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Kleine Kunstgeschichte fr Schreiner
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Traugott Whrlin
Kleine Kunstgeschichtefr Schreiner
Deutsche Verlags-Anstalt
Whrlin 04.02.2010 15:56 Uhr Seite 3
Zum AutorTraugott Whrlin, geb. 1931, war nach Schreinerlehre und Architektur-studium bis 1993 im Gewerbeschuldienst ttig und unterrichtete ab 1963an der Freiburger Meisterschule fr Schreiner insbesondere im BereichGestaltung und Kunstgeschichte. Von 1979 bis zu seinem Ruhestand warer Leiter der Freiburger Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule, in der inden verschiedensten Schularten neben allen Bau- und Holzberufen auchGestaltungsberufe wie Bildhauer und Dekorateure zusammengefasst sind.Neben Verffentlichungen zum Thema Gestaltung gilt sein Hauptinte-resse als Autor vor allem der europischen Bau- und Mbelgeschichtesowie dem Holzhandwerk in den Lndern des Orients.
Reihe Handbuch fr Schreiner
Diese Ausgabe wurde auf chlor- und surefrei gebleichtem,alterungsbestndigem, FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.
4., erweiterte Auflage 2012 2003 Deutsche Verlags-Anstalt, Mnchen,in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle Rechte vorbehaltenZeichnungen: Traugott WhrlinUmschlaggestaltung: Monika Pitterle/Bro Klaus Meyer, MnchenUmschlagmotive vorne: s. S. 60, 107Umschlagmotive hinten: s. S. 197, 208Gesetzt aus der SyntaxDruck: Messedruck GmbH, LeipzigBindung: Kunst- und Verlagsbuchbinderei GmbH, LeipzigPrinted in Germany
www.dva.de
ISBN 3-421-03417-55555
Inhalt
Teil 1: Die historischen Stile 11
I. berblick 121. Kulturen und Stile 122. Die europischen Kulturepochen 13
II. Die Kulturen des Altertums 161. Architektur 162. Bildhauerei Malerei 173. Mbel Holzarbeiten 17
III. Die Kulturen der Antike 20Griechische Kultur 20
1. Architektur 212. Mbel 25
Rmische Kultur 271. Architektur 282. Mbel 33
IV. Die Kulturen der Sptantike und des Mittelalters 36Keltische und germanische Kultur 37
1. Architektur 372. Ornamentik 39
Byzantinische Kultur 401. Architektur 402. Kunsthandwerk 40
Islamische Kultur 421. Architektur 422. Ornamentik 463. Holzarbeiten 46
Frhes Mittelalter/Romanik 471. Architektur 482. Mbel und Innenrume 53 3. Tren 58
Hoch- und Sptmittelalter/Gotik 581. Architektur 592. Mbel und Innenrume 623. Tren 694. Kirchenausstattung Altre 70
V. Die Neuzeit Renaissance, Barock und Klassizismus 71Renaissance 71
1. Architektur 712. Mbel und Innenrume 753. Tren 83
Die Epoche des Barock 83Frh- und Hochbarock 84
1. Architektur 842. Mbel und Innenrume 86
Sptbarock, Rokoko 921. Architektur 932. Mbel 973. Kirchenausstattung 99
Louis XVI, Zopfstil bergang zum Klassizismus 102Englische Mbelentwerfer 108Die Epochen des Klassizismus 109
1. Architektur 1112. Mbel und Innenrume 1113. Tren 1204. Bauernmbel 120
Inhalt6
Teil 2: Das Zeitalter des Pluralismus 123
I. berblick 124
II. Ausklang und Neubeginn 128Historismus und Eklektizismus (18501910) 128
1. Architektur 1292. Mbel und Innenrume 131
Die Arts and Crafts Bewegung (18701910) 136Das erste Industriedesign: Shakermbel und Thonet-Bugholzmbel 139Die Jugendstilbewegungen (18951910) 140
1. Architektur 1422. Mbel und Innenrume 1433. Jugendstil-Ornamente 149
III. Wegweiser in das 20. Jahrhundert 151Die Epoche vor dem 1. Weltkrieg 151
1. Der Weg zum Funktionalismus 1512. Magebende Gestalter und der Deutsche Werkbund 152
Ein neuer Stil entsteht: Die Neue Sachlichkeit 1541. Das Bauhaus (19191933) 1552. De Stijl 1573. Le Corbusier und Stahlmbel im Stil der Neuen Sachlichkeit 157
IV. Gestaltungsideologien vor dem 2. Weltkrieg 161Expressionismus 161
1. Expressionismus in der Kunst 1612. Expressionismus in der Architektur (1918 1935) 161
Art Dco (19201935) 163Traditionalismus und NS-Stil 167
V. Vorbildervielfalt um die Jahrhundertmitte 171Der Internationale Stil 171
1. Architektur 1722. Mbel und Innenrume 175
Inhalt 7
VI. Gestaltungsideologien von 1960 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts 183Funktionalismus und Rationalismus 184
1. Architektur 1842. Mbel 186
Strukturalismus und Suche nach neuen Ordnungen 1891. Architektur 1892. Mbel 189
Nostalgiebewegung und handwerkliches Design 1921. Die Stil- und Antikmbelwelle 1922. Das handwerkliche Mbeldesign 193
Pop-Kultur und Protestdesign 195Konstruktionalismus und High-Tech-Gestaltung 198
1. Architektur 1982. Mbel 202
Postmoderne und Neoklassizismus 2031. Architektur 2032. Mbel 206
Dekonstruktivismus 2061. Architektur 2062. Mbel 207
Minimalismus und die sthetik der Nchternheit 2101. Architektur 2102. Mbel 211
VII. Globalisierung und Entgrenzung des Designs 2161. Architektur 2172. Mbel 220
Personenregister 225Sachregister 228
Inhalt8
Quark6.1 08.05.2012 14:24 Uhr Seite 8
Vorwort
Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieser Kleinen Kunstgeschichtefr Schreiner sind mehr als drei Jahrzehnte vergangen. Es war damalskaum zu erwarten, dass das aus einem Unterrichtsmanuskript hervor-gegangene Bchlein bei jungen und lteren Schreinern und vielen ande-ren Freunden der Mbelkultur so viel Anklang finden und bis heute einebeliebte Informationsquelle bleiben wrde. Der Grund dafr, dass es sokam, liegt zweifellos im didaktischen Konzept einer ebenso knappen wiebersichtlichen Darstellung mit Text und gezeichneter Illustration sowie inder Einbindung der Mbelgeschichte in den greren Zusammenhang derArchitektur- und Kulturentwicklung.In dem langen Zeitraum von drei Jahrzehnten hat sich um uns herum nunallerdings mancherlei verndert. So ist zum Beispiel durch die vielen bei unslebenden Menschen orientalischer Herkunft der Abstand zu deren Heimat-kulturen so weit geschrumpft, dass die wichtigsten muslimischen Architek-turformen und die dazugehrigen faszinierenden Tischlerarbeiten mit ihrereigenen Ornamentsprache zumindest in geraffter Form ebenso Beachtungverdienen wie unser Erbe aus der Antike oder dem frhen Mittelalter.Wesentlich gravierender noch ist aber die Feststellung, dass das meiste, waswir vor drei Jahrzehnten als verwirrende gestalterische Gegenwart erlebtund wahrgenommen haben, inzwischen Geschichte geworden ist. Jede Beschftigung mit der Vergangenheit, zumal der Kunst- und Kultur-geschichte, wird erst dann lebendig, wenn diese Vergangenheit auf dieunmittelbare Gegenwart bezogen ist und als Wurzelgeflecht der oft nochunklaren aktuellen Strmungen und Ideologien verstanden wird. Um die-ser Akzentverschiebung in die Gegenwart gerecht zu werden, wurdebereits die letzte Auflage der kleinen Kunstgeschichte im Jahr 2003 neukonzipiert und dem in die Distanz gerckten gewaltigen Zeitalter derhistorischen Stile das vergleichsweise kurze und junge, aber fr unsereGegenwart vielleicht dennoch aufregendere Zeitalter des Pluralismusgegenbergestellt.
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Quark6.1 08.05.2012 14:24 Uhr Seite 9
Gerade die letzten Jahre des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahr-hunderts haben nun aber gezeigt, dass die niemals zuvor erlebte Rasanzder wissenschaftlich-technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungenund die damit einhergehenden enormen sozialen Vernderungen rund umden Globus mit ebensolchen Vernderungen der Bedrfnisse und des all-gemeinen sthetischen Bewusstseins verbunden waren. Es ist klar, dasssich dies in einer nie gekannten Flle rasch aufeinander folgender oder sichberschneidender gestalterischer Ideologien niederschlagen musste. Niezuvor hat sich das Gesicht unserer gebauten Umwelt und unserer Wohn-landschaften so rasch und so vielfltig verndert wie in unserer unmittel-baren Vergangenheit und der daraus gewachsenen Gegenwart.Nachdem schon die letzte Auflage der kleinen Kunstgeschichte mit demBemhen verbunden war, diese in der jngsten Geschichte begrndetegegenwrtige Vielfalt zu strukturieren, soll die vorliegende neue Auflagedarber hinaus auch so etwas wie eine aktuelle Standortbestimmung ver-mitteln und damit das Bewusstsein fr den Zusammenhang zwischenVergangenheit und Gegenwart verstrken. In der fachlichen Kommunikation mit Architekten und anspruchsvollenKunden ebenso wie in der wirtschaftlichen Auseinandersetzung mit derKonkurrenz groer Mbelmrkte und Einrichtungshuser wird heute vonSchreinermeistern lngst nicht mehr nur Fachwissen und technisches Kn-nen erwartet, sondern ein Bildungsniveau, das die Vertrautheit mit denjngeren und lteren historischen Hintergrnden ihrer Arbeit ganz selbst-verstndlich einschliet. Das Gefhl fr die Einbindung unserer eigenenGestaltungsarbeit in den groen Fluss der Kulturgeschichte ist Bestandteildieser Bildung.Dass die Deutsche Verlags Anstalt wieder einmal verstndnisvoll die ver-legerischen Mhen dieser Anpassung auf sich genommen hat, verdientnicht nur groen Respekt, sondern vor allem den besonderen Dank desAutors.
Kirchzarten, im April 2012 Traugott Whrlin
Vorwort10
Quark6.1 08.05.2012 14:24 Uhr Seite 10
Teil 1
Die historischen Stile
I. berblick
1. Kulturen und Stile
In dem Begriff Kultur sind alle menschlichen Bemhungen enthalten,die dem berleben in der Natur gelten, der Regelung zwischenmensch-licher Beziehungen wie dem Rechtssystem und der Religion. Ganz be-sonders denkt man im Zusammenhang mit Kultur an solche Leistungen,deren Spuren auch noch von spteren Generationen verfolgt werden kn-nen: an Handwerk und Kunst, Technik und Architektur, Literatur, Dich-tung oder Musik. Aus dem Zusammenspiel dieser Spuren ist es mglich,von der realen wie der geistigen Welt vergangener Zeitabschnitte oderKulturepochen auch der, in der man selbst lebt recht konkrete Vor-stellungen zu gewinnen, die man mit dem vergleichen kann, was andereKulturepochen hervorgebracht haben.Vielen Leuten ist dabei nicht bewusst, dass ihre eigenen Leistungen nichtmglich wren ohne das, was vorausgegangene Kulturabschnitte bereitsgeschaffen haben, dass also Neues in welcher Form auch immer nur aufdem Fundament von bereits Vorhandenem entstehen und aufbauen kann.
Kultur- und Kunstgeschichte lassen sich also wie eine riesige Ahnentafelbetrachten, in der man nahe und fernere verwandtschaftliche Bezie-hungen verfolgen kann.Den Raum, in dem solche Verwandtschaftsbeziehungen oder Abstam-mungsverhltnisse bestehen, nennt man Kulturkreis. In ihm sind viele ein-zelne Kulturen mit regionalen Schwerpunkten denkbar, die wiederum inEpochen unterteilt werden knnen. Da, wo sich im zeitlichen Rahmeneiner Kulturepoche eine gemeinsame Formensprache herausgebildet hat,etwa in der Ornamentik, der Baukunst, der Malerei, Bildhauerei, der Lite-ratur oder Musik sprechen wir von Stil. Ebenso wie bei Kulturen gibt esalso auch bei Stilen verwandtschaftliche Beziehungen.
12
Die fernsten Auslufer unserer europischen Kultur lassen sich bis in dasalte gypten und in den Orient des dritten Jahrtausends vor unsererZeitrechnung zurckverfolgen. Aber wie entstanden dort diese ltestenFormen unserer europischen Kultur?Wir wissen heute, dass Kultur in allen Teilen der Erde stets unterschied-lich weit entwickelt war und zugleich bei verschiedenen Vlkern vlligandere Erscheinungsformen hatte. In den langen vorkulturellen Zeit-rumen lebten die Menschen ohne Zeitgefhl, der Natur ausgeliefert ineinfachsten Gesellschaftsformen und waren in der Regel auch nicht sess-haft. Erst mit der Bindung an bestimmte Landstriche meist fruchtbareFlusstler wie am Nil oder im Zweistromland des Euphrat und Tigris ent-standen differenziertere Daseinsformen. Gnstige Lebensbedingungen ver-ursachten Bevlkerungszuwachs und fhrten zu Arbeitsteilung und damitzu immer ausgeprgteren gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen: zu ge-regelter Verwaltung, organisiertem Rechtswesen, Kommunikationsmittelnfr die Fixierung und Weitergabe von Gedanken und Nachrichten, kurz,zu dem, was man heute Staat und Infrastruktur nennt.
Wichtigste Voraussetzung fr alle Kulturen ist der ideologische berbau.Ohne eine dem jeweiligen Volkscharakter geme Religion ist Kultur nichtdenkbar. In ihrem Dienst entstanden die gewaltigsten Leistungen, die wirheute als Kulturzeugnisse bewundern.
Austausch und Kontakte zwischen parallelen Kulturen entstanden vorallem ber Handelsbeziehungen. Durch sie standen praktisch alle Vlkerund Kulturen des Mittelmeerraums miteinander in Verbindung, whrendsich Vlker, die von diesen Kontakten abgeschnitten waren etwa die inOstasien, Mittel- und Sdafrika oder Nord- und Sdamerika isoliert ent-wickelten und bis zu ihrer Entdeckung so gut wie keine Berhrung mitdem europischen Kulturkreis hatten.
2. Die europischen Kulturepochen
Die ltesten Epochen der europischen Kulturfamilie werden mit demBegriff Altertum zusammengefasst: die Welt der gypter am Nil, derSumerer, Babylonier, Assyrer und der alten Perser im Vorderen Orientsowie der Kreter in der gis und der Hethiter in Anatolien.
berblick 13
Entwicklung der europischen Kulturfamilie
Aus diesen Kulturen entwickelte sich seit etwa 800 bis 600 v. Chr. die denganzen Mittelmeerraum beeinflussende Kultur der Griechen und spterder Rmer, die sich ber das ganze damals bekannte Europa ausbreitete.Beide zusammen bilden den ber fast ein Jahrtausend whrenden Kultur-abschnitt, den wir Antike nennen.Whrend diese antike Welt in Osteuropa als byzantinische Kultur noch bisin das 15. Jahrhundert fortbestand und in engen Kontakt zu der im NahenOsten seit dem 7. Jahrhundert stark expandierenden islamischen Kulturgeriet, entstand im brigen Europa durch die Verschmelzung von Antikemit der Vorstellungswelt der keltischen und germanischen Vlker etwa abder Mitte des 1. Jahrtausends n. Chr. die Kulturepoche des Mittelalters. Inihr unterscheiden wir die frhe Phase der frnkischen Kultur oder derKarolinger, die Zeit des Hochmittelalters, die man Romanik nennt, und diesptmittelalterliche Epoche der Gotik, in der bereits die ersten Anstzeneuer Ideen, Formen und Interessen erkennbar wurden. Diese Neuzeit begann sichtbar mit den groen geistigen und technischenUmwlzungen, Entdeckungen und Erfindungen der Renaissance im 15.und 16. Jahrhundert. Sie setzte sich fort mit den an Formen und Ideenungemein produktiven Kulturabschnitten des Barock und des Klassizis-mus, um schlielich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den kurzenEpochen des Historismus/Eklektizismus und des Jugendstils in das Zeit-alter des Pluralismus berzugehen, das bis heute andauert.Unsere Gegenwart oder die Welt der Moderne begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Bewegung der Neuen Sachlichkeit, die in dieheutige Zeit des Rationalismus, das heit der Industrialisierung, Techni-sierung und Globalisierung aller Lebensbereiche, bergeleitet hat.
berblick 15
II. Die Kulturen des Altertums
Zeittafel
gyptische Kultur ca. 3000 v. Chr. bis ca. 300 v. Chr.Mesopotamische Kulturen
(Sumerer, Babylonier, Assyrer, Altperser/Elamer) ca. 3000 v. Chr. bis ca. 500 v. Chr.
Hethiter und Kretisch-Mykenische Kultur ca. 2000 v. Chr. bis ca.1200 v. Chr.
Wenn man bedenkt, welche groen technischen und kulturellen Ver-nderungen allein in 100 Jahren mglich sind, scheint es vermessen, Kul-turzeitrume von mehr als 2000 Jahren in einem kurzen Abschnitt darzu-stellen. Auch wenn man bercksichtigt, dass Vernderungen damals viellangsamer abliefen als heute, ist das nicht mglich. Einige wenige verglei-chende Feststellungen zu den hier interessierenden Bereichen der Kulturmgen daher gengen.
1. Architektur
gypten: Die Baukunst stand hier ganz im Dienst der Religion. Aus demAlten Reich (3000 v. Chr. bis 2200 v. Chr.) sind die gewaltigen Pyra-miden als Grabsttten der gottgleichen Pharaonen erhalten. Im Mittle-ren- und Neuen Reich (2200 bis 300 v. Chr.) entstanden riesige Tem-pelanlagen mit imposanten Sulenhallen (z. B. in Theben, Luxor, Karnak).
Mesopotamien: Aus Mangel an Naturstein entstand dort eine hochent-wickelte Ziegelbautechnik. Damit wurden groe Stadtanlagen errichtet(z.B. Ur, Alt-Babylon, Ninive), in deren Mittelpunkt sich ein gewaltigerTempelbezirk befand. Wichtigster Teil davon war der Zikkurat, ein pyra-midenfrmiger, abgetreppter Gtterturm. Die Bibel berichtet in der Ge-schichte vom Turmbau zu Babel von solchen Anlagen. Im sdlichen Teil
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des Zweistromlandes existieren noch zahlreiche Reste solcher gigantischenTurmbauten.Eines der schnsten Zeugnisse dieser Baukunst befindet sich heute imBerliner Pergamon-Museum: das Ischtar-Tor aus blaugrn glasiertenZiegeln.
Anatolien: Aus der Hethiterzeit sind hier die Reste riesiger Stadtanlagenerhalten, die auf perfekte Sozial- und Wirtschaftssysteme sowie auf hoch-entwickelte Handwerkstechniken schlieen lassen (Hattuscha, Karkemischu. a.).
Kreta und griechische Halbinsel: Hier sind nicht nur kriegerische Burgen(Mykene, Tyrins) erhalten, sondern auch die Ruinen reicher Palste mitkomplizierten Grundrissen und Ausstattungen, die auf ein freudvolles Da-sein hinweisen (Knossos, Phaistos). Bemerkenswert ist vor allem der hoheStandard der Zivilisation: Mehrgeschossige Bauweise war ebenso selbst-verstndlich wie flieendes Wasser und Kanalisation.
2. Bildhauerei Malerei
Das, was man heute unter Bildender Kunst versteht, war in allen Kul-turen des Altertums hochentwickelt. Hervorragende Beispiele von Wand-malerei, Relief- und Rundplastik sowie ornamentalen Techniken sind ingroer Zahl erhalten. Auffallend ist dabei berall die fr archaische Kul-turen typische Stilisierung zur Steigerung der Ausdruckskraft.
3. Mbel Holzarbeiten
Auer in einigen gyptischen Grabkammern blieben Mbelstcke odergar komplette Inneneinrichtungen nirgendwo erhalten. Unsere Kenntnisber Art und Aussehen des Mobiliars verdanken wir also hauptschlichbildlichen Darstellungen. Danach waren Truhen, Bettgestelle, Tische und auch Sitzmbel berallgebruchlich, wobei Letztere aber nur von hochgestellten Personen be-nutzt wurden. Einfache Menschen hockten sowohl zur Arbeit als auchzum Essen auf den eigenen Fersen am Boden, wie das noch heute imgesamten Orient blich ist.
Die Kulturen des Altertums 17
Altertum
Pyramiden, Grabbauten um 2500 v. Chr. Tempel um 1300 v. Chr.
Sulenformen: Kapitelle in Form von Bltenoder Bltenknospen
Sulenwald im Inneren eines Tempels(Karnak)
Lehnstuhl mitgeflochtenem Sitzund Fen in Formvon Lwenklauen,gyptisch, um1000 v. Chr.
Hocker mit Ledersitz und gedrechseltenStollen, gyptisch, um 1000 v. Chr.
1. gypten, Baukunst
2. Babylon-Assur (Mesopotamien) 3. Hethiter (Kleinasien)
4. Mbel im Altertum
Zikkurat-Tempel in Assur, 11. Jh. v. Chr.
Stadttor der Hauptstadt Hattuschasch,16. Jh. v. Chr.
Soweit Mbel aus Holz hergestellt waren, hnelten die Konstruktionenweitgehend den noch heute gebruchlichen (Dbel, Schlitz und Zapfen).Aus alten Grberfunden wei man, dass auch die Furniertechnik unddamit natrlich Leim bekannt war, wobei dieser allerdings nie fr kon-struktive Holzverbindungen benutzt wurde. Interessant ist die Beobachtung, dass bei besseren Mbeln die Fe hu-fig Tierpfoten nachgebildet waren, wie dies noch viele Jahrhunderte sp-ter bei Mbeln aus der griechischen und rmischen Antike der Fall war.
Die Kulturen des Altertums 19
III. Die Kulturen der Antike
Griechische Kultur
Sie entwickelte sich in der gis parallel zur persisch-achmenidischenKultur in Vorderasien. Da hier ber die unter persischer Oberhoheit ste-henden Staaten Kleinasiens (Anatoliens) ein reger Kulturaustausch stattfand,ist nicht immer klar, wo die Wurzel der griechisch-antiken Formenspracheliegt. Sie wurde jedenfalls zum wichtigsten Leitbild der europischen Kul-turgeschichte, und vieles, was dort seinen Ursprung hatte, bestimmt nochheute unsere Vorstellungswelt und unser Denken.Der Boden, auf dem diese Kultur wachsen konnte, war eine Religion, diedas Harmonisch-sthetische oder das Vollkommene verehrte. Whrenddie persisch-zoroastrische Religion (Religionsstifter: Zarathustra) von derAuseinandersetzung zwischen den Mchten des Guten und des Bsenbestimmt wurde, waren die griechischen Gtter nichts anderes als Vor-stellungen von Menschen, denen die menschliche Unvollkommenheitfehlte. Streben nach Vollendung in jeder Form und auf allen Gebieten desLebens war demnach Gottesdienst. So hatten ja auch die olympischenSpiele ursprnglich rein kultischen Charakter und sind erst in der sptgrie-chischen Zeit ebenso wie viele andere kultische Einrichtungen zu reinenSchaustellungen mit kommerziellem Hintergrund erstarrt.
Zeittafel
vorklassische (archaische) Zeit ca. 700 450 v. Chr.klassische Zeit ca. 450 300 v. Chr.sptgriechische (hellenistische) Zeit ca. 300 150 v. Chr.
20
1. Architektur
Das Wesen der griechischen Architektur ist besonders leicht ber die Reli-gion der Griechen zu verstehen. Der Tempel als Sitz der Gottheit mussteein sthetisch vollkommenes Haus sein, wie sein Bewohner die Voll-kommenheit des Menschlichen verkrperte. Seine Grundform entsprachalso dem Mnnertrakt eines normalen griechischen Wohnhauses, demMegaron. Um der Sphre des Gewhnlichen und damit Unvollkommenenentrckt zu sein, steht der Tempel allerdings auf einem stufenfrmigenUnterbau, dem Stylobat. Das bei allen Bauwerken auftretende Wechsel-spiel zwischen Sttze und Last sollte beim Tempel, als vollkommenemGebude, ablesbar gemacht werden: Das lastende, schwere Dach ruht aufsttzenden Sulen, deren Gestaltung die Funktion des Sttzens sichtbarmachen sollte.Gelegentlich wurden statt Sulen auch menschliche Steinfiguren verwen-det, die aufrecht stehenden, weiblichen Karyatiden oder Koren, die aufihren Kopfpolstern die Last des Geblks tragen, oder der einer Konsolehnliche, hockende Atlas, der der antiken Sage nach das Himmelsgewlbeauf seinen Schultern trgt. Bei der Sule wird das Kopfpolster zum Kapitellund der Fu zur Basis. Beide bilden den federnden bergang zwischenSttze und Last.In der jahrhundertelangen Geschichte der griechischen Architektur sindverschiedene Sulenformen entstanden, die sich vor allem durch dasKapitell unterscheiden.Die dorische Sule ist die lteste Form. Sie ist charakterisiert durch dasEchinuskapitell, das aus einem Wulst und einer darber liegenden quadra-tischen Platte besteht. Ihr Schaft ist mit flachrunden, scharfkantigen Rillenversehen, den Kanneluren. Eine Basis ist nicht vorhanden. Dafr verleihteine leichte Schwellung im unteren Drittel sowie eine geringfgige Ver-jngung nach oben dem gedrungenen Schaft eine Spannung, die denVorgang des Sttzens erahnen lsst. Die spter entstandene ionische Sulehat etwas schlankere Proportionen und trgt das Volutenkapitell, dasoptisch eine stark federnde Wirkung besitzt. Die Kanneluren des Schaftessind hier tiefer und durch schmale Stege voneinander getrennt. Auerdembesitzen ionische Sulen eine Basis, die in der Regel aus einer Plinthebesteht, auf der eine Hohlkehle eingebettet zwischen zwei Wlste auf-liegt.
Griechische Kultur 21
UNVERKUFLICHE LESEPROBE
Traugott Whrlin
Kleine Kunstgeschichte fr Schreiner
Gebundenes Buch, Pappband, 240 Seiten, 14,8 x 21,0 cm630 s/w AbbildungenISBN: 978-3-421-03417-5
DVA Architektur
Erscheinungstermin: September 2003
Die Entwicklung der Mbelkultur und des Innenausbaus stehen in engem Zusammenhangmit den Stilentwicklungen, dem kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld dereinzelnen Epochen. Die informativ-knappen Beschreibungen und bewhrten Handzeichnungenvon Mbeln, Bauwerken und ornamentalen Details machen diese Zusammenhnge deutlichund fgen sie zu einer Stilgeschichte des europischen Raums. Dabei werden nichtnur die historischen Zeitrume, sondern auch die vielfltigen Strmungen der jngstenDesigngeschichte dargestellt. Leitfaden durch die Stilgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Mehr als 600 Zeichnungen Fr Schreiner, Schler, Studenten und Lehrer an Berufs- und Fachschulen Die Kleine Kunstgeschichte, das bewhrte Handbuch fr Schreiner in neuer, berarbeiteter underweiterter Ausgabe.
http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=225888