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Kleine Helden, große Träume Themenservice

Kleine Helden, große Träume

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Themenservice

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Kleine Helden, große Träume

Themenservice

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Der Themenservice versteht sich als Recherchehilfe für Journalisten.Anhand von Informationen, Zitaten und Bildern wird Südtirol in den unter-schiedlichsten Kontexten vorgestellt. Das Bild- und Textmaterial dieserAusgabe ist auf der CD-ROM in der Umschlagseite gespeichert. Die Ver -wendung ist honorarfrei. Der Themenservice erscheint ein- bis zweimaljährlich. 2006 ist bereits die Ausgabe „Grenzgänger“ erschienen, 2007„Böse Weiber, weise Frauen“ und „Weltenbummler“, 2008 „Meisterwerke“und 2009 „Zeitverschwender“. Bestelladressen für alle Publikationen sieheSeite 29.

WAS IST DER THEMENSERVICE?

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EINBLICK

100 und mehr Facetten – Jugend in Südtirol

„Musst du morgens dann immer Kühe melken?“ – Touristen können komischeFragen stellen, finden Südtiroler Kinder. Das Klischee vom pausbäckigenBergbauernkind, das mitten in der Almidylle und abseits der modernen Weltaufwächst, beherrscht immer noch das Bild von der Kindheit in den Alpen.Auch wenn die Realität in Südtirol anders aussieht. In der nördlichstenProvinz Italiens ist die Kindheit stark geprägt von Kontrasten: Wireless LANauf der Berghütte, italienisch-deutsch-ladinische Sprachvielfalt, Trachten-gruppe und italienische Edelboutiquen.

Eine Studie des Landesinstituts für Statistik der Autonomen Provinz Bozen(ASTAT) aus dem Jahr 2004 untersuchte die Lebensbedingungen und Inter-essen der Jugendlichen in der Region. Interviewt wurden 1.500 Personenim Alter von 12 bis 25 Jahren mittels einer standardisierten, quantitativenund repräsentativen Befragung. Dabei stellte sich heraus, dass die Familien-gründung mit Abstand an der Spitze der Lebensziele der Befragten steht.Damit liegen die Jugendlichen in Südtirol in einem Trend, der in ganz Europazu beobachten ist. So erlebt in Deutsch land die Familie als zentraler Werteine Renaissance. Laut der Shell-Jugendstudie 2006 wünschen sich hier 62Prozent eine Familie mit eigenen Kindern. „Die Familie bietet den Jugend -lichen eine Sicherheit, die die Gesellschaft in der gegenwärtigen Situationso nicht mehr bieten kann“, sagt Mathias Albert, Co-Autor der Shell-Jugend-studie, in einem WDR-Interview. Auch in Südtirol sehen sich die Jugendlichenmit vielen Unwägbarkeiten konfrontiert. Kein Wunder also, dass sie alsweitere wichtige Lebensziele „Erfolg im Beruf“ (46,2 %) und „sichererArbeitsplatz“ (31,3 %) angeben.

Die Vernetzung mit der Welt ist wie in ganz Europa eine Realität für diejungen Südtiroler: Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, einenInternetzugang zu haben. Chatten im Social Web und Computerspiele nehmen auch hier immer mehr Raum im Alltag ein. Umso größer ist vordiesem Hintergrund die Bedeutung von Jugendarbeit. Sie findet in Südtirolvor allem in den zahlreichen Vereinen statt. Erfreulich: Trotz MTV und Face-book engagieren sich immer mehr junge Südtiroler im Musik- oder Sport-verein. „Ihre Motivation dabei ist – neben der logischen Komponente, Spaßzu haben – etwas für ihr Leben zu lernen, sich mit anderen auszutauschenund die eigenen Fähigkeiten einbringen zu können.“ Eine Entwicklung, dieKlaus Nothdurfter, Direktor des Landesamtes für Jugendarbeit der Auto -nomen Provinz Bozen, positiv stimmt. Zeigt sie doch, dass der direkte Aus-tausch neben dem virtuellen nach wie vor Bestand hat.

EINBLICK | 1

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Sprach- und Kulturgrenzen zu überwinden und Verständnis für die jeweils„Anderen“ zu entwickeln ist eine der größten Herausforderungen, vordenen ganz Europa steht. In Südtirol prägt sie das tägliche Miteinander:„Die größte Besonderheit unserer Region liegt sicher in der Alltagserfah-rung des Zusammenlebens verschiedener Sprachgruppen“, so Nothdurfter.Eine halbe Million Einwohner leben in der Autonomen Provinz Bozen. Etwa70 Prozent davon sprechen Deutsch, rund 25 Prozent Italienisch und fünfProzent Ladinisch. „Da geht es in erster Linie um die ständige Auseinander-setzung mit den Lebensrealitäten der verschiedenen Sprachgruppen“, soKlaus Nothdurfter. Laut der Studie geben dennoch mehr als zwei Drittel(69,7 %) der befragten Jugendlichen an, dass alle ihre Freunde und Freun-dinnen derselben Sprachgruppe angehören. „Der kulturelle und politischeDialog muss kontinuierlich geführt werden, wenn aus einem Nebenein -ander auch ein Miteinander werden soll“, stellt der Amtsdirektor fest. Viele junge Südtiroler sehen die Mehrsprachigkeit als Chance. Mehr als 80 Prozent sind mit dem Zusammenleben der verschiedenen Sprachgruppen„ziemlich zufrieden“ bis „sehr zufrieden“.

Über alle Sprachgrenzen hinweg zeigt sich eine absolute Mehrheit derJugendlichen – mehr als 90 Prozent – glücklich über die Landschaft unddie vielen Sportmöglichkeiten in Südtirol. Für viele, die hier aufwachsen,ist ein Leben ohne die Dolomiten, die Natur und die zahlreichen Aktivitätenvom Klettern bis zum Skifahren auf Dauer nicht vorstellbar. Der Bezug zurHeimat und zur Familie ist in der Region sehr groß. Dazu kommt die wirt-schaftliche Stabilität, welche den jungen Südtirolern gute Perspektiven fürdie Zukunft bietet. Dennoch müssen auch sie sich, wie alle Jugendlichen inEuropa, mit einer immer komplexer werdenden Gesellschaft auseinander-setzen. Die Voraussetzungen, den Herausforderungen erfolgreich zubegegnen, bringen sie mit – davon ist Klaus Nothdurfter überzeugt: „DieJugend hier hat einhundert und mehr Facetten. Sie ist neugierig, offen,kreativ und zukunftsorientiert.“

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4 | INTROKleine Helden, große Träume

6 | KINDHEIT AUF DEM BAUERNHOFZwergenkönig Laurin

10 | ZWEISPRACHIGE FAMILIENSprachvielfalt ganz natürlich

14 | KLETTERTALENTHimmelsstürmerin mit Kopfstärke

18 | SAGEN UND MÄRCHENDie Hexe von der Seiser Alm

22 | MUSIKSCHULENKein Fest ohne Musik

26 |Recherche | Daten und Fakten zu Südtirol

29 |Pressekontakte | CD-ROM

Inhalt

INHALT | 3

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INTRO

Kleine Helden, große Träume

Kinder begegnen den täglichen Herausforderungen mit Optimismus,Unbefangenheit und Mut. Während sie im Alltag ihre Grenzen austesten,schaffen sie sich Freiräume in ihrer Fantasie. Dies macht sie zu kleinenHelden – von deren großen Träumen sich Erwachsene öfter mal inspirierenlassen sollten.

Kindheit auf dem BauernhofWovon der kleine Laurin träumt, kann er noch nicht so richtig erzählen.Wer den zweijährigen Sprössling der Bergbauernfamilie Zöggeler aberinmitten seiner fünf Geschwister erlebt, ahnt, dass er Großes im Sinn hat.

Zweisprachige FamilienAuch in Südtirol noch keine Selbstverständlichkeit: Kinder mit zwei Mutter-sprachen. Wo im öffentlichen Raum noch häufig aneinander vorbeigeredetwird, verstehen sich die Freundinnen Silvia und Valentina bestens – aufDeutsch und Italienisch.

KlettertalentWo andere aufgeben, fängt für sie die Herausforderung erst an. AlexandraLadurner klettert die steilsten Wände hoch. Mit Kraft, vor allem aber mitWillensstärke. Von Südtirol bis Australien. Aufhalten lässt sie sich dabeivon niemandem.

Sagen und MärchenIn den Legenden der Dolomiten vermischen sich die Geschichten der Kul-turen, die Südtirol prägten und prägen. Was kindliche Fantasie anregt, istfür die Hexe Martha von der Seiser Alm Lebensphilosophie.

MusikschulenMusik gehört in Südtirol zur Kindheit dazu. Nicht alle sind dabei so erfolg-reich wie Benjamin und Katharina. Aber das ist auch gar nicht so wichtig –im Vordergrund steht das gemeinsame Erlebnis und der Spaß. Ob beimMusikwettbewerb „prima la musica“ oder beim Dorffest mit der Musik -kapelle.

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01_INTRO Kinder in Südtirol: offen, optimistisch und fit für die Zukunft.

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KINDHEIT AUF DEM BAUERNHOF

Zwergenkönig Laurin

Der berühmteste Zwergenkönig Südtirols ist zweifelsohne Laurin vom Rosen-garten. Der furchtloseste dagegen der kleine Laurin vom abgelegenen Ober-fahrerhof in der Nähe des Dorfes Jenesien bei Bozen. Mit einem Hammer,der fast so lang ist wie der Zweijährige groß, begibt sich der jüngste Sohnvon Sonja und Sebastian Zöggeler auf Entdeckungstour durch seinen elter-lichen Hof. Das schwere Werkzeug immer hinter sich herschleifend, wackelter zielstrebig auf seinen kurzen Beinchen über den Feldweg Richtung Wiese.Die ist ziemlich steil – bis zu 60 Prozent beträgt hier oben, auf 1.528 Metern,das Gefälle. Dem städtischen Beobachter stockt bei der Szene der Atem.„Das sind die so gewohnt von klein auf.“ Sonja Zöggeler ist ganz entspannt.„Unsere Kinder haben spät gelernt zu laufen, mit 15 Monaten oder so. Aberwenn sie dann gehen, dann gehen sie ordentlich. Rauf und runter undüberall.“ Sie muss es wissen. Der kleine Entdecker ist ihr sechstes Kind.Die Älteste, die 16-jährige Anna, besucht die Oberschule in Meran. Da dietägliche Heimfahrt zum Oberfahrerhof zu umständlich wäre, wohnt sieunter der Woche im Internat. Ihre Geschwister Julia (14), Greta (11), Jakob(8) und Eva (7) gehen noch in den nächstgelegenen Dörfern zur Schule.

01_BERGBAUERNHOF Vor großen Haflingern hat der kleine Laurin keine Angst.

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Das Schulsystem in Südtirol ist gut organisiert. Busse holen die Kinder vonden Höfen ab. Trotzdem kann es besonders in so schneereichen Winternwie 2008/2009 schwierig werden: „Der örtliche Schulbus kommt normalimmer, weil der Fahrer von hier ist. Aber heuer ist er mal gar nicht gefahren,weil so viele Bäume auf den Straßen lagen.“ Drei Tage hatten die Zöggelerswegen des starken Schneefalls keinen Strom. Das Bauernhaus wird komplettmit Holz vom eigenen Gelände beheizt, aber „Strom braucht man auch“, soMutter Zöggeler. Der Hof verfügt zwar über ein Notstromaggregat, dasreichte aber gerade für die Melkmaschinen: „Wenn’s dann dunkel war, sindwir halt schlafen gegangen.“ Familie Zöggeler bewirtschaftet den Bergbau-ernhof traditionell mit Milchvieh. Neben den Kühen gibt es Hasen, Katzen,Hühner, Ziegen und zwölf Haflinger. Die gutmütigen blonden Pferde sinddas zweite Standbein des Hofs. Schon der Ururgroßvater hielt die tritt -sicheren Haflinger als Arbeitstiere. „Der hat Wein in kleinen Fässern vomTal auf den Berg hochgebracht. Oder auch andere Sachen: Mehl und was eszum Leben braucht. Und im Winter haben sie Holz geschlagen. Dafür hatman die Haflinger gebraucht – starke Tiere“, erzählt Sonja Zöggeler.

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02_BERGBAUERNHOF Die Familie Zöggeler: vorne Mutter Sonja mit Laurin, Jakob und Greta, hinten Anna, Vater Sebastian mit Eva und Julia (v. l. n. r.).

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03_BERGBAUERNHOF Eva und Greta genießen die Aussicht – ihr Hof liegt auf 1.528 Metern Höhe.

Heute bieten sie Reiterferien für Familien mit Kindern aus der Stadt an. Besu-cher sind von der Lage des Hofes und der Idylle fasziniert. Vom Balkon vorden Kinderzimmern bietet sich ein Panoramablick von der Kapelle St. Jakob,dem höchsten Punkt des Hochplateaus Salten, bis zum Rosen garten in derFerne. „Komisch“ findet die Zweitjüngste, Eva, die verzückten Reaktionender Urlauber. Mit drei saß sie das erste Mal auf einem Haflinger, wie ein Fotobeweist. Ihre kurzen Beine reichten noch nicht einmal über den Sattel, abersie war schon damals eine stolze Reiterin. Ein Leben ohne die Pferde undden Hof kann sich die Kleine mit den strubbeligen Haaren und den Sommer-sprossen auf der Nase nicht vorstellen: „In der Stadt ist es nicht so fein. Es gibt so viele Leute da“, meint sie und verzieht das Gesicht. Ihre ältereSchwester Greta ist da anderer Meinung. Ihr Traum ist es, in einem Hotelwie dem Grand Hotel Palace, einem Fünf-Sterne-Haus in Meran, zu arbeiten.

Wer den Familienbetrieb übernehmen wird, ist unsicher. Auch, weil dieLandwirtschaft hier oben beschwerlich ist und nicht viel abwirft. „Aber ichbin mir schon gewiss, dass eines von den Kindern hier bleiben wird“, gibtsich Sonja Zöggeler zuversichtlich. Vielleicht Julia, die bisher das meisteInteresse für die Hofwirtschaft zeigt, vielleicht aber auch Laurin: „Einmalwollte er einem Huhn nachlaufen. Und das Huhn ist in den Mist rein. DasHuhn ist leicht, der Laurin schwer, da ist er im Mist festgesteckt“, lachtMutter Zöggeler. Aber wer ein echter Zwergenkönig ist, wird sich von soein bisschen Mist nicht aufhalten lassen.

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SONJA ZÖGGELER ÜBER …

… GROSSFAMILIE:„Meine Schwiegermutter hatte neun Kinder. Das ist schon gegangen. Wennman muss, dann geht das. Und Platz ist genug. Wenn sie dann da sind, kannman sich keines mehr wegdenken.“

… FERIENKINDER IN DER NATUR:„Ich seh nur manchmal, wenn die Gästekinder kommen, und sie sind unsereBerge nicht gewohnt. Dann fallen die über jeden Stein und stoßen sich an.“

… DIE BEGABUNG ZUM VERSTÄNDNIS FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT:„Die Julia kennt alle Kühe. Die weiß sogar, wann die Kuh abkalben muss. Dasist eine Begabung. Schon mit zweieinhalb stand sie vor dem Stall und sagte:,Jetzt kommt die …, jetzt kommt die …‘ Mein Mann hat das auch. Die Bubennicht und sonst auch niemand.“

Bergbauernhöfe sind wegen ihrer Höhenlage in oft unwegsamemGelände deutlich schwieriger zu bewirtschaften als die Höfe im Tal. Vieles, was auf flachem Grund von Maschinen erledigt werden kann,müssen Bergbauern von Hand tun. Die meisten der rund 11.700 Berg-bauernhöfe sind noch in Privatbesitz und bewirtschaftet, aber dieAbwanderung nimmt zu.

Südtiroler Bergbauernhöfe bieten zwei Möglichkeiten, das Landlebenkennenzulernen. Die gemütliche ist ein Urlaubsaufenthalt, wie man ihnauch auf dem Oberfahrerhof buchen kann. Unter dem touristischen Dach-verband Roter Hahn haben sich 1.350 Südtiroler Bauernhöfe zusammen-geschlossen, die naturnahe Ferien garantieren. Die anstrengende Varianteist ein Aufenthalt als freiwilliger Helfer. Die Südtiroler Bergbauernhilfevermittelt Menschen mit Lust auf Arbeit und authentisches Landlebenan Höfe, die Unterstützung auf dem Feld und im Stall benötigen.

Oberfahrerhof | Kontaktperson: Sonja ZöggelerFlaas 16 | I-39050 Jenesien | Tel.: +39 0471 340 [email protected] | www.reiterhof-oberfahrer.com

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ZWEISPRACHIGE FAMILIEN

Sprachvielfalt ganz natürlich

Wenn Silvia wütend ist, gibt es für sie nur eine Sprache – ganz klar Italie-nisch: „Da fallen mir einfach mehr Schimpfwörter ein.“ Deutsch ist viel zulangweilig. Sie muss das wissen, das mit den Unterschieden zwischen deutschen und italienischen Kraftausdrücken. Schließlich ist sie mit beidenSprachen aufgewachsen. Silvia lebt in Südtirol, einer Region, in der Deutsch,Italienisch und Ladinisch gesprochen wird, die Straßenschilder mindestenszweisprachig sind und der perfekte Espresso ebenso wichtig ist wie dasbeste Knödelrezept. Groß geworden ist sie in einer Familie, in der MutterSara aus Rom stammt und Vater Klaus aus dem deutschsprachigen Südtirol.Silvias Eltern entschieden sich bewusst dafür, ihre Tochter zweisprachigaufwachsen zu lassen: Sara spricht mit ihrer Tochter Italienisch, KlausDeutsch. Damit gehören sie zu einer Minderheit in Südtirol, allerdingseiner zahlenmäßig wachsenden. Denn immer mehr Paare finden sich überSprachgrenzen hinweg und immer mehr Eltern erkennen die Vorteile, diedas Erlernen mehrerer Sprachen schon im Kleinkindalter mit sich bringt.

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01_ZWEISPRACHIGKEIT Familie oder famiglia? Egal! Hauptsache, alle zusammen.

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Eine Erkenntnis, die in Südtirol, wie in vielen anderen Regionen Europas,noch längst nicht selbstverständlich ist. Zu hartnäckig sind die Vorurteilegegenüber zweisprachiger Erziehung: Die Kinder würden keine der beidenSprachen richtig lernen, es überfordere und verwirre sie. Verwirrt wirkt Silvia nicht. Ganz im Gegenteil: Die Elfjährige ist offen, aufgeweckt undein normaler Teenager. Genau wie ihre Freundin Valentina. Die beidenstecken die Köpfe zusammen und kichern miteinander, wie das Mädcheneben tun, die kurz vor der Pubertät stehen. Wenn sie gemeinsam in Süd -italien Urlaub machen, benutzen sie Deutsch wie eine Geheimsprache.Praktisch, wenn man sich über Jungs austauschen will. Silvia mit ihren langen, dunklen Haaren und den großen, braunen Knopfaugen und die blondeValentina – zusammen wirken sie wie die Gegenüberstellung der Klischeesdes Italie nischen und Deutschen. Oder Südtirolerisch-Deutschen. Über-haupt ist das mit den Begriffen schwierig: So richtig deutsch sind die Süd-tiroler ja eigentlich gar nicht. Die Verbindung nach Norden war in ihrerwechselvollen Geschichte Österreich. Aber wenn die Bewohner Südtirolsüber ihre Sprachen reden, sprechen sie von „Deutsch“, „Italienisch“ und„Ladinisch“.

02_ZWEISPRACHIGKEIT Und Englisch lernen die beiden fast von selbst – beim Musikhören.

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Auch die neben ihrer lebhaften Freundin Silvia zurückhaltender wirkendeValentina ist zweisprachig aufgewachsen: mit einem italienischsprachigenVater und einer deutschsprachigen Mutter. Die Mädchen sind zu Hauseunverkrampft und natürlich mit beiden Sprachen groß geworden. Silviasprach ihre ersten Worte auf Italienisch. Die deutschen Worte kamenetwas später dazu. „Und dann hat sie so lustige Wörter gesagt, gemischteWörter“, erinnert sich Silvias Mutter. Ab und zu mischt Silvia die Sprachenauch heute noch, aber bewusst. Sprachwissenschaftler haben beobachtet,dass zweisprachig aufwachsende Kinder viel kreativer mit ihren Wortenumgehen als andere Gleichaltrige. Die jeweils andere Sprache ist eineBereicherung und erleichtert nebenbei das Erlernen weiterer Fremdsprachen.

Die Kinder in Südtirol gehen entweder auf deutsche oder italienische Schu-len. Einzige Ausnahme sind die Gegenden, in denen Ladinisch gesprochenwird – dort unterrichten die Lehrer in mehreren Sprachen gleichberechtigt.Silvia und Valentina besuchen eine Schule mit deutscher Unterrichtsspra-che. Italienisch wird als erste Fremdsprache unterrichtet, zusätzlich kommtmit dem 4. Schuljahr Englisch dazu. Kinder, die wie die beiden zu Hausezweisprachig aufgewachsen sind, sind im Italienischunterricht klar unter-fordert. Da wird dann schon mal ins Hausaufgabenbuch gemalt, statt auf-zupassen, wenn der Lehrer die Grammatik erklärt. „Der nächste Schrittwäre sicher, eine richtige zweisprachige Schule zu haben“, wünscht sichSilvias Mutter Sara. Eine Forderung, die sich bis jetzt noch nicht durch -gesetzt hat. Das Thema Sprache ist in Südtirol nicht immer einfach. Dochwer Silvia und Valentina beobachtet, gewinnt die Überzeugung, dass dienächste Generation sich in der Sprachvielfalt problemlos zurechtfindet –und diese als Vorteil sieht: „Wenn jemand mit mir deutsch spricht, kannich antworten. Und wenn jemand italienisch spricht, kann ich auch antwor-ten“, fasst Valentina zusammen. So einfach kann Mehrsprachigkeit sein.

SILVIA ÜBER …

… ITALIENISCHE UND DEUTSCHE KÜCHE:„Im Deutschen isst man Knödel, im Italienischen Pizza.“

… RECHTSCHREIBUNG:„Wegen der Schule schreibe ich besser Deutsch. Obwohl es im Italienischeneinfacher ist – da werden alle Wörter kleingeschrieben.“

… DEN UMGANG MIT ZWEI SPRACHEN:„Wenn ich mich an ein deutsches Wort nicht erinnern kann, sage ich es auf Italienisch.“

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Deutsch und Italienisch sind in Südtirol beides Amtssprachen. In einigenLandesteilen kommt Ladinisch als dritte Amtssprache hinzu. In der ProvinzBozen sind deswegen alle Mitarbeiter öffentlicher Ämter zur Zwei- oderDreisprachigkeit verpflichtet.

Die drei Landessprachen sind nicht überall gleichstark vertreten. Auf7.400 km² Fläche verteilen sich die Gemeinden mit entweder überwie-gend deutsch-, italienisch- oder ladinischsprachiger Bevölkerung. Ammeisten Deutsch spricht man in St. Pankraz im Ultental, in der Nähe vonMeran (99,81 %). Bozen ist der Ort, in dem am meisten Italienischgesprochen wird (73,00 %). Und wer Ladinisch hören möchte, findet diemeisten Muttersprachler in Wengen im Gardertal (97,67 %).

Kontakte zu mehrsprachigen Familien über die Südtirol Marketing Gesellschaft

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ZWEISPRACHIGE FAMILIEN | 13

03_ZWEISPRACHIGKEIT Ein Herz und zwei Sprachen: Silvia und Valentina.

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KLETTERTALENT

Himmelsstürmerin mit Kopfstärke

Ruhig und überlegt überwindet sie die ersten Meter. Greift in die Taschemit dem Magnesium, sucht Halt an der Wand, zieht sich hoch mit einerMischung aus Balance, Technik und Kraft. Die Route ist neu in der Rock -arena Meran und Alexandra Ladurner klettert sie das erste Mal. Am Über-hang passiert es dann: Beim Haltsuchen rutscht sie ab und hängt nur nochan einer Hand. Mit eisernem Willen und äußerster Kraftanstrengung ver-sucht sie, sich hochzuschwingen, um wieder Halt zu finden. Einmal, zwei-mal, dann der Schreckmoment: Alexandra fällt. Alles Routine – ihre Kletter-partnerin sichert sie souverän.

„Man muss konzentriert sein, damit man keine Fehler macht“, sagt Alexandraspäter. Die zierliche 17-Jährige fing mit elf Jahren an zu klettern. „Eigentlichwollte ich Badminton spielen, aber da war kein Platz mehr. Dann hat meineMutter von der Kletterhalle gehört.“ Schon im Anfängerkurs erkennt TrainerAndreas Sanin, Leiter der seit 1998 bestehenden Kletterhalle in Meran, dassdie kleine Alexandra anders ist, Talent hat – und Ehrgeiz. Inzwischen gehörtsie zu den erfolgreichsten Kletter-Athletinnen ihrer Altersklasse in Europa.

01_KLETTERTALENT Die 17-jährige Alexandra Ladurner ist ein Klettertalent.

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02_KLETTERTALENT Alexandra trainiert für Wettkämpfe meist in der Halle.

KLETTERTALENT | 15

Sie ist mehrmalige Junioren-Italienmeisterin im Schwierigkeitsklettern,Junioren-Vize-Weltmeisterin im Sportklettern und Mitglied des italieni-schen Junioren-Nationalteams. Zu ihren Wettkampfreisezielen gehörtenschon Deutschland, Tschechien, Bulgarien, Ecuador, England, Russlandoder Österreich. Alexandra: „Wettkämpfe machen mir Spaß, Klettern auch.Wichtig ist mir auch das Reisen. Ich fahre gern in andere Länder, andereStädte. Heuer bin ich bis nach Australien gekommen.“ Nachdem sie wegeneiner Verletzung länger nicht trainieren konnte, war die Teilnahme an derJugendweltmeisterschaft in Sydney eine besondere Herausforderung. DochAufgeben kam für sie nicht in Frage. Die Mühen lohnten sich: Alexandraschaffte es wieder auf das Podest und kam mit dem dritten Platz zurückins heimische Südtirol. Immer mit dabei auf den weiten Reisen ist VaterJochen: „Meine Eltern unterstützen mich in allem, was ich tue. Ohne siekönnte ich das nicht machen.“ In der Schule musste sie die Lehrer erstüberzeugen, dass sie Training, Wettkämpfe und Lernen unter einen Hutbringen kann. Drei bis vier Mal die Woche trainiert Alexandra jeweils mindestens zweieinhalb Stunden. Auf dem Programm stehen Aufbau- undKrafttraining und natürlich Klettern. Am Wochenende kommen dann häufignoch die Wettkämpfe dazu.

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Alexandra ist eher zurückhaltend, bescheiden im Auftreten. Und doch ist dader Wunsch, immer besser zu sein, über sich selbst hinauswachsen zu wollen. In einer Sportart, in der es kein Ziel wie beim klassischen Bergsteigengibt. „Das Ziel des Bergsteigers ist es, einen hohen Berg zu bezwingen. UnserZiel ist es, eine Route zu meistern“, erklärt Andreas Sanin den Unterschied.So finden auch Wettkämpfe wegen der Bewertbarkeit der Routen aus-schließlich in der Halle statt. Und trotzdem ist die Erfahrung, in der Naturzu klettern, etwas Besonderes. Auch für Alexandra: „In letzter Zeit klettereich schon lieber draußen, weil’s einfach feiner ist in der Natur.“ Gelegen-heiten dazu hat sie mehr als genug. In ihrer Heimat Südtirol mit rund 350Dreitausendern findet sie Klettermöglichkeiten, für die Anhänger diesesSports aus der ganzen Welt anreisen. Zu Alexandras Lieblingsstellen zählendie anspruchs vollen Klettergebiete Fennberg in Südtirols Süden und Schia-vaneis in den Dolomiten sowie der Klettergarten von Naturns bei Meran.

„Ich glaube, dass ich in den letzten Jahren viel reifer geworden bin. Ichhabe nicht mehr so viel Angst, die Dinge anzugehen.“ Alexandra hat sichihren Erfolg hart erarbeitet. Mit viel Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. IhrTrainer weiß, was sie von vielen anderen unterscheidet: „Trainieren tun dieanderen gleich. Talent haben viele. Bei ihr macht den Unterschied, dass siedas wirklich will. Und im wichtigen Moment nicht nur 100 Prozent, sondern120 Prozent aus sich rausholt.“ Alexandra stimmt zu: „Bei mir ist es dieKopfstärke.“ Wer das zierliche Mädchen kennenlernt, glaubt das sofort.

03_KLETTERTALENT Im Gelände ist die Junioren-Vize-Weltmeisterin so souverän wie in der Halle.

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ALEXANDRA LADURNER ÜBER …

… ANGST:„Doch ja. Manchmal, wenn der Haken ganz weit oben ist. Das kostet dannschon Überwindung.“

… WANDERN:„Das gefällt mir nicht so. Dafür bin ich zu faul.“

… DIE MOTIVATION ZU KLETTERN:„Man lernt, an seine eigenen Grenzen zu gehen, ohne zu weit zu gehen, denndas kann gefährlich werden. Und doch auch etwas zu riskieren. Man lernt, sichauch mal durchzubeißen, wenn es eigentlich nicht mehr geht.“

Sichere und vielfältige Bedingungen finden Klettersportler in den Kletter-gärten. In diesen „Gärten“ gibt es keine bunten Blumen, sondern geeig-nete Felsen und Wände, die mit Sicherungsmitteln so präpariert sind,dass sich Sportkletterer mit geringem Aufwand sichern können. In Süd-tirol gibt es 62 Klettergärten.

Für Kletteranfänger bietet sich an, sich einem der 170 Südtiroler Berg-führer anzuvertrauen, von denen sich viele in Alpinschulen zusammen-geschlossen haben. In Südtirol gibt es 14 Alpinschulen, die Programmefür Kletteranfänger und Fortgeschrittene anbieten.

Klettern können die Meraner anscheinend besonders gut. Von 24 Mit-gliedern der italienischen Jugendnationalmannschaft im Sportkletternkommen drei aus dem Team von Andreas Sanin, Leiter der Rockarena inMeran.

Rockarena Meran | Kontaktperson: Andreas SaninGampenstr. 74 | I-39012 Meran | Tel.: +39 0473 234 [email protected] | www.kletterhalle.it/meran

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KLETTERTALENT | 17

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SAGEN UND MÄRCHEN

Die Hexe von der Seiser Alm

Eine schwarze Trainingshose mit den berühmten weißen Streifen, Jogging-schuhe, Kapuzenpulli und die grauen Haare zu einem Pferdeschwanzzusammengebunden – so sieht also eine moderne Hexe aus. Oder zumin-dest Martha Silbernagl, wenn sie nicht in ihrer Heimat Kastelruth Berg-wanderungen mit Kindern unternimmt und ihnen von den Mythen undSagen Südtirols erzählt. Die Sportbekleidung tauscht sie dann mit einemBauernkittel und einer blauen Schürze – von Fantasiekostümen mit Spitz-hut hält die 55-Jährige nichts. Bis zu fünf Stunden dauern die Touren undselbst kleine Wandermuffel laufen plötzlich begeistert mit, wenn die HexeMartha von Zwergenkönigen, Schlernhexen oder den Saligen Frauen erzählt.

Letztere liegen ihr besonders am Herzen: „Die Saligen Frauen waren wunder-schöne Fräulein mit langen blonden Haaren. Sie lebten in Höhlen hinterWasserfällen und waren die Hüterinnen der Wildblumen und Kräuter. Siewaren stolze, unabhängige Frauen. Manchmal heirateten sie einen Bauernund brachten dem Hof Glück und Reichtum. Aber nur, solange der Bauerihnen niemals widersprach. Tat er das, kehrten sie zu ihrem Volk zurück

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01_SAGEN Wenn Martha Silbernagl nicht mit Kindern auf Sagenwanderung ist, malt sie.

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SAGEN | 19

und nahmen Kinder und Glück mit sich.“ Wenn es nach Martha Silbernaglginge, bezeichnete sie sich selbst nicht als Hexe, sondern als Salige Frau:„Bei den Saligen steckt was von mir drin – die liebe ich.“

Aufgewachsen ist sie in Kastelruth zwischen Bozen und der Seiser Alm. Inihrer Kindheit war der heute so betriebsame Ort noch nicht vom Tourismusentdeckt und die Märchen und Mythen der Bauern lebten im Alltag fort.„Unsere Mutter hat uns jeden Abend vorgelesen“, erinnert sich Martha Silbernagl. Die kleine Kaufmannstochter entdeckte schon früh ihre Liebezur Natur und zu den Tieren. Oft half sie bei Bauern im Ort aus und hörtedort die Geschichten von Hexen und unheimlichen Gestalten. Bei Unwet-tern saß sie mit den Bauersleut’ in der Stube und ließ sich mit Schaudernerzählen, dass die Pausen beim Sturmläuten vom Kirchturm die Zeit seien,in der die Hexen gewürgt würden. So verlören sie ihre Kraft und dasUnwetter könne sich schließlich verziehen.

Sagen waren in den kargen Bergregionen häufig Mittel, sich die Umwelt zuerklären: „Das waren bettelarme Gebiete. Da spielten das Wetter, dasÜberleben und das Jenseits eine entscheidende Rolle“, so die SüdtirolerinUlrike Kindl, die als Sprachwissenschaftlerin an der Universität Venedigtätig ist. „Wie beschwöre ich das Wetter, dass es im richtigen Moment regnet oder die Sonne scheint?“ waren Fragen, die sich die Bauern stellten.Kindl untersuchte die Sagenwelt Südtirols. Sagen und Märchen, so die Forscherin, sind auch heute noch bei Kindern so beliebt, weil sie ihnen aufeiner ursprüng lichen Ebene entgegenkommen: „Die ersten Kategorien, dieKinder sich zurechtlegen, sind Kategorien von Gut und Böse, das Umgehenmit Lebensmotiven: dass man immer genug zu essen hat, der Schlaf gehütetwird, die Urangst, dass man außerhalb des geschützten Raumes mit lebens-feindlichen Elementen zu tun hat.“

Trotzdem gibt es immer wieder Eltern, die Angst haben, dass die gruseligenGeschichten nichts für Kinder seien. Martha Silbernagl hat da andereErfahrungen gemacht: „Je ernster sie genommen werden, desto faszinierterhören sie zu. Und durch mich, die Hexe, verlieren sie ihre Angst – zumSchluss suchen sie meine Hand!“

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MARTHA SILBERNAGL …

… WIE MAN EINE HEXE DEFINIERT:„Eine Hexe ist für mich persönlich eine Frau, die einen gewissen inneren Freiheitsdrang hat, der stärker ist als alles andere.“

… ÜBER GLAUBEN:„Ich habe einen tiefen Glauben, aber ich glaub an nix.“

… WAS KINDER AUS SAGEN LERNEN KÖNNEN:„Kinder können lernen, dass die Welt sich verändert, dass Realitäten wechseln.Und dass man Erzählungen schön finden kann.“

Sagen sind mündlich überlieferte Erzählungen. Inhalt sind für wahrgehaltene oder auf einem wahren Kern beruhende Begebenheiten. DieVolkssagen können von anderen Völkern und Kulturen übernommenwerden. Meist findet dann allerdings eine Vermischung mit landschaft-lichen Eigentümlichkeiten der Region statt.

Besonders interessant für die Wissenschaft sind Sagen, wenn sieautochthone Motive enthalten, Elemente, die ausschließlich in einerbestimmten Region vorkommen. In den ladinischen Sagen kommenbesonders viele dieser einzigartigen Motive vor. Ein Beispiel dafür istdie Entstehungsgeschichte der Dolomiten: Zwerge spinnen das Mond-licht, um es wie ein Netz über die Gipfel des Gebirges zu werfen. Soscheinen diese so bleich wie die Oberfläche des Mondes. Laut der For-scherin Ulrike Kindl ist die Verbindung des Mondes mit der Entstehungvon Bergen einzigartig und kommt in keinen anderen Sagen vor.

Martha SilbernaglDolomitenstr. 23 | I-39040 KastelruthTel.: +39 340 568 80 26

Ulrike KindlCa'Bembo – Dorsoduro 1075 | I-30123 VenedigTel.: +39 041 234 57 35 | [email protected]

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INFORMATIONEN

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SAGEN | 21

02_SAGEN Martha Silbernagl kommt oft zu den Wasserfällen, hinter denen die Saligen Frauen wohnen sollen.

03_SAGEN Kinder lieben die Sagen, die Martha Silbernagl beim Wandern erzählt.

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MUSIKSCHULEN

Kein Fest ohne Musik

Es quietscht, trötet, brummt. Horn spielen ist schwer. Das merken auch dieMusikschüler von der Musikschule Klausen. Dann kommt Benni. Der 13-Jäh-rige setzt das Instrument an und die anderen Schüler hören andächtig zu.Drei Mal hat er schon beim Gesamttiroler Landeswettbewerb „prima lamusica“ den ersten Platz belegt. Sogar beim österreichischen Bundeswett-bewerb in Klagenfurt, wo die Besten aus den jeweiligen Landesteilen gegen-einander antraten, wurde er 2009 Erster. Der Musikwettbewerb wird jähr-lich ausgetragen. Teilnehmen dürfen neben österreichischen Staatsbürgernauch die Musikschüler aus dem italienischen Südtirol.

Musik ist hier fest verankert in der Gesellschaft. Keimzelle der Musikbegeis -terung, die sich durch alle Altersschichten zieht, sind die Kirchenchöre undMusikkapellen in den Dörfern. In Bennis Familie hat schon der Großvater inder Feldthurnser Musikkapelle gespielt. Genauso wie jetzt der Vater, diebeiden Brüder und die Cousins. Benni ist talentiert, das Hornspielen fälltihm leicht. Trotzdem will er kein Berufsmusiker werden, sondern als Kon ditorin die Familienbäckerei einsteigen.

01_MUSIKSCHULEN An Nachwuchs mangelt es den Musikkapellen Südtirols nicht.

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Katharinas Eltern sind eher unmusikalisch. Der Wunsch, ein Musikinstrumentzu lernen, ging von dem kleinen Mädchen selbst aus. Vielleicht war es auch dasVorbild der beiden älteren Brüder. Der 19-jährige Daniel geht inzwischen aufdas Konservatorium in Bozen. Talentiert ist auch Katharina. Sie nahm mit derKlarinette ebenfalls an „prima la musica“ teil. Auch 2009 belegte sie wiederden ersten Platz in ihrer Altersgruppe. Mit dabei war die KlarinettenlehrerinElfriede Graf, die ihre Musikschülerin schon seit der Kindergartenzeit kennt.Kein Wunder, dass sie fast aufgeregter war als Katharina selbst, als ihr Zöglingauf die Bühne ging. So aufgeregt, dass sie ihre Schülerin mit ihrer Begeisterungin Verlegenheit brachte. Klatschen zwischen den Stücken ist streng verboten.Was aber passierte, nachdem Katharina angefangen hatte, ihre fünf Stücke zuspielen? „Nach dem vierten Stück hat meine Lehrerin angefangen zu klat-schen.“ Noch immer könnte die Elfjährige vor Scham im Boden versinken.

Katharina übt nicht nur für die Musikschule. Sie spielt außerdem in derJugend- und in der Musikkapelle ihres Heimatortes Völs am Schlern mit.„Musizierende müssen ein Feld haben, wo sie gemeinsam spielen – denndas macht ja schließlich Spaß“, so Landesmusikschuldirektorin Irene Vieider.Musik gehört in Südtirol einfach zum Leben dazu. „Kein Fest ohne Musik.In den Dörfern merken auch die Menschen, wenn es keine Musik kapelleoder keinen Kirchenchor mehr gibt. Wenn die Musikkapelle in der Krisesteckt, ist auch das ganze Dorf in der Krise.“ Solange es Nachwuchs wieBenni und Katharina gibt, muss sie sich keine Sorgen machen.

KATHARINA ÜBER …

… EINE WOCHE OHNE MUSIK:„Ja, das geht, aber man weiß dann nicht, was man machen soll. Ich spiele meistens am Abend Klarinette. Und wenn nicht, dann sitze ich halt vor demFernseher herum …“

IRENE VIEIDER ÜBER …

… „PRIMA LA MUSICA“:„Das ist eine gute Gelegenheit, sich zu messen und zu zeigen, was die Schülergelernt haben. Auch für die Lehrpersonen ist es ein Gewinn. Sie sehen, wo siemit ihrer pädagogischen Arbeit stehen.“

… DIE KOSTEN FÜR DEN MUSIKSCHULUNTERRICHT:„Niemand soll den Zugang zur Musik nicht bekommen, nur weil er es nichtbezahlen kann.“

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02_MUSIKSCHULEN Nachwuchsmusiker wie Katharina sind wichtig für die Gemeinschaft eines Ortes.

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Über ganz Südtirol verteilt unterhält das Institut für Musikerziehung 50Schulstellen mit etwa 300 Lehrpersonen. Zum Vergleich: Das Saarlandmit seinen rund eine Million Einwohnern, etwa doppelt so viele wie inSüdtirol, hat laut dem Verband deutscher Musikschulen gerade mal sieben öffentliche Musikschulen. 2009 sind in Südtirol 16.404 Musik-schüler angemeldet, Tendenz steigend. Die kleinste Schule Südtirols inSt. Leonhard im Passeier hat 400 Schüler, die größte und älteste inBruneck 1.500.

Die Musikbegeisterung in Südtirol ist auch das Ergebnis des Engagementsvon ehrenamtlichen Mitgliedern in einer der 211 Musikkapellen in den116 Gemeinden des Landes. Mehr als die Hälfte aller Mitglieder istunter 30 Jahren.

INFORMATIONEN

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03_MUSIKSCHULEN Beim Musikwettbewerb „prima la musica“ belegte Benni mit dem Horn den ersten Platz.

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Beweggründe für die Teilnahme am Musikwettbewerb „prima la musica“sind in erster Linie die Lust und Freude am Musizieren. Unterstützt vonLehrpersonen und Eltern nutzen die jungen Teilnehmer die Wettbewerbs-situation aber auch, um künstlerische Erfahrungen auf ihrem musikali-schen Bildungsweg zu sammeln und Impulse für die persönliche Weiter-entwicklung zu erhalten. Am Landeswettbewerb in Imst, Tirol, nahmen2009 über 200 Kinder und Jugendliche aus Südtirol teil. 39 Südtirolererreichten die höchste Leistungsstufe, einen ersten Preis mit Auszeich-nung, und qualifizierten sich so für die Teilnahme am Bundeswettbewerbin Klagenfurt.

Institut für Musikerziehung in deutscher und ladinischer SpracheKontaktperson: Irene VieiderMuseumstr. 54 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 972 [email protected] | www.musikschule.it

KONTAKT

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BERGBAUERNHOF

Roter Hahn | Kontaktperson: Monika v. PayrK.-Michael-Gamper-Str. 5 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 999 [email protected] | www.roterhahn.it

Verein Freiwillige Arbeitseinsätze | Kontaktperson: Monika ThalerK.-Michael-Gamper-Str. 5 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 999 [email protected] | www.bergbauernhilfe.it

Die Erben der Einsamkeit | Aldo GorferTappeiner Verlag | ISBN 978-8870733396

Die schönsten Bergbauernhöfe in Tirol | Alfred Pohler Tyrolia Verlag | ISBN 978-3702228804

ZWEISPRACHIGE FAMILIEN

Deutsches Schulamt Amba-Alagi-Str. 10 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 417 510 www.provinz.bz.it/schulamt

Italienisches SchulamtPlaza-Gebäude | Neubruchweg 2 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 411 300www.provinz.bz.it/intendenza-scolastica

Ladinisches Schulamt Bindergasse 29 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 417 010www.provinz.bz.it/ladinisches-schulamt

EURAC research, Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit Drususallee 1 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 055 055www.eurac.edu

KLETTERTALENT

Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer | Kontaktperson: Toni StockerWeintraubengasse 9 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 976 [email protected] | www.bergfuehrer-suedtirol.it

Sportklettern & Bouldern in Südtirol | Juri ChiaramonteEdition Raetia | ISBN 978-8872833070

Klettern in Gröden Dolomiten | Mauro BernardiAthesia | ISBN 978-8887272215

RECHERCHE

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RECHERCHE | 27

SAGEN

Seiser Alm Marketing | Kontaktperson: Edith TrockerDorfstr. 15 | I-39050 Völs am Schlern | Tel.: +39 0471 709 [email protected] | www.seiseralm.it

Dolomitensagen | Karl Felix WolffAthesia Verlag | ISBN 978-8882662165

Märchen aus den Dolomiten | Ulrike KindlDiederichs | ISBN 978-3424010947

Sagen erleben in Südtirol. 40 Familienwanderungen zu magischen PlätzenDieter Buck | Folio Verlag | ISBN 978-3852564555

Südtiroler Sagen für Kinder erzählt | Marianne Ilmer-Ebnicher, Brigitte Seiwald | Athesia Verlag | ISBN 978-8882660048

MUSIKSCHULEN

Verband Südtiroler Musikkapellen | Kontaktperson: Pepi FausterSchlernstr. 1 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 976 [email protected] | www.vsm.bz.it

Südtiroler Volksmusikkreis | Kontaktperson: Luis RiederDominikanerplatz 7 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 970 [email protected] | www.volksmusikkreis.org

Südtiroler Sängerbund | Kontaktperson: Josef MairDominikanerplatz 7 | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 971 [email protected] | www.saengerbund-bozen.it

Verband der Kirchenchöre SüdtirolsKontaktperson: Wolfgang NiederbacherDomplatz 2 – Pastoralzentrum | I-39100 Bozen | Tel.: +39 0471 306 [email protected] | www.vks.it

Volksmusik in Tirol und Südtirol seit 1900 | Thomas NußbaumerStudienverlag GmbH | ISBN 978-3706546560

Jedes Kind will musizieren | Andrea RittersbergerSchott Music | ISBN 978-3795705190

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Land | ItalienStatus | Autonome Provinz Bozen – Südtirol (seit 1972)Fläche | 7.400 km2

Einwohner | 500.030Landeshauptstadt | Bozen (101.417 Einwohner)Amtliche Sprachen | Deutsch (70 %), Italienisch (25 %), Ladinisch (5 %)Angrenzende Staaten | Österreich, SchweizÜbernachtungen/Jahr | 27,7 Mio., davon 16,5 Mio. im SommerHerkunft Touristen | 46,5 % DE, 36,6 % IT, 3,6 % CH, 2,6 % AT

UNESCO-Weltnaturerbe | DolomitenHöchster Berg | Ortler, Vinschgau (3.905 m)Größter See | Kalterer See (1,47 km2, wärmster Badesee der Alpen)Längster Fluss | Etsch (153 km)Kleinste Stadt | Glurns, Vinschgau (880 Einwohner)Höchster Kirchturm | Schlanders, Vinschgau (91 m)Längste Skipiste | Trametsch auf der Plose, Eisacktal (9 km)Größte Hochalm | Seiser Alm, Dolomiten (52 km2)Größter Skiverbund | Dolomiti Superski (1.200 km Skipiste)Nationalparks | Nationalpark StilfserjochNaturparks | Schlern-Rosengarten, Texelgruppe, Puez-Geisler, Fanes-Sennes-Prags, Trudner Horn, Sextner Dolomiten, Rieserferner-AhrnTourismus-Website | www.suedtirol.info

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DATEN UND FAKTEN ZU SÜDTIROL

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PRESSEKONTAKTE | CD-ROM | 29

Für Deutschland und Österreichhäberlein & mauerer | agentur für public relations | Kristina DeppeRosenthaler Str. 51 | D-10178 BerlinTel.: +49 30 726 208 214 | Fax: +49 30 726 208 [email protected] | www.haebmau.de

Für die SchweizBernet_PR | Sonja StieglbauerOlgastr. 8 | CH-8001 ZürichTel.: +41 44 266 90 80 | Fax: +41 44 266 90 [email protected] | www.bernet.ch

Südtirol Marketing K.A.G. | Judith OberhuberPfarrplatz 11 | I-39100 BozenTel.: +39 0471 999 888 | Fax: +39 0471 999 [email protected] | www.suedtirol.info/presse

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HerausgeberSüdtirol Marketing K.A.G.Pfarrplatz 11 | I-39100 Bozen

Konzept und Texthäberlein & mauerer AG I Berlin

Design | borgwardt design | Berlin

Fotografie | Max Lautenschläger | Berlin

Druck | Ferrari Auer | Bozen

IMPRESSUM

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