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Kapitel 6 | Besondere Situationen 600000 Besondere Situationen 601000 Grüne Perspektiven für Dächer 601010 Formen der Dachbegrünung 601020 Dachaufbau – Konstruktive Anforderungen 601030 Dachaufbau – Schicht für Schicht 601040 Pflanzenauswahl für Dächer 601050 Überlebenskünstler – Pflanzen mit besonderen Eigenschaften 601060 Begrünungsmethoden 601070 Pflege von Dachbegrünungen 602000 Grüne Fugen – horizontale Begrünung auf engstem Raum 602010 Begrünte Wege und Flächen 602020 Begrünungsmethoden 602030 Fugenbewohner 602040 Es grünt so grün – Fugenbewohner und Mauerblümchen 602050 Pflege von Pflastervegetation 603000 Mauerblümchen – vertikale Begrünung mit Fugenbewohnern 603010 Sonne oder Schatten 603020 Mauern, Mauern, Mauern – Verwendungsmöglichkeiten 603021 Mauerkronen 603022 Gabionen 603030 Pflege begrünter Mauern 604000 Kübel und Tröge 604010 Kalte Füße, Sonne und Durst 604020 Überlebenskünstler 604030 Garten „en miniature“ 604040 Wassergefäße – Der Wassergarten im Kübel 605000 Regenwasserversickerung 605010 Bauweisen 605020 Geeignete Stauden für wechselfeuchte Standorte 605030 Geeignete Stauden für trockene Standorte 606000 Pflanzenklärung 606010 Funktionsweise 606011 Horizontale Durchströmung 606012 Vertikale Durchströmung 606020 Repositionspflanzen

Kapitel 6 | Besondere Situationen

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Kapitel 6 | Besondere Situationen 600000 Besondere Situationen 601000 Grüne Perspektiven für Dächer 601010 Formen der Dachbegrünung 601020 Dachaufbau – Konstruktive Anforderungen 601030 Dachaufbau – Schicht für Schicht 601040 Pflanzenauswahl für Dächer 601050 Überlebenskünstler – Pflanzen mit besonderen Eigenschaften 601060 Begrünungsmethoden 601070 Pflege von Dachbegrünungen 602000 Grüne Fugen – horizontale Begrünung auf engstem Raum 602010 Begrünte Wege und Flächen 602020 Begrünungsmethoden 602030 Fugenbewohner 602040 Es grünt so grün – Fugenbewohner und Mauerblümchen 602050 Pflege von Pflastervegetation 603000 Mauerblümchen – vertikale Begrünung mit Fugenbewohnern 603010 Sonne oder Schatten 603020 Mauern, Mauern, Mauern – Verwendungsmöglichkeiten 603021 Mauerkronen 603022 Gabionen 603030 Pflege begrünter Mauern 604000 Kübel und Tröge 604010 Kalte Füße, Sonne und Durst 604020 Überlebenskünstler 604030 Garten „en miniature“ 604040 Wassergefäße – Der Wassergarten im Kübel 605000 Regenwasserversickerung 605010 Bauweisen 605020 Geeignete Stauden für wechselfeuchte Standorte 605030 Geeignete Stauden für trockene Standorte 606000 Pflanzenklärung

606010 Funktionsweise 606011 Horizontale Durchströmung 606012 Vertikale Durchströmung 606020 Repositionspflanzen

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Kapitel 6 | Besondere Situationen 600000 Besondere Situationen „Fast jeder Situation ist ein Kraut gewachsen“ Besondere Situationen umfassen Standorte für Stauden, die mit bestimmten baulichen Maßnahmen verbunden und nicht an den gewachsenen Boden gebunden sind: Dachbegrünungen, Fugenvegetation in Zwischenräumen von Wegeflächen und Mauern sowie Pflanzungen in Kübeln. Hinzu kommt die Begrünung von technischen Bauwerken wie Anlagen zur Regenwasserversickerung und Pflanzenklärung. Grüne Perspektiven für Dächer, grüne Fugen zwischen befestigten Flächen und Mauerblümchen, Versickerungsmulden und Pflanzungen zur Reinigung von Abwasser verdeutlichen die ökologischen, zukunftsorientierten Aspekte der Pflanzenverwendung im Sinne nachhaltiger Nutzung und Ressourcenschutz. Überlebenskünstler in Pflanzgefäßen schaffen eigene, kleine Welten in Form von Miniaturgärten und Wasserbildern. Besondere Situationen stehen für außergewöhnliche Lebensbedingungen für Stauden, die sich sowohl im Kleinen als auch im Großen, in Garten- als auch in Stadträumen finden. Es wird deutlich, welche großes Potenzial und welche qualitative Vielfalt in der Verwendung von Stauden liegen.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601000 Grüne Perspektiven für Dächer Begrünte Dächer werden in ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt häufig unterschätzt. Der zunehmende Landschaftsverbrauch und die Versiegelung von Grünflächen, insbesondere im städtischen Siedlungsbereich, macht die Anlage von alternativ nutzbaren Grünflächen sinnvoll. Dort, wo unbebauter Platz knapp wird, schaffen grüne Perspektiven für Dächer ein zusätzliches Freiraumpotenzial. In luftiger Höhe können sich für Menschen, Flora und Fauna wertvolle Aufenthalts- bzw. Lebensräume entwickeln. Gründächer sind eine Sonderform der Entsiegelung, allerdings ohne Bodenanschluss.

Unterschiedliche Formen der Dachbegrünung lassen jedes Gebäude grün werden. Schicht für Schicht wird das Dach aufgebaut, unter der Voraussetzung, dass die konstruktiven Anforderungen an den Dachaufbau gewährleistet sind. Mit der richtigen Begrünungsmethode und Pflanzenauswahl, insbesondere von Überlebenskünstlern und einer der Begrünungsform angepassten Pflege erfüllen grünen Dächer zahlreiche ökologische, klimatische und ästhetische Funktionen. Sie beeinflussen den lokalen Wasserhaushalt durch ihre Wasserspeicher- und Rückhaltefähigkeit und dienen so der nachhaltigen Nutzung von wertvollem Regenwasser.

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Sogar stark geneigte Dächer können mit entsprechender Begrünung zur Verbesserung des ökologischen Gleichgewichts beitragen. Die extensive Dachbegrünung stellt eine kostengünstige Bauart der Dachabdeckung mit Pflanzen, insbesondere Stauden dar, die überdies noch energiesparend wirkt.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601010 Formen der Dachbegrünung Für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen ist eine Reihe von bau- und vegetationstechnischen Anforderungen zu beachten. Es ist daher empfehlenswert, sich an einen Landschaftsarchitekten oder an einen spezialisierten Ausführungsbetrieb zu wenden. Je nach Nutzung und baulichen Gegebenheiten lassen sich drei Begrünungsarten mit bestimmten Begrünungsmethoden unterscheiden. Intensivbegrünung: Eine Pflanzung von Rasen, Gräsern, Stauden bis hin zu Großgehölzen, die punktuell oder flächig in unterschiedlichen Höhenabstufungen angelegt sein kann. Sie gleicht den herkömmlichen, bodengebundenen Grünflächen mit nahezu grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten. Es werden hohe Ansprüche an Schichtenaufbau, Pflanzen und Pflege, insbesondere der Wasserversorgung gestellt. Einfache Intensivbegrünung: Großflächige, eher niedrige Pflanzungen mit Gräsern, Stauden und Gehölzen, die ebenso gestalterischen Spielraum lässt. Sie sieht Pflanzen mit geringeren Ansprüchen an Substrat, Schichtenaufbau, Wasserversorgung und Pflege vor. Die allseits bekannten „Grasdächer“ zählen zur einfachen Intensivbegrünung. Extensivbegrünung: Eine naturnahe, flächige Pflanzung mit Moosen, Sukkulenten, Gräsern und Stauden, die auch auf vergleichbaren natürlichen Trockenstandorten vorkommen. Je nach Einsatzort ist die Berücksichtigung des regionalen Artenspektrums interessant, weil die Chancen einer Selbstaussaat heimischer Flora sehr gut sind. Lücken können so geschlossen werden. Bei der Extensivbegrünung müssen die Pflanzen mit sehr wenig Substrat auskommen. Die Überlebenskünstler unter den Stauden sind in der Lage, sich extremen Bedingungen anzupassen und wieder zu regenerieren. So bezieht sich der Begriff „extensiv“ nicht nur auf Aufbaustärke und Nährstoffgehalt des Substrats, sondern auch auf den Vorteil des geringen Pflegeaufwandes. Tipp: Weiterführende Informationen finden Sie in der „Richtlinie für die Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen“ der FLL (Forschungsgemeinschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.)

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601020 Dachaufbau – Konstruktive Anforderungen Die Stabilität und Belastbarkeit der Dachkonstruktion entscheidet über die Art der Dachbegrünung. Die zu erwartenden Lasten liegen, je nach Unterbau, bei 50 – 150 kg/m² für eine Extensivbegrünung und steigen bis auf 300 kg/m² für eine Intensivbegrünung an. Weniger stabile und lastenverträgliche Bauwerke wie Carports, Vordächer oder kleine Nebengebäude sind deshalb auf eine Form der Extensivbegrünung festgelegt. Um eine dauerhaft haltbare Dachabdeckung zu gewährleisten, müssen die auftretenden Lasten berechnet werden: Die ständige Last besteht aus Schichtenaufbau, Pflanzensubstrat und den Pflanzen. Hinzu kommt die Verkehrslast, die nach Regen- oder Schneefällen auf dem Dach herrscht und die das Eigengewicht kurzzeitig stark erhöht. Generell lassen sich alle Dächer mit einer Neigung von 0° bis 45° begrünen. Ab einem Gefälle von 15°–20° ist eine Rutsch- und Schubsicherung z.B. durch Schwellen aus Kanthölzern erforderlich. Für eine gute Aufnahme, Weiterleitung und Nutzbarkeit von Regenwasser ist eine geringere Dachneigung von 0° bis 3° von Vorteil. Ein guter Schichtenaufbau, mit einem Anteil an offenporigem Substrat wie Blähton, Blähschiefer oder Lava nimmt überschüssiges Regenwasser auf und speichert es. Dieses Wasser reicht erfahrungsgemäß für die trockenheitsverträglichen Pflanzen aus, da sie an die Klimabedingungen angepasst sind. Bei den aufwendigen Intensivbegrünungen müssen entsprechende Bewässerungssysteme mit eingeplant werden. Überschüssiges Regenwasser kann der Pflanzung großen Schaden zufügen, deshalb ist bei jeder Dachbegrünung für einen guten Wasserabfluss zu sorgen. Sofern die Substrate wassergesättigt sind, kann das Wasser über Drainschicht oder Drainrohre abgeleitet werden. Ebenfalls muss die Dachkonstruktion vor Nässe geschützt werden. Dies erfolgt über die Dachabdichtung. Eine gute Qualität des Dichtungsmaterials und eine fachgerechte, sorgfältige Verarbeitung sind auch hier unerlässlich. Sowohl für die Berechnung der Tragfähigkeit und der damit verbundenen Möglichkeiten zur Auswahl und Umsetzung der Begrünungsform sollte auf die Kompetenz von Fachleuten zurück- gegriffen werden, um Schäden am Bauwerk zu vermeiden.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601030 Dachaufbau – Schicht für Schicht Neben den konstruktiven Dachaufbauten gibt es für die Schichtung bei Dachbegrünungen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: den Dachaufbau in unterschiedlichen Schichten mit spezifischen Aufgaben und den Einschichtenaufbau, der alle Materialien, bis auf die Pflanzen, in einer Schicht vereint. Letztes ist eine kostengünstigere Variante, stellt aber zugleich hohe Ansprüche an die Qualität der Materialien. Zu einem dreischichtigen Standardaufbau gehören, von oben nach unten, die Vegetationstragschicht, eine Trennschicht durch ein Geotextil und die Drainschicht. Die oberste Vegetationsschicht, die den eigentlichen Wurzelraum für die Pflanzen darstellt, ist ein Gemisch aus verschiedenen Komponenten. Es sind strukturstabile Substrate aus mineralischen (Lava, Blähton) und organischen Stoffen (Kompost, Rindenhumus, Torf). Herkömmliche Gartenerde ist nicht geeignet. Ein Geotextil sorgt dafür, dass keine Feinteile aus der Vegetationsschicht in die Drainschicht einschlämmen. Die Drainschicht besteht aus einem Schüttstoffgemisch oder Kunststofffertigteilen. Sie vergrößert den Wurzelraum für die Pflanzen und ist aufgrund ihres Hohlraumgehaltes für die Wasserversorgung zuständig. Eine spezielle Dachabdichtungs- bzw. Wurzelschutzbahn sorgt in Verbindung mit einer Lage aus Recycling- Kunststoffgranulat, Schaumstoff oder Vlies dafür, dass das Dach unbeschädigt bleibt. Ein zweischichtiger Aufbau besteht aus der Vegetationstragschicht und einem Drain-Fertigelement. Beim Einschichtenaufbau übernimmt die Vegetationstragschicht gleichzeitig Drainfunktion. Dadurch ist der Humusgehalt nur sehr gering. Tipp: Für die Dachbegrünung gibt es mittlerweile zahlreiche, ausgereifte Systeme von unterschiedlichen Anbietern.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601040 Pflanzenauswahl für Dächer Dächer erfordern für die Begrünung eine gute Pflanzenkenntnis sowie Kenntnisse über Formen der Dachbegrünung und den Dachaufbau. Zudem beeinflussen das regionale Klima, die Ausrichtung und die Neigung der Dachflächen die Pflanzenauswahl. Spätfrostresistente, trockenheits- und windverträgliche Arten zählen zu den Pionieren auf dem Dach. So gehören die Arten und Sorten des Mauerpfeffers (Sedum) als ausgesprochene Überlebenskünstler zu den wichtigen Pflanzen der Dachbegrünung. Für eine extensive Dachbegrünung stehen rund 250 Arten in Form von Blütenstauden, Gräsern, Blumenzwiebeln und Zwergsträuchern zur Verfügung. Über die geplante Funktion des Daches und die Erlebbarkeit als Naturraum sind weitere Auswahlkriterien festgelegt und die Palette geeigneter Pflanzen wird neu gemischt. Spielen ästhetische Aspekte wie Struktur, Blüte oder Farbe die Hauptrolle, kommen hierfür nur ganz bestimmte Arten in Betracht. Dient die Fläche als Ausgleichsfläche für den Artenschutz werden heimische Pflanzenarten das Bild prägen. Ein wichtiges Kriterium für die Pflanzenauswahl ist die Pflegebereitschaft. Artenreiche, stark gärtnerisch geprägte Pflanzungen erfordern eine intensive Pflege mit einem deutlich höheren Aufwand als extensive Pflanzungen, die in der Regel mit einem Pflegegang im Jahr auskommen.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601050 Überlebenskünstler – Pflanzen mit besonderen Eigenschaften Pflanzen, die sich für eine extensive Dachbegrünung eignen, sind Überlebenskünstler. Mit ausgefeilten Strategien passen sie sich an. Hier finden hauptsächlich Moose, Sukkulente, Gräser, ausdauernde Stauden und kurzlebige Kräuter Verwendung, die extreme Strahlungs-, Wasser-, Frost- und Windsituationen über bestimmte Pflanzenteile ausgleichen können. So verfügen Arten und Sorten von Mauerpfeffer (Sedum) und Dachwurz (Sempervivum) über einen Wasserspeicher in den Blättern, der bei lang anhaltender Trockenheit das Überleben sichert. Andere Arten können mittels Blattbeschichtungen oder Behaarungen, die die Verdunstung mindern, Trockenheit überstehen: die Königskerze (Verbascum) oder die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris). Eine weitere Strategie Wasser zu sparen, ist die Möglichkeit, die Atemöffnungen der Blätter zu schließen. Viele Arten rollen bei Wassermangel die Blätter ein, wie das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella), bei dem dann die weiß behaarte Blattunterseite sichtbar wird. Schutz vor der extremen Sonneneinstrahlung, die Pflanzen sonst nur im Hochgebirge und in der Steppe vorfinden, bieten helle Blätter, die eine gute Reflexion der Strahlung ermöglichen. Mit dieser Strategie helfen sich der Silberpolster-Ehrenpreis (Veronica spicata subsp. incana), der dichte silbergraue Teppiche bildet oder auch das Hornkraut (Cerastium tomentosum). Viele Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen sind auf trockene Standorte spezialisiert. Bei Trockenheit reagieren sie mit dem Einziehen der Blätter wie Zier-Lauch (Allium) und Schwertlilie (Iris). Wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, treiben sie wieder aus. Andere, wie die Felsennelke (Petrorhagia saxifraga) sichern ihren Bestand durch zuverlässige Selbstaussaat. Die Pflanzplanung einer intensiven Dachbegrünung kann dagegen mit einer üblichen Planung auf einem gewachsenen Boden verglichen werden. Für die Pflanzenauswahl gibt es kaum Einschränkungen. Bei entsprechendem Substrataufbau können sich selbst Großgehölze etablieren. Tipp: Wichtig ist es bei der Pflanzenauswahl die regional klimatischen Bedingungen zu berücksichtigen. Hierbei können vor allem qualifizierte Staudenfachbetriebe vor Ort beraten.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601060 Begrünungsmethoden Grundsätzlich gibt es drei Methoden, ein Dach zu begrünen: Pflanzung, Ansaat und Vegetationsmatten. Bei der intensiven Dachbegrünung geht es in der Regel um Flächen mit hohem ästhetischen Anspruch. Um eine möglichst schnelle Wirkung zu erzielen, ist eine Begrünung durch Pflanzung von Stauden und Gehölzen sinnvoll. Dabei werden Gehölze mit und ohne Ballen, Gehölze und Stauden im Container oder Topf sowie Stauden mit Kleinballen gepflanzt. Letztere stehen speziell für Schichtstärken unter 10 cm zur Verfügung, also sind auch für extensive Dachbegrünungen geeignet. Menge und Pflanzenabstand richten sich nach den ausgewählten Pflanzenarten. Als Faustzahl kann bei Pflanzung eine Stückzahl von 15 – 20 Stauden/m² zugrunde gelegt werden. Die besten Anwachsergebnisse werden bei einer Pflanzung im Mai – Juni erzielt. Besonders kostengünstig sind Ansaaten von Stauden zur extensiven Begrünung. Um das Saatgut sicher auf die Dachfläche aufzubringen, gibt es zwei Verfahren: Entweder wird das Saatgut als Trockensaat von Hand ausgestreut und mit einer 0,5 – 1 cm dicken Splitt- oder Sandschicht abgedeckt oder als Nassaussaat mit einem Kleber-Wasser-Gemisch aufgespritzt. Letztere ist insbesondere für steile Dächern angebracht. Etwa 5 – 8 g Saatgut/m² reichen bei beiden Verfahren aus. Eine weitere, zuverlässige Methode zur Dachbegrünung stellt die Ansaat von Sprossen dar, bei der Pflanzenteile anstelle von Samen ausgebracht werden. Bestimmte Stauden wie Mauerpfeffer (Sedum) und Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) sind in der Lage, sich an Teilen ihrer flach wachsenden Sprossen neu zu bewurzeln. Die abgetrennten Sprossen werden dabei auf das Substrat ausgestreut und anschließend leicht angedrückt. Eine Begrünung mit Vegetationsmatten ist besonders für stark geneigte Dächer zu empfehlen oder eine schnelle Flächendeckung erreicht werden soll. Die Stauden werden auf Trägermatten aus Kunststoffen, Recycling- oder organischen Materialien vorkultiviert und ermöglichen eine einfache und zuverlässige Art der Dachbegrünung. Tipp: Im Staudenfachbetrieb können Sie Pflanzen kaufen, die optimal auf die Standortbedingungen der Dachbegrünung vorbereitet sind!

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Perspektiven für Dächer 601070 Pflege von Dachbegrünungen Die Herstellung und dauerhafte Etablierung einer Dachbegrünung erfordert notwendigerweise auch Pflegemaßnahmen: Die Fertigstellungs- und Entwicklungspflege, die für das An- und Weiterwachsen der Pflanzung notwendig ist und die Unterhaltungspflege, die unter Berücksichtigung der Begrünungsziele dem Erhalt der Pflanzung dient. Grundsätzlich erfordert jede Begrünungsmethode eine Form von Pflege. Das extensive Gründach ist so konzipiert, dass bis auf wenige Pflegemaßnahmen im Jahr auf eine intensive Pflege verzichtet werden kann. Nach kurzer Zeit wird sichtbar, wie gut die Pflanzenauswahl an den Standort angepasst und welcher Pflegeumfang notwendig ist. Fertigstellungs-, Entwicklungs- wie auch Unterhaltungspflege umfassen folgende Pflegemaßnahmen: Wässern: Ein regelmäßiges Wässern ist bei Extensivbegrünungen nicht erforderlich. Lediglich in extrem trockenen Sommern kann eine Beregnung sinnvoll werden. Um das Anwachsen des ausgebrachten Pflanzenmaterials zu gewährleisten, ist eine Wässerung nach der Pflanzung oder Aussaat sehr wichtig. Entfernen von Fremdaufwuchs: Großes Augenmerk ist auf das rechtzeitige Entfernen von unerwünschten Pflanzen, besonders von Gehölzsämlingen, zu richten. Hat die Dachfläche große Bereiche mit offenem Boden können Ackerunkräuter wie der Steinklee schnell dominant werden. Diese Entwicklungen können über eine gute Pflanzenauswahl, die rasch eine geschlossene Pflanzendecke entwickelt, vermieden werden. Zwei Kontrollgänge im Jahr sollten auf jeden Fall eingeplant werden, um unliebsame „Gäste“ zu entfernen. Pflegeschnitt und Mahd: Die Pflanzen müssen in der Regel nicht geschnitten werden. Es sei denn, Fruchtstände sind zu entfernen, damit einzelne Pflanzen sich nicht zu sehr aussäen. Das Mähen einer krautreichen Grasdachfläche ist höchstens einmal im September, nachdem sich die Samen ausgesät haben, notwendig. Das Mähgut sollte von der Dachfläche entfernt werden. Düngen: Gezielte, sparsame Düngung ist für ein optimiertes Pflanzenwachstum notwendig. Von übermäßiger Düngung ist abzuraten, da dadurch der Aufwuchs von Unkräutern erheblich gefördert wird. Insbesondere das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) kann durch Ausläufer ausgesprochen lästig werden und ist kaum erfolgreich zu beseitigen. Nährstoffe aus der Luft und abgestorbene Pflanzenteile tragen alleine schon zur Nährstoffversorgung bei.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602000 Grüne Fugen – horizontale Begrünung auf engstem Raum Jeden Tag werden in Deutschland ca. 120 – 125 ha unbebautes Land in versiegelte Verkehrs- und Siedlungsflächen umgewandelt. Der Wunsch, befestigte Flächen zumindest auf Teilflächen zu entsiegeln, mittels Pflanzen aufzulockern und aufzuwerten, beinhaltet gestalterische Aspekte und ökologische Gesichtspunkte: Die positiven Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und das Kleinklima sind unbestritten. Teildurchlässige, begrünte Versickerungsflächen können insbesondere auf Stellflächen und Wegeflächen mit Rasengitter oder Fugenpflaster geschaffen werden. Neben dem Aspekt der Entsiegelung spielt in Gartenräumen die Gestaltung von Gartenwegen und -treppen, die wenig begangen werden, eine Rolle. Duftende Vorbilder hierzu kommen vor allem aus England. Die Anforderungen an die Pflanzen für begrünte Wege und Flächen sind groß: Sie sollen sich flächig oder polsterförmig ausbreiten, eine gewisse Trittbelastung ertragen und widerstandsfähig gegen starke Hitze und Trockenheit sein. Neben ihrer ästhetischen Funktion sollen sie möglichst auch als „Unkrautverdränger“ fungieren. Da der Platz in den Fugen begrenzt ist, müssen sie mit einem geringen Wurzelraum auskommen. Daneben sind unterschiedliche Wuchsformen, Blätter und Blüten für eine interessante Gestaltung von Bedeutung. Geeignete Pflanzen sind nach ihren natürlichen Standortbedürfnissen die Arten, die in den Lebensbereichen der trockenen Freiflächen und Steinanlagen zu finden sind. Bei der Überlegung, ob eine Pflasterfläche mit Pflanzen kombiniert werden soll, muss klar sein, dass selbst stresstolerante Arten wie der Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder die Felsennelke (Petrorhagia saxifraga) auf stark befahrenen Parkplätzen dauerhaft keine Chance haben. Daher konzentriert sich Begrünung in stark frequentierten Flächen auf weniger stark befahrene oder betretene Randbereiche. Der Aufbau der Wege und Flächen für die Begrünung eröffnet unterschiedliche Begrünungsmethoden für die Fugenbewohner und bestimmt deren Pflege.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602010 Begrünte Wege und Flächen Begrünte Wege und Flächen gelten als nicht genormte Sonderbauweisen. Es lassen sich vier Typen definieren:

Rasengittersteine Rasenfugenpflaster Rasenziegel und Rasenklinker Schotterrasen

Diese durchlässigen Flächenbefestigungen bestehen in der Regel aus Deck-, Ausgleich- und Tragschicht. Die Dimensionierung und Zusammensetzung hängt von der Bodenbeschaffenheit, der zu erwartenden Belastung durch Fußgänger bzw. Fahrzeuge sowie vom gewählten Oberflächenmaterial ab. Um Pflanzen Lebensraum zu bieten, müssen alle Schichten wasserdurchlässig sein, d.h. zur Versickerung von anfallendem Oberflächenwasser beitragen. Da allerdings oft nur ein Teil des anfallenden Niederschlags versickern kann und das restliche Wasser oberflächlich abfließt, gelten begrünte Flächen als teilversickerungsfähig. Sie müssen daher grundsätzlich ein Gefälle und bei stark bindigem Boden zusätzliche Entwässerungseinrichtungen aufweisen, um das überschüssige Wasser abzuführen. Dies ist besonders wichtig für die Dauerhaftigkeit dieser Anlagen, weil es sonst immer wieder zu Problemen mit Staunässe kommen kann. Tipp: Empfehlungen zur „Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen“ finden sich in der gleichnamigen FLL-Richtlinie (FLL = Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.)

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602020 Begrünungsmethoden Es gibt drei Verfahren, Rasengittersteine oder Fugenpflaster zu begrünen: Spontanbegrünung, Ansaat und Pflanzung. Die einfachste Möglichkeit, eine Fläche ganz sich selbst zu überlassen und durch einwandernde Arten aus der Nachbarschaft zu begrünen, kann interessant sein, ist aber in der Regel langwierig und führt unter Umständen nicht zum gewünschten Ergebnis. Die häufigste Methode, große Flächen schnell und zielgerichtet zu begrünen, ist die Ansaat. Hierbei stehen, je nach Wegeaufbau und Standort, verschiedene Regelsaatgutmischungen zur Verfügung, die unterschiedliche Anteile von Kräutern und Gräsern aufweisen. Kleinere Flächen mit einem höheren Anspruch an Wirkung können direkt mit Stauden bepflanzt werden. Hierfür eignen sich insbesondere speziell kultivierte Kleinpflanzen aus Quickpot oder Multitopf-Anzucht-Platten, die sich leicht in enge Fugen pflanzen lassen. Der hohe Aufwand lohnt sich: Farbenfrohe Fugenbänder entwickeln sich schnell und lassen kaum Raum für unerwünschte Spontanvegetation. Eine einfache und kostengünstige Art, vorhandene Pflasterflächen, Terrassenbeläge und Wege aus Natursteinplatten mit Stauden zu beleben, ist die punktuelle Entnahme einzelner Steine. Zur Bepflanzung eignet sich eine Fülle von Arten. So können mit Arznei-Thymian (Thymus pulegioides), Frühblühendem Thymian (Thymus praecox) und Katzenpfötchen (Antennaria dioica) spannungsreiche Farb- und Duftakzente gesetzt werden.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602030 Fugenbewohner Viele der Überlebenskünstler unter den Staudenarten lassen sich gut in Zwischenräume von Wegen, Flächen und auch Mauern integrieren. Zu ihnen gehören

- die Löffelkraut-Glockenblume (Campanula cochleariifolia) mit rasenähnlichem Wuchs und kleinen, zartblauen Glöckchen,

- das Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis), eine ausläuferbildende Staude mit auffallenden Blüten und Kapseln,

- der Dalmatiner Storchschnabel (Geranium dalmaticum) mit schöner roter Herbstfärbung und zartrosa Blüten,

- die Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia), die am Naturstandort in Kalkmagerrasen zu finden ist und durch ihre blauvioletten Blütenköpfchen auffällt,

- das Gewöhnliche Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), das niederliegende, immergrüne Teppiche mit vielen gelben Blüten bildet und sehr robust ist,

- der Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) mit ungewöhnlichen Wedeln, - das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), das grüne Matten entwickelt und als einer

der ersten Frühlingsblüher sehr wertvoll für Insekten ist, - die Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora), die sich durch Selbstaussaat ausbreitet, - das Winter-Bohnenkraut (Satureja montana subsp. montana) als eine ausgezeichnete Gewürzpflanze für die Küche, - der Milde Mauerpfeffer (Sedum sexangulare), der sich als immergrüne Pflanze mit kleinen,

walzenförmigen Blätter mit milden Geschmack zeigt und - der Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys), der in lockere Matten wächst und eine gute

Bienenweide ist. Tipp: Weitere Fugen- und Mauerbewohner, geordnet nach Exposition und Ausgangsgestein, werden hier aufgelistet.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602040 Es grünt so grün – Fugenbewohner und Mauerblümchen Robuste Pflanzen mit weiter Standortamplitude Arends Garten-Gänsekresse (Arabis x arendsii) Andenpolster (Azorella trifurcata) Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica) Löffelkraut-Glockenblume (Campanula cochleariifolia) Dalmatiner Polster-Glockenblume (Campanula portenschlagiana) Alpen-Leberbalsam (Erinus alpinus) Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea) Garten-Vorfrühlings-Steinbrech (Saxifraga anglica in Sorten) Zwerggänsekresse (Schievereckia doerfleri) Rosetten-Fettblatt (Sedum sempervivoides) Sonnig-trocken – sauer/mäßig sauer (pH 4,6 – 5,5) bis neutral (pH 6,9) Alpen- und Felsen-Frauenmantel (Alchemilla alpina und A. saxatilis) Zwergige Silber-Garbe (Achillea x kellerei) Griechische Silber-Garbe (Achillea umbellata) Gegenständigblättriges Steintäschel (Aethionema oppositifolium) Moellendorf-Steinkraut (Alyssum moellendorfianum) Karwinskis Feinstrahl (Erigeron karvinskianus) Getupfter Reiherschnabel (Erodium guttatum) Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) Dalmatien-Storchschnabel (Geranium dalmaticum) Sonnenröschen (Helianthemum) Felsen-Bartfaden (Penstemon rubicola) Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata) Echte Hauswurz (Sempervivum tectorum) Oregon-Fettblatt (Sedum oreganum) Sonnig-trocken – schwach sauer/neutral (5,9 – 6,9) bis schwach kalkhaltig (pH 7,5) Igelpolster (Acantholimon) Anatolien- und Libanon-Steintäschel (Aethionema armenum und A. coridifolium) Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile) Dorniges Steinkraut (Alyssum spinosum) Pyrenäen-Sandkraut (Arenaria tetraquetra) Griechischer Fels-Meier (Asperula arcadiense) Garten-Blaukissen (Aubrieta) Milzfarn (Ceterach officinarum) Goldlack (Cheiranthus cheiri) Schöllkraut (Chelidonium majus) Rosettiges Felsenblümchen (Draba aizoides) Getupfter Reiherschnabel (Erodium guttatum) Dalmatien-Storchschnabel (Geranium dalmaticum) Felsen- und Immergrüne Schleifenblume (Iberis saxatilis und I. sempervirens) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) Winter-Bohnenkraut (Satureja montana subsp. montana) Dickrosettiges Fettblatt (Sedum pachyclados) Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) Moor-Blaugras (Sesleria caerulea) Sommergrüner Gamander (Teucrium chamaedrys) Niederliegender Ehrenpreis (Veronica prostata)

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Sonnig-trocken – schwach kalkhaltig (pH 7,5) bis kalkreich (pH 8,0) Ageratumblättrige Silber-Garbe (Achillea ageratifolia) Bittere Schafgarbe (Achillea clavennae) Zwergige Garten-Garbe (Achillea x lewesii) Berg- und Mauer-Steinkraut (Alyssum montanum und A. murale) Schmalblättriger Polster-Tragant (Astragalus angustifolius) Garten-Blaukissen (Aubrieta) Rotblühende Spornblume (Centranthus ruber) Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus) Rosettiges Felsenblümchen (Draba aizoides) Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) Sonnenröschen (Helianthemum) Wimper-Perlgras (Melica ciliata) Felsen-Moltkie (Moltkia petraea) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) Sommergrüner Gamander (Teucrium chamaedrys) Absonnig bis schattig – sauer/mäßig sauer (pH 4,6 – 5,5) bis neutral (pH 6,9) Alpen- und Felsen-Frauenmantel (Alchemilla alpina und A. saxatilis) Goldtröpfchen (Chiastophyllum oppositifolium) Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconi) Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata) Absonnig bis schattig – schwach sauer/neutral (5,9 – 6,9) bis schwach kalkhaltig (pH 7,5) Mauer-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria) Goldtröpfchen (Chiastophyllum oppositifolium) Falscher Erdrauch (Corydalis lutea) Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) Felsen-Blasenfarn (Cystopteris fragilis) Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconi) Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) Großer Tüpfelfarn (Polypodium interjectum) Garten-Moos-Steinbrech (Saxifraga x arendsii in Sorten) Gegenblättriger Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) Absonnig bis schattig – schwach kalkhaltig (pH 7,5) bis kalkreich (pH 8,0) Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride) Haberlee (Haberlea rhodopensis) Hirschzungenfarn (Phyllitis scolopendrium) Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) Falscher Erdrauch (Corydalis lutea)

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Grüne Fugen 602050 Pflege von Pflastervegetation Pflasterflächen mit begrünten Fugen aus Stauden, ob als Wege, Stellfläche oder Treppe angelegt, sind Extremstandorte und benötigen geringe Pflege zum richtigen Zeitpunkt. Spontanvegetation bzw. Unkräuter werden sich in erster Linie dort einstellen, wo gepflanzte Stauden ausfallen oder noch kein vollständiger Fugenschluss erreicht wurde. Arten wie der Breitwegerich (Plantago major) oder das Einjährige Rispengras (Poa annua), von den Indianerstämmen Nord-Amerikas auch als „Tritt des Weißes Mannes“ bezeichnet, siedeln sich vorrangig durch das Betreten an, Arten wie der Löwenzahn (Taraxacum officinalis) und das Orange Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) werden angeweht, andere wie das Ausläufertreibendes Straußgras (Agrostis capillaris) und zahlreiche Schwingel-Arten (Festuca) können sich von angrenzende Rasenflächen ausbreiten. Wichtig ist es, dass die Unkräuter mit Hilfe eines Unkrautstechers mit ihren gesamten Wurzeln herausgenommen werden, am besten vor der Blüte und wenn die Pflanzen groß genug sind, um sie gut greifen zu können. Jeder mechanische Eingriff stellt allerdings eine Störung in das Pflanzengefüge dar und sollte daher auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Hierbei spielt das Ermessen des Pflegenden eine Rolle. Nicht alle Pflanzen, die ungeplant einwandern, müssen zwangsläufig entfernt werden. Sie können eine willkommene Bereicherung für die Fläche darstellen und als Fugenfüller ruhig belassen werden. Schöne Arten, die sich als Pioniere gerne in solchen Bereichen aussäen, sind

- Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), - Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) oder - Arznei-Thymian (Thymus pulegioides).

Auf größeren, offenen Stellen kann ebenfalls die Gewöhnliche Wiesenmargerite (Chrysanthemum leucanthemum) einwandern, deren Samen durch den Wind verbreitet werden und als Rosettenpflanze den Winter überdauert.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603000 Mauerblümchen – vertikale Begrünung mit Fugenbewohnern Mauern aus aufgeschichteten Steinen und ihre Zwischenräume bieten vielen Pflanzenarten geeignete Lebensbedingungen. Auch hier liefert die genaue Beobachtung, welche Pflanzen an welchen Standorten in der Natur wachsen, wertvolle Hinweise für die Verwendung. Die Lebensbereiche der Stauden verdeutlichen, dass Steinanlagen, Felsmatten, Steinfugen und Mauerkronen zahlreichen Mauerblümchen geeignete Standorte bieten. Am Naturstandort siedeln diese Pflanzen auf Felsenstandorten, Felsaufschlüssen und Blockschutthalden. Es sind Stauden, die sich mit ihrer Behaarung und Wachsüberzügen sowie der Ausbildung von Pfahlwurzeln an das Leben in Stein und Fels angepasst haben. Mauern besitzen ein extremes Mikroklima mit großen Temperaturschwankungen, insbesondere wenn sie sonnen- und windexponiert sind. Die Zusammensetzung der Fugenbewohner wird bestimmt von der Exposition, Sonne oder Schatten, und hängt außerdem stark davon ab, ob kalkhaltiges oder kalkfreies Gestein oder Fugenmaterial verwendet wurde. So findet man in den Kalkmörtelfugen alter Mauern als Spontanvegetation oft die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria). Typische Mauerblümchen wie Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und Mauerpfeffer (Sedum) besiedeln selbst kleinste Aussparungen und Ritzen. Mauern bieten ebenfalls vielen heimischen Insekten und Tieren geeigneten Lebensraum. Die Wurzeln der in den Mauerfugen gedeihenden Pflanzen nutzen die Feuchtigkeit des Mauerkerns oder rückwärtiger Bodenschichten. Dementsprechend weit streichend ist das Wurzelwerk, welches wie „Fugenkitt“ zur Befestigung der Fugen beiträgt.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603010 Sonne oder Schatten Die Exposition einer Mauer ist neben dem pH-Wert des Ausgangsgesteins für die Pflanzenauswahl ein entscheidender Standortfaktor. Besonders bei Ost-West-Ausrichtung der Mauer ergeben sich ausgeprägte Licht- und Schattenseiten mit unterschiedlichen Wuchsorten für die Mauerblümchen. Typische Vertreter der absonnigen und luftkühlen Mauerlagen sind verschiedene Farnarten wie Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) oder der Tüpfelfarn (Polypodium vulgare). Im Kalkgestein feuchter und etwas beschatteter Mauerspalten verwildert der Gelbe Lerchensporn (Corydalis lutea). In Mörtelfugen lässt er sich gut mit Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und Mauer-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria) vergesellschaften. Wohl fühlen sich dort auch das wintergrüne Goldtröpfchen (Chiastophyllum oppositifolium) oder die Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana), die sich gerne aussät. Für die warmen und sonnigen Bereiche der Mauern sind Sonnenanbeter wie Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens) oder Teppich-Phlox (Phlox subulata) mit den unterschiedlichen Blütenfarben geeignet.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603020 Mauern, Mauern, Mauern – Verwendungsmöglichkeiten Mauern, die als Standorte für Stauden nutzbar sind, lassen sich nach ihrer Bauform differenzieren. Trockenmauern sind „trocken“ aufgesetzte Mauern, die ohne Verbindung von Beton oder Mörtel errichtet werden. Da sie am besten doppelwandig aufgesetzt werden, eigenen sie sich als Stützmauern und als freistehende Natursteinmauern. Die erforderliche Schrägstellung der Mauer von 10 - 20% nennt man Dossierung. Trockenmauern brauchen für eine erfolgreiche Begrünung eine Verbindung zum anstehenden Boden oder werden mit Erdreich hinterfüllt. Die Fugenbewohner erreichen mit ihren Wurzeln das Substrat und können so zwischen den Steinen wachsen. Steingartenstauden mit Topfballen werden beim Bau der Mauer direkt in die Fugen gesetzt. Ein völlig anderes Prinzip stellen Mauern aus Betonfertigelementen dar. Sie werden im Baukastensystem aufeinander geschichtet, mit Substrat verfüllt und bepflanzt. Da der Wurzelraum für die Pflanzen sehr begrenzt ist, neigen diese Pflanzelemente, besonders in sonnigen Lagen, häufig zum Austrocknen. Hier eignen sich Wimper-Perlgras (Melica ciliata) und Goldhaar-Aster (Aster linosyris) als Mauerblümchen. Die Mauerkronen und Mauern von ganz besonderer Art, nämlich Gabionen, sind weitere interessante Einsatzgebiete für Stauden.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603021 Mauerkronen Der obere, horizontal verlaufende Abschluss der Mauer, die Mauerkrone wird entweder mit passenden Steinen abgedeckt oder bepflanzt. Hier eignen sich besonders polsterbildende Stauden, wie das Teppich-Seifenkraut (Saponaria ocymoides) oder die Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens). Die natürlichen Pflanzengesellschaften der Mauerkronen entsprechen etwa denen extensiver Dachbegrünungen. Hier finden sich ähnliche Überlebenskünstler. Ein kompakter Wuchs verweist auf Anpassung an Trockenheit. Ausläufertreibende Pflanzen wie die Teppich-Goldbeere (Waldsteinia ternata) oder der Woll-Ziest (Stachys byzantina) können ganze Mauerkronen überdecken. Andere Pflanzen wie Mauerpfeffer (Sedum) und Dachwurz (Sempervivum) speichern Wasser in ihren dickfleischigen Blättern und können auf Mauerkronen schon mit den geringsten Mengen an angeflogenem Erdmaterial überleben. Mauerfuß und Mauerkrone können gute Beispiele für Spontanbesiedlungen sein. Am Fuße alter Natursteinmauern siedeln sich gerne wärmebedürftige Gartenflüchtlinge wie der Goldlack (Cheiranthus cheiri) und das Löwenmaul (Antirrhinum majus) an. Auch Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen wie Perl-Hyazinthe (Muscari botryoides), Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und Sorten der Garten-Schwertlilie (Iris Germanica-Gruppe) können schöne jahreszeitliche Akzente setzen. Mauern von ganz besonderer Art werden aus Gabionen, das sind in der Regel mit Steinen befüllte Drahtgitterkörbe, gebaut. Hier bestimmen die Art der Steinfüllung und ihre Bauweise die Lebensbedingungen für Stauden.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603022 Gabionen Eine besondere Herausforderung stellt die Gabionenbegrünung sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen dar. Gabionen sind Drahtgeflechtkörbe aus korrosionsgeschütztem Draht und mittlerweile in unterschiedlichen Maßen, ungefüllt oder befüllt im Handel. Ursprünglich als Böschungssicherung im Wildbachverbau eingesetzt, finden sie zunehmend als Hangsicherung an Straßenböschungen, aber auch als Gestaltungselement im privaten und öffentlichen Freiraum Verwendung. Sie werden in der Regel auf eine Schotterfundament aufgestellt und mit Natursteinen, Bruchsteinen oder Kies befüllt. Werden die Steine in den Körben wie bei einer Trockenmauer aufeinander geschichtet und mit Erde angereichert, ergeben sich ausreichend Nischen für Stauden. Darüber hinaus ist auch eine Begrünung der Gabionenkrone möglich, indem Pflanzgefäße in die Füllung eingebaut werden oder Substrat direkt auf die Krone aufgebracht wird, das durch ein Geotextil und die anschließenden Bepflanzung am Abschwemmen gehindert wird. Ingesamt sind die Anforderungen an eine Gabionenbegrünung mit der einer herkömmlichen Mauerbegrünung vergleichbar. Wie bei der Dachbegrünung finden bei dieser Begrünungsmethode bevorzugt Arten der Dachwurz (Sempervivum) und des Mauerpfeffers (Sedum) sowie zahlreiche Fugenbewohner und Mauerblümchen Verwendung. Die Gabionenbegrünung ist zurzeit Gegenstand zahlreicher Systementwicklungs- und Forschungsprojekte, besonders zur vertikalen Begrünung der Gabionenwand. Vergleichbare Begrünungen mit Stauden finden sich in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran, Südtirol. Damit solche grünen Bauwerke dauerhaften Erfolg zeigen, sind allerdings ein hohes Maß an technischem Aufwand und ein sorgfältig ausgeklügeltes Bewässerungssystem notwendig.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Mauerblümchen 603030 Pflege begrünter Mauern Begrünte Mauern stellen ähnlich wie Pflasterflächen mit begrünten Fugen für Stauden Extremstandorte dar und beanspruchen daher nur sehr wenig Pflege. Vor der Pflanzung ist darauf zuachten, dass die Topfballen vor dem Einsetzen in die Mauer gründlich gewässert werden. Bei der sich anschließenden Fertigstellungspflege ist unabhängig von der Bauweise der Mauern eine Bewässerung nur bei lang anhaltender Trockenheit erforderlich. Hierbei ist darauf zu achten, dass ggf. das Erdreich bzw. das Pflanzensubstrat nicht aus den Fugen gespült wird, bis die Pflanzen eingewurzelt sind. Die nachfolgende Entwicklungs- und Unterhaltungspflege beinhaltet das Zurückschneiden von abgestorbenen Pflanzenteilen, die Beseitigung von unerwünschter Spontanvegetation, insbesondere von Gehölzen, und das gelegentliche Wässern in extremen Trockenphasen. Das Nachpflanzen von ausgefallenen Stauden ist, mit Ausnahme der Mauerkrone, in der Regel schwierig zu bewerkstelligen. Die genannten Pflegemaßnahmen sind vergleichbar mit denen der extensiven Dachbegrünung.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Kübel und Tröge 604000 Kübel und Tröge Stauden in Kübeln und Trögen werden zu mobilen Gestaltungselementen in städtischen Freiräumen auf Plätzen und in Fußgängerzonen, im Garten und auf Terrasse, vor der Haustür, auf dem Balkon und vor allem dort, wo aufgrund von Standortungunst auf Pflanzen verzichtet werden müsste. Manch eine Wand kann nur mithilfe einer Kletterpflanze im Pflanzgefäß begrünt werden, eine Terrasse erhält durch vielfältig bepflanzte Kübel mediterranes oder tropisch anmutendes Flair. Kübel und Tröge lassen sich das Jahr über immer wieder neu arrangieren. Mit Pflanzgefäßen in verschiedenen Größen, Formen, Materialien und Bepflanzungsarten erhält jede Situation eine individuelle Note. Gefäß und Staude bilden eine gestalterische Komposition, bei der Farbe, Struktur und Stil aufeinander abgestimmt werden. Jede Staude kann zu ihrem Höhepunkt in Szene gesetzt werden. Stauden können in eine große Vielfalt von Gefäßen gepflanzt werden, wenn die besonderen Standortbedingungen, kalte Füße, Sonne und Durst, beachtet werden. Steingut, Keramik, Naturstein und Beton sind beliebte Materialien für Kübel und Tröge, die aber aufgrund fehlender Frostbeständigkeit nicht immer für eine Überwinterung der Stauden im Freien geeignet sind. Pflanzgefäße aus Holz oder Metall hingegen nehmen durch Frost keinen Schaden. Auf diese Art und Weise lassen sich Gärten „en miniature“ gestalten, hier fühlen sich vor allem die Überlebenskünstler unter den Stauden wohl. Die besondere Anziehungskraft des Elementes Wasser auf Mensch und Tier findet in Wassergefäßen ihren Ausdruck.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Kübel und Tröge 604010 Kalte Füße, Sonne und Durst Das Gärtnern im Kübel unterscheidet sich nicht grundsätzlich vom Umgang mit Pflanzen, die direkt im Erdboden wachsen. Die speziellen Bedingungen für Stauden und Gehölze im Kübel erfordern jedoch ein besonderes Augenmerk auf die Nährstoff- und Wasserversorgung sowie die Überwinterung. Wie bei jeder anderen Pflanzung bestimmt der Standort die Pflanzenauswahl. Anders als bei einer Pflanzung in den Erdboden kann das Substrat jedoch ohne großen Aufwand auf die Ansprüche der Pflanzen abgestimmt und der Stellplatz des Kübels in Sonne oder Schatten selber festgelegt werden. Grundsätzlich ist in Kübeln und Trögen der den Pflanzen zugedachte Wurzelraum beengt. Trockenheit, Wasser- und Nährstoffversorgung werden in Pflanzengefäßen schnell zu begrenzenden Faktoren. Mit abnehmender Größe der Kübel und Tröge verschärft sich die Standortungunst zunehmend. Witterungseinflüsse wirken sich unmittelbarer aus: Sonne führt zu Durst, Frost oder Stauwasser verschafft den Pflanzen kalte Füße. Gegen Frostschäden hilft das Einpacken des Kübels in Noppenfolie oder Stroh. Das Gefäß kann jedoch auch im Boden versenkt oder frostfrei in der Garage oder auf dem Dachboden überwintert werden. Bei der Bepflanzung ist darauf zu achten, dass sich niemals Wasser stauen kann. Das ist gewährleistet, wenn das Gefäß ein Loch als Abzug hat und die unterste Schicht aus durchlässigem Material wie zerschlagenem Ziegel oder Lavagrus besteht. Die Wasserhaltefähigkeit des Substrates kann durch Bodenverbesserungsstoffe erhöht werden. Depotdünger sorgen für ein gleichmäßiges Nährstoffangebot über längere Zeit. Ein absonniger, windarmer Platz verringert die Austrocknung. Dennoch müssen Stauden in Pflanzgefäßen regelmäßig und behutsam gewässert werden. Dies gilt verstärkt für Wassergefäße. Automatisierte Bewässerungssysteme erleichtern eine kontinuierliche Wasserversorgung. Tipp: Wer seinen Kübelpflanzen weniger Aufmerksamkeit schenken möchte, sollte sich für eine Bepflanzung mit Überlebenskünstlern entscheiden!

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Kübel und Tröge 604020 Überlebenskünstler Pflanzen in Kübeln oder Trögen, deren Wurzeln zu erdgebundenen Pflanzungen vergleichbar wenig Raum vorfinden, leben unter extremen Bedingungen. Durch eine gezielte Auswahl von Stauden und Kleingehölzen, deren natürlicher Lebensraum ähnlich extreme Bedingungen aufweist, kann aus der Not eine Tugend gemacht werden. Zur Gestaltung stehen sehr trockenheitsverträgliche Pflanzen aus den Hochgebirgen und Trockengebieten dieser Erde zur Verfügung. Durch ihre Anpassung an solche Bedingungen zeigen viele von ihnen einen besonderen Charme. Opuntien (Feigenkakteen), verschiedene Dachwurz-Arten (Sempervivum), Palmlilien (Yucca glauca und Y. filamentosa), Thymian (Thymus) und andere duftende Kräuter bilden stimmige Gemeinschaften. Liebhaber alpiner Pflanzenbilder kombinieren Silberdistel (Carlina acaulis), Arten und Sorten von Enzianen (Gentiana) und das Alpen-Edelweiß (Leontopodium alpinum) sowie eine Vielzahl weiterer alpiner Stauden mit kleinwüchsigen Gehölzen. Diese Überlebenskünstler sind zum Teil recht empfindlich gegen Winternässe. Es empfiehlt sich, den Topf im Winter an einen vor Regen geschützten Ort zu stellen und ab und zu kontrollieren. Das Substrat spielt in diesen Zusammenhang eine wichtige Rolle. Zusammensetzung und Eigenschaften orientieren sich an dem Vorbild des Naturstandortes: sehr gesteinsreiches, durchlässiges Material, dessen Wasserhaltefähigkeit durch Zuschlagstoffe verbessert wird. Das Substrat lässt sich aus Erde aus Blähschiefer, Torf und Sand zu etwa gleichen Teilen selber mischen oder es wird handelsübliches Dachgartensubstrat verwendet. Tipp: Attraktiv wirkt bei solchen Pflanzungen eine Mulchschicht aus Gestein.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Kübel und Tröge 604030 Garten „en miniature“ Wer einen Garten in Miniaturform anlegen will, sollte sich zuerst um die Standortbedingungen kümmern. Einerseits erschweren Standortfaktoren wie kalte Füße, Sonne und Durst das Pflanzenwachstum, andererseits kann das Pflanzensubstrat gezielt auf die Pflanzen abgestimmt ausgewählt werden. So ist im Kübel oder Trog manches möglich, was an Wuchsorten mit direktem Bodenanschluss nicht zu realisieren wäre. Den extremen Lebensbedingungen im Kübel wird durch aufmerksame Pflege wie gezieltes Wässern und angepasstes Düngen entgegen gewirkt. Es muss regelmäßig gewässert und gedüngt werden. Fachgerecht dosierte Depotdünger verhindern eine Überdüngung. Bei übermäßigem Wässern kann es leicht zu einer dauerhaften Vernässung des Substrates kommen, was bei vielen Pflanzen über kurz oder lang zum Absterben führt. Die meisten der Gartenstauden, mit Ausnahme der Überlebenskünstler und der Pflanzen für Wassergefäße, gedeihen in den vom Handel bereitgestellten Kübelblumenerden für eine dauerhafte Bepflanzung optimal. Eine Vielzahl unterschiedlicher Stauden steht für die Gestaltung dieser besonderen, kleinen Gärten zur Verfügung: Im Schatten sind dies Stauden wie Funkien (Hosta), Frauenhaarfarn (Adiantum pedatum) und Herzblatt-Bergenie (Bergenia cordifolia). Sie bestechen durch ihre fein abgestimmte Laubfarbe und -struktur. Am sonnigen Standort wirken Schwertlilien (Iris), das Perlpfötchen (Anaphalis triplinervis), das Federgras (Stipa pennata) oder Kräuter wie Majoran (Origanum laevigatum), Zitronen-Thymian (Thymus x citriodorus) oder Rosmarin (Rosmarinus officinalis) durch Blüte und Laub.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Kübel und Tröge 604040 Wassergefäße – Der Wassergarten im Kübel Wassergärten üben auf Menschen eine starke Anziehungskraft aus. Wasser fasziniert und bereichert. Auf der Terrasse oder in einem kleinen Garten wird der Wassergarten im Kübel zum Blickfang. Vögel, Libellen und andere Insekten lassen sich gerne von ihm anlocken. Kleine Gefäße mit geringer Wassertiefe sind für Kinder von Vorteil, die so das interessante Geschehen am Wasser ohne Gefahr erleben können. Ein geeignetes Pflanzgefäß ist z. B. eine freistehende Mörtelwanne, ein ummauertes Becken oder ein in den Boden versenktes Kunststoffelement. Als Pflanzerde eignet sich humusfreier, sandiger Gartenlehm oder spezielle Teicherde. Humose Substrate fangen unter Wasser zu faulen an. Die Wasserpflanzen werden abhängig von der Wassertiefe und der Größe des Gefäßes ausgewählt. Stark wuchernde Stauden sind auf jeden Fall zu meiden. Im Bereich der Wasseroberfläche bieten Sumpfdotterblume (Caltha palustris) oder die Asiatische Sumpf-Schwertlilie (Iris laevigata) mit ihren gelben bzw. blauvioletten Blüten einen wunderschönen Anblick. Ist der Wasserstand höher sorgen Blumenbinse (Butomus umbellatus), Fieberklee (Menyanthes trifoliata) oder Hechtkraut (Pontederia cordata) für abwechslungsreiche Kombinationen. Selbst kleinere Seerosen wie die Sorten der Garten-Seerose (Nymphaea 'Froebeli’‚ ’Laydekeri’ und ’Purpurata’) und der Zwergigen Garten-Seerose (Nymphaea tetragona) gedeihen im Kübel. Auch Wassergefäße benötigen Pflege. Wasserverlust muss ausgeglichen, die Ausbreitung zu starker Stauden begrenzt werden. Überdüngung und starke Erwärmung des kleinen Wasservolumens führt zu Algenbildung. Die damit verbundene Mühe wird durch die Freude an einem solchen Wassergarten jedoch reichlich belohnt.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Regenwasserversickerung 605000 Regenwasserversickerung In der Regel fließt das Regenwasser von versiegelten Flächen wie Dächern, Plätzen und Verkehrsflächen ungebremst ab. Zunehmende Flächenversiegelung und gehäufte Starkregenereignisse belasten die Kanalisation, was sich durch stetig steigende Kosten für die Abwasserentsorgung sowie durch Hochwasserschäden bemerkbar macht. Sowohl im kommunalen als auch im privaten Bereich wird diesem Problem vermehrt durch dezentrale Regenwasserrückhaltung, -nutzung und -versickerung begegnet: mittels Zisternen, Dachbegrünungen und Regenwasserversickerungsanlagen mit attraktiver Bepflanzung. Voraussetzung für eine Versickerung ist vor allem die ausreichende Durchlässigkeit des Untergrundes. Eine Gefährdung des Grundwassers muss ausgeschlossen sein. Es existieren eine Reihe von Bauweisen, die sich in punkto Effektivität, Flächenverbrauch und finanziellem Aufwand unterscheiden. Je nach Bauweise und vorhandenem Boden entstehen trockene Standorte oder wechselfeuchte Standorte. Bei der Anlage von Regenwasserversickerungseinrichtungen im Garten oder auf öffentlichen Grundstücken sind grundsätzlich die wasserrechtlichen und wasserwirtschaftlichen Anforderungen des jeweiligen Bundeslandes zu beachten. Tipp: Bei Konzeptionierung und Dimensionierung beraten Sie Landschaftsarchitekten und Sachverständige gerne.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Regenwasserversickerung 605010 Bauweisen Es gibt verschiedene Ausbildungsformen von Versickerungen. Neben der Versickerung über Pflanzflächen und begrünbare Beläge sind Mulden und Rigolen attraktive Alternativen, die sich für eine Bepflanzung mit Stauden eignen. Die einfache Vertiefung im Gelände ist die Muldenversickerung, die bei guter Bodendurchlässigkeit und ausreichendem Platzangebot favorisiert wird. Bei dieser Muldenversickerung wird das Niederschlagswasser langsam in der Mulde versickert. Die maximale Einstauhöhe sollte 30 bis 35 cm nicht überschreiten. Effektiver ist die Mulden-Rigolen-Versickerung. Dabei wird das Wasser über einen Graben, die sogenannte Rigole, der Mulde zugeleitet. Die Rigole wird mit durchlässigem Material, Kies oder Schotter, verfüllt und ist daher ebenfalls versickerungsfähig. Dadurch wird mehr Volumen zur Zwischenspeicherung des anfallenden Wassers bereitgestellt. Die Rigole wird mit mind. 20 cm Substrat überdeckt, wobei ein Vlies das Einwaschen des Substrates in den Speicherkörper verhindert. Bei beiden Bauweisen handelt es sich um vorwiegend trockene Standorte, da das anfallende Niederschlagswasser sofort in die Versickerungskörper geleitet wird. Den Regen vertragen die Trockenkünstler problemlos. Wasser hält sich in einer Versickerung also nicht dauerhaft. Mittels Ton oder Lehm können allerdings Einstauflächen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass der Niederschlagsabfluss länger verweilt. Diese Einstauflächen versickern kein Wasser, aber hier können Feuchtbiotope entstehen, die, dem wechselfeuchten Standort entsprechend, artenreich mit Stauden bepflanzt werden. Tipp: Weiterführende Informationen zum Downloaden gibt es bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.

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Kapitel 5 | Besondere Situationen | Regenwasserversickerung 605020 Geeignete Stauden für wechselfeuchte Standorte Wunderschöne, üppige, an Feuchtwiesen oder Hochstaudenfluren erinnernde Bilder lassen sich in und an Versickerungsmulden realisieren, wenn der anstehende Boden nur gering versickerungsfähig ist. Versickerungen unterschiedlicher Bauweisen, kombiniert mit wechselfeuchten Standortbedingungen und in Verbindung mit Teichen, Sumpfzonen und Bachläufen eröffnen eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten. Geeignete Stauden finden sich in Pflanzengemeinschaften der Hochstaudenfluren, der Feuchtwiesen, der Röhrichte und Großseggen-Riede, wo der Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit den Standort prägen. Einige besonders schöne und geeignete Arten sind verschiedene Sumpf-Schwertlilien (Iris laevigata und Iris versicolor) oder Blut- und Ruten-Weiderich (Lythrum salicaria und L. virgatum). An Gräben und anderen wechselfeuchten Standorten kommen der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum), das Sumpf-Mädesüß (Filipendula ulmaria) und der Gewöhnliche Baldrian (Valeriana officinalis) vor. Die heimische Sumpf-Garbe (Achillea ptarmica), der unermüdlich blühende Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) und die Glänzende Wiesenraute (Thalictrum lucidum) bereichern das Artenspektrum. Als Pflege ist eine Mahd der Pflanzungen im zeitigen Frühjahr oder im Herbst möglich. Bei der Mahd ist darauf zu achten, dass das Schnittgut abgeräumt wird, um die Versickerungsfähigkeit zu erhalten. Ist ein geordnetes Pflanzenbild erwünscht, sind weitere Maßnahmen entsprechend der Pflege statischer Konzepte notwendig.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Regenwasserversickerung 605030 Geeignete Stauden für trockene Standorte Werden Versickerungsmulden als Trockenstandorte ausgebildet – dann versickern Sie an effektivsten –, wird das anfallende Niederschlagswasser ohne große Verzögerung direkt in den Versickerungskörper geleitet. Die verwendeten Stauden müssen in der Lage sein, mit langem Phasen der Trockenheit und kurzen periodischen Überflutungen zu leben. Vorbilder bei der Pflanzenauswahl sind Pflanzengemeinschaften im Einflussbereich von Fließgewässern, die nur zeitweilig überflutet werden und von trockenen Standorten mit durchlässigem, mineralischem Untergrund wie Kalkmagerrasen und Halbtrockenrasen. Neben der Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), dem Silber-Ährengras (Achnatherum calamagrostis), Kriechendem Gipskraut (Gypsophila repens) besiedeln verschiedene Seggen (Carex caryophyllea, C. montana und C. ornithopodoides) Sickermulden aus Kies. Splitt- und Schotter-Sickermulden können mit Sommer-Aster (Aster amellus), Zittergras (Briza media), Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) bepflanzt werden. Sowohl der Arznei-Thymian (Thymus pulegioides) als auch diverse Sonnenröschen (Helianthemum) gedeihen hier; selbst der essbare Schnittlauch (Allium schoenoprasum) findet hier geeignete Bedingungen vor. Die Üppigkeit einer Pflanzung auf wechselfeuchtem Standort wird bei der trockenen Variante durch einen eher filigranen, mediterran anmutenden Charme ersetzt. Die Pflege richtet sich nach dem Bepflanzungstyp. Es sind bei der Gestaltung sowohl dynamische als auch statische Konzepte denkbar.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Pflanzenklärung 606000 Pflanzenklärung Immer häufiger sind sie in den letzten Jahren entstanden: Kommunale Pflanzenkläranlagen oder vergleichbare Kläranlagen, die dezentral das Abwasser kleiner Siedlungen aufbereiten. Gewerbegebiete, abgelegene Gebäude oder Fischzuchtanlagen sind Einsatzgebiete, bei denen diese Art der Abwasserklärung zum Einsatz kommt. Auch im Privatgarten hat die Pflanzenklärung steigende Bedeutung: Die Funktionsweise, der Reinigung von Schwimmteichen folgt den gleichen Prinzipien. Die Reinigungsleistung einer Anlage bestimmt sich aus dem Ausfiltern der Feststoffe, dem Absetzen der Schwebstoffe und der Aktivität von Mikroorganismen. Wie hoch der Anteil der Repositionspflanzen, speziellen, wasserreinigenden Stauden, an der Abwasserreinigung ist, hängt von der Bauweise, der spezifischen Durchströmung des Wassers ab. Pflanzenkläranlagen können neben der Aufgabe der biologischen Abwasserreinigung auch gestalterisch interessant sein und sind bei entsprechender Ausführung problemlos im Garten bzw. im Umfeld zu integrieren. Tipp: Die Grundsätze für Bemessung, Bau und Betrieb von Pflanzenkläranlagen sind im Arbeitsblatt ATV – A 262 der Abwassertechnischen Vereinigung festgelegt. Weiterführende Informationen zum Downloaden gibt es bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Pflanzenklärung 606010 Funktionsweise Prinzipiell existieren drei Stufen der Abwasserreinigung mit Pflanzen: Der Anteil der Pflanzen an der Wasserreinigung nimmt vom bewachsenen Abwasserteich über die Reinigung durch einen Bodenkörper bis hin zur hydrobotanischen Abwasserreinigung zu. Übernimmt vor allem der Bodenkörper die Abwasserreinigung, muss das Wasser vertikal durchströmt werden. Soll die Reinigung im Bereich der Pflanzen stattfinden, muss eine horizontale Durchströmung stattfinden. Die Stauden sind das Herzstück der Abwasserreinigung. Sie liefern den für die mikrobiologischen Reinigungsprozesse wichtigen Sauerstoff und belüften auch im Winter durch die wie Röhrchen wirkenden Halme und Rhizome den Bodenkörper. Sie bilden das Milieu, in dem die Mikroorganismen die notwendigen Abbauprozesse leisten. Die Durchwurzelung der oberen Bodenschichten verbessert den gesamten Stoffaustausch und damit den Wirkungsgrad. Der durch die Pflanzen verbrauchte Nährstoffanteil ist eher gering, dennoch werden durch die Entnahme der im Winter abgestorbenen Pflanzenteile Nährstoffe entzogen. Spezielle Stauden, sogenannte Repositionspflanzen, verbessern den Reinigungsvorgang, indem sie die Fließgeschwindigkeit reduzieren, die Beschattung und die Sekundärverschmutzung durch Algen verringern und den Bodenkörper sichern.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Pflanzenklärung 606011 Horizontale Durchströmung Bei der Bauweise der Anlage mit horizontaler Durchströmung wird das Abwasser im Gegensatz zu vertikal durchströmten Systemen vor allem an die durchwurzelte Oberfläche des Bodenkörpers gebracht. In den oberen 10 – 20 cm läuft der Großteil der mikrobiologischen Prozesse ab. Die Durchwurzelung fördert sowohl den Sauerstoffaustausch als auch die Infiltrierung der oberen Bodenschicht. In der kalten Jahreszeit bieten die Pflanzenreste sowohl Winterschutz als auch Möglichkeit der Durchlüftung. Im Winter ist jedoch mit einer geringeren Reinigungsleistung zu rechnen. Deswegen sind Anlagen mit horizontaler Durchflutung dort empfehlenswert, wo im Winter mit geringerer Verschmutzung zu rechnen ist, z. B. bei Schwimmteichen. Das Wachstum der Stauden ist gerade im Einströmbereich sehr üppig und bietet hohes gestalterisches Potential. Da Bakterien und andere Organismen nur im oberen Bereich mit dem Schmutzwasser in Berührung kommen, ist der Platzbedarf einer solchen Anlage größer. Pro Einwohnerwert sind fünf bis sechs Quadratmeter Fläche anzusetzen. Grundsätzlich sind alle Kläranlagen überflutungssicher und grundwasserneutral auszuführen. Die Beete werden seitlich und nach unten mit Beton, Kunststoff oder Lehm abgedichtet. Von Herstellern werden modulare Systeme angeboten, die über eine ausgereifte Technik verfügen. Der sandig-kiesige Bodenkörper dient vor allem der Einlagerung von Phosphaten. Die Stärke des Bodenkörpers beträgt bei horizontaler Durchströmung 50 cm. Um die Pufferkapazität des Bodenkörpers für Phosphate zu erhöhen, können ionenaustauschende Substrate eingebracht werden.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Pflanzenklärung 606012 Vertikale Durchströmung Das Abwasser wird bei dieser Bauweise vertikal durch den gesamten Bodenkörper geleitet. Das Wasser wird oberflächennah in die Anlage eingebracht, durchfließt den gesamten Bodenkörper und wird an der Sohle wieder entnommen. Bei dieser Bauweise ist die effiziente Durchströmung der gesamten Bodenkörpers zu gewährleisten. Um die angestrebte Reinigungswirkung auch tatsächlich zu erreichen, ist der Einsatz von ausgereiften modularen Systemen empfehlenswert. Der durchlässige Bodenkörper hat eine Stärke von 80 cm, die Reinigung geschieht im gesamten durchströmten Bereich. Damit ist diese Bauweise effektiver und platzsparender als horizontal durchströmte Systeme. Sie benötigen lediglich 2,5 – 3 m² Fläche pro Einwohnerwert, der bauliche Aufwand ist allerdings höher. Die Anlage ist aufgrund der größeren Tiefe wesentlich witterungsunabhängiger und die Leistung variiert jahreszeitlich nur gering. Grundsätzlich sind alle Kläranlagen überflutungssicher und grundwasserneutral auszuführen. Die Beete werden seitlich und nach unten mit Beton, Kunststoff oder Lehm abgedichtet. Auch die vertikal durchströmten Pflanzenkläranlagen werden mit speziellen, für diese Standorte ausgesuchten Repositionspflanzen begrünt. Neben ihre Funktion erfüllen die Stauden gestalterische Aufgaben. Pflanzenkläranlagen für den Privatgarten oder eine öffentliche Einrichtung lassen daher gut in ein gestalterisches Gesamtkonzept einfügen.

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Kapitel 6 | Besondere Situationen | Pflanzenklärung 606020 Repositionspflanzen Die für die Pflanzenklärung eingesetzten Stauden zählen zu den Repositionspflanzen. Unter Repositionspflanzen werden heimische Wildstauden und Gehölze zusammengefasst, die einen Beitrag zur Rekultivierung und Renaturierung von Flächen leisten, indem sie Beeinträchtigungen des Naturhaushalts wieder minimieren. Zur Reposition zählen auch Uferschutz und Wasserrückhalt. Bei den Stauden setzt sich diese Pflanzengruppe aus Sumpf- und Wasserpflanzen zusammen. Vor allem das Wurzelvolumen ist zur Erfüllung dieser Aufgaben ausschlaggebend. Einige Staudengärtnereien haben sich auf Repositionspflanzen spezialisiert, die zumeist dem Lebensbereich Wasserrand zugeordnet werden können. Dem Gewöhnlichen Schilf (Phragmites australis) als einziges Gras, dessen Rhizome sowohl horizontal als auch vertikal wandern, kommt eine besondere Aufgabe zu: Es kann in bis zu 2 m tief wurzeln und ist somit für beide Durchströmungsarten geeignet. Es erreicht Wuchshöhen bis 3 m. Als deutlich niedrigwüchsige Variante ist Phragmites australis var. humilis im Handel. Wichtige Wildstauden für die Wassereinigung sind Teich-Simse (Scirpus lacustris) und Vertreter der großen Gruppe der Seggen (Carex). Weitere Röhrichtarten sind der Rohrkolben (Typha latifolia) und das weniger mächtige Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea). Mediterrane Aspekte lassen sich mit dem Pfahlrohr (Arundo donax) erzeugen. Blütenschmuck zeigen die Sumpf-Sumpfiris (Iris pseudacorus) und große Mädesüß-Arten (Filipendula kamtschatica oder F. rubra). Artenreiche Pflanzungen lassen sich bei hoher Nährstoffversorgung nur kurzzeitig erhalten, da die konkurrenzstärkste Art im Laufe der Zeit einartige Bestände ausbilden wird. Die Repositionspflanzen werden im Februar bei gefrorenem Bodenkörper gemäht. Soll eine Art in der Ausbreitung beschränkt werden, bietet sich ein zusätzlicher Schnitt im Sommer an.