsche Hauptstadt für sich.

Ursula Becher strahlt, die Augen leuchten, wenn die ehemalige Studienrätin von einem Gottesdienst in der Herz-Jesu-Gemeinde im Szenebezirk Prenzlau-er Berg erzählt. Unglaublich viele junge Leute seien

dort gewesen. „Von Kindern hat es nur so gewimmelt. Die Menschen hier meinen es mit dem Glauben wirklich ernst“, sagt die Dame aus Mönchengladbach. Dabei gilt Berlin eher als „Welthauptstadt des Atheismus“, wie der Religionssozio-loge Peter L. Berger einst notierte.

Dass dies nicht so stimmen mag, hat sich Michael Ragg, der Gründer von „Ragg‘s Domspatz“, auf die Fahnen geschrieben. Im März 2011 organisierte der ehemalige Journalist erstmals eine Pilgerreise in die Millionen-Metropole. Zur 28-köpfigen Reisegruppe gehörte damals auch Frau Becher. Zum Besuch von Papst Benedikt wiederholte Ragg das Ganze und füllte gleich drei große Busse mit „Pilgern“. Inzwischen sind auch andere Veranstalter auf den christlichen Reisezug aufge-sprungen.

Größte protestantische Kirche Deutschlands steht in Berlin

Mit knapp 25 Millionen Übernachtungen pro Jahr hat die Hauptstadt bereits vor Jahren – locker und ungeheuer lässig – die heilige Stadt Rom überholt und liegt nun – nach London (45 Millionen Übernachtungen) und Paris (33 Millionen) – an dritter Stelle der beliebtesten Reiseziele Europas. Vor allem jugendliche Partytouristen sind begeistert von der Clubsze-ne der seit jeher sperrstundenfreien Stadt. Zudem schaufeln Großveranstaltungen wie der Karneval der Kulturen, der Ma-rathonlauf oder die Silvester-Feier am Brandenburger Tor jährlich je eine Million Gäste an die Ufer von Spree und Ha-

vel. Überall schießen neue Hotels aus dem Boden. Im ange-sagten „Mauerpark“ stapeln sich an sonnigen Tagen oft bis zu 40.000 meist lärmende Menschen zum bierseligen Karaoke. Deutlich ruhiger geht es rund um die christlichen Sehens-würdigkeiten zu. Absolutes Highlight ist der Berliner Dom. Der erst um 1900 errichtete Bau am Lustgarten ist nicht nur Deutschlands größte protestantische Kirche. Auch sein Innenraum gehört zu dem Prachtvollsten, was die evangeli-sche Kirche zu bieten hat. In dem an die italienische Hoch-renaissance und Barock angelehnten Dom versammelt sich an den christlichen Hochfesten Berlins Prominenz. Auch die Gottesdienste zu etlichen Staatsakten finden hier statt. Be-sonders beeindruckend zeigen sich Berlins Kirchen, auch der deutsche und der französische Dom am Gendarmenmarkt, beim Festival of Lights. Bei dem Kultur-Event werden die Wahrzeichen der Stadt – vom Brandenburger Tor über die Siegessäule bis hin zum Fernsehturm – durch lichtkünstleri-sche Projektionen aufwendig in Szene gesetzt. Auch ohne Illumination einen Abstecher wert ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die der Berliner schnoddrig „Lip-penstift und Puderdose“ nennt. Obwohl die Nachkriegsar-chitektur nicht jedermanns Sache ist, beeindruckt die Kirche viele Besucher mit ihrem blauen Innenlicht und der großen frei schwebenden goldenen Jesusfigur.

Vor dem Besuch von Papst Benedikt im September 2011 kannten vor allem konservative Christen Berlin bestenfalls vom „Marsch für das Leben“, der jährlichen Demo der Abtrei-bungsgegner. So auch der 39-jährige Elmar Lübbers. Bevor er jetzt wieder an die Spree reiste, dachte er noch: „Katholi-sches Leben findet hier nicht statt“. Inzwischen sieht er sich eines Besseren belehrt. „Berlin ist alles andere als anonym. Es

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gibt viele aktive, lebendige Gemeinden. Mit Zulauf. Nicht so eine Cliquenwirtschaft wie im katholischen Kernland“, sagt Lübbers. Begeistert ist der Drogeriekaufmann vom Blick hinter die Kulissen, den Ragg bietet. Etwa vom Besuch der Nuntiatur, der Botschaft des Vatikans. In dem Gebäude an der Neuköllner Hasenheide, einem großen Park, in dem sich sommers wie winters zahlreiche Drogendealer tummeln, hat Benedikt XVI. übernachtet. „Nur die Kapelle mit den vie-len bunten Bildern“ hat Lübbers nicht gefallen. Er steht mehr auf das Traditionelle. Etwa das Institut Philipp Neri, das mit-ten im inzwischen türkisch dominierten Wedding alltäglich eine Messe im tridentinischen Ritus feiert.

Das christliche Berlin ist vielfältig

Menschen, die gregorianische Choräle mögen, sollten unbe-dingt das Kloster Alexanderdorf, 40 Kilometer südlich von Berlin, besuchen. In der einzigen Abtei der einstigen DDR leben heute noch rund 30 Benediktinerinnen. Für charisma-tisch orientierte Christen dagegen lohnt ein Besuch in Sankt Clemens, wo – angeleitet von drei indischen Vinzentinern – rund um die Uhr eucharistische Anbetungen stattfinden. Bei den Heilungsgottesdiensten fallen die Gläubigen oft reihen-weise um und „ruhen im Geiste“, wie das Geschehen offiziell heißt. Etwas versteckt hinter der Baustelle vom Stadtschloss liegt die Sankt-Hedwigs-Kathedrale, die Hauptkirche der Ber-liner Katholiken, mit ihrem Aufsehen erregenden grünen Kuppeldach. Sogar ein katholische Hotel, das „Aquino“, hat Berlin. Ebenso ein katholisches Restaurant. Im „Kreuzberger Himmel“ gibt es Bio-Hausmannskost zu zivilen Preisen.

Das christliche Berlin – mit seinen immerhin 275 katholi-schen Diözesanpriestern und 750 Ordensleuten – ist anders.

Vielfältiger. Die Stadt lebt seit jeher auch von ihren Zuwan-derern. Tamilen, Armenier, Kroaten, Afrikaner, Indonesier, sie alle haben eigene Gemeinden. In der Potsdamer Straße etwa feiern die Aramäer ihre Gottesdienste in jener Sprache, in der bereits Jesus sprach. Vor allem die polnische Gemein-de in der Johannes-Basilika boomt. Am Wochenende gibt es in den anliegenden Straßen so gut wie keine Parkplätze mehr. „Berlin ist Missionsland geworden“, sagt Pater Georg, der vom indischen Kerala an die Spree kam. In Berlin leben die Christen der unterschiedlichsten politischen Ausrich-tung wie selbstverständlich nebeneinander. Im feinen Gru-newald residiert das Opus Dei mit seinem Bildungszentrum Feldmark. Im Prenzlauer Berg ist die junge, ökumenische Gemeinschaft Chemin Neuf zu Hause. Direkt neben der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee und der Gedenkkirche der deutschen Katholiken für die Opfer der Hitlerdiktatur, der Maria Regina Martyrum, haben sich zwölf Karmelitinnen niedergelassen. Sie betreiben dort u.a. ein Gästehaus und einen kleinen, aber feinen Klosterladen. Ausgerechnet dort, wo nachts das Rotlicht leuchtet, ist Berlins einziger Devoti-onalienladen, das „Ave Maria“, zu Hause. Wahrscheinlich war es auch kein Zufall, dass der Missbrauchsskandal von Berlin aus, genauer gesagt vom Canisius Kolleg im Bezirk Tiergar-ten, aufdeckt wurde.

Zwar ist Berlin mit nur noch knapp 20 Prozent Protestan-ten und neun Prozent Katholiken knallharte Diaspora. Doch genau das hat zuweilen Vorteile, wie Ursula Becher berichtet. „Die Leute rücken enger zusammen“, sagt die Berlin-Touris-tin aus Aachen. „Das Gottvertrauen, das hier viele ausstrah-len, das kennt man bei uns ja fast nicht mehr.“ J

AnDREAS KAISER

Sehenswert: Das Jüdische

Museum Berlin ist das

größte Europas. Der zick-

zackförmige Bau stammt

von dem US-amerikani-

schen Architekten Daniel

Libeskind.

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Restaurant „Kreuzberger Himmel“ yorckstraße 89, 10965 Berlin, Telefon 030 25743888, öffnungszeiten: täglich zwischen 11.00 und 23.00 Uhrwww.sT-boniFaTius-berLin.de/KREUZ-

BERGER-HIMMEL

Hotel Aquino Tagungszentrum Katho-lische Akademie, Hannoversche Straße 5b. 10115 Berlin-Mitte, Telefon 030 28486-0, www.hoTeL-aquino.de

St-Hedwigs-Kathedrale Hinter der Katholischen Kirche 3, 10117 Berlin, öffnungszeiten: täglich 10.00 bis 17.00 Uhr, sonntags und an Feiertagen 13.00 bis 17.00 UhrBerliner Dom Lustgarten 1, 10178 Berlin, öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9.00 bis 20.00 Uhr (Winter: bis 19.00 Uhr), Sonn- u. Feiertage 12.00 bis 20.00 Uhr (Winter: bis 19.00 Uhr). Keine Be-sichtigung während der Gottesdienste. Eintritt: 7,- Euro, ermäßigt 4,- Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Maria Regina Martyrum, Gedenk-kirche der deutschen Katholiken für die Opfer der HitlerdiktaturHeckerdamm 230, 13627 BerlinKarmel Regina Martyrum Klosterla-den, Heckerdamm 232, 13627 Berlin, Telefon 030 364117-20, öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 18.00, Samstag 10.00 bis 13.00 Uhrwww.KarMeL-berLin.de/KLOSTERLADEn/

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Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Breitscheidplatz, 10789 Berlin, öffnunszeiten: täglich von 9.00 bis 19.00 Uhrwww.gedaechTnisKirche-berLin.de

Abtei St. Gertrud (Benediktinerinnen), Kloster Alexanderdorf Klosterstraße 1, 15838 Am Mellensee, Telefon 033703 9160. Gebetszeiten siehe Internetseite:www.KLosTer-aLexanderdorF.de

Apostolische Nuntiatur Botschaft des Vatikans in Deutschland,Lilienthalstraße 3A, 10965 Berlinwww.nunTiaTur.de

Sankt Clemens Stresemannstraße 66, 10963 Berlin, öffnungs- und Anbe-tungszeiten: rund um die Uhrwww.sT-cLeMens-berLin.de

Festival Of Lights 9.10. bis 20.10.2013 überall in Berlinwww.FesTiVaL-oF-LighTs.de

Raggs Domspatz Reisen. www.raggs-doMspaTz.de/AnGEBOTE/

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TippsAnDREAS KAISER

Jüdisches Museum BerlinLindenstraße 9–14, 10969 Berlinwww.JMberLin.de

Mit knapp 25 Millionen Übernachtungen pro Jahr gehört Berlin zu den beliebtesten Reisezielen Europas.

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70 Meter hoch ist die Kuppel des Berliner Doms.

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Einen Pinguin streicheln, ohne dass man in die Arktis reisen und sich an ihn anpirschen muss? Kein Problem! Im Weltvogelpark Wals-rode können Kinder die putzigen Frackträger hautnah erleben. Wer es lieber größer mag, wird im Wisentgehege Springe fündig, wo es neben den urwüchsigen Rindviechern bis zu 100 andere Wildtiere zu bestaunen gibt.

Die Farbenpracht ist überwältigend: Vögel und Blumen in allen Farben des Regenbogens. Wie ein Ausflug ins Para-dies ist die Tour in den Vogelpark Walsrode, den man von

Braunschweig aus in etwas mehr als einer Stunde Autofahrt er-reichen kann. Der nach eigenen Angaben weltweit größte Vogel-park beherbergt mehr als 4200 Vögel in 675 Arten, darunter vie-le seltene Vögel wie die Seidenkuckucke, Erdracken oder Kurole.

Ob Freiluftgehege, Regenwaldhaus oder blühende Park-landschaft: „Das ist eine richtig friedliche Atmosphäre“, sagt die junge Mutter. „Hier kann man auch mal länger sitzen. Jedenfalls, wenn das Kind einen lässt.“ Das könnte schwierig werden bei so vielen Attraktionen: Zweimal am Tag gibt es jeweils eine halbstündige Flugshow sowie eine Indoorshow, bei der verschiedene Vögel zu erleben sind – mal lustig, mal leicht gruselig, mal eindrucksvoll wie die großen Adler Car-los und Macho.

Spaziergang mit Wölfen

Nicht so filigran sind die meisten Bewohner des Springer Wisentgeheges, ebenfalls nur circa eine Stunde von Braun-schweig entfernt. Hier leben die Vierhufer Wisent, Elch und Przewalskipferd, dazu Bären und Wölfe, Luchse und Wild-schweine, Biber, Waschbären und viele mehr. Auf den 90 Hektar des Geheges gibt es den Falkenhof, das Wolfsgehe-ge mit von Hand aufgezogenen Wölfen, ein Streichelgehe-ge, Wald und Wasserfall und noch viele andere spannende

anfassen erlaubt

Im Wisentgehege sind auch Polarwölfe zuhause.

Stationen. Ein Märchenwald und Spielplätze sorgen für zu-sätzlichen Spaß. Neben den Tieren lernen die kleinen und großen Besucher auch die Natur kennen, zum Beispiel im Pilzlehrwald oder an der Riechorgel. Mit Führungen lässt sich die wilde Tierwelt kundig entdecken. Auch gibt es spe-zielle Angebote und Veranstaltungen rund ums Jahr: das Tiermärchenfest, das Kinderfest, ein Mittsommernachts- und ein Hubertusfest. Volljährige Besucher können einen Spaziergang mit einem echten Wolf an der Leine (Angebot für zwei Personen) erleben. Während der Wolfsnacht bringt Rudelführer Matthias Vogelsang, der mit den Wölfen lebt, die Besucher in direkten Kontakt mit seinen Lieblingen (An-gebot für Gruppen bis 30 Personen).

www.wisenTgehege-springe.de

www.weLTVogeLparK.de

HILDEGARD MATHIES

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Für daheimbleiberAuch wer zu Hause bleibt, kann sich wie im Urlaub fühlen. Die eigenen vier Wände, der Balkon oder Garten und die Heimatstadt können zum Urlaubsparadies werden.

Obstsalat aus Früchten der Saison oder 1 Banane, 1 Kiwi, 2 äpfeln, 2 Orangen und 2 nektarinen, Wassermelone, 100 Gramm Beeren, 200 Gramm Joghurt mit Lieblings-geschmack (Bioprodukt) und etwas Zitro-nensaft zum Abschmecken. Bei naturjo-ghurt ggf. mit Honig oder Agavendicksaft leicht süßen.

SommersmoothieFür 2 Person eine kleine Wassermelo-ne achteln, schälen und entkernen. Klein schneiden. 2 Baby-Bananen schälen und in Scheiben schneiden. Beides zusammen mit 200–220 ml Kokosmilch in einen Mixer geben und pürieren. nach Geschmack mit Minzblatt oder Zitronenmelisse garnieren. In gekühlten Gläsern servieren. Die Zutaten sollten Bio-Qualität haben.

Das schmeckt beim Picknick

Endlich einmal nichts tun. Ausspannen. Sich erholen. Aber wie klappt das, wenn einem kein Heer von fleißigen Helfern alles parat stellt und abnimmt wie sonst im Ho-

tel? Das menschliche Gehirn ist äußerst flexibel und dankvoll, wenn man es füttert. Gerne lässt es sich eine andere Wirklich-keit vorgaukeln, wenn man sie ihm überzeugend nahebringt.

Natürlich weiß es auch weiterhin, dass man zu Hause ist und nicht in Honolulu. Aber indem man alles etwas anders macht als sonst, merkt es, dass sich etwas verändert hat. Und reagiert wie im Urlaub an fremdem Ort: mit freudiger Neugier, Gespanntheit und geschärften Sinnen. Und es gibt das Signal zum Entspannen, wenn man sich selbst entsprechend verhält.

Alles etwas anders machen

Sie können zum Beispiel: Erst einmal richtig ausschlafen. Der Wecker wird ausgeschaltet. Im Bad haben Sie zu Beginn Ihres Urlaubs etwas umgeräumt: ein Satz neuer Handtücher in für Sie ganz neuen Farben, ein paar Kosmetikproben oder Kosmetik in Reisegröße in einem Korb arrangiert. Dazu viel-leicht eine kleine Pflanze oder etwas neue Deko – fertig ist das Hotelbad-Feeling.

Frühstück? Wie wäre es mit einem Milchkaffee-Croissant-Parisgefühl-Klassiker in einem schönen Straßencafé? Ein-fach dasitzen, eine Zeitung lesen, die man normalerweise nicht zur Hand nimmt, Leute beobachten. Später lassen Sie sich durch den Tag treiben. Gehen in das Museum, in dem Sie noch nie waren. In die erste Kinovorstellung des Tages. Bummeln durch einen Ihnen fremden Stadtteil. Machen ein paar Fotos wie im Urlaub. Und wie wäre ein Besuch im

Schwimmbad? Einfach faul den Tag auf der Decke liegen, le-sen, Musik hören … Und schwimmen natürlich auch. Auch in der Wohnung, auf dem Balkon und im Garten sorgen ein paar Umstellungen oder neue Deko – manchmal findet man auch längst vergessene Sachen im eigenen Keller – für frische Ein-drücke. Schon ein neuer Kissenbezug schenkt Ihnen neue Rei-ze. Im Haushalt machen Sie nur das Nötigste. Und schauen Sie nicht jeden Tag in Ihre Post – wenn Sie im Urlaub sind, sehen Sie die auch erst ein paar Tage später. Das gilt auch für E-Mails.

Und wie wäre ein Picknick auf dem eigenen Balkon, im Gar-ten oder Park? Angezogen haben Sie natürlich das bunte Kleid, die Hose oder das Hemd, die Sie vor ein paar Jahren mal im Überschwang gekauft und seitdem nie mehr getragen haben … Genießen Sie einfach, sich frei zu fühlen und nach Herzens-lust das zu tun, wonach Ihnen der Sinn steht.

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FesTung iM MeerKLOSTER AM UFERnaturschutz und Massentourismus – geht das? Die Freizeitregion Steinhuder Meer versucht die Quadratur des Kreises. Obwohl der größte Binnensee nordwestdeutschlands der Mittelpunkt eines naturparks mit seltener Tier- und Pflanzenwelt ist, wird den Besu-chern rund um das Meer ein üppiges Freizeitprogramm präsentiert.

Auf der Steinhuder Promenade herrscht bei gutem Wetter Trubel. An zahlreichen Imbissständen ste-hen Käufer nach Aal und Forelle an. Aber das „Gold“ des Steinhuder Meeres wird hier nicht mehr gefan-

gen, sondern nur noch geräuchert. „Die Fische kommen aus ganz Europa, die meisten aus Polen“, erzählt der Skipper des Bootes „Klabautermann“. Schuld ist der Kormoran, der unter Naturschutz steht und den See leergeräumt hat. Viele Fischer haben sich einen „Auswanderer“ gekauft und schippern mit den altertümlichen Segelbooten die Touristen zur Festung Wilhelmstein. Eine halbe Stunde dauert der Törn bis zu der etwa 3,2 Kilometer entfernten Insel. Von der Anlegestelle sind es nur wenige Schritte bis zur Festung, denn der Wilhelmstein ist eine sehr kleine Zitadelle, deren Seitenfronten wie Zangen nach außen gebogen sind. Sie wurde 1761 auf einer nur we-nig größeren künstlichen Insel von dem Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe erbaut, weil er die Bedrohung seines klei-nen Staates durch das mächtige Kurfürstentum Hannover be-fürchtete. Durch ihre Position im Meer galt die Inselfestung als uneinnehmbar. Wilhelm selbst hat es nicht mehr erlebt, aber die Zitadelle hielt im Jahr 1787 dem Angriff der Hessen stand.

Durch das Eingangstor gelangt man in die feucht-kalten Kasematten, wo sich die Mannschaftsräume, Arrestzellen sowie Magazine für Geräte, Lebensmittel und Waffen befan-den. Im Kriegsfall konnte die Festung mit fünfzig kleineren Kanonen, Mörsern und Wurfkesseln verteidigt werden. Über den Kasematten lagen die Räume der Offiziere, die heute als Kriegsmuseum genutzt werden.

Auffälligstes Exponat ist das Modell des U-Bootes „Stein-huder Hecht“, der sieben Segel auf dem Rücken trägt und eine von Ruderern angetriebene bewegliche Schwanzflosse besitzt. Im ehemaligen Wohnraum der Offiziere kann jetzt geheiratet werden, Termine vergibt das Standesamt Wuns-

torf. Durch den Turm gelangt man auf das flache Dach und kann den Inseltrip mit einem Rundblick über das Steinhuder Meer und die Umgebung beschließen.

Einige Kilometer weiter, am Westufer, zeugt das mittelal-terliche Kloster Loccum, das in diesem Jahr sein 850-jähriges Bestehen begeht, vom Glauben und Fleiß der Zisterzienser. Als die Turmuhr halb zwölf schlägt, beginnt die Sonntagsfüh-rung. „Das Kloster ist nicht prächtig ausgeschmückt, wie man es von Klöstern in Süddeutschland kennt“, erklärt Harm Cor-des der Besuchergruppe.

Kloster Loccum feiert 850-jähriges Bestehen

Das Ordensgelübde der Zisterzienser, ein Leben in Armut und Bescheidenheit in der Nachfolge Jesu zu führen, spiegelt sich auch in der Architektur wider. Ein hölzerner Dachreiter auf der Vierung der mächtigen Kirchenmauern hat den Erbauern als Glockenturm gereicht.

Cordes ist Pfarrer der hannoverschen Landeskirche und be-suchte das Kloster schon als Vikar, denn in Loccum werden seit 1820 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer ausgebildet. In den noch erhaltenen Gebäuden der Anlage, die zumeist aus dem 13. Jahrhundert stammen, hat das älteste und jetzt auch einzige Predigerseminar der Landeskirche Hannovers seinen Sitz.

Als im Jahr 1153 zwölf Zisterzienser-Mönche vom Mutter-kloster Volkenroda in Thüringen ausgesandt wurden, fanden sie am Steinhuder Meer einen Ort, der den Vorstellungen des Reform-Ordens entsprach. Das sumpfige Gelände war abgelegen und von einem Bach durchflossen. Das Wasser versorgte die Patres und Laienbrüder mit Frischwasser, spä-ter trieb es fünf Mühlen auf dem Klosterhof an und wurde für die Fischteiche verwendet. Die Einteilung in Priester- und Laienmönche war eine Konsequenz der Ordensregel „ora et labora“ (bete und arbeite). Denn die Mönche, die sich auf ein

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Fakten

Das Steinhuder Meer ist mit einer Fläche von 32 Quadratkilometern der größte Binnensee niedersachsens und mit einer durchschnittlichen Tiefe von 1,50 Metern ein sogenannter Flachsee. Der Eigentü-mer des Meeres ist seit 1973 das Land niedersachsen. nur die Insel Wilhem-stein ist noch im Besitz des Fürstenhau-ses Schaumburg-Lippe. neben der 1761 und 1767 von Graf Wilhelm angelegten 12 500 Quadratmeter großen Inselfes-tung Wilhelmstein gibt es die etwa 35 000 Quadratmeter große Badeinsel vor Steinhude, die 1974 fertiggestellt wurde. Der See ist Kernstück des 310 Quadratkilometer großen „naturparks

Steinhuder Meer“, der mehrfach für seine Besucherfreundlichkeit ausge-zeichnet worden ist. Im Jahr 2011 wur-den 300 000 übernachtungsgäste und 1,5 Millionen Tagesgäste am Steinhuder Meer gezählt.

naturparks sind Großschutzgebie-te. Von den 310 Quadratkilometern des naturparks Steinhuder Meer stehen 10,9 Quadratkilometer unter naturschutz, über 60 Prozent unter Landschaftsschutz. Im Osten und Südwesten wurde ein jeweils über 200 Hektar großes Vogelschutzgebiet eingerichtet. Das Steinhuder Meer ist als ein Feuchtgebiet internationaler Bedeutung anerkannt. Die Umgebung

des Binnensees ist vielgestaltig: Im Osten das „Tote Moor“, im norden die Endmoränenlandschaft, im Westen und Süden das niedermoor, der Erlenwald, Forsten und die sogenannten schwim-menden Wiesen.

Das „Tote Moor“, zwischen dem Stein-huder Meer und der Stadt neustadt am Rübenberge gelegen, ist durch Entwäs-serung und anschließenden industri-ellen Torfabbau erheblich geschädigt. Die Region Hannover hat es sich zum Ziel gesetzt, auf der Grundlage eines Entwicklungsplanes für den Gesamtbe-reich des Moores Voraussetzungen zu schaffen, damit das Moor nach erfolg-ter Abtorfung wieder wachsen kann.

Die Festung Wilhelmstein. Mit den Auswanderer-Booten können sich die

Touristen zur Insel Wilhelmstein übersetzen lassen.

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gottgefälliges Leben konzentrierten und täglich acht Stun-dengebete verrichteten, fanden kaum Zeit für Arbeit in Haus und Hof. Dafür wurden Laienbrüder aufgenommen, die im Kloster in einem abgetrennten Bereich lebten. Ihr Speisesaal wurde im 19. Jahrhundert zum Kollegsaal umgestaltet und mit Szenen aus dem Leben Jesu ausgemalt. Personen aus dem Predigerseminar und Loccumer Bürger ließ der Maler Eduard von Gebhardt Modell stehen.

Das Zentrum der Klausur der Priestermönche ist der Kreuz-gang, der um einen quadratischen Innenhof angelegt ist. „Das war der einzige Ort, wo die Mönche mal an die frische Luft konn-ten“, sagt Cordes. Vom Kreuzgang aus waren die wichtigsten Klosterräume erreichbar: die Bibliothek und die Johanniskapel-le sowie der Kapitelsaal, der 1913 prächtig ausgemalt wurde, als Kaiser Wilhelm dem Kloster einen Besuch abstattete.

Die Reformation sei im Kloster Loccum „eher schleichend“ eingeführt worden, erzählt der Pfarrer. Erst um 1600 wurde das Kloster evangelisch. „Aber es gab keinen radikalen Abbruch der Traditionen.“ Bis heute hat das Kloster mit D. Horst Hirschler einen Abt. In der langgestreckten, kreuzförmigen Basilika zeugt ein großer Taufstein davon, dass in der Kirche nun auch Taufen und Gemeindegottesdienste stattfanden.

Ein steinerner Lettner, der den Laienbereich abtrennte, wurde entfernt, doch die wundertätige Marien-Figur behielt ihren Platz neben dem Altar. Auch das Sakramentshaus zur Aufbewahrung der Hostien blieb erhalten. Wer nach der an-derthalbstündigen Führung eine Pause braucht, kann sich auf dem Klostergelände ausruhen. Dort werden in einem provi-sorischen Pavillon Kaffee, Kuchen oder ein Imbiss serviert.

ILOnA SOURELL

Veranstaltungstipps

Steinhuder Meer

In Steinhude, „Metropole am Meer“, legen Fahrgastschiffe zu Rundfahrten ab. Von hier aus gelangt man auch mit den Auswanderer-Booten zur Festungsinsel Wilhelmstein und ans nordufer. nach einem gemütlichen Spaziergang an der Promenade können das naturparkinformationszentrum, die Schmetterlingsfarm und das Fischer- und Webermuseum ebenso besichtigt werden wie der restaurierte Ortskern und das Scheunenviertel.

Der 32 Kilometer lange Rundweg um den See ist bei Wan-derern und Radfahrern beliebt. Rad- und Wanderausflüge in den naturpark Steinhuder Meer mit seinen Großschutzge-bieten beginnen ebenfalls in Steinhude. Auf geführten Tou-ren zu den Moorlandschaften im Osten und den artenreichen Feuchtgebieten im Westen bietet der naturpark Steinhuder Meer Besuchern seltene naturerlebnisse. Gemeinsam mit erfahrenen naturführern kann der naturpark zu unter-schiedlichen Jahreszeiten zu Fuß oder mit dem Fahrrad er-kundet werden. Mehrere Wanderwege laden zu ausgedehn-ten Touren ein, die durch die gesamte Region führen.Radfahrer mit Ambitionen können auf dem „Meerweg“ vom Steinhuder Meer über den Dümmer und das Zwischenahner Meer bis zur nordsee radeln. Für Gruppen bietet die Stein-huder Meer Tourismus GmbH in Zusammenarbeit mit dem naturpark Steinhuder Meer Exkursionen und Filmvorträge an.

Kontakt: Tourist-Information in Steinhude, Meerstraße 15–19, 31515 Wunstorf/Steinhude,Telefon 05033 9501-0, [email protected], www.sTeinhuder-Meer.de

Kloster Loccum

Zum 850. Jubiläum der Klostergründung wird bis Oktober ein abwechslungsreiches Programm mit Konzerten, Lesungen und der Reihe „Kirche trifft Literatur“ veranstaltet. Außerdem wird das Kindermusical „Das Geheimnis von Loccum“ aufge-führt, es gibt den „Tag des Deutschlandradios“ mit Repor-tagen, Interviews und Musik, eine Veranstaltung mit dem Kabarettisten Lars Reichow mit Band und einen Erich-Kästner- Abend.Alle Termine unter www.KLosTer-LoccuM.de/Tipp - 850 Jahre

KLosTer LoccuM.

Die ehemaligen Zisterzienserklöster Volkenroda in Thüringen und Loccum in niedersachsen verbindet ein ca. 300 kmlanger Pilgerweg. Im Kloster Loccum können Pilger zu Be-ginn oder am Ende ihres Pilgerweges im Pilgerhaus über-nachten. Informationen zum Pilgern und zum Fest unter www.KLosTerLoccuM2013.de

Kreuzgang im Kloster Loccum: Von hier sind

alle wichtigen Räume erreichbar.

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Rubriktitel

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Auch wenn es uns oft nicht mehr bewusst ist: Europa ist geprägt von seinen christlichen Wurzeln. Werte, normen, das Zusammenleben – vieles hat seinen Ursprung in christlicher Tradition und Religion. Die große Ausstellung „CREDO – Christianisierung Europas im Mittelalter“ in Paderborn macht das faszinie-rend anschaulich.

In drei Museen werden über 600 teilweise noch nie gezeigte Exponate und archäologische Neufunde gezeigt. Das Diöze-sanmuseum Paderborn beleuchtet die frühe Ausbreitung

des Christentums – und wie das Christentum von den alten Religionen beeinfl usst wurde. Ein Glanzstück ist ein Original-Papyrusfragment eines Briefes des Apostels Paulus (um das Jahr 65 nach Christus gestorben). Paulus’ Briefe gehören zu den wichtigsten Texten der Bibel und gelten bis heute als Grundlagentexte für das Zusammenleben von Menschen. Hier begegnen Ihnen auch große Heilige wie der irische Mis-sionar Patrick oder der Franke Bonifatius, zwei „Stars“ in der Schar der Heiligen. Ein Highlight ist auch die Präsentation der jüngst ausgegrabenen Funde aus der Tempelanlage von Uppå-kra in Schweden. Das Museum in der Kaiserpfalz entführt Sie mitten hinein in die Zeit der mächtigen Kaiser, Könige und Päpste. Ihnen begegnen Karl der Große und Otto der Große. Viel lernt man hier über die Bedeutung der Paderborner Regi-on in jener Zeit, aber auch viel über die Lebens- und Glaubens-welten der Slawen, ihre Götter und Kulte. Dritter Schwerpunkt ist die Städtische Galerie. Hier wird nachvollziehbar, wie aus der Christianisierung Europas die Ideen von gemeinsamen Wurzeln und einer gemeinsamen Identität entstand. Insze-nierungen und interaktive Elemente machen diesen Ausstel-lungsteil zu einem besonderen Erlebnis.

Zu sehen ist die Schau vom 26. Juli bis 3. november, täglich außer

montags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Kinder erleben die Zeitreise in

Ferienangeboten unter anderem mit Theaterworkshops, Kreativ-

programmen Steinmetz-Workshops und vielem mehr.

www.credo-aussTeLLung.de

wie europachristlich wurde

zur einstimmung: Das Hörbuch „Das Mittelalter. Die Geburt Eu-ropas“ aus der Reihe radioWis-sen des Bayerischen Rundfunks (BR2). cD oder Download, im Handel bzw. über Internet-Plattformen.

Goldscheibe von Limons, 7./8. Jahrhundert, Paris

Tagungs- und Kulturzentrum in der Region Main-TauberTagungs- und Kulturzentrum Tagungs- und Kulturzentrum

www.kloster-bronnbach.de

Bernhardsaal

JosephsaalVinothek Taubertal

Gästehaus Bursariat

Gerne senden wir Ihnen unser Jahresprogramm zu!

BRONNBACHER KULTOUREN Konzerte,Ausste l lungen,Vorträge, Führungen, Workshops

TAGUNGSZENTRUM

ÜBERNACHTEN IM GÄSTEHAUS

VINOTHEK

Kloster Bronnbach · Bronnbach 9 · 97877 Wertheim Tel. (0 93 42) 9 35 20 20 21 · Fax 9 35 20 20 29 [email protected]

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Entdeckt

was es heißt, Urlaub zu machenAls Kind waren es die großen Ferien, als Arbeitnehmer ist es der Urlaub: die schönste Zeit des Jahres. So sagt es zumindest der Volksmund. Was hat es auf sich mit dieser Zeit, auf die viele Menschen während ihres Alltagslebens geradezu hinleben?

Im Idealfall ein paar Wochen lang, bestenfalls ein paar Tage. Am liebsten mehrmals im Jahr. Am Meer und Strand, in den Bergen, in großen Metropolen oder malerischen Dör-

fern. Wir machen gerne Urlaub. Ganz aktiv mit so viel „Ac-tion“ und Abwechslung, wie man nur in einen Tag packen kann. Oder gaaaaaanz ruhig und relaxt, wenn die Tage sich endlos dehnen, Zeit bedeutungslos wird und man aus vollem Herzen dem Nichtstun frönt. Unterwegs. Oder auch daheim.Urlaub machen – das ist so schön doppeldeutig. Es hat sich eingebürgert, als erwachsener Mensch zu sagen, man macht jetzt mal Ferien. Also frei. Ursprünglich kommt das Wort Fe-rien vom lateinischen feriae für Festtage und Feste. Und so fühlt sich ein richtig guter Urlaub auch an – wie endlose Fei-ertage. Eine ganz besondere Zeit eben. Die nichts mit dem All-tag zu tun hat, in dem man sonst steckt. Die sorgenfrei sein sollte, frei von Verpflichtungen, Druck, Stress.

Urlaub machen also – darin steckt mehr Wahrheit, als Sie vielleicht im ersten Moment denken. Denn wir machen ihn, wir entscheiden, wie wir unsere „arbeitslose“ Zeit erleben wollen. Wer ganz tief in sich hineinhört, der kann ein leises Stimmchen hören, das sich Gehör zu verschaffen versucht. Es sagt mir, was mir wirklich guttut. Was es sich wünscht. Was

ich tun könnte. Und vor allem, was ich lassen könnte. Und wenn ich die Augen schließe und einfach mal Tagtraumbilder heranwehen lasse, dann zeigt mir meine Intuition, wie so ein richtiger Urlaub aussehen könnte. Welche Sehnsuchtsorte, welche Sehnsucht nach Ruhe, Stille, Freude, Vergnügungen, Unternehmungen ich in mir trage. Was ich gerne sehen und erleben möchte. Was ich vielleicht immer schon ausprobie-ren wollte. Und vor allem: wie ich mir diese Begegnung mit mir selbst – wenn ich allein verreise – oder wie ich die Zeit mit meinem Partner, meiner Partnerin, meiner Familie oder Freunden verleben möchte. So, dass es allen gut geht. Dass wir schöne Erfahrungen teilen. Aber auch dass es Freiräume gibt. Dass jeder einmal das tun kann, was er wirklich will.

Erlaubnis zum Urlauben

Unser Wort Urlaub kommt vom mittelalterlichen Wort ur-loup. Was nichts anderes heißt als Erlaubnis. Der Ritter bekam die Erlaubnis von seiner Dame oder seinem Dienstherrn, für einige Zeit wegzugehen. Sich seinen Angelegenheiten, Zie-len, Abenteuern zu widmen. Erlauben Sie sich das auch. Und Ihren Lieben. Unsere Seele braucht diese freie Zeit des Jahres, um wieder zu sich zu kommen. Wir leben buchstäblich auf. Sammeln neue Kräfte, erleben die Leichtigkeit des Seins. Und wenn wir es uns erlauben, dann können wir dieses Urlaubs-feeling mitnehmen in unser Alltagsleben. In Erinnerungen. In Andenken. In Vorfreude. Aber auch in Gelassenheit und in der täglichen Übung, mal Dinge wie im Urlaub zu machen. Damit die Seele immer wieder aufatmen kann. Und sich nicht von Urlaub zu Urlaub hangeln muss. HILDEGARD MATHIES

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Wer es sich mit gutem Gewissen gutgehen lassen willen, setzt auf Faire Reisen – so sozial- und umweltverträglich wie möglich. Urlaub mit Sinn und Mehrwert, aber ohne „Missionskeule” bieten Klöster, christliche Hotels und Ferienstätten.

Für Familien ideal: Urlaub in einer der neun Kolping-Familien-ferienstätten in Deutschland. Oft in idyllischer Lage bieten die Ferienzentren in der Regel eine moderne Ausstattung so-wie viele Spiel- und Freizeitmöglichkeiten und besondere Pro-grammangebote. In Duderstadt beispielsweise zahlen Erwach-sene für eine Woche standardmäßig 371 Euro pro Person, die Preise für die Kinder richten sich nach dem Alter. Kinder bis 2 Jahre sind kostenfrei dabei. In Duderstadt gab es für Kurzent-schlossene bei Redaktionsschluss noch freie Plätze zwischen dem 28. Juni und 23. August für eine oder zwei Wochen. Infor-mationen unter Telefon 05527 5733, [email protected], www.KoLping-dudersTadT.de. Eine übersicht über alle Häuser gibt es unter www.KoLping-FaMiLienurLaub.de

Auch als Familie kann man Klosterurlaub machen. 80 Männer- und Frauenklöster nehmen Familien für einen Urlaub auf. Wie die Auszeit gestaltet werden kann, hängt ganz vom Kloster ab und sollte vorab besprochen werden. In manchen Klöstern lebt und arbeitet man eine Zeit mit, manche haben spezielle Angebote für Kinder beziehungsweise Familien. Eine übersicht über alle Angebote gibt es in der Broschüre „Atem holen“ der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) sowie auf der Homepage der DOK unter dem Stichwort „Kloster auf Zeit“. Die Broschüre kann angefordert werden unter Telefon 0228 684490, [email protected], www.orden.de. Ein ausgewiesenes Familienzentrum unterhält das Kloster Roggenburg der Prämonstratenser im bayerischen Roggen-burg. Informationen: 07300 96000, [email protected], www.KLosTer-roggenburg.de

Ein wachsendes Angebot von fair zertifizierten Reisever-anstaltern, Hotels und Gastronomiebetrieben ermöglicht es, so nachhaltig wie möglich zu verreisen. Immer mehr Betriebe setzen auch auf regionale und biologisch angebaute nahrung sowie auf ökologisch produzierte Möbel. Wie viel cO

2 man auf dem Weg mit dem Flugzeug, der Bahn oder dem

Auto verbraucht, kann man etwa durch die Unterstützung von Klimaprojekten kompensieren. Informationen:www.ForuMandersreisende, www.Fairreisen-onLine.de

www.FairunTerwegs.org, www.aTMosFair.coM

www.greenMiLes.de, www.MycLiMaTe.org

Über christlich geprägte Hotels und Tagungshäuser informiert auch der Verband Christlicher Hoteliers:www.Vch.de

Von Fairreisen bis Klosterurlaub

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herzlichen glückwunsch zur Erstklassigkeit!

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Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, weil die Mann-schaft ohne Könige auskommt, ohne teure Edelkicker, ohne Egoisten, die an guten Tagen Spiele allein entschei-

den, ansonsten aber in erster Linie für sich spielen anstatt für die Mannschaft. Nun fehlte der Eintracht schlicht das Geld, um sein Ensemb-le mit Star-Solisten aufzupeppen. Was der Verein dagegen hat, ist eine sportliche Leitung, die aus wenig viel zu machen vermag. Trainer Torsten Lieberknecht und Manager Marc Ar-nold haben größtenteils unbekannte, preiswerte Spieler zu Leistungsträgern weiterentwickelt.

Während andere Klubs hohe Ablösesummen investierten, um den sportlichen Erfolg zu erhöhen, haben Lieberknecht

und Arnold darauf vertraut, dass ihre Schützlinge an ihren Herausforderungen wachsen würden. Und sie haben es ver-standen, aus all diesen unterschiedlichen Charakteren ein Team zu formen, das seine Stärke vor allem aus seiner Ge-schlossenheit bezieht und aus der Fähigkeit, taktische Vor-gaben des Coachs eins zu eins umzusetzen.

Es hat in der zweiten Liga kaum Mannschaften gegeben, die auf dem Spielfeld ähnlich gut organisiert zu Werke gingen wie die Eintracht-Elf. Manch einer hat geglaubt, dass dieses Team ohne große Namen irgendwann einbrechen würde, dass einer starken Vorrunde eine schwache Rückrunde folgen würde. Wer das tat, hat Eintracht Braunschweig gründlich unterschätzt.

Wenn die Blau-Gelben nach fast drei Jahrzehnten wieder in der ersten Liga antreten, wird das nicht anders sein. Doch als Underdog aufzutreten hat den Braunschweigern schon bisher nicht geschadet. Besonders im heimischen Stadion an der Hamburger Straße wird dem Aufsteiger einiges zuzutrauen sein – zumal die Mannschaft Fans im Rücken hat, die mit ih-rer Begeisterung und bedingslosen Unterstützung schon lan-ge erstliga-reif sind. Auch sie dürfen sich wie Könige fühlen.

Einmal ein König sein – wer will das nicht? Die Fußballer von Eintracht Braunschweig haben es sogar geschafft, zweimal zu Königen zu wer-den. Vor zwei Jahren der Aufstieg in Liga zwei, nun der Aufstieg in Liga eins. Das ist königlich.

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Im Fokus

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Fast jeder kennt es. Das nagende und zwickende Gefühl, das sich einstellt, wenn man einen Termin versäumt, ein Versprechen gebrochen oder Freunde und Familie vernachlässigt hat. „Mitunter regt es sich, wenn man

dem Bedürftigen nichts gegeben hat, den Umweg in den Bioladen scheute oder das fair gehandelte Produkt zuguns-ten der preiswerten Alternative stehen ließ“, schreibt die Ge-wissenserforscherin Sylvia Terpe aus Halle. Die Soziologin koordiniert das Forschungsprojekt „Moral und Gewissen im heutigen Leben“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Rund 1200 Befragte zwischen 17 und 92 Jahren gaben jüngst Auskunft darüber, wie sich ihre „innere Stim-me“ anfühlt. Wie eine Spaßbremse, wie ein Oberlehrer oder doch eher wie ein zuverlässiges Navigationssystem durch den übersichtlichen Alltag in der modernen Leistungsgesell-schaft? Die „Erlebnisqualität“ des Gewissens wurde bisher wenig beachtet, blieb doch der Wirkmechanismus der „in-neren Stimme“ meist den Theologen, Philosophen oder Psy-chologen überlassen.

Das Ergebnis der Soziologen aus Halle macht Mut. Die meisten Menschen hören gern auf ihr Gewissen – selbst wenn es zwickt und Schuldgefühle weckt. Und noch ein Resultat der Studie, die im Frühjahr 2014 abgeschlossen sein soll, lässt aufhorchen: Vor allem bei der jüngeren Generation meldet es sich regelmäßig. Das sollte vor allem jene beruhigen, die der heutigen Jugend Moral- und Wertelosigkeit vorwerfen.

Das Gewissen als Ankerpunkt und Orientierungshilfe

Das Gewissen – eine Altlast? Im Gegenteil. „Wir können auch feststellen, dass mit dem Gewissen sehr viele positive Emp-findungen verbunden sind, Gefühle der Erleichterung, man-che fühlen sich direkt beflügelt“, betont Sylvia Terpe. „Und selbst wenn Gewissensbisse zunächst einmal belastend sein können, weisen die meisten der Befragten darauf hin, dass sie ihr Gewissen nicht missen möchten“ – als Ankerpunkt und Orientierungshilfe.

Wenn jüngere Menschen ihr Gewissen häufiger spüren als äl-tere, könnte es vor allem daran liegen, dass sie verschiedene Interessen unter einen Hut bringen wollen, vermuten die Ge-wissensforscher. Das heißt: Junge Leute müssen viel häufiger austarieren, wie sie den Ansprüchen der Freunde, der Leh-rer und den Erwartungen der Eltern gerecht werden können. Später dann lasten Probleme wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Sorge um pflegebedürftige Angehörige auf ihrem Gewissen. Und dann gibt es ja auch noch die eige-nen Ziele und Wünsche.

ältere Menschen haben seltener ein schlechtes Gewissen

Ältere Menschen, die den Berufsalltag hinter sich haben, ge-raten dagegen nicht mehr so häufig in Interessenkonflikte – und haben auch seltener ein „schlechtes Gewissen“. Es ist eher umgekehrt: Macht sich die innere Stimme bemerkbar, dann meist mit positiver Rückmeldung.

Gewissensregungen, auch das zeigt die Studie, stellen sich vor allem dann ein, wenn es um moralische Bindungen in der Familie geht. Das Soziologenteam präsentiert zwei Bei-spiele, die zeigen, wie unterschiedlich die Antworten auf die „innere Stimme“ ausfallen können: Eine junge Frau fühlt sich von ihren Eltern bevormundet. Als sie selbst Mutter wird, wollen ihr die Eltern auch noch die eigene Mutterrolle streitig machen. Das verletzt sie sehr, doch klärende Gesprä-che helfen nicht weiter. Schließlich bricht die junge Frau den Kontakt zu den Eltern ab. Obwohl ihr Gewissen ihr sagt, wie sehr die Eltern darunter leiden werden. Eine andere junge Frau, ebenfalls Mitte 20, findet dagegen einen anderen Weg:

engeL und TeuFeLUnTER EInEM DAcHWie fühlt sich das Gewissen an? Soziologen an der Martin-Luther-Universität Halle-Witten-berg erforschen erstmals die Erlebnisqualität der „inneren Stimme“. Und fragen danach, wie oft und in welchen Situationen sie sich meldet.

»Fast jeder kennt diese nagende

und zwickende gefühl.«

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Im Fokus

Sie ist berufstätig und hat zwei Kinder, doch ihre Großmut-ter fordert ständig mehr Zuwendung ein. Sie ärgert sich zwar über das mangelnde Verständnis der alten Dame, gibt aber immer wieder nach: Ihr Gewissen fordert sie auf, der Groß-mutter gegenüber nachsichtig zu sein. Im ersten Fall führt die Gewissensbefragung zum Ausbruch aus gewohnten Bah-nen, im zweiten bleibt äußerlich alles beim Alten – doch die Perspektive der Enkelin hat sich verändert: Sie verzeiht ihrer Großmutter. Gemischte Gefühle bleiben auf beiden Seiten, diagnostizieren die Soziologen aus Halle.Wertvorstellungen können also deutlich voneinander abwei-chen. Woran sich die Menschen orientieren, hängt dabei von unterschiedlichen Einflüssen ab, etwa von Traditionen oder vom kulturellen Umfeld. Auch religiöse Werte können das Gewissen schärfen und manche Entscheidung vielleicht so-gar erleichtern. In Halle gaben allerdings mehr als 50 Prozent der Befragten an, weder an „einen persönlichen Gott, irgend-ein höheres Wesen oder eine geistige Macht“ zu glauben.

Die Gewissenserforschung ist ohnehin längst im Dies-seits angekommen. Zu den Leitwerten – auch das hat die Stu-die ergeben – gehören indes bis heute Vertrauen, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft sowie Selbstbestimmung und Solida-rität. Nach christlicher Lesart Freiheit und Nächstenliebe. „Das, was wir ein böses Gewissen nennen, ist immer ein gu-tes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selber verklagt“, schreibt Theodeor Fontane in sei-nem Roman „Cécile“. Die alte Frage nach Gut und Böse bleibt zutiefst rätselhaft. Es ist die Kernfrage, ohne die das Gewis-sen nicht funktioniert.

Wer bin ich – und was soll ich tun? Wenn es sich dabei um Schlüsselbegriffe wie Ethik und Moral, Freiheit und Verant-wortung handelt, wird zugleich deutlich, dass es um mehr geht als um das Alltagsgewissen. Seit der Antike beschäfti-

gen sich die Gelehrten mit dem komplexen Phänomen Ge-wissen. Endgültige Antworten wird es auch in Zukunft nicht geben, bleiben die unterschiedlichen Annäherungsversuche: Über Jahrhunderte hinweg hatte die Kirche die Deutungsho-heit über das Gewissen beansprucht, in der aufgeklärten, de-mokratischen Gesellschaft hingegen konkurrieren religiöse wie moralische Deutungsmuster mit neuen, bislang kaum vorstellbaren Optionen.

„Ja, wir leben in einer freiheitlichen Gesellschaft, wir ha-ben nicht mehr diese strenge Gewissenserziehung,“ bestätigt auch der katholische Priester und erfahrene hannoversche Großstadtseelsorger Propst Martin Tenge. Pauschale Ant-worten könne es deshalb auch gar nicht geben, Traditionen und Normen müssten heute mit der persönlichen Lebens-situation in Einklang gebracht werden. „Und auch mit dem Gefühl, das ich in mir trage. Ich muss mich fragen: Was sagt mir mein Gewissen?“ Das, so Tenge, sei eine große Chance und zugleich eine enorme Herausforderung für eine moder-ne, zeitgemäße Kirche.

Vor wem muss sich der Mensch verantworten?

Zur Entlastung des Gewissens hat die Kirche eine besonde-re Einrichtung geschaffen: die Beichte, eine Extremform der Gewissensbefragung, die heute fast in Vergessenheit geraten ist. Selbst der Reformator Martin Luther ging regelmäßig zur Beichte. Als Modernisierer des Gewissensbegriffs wollte der Pro-testant jedoch die im Glauben verankerte Eigenverantwortung stärken – immer in Demut vor Gott. Auch der große abendlän-dische Gewissensphilosoph Immanuel Kant hat Moral, Freiheit und Verantwortung an ein höheres Prinzip gebunden.

Vor wem aber muss sich der Mensch verantworten, wenn er keine höhere Instanz kennt? Mit dieser Frage hat sich der Schriftsteller Martin Walser in seinem Essay „Über Rechtferti-gung. Eine Versuchung“ intensiv beschäftigt. Walser schreibt: „Wer sagt, es gebe Gott nicht und nicht dazusagen kann, dass Gott fehlt und wie er fehlt, der hat keine Ahnung. Einer Ah-nung allerdings bedarf es“. Denn sonst, so befürchtet der ka-tholisch gestimmte Schriftsteller und Gottsucher, kreise der Mensch einsam um sich selbst. Auch der Religionssoziologe Hans Joas geht davon aus, dass das moralische Urteil stets an etwas gebunden bleibt, das außerhalb von uns liegt, er spricht dabei von „Selbsttranszendenz“. Dazu gehöre der Glaube an Freiheit, Menschenwürde und Solidarität. Gewissensentschei-dungen verlangen Einsicht, Offenheit und Urteilskraft. Die fundamentalen Fragen nach Schuld, Vernunft und Verant-wortung lassen sich wiederum nicht losgelöst voneinander beantworten, davon ist der Philosoph und Theologe Ludger Honnefelder überzeugt: „Ohne Gewissen ist Verantwortung ortlos, ohne Verantwortung ist das Gewissen blind, ohne Bin-dung an das Gute bleiben beide leer.“

KARIn DZIOnARA

JIst das Gewissen ein zuverlässiges Navigationssystem?

Forscher aus Halle haben das untersucht.

»ich muss mich fragen: was sagt

mir mein gewissen?«

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Engagiert

weit gereistum anzukommenFrüher war Deutschland fremd für ihn, nun ist es seine zweite Heimat. nach 40 Jahren als Priester ist der aus dem Vietnam stammende Pastor Joseph Diem in Braunschweig in den Ruhestand gegangen. Die Politik war schuld daran, dass er einst in die Bundesrepublik kam.

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Trotz Ruhestand: Pastor Joseph Diem

unterstützt Pfarrer Christoph Harmening

(Bild rechts, links) weiterhin in der Seel-

sorge für die Gemeinde St. Bernward.

VOLKER RöPKE

Als der Vietnamkrieg 1975 endete, musste Joseph Nguyen Trung Diem seinen größten Wunsch begra-ben. Er hatte in Rom katholische Theologie studiert,

war von Papst Paul VI. geweiht worden und wollte eigentlich in seinem Heimatland als Priester arbeiten. Doch mit dem Sieg des kommunistischen Nordens über den von US-Trup-pen unterstützten Süden platzte der Traum.

„Eine Rückkehr zu Familie und Freunden wurde mir ver-boten“, erzählt Diem, „als Priester war ich nicht mehr er-wünscht. Das war eine große Krise für mich.“ Also entschloss er sich, fernab seiner Heimatstadt Can Tho im Mekong-Delta als Geistlicher tätig zu werden: in Deutschland.

Er hatte bereits mehrfach während der Semesterferien vertretungsweise in der Bundesrepublik gearbeitet, die Spra-che gelernt und Kontakte zu deutschen Pfarrern geknüpft. Diese luden ihn nun ein, dauerhaft nach Deutschland zu kommen. Daraufhin kam Diem 1976 ins Bistum Fulda, wo er eine Stelle als Kaplan in Neuhof übernahm.

1980 wechselte er ins Bistum Hildesheim, um die Seelsorge für die in Norddeutschland lebenden Katholiken aus Vietnam zu übernehmen. Unter ihnen waren zahlreiche „Boatpeople“, vietnamesische Flüchtlinge, die Ende der 1970er-Jahre dem Terror in ihrem Land über das Meer entkommen waren und schließlich in der Bundesrepublik Asyl fanden.

Von der vietnamesischen Mission in Borsum im Kreis Hil-desheim aus besuchte Diem seine über den norddeutschen Raum verteilten Landsleute, um mit ihnen den katholischen

Glauben zu zelebrieren und ihnen bei der Integration zu hel-fen – für den Pastor eine Herzensangelegenheit. „Ich hatte mein Land und die Kirche meiner Heimat verloren, aber mit der Seelsorge für die Flüchtlinge hat Gott mir ein Stück Hei-mat und Kirche zurückgegeben“, sagt Diem. 15 Jahre lang lei-tete er die Mission, ehe er sich um die Gemeinde St. Marien in Salzgitter-Bad kümmerte.

Seit 1997 engagiert er sich in der Braunschweiger Gemeinde St. Bernward. Ende April ist er – inzwischen 68 Jahre alt – in den Ruhestand gegangen, unterstützt Pfarrer Christoph Harme-ning in reduziertem Umfang aber weiterhin in der Seelsorge.

Sein Heimatland hat Joseph Diem, der inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wiedersehen dürfen. Das Einreiseverbot besteht nicht mehr, und er besucht seit Anfang der 1990er-Jahre jährlich für einige Monate Viet-nam, um in seiner Heimatdiözese Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, Priester auszubilden.

Seine Familie lebt inzwischen in Frankreich, und auch meh-rere vietnamesische Freunde, mit denen er einst in Rom studier-te, arbeiten schon lange in europäischen Ländern als Seelsorger. So ist das Reisen zu einem großen Hobby Diems geworden.

Wenn er heute an sein persönliches Schicksalsjahr 1975 zurückdenkt, verspürt er keine Bitterkeit. „Ich hatte anfangs viel Heimweh, habe die Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, aber nie bereut. Ich bin sehr zufrieden und versuche jeden Tag gut und in Dankbarkeit zu leben.“

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Sie ließen gute Taten für sich sprechen: die Heiligen. Für Gläubige sind sie deshalb besondere Vorbilder im Glauben und Fürsprecher in der not.

Superhelden des Christentums

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Was sind Heilige?„Katholisch für Anfänger“ erklärt einfach und humorvoll zentrale Begriffe aus Kirche und christentum.www.KaThoLisch.de ➝ Video ➝ Wissen

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Was sind Heilige?

Heilige sind Vorbilder für die Gläubigen. Weil sie Gott besonders nahestehen sollen, gelten sie als Fürsprecher der Gläubigen. Dahinter steht der Wunsch, Vermittler zwischen Gott und den Men-schen zu finden. Die Heiligenverehrung gehört nicht zu den religiösen Pflich-ten, sie ist freiwillig. Heilige werden verehrt, nicht angebetet. Anbeten dürfen die Gläubigen nur Gott.

Einigen Heiligen wird die Kraft zuge-sprochen, Menschen vor Krankheiten oder Unglücken zu bewahren. Bergleute etwa stellten sich unter den Schutz der heiligen Barbara. Der heilige Florian gilt als Schutzpatron der Feuerwehrleute. In der katholischen Kirche haben Heili-ge bestimmte Gedenktage, an denen in Gebeten auf sie Bezug genommen wird.

Wer sind die bekanntesten Heiligen?

Mehr als jede andere Heilige wird die Jungfrau Maria verehrt, weil sie Jesus christus geboren hat. Ihre Verehrung zeigt sich in Hymnen, Wallfahrtsorten wie Lourdes in Frankreich, Marienfesten wie Maria Himmelfahrt am 15. August und Gebeten. Das bekannteste Gebet zu Ehren Marias ist das Ave Maria.

Zu den beliebtesten Heiligen im chris-tentum zählt nikolaus. Man weiß von ihm, dass er im 4. Jahrhundert lebte

und Bischof von Myra war, einer Stadt am Mittelmeer in der heutigen Türkei. Er soll sein Geld an Arme und Kinder verteilt haben. Als Gabenbringer am 6. Dezember kennt ihn heute jedes Kind.

Am 11. november gedenken Katholiken des heiligen Martin (316–397). Die nach ihm benannten Umzüge erinnern an die berühmteste Szene aus dem Leben des Heiligen: Der Legende nach zückte Mar-tin als römischer Soldat sein Schwert, um seinen Mantel mit einem frierenden Bettler zu teilen.

Als Jorge Mario Bergoglio im März zum Papst gewählt wurde, hat er sich nach dem heiligen Franz von Assisi (1181/82–1226) benannt, dem Gründer des Franziskaner-Ordens, der auf Reichtum verzichtete und sich den Armen zu-wendete. Papst Franziskus beruft sich auf ihn, wenn er sagt, die Kirche müsse sich für die Menschen einsetzen, denen es schlecht geht. Der Gedenktag des heiligen Franziskus ist der 4. Oktober.

Wie wird ein Verstorbener zum Heiligen?

Die frühen christen kannten zunächst keine Heiligenverehrung. Weil sie aber vielerorts verfolgt wurden, kam es häufig vor, dass Mitglieder christlicher Gemeinden ermordet wurden. Wer für seinen Glauben litt und starb, erwies sich in der damaligen Vorstellung als Heiliger.

Später wurden auch Menschen zu Heiligen erklärt, die keine Todesqua-len auf Grund ihres Glaubens erfahren mussten. Es sind vor allem christen gewesen, die in herausragender Weise ihren Glauben gelebt und mitunter auch gegen Widerstände verteidigt haben.

Seit dem 9. Jahrhundert gibt es die Heiligsprechung durch den Papst. Dieser erklärt, dass ein Verstorbener zu Recht als Heiliger verehrt wird und um seine Fürbitte angerufen werden darf. Er wird in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen und darf nun von der Kirche verehrt werden.

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Gesehen, gelesen, gehört

Anselm Grün achtsam sprechen – kraftvoll schweigenDer Benediktinerpater Anselm Grün legt hier in 20 Anleitungen und Überlegungen kurz dar, was man beim privaten Gespräch und in der öffentlichen Ansprache bedenken sollte, um der Macht des Wortes verantwortungsvoll Wirkung zu verschaffen. Ausgehend von biblischen und psycholo-gischen Fundierungen, verdeutlicht er neben den Besonderheiten der menschlichen Sprache auch die der Körpersprache, der liturgischen und der religiösen Sprache und nimmt die Gefahren der öffentlichen (und veröffentlichten) Rede ins Visier. Schließlich geht es ihm darum, einige grund-legende Regeln der Kommunikation aufzuzeigen und damit auf Worte, die von Herzen kommen, und das Gebet aufmerksam zu machen. Gewährsleute für Grüns Ausführungen sind neben bibli-schen und theologischen Autoritäten Dichter wie Paul Celan, Hilde Domin oder Peter Handke und Philosophen wie Martin Heidegger, F. G. Jünger oder Paul Watzlawick. Eine heilsame Lektüre nicht nur für berufsmäßige Redner, sondern für jeden, der spricht..2013, Vier Türme, 16,90 €

Danielle Hawkins dinner mit roseNachdem Josie von ihrem Freund (und Fast-Verlobten) betrogen wurde, kehrt sie dem lebendigen Melbourne den Rücken, um in ihrem neuseeländischen Heimatort einen Neuanfang zu starten. Das Leben in der ländlichen Kleinstadt Waimanu wäre jedoch ziemlich öde, wenn ihr die exzent-rische und höchst anglophile Rose nicht mit Rat und Tat (und einem Schnäpschen hier und da) zur Seite stehen würde. Doch auch in Waimanu schlägt das Schicksal zu und Rose erkrankt schwer. Josie tut alles, um Rose zu pflegen und nebenbei ihren alten Hof zu retten. Dabei wird Josie von Matt, ihrem Kumpel aus Jugendtagen, tatkräftig unterstützt. – Man muss keine Hellseherin sein, um zu ahnen, wie die Geschichte von Josie und Matt endet. Dennoch, die Autorin erzählt mit viel Wärme, Witz und Pathos eine tolle Geschichte über Liebe und Freundschaft – und kommt dabei ganz ohne Rosamunde-Pilcher-Kitsch aus. Die sympathische Heldin Josie, eine gebildete, hart ar-beitende junge Frau mit Sinn für Humor, schließt man sofort ins Herz und fiebert mit ihr mit. Charmant, voller Emotionen und einfach zum Träumen.2013, Marion von Schröder, 16,99 €

Literatur

John Green das schicksal ist ein mieser VerräterHazel ist 16 Jahre alt, hat Krebs und ihre Tage sind gezählt. Der Besuch der Selbst-hilfegruppe ist ihr ein Graus, Mitleid hasst sie. Dann trifft sie dort Augustus. Der junge Mann zeigt Hazel, dass Liebe und Zuneigung keine Fragen der Gesundheit sind. Gemeinsam reisen sie nach Holland und besuchen den Autoren van Houten, der beider Lieblingsbuch „Ein herrschaftliches Leiden“ schrieb. Hazel hofft auf eine lange gemeinsame Zeit. Da kehrt bei Augustus der Krebs zurück. Die junge Frau geht mit ihrer Erkrankung sehr unsentimental um, sie hat mehr Lebenserfahrung als manch älterer Mensch und einen ganz unverstellten Blick auf das Wesentliche. Sie weiß, dass die Gegenwart, jeder Moment wichtig ist. Das Hörbuch ist geeignet für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren, aber auch für Erwachsene eine sehr empfehlenswerte Lektüre für die Ohren.2012, Silberfisch, 5 Audio-cDs, 19,99 €

Hörbuch

roman

sachbuch

Der Borromäusverein e.V. aus Bonn unterstützt uns bei der Bücherempfehlung.

Weitere Informationen: www.borroMaeusVerein.de

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37Jes 05 . 2013

Erlebenswert

Ausstellung

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die Macht der Toga Mode im römischen Weltreich

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KARIn DZIOnARA

Die passende Kleidung am richtigen Ort zur richtigen Zeit – im römischen Weltreich, das um das Jahr 117 n. Chr. seine größte Ausdehnung erreichte, war der Dresscode Teil der Politik. Dabei galt die Toga als Markenzeichen und Prestige-objekt römischer Kultur und politischer Teilhabe. Denn tra-gen durften sie nur Männer – und auch nur diejenigen, die das römische Bürgerrecht besaßen. In der antiken Welt hatte das bekannte Sprichwort „Kleider machen Leute“ daher eine besondere Bedeutung, das dokumentiert die Sonderaus-stellung im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum. Im Zentrum steht die Stadt Rom mit ihrem Herrschaftsan-spruch, der sich hier vor allem an den aufwendig drapierten Gewändern der römischen Bürger und an den luxuriösen Tu-niken, Stolen und Manteltüchern der Damen ablesen lässt: Stil, Schnitt, Stoff und Zierstreifen stehen für Status, Beruf, Religion und Geschlecht – und das gilt in ähnlicher Form bis heute. Eine schicke Toga kostete damals immerhin so viel wie ein Kleinwagen. Das edle Purpur blieb indes nur höchs-ten Würdenträgern vorbehalten.

Die Hildesheimer „Moden-Schau“ basiert auf einem in-terdisziplinären Forschungsprojekt, an dem neben Archäo-logen auch Biologen oder Religionswissenschaftler beteiligt waren; gemeinsam haben sie die Textilien untersucht und befragt: Was können die alten Stoffe über das Leben der Men-schen in der Antike verraten?

Die Ausstellung „Die Macht der Toga – Mode im römischen Weltreich“

ist bis 8. September 2013 im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-

Museum zu sehen (dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00 Uhr),

öffentliche Führungen: jeden Sonntag um 14.30 und 15.30 Uhr.

Weil damals Rom in der Welt den Ton angab, beeinflusste die Weltmacht auch die Mode. Ein Motivstreifen mit einem Le-gionsadler verbindet die drei Ausstellungsräume, in denen die jeweils regionalen Mode-Varianten zu sehen sind – in Sy-rien und in Ägypten etwa, wo der Wüstensand Schuhe, Rin-gelsocken und Unterwäsche für die Nachwelt bewahrt hat. Texttafeln, Fotos und Leuchtfolien ergänzen die Originale. Dabei führt der Weg auch nach Germanien. Doch die Mut-tergottheiten im römisch besetzten Rheinland etwa ließen sich vom Modediktat der Römer nicht beirren, sie trugen weiterhin ihre breiten Umhänge und die großen, runden Hauben – im Gegensatz zu den feinen Gewändern und fili-granen Goldhaarnetzen der eleganten Römerinnen. Dieser Blick nach Germanien stimmt die Besucher zugleich auf die nächste Begegnung mit den Römern ein: Vom 1. September an zeigt das Braunschweigische Landesmuseum die archäo-logische Landesausstellung „Roms vergessener Feldzug“ – mit Fundstücken vom Schlachtfeld am Harzhorn.

Kleider machen Leute – das galt schon bei den Römern,

wie eine Ausstellung in Hildesheim nun zeigt.

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Termine

ImpressumJes . Das katholische Magazin für Braunschweigwww.jes-braunschweig.de

Verlag Bernward Medien GmbH, Domhof 24, 31134 HildesheimVerantwortlich für den Inhalt: Matthias Bode, Domhof 24, 31134 Hildesheim

Redaktion Volker Röpke, Propsteipfarramt St. Aegidien, Spohrplatz 9, 38100 Braunschweig, Telefon 0531 24490-25, [email protected], Mitarbeiter dieser Ausgabe: Karin Dzionara, Silke Städing, Ilona Sourell, Andreas Kaiser, Hildegard MathiesGestaltung Bettina Höhne, Bernward Medien GmbHAnzeigen Mirco Weiss (verantwortlich), Domhof 24, 31134 Hildesheim, Telefon 05121 307-858

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Kino im Kloster6. Juni, 20.00 UhrHolly Golightly lebt als Partygirl in Manhattan. Ihr nachbar, der arme Schriftsteller Paul, verliebt sich in sie, doch sie träumt davon, sich einen reichen Mann zu angeln. Als sie wegen angeblicher Verbindungen in die new yorker Unter-welt verhaftet wird, ist Paul der Einzige, der zu ihr hält. Der Hollywood-Klassiker „Frühstück bei Tiff any“, gedreht nach Truman capotes gleichnamiger novelle, machte Audrey Hepburn Anfang der 1960er-Jahre zum Star. Zu sehen ist der Film im Braunschweiger Dominikanerkloster St. Albertus Magnus, Brucknerstraße 6.www.doMiniKaner-braunschweig.de

Jugend triff t sich in Litauen21. Juli bis 4. AugustDer Friedensgrund ist ein internationales, ökumenisches Jugendprojekt des Bistums Hildesheim. Es lädt dazu in jedem Sommer junge Menschen im Alter von 16 bis 28 Jahren aus Deutschland und Ländern Mittel- und Osteuro-pas ein, für zwei Wochen in einem Zeltlager zusammenzu-leben, um miteinander zu arbeiten, zu beten, und Freizeit miteinander zu verbringen. Dieses Jahr geht es nach Kurtuvenai in Litauen. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 299 €. Anmeldeschluss ist der 1. Juli. Weitere Informationen im Internet unter:www.Jugend-bisTuM-hiLdesheiM.de

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Unser Hotel im Drei-Sterne-Superior-Bereich liegt auf dem 15 ha großen Klosterareal des Cistercienserinnen Klosters St. Marien zu Helfta am Stadtrand der Lutherstadt Eisleben. Wir bieten 44 Hotelzimmer mit allem Komfort für einen erholsamen, aber auch interessanten Aufenthalt. Unser Restaurant Benedikt, mit einer Speisekarte basierend auf regionalen Produkten, und unser Biergarten mit einem herrlichen Blick auf die Klosterkirche laden zum Verweilen ein. Der großzügige Klostergarten mit dem „lebendigen Labyrinth“, dem Lutherbaum und dem Klosterteich empfiehlt sich für Spaziergänge.

Hotel „An der Klosterpforte“ Lindenstr. 34 | 06295 Lutherstadt Eisleben Tel. 03475 / 7144-0 | [email protected]

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perfektion erlangt man nicht dadurch,

dass man außergewöhnliche dinge tut,

sondern dadurch, das man gewöhnliche

dinge außerordentlich gut tut.

angélique arnauldFranzösische Äbtissin

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Einbecker Pilsener:

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