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339 (Aus dam chemischen Laboratorium des pathologischcn Instituts zu Berlin.) Kleinere Mittheilungen physiologiseh-chemischen Inhalts. Von Prof. E. Salkowski. I. Ueber die Untersuchung des Harns auf Aceton. Vor einigen Jahren habe ich ~) mitgetheilt, dass man naeh Versuchen, die theils yon mir selbst, theils yon Dr. K e n T a n ig u t i angestellt sind, auch aus kleinen Quantit~ten normalen Harns w~igbare Mengen Jodoform erhNt, wenn man den Harn stark mit Schwefelsaure ans~uert -- 5 bis 10 cem concentrirte Schwefelsiiure auf 300 ecru Harn -- dann, entgeg'engesetzt der gewShnliehen Vorschrift, soweit als ang~ingig destillirt und das gesammte De- stillat mit Jod-JodkaliumliJsung und Natronlauge versetzt. Es wur- de~ so aus 300 ecru Ham zwischen 0,011 und 0,029 g (in zwei FNlen jedoch nur 0,0041 und 0,005 g) Jodotbrm erhalten, wiihrend das gewi~hnliche Veffahren -- sehwaches Ansiiuern und Unter- suchung der ersten 20 bis 50 ccm des Destillates -- nut unw~g- bare Spuren 7 selten etwas mehr, liefert. Das Aceton ist nun im Ham aller Wahrseheinliehkeit naeh priiformirt (v. Jakseh)i oder mindestens doch in Form einer sehr leicht zersetzbaren Verbindung' enthalten, da sehon leichtes An- siiuern des Hams hinreicht, um sein Auftreten im Destillat zu be- wirken. In unseren Versuchen musste die Muttersubstanz des Ace- tons offenbar eine ganz andere sein, da sie Aeeton nut bei Ein- wirkung starker Siiuren liefert, und es ibrtdauernd liefert, so lange es liberhaupt noch miiglieh ist, zu destilliren. Es lag nicht fern, zu vermuthen, dass die Muttersubstanz des Acetons bezw. des Jodoform gebenden Kiirpers in diesem Falle die Kohlehydrate des Harns sein m(iehten, wenng'leich bisher nichts davon bekannt ist, dass dieKohlehydrate bei Einwirkung yon Mi= 1) Zeitsehr. f, physiolog. Chemie. XIV. S. 476,

Kleinere Mittheilungen physiologisch-chemischen Inhalts

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339

(Aus dam chemischen Laboratorium des pathologischcn Instituts zu Berlin.)

K l e i n e r e M i t t h e i l u n g e n p h y s i o l o g i s e h - c h e m i s c h e n

I n h a l t s .

Von

Prof. E . S a l k o w s k i .

I. U e b e r d ie U n t e r s u c h u n g de s H a r n s a u f Aceton .

Vor einigen Jahren habe ich ~) mitgetheilt, dass man naeh Versuchen, die theils yon mir selbst, theils yon Dr. K e n T a n ig u t i angestellt sind, auch aus kleinen Quantit~ten normalen Harns w~igbare Mengen Jodoform erhNt, wenn man den Harn stark mit Schwefelsaure ans~uert - - 5 bis 10 cem concentrirte Schwefelsiiure auf 300 ecru Harn - - dann, entgeg'engesetzt der gewShnliehen Vorschrift, soweit als ang~ingig destillirt und das gesammte De- stillat mit Jod-JodkaliumliJsung und Natronlauge versetzt. Es wur- de~ so aus 300 ecru Ham zwischen 0,011 und 0,029 g (in zwei FNlen jedoch nur 0,0041 und 0,005 g) Jodotbrm erhalten, wiihrend das gewi~hnliche Veffahren - - sehwaches Ansiiuern und Unter- suchung der ersten 20 bis 50 ccm des Destillates -- nut unw~g- bare Spuren 7 selten etwas mehr, liefert.

Das Aceton ist nun im Ham aller Wahrseheinliehkeit naeh priiformirt (v. J a k s e h ) i oder mindestens doch in Form einer sehr leicht zersetzbaren Verbindung' enthalten, da sehon leichtes An- siiuern des Hams hinreicht, um sein Auftreten im Destillat zu be- wirken. In unseren Versuchen musste die Muttersubstanz des Ace- tons offenbar eine ganz andere sein, da sie Aeeton nut bei Ein- wirkung starker Siiuren liefert, und es ibrtdauernd liefert, so lange es liberhaupt noch miiglieh ist, zu destilliren.

Es lag nicht fern, zu vermuthen, dass die Muttersubstanz des Acetons bezw. des Jodoform gebenden Kiirpers in diesem Falle die Kohlehydrate des Harns sein m(iehten, wenng'leich bisher nichts davon bekannt ist, dass dieKohlehydrate bei Einwirkung yon Mi=

1) Zeitsehr. f, physiolog. Chemie. XIV. S. 476,

340 E. S a l k o w s k i :

nerals~uren Aceton liefern. Herr Dr. H i r a y a m a aus Tokio hat vor einiger Zeit auf maine Aufforderung einige Versuehe hierUber angestellt, welehe ieh dann fortgesetzt babe.

Vorher wurde noah ein Versuah an Ham dartiber ausge- fiihrt, ob die Ausbeute an Jodoform dutch weitere Steigerung der Quantitat der Sehwefelsaure vermehrt werden kSnne. Je 300 ecru ein und desselben Harns wurden mit 10, 20, 30 cem aoneentrirter Sehwefels~ture soweit als thunlieh destillirt, das Destillat mit Jod- jodkaliuml~sung und ~atronlauge versetzt und ca. 24 Stunden sick selbst tiberlassen. Naeh diaser Zeit wurde das gebildete Jodoform auf einem tiber Sehwefals~ture getroakneten und gewogenen Filter gesammelt, ausgewascben und wieder tiber Schwefels~ure getroak- net. Es ist selbstverstandlieh, dass dieses Verfahren bet der Fltieh- tigkeit des Jodoforms und der Sehwierigkeit, die Filter tiber Sehwefels~ure zu trosknen, nur ann~hernde Werthe ergeben kann und Sehwankungen, welehe n i e h t yon Untersehieden in dem Gehalt des Destillats an Aeeton abh~ngen, nieht ausgesehlossen sind, doeh gentigt das Verfahren ftir den vorliegenden Zweek und es war zudem damals aueh keine bessere Methods zur Bestim- mung so kleiner Quantit~tten yon Jodoform in Gebrauah.

In sp~teren yon mir arigestellten Versuahen wurde etwas anders verfahren. Das Jodoform wurde auf einem nieht gewogenen Filter gesammelt, dutch Stehenlassen an der Luft oder im Ex- siccator getroeknat, das Jodoform dann dutch wiederholtes Auf- tropfen kleiner Quantit~ten Aether gelSst, die filtrirte ~thsrisehe LSsung bet gelinder W~rms oder bet Zimmertemperatur verdunstet und tier Rtiekstand naeh mehrstUndigem Stehen in Exsiaeator ge- WOgen. Von dem Verfahren yon K r ~t m e r 1) _. das Jodoform wird dutch Aether ausffesehtittelt, yon tier ~therischen LSsung sin aiiquoter Theil mit der Pipette entnommen und v e r d u n s t e t - wurde aus zwei Grtinden Abstand genommen. Einmal ist es sahr sehwer, sigh absolut alkoholfreien Aether zu versehaffsn, welehen die Methode erfordert, andererseits ist es kaum ausftihrbar, min- destens sehr sehwierig, Aether mit der Pipette abzumessen. Die starke Spannung des A etherdampfes bet Zimmertemperatur bGwirkt fast unvermeidlieh, dass ein Theil der aufgesogenen AetherlSsung zu ungeleffener Zeit herausgesehlsudert wird.

1) Bey. d. d. Chem. Oes. XIII. S. -1000,

Kleinere Mitfheilungen physiologisch-chemlschen Inhalts. 341

D i e aus H a m - - 300 ccm - - erhaltenen Versuchsresultate

sind in nachfolgender kleinen Tabelle zusammengestellt.

Spec. Zusatz yon Zusatz von Zusatz V'on Nummer Gewicht 10 ccm S04H 2, 20 ccm S04H 2. 30 ccm S04H 2.

des des Earns Erhaltenes Erhaltenes Erhaltenes Yersuches Jodoform. Jodoform. Jodoform.

I

II

III

1020

1021

1012

0,0158

0,0345

0,0157

0,0428 0,0873

0,0103

In den 3 Versuchen zu- sammen erhatten

0,066 0,1404

0,0690

0,0353

0,0190

0,1233

Aus den vorstehenden Versuchen ergiebt sich zun~chst soviel,

dass die Anwendung yon 10 ccm Schwefels~ure wenigcr Acetou-

resp. jodoformbildende Substanz liefert, als die Anwendung einer

grSsseren Quantiti~t. Auffallenderweise wurde bei Anwendung

yon 30 ccm Schwefels~ure weniger Aceton erhalten, als bei 20

ccm. Da dieses Resultat aber nur dutch einen aufifallend hohen

Werth ftir 20 ccm in Versuchsreihe I I bezw. einen auffallend nie-

drigen Werth fiir 30 ccm in dieser Reihe herbeigeftihrt, ausserdem

nicht abzusehen ist, wie eine g'riissere Quantitiit Schwefelsiiure z e r -

stSrend auf hceton einwirken kSnnte, vielmehr theoretiseh yon

derselben eine starkere spaltende Wirkung zu erwarten ist, so

wurde fUr die folgenden Versuche auf 300 ccm LSsung 20 his 30

ccm c0ncentrirte Schwefetsiiure genommen. Im Uebrigen war das

Verfahren dasselbe.

A. V e r s u c h e m i t D e x t r o s e 1 ) .

I. 300ecru 3~ LSsung mit 30 ccm 8chwefelsiiure destillirt das Destillat in Fractionen aufgefangen:

;Iodoform Ers{e Fraction ---- 90 corn hTichts Zweite ,, ~ 90 ,, 0,0035 Dritte ,, ~ 50 ,, 0,0250

zusammen 0,0285

1) K~uflicher reinster Traubenzueker.

34~ E. S a l k o w s k i :

Aus diesem Versuch geht hervor, dass sich aus dem Traubcn- zucker durch Einwirkung der Saure eine merkliche Quantit~t eines .jodoformbildenden KSrpcrs abspaltet, ferner, dass die Abspaltung dieses K~rpers erst beffinnt~ wcnn die S~uremischung" sich durch Verdampfung welter coneentrirt hat. Die erste Fraction gesondert aufzufangen war auch datum nothwendig, weil der Dextrose ja sehr leicht yon der Darstellung her etwas Alkohol anhaften konnte und diescr Umstand zu T~uschungen hatte Veranlassung geben kSnnen.

Dcr im Destillirkolben gebliebene Riiekstand wurde mit

Wasser auf nngef~hr 300 ccm aufgefdllt, aufs Neue destillirt, wiederum 3 Fractioaen aufgcfangen und gesondert g'efallt.

Erste Fraction -~- 92 Gem 0,0262 Jodoform Zweite ,, = 90 , 0,0324 ,, Dritte ,, ~ 50 , 0,0355 ,,

zusammen 0,0941 Jodoform.

Der im Kolben gebliebene RUckstand wurde mit Wasser vcrsetzt und aufs b~eue destillirt. Erhaltenes Jodoform 0,072 g. Die Operation wurde noch 2 Mal wiederholt und dabei 0,0418 resp. 0,0480 Jodoform erhalten.

Daraus ergiebt sich, dass der Process der Abspaltung des aceton~hnlichen KSrpers sich ausserordentlich lang hinzieht. Es sei bei diescr Gelegenheit noch bemerkt, dass die Destillate aus den Zuckerarten stets wasserklar und farblos sind, yon schwach his m~ssig saurer Reaction, sehwachem, an gebrannten Zucker er- innernden Geruch. Die Destillation wurde hie soweit getrieben, dass es zu einer Verkohlung des Zuckers unter Entwicklung schwefliger S~ure kam. Addirt man s~mmtliche aus den 9 gr Trauben- zucker crhaltenenQuantit~ten Jodoform, so ergiebt sich Folgendes :

Es ist erhalten :

Bei der Destillation der Mischung selbst 0,0285 gr Jodoform Bei der ersten Wiederholung . . . . 0,0941 ,, , ,, , zweiten , 0,0720 ,, , ,, ,, dritten ,, . . . . 0,0418 ,, ,, ,, , vierten ~ . . . . . 0,0480 , , , ,

Im Ganzen . 0,2844 gr Jodoform.

Unter der Annahme, dass der jodoformbildende K~rper Aeeton

gleinet~e M{tthe~lungen physioioglsch-chemischen Inha[ts. 34~J

ist, wtirde dieses 0,0444 gr = 0,493 % des angewendsten Zuckers entsprechen.

Offsnbar war es nun nieht UberflUssig, zu untersuehen, ob auch schwiiehere LSsungen yon Traubenzucker die jodoformbil- dende Substanz liefern, da es sich im Ham doeh nnr um elnsn iiusserst geringen Gehalt an Kohlehydraten handelt. Es warden daher noeh folgende weitere Versuehe mit Traubenzueker an- gestellt.

II. 300 ccm 1 ~ TraubenzuckerlSsung mit 30 ccm Schwefels~iure destillirt. Das Destillat lieferte 0,0347 Jodoform.

1II. 300 ccm 1/2 ~ Traubenzucker]~sung mit 30 ccm Schwefels~iuro destillirt. Das Destillat gab Jodoform, jedoeh augenscheinlich iiusserst wenig. Der R(ickstand im Kolben wurde mit Wasser auf e~wa 300ccm auf- gefiillt und aufs Neue destillirt. Das Destillat gab reichlich Jodoform.

IT. 300 ccm 1/4O/oige L(isung yon Traubenzucker mit 30 ecru Schwefelsiiure destillirt. Das Destillat lieferte Jodoform, jedoch augenscheinllch sehr wenig. Es wurde nun ebenso verfahren, wie im vorigen Versuch. Das Destillat lieferte reichlich Jodoform.

Es ist also auch an sehr schwachen Traubsnzuckerliisungen die Bildung jodoformliefernder Sabstanz zn constatiren, abet dis- selbe bildet sich ~iusserst langsam.

B. V e r s u c h m i t R o h r z a c k e r .

300 ecru 3 ~ Lgsung mib 30 ccm Schwefelsiiure destillirt. Das Destillat gab reichlich Jodoform.

C. V e r s u c h e m i t L a e V u l o s e .

I. 300 ccm 1 o/oige LaevuloselSsung mit 10 ccm Schwefelsiiure destilllrt. Das Destillat giebt starke Jodoformreaction.

lI. 300 ccm 3~ LaevuloselSsung mit 20 ccm Sehwefels~ure destillirt, dann noch einmal mit Wasserzusatz destillirt. Erhaltenes Jodoform 07190gr.

III. 300 ecru 3 ~ Laevulosel6sung mit 20 ecru Schwefels~iure destillirt, dann noch zweimal nach Wasserzusatz destiltirt. Die H~lfte der gesammelten Destillate mit JodjodkaliumlSsung und Natronlauge versetzt. Erhaltenes Jodo- fo:'~n: 0,1453 • 2 = 0~912gr.

In den bisherigen Er(irterungen ist vielfach der Ktirze halber yon der Bildung yon Aceton aus Kohlehydraten gssproshen, wiih- rend thatsiichlich nur eonstafirt ist, dass die Destillate mit Jod- liisung und Natronlaage Jodoform lleferten. Nun ist es bekannt, dass disse Reaction eine sehr vieldeutige ist and es fragte sich, welehe Reaction sich sonst noeh fur dis Annahme geltend machen

E. I~flfiger, Arch iv f, Pt iysiologie. I~d. 5(;. ~

344 E. Sa, i k o w s k ; :

lasse, dass die Jodoformbildung aus den Destillaten in der That yon einem Gehalt an Aceton abhiingt. Ich habe diese Frage dutch einige Versuche zu beantworten gesucht. Die folgenden Angaben beziehen sich sFtmmtlich auf die Destillate, welche bei Verwen- dung yon 300 ccm 3procentiger Liisung' der Zuckcracten and 20 his 30 ccm concentrirter Schwefelsliure erhalten waren. Das Ver- halten aller dieser Destillate war dasselbe, sodass ich die Angaben generell machen kann, nut die Intensit~it der Reaction war etwas verschieden und zwar fielen die Reactionen mit dan aas Laevulose erhaltenen Destillaten am intensivsten aus.

Das Verhalten der Destillate.bei Anstellung der gebriiuchlichen Acetonproben war folgendes:

1. die R e y n o l d s - G u n n i n g ' s c h e Probe. - - Ehe ich auf die an den Destillaten erhaltenen Resultate eingehe~ seien cinige Bemerkungen hinsichtlich derselben vorausgeschiekt. H u I) P e r t 1) gibt ftir diese Probe folgende Vorschrift: ,,Man verf~ihrt nach G u n n i n g dabei so, dass man Sublimat mit alkoholischer Kali- l(isung fi~llt, die Fltissigkeit, welche auf Aceton untersucht werden soll, zusetzt, kr~iftig schtittelt und das Filtrat mit Schwefelammo- nium tiberschichtet. Bei Gegenwart yon Aceton entsteht an der Bertihrungsstelle ein sehwarzer Saum aus Quecksilbersulfid."

Beim Einkalten der G u n n in g'schen Vorschrift kann es sich nun leicht ereignen, dass die Probe bei geringem Aceton- gchalt negativ ausfiillt. Der Grund daftir ist, dass Quecksilber- sulfid in Natriumsulfid bezw. Kaliumsulfid , welches sick bildet, wenn man die alkalisehe Fltissigkeit mit Schwefelammonium vcrsetzt, bei gleichzeitiger Gegenwart yon tiberschtissigem Alkali 15slich ist. Dieses Verhalten i s t in der analytischen Chemie ganz bekannt. So heisst es bei F r es e n i u s, Qualitative Analyse, 15. Aufiage S. 176: ,,Sehwefelkalium und Schwefelnatrium neh- men es (se. das Queeksilbersulfid) bei Gegenwart yon etwas iitzen- dem Kali oder Natron vollst~indig auf."

Dass diese Ltislichkeit des Quecksilbersulfids unter den-ge- nannten Bedingungen in der That im Stande ist, einen Gehalt an Aceton zu verdecken, davon kann man sick leicht tiberzeugen, wenn man zu einer positiv ausgefallenen, beim Durchschtitteln ganz schwarz gewordenen Probe etwas Natronlauge hinzusetzt; die

1) Analyse des I-Iarns. 9. Aufl. S. 34.

Klelnere Mittheilungen physiologisch-chemischen Inhalts. 3~5

schwarze Fliissigkeit wird sotbrt hellgelb und klar, indem sich das Queeksilbersulfid aufl~ist. S~tuert man nunmehr die hellgelbe Fltis- sigkeit mit Salzsiiure an, so zeigt sieh neben der kusseheidung yon Schwefel stets schwarzes Queeksilbersulfid. Man vers~i'ume daher bei negativcm Ausfal[ der Probe nie, die Fltissigkeit nach- tr:,tglich mit Salzs:,ture anzusituern. Han wird dann h~iufig eine unzwoifclhaft positive Reaction erhalten, wiihrend dicselbe anfangs negativ war. Nimmt man statt der Mischung aus Quecksilber- chlorid und alkoholiseher Kalilauge frisch gef~tlltes, g u t ausge- waschenes Quecksilberoxyd, so wird diese Complication vermieden.

Selbstversti~ndlich ist die Reaction nur danu bewcisend, wenn die Fltissigkeit, welche auf Quecksilbel'gehalt geprtift werden soll, absolnt klar filtrirt und frci yon suspendirtem Quecksilberoxyd ist. Es ist nicht ttberfltissig, dieses zu bemerken, da das frischg'efNlte Quecksilberoxyd sehr leicht durch das Filter geht. Das geschieht noch leichter, wcnn man, abweichend yon der G u n ni n g'schen Vorschrift, statt d e r a 1 k o h o 1 i s e h e n Kali- odor Natronlauge w ~ t s s r i g e nimmt. Es ist mir nicht bekannt, ob G u n n i n g aus d i e s e m Grunde alkoholisches Kali an Stelle yon w~tssrigem cmpfohlen hat, dessen Anwendung an sieh ja viol niiher licgt. Thatsiiehlieh aber ha t d e r Alkohol den angegebenen Effect. Statt der alkoholischen Kali- odor Natronlauge, in der bckanntlich beim Aufbewahren Zcrsetzungen eintreten, empfiehlt es sieh tibrigens, Alkohol und Natronlauge anzuwenden.

Schr zweekmiissig ist es tibrigens auch, die.Probe in einer etwas anderen Form anzustellen, welehe tin direetes Urtheil dar- tiber g'ewi~hrt, wieviel Quecksilberoxyd sieh in der zu prtifenden Fltissigkeit auflSst. Anstatt, wic G u n n in g vorschreibt, die zu prtifende Fltissigkeit der alkoholischen Qneeksilberoxyd-Suspcnsion hinzuzusetzen, tropft man umgekehrt die alkoholische Qnecksilber- oxydsuspension in die zu prtifende Fltissigkeit hinein und sehtittelt gut dutch. Man crh',tlt dann oft einc ganz klare Fltissigkeit, die man direct auf Quecksilber prUfen kann, ohne dass eine Filtra- tion erforderlieh ist. Hat man zuviel Queeksilberoxyd hinzngesetzt, so Itisst sich dieser Febler oft dureh Zusatz eines wcitcren Quan- turns der zu prtifenden Fltissigkeit gerbessern. Auf die eine odor andere Art untersucht zeigten die Destillate ein betrgehtliches LS- sungsvermiigen flit Quecksilberoxyd.

2. Die Probe yon L e g a l - - Nitroprussidnatrium und Na-

346 E. S a l k o w s k i :

tronlauge, dann E s s i g s i i u r e - fiel in allen Fallen positiv aus, in manchen sogar ziemlich intensiv.

3. Die Fuchsinprobe yon C h au t a r d fiel gleiehfalls positiv ausl bei dem Destillat aus Rohrzucker trat allerdings erst nach einigem Stehen Rothf~irbung auf.

4. Die Probe mit Orthonitrobenzaldehyd und Natronlauge nach P e n z o l d t ( B a e y e r und D r e w s e n ) fiel negativ aus, was sich durch zu geringe Concentration der Destillate leicht erkl~rt.

Es ist nun abet wohl die Frage aufzuwerfen, ob selbst die Gesammtheit aller dieser Reactionen die Gegenwart yon Aceton beweist.

Von der Jodoform-Reaction ist es bekannt, dass sie sehr vieldeutig ist; die Fiihigkeit, Quecksilberoxyd zu 15sen, theilt mit dem Aceton der Aldehyd (Acetaldehyd), wit v. J a k s e h angegeben hat nnd icb lediglich bestiitigen kann. Ebenso gibt derselbe dis C h a u t a r d ' s e h e Fuchsinprobe. Nur beztiglieh der Reaction mit Nitroprussidnatrium~nd Natronlauge, dann Essigsiiure findet sich, soweit ich sehen kann, in der Literatur nirgends verzeiehnet, dass sie auch dem Aldehyd zuk0mmt. Dennoch ist, wie ieh reich tiber- zeugt habe, auch diese Reaction ftir das Aceton n i c h t charaeteristisch. Dieselbe Reaction geben aueh sehr dtinne w~ssrige L~isungen yon reinstem Aldehyd. Aueh diese Reaction ist also ftir Aceton nieht beweisend. Es mag sein, dass die Ntiance der Fiirbung beim Aeet- aldehyd eine e tw a s andere ist, wit bei Aceton, jedoch ist hier- auf kein Werth zu legen, da man doeh in Fltissigkeiten, in denen Aceton naehgewiesen werden soll, nieht immer die brillante Far- benentwicklung erhalten wird, welehe reines Aeeton liefert.

Die Gleiehartigkeit der Reaetlonen ftir Aceton und Aeetaldehyd kann bei der grossen Aehnliehkeit in der Constitution dieser KSr- per nicht tiberraschen. Ftir den Naehweis des Acetons folgt dar- aus, dass alle angegebenen Reactionen nur d a n n ftir hceton be- weisend sind, wenn sich die Gegenwart yon Acetaldehyd ausschlies- sen liisst.

Wie steht es~ damit im vorliegenden Falle? D e r Verdaeht, dass die Destillate Acetaldehyd enthalten

miichten, wurde zuerst rege gemacht dureh den eigenthtimlichen Verlauf der R e y n o 1 d s - G u n n i n g'sehen Probe.

Wenn man in der oben beschriebenen Weise das Destillat

Kleinere Mittheilungen physiologisch-chemischen Inhalts. 347

mit einigen Tropfen dcr alkalischen Queeksilberoxyd-Suspension versetzt und die Mare LSsung stehen l~isst, so trtib~ sic sich bald und nimmt eine grangelbliche Fiirbung an; nach li~ngerem Stehen tritt eine Kli~rung ein: es scheidet sieh ein grauer oder weisslich- grauer Riedersehlag aus, die dartiber stehende Fliissigkeit erscheint klar und gelb gefarbt. Ebenso verhalten sich die Filtrate, wenn man die Probe in der yon G u n n i n g angegebenen Weise mit Ueberschuss an Quecksilberoxyd anstellt. Die Trtibung und Grau-

�9 fiirbung beruht ohne Zweifel auf einer Reduction des Quecksilber- oxyd zu metallischem Quecksilber bezw. Queeksilberchlortir. Von dieser rcducirenden Wirkung ist bei reinem Aceton nichts zn be- merken. Es lag nicht fern, diese Reduction aufAldehyd zu be- ziehen. Angemessen verdtinnte L(isungen yon Acetaldehyd ver- hielten sich in der That ganz ebenso wie die Destillate. Sowohl bei den Aldehydl(isungen, als auch bei den Destillaten ist der Ver- lauf der Erseheinungen kein ganz eonstanter: bald tritt mehr die Gelbi~arbung, bald mehr die graue Trtibung in den Vordergrund. Diese Verschiedenheit in dem Verlauf der Reaction rtihrt davon her, dass an der Veriinderung der LSsung zwei Reaetionen be- theiligt sind, niimlich cinerseits die Reduction yon Quecksilberoxyd, andererseits die allm~hliche Bildung yon Aldehydharz durch die Einwirkung des in der L(isung vorhandenen Kali- oder Natron- hydrats.

In der That redueirten die Destillate auch SilberlSsung recht energisch. Versetzt man eine Probe des Destillates mit Ammoniak und Silbernitrat, so bleibt die Fltissigkeit unveriindert. Setzt man nunmehr 2qatronlauge h!nzu, so tritt schon in der Kiilte sehr schnell, fast momentan SchwarzF~rbung ein, beim Erw~irmen bildet sich ein gliinzender Silberspiegel. Ebenso gibt die T ol lens 'sche ammoniakalisch-alkalische SilberlSsung beim Eintropfen sehr bald Schwarzfiirbung.

Endlich fiirbt sieh auch das Destillat beim Erhitzen mit l~latronlauge gelb, eine Erscheinung, die man wohl als auf Bildung yon Aldehydharz beruhend deuten kann, wenn es auch nicht zu einer sichtbaren Ausseheidung yon Aldehydharz ikommt. Da Aldehyd bekanntlieh sehr fltichtig ist, so musste es, wenn die Destillate Aldehyd entbielten, leicht sein, dureh nochmalige Destillation er- heblich concentrirterc LSsungen zu erhalten. Dieses ist in tier That der Fall. Wenn man 250--300 ccm des Destillates nach leichtem

348 E. S a l k o w s k i :

Alkalisiren mit Natriumcarbonat nochmals destillirt und etwa die ersten 30 ccm ftir sich auffgngt, so giebt dieser erste Antheil alle Reactionen des Aldehyds in sehr versti~rktem Grade. Auffallend ist allcrdings, class auch die folgenden 100 eem des Destillates noch recht merklieh Silberoxyd redueiren. Controlversaehe mit verdttnnter, ganz schwaeh alkalisirter Aldehydltisung (1:3000) ver- hielten sieh abet rthnlieh: aueh hier enthiclten die ersten 30 cem (lurehaus nieht allen Aldehyd, die folgenden 100 ecru redueirten aueh noeh ganz erheblieh, wenn vielleicht aueh nieht so stark, wie die entspreehenden Antheile der Dcstillate aus Zueker.

Es sprieht also klles daftir, dass die aus den Zuckerarten erhaltenen Destillate Aldehyd enthalten, vielleieht direct Aeet- aldehyd. Da das Auftreten desselben in Beziehung auf den hier behandelten Gegenstand indessen nut yon nebensi~ehliehem Inter- esse ist, so babe ieh diese Frage nicht wetter vcrfolgt. Dagegen liegt keine Reaction vet, welehe zur Annahme yon Aeeton ntithigte. Man wird ktinftig jedenfalls mehr wie bisher daranf zu aehten haben, ob Destillate, in denen man geneigt ist, naeh den Reae- tionen Aeeton anzunchmen, nieht etwa Aldehyd enthalten nnd man wird d ie Gegenwart yon Aceton durch Reaetioncn nnr dann flit bewiesen halten kiSnnen, wenn die Gegenwart yon Aldehyd aus- gesehlossen ist.

Ftir den Naehweis des Aeetons im Harn dutch Destillation folgt jedenfalls, dass es unzulgssig ist, denselben zn dem Zwcek stark anznsauern nnd die Destillation welt zu treiben.

Auf die Frage, ob aueh die unter starkem Ansituern er- haltenen garndestillate Aeetaldehyd oder einen iihnliehen Aldehyd enthalten, bin ich nieht ngher eingegangen, da fur diesen noeh eine neue, schwer zu beseitigende Complieatiofi hinznkommt: die Harn- destillate 1) enthalten, wie naeh der positiven Reaction des Harns mit a-Naphtol and Sehwefelsgure (Mol iseh nnd v. U d r a n s k y ) als wahrseheinlieh anznnehmen war, meines Wissens abet znerst yon E b s t e i n bestimmt ausgesprochen ist, stets etwas Furfurol. Aueh das Furfurol gibt nattirlich die Silberreaetion der Aldehyde, bet Gegenwart yon Pnrfarol ist dieselbe also nicht mehr fUr die Er- kennung anderer Aldehyde zn verwerthen.

1) Aus angesguertem t-Iarn.

~lelnere M'ittheiiungen physiologisoh-chemJschen inhalts. 349

II, U e b e r d i e A n w e n d b a r k e i t d e s P i p e r a z i n s zu p h y s i o l o g i s e h - e h e m i s e h e n Z w e c k e n .

Dem im Handel unter dem Namen ,,Piperazin" gehenden Diaethylendiamin CaHloN2 kommt bekanntlich in hohem Maasse die Eigenschaft zu, Harnsliure zu 15sen. Von dieser Eigensehaft hat man zu Heilzwecken vielfaeh Anwendung gemaeht, dag'egen ist dieselbe ftir physiologiseh-chemische Untersuehungen meines Wissens nach nicht verwerthet worden, wiewohl st~rkere, etwa 10% ige PiperazinlSsung als L~Jsungsmittel far Harnsiture vor der Kali- oder Natronlauge manehe Vorztige hat. So l~tsst sich z. B. die PiperazinliJsung sehr zweckmfissig" benutzen zur mikroskopisehen Identifieirung yon Harnsi~urekrystallen. Man pflegt zu dem Zweek bekanntlieh dem mikroskopisehen Pr~iparat zuerst Natronlauge hinzuzusetzen, um die Harns:~iure in LSsung zu bringen and ~tls- dann Satzs~ure (oder Essigs~ure), welche die HarnsiJ.ure ill sehr charaeteristisehen Krystallformen zur Ausseheidung bringt. Die Natronlauge hat nun aber den Naehtheil, dass das entstehende harnsaure Natron im Uebersehuss der Natronlauge unlSslich ist. Die Harnsiiurekrystalle tiberziehen sigh daher nieht selten mit einer Krnsie yon harnsaurem Natron and die AufliJsung derselben erfolgt unvollst~ndig. Weir bequemer ist die Anwendung des Piperazins, da alas entstehende harnsaure Piperazin im Uebersehnss des Piperazins n i e h t unl(islich ist.

Da ich einmal mit der Anwendung' des Piperazins besch~tftigt war, lag fiir mich die Frage nahe, wie sich dasselbe zu einigen anderen sehwerlSslichen KSrpern des thierisehen 0rganismus, namentlieh den Xanthinbasen verhalte. Die Versuche warden in zweifaeher Anordnung angestellt: einerseits indem kleine Quan- tit~tten der betreffenden Substanz im Reagensglas mit Wasser er- wSrmt, dann, naehdem die Unliisliehkeit unter diesen Bedingungen constatirt war, Piperazin in Substanz hinzugeftigt wurde, anderer- skits, indem die betreffende Substanz direct mit stlirkerer Pipera- zinlSsung (7--8~ gelind erwiirmt wurde. D i e Resultate waren tibereinstimmend.

Beztiglich der Xanthinkiirper ergab sieh, dass sieh ausser der Harns~ture aueh Xanthin and Hypoxanthin mit Leiehtigkeit 15sen, Guanin dagegen nieht, Es ist bemerkenswerth, dass die beiden Xanthinkih'per, welehe wie die I-]arnshure 4 Atome N enthalten~

350 ~. S a i k d w s k l .

sieh der Harnsliure gleich verhalten, alas 5 Atome N enthaitende Guanin dagegen anders. Man sollte nun erwarten, dass auch das Theobromin als Dimethylxanthin und das Coge~n als Methyl- theobromin (Trimethylxanthin) sigh in Piperazinliisung leichtlSslich erweisen wtirden. Dem ist jedoch nicht so: sic l~sen sigh an- scheinend nicht leichter, wie in Wasser.

Weiterhin erwiesen sich auch Allantoin, Leuein und Tyrosin als leichter l(islich, wie in Wasser.

Als fast selbstversti~ndlieh ersGheint, dass sieh die in Wasser unlSslichen oder sehwerl~slichen Si~uren des Organismus in Pipe- razinlSsung leieht liisen, so die Hippursaure, Benzoesiiure, Asparagin- siiure, Kynurensi~ure, Cholsaure (Cholalsi~ure), Glyeochols~iurc, Palmitinsaure, Stearinsiiure, Oelsiiure. Fiir die Gallensi~uren gilt dasselbe, wie far die Harnsaure. Auch die LSsungen der gallen- sauren Salze werden dutch einen Ueberschuss yon Alkali getrttbt, bezw. ausgefiillt, beim l~iperazin ist das nicht der Fall, der Ueber- schuss wirkt nieht fiillend und es ist sehr leicht, ganz klare L~sungen herzustellen. Die L~sungen der Fettsauren in Piperazin- liisung erstarren beim Abktihlen nieht so leieht, wie die Alkali- seifen, namentlieh nieht die L(isung tier Palmitinsiiure und Oelsaure.

Indessen sind doch night alle Siiuren leieht 15slieh. So 15st sieh die Cyanursi~ure nieht, augenseheinlieh, weil sio mit dem Piperazin eine schwerlSsliche Verbindung bildet.

Versetzt man eine ganz sehwaeh alkaliseh reagirende L~sung yon hTatriumeyanurat~ welehe ca. 2 O/o Cyanursiiure 1) enthi~It, mit einer ziemlich concentrirten, neutral reagirenden LSsung yon salzsaurem Piperazin, welehe eine der Cyanursiiure etwas mehr als iiquimolecu- late Quantitiit Piperazin enthalt~ so scheidet sich sehr schnell ein reichlicher, aus kleinen ~adeln bestehender xNiedersehlag einer Ver- bindung yon Cyanursiiure mit Piperazin aus .

Man wird yon dem angegebenen verhalten des Piperazin hin und wieder vortheilhafte Anwendung machen kiinnen, z. B. vor- aussichtlich zur Trennung yon Harns~ure und Guanin, ferner bei FUtterungsversuchen, bei welchen es Sehwierigkeiten maeht, Harn- si~ure, Xanthin, Hypoxanthin~ Allantoin, selbst Tyrosin zur roll-

1) 2g Cyanursiiure mit 100ezra Wasser erwlirmt~ Natriumcarbonat- 15sung unter Umriihren vorsichtig hinzugetropft~ bis die Siiure sich gelSst hut und die LSsung neutral oder sehwach alkaliseh reagirt.

Kleinere Mittheilungen physiologisch-chemischen Inhalts. 351

stiindigen be,zw, auch nur gentigenden Resorption zu bringcn. Auch zu subcutanen Injectionen sind PiperazinlSsungen der genannten KSrper, sowie mancher der obe,n noe,h ausserdem angegebene,n voraussiehtlie,h sehr geeignet, ja se,lbst zur Einftihrung in das Gefiisssystem, da bei ihnen die, titzende Wirknng des sonst be- nutzten Alkalis in Fortfall kommt. Das Stadium der Allgemein- wirkungen mancher der als in Piperazin]Ssung 15slieh erwtthnte,n Verbindungen wiirde durch die Benntzung dieser L0slichkeit vor- aussie,htlich sehr erleichter~ werden.

III. Not iz f iber das d i a s t a t i s c h e F e r m e n t der Le,ber.

Die Arbeit yon M. B i a l : ,,Ueber die Beziehnngen des diastatischcn Fermentes des Blute,s und de,r Lymphe zur Zucker- bildung in der Leber" in Band 55 diese,s Archivs enthitlt e,ine Angabe fiber das diastatische Ferment de,r Lebe,r, zu we,lcher mir eine Bemerkung gcstattet sei.

B. sagt I. c. S. 448: ,,Dass abet in des Leber ein diastatisches Fe,rment enthalten

ist, zeigen in sehr iiberzeugender Weise die Versuche yon A r t h ~ s and H u be r (Arch. de physiol. 1892. p. 651). Diese,lben habe,n gefunden, dass sich durch Zuftigang yon Fluornatriam in Concen- tration yon 1% jegliche Zellthatigkeit aufheben l~tsst, dass dagegen die Wirksamkeit 10slicher Fermente hierdurch nicht beeinflusst wird. Legten sic nun Stilcke einer ausgewaschenen Leber in FluornatrinmlSsung, so beobae,hteten sic eine betr~tehtliche Zucker- bildung in dieser. Sic geben ferner an, dass diese mit Fluor- natrium bercite,tcn Leberextracte noch nae,h Woe.hen und M0naten die F~.thigkeit, Glycogen in Zucker umzuwandeln, besitzen."

Ferner 1. c. S. 468: ,Die, Umwandlung des Glycogens in Zucker erfolg't, wie

Cl. B e r n a r d angiebt and A r t h us und H u b e r be,wiesen haben, durch ein diastatisches Ferment."

Wenn Bia l einen so entseheidenden Werth auf die Versachs- anordnung der genannten Autoren legt und die iilteren Angaben, namentlich yon v. W i t t i c h , nach welchen man das Ferment durch Glycerin extrahiren kann, nicht fiir be,weisend htilt, dann giaube ich allerdings mehr Anspruch darauf zu haben, als Autor ftir das 10sliche Ferment angefiihrt zu werdcn, als A r t h u s u n d Hub e r, wie aus Folgende,m hervorgeht.

352 E. S a l k o w s k i :

Wie ich in einer Mittheilung in der Deutschen Medicinisehen Woehenschrift 1888, Nr. 16, ferner in einem Vortrag in der Berliner physiologisehen Gesellschaft am 5. April 18901) ausgefiihrt babe, besitzen wit in dem Chloroform in wiissriger LSsung ein ausgezeichnetes Mittel, um die Wirkung 15slither Fermente yon tier Wirkung organisirter Fermente und der Wirkung lebenden Protoplasmas tiberhaupt zu unterscheiden, da das Chloroform jede Protoplasmawirkung aufhebt, die Wirkung der Enzyme oder l~s- lichen Fermente abet bestehen l~sst.

Auf dieser, jetzt yon allen Seiten anerkannten, Eigenschaft des Chloroforms fussend, habe ich eine Reihe yon Digestionsversuehen angestellt, um die Wirknng der 15slichen Fermente der Gewebe, losgelSst yon tier Wirkung des Protoplasmas und geschtitzt vor der Wirkung der Mikroorganismen, zu studiren. Bet diesen Ver- suchen ist auch die Frage nach der Natur des diastatischen Ferments der Leber bertthrt worden. Es heisst in dieser Be- ziehung in der beztiglichen Arbeit (,,Ueber die Autodigestion der Organe." Zeitsehr. f. Klin. Med. Festsehrift zu Leyden's Jubil~tum. 1891. S. 90) mit Fortlassung des an dieser Stelle Unwesentlichen:

,,Einem eben dutch Verbluten getSdteten Kaninehen, welches 17 Stunden vor dem Tode 10g Rohrzucker in Wasser gelSst in den Magen erhalten hatte, wird die Leber entnommcn, nach Bc- seitigung der Gallenblase und der grossen Galleng~tnge zerhackt und zerrieben, 2 Antheile zu je 23gr abgewogen. Der eine An- theil mit 400 ecru Chloroformwasser in eine Flasehe gebracht (Hauptversuch A), der andere dutch Eintragen in siedendes Wasser sterilisirt, dann mit 440 ecru Chloroformwasser in eine Flasehe ge- braeht, beide Antheite 68 Stunden digerirt, dann filtrirt und naeh- ffewaschen. Der Auszug der Leber yon A ist hellgelb, vSllig klar, der Auszug B stark opalisirend. Beide Ausztige wurden einge- dampft, auf 100 ecru gebracht, dureh troekne Filter filtrirt.

Der Auszug enthi~lt bet A bet B Zucker . . . . . reichlich Spuren, Glycogen . . . . 0 reichlich.

Die qnantitativen Bestimmungen ergaben, bereehnet ftir 1000 gr Leber, im Itauptversueh 48,28 gr Zueker, im Controlversueh 3,65 gr.

Beztiglich des Glycogens best~tigt also der Versuch die ge-

1) Arch. f. Anat. und Physiol. Physiol. Abth. 1890. S. 554.

Kleinere Mitt heilungen physiologisch-chemischen Inhaits. 353

l~ufige Anschauung, dass die Umwandlung desselben in Zucker yon einem Enzym abh~ngt, im Gegensatz zu D a s t r e , weleher kUrzlich Zu dem Resultat gelangt ist, dass dieser Process yon dem Protoplasma der Leberzellen abh~ngt."

Ein Hinweis darauf, dass die Umwandlung des Glycogens durch ein 15sliches Ferment erfolgt, findet sieh auch schon in einer Mittheilung von mir im Centralblatt fiir die medic. Wissensch. 13S9. Nr. 13. S. 228. Es heisst daselbst:

,,Digerirt man feingehaekte' Leber frisch mit Chloroform- wasser, so geht des Glycogen vollst~ndig in Zucker ~iber."

I-Iieraus geht gleichfalls schon hervor, dass das Ferment, welches des Glycogen in Zucker Uberffihrt, ein 15sliches ist. Aller- dings ist an dieser Stelle die Bedeutung der mitgetbeilten That-

s a e h e nicht besonders hervorgehoben, jedoch geht sie aus der ~m Eingang der Mittheilung berichteten Wirkung des Chloroform- wassers auf Hefe unzweifelhaft hervor.

Dass ieh auf die Ausfiihrungen yon D a s t r e nicht n~her ein- gegangen bin, liegt einerseits daran, dass an beiden eitirten Stellen die Frage nach der INatur des Leberfermentes nicht im Vorder- grund stand, andererseits daran, dass die ungenUgende Beweiskraft tier Versuche yon D a s t r e auf der Hand liegt.

Wenn A r t h u s und H u b e r tibrigens Stiicke der Leber in die FluornatriumlSsung eingelegt haben, wie aus dem Citat yon B ia l hervorzugehen scheint - - ich habe die Original-Arbcit nicht zur H a n d - - s o sind d i ese Versuche nicht einmal ganz beweisend, denn es ist nicht wahrscheinlich, dass die FluornatriumlSsung die Leberstiicke ganz durehdringt, die MSglichkeit, dass im Innern tier Sttieke noch Protaplasmawirkung fortdauert, also nicht ausge- sehlossen.

Gegen meine Versuche kSnnte, soweit ieh sehe, nur der Ein- wand erhoben werden, dass die Zuckerbildung in der Leber unter den yon mir eingehaltenen Versnchsbedingungen yon dem yon R 5 h m a n n und B i a 1 entdeckten diastatisehen Ferment des Blutsernms abh~ngen kSnnte, da die Leber nicht ausgespritzt worden war. Doch kommt diesem Einwand wohl wenig Gewicht zu in Anbetraeht tier geringen Quantit~ten yon Blut, wetche in der ausgeschnittenen Leber des dnrch Verbluten getSdteten Thieres nur noch vorhanden sein k(innen und dem grossen Umfang der Zuekerbildung.

354 E. S ~ ] k o w s k i: Kleinere Mittheilungcn etc.

Vermuthlich sind Bi a l meine Angaben entgangen, was um so leichter geschehen konnte, als sie nur nebenher gemacht und in der Litteratur sehr zerstreut sind.

Uebrigens hat auch O. Nasse , nachdem ieh darauf hinge- wiesen hatte, wie vortrefflich das Chloroformwasser zur Aufsuchung yon Enzymen und zur Unterscheidung von den Wirkungen ge- formter Fermente geeignet sei, ziemlich gleichzeitig mit meinen ersten Angaben im Centralblatt und gleichfalls mit Hiilfe yon Chloroformwasser gefunden, dass die Zuckerbildung yon einem ungeformten Ferment abh~tng~ und seine Beobachtungen in einem Vortrage mitgetheilt 1).

Berichtigung. Yon Prof. J. Rich. Ewgld.

In meiner Abhandlung ,Ueber die Wirkung des galvanischen Stroms bei der Li~ngsdurchstriimung ganzer Wirbelthiere" (dieses Arch. Bd. 55. p. 606) ist ein sinnentstellender Schreibfehler stehen geblieben. In den Schlussfolgerungen mtissen unter •ummer 5 die beiden Worte antidrom und homodrom mit einander vertauscht werden. Wenn auch aus dem Inhalt der ganzen Arbeit, sowie aus

de r Parenthese hinter dem Worte antidrom ,(entgegen den bis- herigen Angaben) ~ hervorgeht, dass es sieh um einen lapsus ealami handelt, so wollte ich doch nicht verabsiiumen, dutch diese Zeilen etwaigen Missverstiindnissen vorzubeugen.

1) Rost6cker Zeitung. 1889. Nr. 105.